Ausgabe 2 2010 - DGUV Kinder, Kinder

Transcrição

Ausgabe 2 2010 - DGUV Kinder, Kinder
Ausgabe 2/2010
Kinder,Kinder
DGUV
50256
Die Zeitschrift für Sicherheit und Gesundheit in Kindertageseinrichtungen
Schwerpunkt
Kommunikation
Pädagogik
Zur Ruhe kommen
Verkehrssicherheit
Laufrad neu entdeckt
Foto: Katja Berghäuser
Editorial
Infos & Termine
… kurz und knapp …
Inhalt
Liebe Leserin, lieber Leser,
„Tue Gutes und rede darüber“ – mit diesem Slogan lässt sich
Öffentlichkeitsarbeit auf den Punkt bringen. In der Kita ist
Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit wichtig, damit wir
alle erreichen, die den Kitaalltag gestalten, auch die Eltern
und Kinder, die wir für unsere Kita begeistern wollen.
Externe Öffentlichkeitsarbeit richtet sich vor allem an Eltern
und Großeltern sowie an VertreterInnen von Ämtern, die
Interesse an der Kita haben. Hierfür können Flyer gestaltet,
eine Homepage eingerichtet und Presseartikel verfasst
werden.
Lesen Sie mehr zum Thema Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation in unserem Schwerpunkt auf den Seiten 4 bis 7.
Das Laufrad erfreut sich bei kleineren Kindern großer
Beliebtheit. Auf Seite 9 erfahren Sie mehr über die guten
und schlechten Seiten der kleinen Flitzer.
Kinder brauchen Ruhe und Stille. Die Montessoripädagogik
gibt hierfür einen Weg vor. Kinder, Kinder sprach darüber mit
Montessori-Expertin Ingeborg Becker-Textor, nachzulesen
im Interview auf den Seiten 10 bis 11.
Ich wünsche Ihnen beim Lesen viel Spaß und viele
Anregungen für die Praxis. Tun Sie Gutes – und vergessen
Sie nicht, auch darüber zu reden!
Viel Erfolg wünscht Ihnen
Infos & Termine
Schwerpunkt Kommunikation
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DGUV Kinder , Kinder 2/2010
4
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Interne Öffentlichkeitsarbeit – ein Muss für jede Kita
Knifflige Elterngespräche
Gesunde Ernährung
Verkehrssicherheit
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Laufrad neu entdeckt
Zur Ruhe kommen mit Maria Montessori
Naturwissenschaften
Wenn es zischt, knallt und brennt …
Verkehrssicherheit
Spiele für aufgeweckte Kinder Recht
Versicherter Ausreißer
Sicherheit
Unterweisen ist Chefsache
Ideenbörse
„Unser Projekt“: Erzählwerkstatt Drachengeschichten
Medientipps
Quellen: www.bgw-online.de > Pressezentrum > Pressearchiv > 2009
www.dguv.de > webcode d56867 > Fact Sheets > Unfallgeschehen von Kindern in
Tagesbetreuung 2008
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Sommerzeit ist Erdbeerzeit!
Gesundheit
Ulrike Fister
Leiterin der Fachgruppe Bildungswesen der Deutschen
Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) und Mitglied des
Redaktionsbeirats DGUV Kinder, Kinder.
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kurz und knapp
Pädagogik
Die Zahl der Arbeitsunfälle bei ErzieherInnen in Kitas privater Trägerschaft hat in
den letzten fünf Jahren um über 30 Prozent zugenommen. Das liegt nur zum Teil an
der ebenfalls gestiegenen Zahl der Beschäftigten. Auch im Bereich der öffentlichen
Kitas sind die Unfallzahlen bei den Beschäftigten leicht gestiegen. Ebenso bei den
Kindern: Waren es im Jahr 2000 noch rund 180.000, wurden 2008 rund 230.000
Kinderunfälle gemeldet. Zum Teil liegt das auch daran, dass die Kinder mehr Zeit
in der Kita verbringen und in einer längeren Zeitspanne mehr Unfälle geschehen.
Ursache vieler Unfälle sind Stolpern und Stürzen, Klemmen und Quetschen. Bei den
ErzieherInnen führen Unfälle an Fuß und Knöchel die Statistik an, bei den Kindern
ist meist der Kopf betroffen.
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Mit allen Sinnen durch den Kita-Tag
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Impressum
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Vorschau Kinder, Kinder 3/2010 (August)
„Risiko raus!“ heißt die große Kampagne der Deutschen
Gesetzlichen Unfallversicherung und ihrer Partner zur
Verkehrssicherheit. DGUV Kinder, Kinder rückt deshalb im
nächsten Heft die Verkehrserziehung in den Mittelpunkt. Wir
berichten aus einer Kita, die das Thema auf vielen Ebenen
umsetzt – ein Modell zum Nachahmen. Außerdem geplant:
ein Fachartikel zum Zusammenhang zwischen Gesundheit
und Lernen sowie ein Rechtsbeitrag zur Frage des Abholens
(Änderungen vorbehalten).
Fotos: Katja Berghäuser (2), fotolia/pmphoto
Fachleute unterscheiden interne und externe Öffentlichkeitsarbeit. Die interne Öffentlichkeitsarbeit richtet sich in
erster Linie an die MitarbeiterInnen. Alle sollen hinter dem
pädagogischen Konzept stehen und es mit Engagement
umsetzen. Die Abläufe in der Kita werden gemeinsam
festgelegt und für alle nachvollziehbar gestaltet. Als interne
Informationsquelle kann ein schwarzes Brett dienen.
Mehr Arbeitsunfälle in Kitas
Bilinguale Kitas
Gesund und lecker
Am 19. Juni 2010 findet in Magdeburg eine
Tagung zu zweisprachigen Kitas mit verschiedenen Workshops statt. Beispielsweise gibt es
Informationen zum Aufbau einer bilingualen
Kita sowie hilfreiche Tipps zum Spracherwerb
von Kindern mit Migrationshintergrund.
Veranstalter der Tagung sind die Universität
Magdeburg, die Hochschule MagdeburgStendal sowie der Verein für frühe Mehrsprachigkeit an Kindertageseinrichtungen
und Schulen (FMKS).
Die Ernährung von Kindern ist eine
Herausforderung: Das Essen muss
schmecken, gesund und kostengünstig sein sowie den gesetzlichen
Hygienevorschriften entsprechen.
Praktische Tipps und rechtliche
Bestimmungen für die Verpflegung
in Kitas und Schulkantinen hat der
aid-Infodienst auf der Website
www.aid-macht-schule.de
zusammengestellt.
Info: www.ovgu.de/elias
Anmeldung: www.fmks.eu
Info: www.aid-macht-schule.de
Mehr Tagesmütter
Immer mehr Eltern lassen ihre Kinder von
Tagesmüttern oder -vätern betreuen.
Laut Statistischem Bundesamt
wurde im März 2009 die Tagespflege für rund 99.000 Kinder mit
öffentlichen Mitteln von den Jugendämtern gefördert. Das waren 15
Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Insgesamt sind 38.700 Mütter
und Väter im Einsatz. Den
höchsten Anstieg gab es bei
der betreuten Gruppe der
unter Dreijährigen.
Quelle: Frankfurter Rundschau vom 29.10.2009
Knicklichter sind gefährlich
Seit 2005 steigen die Kinderunfälle mit
Knicklichtern, so der Giftnotruf Berlin.
Wurden im Jahr 2005 noch 105 Anfragen
dazu registriert, waren es 2008 bereits
393. Viele Kinder nehmen die Leuchtstäbe
in den Mund und beißen sie auf. Die darin
enthaltene Flüssigkeit brennt und reizt die
Schleimhäute.
Da dem Bundesinstitut für Risikobewertung
die genaue Zusammensetzung der Flüssigkeiten nicht vorliegt, sollten Knicklichter
generell nicht in der Reichweite von Kindern
aufbewahrt oder am besten ganz darauf
verzichtet werden.
Info: www.bfr.bund.de
DGUV Kinder , Kinder 2/2010
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Schwerpunkt Kommunikation
Kita!
Fotos: Frank Schuppelius
ein Muss
für jede
Eltern fragen nach der pädagogischen Konzeption einer Kita. Die Leiterin möchte mehr Teamgeist sehen und
der Träger mahnt die Transparenz an. Konzeption, Team, Transparenz – welcher Nutzen versteckt sich hinter
diesen Begriffen und was haben sie mit Öffentlichkeitsarbeit zu tun?
Ursprünglich versteht man unter Öffentlichkeitsarbeit die Pressearbeit
und Beziehungspflege. Ziel
einer professionellen
Öffentlichkeitsarbeit
in der Kita ist es,
zukünftige Eltern für
die Einrichtung zu interessieren, die Kita
bekannt zu machen, den Träger von der
Qualität zu überzeugen, MitarbeiterInnen
zu motivieren sowie bei allen Zielgruppen
Vertrauen zu wecken. Der Spruch „Tue
Gutes und rede darüber“ fasst die Maßnahmen zusammen.
Dabei gibt es interne und externe Öffentlichkeitsarbeit. Die externe Öffentlichkeitsarbeit richtet sich an die Zielgruppen,
die Kontakt mit der Kita aufnehmen:
Eltern, Großeltern, Bürger und Ämter.
Hierfür werden Presseartikel geschrieben,
eine Homepage oder Flyer gestaltet.
Damit es nicht zu „mehr Schein als Sein“
kommt, ist es wichtig, sich zuerst um die
interne Öffentlichkeitsarbeit zu kümmern.
Sonst kann es passieren, dass eine
Mutter, die ihr Kind aufgrund eines guten
Presseartikels anmelden will, beim ersten
Besuch enttäuscht wird.
Gut informiert
Die interne Öffentlichkeitsarbeit richtet
sich vorrangig an die eigenen MitarbeiterInnen und soll ihre Motivation und
Leistungsbereitschaft stärken. Engagierte
ErzieherInnen, die sich mit der Kita und
ihrem pädagogischen Profil identifizieren,
sind die beste Werbung. Dazu ist es
notwendig, allen dauerhaft einen
detaillierten Einblick in die pädagogische
Konzeption und die internen Abläufe,
Arbeitsprozesse und Besonderheiten zu
geben.
Nur wenn die ErzieherInnen Organisationsstrukturen und innerbetriebliche
Zusammenhänge kennen und verstanden
haben, können sie aktiv an deren Gestaltung mitwirken. Um die Strukturen und
Arbeitsprozesse transparent zu machen,
bietet es sich an, diese im Kita-Gebäude
durch Wanddokumentationen abzubilden.
Die MitarbeiterInnen prägen das
Gesicht der Kita.
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DGUV Kinder , Kinder 2/2010
Das gemeinsame Erarbeiten einer Konzeption stärkt das Team.
Für eine gute Zusammenarbeit im Team und
zur Förderung der internen Kommunikation
sind einige Maßnahmen unverzichtbar:
regelmäßige Teamsitzungen, verbindliche
Teamfreizeiten, Fortbildungen sowie ein
„schwarzes Brett“, das die MitarbeiterInnen
auf dem Laufenden hält.
Hand in Hand
Kompromissfindung. Damit dies nicht zur
Zerreißprobe wird, gilt es, systematisch
vorzugehen. Das Team sollte vor Beginn
der Konzeptionserarbeitung verbindlich
regeln, in welchen regelmäßigen Abständen und welcher Zeitdauer es sich mit den
einzelnen Schwerpunkten auseinandersetzen will.
Interne Öffentlichkeitsarbeit und Transparenz sind Voraussetzungen für Prozesse
der Teamentwicklung und für das Erarbeiten einer pädagogischen Konzeption. Es ist
wichtig, dass ErzieherInnen die Konzeption
als Grundlage ihrer täglichen pädagogischen Arbeit annehmen. Deshalb muss
sie vom gesamten Team erarbeitet und
fortgeschrieben werden. Nur so können
alle die Inhalte umsetzen und gegenüber
Eltern und anderen vertreten.
In der Konzeption werden unter dem
Schwerpunkt „Öffentlichkeitsarbeit“
weitere Methoden benannt, die die
eigene Arbeit für andere sichtbar machen.
Bewährt haben sich thematische Elternbriefe oder Kita-Zeitungen. Aushänge über
anstehende Teamfortbildungen zeigen
den Eltern, dass sich die ErzieherInnen mit
aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen auseinandersetzen.
Die Arbeit an der Konzeption ist somit hilfreich für die Teamentwicklung. ErzieherInnen kommen in den fachlichen Austausch,
verständigen sich über verschiedene
Auffassungen, finden Lösungen, die von
allen akzeptiert und umgesetzt werden. Es
geht dabei um die Auseinandersetzung mit
Konflikten, Kommunikation im Team und
Die pädagogische Konzeption einer Kita
ist ihr Aushängeschild, ihre Visitenkarte
und schlägt damit die Brücke zur externen
Öffentlichkeitsarbeit. Sie richtet sich an
verschiedene Zielgruppen: an die Eltern,
den Träger, das Jugendamt und weitere
interessierte Außenstehende wie Bürger
oder Vereine.
Konzeption als Visitenkarte
ErzieherInnen, die durch die Mitarbeit an
der pädagogischen Konzeption und eine
transparente Kommunikation im Team gut
informiert sind, sind in der Lage, akut auftretende Fragen von Eltern und Besuchern
konkret zu beantworten. Eltern fühlen
sich ernst genommen und berichten auch
anderen davon: Diese Mundpropaganda
ist eines der wichtigsten Mittel einer guten
Öffentlichkeitsarbeit. Sie prägt das Bild der
Kita in der Öffentlichkeit entscheidend mit.
Ute Bendt ist Dozentin, Kita-Fachberaterin
und Autorin.
www.ute-bendt.de
DGUV Kinder, Kinder
Service
Bendt, Ute/Erler, Claudia: Aus bewährter Praxis
die eigene Kita-Konzeption entwickeln, Verlag
an der Ruhr 2008, 19,50 €
Krenz, Armin: Konzeptionsentwicklung in
Kindertagesstätten – professionell, konkret,
qualitätsorientiert, Bildungsverlag EINS 2008,
19,90 €
Krenz, Armin: Professionelle Öffentlichkeitsarbeit in Kindertagesstätten, Bildungsverlag
EINS 2009, 24,90 €
DGUV Kinder , Kinder 2/2010
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Schwerpunkt: Kommunikation
Aktives Zuhören trägt zum Aufbau einer vertauensvollen Atmosphäre bei.
Foto: Frank Schuppelius
Heute wird sie davon profitieren, denn
die fast sechsjährige Tochter Lara hat
noch extreme Sprachdefizite, die nach
Einschätzung der Erzieherin nur durch
Logopädie-Stunden vor der Einschulung
aufgefangen werden könnten. Wenn nicht,
könnte die in der Nachbarschaft angesiedelte Sprachheilschule eine sinnvolle
Alternative sein.
Knifflige
Elterngespräche
Der offene Dialog zwischen ErzieherInnen und Eltern prägt
das Bild einer Kita entscheidend mit. Ideal ist es, wenn die
Kommunikation in beiden Richtungen gut funktioniert. Wichtig
für ErzieherInnen ist es deshalb, sich Gedanken über die eigene
Rolle und Methoden der Gesprächsführung zu machen.
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DGUV Kinder , Kinder 2/2010
Es wird von Seiten der Eltern ein sehr
emotionales Elterngespräch werden, dass
weiß Anja Baumann (Bezugserzieherin und
Gruppenleitung), doch sie ist gut vorbereitet.
Sie kennt die Familie mit ihren drei Kindern, von
denen zwei seit dem Umzug vor zwei Monaten
die Kita besuchen. Frau Baumann hat die kurze
Zeit genutzt und durch viele Gespräche einen
intensiven Kontakt zu den Eltern aufgebaut.
Ratschläge – nein danke!
In der Systemischen Beratung gilt der
Grundsatz: Jeder Mensch trägt die Lösung
seines Problems in sich. Manchmal bedarf
es einiger Impulse von außen, um diese
Lösungen zu finden.
Impulse geben ist aber etwas anderes als
Ratschläge erteilen. Wenn Sie als Erzieherin sagen: „Machen Sie es unbedingt
so!“, fallen den Eltern sicher Gründe ein,
Aber hierzu benötigt Lara aktive Eltern,
einen Sprachtest und eventuell einen Logo- warum das auf keinen Fall klappen kann.
pädieplatz. Was aber, wenn sich die Eltern Wenn die Maßnahmen dann tatsächlich
nach dem Gespräch dagegen entscheiden? erfolglos bleiben, heißt es: „Das haben
wir doch gleich gesagt.“ Solche Sätze
Die Rolle der Erzieherin
können Sie umgehen, indem Sie Impulse
ErzieherInnen geraten immer wieder in
geben und die Lösungsfindung den Eltern
solche oder ähnliche Situationen. Hierbei
überlassen.
stellt sich die Frage: Müssen sie die Eltern
dazu überreden, Fördermaßnahmen
Sprechen Sie dafür die Eltern als handelndurchzuführen? Die Antwort lautet: Nein,
de und denkende Personen an: Welche
denn die Verantwortung für die Kinder liegt Möglichkeiten sehen sie hier? Mögliche
bei den Eltern! Die Rolle der ErzieherIn ist
Alternativen aus meiner Sicht sind hier
in solchen Fällen eine beratende.
auch folgende – welche sind für sie die
passendsten? Solche Sätze signalisieren
ErzieherInnen können Vorschläge machen, ganz klar: Hier muss ich als Elternteil aktiv
Vorgehensweisen koordinieren, aber die
werden.
Entscheidung für Maßnahmen außerhalb
Aktives Zuhören als Türöffner
der Kita können sie den Eltern nicht
abnehmen. Ausnahme: akute Kindeswohl- Zum Aufbau einer vertrauensvollen
Atmosphäre trägt aktives Zuhören bei.
gefährdung – viele Einrichtungen haben
Die Gedanken und Empfindungen des
aber hierzu schon Maßnahmenkataloge
anderen werden dabei in eigenen Worten
entwickelt.
wiedergegeben. Erzieherin Anja Baumann
kennt diese Methode und setzt sie gezielt
Für Erzieherin Anja Baumann ist die
ein. Das Gespräch hat begonnen, die
wichtige Überlegung vor Gesprächen: Wer
Erzieherin beschreibt Lara mit ihren
hat hier das Grundproblem? Wer hat die
Folgeprobleme? Das Grundproblem haben Stärken und berichtet sachlich über ihre
Beobachtungen.
das Kind und die Eltern, denn letztendlich
müssen diese mit der Entscheidung
leben, auch wenn das Kind die Kita bereits Folgender Dialog könnte sich
entwickeln:
verlassen hat.
Vater: „Was glauben Sie eigentlich, wir
Ein mögliches Folgeproblem hat aber auch sind kaum in der Einrichtung, und Sie
behaupten, Lara hat deutliche Sprachprodie Erzieherin: Kann sie damit umgehen,
wenn sich die Eltern gegen eine Förderung bleme. Das können Sie doch in so kurzer
entscheiden? Letztendlich geht es hier um Zeit gar nicht wissen.“
Baumann: „Sie hätten gerne etwas
den Respekt vor den Entscheidungen der
anderes von mir gehört.“
Eltern. Die Eltern sind die Experten für ihre
Vater: „Ja, was glauben Sie denn? Meine
Kinder.
Lara kommt nach Kita-Schluss nach Hause,
kümmert sich rührend um ihre beiden
Geschwister, und Sie sagen, Lara kann
noch nicht alle Buchstaben sprechen.“
Baumann: „Sie freuen sich, dass ihre
Tochter so zuverlässig ist“.
Vater: „Ja, natürlich, meiner Frau ist sie
eine große Stütze, wenn ich unterwegs
bin.“
Baumann: „Sie haben ihre Kleine sehr lieb
und sind stolz auf sie.“
Vater: „Der letzte Kinderarzt hat da mal was
gesagt und unsere Nachbarin versteht Lara
so schlecht.“
Baumann: „Eigentlich machen Sie sich
auch Gedanken und wollen nur ihr Bestes.“
Vater: „Ich weiß ja auch nicht, wir kennen
hier doch niemand. Wo könnte ich Lara
denn testen lassen?“
Baumann: „Ich habe hier eine LogopädieListe unserer Stadt und die Adresse der
Sprachheilschule. Was glauben Sie, wäre
für Sie passend?“
So wie in diesem Beispiel könnte ein
Gespräch im Idealfall verlaufen. Wichtig ist
dabei, dass die Kommunikation zwischen
Eltern und ErzieherInnen regelmäßig
stattfindet und keine Seltenheit bleibt.
So bleibt man im Gespräch.
Die ErzieherInnen sind dadurch über aktuelle Entwicklungen zu Hause informiert,
und die Eltern merken, dass auch der Kita
die Entwicklung ihres Kindes am Herzen
liegt.
Melitta Vogel ist Systemische Beraterin und
Coach und bietet Seminare für Kommunikation, Konflikt- und Zeitmanagement.
www.MelittaVogel.de
DGUV Kinder, Kinder
Service
Gordon, Thomas: Die neue Familienkonferenz,
Heyne Verlag, 8,95 €
Groot-Wilken, Bernd / Warda, Leslie: Entwicklungsgespräche in Kindergarten und KiTa:
Vorbereiten, durchführen, dokumentieren,
Herder Verlag 2009, 14,95 €
DGUV Kinder , Kinder 2/2010
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Gesunde Ernährung
Verkehrssicherheit
Sommerzeit ist
Trainiert den Gleichgewichtssinn:
das Laufrad.
Erdbeerzeit!
Die rote Beere hat bei uns von Ende Mai bis Ende August Saison. Ein Erdbeertag im Kindergarten ist ein unvergessliches Erlebnis für die Kinder und nebenbei lernen die Kleinen eine regionale Frucht näher kennen.
Wo wachsen Erdbeeren?
• Falls der Kindergarten selbst Erdbeeren anbaut, ist es sinnvoll, dass die Kinder bei der Pflege und Ernte der Erdbeere mithelfen.
• Der Besuch eines Erdbeerbauern und
das Pflücken der Erdbeeren auf dem
Feld ist eine sinnvolle Erfahrung bei
fehlendem eigenem Nutzgarten.
Zum Pieksen und Wälzen:
1-1,5 kg Erdbeeren, 50 g Schokostreusel,
50 g gehackte Mandeln
Auf in die Küche! Die Milch bis auf einen
kleinen Teil erhitzen. Puddingpulver
mit der übrigen Milch mischen und in die
kochende Milch einrühren. Unter Rühren
aufkochen lassen, bis es zu binden beginnt.
Dann den Topf von der Herdplatte
nehmen. Den Zucker darüber streuen und
im geschlossenen Topf auskühlen lassen
(das Aufstreuen des Zuckers und das
Verschließen des Topfes verhindern die
Hautbildung). Den abgekühlten Pudding
mit dem Quark glatt rühren.
Die Erdbeeren waschen und putzen. Zu
große Beeren in mundgerechte Stücke
schneiden. Die Mandeln in einer beschichteten Pfanne ohne Zugabe von Fett rösten.
In einem tiefen Teller abkühlen lassen.
Ran an den Tisch! Die Pudding-QuarkMasse in einer großen Schüssel in die
Mitte des Tisches stellen. Schokostreusel
und Mandeln auf mehrere tiefe Tellerchen
verteilen. Jedes Kind bekommt eine
Plastikgabel oder ein -spießchen. Die
Erdbeeren den Kindern am besten schon
auf die Teller geben.
Los geht's! Jedes Kind spießt eine
seiner Erdbeeren auf, zieht sie durch die
Pudding-Quark-Masse und wälzt das
Ganze noch in den Mandeln oder in den
Schokostreuseln.
Mmmh – einfach lecker!
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DGUV Kinder , Kinder 2/2010
fr ad
auentdeckt
Lneu
Es ist nicht nötig, das Rad neu zu erfinden. Man muss es nur wieder
entdecken – so geschehen mit dem Laufrad!
Achtung! Es gibt Kinder, die keine Erdbeeren vertragen (Nahrungsmittelallergie).
Banane ist eine Alternative, die auch gut
schmeckt und einfach zu handhaben ist.
Marlein Auge ist Diplom-Oecotrophologin
und Fachjournalistin.
Als Höhepunkt des Erdbeertages dürfen die Kinder
beim Erdbeerfondue schlemmen.
Fotos: Katja Berghäuser
Mit Malvorlagen kann das Erlebte nachbereitet werden:
• durch Zeichnungen von Kirschen,
Erdbeeren und Johannisbeeren und jeweils einer Pflanze, einem Strauch und
einem Baum. Diese können die Kinder
passend zuordnen und anmalen.
• durch Zeichnungen mit verschiedenen
Obstsorten wie Erdbeere, Apfel, Orange,
Banane, Ananas, Birne. Die Kinder können sie anmalen und die heimischen
Obstsorten einkreisen.
• durch das Anmalen der Zeichnung
einer Erdbeerpflanze.
Erdbeerfondue
(für 8 bis 10 Kinder)
Für die Creme:
1/2 l Milch, 1 Päckchen Vanillepuddingpulver, 5 EL Zucker, 500 g Magerquark
Foto: fotolia/otisthewolf
Die meisten Kinder lieben Erdbeeren
und haben noch mehr Spaß mit der roten
Frucht, wenn Sie ihnen verraten, dass
es sich bei der Erdbeere nicht um eine
Beere, sondern um eine Nuss handelt. Die
grünen oder weißen Pünktchen sind ganz
kleine Nüsschen, die wie in Watte in das
süße Fruchtfleisch eingepackt sind.
Das Laufrad, 1817 von Karl Drais für
Erwachsene erfunden und Vorgänger des
Fahrrads, bietet viele Vorteile für die motorische Entwicklung von Kindern. Seit vor
fünf Jahren erste Modelle auf den Markt
kamen, sieht man die pedallosen Flitzer
für die Kleinsten immer häufiger.
Die große Nachfrage lässt Überlegungen
zur Nutzung und zum Risiko von
Laufrädern aufkommen: Da die Kinder
damit schnell vorwärtskommen, ist die
Unfallgefahr nicht zu unterschätzen.
Welche Voraussetzungen muss ein Laufrad erfüllen und wie viel Sicherheit bieten
die kleinen Rädchen?
DGUV Kinder, Kinder-Mitarbeiter Thomas
Toth hat Professor Volker Briese befragt,
der unter anderem als ehrenamtlicher
Fachberater für Verkehrspädagogik beim
ADFC Bundesverband tätig ist.
Herr Professor Briese, welche Vorteile
bringt ein Laufrad für die Entwicklung
eines Kindes?
Diese Räder sind das ideale Einstiegsfahrzeug für kleine Kinder, mit dem sie
fast alles für das richtige Radfahren lernen
können – außer ins Pedal zu treten.
Die vermeintlich wichtigen Stützräder
werden durch Laufräder überflüssig. Im
Übrigen lernen Kinder durch die Stützräder nicht richtig Radfahren, geraten
häufig in kritische Situationen, die sie
noch nicht bewältigen können.
Schon mancher Zweijährige kann Laufrad
fahren, weil das Körpergewicht vom Rad
getragen wird und sich das Kind nur mit
den Füßen abstoßen muss. Roller fahren
ist motorisch komplizierter: Hier lastet
das Körpergewicht beim Abstoßen auf
einem Bein, was viel schwieriger ist.
Fällt Laufradfahrern der Übergang zum
richtigen Fahrrad leichter?
Ja, denn das Kind lernt, das Gleichgewicht zu halten, kann selbst lenken
und weiß, wie es lenken muss, damit
das Rad nicht umkippt. Der Übergang
zum Zweirad gestaltet sich dadurch viel
einfacher. Das Kind fährt einfach los,
wie es das vom Laufradfahren gewohnt
ist, findet dann die Pedale und radelt so
weiter. Natürlich gibt es auch Kinder, die
wenig Lust haben, auf ein richtiges Rad
umzusteigen, weil sie mit ihrem Laufrad
so viel Spaß haben.
Welche Kriterien sollte ein sicheres
Laufrad erfüllen?
Auf jeden Fall ist das GS-Zeichen ein
wichtiges Qualitätsmerkmal. Außerdem
sollte die Sitzhöhe verstellbar sein. Ob
Metall oder Holz ist Geschmacksache.
Gute Holzmodelle sind etwas teurer
und betonen den Spielzeugcharakter.
Ein Laufrad ist ein Spielzeug und kein
Verkehrsmittel. Der Lenkereinschlag sollte
begrenzt und die Lenkerenden entschärft
werden. Ein Laufrad mit Scheibenrädern
kann das Verletzungsrisiko verringern,
weil sich die Kinder nicht in den Speichen
verfangen können.
Braucht ein Laufrad eine Bremse oder
eine Klingel?
Weder noch, da Kinder in diesem Alter
meistens noch nicht genügend Kraft
besitzen, um eine Bremse wirksam zu
betätigen. Eine Klingel kann beim Sturz
möglicherweise zu Verletzungen führen.
Wo können Kinder mit dem Laufrad üben?
Gelegentlich sehe ich Eltern auf dem
Fahrrad, die mit ihrem Kind auf dem
Laufrad zum Kindergarten fahren. Das
halte ich nicht für sinnvoll – der Transport
im Kindersitz oder Anhänger ist für kleine
Kinder im Straßenverkehr sicherer. Auf
Radwegen haben Laufräder nichts zu
suchen. Am besten bieten sich befestigte
Flächen, Parks oder verkehrsfreie Wege
an. Gefährlich sind vor allem Wege mit
Gefälle, weil die Räder dabei zu schnell
werden und sich nicht mehr kontrollieren
lassen. Eine etwas hastige Lenkbewegung
kann dann schnell zum Sturz führen.
DGUV Kinder, Kinder
Service
Die Broschüre Mobile Kinder – Tipps für Kinderfahrzeuge der Unfallkasse Nord und der
Aktion Das sichere Haus gibt einen Überblick.
Download: www.uk-nord.de > publikationen >
Als Stichwort „Mobile Kinder“ eingeben
DGUV Kinder , Kinder 2/2010
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Pädagogik
zur Ruhe kommen
Foto: Katja Berghäuser
mit Maria Montessori
Warum finden unsere Kinder keine Ruhe mehr? Pädagogische Fachkräfte und Eltern klagen zunehmend
über unkonzentrierte und laute Kinder. Lösungsansätze bietet hier die Pädagogik von Maria Montessori.
DGUV Kinder, Kinder befragte dazu Ingeborg Becker-Textor, Kitaspezialistin mit Montessoridiplom.
Frau Becker-Textor, was machen wir mit
den vielen auffälligen und aggressiven
Kindern?
Wir gehen hier häufig viel zu eilig vor und
suchen nach schnellen Lösungen. Es
werden Förderprogramme und Therapien
für die Kinder organisiert und Spiele und
Materialien angeschafft. Diese sollen
dann aus dem Störenfried ein stilles Kind
machen, das konzentriert Bilderbücher
betrachtet. Dieser blinde Aktionismus
funktioniert natürlich nicht, genauso wie
es auch keine Rezepte oder Übungen gibt,
die sofort weiterhelfen.
Was kann wirklich helfen?
Kinder zu Konzentration und Stille führen
heißt nach Maria Montessori, sie zu ihrer
„Mitte“ finden zu lassen und sie damit herauszulösen aus der Magie der Einflüsse
der unzähligen geheimen Miterzieher in
unserer Gesellschaft.
Täglich wird es mehr, was auf unsere Kinder einwirkt: Lärm, die Vielfalt der Medien,
Berichterstattung und Bilder über Gewalt
und Krieg, Unverständnis gegenüber den
Bedürfnissen von Kindern, Reizüberflutung und Armut. In diesem Spannungsfeld
müssen die Kinder Distanz gewinnen und
zu Selbsttätigkeit, Selbstentscheidung,
Konzentration und Stille finden.
Noch ganz versunken – Kinder finden im Spiel zu Konzentration und Stille.
10
DGUV Kinder , Kinder 2/2010
Wir Erwachsene sehnen uns nach Ruhe.
Ist die Stille für Kinder überhaupt wichtig?
Der Philosoph Sören Kierkegaard schrieb:
„Was immer Du erwirbst, erwirbst Du nur
in der Stille, und göttlich ist nur, was im
Schweigen geworden ist“. Dieses Zitat
klingt erstmal altmodisch. Aber ist es nicht
immer noch so, dass wir erst wenn wir zur
Ruhe kommen, Stille und Konzentration
erreichen, fähig sind, klare Gedanken zu
fassen und unser Kopf frei wird für Neues?
Wenn wir konzentriert bei einer Sache
bleiben können, dann finden wir leichter
und schneller zu adäquaten Lösungen.
Wie können Kinder zurück zu ihrer Mitte
finden und damit auch Stille erfahren?
Alle Kinder haben eine Art und Weise, die
Welt zu erfahren und mit ihr umzugehen:
das Spiel. Deshalb können und müssen
Kinder auch im Spiel Stille und Konzentration finden, dürfen nicht gestört werden,
wenn die Konzentration erreicht ist.
Und gerade hier ist das Problem: Wir
lassen den Kindern nicht genug Ruhe. Wir
glauben, dass wir sie verstärken müssen,
loben, ihnen zeigen, dass wir sehen, wie
konzentriert sie bei der Sache sind.
Beschreibt Montessori in ihren Büchern,
wie sich dieser Zustand der Stille und
Versenkung beim Kind entwickelt?
Ja, sie nennt drei Phasen beim Zustandekommen der Konzentration: erstens
die Phase der Vorbereitung, zweitens die
Phase der „großen Arbeit“ und drittens die
Phase der Verinnerlichung, der Lust und
der Freude.
Erkenne ich das durch Beobachtung? Was
tut das Kind in diesen einzelnen Phasen?
In der Phase der Vorbereitung wählt
es sich einen Arbeitsplatz und ein
bestimmtes Material aus. Vielleicht holt es
sich noch den Rat des Erwachsenen oder
versucht sich an einer Arbeit auf einer ihm
bereits vertrauten Stufe.
In der zweiten Phase der „großen Arbeit“
beschäftigt sich das Kind mit dem Material.
Es versucht, die Aufgabe zu lösen, die
es sich selbst in eigener Entscheidung
gestellt hat. Es erreicht höchste Konzentration – ohne Ermunterung durch uns
– und gelangt zu großer Anstrengung. Es
hat sich seine Aufgabe selbst ausgesucht
und ist hochmotiviert, diese auch zu
lösen. In der dritten Phase entwickelt das
Kind zusehends mehr Lust und Freude an
seinem Tun. Das ist für uns Erwachsene oft
unbegreiflich. Das Kind wiederholt eine
Aufgabe immer wieder, kennt die Lösung
und langweilt sich kein bisschen dabei. Es
hat nicht nur innere Zufriedenheit erlangt,
sondern auch zu Konzentration und Stille
gefunden. Es lässt sich bei seinem aktiven
Tun nicht stören.
Heißt das, die Erwachsenen sollten vor
allem nichts tun und das Kind in Ruhe
spielen lassen?
Konzentration und Stille gehen vom Kind
aus. Sie entstehen und wachsen von
selbst und nicht die Erwachsenen sind die
„Macher“ und Förderer.
Aber die Erwachsenen können etwas
tun: die Umgebung vorbereiten und gestalten, wie es Montessori immer wieder
ausgeführt hat. Zu dieser vorbereiteten
Umgebung gehört auch das Ändern des
Verhaltens: Wir sollten das Spielen der
Kinder beobachten ohne einzugreifen,
ihnen Zeit lassen für ihre Arbeit, auch
wenn es uns zu lange dauert.
„Kinder sind wie Uhren, man darf sie nicht
nur aufziehen, man muss sie auch gehen
lassen“, empfahl der Dichter Jean Paul
bereits im 18. Jahrhundert.
Wir dürfen ihre Ruhe und Konzentration
nicht stören oder unterbrechen. Wir
müssen uns in Geduld üben und eine Umgebung schaffen, in der die Kinder nicht
in Reizüberflutung und Lärm ertrinken:
Weniger ist mehr!
DGUV Kinder, Kinder
Service
Maier-Hauser, Heidi: Lieben, ermutigen,
loslassen – Erziehen nach Montessori,
Beltz Verlag 2001, 12,90 €
Becker-Textor, Ingeborg: Zehn Grundsätze
des Erziehens, Herder Verlag 2008, 8,95 €
DGUV Kinder , Kinder 2/2010
11
Naturwissenschaften
Experimentieren in der Kita
während der Workshops Hilfestellungen,
wie sie die Anforderungen der Bildungsprogramme für Naturwissenschaften
und Technik umsetzen und mit anderen
Themen wie Sprachentwicklung, Musik
oder Bewegung verbinden können“,
erläutert Zagel.
Wenn es zischt,
knallt und brennt...
Das Interesse an naturwissenschaftlichen Phänomenen zu fördern, ist Ziel der Stiftung „Haus der kleinen
Forscher“. Drei- bis Sechsjährige lernen spielerisch naturwissenschaftliche Zusammenhänge kennen.
Neugierde und Spaß führen die Kinder an
die Naturwissenschaften heran und vermitteln ihnen eine positive Einstellung. Die
meisten Kinder sind experimentierfreudig
und gehen vorurteilsfrei an wissenschaftliche Themen heran.
Die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“
möchte Naturwissenschaften und
technische Themen in den Kitas verankern
– auch die Bildungsvereinbarungen der
Länder schreiben das seit 2005 vor. Seit
vier Jahren sind die Mitarbeiter vom „Haus
der kleine Forscher“ aktiv. Die Stiftung
erreicht inzwischen rund 11.050 Kitas.
Workshops, die zum großen Teil aus
Experimenten mit Wasser, Luft und Feuer
bestehen. „Angst haben die Kinder nicht.
Unsere Experimente sind kindgerecht
und funktionieren mit Alltagsmaterialien
wie Strohhalmen, Spiegeln, Backpulver
oder ähnlichen Dingen“, betont Tanja
Zagel, stellvertretende Leiterin des Teams
Marketing und Kommunikation vom „Haus
der kleinen Forscher“. „Uns ist es wichtig,
den Kindern zu vermitteln, dass es kein
,falschʻ gibt – sie sollen ausprobieren und
entdecken.“
Gemeinsam experimentieren
Die Stiftung stellt verschiedene Angebote
zur Verfügung, an denen sich die ErzieherInnen orientieren können: Grundsätzlich
werden die Experimente immer gemeinsam mit den Kindern und ErzieherInnen
ausgewählt und dann auch im Ablauf
Jedes Kind soll nach seinen Neigungen,
Interessen und Begabungen chemische,
biologische und physikalische Phänomene
entdecken. Deshalb spricht die Stiftung
die ErzieherInnen an: Sie organisieren
Den Workshop planen
genau besprochen. Beispielsweise gibt
es den Versuch „Gefangenes Wasser“, bei
dem die Kinder lernen, was Luftdruck ist
und was er bewirkt. In einem anderen
Experiment erfahren sie, wie man Feuer
ohne Wasser löscht. Dafür werden Backpulver und Zitronensaft zusammengegeben, um Kohlendioxid (CO2) herzustellen.
Die Stiftung gibt auf ihrer Website
www.das-haus-der-kleinen-forscher.de
Anleitungen und Tipps zur sicheren
Durchführung der Experimente.
ErzieherInnen begeistern
Die Stiftung empfiehlt den ErzieherInnen,
mindestens an zwei eintägigen Workshops pro Jahr teilzunehmen. Damit soll
auch die Begeisterung der ErzieherInnen
für Naturwissenschaften und Technik geweckt werden, die diese dann mittelbar an
die Kinder weitergeben. „Wir leisten ihnen
Soziale und kognitive Fähigkeiten
Das pädagogische Konzept umfasst
Gruppenarbeit, aber auch individuelle
Erkundung und gemeinschaftliche Reflexion. Während des Workshops arbeiten
die Kinder zusammen, sie assistieren und
helfen sich. Der gemeinsame Bildungsprozess hat fünf Ziele:
• Neue Inhalte gemeinsam erarbeiten
• Verschiedene Perspektiven kennen
lernen
• Gemeinsam mit anderen
Probleme lösen
• Wissen erweitern
• Ideen austauschen
Dabei erlangen die Kinder soziale
Kompetenzen und setzen sich mit ihren
Gedanken, Meinungen und Einstellungen
auseinander. Durch das Experimentieren
DGUV Kinder , Kinder 2/2010
Auszeichnung
„Haus der kleinen Forscher“
Die Kitas, die kontinuierlich an den
Workshops teilnehmen, können sich
selbst zum „Haus der kleinen Forscher“
auszeichnen lassen und erhalten eine
Plakette sowie eine Urkunde für ihre
Einrichtung. Dazu sind folgende Voraussetzungen notwendig: Zunächst nehmen
die Kitas an einem Einführungs- und Vertiefungsworkshop teil. Dabei dokumentieren die ErzieherInnen mindestens 20
Experimente. Zusätzlich veranstalten und
dokumentieren sie selbst zwei Projekte.
Detaillierte Informationen erhalten die
ErzieherInnen bei den Workshops. Zudem
steht ihnen eine Netzwerk-KoordinatorIn
als Ansprechpartner zur Verfügung.
Diane Zachen ist Mitarbeiterin in der
Redaktion DGUV Kinder, Kinder.
Die Stiftung Haus der kleinen
Forscher gründet sich auf die HelmholtzGemeinschaft von McKinsey&Company,
Siemens-Stiftung und Dietmar-HoppStiftung. Mit einem „Musternetzwerk“,
bestehend aus 53 Berliner Pilot-Kitas,
wurde die Stiftung 2006 gegründet. Die
Pilot-Kitas existieren noch heute. Mit
ihnen werden neue Konzepte und Angebote erprobt. Gefördert wird die Stiftung
auch vom Bundesministerium für Bildung
und Forschung.
Info:
www.das-haus-der-kleinen-forscher.de
Ein ähnliches Ziel verfolgt die Bildungsinitiative Science Lab. Sie bietet ein
Kurssystem für Kinder zwischen vier und
zehn Jahren, das die Kinder altersgerecht
an naturwissenschaftliche Themen
heranführt. Inzwischen werden die
Science-Lab-Forscherkurse an über 70
Standorten in Deutschland angeboten.
Die Kinder tasten sich über Fragen an das
jeweilige Thema heran und beantworten
diese überwiegend durch Experimente.
Die Initiative hat unter anderem am
bayerischen Bildungsplan mitgearbeitet.
Info: www.science-lab.de
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12
werden nicht nur Neugierde und Begeisterung für naturwissenschaftliche und technische Phänomene gefördert, sondern
auch eine Reihe von Basiskompetenzen.
Dazu gehören zum Beispiel Lern- und
Sprachkompetenz sowie Feinmotorik.
28.10.2009 09:12:24
DGUV Kinder , Kinder 2/2010
13
Fotos: Stiftung Haus der kleinen Forscher
Konzentriert beobachten
die Kinder die Vorgänge beim
Experimentieren.
Recht
Verkehrssicherheit
Versicherter
Ausreißer
Im Rahmen der Präventionskampagne „Risiko raus!“ werden alle Verkehrsteilnehmer angesprochen – auch
Kinder. Eltern und ErzieherInnen legen bei den Kitakindern den Grundstein für ein sicheres und verantwortungsvolles Verhalten im Straßenverkehr – physisch wie psychisch. Dabei steht die altersgerechte
Vermittlung von Kompetenzen im Mittelpunkt. Um die Aufmerksamkeit der Kinder auf die aktive Teilnahme
am Straßenverker vorzubereiten, sollte die Wahrnehmung spielerisch gefördert werden. ErzieherInnen
können mit Gruppenspielen die Sinneswahrnehmung der Kinder schulen.
Stille Post für Pantomimen
Stoffpuppen
Die Kinder sitzen im Kreis, in der Mitte
eines mit verbundenen Augen – der
„Wächter“. Um den „Wächter“ herum
werden Gegenstände verteilt, die Geräusche erzeugen, zum Beispiel Rasseln,
Bohnensäckchen, Schlüssel, mit kleinen
Steinen gefüllte Pappschachteln oder
Seidenpapier – die „Schätze“ des
„Wächters“.
Die Kinder werden in Gruppen von 4-6
Kindern aufgeteilt. Alle Kinder bis auf eines
jeder Gruppe verlassen den Raum. Nach
Aufruf kommt jeweils ein Kind pro Gruppe
wieder dazu.
Die Kinder finden sich zu Paaren zusammen. Ein Kind liegt entspannt auf dem
Boden. Es stellt sich vor, sein Körper sei
entweder aus Holz oder aus Watte. Das
andere Kind muss durch die Bewegung
einzelner Körperteile des liegenden
Kindes herausfinden, ob diese aus
Watte oder aus Holz bestehen.
Die Kinder im Kreis müssen nun der
Reihe nach versuchen, einen der
„Schätze“ zu stehlen. Dabei sollen sie
sich so leise wie möglich anschleichen.
Die anderen Kinder müssen dabei sehr
still sein. Hat der Wächter einen Dieb
ertappt, werden die Rollen getauscht.
Das Kind der Gruppe, das im Raum
geblieben ist, spielt dem Neuankömmling
eine kurze pantomimische Szene vor, zum
Beispiel das Anziehen eines Schneeanzuges, das Aufpumpen eines Fahrradreifens
oder das Belegen einer Pizza.
Das Kind merkt sich die Bewegungsabfolge
und spielt diese dem nächsten Kind vor,
das in den Raum kommt. So geht es weiter,
bis das letzte Kind der Gruppe hineinkommt. Nachdem auch ihm die Szene
vorgespielt wurde, hat es die Aufgabe,
das Dargestellte zu benennen.
Wie aber sieht es mit dem Versicherungsschutz aus, wenn ein Kind eigenständig
und unbemerkt aus der Kita verschwindet
und sich auf den Nachhauseweg macht?
In dem zugrundeliegenden Fall ist ein
dreijähriges Kind aus der Kita verschwunden, das gewöhnlich um 16:15 Uhr von
seiner Großmutter aus dem Kindergarten
abgeholt und nach Hause gebracht wurde.
Dabei kann das liegende Kind auch variieren, zum Beispiel ein Arm aus Holz, die
Finger aber aus Watte. Das untersuchende
Kind muss möglichst viele Körperteile
untersuchen und herausfinden, ob sie
aus Holz oder Watte sind. Nach einer
Weile wird getauscht.
Am Unfalltag verließ das Kind den Kindergarten unerlaubt schon um 16 Uhr und
wurde eine halbe Stunde darauf schwerverletzt vor dem Hochhaus aufgefunden,
in dem es mit seiner Familie wohnte.
Offensichtlich war es aus einem Fenster
des Treppenhauses gestürzt.
Martin Kraft ist Mitarbeiter beim
Medien & Service-Center der Deutschen
Verkehrswacht.
Kein Wegeunfall
Illustration: Wiltrud Wagner
Im Straßenverkehr gilt erhöhte Wachsamkeit:
Dies kann in der Kita durch Spiele geübt werden.
14
DGUV Kinder , Kinder 2/2010
Foto: Eva Schmidt
Schatzräuber
Kinder in Kindertageseinrichtungen sind
grundsätzlich während des gesamten
Kita-Besuchs unfallversichert. Auch
auf dem Weg nach Hause besteht der
Versicherungsschutz. Der versicherte Nachhauseweg endet, sobald die
Türschwelle der Haustür überschritten wird.
Für den Unfallversicherungsschutz kam
es nun darauf an, ob der Aufenthalt
im eigenen Wohnhaus noch dem
Kindergartenbesuch zugerechnet werden
konnte. Das Kind hatte den Kindergarten
unerlaubt und unbeaufsichtigt verlassen.
Den Weg bis zum Wohnhaus bewältigte
es unfallfrei und gelangte in das Treppenhaus des mehrstöckigen Wohnhauses.
Somit schied ein Wegeunfall im Sinne der
gesetzlichen Unfallversicherung aus, weil
das Kind mit dem Passieren der Außenhaustür in einen Bereich gelangt war, der
außerhalb des versicherten Wegs liegt.
Dennoch bejahte das Gericht den Versicherungsschutz. Nach seiner Auffassung
lag ein versicherter Kindergartenunfall vor.
Was passiert, wenn ein Kind
sich eigenständig auf den Heimweg macht?
Obhutspflicht
Wird nämlich ein Kind vom Sorgeberechtigten in die Obhut eines Kindergartens
gegeben, entsteht für diesen eine entsprechende Obhutspflicht. Diese dauert so lange
an, bis das Kind die Einrichtung in erlaubter
Weise wieder verlässt.
Die Obhutspflicht endet erst, wenn das Kind
vom Sorgeberechtigten oder einer beauftragten Person in Empfang genommen wird
oder die Einrichtung mit Einverständnis
des Sorgeberechtigten ohne Begleitung
verlässt, weil es etwa bei seinem individuellen Entwicklungsstand bereits in der
Lage ist, den konkreten Heimweg allein zu
bewältigen.
in der Obhutspflicht des Kindergartens.
Deshalb befand es sich weiter im Verantwortungsbereichs der Einrichtung, obwohl
es sich räumlich von ihr entfernt hatte.
Im vorliegenden Fall war das Kind noch
nicht in die Obhut seiner Sorgeberechtigten gelangt und stand daher weiterhin
Elmar Lederer ist Geschäftsführer
des Bayerischen Gemeindeunfallversicherungsverbandes.
Ob eine Mitarbeiterin des Kindergartens
ein Verschulden an der Verletzung der
Obhutspflicht trifft, ist für das Fortbestehens des Unfallversicherungsschutzes
nicht entscheidend. Wie die Haftungsfrage geregelt ist und ob eine mögliche
Verletzung der Aufsichtspflicht vorliegt,
können Sie unserem nächsten Rechtsbeitrag in DGUV Kinder, Kinder 3/2010
lesen.
DGUV Kinder , Kinder 2/2010
15
Gesunde Ernährung
Sicherheit
Illustration: Michael Hüter
Wesentliche Themen der Erstunterweisung:
Unterweisen ist:
• Informieren über Gefahren
• Trainieren von Verhalten
• Anweisen von Verhalten
• Kontrollieren und gegebenenfalls sanktionieren von Fehlverhalten.
Deshalb ist die Unterweisung immer
Aufgabe der Führungskräfte.
Erstunterweisung Sicherheit
und Gesundheitsschutz
Wenn Mitarbeiter neu in die Einrichtung
kommen, müssen sie zu Beginn ihrer
Tätigkeit unterwiesen werden.
Durch diese Erstunterweisung werden die
Voraussetzungen dafür geschaffen, dass
sich die Beschäftigten von Beginn ihrer
Tätigkeit an sicher und gesundheitsförderlich verhalten können.
Zum anderen sollen sie befähigt werden,
mit plötzlich auftretenden Gefahrensituationen fertig zu werden.
Betriebliche Struktur des Arbeits- und
Gesundheitsschutzes
• Zuständigkeiten und Verantwortung
• Betriebliches Meldewesen (Unfälle, Gefahren und Mängel)
• Vorstellung der Fachkraft für Arbeits-
sicherheit, des Betriebarztes, der
Sicherheitsbeauftragten, der Ersthelfer
• Erklärung der Rettungs-, Verbots- und Gebotszeichen im Betrieb.
Brandschutz und Verhalten im Brandfall
• Freihalten von Flucht- und
Rettungswegen
• Löscheinrichtungen und Standorte
der Feuerlöscher
• Brandmeldung und Evakuierung
Erste Hilfe und Verhalten bei Unfällen
• die Abläufe bei einem Unfall
• Verbandskästen, Führen des
Verbandbuches
• Ersthelfer
• Unfallmeldung
• Durchgangsarzt
Die gesetzliche Unfallversicherung
• die für die Einrichtung zuständigen Unfallversicherungsträger
• die Aufgaben und Leistungen der Unfallversicherungsträger
Spezifische Gefährdungen der
jeweiligen Tätigkeit, zum Beispiel
Hygiene oder Trittsicherheit
Ulrike Fister ist Leiterin der Fachgruppe Bildungswesen der DGUV.
Birgit Waterstrat ist freiberufliche Dozentin und Beraterin.
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Besonderheiten beachten
Die im Kasten genannten Themen müssen
für die konkrete Gestaltung der Erstunterweisung entsprechend der betrieblichen
Gegebenheiten und Besonderheiten
aufbereitet werden.
Darüber hinaus sollten Führungskräfte bedenken, dass die neuen Mitarbeiter häufig
nur geringe Vorkenntnisse mitbringen oder
die betriebsspezifischen Arbeitsverfahren,
Regelungen oder gesund erhaltenden
Maßnahmen noch nicht kennen.
Unterweisen ist
Chefsache
Neue Kollegen oder Praktikanten sollen sicher und gesund ihre Arbeit verrichten können. Dazu müssen sie wissen, wann Gefahren für ihre Gesundheit bestehen, und wie der Betrieb diese Gefahren minimiert. Sie sollen
auch erfahren, wie sie sich selbst verhalten müssen, um für ihre eigene
Sicherheit zu sorgen. Das alles lernen sie in einer Unterweisung.
16
DGUV Kinder , Kinder 2/2010
Was heißt unterweisen?
In der betrieblichen Praxis wird häufig noch
der Begriff „Belehrung“ verwendet. Unterweisen ist jedoch mehr als „belehren“.
Nach Arbeitsschutzgesetz § 12 und BGV
A1 §4 beziehungsweise GUVV A1 §4 sind
grundsätzlich alle Einrichtungen und
Betriebe verpflichtet, ihre Mitarbeiter
über die mit ihrer Tätigkeit verbundenen
Gefährdungen und die Maßnahmen zu
ihrer Verhütung zu unterweisen.
In jeder Unterweisung sollte deshalb
genügend Zeit und Raum sein, um offene
Fragen zu diskutieren und zu beantworten.
Die Erstunterweisung dient lediglich
einem ersten Überblick über die betriebliche Gefährdung. Deshalb müssen die
einzelnen Themen und weitere in nachfolgenden Unterweisungen vertieft werden.
Die Führungskräfte sind verpflichtet,
die Mitarbeiter auch in der Folgezeit
regelmäßig über die betriebsspezifischen
Gefährdungen und die daraus abzuleitenden Maßnahmen zu unterweisen. Das
Spektrum der Themen ergibt sich aus der
Gefährdungsbeurteilung des jeweiligen
Betriebes.
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DGUV Kinder , Kinder 2/2010
17
Ideenbörse
„Unser Projekt“
Medientipps
Das kann ich nicht
Einige Kinder sprudelten sofort los – und
wir wären froh gewesen, Steno zu beherrschen – andere trauten sich diese Aufgabe
nicht zu: „Das kann ich nicht“. Doch mit
gezielten Fragen, zum Beispiel dazu, was
sie in der letzten Zeit erlebt haben oder was
sie gerne spielen, konnten sie ihre SchüchWir als Erzieherinnen hatten das Ziel,
ternheit überwinden, denn letztendlich hat
unsere Kinder zum Erzählen zu bewegen.
jedes Kind etwas zu erzählen.
Um einen Einstieg zu finden, haben wir den
Schönes Ergebnis: ein eigenes Buch
Nach dem Aufschreiben haben wir jedem
Kindern der Bärengruppe viele DrachenKind seine Geschichte vorgelesen. Sie
und Prinzessinnengeschichten vorgelesen.
Herausforderung angenommen, obwohl es
staunten über sich selbst und waren stolz
Dann waren sie selbst gefordert, sich kleine
auch für viele Eltern nicht einfach war. Wir
auf das, was sie erfunden hatten.
Storys zu Drachen, Burgen und Rittern aussind begeistert, wie kreativ und individuell
zudenken. Während des Erzählens haben
Lustige Raterunde
die Eltern diese Aufgabe umgesetzt haben.
wir die Geschichten aufgeschrieben.
In einem Sitzkreis haben wir alle GeSo wurden zum Beispiel Fortsetzungen
schichten vorgelesen, ohne zu verraten,
geschrieben und Bilder gemalt. Die Kinder
wer welche Geschichte erdacht hatte.
waren sehr stolz, wenn die Geschichten ihrer
Die Kinder sollten es erraten. Das war
Eltern vorgelesen wurden und sie zu Hause
sehr spannend und für jede Geschichte
vom Applaus und dem Lob der ganzen
gab es kräftigen Applaus.
Gruppe berichten konnten.
Dann überlegten wir uns passende ÜberProjekt für Generationen
schriften und jedes Kind malte zu seiner
Auch die Großeltern wollen wir mit einbeziehen.
Geschichte ein Bild. Jetzt hatten wir alles
zusammen: Noch einen Einband und fertig Am Großelternnachmittag können sie die
Geschichten ihrer Enkelkinder lesen, und
war das Drachengeschichtenbuch!
wer weiß, was noch passiert? Nicht ohne
Elternabend einmal anders
Hintergedanken halten wir einen weiteren
Beim nächsten Elternabend haben wir die
Bucheinband bereit.
Erwachsenen mit dem Buch überrascht.
Zu Anfang hatten wir nur das Ziel, die Kinder
Die Kinder waren voller Vorfreude. Alle
zum Erzählen zu bewegen. Jetzt ist es ein
behielten das Geheimnis für sich. Die
generationsübergreifendes Projekt geworden.
Eltern zeigten sich begeistert. Die Kinder
Für jede Familie bleibt eine schöne
hatten sich gewünscht, dass auch ihre
Erinnerung und vielleicht die Motivation,
Eltern erraten sollen, welche Geschichte
gemeinsam zu erzählen und Geschichten
von wem stammt. Doch damit nicht genug: zu erfinden.
An diesem Abend wurden auch die Eltern
Die ErzieherInnen haben
gebeten, in den nächsten Tagen eine
Anne Knewitz ist Erzieherin
die Geschichten der Kinder
Geschichte abzugeben. Sie haben die
im Kindergarten Appenheim.
aufgeschrieben.
Impressum
DGUV Kinder, Kinder erscheint vierteljährlich
Herausgeber: Deutsche Gesetzlichen Unfallversicherung
(DGUV), Mittelstr. 51, 10117 Berlin, www.dguv.de
Chefredaktion: Gregor Doepke (verantw.), DGUV Berlin
Redaktionsbeirat: Martin Buhl (Stadtverwaltung
Lüdenscheid), Ulrike Fister (DGUV), Andreas Kosel (Unfallkasse Rheinland-Pfalz), Dipl.-Psychologe Dr. Torsten Kunz
(Unfallkasse Hessen), Sabine Margraf (Kindertagesstätte
Große Lache, Wehrheim/Ts.), Angelika Röhr (Unfallkasse
NRW), Jörg Stojke (BGW), Thorsten Vent (Unfallkasse Nord)
Redaktion: Eva Schmidt (verantw. für den Verlag),
Diane Zachen
Redaktionsassistenz: Katja Berghäuser
E-Mail: [email protected]
18
DGUV Kinder , Kinder 2/2010
Verlag und Vertrieb: Universum Verlag GmbH,
Taunusstr.54, 65183 Wiesbaden,
vertretungsberechtigte Geschäftsführer Siegfried Pabst
und Frank-Ivo Lube.
Die Verlagsanschrift ist zugleich auch ladungsfähige
Anschrift für die im Impressum genannten Verantwortlichen und Vertretungsberechtigten.
Tel.: (0611) 9030-0, Fax: (0611) 9030-281
Anzeigen: Anne Prautsch, Tel.: (0611) 9030-246
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 5
Internet: www.universum.de, www.kiki-online.de
Herstellung: Alexandra Koch
Grafische Gestaltung: Konzept fünf, Offenbach
Druck: alpha print medien AG, Kleyerstr. 3, 64295 Darmstadt
Titelfoto: Frank Schuppelius
ISSN 1438 –5066
Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion.
Für mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge
wird lediglich die allgemeine presserechtliche Verantwortung übernommen.
Bestellungen: Annemarie Jung, Tel.: (0611) 90 30-264,
Fax: (0611) 9030-277, [email protected]
Bezugspreise:
Einzelpreis € 1,95 inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten,
Jahresabonnement € 7,80 inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten
Einem Teil der Auflage liegt eine Beilage einzelner
Unfallversicherungsträger bei.
Fotos: Kindergarten Appenheim
Phantasie ohne Grenzen: Unsere
Kitakinder aus Appenheim erfanden und erzählten ihre eigenen
Geschichten. Diese haben wir in
einem Buch zusammengestellt.
Reise ins Unbekannte
Wolle, ein kleiner Braunbär, darf erstmals
alleine die Bärenhöhle verlassen und einen
Spaziergang machen. Freudig und voller
Tatendrang macht er sich auf den Weg.
Dieses interaktive Buch mit seinen liebevollen
Illustrationen lässt die Kinder beim Vorlesen
mitmachen: Sie schnarchen und gähnen mit
dem kleinen Bären, schlürfen, schmatzen,
erschmecken sein Honigbrot auf der Zunge,
stampfen mit ihm durch den Wald und ahmen
„Schschsch…“ das Rauschen der Baumwipfel
im Wind nach.
Ganz nebenbei trainieren sie so phonetische
Fertigkeiten und ihre Feinmotorik – und haben
großen Spaß dabei!
Geeignet ist dieses Buch schon für die
kleineren Kitakinder ab zwei Jahren. Diese
können die einzelnen Laute manchmal zwar
noch nicht richtig nachahmen, haben aber
Freude beim Ausprobieren: Sprachförderung
mit Spaß!
Der Regenbogenfisch entdeckt die
Tiefsee ist ein zweisprachiges Vorlesebuch über Unbekanntes, Mut
und Hilfsbereitschaft.
Eine fremde Umgebung macht vielen
Angst: so auch in der Geschichte des
Regenbogenfisches. Er und sein Freund
schwimmen häufig zur Unterwasserklippe und fragen sich, was sie in
der Tiefe wohl erwarten würde. Eines
Tages verliert der Regenbogenfisch dort
seine letzte Glitzerflosse. Er möchte
sie unbedingt wiederhaben.
Auf dem Weg in die Tiefe entdeckt
er eine faszinierende Welt. Er trifft
einen Leuchtkalmar, der ihm beim
Suchen hilft. Gemeinsam begegnen sie
Quallen, einer Krake und anderen Tiefseebewohnern. Alle helfen zu suchen,
bis der kleine Laternenfisch die Flosse
findet. Die Geschichte zeigt, dass
aus Unbekanntem schnell Vertrautes
werden kann.
Die Illustrationen sind mit glitzernden
Details versehen und nehmen die
Kinder mit auf die Reise. Das Buch, inklusive Hörbuch, eignet sich vor allem
für bilinguale Kitas. Neben der Version
mit der englischen Sprache ist der
Titel auch auf Französisch, Griechisch,
Italienisch, Russisch, Spanisch und
Türkisch erhältlich.
Schmitz, Elisabeth: Wolle, der kleine
Braunbär, 2009, 8,50 €.
Weitere Infos und Bestellung:
Auf der Website der Autorin
www.bilderbuch-sprachförderung.de
oder bei der Druckerei
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Eva Schmidt ist Redakteurin
bei DGUV Kinder, Kinder.
Schreiben Sie uns! Wir sind gespannt auf Ihre
Meinung und freuen uns über jede Anregung.
Gerne beantworten wir auch Fragen zu Themen aus
Ihrem Berufsalltag mit Hilfe von Fachleuten.
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nicht: Schicken Sie uns Ihre Beiträge mit Fotos
und Bildern! Alle unter der Rubrik „Unser Projekt“
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Euro honoriert (bitte maximal eine DIN A4-Seite).
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Redaktion DGUV Kinder, Kinder
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65175 Wiesbaden
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kann die Geschichte als
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Der Regenbogenfisch
entdeckt die Tiefsee,
Nord Süd Verlag 2009, 15,95 E
Diane Zachen ist Mitarbeiterin in der
Redaktion DGUV Kinder, Kinder.
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Unsere Ohren werden täglich von einer Geräuscheflut überrollt.
Doch Hören, Wohlbefinden und Gesundheit stehen im engen
Zusammenhang. Dauerlärm wird schnell zu Stress und negativer
Stress belastet die Nerven. Die Folgen sind vielfältig und führen
auch zu Erschöpfungszuständen.
Umso wichtiger ist es, regelmäßig Ausgleich zu schaffen. Unsere beiden
Übungen verschaffen Ihren Ohren Ruhe und Ihnen Gelassenheit.
Dem eigenen Atem lauschen
Zeit:
morgens oder direkt nach der Arbeit
Dauer: circa fünf Minuten
Position: sitzend am Boden oder auf einem Stuhl, Augen geschlossen
Verschließen Sie zuerst locker Ihre beiden Ohren mit den Fingern
(Mittelfinger auf das Ohr und so den Gehörgang von außen verschließen).
Nun atmen Sie ganz in Ihrem Rhythmus durch die Nase ein und nach
einem kurzen Moment durch den Mund aus. Dann spüren Sie Ihrem
Atem nach. Genießen Sie die Langsamkeit. Lauschen Sie Ihrem Atem
und folgen Sie Ihrem eigenen Rhythmus.
Dem Klang in die Stille folgen
Dauer: pro Durchgang drei bis fünf Minuten
Position: sitzend
Material: Klangschale auf kleinem Kissen
Sie halten die Klangschale, schließen die Augen und lassen
sie einmal erklingen. Konzentrieren Sie sich auf diesen Klang
und folgen ihm in die Stille. Genießen Sie die Stille.
Übung dreimal langsam wiederholen.
Text: Gabriele Kubitschek; Illustrationen: Katrin Wolff
DGUV Kinder, Kinder
2/2010