Das Infoblatt - Das ifb

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Das Infoblatt - Das ifb
Geschwister
behinderter
Kinder
I N F O B L AT T
Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen
Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg
Zur schnelleren Orientierung, für welche Leserinnen
und Leser in welchem Alter uns die Bücher geeignet
erscheinen, verwenden wir folgende Symbole:
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☺ für kleine Kinder zum Vorlesen und zum ersten Selberlesen
für 7- bis 12-Jährige für 13- bis 17-Jährige für Eltern
für Fachleute
Damit Sie hier auch wirklich finden,
was Sie suchen
Hier sind Bücher verzeichnet, die Geschwisterbeziehungen,
Behinderungen, Krankheiten und die dadurch entstehenden
besonderen Situationen in Familien zum Thema haben Kinderbücher, Fachbücher, aber auch Romane. Dazu gestellt
haben wir Filmtipps. Denn in Stadtbüchereien und Videotheken
kann man Filme ausleihen, die man im Kino verpasst hat oder
die man vielleicht gern noch einmal sehen möchte. Und falls im
Fernsehen einer der hier genannten TV-Filme wiederholt werden
sollte, lohnt es sich, ihn anzuschauen oder aufzunehmen. Die
Anschriften der Institutionen, die Hilfen für Familien mit einem
behinderten oder chronisch kranken Kind anbieten und die Kurse
und Freizeiten für Geschwister veranstalten, sind am Schluss
noch einmal zusammengefasst worden.
Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Weil die
besondere Beziehung zwischen Geschwistern mit und ohne
Behinderung immer stärker von den Medien wahrgenommen
wird, gibt es ständig neue Beiträge dazu.
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Literatur
☺
Achilles, Ilse & Schliehe, Karin: Meine Schwester ist behindert.
20 Seiten, Bundesvereinigung Lebenshilfe
für Menschen mit geistiger Behinderung, Marburg 1991.
Hier erzählt ein Junge im Vorschulalter aus dem Alltag mit seiner behinderten
Schwester Sophie. Wie sehr er sich manchmal ärgert, wie genau er die Sorgen
seiner Eltern spürt und wie sich die Familie trotzdem gemeinsam freuen kann.
Klare Sprache, anschauliche Zeichnungen.
und Achilles, Ilse: ... und um mich kümmert sich keiner.
Die Situation der Geschwister behinderter Kinder.
230 Seiten, Ernst Reinhardt Verlag, München 2002.
Geschwisterbeziehungen prägen fürs Leben, besonders dann, wenn eine
Schwester oder ein Bruder behindert oder chronisch krank ist. Viel zu früh
müssen die anderen Kinder in der Familie dann Rücksicht und Verantwortung
übernehmen. Wie aus dieser Belastung Sozialkompetenz und Lebensmut entstehen kann, welche Kraftquellen es in diesen Beziehungen gibt, was Eltern
tun können, um ihre Kinder weder zu überfordern noch zu vernachlässigen,
wird in diesem Buch eindrucksvoll beschrieben.
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☺ für kleine Kinder zum Vorlesen und zum ersten Selberlesen
für 7- bis 12-Jährige für 13- bis 17-Jährige für Eltern
für Fachleute
Axelsson, Majgull: Aprilhexe.
512 Seiten, C. Bertelsmann, München 2000.
Die schwer behinderte Desirée lebt seit ihrer Kindheit in einem Heim für geistig behinderte Menschen. Doch sie ist eine hoch intelligente Frau und obwohl
sie weder gehen und sprechen kann, weiß sie die Welt auf ihre Art zu erkunden. Denn Desirée ist eine Aprilhexe. Sie hat die wundersame Fähigkeit, ihren
verkrüppelten Körper zu verlassen und sich zu bewegen, wohin sie will. In die
Welt ihrer drei Schwestern zum Beispiel, die von ihrer Existenz nichts wissen.
Bis jede von ihnen einen Brief bekommt, der sie zwingt, sich mit der
Vergangenheit auseinanderzusetzen. - Hier geht es um die Konkurrenz zwischen Frauen, um die Beziehung zwischen Müttern und Töchtern, die Liebe
unter Schwestern und die Ausgrenzung von Menschen, die anders sind. Ein
faszinierendes Buch!
Bank, Stephen P. und Still, Henry: Geschwister-Bindung.
282 Seiten, dtv, München 1994.
Das Buch enthält eine umfassende Untersuchung über die lebenslange
Beziehung zwischen Geschwistern und deren Bedeutung für die
Identitätsfindung. Ein kluger, allgemein verständlich geschriebener Leitfaden
mit zahlreichen Beispielen. Ein Kapitel beschäftigt sich auch mit behinderten
Geschwistern und ihrer Rolle in der Familie.
und Baßler, Margit und Schins, Marie Thérése (Hg.):
Warum gerade mein Bruder? 254 Seiten, Rowohlt, Reinbek 1992.
Wenn eines ihrer Kinder stirbt, übersehen Eltern in ihrem Schmerz allzu oft das
große Leid ihrer Töchter und Söhne. Oder sie erwarten eine andere Form der
Trauer, als dies Kindern und Jugendlichen möglich ist. In diesem sehr eindrucksvollen Buch berichten Mitarbeiterinnen des „Verwaiste Eltern Hamburg
e.V.“ ausführlich über ihre Erfahrungen mit Geschwistern, die sie im Rahmen
von Trauerseminaren betreuen. Jugendliche kommen in eigenen Texten zu
Wort. Eine wichtige Hilfe für Eltern und Kinder in dieser schweren Zeit des
Lebens.
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Dierks, Martina: Romeos Küsse. 303 Seiten, Altberliner Verlag, Berlin 2000.
Paula ist seit ihrer Geburt behindert. Sie hat ihre Arme und Beine nur schwer
unter Kontrolle. Das hindert sie nicht daran, von der ersten Liebe zu träumen
und von einem selbstständigen Leben. Ihre Sehnsüchte, aber auch ihre
Probleme unterscheiden sich nicht von denen ihrer nicht behinderten
Schwester Josie. Dennoch braucht Paulas Selbstbewusstsein einen Extra-Kick.
Den bekommt sie, als sie in einer Schultheater-Aufführung eine Rolle übernehmen kann. - Hier wird sehr gut dargestellt, was Mädchen in der Pubertät
fühlen und wie ein behindertes Mädchen damit zurechtkommt. Nicht
geschönt, spannend zu lesen.
Dierks, Martina: Die Rollstuhlprinzessin.
96 Seiten, Altberliner Verlag, Berlin 2000.
Kittys Eltern sind geschieden. Umso mehr freut sich Kitty auf einen Urlaub an
der Ostsee mit ihrer Mutter und ihrem Bruder. Denn eine Freundin der Mutter
soll mitkommen – und deren Tochter. Prima, eine Spielgefährtin, denkt Kitty.
Und ist rundum enttäuscht, als sie feststellt, dass das Mädchen behindert ist
und im Rollstuhl sitzt. Was soll man mit „so einer“ schon spielen? Kittys
Bruder kommt mit der Situation besser zurecht. Erst nach einer Reihe schwieriger Situationen können auch Kitty und die „Rollstuhlprinzessin“ Freundinnen
werden. Zwar geht es hier nicht um die Beziehung eines behinderten Kindes
zu seinen Geschwistern, doch die unterschiedliche Reaktion von Kitty und
ihrem Bruder macht deutlich, wie unterschiedlich die beiden mit Vorurteilen
umgehen. Sehr schönes Buch, besonders zum ersten Selberlesen.
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☺ für kleine Kinder zum Vorlesen und zum ersten Selberlesen
für 7- bis 12-Jährige für 13- bis 17-Jährige für Eltern
für Fachleute
Feth, Monika: Fee – Schwestern bleiben wir immer.
186 Seiten, Verlag Bertelsmann, München 1999.
Claire hat ihre Schwester Fee verloren. Mit vier Jahren erkrankte Fee an einer
unheilbaren Stoffwechselkrankheit und musste rund um die Uhr gepflegt werden. Mit 19 Jahren starb sie. Auf einer Motorradreise mit ihrem Freund ins
schottische Hochland beginnt Claire, den Tod der Schwester zu verarbeiten
und von ihr Abschied zu nehmen. Ein sehr ergreifendes Buch.
☺
Fox, Paula: Paul ohne Jacob. 106 Seiten, Verlag Sauerländer, Aarau 1997.
Täglich übt Paul, so zu tun, als gäbe es seinen durch das Down-Syndrom
behinderten Bruder Jacob gar nicht. Es ärgert ihn, dass seine Eltern nur Augen
für Jacob haben. Lediglich der Großvater versucht, in Paul positive Regungen
für seinen Bruder zu wecken, allerdings mit wenig Erfolg. Doch zu Pauls
Verblüffung ist Jacob allgemein beliebt - bei den Nachbarn, in den Läden. Da
bröckelt auch Pauls Widerstand. So keimt zwar zum Schluss ein Funken
Hoffnung auf, dennoch schildert die Geschichte hauptsächlich, wie groß die
Hürden für die Liebe zwischen zwei Brüdern sein kann, wenn die Eltern ihre
Zuwendung so einseitig auf ihr behindertes Kind richten. Sehr gute Lektüre für
Familien, um zu diesem Thema ins Gespräch zu kommen.
George, Elizabeth: Nie sollst du vergessen.
900 Seiten, Blanvalet, München 2001.
Gideon Davies ist ein bekannter Geiger. Eines Tages aber muss er von der
Bühne. Er kann keinen einzigen Ton mehr spielen. Mit Hilfe einer Psychiaterin
versucht Gideon, die Ursache für seine musikalische Amnesie zu finden. Dabei
gibt es Hinweise auf Gideons behinderte Schwester, die als Kleinkind starb –
oder ermordet wurde. Das umfangreiche Buch ist mehr als ein Krimi und raffinierter als ein Gesellschaftsroman. Es beschäftigt sich – allerdings in sehr
komplexer Handlung – mit Familiengeheimnissen.
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und Gorman, Jacquelin: Das Seh-Glas meines Bruders.
317 Seiten, Lübbe, Bergisch-Gladbach 2000.
Jackie ist Schriftstellerin, verheiratet, Mutter einer Tochter. Sie lebt in Florida.
Als sie an einem Augenleiden erkrankt, sich allein und hilflos fühlt, erinnert sie
sich an ihre Kindheit, an ihre drei Schwestern und an ihren autistischen Bruder
Robin. Sie durchlebt die Unsicherheiten und Probleme noch einmal. Jetzt wird
ihr Vieles verständlich, was ihr früher ein Rätsel war. Besonders eindrucksvoll
ist dieses Buch, weil es die Erinnerungen aus Sicht eines Kindes beschreibt
und weil es darüber hinaus die Ängste einer Patientin vor unbekannten
Therapien deutlich macht.
☺
Habermann-Horstmeier, Lotte: Karin und Max.
120 Seiten, Petaurus-Verlag, Saarbrücken 1999.
Karin ist zehn. Sie hat eine geistige Behinderung und bekommt epileptische
Anfälle. Ihr Bruder Max ist sieben und manches Mal muss er zurückstecken wegen Karin. Die liebevoll erzählten Geschichten aus dem Alltag der
Geschwister zeigen dennoch, dass das Leben mit einem behinderten
Menschen ganz normal sein kann. Die Leser erfahren viel über die Rivalität,
aber auch über das Zusammengehörigkeitsgefühl der Geschwister - und sie
lernen eine Menge über Entstehung, Diagnose und Therapie von Epilepsie.
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☺ für kleine Kinder zum Vorlesen und zum ersten Selberlesen
für 7- bis 12-Jährige für 13- bis 17-Jährige für Eltern
für Fachleute
Hackenberg, Waltraud: Die psychosoziale Situation von Geschwistern
behinderter Kinder. 269 Seiten, Edition Schindele, Heidelberg 1987.
Hier liegt die erste umfassende Studie zu diesem Thema vor. Die Autorin, eine
Wissenschaftlerin, hat Familienbeziehungen untersucht, Geschwister behinderter Kinder befragt und analysiert, in welcher Form die Behinderung verarbeitet
wird. Thema ist auch die Persönlichkeit der Eltern in Relation zu Art und
Schwere der Behinderung und zu ihrer sozio-ökonomischen Situation. Für alle,
die sich mit der Situation der Geschwister behinderter oder chronisch kranker
Kinder fachlich näher beschäftigen wollen, ist dieses facettenreiche Buch
Pflichtlektüre!
Hackenberg, Waltraud: Geschwister behinderter Kinder im Jugendalter
– Probleme und Verarbeitungsformen.
211 Seiten, Edition Marhold, Berlin 1992.
Aufbauend auf der Studie an jüngeren Kindern werden hier die Ergebnisse
einer Längsschnittuntersuchung veröffentlicht. Die Geschwister sind zum
Zeitpunkt der Befragung bereits im Jugendalter. In sehr differenzierter Weise
zeigt die Autorin, wo Risikokonstellationen im Familienalltag lauern und welche Ressourcen es gibt, um das Leben mit einem behinderten Geschwister
positiv gestalten zu können.
Hammesfahr, Petra: Der Puppengräber.
400 Seiten, Rowohlt Taschenbuchverlag, Reinbek 1999.
Der geistig behinderte Ben wächst auf dem Land in behüteten Verhältnissen
auf. Seine Schwestern sind zu Hause ausgezogen. Die Situation war für sie zu
schwierig. Denn Bens Mutter hat sich ganz auf ihren Sohn eingestellt. Sie
bewahrt ihn vor Anfeindungen, lässt ihm aber die Freiheit, im Wald und auf
den Feldern herumzustreunen. Doch der 22-Jährige mit dem Verstand eines
Kindes ist einigen Dorfbewohnern ein Dorn im Auge. Als im Sommer mehrere
junge Mädchen verschwinden, gerät Ben in Verdacht... Ein vielschichtiger
Krimi!
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Hammesfahr, Petra: Lukkas Erbe.
384 Seiten, Rowohlt Taschenbuchverlag, Reinbek 2000.
Das ist die Fortsetzung der Geschichte von Ben (siehe oben) und dem Verdacht
der Dorfbewohner, erzählt von der Kommissarin, die hinter Bens Geheimnis
kommen will.
Harel, Nira: Eine zuviel.
111 Seiten, Alibaba-Verlag, Frankfurt a.M. 1998.
Nach einer Fernsehsendung über behinderte Kinder beschließt Meravs Mutter,
ein solches, im Stich gelassenes Kind aufzunehmen. Ihre Angehörigen reagieren nicht gerade freundlich. Die junge Merav erzählt sehr offen von den widersprüchlichen Erfahrungen und Gefühlen einer Familie, die plötzlich ein Kind
mit Down Syndrom in ihrer Mitte hat.
☺
Hassenmüller, Heide: Kein Beinbruch.
115 Seiten, Verlag Ellermann, Hamburg 1999.
Der achtjährige Fußball-Fan Gerhard schämt sich für seine Zwillingsschwester
Jeanette. Sie ist geistig behindert, kann nicht sprechen und laufen wie andere.
Doch dann bricht sich Gerhard ein Bein. Im Krankenhaus denkt er viel über
seine Schwester nach. Und weil er mit dem Gipsbein auch so etwas wie
"behindert"ist, entwickelt er langsam mehr Verständnis für Jeanette. Ein im
Ton sehr angenehmes, lebensnahes Buch.
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☺ für kleine Kinder zum Vorlesen und zum ersten Selberlesen
für 7- bis 12-Jährige für 13- bis 17-Jährige für Eltern
für Fachleute
Jäckel, Karin: Mitleid? Nein danke!
194 Seiten, Meisinger Verlagsgruppe, München 1990.
Die Zwillingsschwestern Jesobel und Marion haben einen schweren Unfall.
Marion ist danach durch eine Hirnschädigung schwerstbehindert. Jesobel hat
Schuldgefühle ihrer Schwester gegenüber, so sehr, dass sie sogar versucht, die
Schwester in der Klinik zu töten, um sie vor einem behinderten Leben zu
bewahren. Der Alltag der Familie verändert sich, als Marion nach Hause
kommt. Die Sorge der Eltern richtet sich jetzt ganz auf die behinderte Tochter.
Schließlich gelingt es Jesobel, ihre Eltern zu überzeugen, Marion in eine RehaKlinik zu bringen, denn dort kann sie besser gefördert werden. Eine sehr
reflektierte, gut erzählte Geschichte.
und Jansen, Hanna: Der gestohlene Sommer.
190 Seiten, Thienemann, Stuttgart 2001.
Andis gibt gut Acht auf seine kleine behinderte Schwester Theresa. Das muss
er auch, denn die Mutter der beiden Kinder kommt mit ihrem Leben nicht
zurecht und trinkt mehr, als sie verträgt. In den Ferien am See trifft Andis eine
unkonventionelle, erfrischende Frau, die sofort guten Kontakt zu Theresa hat.
Andis’ Gefühlswelt gerät total durcheinander. Ein Buch, das die Zerrissenheit
eines Heranwachsenden sehr einfühlsam deutlich macht.
und Janssen, Kolet: Mein Bruder ist ein Orkan.
110 Seiten, Beltz-Verlag, Weinheim 1997.
Das Leben mit Andreas, einem autistischen Jungen, ist anstrengend für die
ganze Familie, auch wenn alle versuchen, die Verhaltensweisen des Jungen mit
Humor zu nehmen. Als die Eltern beschließen, den Jungen in ein Heim zu
geben, läuft seine Schwester Hannah mit ihm weg. Ein wunderbar geschriebenes Buch (aus dem Niederländischen übersetzt), das man immer weiter lesen
möchte.
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Jung, Mathias: Geschwister. Liebe, Hass, Annäherung.
294 Seiten, emu-Verlag, Lahnstein 2001.
Der Autor ist Psychotherapeut und Philosoph. Er bat Frauen und Männer, ihm
in Briefen über ihre Geschwisterbeziehungen zu berichten. 153 Menschen antworteten, gaben Auskunft über die Ambivalenz dieser Bindung, über
Verletzung und Versöhnung, die sie erlebt haben. Ein leicht lesbares Buch mit
vielen Beispielen, auch aus dem Leben von Prominenten, wie z. B. Lilli Palmer.
Zwar gibt es Kapitel zu den Themen Inzest und Tod, doch auf die Situation von
Menschen mit einem behinderten oder kranken Geschwister wird leider nicht
eingegangen.
und Kasten, Hartmut: Geschwister – Vorbilder, Rivalen, Vertraute.
192 Seiten, Ernst Reinhardt Verlag, München 2001.
Der Autor ist Familienforscher. Er erklärt, warum Erfahrungen, die Geschwister
machen, ihre Persönlichkeitsentwicklung und damit ihr ganzes späteres Leben
beeinflussen können. Faktoren wie die Position in der Geschwisterreihe spielen
dabei ebenso eine Rolle wie die Anzahl, das Geschlecht und der Altersabstand
der Geschwister. In einem speziellen Kapitel werden die besondere Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen mit behinderten Geschwistern, die
Chancen und Risiken ihrer Entwicklung beschrieben. Ein Sachbuch, aber überhaupt nicht trocken, sondern sehr gut zu lesen.
und Klagsbrun, Francine: Der Geschwisterkomplex. Ein Leben lang Liebe,
Haß, Rivalität und Versöhnung. 458 Seiten, Eichborn, Frankfurt 1992.
Mit der Akribie einer Verhaltensforscherin, der Sprache einer Literatin, der
Einsicht einer Psychotherapeutin und der Liebe einer Schwester untersucht
Francine Klagsbrun die vielfältigen Facetten der Geschwisterbeziehungen. In
dem Kapitel „Der bohrende Schmerz“ beschäftigt sie sich auch intensiv mit
Krankheit und Tod von Geschwistern. Ein wichtiges und spannendes Buch!
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☺ für kleine Kinder zum Vorlesen und zum ersten Selberlesen
für 7- bis 12-Jährige für 13- bis 17-Jährige für Eltern
für Fachleute
und und Knees, Charlotte und Winkelheide, Marlies:
... doch Geschwister sein dagegen sehr. Schicksal und Chancen der
Geschwister behinderter Menschen. 200 Seiten, Verlag Königs Furt, 2003.
Dieses Buch spricht aus, was Kinder und Jugendliche mit einem behinderten
Geschwisterkind häufig im Stillen denken. Es läßt sie anhand von authentischen Briefen und Texten zu Wort kommen und rückt ihre Fragestellungen in
den Mittelpunkt. Da die Autorinnen seit vielen Jahren Geschwister von
Menschen mit Behinderung betreuen, können sie konkrete und praxisnahe
Antworten geben. Außerdem stellen sie die neuesten Forschungsergebnisse
dar. So bieten sie einen umfassenden und aktuellen Ratgeber für alle, die
Kinder und Jugendliche in dieser besonderen Familienkonstellation liebevoll
begleiten und unterstützen möchten.
☺
Kremer, Susanne: Wir-Geschwister. 28 Seiten, Quirl Verlag, Göttingen 1997.
Dieses Buch soll den Dialog zwischen Geschwistern fördern. Mit Hilfe von
zwei Piktogrammen, nämlich Fußstapfen und Rollstuhl, und einfachen Sätzen
ermutigt es zur Auseinandersetzung mit Geschwisterthemen. In Familien,
Kindergärten und integrativen Klassen ist das Buch Anreiz und Auslöser,
Erlebnisse mitzuteilen, schmerzliche Erfahrungen anzusprechen und gemeinsam neue Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln.
und Laird, Elisabeth: Ben lacht.
177 Seiten, Verlag Oetinger, Hamburg 1991.
Anna, zwölf Jahre alt, wünscht sich nichts sehnlicher als einen Bruder. Doch
als ihr Bruder Ben geboren wird, geht alles so schnell, dass er zu Hause zur
Welt kommt. Ben ist nicht wie andere Babys, er ist behindert. Für Anna verändert sich ihr Leben von heute auf morgen, denn sie weiß, dass sie immer für
ihren Bruder dasein muss. Doch wie lange ist immer? Ein Buch, das zu wichtigen Diskussionen in der Familie anregt.
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Leite, Marcia: Good Luck, großer Bruder.
125 Seiten, Esslinger Verlag, Wien 1998.
Paulo und sein querschnittsgelähmter Bruder Luis leben in Sao Paulo. Als Paulo
zu seiner Freundin nach London zieht, bleibt Luis allein zurück. Wie er es
schafft, ohne Hilfe seines Bruders zurechtzukommen, wie er selbst eine
Freundin findet – das wird in einem anrührenden Briefwechsel der beiden
Brüder lebendig.
Lembcke, Marjaleena: Als die Steine noch Vögel waren.
109 Seiten, dtv, München 2000.
Der kleine finnische Junge Pekka ist verwachsen. Deshalb verbringt er seine
ersten beiden Lebensjahre in einer Klinik. Erst danach darf er zu seiner Familie
nach Hause. Seine Geschwister schließen ihn sofort ins Herz, denn Pekka ist
fröhlich und er liebt einfach alles - sein Bett, den Mond und auch die Steine,
weil sie seiner Meinung nach früher Vögel waren und fliegen konnten.
Schwierig wird es für ihn in der Schule und vor allem, als seine Familie
beschließt, nach Kanada auszuwandern. Ein sehr poetisches Buch, das mit
dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet wurde.
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☺ für kleine Kinder zum Vorlesen und zum ersten Selberlesen
für 7- bis 12-Jährige für 13- bis 17-Jährige für Eltern
für Fachleute
Lessing, Doris: Das fünfte Kind. 220 Seiten, btb Verlag, München 2001.
Bei allem Respekt vor der Autorin: ein ärgerliches Buch für alle sensiblen
Eltern und Geschwister behinderter oder chronisch kranker Kinder. Die Story:
Harriet und David, zwei eher schlichte Menschen, finden zueinander. Ihr Ziel
ist ein gemütliches Heim und viele Kinder. Ihr fünftes allerdings tritt schon
während der Schwangerschaft ständig seine Mutter und macht ihr das Leben
schwer. Ben, so heißt der kräftige Junge, ist auch danach nur gemein und rabiat. Er wird als Wechselbalg mit böse glimmenden Augen beschrieben, dessen
Bruder Weinanfälle bekommt, sobald Ben auftaucht. Und alle scheinen zufrieden, als Ben sich mit kriminellen Jugendlichen anfreundet und mit dieser Gang
schließlich verschwindet. Ein Buch - ganz ohne Verständnis für die Probleme
behinderter Kinder und Heranwachsender.
und Petri, Horst: Geschwister – Liebe und Rivalität.
218 Seiten, Kreuz Verlag, Zürich 1994.
Der Autor, Psychotherapeut und Professor mit Facharztausbildung für Kinderund Jugendpsychiatrie, sieht vor allem die wichtigen sozialen und psychisch
stützenden Seiten der „längsten Beziehung unseres Lebens“ (so der
Untertitel). Er begleitet ein erdachtes Geschwisterpaar, Lisa und Klaus, durch
die Phasen ihrer Beziehung, von den Kindheitstagen über die schwierige Zeit
der Pubertät, die Gründung eigener Familien bis ins Alter. Ein wichtiges Buch,
leider enthält es kein Kapitel zum Thema Behinderung!
Randsborg-Jenseg, Grete: Lieber Niemand.
253 Seiten, dtv, München 1997.
Karin ist 15, wie ihr Zwillingsbruder Kato. Doch Kato ist geistig behindert und
erfordert die ganze Aufmerksamkeit der Familie. Er und seine Schwester haben
eine enge Bindung zueinander. Als Karin sich zum ersten Mal verliebt, wird sie
das Gefühl nicht los, Kato dadurch im Stich zu lassen. Die Gedanken, die sie
sich macht, vertraut sie in Briefen einem imaginären "Niemand" an. Sehr
guter Lesestoff für heranwachsende Geschwister zwischen Schuldgefühlen und
dem Wunsch nach mehr persönlicher Freiheit.
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Schmidt, Heidi: Ausgerechnet Tobi!
137 Seiten, Brunnen Verlag, Gießen 2000.
Zwei in jeder Hinsicht extreme Außenseiter treffen aufeinander, kommen sich
näher und wandeln das Verhalten einer ganzen Dorfgemeinschaft zum
Positiven. Ausgerechnet Tobi, Hannas jüngerem Bruder mit Down-Syndrom,
gelingt es, mit der alten Frau Artus, die schon lange aus der Gesellschaft ausgeschlossen ist, Bekanntschaft zu schließen. Ein Buch, das zum Nachdenken
anregt und gleichzeitig gute Laune macht.
Schreiber-Wicke, Edith: Regenbogenkind.
63 Seiten, Verlag Thienemann, Stuttgart 2000.
Naomi ist ein Mädchen mit Down-Syndrom, ein Regenbogenkind, das
Heiterkeit und Liebe in die Welt bringt. Sie hat sich vorgenommen, dass jeder,
der ihr begegnet, darüber nachdenken soll, was wirklich wichtig ist im Leben.
So geht es um erste Liebe, um die Trennung von den Eltern und um andere
zwischenmenschliche Beziehungen. Voller Wärme geschrieben.
und Seifert, Monika: Geschwister in Familien mit geistig
behinderten Kindern. 127 Seiten, Klinkhardt-Verlag, Bad Heilbrunn 1989.
Die Autorin macht an Hand von Fallbeispielen Zusammenhänge zwischen der
Alltagswirklichkeit von Familien mit geistig behinderten Kindern und der
Lebenssituation und Persönlichkeitsentwicklung ihrer nicht behinderten
Geschwister deutlich. Ergänzt werden die authentischen Berichte von erwachsenen Geschwistern durch eine zusammenfassende Darstellung wichtiger
Forschungsergebnisse; dabei wird auch die angelsächsische Literatur berücksichtigt.
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☺ für kleine Kinder zum Vorlesen und zum ersten Selberlesen
für 7- bis 12-Jährige für 13- bis 17-Jährige für Eltern
für Fachleute
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Selbsthilfegruppe für Menschen mit Down-Syndrom und
ihre Freunde e.V.: Albin Jonathan, unser Bruder mit Down-Syndrom.
24 Seiten, Erlangen 1994.
Mit Albin kann man genau so spielen, lachen, toben wie mit jedem kleinen
Bruder – das finden seine Geschwister. Und hübsche Fotos beweisen das. Sie
zeigen Albin beim Schwimmen, im Sportverein, mit dem Opa auf dem
Jahrmarkt. Nicht verschwiegen wird, dass Albin manchmal auch stört, zum
Beispiel bei den Hausaufgaben. Aber da hat sich die Mama etwas einfallen
lassen. Das Buch eignet sich sehr gut, um mit Kindern über das DownSyndrom zu sprechen.
Tashjian, Janet: Tage mit Eddie. 172 Seiten, Dressler-Verlag, Hamburg 1999.
Tru ist ein moderner amerikanischer Teenager. Sie träumt von einer eigenen
TV-Show und bewirbt sich mit einem eigenen Film beim Fernsehen, denn sie
kennt sich aus mit den neuen Medien. Das Internet nützt sie hauptsächlich
dazu, um Therapien für ihren behinderten Zwillingsbruder Eddie zu finden.
Schließlich erkennt sie, dass sie ihm am besten hilft, wenn sie bleibt, was sie
ist: seine Schwester, die gern mit ihm zusammen ist. Eine erfrischend erzählte
Geschichte voller Witz und Selbstironie.
van Lieshout, Ted: Bruder. 173 Seiten, Middelhauve-Verlag, München 1998.
Seit einem halben Jahr ist Marius schon tot. An dem Tag, an dem er 15 Jahre
alt geworden wäre, räumt seine Mutter sein Zimmer endgültig leer. Und Luuk,
Marius´Bruder, findet dessen Tagebuch und liest darin. In der Rückschau werden die ersten Symptome der tückischen Krankheit sichtbar und Marius´ viele
vergebliche Versuche, mit dem Bruder ins Gespräch zu kommen. Es stellt sich
zudem heraus, dass sich beide Brüder mit demselben Problem, der
Homosexualität, herumgeschlagen haben. Ein vielschichtiges, ungewöhnliches
Buch, das zu den schönsten Jugendbüchern gehört und mit dem Deutschen
Jugendliteraturpreis 1999 ausgezeichnet wurde.
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☺
und Waldorf, Siegfried und Friedrich, Christine: Ich will auch Geschenke!
32 Seiten, Deutsche Leukämie-Forschungshilfe, Bonn 2001.
Diese liebevoll gemachte Broschüre wendet sich an alle Menschen, die den
Geschwistern schwerkranker, vor allem krebskranker Kinder im Umgang mit
ihren Problemen helfen können. Besonders gelungen ist das kleine ComicHeft, in dem Geschwistern die spezielle Situation zu Hause und im
Krankenhaus erklärt wird. Wichtig sind auch die Hinweise für Lehrer und das
Krankenhauspersonal zum richtigen Umgang mit den Geschwistern kranker
Kinder.
und Welsh, Renate: Drachenflügel.
125 Seiten, Nagel & Kimche, Frauenfeld 1988.
In Annes Flötenklasse ist eine neue Schülerin eingetreten: Lea. Die scheue
Anne versteht sich gut mit ihr. Bis zu dem Tag, als sich Anne verspätet und
Lea sagen hört: „Welche Anne? Die mit dem behinderten Bruder?“ Damit
beginnen die Probleme, denn Anne fühlt sich verraten. Es dauert lange,
bis sie versteht, dass der Satz nicht abfällig gemeint war, sondern lediglich die
Realität beschreiben sollte. Ein besinnliches Buch über eine MädchenFreundschaft.
und Wiese, Anja: Um Kinder trauern.
Eltern und Geschwister begegnen dem Tod.
158 Seiten, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2002.
Wenn ein Kind stirbt, ist das nicht nur für die Eltern, sondern auch für die
Geschwister eine Krise, die das Familiengefüge völlig aus der Bahn wirft. Die
Autorin, eine erfahrene Trauerbegleiterin, hat eins ihrer vier Kinder durch
Leukämie verloren. Man spürt ihrem Buch, in dem mehrere sehr engagierte
Autoren zu Wort kommen, die eigene Betroffenheit an.
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☺ für kleine Kinder zum Vorlesen und zum ersten Selberlesen
für 7- bis 12-Jährige für 13- bis 17-Jährige für Eltern
für Fachleute
und Willis Holt, Kimberley: Vollmondtage.
206 Seiten, Altberliner Verlag, Berlin 1999.
Hier geht es nicht um die Behinderung eines Geschwisters, sondern um
"langsame" Eltern. Das Mädchen Tiger ist nicht schön, aber blitzgescheit und
irgendwann schämt sie sich ihrer Eltern. Als die Grossmutter, Tigers Vertraute,
stirbt, muss Tiger sich entscheiden. Soll sie in die Großstadt zu ihrer eleganten
Tante ziehen oder bei ihren Eltern bleiben? - Hier geht es ums erwachsen werden und sich selber finden.
Tarr, Irmtraud: Mit beiden Beinen fest im Himmel.
Liebeserklärung an meinen behinderten Bruder.
188 Seiten, Freiburg im Breisgau u.a.: Herder, 2003.
Ein Anruf stellt Irmtraud Tarrs Leben auf den Kopf: Gernot. Mit 20 Jahren hat
er bei einem Fahrradunfall ein Hirntrauma erlitten. Seitdem ist er geistig
behindert. Als seine Ehe zerbricht, weiß er nicht mehr weiter. „Komm zu uns“,
sagt seine Schwester. Damit beginnt ein neuer Lebensabschnitt für sie und
ihren Mann. Gernot wirbelt ihren Alltag durcheinander – mit seinen
Eskapaden und mit seinen erstaunlich weisen Einsichten. Eine Geschichte zum
Weinen und Lachen – und voller Zuversicht.
und Gemmel, Stefan: Rolfs Geheimnis
Und wir dachten alle immer, der spinnt nur. 75 Seiten, Zweihorn Edition, 2004.
Als Sebastian in eine neue Stadt kommt, findet er schnell Freunde: Phillip, Max
und Ina. Ebenso schnell nimmt er aber auch deren Vorurteile an, vor allem das
gegen den Außenseiter Rolf. Auf Anraten der drei hält sich Sebastian von ihm
fern. Erst als Rolf ihm überraschend aus der Klemme hilft, beschließt
Sebastian, selbst herauszubekommen, was an den Gerüchten über Rolf dran
ist. Und nachdem er Rolfs Geheimnis entdeckt hat, muss Sebastian erkennen,
dass Rolf mehr Mut hat als alle anderen zusammen. Nun gilt es, das den
anderen verständlich zu machen. Eine Geschichte über Vorurteile und
Zivilcourage. Und darüber, dass die Behinderung eines Familienmitglieds die
ganze Familie im Leben behindert.
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Spielfilme
Jenseits der Stille
Deutschland 1996, Regie: Caroline Link
Laras Eltern sind gehörlos. Wenn die Lehrerin das Ehepaar einbestellt, um über
die schulischen Leistungen der Tochter zu klagen oder wenn die Eltern einen
Termin bei der Bank haben, muss Lara dolmetschen. So wie andere Kinder
heimliche Laster, verbotene Idole, verschwiegene Freundschaften haben, so hat
Lara ihre Klarinette, die ihr die Tante geschenkt hat. Die Töne tragen sie weg
aus dem Reich der Stille, der Gebärdensprache, der wortlosen Spiele. Der Vater
aber kann das Instrument, aus dem die Klänge kommen, nicht leiden, weil es
ihn an sein eigenes Kindsein erinnert, an den Kampf des gehörlosen Jungen
gegen seine musizierende Schwester, an das ungleiche Ringen um die Liebe
der Eltern. Was er nicht hören kann, macht ihn zornig. Der Alltag wird zum
stillen Krieg: Laras Musik gegen das Schweigen des Vaters. Als Lara schließlich
nach Berlin zu ihrer Tante und später zu ihrem Onkel geht, um sich am
Konservatorium zu bewerben, scheint der Konflikt zu eskalieren.
Caroline Links Debütfilm erhielt eine
Oscar-Nominierung.
Das weiße Rauschen
Deutschland 2002, Regie: Hans Weingärtner
Lukas, 21, zieht nach Köln in die WG seiner älteren Schwester Kati. Er hat das
sichere Gefühl: Jetzt fängt das Leben an. Doch den Anforderungen des
Grossstadtlebens scheint er nicht gewachsen zu sein. Er bleibt auf einem
Drogen-Trip hängen, der eine Psychose auslöst. Lukas beginnt, Stimmen zu
hören und fühlt sich verfolgt. Er schließt sich in sein Zimmer ein und macht
merkwürdige Experimente. Seine Schwester versucht, ihn aus dem Wahnsinn
heraus zu holen, der ihn und seine Umgebung immer mehr gefährdet.
20
Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa
USA 1993, Regie: Lasse Hallström
Gilbert Grape (Johnny Depp) ist ein junger Mann, der mit seiner übergewichtigen Mutter, zwei Schwestern und seinem geistig zurück gebliebenen Bruder
(Leonardo DiCaprio) zusammenlebt und seit dem Selbstmord des Vaters dessen Rolle als Haushaltsvorstand übernommen hat. Durch die Liebe zu einer
durchreisenden Fremden (Juliette Lewis) lernt er, auch an sein eigenes Glück
zu denken. Einfühlsames und humorvoll inszeniertes Portrait amerikanischen
Kleinstadtlebens und ein sensibles Plädoyer für den "normalen" Umgang mit
behinderten Menschen und deren Integration. Absolut sehenswert ist
Leonardo DiCaprio in der Rolle des behinderten Jungen.
Verrückt nach Mary
USA 1996, Regie: Peter Farelly und Bobby Farrelly
Dreizehn Jahre nachdem ein College-Absolvent
(Ben Stiller) das erste Date mit seiner Angebeteten (Cameron Diaz) vermasselt
hat, beauftragt er einen Detektiv (Matt Dillon), den Aufenthaltsort der
Angebeteten herauszufinden. Aber auch der Detektiv verliebt sich in die junge
Frau und setzt alles daran, sie für sich zu gewinnen. Komödie mit gelungenen
Slapstick-Sequenzen, aber zum Teil auch allerlei Geschmacklosigkeiten.
Wichtig und gut in Szene gesetzt ist bei dem Wettlauf um die junge Frau der
Umgang der beiden Verehrer mit Marys behindertem Bruder.
Vier Hochzeiten und ein Todesfall
Großbritannien 1993, Regie: Mike Newell
Eine Londoner Freundesclique der gehobenen Gesellschaft trifft sich auf vier
Hochzeiten. Auf einer davon stirbt einer von ihnen. Man trifft sich also auch
auf dem Friedhof. Einer aus der Clique (Hugh Grant) verliebt sich in eine
Amerikanerin (Andie MacDowell) und verliert sie fast durch seine
Unentschlossenheit. Bevor die Situation total verfahren ist, klärt sie in letzter
Minute der taubstumme Bruder des Unentschlossenen.
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Rain Man
USA 1988, Regie: Barry Levinson
Ein junger, vor dem Ruin stehender Autohändler (Tom Cruise) erfährt beim Tod
seines Vaters von der Existenz eines autistisch behinderten Bruders (Dustin
Hoffman). Um an die Erbschaft zu kommen, entführt er den Bruder aus dem
Heim, in dem dieser bisher gelebt hat. Zuerst findet der Autohändler seinen
Bruder ausgesprochen lästig, doch allmählich mag er ihn immer lieber. Dustin
Hoffman spielt den autistischen Bruder sehr überzeugend.
Mein linker Fuß
Irland 1989, Regie: Jim Sheridan
Christy Brown (Hugh O´Connor/Daniel Day-Lewis) kommt im Dublin der 30er
Jahre als zehntes Kind einer Arbeiterfamilie zur Welt. Der Junge ist von Geburt
an gelähmt und kann nicht sprechen. Im Alter von acht Jahren stellt er fest,
dass er seinen linken Fuß bewegen kann. Seine Mutter (Brenda Fricker) glaubt
an die Willenskraft ihres Jungen. Sie, aber auch Christys Geschwister helfen
ihm dabei, zu lernen, sich mit dem linken Fuß verständlich zu machen. Zuerst
lernt Christy schreiben und malen. Seine Bilder werden ausgestellt. Er schreibt
seine Autobiographie, die zum Bestseller wird und zur Vorlage für diesen Film.
- Daniel Day-Lewis bekam den Oscar als bester Hauptdarsteller, Brenda Fricker
für die beste Hauptrolle.
Ein Kind wie Alex
USA 1987, Regie: Georg S. Brown
Entsetzen bei den Eltern: Ihr neugeborener Sohn hat das Down-Syndrom. Im
Amerika der 60er Jahre rät der Arzt der Mutter, das Kind gar nicht anzuschauen, sondern gleich in ein Heim zu geben. Doch die Eltern fördern ihr Kind nach
Kräften. Dabei überfordert die Mutter bald sich und den Jungen. Das
Familienleben und vor allem Alex´ Halbbruder leiden sehr darunter. Der Film
erzählt realistisch, wie die Familie die richtige Balance findet.
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Kenny
USA/Kanada/Japan 1987, Regie: Claude Gagnon
Kenny, ein 13-jähriger Junge, wird ohne Unterkörper geboren. Trotz seiner
Behinderung ist er ein selbstständiger Junge, der auf seiner Unabhängigkeit
besteht und das normale Leben eines Teenagers in einer kanadischen
Kleinstadt leben will. Als ein französisches Filmteam kommt, das einen
Dokumentarfilm über Kenny und seine Familie drehen will, kehrt Kennys
Schwester nach Hause zurück. Sie will versuchen, wieder mit der Familie
zusammenzuleben. Aber es gibt Streit, und sie geht zurück in die Stadt. Kenny
will herausfinden, warum seine Schwester solche Schwierigkeiten mit der
Familie hat. - Dies ist eine hervorragende, preisgekrönte und anrührende
Filmdokumentation. Das Verhältnis zwischen Kenny und seinen älteren
Geschwistern (einem 15-jährigen Bruder und einer fast erwachsenen
Schwester), die zahlreichen konflikthaften Auseinandersetzungen, die sich
wandelnden Spannungen im Alltag, aber auch die geschwisterliche Liebe und
Verbundenheit werden in diesem bewegenden Filmdokument immer wieder
thematisiert.
TV-FILME
Bobby
Deutschland 2001, Regie: Vivian Naefe, 90 Minuten
Nach dem Tod ihrer Mutter will Gerd (Markus Knüfken) seinen Bruder Bobby
(Bobby Brederlow) zu sich nehmen. Doch da gibt es mindestens zwei
Probleme: Gerd ist schwul und Bobby behindert. Er hat das Down-Syndrom.
Obwohl Gerds Freund und Lebenspartner (Steffen Groth) und eine sehr liebe
Freundin (Veronika Ferres) diesen Plan nach Kräften unterstützen, gibt es
Schwierigkeiten - mit den Verwandten und natürlich mit den Behörden. Der
Film erzählt, wie die Vier es trotzdem schaffen, ihr Leben so einzurichten, dass
alle glücklich sind. Die Story stammt aus "dem richtigen Leben", Gerd und
Bobby sind tatsächlich Brüder, die die genannten Schwierigkeiten überwinden
mussten.
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Familie und andere Glücksfälle
Deutschland 2001, Regie: Dror Zahavi, 90 Minuten
Die scheinbar heile Welt einer erfolgreichen, kühlen Frau (Ann-Kathrin Kramer)
gerät in Turbulenzen, als plötzlich ihr geistig behinderter Bruder (Arndt
Schwering-Sohnrey) bei ihr auftaucht. Stark überzeichneter Film.
Mein Bruder, der Idiot
Deutschland 1999, Regie: Kai Wessel, 87 Minuten
Nach dem Tod der Mutter (Cornelia Froboess) soll Jakob (Bobby Brederlow) er hat das Down-Syndrom - von seinem Bruder Julian betreut werden. Julian
schlägt sich als Barpianist durch. Zu seinem behinderten Bruder hat er überhaupt keinen Draht. Es kommt zu sehr unerfreulichen Auseinandersetzungen.
Erst das Eingreifen einer engagierten Sonderpädagogin hilft Julian, seinen
Bruder besser kennen zu lernen und zu verstehen. Logisch: Der im Titel
erwähnte Idiot ist nicht der behinderte Mann, sondern sein anfangs so sturer
Bruder.
Liebe und weitere Katastrophen
Deutschland/Österreich 1999, Regie: Bernd Fischerauer
Franziska Ackermann (Senta Berger) ist verwitwet. Sie schlägt sich recht und
schlecht durch mit ihren beiden erwachsenen Söhnen. Einer ist aufmüpfig und
wird beim Sprayen ertappt (Matthias Schloo), der andere hat das DownSyndrom (Bobby Brederlow). Als der erfolgreiche Psychologe Max Weiß
(Friedrich von Thun) mit seiner ehrgeizigen jungen Frau (Suzanne von Borsody)
in die Nachbarvilla zieht, wird es turbulent. Zwischen Franziska und Max funkt
es, es kommt zu Eifersucht, Missverständnissen und allerhand vergnüglichen
Verstrickungen. Reichlich Stoff für einen TV-Vierteiler, wobei das
Geschwisterverhältnis wohltuend unspektakulär dargestellt wird.
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DOKUMENTARFILME
Hanna und ihre Schwestern
Deutschland 2002, Regie: Carolin Appelbaum, WDR Reportage, 45 Minuten
Hanna, 9 Jahre alt, hat das Down-Syndrom. Als die Mutter tödlich verunglückt,
muss der Vater, von Beruf Bäcker, den turbulenten Drei-Mädel-Haushalt neu
organisieren. Wie gut das gelingen kann, wenn alle daran mitarbeiten, zeigt
dieser Film. Bewundernswert dabei: die Ruhe und Klarsicht des jungen
Witwers, der deutlich sieht, dass seine älteste Tochter Rieke nach dem Tod der
Mutter mehr Pflichten übernommen hat, als von ihr erwartet werden kann.
Und der für Hanna die größtmögliche Selbstständigkeit anstrebt, mit ihr Lesen
und Schreiben übt und sie auf "Betreutes Wohnen" vorbereitet. Dabei hat er
Geduld genug, sich auch um sein Nesthäkchen, die kleine Lina, zu kümmern.
Wenn Rieke sagt: "Hanna ist nicht anders, sie ist wie ich, nur stärker", dann
glaubt man ihr diese Einstellung sofort.
„Ich schaff das schon“ Portrait einer Tochter und ihrer Mutter
Deutschland 2001, Regie: Werner Geifrig, 28 Minuten
Die 23-jährige Friederike Körner lebt in Hamburg bei ihren Eltern. Sie ist geistig behindert und hat es geschafft, sich beruflich zu qualifizieren und eine
Stelle auf dem freien Arbeitsmarkt zu finden. Sie arbeitet seit vier Jahren in
einem großen Hotel. Die treibende Kraft dieser Entwicklung ist Friederikes
Mutter, die sich seit 20 Jahren in der Lebenshilfe für Menschen mit geistiger
Behinderung engagiert. Doch auch Friederikes nicht behinderte Geschwister
hatten Anteil an der erfolgreichen Integration ihrer Schwester. Nun will
Friederike aus dem Elternhaus ausziehen und zusammen mit ihrer ebenfalls
behinderten Freundin in einer eigenen Wohnung leben.
Zu leihen bei: Arbeitsgemeinschaft Behinderung und Medien,
Bonner Platz 1, 80803 München, Tel. 089-30 79 92-0
25
Meine Schwester ist behindert
Niederlande 1996, Regie: Ben Sombogaat, 15 Minuten
Die zehnjährige Micki und ihre ältere, behinderte Schwester haben von ihrer
Mutter neue Sachen zum Anziehen bekommen. Scheußlich finden sie und
gehen die Kleider heimlich umtauschen. Der Umtausch macht ihnen großen
Spaß und die Beiden kommen zum Entsetzen der Mutter mit rosa Kleidern und
passenden Lackschuhen nach Hause.
Zu leihen bei: Medien und Kommunikation, Nußbaumstr. 30, 80336 München
oder anderen Medienstellen katholischer Diözesen.
Ein anderes Kind
Deutschland 1995, Regie: Katja Neureuther, SWF, 28 Minuten
Hier geht es um eine Familie mit drei Kindern, von denen das mittlere, der
dreizehnjährige Jörg, behindert ist, denn er hat das Down-Syndrom. Die
Zuwendung, die Jörg zuteil wird, fordert den Ehrgeiz seines älteren Bruders
heraus, der über gute Leistungen Liebe und Aufmerksamkeit für sich zu
bekommen hofft.
Zu leihen bei: Landesmediendienste Bayern e.V.,
Dietlindenstr. 18, 80750 München, Tel. 089-381 609-0, Fax: 089-394 349,
www.landesmediendienste-bayern.de
Mein Bruder ist behindert
Deutschland 1986, Regie: Renate Stegmüller, BR, 25 Minuten
Der Film beschreibt den Alltag der Geschwister Stefanie, 13, und Michael, 16.
Michael leidet an Muskelschwund. Ob er lernt oder spielt, er braucht immer
Hilfe. Stefanie musste deshalb schon früh lernen, behutsam und geduldig dem
Bruder zu helfen. Der Film macht deutlich, in welchem Maße das Denken und
Handeln von Stefanie durch die Behinderung ihres Bruders geprägt werden.
Zu leihen bei: Landesmediendienste Bayern e.V.,
Dietlindenstr. 18, 80750 München, Tel. 089-381 609-0, Fax: 089-394 349,
www.landesmediendienste-bayern.de
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Geschwister behinderter Kinder
Deutschland 2003, Regie: Bernd Thomas, 30 Minuten
Familien mit behinderten Kindern sind besonderen Belastungen ausgesetzt.
Ungewissheit über die richtige Diagnose, unzählige Arztbesuche und
Therapiestunden, Betreuung rund um die Uhr. Eine schwierige Situation für die
ganze Familie. Hinzu kommen oft noch bürokratische und finanzielle
Hindernisse. Die Geschwister behinderter Kinder erleben alles hautnah mit und
müssen sich, ob sie wollen oder nicht, mit allen Begleiterscheinungen der
Problematik Behinderung auseinandersetzen. Nur allzu leicht geraten sie
selbst dabei ins Hintertreffen. Aber oft sind gerade sie es, die zu ihren
Geschwistern mit Behinderungen besonders intensive und unmittelbare
Beziehungen entwickeln.
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Adressen
Bildungs- und Erholungsstätte
Langau e.V.
86989 Steingaden
Tel.: 08862/ 91 02-0
Fax: 08862/ 91 02-28
Email: [email protected]
www.langau.de
LAGH Landesarbeitsgemeinschaft
„Hilfe für Behinderte“ in Bayern e.V.
Orleansplatz 3, 81667 München
Tel.: 089/ 45 99 24-0
Fax: 089/ 45 99 24-13
Email: [email protected]
www.lagh-bayern.de
Lebenshilfe für Menschen
mit geistiger Behinderung
Landesverband Bayern e.V.
Kitzinger Straße 6, 91056 Erlangen
Tel.: 09131/ 7 54 61-0
Fax: 09131/ 7 54 61-90
Email: [email protected]
www.lebenshilfe-bayern.de
VdK Bayern Familienberatung
Schellingstraße 31, 80799 München
Tel.: 089/ 21 17-244
Fax: 089/ 21 17-240
Email: [email protected]
www.vdk-bayern.de
Arbeitskreis Geschwisterkinder Bayern
www.geschwister-behinderter-kinder.de
c/o Eberhard Grünzinger
Mathildenstraße 5, 80336 München
Marlies Winkelheide
Moorende 6, 28865 Lilienthal
Tel. und Fax: 04208/ 10 40
Email: [email protected]
www.geschwisterkinder.de
Charlotte Knees
Köstlergasse 8, A-1060 Wien
Tel. und Fax: 0043/ 1/ 5 87 19 02
Email: [email protected]
Geschwister
behinderter
Kinder
Impressum: Ilse Achilles, Hartmut Kasten, München

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