Tarantino von der grünen Insel Bye Bye Bar - Ein

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Tarantino von der grünen Insel Bye Bye Bar - Ein
Tarantino von der grünen Insel
cw. Von Visionären wird erwartet, dass sie sich stets neu erfinden und der Umwelt frische
Im-pulse verleihen. Der Mike Oldfield hält sich weder an das eine noch an das andere. Mike
Oldfield war keine 19 Jahre alt, als er den Gründer von „Virgin“, Richard Branson, kennen
lernte. Dieser veröffentlichte seine erste Schallplatte „Tubular Bells“ die ein Meilenstein der
Musikgeschichte wurde. Diese Abfolge und Struktur von Klängen und Tönen war 1973
unerhört. Und dies mitten in der lockeren Blumen- und Rauchzeit mit Bands und langen
Haaren. Diese liess sich Oldfield auch wachsen, aber Band wurde er nie. Auf sich alleine
gestellt nahm der Multiinstrumentalist weitere epische Werke auf und kam definitiv auf der
grünen, keltischen Insel an. Er überstand die Punkzeit und landete mit dem Wechsel zu PopSongs mit melancholisch weitläufigem Einschlag goldrichtig in der Pop-Kultur der 80er Jahre. Vier-Minuten-Songs waren für
Oldfield zu kurz. Deshalb lud er Gäste zum Mitsingen ein. Darunter befanden sich oft die besten in ihrem Fach (Maggie
Reilly), zuweilen auch bisher unerkannte Talente (Anita Heger-land) oder in Vergessenheit geratene Stars (Bonnie Tyler).
Diese Vorgehensweise war damals - im Gegensatz zu heute - überhaupt nicht Trend. Mike Oldfield feierte grosse Erfolge,
blieb aber persönlich für das Publikum weiterhin unnahbar. Zwar ging er zwi-schendurch auf Tournee, aber weil dies ein
gewaltiger Aufwand für seine authentische Musikinszenierungen war, sind Live-Auf-tritte bis heute rar geblieben. Und er
wäre nicht Avantgardist, würde er seine Zuhörerschaft nicht irgendwann vor den Kopf stos-sen. Dies gelang ihm 1990 mit
„Amarok“ bravourös. Dieses einstündige Werk mit ständig wechselnden Themen, spaltete die Fans und läutete zudem die
Trennung von Virgin ein. Letzten Herbst erschien das wunderbare Doppelalbum „Light and Shade“, das aufzeigt, warum
diese Institution der Musikgeschichte mit seiner Mischung aus Ambient und Trance auch die Technomusik be-einflusste. Auf
dem Album integrierte er Software und Tracks, sodass jeder seinen ei-genen Mix herbei zaubern kann. Zusätzlich hat der
innovative Tüftler noch eine grosszügige Zusammenstellung seiner alten Mixe veröffentlicht - das soll ihm mal einer nachmachen!
Mike Oldfield 2006: The Platinum-Collection (3 CD, Virgin, EMI)
Mike Oldfield 2005: Light and Shade (Mercury, Universal)
In der Startposition
cw. Mit The Shell veröffentlicht eine Band ihren Zweitling, welche ihre Position im
Schweizer Pop-Rockmarkt schon ansehnlich erfolgreich verteidigt. Ähnlich wie die
Innerschweizer „Dada Ante Portas“ bewegen sich die St. Galler im klassischen
Songwriting mit viel Ohrwurm-Charakter, beanspruchen aber mehr Breite. So reicht
ihr Horizont über herkömmliche Rocksongs mit starkem Pop-Einschlag über deutliche
New Wave-Einflüsse bis zu hymnischen Balladen. Das einzige, was dieser Band noch
fehlt ist, ist ein veritabler Hit wie Dada Ante Portas’ „She cry for someone else“. Den
legen sie zwar unter Anderem mit dem prächtigen „Everywhere is home“ vor, aber
noch ist dieser Titel nicht in allen Köpfen. Und sowieso: kämen The Shell aus irgendeinem Kellerloch in England und hätten windschiefe Frisuren, sie hätten bestimmt schon längst Kult-Status hierzulande.
Album: The Shell: Feel free
Konzertdaten: 5.5. Grabenhalle St.Gallen; 12.5. St-Gervais Biel
Bye Bye Bar - Ein Liederabend mit Verspätung
12. Mai bis 25. Juni
In der Bye Bye Bar am Zürcher Flughafen warten Passagiere auf ihren
Abflug. Aus der Langeweile entsteht Rhythmus und die Musik übernimmt die Regie. Der unscheinbare Ort wird eine Bühne der Skurrilitäten, Träume und Sehnsüchte. Die Passagiere singen von ihren Vorlieben, Geheimnissen und persönlichen Eigenheiten. Angestaute Gefühle
und Konflikte brechen auf. Illusionen werden zerstört. Hoffnungen geteilt. Neue Freundschaften entstehen, Intrigen werden geschmiedet
und ein Quickie auf der Toilette wird zum angenehmen Zeitvertreib.
Und mitten drin in dieser Achterbahn der Emotionen ein mysteriöser
Bauarbeiter und ein Pilot, der von seiner extremen Flugangst erzählt.
Bis die Durchsage ertönt: „Passengers for flight LX 96 please proceed
to gate No. 21.“ und die eben noch dem Alltag Entflogenen wieder auf
dem Boden der Realität landen.
Michael von der Heide, Gigi Moto, Adrian Stern, Anny Weiler, Anikó
Donáth, Eric Haettenschwiler und Rolf Sommer
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TAXI Nr. 37
Theater am Hechtplatz, 8001 Zürich
Vorverkauf: 01/252 32 34 täglich ab 16.00h