Deutscher Automobil-Veteranen-Club eV 2-2015
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Deutscher Automobil-Veteranen-Club eV 2-2015
Deutscher Automobil-Veteranen-Club e.V. 2-2015 46. Jahrgang DER MOTORKLASSIK KAUFRATGEBER FÜR EINSTEIGER WAS SIE NOCH TUN MÜSSEN, IST EINSTEIGEN. > GEZIELT AUSWÄHLEN. Der Kaufratgeber für Einsteiger > SCHLAUER KAUFEN. Über 2000 Modelle im Vergleich > AKTUELLER DENN JE. VONHELDENUNDGESTALTEN.DE Alle neuen Alten 2015 Neu am Kiosk und im ausgewählten Buchhandel oder bequem per Post nach Hause. Jetzt für nur 7,90 € zzgl. Versandkosten bestellen: MKL_Ratgeber_2015_210x297_rz.indd 1 www.motor-klassik.de/ratgeber 20.05.2015 09:42:38 Editorial Liebe DAVC-Mitglieder, liebe Oldtimerfreunde! das erste Quartal im DAVC ist immer geprägt von notwendigen Vereinsregularien, insbesondere den jährlichen Wahlen in den Landesgruppen und dem Hauptverband. Die LG Südbaden hat mit Herbert Partikel einen neuen Präsidenten gewählt. Die LG OstwestfalenLippe hat Raimund Arzdorf zu ihrem neuen Präsidenten ernannt. Wir gratulieren herzlich zur Wahl, ebenfalls den neu dazugekommenen Vorstandsmitgliedern und freuen uns auf eine gute und konstruktive Zusammenarbeit. Zur Präsidiumssitzung und Hauptversammlung waren wir in diesem Jahr Gäste von Karl Ulrich Herrmann auf der Retro Classic in Stuttgart. Das Team der Messe hat uns hervorragend betreut, ein großer Dank gilt dem Team und Herrn Herrmann. Im Hauptvorstand standen keine Wahlen an, dafür eine sehr wichtige Satzungsänderung, die als Auflage des Finanzamtes eine Voraussetzung für den Erhalt unserer wieder erlangten Gemeinnützigkeit ist. Leider wurde von einer LG die Bedeutung nicht erkannt, und einige rieben sich lieber an der Ablehnung von redaktionellen Anpassungen auf. Da somit die nötige Zweidrittelmehrheit zusammenkam, konnte der amtierende Vorstand seine Konsolidierungsarbeit der vergangenen 6 Jahre formal erfolgreich abschließen. Diese Arbeit war verbunden mit hohem Engagement und Zeiteinsatz auch vieler DAVCler, um die hinlänglich bekannten früheren Defizite zu heilen. Der Arbeitsaufwand zur Führung und Verwaltung eines Vereines in der Struktur des DAVC ist allerdings unter den heutigen finanziellen und rechtlichen Anforderungen generell nicht mehr mit früheren Jahren zu vergleichen. Hier müssen Lösungen überlegt werden, die unseren persönlichen ehrenamtlichen Einsatz, gerade auch für Verwaltungsvorgänge, auf ein annehmbares Maß reduzieren. Auch wir Vorstände, das gilt auch für die LG, wollen natürlich in erster Linie unser Hobby ausüben. Um dies zu ermöglichen, bringen wir uns gerne für unsere Vereinsfreunde in den Ämtern ein. Für delegierbare Verwaltungsvorgänge sollten wir nach Lösungen suchen. Andere vergleichbare Vereine unterhalten z. B. schon lange Geschäftsstellen, weil sonst die Bereitschaft zur Übernahme eines Amtes weiter nachlässt. Das teilweise angestrengte Suchen nach Führungspersonen im Verein spricht für sich. CM 2-2015 | www.DAVC.DE In unserem Jubiläumsjahr war nach anfänglichem Zögern unser Deutschlandtreffen im September zur 50-Jahr-Jubiläumsfeier vom 03. bis 06.September recht schnell ausgebucht. Dies zeigt die große Verbundenheit der DAVCler zu ihrem Verein und ihre Freude an den gemeinsamen Vereinsaktivitäten. Unsere südlichen Landesgruppen bereiten gerade die 2. CRUZ DEL SUR unter Beteiligung der LG Allgäu, Oberbayern, Südbaden und Süd-West als 2-TagesSternfahrt vor. Wir sollten solche Veranstaltungen auch in der Mitte und/oder im Norden Deutschlands anstreben, dadurch wird der DAVC auch neueren Mitgliedern transparent und führt zu vielen neuen und interessanten Kontakten innerhalb unseres Vereins. Unsere Fahrzeuge wären im Sinne des „Rollenden Museums“ noch stärker präsent. Der DAVC hat die Arbeit der Culture Commission der FIVA zur Tagung am 16.05. in München mit einer Einladung zum Mittagessen unterstützt. Unser 1. Vize, Pit Gilb, hat als Gastgeber neben Rainer Hindrischedt als Mitglied an der Sitzung im Hause des ADAC teilgenommen. Aus dem Parlamentskreis „Automobiles Kulturgut“ im Deutschen Bundestag hat sich aus einer Arbeitsgruppe heraus ein Verein gegründet, die „IAK Initiative Automobiles Kulturgut e. V.“. Anlass ist die Bemühung, für das Automobile Kulturgut den Status als immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe zu erreichen. Hierzu ist ein Verein als Antragsteller und Mitteleinwerber mit Gemeinnützigkeitsstatus eher erfolgreich als Einzelpersonen. In kurzer Zeit waren die Kosten des Antrages bereits eingeworben. Der Verein sollte auf breiter Basis unterstützt werden. Ich wünsche allen Club- und Oldtimerfreunden eine tolle Oldtimer-Saison. Georg Sewe Präsident ■ 1 Inhalt Die Themen dieser Ausgabe Titelbild: Citroën 5HP, Stephan Arbeitlang (s. S. 18 ff.); Tradition hat Bestand, Hans-Joachim Rose (s. S. 26 ff.); Die Saison beginnt in Bremen, Stephan Arbeitlang (s. S. 32 ff.) Editorial: Georg Sewe Präsident des DAVC Editorial: Dieter Grossblotekamp Redakteur des Clubmagazins Intern: Werkstättenverzeichnis unserer Mitglieder Intern: Wir begrüssen unsere neuen Mitglieder Termine 2015 Aktuell: Buchvorstellung: Weltrekordfahrten bei Dessau Historie: Historisches aus dem Fotoalbum Rainer Hindrischedt Historie: Historische Rekordwoche in Dessau ein voller Erfolg · Horst-Dieter Görg Historie: Ford A. Roadster von 1930 Ernst-Leo Nießen Historie: Das Göttinger Ei – der Schlör-Wagen Hans-Peter Röhl 1 Historie: Citroen 5HP – oder warum kleine Jungs ein altes Auto brauchen Stephan Arbeitlang 18 3 Historie: Opel Kapitän – ein Juwel der Automobilgeschichte Dieter Grossblotekamp 22 4 Veranstaltungen: Traditon hat Bestand, auch wenn das Wetter einmal nicht mitspielt! Thomas-Markus Leber 26 5 Veranstaltungen: 3. Treffen „Oldtimer am großen Weserbogen“ · Erich Rostek 29 6 Veranstaltungen: Die Saison beginnt in Bremen … Bremen Classic Motorshow 2015 Stephan Arbeitlang 32 7 Veranstaltungen: Eindrücke von der Techno Classica in Essen Wlly Krieg 36 10 Intern: Kleinanzeigen 38 12 Intern: Impressum – Redaktionsschluss 40 13 Intern: Vorstandsmitglieder im DAVC 41 www.davc.de 2 CM 2-2015 | www.DAVC.DE Editorial Liebe Leser des Clubmagazins! Veranstaltungen, Historie, Technik, Oldtimererlebnisse u.a. – das sind die Hauptrubriken unserer Clubzeitschrift, unseres Clubmagazins. Bisher konnten wir – dank der Autoren aus unseren Reihen – diese Themenbereiche auch immer mit Leben erfüllen und somit eine abwechslungsreiche Zeitschrift anbieten. Der Wunsch der Redaktion geht natürlich dahin, dass dies so bleiben möge. In der vorliegenden Ausgabe können wir allerdings nur Artikel zu zwei der genannten Oberbegriffe abdrucken, diese allerdings auch wieder mit interessanten Inhalten. Vielleicht gelingt es, das nächste Magazin wieder vielfältiger zu gestalten durch mehr eingehende Beiträge – darum bitte ich als Redakteur sehr herzlich! In unserem DAVC im Umgang mit unseren Automobilen ereignet sich doch so manches! Greifen Sie zur Feder und berichten darüber! Redaktion und Leser danken es Ihnen! Dieses Clubmagazin bietet unter der Rubrik HISTORIE eine interessante Abhandlung über eine „Historische Rekordwoche in Dessau“ – zur Erinnerung an die Eröffnung der Rekordstrecke auf der damaligen Reichsautobahn vor 75 Jahren, geschrieben vom Motorjournalisten Horst-Dieter Görg. Eine kurze Historie zu seinem Ford A hat uns ErnstLeo Nießen zugesandt, und Stephan Arbeitlang schreibt voller Begeisterung über seinen Citroen 5HP: Herkunft, Geschichte, Technik, Erlebnisse etc. Etwas ganz Besonderes stellt sicherlich der Beitrag von Hanspeter Röhl „Das Göttinger Ei – der Schlör Wagen“ dar. Ein informativer und von detaillierten Kenntnissen zeugender Bericht über eine Seltenheit innerhalb der Automobilgeschichte. Der Text über den Opel Kapitän beschäftigt sich mit einem historischen Fahrzeug während 30 Jahren seiner Bauzeit. Unter der Rubrik VERANSTALTUNGEN berichtet Erich Rostek von der LG Ostwestfalen-Lippe über „Oldtimer am großen Weserbogen“, Stephan Arbeitlang schreibt eine Abhandlung über die Präsentation der LG Weser-Ems anlässlich der Bremen CM 2-2015 | www.DAVC.DE Classic Motorshow, und von Thomas-Markus Leber werden wir über die Großveranstaltung der LG Ostsee informiert. Einen kritischen Bericht zur Techno Classica schickte uns Willy Krieg, DAVC Rheinland, zu. Schließlich runden einige sehr nette Bilder aus den alten Fotoalben dieses Clubmagazin ab. Zum Schluss noch ein wichtiger Hinweis: Um das nächste Clubmagazin 3/15 rechtzeitig vor den Veranstaltungen zum Jubiläum „50 Jahre DAVC“ vom 3. bis 6. September erscheinen zu lassen, müssen wir den Redaktionsschluss vorverlegen auf den 15. JULI 2015 Nun wünsche ich Ihnen viel Freude beim Lesen! D. Großblotekamp DAVC Südbaden Redakteur des Clubmagazins ■ www.davc.de 3 Intern Werkstättenverzeichnis unserer Mitglieder 14789 Karosseriebaumeister René Große Ihr Spezialist für Restaurierungen! Waldstraße 44, 14789 Wusterwitz Tel.: 038839 - 71185, Fax: 038839 - 71408 E-Mail: [email protected] www.rene-grosse.com LG Brandenburg 61440 Dipl.-Ing. Hans-Robert Schramm Reparaturwerkstätte für Veteranen und klassische Automobile – Hammermühle Gattenhöferweg 33, 61440 Oberursel/Ts. Tel.: 06171 - 964784, Fax: 06171 - 3069 Mobil: 0172 - 6969373 www.medidentaschramm.de 22525 Zukowsky Classic Cars Warnstedtstraße 28-32, 22525 Hamburg Tel.: 040 - 387605, Fax: 040 - 54751850 64331 Fa. Walter Knöbel Darmstädter Landstraße 63 64331 Weiterstadt-Gräfenhausen Tel.: 06150 - 51197 22143 AUTOKIPKE KFZ – Meisterbetrieb Michael KIPKE – Kfz-Meister Heestweg 19, 22143 Hamburg Tel.: 040 - 6772001, Fax: 040 - 6779079 E-Mail: [email protected] www.michaelkipke.com www.autokipke.com LG Hanse 23923 Retroclassic GmbH & Co KG, Bernd Lindner An der Trave 15, 23923 Lübeck-Selmsdorf Tel.: 038823 - 55985, Fax: 038823 - 55986 E-Mail: [email protected] www.retroclassic.com 27283 Autohaus Kühn GmbH Im Burgfeld 15, 27283 Verden/Aller Tel.: 04231 - 5114, Fax: 04231 - 81668 E-Mail: [email protected] 27305 Reparatur, Rest., Wartung Borgward, Lloyd, Goliath Volker Wischnewski Lange Str.1, 27305 Bruchhausen-Vilsen Tel.: 04252 - 913739 32278 Kfz.-Technik – Restaurierungen Peter Finkemeier Alte Quernheimer Straße 96, 32278 Kirchlengern Tel.: 05223 - 75926, Fax: 05223 - 654166 33818 Autohaus Heinrich Freitag GmbH & Co. KG Westring 1-3, 33818 Leopoldshöhe Tel.: 05202 - 983700, Fax: 05202 - 983701 E-Mail: [email protected] LG Ostwestfalen-Lippe 51379 Willy Krieg – VERCHROMEN Bracknellstr. 9, 51379 Leverkusen Tel.: 02171 - 4317452068 52068 Wilhelm Holländer Motorenbearbeitung W. Holländer GmbH Rotter Bruch 18, 52068 Aachen Tel.: 0241 - 507012, Fax: 0241- 507776 E-Mail: [email protected] LG Rheinland 4 65326 Fa. Helge Stuckart Buchenweg 11, 65326 Aarbergen Tel.: 06120 - 4244, Fax: 06120 - 92311 LG Rhein-Main 67065 KFZ Wilhelm Dillinger Maudacherstr. 107, 67065 Ludwigshafen Tel.: 0621 - 5720222, Fax: 0621 - 5720239 LG Kurpfalz-Saar 73732 Dieter Munk Schanbacher Straße 25, 73732 Esslingen Tel.: 0711 - 375202 LG Süd-West 74354 Heinz Schneider Carl-Benz-Straße 1 74354 Besigheim/Ottmersheim Tel.: 07143 - 59818, Fax: 07143 - 58136 Mobil: 0171 - 2642526 E-Mail: [email protected] LG Staufen-Ostalb 79111 Autodienst Merkle – Inh. Nico Angleitner Riegeler Str. 13, 79111 Freiburg Gewerbegebiet Haid Tel.: 0761 - 441079 E-Mail: [email protected] 79115 Vogt Engineering Freiburg Vergaser- und Motorabstimmungen Klassisches Tuning Haslacher Str. 25, 79115 Freiburg Mobil: 0171 - 5317088 E-Mail: [email protected] www.vogttt.com LG Südbaden 79379 Graf Motoren und Motorenteile GmbH Schliengener Str. 12, 79379 MÜLLHEIM Tel.: 07631-5495 www.graf-motoren.de E-Mail: [email protected] 82279 Fachwerkstatt für historische Fahrzeuge Oldtimer Rehberger GmbH 82279 Eching am Ammersee Tel.: 08143 - 997888 Mobil: 0170 - 7770307 E-Mail: [email protected] www.oldtimer-rehberger.de 83607 Spezialisten für historische Fahrzeuge Johannes Jäger und Alfred Schmidt Warngauer Str. 5, 83607 Holzkirchen Tel.: 08024 - 6080970 Fax: 08024 - 6090970 86949 Spezialist für Englische Autos Joachim Rainer Burgleitenstraße 10, 86949 Windach Tel.: 08193 - 7430 Mobil: 0171 - 3619899 LG Oberbayern 87700 Fa. Schrapel GmbH Unfallreparatur und Lackierung Allgäuer Str. 59 87700 Memmingen Tel.: 08331-4495 E-Mail: [email protected] 88046 Klaus Leicht Georg Straße 9, 88046 Friedrichshafen Tel.: 07541 - 43630 88427 Ohlinger Automobile Inh. Joachim Ohlinger Steinhauser Straße 31 88427 Bad Schussenried Tel.: 07583 - 2552, Fax: 07583 - 2566 www.ohlinger-classic.de LG Allgäu 88471 Bernhard Ganser sen. und jun. Parkweg 11, 88471 Laupheim Tel.: 07392 - 2150 88499 Autohaus Schlegel Neue Unlinger Str. 20 88499 Riedlingen Tel.: 07371-934450 ■ Geänderter Redaktionsschluss für CM 3-2015: 15. Juli 2015 CM 2-2015 | www.DAVC.DE Intern Wir begrüßen unsere neuen Mitglieder ■ LG Ostsee Michael Thabe Siemser Landstraße 10 23569 Lübeck ■ LG Rheinland Ingrit Hagemann Buschweg 9 52511 Geilenkirchen Ute Thabe Siemser Landstraße 10 23569 Lübeck ■ LG Rhein-Main Jörg Tappert Homburger Landstr. 767 60437 Frankfurt am Main ■ LG Ostwestf.-Lippe Eberhard Gorontzi Sylbacher Straße 310 32108 Bad Salzuflen TERMINE 2015 12.–14.06.: Klassikwelt Bodensee in Friedrichshafen 30.07.– 01.08.: Schauinsland Klassik in Freiburg 31.07.– 02.08.: Classic Days Schloss Dyck 07.–09.08.: OGP Nürburgring 03.– 06.09.: 50 Jahre DAVC Info: Pit Gilb, DAVC Rhein-Main 05.–06.09.: Classic Gala Schwetzingen 09.–11.10.: Veterama Mannheim ■ LG Süd-West Wolfgang Bischoff Almertsham 39 83129 Höslwang Almertsham, Oberbayern Wilhelm Graf Fichtenweg 15 74257 Untereisesheim Dr. Andreas Schunk Eschauer Straße 33 70437 Stuttgart ■ Von unserem Clubmitglied, Willy Krieg, erhielten wir eine umfangreiche, vom Enkel des Firmengründers, Heribert Deutsch, handschriftlich erstellte Zusammenstellung eines sehr großen Teils der in der Karosseriefirma Karl Deutsch in Köln gebauten Fahrzeuge. Diese Liste enthält die Fahrgestellnummer, die Farbe, das Baujahr sowie den Namen des Käufers des jeweiligen Fahrzeugs. Vorwiegend handelt es sich um Ford-Automobile (Cabrios und Coupés). Bei Bedarf kann diese Aufstellung über unseren Archivar, Kresimir Majer, eingesehen werden (red.). Technorama ® FL U GPL ATZ 12. +13. 0 9. 2015 Adresse Flugplatz Hildesheim: Lerchenkamp, 31137 Hildesheim Öffnungszeiten: Samstag 9 –18 Uhr, Sonntag 9 –16 Uhr Tel. +49 (0) 731 18968-0, [email protected] Hildesheim Der Oldtimermarkt in Europa CM 2-2015 | www.DAVC.DE www.technorama.de oram ma.de 5 Aktuell Buchvorstellung: Weltrekordfahrten Der Hanomag-Diesel aus Hannover Im Februar 1939 fuhr Karl Haeberle, ein Ingenieur der Hanomag aus Hannover, mit einem 1,9 Liter Diesel auf der Autobahn bei Dessau anlässlich der dortigen Rekordwoche vier Weltrekorde; diese hatten bis in die späten 1950er-Jahre Bestand. 75 Jahre später wird das in den Nachkriegswirren verschollene Fahrzeug auf Basis noch vorhandener, damaliger Serientechnik schrittweise rekonstruiert. Der Rohbau dieses Meilensteins der Technikgeschichte ist mit Hilfe zahlreicher Sponsoren und sehr viel privatem Engagement abgeschlossen, das Fahrzeug auch technisch einsatzbereit. Diese erste Dokumentation zu einem außergewöhnlichen und zugleich faszinierenden Projekt schildert in mehreren reich bebilderten Beiträgen den Werdegang der Rekonstruktion des Diesel-Weltrekordwagens der Hanomag aus Hannover. Dazu gehört auch ein Rückblick auf 1939, die angerissene Lebensgeschichte des genialen Konstrukteurs Lazar Schargorodsky, ein Blick auf historische Vorbilder, den Beginn der Aufarbeitungen, die vir- bei Dessau tuelle Auferstehung des Fahrzeugs, die Anfertigung eines professionellen Designer-Modells, die eigentliche Rekonstruktion, erste Präsentationen des Projektes in der Öffentlichkeit und eine ausführliche Dokumentation der Historischen Rekordwoche Dessau im Oktober 2014 – einschließlich internationalem Pressespiegel. Dieses Projekt wurde initiiert vom Arbeitskreis Technik- und Industriegeschichte in der Region Hannover (kurz AK TIG), dem auch die Herausgeber angehören. Das Fahrzeug ist als Meilenstein der Technikgeschichte Bestandteil der Sammlung der in Gründung begriffenen „Hanomag-Stiftung“ zur Erhaltung kultureller Werte. Eggers, Holger u. Goerg, H.-D. (Hrsg.) 80 Seiten, ca. 130 meist farbige Abbildungen, Hardcover, 22 x 27 cm (DIN-A4-Querformat), ISBN 978-3-923976-97-3, Leuenhagen & Paris, Hannover, 19,90 Euro zuzüglich 4,90 Euro Versandkostenpauschale. Porsche am Berg 6 CM 2-2015 | www.DAVC.DE Historie Historisches aus dem Fotoalbum Unser ehemaliger Präsident, Rainer Hindrischedt, schickte uns diese Bilder aus früherer Zeit! Mein Vater und Onke l im Jahre 1936 beim Pickni ck neben einer DKW F 5-Cabriolimou sine Unterwegs im Schwarzwald im Jahre 1966 mit meinem ersten Auto, einem Fiat 500. CM 2-2015 | www. DAVC.DE 7 Historie Historisches aus dem Fotoalbum Aus einem alten Familienalbum bekamen wir diese Bilder zugeschickt: Eine Urlaubsreise nach Italien vom 17. bis 30. Mai 1959 mit einem VW-„Käfer“ Export, Modell 1957– 60, 1200 ccm und 30 PS über den Brenner und St. Gotthard, fünf Personen, Gepäck, Zelt und Campingausrüstung. Route: Hannover – München – Mittenwald – Innsbruck – Brenner – Bozen – Riva – Desenzano – Verona – Rimini – Riccione – Apennin – Rom – Pisa – Genua – Mailand – Lugano – St. Gotthard – Luzern Riccione Bozen am Gardasee Camp Desenzano Über historische Bilder aus IHREM Fotoalbum freut sich nicht nur die Redaktion! Schicken Sie uns diese zu! 8 Blick auf den Apennin CM 2-2015 | www. DAVC.DE Anzeige CM 2-2015 | www. DAVC.DE 9 Historie Historische Rekordwoche Dessau ein voller Erfolg Mit einer Veranstaltungsreihe erinnerte das Technikmuseum Hugo Junkers in Dessau vom 2. bis 5. Oktober 2014 an die Eröffnung der Rekordstrecke auf der damaligen Reichsautobahn vor 75 Jahren. Wie schon 1939, so kamen auch zu dieser Veranstaltung zahlreiche Rekordfahrzeuge aus Deutschland und der Schweiz. Nach der Eröffnung durch Dessaus OB Peter Kuras war der Höhepunkt der Rekordwoche am 3. Oktober – Tag der deutschen Einheit – morgens eine Demonstrationsfahrt auf der heutigen A9 unter den Bauhaus-Brücken zwischen Wolfen-Bitterfeld und Dessau-Süd. Abgerundet wurde das Programm durch einige Fachvorträge sowie eine Aerodynamik-Ausstellung des deutschschwedischen Künstlers Rony Lutz aus Karlstad, die erstmals überhaupt in Deutschland gezeigt wurde. nur vier Tagen bei Uli und Fynn Weinberg in Zetel noch eine fast komplette Aluminium-Verkleidung um die Fahrzeugfront bekommen – gerade noch rechtzeitig für die Fahrt in Dessau vollendet. Stromlinie und Leichtbau waren gefragt bei der Historischen Rekordwoche Dessau. In den 30er-Jahren spielten diese Faktoren im Fahrzeugbau erstmals eine größere Rolle. Dazu gehörte auch die Jagd nach Geschwindigkeiten, an der sich vor 75 Jahren zahlreiche Hersteller von Automobilen und Motorrädern beteiligten. Eine der wenigen Rekordstrecken wurde Anfang 1939 auf der damaligen Reichsautobahn LeipzigBerlin eröffnet. Auf der heutigen A9 zwischen Wolfen und Dessau-Süd ist dieser inzwischen sanierte, 14 km lange Streckenabschnitt noch komplett erhalten. Dazu gehören auch die vier filigranen Stahlbrücken im Bauhaus-Design. Diese moderne Kunstschule kam 1928 nach Dessau und war bereits 1933 von den Nazis geschlossen worden, aber ihr effizienter und markanter Stil war allgegenwärtig. Vergleich Hanomag 1939 und 2014 – es fehlt noch etwas Aluminium Zur Rekordwoche hatten sich 17 Sammler historischer Stromlinienfahrzeuge angemeldet und waren alle mit ihren Gefährten nach Dessau gekommen, um am 3. Oktober nochmals auf die Rekordstrecke zu gehen. Der Rekordwagen basierte auf damaliger Serientechnik, die wiederbeschafft werden konnte. Von 1934 bis 1940 baute die Hanomag rund 20.000 Pkw des Typs Rekord, knapp 1.100 davon mit einem Klein-Diesel-Motor. Eines dieser Rekordfahrzeuge kam von der Hanomag aus Hannover. Das in den Nachkriegswirren verschwundene Fahrzeug wird gegenwärtig von der Hanomag IG aus Hildesheim in mühevoller Kleinarbeit rekonstruiert. Der fahrbereite Wagen hatte in Um das Rekonstruktionsprojekt bekannter zu machen und für weitere Sponsoren zu werben, wurde die Historische Rekordwoche am Technikmuseum Hugo Junkers organisiert. In Dessau gibt es zu Aerodynamik und Leichtbau durch Hugo Junkers und 10 CM 2-2015 | www. DAVC.DE Historie Historische Rekordwoche Dessau ein voller Erfolg sein Lebenswerk zahlreiche Verbindungen, sodass es nahe lag, das Technikmuseum zum Ausgangsund Mittelpunkt der Veranstaltung zu wählen. Den weitesten Weg hatte Leo Kreienbühl mit Frau und Kindern aus Bern in der Schweiz zurückgelegt. Mit einem Hanomag AL 28 Wohnmobil als Zugfahrzeug zudem ein recht beschwerlicher Weg. Aber wie sagte Leo dazu: „Der Hanomag ist derzeit sehr gut gelaunt!“ Mit dabei auf dem Trailer ein wunderschönes Darl’mat 402 DSE Peugeot-Coupé von 1938. Davon wurden insgesamt nur drei Exemplare gebaut. Weitere Raritäten waren ein Adler Le Mans von 1938, ein Leichtbau Maier, zwei Tatra sowie mehrere DKW- und Hanomag-Fahrzeuge. Ein Rekordfahrzeug aus Hannover war gerade erst zu der Veranstaltung aus der Restauration gekommen. Mit diesem Rekord Roadster hatte der berühmte Rennbaron Huschke von Hanstein 1937 die Rallye Marokko gewonnen. Im geführten Konvoi ging es zur Autobahn und nachdem sich am 3. Oktober morgens der Nebel verzogen hatte, gaben die örtlichen Polizeieinsatzkräfte grünes Licht für die Demonstrationsfahrt auf der ehemaligen Rekordstrecke. Auf den Bauhausbrücken hatten sich zahlreiche Schaulustige eingefunden, die sich das Ereignis nicht entgehen lassen wollten. Nach erfolgreichem Verlauf waren die seltenen Rekordfahrzeuge noch unter der Ju 52 im Technikmuseum Hugo Junkers zu bestaunen. Für die Veranstalter steht schon jetzt fest: 2019, zum 80. Geburtstag der Rekordstrecke, wird es eine Wiederholung geben. Ein weiterer Höhepunkt der Rekordwoche war eine Ausstellung von Aerodynamik-Zeichnungen des deutsch-schwedischen Künstlers Rony Lutz. Die etwa 30 Grafiken von Fahrzeugen der Jahre 1899 bis 1950 wurden in Dessau erstmalig überhaupt in Deutschland gezeigt und bleiben – ebenso wie der Rekordwagen von Hanomag – noch einige Tage länger im Technikmuseum Dessau. Schön auch, dass durch Spenden und Eintrittsgelder bei dieser Veranstaltung rund 6.000 Euro für das Diesel-Projekt zusammenkamen, um die beim Karosseriebauer noch bestehende Lücke nicht größer werden zu lassen. Herzlichen Dank dafür an alle Mitwirkenden! Bilder: Klaus-Lothar Bebber Text: Horst-Dieter Görg, Motorjournalist ■ Teilnehmerfahrzeuge im Technikmuseum Dessau: DKW, Ihle-BMW, HanomagRekord Roadster, DKW Monza, Ford Roadster (v.l.n.r.). CM 2-2015 | www. DAVC.DE 11 Historie Ford A Roadster von 1930 Die Zeiten, dass in einer alten Scheune ein Oldtimer steht, sind längst passé. Gemeinsam mit Werner Hartjen ging ich nach eingehendem Studium von Fachzeitschriften immer wieder auf Tour. Die Entfernungen spielten für uns keine Rolle, mal ging es nach Mannheim oder nach Frankfurt. Endlich wurden wir fündig, mein Wunschauto stand in Mönchengladbach. Es war ein Ford A Roadster, Baujahr 1930. Das Auto kam aus Uruguay und war bis zuletzt in Montevideo zugelassen gewesen. Ein Wasserbautechniker, der oft in Südamerika tätig war, hatte den Oldtimer gekauft und mit nach Deutschland gebracht. Per Handschlag wurde der Kauf besiegelt. Endlich hatte ich mir einen Jugendtraum erfüllt. Nach den mir vorliegenden Unterlagen wurde der Roadster im Januar 1930 bei Ford in Detroit gefertigt und nach Südamerika exportiert. Der damalige Käufer musste 520 US$ für den Ford A Roadster bezahlen. Nachdem wir das Auto geholt hatten, be- 12 gann die eigentliche Arbeit. In der Werkstatt des Wulmstorfer Ford-Händlers Althausen wurde der Roadster in wochenlanger Kleinarbeit gründlich überholt. Selbst der damals 82-jährige Hermann Althausen sen. stand bei der Überholung des Fahrzeugs mit Rat und Tat zur Seite. Er kannte sich bestens mit dem Fahrzeug aus. In den 1930er-Jahren hatte er bei den Ford-Werken in Detroit am Band gearbeitet. In Mai 1987 wurde der Ford A Roadster vom Landkreis Verden zugelassen. Technische Daten: Hubraum 2023 ccm Leistung 28 PS Geschwindigkeit 80 km/h Besitzer: Ernst-Leo Nießen August-Hinrichs-Straße 2 ■ CM 2-2015 | www. DAVC.DE Historie Das Göttinger Ei – der Schlör-Wagen Schon vor 1914 gab es verschiedene Konstrukteure, die sich die Stromlinie als Hobby gönnten. Alfa Romeo (Graf Ricotti) oder eine Opel-Limousine und nicht zu vergessen das Elektro-Automobil (La jamais contante), welches als erstes Fahrzeug die 100 km/h überschritt bzw. überfuhr, anno 1898. Nach 1918 wurde die Aerodynamik mit Stromlinienformen wissenschaftlich angegangen. Die 1920er-Jahre waren auch immer noch nicht reif, die Kunden damit zu beglücken. Erst in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre waren die Begüterten „In“ mit einem meist Pseudo-Stromlinienwagen. Pseudo hin oder her, alles, was irgendwie länglich geschwungen war, bekam das Prädikat Stromlinie. Am Rennen um den möglichst kleinsten Luftwiderstandsbeiwert beteiligte sich u. a. Altmeister Paul Jaray. Edmund Rumpler war schon 1926 ausgeschieden, obschon sein Tropfenwagen mit Cw 0,28 den besten Wert hatte. Da waren noch Prof. Wunibald Kamm und Freiherr Reinhard Koenig-Fachsenfeld, deren beste Ausführungen sich mit Cw ab 0.30 bemühten, dem Luftwiderstand aus dem Weg zu gehen. Alle diese Aerodynamiker befanden sich im deutschsprachigen Raum. Aber, da war doch noch einer, von dem bis jetzt noch nicht die Rede war, von Dr. Ing. Karl Schlör von Westhoffen-Dirmstein (1911-1997). Er kam 1936 von Krauss-Maffei bei München zu der Aerodynamischen VersuchsAnstalt Göttingen e. V. (AVA). Diese war im Kaiser-Wilhelm-Institut Göttingen unter der Leitung von Prof. Dr. Ludwig Prantl (1875-1953) integriert. CM 2-2015 | www.DAVC.DE Dort wurde bereits durch Dipl.-Ing. A. Lange an einem Stromlinienmodell geforscht und gezeichnet. Dieses Design entsprach etwa der Jaray-Form mit auslaufendem Heck in verbesserter Darstellung. Im Modell-Windkanal des Institutes wurde ein sagenhafter Cw von 0,14 gemessen, allerdings mit Abdeckung aller 4 Räder. Wenn man das Windkanal-Modell betrachtet, so entspricht dieses noch nicht der Wirklichkeit, um einen genaueren Cw-Wert zu ermitteln. In dieser Zeit, ohne dass das Projekt zu Ende geführt werden konnte, schied Lange aus seinem beruflichen Arbeitsplatz aus. Dr. Ing. Karl Schlör übernahm diese Tätigkeit. Mit seinem Mitarbeiter Hans Becker wollten sie die Arbeiten von Ing. Lange nicht fortführen, sondern entschieden sich für eine Einvolumen-Karosserie. Die Grundform zeigte ein Tragflächenschnitt. Modellwindkanal-Messungen ergaben angeblich einen Luftwiderstandsbeiwert von bescheidenen Cw 0,113. 1939 im Göttinger Windkanal, Fädchen zum Sichtbarmachen der Strömung 13 Historie Das Göttinger Ei – der Schlör-Wagen Die Verantwortlichen fanden dieses Ergebnis so gut, dass entschieden wurde, den Wagen zu bauen. Als Fahrgestell wurde ein Mercedes 170 Heck durch Karl Schlör ausgelesen. Es wurde noch einiges geändert, wie Mittellenkung und entsprechend die Pedalerie dazu. Das Windkanalmodell wurde auf der IAA 1938 in Berlin ausgestellt. Ein Jahr danach sahen die Besucher den fertigen Wagen, welcher in der Zwischenzeit bei den Gebrüder Ludewig in Essen karossiert worden war. Die Karosseriefirma Ludewig hatte schon einige Erfahrungen mit Stromlinienaufbauten, vor allem mit Bussen auf OpelBlitz-Fahrgestellen. Im 1:1-Windkanal in der AVA brachte der Cw 0,189, die beste Messung Cw 0,186, eine absolute Sensation. Was dazu verhalf, war der abgedeckte, geschlossene Boden, die Fenster welche mit der Aluaußenhaut bündig waren und nicht, wie damals üblich, vier bis sechs Zentimeter weiter davon entfernt. Für Frischluft im Inneren konnten die vorderen und die hinteren Fenster mit je einem Ziehbeschlag von oben nach innen gezogen werden, und in der Front wurde eine Klappe eingebaut, wobei die beiden Ziehbeschläge nicht der Sicherheit der Fahrenden dienten, man konnte sich bei einer Vollbremsung oder bei einem Unfall zusätzlich noch den Kopf hef- 14 tig anstoßen. Trotz der Alu-Karosserie war der Wagen etwa 250 kg schwerer als die Serien-Limousine. Die AVA hatte den ersten 1:1-Windkanal Mitte des Jahres 1938 erhalten, also noch bevor das Forschungsinstitut für Kraftfahrwesen Stuttgart (FKFS) unter der Leitung von Prof. W. Kamm seinen 1:1Windkanal hatte. Der Schlör-Wagen, wie er von nun an genannt wurde, hatte einen Radstand von 2,60 m, 4,33 m Länge, die Höhe betrug bei einer Bodenfreiheit von 20 cm nur 1,48 m an der höchsten Stelle. In der Breite schlug er wahrscheinlich alles, was es damals gab auf den Straßen mit 2,10 m. Diese Breite kam daher, weil die Vorderräder innerhalb der Karosserie drehten, die Hinterräder waren abgedeckt. Daimler-Benz hatte mit seinen beiden HeckmotorVarianten, den Typen 130 und 170 H, ihre Kundschaft nicht gerade beglückt, sodass keine großen Verkaufszahlen resultierten. Beim 170 H waren dies von 1935 bis1939 ganze 1.507 Exemplare. Ob das Schlör-Fahrgestell dabei war? Die Reihen-4-Zylinder längs hinter der Hinterachse waren in schnellen Kurven, wobei schnell ca. 70 km/h waren, schlecht aus der Kurve zu steuern und auf der Straße zu halten. Der 170 H leistete bei 3.200 U/min. 38 PS. Das Gewicht des Fahrgestelles brachte 650 kg auf die Waage, mit der LimousinenKarosserie ganze 1.100 kg. Wie gesagt, der Schlör- CM 2-2015 | www.DAVC.DE Historie Das Göttinger Ei – der Schlör-Wagen Schlör-Wagen 1939 CM 2-2015 | www.DAVC.DE 15 Historie Das Göttinger Ei – der Schlör-Wagen Wagen in Aluminium brachte noch zusätzliche 250 kg. Also rund 1.350 kg Leergewicht. Die Höchstgeschwindigkeit betrug beim Serienwagen cirka 105 km/h, beim Stromlinienwagen lockere 134-136 km/h. Beim Verbrauch wurden auf 100 km acht Liter und 10-12 Liter zu Gunsten des aerodynamischen Fahrzeuges ermittelt. Nun, nachdem die Tests abgeschlossen waren, wurde der Wagen in eine Ecke gestellt und ein Tuch darüber gelegt, weil die Kraftfahrtforschung am Institut kriegsbedingt aufgegeben wurde. Es folgten nun die Jahre 1939 bis 1945. Auch Schlör „durfte“ Militärdienst absolvieren, allerdings seinen beruflichen Fähigkeiten entsprechend. Er wurde mit seinem Freund und Mitarbeiter Hans Becker nach Riga entsandt. Beim LKW-Werk von Mercedes einquartiert, wurden Propellerschlitten aus Beuteteilen zusammengebaut. So wurde auch einmal zu Beginn dieser Aktion ein fünfzylindriger M11-Sternmotor mit einer Leistung von etwa 130 PS, eine Konstruktion der Russen, als Beuteteil beansprucht. Daraufhin schlug jemand vor, man könnte den eingemotteten Schlör-Wagen damit bestücken und testen, ja vielleicht sogar in Russland einsetzen. Gesagt und getan, der Motor wurde nach Göttingen mit der Bahn transportiert. Der Schlör-Wagen wurde entmottet, der Mercedes-Motor amputiert und dafür der Russenmotor mit Propeller hinten drauf montiert. Das klappte sogar und auch noch bestens. Nach den Standschubversuchen wurden nun die Geschwindigkeitsverhältnisse auf der Autobahn festgestellt. sche Motor-Schlitten“, Seite 19 und 20, herausgegeben in: „Deutsche Forschungsanstalt für Luft und Raumfahrt e.V. 1992“: „Dazu musste man aber aus der Versuchsanstalt herausfahren und die Stadt (Göttingen) und ihre engen Straßen passieren, um endlich die Auffahrt zur Autobahn zu erreichen. Ein sowieso andersartig gestalteter Personenwagen, wie er es nun einmal war, und dazu noch ein donnernder Flugmotor mit Propeller hintendran, konnte nur mit polizeilicher Extragenehmigung diese Fahrt antreten. Und dabei geschah es. Bis zur Groner Landstraße konnte man durchfahren. Dort an der Kreuzung stand, wie üblich, ein Polizist, der – wie konnte es anders sein – zunächst einmal den Wagen anhielt. Also die Pulle raus und den Motor im Leerlauf rumpsen lassen, rumpeldirumpeldirumpel. Mittlerweile füllten sich die Bürgersteige mit Jung und Alt und Männlein und Weiblein, und als alle da waren, hob der Polizist seinen Arm und gab die Fahrt frei. Ja – also – die Pulle rein und dröhnend und fauchend blies der Propeller – ein Riesen-Gebläse in der engen Straße – wie ein Orkan und die Hüte flogen, die Röcke hoben sich und die gaffende Menschheit stand bloß Dr. Ing. Karl Schlör von Westhoffen-Dirmstein in seiner Veröffentlichung „Der deut- 16 CM 2-2015 | www. DAVC.DE Historie Das Göttinger Ei – der Schlör-Wagen und frei solange, bis der Spuk vorbei war. Das Göttinger Tagblatt hatte für den nächsten Tag seine Sensation und das trug – wieder einmal – zum Ruhm des Kaiser-Wilhelm-Instituts und der Aerodynamischen Versuchsanstalt in Göttingen in populärster Weise bei. Auf der Autobahn Göttingen-Kassel mit längeren Steigungs- und Gefällstrecken wurde mit Propellerantrieb durch den Wagen eine Geschwindigkeit von 180 km/h erzielt, die zugleich das maximal Zulässige für die Fahrzeugkonstruktion bedeutete. Die Aerodynamik trug hier nichts mehr dazu bei, es war die reine Kraft, welche den Wagen vorwärts trieb. Ob dabei der Verbrauch ermittelt wurde, möglich ist es, aber nicht mehr überliefert (oder?). Das Versuchsfahrzeug war schließlich kein Rennwagen.“ Dieser Versuchswagen mit Propellerantrieb wurde nach verschiedenen Debatten bei den zuständigen Herren nicht in Russland eingesetzt, sondern gelangte nach dem finnischen Rovaniemi als Propellerdruck-Prüfstand. Wie und wann der Wagen wieder zurück nach Deutschland kam, wurde nicht beschrieben. Nach Kriegsende ging Schlör zum bayrischen Staatsministerium nach München. Hier war er zuständig für die Kfz-Industrie und Reifen-Importe der Alliierten. Er machte auch den Vorschlag, VorkriegsFahrgestelle von DKW mit seiner Karosserie zu versehen. Es gab zwar schon in den 1930er-Jahren einen Stromlinien-DKW mit Heckmotor, aber nur als Einzelstück. Die DKW-Geschichte ging nicht weiter, leider! Es ist heute schlecht vorstellbar, mit einem DKW mit 600 ccm 2-Taktmotor und einem Leergewicht von 1.350 kg mit Fahrgästen und Gepäck über den Gotthard nach Italien in die Ferien zu fahren. Die englischen Besatzer hatten das Kaiser-WilhelmInstitut und damit auch die AVA aufgelöst. Heute heißt das Institut Deutsche Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt e. V. Der Schlör-Wagen wurde beschlagnahmt und nicht wieder herausgegeben. Angeblich wurde er nach England gebracht. Dort steht er möglicherweise noch heute in einem Verlies. Dr. Karl Schlör traf man später wieder für kurze Zeit bei Krauss Maffei in München. Zweimal hat er sich mit StromlinienProjekten befasst: Ein Sportcoupé mit Propellerantrieb wurde jedoch nicht realisiert. Es blieb auf dem Papier, wie so Manches. Später ging er zu Teves, dem Bremsen-Spezialisten, wo er mit dem bekannten Physiker Fritz Ostwald zusammenarbeitete. Beide waren sehr interessiert an dem neu herausgebrachten Motor von Felix Wankel. Geschäftlich und beruflich wurde jedoch nichts daraus. 1983 setzte sich Schlör nochmals ans Zeichenbrett und brachte einen neuen Wagen aufs Papier für seine Techno-Transfer GmbH. Die deutschen Autohersteller hatten überhaupt kein Interesse daran. Heute sähe das wahrscheinlich anders aus. 1991 wurde das nächste Windkanal-Modell in Sindelfingen im kleinen Windkanal von Mercedes-Benz getestet, was angeblich ebenfalls einen Luftwiderstand von Cw 0,19 ergab. Aber das Ergebnis war am glatten Modell gemessen. 1997 ist Dr. Ing. Karl Schlör verstorben. Text: Hanspeter Röhl, MVC Fotos: Karl Schlör, AVA-Archiv, Daimler AG ■ Geänderter Redaktionsschluss für CM 3-2015: 15. Juli 2015 CM 2-2015 | www. DAVC.DE 17 Historie Citroën 5HP – oder warum kleine Jungs ein altes Auto brauchen Die Geschichte zu dieser merkwürdigen Überschrift beginnt 1983. Stephan, damals gerade sechs Jahre alt geworden, war mit seinen Eltern in Frankreich, um dort einen Citroën Traction Avant zu kaufen und mit ihm auf Achse nach Hause zu fahren. Daheim angekommen, wurde erst einmal fleißig Literatur zum Thema Citroën gekauft. In einem dieser Bücher war ein leicht unscharfes Bild eines 5HP Prototypen abgebildet. Stephan, der gerade seine ersten Leseversuche begonnen hatte, fand heraus, dass es dieses lustig anzusehende Auto nur in Gelb gab. Von diesem Augenblick an war klar: Stephan braucht ein solches Auto! Citroën 5HP Prototyp lig, auch gleich einen Anhänger dabei. Das war im April 1999. Zwischenzeitlich hatte ich mich ausgiebig mit der Geschichte des kleinen Wagens beschäftigt und wusste so genau, welche Fahrzeuge für mich in Frage kamen. Es musste ein früher 5HP, also ein 5HP Typ C Torpedo, sein. Dieser wurde von 1921 bis 1923 gebaut. Des Weiteren gab es noch den C2 als Torpedo, Coupé und Cabriolet und den auf 11 PS erstarkten C3 als Trefle, faux Trefle, Torpedo und als Kastenwagen. All diese Varianten sind zwar nett, aber eben nicht der Ursprung und somit für mich damals uninteressant. Der C2 und der C3 wurden bis 1926 gefertigt. Die gelbe Farbe war nur bis März 1923 im Programm. Citroën 5HP Typ C2 Torpedo Wie es so oft ist, kleine Kinder brauchen alles und müssen auch alles haben, bekommen es aber nicht und vergessen es dann wieder. Klein Stephan, Sie ahnen es, wer diesen Text geschrieben hat, blieb aber am Ball. Immer wieder wurde das Buch gelesen und verliebt das Bild bewundert. Ende der achtziger Jahre hatte Stephan seinen Papa weich geklopft und es wurde ein angebotener 5HP besichtigt. Damals siegte die Erkenntnis, dass ein Zweisitzer mit gerade einmal 9 PS nicht unbedingt reisetauglich ist und somit nicht in Frage kommt. Thema abgehakt. Lange Jahre vergingen, bis wieder ein 5HP angeboten wurde, der dann auch gleich besichtigt wurde. Allerdings hatte ich mein Erspartes und, rein zufäl- 18 Citroën 5HP Typ C3 Trefle CM 2-2015 | www. DAVC.DE Historie Citroën 5HP – oder warum kleine Jungs ein altes Auto brauchen Der damals angebotene 5HP erwies sich als strukturell gesund und somit für mich als Vorkriegs-Neuling restaurierbar. Er war fast komplett, nur leider waren die Restaurierungsversuche eines Vorbesitzers alles anderes als brauchbar. Gegenstand dieses Berichtes soll nun nicht die Restaurierung werden. Deshalb lasse ich diese außen vor und beschreibe lieber, wie man mit einem solchen Fahrzeug unterwegs ist und warum André Citroën den 5HP überhaupt baute. In ganz Europa gab es nach dem Ersten Weltkrieg das Verlangen nach günstigen Automobilen für die Massen. Überall gab es sogenannte Cyclecars, also Automobile gebaut aus Motorradteilen. Diese Fahrzeuge nutzten eine Gesetzeslücke und waren somit steuer- und zulassungsfrei. Da es aber immer wieder zu schweren Unfällen mit solchen Flitzern kam, änderte man die entsprechenden Gesetze ab. Zum ersten Januar 1921 wurden die Cyclecars rechtlich dem „richtigen“ Automobil gleichgestellt. Sofort brach der Markt zusammen und das, obwohl ja scheinbar Bedarf bestand. André Citroën erkannte als erster diese Marktlücke und brachte bereits im März 1921 den 5HP heraus. Im Gegensatz zu den meist recht provisorisch und zusammengeflickt wirkenden Cyclecars war der 5HP ein richtiges Automobil. Da er, wie auch die großen Citroëns, am Fließband gefertigt wurde, war er entsprechend günstig. Citroën ließ diesen Wagen in seinen Werken in Frankreich, Belgien, England und Italien fertigen. Bis 1926 verließen über 80.000 Exemplare die Werkshallen. Citroën stellte die Fertigung des Wagens nicht wegen nachlassender Nachfrage ein, sondern weil er, aus Bahnhof Bruchhausen-Vilsen CM 2-2015 | www. DAVC.DE 19 Historie Citroën 5HP – oder warum kleine Jungs ein altes Auto brauchen 5HP auf Tour Citroëns Sicht, veraltet war. Die Karosserie des 5HP besteht noch aus Blechen, die auf einem Holzrahmen genagelt sind. Alle anderen Citroëntypen wurden ab August 1921 jedoch schon mit einer Ganzstahlkarosserie gebaut. Eine „tout acier“ (Ganzstahl) -Karosserie hätte den 5HP allerdings derart verteuert, dass er nicht mehr verkaufbar gewesen wäre. Opel kopierte den 5HP Typ C Torpedo und verkaufte ihn als 4/12 PS Laubfrosch. Wie fährt sich ein solches Automobil? Bevor man in einen 5HP steigt, sollte man sich bewusst sein, dass man mit großen Füßen aufgeschmissen ist. Die Pedalen liegen viel zu eng beieinander. Außerdem stehen dann auch noch die Handbremse und der 20 Ganghebel im Weg herum. Citroën schrieb damals, dass ein 5HP geeignet ist für Leute, die nicht über 1,70 Meter groß sind. Ist man sich dessen bewusst, steigt man über die Beifahrerseite ein. Ein wenig klettern und schon sitzt man recht bequem. Nun wird der unterm Tank hängende Benzinhahn (Fallbenzin ohne Pumpe) geöffnet, der Choke und der Zündknauf gezogen, und nach einer kurzen Wartezeit tritt man mit dem rechten Fuß auf den Anlasserknopf. Vorausgesetzt es ist kein Gang eingelegt, tobt nun der Anlasser los. Ein Höllenlärm! Anlassen mit eingelegtem Gang und getretener Kupplung mag der Kleine überhaupt nicht. Es gibt allerdings Tage, an denen gekurbelt werden muss. Passen die Außentemperaturen, reicht eine halbe Kurbelum- CM 2-2015 | www. DAVC.DE Historie Citroën 5HP – oder warum kleine Jungs ein altes Auto brauchen drehung. An kalten Novembertagen dürfen es auch schon mal zwei oder drei Umdrehungen sein. Läuft der Kleine, dann muss man wieder ein wenig warten. Um einen Gang einzulegen, läuft der Motor mit gezogenem Choke viel zu schnell. Läuft der Motor auch ohne Choke zufriedenstellend, kann die Reise losgehen. Dazu löst der Fahrer zuerst die Handbremse, um dann den ersten Gang unten rechts einzulegen. Legt man zuerst den Gang ein, stehen sich Handbremse und Ganghebel im Weg… Im Stand kracht es nun ein wenig und dann geht’s los. Den rechten Fuß auf das mittlere Pedal und vorsichtig Gas geben. Am Beginn einer Fahrt ist der Kleine noch recht mürrisch. Hat er dann erst einmal Fahrt aufgenommen, geht es recht zügig voran. Begleitet durch das Heulen des geradverzahnten Getriebes, erreicht man flott den Gangwechselzeitpunkt. In der Ebene liegt dieser bei ca. 10 Stundenkilometern. Dazu Fuß vom Gas, Kupplung mit dem linken Fuß getreten, Gang raus, Fuß von der Kupplung, kurz warten, kuppeln und den zweiten Gang oben links einlegen. Während man sich dabei Zeit nehmen muss, um zum einen nicht in den Rückwärtsgang zu schalten (ohne Sperre oben rechts) und zum anderen ein lautes Krachen zu verhindern, sollte nun recht flott wieder Gas gegeben werden. Man wird sonst einfach zu langsam. Gleiches gilt für den Wechsel in den dritten Gang (unten links). Legt man bei ca. 15-20 Sachen den dritten Gang ein, rollt der 5HP genüsslich durch die Landschaft. Im großen Gang sind die Zahnräder schräg verzahnt, und somit kreischt und jault jetzt auch nichts mehr. Nun kann man den 5HP auf beachtliche 60 Stundenkilometer beschleunigen, die er auch problemlos erreicht. Wer nun wieder langsamer werden möchte, sollte sich das früh genug überlegen. Die rechts sitzende Fußbremse wirkt auf eine Trommel, die die Kardanwelle abbremst. Die Handbremse verzögert zwei über Gestänge betätigte CM 2-2015 | www. DAVC.DE Zugkreuzung Trommeln an den Hinterrädern. Für eine echte Gefahrenbremsung nach heutigen Maßstäben ist selbst die Kombination aus beiden Bremsen unbrauchbar. Auch ein Ausnutzen der Motorbremskraft ist nicht möglich, da bei zu hoher Motordrehzahl ein nach unten Schalten nicht möglich ist. Das Herunterschalten funktioniert auch wieder nur mit Doppelkuppeln. Allerdings sollte man, um in den Zweiten schalten zu können, schon fast stehen. In den ersten Gang kommt man nur im Ausrollen geräuschlos. Beachtet man dies, kann man auch mit 9 PS aus einem 860 ccm 4 Zylinder Viertakter die Welt erobern. Ich fahre mit meinem 22er 5HP jährlich ca. 3500 Kilometer. Und jedes Mal, wenn ich in die Garage gehe, freue ich mich, diesen Kindheitstraum vom lustigen gelben Auto heute leben zu dürfen! Übrigens, der Traction Avant von damals steht heute natürlich neben dem 5HP. Stephan Arbeitlang Präsident DAVC Weser-Ems ■ 21 Historie Opel Kapitän – ein Juwel der Automobilgeschichte Als im Jahre 1970 die Produktion des Opel Kapitäns B aus der letzten großen Opel-Modellreihe eingestellt wird, bedeutet das nach mehr als 30-jähriger Bauzeit eine Zäsur nicht nur in der Firmengeschichte des Opel-Werkes, denn dieses legendäre Auto hat Automobilgeschichte mitgestaltet. Der folgende Beitrag wurde vor längerer Zeit beim Wettbewerb „Beste Klassik-Story des Jahres“ der Zeitschrift Motor Klassik mit dem 3. Preis ausgezeichnet. Die Darstellung soll in einem kurzen Abriss chronologisch die Modellpalette eines historischen Automobils in seiner Zeit aufzeigen, eines Autos, welches durch Oldtimerfreunde und deren Liebe zum automobilen Kulturgut der Nachwelt erhalten bleibt. (Red.). „Nimm mich mit, Kapitän, auf die Reise…“ sang am Anfang der 50er-Jahre der unvergessene Hans Albers zu einer Zeit, als in Rüsselsheim der ,„Kapitän 51“ seine „Reise übers Land“ begann, und wenn auch der Interpret in seinem Schlager den Kapitän auf See damit ansprach, so nahmen doch in der Tat die Opel-Kapitäne auf ihren Reisen durch drei Jahrzehnte viele Menschen mit, weckten Freude am Auto sowie am Fahren und realisierten Autoträume. denn dieser „Kapitän“ beherrscht die Straße wie der Kapitän auf seinem Schiff das Meer. 1938 verließ der erste „Kapitän“ das große OpelSchiff im Hafen Rüsselsheim und trat seine Reise in viele Länder dieser Welt an. Damals – vor dem Zweiten Weltkrieg – hatte er noch einen Vorgesetzten, den „Admiral“. Den „Kapitän“, von 1938 – 1940 als zwei- und viertürige Limousine mit Fließheck sowie als Cabriolet gebaut, sah man ab 1948 in leicht veränderter Bauweise wieder auf den Straßen, jetzt allerdings nur als viertürige Limousine. Glücklich, wer sich damals mit ihm sehen lassen konnte! Man missbrauchte nach dem Krieg in noch schlechter Zeit in Deutschland öfters seinen Namen, indem man ihn „Gangster-Kapitän“ nannte, weil hin und wieder sich Gangster seiner bemächtigten und ihr Unwesen mit ihm trieben, was jedoch auch wieder bewies, dass man seine Qualitäten zu schätzen wusste, eben ein guter „Kapitän“. Vorgesetzte gab es nun nicht mehr. Er selbst führte die Opel-Flotte an. 1951 war seine Zeit abgelaufen, man pensionierte ihn und besetzte seine Stelle mit einem Nachfolger Seit seinem Erscheinen verkörpert der „Kapitän“ den „großen“ Opel – für viele allerdings während seiner Produktionszeit leider unerschwinglich! Auf der Straße passt er sich, leicht schwebend, den Unebenheiten der Fahrbahn an, gleitet dahin wie Wellen an der Oberfläche des ufernahen Meeres, mit kaum hörbarem Motorgeräusch – eben ein majestätischer „Kapitän der Landstraße“. Dieser in sich widersprüchliche Begriff stellt sich jedoch auch schlüssig dar, 22 „Vorkriegskapitän“ – hier als zweitürige Limousine CM 2-2015 | www. DAVC.DE Historie Opel Kapitän – ein Juwel der Automobilgeschichte „Nachkriegskapitän“ 1948 – 1951 in völlig anderer Kapitäns-Uniform. Der amerikanische Einfluss wurde größer, der Neue erinnerte an den Chevrolet Skyline Sport Sedan von 1950. Viel Chrom an der Front und das Heck mit deutlich herausmodelliertem Kofferraum, kein Fließheck mehr – ein „Kapitän“ mit höchst repräsentativem Charakter. Politiker und Fabrikanten brachte er auf ihren Dienstreisen sicher zum Ziel, bis man ihn gegen Ende des Jahres 1953 nicht mehr wollte, er wirkte plötzlich altmodisch, denn es begann die Zeit, da man die klassische Bauweise verließ und in der Pontonform das Heil suchte. Man kleidete ihn also völlig neu ein. Als „Kapitän 54“ zog er durch die Tore Rüsselsheims hinaus in die Welt und stellte sich der Öffentlichkeit vor als neuer, moderner „Kapitän“. „Ein Wagen großen „Kapitän 51“ CM 2-2015 | www. DAVC.DE Stils“ – so stand es auf dem Verkaufsprospekt – „das souveräne Meisterstück aus Rüsselsheim“. Ein Zwischenblech in der Frontöffnung mit kleinen Höckern und Chromleistchen darauf, wie Zähne im geöffneten Maul eines großen Tieres wirkend, brachte ihm den Namen „Haifischmaul-Kapitän“ ein – analog zum kleinen Bruder „Olympia-Rekord“. Doch bereits 1955 musste er abdanken. Zwar sehr ähnlich seinem Vorgänger, veränderte man sein Aussehen: Kühlergrill, größere Front- und Heckscheibe – diese jetzt ohne Unterteilung. „Schwungvoll in Ruhe und Bewegung“, so warb man für ihn. Manche sprechen heute noch vom „schönsten Kapitän, den es je gab“. Stolz, nicht übermäßig groß, elegant, leichtfüßig – so bewegte er sich im stets stärker werdenden Verkehr auf Deutschlands Straßen. Aber auch sein Berufsleben näherte sich nach zweieinhalbjähriger Dienstzeit dem Ende entgegen. 23 Historie Opel Kapitän – ein Juwel der Automobilgeschichte Auch so was gibt’s noch!: „Kapitän 54“ „Kapitän 54“ 1958 übernahm ein völlig neu ausgestatteter „Kapitän“ das Ruder der Opel-Flotte, dessen Amtszeit nur ein Jahr währte, denn seine Kritiker traten mit schwerwiegenden Argumenten an die Öffentlichkeit: Zu schmale Fondtüren und an dieser Stelle ein bereits zu niedriges Dach erschwerten den Einstieg derer, die sich vom „Kapitän“ über die Landstraßen chauffieren ließen. „Schlüsselloch-Kapitän“ nannte und nennt man ihn heute noch – aufgrund seiner schlüssellochähnlichen Rückleuchten. Keinesfalls eine abwertende Bezeichnung! Das wäre auch unverdient, denn er sah gut aus: stämmig, kräftig, trotzdem schnittig und unternehmungslustig. „Hier ist der große Wagen europäischer Konzeption – der neue Kapitän – in klarer Form, mit sinnvollem Komfort und technischer Perfektion. Weltklasse!" So war zu lesen! Doch die Kritiker setzten sich durch: Er musste also nach sehr kurzer Produktionszeit abdanken. Heute sucht man ihn, sehnt sich nach ihm – nach dem seltenen „Schlüsselloch-Kapitän“. haft der erfolgreichste „Kapitän“ bis zu diesem Zeitpunkt! Eiligst wurde im August 1959 ein neuer „Kapitän“ vorgestellt, der P 2.6, völlig anders eingekleidet, auch mit anderer Schuhgröße, 14er Felgen. „Wagen, die verwöhnen, Leistung, die verwöhnt, Fahrkomfort, der verwöhnt, Raumkomfort, der verwöhnt“ – ein „Verwöhn-Kapitän“ also – „für Anspruchsvolle“ und in der Tat sehr erfolgreich. Deshalb durfte er auch mehr als vier Jahre im Amt bleiben – länger als alle Berufskollegen vor ihm! Wahr- 24 1964 war Wachablösung: Der Neue hieß „Kapitän A“ – neben Admiral und Diplomat A – er bekam also wieder Vorgesetzte, wie vor dem Krieg schon einmal. In der Ausgabe 42 des o. g. Jahres schrieb der „Spiegel“: „Um dem Kapitän wieder den Anstrich eines deutschen Arbeitgeberwagens zu geben, beschloss Generaldirektor Stork im Einvernehmen mit seinem Vorgesetzten in Detroit, den großen Opel neu aufzutakeln und in zwei Versionen zu offerieren: als »Kapitän« für den biederen Geschäftsmann und als Admiral mit mehr Make-up für den gehobenen Unternehmer.“ Clou des Programms stellte eine 17.000 Mark teure Version des „Kapitän“ dar. Mit dem Weltläufigkeit suggerierenden Namen „Diplomat“ und einem Achtzylindermotor sollte erstmals ein Opel-Fahrzeug in Käuferschichten vorstoßen, die bislang auf den guten Stern aus Schwaben schworen. Dieser „Kapitän A“ zeigte sich glattflächiger, weniger Zierrat an seinem Äußeren – kräftig und geschmeidig wollte und sollte er wirken. „Linie, Leistung, Luxus“ lautete die Devise – ein stolzer „Kapitän“, durch seine Vorgesetzten leider etwas abgewertet. Als 1967 der „Kapitän“ kaum noch Begeisterung hervorrief, startete man im Heimathafen Rüsselsheim einen letzten Versuch, Daimler-Benz Paroli zu CM 2-2015 | www. DAVC.DE Historie Opel Kapitän – ein Juwel der Automobilgeschichte bieten und schickte groß, stark und schwer wirkende „Kapitäne“ nebst „Admiral“ und „Diplomat“ an die Front und stellte sie der Presse 1969 in Nizza vor. „Wir haben nichts verändert, alles neu gemacht!“, so die Opel-Werbung. Allerdings erschien der „Kapitän B“ fast nackt an „Kapitän A“ Land, mit wenig Zierrat, sehr einfach ausgestattet, seiner Würde beraubt und fand deshalb wenig Anklang als nacktes männliches Wesen. So war es nicht verwunderlich, dass er bereits nach einem Jahr seinen Beruf aufgeben musste. Fortan gab es nun keinen „Kapitän“ aus neuer Produktion mehr auf Deutschlands Straßen. Erste Anzeichen eines sinkenden Opel-Schiffes in Rüsselsheim, getreu dem Motto: Der Kapitän verlässt als Letzter das sinkende Schiff!? Unrühmliches Ende einer 32-jährigen Berufskarriere mit neun zum Teil sehr unterschiedlich aussehenden und ausgestatte- ten Typen – herber Verlust für viele treue Anhänger, eine starke Cäsur in der Geschichte der Firma Opel und auch in der Automobilgeschichte! Doch bereits vor dem endgültigen Aus des letzten „Kapitäns“ 1970 nahmen die Oldtimerliebhaber sich verstärkt seiner an, retteten ihn vor dem endgültigen Untergang, kleideten ihn neu ein, pflegten ihn und fuhren wieder mit ihm, mit der ihm zustehenden Begeisterung, gaben ihm die Würde zurück, die er als „Juwel“ der Automobilgeschichte verdient hat – und so gibt es ihn immer noch, den „großen Kapitän“, etwas gealtert, aber erneut bewundert, und er gleitet wieder über die Straßen, leise, leicht schwebend, majestätisch, eben ein „Kapitän der Landstraße“. „Nimm mich mit, Kapitän, auf die Reise, nimm mich mit in die weite, weite Welt, wohin geht Kapitän Deine Reise …?" D. Großblotekamp Redakteur des CM „Kapitän B“ – hier allerdings mit Diplomat-Chrom ■ Geänderter Redaktionsschluss für CM 3-2015: 15. Juli 2015 CM 2-2015 | www. DAVC.DE 25 Veranstaltungen Tradition hat Bestand, auch wenn das Wetter einmal nicht mitspielt! Das DAVC Oldtimer-Treffen der LG Ostsee mit angeschlossenem Teilemarkt in Lübeck-Blankensee kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Am 26. April 2015 wurde die Traditionsveranstaltung in ihrer nunmehr 28. Auflage durchgeführt und hatte wieder ihren ganz eigenen Charakter. Zählten im letzten Jahr noch historische Schätze wie ein Rolls-Royce Silver Ghost von 1921, ein De Dion Bouton von 1908 und ein Adler Typ 9, Baujahr 1902, zu den Highlights, so dominierten in diesem Jahr vor allem Fahrzeuge jüngeren Datums das Geschehen. Die nicht ganz so optimalen Wetterprognosen haben so manchen Oldtimerliebhaber und viele Motorradfahrer davon abgehalten, im guten alten „Schätzchen“ anzureisen. Viele zogen einen Youngtimer oder auch das Alltagsauto vor. So rückten dann Fahrzeuge in den Fokus der fachkundigen Besucher, denen sonst nicht ganz so viel Beachtung geschenkt wird. Ein vielbeachtetes Highlight war in diesem Jahr eine Borgward-Sonderausstellung. Neben seltenen Borgward-Exponaten wurde auch die Firmen- und Fahrzeuggeschichte der Marke im Zelt mit bewegten Bildern erlebbar gemacht. Das Interesse an den Borgwards kommt nicht von ungefähr. Seit Monaten wird über die Wiederbelebung der einstigen deutschen Premium-Marke spekuliert. Traditionell in Lübeck stark vertreten sind historische Nutzfahrzeuge, Busse, Feuerwehrfahrzeuge, Trecker sowie Unimogs. Wie in jedem Jahr nutzten auch diesmal wieder einige Marken- 26 CM 2-2015 | www. DAVC.DE Veranstaltungen Tradition hat Bestand, auch wenn das Wetter einmal nicht mitspielt! clubs das Oldtimertreffen als erstes Ziel einer gemeinsamen Ausfahrt. Glücklicherweise blieben die angekündigten Starkregengüsse bis in die frühen Nachmittagsstunden aus. Und so waren auch in diesem Jahr wieder die Oldtimerfahrzeuge im Ausstellungsbereich eng umlagert. Lange Zeit ging es im Bereich des Teilemarktes nur langsam voran. Insgesamt erreichten die Besucherzahlen fast wieder Vorjahresniveau. Viele kamen nicht nur aus der näheren Umgebung, sondern aus ganz Schleswig-Holstein, Mecklenburg, Hamburg und Niedersachsen. Gerade der Teilemarkt hat für viele Besucher einen besonderen Reiz. Viele private Anbieter, aber auch Profihändler bieten dort alles an, was das Sammlerherz begehrt und meist schon seit Jahren nicht mehr im Handel erhältlich ist: Ersatzteile, Werkzeug, Schrauben, Fahrzeugteile, Schlüssel, Reifen, Literatur, Blechschilder und vieles mehr. Darüber hinaus zeigen einige Oldtimerspezialisten die verschiedensten Handwerksarbeiten, die im Rahmen einer Fahrzeugrestaurierung anfallen können. Tradition hat Bestand! Das Oldtimertreffen konnte in diesem Jahr erstmals wieder am alten Standort im Ausbildungspark ausgerichtet werden. Im letzten Jahr fand das Treffen nach dem Verkauf des Flugplatzes und des angrenzenden Geländes noch auf einem nahen Verkehrsübungsplatz statt. Die Insolvenz des Käufers machte jedoch eine Rückkehr auf das Gelände im Ausbildungspark möglich. Die LG Ostsee nutzt dieses Gelände nunmehr nahezu ununterbrochen nach spannen- CM 2-2015 | www. DAVC.DE 27 Veranstaltungen Tradition hat Bestand, auch wenn das Wetter einmal nicht mitspielt! den Anfangsjahren des Oldtimertreffens in Kronsforde und Krummesse seit 1998 für das Oldtimertreffen. An diesem Ort hat sich die Veranstaltung etabliert und ist seither auch nicht mehr aus Lübeck wegzudenken. Große und kleine Oldtimerinteressierte, Old- und Youngtimerbesitzer sowie Teilehändler haben dafür gesorgt, dass dieses Treffen sowohl für Experten als auch für Schaulustige zu einem richtigen Highlight wurde. Und dies selbst dann, wenn das Wetter einmal – wie in diesem Jahr – nicht ganz mitspielt. 4000 treue Besucher, ca. 150 Teilehändler und über 1000 Old- und Youngtimer aller Fahrzeugkategorien stehen für eine Wertschätzung, die dieser Veranstaltung seit Jahren entgegengebracht wird. Großen Anteil am Erfolg haben auch die vielen Vereinsmitglieder, die unter großem Einsatz diese Veranstaltung erst möglich gemacht haben. Das Jubiläumsjahr „50 Jahre DAVC“ fand mit dem 28. Oldtimertreffen mit Teilemarkt in Lübeck-Bankensee einen weiteren ansprechenden Höhepunkt. Thomas-Markus Leber Landesgruppe Ostsee Bilder: Hans-Joachim Rose Landesgruppe Ostsee ■ www.davc.de 28 CM 2-2015 | www. DAVC.DE Veranstaltungen 3. Treffen „Oldtimer am großen Weserbogen“ Am 12. April 2015 fand zum dritten Mal am großen Weserbogen in Porta-Westfalica das bereits größte Oldtimer-Treffen Ostwestfalens statt. Alle historischen Kraftfahrzeuge bis Baujahr 1985 waren herzlich eingeladen. Schon am frühen Vormittag war das idyllische Treffengelände unterhalb des KaiserWilhelm-Denkmals bis zum Rand gefüllt. 800 (!) Oldtimer und 3000 Besucher versammelten sich, um die historische Fahrzeug-Saison 2015 in der Region zu eröffnen. Die DAVC-Landesgruppe OWL unter der Leitung von Heiner Steffen und Raimund Arzdorf präsentierte sich vor einem sehr gut erhaltenen OPEL-Blitz-Feuerwehrwagen und gab den in- CM 2-2015 | www. DAVC.DE teressierten Besuchern Informationen zu ihren Aktivitäten. Gesamtsieger der Veranstaltung wurde ein BMW Glas V8 3000 – Besitzer aus Gütersloh, und den Pokal für die weiteste Anreise durfte ein Golf 1Fahrer aus dem niedersächsischen Oldenburg in Empfang nehmen. Text und Bilder: Erich Rostek DAVC OWL ■ 29 Veranstaltungen 3. Treffen „Oldtimer am großen Weserbogen“ 30 CM 2-2015 | www.DAVC.DE Veranstaltungen 3. Treffen „Oldtimer am großen Weserbogen“ CM 2-2015 | www.DAVC.DE 31 Veranstaltungen Die Saison beginnt in Bremen… Bremen Classic Motorshow 2015 Wie jedes Jahr, so hat auch 2015 die LG Weser-Ems wieder den DAVC auf der BCM repräsentiert. Italienische Eleganz war das Thema der Messe für die Sonderausstellung. Mitschwimmen oder Auffallen? Diese Frage stellten wir uns und entschieden uns dann fürs Auffallen. Die meisten Vereine suchen für solche Messen ihre Prunkstücke aus, polieren diese und zeigen sich damit von ihrer Glanzseite. Das wollten wir nicht… Wir wollten einen Schrauber-Sehnsuchtsort nachgestalten, einen Schrottplatz. Einfaches Thema? Bei Weitem nicht…! Klar hat jeder, der schraubt, auch irgendwo Schrott herumliegen. Aber Allerweltsschrott sollte es dann doch nicht sein. So wurde unser Schrottplatz in die Zeit um 1965 gelegt. Da 32 unser Schrotti mit der Zeit geht, hat er sich bereits einen Gabelstapler angeschafft. Mit diesem war er gerade dabei, einen 1952er Borgward Hansa 1500 auf einen 1927er Citroen B14 zu legen. Beide Autos sind bereits total ausgebeint und warten so auf ihr baldiges Ende. Auf der anderen Seite des Büros steht ein Jaguar XK 120 Coupé und wartet dort auf seine Zerlegung. Die dürfte aber noch ein wenig auf sich warten lassen. Der edle Renner ist bereits ordentlich zugemüllt. So liegen ein Borgward Hansa 1700-Getriebe und eines vom BMW 328, ein halber Amilcar-Motor, eine Borgward LKW-Kühlermaske, die Reste einer 98er-Express, Emailschilder, alte Reifen, Felgen, Kanister und noch so manches andere vor ihm. Eine offensichtlich erst kürzlich „abgelegte“ Adler M 200 steht samt einer Reifenmon- CM 2-2015 | www.DAVC.DE Veranstaltungen Die Saison beginnt in Bremen… Bremen Classic Motorshow 2015 tier- und Wuchtmaschine aus den vierziger Jahren ebenfalls noch auf dem Gelände herum. Mehr sieht man vom Schrottplatz nicht. Dem Messebesucher wird so nur der erste Blick von der Straße aus gegönnt. Die Besucher konnten durch Lücken im Zaun das Gelände einsehen und durch die Hofeinfahrt das Gelände betreten. Vor der Hofeinfahrt stand noch ein Goliath GP 700 E im Halteverbot. Schon fast Tradition hat die Namensgebung der von uns dargestellten „Firmen“. Ihre Namen leiten sich immer aus den Namen in der LG aktiver Mitglieder ab. So wurde unser Schriftführer Carsten zum Schrotthändler – schließlich war es auch seine Idee. Aus dem DAVC wurde so „Demolierte Automobile verwertet Carstens“. CM 2-2015 | www.DAVC.DE Zu unserem Goliath noch ein paar Worte. Dieser Goliath wurde von einem Mitglied unserer LG in einem Garten in Bremen entdeckt. Nach langen Verhandlungen konnte er diese Rarität erwerben. Mit tatkräftiger Unterstützung von „Borgward am Bahnhof“ wurde der Goliath wieder fit gemacht, wobei sich dieses Fitmachen hauptsächlich auf Reinigungsarbeiten bezieht. Der Kleine war erstaunlich gut erhalten. Diese Aktion dauerte fast ein halbes Jahr. Erst ein paar Tage vor der Messe war der Goliath fertig geworden und durfte somit auf die Messe. Unsere anfänglichen Bedenken, mit Schrott könne man niemanden begeistern, wurden ganz schnell zerschlagen. Der Goliath wurde zum Liebling der 33 Veranstaltungen Die Saison beginnt in Bremen… Bremen Classic Motorshow 2015 34 CM 2-2015 | www. DAVC.DE Veranstaltungen Die Saison beginnt in Bremen… Bremen Classic Motorshow 2015 Fotografen, die (Plastik)Mäuse im Jaguar zum Liebling der Kinder, und erstaunlich viele Leute freuten sich über den Gabelstapler. Die Messegesellschaft lud uns zu zwei Preisverleihungen ein. Die eine fand am Samstag statt. Der Goliath wurde mit dem zweiten Platz beim Wettbewerb „Spirit of the Show“ geehrt. Sein unverfälschter Zustand und seinen besonderen Platz in der Automobilgeschichte (erster Serienwagen mit Benzindirekteinspritzung) waren die Gründe hierfür. Für den ersten Platz reichte es nicht – Goliath kommt eben aus Bremen und nicht aus einer italienischen De- signschmiede. Am Sonntag war dann der zweite Termin für uns. Platz drei in der Clubstandbewertung – und das bei fast 200 Clubständen. Neben der Gestaltung des Standes erwähnte die Messegesellschaft besonders positiv, dass die komplette Standmannschaft zum Thema und der Epoche passend gekleidet war. Stephan Arbeitlang Präsident DAVC Weser-Ems (Die Redaktion gratuliert nachträglich.) ■ www.davc.de CM 2-2015 | www. DAVC.DE 35 Veranstaltungen Eindrücke von der Techno Classica in Essen Donnerstag, der 16.04.2015: Die Fahrt zum Parkplatz „Flughafen Essen/Mülheim“ verlief einigermaßen problemlos. Von da wurde man mittels Shuttlebus kostenfrei bis unmittelbar vor den Eingang der Messe gebracht. Das Eintreten war dank vorher besorgter Eintrittskarten problemlos. Hier einige Eindrücke von der Messe: Einige kleinere Oldtimer-Clubs waren nicht mehr präsent. Man hatte ihnen keine Standflächen zur Verfügung gestellt. Stattdessen Dienstleistungsstände aus europäischen Ländern, zuzüglich Anbieter aus Frankreich, verstärkt aus Holland, auch solche aus Ungarn, Polen, Tschechien, Spanien usw. Alle voller Zuversicht und Hoffnung! Allgemein ist aber bekannt, dass wenig Ersatzteile verkauft wurden. Die Händler sagen aber: „Wir müssen hier einen Stand haben, sonst meinen die Kunden, wir wären nicht mehr existent.“ Das Angebot von Oldund Youngtimern war reichlich. Die von den Verkäufern genannten Preise auch. Hier zwei Beispiele: Mercedes Pagode 269.000 Euro, VW Käfer 60.000 Euro usw. Bei den Clubständen war, z. B. bei Mercedes, alles o.k. und auch brav alles unter einem Hut, ausgenommen die Mercedes-Heckflossenfreunde, die um der Individualität willen einen Stand in einer anderen Halle hatten. Die in der Mercedes-Halle versammelten Clubs fanden bezugsfertige Stände vor und wurden auch versorgt. Einen Nachteil hatte die Halle 1, wo Mercedes die halbe Halle belegt hatte, wie immer: Man hatte sich einen Teppich gegönnt, der derart ausgaste, dass noch Tage später einigen Leuten die Tränen in den Augen standen. Auch wir hatten nach dem Besuch der Messe noch zwei Tage mit Übelkeit zu kämpfen. Mercedes verlegt den Teppich natürlich nicht selber. Auf einem anderen Clubstand, wo wir auch Mitglied sind, waren wir dreimal. Zwei Damen hielten dort die Stellung. Wie ich später hörte, gab es auch auf Anfrage Kaffee. Wie man aber auf Fragen zum Club die entsprechenden Antworten bekam, ist mir nicht ganz klar. Auch wie man neue Clubmitglieder gewinnen will, habe ich nicht verstanden. Unter die- 36 sen Umständen hätte man auch zwei Stehtische aufstellen können und auf den größeren Aufwand, in diesem Falle den Clubstand, verzichten können. Nebenan gab es den Stand der Konkurrenz, wo, wie bei jedem Besuch, ca. 6-8 Leute zugegen waren. Es gab auch interessante andere Erkenntnisse. So werden einige Vorjahresautos schon einige Jahre angeboten. Überhaupt ist die Nachfrage nach Oldtimern vor dem Zweiten Weltkrieg stark zurückgegangen. Die Oldtimerliebhaber, die sich für diese Autos interessieren, sind älter geworden. Dadurch bedingt, lässt auch die körperliche Verfassung nach und durch die vielen Helferlein in aktuellen Autos sind die Leute auch verwöhnt. Einer erzählte mir Folgendes: „Wenn ich mit meinem Mercedes 630 unterwegs bin, der je nach Aufbau bis zu 3 t wiegen kann, muss ich mit voller Konzentration am Steuer sitzen.“ Letztlich sei eine Ampel sehr schnell auf rot gesprungen. Trotz intensiven Bremsens sei er aber erst mitten auf der Kreuzung zum Stehen gekommen. Gott sei Dank kam keiner. Ein anderer berichtete mir Ähnliches. Wenn er mit seinem Mercedes 540K unterwegs sei, halte er genügend Abstand zum Vorausfahrenden mit dem Erfolg, dass ein oder zwei aktuelle Autos vor ihm einscheren und ihm derart den Bremsweg verkürzen. Meiner Meinung nach ist das Interesse an Vorkriegsoldies im Abklingen. Auch die vielen Nachbauten tragen dazu bei. Heute gibt es Oldiefreunde, die haben Lust am Schrauben. Dann gibt es die, die gerne schrauben und fahren. Aber manchmal habe ich den Eindruck, dass für viele das Wichtigste ist, sich von anderen abzuheben und etwas zu besitzen, was der Clubkamerad von nebenan nicht hat, je ausgefallener und seltener umso besser. Nun noch eine Anmerkung: Nach vielen Begegnungen und Eindrücken wollten wir zurück zum Parkplatz, wo unser Auto stand. An der Abfahrtsstelle der Shuttlebusse standen schon hunderte Wartender, die Gleiches vorhatten wie wir. Nachdem wir eine halbe Stunde gewartet hatten, befragten wir einige, wie lange sie schon warten würden. Meist schon eine Stunde. Wir haben dann eines der ca. 40 CM 2-2015 | www.DAVC.DE Veranstaltungen Eindrücke von der Techno Classica in Essen Taxis genommen und sind zurück zum Parkplatz, wo unser Auto stand. Möglicherweise eine Absprache zwischen Shuttlebetreiber und Taxigemeinschaft? Auf dem Messestand der Ford-Werke Köln gab es das neueste Verzeichnis der Typreferenten und eine komplette Auflistung der Ford-Clubs, ab sofort abrufbar bei Frau Helga Müller. Adresse: Ford Werke GmbH c/o Frau Helga Müller Fordstraße 1, 50735 Köln E-Mail: [email protected] Was man so alles erleben kann! Vorstehendes wurde nach der Messe von vielen bestätigt. Diese haben auch an anderen Tagen die Techno Classica besucht. Willy Krieg DAVC Rheinland Panhard Levassor 1913 ■ Geänderter Redaktionsschluss für CM 3-2015: 15. Juli 2015 CM 2-2015 | www.DAVC.DE 37 Intern Kleinanzeigen FAHRZEUGANGEBOTE: Austin Healey 3000 MK I, BT 7, Bj. 60, kompl.rest., Zust. 1.5, VK 69.500.- Ford A – Town Sedan, fourdoor, Bj. 1929, 40 PS, Top-Zust., RH, Herrschaftsfahrzeug aus Urugay, v. Chauffeur gepfl., neu: Innenausstattung mit Originalstoff, WW-Reifen, Bremsen, Chrom H.P. Seidel, Tel.: 05101-2536, e-mail: [email protected] Austin Healey 3000 MK III, BJ 8, BJ. 67, sehr schön, ält. Rest., Zust. 2+, VK 65.000.Standort Ehingen/Donau manfred@schrade-ehi. de TEILEANGEBOTE BMW R 12: Biete 2 Laufräder Chromfelgen,1 Radantrieb mit Kardanwelle, 1 Radantrieb-Gehäuse, 1 Seitenwagen-Boot F. Kieselhorst Tel.: 04242-2786 oder 0151-15921889 BMW 2500 (E3), Automatik, Bj. 1972, 2. Hd., Sammlerzustand, sehr originales Auto, 129.000 km, scheckheftgepflegt, jeder Service bei BMW gemacht, hohlraumversiegelt, Inspektion neu, TÜV neu, 14.400,Tel. 0178-1372906 38 TEILEGESUCHE BMW R 12: Suche eine Radnabe und ein Paar Packtaschenhalter F. Kiesehorst Tel.: 04242-2786 oder 0151-15921889 CM 2-2015 | www.DAVC.DE Intern Kleinanzeigen im Clubmagazin Schicken Sie Ihre Inserate bitte auf diesem Vordruck an die Redaktion: Im Internet können 5 Bilder veröffentlicht werden! [email protected] D. Großblotekamp, Am Bühl 3, 79199 Kirchzarten oder per Fax: 07661 - 904455 oder per E-Mail: [email protected] Fahrzeugangebote Fahrzeuggesuche Teileangebote Teilegesuche Angebote Verschiedenes Gesuche Verschiedenes Bitte veröffentlichen Sie folgende Kleinanzeige ......... mal im CM und im Internet des DAVC Name, Vorname Telefon-Mobil Straße, Haus-Nr. Telefax PLZ / Ort Mitglied Telefon Datum / Unterschrift Ja ❑ CM 2-2015 | www. DAVC.DE Nein ❑ 39 Intern Impressum Das „Clubmagazin“ ist die Zeitschrift des Deutschen Automobil-Veteranen-Clubs e. V. (DAVC). ■ Herausgeber: ■ Redaktionsschluss: ist jeweils am: 1. Februar, 1. Mai, 1. August, 1. November ■ Verantwortlichkeit: Vorstand des DAVC Präsident: Georg Sewe Hudestr. 88, 23569 Lübeck Tel.: 0451 - 301077, Fax: 0451 - 302467 E-Mail: [email protected] Viermal jährlich – jeweils am Ende des Quartals Die mit Namen oder Signum des Verfassers gekennzeichneten Beiträge stellen dessen persönliche Meinung dar. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir aus Platzgründen gelegentlich Artikel sinnwahrend kürzen müssen und eventuell Berichte in einer späteren Ausgabe veröffentlichen. ■ Redaktion: ■ Copyright: ■ Erscheinungsweise: Dieter Großblotekamp Am Bühl 3, 79199 Kirchzarten Tel.: 07661 - 3680, Fax: 07661 - 904455 E-Mail: [email protected] Deutscher Automobil-Veteranen-Club (DAVC) Nachdruck – auch auszugsweise – nur nach Absprache mit der Redaktion. Geänderter Redaktionsschluss für CM 3-2015: 15. Juli 2015 ■ Layout und Druck: Masuhr Druck- und Verlags GmbH Holländerkoppel 14, 23858 Reinfeld (Holstein) Tel.: 04533 - 2183, Fax: 04533 - 2360 www.masuhr-druck.de Bitte senden Sie alle Manuskripte an: D. Großblotekamp, Am Bühl 3, 79199 Kirchzarten Fax: 07661 - 904455 · E-Mail: [email protected] www.davc.de Wir haben Abschied genommen von unseren langjährigen Clubmitgliedern Paul Klawitter Franz Amann Landesgruppe Allgäu Unsere herzliche Anteilnahme gilt den Angehörigen. 40 CM 2-2015 | www. DAVC.DE Vorstandsmitglieder des DAVC Ehrenpräsident: Waldemar Plessmann Gründer des DAVC Schloßstr. 14, 74379 Ingersheim 2 Tel.: 07142 - 220477, Fax: 07142 - 918602 E-Mail: [email protected] Präsident: Georg Sewe Hudestraße 88, 23569 Lübeck Tel.: 0451 - 301077, Fax: 0451 - 302467 E-Mail: [email protected] 1. Vizepräsident: Peter Ulrich Gilb Schellingstr. 20, 97074 Würzburg Mobil: 0172 - 9843484 E-Mail: [email protected] 2. Vizepräsident: Ingo Jobmann Adalbert-Stifter-Weg 9, 71120 Grafenau Tel.: 07033 - 43968, Fax: 07033 - 43968 E-Mail: [email protected] LG Niedersachsen: Andree Wilken Martin-Brüns-Str. 7c, 28832 Achim Tel.: 04202 - 3139 E-Mail: [email protected] Wolfgang Bolsums Krendelstr. 15, 30916 Isernhagen Tel.: 0511 - 619320 E-Mail: [email protected] LG NordrheinWestfalen: Friedhelm Steinhaus In der Hasenjagd 3 42897 Remscheid-Lennep Tel.: 0171 - 3603776, Fax: 02191 - 965433 E-Mail: [email protected] LG Oberbayern: Detlef Krukenkamp Sophienweg 3 85716 Unterschleißheim Tel.: 089 - 3106553, Fax: 089 - 3175691 E-Mail: [email protected] Schatzmeister: Schriftführer: Ortwin Lang Am Frauenberg 22 89597 Munderkingen E-Mail: [email protected] DAVC-Sekretäre: Redakteur CM Dieter Großblotekamp Am Bühl 3, 79199 Kirchzarten, Breisgau Tel.: 07661 - 3680, Fax 07661 - 904455 E-Mail: [email protected] LG Ostsee: Georg Sewe Hudestr. 88, 23569 Lübeck Tel.: 0451 - 301077, Fax: 0451 - 302467 E-Mail: [email protected] FIVA – Commission Culturelle: Rainer Hindrischedt Le Moulin F-50250 Montgardon E-Mail: [email protected] LG OstwestfalenLippe Raimund Arzdorf Ringstr. 27, 32602 Vlotho Tel.: 05733 - 80844 [email protected] Sport/ Racing-Team: Oliver Jecht Birkenweg 21, 73669 Lichtenwald Tel.: 07153 - 896010, Fax: 07153 - 6132967 E-Mail: [email protected] LG Rheinland: Helmut Hagemann Huls 107, NL-6369 EV-Simpleveld Tel.: +31(45)5444211 E-Mail: [email protected] LG Rhein-Main: Peter Ulrich Gilb Schellingstr. 20, 97074 Würzburg Mobil: 0172 - 9843484 E-Mail: [email protected] LG StaufenOstalb: Oliver Jecht Birkenweg 21, 73669 Lichtenwald Tel.: 07153 - 896010 E-Mail: [email protected] LG Südbaden: Herbert Partikel Stollenstr. 12, 79227 Schallstadt-Mengen Tel: 07664 5525 [email protected] LG Süd-West: Thomas-Frank Hahn Lengefeldweg 11, 70499 Stuttgart Telefon: 0711/833231 LG Weser-Ems: Stephan Arbeitlang Berxer Marschbruch 5 27305 Bruchhausen-Vilsen Tel.: 04252 - 911476 E-Mail: [email protected] FIVA – Detlef Krukenkamp Techn. Kommission: Sophienweg 3, 85716 Unterschleißheim Tel.: 089 - 3106553, Fax: 089 - 3175691 E-Mail: [email protected] DAVC-Archiv: Kresimir Majer Steinbruchstraße 7, 78727 Oberndorf Tel.: 07423 - 1015 Landesgruppenpräsidenten LG Allgäu: Joachim Tornow Rutteshalde 14, 88267 Vogt Tel.: 07529 - 7200 lg.allgä[email protected] LG Berlin/ Brandenburg: N.N. LG Hanse Ulrich Zeidler Kelloggstr. 12, 22045 Hamburg Tel.: 0172-4150655 [email protected] Es gelten stets die Allgemeinen und Besonderen Versicherungsbedingungen, Foto: Peter Lühr Klassiker bewegen. Fahren Sie, wir versichern! Seit über 30 Jahren befassen wir uns ausschließlich mit der Versicherung von historischen und modernen Klassikern: Unser Team von rund 80 Mitarbeitern verfügt über langjährige Erfahrung, spezielles Wissen und automobiles Know-how. DAVC-Mitglieder erhalten 15% Rabatt! Mit OCC fahren Sie besser! OCC Assekuranzkontor GmbH · D - 23564 Lübeck · Hüxtertorallee 6 Tel. +49 - 451 - 8 71 84 - 0 · [email protected] · www.occ.eu