Erfahrungsbericht ERASMUS Bukarest, Rumänien – Academia de

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Erfahrungsbericht ERASMUS Bukarest, Rumänien – Academia de
Erfahrungsbericht ERASMUS
Bukarest, Rumänien – Academia de Studii Economice din Bucuresti (ASE)
Vorbereitung
In Rumänien ist alles eher spontan und unbürokratisch, auch wenn man oftmals das
Gegenteil hört. Deswegen hat sich die Vorbereitung auch als etwas schwierig herausgestellt.
Die Internetseite der Universität ist sehr gut und enthält alle Informationen, sofern man
rumänisch spricht. Denn auch die Information für Erasmus-Incomings sind größtenteils nur
auf der rumänischen Seite vorhanden, die englische Seite enthält große Defizite.
Natürlich konnte ich mich gut auf das Land vorbereiten. Es gibt genügend Reiseführer und
das Internet ist voll mit guten Ratschlägen. Allerdings hat sich die Vorbereitung im Bezug auf
die Universität als äußerst anstrengend herausgestellt. Diese hat sich nämlich einfach nicht
gemeldet und sämtliche Emails von mir und der Erasmus-Beauftragten in Bremen ignoriert.
Einen Monat vor meinem Flug habe ich dann endlich die Email erhalten dass ich das
Wintersemester an der ASE studieren darf.
Andere Informationen von der Universität (Unterkunft, Kurse) habe ich erhalten als ich
bereits in Bukarest war, um 3 Wochen vorher einen Sprachkurs zu machen.
Auch wenn meiner Meinung nach alles ein bisschen chaotisch war, lief es dennoch gut und
letztendlich sehr unkompliziert.
Allgemeine Information zur Partnerhochschule
Die ASE ist die größte wirtschaftliche Universität Rumäniens. Es wird dort in 4
verschiedenen Sprachen unterrichtet; Rumänisch, englisch, französisch und deutsch. Die
Universität ist ziemlich groß und als Erasmus Student darf man aus allen Fakultäten Kursen
besuchen. Deshalb ist es möglich in allen 9 Gebäuden der Universität eine Veranstaltung zu
haben. Die Gebäude sind aber alle gut zu finden und liegen dicht beieinander, alle direkt im
Zentrum.
Zur Universität gehört auch eine Mensa, die aber eher nicht zu empfehlen ist. Es gibt
meistens zwei Gerichte zur Auswahl, sowie einen „Salat“, eine Suppe und wenn man früh
dort ist auch Nachtisch. Alles zusammen kostet ca. 2 Euro und es macht auf jeden fall satt.
Der Nachteil ist, es schmeckt meistens nicht besonders gut und man muss oft mindestens
eine halbe Stunde auf das Essen warten.
Eine Bibliothek gibt es auch, allerdings keine wie man es gewohnt ist. Es gibt nur wenige
Bücher, kaum eins davon darf ausgeliehen werden. Zum lernen ist es dort aber perfekt. Die
Plätze sind sehr schön und es ist immer etwas frei. An jedem Platz gibt es eine Steckdose
und Wlan-Empfang ist einwandfrei dort. Wer nicht den eigenen Laptop mitnehmen möchte,
kann auch die vorhandenen Computer benutzen.
Außerdem gibt es ein Fitnessstudio im Keller des Hauptgebäudes, welches kostenlos
benutzt werden darf. Die Geräte sind in Ordnung, Duschen sind allerdings nicht vorhanden.
Ein zweites befindet sich in der Nähe des Wohnheimes, dieses ist aber wesentlich älter und
dreckiger.
Auch gibt es eine kleine Kapelle im Hauptgebäude, da die Rumänen größtenteils sehr
gläubig sind. Einige Räume riechen deswegen hin und wieder nach Weihrauch.
An einigen Abenden gibt es Gastvorträge von bekannten Persönlichkeiten zu diversen
Themen. Zum Beispiel von einem IMF Mitglied zum Thema Bankenkrise. Diese finden im
großen Rahmen in der Aula statt und sind größtenteils auf Englisch.
Vom Studentenwohnheim sind es ca. 25-45 Minuten mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur
Universität, abhängig von der Wetterlage und der Tageszeit. Viele der ausländischen
Studenten teilen sich auch ein Taxi dorthin, Kosten dafür ca.3 Euro.
Akademisches Leben
Das akademische Leben in Rumänien ist ganz anders als das in Deutschland. Für mich war
es mehr wie in der Schule als tatsächlich Universität.
Am ersten Tag gab es eine einstündige Einführungsveranstaltung in der einiges zur
Universität erzählt wurde und alles Positive hervorgehoben wurde. Dies war alles an
Information die es offiziell von der Universität gab.
Es gab eine Ansprechpartnerin für ca. 80 Erasmus-Studenten. Wir haben stundenlang vor
ihrem Büro gewartet um mit ihr zu sprechen, da sie nur 3-mal die Woche für einige Stunden
dort war und auf Emails nicht antwortet. Wenn man allerdings endlich mit ihr sprechen
konnte, hat sie einem auch wirklich geholfen mit allem was wir hatten, zudem ist sie sehr
nett.
In meinem letzten Monat wurde dann noch eine zweite Hilfskraft eingestellt, die zwar jeden
Vormittag zu erreichen war, dafür aber leider kaum eine Frage beantworten konnte.
Alles in allem hat es am meisten geholfen sich mit anderen Studenten auszutauschen, in den
jeweiligen Sekretariaten der Fakultäten nachzufragen oder mit den Professoren direkt zu
sprechen.
Die meisten meiner Kurse habe ich erst nach 4-5 Wochen gefunden, da die Gebäude etwas
unübersichtlich sind und die Räume des Öfteren gewechselt wurden. Allerdings war dies
überhaupt kein Problem! Die Professoren haben einem geholfen den verpassten Lerninhalt
nachzuholen und auch die Seminarnote wurde dadurch nicht beeinflusst.
Die Kurse werden in sehr viel kleineren Gruppen durchgeführt als ich es von den deutschen
Universitäten kenne, zumindest in den nicht-rumänischen Veranstaltungen. Es herrscht
Anwesenheitspflicht in den Seminaren, die auch 10% der Gesamtnote ausmacht. In den
meisten Veranstaltungen müssen wöchentlich umfangreiche Hausaufgaben gemacht werden
und es gibt ein Midterm-Test, sowie am Ende eine Klausur, welche allerdings dann nur noch
50-60% der Gesamtnote ausmacht. In vielen Fächern muss auch mindestens ein Projekt
gemacht werden. Die sind meistens sehr umfangreich und die Rumänen machen dies sehr
gut. Allerdings wird auch sehr viel geschummelt dabei! Unter anderem auch mit Methoden
die hier undenkbar wären!
Insgesamt würde ich das Niveau als etwas niedriger als bei uns bezeichnen, obwohl ich sehr
viel mehr Zeit aufbringen musste um alles zu schaffen als es hier in Deutschland der Fall
gewesen wäre.
Mit den meisten Professoren kann man gut sprechen und gemeinsam eventuelle Probleme
lösen. Sowohl Professoren als auch die anderen Studenten sind sehr hilfsbereit und freuen
sich das wir uns für ihr Land interessieren.
Das alles hängt allerdings sehr viel von den gewählten Kursen und der Unterrichtssprache
ab!
Insgesamt würde ich sagen, dass mit ein bisschen Fleiß eine überdurchschnittliche Note
erlangt werden kann und kaum ein Erasmus-Student ist durchgefallen. Auch sollten die
Kurse auf Englisch (oder Rumänisch) besucht werden, da die Veranstaltungen auf deutsch
und französisch eher einem Sprachkurs gleichen und man sich dort sehr langweilt.
Unterkunft
Die Unterkunft ist sehr gewöhnungsbedürftig. Alle Erasmus-Studenten haben die Möglichkeit
ein Bett im Studentenwohnheim zu bekommen. Dieses zählt als das beste der Stadt und ist
es im Hinblick auf die Ausstattung auch. Alles wurde vor einigen Jahren erst renoviert und
zumindest die Küche und der Flur werden unter der Woche auch geputzt.
Die Erasmus-Studenten werden in der Regel zu zweit einem Zimmer zugeteilt, zu dem auch
ein kleines Badezimmer und eine separate Toilette gehören. Die Küche ist für alle
zugänglich. Es gibt jeweils zwei auf einem Flur wo sich ca. 30 Zimmer befinden. Alles ist
ziemlich dreckig und da Erasmus-Studenten gerne feiern ist es meistens auch sehr laut. Der
Preis pro Person ist zur Zeit 150€ pro Monat, was für rumänische Studentenwohnheime
relativ viel ist. Trotz allem würde ich jedem empfehlen zumindest am Anfang dort zu wohnen
um alle kennen zu lernen und erst dann eine Wohnung oder WG zu suchen.
Zentrale WG-Zimmer kosten ca. 200€, für 300€ gibt es schon sehr schöne Ein-Zimmer
Wohnungen. Wohnungen können am besten durch andere Studenten, bekannte Rumänen
oder Zeitungen/Internetanzeigen gefunden werden.
Öffentliche Verkehrsmittel
Die öffentlichen Verkehrsmittel sind sehr günstig in Rumänien. Eine Fahrt mit dem Bus,
Straßenbahn oder U-Bahn kostet ca. 30cent. Am Anfang des Studiums gibt die Uni eine
Karte für öffentliche Verkehrsmittel aus, womit man günstig Monatstickets kaufen kann (ca.
5€ für U-Bahn) und auch Tickets für die Bahn gibt es damit 10-20% günstiger.
Der Nachteil ist leider das die öffentlichen Verkehrsmittel sehr langsam sind. Für eine
Strecke von ca.300km benötigt man mit dem schnellsten Zug gute 6 Stunden.
Taxi fahren ist sehr günstig dort, ca. 30cent pro Kilometer. Das Problem hierbei ist jedoch
einen Taxifahrer zu finden der nicht versucht einem zu viel zu berechnen. Manchmal findet
man auch keinen der bereit ist zum fairen Preis zu fahren. Zum Beispiel vom Flughafen zahlt
man für eine Fahrt mindestens 10-mal mehr als es bei normaler Abrechnung der Fall wäre.
Formalitäten
Mit Formalitäten musste man sich in Rumänien nicht quälen. Die Universität wollte einige
Formulare im Vorfeld unterschrieben haben und benötigte einige Passbilder. Ansonsten
musste nichts erledigt werden. Wie schon am Anfang gesagt ist es in Rumänien sehr
unbürokratisch und man kann alles persönlich mit den zuständigen Menschen besprechen,
falls etwas anfällt. Deadlines gibt es zwar, werden aber oftmals nicht eingehalten und es gibt
auch keinerlei Probleme dann.
Und auch wenn das überwiegen positiv ist, gab es einige Situationen in denen dies nicht
ganz so vorteilhaft war. Zum Beispiel benötigte ich dringend einen Mietvertrag. Den habe ich
aber erst 2 Monate später bekommen, nachdem ich 5 Emails geschrieben und 3 mal
persönlich nachgefragt habe.
In Rumänien ist die offizielle Währung RON (oftmals werden die Preise aber in der alten
Währung LEU bezeichnet). Ein Euro ist zurzeit ca. 4,2 RON. Viele ausländische Studenten
zahlen mit Kreditkarte, da beim Bargeld abheben mit einer ausländischen Kredit- oder ECKarte meist hohe Gebühren anfallen. Ich habe dort ein Konto eröffnet, wo ich lediglich einen
Euro Kontoführungsgebühren pro Monat zahlen musste, das Abheben von Bargeld war dann
aber umsonst. Das Konto zu eröffnen ist in den meisten Banken sehr unproblematisch.
Studentenjobs
Über Studentenjobs weiß ich leider wenig. Ausländische Studenten werden aber sehr gerne
als feste Mitarbeiter in Rumänien angestellt. Die Bezahlung ist bei weitem niedriger als in
Deutschland oder in anderen europäischen Länder.
Nach der Rückkehr
Bislang warte ich noch auf mein Zeugnis von der ASE und kann daher noch nichts über die
Anerkennung meiner Studienleistung sagen.
Probleme/ Anregungen
Das größte Problem für mich war die Ungewissheit vor der Anreise. Im Nachhinein hat sich
das allerdings nicht als problematisch dargestellt.
Geholfen hat mir sehr der EILC Kurs, den ich einen Monat vor Studienbeginn besucht habe.
Diesen hab ich an der Romanian-American University gemacht. Abgesehen vom sehr guten
Sprachunterricht war auch die Betreuung einwandfrei. Wir haben viel über die Stadt und das
Land gelernt und viele Ausflüge zusammen unternommen.
Insgesamt war das Auslandssemester in Rumänien eine außergewöhnliche Erfahrung für
mich und ich kann es allen empfehlen die etwas ganz anderes als Deutschland innerhalb der
EU erfahren möchten. Letztendlich konnte ich durch die doch teilweise großen Unterschiede
zu unserer Kultur und Lebensweise lernen was mir wirklich wichtig und ich konnte viel
mitnehmen aus diesem Semester, fachlich wie auch persönlich.