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21. Jahrgang
Nr. 137
Oktober 2013
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DA S K Ö L N E R
IN
Alle
lle sind
anders.
0,90 € für den Verkäufer
1,70 €
Von Mensch zu Mensch um die Welt.
HEIMAT
Eine Armenierin
in Chorweiler
INDIEN
Haltestelle
Neumarkt
PREISTRÄGER
Stankowski
über Köln
Anzeige
S.8
S.20
S.24
Foto: H. Marie Breer
S.4
Das Redaktionsteam des DRAUSSENSEITERS auf dem Sommerfest der OASE e.V.
Liebe Leserinnen und Leser,
Zaccharias leidet nach eigener Aussage am Ketchup-Flaschen-Syndrom: Den Kopf voller Ideen, schaffen es nur die
wenigsten tröpfchenweise heraus in die Welt. Vielleicht ist
unser dienstjüngstes Redaktionsmitglied eher ein Mann der
Taten statt der Worte: Die Leserreaktionen auf den Artikel
über den Lebenskünstler, der auf dem Kölner Großmarkt
gratis Früchte und Gemüse für sich und seine Freunde einsammelt und daraus köstliche Gerichte bereitet, waren
jedenfalls umwerfend. Das Septemberheft zum Thema
Recycling lief im Straßenverkauf so gut wie bislang keine
Ausgabe. Eigentlich vollkommen logisch, denn Leute mit
wenig Geld sind angewiesen aufs Wiederverwerten und
insofern Fachleute für Up-, Down- und Recycling.
Unsere Redaktion ist ein bunter Haufen: Zweiwöchentlich
treffen sich in der OASE Menschen, die viel zu erzählen
haben und Menschen, die eine journalistische Ausbildung
haben – eine gute Kombi, wie wir finden. In dem vorliegenden Heft haben wir wieder zahlreiche Begegnungen zusammen getragen, die einmalig und besonders sind: Mit dem
Stadterzähler Martin Stankowski (S. 4-7), dem Franziskanerbruder Marie Pascal (S. 13) oder auch mit der Armenierin
Yasmin Boghassan, die in Chorweiler zu Hause ist (S. 12-13).
Wir haben uns in Indien (S. 15) und in Manila (S. 20-22)
umgeschaut. Und geben Wilfried Schmickler das Wort.
Wenngleich auch nicht das Letzte: Das haben bei uns nämlich immer die Einrichtungen mit ihren Angeboten, die Menschen in sozialen Schwierigkeiten unterstützen (S. 30-31).
Inhalt
Vorwort, Inhalt .......................................................3
Interview mit dem Stadterzähler Martin Stankowski .......4-7
„Unsere Pforte ist 24 Stunden offen“ –
Gespräch mit Thore Klar ........................................8-11
Yasmin Boghossan – Eine Armenierin in Chorweiler...... 12-13
Franziskanerbruder Marie Pascal: „Niemand wird
obdachlos geboren“................................................13
Nach Indien? Bitte Neumarkt aussteigen....................... 15
„Ich weiß es doch auch nicht“ –
Wilfried Schmickler spricht.................................... 16-18
Parallelwelten....................................................... 19
Die Knastkinder von Manila.................................. 20-22
Buchtipps............................................................ 23
Homeless Worldcup in Poznan................................... 24
BUNTES............................................................25-26
Nachruf: Franzl...................................................... 27
Comic, Abo........................................................... 28
Vorschau, Impressum.............................................. 29
Adressen ......................................................... 30-31
Mit herzlichem Gruss,
Christina Bacher
Chefredakteurin
Öffnungszeiten der OASE Kontakt- und Beratungsstelle
Montag und Freitag: 9.00 - 13.00 Uhr
Dienstag und Donnerstag: 9.00 - 16.00 Uhr
Mittwoch: 13.00 - 16.00 Uhr
3
interview
Man kann eine Stadt
nur schmähen, wenn
man sie liebt.
interview
Der SeverinsBürgerpreis wird seit 1984 jährlich an eine Person oder Institution verliehen, die sich in besonderem Maße um kölnische Sprache, Kultur und Lebensart sowie kölnisches Brauchtum verdient gemacht hat. In
diesem Jahr wird der Stadterzähler und Journalist Martin Stankowski geehrt, der die Wahrnehmung auf die
Stadt durch seine Bücher, aber auch seine außergewöhnlichen Stadtführungen – wie unsere Bürger & BerberTour – maßgeblich verändert hat. Christina Bacher hat den geborenen Sauerländer in seinem Büro in der Kölner Südstadt besucht und mit ihm über seine ganz spezielle Zuneigung zur Rheinmetropole und sein bürgerschaftliches Engagement gesprochen.
DRAUSSENSEITER: Herzlichen Glückwunsch
Antwort war und meine ist immer noch:
re 2009 wird diese Sammlung für Jahre,
zur Verleihung des Severinsbürgerpreises,
nicht dem Rathaus und den Politikern,
wenn nicht sogar für immer, unzugänglich
den vor dir u.a. Ludwig Sebus, Rolly Brings,
bzw. der Verwaltung. Wir haben sie
sein. Gleichzeitig wird über den Bau eines
Jean Jülich oder das ODEON Südstadt Kino
gewählt, jedenfalls den Rat, aber er han-
Jüdischen Museums auf dem Rathausplatz
bekommen haben. Was bedeutet dir dieser
delt quasi „treuhänderisch“. Da ich mich
debattiert – ohne ein Konzept, mit wel-
Preis?
als unabhängiger Mensch begreife, agiere
chen inhaltlichen Vorstellungen ein neu-
Martin Stankowski: Erst war ich zurückhal-
ich auch so. Ich muss niemandem gefallen
es Haus bespielt werden soll. Notwendig
tend. „Bürgerpreis“ klang mir ein wenig
oder Rechenschaft ablegen: Beruflich war
ist eine Zeit des Innehaltens und Nach-
zu konservativ. Aber das ist Unsinn,
ich immer selbstständig, hatte meinen
denkens. Man muss sich doch fragen, ob
haben wir doch selber jahrelang das
klassischen Job als Journalist beim WDR,
die Bebauung dieses Stadtraums in einem
Engagement der Bürger, die Bürgerini-
dann bin ich Buchautor, jahrelang immer-
Verfahren dialogischer Entscheidungsfin-
tiativen usw. propagiert. Ich freu mich
darauf, weil ich den Preis als Gelegenheit
verstehe, meine nach wie vor kritischen
Ansichten über Köln und die städtische
Entwicklung zu propagieren.
DRAUSSENSEITER: Dein Engagement reicht
von Tätigkeiten im NS-Dokumentationsstelle in der ehemaligen Gestapo-Zentrale im
EL-DE-Haus und dem Besuchsprogramm für
ehemalige Zwangsarbeiter, über die Instal-
„Einerseits ist der Kalkberg eine Erhebung, von der man mal auf Köln herunterschauen kann,
was auch mal sein muss. Es ist eine einmalige Chance, dass sich der Kölner mal aus seiner Froschperspektive erhebt und seine Stadt ,von oben‘, und das heißt ein wenig auch aus Distanz, überblickt. Außerdem ist es ein Ort, an dem Kinder – einem Bauspielplatz gleich – spielen, nageln,
zimmern, Feuer machen, jäten und pflanzen und sogar lesen und rechnen lernen können.
Außerdem finde ich es gut, dass sich die Kölner überhaupt mal regen, weil es ihnen nicht passt,
dass hier ein Hubschrauberlandeplatz gebaut werden soll. Dafür gibt es andere, bessere Plätze.“
Martin Stankowski über den geplanten Hubschrauberlandeplatz am Kalkberg
lation eines „alternativen Ehrenbürgers“ bis
hin zum Protest gegen den Bau eines Hubschrauberlandeplatzes auf dem Kalkberg.
hin so erfolgreich, dass ich mindestens
dung mit den Kölner Bürgerinnen und
Aus welchem Geist heraus traust du dich seit
meine Miete mit den Honoraren raus hat-
Bürgern gemeinsam passiert. Dürfen wir
Jahren für deine Überzeugungen auf die
te. Dazu kam noch mein Standbein mit
mitreden, mitmischen, uns einbringen?
Barrikaden zu gehen?
den Stadtführungen, Vorträgen, Modera-
Deshalb halte ich ein Moratorium beim
Martin Stankowski: Na ja, „Barrikaden“ gibt
tionen und so weiter.
Projekt Archäologische Zone/Jüdisches
Museum für sinnvoll und notwendig. Die
es schon lange nicht mehr. Es geht um
Intervention in die Stadt und die Stadtge-
DRAUSSENSEITER: Gemeinsam mit dem
damit gewonnene Zeit muss dann zur Ent-
sellschaft. Als neugieriger Kölner schaue
Architekten Peter Bussmann, den beiden
wicklung eines sinnvollen Museumskon-
ich mir an, was passiert und finde es wun-
Pfarrern Hans Mörtter und Franz Meurer
zeptes genutzt werden. Denn: ohne Kon-
derbar, wenn die Menschen sich für ihre
sowie Frank Deja und Thomas Luczak, hast
zeption kein Museum.
Interessen und Ziele einsetzen. Mein
du einen Entwurf für ein Haus der Geschich-
Engagement geht zurück bis in die 1970er
te anstelle des geplanten Jüdischen Muse-
DRAUSSENSEITER: Es gibt so viele Baustellen
Jahre, als wir regelmäßig das „Volksblatt“
ums vorgelegt. Was steckt dahinter?
in Köln – also auch im übertragenen Sinne
herausgaben, das 1974 gegründet wurde.
Martin Stankowski: Die Geschichte der Stadt
– wie entscheidest du, wo sich ein Einsatz
Schon damals war die entscheidende Fra-
muss weitererzählt werden. Nach dem
lohnt?
ge „Wem gehört die Stadt?“ Und unsere
Einsturz des Historischen Archivs im Jah-
Martin Stankowski: Es geht wohl immer um
5
interview
Köln-Experten unter sich: Reiner Nolden und Martin Stankowski
das Engagement, das mit den Menschen,
fach. Ich lebe nun einfach schon sehr lan-
Martin Stankowski: Tatsächlich denken viele
der Stadt und ihren (öffentlichen) Räu-
ge hier. Vielleicht ist es sogar so, dass mir
Leute, ich sei Kabarettist, vielleicht, weil
men zu tun hat. Ich behaupte, dass Bürger
die Aktionen und Auseinandersetzungen
ich mit den Freunden Rainer Pause und
Jürgen Becker viel zusammengearbeitet
„Die ,Authentizität‘ des Ortes erschöpft sich (...) nicht mit dem Hinweis auf seine partielle jüdische Vergangenheit. Vor Ort hat sich immer auch das ,Rathaus‘, also die Stadtregierung in ihren
unterschiedlichen Ausprägungen befunden (in Köln gab es auch einen NS-Oberbürgermeister).
Der Ort ist deshalb unter viel mehr Aspekten als nur dem des Mittelalters ,authentisch‘. Das mag
manchen Archäologen und Denkmalschützer schmerzen, ändert aber nichts an der Tatsache.“
Zitat aus „Ein Konzept! Ein Konzept??“ unter www.koelnerrathausplatz.de vom Juni 2013
habe und die Dinge oft pointiert darstelle.
Tatsächlich bin ich aber kein Kabarettist.
Ich bin eine Art ideeller „Lieferant“, ich
recherchiere, entwickele Ideen und Thesen, bleibe aber der Geschichtenerzähler.
DRAUSSENSEITER: Rückblickend bist du mit
dem, was du beruflich gemacht hast, erfolg-
vieles selbst konstruktiv verändern oder
immer wieder zur notwendigen Distanz
reich, bekommst Preise und über Köln hin-
mit den Verantwortlichen in Dialog treten
verhelfen.
aus Anerkennung. Gibt es denn auch etwas,
das du bereust?
können. In manchen Fällen, finde ich, hat
DRAUSSENSEITER: Dennoch haben Bücher
Martin Stankowski: Das ist eine gute Frage.
wie „Der andere Stadtführer“ oder auch
Wenn ich darüber nachdenke, bereue ich
DRAUSSENSEITER: Ich nehme an, du machst
deine Stadtführungen den Blick der Kölner
tatsächlich, dass wir damals in den 80er
dir nicht nur Freunde mit deinen Aktionen?
für ihre Stadt geschärft, wenn nicht sogar
Jahren nicht den Mut hatten, aus dem
Martin Stankowski: Ja, das stimmt. Ich erin-
verändert. Der Severinsbürgerpreis geht
„Volksblatt“ eine kommerzielle Wochen-
nere mich immer wieder gerne daran, als
also an einen umtriebigen Historiker, Re-
zeitung zu machen. Wir hatten ja immer-
sich die Stadt Köln – neben Essen und
dakteur, Stadtführer, Journalisten, Buchau-
hin eine verkaufte Auflage von rund 10.000
Münster – als Kulturhauptstadt beworben
tor, Moderator, Querdenker. Was bist du
Stück und der Markt war offen. Es gab
hat. Da haben wir ein Komitee gegründet
eigentlich nicht?
noch kein Privatfernsehen, kaum regiona-
man sogar die Pflicht sich einzumischen.
„Kölner für Münster“ – das hat einen Wutanfall vom Feinsten gegeben, da haben
einige die Contenance verloren.
DRAUSSENSEITER: Du wohnst seit 30 Jahren
in der Kölner Südstadt und schon viel länger
in Köln. Wie bewahrst du dir immer wieder
diesen Blick von außen?
Martin Stankowski: Das ist nicht immer ein-
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„Martin Stankowski erzählt, er habe in den 30 Jahren, in denen er Stadtführungen, Bücher
und Rundfunksendungen über Köln macht, so viele interessante Geschichten und Begebenheiten über das Leben der Obdachlosen aufgeschnappt, dass er schon lange die Idee hatte,
eine Art doppelten Stadtplan anzufertigen: einen Plan, der nicht nur Straßen und Baudenkmäler zeigt, sondern, gewissermaßen auf einer zweiten Ebene, auch die Wege und Orte
jener Menschen, die unter Brücken hausen und auf Lüftungsschächten nächtigen.“ Welt am
Sonntag vom 20.3.2011
interview
Fotos: Jörg Paschke
Martin Stankowski bei der DRAUSSENSEITER-Tour
„Am 1. Oktober 1974 erschien die erste Ausgabe einer neuen Monatszeitung ,Kölner Volksblatt‘ mit
dem Untertitel ,Bürgerinitiativen informieren‘. (...) Es (gab) genügend Leute in Köln, die das Prinzip der Selbstorganisation favorisierten. Das meinte Bürgerinitiativen und Stadtteilgruppen,
Anwohnerprojekte gegen Autobahnbau oder für Bauspielplätze, aber auch unabhängige
Betriebsgruppen, die Selbsthilfe von Behinderten oder Projekte für die Dritte Welt, Hausbesetzer
und Rote Hilfe, die neuen Frauengruppen so gut wie die alten Freidenker: (...) Das Kölner Volksblatt wurde nicht nur ihr Organ in einer Stadt, sondern auch zum Muster für zahlreiche andere
Publikationen in vielen Städten der ganzen Republik.“ www.koelnarchiv.de
le Berichterstattung, der intervenierende
Kurse gemacht, Kultur, Geschichte, Kaba-
Journalismus stand am Anfang. Wir hatten
rett, Literatur, Essen & Trinken, was einen
nicht den Mut, den professionell-kommer-
halt an einem so schönen Ort interessiert
ziellen Weg zu gehen. Stattdessen haben
und inspiriert. Ich bin oft da, viele Freun-
wir das Volksblatt eingestellt, weil wir das
de auch ...
alte, offene Redaktionskonzept mit unseren Kräften nicht mehr leisten konnten.
DRAUSSENSEITER: Wie sehen deine Zukunftspläne aus?
DRAUSSENSEITER: Du bist ja nicht nur
Martin Stankowski: Im Moment die große
Experte für (Kölner) Geschichte, sondern
Freiheit: kein Buch, kein Film, kein neu-
kennst dich beispielsweise auch in Kroatien
es Programm. In diesem Jahr vor Weih-
ganz gut aus ...
nachten wieder die Konzerte mit den
Martin Stankowski: Zunächst waren das ganz
Talking Horns „St. Ankowski und die vier
persönliche Gründe, regelmäßig mit und
verwirrten Hirten“ in der Luther-Kirche.
zu Freunden nach Kroatien zu fahren. Vor
Für nächstes Jahr bin ich noch sehr offen
allem der Freund Karl-Heinz Pütz,
... nein, ein Progamm steht schon fest. Für
bekannt als Promotor von „Arsch Huh“
Karnevalssonntag bereite ich für den
und traurigerweise in diesem Frühjahr
WDR eine Sendung vor, „Hass auf Köln“
gestorben, hat mich auf der Insel einge-
– Literatur und Kritik seit 200 Jahren an
führt. Dann stand das alte Hafenamt in
der Stadt Köln und ihren Menschen. Das
Nerezine auf der Insel Losinj zum Verkauf
macht schon jetzt großen Spaß. Ja, man
– so begann die Geschichte unseres Hotels
kann eine Stadt nur schmähen, wenn
„Televrin***“. Wir haben Seminare und
man sie liebt.
lll
biografie
Martin Stankowski, geboren 1944 in Meschede, lebt
seit Anfang der 1970er Jahre in Köln. Er studierte
Germanistik und Theologie und promovierte in Publizistikwissenschaft. In den 1970er Jahren war er
einer der Initiatoren der alternativen Monatszeitung
„Kölner VolksBlatt“. Er arbeitet als Journalist und
Moderator überwiegend für den WDR und hat eine
Reihe von Büchern veröffentlicht. Bekannt wurde
Stankowski durch seine Exkursionen zu historischen
und aktuellen Schauplätzen des Kölner Stadtgeschehens. Er initierte das „KölnArchiv“, eine Sammlung
von Dokumenten zur sozialen und politischen Opposition der Stadt, war an der Gründung des „Alternativen Ehrenbürger“ beteiligt, engagierte beim
Besuchsprogramm für frühere Zwangsarbeiter und
ging jüngst mit einem Vorschlag für ein neuartiges
„Haus der Kölner Geschichte“ am Rathausplatz an
die Öffentlichkeit.
7
südstadt
Fotos: Heide Marie Breer
Thore Klahr arbeitet als Fachbereichsleiter in der
Reso-Abteilung des Annohauses sowie in der
Notaufnahme und Winterhilfe.
Unsere Pforte
ist 24 Stunden am Tag
geöffnet
8
südstadt
Der Besuch in der Einrichtung des Johannesbunds hat sich gelohnt: In
den letzten Jahren hat sich eine Menge in der ältesten Kölner Einrichtung
für Wohnungslose getan, wie auch Ex-Bewohner Günter begeistert feststellt. DRAUSSENSEITER-Chefredakteurin Christina Bacher, Günter Thielen
(genannt „Der kleine Günter“) und sein Kumpel Norbert Springob haben
Sozialarbeiter Thore Klahr im Annohaus zum Gespräch getroffen.
tig zu viele Menschen auf engem Raum
– da sind Probleme ja vorprogrammiert.
Inzwischen haben wir die Platzzahlen herunter gefahren und in vielen Bereichen
geschaut, was man optimieren kann. Für
uns steht nach wie vor die Frage im Vordergrund, wie die Lebensumstände für die
Menschen hier verbessert werden können.
So gibt es neben einer langfristigen Eingliederungshilfe für Menschen mit psychischen Problemen auch das Langzeitwohn-
Christina Bacher: Schön, dass wir bei euch
Thore Klahr: Neu sind zum Beispiel unse-
heim, wo Wohnungslose in Würde bis zum
mal wieder vorbeischauen können und so
re Außenwohnprojekte, die auch als stati-
Lebensende alt werden können. Man kann
erneut einen Einblick ins Johanneshaus
onäre Angebote gelten, wie Häuser in
sowieso sagen, dass sich das ganze Hilfe-
bekommen. Magst du dich erst einmal kurz
Dellbrück und in Poll sowie eine Wohnung
System enorm verbessert hat.
vorstellen?
in Kalk. Dort können Menschen längerfris-
Thore Klahr: Gerne, ich bin 44 Jahre alt
tig wohnen und werden von hier aus wei-
Christina Bacher: Haben sich denn auch
und arbeite schon im 13. Jahr hier im
terhin betreut. In einem angenehmen
die Probleme der wohnungslosen Menschen
Johanneshaus als Sozialarbeiter. Meine
Umfeld – teilweise mit Garten und Terras-
verändert?
Aufgabe als Fachbereichsleiter in der Reso-
se – können sich die Menschen die Zeit
Thore Klahr: Das ist tatsächlich der Fall
Abteilung ist vor allem die Betreuung der
nehmen, die sie brauchen, um sich gewisse
und da müssen wir natürlich auch drauf
Menschen, die zu uns in die Notaufnahme
Alltagsdinge wieder anzueignen. Diese
reagieren: Die wohnungslosen Männer,
kommen. Meistens ist das ja am Abend
Wohnprojekte sind erst einmal auf ein hal-
die hier ankommen, werden beispielswei-
und oft geht es erst einmal um einen
bes Jahr ausgelegt, spätestens aber nach
se immer jünger. Es sind unglaublich vie-
Schlafplatz für die Nacht. Manchmal ent-
zwei Jahren sollte man etwas Neues gefun-
le 17-18jährige, die hier vorsprechen, die
steht dann bei dem einen oder anderen
den haben: Entweder eine eigene Woh-
ich teilweise gar nicht aufnehmen kann,
der Wunsch, weitere Hilfe in Anspruch zu
nung oder eben eine betreute WG oder
weil für sie andere Einrichtungen zustän-
nehmen. In Absprache mit dem Land-
Ähnliches. Was es ja schon immer gab,
dig sind. Auch die Anfang 20jährigen sind
schaftsverband wird dann gemeinsam
jedoch im Laufe der Jahre professionalisiert
offenbar viel früher aus ihrem sozialen
überlegt, welche weiteren Schritte man
und ausgebaut wurde, sind die verschiede-
Umfeld rausgefallen, als das noch vor
gehen und wie das Leben in der Reso-
nen Angebote hier im Haus: Da kommen
zehn Jahren der Fall war. Viele konsumie-
Abteilung genutzt werden kann, um den
Pflegedienste, es gibt fest angestellte Kran-
ren Cannabis, seit sie 13 Jahre alt sind und
Menschen wieder auf die Füße zu helfen.
kenschwestern, das Angebot des Mobilen
landen als Teenager schon auf der Straße.
Medizinischen Dienstes – also eine gute
Das ist eine recht neue Entwicklung.
Christina Bacher: Kannst du für Laien mal
Versorgung für die doch sehr unterschied-
Denn früher gab es doch viele ältere Woh-
erklären, was „Resozialisierung“ bedeutet?
lichen Bedürfnisse unserer Klienten.
nungslose, die durchaus eine Ausbildung
hatten oder Familie und die dann durch
Thore Klahr: Re-Sozialisierung bedeutet
sinngemäß so etwas wie Wieder-Einglie-
Der kleine Günter: Ich war ja früher auch
einen Bruch im Leben auf der Straße
derung in die Gesellschaft. Wer in unserer
häufiger hier und wurde immer gut versorgt.
gelandet sind.
Reso-Abteilung aufgenommen wird, kann
Wieso aber war denn all die Jahre der Ruf
länger als nur ein paar Nächte bleiben.
vom Annohaus so schlecht? Die Berber selbst
Christina Bacher: Wie kann man denn da
Wir kümmern uns hier mindestens ein
schimpften, man werde hier beklaut, und
helfen, ohne die Menschen abzuschrecken,
halbes Jahr um die Menschen, die im
die Bürger redeten abfällig vom „Penner-
die es gewohnt sind, niemandem zu ver-
Leben gestrauchelt sind und von denen
heim“. Mir hat das damals weh getan ...
trauen ...
wir glauben, dass sie noch die Möglichkeit
Thore Klahr: Noch vor zehn Jahren haben
Der kleine Günter: Was viele ja nicht kapie-
haben, sich manche Lebensbereiche wie-
wir viel mehr Menschen hier aufgenom-
ren ist, dass den meisten Wohnungslosen
der neu zu erschließen.
men als das heute der Fall ist. Manchmal
sicher nicht geholfen ist durch eine schnel-
kamen da am Abend bis zu 180 Bedürftige
le Beschaffung von Wohnung oder Job, so,
Christina Bacher: Das Johanneshaus
auf der Suche nach einem Schlafplatz. Die
als würden sie genauso wie alle anderen
besteht seit über 60 Jahren. Was gibt es denn
hygienischen Verhältnisse waren damals
Bürger ticken. Nach vielen Jahren auf der
an Neuerungen?
noch nicht so gut. Das waren also eindeu-
Straße braucht es erst einmal was anderes
9
südstadt
Ein typisches Schlafzimmer im Annohaus mit Betten, einem Tisch und zwei Stühlen.
Ich bin der Daniel, bin 31 Jahre alt, wohne seit 15 Monaten im Haus und versuche
hier mein Leben wieder auf die Kette zu
kriegen. Die Sozialarbeiter sagen, dass ich
auf einem guten Weg bin. Vor 15 Monaten
bin ich hier über die Notaufnahme in das
Haus gekommen und da wurde mir sofort
geholfen. Im Grunde wollte ich erst einmal ein warmes Bett im Winter haben.
Von dem Reso-Projekt wusste ich gar
nichts, obwohl ich früher hier ganz in der
Nähe mal gearbeitet habe. In der Auffangstation wurde ich sofort nett aufgenommen und seitdem geht es aufwärts.
Ich hab mich hier jedenfalls berappelt
und suche mir zur Zeit eine Wohnung.
Manche kriegen aber auch den Annokollaps, wie ich das nenne und bleiben hier
hängen. Oder kehren auf die Straße
zurück. Man muß es eben selbst wollen
und Hilfe annehmen. Jetzt gerade bin ich
am Streichen, ansonsten helfe ich oft mit,
etwas zu reparieren oder das Haus zu
verschönern. Das mache ich aus Dankbarkeit, weil mir geholfen wurde.
... Und wenn es nur ein offenes Ohr ist oder
beispielsweise Jemand vor Problemen weg-
einfach Verständnis ohne Vorwürfe.
zulaufen versucht – das kann man dann
Thore Klahr: Da gebe ich dir Recht. Für
nicht persönlich nehmen. Ich finde, es
mich ist es zunächst einmal am wichtigs-
muss dann immer auch die Möglichkeit
ten, dass es zwischenmenschlich stimmt
geben, danach wieder gemeinsam einen
und Vertrauen entsteht, also dass sich ein
Kaffee zu trinken und darüber zu sprechen.
Mensch überhaupt von mir helfen lassen
möchte. Und dann muss man auf den Ein-
Norbert Springob: Hat das Johanneshaus
zelfall schauen: Was für den einen gut ist,
eigentlich nach wie vor immer geöffnet?
kann für den anderen schlecht sein. Wenn
Thore Klahr: Unsere Notaufnahme ist
Jemand nicht alleine leben kann, brauche
tatsächlich 365 Tage im Jahr zugänglich,
ich ihm auch nicht bei der Wohnungssuche
die Pforte hat 24 Stunden am Tag geöff-
helfen. Es gibt eben Menschen, die auch
net. Wenn ein Wohnungsloser hier am
gerne hier auf dem Gelände bleiben oder
Abend oder in der Nacht ankommt, wird
erst einmal eine Langzeittherapie machen
er vom Sozialdienst erst einmal mit dem
wollen.
Nötigsten versorgt. Man bekommt also
etwas zu essen, Bettzeug oder neue Klei-
Christina Bacher: Dein Beruf bringt doch
der und kann hier erst einmal übernach-
sicher auch viele Enttäuschungen mit sich:
ten. Am nächstem Morgen stehen wir von
Wie gehst du damit um, wenn du zu Jeman-
der Reso-Abteilung ab acht Uhr für ein
dem ein Vertrauensverhältnis aufgebaut hast
Gespräch zur Verfügung und schauen
und dann taucht der ab oder kommt nicht zu
dann eben gemeinsam, wie und ob man
den vereinbarten Terminen?
den Bedürftigen ins Hilfesystem einglie-
Thore Klahr: Sicher gibt es auch mal Ärger,
dern kann. Da braucht es dann manchmal
den man mit nach Hause nimmt. Aber oft-
zwei bis drei Tage, die richtige Einrich-
mals ist es eben so, dass das ja auch ein Teil
tung zu finden.
der Problematik dieser Person ist, wenn
10
südstadt
Carlo vom Deutschen Roten Kreuz kommt auch nach 12 Jahren im Dienst der Ambulanten Pflege
immer noch gerne ins Annohaus. „Hier trifft man auf viele interessante Menschen mit unterschiedlichen Lebensläufen und Berufen“, erzählt er den DRAUSSENSEITER-Redakteuren Christina Bacher,
Günter Thielen und Norbert Springob.
Norbert Springob: Das Angebot ist natür-
tertag – nehmen wir in der Tat ausschließ-
Der kleine Günter: Mich ärgert es, dass es
lich kostenfrei ...
lich Männer auf. Selbstverständlich arbei-
immer noch so viele Vorurteile den Berbern
Thore Klahr: Ja, und es muss umsonst sein,
ten bei uns aber auch Sozialarbeiterinnen,
gegenüber gibt. Die Leute merken sich
weil die Menschen ja keine finanziellen
was ich für sehr wichtig halte. Nur so kann
immer nur, wenn einer von uns Mist baut.
Mittel und ihre Ansprüche meistens gar
ja auch ein normaler Umgang mit Frauen
Ich wurde aber auch schon als Faulenzer
nicht geklärt haben. Sicher gibt es auch
gelernt werden. Insgesamt gibt es hier 70
oder Penner beschimpft, da habe ich gar
immer wieder Menschen, die Schwierig-
fest angestellte Mitarbeiter, die in den
nichts gemacht. Gibt es dieses Problem nach
keiten haben, den Zugang zum Hilfe-Sys-
Bereichen Verwaltung, Sozialdienst oder
wie vor auch hier in der Südstadt? Das
tem zu finden und deshalb immer wieder
auch Küche im Einsatz sind. Außerdem
Annohaus liegt ja sehr zentral in einem
kommen. Die bleiben dann eben ein paar
können unsere Bewohner freiwillig mit-
Wohngebiet ...
Nächte hier und ziehen dann weiter und
helfen, also in der Cafeteria, in der Haus-
Thore Klahr: Die Menschen hier haben
das über Jahre. Wichtig ist aber dennoch,
meisterei oder im Reinigungsdienst.
einfach eine diffuse Angst vor dieser
dass unser Angebot niederschwellig bleibt,
Neben einer kleinen Aufwandsentschädi-
fremden Lebenswelt, die sich hinter die-
das bedeutet, dass hier erst einmal keiner
gung tut eine geordnete Tagesstruktur mit
sen Mauern verbirgt. Deshalb bemühen
von sich erzählen muss, wenn er nicht
einer Aufgabe vielen einfach gut.
wir uns durch Medienarbeit und einer
gewissen Öffnung nach außen, uns auch
möchte. Und vielleicht erzählt er ja dann
nach drei Nächten, was ihm auf dem Her-
Der kleine Günter: Ihr macht doch immer
mal zu zeigen. Wir gehen z.B. beim Süd-
zen liegt. Das geht nur, wenn die Men-
noch Ausflüge, oder?
stadtzug mit oder öffnen uns für Grund-
schen wissen, dass sie in der Not immer
Thore Klahr: Gerade mit den jungen Män-
schulklassen. Insofern gibt es auch da
zu uns kommen können, ohne eine büro-
nern schwingen wir uns gelegentlich mal
eine positive Entwicklung, es sind eben
kratische Hürde.
aufs Rad, einmal sind wir bis nach Duis-
viele kleine Schritte hin zu einem Mitei-
burg gefahren und haben dann dort über-
nander.
Christina Bacher: Hier werden ja nur Män-
nachtet. Manchmal spielen wir Fußball
ner aufgenommen. Gibt es dennoch Sozialar-
oder gehen ins Kino. Alle zwei Wochen
Christina Bacher: Hoffen wir mal, dass
beiterinnen, die in der Einrichtung arbeiten?
findet ein Reso-Frühstück statt, das kostet
unser Interview auch zur Akzeptanz bei-
Thore Klahr: Außer in Ausnahmesituati-
1 Euro und ist ein wichtiger Treffpunkt für
trägt. Von unserer Seite jedenfalls Respekt
onen – wie mal an einem sehr kalten Win-
junge und alte Bewohner.
vor Eurer Arbeit!
11
chorweiler
„Unvorstellbar, hier
wegzuziehen!“
Ein Gespräch mit der Wahl-Chorweilerin Yasmin Boghossan
Foto: Privat
Eine Stadt besteht aus vielen einzelnen Veedeln, Bezirken, Ecken
und Plätzen. Wir stellen in diesem Jahr besonders einige Projekte
und Menschen aus Chorweiler vor, das vielfältiger, bunter und
kreativer ist als sein Ruf. Unsere Redakteurin Mina Malaie hat sich
mit Yasmin Boghossan getroffen, die seit 1986 in dem Stadtteil
wohnt. Die Wahl-Kölnerin stammt aus Armenien und hat eine
Menge Ideen, wie man den grauen Stadtteil grüner und attraktiver machen könnte.
DRAUSSENSEITER: Warum sind Sie ausge-
was man von anderen Stadtteilen viel-
DRAUSSENSEITER: Was würden Sie ändern,
rechnet nach Chorweiler gezogen?
leicht nicht direkt behaupten kann.
wenn Sie könnten?
Yasmin Boghossan: Ich würde ein Möbel-
Yasmin Boghossan: Freunde von mir
wohnten in Deutschland und warteten
DRAUSSENSEITER: Chorweiler gilt immer
haus im City-Center eröffnen. Dort sind
schon sehnsüchtig auf mich. Ich komme aus
wieder als Stiefkind unter den Kölner Stadt-
unzählige Geschäfte vorhanden, von
Armenien, wo es in den 80ern viele Konflik-
teilen. Gibt es denn etwas, was Ihnen hier
einem Möbelhaus ist aber unglücklicher-
te gab, so bewarb ich mich um Asyl und
überhaupt nicht gefällt?
weise nie die Rede. Ansonsten gefallen mir
konnte anschließend hierher ziehen.
Yasmin Boghossan: Die Ausländerrate ist
die vielen Parks, die Spielplätze und der
sehr hoch, vielleicht sogar zu hoch: Es gibt
Fühlinger See unglaublich gut, deswegen
DRAUSSENSEITER: Womit verbinden Sie die-
keine Balance mehr zwischen den Natio-
würde ich versuchen diesen Stadtteil noch
sen Stadtteil?
nalitäten, was ich als sehr schade empfin-
grüner zu machen. Insgesamt muss Chor-
Yasmin Boghossan: Die Volkshochschule
de. Ich komme selbst aus dem Ausland,
weiler attraktiver werden!
bietet hier diverse Kurse an. Fast jede
versuche mich aber so weit wie möglich
Schulform ist in diesem Stadtteil vertre-
zu integrieren. Das sollte Ziel aller Bewoh-
DRAUSSENSEITER: Sie wohnen schon seit 30
ten. Da ich die Anfänge meiner Ankunft
ner sein. Die Menschen hier sind nicht
Jahren in diesem Stadtteil. Inwieweit hat
mit meinen Freunden verbrachte, verbin-
offen. Ein gewisses Misstrauen steht
sich Chorweiler verändert?
de ich diesen Ort immer mit unserer
immer zwischen den Kulturen. Diese Tat-
Yasmin Boghossan: Chorweiler hat sich
gemeinsamen Zeit. Außerdem habe ich
sache gefällt mir überhaupt nicht.
definitiv positiv verändert. Die Kindergärten und Einrichtungen, die dazu
hier meine zwei Töchter großgezogen. Es
12
sind viele schöne und für mich sehr per-
DRAUSSENSEITER: Aber warum ist denn der
gekommen sind, bereichern diesen Stadt-
sönliche Dinge in Chorweiler passiert.
Ruf Chorweilers oft so negativ?
teil. Die Institutionen haben Chorweiler
Yasmin Boghossan: Die meisten Men-
vorangebracht und ausgezeichnet entwi-
DRAUSSENSEITER: Was unterscheidet Ihrer
schen schrecken zurück, sobald sie auch
ckeln lassen. Der schlechte Ruf ist den
Meinung nach Chorweiler von anderen
nur den Namen des Stadtteils hören. Das
Bewohnern nicht egal und das spürt man.
Stadtteilen?
liegt an einigen traurigen Vorfällen, die
Sie versuchen die Lage zu ändern, denn
Yasmin Boghossan: All das, was ich zum
aber woanders auch hätten stattfinden
auch sie haben das große Potenzial hier
Leben benötige, ist hier in Reichweite. Ich
können. Jedes darauffolgende Geschehnis
entdeckt.
kann innerhalb von wenigen Minuten alle
wurde dann überall breit thematisiert und
Einkäufe in unserem City-Center erledi-
der Ruf verschlechterte sich. In anderen
DRAUSSENSEITER: Wir haben in den zurück-
gen. Die AOK-Geschäftsstelle befindet sich
Stadtteilen passieren diese Dinge auch,
liegenden Ausgaben bereits über die Jugend-
hier und das Bezirksrathaus liegt direkt
jedoch geraten sie dort schneller in Ver-
werkstatt berichtet und ein sehr positives
um die Ecke. Die Mobilität ist unglaublich.
gessenheit. Ich persönlich war hier nie von
Gespräch mit der Bezirksbürgermeisterin
Chorweiler erfüllt all diese Erwartungen,
etwas Negativem betroffen.
geführt und waren beeindruckt, was hier
chorweiler/vingst
alles los ist. Was wird denn aus Ihrer Sicht
den Bewohnern angeboten?
Yasmin Boghossan: Es gibt Kinder- und
Jugendhäuser, religiöse Einrichtungen
und auch für Senioren ist einiges dabei.
Mit Sport, Theater, Musik und Kochkursen
kann man seine Freizeit produktiv gestalten. Für all das sollte mehr geworben werden! Jugendliche und auch Erwachsene
müssen sich aller Möglichkeiten und
Alternativen bewusst werden.
„Niemand wird
obdachlos geboren.“
Das Interview mit dem Franziskanerbruder Marie Pascal führten die
DRAUSSENSEITER-Mitarbeiter Silke und Andreas, die sich im katholischen
Glauben gut aufgehoben fühlen.
DRAUSSENSEITER: Keine Gedanken also an
einen Umzug, in ein anderes Viertel?
DRAUSSENSEITER: Seit wann lebst du in
DRAUSSENSEITER: Magst du unseren Lesern
Yasmin Boghossan: Meine Kinder hatten
Köln?
noch etwas mit auf den Weg geben?
nie schlechte Erfahrungen in unserer
Bruder Marie Pascal: Ich bin seit April
Bruder Marie Pascal: Ich wünsche mir,
Gegend gemacht, jedoch ließen sie sich
2012 in Köln, in der Gemeinschaft der
dass die Gesellschaft mehr für die Obdach-
von der Meinung Außenstehender beein-
Franziskaner in Vingst.
losen tun würde und ihnen kein Schaden
zufügt. Die Kirche und die Gesellschaft
flussen und versuchten oft, mich zum
Umziehen zu überreden. Trotzdem habe
DRAUSSENSEITER: Wie sieht dein Kontakt zu
dürfen die armen Menschen nicht aus den
ich mich an unzählige Dingen so sehr
Obdachlosen aus?
Auge verlieren.
gewöhnt, dass es unvorstellbar ist hier
Bruder Marie Pascal: Mein Interesse an
wegzuziehen. Ich habe hier mehr als das
Obdachlosen wurde durch Bruder Markus,
DRAUSSENSEITER: Danke, dass du dir spon-
Nötigste und solang kein anderer Stadtteil
den Obdachlosenseelsorger in der Stadt
tan Zeit für ein Gespräch genommen hast.
all das übertreffen kann, bleibe ich Chor-
Köln, geweckt. Was Bruder Markus tut mit
weiler erhalten.
ganzem Herzen und im Rahmen des Franziskanischen Charismas finde ich sehr
DRAUSSENSEITER: Was wünschen Sie dem
beeindruckend und lobenswert. Zudem ist
Stadtteil für seine Zukunft?
niemand obdachlos geboren. Man wird
Yasmin Boghossan: Ich wünsche mir wei-
obdachlos. Es gibt immer einen Anfang,
tere Fortschritte in allen Bereichen.
eine Vorgeschichte – dafür interessiere ich
Außerdem hoffe ich, dass mir und vielen
mich. Und dies schlägt sowohl anthropo-
anderen die Angst und das Unbehagen vor
logische als auch soziologische Fragen auf.
den U-Bahn-Stationen genommen werden
Ich kann von Bruder Markus viel lernen.
kann. Es sind nicht nur die schlimmen
Sein Engagement drückt meine Überzeu-
Vorfälle in letzter Zeit, die dort passiert
gung aus: „Die Obdachlosen sind ein Teil
sind. Auch das Elend in den U-Bahn-Sta-
unserer Menschheit, unserer Gesellschaft,
tionen stößt einem auf: Nicht nur Jugend-
unserer Kirche. Sie verdienen Menschen-
liche benötigen Betreuung und dement-
würde, Berücksichtigung und Aufmerk-
sprechende Einrichtungen, auch die vie-
samkeit“.
len Wohnungslosen dort sind auf Hilfe
angewiesen! Ich wünsche mir für Chor-
DRAUSSENSEITER: Stehst du mit vielen Woh-
weiler eine Lösung für dieses Problem,
nungslosen in Kontakt?
welches definitiv behoben werden kann,
Bruder Marie Pascal: Ja, so weit wie mög-
um den Stadtteil auch für andere perfekt
lich. Von ihnen kann ein Priester und noch
zu machen.
mehr ein Franziskaner etwas Neues entdecken und lernen. Für mich ist es wichtig,
DRAUSSENSEITER: Vielen Dank für das
dazuzulernen. Und mir bedeutet es viel,
Gespräch!
zu wissen, dass es den Menschen auch
weiterhin gut geht ...
Silke und Andreas mit dem Bruder Marie Pascal (Mitte)
lll
Autor
Bruder Marie Pascal Rushura, geboren 1970 im Kongo (Demokratische Republik Kongo), ist seit 1995
Franziskaner und promoviert in Philosophie an der
Universität Bonn. Die Brüder der Franziskanergemeinschaft in Vingst haben sich – abseits vom traditionellen Klosterbild – ein alternatives Gemeinschaftsleben zum Ziel gesetzt, sie leben in zwei Wohnungen in einem Mietshaus. Im Dachgeschoss ist die
Hauskapelle untergebracht. Zu den Tätigkeitsbereichen der Brüder zählen die Obdachlosenseelsorge,
Mitarbeit in der angrenzenden Pfarrei und interreligiöser Dialog.
13
ressourcen
Clemens-Josef-Haus
Willkommen im Clemens-Josesf-Haus auf dem Vellerhof, einem Fernab der „Straße“ sind die Menschen hier gern gesehene Gäshistorischen Gehöft inmitten eines Naturschutzgebietes, auf dem te, die auf dem Gelände des Clemens-Josef-Hauses auf ihrem ganz
heute hilfebedürftige Menschen leben, wohnen und arbeiten. persönlichen Weg begleitet werden.
Clemens-Josef-Haus I Altenwohn- & Pflegeheim und stat. Einrichtungen der Gefährdetenhilfe · Vellerhof 1 · 53945 Blankenheim
Gefährdetenhilfe: 0 26 97 . 91 00 16 · Altenwohn- & Pflegeheim: 0 26 97 . 91 00 25 · www.vellerhof.de
Wohnungslosenhilfe
Station machen I zur Ruhe kommen
Übernachtung I Aufnahme I Wiedereinstiegshilfe I Lebenshilfe I Langzeitwohnen
Arbeiten
Qualifizierung erwerben I Selbstwertgefühl erleben
Beschäftigung I Ausbildung I Arbeitstraining I Qualifizierung I Arbeitsvermittlung
Pflegewohnheim
begleiten und fördern I beraten und anleiten
Pflege & Betreuung I Lebenszufriedenheit I Wohlbefinden I Menschlichkeit I Zu Hause
14
innenstadt
Nach Indien? …
Bitte „Neumarkt“
aussteigen
Eine multikulturelle Begegnung der besonderen Art
stäbchen, gibt es eine Lektion im TurbanBinden
und
Glaubensphilosophie.
Nebenan im Laden von Navin-Nareh
Shikarpuri locken indische Gewänder, die
auch im Kölner Sommer angenehm zu
tragen sind. Daneben hängen traditionelle, meterlange Sari-Stoffbahnen, die nur
mit gekonnter Wickeltechnik richtig sitzen – und die kann Kölnerin nicht ohne
fachfrauliche Hilfe anlegen. Wer mag,
kann sich übrigens im hinteren Bereich
des Ladens die Augenbrauen mit der
Von H. Marie Breer
Das Binden eines Turbans ist eine Kunst für sich.
A
(wirklich schmerzarmen) Fadentechnik in
Griechin Alina im indischen Sari – kunstvoll gewickelt von Vidya Banakar.
Einen Überblick übers Land gibt es im Reisebüro
von Thomas Pazhamannil. Fotos: h. marie breer
lina ist Griechin, lebt und arbeitet
Chinatown, Balkan, Nordafrika, Brasili-
seit einigen Jahren in Köln. Sie sieht
en, Persien, Türkei, Indonesien oder „Colo-
hinreißend aus in dem Sari, der ihr
nia Latina“ – selbst alteingesessene Kölner
Eine Teepause, traditionelle Musik, ein
fachkundig von Vidya Banakar angelegt
sind oft überrascht, wie leicht es ist, direkt
kleiner Sprachexkurs, jede Menge Infor-
wird. Die stammt aus Indien und wohnt
in der Nachbarschaft wunderbare Einbli-
mationen und ein köstliches indisches
in Bonn. Die beiden ernten für die spon-
cke in andere Kulturen zu bekommen.
Mahl runden die Kulturwanderung durch
Form bringen oder die Hände mit Henna
verzaubern lassen.
tane Modenschau reichlich Komplimente
Die „Kulturklüngel“-Führer sind Exper-
das „indische Köln“ ab. Die Stadt macht
von der deutsch-österreichisch-gemisch-
ten. So ist Vidya Banakar im südindischen
es einem wirklich leicht, die Welt kennen-
ten Begleiterrunde.
Bundesstaat Karnataka geboren und auf-
zulernen.
Wo gibt’s denn so was? In Köln.
gewachsen. Wie groß ihr Heimatland ist
In der Stadt am Rhein treffen sich Men-
und wie unterschiedlich die Regionen,
schen aus allen möglichen Ecken der
erklärt sie zum Beginn der Führung
Welt – das wissen alle. Und da ist Indien
anhand von Karten, die im Reisebüro ihres
gleich neben dem Neumarkt – das wissen
Landsmannes Thomas Pazhamannil in der
allerdings nur wenige. In dem Viertel
Thieboldsgasse hängen. Ein waschechter
südlich des Neumarktes, ein paar Schrit-
Inder heißt Thomas? Tatsächlich. Das
te von der Straßenbahnhaltestelle ent-
Christentum habe auch in Indien einen
fernt, „ist ein lebendiger kleiner indischer
festen Platz, und christliche Namen wie
Subkontinent entstanden“, heißt es in der
Thomas seien keine Seltenheit, erklärt er
Beschreibung der Agentur „Kulturklün-
lächelnd.
gel“. Sie lädt zu Rundgängen der ganz
Weiter geht es in die Fleischmengergas-
besonderen Art ein, die den Kölnern eine
se. Im Lebensmittelgeschäft von Sukhjin-
„Weltreise durch die eigene Stadt“
der Singh, eingehüllt von exotischen Duft-
ermöglichen.
mischungen aus Gewürzen und Räucher-
lll
info
Info und Kontakt
Kölner Kulturklüngel, Thomas Bönig
Bonner Str. 8, 50677 Köln
Tel. 0221-16843662
www.kulturkluengel.de
[email protected]
facebook.com/kulturkluengel
15
Foto: Ilona Klimek
rede
Wir veröffentlichen einen Auszug aus der Rede,
die Wilfried Schmickler auf der Jubiläumsfeier des
SKM (Sozialdienst katholischer Männer e.V. Köln)
gehalten hat.
Kommt ein Typ zum Arbeitsamt, fragt ihn der Sachbearbeiter:
„Und, was darf‘s denn sein?“
Der Typ: „Ach, ich hätte gerne eine Arbeit!“
Sachbearbeiter: „Und was haben Sie sich so vorgestellt?“
Der Typ: „Eigentlich nichts besonderes, Hauptsache 1.800 Euro
netto!“
Der Sachbearbeiter schaut in seinen Computer und sagt:
„Da hätt‘ ich was für Sie. Einziger Haken: Sie müssten einen Dienstwagen akzeptieren.“
Typ: „Muss ich da was bezahlen?“
„Nein, Steuer, Sprit, Versicherung alles inklusive. Allerdings:
Ihr Arbeitgeber legt großen Wert auf das Äußere, das heißt, Sie
bräuchten jede Woche einen neuen Hugo Boss-Anzug.“
Typ: „Muss ich mir den kaufen?“
„Nein, wird natürlich gestellt und maßgeschneidert. Und einen
Haken hat die Sache noch, Sie müssten jeden Tag eine andere Rolex
tragen.“
Der Typ sagt darauf: „Hören Sie mal, Sie wollen mich wohl verarschen?“
Sachbearbeiter: „Wieso, Sie haben doch damit angefangen! Raus!“
Aber jetzt im Ernst, meine Damen und Herren, wenn wir den
politischen Meinungsführern dieses Landes glauben, dann braucht
eine gerechte Gesellschaft vor allem eins: nämlich Wachstum.
Wachstum um jeden Preis.
Das heißt, es ist, laut Angela Merkel, „unabdingbar, dass wir in dem
Verhältnis von Zukunftsinvestitionen zu Sozialausgaben eine neue
„Ich weiSS
es doch auch
nicht“
Austarierung machen“.
Austarierung bedeutet auf Deutsch ins Gleichgewicht bringen.
Und das wiederum bedeutet, nicht bei denen ein wenig mehr zu
holen, die etwas mehr geben könnten, sondern denen weniger mehr
zu geben, bei denen nichts zu holen ist.
Man nennt das auch Gerechtigkeitslücke.
Kommt jemand zum Zahnarzt,
der hat keinen einzigen Zahn mehr im Mund:
„Herr Doktor, ich habe eine Zahnlücke.“
Sagt der Zahnarzt: „Na und, Sie haben ja eh nichts zu beißen.“
Es gibt eben in jeder Gesellschaft solche und solche.
Solche, die mehr haben und solche, die weniger haben.
Von wegen Aufschwung für alle!
16
rede
Seit 30 Jahren heißt es jetzt schon:
Mit Haken und Ösen
der Aufschwung kommt! Und zwar für alle.
auf Biegen und Brechen.
Aber immer, wenn es dazu kommt, dass er kommt,
Mit Ecken und Kanten
dann kommt er nicht an. Zumindest nicht bei allen.
ein Hauen und Stechen.
Ganz im Gegenteil:
Wer zuerst kommt, mahlt.
Wo gestern noch die Vollmilch und der Kirschblütenhonig flossen,
Wer zuletzt kommt, zahlt.
da waten die Menschen heute knietief durch ein Meer von Blut,
Und wer nicht zahlen kann,
Schweiß und Tränen.
ist als nächster dran!
Bei trübem Kerzenlicht hocken die Unterernährten und Ausgemer-
Raus, runter, weiter, weg!
gelten in ihren Wohnbaracken, verfeuern den letzten Billy-Regal-
Wer fliegt, fliegt auf die Fresse.
Boden und nagen am Hungertuch.
Wer fällt, der liegt im Dreck!
Ich meiner
An den Glascontainern prügeln sich verzweifelte Familienväter
Meiner mir mich
um die letzte Pfandflasche.
Alle gegen alle
Und jeder für sich.
Mit letzter Kraft schleppen sich die Schwerverletzten auf verlassene
Krankenstationen, wo sie sich notdürftig selbst versorgen müssen.
(…)
Wenn die Schleuser und Schlepper die Hoffnung verkaufen,
Im Stadtpark baumeln Ärzte an Bäumen, die Stricke gab‘s für lau
und die Käufer in schwimmenden Särgen ersaufen.
auf Krankenschein. Sie mussten ihre Pleite-Praxen räumen,
Wenn Mörder ihr Gewissen in den Brieftaschen tragen,
da ziehen jetzt die Wunderheiler ein.
in Hochsicherheitstrakten mit Selbstschussanlagen.
Was für ein Albtraum:
Wenn die Räuber und Diebe dann endlich verschwinden,
die Geldinstitute verwüstet, die Opferstöcke aufgebrochen,
weil sie nirgends mehr etwas Verwertbares finden.
die Supermärkte geplündert.
Wenn dann keiner die Taten der Täter beklagt,
In den leeren Tiefkühltruhen hocken die Sozialhilfeempfänger und
und schon gar keiner mehr nach den Opfern fragt.
entrollen Transparente: „Uns ist kalt und wir haben Hunger!“
Weil sie keiner mehr hört.
Auf riesigen Reklametafeln prangt das Gebot der Stunde:
Weil sie keiner mehr sieht.
Bringen Sie sich in Sicherheit! Ein ganzes Volk ertrinkt im eigenen
Weil‘s keinen mehr stört.
Angstschweiß und über den verbarrikadierten Vorstädten leiert die
Was auch immer geschieht.
Litanei des dritten Jahrtausends.
Denn normal ist das so üblich, normal läuft das nach Plan.
Geiz ist geil und Hass ist krass.
Normal ist das betrüblich, normal kräht da kein Hahn,
Gier ist cool und Neid macht Spaß.
Alt ist arm und Arm ist Flop.
Krank ist Ex und Ex ist hop.
Stark macht hart!
Hart macht reich!
Macht macht smart!
Ohnmacht macht weich!
Dreist kommt gut
und link ist schlau.
Frech macht frisch
und Kampf ist Schau.
17
rede
normal geht das hier rein und da gleich wieder raus.
Diejenigen, die hierzulande in Saus und Braus leben, haben
Normal muss das wohl so sein, normal sieht das so aus.
einfach keinen Bock mehr, all die Hungerleider und Minderleister durchzufüttern.
Normal ist das doch letztlich normal nicht ungesetzlich,
normal ist der zwar schlecht, doch normal ist der im Recht.
Da wo früher noch den hungrigen Hunden der eine oder andere
Knochen zugeworfen wurde, da hocken die Nimmersatten und
Normal ist das gerissen. Normal sind das so Tricks,
Allesfresser heute am üppig gedeckten Tisch und schmeißen
normal wirst du beschissen, doch normal machst du da nix.
die Reste lieber auf den Müll.
Normal hört man da weg. Normal ist bequem,
denn normal ist dieser Dreck normal nicht dein Problem.
Und die Müll-Container werden mit Ketten verschlossen,
damit sich ja niemand was rausnehmen kann.
Normal gibt es am Ende für keinen was zu lachen
Wenn sie diesen feinen Leuten mit Armut kommen, dann heißt
und deshalb sollten wir langsam aber sicher mal den einen
es nur:
oder anderen ernsthaften Gedanken um die Zukunft machen.
„Hören Sie mal, Deutschland ist eines der reichsten Länder dieser
Wissen Sie, wenn ich diese Sprüche höre von wegen Armut
Erde, da kann es gar keine Armut geben.
sei relativ, dann möchte ich am liebsten zum Dreschflegel greifen
und den Leuten, die diese Sprüche von sich geben,
Es gibt ja auch keine Kühlschränke in der Antarktis und keine
die Arroganz aus dem Leistungsträger-Schädel prügeln.
Langeweile im Phantasia-Land. Gehen Sie doch mal rein in einen
gewöhnlichen Supermarkt. Ja, da gibt es doch alles.
Das ist doch wirklich nicht normal.
Und vieles sogar mehrmals. Und wenn Sie sich nichts kaufen
Aber was ist heutzutage hierzulande schon normal.
können, dann liegt das daran, dass Sie kein Geld haben, und wenn
Sie kein Geld haben, dann müssen Sie eben arbeiten gehen und
Wenn‘s plötzlich am hellichten Tage passiert,
wenn Sie damit kein Geld verdienen, dann müssen Sie sich eben
dass ein Fremder einem Fremden die Fresse poliert,
eine andere Arbeit suchen.
wenn ein Mensch seine ganze Familie erschlägt,
und sie dann in seinem Hobbykeller zersägt.
Armut, Armut, jetzt gehen Sie mir doch weg mit Ihrer Armut.
Fahren Sie mal nach Indien oder nach Afrika oder nach Russland,
Wenn einer ganz bös‘ auf die Schnauze fällt,
dann können Sie sich mal angucken, was Armut heißt.
und ein anderer das filmt und ins Internet stellt.
Für die Kohle, in der hierzulande auch noch der letzte
Wenn tags darauf Hunderttausende die Szene anklicken
Hartz IV-Empfänger schwimmt, für die Kohle setzen sich Tag für Tag
und Kopien an all ihre Freunde verschicken.
Hunderte von Afrikanern in irgendwelche morschen Paddelbötchen
und ersaufen jämmerlich im Meer.“
Wenn der Mann nebenan Frau und Kinder verprügelt,
und die Nachbarin seelenruhig Handtücher bügelt.
Wenn der Hauswart im Flur Lavendel versprüht,
weil ein Hauch von Verwesung durchs Treppenhaus zieht.
Wenn‘s keiner mehr hört,
wenn‘s keiner mehr sieht,
wenn‘s keinen mehr stört,
lll
Autor
was auch immer geschieht,
weil der eine dem andern nur noch egal,
dann ist das völlig normal.
Wenn die Reichsten den Ärmsten Kredite geben zum Sterben zu viel und zu wenig zum Leben.
Wenn sie dann, kurz bevor diese Ärmsten verrecken,
ganz schnell noch die Pfändungsbescheide vollstrecken.
Sie wollen den Sozialstaat abschaffen.
18
Wilfried Schmickler ist der „Scharfrichter unter den deutschen Kabarettisten“, seine satirisch-brillante Analyse der bundesdeutschen Wirklichkeit
weist ihn als kompromisslosen Moralisten aus. Seine Opfer sind immer
Täter. Allemal die Großen in Wirtschaft und Politik, Kirche und Medien.
Auch die Kleinen, vor allem die Kleinen im Geiste. Und wenn man ihn
fragt, wie lange die alle noch so weitermachen dürfen, sagt er: „Ich weiß es
doch auch nicht“. So heißt auch sein aktuelles Programm, mit dem er auf
Tour ist. Wir bedanken uns ganz herzlich für die Genehmigung, die Rede
abzudrucken, die er anlässlich des 111. Geburtstags des SKM gehalten hat.
kolumne
Kolumne
Parallelwelten
W
ussten Sie, dass sich hinter der
Auch bei Obamas Vorgänger Bush blieb
für ausgelassene Lachorgien sorgen. Nur
Fassade unserer Realität eine
versehentlich ein Mikrofon an und die
schade, dass sich ihre Parodien in der
Parallelwelt verbirgt – eine, von
Welt konnte hören, was er zu Dick Cheney
geheimen Parallelwelt abspielen und uns
der nur wenige Eingeweihte wissen, und
sagte, als er einen bekannten Reporter in
damit vorenthalten bleiben! Und hätten
die der Öffentlichkeit nicht preisgegeben
der Menge entdeckte: „Da ist Adam Cly-
Sie gedacht, dass Queen Elisabeth, laut
wird? Es sei denn, sie erfährt davon, wenn
mer. Ein Riesenarschloch von der New
Prinzgemahl, furzt wie ein Wallach und
eine Plaudertasche in Plauderlaune aus
York Times.“ Auch abgehörte Telefonate
sie, wenn sie gerade nicht furzt, üppige
dieser geheimen „Zweiten Welt“ berichtet
lassen tief in die Seelen der Probanden
Tafelrunden mit ihrem britischen Humor
oder zufällig etwas ans Licht kommt, weil
der „Ersten Welt“ blicken. Da nannte Sil-
aufs Beste unterhält? Mit derartigen Licht-
Mikrofone nicht ausgeschaltet sind oder
vio Berlusconi neulich seine Heimat Itali-
blicken werden wir leider viel zu selten
Telefonate abgehört werden.
en ein „Scheißland“, welches er bald ver-
hinter die Welt des diplomatischen
So geschehen, als Prinz Charles bei
lassen werde. Weniger emotional, dafür
Scheins entführt und erfahren nicht, was
einem Fototermin im Ski-Urlaub seinen
höchst besorgniserregend, hört sich die
Staatsmänner und Prominente wirklich
Söhnen vor laufenden Kameras und noch
Aussage eines US-Diplomaten über Afgha-
denken und wie sie sind – es sei denn, man
eingeschalteten Mikrofonen zuraunt:
nistans Präsidenten Karsai an: „Dieser
gehört zum erlauchten Kreis! In unserem
„Grässliche Leute, ich kann die nicht aus-
Mann hat ein Drogenproblem. Er nimmt
Privatleben nennen wir das Lästern, was
stehen. Ich hasse so was!“ Oder der ehe-
Heroin und Marihuana. Sein Geisteszu-
nachweislich gesund für die Psyche ist und
malige französische Regierungschef Sar-
stand ist äußerst fragwürdig!“
hervorragend von den eigenen Unzuläng-
kozy auf dem G-20 Gipfel gegenüber US-
Die „Zweite Welt“ der Angela Merkel
lichkeiten und Eigenarten ablenkt – über
Präsident Obama feststellt, dass der israe-
ist weniger brisant, dafür weitaus witziger.
die garantiert in einer anderen Parallel-
lische Regierungschef Netanjahu ein
Im vertrauten Kollegenkreis imitiert sie
welt abgelästert wird!
Lügner sei, den er nicht mehr sehen kön-
gerne andere Staatschefs und soll damit
Astrid Hülser
ne. Worauf Obama erwiderte: „Du magst
genug von ihm haben, aber ich habe jeden
Tag mit ihm zu tun.“
19
manila
gungen auf dünnem Transparentpapier
Kinder und Jugendliche in einer
überfüllten Zelle in Manila
ausgestellt.
Drei Jungen können Father Shay und
sein Rescue Team an diesem Tag noch aus
dem Gefängnis holen: Eduardo, Christian
und Jethro. Zwei weitere dürfen zwei Tage
später folgen. Mit dem Beschluss in der
Hand geht es eine Gasse entlang zum
Gefängnis MYRC, die Abkürzung steht für
Manila Youth Reception Center. 170
Jugendliche sind hier in vier Massenzellen
untergebracht. Vom Gericht bis zum Knast
sind es keine 400 Meter. Der Lärm des
Verkehrs ist ohrenbetäubend, es stinkt
nach Diesel und verbranntem Gummi.
Auf dem Bürgersteig nimmt ein Straßenhändler kleine Fische aus. Links geht es ab
in eine Sackgasse. Am Ende ein Tor, dahin-
Die Knastkinder von
Manila
Hoffnung für wenige
ßenkinder. Durch die Gitterstäbe im ersten Stock winken schüchtern Sechsjährige, vielleicht sind sie auch schon acht. „Die
Kinder sind alle unterentwickelt und
sehen mindestens zwei Jahre jünger aus
Mitarbeiter von Preda.
Rechts hinter einem Scherengitter liegt
der Eingang zum Gefängnis. Im Vorraum
s kann nur besser werden. Bis zu vier-
ment und Development Assistance), hat
steht ein altes Sofa, in einer Ecke ein Zim-
einhalb Monate saßen die drei Jun-
vor Gericht für die drei einen Court Order
merspringbrunnen mit einer Madonnen-
gen mit bis zu 40 anderen in einer
erwirkt, mit dem er sie in seine Obhut
figur. Bunte Leuchtdioden blinken rhyth-
Zelle, halb so groß wie ein Klassenzimmer.
nehmen kann. Vier Stunden hat er im
misch. Links geht ein Gang ab, an dem
Essen gab es zwei Mal am Tag, etwas Reis
Anhörungssaal des Regional Trial Court
zwei Zellen liegen. Durch die Gitterstäbe
und eine dünne Brühe. Geschlafen wurde
auf die Richterin und die nötigen Unter-
gelingt ein kurzes Gespräch. In dem win-
auf dem Boden, aus Platzmangel im
schriften gewartet. „Ohne Court Order
zigen Raum sind nur vier Jugendliche. Sie
Schichtsystem. Schläge mit einem Knüp-
geht gar nichts“, erklärt Father Shay.
sind homosexuell und wurden von den
pel auf die Oberschenkel waren die Regel.
In dem Gerichtssaal hat irgendwer seine
anderen getrennt. Zwei Stockbetten ohne
Und die Hygiene? Lieber nicht nachfragen.
Kawasaki geparkt. Von der Wand bröckelt
Matratze sind die einzigen Möbel. Preda-
Hautkrankheiten sind bei den Gefangenen
der Putz, daneben hängt ein Plakat, das in
Mitarbeiter nehmen ihre Daten auf. Jeder
keine Ausnahme, sondern die Regel.
Bildern den langen Gang der Verfahren
Besuch in den Gefängnissen wird genutzt,
Jetzt stehen Eduardo (17), Christian (17)
erklärt. Gefördert wurde die Justizhilfe für
um an eine Fallnummer zu kommen. Mit
und Jethro (16) in ihren Flipflops verunsi-
Analphabeten von der Europäischen Uni-
der Nummer kann Preda vor Gericht
chert vor dem Gefängnis in Metro Manila
on. Der Richterstuhl ist ein weißer Plas-
beantragen, dass sie die Jugendlichen und
und wissen nicht, wie ihnen geschieht.
tiksessel. Daneben auf dem Pult liegt ein
Kinder betreut, solange das Verfahren
„Ich bin froh, dass uns jemand hilft“,
Hammer. Wenigstens der ist aus Holz.
läuft. Lange dauert der Erstkontakt nicht,
erklärt Eduardo und das klingt eher höflich als überzeugt.
20
Links ist ein Haus für aufgegriffene Stra-
als sie sind“, erklärt Lino Canete, einer der
Text: Rüdiger Bertram, Fotos: Cajus van Eickels
E
ter ein Hof mit zwei Gebäuden.
Als die Richterin endlich erscheint,
dann unterbricht ein Wärter im blauen
geht alles ganz schnell. Nach einem kur-
T-Shirt das Gespräch. Der Wärter und die
Father Shay Cullen, Gründer der phil-
zen Gebet „Allmighty God, we stand in
Leiterin, die mittlerweile ebenfalls aufge-
ippinischen Kinderrechtsorganisation
your holy presence as our supreme
taucht ist, machen deutlich, dass sie kein
PREDA (People´s Recovery Empower-
Judge...“ werden die nötigen Bescheini-
Interesse an neugierigem Besuch haben.
manila
Im Hof warten Father Shay und seine
von Preda nimmt ihre Daten auf, um sie
Das Preda-Zentrum liegt oberhalb der
Mitarbeiter auf Eduardo, Christian und
später mit einem Court Order befreien zu
Subic-Bay. Nach der Enge und dem Grau-
Jethro. Für sie ist die Zeit hier vorbei, auch
können. Jugendliche dürfen nach dem
schleier Manilas genießt das Auge den
wenn sie es noch nicht ganz glauben kön-
neuen Gesetz nicht gemeinsam mit
weiten Blick über das blaue Meer, die grü-
nen. Nach einem kurzen Anruf bei ihren
Erwachsenen eingesperrt sein. In der Zel-
nen Palmen und den roten Oleander. Hin-
Verwandten steigen die drei in einen Mini-
le läuft nonstop ein Fernseher, auf den
ter dem Gebäude führt ein steiler Pfad
Van. Vier Stunden dauert die Fahrt nach
niemand achtet. Im Besuchsraum vor den
hoch zum Jungenhaus. 44 Jungen leben
Olongapa, wo Preda ein Zentrum unter-
Gittern steht ein Hühnerstall, daneben
dort. Alle waren im Knast. Der Jüngste ist
hält, in dem die Jungen aufgepäppelt und
parkt ein Fahrrad. Von der Decke hängt
acht. Hier erhalten sie Unterricht und psy-
betreut werden.
nasse Wäsche. Darunter hocken Frauen,
chologische Betreuung. Später lernen sie
Gegründet wurde die Organisation
die ihre Söhne, Freunde oder Ehemänner
ein Handwerk, wie Flechten oder Schrei-
1974, um Kinderprostitution zu bekämp-
besuchen. Preda wird sich um die Jugend-
nern. Ziel ist es, den Jungen Fertigkeiten
fen. In Olongapo befand sich bis 1992 der
lichen, die sie hier entdeckt hat, kümmern.
zu vermitteln, die ihnen später helfen sol-
größte amerikanische Marinehafen außer-
Vier Stunden dauert die Fahrt von Mani-
len, ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
halb der USA. Seit einigen Jahren küm-
la nach Olongapo. Die Ausfallstraße führt
Schon von weitem hört man das Lachen
mert sich Preda auch um Kinder und
vorbei an den Slumgebieten der Stadt. Am
der Jungen. In ihrem Klassenzimmer sit-
Jugendliche, die unschuldig oder wegen
Straßenrand stehen zusammengezimmer-
zen sie im Kreis und spielen eine philippi-
minimaler Vergehen im Gefängnis sitzen.
te Hütten rund um den Eingang zur städ-
nische Version von Blinde Kuh. Eduardo,
Ihre Arbeit hat Erfolg: 2006 erließ die
tischen Müllkippe. Riesige Säcke mit Plas-
Christian und Jethro sind auch dabei. Sie
Regierung ein Gesetz, das verbot Jugend-
tikmüll lagern auf der Straße. Selbstgebau-
sind kaum wiederzuerkennen.
liche unter 15 ins Gefängnis zu stecken.
te Kisten auf Kugellagern dienen dem
„Es ist, als ob wir der Hölle entkommen
„Ohne Öffentlichkeit ändert sich gar
Transport. Doch nicht nur in den Randge-
sind“, strahlt Eduardo. „Hier ist es ist wie
nichts. Die Verantwortlichen handeln nur
bieten der Stadt, auch im Zentrum der
in einer Familie. Alle sind wie Brüder.“ Er
auf Druck“, ist Father Shay überzeugt.
Megacity mit ihren zwölf Millionen Ein-
erzählt seine Geschichte: Mit 15 kam er
Trotzdem landen auch heute immer wie-
wohnern gibt es überall verstreute Slum-
von der Insel Marinduque nach Manila,
der jüngere Kinder in den Gefängnissen.
gebiete. Meistens dort, wo es keine direk-
um Arbeit zu finden. Seine Eltern hatten
„Die Polizei steht hier über dem Gesetz“,
ten Besitzansprüche auf das Land gibt, wie
sich getrennt und weder Vater noch Mut-
erklärt Father Shay das Selbstverständnis
an den Ufern der stinkenden Kanäle, die
ter wollten danach etwas von ihm wissen.
einiger Beamter. Derzeit diskutieren
sich durch die Stadt ziehen und in den
In Manila fand er Unterkunft bei einer
jedoch auch Politiker auf den Philippinen,
Windeln, Flipflops, Müll und Fäkalien trei-
Tante, die ihn auch im Gefängnis einmal
die Altersgrenze wieder zu senken.
ben. Schmale Pfade führen wie ein Laby-
die Woche besuchen kam. Im Knast lan-
20.000 Kinder und Jugendliche sitzen
rinth durch die Pappsiedlungen, die in der
dete er, weil er Vorkasse für Waren kassiert
derzeit auf den Philippinen im Gefängnis,
Regenzeit regelmäßig überschwemmt
haben soll, die er später nicht geliefert hat.
so die Schätzungen von Preda. Die Bedin-
werden. Viele Landflüchtlinge landen auf
Das stimmt nicht, sagt Eduardo. Vierein-
gungen, in denen sie leben müssen, sind
der Suche nach einem besseren Leben hier,
halb Monate saß er dafür im Gefängnis.
katastrophal. „Die USA ist in allem Vorbild
andere leben seit drei Generationen dort.
Während das Verfahren weiter läuft, kann
für die Philippinen.“ Die Wärter imitier-
Das Glücksversprechen der Großstadt
er in Preda bleiben. Selbst wenn er schul-
ten, was sie in Amerika sehen. Bilder wie
erfüllt sich nur selten. Trotzdem zeigen die
dig gesprochen wird, stehen die Chancen
die aus Guantanamo blieben da nicht
Menschen stolz ihre Hütten, in denen auf
gut, dass er nicht zurück hinter Gitter
ohne Folgen, so Father Shay.
wenigen Quadratmetern nicht viel mehr
muss. Die Behörden sind froh über jeden,
Auch die Polizeistation in Caloocan,
Platz ist als für eine Matratze, eine Koch-
der ihnen die Arbeit der Resozialisierung
einem Stadtteil im Norden von Metro
stelle und ein Regal mit ein paar Kostbar-
abnimmt. Deswegen kooperieren auch
Manila, besitzt einen eigenen Knast. Hier
keiten und der unvermeidlichen Madon-
einige der Richter eng mit der Kinder-
stören die europäischen Besucher nicht.
nenfigur. Alle hier haben Angst vor den
schutzorganisation.
Freundlich begrüßt der Wärter die frem-
Bulldozern. Immer wieder werden Viertel
Eduardo erzählt von Schlägen auf die
den Gäste, es ist sowieso gerade Besuchs-
wie diese dem Erdboden gleichgemacht.
Beine durch ältere und stärkere Mithäft-
zeit. Hinter den blau gestrichenen Gittern
Für einige von ihnen bleibt dann nur ein
lingen ebenso wie von Wärtern. Zwei Mal
vegetieren 41 Menschen in einer Zelle,
Pappkarton auf dem Bürgersteig als neues
konnte er für ein paar Tage die Zelle nicht
darunter auch drei Frauen und fünf Jun-
Heim. In Manila kein ungewöhnliches
verlassen, weil die Schmerzen zu groß
gen zwischen 15 und 17 Jahren. Auch sie
Bild. Viele der Jungen, die im Knast landen,
waren. Sein größter Wunsch ist es, wieder
sehen deutlich jünger aus. Ein Mitarbeiter
kommen aus Vierteln wie diesen.
zur Schule zur gehen. Danach will er
21
manila
22
zurück in den Süden der Philippinen. Sein
muss. Jethro will wieder zur Schule. Vier
Jungen fertig gestellt, die hier leben und
letzter Schulbesuch liegt vier Jahre zurück.
Jahre lang hat er sie besucht, der letzte
arbeiten. Ein Bauer pflügt mit einem Was-
Ein paar Tage später fährt er mit Sozi-
Besuch liegt auch bei ihm vier Jahre
serbüffel das Feld, daneben ist ein Schwei-
alarbeitern und anderen Jungen von Pre-
zurück. Seine Mutter wird in Manila blei-
negatter, dahinter wird Gemüse angebaut.
da zurück nach Manila. Preda will die
ben, bis sie die 1.500 Peso für das Rück-
Alles ist biologisch-dynamisch. Der phil-
Familien ihrer Schützlinge kennen lernen.
fahrticket zusammen hat. Das sind unge-
ippinische Gärtner, der die Jungen anlei-
Auch Eduardos Tante steht auf dem
fähr 25 Euro.
tet, hat seine Ausbildung in Deutschland
Besuchsplan, aber daraus wird nichts. Eine
150 Peso am Tag blieben Christian am
gemacht. Mit der Ernte will Preda die
Nachbarin erzählt, dass sie vor vier Tagen
Ende eines Tages als Rikschafahrer übrig,
Zentren in Zukunft selber versorgen kön-
fortgezogen ist. Wohin weiß niemand. Auf
nachdem er die Miete für das Fahrrad mit
nen. In einem Speiseraum hängt der Stun-
der Rückfahrt ist Jonathan schweigsam,
Beiwagen bezahlt hatte. 140 Peso kassierte
denplan als riesiges Plakat an der Wand.
während die anderen Jungs auf den Sitz-
der Besitzer am Tag. Christian wohnt mit
Der Tag beginnt um 5:30 Uhr. Danach
bänken des Minivans singen als wären sie
seiner Mutter in Tondo. Knapp 73.000 Men-
folgen Gartenarbeit, Frühstück, Unter-
eine philippinische Boygroup. Auch ame-
schen leben hier auf einem Quadratkilo-
richt, Mittagessen, Group Dynamics, Spie-
rikanischer Gangsta Rap gehört zu ihrem
meter. In Berlin sind es im Durchschnitt
le, Farmarbeit, Abendessen, Musik- und
Repertoire. Die Jungen wollen härter
3.800. Christians Mutter hat ihren gewalt-
Tanzunterricht. Um 22:30 Uhr ist Bettruhe.
scheinen als sie sind. Man spürt, wie die
tätigen Mann verlassen und lebt nun mit
Die Werkhalle des neuen Zentrums ist
Anspannung von ihnen abfällt. Sie haben
ihrer Freundin zusammen. Sie ist Händle-
zu den Feldern hin offen. Der Blick geht
den Unterschied zwischen ihrem Leben
rin, aber derzeit fehlt ihr das Geld, um neue
über die Gärten, die entstehenden Fisch-
in Manila und in Olongapo, wo sie ein Bett
Waren einzukaufen. Auch sie spürt die
teiche zu einem grünen Bergkamm. Mehr
haben, regelmäßig Essen erhalten und
gestiegenen Reispreise. Seit Dezember
Idylle geht kaum. In der Halle lernen die
man sich um sie kümmert, erlebt. In Preda
haben sich die Preise für das Kilo fast ver-
Jungen, mit Holz und Bambus umzugehen.
gibt es keine Zäune, Mauern oder Gitter,
doppelt. Zweimal die Woche verkauft die
Die Jungen schleifen und polieren an ihren
dennoch kommt es nur selten vor, dass
Regierung subventionierten Reis zu 18
Werkstücken. Unter Palmen werden hier
Jungen einfach aus dem Zentrum ver-
Peso das Kilo. Der normale Preis liegt dop-
Strandkörbe hergestellt. Preda hat dafür
schwinden. Manila war zu keinem von
pelt zu hoch. Es werden aber jeweils nur
einen Abnehmer in Holland gefunden.
ihnen gut und jede Rückkehr in die Mega-
zwei Kilo abgegeben. Zu wenig für eine
city ist eine Belastung für sie. Kein Wun-
Familie, wenn man weiß, dass es ihn auf
der, dass die Stimmung auf der Rückreise
den Philippinen schon zum Frühstück gibt.
entspannter ist als auf der schweigsamen
Christian soll Metall geklaut haben.
Hinfahrt. Wenn auch nicht bei Eduardo.
Zwei Monate saß er dafür bereits im
Auch Jethro war vier Monate im Knast.
Gefängnis. Christians Mutter hat genau
Bei seiner Verhaftung wurde er geschla-
wie die Jungen vorher noch nie etwas von
gen. „Drei Tage lag ich in der Zelle und
Preda gehört, aber sie ist froh über die
spuckte Blut“, erzählt er. 2007 kam er von
Chance für ihren Sohn. Ihr größter
der Insel Negros nach Manila. Auch er
Wunsch ist es, dass Christian die Schule
wohnte in der Hütte seiner Tante, bis er
abschließt. Christian ist mittlerweile 18,
einen Job in einer Lagerhalle bekam, in
sein letzter Schulbesuch liegt zehn Jahre
der er auch schlafen konnte. Er soll Geld
zurück. Christian will so lange wie möglich
und eine Waffe gestohlen haben, so der
in Preda bleiben. „Weg von meinen Fein-
Vorwurf. Als sie erfahren hat, dass er aus
den und meinen Freunden“, sagt er. Tondo
dem Gefängnis raus ist, hat sich seine Mut-
wird von Gangs beherrscht und Christian
ter Geld geliehen, um nach Manila zu
weiß, dass seine alten Freunde nicht gut
kommen. Sie ist bei ihrer Schwester unter-
für ihn waren.
gekommen. In der kleinen Einraumhütte
Zurück in Olongapo: Eine Autostunde
leben sie nun zu sechst: Jethros Mutter,
vom Zentrum entfernt hat Preda mit
seine Tante, ihr Mann, ein Baby und zwei
Unterstützung des Kölner Tatort-Vereins,
weitere Kinder. Die Tante will die Mutter
den die WDR-Kommissare Dietmar Bär
überreden, dass Jethro zurück nach Neg-
und Klaus J. Behrendt nach ihrem Tatort
ros geht, wenn er Preda nach etwa einem
„Manila“ gegründet haben, auf einem
oder eineinhalb Jahren wieder verlassen
Stück Land ein weiteres Heim für etwa 20
lll
buch
Tatort - Straßen der Welt e.V.
Konto: 66 66 66
BLZ: 370 605 90
Sparda-Bank eG West
www.knastkinder.de
Das Buch „Knastkinder“ von Rüdiger Bertram basiert
auf dem gleichnamigen Jugend-Theaterstück, das
2008 uraufgeführt wurde. Die Geschichte eignete sich
ideal, um sie auch in einem Buch zu erzählen, und so
begann der Kölner Rüdiger Bertram, daraus einen
Jugendroman zu entwickeln. Mit dem Rowohlt-Verlag
fand sich ein engagierter Partner. Die Reportage basiert
auf einer Vor-Ort-Recherche im Jahre 2009. Rüdiger
Bertram wurde 1967 in Ratingen geboren und arbeitet
seit seinem Studium als freier Journalist, Kolumnist
und Autor. Er übersetzte zahlreiche BBC-Tierfilme ins
Deutsche und schreibt heute neben Kinderbüchern vor
allem Drehbücher für Sitcoms und Komödien. Mit seiner Frau und seinen beiden Kindern lebt er in Köln.
tipps
buch-tipps
Ursula Poznanski
Ingrid Strobel
Elmore Leonhard
Blinde Vögel
Nippes Showdown
Road Dogs
Österreich. Salzburg. Weltkulturerbe. Klein, aber edel.
Eigentlich für seine Festspiele
weltberühmt. Dennoch werden zwei Tote gefunden.
Zwei Menschen, die so gar
nicht zusammenpassen: Ein dicklicher,
unattraktiver, ungepflegter Mann und eine
schlanke, ausgesprochen gut aussehende
Frau. Die Frau ist erwürgt, der Mann
erschossen. Die Waffe hat er in der Hand.
Selbstmord?, fragen sich Kommissarin Beatrice Kaspary und ihr Kollege Florin Wenninger. Ihr Chef würde dies gerne so hinnehmen, doch den beiden ist die Sache nicht
geheuer. Denn so sehr sie auch suchen, die
einzige Verbindung zwischen den beiden
Toten ist ein Internet-Portal, in dem über
Lyrik geplaudert wird. Auf eine manchmal
etwas kryptische Weise, sodass Kaspary den
Eindruck hat, hier werden womöglich verschlüsselte Botschaften ausgetauscht. Um
Klarheit zu bekommen, loggt sie sich ebenfalls unter einem Fantasienamen ein,
bekommt Kontakt zu den Lyrik-Freunden.
Als ein unbekannter Anrufer sich daraufhin
bei ihr meldet und ein Treffen vereinbart,
bei dem er ihr erzählen will, was die beiden
Toten miteinander verband, geht die Kommissarin zwar pünktlich hin; aber der Anrufer erscheint nicht. Kurz darauf wird seine
Leiche aus dem Fluss gefischt. Ungewohnt
flott und modern, so stellt man sich Salzburg
gar nicht vor. Fesselnd und gut konstruiert.
Absolut empfehlenswert.
Im Zentrum von Nippes: Endlich ein Wiedersehen mit Katja Leichter, der Journalistin,
Buddhistin und Kifferin, die
sich vor nichts fies ist, jedes
Schmuddelthema auf ihre
besondere Art unter die Lupe nimmt und mit
ehemaligen Junkies und Prostituierten eng
befreundet ist. Gerade arbeitet sie an einem
Radio-Feature über Castingshows für TeenieMädchen. Um hautnah zu recherchieren, stellt
sie sich in die Reihe der 14jährigen, die anstehen, um – wie Katja meint – „in die Hölle zu
kommen“. Sie kann es nicht fassen, mit welchem Eifer, welcher Hysterie die Gören sich in
die Schar der Bewerberinnen einreihen. Mit
dem Ziel, sich irgendwann vor aller Welt im
Fernsehen bloßstellen und verhöhnen zu lassen. Die wenigen, die an die Spitze kommen,
müssen schon besonders hartgesotten und
liebreizend sein. Wie auch immer, während
sie auf ihre unnachahmliche Art versucht,
diese Szene zu verstehen, wird die Chefin der
Casting-Show ermordet – und zwar auf eine
besonders grausame Art. Während die von ihr
geliebte Chantal die in der Schule gemobbt
und beinahe getötet wird, gerät sie immer
dichter an den Mörder heran. Leichtfüßig und
humorvoll nimmt sich Ingrid Strobl eines
brennend aktuellen Themas an. Mal wieder
ein typischer Strobl, bei dem das Milieu, die
locker, süffisant, humorvollen Dialoge, die
flapsigen Bemerkungen und die skurrilen
Typen die Hauptrolle spielen. Und nach dessen Lektüre man das Gefühl hat, Einblick in
ein ungewohntes Ambiente bekommen zu
haben. Strobl empfehle ich immer.
Road Dogs, das sind Straßenköter, so dachte ich
zunächst. Doch dann wurde
ich eines besseren belehrt:
Jack Foley und Cundo Rey
sind im Knast von Glades im
Süden Floridas Road Dogs geworden, ganz
dicke Kumpel. Road Dogs, das war so ein
Knastding. Wenn man nicht zu einer der
Gangs gehört, für die alle anderen automatisch Feinde sind, tut man sich zu zweit
zusammen. Und Foley, der coolste aller Bankräuber, der so viele Banken ausgeraubt hatte
wie nicht einmal Amerikas Staatsfeind Nr. 1
John Dillinger, beschützt den kleinen Kubaner. Der revanchiert sich, besorgt Foley die
abgebrühteste Anwältin auf Gottes Erdboden
– und der gelingt es, aus 30 Jahren Knast 30
Monate zu machen. Foley verlässt Glades vor
seinem Road Dog Kumpel Cundo, mit einem
mulmigen Gefühl im Magen. Denn warum
sollte Cundo, der ja offenbar steinreich zu sein
scheint, einfach ein paar dicke Scheine hinblättern für dieses Aas von Anwältin? „Es geht
ums Prinzip“, hatte Cundo ihm erklärt, „darum, dass Road Dogs füreinander da sind.
Solange wir was miteinander zu tun haben,
sind wir Road Dogs, ob drinnen oder draußen.“ Doch draußen sieht die Welt ganz
anders aus ...
Back to the roots, würde ich sagen, zurück zu
Sam Spade und Philip Marlowe, zu vampartigen Frauen, die mit ihren Colts durch die
Gegend fuchteln und jeden flachlegen, der
ihren Weg kreuzt. Lakonisch aufs Wesentliche
reduziert mit knallhart daher parlierenden
Antihelden, tough und cool, aber stets mit
einem guten Kern. Der vorletzte, typische
Leonard.
Ingrid Müller-Münch
Ingrid Müller-Münch
Ursula Poznanski: Blinde Vögel. Der zweite
Fall des Salzburger Ermittlerduos Beatrice
Kaspary und Florin Wenninger. Wunderlich,
4/2013, ISBN 805250450, 16,95 Euro
Ingrid Strobl: „Nippes Showdown“, Köln
Krimi Emons, 9,90 Euro
Ingrid Müller-Münch
Elmore Leonard: „Road Dogs“, Suhrkamp
2012, Eichborn 2011, 9,99 Euro
23
fussball
Fotos: Lars Wehrmann
homeless worldcup
in poznan
B
ei dem Homeless World Cup 2013
gewonnen wurde. Teilgenommen haben
schwelliger beginnen als bei den üblichen
in Poznan/Polen hat das Fußball-
62 Teams aus allen Kontinenten. Zielgrup-
Sportvereinen oder Clubs, und zwar auf
team Germany den „Cup of Tole-
pe der Veranstaltung sind Menschen, die
der Straße.
rance“ gewonnen.
24
Katrin Kretschmer
soziale Ausgrenzung und Armut im
Nach sieben Spieltagen konnten die
Zusammenhang mit Wohnungslosigkeit
Deutschen am Sonntag im Spiel gegen
erfahren haben. Durch verschiedenste
Norwegen nach 4:1 Toren einen der sechs
Fußballprojekte gibt es in den teilnehmen-
Pokale in den Händen halten. Dies ist der
den Ländern – wie auch in Deutschland
erste Pokal, der bei einem Homeless World
– die Möglichkeit, an diesen Sportangebo-
Cup seit beginn der Teilnahme 2003
ten teilzunehmen, die deutlich niedrig-
lll
info
Weitere Informationen über Straßenfußball für
Wohnungslose gibt es auf der folgenden Webseite:
www.sozialsport.de
buntes
Kolumne
verstecken, um seine ohnehin beste finanzielle Lage in eine noch bessere zu ver-
Flüchtlinge
F
wandeln, nennt man Steuerhinterziehung
und ist Diebstahl an jedem einzelnen von
uns – denn diese Steuergelder fehlen der
Staatskasse. Und weil das so ist, wird für
lüchtling kann man aus den unter-
oder muss wegen Krieg und Naturkatas-
uns alles teurer oder Leistungen gänzlich
schiedlichsten Gründen werden.
trophen dieses Land verlassen. Und doch
gestrichen. An dieser Stelle gilt mein
Wegen seiner sozialen Zugehörigkeit,
hat sich in den letzten Jahren eine stetig
besonderer Dank allen Steuerhinterzie-
Religion, Nationalität oder politischen
größer werdende Oberschicht gebildet, die
hern, die sich auf meine Kosten berei-
Überzeugungen. Auch Krieg, Verfolgung
sich auf der ständigen Flucht befindet –
chern, und ich mir nichts von dem leisten
und Naturkatastrophen können einen
auf der vor dem Fiskus. Durch lückenhaf-
kann, was diese Leute im Überfluss besit-
Menschen zum Flüchtling werden lassen,
te Steuergesetze, allgemein „Schlupflö-
zen! Dabei ist das Risiko des Steuerflücht-
wenn ihm das eigene Land keinen Schutz
cher“ genannt, gelingt es diesen Steuer-
lings seine Flucht mit dem Leben bezahlen
mehr bieten kann oder will. Manche flüch-
flüchtlingen immer wieder sich dünne zu
zu müssen, gleich Null! Und sollte besag-
ten auch freiwillig vor der finanziellen Not
machen – so dünn, dass sie mitsamt ihrem
ter Briefkasten eines Tages von der Steu-
in ihrem Heimatland, weil es dort keine
Vermögen bequem durch einen Briefkas-
erfahndung geleert werden und der Steu-
Arbeit für sie gibt. Diese Menschen nehmen
tenschlitz passen. Diese Kästen befinden
erhinterzieher fliegt aus seiner engen
gefährliche Wege in Kauf, um ihre wirt-
sich meist in landschaftlich schönen Steu-
Behausung raus, droht ihm lediglich die
schaftliche Situation zu verbessern, und
eroasen, siehe die Kayman Inseln in der
nächste Zelle, die aber weitaus komfortab-
müssen ihre Reise in die vermeintlich bes-
Karibik mit freiem Blick auf Palmenstrand
ler ist, als sein beengter Sitz im Briefkas-
sere Zukunft oft mit dem Leben bezahlen.
und Meer. Bevorzugt dagegen ein Steuer-
ten. Dort darf er sich bei Rundgängen im
Nun sollte man meinen, kein Deutscher
flüchtling den Blick auf ein Bergmassiv –
Gefängnishof endlich frei bewegen und
braucht aus oben genannten Gründen zu
kein Problem, gönnt er sich eben einen
dabei sein Gewissen erleichtern….denn
flüchten. In unserem Land herrscht Mei-
komfortablen Briefkasten in der Schweiz.
enge Räumlichkeiten schränken bekannt-
nungsfreiheit, niemand wird aufgrund
Diesen Vorgang, sich mit seinem unver-
seiner politischen Überzeugung verfolgt
steuerten Geld in einem Briefkasten zu
lich das Bewusstsein ein.
Astrid Hülser
Schließfächer für Wohnungslose
Der Grashüpfer
hüpf, hüpf, hüpf,
zirp, zirp, zirp,
wer hüpft mit seinen langen Beinen unten am Rhein
durch das grüne Gras? Es ist der Grashüpfer.
Man hört quak, quak, quak, es ist der grüne große Frosch.
Hüpf, hüpf, hüpf, quak, quak, quak, sucht der Frosch nach
Nahrung.
Es sitzt auf einem Blümelein der Grashüpfer und schlummert
sich in den Sommerwind hinein.
Da kommt der große grüne Frosch mit seiner langen roten
Zunge und schlapp ist der Grashüpfer in seinem Mägelein.
Hüpf, hüpf, hüpf, quak, quak, quak, macht der Frosch sich
von dannen.
Klapp, klapp, klapp da kommt der Klapperstorch und schnapp
ist der Frosch im Storchenmagen.
Das war die Geschichte vom Grashüpfer ...
Kleiner Günter
Seit Juli stellt die OASE in ihren Räumlichkeiten 16 Schließfächer für Wohnungslose zur Verfügung. Das Projekt konnte mit Hilfe einer Spende realisiert
werden. Die Spender, die anonym bleiben möchten, hatten zuvor bei Wohnungslosen auf der Straße nachgefragt, was ihnen den Alltag erleichtern
würde. Das Ergebnis: Viele suchen nach einer Möglichkeit, ihre Sachen an
einem sicheren Ort verwahren zu können. So veranstalteten die Spender
kurzerhand eine Feier, auf der sie Geld für die Schließfächer sammelten. Die
OASE bedankt sich ganz herzlich für diese schöne Geste. Ansprechpartnerin
für die Fächer ist Simone Graudenz vom OASE-Team. (sab)
25
buntes
schnappschüsse
Markus Pohl (Vertriebsdirektor Sparkasse
KölnBonn) und Rudolf
Fronczek (OASE)
Claudia Betzing (IHK Köln und OASE-Vorstand),
Silke Hübbers und Lies Molitor
Marianne Rochee und Christina Bacher
Dr. Willi Keinhorst (WamS) und DRAUSSENSEITER-Verkäufer Achim
sommerfest in
der oase
Mit Fotos von H. Marie Breer und
Christina Bacher
Duo Anyway
Christina Bacher, Jens Hüttenberger,
Andrea Neuhoff und Nina Reisdorf
Dr. Willi Keinhorst, Rene Bentlin
und Christel Wirges
Der kölsche Kraat,
Silke Hübbers, die Kölsche
Linda und Lies Molitor
26
Schwester Franziska und Rolf Bünger
Foto: Robert Pudzianowski
nachruf
buntes
Franzl im Interview mit
Marielle Millowitsch für
den DRAUSSENSEITER
13.10.2013, 15.00 Uhr, Thomas Dahl,
Autorenlesung im Rahmen der
„Woche der seelischen Gesundheit“,
Sozialpsychiatrisches Zentrum (SPZ),
Loreley Straße 7, 50677 Köln – Thomas
liest Texte aus der autobiographischen
Erzählung „In den Teufeln meiner
Augenblicke - Protokolle eines
Zwangskranken“. Der Eintritt ist frei.
Nach der Veranstaltung steht der
Autor für Gespräche zur Verfügung.
Die Welt hat wieder einen
Clochard weniger
ner Schauspielerin Mariele Millowitsch zu
Sommer“, sagte der schwer krebskranke
treffen: Aus dem Gespräch ist ein anrühren-
Franz Saedlacek im Interview mit dem
des Interview für den DRAUSSENSEITER
österreichischen AUGUSTIN-Kollegen Scho-
geworden.
ko Schachner im Juni 2009 zur Vorberei-
Er faszinierte viele, aber er stieß auch viele
tung seines Nachrufs, den er unbedingt
durch seine Unberechenbarkeit ab. Manche
selbst noch Korrektur lesen wollte. Kurz
seiner Behauptungen waren sonderbar, hat-
zuvor hatte der versierte Straßenzeitungs-
ten aber etwas liebenswert Surrealistisches,
verkäufer in Köln seine Zelte abgebrochen
wie zum Beispiel: „Die Wiener sind alle ver-
und war in die Heimat gereist. Bald danach
rückt. 80 Prozent sind im positiven Sinn ver-
kam er dort in ein Sterbe-Hospiz. Vier Jahre
rückt, 20 Prozent im negativen Sinn. Das
hat Franz den Nachruf und das Hospiz (wo
sind die Vollidioten“. Dazu sollte man wis-
es ihm zu fad wurde, sodass er in die Welt
sen, das Franz aus Tirol stammt. Franz leb-
zurückkehrte) überlebt. Vor ein paar
te und liebte das Dasein ohne Normen.
Wochen starb er tatsächlich – als einer der
Zum Beispiel wusste niemand, wie er wirk-
letzten „echten“ Clochards in Österreich.
lich heißt. Als er zum AUGUSTIN kam,
Weil es zu klein für ihn war, nomadisierte er
nannte er sich Franz Drack. Irgendwann
durch viele Länder Europas, und überall, wo
suchte er um einen neuen Ausweis an, denn
es Straßenzeitungen gab, stellte er sich als
er heiße in Wirklichkeit Franz Saedlacek.
Kollege vom AUGUSTIN vor – und wurde
Als Franz Drack ging er in die ewigen Jagd-
temporärer Kolporteur der jeweiligen
gründe ein. Er wechselte die Identität, als
Schwesternzeitung. Damit war er einer, der
ob er etwas Utopisches antizipieren wollte:
die internationale Vernetzung der Straßen-
das Absterben jeder Kontrolle der Men-
zeitungen (INSP) tatsächlich „lebte“. Auch
schen. Wer sich nennen kann, wie er will, ist
hier in Köln machte er Station und wurde
für die Ämter, die wir nicht mögen, ein
als DRAUSSENSEITER-Verkäufer recht
nicht zu fesselnder Hauch.
schnell zu einem der bekannten Stadtge-
Mit freundlicher Genehmigung für den Abdruck
einiger Textpassagen vom AUGUSTIN
(R.S./C.B.)
Foto: Christina Bacher
flaschenpost
„Wenn ich Glück hab, überleb ich diesen
sichter. Sein großer Wunsch war es die Köl-
Autorenlesung mit
Thomas Dahl
Bis auf die Insel Juist hat es
unser Straßenmagazin
geschafft, wohin sich das Ehepaar Höhn aus Wiehl das aktuelle Heft als Reiselektüre mitgenommen hat. „Der neue
DRAUSSENSEITER ist wieder richtig klasse“, vermelden die langjährigen Abonnenten aus dem
verdienten Urlaub. Und wir
bedanken uns für die schöne
Rückmeldung!
27
comic
Heiko Sakurai
DAS DRAUSSENSEITER-ABONNEMENT
Für alle, die nicht die Möglichkeit haben, den DRAUSSENSEITER
regelmäßig bei einem der Straßenverkäufer zu erwerben, ist
ein ABO genau das Richtige.
Ich möchte den DRAUSSENSEITER unterstützen und bestelle:
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ein Straßen-Abo zu 36,- Euro pro Jahr
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ein Sponsoren-Abo zu 85,- Euro pro Jahr
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BLZ
ein Förder-Abo zu 150,- Euro pro Jahr
Lieferanschrift
Vorname
Name
Straße
PLZ/Ort
Unterschrift
28
d
k
as
e
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ö
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R
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Einzugsermächtigung
a
r
t
s
SS
m
en
a
zi
ga
n
Kreditinstitut
Unterschrift
Widerrufsbelehrung
Die Bestellung wird erst wirksam, wenn sie nicht binnen
einer Frist von 10 Tagen schriftlich widerrufen wird. Zur
Wahrung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung des
Widerrufs. Das Abo kann jederzeit gekündigt werden.
vorschau
Redaktionsleitung Christina Bacher (cb),
[email protected]
www.draussenseiter-koeln.de
Redaktionsassistenz Andrea Neuhoff,
[email protected]
Sabrina Burbach, [email protected]
Für den Anderen nur
das Beste: TEILEN
Foto: Petra Piskar
IMPRESSUM
Redaktion Heide Marie Breer, Volker Dombrowski,
Bastian Exner, Silke Hübbers, Jens Hüttenberger, Dirk
Kluwig, Heidi Leppak, Herbert Linne, Mina Malaie,
Elisabeth Molitor, Linda Rennings, Nina Reisdorf, Norbert
Springob, Andreas Struß, Günter Thielen
Lektorat Barbara Feltes
Titelgestaltung Alexandra Bendels und Daniel Quade
(www.werbeagentur-von-morgen.de)
Fotos Christina Bacher, Heide Marie Breer, Ilona Klimek,
Jörg Paschke, Petra Piskar, Robert Pudzianowski
Illustration Heiko Sakurai
Gestaltung Innenseiten Petra Piskar
(www.con-dere.de)
Druck Druckhaus Süd (www.druckhaus-sued.de)
Abos Martina Jühlke, [email protected]
Vertrieb Andrea Neuhoff
Herausgeber
Benedikt-Labre e.V. – OASE
Alfred-Schütte-Allee 4, 50679 Köln
Tel.: 0221/989353-0, Fax: 0221/98935316
Depots (nur für Verkäufer)
Kiosk Amer, Unter Taschenmacher 10, 50667 Köln
Kiosk Bertram, Elke Bertram, Neumarkt, Köln
Kiosk Orman, Salierring 15, 50677 Köln
OASE, Alfred-Schütte-Allee 2-4, 50679 Köln
Verkauf öffentlich
Agnesbuchhandlung, Neusser Straße 63, 50670 Köln
D
ie Bohrmaschine ist ein ausgesprochen praktisches Werkzeug. Man benutzt sie
als Privatperson aber recht selten – höchstens alle paar Monate, wenn im Haushalt ein neues Loch benötigt wird. Weil zwar jeder mal eine Bohrmaschine
braucht, sie im Normalfall aber oft lange Zeit ungenutzt im Keller liegt, ist sie zum Symbol
einer neuen wirtschaftlichen Entwicklung geworden: Der Sharing Economy, die auf dem
Teilen beruht. Die, die nicht viel haben, sind jedoch schon lange aufs Teilen angewiesen:
Wohnungslose und Menschen ohne Budget teilen sich oft die Platte, das Abendessen oder ein
Zimmer. Rund um St. Martin beschäftigt sich der DRAUSSENSEITER im November mit diesem
wichtigen Thema, das uns alle angeht: Dem Teilen.
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Konto-Nr. 165 020 31, BLZ 370 501 98
Sparkasse KölnBonn
Konto-Nr. 230 460 16, BLZ 370 601 93, Pax-Bank
draussenseiter ist das Sprachrohr für alle Obdachlosen,
deren Freunde, ehemals Obdachlose und andere Betroffene. Leserbriefe sind immer herzlich willkommen. Für
namentlich gekennzeichnete Artikel und Leserbriefe sind
die jeweiligen Autoren verantwortlich. Bedürftigen wird
für veröffentlichte selbstgeschriebene Artikel, Interviews
und Fotos ein kleines Honorar gezahlt, wenn dies der
Autor ausdrücklich wünscht. Nachträgliche Forderungen
werden nicht akzeptiert.
Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 1.1.2009.
draussenseiter ist Mitglied des
Der nächste DRAUSSENSEITER erscheint zum 1. November 2013.
Mehr dazu unter www.draussenseiter-koeln.de und auf facebook.
29
service
Foto: Marc Dittberner
Vringstreff e.V.
Im Ferkulum 42, 50678 Köln
Für Alle
 Diakoniehaus Salierring
Fachdienst für Wohnungslosen- und Straffälligenhilfe d. Diakonischen Werkes Köln und
Region, Salierring 19, 50677 Köln,
Tel.: 27 69 70-0, [email protected], www. diakonie-koeln.de
Beratung: Mo bis Fr 9-12 Uhr, Di 16-19 Uhr +
Mi + Do 16-18.30 Uhr (u. a. Postadressen u.
Treuhandkonten)
Straffälligenhilfe: Zeiten wie oben
Tagestreff: Mo bis Fr 8.30 – 12.30 Uhr, Frühstück, (donnerstags auch Mittagessen),
Duschen, Wäschekeller, Aufbewahrung,
Internetzugang
Kleiderkammer: Di u. Fr 9.30 – 11.30 Uhr
Krankenwohnung, Betreutes Wohnen,
Ambulante Begleitung, Clearingstelle Claro im
Trägerverbund
Einkauf von Secondhand-Artikeln, DritteMittagessen: Mo, Di 12 -16 Uhr,
Welt-Arbeit durch Versand von Hilfslieferungen Mi, Do, Fr 12 -15.30 Uhr
 Initiative Bauen, Wohnen, Arbeiten
Kaserne Klerken, Butzweiler Straße 1,
50827 Köln, Tel.: 971 17 31,
[email protected],
www.bauenwohnenarbeiten.de
Arbeitsangebot, Beschäftigung, Wohnen
 Gulliver – Überlebensstation für
Obdachlose
Trankgasse 20, Nähe Hauptbahnhof,
50667 Köln, Tel.: 120 60 91
Duschen, Toiletten, Waschmaschinen, Trockner, Tagesschlafraum, Kleiderkammer: Di und
Fr 15-17 Uhr, Postadressen, Caféteria mit Frühstück und Snacks, Beratungsangebote, Internetzugang, Kunstausstellungen, Handyladestation
Mo bis Fr 6-13 Uhr u. 15-22 Uhr, Wochenende,
Feiertage 10-18 Uhr
 Kölner Obdachlosenfrühstück,
Peter-Deubner-Stiftung
Tel.: 430 39 83
Angebote: 9 -11 Uhr: Kostenloses sonntägliches Frühstück jeden 2.u. 3. Sonntag im
Monat im Vringstreff, Im Ferkelum 42, jeden
4. Sonntag in der MüTZe, Berliner Str. 77,
Köln-Mülheim
 GUBBIO Obdachlosenseelsorge
Ulrichgasse 27-29, 50577 Köln
Öffnungszeiten: Di, Mi 14 – 17 Uhr
Angebote: Raum zum Gespräch, Bibelstunde, Meditation, thematische Gesprächskreise,
religiöse Filme
 Kontakt- u. Beratungsstelle Rochus
(SKM)
Bartholomäus-Schinkstr. 6, 50825 Köln,
 Emmaus
Tel.: 0221/3377063-1/-2/-3/-4,
Geestemünder Str. 42, 50725 Köln,
 Lobby-Restaurant Lore des KALZ für Ber- Fax: 0221/3377063-9
Tel.: 971 17 31, [email protected],
ber und Bänker
http://skm-koeln.de/9.0/9.1.8/rochus-p.html
www.emmaus-koeln.de
Domstr.
81,
Nähe
Hauptbahnhof,
50668
Köln,
[email protected]
Appelhofplatz: Essenausgabe u. [email protected],
Angebote: täglich warmes Essen von 12-14
sche Versorgung, Mo bis Fr ab 21 Uhr
Uhr, kalte u. warme Getränke, DuschmöglichLeben und Arbeiten in Gemeinschaft, günstiger www.koelnerarbeitslosenzentrum.de
30
service
keit (Behindertendusche u. -toilette),
Wäschewaschen, Kleiderkammer nur für
wohnungslose Menschen von Di und Do 11
bis 13 Uhr, Beratung täglich von 11-15 Uhr und
nach Vereinbarung, Medizinische Sprechstunde Di + Do 12-13 Uhr, Postadresse,
Betreutes Wohnen, PC-Nutzung mit Internetzugang, Freizeitangebot, Samstags Frühstück.
Öffnungszeiten: Mo bis Fr 11-15 Uhr,
Sa 10-14 Uhr, So 10-14 Uhr
 Sozialdienst Katholischer Männer e.V.
Bahnhofsvorplatz 2a (1. Etage), 50667 KölnInnenstadt, Tel.: 13 49 19, kontaktstelle@
skm-koeln.de, www.skm-koeln.de
Angebot: Aufenthaltsmöglichkeit, Begegnung, Freizeitangebote, (Spieleangebot,
Kaffee), Essen, Duschen, Wäschepflege,
Schreibhilfe, Telefonmöglichkeit, mediz. Versorgung, PC-Nutzung mit Internetzugang
offene Info- u. Orientierungshilfen:
Mo-Fr 12-16 Uhr, Sa, So, Feiertage 12-13 Uhr
Beratung (auch anonym): Mo, Mi, Do, Fr
9-11 Uhr, Mo – Fr 14-16 Uhr
 Vringstreff e.V.
Für Menschen mit und ohne Wohnung
Im Ferkulum 42, 50678 Köln, Tel.: 278 56 56,
[email protected], www.vringstreff.de
Mo – Do 11.30 – 17 Uhr, Fr 9 -12 Uhr
Jeden 2. und 3. Sonntag Obdachlosenfrühstück 9 -11 Uhr, Café, Freizeitangebote, Veranstaltungen, Beratung
 OASE-Benedikt Labre e.V.
Alfred Schütte Allee 4, 50679 Köln,
[email protected],
www.oase-koeln.de
Kontakt- und Beratungsstelle: montags
und freitags 9 – 13 Uhr, dienstags und donnerstags 9 – 16 Uhr, mittwochs 13–16 Uhr
Offener Treff: montags 10.30–13 Uhr,
dienstags 13–16 Uhr, mittwochs 13–16 Uhr,
donnerstags 13–16 Uhr, freitags 11.30–13 Uhr
Frühstück: Mo 10.30–13 Uhr
Sprechstunde Mobiler Medizinischer
Dienst: Mo 10.30 – 11.30 Uhr
Kleiderkammer/Duschmöglichkeit für
Leute auf der Straße: Dienstags 13-16 Uhr,
Mittwochs 13 -16 Uhr, Donnerstags 13-16
Uhr; Kleiderkammer/Duschmöglichkeit
für alle: 9.30-12 Uhr
Computer-Nutzung: nach Vereinbarung
Redaktionssitzung DRAUSSENSEITER:
Alle 2 Wochen, Montag, 12.30 Uhr
Nur für Frauen
 Café Auszeit
Fachberatungs- u. Kontaktstelle für Frauen
Mauritiussteinweg 77-79, 50676 Köln,
Tel.: 0221/12695310,
[email protected]
Tägl. Essensangebot, Duschen & Baden,
Wäschepflege, Kleiderkammer, Postadresse,
Schließfachnutzung, Beratung und Soforthilfe, Mo, Di, Do, Fr 11-15 Uhr, Mi 15-19 Uhr,
u. nach Vereinbarung
 Café Auszeit, Schäl Sick
SKF e.V., Buchheimer Str. 36, 51063 Köln,
Tel.: 946 96 24, cafe-auszeit.schaelsick@skf.
koeln.de
Beratung, Hilfe und Unterstützung bei allgemeinen Fragen, Vermittlung an weiterführende Hilfen, Rechtsberatung, Frauenfrühstück, Postadresse
Mo + Fr 10.00-12.00 Uhr, Mo, Mi,
Do 15.00-17.00 Uhr
Do 10.00-12.00 Uhr Frauenfrühstück
 Comeback
Notschlafstelle für Frauen, Sozialdienst kath.
Frauen e.V., Mauritiussteinweg 77-79, Nähe
Neumarkt, 50676 Köln, Tel.: 0221/12695-210
Täglich geöffnet von 20 bis 10 Uhr. Angebot für
wohnungslose Frauen und Frauen in Notlagen: Schutz, Übernachten, Essen, Duschen,
Wäsche waschen, Kleiderkammer, PC und
Internetnutzung. Tiere sind erlaubt. Beratung
und Vermittlung an weiterführende Hilfen
sind möglich.
 Elisabeth-Frey-Haus
Albert-Schweizer Straße 2, Nähe Südfriedhof,
50968 Köln, Tel.: 37 64 90,
[email protected]
www. diakonie-michaelshoven.de
Notaufnahmeheim für Frauen und Frauen
mit Kindern, Schutz, Übernachtung, Verpflegung, Wohnen, Beratung und Begleitung.
Das Haus ist rund um die Uhr geöffnet.
 Frauen gegen Gewalt e.V. – Notruf und
Beratung für vergewaltigte Frauen
Tel.: 56 20 35, [email protected]
www.notruf-koeln.de
Beratung telefonisch, persönlich und per
E-Mail, Begleitung und Unterstützung nach
sexualisierter Gewalt; Prozessvorbereitung
und -begleitung; Rechtsberatung; Gruppenangebote
 Haus Rosalie
Gocher Straße 45, 50733 Köln-Nippes, Tel.: 77
306-0, [email protected]
Wohnprojekt für Frauen
 Mäc-Up
Treffpunkt für Mädchen von 14-27 Jahren
Gereonstr. 13, Nähe Bahnhof, 50670 Köln,
Tel.: 13 35 57
Essen, Trinken, Dusche, Wäsche waschen,
Second-Hand-Kleidung, medizinische Versorgung, Beratung
Mo 15.00-18.30 Uhr mit Mittagessen
Di 12.00-15.30 Uhr mit Frühstück
Mi 10.00-13.00 Uhr mit Frühstück
Do 12.00-15.30 Uhr mit Frühstück
Fr 12.00-15.30 Uhr mit Mittagessen
Nur für Männer
 Notschlafstelle für Männer
Johanneshaus Köln, Annostr. 11, 50678 Köln,
Nähe Chlodwigplatz, Tel.: 931221-54 (tagsüber) und -26 (ab 19 Uhr), [email protected], Sozialarbeiterische
Beratung, Erarbeitung einer Perspektive,
Vermittlung in weiterführende Hilfen
Aufnahme: Täglich (auch Sonn- + Feiertags)
ab 19 Uhr für wohnungslose Männer ab 18
Jahren
 „Reso“ – Resozialisierungsabteilung
Johanneshaus Köln, Annostr. 11,
50678 Köln, Nähe Chlodwigplatz,
Tel.: 931221-54, [email protected]
Hilfe für wohnungslose Männer mit sozialen
Problemlagen nach § 67 SGB XII: Unterbringung, Verpflegung und Selbstversorgung,
individuelle Einzelfallhilfen, Beschäftigungsangebote, Mo-Fr.: 8-16.30 Uhr
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Rund 1.500 Kölner haben keine feste Adresse.
Die Homeless Homepage auch nicht.
Mit dieser ersten obdachlosen Internetseite der Welt macht die OASE
auf ihre Arbeit für Menschen in Wohnungsnot aufmerksam.
Sie können dazu beitragen, dass diese Aktion viele Menschen erreicht.
Etwas Webspace auf Ihrer Unternehmenswebsite genügt. Ihr Engagement
kostet Sie keinen Euro und bringt Ihnen zusätzliche Aufmerksamkeit.
Geben Sie also der Homeless Homepage ein neues Zuhause.
Informationen dazu, wie das geht, finden Sie unter
www.homelesshomepage.de
für Wohnungslose und Andere