TAT VOR ORT - Diakonisches Werk Kassel
Transcrição
TAT VOR ORT - Diakonisches Werk Kassel
TAT VOR ORT Nr.1/2011 Wegweiser durch TATVORORT Nr.1 / 2011 TAT VOR ORT Nr.1/2011 Vorwort Entwicklungen, die Spuren hinterlassen Offen für Vielfalt Seite 3 Seite 4 Seite 5 Projekt „Kulturelle Werkstatt Wesertor“ Seite 6 „Vom passiven Zuhören ins aktive Rollenspiel“ Seite 8 Arbeitsprojekt Sprungbrett-Stadtteilwerkstatt Wesertor Seite 9 „Rad’geber“ im Wesertor Seite 11 Zwischenruf Seite 12 Projekt „Aufsuchende Suchtberatung“ Seite 14 Allgemeine Sozialberatung DiakonieTicket Seite 16 Seite 17 Gemeindehaus auf dem Weg zum Stadtteilzentrum Seite 18 Statement von Frau Knüppel Seite 19 Als Gemeinde aktiv im Brennpunkt Seite 20 Vom Gemeindehaus zum Stadtteilzentrum Seite 21 Meldungen aus dem Diakonischen Werk Kassel Seite 22 Personalia Seite 23 Impressum TATVORORT 1 / 2011 Mitteilungsbrief des Diakonischen Werkes Kassel Redaktion: Geschäftsführer Gerd Bechtel (V. i. S. d. P.) Fotos: Diakonisches Werk Kassel, :grede.de Archiv Zeichnung/Skizzen Architekturbüro Sprenger Kassel Layout: www.grede.de, Niedenstein Druck: Nordlicht digital, Kassel Anschrift: Diakonisches Werk Kassel Hermannstraße 6, 34117 Kassel Tel.: (0561) 71 28 80 • Fax: (0561) 712 88 88 www.dw-kassel.de • [email protected] Zusammen weiterkommen am Wesertor Liebe Leserinnen und Leser, Diese Ausgabe des TATVORORT widmet sich vorrangig dem Engagement des Diakonischen Werkes Kassel im Stadtteil Wesertor. Schon lange lebt und wächst dort eine vorbildliche gemeindediakonische Arbeit, die auf die besonderen Herausforderungen des Stadtteils und die vielfältigen Problemlagen seiner Bewohnerinnen und Bewohner reagiert. Bausteine des diakonischen Engagements der evangelischen Kirchengemeinde für die Menschen im Stadtteil waren und sind die Gesegnete Mahlzeit, die Hausaufgabenhilfe, zuletzt der Bewerbertreff für Arbeitslose und vieles mehr. Auch das Kasseler DiakonieTicket wurde hier erfunden und noch heute werden hier Berechtigungsscheine ausgegeben. Das Diakonische Werk Kassel ergänzt diese gemeindediakonische Arbeit durch organisatorische Hilfestellungen und Angebote wie die Sozialberatung vor Ort. Die Aufnahme des Stadtteils in das Bund-Länder-Programm ermöglichte weiteres soziales Engagement. In Kooperation mit der Planungsgruppe Stadtbüro aus Dortmund übernahm das Diakonische Werk Kassel das Stadtteilmanagement. Seit dem letzten Jahr sind dort weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in mehreren konkreten sozialen Projekten aktiv. Und es entwickeln sich viele Formen der verstärkten Kooperation mit anderen Partnern im Stadtteil. Von alldem berichtet dieser TATVORORT. Er beinhaltet daneben einen Zwischenruf von Reinhard Thies, dem bundesweit anerkannten diakonischen Fachmann für alle Fragen der „Sozialen Stadt“, der nachdrücklich für ein gemeinsames Engagement von Kirche und Diakonie in Stadtteilen wie dem Wesertor plädiert. Von ihm stammt auch der Hinweis auf den dringlichen Appell der Bundesarbeitsgemeinschaft Soziale Stadtentwicklung anlässlich der drastischen Kürzungen der Bundesmittel für das Förderprogramm, die faktisch dessen Ende in der bisherigen Form bedeuten wird. Auch ich appelliere an die politisch Verantwortlichen, den im Stadtteil Wesertor bereits erkennbaren positiven Entwicklungen nicht die materielle Basis zu entziehen. Unser Engagement für den Stadtteil geht weiter. Die Kirchengemeinde wird künftig ihr Gemeindehaus ganz dem Stadtteil zur Verfügung stellen und das Diakonische Werk Kassel nach dem Umbau gemeinsam mit dem Kulturzentrum Schlachthof die Verantwortung für das neue Stadtteilzentrum übernehmen. Wir werden damit im Interesse der Menschen im Stadtteil und der ganzen Stadtgesellschaft dem Aufruf Jeremias folgen, der geschrieben hat: „Suchet der Stadt Bestes ... und betet für sie zum Herrn“ (Jeremia 29,7) In diesem Sinne soll das Gebet unser Handeln tragen und ergänzen. Denn in allem engagierten Tun, im Planen, Kooperieren, Streiten und Handeln für das Beste der Stadt bleiben wir Christen uns unseren begrenzten Möglichkeiten bewusst. Deshalb legen wir alles letztlich in Gottes Hände und bitten um seinen Segen für das Suchen und Finden des Besten für das Gemeinwesen auch am Wesertor. Ihr Diakoniepfarrer Gerd Bechtel Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Kassel Seite TAT VOR ORT Nr.1/2011 Entwicklungen, die Spuren hinterlassen Soziale Stadt Wesertor – eine Chance für den Stadtteil punkt der Arbeit des Stadtteilmanagements ist die Anpassung der vorliegenden Rahmenplanung Wesertor an die Anforderungen des Programms Soziale Stadt in einem integrierten Handlungskonzept. Das Stadtteilbüro ist Anlauf-/ Beratungs- und Kontaktstelle vor Ort. Es koordiniert die Projektentwicklung, Bürgerbeteiligung und Öffentlichkeitsarbeit und versteht sich als Mittler zwischen Bewohnerinnen und Bewohnern, der Akteure im Stadtteil und der Verwaltungsebene der Stadt Kassel. Der Stadtteil Wesertor hat seit seiner Gründung verschiedene Entwicklungsphasen erlebt: von der durch Gartenbau geprägten Vorstadt im 19. Jahrhundert bis zum Arbeiterstadtteil in die 1970er Jahren. In den letzten fünfundzwanzig Jahren hat sich das Wesertor zu einem innenstadtnahen, strukturschwachen Viertel gewandelt. Die messbaren Auswirkungen auf den Stadtteil sind Defizite im städtebaulichen und Freiraumbereich, hohe Umweltbelastungen, hohe Arbeitslosigkeit und/oder geringes Einkommensniveau vieler Bewohner, wenig soziale und kulturelle Angebote, ein hoher Anteil von Bewohnern mit Migrationshintergrund und ein unzureichendes Angebot an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Im Rahmen des europäischen Förderprogramms URBAN II 20002006 wurde im Jahr 2003 bereits eine Rahmenplanung Wesertor mit einem Entwicklungshorizont von 10-15 Jahren erarbeitet und erste Projekte daraus umgesetzt. Im Modellprojekt des Sozialamtes Seite der Stadt Kassel für ein „Stadtteilmanagement ÄLTER WERDEN im Wesertor“ wurde von 2003-2007 parallel dazu begonnen, neben speziellen Projekten für ältere Menschen auch allgemein erste soziale Netze und Strukturen im Stadtteil aufzubauen (Stadtteilarbeitskreis, jährliches Stadtteilfest, ehrenamtlich erstelltes Stadtteilmagazin), und die Aufnahme in das Programm Soziale Stadt vorbereitet. Der Stadtteil Wesertor wurde Ende 2007 in das Bund-Länder-Programm „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – Die soziale Stadt“ aufgenommen. Seither werden ergänzend und unterstützend zu den sozialen, kulturellen, ökonomischen und arbeitsmarktpolitischen Projekten auch städtebauliche Maßnahmen umgesetzt. Das Stadtteilmanagement ist mit einem Büro seit Juli 2008 im Stadtteil präsent. Die PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO Dortmund und der Kooperationspartner Diakonisches Werk Kassel sind Träger des Stadtteilmanagements. Ein Schwer- Neben verschiedenen niedrigschwelligen Hilfeangeboten ist das Diakonische Werk Kassel seit 2009 auch mit vier Modellprojekten im Programm Sozialen Stadt Wesertor vor Ort tätig. Als langjährige Mitarbeiterin des Diakonischen Werkes Kassel, Projektleiterin des damaligen Stadtteilmanagement ÄLTER WERDEN und heute Stadtteilmanagerin, ist Sandra Lüning Ausdruck der kontinuierlichen Arbeit. Es ist schon eine Menge geschehen und der Blick in die Zukunft weist darauf hin, dass auch noch eine Menge bewegt werden muss – gemeinsam für das Wesertor. Offen für Vielfalt Das Besondere am Programm Soziale Stadt „Ohne Moos nix los.“ Die Bedeutung des Programms Soziale Stadt auf dieses Sprichwort zu beschränken, wäre sicher etwas kurz gegriffen. Aber dass dies eine wichtige Komponente ist, lässt sich nicht verleugnen. Ohne die finanzielle Förderung aus dem Bund-LänderProgramm – in Höhe von 80 bis 85 Prozent – wäre ein starkes Engagement der Stadt Kassel in den so genannten benachteiligten Stadtteilen, zu denen auch das Wesertor gehört, kaum möglich. Die defizitäre Haushaltslage erlaubt Investitionen in dieser Höhe aus eigener Kraft nicht. Was ist nun aber das Besondere an diesem Programm? Das Wesertor wirbt mit dem Slogan „Offen für Vielfalt.“ Das lässt sich gut auf das Programm Soziale Stadt übertragen. Denn die Vielfalt der grundsätzlich förderfähigen Themenfelder ist groß. Und das ist bei den vielschichtigen Problemlagen in einem so genannten „benachteiligten“ Stadtteil wie dem Wesertor auch erforderlich, um eine spürbare Wirkung zu erzielen. Der Name „Soziale Stadt“ klingt zwar so, als sei es ein Programm des Sozialministeriums. Es ist in Wirklichkeit aber ein Baustein der Städtebauförderung. Im Gegensatz zur „klassischen“ Städtebauförde- rung, die allein bauliche Investitionen fördert, geht der Ansatz von Soziale Stadt darüber hinaus. Er folgt der Erkenntnis, dass eine alleinige bauliche Verbesserung nicht ausreicht, um die Abwärtsentwicklung der betroffenen Stadtteile aufzuhalten. Neben der Verbesserung der baulichen Wohn- und Lebensbedingungen ist es ebenso erforderlich, die örtliche Wirtschaft zu stabilisieren, die Lebenschancen der Bewohner durch Vermittlung von Fertigkeiten und Wissen zu erhöhen, das soziale Miteinander zu fördern sowie durch eine gute Öffentlichkeitsarbeit das Image und durch eine intensive Beteiligung die Identifikation der Menschen mit ihrem Stadtteil zu verbessern. rig und verlangt eine enorme Flexibilität aller Handelnden. So ist zum Beispiel die bauliche Umsetzung des Projektes Stadtteiltreff längst gesichert. Für die Umsetzung der Gastronomie über ein Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekt muss aber an anderer Stelle auf eine Bewilligung von Fördergeldern gehofft werden. Das Städtebaureferat im zuständigen hessischen Ministerium vergleicht das Programm immer mit einer Torte, die aus vielen Tortenstücken besteht. Über das Städtebauministerium wird das „bauliche“ Tortenstück finanziert und die Kerze obendrauf, also Stadtteilmanagement und Öffentlichkeitsarbeit. Mehr aber leider nicht. Um an die anderen Tortenstücke heranzukommen, muss man (d.h. die Stadt oder auch lokale Träger selbst) dann auf Fördermitteljagd bei den unterschiedlichsten Förderstellen gehen. Der Vorteil ist: Die Aufnahme in das Programm Soziale Stadt ist ein Türöffner und oft Bedingung für die Bewilligung in diversen anderen Förderprogrammen. Insofern ist das Programm in seiner Grundform zwar nicht wirklich vielfältig einsetzbar, jedoch grundsätzlich „offen für Vielfalt.“ Als Motor und Anstoß für eine Entwicklung im Wesertor ist es jedenfalls unverzichtbar und hat bereits jetzt schon viele sichtbare Erfolge erzielt. Nachteil ist: Die Umsetzung echter integrierter Projekte bleibt schwie- Hier gibt es also deutlichen Verbesserungsbedarf: Ein wirklich integrierter Fördertopf, aus dem alle Projekte finanziert werden können und wie er z. B. von dem europäischen Förderprogramm URBAN beispielhaft und erfolgreich umgesetzt wurde, wäre die richtige Lösung. Eva-Maria Rupp (Stadt Kassel, Stadtplanung, Bauaufsicht und Denkmalschutz, Koordination des Programms Soziale Stadt Wesertor) Kontakt Sandra Lüning Weserstraße 38-40 34125 Kassel Stadtteilmanagement Wesertor Stadtteilmanagement Wesertor Feste Sprechzeiten: Dienstag 10-12 Uhr Donnerstag 10-12 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung Telefon: 0561-8 07 53 37 [email protected] www.kassel-wesertor.de Seite TAT VOR ORT Nr.1/2011 Interkulturelle Werkstatt Wesertor Thema „Ein Leben für Henschel“ durchgeführt. Ein für das Wesertor wichtiges Thema, da hier einst die Arbeiter des Henschelwerkes am Möncheberg lebten. In der Schreibwerkstatt dagegen entstanden mehrere Veranstaltungsplakate, eine Präsentation und eine Plakatausstellung zum Thema „100 Jahre Ysenburgstraße.“ Schüler erkundeten den Stadtteil, recherchierten historische Hintergründe und dokumentierten ihre Arbeit für die Öffentlichkeit. Am 01.03. wurde diese Ausstellung im Laden³ an der Weserspitze eröffnet. Ein Stück Kassel: Ausflug ins Henschel-Museum Die Interkulturelle Werkstatt Wesertor ist eine Lern- und Erfahrungswerkstatt, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Menschen Integrationschancen zu eröffnen, eine interkulturelle Kommunikations- und Dialogfähigkeit zu fördern, junge Menschen auf die Anforderungen der Erwachsenenwelt vorzubereiten, eine Verständigung über und ein Verständnis für gesellschaftliche Regeln zu befördern. Mit der Stadtteilkulturwerkstatt geht es auf die Suche nach Antworten. Ein Austausch über Kultur und Religion findet im Dialog der Generationen statt. Damit wurde ein Ort geschaffen, der Kommunikation und Vernetzung fördert, der Stadtteilbewohner/innen die Möglichkeit eröffnet, sich Themenfelder anzueignen und dabei eigene Fähigkeiten und Kompetenzen im Bereich Sprache, Textarbeit, Organisation und Kreativität zu erweitern. Seite Ziele, die hierbei verfolgt werden, sind die Bildung eines Verständnisses für Kultur und kulturelle Unterschiede, Integration der Menschen im Stadtteil, Interaktion und soziales Lernen. Junge Menschen erkennen, wie Kultur entsteht und funktioniert. Sozialgeschichte wird für sie sichtbar. In der Umsetzung arbeiten die „theaterpädagogische Lernwerkstatt“, die „Kultur- und Schreibwerkstatt“, der „Stadtteil im Unterricht“ vielfältig in Form von Projektwochen, Aktionstagen, Workshops. Kulturelle und religiöse Einrichtungen werden besucht, Traditionen kennen gelernt und Hintergründe erforscht. Mit dem „Stadtteil im Unterricht“ erleben Schüler/innen das Wesertor als Raum des historischen Lernens. Themen aus und um den Stadtteil Wesertor werden in die Schule getragen und dort bearbeitet. So wurden Einheiten zum In der theaterpädagogischen Lernwerkstatt werden den jungen Menschen mit Hilfe verschiedener Erzähltechniken und Methoden geeignete Werke inhaltlich nahe gebracht. Verwendet werden literarische Texte, Gedichte, Balladen, aber auch Sagen, Legenden und Märchen, aus Deutschland wie aus anderen Ländern oder aus der Antike, die auch heute noch eine ununterbrochene Anziehungskraft ausüben. Die jungen Menschen werden angehalten, sich emotional mit den Themen und Wertvorstellungen des Werkes auseinanderzusetzen. Nach einer Aneignungsphase wird das Stück in ihrer eigenen Sprache, die sie dafür entwickeln und verfeinern werden, improvisatorisch nachgespielt und der Originaltext, oder Auszüge davon, mit verschiedenen schauspielerischen Techniken einbezogen. Durch das praktische Erlernen und Ausprobieren von verschiedenen Theateransätzen, werden sie befähigt, tiefgehende Themen und Gefühle in der Rollenspielsituation mit der notwendigen Distanz zu erleben, diese sprachlich zu formulieren und zu inszenieren. Die erste thematische Einheit, die die theaterpädagogische Lernwerkstatt in der Carl-Schomburg-Schule ab April 2010 durchführte, hatte die „Personenbeschreibung“ als Thema. Durchgeführt wurde dies mit SchülerInnen einer 6. Klasse: Daniela Ammassari berichtet: „Als ich mit den ersten Stunden im Projekt anfing, stellte ich fest, dass die SchülerInnen in Vergleich zu Gleichaltrigen sehr frühreif waren. Am Anfang waren sie auch ziemlich unruhig und unkonzentriert. Viele haben ein provozierendes und störendes Verhalten gezeigt, besonders die Jungen. Die Mehrheit der SchülerInnen hatte einen Migrationshintergrund und bei manchen war dies an ihrer Sprache zu merken. Dass ich auch Deutsch mit einem stark südländischen Akzent spreche, fanden die SchülerInnen gar nicht problematisch, eher vertraut. Es wurde auch sehr schnell klar, dass sie viel fern gesehen haben, da ihre Äußerungen, besonders bei einigen Übungseinheiten, von der z. T. vulgären Sprache von Fernsehsendungen geprägt war. Durch die theaterpädagogischen Übungen, die der Mehrheit der SchülerInnen offensichtlich sehr schnell Spaß machten, entwickelte sich jedoch ein gruppendynamischer Prozess, der mit dem Fortschreiten des Projektes immer mehr von sozialer Kompetenz geprägt wurde. Die SchülerInnen, die am meisten gestört hatten, fanden einen Rahmen und eine Bühne um ihre Lebhaftigkeit auszuagieren, die Ruhigen dagegen gingen aus sich heraus und beteiligten sich an dem Geschehen, weil „alle mitgemacht haben“ (Zitat einer Schülerin). Einige Übungen machten den SchülerInnen sichtlich Freude, die Ergebnisse waren auch sehr schön zu sehen. Zum Schluss haben sich Gemeinsam weiterkommen am Wesertor alle SchülerInnen um eine gute Durchführung der gestellten Aufgaben bemüht und großen Spaß daran gehabt. Für den Lehrer war diese Entwicklung sehr interessant zu beobachten, zumal einige SchülerInnen sich in einer aktiven Art einbrachten, die sie im kognitiv geprägten Unterricht nicht oft gezeigt hatten. Das Projekt wurde von mir und dem Lehrer nach jeder Doppelstunde ausgewertet und die gesamten Ergebnisse wurden von uns und von den SchülerInnenn als sehr gelungen bewertet.“ Die Interkulturelle Werkstatt ist ein Kooperationsprojekt des Diakonischen Werkes Kassel und dem Institut für angewandte Biografie- und Familien- forschung Kassel Kontakt Kontakt Christian Bruno von Klobuczynski Daniela Ammassari Institut für angewandte Biografie- und Familienforschung Kassel (IBF-Kassel) Diakonisches Werk Kassel Interkultureller Dialog Wesestraße 26 34125 Kassel Tel.: 0561 - 9 7 00 544 Fax: 0561 - 97 00 5 45 mobil 0162 - 9 87 28 13 Wildemannsgasse 14 34117 Kassel Tel.: 0561 - 70 97 42 14 Fax: 0561 - 70 97 42 88 [email protected] www.dw-kassel.de Seite TAT VOR ORT Nr.1/2011 „Vom passiven Zuhören ins aktive Rollenspiel“ Die theaterpädagogische Lernwerkstatt als Teil der „Interkulturellen Werkstatt Wesertor“ will die Aktivierung, Mitwirkung und Beteiligung junger Menschen durch Rollenspiel, theaterpädagogische Übungen, Stimmbildung, Atemübungen, Erzähltheater fördern. Literarische Texte werden den jungen Menschen mit Hilfe verschiedener Erzähltechniken und Methoden inhaltlich nahe gebracht. Gedichte, Balladen, Sagen, Legenden und Märchen eignen sich in besonderer Weise, universelle und brisante Themen wie Liebe, Freundschaft, kulturelle Unterschiede, Konflikte und Gewaltbereitschaft aus einer zeitlosen Perspektive zu behandeln. Junge Menschen werden angehalten, sich emotional mit Kontakt Daniela Ammassari Diakonisches Werk Kassel Interkultureller Dialog Wildemannsgasse 14 34117 Kassel Tel.: 0561 - 70 97 42 14 Fax: 0561 - 70 97 42 88 [email protected] www.dw-kassel.de Seite den Themen und Wertvorstellungen des Werkes auseinanderzusetzen. Die Zusammenarbeit mit Schulen und auch Kindertagesstätten hat hier seinen besonderen Stellenwert. Als Beispiel ein Bericht aus der Carl-Schomburg-Schule: „Der gute Mensch von Sezuan“ von Bertolt Brecht als Literatur und Theaterprojekt der Klasse R10D der Carl-Schomburg-Schule mit Frau Daniela Ammassari „Gibt es noch einen guten Menschen auf dieser Welt?“, fragten sich drei Götter, die auf die Erde kamen und einen Platz zum Übernachten in der chinesischen Stadt Sezuan suchten…. Das fragten sich die Schülerinnen und Schüler der 10D ebenfalls, nachdem ihnen der Titel des Stücks von Brecht zunächst nicht viel sagte. Doch die spannende und emotionale, sehr besondere Methode der Einführung in das Projekt durch Frau Ammassari löste eine begeisterte Mitarbeit und großes Engagement bei den Schülerinnen und Schülern aus. Bewegungsübungen, Zungenbrecher und Aufwärmtraining im Theaterraum der CSS statt Deutschunterricht in der Klasse brachten viel Abwechslung und konnten auch den Letzten motivieren. Obwohl das Ganze ungewohnt und ziemlich anstrengend war: Für alle Schülerinnen und Schüler war es eine neue und starke Erfahrung. Natürlich mussten die Schülerinnen und Schüler auch Szenen lesen und verstehen, aber das Spielen und Nachahmen bereitete allen den meisten Spaß. Es wurde viel gelacht, letztendlich aber ernsthaft gearbeitet. Die Geschichte von ShenTe und ShuiTa wird jedenfalls keiner aus der Klasse je vergessen. Mit so viel Spaß am Lesen, Sprechen, Spielen und Improvisieren entstand am Ende des vierwöchigen Projektes ein Film mit den ausgewählten Szenen sowie eine Aufführung vor der eigenen Klasse, die zeigte, wie stark und selbstbewusst die einzelnen Akteure diese gestalteten. Um nur einige Kompetenzen der Schüler am Ende dieses Projektes aufzuzählen: Mut zum freien Sprechen vor der Gruppe, Entdeckung von unglaublichen Talenten, Improvisationskunst, Meistern von schwierigen Aufgaben, Verständnis für den anderen aufbringen, lernen mit Kopf, Herz und Hand- eben „spielerisch lernen“ im wahrsten Sinne des Wortes. Wir danken Frau Ammassari für die wunderbare Ergänzung unseres Deutschunterrichtes! Kerstin Ihde (Deutschlehrerin der R10D Carl-Schomburg-Schule) der Arbeitsprojekt Sprungbrett-Stadtteilwerkstatt Wesertor In der Sprungbrett-Stadtteilwerkstatt können langzeitarbeitslose Menschen aus dem Stadtteil Wesertor mitarbeiten und Tätigkeiten für den Stadtteil leisten. Voraussetzung zur Teilnahme an den beiden Projekten ist der Bezug von Arbeitslosengeld II und der Wohnsitz im Stadtteil Wesertor, innerhalb des Programmgebietes der „Sozialen Stadt“. Die Teilnehmer/innen werden darin unterstützt, ihren Tagesablauf zu organisieren und ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Projekt Quartiersservice Das Projekt besteht seit Juni 2010 mit 8 Teilnehmern, die zu Projektbeginn die eigenen Werkstatträume im Gemeindehaus der Neuen Brüderkirche hergerichtet haben. Des weiteren werden gemeinnützige Umbau- und Renovierungsarbeiten durchgeführt, so wurde beispielsweise der Speiseraum der Gesegneten Mahlzeit neu gestaltet. Grünpflege- und Gestaltungsarbeiten wie Baumscheibenpflege des Wesertorplatzes, sowie die Reparatur und Herstellung von Kinderspielzeug werden angeboten. Eine wiederbelebte Fahrradwerkstatt, in der Bewohner/innen des Stadtteils sich Räder ausleihen können und eigene gegen eine Spende zur Reparatur bringen können, erfreut sich inzwischen eines großen Zulaufs auch die Unterstützung bei Festen im Stadtteil ist Bestandteil des Arbeitsprojekts. „Anderen Leute eine Freude machen und selbst helfen“ Frank L. wohnt ebenfalls im Stadtteil Wesertor und arbeitet im Rahmen des Arbeitsprojekts in der Fahrradwerkstatt. Da er „in den ständigen Lehrgängen vom Arbeitsamt“ keinen Sinn sah, hat er sich nach einer für ihn sinnvollen Beschäftigung umgesehen und ist bei uns gelandet. „Die Möglichkeit, durch Aufarbeiten von gespendeten Fahrrädern finanziell schwachen Bewohnern mehr Mobilität zu ermöglichen“ ist dem kompetenten und hilfsbereiten Mann zu einer Herzensangelegenheit geworden. Sein Kollege und Mitstreiter in der Fahrradwerkstatt, Michael B. „war anfangs skeptisch“, und „hatte nie vor, einen 1-Euro-Job zu machen, da er dies meist als Beschäftigungstherapie“ ansah. „Die Arbeit in der Fahrradwerkstatt hat sich als sinnvoll erwiesen, macht inzwischen sehr viel Spaß und ich kann ziemlich selbständig arbeiten“ berichtet er im Gespräch mit uns. Der gewissenhaft und verlässlich arbeitende Herr B. schätzt sowohl die Wohnortnähe als auch den Kundenverkehr. Bei beiden Teilnehmern, deren Zusammenarbeit hervorragend funktioniert, steht die Etablierung, der Ausbau und die Bekanntmachung des Projekts weiter im Vordergrund, und vielleicht entwickelt sich in diesem Bereich dann auch eine dauerhafte berufliche Perspektive für beide?! Kontakt Tanja Fey, Michael Schapitz und Simone Ziegenbein Arbeitsprojekt SprungbrettStadtteilwerkstatt Wesertor Weserstraße 26 34125 Kassel Tel.: 0561 - 92 09 78 -11 Fax: 0561 - 92 09 78 -13 [email protected], [email protected] [email protected] Seite TAT VOR ORT Nr.1/2011 Projekt Textilwerkstatt Das Projekt besteht seit November 2010 mit 7 Teilnehmer/innen. Hierfür wurde ein Teil des Gemeindesaals im Gemeindehaus der Neuen Brüderkirche zu einer Werkstatt umfunktioniert. Für größere Veranstaltungen kann der Saal nach wie vor genutzt werden. Sowohl neuwertige Produkte, als auch umgeänderte Kleidungsstücke werden von den Teilnehmern/innen gefertigt. Es soll ein Second-Hand-Laden aufgebaut werden, der von den Teilnehmern/innen ausgestat- tet und betrieben wird. Hier werden dann die gefertigten Produkte und die aufgearbeiteten Kleidungsstücke aus der Textilwerkstatt sowie aufgearbeitete Kleinmöbel aus dem Quartiersservice veräußert. Die Planung und Durchführung von Veranstaltungen, wie z.B. Modenschauen und Basaren, werden außerdem angeboten. Das Ziel ist es, auch Menschen ohne Vorkenntnisse mit entsprechenden Grundlagen der Textilverarbeitung vertraut zu machen. Seite 10 „Das Arbeitsprojekt als Sprungbrett für weitere Arbeit nutzen“ Frau A. arbeitet im Rahmen des Arbeitsprojektes in der Textilwerkstatt und ist dort mit 20 Wochenstunden tätig. Die gelernte Bäckereifachverkäuferin, die aufgrund einer Firmenpleite arbeitslos wurde, und durch Schwangerschaften und die folgenden Erziehungszeiten in die Abhängigkeit von Sozialleistungen rutschte, sagt, „dass sie froh ist, durch die Tätigkeit in der Textilwerkstatt aus der häuslichen Isolation herauszukommen.“ Die dreifache Mutter wohnt seit 7 Jahren im Wesertor, ihre Freunde und Familie leben ebenfalls hier und sie fühlt sich im Stadtteil sehr wohl. Hauptsächlich gefällt ihr „das Erlernen von verschieden Techniken in der Textilverarbeitung, und diese auch praktisch im privaten Bereich nutzen zu können.“ Frau A. hofft auf eine Verlängerung der Arbeitsgelegenheit und strebt perspektivisch den Verkauf im Bekleidungsbereich an. Was ja für den angedachten Aufbau eines second-hand-Ladens eine durchaus gute Voraussetzung ist! Sozialberatung und Nachbarschaftshilfe Einmal wöchentlich mittwochs zwischen 11.00 und 13.00 Uhr findet eine Sozialberatung mit dem Schwerpunkt Integration in den Arbeitsmarkt mit offener Sprechzeit statt, so dass Jede/Jeder mit ihrem/seinem Anliegen einfach vorbei kommt. Noch in Planung ist der Aufbau einer Vermittlung und Organisation von Nachbarschaftshilfen und haushaltsnahen Dienstleistungen für Ältere, Hilfe- bedürftige, belastete Familien und Alleinerziehende. Alle Projekte kooperieren mit Bewohnern/innen, Trägern, Vereinen, Einrichtungen und Institutionen im Stadtteil, insbesondere mit der Streetworkerin der Suchtberatung des Diakonischen Werkes Kassel und mit den Angeboten und Teilnehmer/innen des Gemeindehauses der Neuen Brüderkirche. Dort finden sowohl die Gesegnete Mahlzeit statt, in der Bedürftige für ein geringes Entgelt ein warmes Mittagessen bekommen können, als auch der Bewerbertreff, der Arbeitssuchende unterstützt. Die finanziellen Projektmittel werden aus dem Städtebauförderprogramm „Neue Partnerschaften - Modellvorhaben für die Soziale Stadt (HEGISS-Innovationen 2009)“ zur Verfügung gestellt. Diese werden außerdem aus Mitteln der Arbeitsförderung und Mitteln des Landes ergänzt. Durch die Kombination der Mittel wird insbesondere der Stadtteil- bzw. Quartiersbezug des Projektes gewährleistet. Das Gesamtprojekt beläuft sich auf den Zeitraum vom 15.04.2010 bis zum 14.04.2013. „Rad’geber“ im Wesertor Frank L., Fahrradschrauber in der Fahrradwerkstatt, war mal wieder noch länger nach offiziellem Dienstschluss in der Werkstatt, um etwas fertig zu machen, dann kam Dennis, ein zwölfjähriger Junge aus dem Stadtteil vorbei und sah diesen dort arbeiten: Dennis: Ich bin zufällig an der Fahrradwerkstatt vorbei gekommen und habe gefragt, was der Frank L. dort macht. Schon 1997 gab es im Wesertor die Idee für eine Fahrradwerkstatt. Die Auswirkungen der Arbeitslosigkeit von Eltern auf ihre Kinder und Jugendliche waren der Auslöser. Umgesetzt werden konnte die Idee aber erst 1999, als Arbeitsbeschaffungs-Maßnahme, und auch nur für eine kurze Zeit von einem Jahr. Außer dass Kindern, die bisher kein Fahrrad hatten, günstig oder leihweise ein Fahrrad zur Verfügung gestellt wurde, gab es durch die Kooperation mit benachbarten Kirchengemeinden auch gemeinsame Fahrradtouren und –freizeiten. Aufgrund der guten Erfahrungen und der anhaltenden Bedarfslage im Stadtteil, haben wir im Rahmen des Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekts Sprungbrett -Stadtteilwerkstatt Wesertor die bis dahin nur noch sporadisch betriebene Fahrradwerkstatt in der Sakristei der Neuen Brüderkirche wieder neu eingerichtet. Hier finden zwei qualifizierte, langzeitarbeitslose Menschen durch eine tagesstrukturierende und sinnvolle Beschäftigung wieder zurück ins Arbeitsleben. Sie leisten so einen Beitrag zur Fortbewegung von Bewohnern/innen aus dem Stadtteil in den Stadtteil hinein und darüber hinaus! Frank L.: Ich repariere hier Fahrräder. Dennis: Wir haben dann geschaut, was an meinem Fahrrad kaputt war. Der Frank hat mir dann erklärt, warum die Kette immer so knackt und quietscht. Während ich meine Kette geschmiert habe, hat der Frank nach meinen Bremsen geschaut. Auf die Frage, warum Frank L. jetzt noch hier sei, erklärte er mir, „ich kann doch den Jungen nicht ohne funktionierende Bremsen ins Wochenende ziehen lassen.“ Für ihn bedeutet die Arbeit in der Fahrradwerkstatt, seine bisher erworbenen Fähigkeiten und Kenntnisse Die Teilnehmer nehmen gespendete Fahrräder an, reparieren diese und stellen sie Bedürftigen zur Verfügung – zum Kauf gegen Spende oder kostenlos zum Verleih. Des weiteren können auch Fahrräder günstig zum Reparieren vorbeigebracht werden, da lediglich die Ersatzteile bezahlt werden müssen. So können sich finanziell schwächer gestellte Menschen diesegemeinnützigen Dienstleistungen leisten. Es ergeben sich daraus auch Kontakte von Stadtteilbewohnern/innen untereinander, wie z. B. das obige Kurzinterview aufzeigt. auszubauen und anderen dadurch weiterzuhelfen. Frank L.: Wir haben das Fahrrad erst mal so weit fertig gemacht, dass er das Wochenende über fahren konnte. Die Woche danach haben wir dann das Fahrrad komplett repariert. Dennis: Der Frank hat dann beim nächsten Mal meine Hinterradbremse gemacht. Das war gar nicht so einfach, weil das Fahrrad ein BMX ist. Ich bin schon öfter hier vorbei gekommen, weil es spannend ist und Spaß macht. Für Dennis ist es prima, hier selbst etwas Handwerkliches zu lernen um sein Fahrrad selbst instand zu halten und sich dadurch seine Mobilität zu erhalten. Frank L. (lacht): Und fragen tut er viel, aber ich freue mich immer, wenn Dennis wieder vorbei kommt. …und so findet in der Fahrradwerkstatt nicht nur eine berufliche Weiterqualifizierung statt, sondern auch die Schaffung sozialer Kontakte! Kontakt Tanja Fey, Michael Schapitz Arbeitsprojekt SprungbrettStadtteilwerkstatt Wesertor Weserstraße 26 34125 Kassel Tel.: 0561 - 92 09 78 -11 Fax: 0561 - 92 09 78 -13 [email protected], [email protected] Seite 11 TAT VOR ORT Nr.1/2011 Ein Zwischenruf von Reinhard Thies Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland, Berlin Gemeinwesendiakonie: Kiez, Viertel, Quartier – Kirche mittendrin „Eine Kirche, die auf das Einfordern von Gerechtigkeit verzichtet, deren Mitglieder keine Barmherzigkeit üben und die sich nicht mehr den Armen öffnet oder ihnen gar Teilhabemöglichkeiten verwehrt, ist – bei allem möglichen äußeren Erfolg und der Anerkennung in der Gesellschaft — nicht die Kirche Jesu Christi.“ Zu diesem Schluss kommt die EKD-Denkschrift „Gerechte Teilhabe“ aus dem Jahr 2006. Sozialräumliche Polarisierung ist Thema für Kirche und ihre Diakonie Häufig konzentriert sich Armut in sozialen Brennpunkten, deren Bewohnerschaft insgesamt als „Armutsbevölkerung“ stigmatisiert ist. Selbst in ländlichen Regionen gibt es den „Hartz-IV-Block“ oder ähnliche Adressen, wo die Lebensverhältnisse eher für Ausgrenzung statt Teilhabe sorgen. Hier verfestigt sich Armut und Mangel an Teilhabechancen von Individuen und Gruppen sozialräumlich. Es entstehen Abwärtsspiralen an Orten, wo Einzelpersonen und Familien mit Kindern unter sich bleiben und unter prekären Bedingungen zusammenleben müssen. Betroffen sind oft auch kirchenferne Milieus. Ohne Zweifel: Hier stehen Politik, Verwaltung und auch Wirtschaft in der Pflicht, solchen Abwärtsentwicklungen gegenzusteuern und zu stoppen. Hier ist aber auch das Engagement der Kirchen zusammen mit ihrer Diakonie gefordert. Eine diakonische Kirche darf sich dabei nicht auf eine Mahner- und Notversorgerrolle reduzieren. Sie muss in diesen Kiezen, Vierteln und Quartieren mittendrin sein, sich den Seite 12 Problemen und Talenten von Menschen mit oder ohne Kirchenbindung öffnen, ihre personellen und räumlichen Ressourcen einbringen, in trägerübergreifenden Netzwerken arbeiten, Motor und Plattform für Entwicklungen und Projekte sein. „Sie muss Flagge zeigen“, wenn es um das Wohl des Gemeinwesens und die Rechte von Ausgegrenzten geht. Handlungsoption Gemeinwesendiakonie: Kirche und Diakonie mit Anderen Verfasste Kirche entwickelt dazu zusammen mit diakonischen Trägern und Einrichtungen eine gemeinsame Handlungsoption Gemeinwesendiakonie, die sich als Anwalt für die „Soziale Stadt“ profiliert und die strategische und ope- Öffnung zum Gemeinwesen: Vom Gemeindehaus zum Nachbarschaftszentrum Wichtig ist, dass sich Kirchengemeinden nicht aus diesen „Soziale-Stadt“-Standorten zurückziehen. Gerade hier gilt es, Wege zu suchen, sich in Bürgergemeinde und lokale Nachbarschaftsstrukturen aktiv einzubringen und eine diakonische Gemeindearbeit zu entwickeln. Gerade hier gilt es, dass Kirche vor Ort Plattformen zu Ermöglichung von Begegnung und Selbsthilfe bietet. Sie kümmert sich nicht mehr nur um den tradierten „Verein der Christen“, sondern öffnet sich zusammen mit ihrer Diakonie den Menschen im Gemeinwesen und bringt sich mit ihren Ressourcen ein. Sie öffnet ihr Gemeindehaus zu einem Nachbarschaftszentrum für alle - für zugewanderte Christen und Angehörige anderer Glaubensgemeinschaften sowie auch für kirchenferne Gruppen. Die diakonischen Dienste verlagern sich niederschwellig ins Gemeinwesen und beziehen die Kompetenzen und Angebote anderer Träger ein. Konkurrenz tritt in den Hintergrund, Win-Win-Partnerschaften sollen sich entwickeln, die die Menschen in den Quartieren mit deren Fähigkeiten aktiv einbindet. Zur Person: Dipl.Päd. Reinhard Thies ist in der Netzwerkstelle Gemeinwesendiakonie, Servicestelle Soziale Stadt im Diakonischen Werk der EKD in Berlin für Fragen der „Sozialen rative Partnerschaften mit anderen zu deren Realisierung sucht (siehe: www.gemeinwesen-diakonie.de). Zur Armutsbekämpfung vor Ort sind alle Kirchengemeinden gefordert. Zu fragen ist: Welche Kirche wollen wir sein? Sind wir Kirche für und unter uns? Wollen wir als Kirche für andere sein und zu einer Kirche mit anderen werden? Eine solche Kirche wird möglicherweise eine andere sein, als sie heute ist. Vielleicht entspricht sie damit aber eher dem Leitbild der Kirche Jesu Christi, von der die Armutsdenkschrift der EKD spricht. vor dem Aus? „Soziale Stadt“ s gemeinsame rbeit fordert, da na se we in me Ge d un en unverändert Stadtentwicklung zialen Brennpunkt so in Die BAG Soziale en un mm Ko nd, Ländern und Engagement von Bu fortzuführen. NoFDP wurde am 23. von CDU/CSU und en n. on se ti os ak hl fr sc ns be io örderung der Koalit g der Städtebauf Mit den Stimmen un er ro zi Eu du n Re ne io ne ll ei Mi Bundestag auf 28,5 vember 2010 vom t“ wurden von 95 ad be St n me le ah ia ßn oz Ma „S e s ogramm auf investiv nd he ge it we Die Mittel des Pr mm rra og hnt die Kü itig wurde das Pr inwesenarbeit le gekürzt. Gleichze wicklung und Geme nt te ad ieden ab, da St ch e ts al en zi G So ialen Stadt“ oz „S r de schränkt. Die BA n ge un nk en werden. lichen Einschrä s nach sich zieh zungen und inhalt reichen Programm lg fo er s de g un sie die Einstell nzen hebliche Konseque s Bundes wird er de el ist tt Es mi mm n. ra be og ha ung der Pr d Kommunen Die massive Kürz ere in Städten un ti adt ar St Qu d en un al le zi ei So Stadtt ekte der für benachteiligte its laufende Proj rre ba be ch h Na ic n gl vo di ng le , dass Stabilisieru r zu n ve ti ia davon auszugehen it In de uen r die laufen n rden und keine ne en können. Auch fü rd we t ausfinanziert we er rd fö ge en Brennpunkten n zu rechnen. schaften in sozial en Einschränkunge ch li ut de t mi t is Programmgebiete en die Menschen in Soziale Stadt werd s mm ra og Pr ssen. s de g Einstellun bleme allein gela ihrer Alltagspro Mit der faktischen g un ig haftlt sc wä er Be rg r bü de ieren bei s lokales den Problemquart konnte erhebliche t“ ad teure St Ak n r le te ia hs oz der „S terschiedlic Über die Projekte Zusammenarbeit un ende e dw di en d Tr un t ve er ti vi akti rden. Eine posi we kt är liches Engagement st ge en er en. Gerade in hl in den Quarti eingeleitet werd te nn ko für das Gemeinwo t Or r vo gration fördern iligten Menschen gagement und Inte En es ch für die benachte li ft ha sc sentiell, um die der Staat bürger gen Strukturen es hi fä Zeiten, in denen ag tr tn vo lt zu stützen. Die En fbau und Erha rgergesellschaft Bü will, sind der Au e e rt di ie s nt er ie nd or so ure und be ne teilhabe ichert lokale Akte Selbsthilfe und ei ns n ru ne ve ge an en rg on ve ti n ak itionsfr . Das in de scheidung der Koal ve Bewohnerschaft t ti ch ak ni n le rf ei da tt n ad le igten St ten Stadttei ig il te ch na in den benachteil be al zi Engagement in so Jahren aufgebaute . gefährdet werden ndere auch die Me lungen, insbeson ge es t e is di t“ te ad nn dadurch ko r „Sozialen St erreichen. Gerade zu Mit dem Ansatz de g un rer we nd kt wa är Zu r Ort gest en mit hoher te Integration vo schen in Quartier an (NIP) geforder pl ns e „Soziale Stadt“ io di at , gr et te ht In im Nationalen P dazu verpflic NI im tärkte ch si t ha gierung ern und eine vers den. Die Bundesre umente zu erweit tr ns muss si tz ng sa lu An nd tHa ad ntralen r Soziale-St als eines der ze zu erreichen. De n ke ti li po ch Fa deren ben. Bündelung mit an on vor Ort“ blei ngende „Integrati li ge r fü r to Mo weiter von Bund und Läng und den Anreiz un tz tü rs zu te Un e en Brennpunkten en brauchen di n in ihren sozial ge Städte und Kommun un r er tu rd uk fo tr us as ra uliche Infr obleme und He für die städteba dern, um die Pr hl wo n. so le el el st tt Mi zu rfügung i gilt es, rschaften zur Ve bewältigen. Dabe sierung von Nachba is il ab hren gelungen, Re St Ja n e ne di ge r als auch fü in den vergan d es un t en is al t“ zi ad so St , en le „Sozia rtschaftlich wi n, he ic ul Mit dem Programm ba zu te äd sansätzen winden und den st grierten Handlung sortdenken zu über vor Ort mit inte n ge un er rd fo us ra demografischen He . en gn bege eren Akteuren der verbänden und weit ts hr fa hl Wo n n Komde t zusammen mi Ländern und in de Die BAG appelliert im Bund, in den r ke ti Stadt“ li le Po ia an oz ramms „S wicklung erführung des Prog sozialen Stadtent it We te nk rä ch es e uneing munen, sich für di n. ze einzuset adtentwicklung (BAG) Soziale St t af ch ns ei em sg e Soziale Stadt, r Bundesarbeit ndesmittel für di Bu r (Stellungnahme de de g un rz Kü rbeit e.V. zur und Gemeinwesena ) 17. Dezember 2010 , Hannover/ Berlin Seite 13 TAT VOR ORT Nr.1/2011 Aufsuchende Suchthilfe Begegnung möglich machen Alkoholkonsum zu strukturieren. Durch das vertrauensvolle Unterstützungsangebot konnten erfolgreiche Einzelfallhilfen — zum Teil mit Begleitung und Vermittlung in weiterführende Hilfen — geleistet werden. Es wurden zwei Patenschaften durch geschulte ehrenamtliche und selbst betroffene, abstinente Helfer initiiert. Die Zielgruppe nimmt das stadtteilorientierte Angebot dankbar an. Eine Befragung der Klienten zeigt ein aktuelles Stimmungsbild des niedrigschwelligen Angebotes im Stadtteil: Klientenbefragung Dipl.-Sozialpädagogin Petra Diederich im Gespräch Geschlecht: weiblich — Alter: 46 Jahre — Bewohnerin des Stadtteils Wesertor Haben Sie ein Suchtproblem? Am 01. April 2010 hat Petra Diederich als Diplom Sozialarbeiterin/pädagogin der Suchtberatung des Diakonischen Werkes Kassel als Streetworkerin im Stadtteil Wesertor begonnen. Ziel ist es, mit aufsuchender Straßensozialarbeit in Kontakt mit Alkoholkonsumenten im öffentlichen Raum zu kommen und als Ansprechpartnerin für deren Belange da zu sein und Einzelfallhilfen zu koordinieren. Je nach Bedarf finden Gesprächs- und Beratungsangebote sowie Hausbesuche und Vermittlungen in weiterführende Hilfen statt. Zudem werden wechselnde Freizeitangebote als Alternativen zum trinkenden Alltag angeboten. Die Zielgruppe des Projektes besteht aus chronisch mehrfach geschädigten Menschen, die aufgrund ihres Verhaltens im öffentlichen Raum Anstoß und Ablehnung erregen, bei der Bevölkerung Ängste Seite 14 hervorrufen und für die ordnungspolitische Maßnahmen nicht ausreichend sind. Frau Diederich ist auch Ansprechpartnerin für Polizei, Ordnungsbehörden und Gesundheitsamt bei Problemsituationen mit Alkoholkonsumenten im öffentlichen Raum. Eine erfolgreiche Kontaktaufnahme zu den betroffenen Personen im Stadtteil hat stattgefunden. Zurzeit besteht regelmäßiger Kontakt mit 38 Personen, im Alter von 24 bis 61 Jahre, davon 9 Frauen. Erfolgsindikatoren für die Kontaktaufnahme sind vorurteils- und wertfreie Beziehungsangebote. Als vertrauensbildende Maßnahmen bewährten sich freizeitpädagogische Angebote (z.B. Kaffeeeinladung, Kino- und Ausstellungsbesuche, Kanufahrt, 2 Freizeitfahrten mit Übernachtung, Spielenachmittage). Die Angebote helfen den Teilnehmenden, den Alltag ohne Ja, Alkohol und Nikotin. Wie finden Sie die Anlaufstelle der Aufsuchenden Suchthilfe im Wesertor? Gut. Was gefällt Ihnen besonders gut? Normal unterhalten können. Hier wird sich um Probleme gekümmert. Wie oft nutzen Angebot? Sie dieses In letzter Zeit öfter, weil ich es in Ordnung finde und konkrete Anliegen habe. Gibt es etwas, was angebotsmäßig verändert werden sollte? Nichts. Regelmäßige niedrigschwellige Angebote: Offene Sprechstunde: Donnerstag, 10 bis 16 Uhr Spielenachmittag: Freitag, 14 bis 17 Uhr. Wechselnde Freizeitaktivitäten (Fahrten mit Übernachtung, Ausstellungsbesuche, Kino) Das Projekt freut sich über Spenden z.B. für Freizeitangebote: Geschlecht: männlich — Alter: 42 Jahre — Bewohner des Stadtteils Wesertor Verwendungszweck: Spende Aufsuchende Suchthilfe Haben Sie ein Suchtproblem? Spendenkonto: Ja, Alkohol und Nikotin Ev. Kreditgenossenschaft e.G. BLZ 52060410 Wie finden Sie die Anlaufstelle der Aufsuchenden Suchthilfe im Wesertor? Konto 1554 Beratung, guter Umgang mit den Personen. Sehr gute Hilfestellung bei Problemen. Was gefällt Ihnen besonders gut? Projekthalbzeit und Zukunft Beratung, Suchthilfe und unterstützende Hilfe bei Problemen. Für den Stadtteil Wesertor, ein sinnvolles Angebot, um sich zu informieren, wenn jemand ein Problem hat. Um eine langfristige Verankerung dieses Angebotes im Stadtteil zu erreichen, wird momentan an einem Konzept für weiterführende Teilprojekte gearbeitet. Es geht primär darum, im Stadtteil eine zielgruppenorientierte Anlaufstelle zu behalten, um niedrigschwellig Einzelfallhilfe und Gesundheitssorge anzubieten und um Eskalationen zu vermeiden. Die Zielgruppe ist aufgrund der Mehrfachschädigungen nicht für eine Komm-Struktur ausgerichtet, viele lebenswichtige Belange werden vernachlässigt. Hier setzt die aufsuchende Suchthilfe an. Wie oft nutzen Sie dieses Angebot? Im Moment öfter, da es immer sehr vertraulich und sachlich ist. Gibt es etwas, was angebotsmäßig verändert werden sollte? Nein. Kontakt Petra Diederich Aufsuchende Suchthilfe der Suchtberatung des Diakonischen Werkes Kassel im Wesertor Weserstraße 26 34125 Kassel Tel.: 0561 - 92 09 78 -12 Mobil: 01578 - 83 67 405 [email protected] Seite 15 TAT VOR ORT Nr.1/2011 Allgemeine Sozialberatung am Wesertor Das Angebot der Allgemeinen Sozialberatung gibt es schon lange in der Neuen Brüderkirche im Wesertor. Anfangs fand die Beratung gleich neben dem Essensraum der Gesegneten Mahlzeit im großen Sitzungsraum statt. Wer zum Essen kam, hatte somit jeden Mittwoch die Gelegenheit, die eine oder andere Frage zu Behördenschreiben, zu Bewilligungsbescheiden oder zur Rente zu stellen, sich ein Formular ausfüllen zu lassen oder nach Hilfe wegen familiärer Probleme zu fragen. Das Angebot sprach sich herum und Stammbesucherinnen und -besucher verwiesen auf die Sozialarbeiterin. Seit einigen Jahren verändert sich das Angebot in der Neuen Brüderkirche, viele neue Angebote sind hinzugekommen. Für die Allgemeine Sozialberatung bedeutete der Start des Bewerbertreffs den Umzug ins Beratungsbüro der Jugendarbeiterin und mit Beginn der Projekte „Sprungbrett Wesertor“ und „aufsuchende Suchtberatung“ wurden alle Beratungsangebote in einer Etage im Nebengebäude zusammengefasst. Verändert hat sich der Ort – geblieben sind die vielfältigen Fragen und Kontakt Allgemeine Sozialberatung Hermannstraße 6 34117 Kassel Tel.: 0561 - 712 88 42 Fax: 0561 - 712 88 88 [email protected] www.dw-kassel.de Seite 16 Probleme der Ratsuchenden. Deren Zugang zur Sozialberatung hat sich erweitert und wird jetzt durch die Vermittlung aller Kolleginnen und Kollegen unterstützt. Ob DiakonieTicket, Bewerbertreff, Gesegnete Mahlzeit, Café Miteinander, Sprungbrett oder Suchtberatung – bei Fragen zu Arbeitslosengeld 2, zur Grundsicherungsrente, zur Miete, zu Schulden oder bei anderen Fragen – in der Allgemeinen Sozialberatung wird man angehört und kann sich Rat und Hilfe holen. Was der eine Teil der Bevölkerung unserer Stadt lediglich als sozialpolitische Meldung in der Tageszeitung wahrnimmt, bekommt hier in den Beratungsstellen und Hilfeangeboten ein Gesicht und einen Namen durch die betroffenen Menschen. Das erleben alle Akteure am Wesertor tagtäglich. Wenn beispielsweise die Kostenübernahme für Wohnungen verändert wird, dann heißt es für Ratsuchende der allgemeinen Sozialberatung, dass sie zum Umzug aufgefordert werden, da die Miete nun über dem neuen Grenzwert liegt. Innerhalb eines festgelegten Zeitraums müssen sie eine neue, preiswertere Wohnung, Umzugshelfer finden, Anträge auf Unterstützung zur Renovierung stellen, keine Fehler bei der Beantragung machen, damit sie am Ende nicht mit Schulden für Renovierung oder Kaution dastehen. Und für andere, die nach einer langen Zeit nicht aus ihrem Stadtteil oder ihrer Straße wegziehen wollen, bedeutet es, dass aus dem knappen Regelsatz von Arbeitslosengeld 2 oder Grundsicherung nun zusätzliche Kosten für die Wohnung übernommen werden müssen. Oder wenn durch die Veränderungen in der Gesundheitsversorgung mehr Zuzahlungen von den Versicherten selbst übernommen werden müssen. Dann heißt es für manche Menschen, es bleibt weniger fürs Sparbuch, für andere bedeutet es den Verzicht auf Besonderheiten, aber für manche auch den Verzicht auf eine gute gesundheitliche Versorgung oder sogar eine Verschuldung. Ob Praxisgebühr, Zuzahlungen zu Medikamenten, Zahnersatz oder Brille – bei geringem Einkommen oder kleiner Rente sind die Probleme schnell groß. Welche Rechte und welche Möglichkeiten Menschen mit geringem Einkommen haben, ob es mögliche Zuschüsse gibt, wenn ein Antrag geschrieben oder ein Widerspruch formuliert werden muss, dann werden zu diesen Fragen Hilfen durch die allgemeine Sozialberatung angeboten. Allgemeine Sozialberatung im Gemeindehaus Neue Brüderkirche, Weserstraße 26 Sprechzeiten: Mittwoch von 12-14 Uhr Das DiakonieTicket – ein Angebot seit 5 Jahren Im Jahr 2006 vereinbarte die Kirchengemeinde der Neuen Brüderkirche mit den Kasseler Verkehrsbetrieben den Verkauf von vergünstigten Monatskarten für Menschen mit geringem Einkommen. Der Verkauf fand an 6 Tagen im Monat statt und wurde federführend von einem ehrenamtlichen Mitarbeiter durchgeführt. Nach einiger Zeit wurde deutlich, dass die Nachfrage von anfangs 300 Karten sich schnell verdoppelte und der Verkauf, mit den damit verbundenen Belastungen und Risiken, unter diesen Rahmenbedingungen nicht weitergeführt werden konnte. Das DiakonieTicket im Diakonischen Werk Kassel Zu Beginn 2007 übernahm das Diakonische Werk Kassel den Verkauf der vergünstigten Monatskarten. An monatlich 4 Tagen wurde in vier unterschiedlichen Ausgabestellen in der Stadt Kassel das DiakonieTicket verkauft. Dies war eine Entlastung im Vergleich zu einer einzigen Ausgabestelle zuvor, aber die Anzahl der Nutzer nahm weiter zu, die Warteschlangen vor allen Ausgabestellen wurden immer länger und Kunden wie Verkäufer standen mehr und mehr unter Stress. Seit Anfang 2009 gilt die heutige Regelung: um den auf 4 Tage im Monat begrenzten Verkauf zu entzerren und eine fließende Gültigkeit der Fahrkarten zu ermöglichen, wurden Berechtigungsnachweise für den Erwerb eines Diakonie Tickets eingeführt. Nach Vorlage der entsprechenden Nachweise von Arbeitslosengeld II oder Grundsicherung erhalten die Interessenten seither diese Berechtigung in den vier früheren Verkaufsstellen. Die Berechtigungsnachweise sind bis zu einem halben Jahr gültig und damit kann man sich dann eine verbilligte Monatskarte im Kundenzentrum der KVG kaufen. Noch immer ermöglicht die Mitarbeit ehrenamtlicher Helferinnen und Helfern dieses Angebot unter anderem im Gemeindehaus der Neuen Brüderkirche. Und neben dem Ausstellen dieser Berechtigungen entwickeln sich in allen Ausgabestellen Gespräche mit den Besucherinnen und Besuchern über deren Sorgen und Nöte. Das Gefühl, damit nicht alleine zu sein, angehört zu werden, von den Erfahrungen anderer zu hören oder auch eine Weitervermittlung in die Allgemeine Sozialberatung helfen dann nebenbei noch weiter. Seit dem Spätsommer 2010 gibt es für Nutzer des DiakonieTickets auch die Stadt-Kassel-Karte. Dass diese notwendig und gerne genutzt ist, machen die seitdem wieder steigenden Zahlen der Berechtigungsausweise deutlich. Die ausgestellten Berechtigungsnachweise lagen im Vergleich zum 2. Halbjahr des vorangegangen Jahres um 18% höher. Im gesamten Jahr 2010 nutzten ca. 2400 Menschen mit geringem Einkommen ein DiakonieTicket. Das DiakonieTicket ist kein Sozialticket Bei aller Freude über den Erfolg des DiakonieTickets bleibt aber doch der sorgenvolle Blick auf die Kosten, die für Menschen mit geringem Einkommen entstehen. Bei einem tatsächlichen Anteil von 21,54 €, der für die Mobilität im Regelsatz für ALG II Empfänger eingerechnet ist, sind 50 € für die verbillig- te Kassel-plus-Karte oder 40 € für die Stadt-Kassel-Karte noch immer viel zu teuer. Ein Sozialticket, das man sich vom Regelsatz Hartz 4 auch leisten kann, Kostübernahme für Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen, günstigere Fahrkarten für Familien und Rentnerinnen und Rentner mit Wohngeld müssen deshalb die Forderung an die politisch Verantwortlichen bleiben. Wer darf das DiakonieTicket nutzen? Alle Empfänger von: Arbeitslosengeld II (SGB II) Sozialgeld (SGB II) Leistungen zur Grundsicherung oder Leistungen aus dem Asylbewerber-Leistungsgesetz (AsylbLG) Wo gibt es den Berechtigungsnachweis? In der Bahnhofsmission am Bahnhof Wilhelmshöhe Öffnungszeiten: Montag 9- 11 Uhr Im Haus des Diakonischen Werkes Kassel Allgemeine Sozialberatung im Diakonischen Werk Kassel, Hermannstraße 6, 34117 Kassel Öffnungszeiten: Dienstag 14-16 Uhr Im Gemeindehaus der Neuen Brüderkirche Neue Brüderkirche, Weserstraße 26, 34125 Kassel Öffnungszeiten: Mittwoch 14:00 bis 16:00 Uhr Im Bürgerbüro am Mattenberg Kurze Erlen 2, 34132 Kassel Öffnungszeiten: Donnnerstag 9-11 Uhr Seite 17 TAT VOR ORT Nr.1/2011 Neue Wege - vom Gemeindehaus zum Stadtteilzentrum In vielen Gemeinden werden aufgrund der zurückgehenden Steuereinnahmen kirchliche Gebäude geschlossen und die damit verbundenen sozialen und familienbezogenen Angebote eingestellt. Auch in Kassel nimmt die Zahl der Gemeindemitglieder stetig ab und wie überall in der Bundesrepublik werden auch in Kassel die vorhandenen kirchlichen Gebäude nicht mehr wie früher benötigt. Mit dem neuen Stadtteilzentrum am Wesertor wird ein anderer Weg gegangen. Statt Angebote zu kürzen oder ganz zu streichen, sollen die Angebote im Stadtteil nicht nur erhalten, sondern durch eine breitere Nutzung des Gemeindehauses der Neuen Brüderkirche/ Hoffnungskirchengemeinde sogar ausgebaut werden. Ein Gremium unter Beteiligung von ehrenamtlichen Mitarbeitern, Vertretern der städtischen Fachämter und anderen am künftigen Stadtteilzentrum beteiligten Einrichtungen sammelt bereits seit längerem Vorschläge für künftige Angebote und erarbeitet Konzepte, wie diese in einem neuen Stadtteilzentrum umgesetzt werden können. Selbstverständlich sind auch Vorschläge der Bewohner und Bewohnerinnen des Stadtteils Kontakt darunter und auch weiterhin willkommen. Die Wünsche reichen von der Möglichkeit, private Feiern im Stadtteilzentrum auszurichten bis zur Durchführung von kulturellen Veranstaltungen. Die Einnahme gemeinsamer Mahlzeiten, ein Bewerbertreff für Langzeitarbeitslose, ein offener Mütter-Baby-Treff, ein interkultureller Erzählkreis und eine Fahrradwerkstatt sind bisher geäußerte Anregungen für Angebote im neuen Zentrum. Manches Bewährte soll bleiben, manches Neue soll dazu kommen. Wie Sie in diesem TatvorOrt lesen können, ist in den letzten Jahren ein umfangreiches Angebot von sozialen und diakonischen Angeboten im Gemeindehaus der Hoffnungskirchengemeinde am Wesertor entstanden, dazu gehören der Mittagstisch der Gesegneten Mahlzeit, die Hausaufgabenhilfen, die Allgemeine Sozialberatung, der Quartiersservice und vieles mehr. Derzeit nehmen bis zu 400 Menschen wöchentlich die unterschiedlichen Angebote wahr. Diese Angebote sollen nicht eingeschränkt oder eingestellt, sondern in das neue Stadtteilzentrum integriert und erweitert werden. Darüber hinaus wird sich das neue Zentrum verstärkt auch für Menschen mit unterschiedlichen religiösen Hintergründen und Ethnien öffnen. Tel.: 0561 - 712 88 - 44 Fax: 0561 - 712 88 - 88 Ein breiteres Angebot erfordert auch mehr Räume. Durch den Umund Ausbau wird es im Stadtteil endlich lang ersehnte Räume für öffentliche und private Veranstaltungen und Feiern und darüber hinaus weitere zusätzliche Räume für soziale und kulturelle Angebote geben. [email protected] www.dw-kassel.de Mit Barbara Koblitz Abteilung Allgemeine Soziale Arbeit Hermannstraße 6 34117 Kassel Seite 18 dem Umbau des Gemein- dehauses vom Gemeinde- zum Stadtteilzentrum geht auch eine Veränderung in der Leitung des Hauses einher. Das Stadtteilzentrums wird künftig gemeinsam vom Diakonischen Werk Kassel und dem Verein Kulturzentrum Schlachthof e.V. getragen. Zwei Partner, die sich mit ihren Angeboten und Erfahrungen ideal ergänzen: Das Diakonische Werk Kassel mit seinen langjährigen Erfahrung in den kirchlichen, sozialen und institutionellen Dienstleistungen und das Kulturzentrum Schlachthof mit großer Erfahrung in der Ausrichtung großer und in ganz Kassel geschätzten Kulturveranstaltungen und langjähriger Erfahrung in der interkulturellen Sozial- und Stadtteilarbeit. Das Diakonische Werk Kassel und der Verein Schlachthof bilden mit ihren unterschiedlichen Erfahrungen und Ansätzen ein vielversprechendes Team für die Schaffung eines interessanten und angemessenen Angebotes eines neuen Stadtteilzentrums. Ein Angebot, das auch zu eigenen Ideen und Projekten anregen soll und ausreichend Spielraum für deren praktische Umsetzung lässt. Nur so wird aus dem geplanten Stadtteilzentrum ein lebendiger, sozialer, kultureller und nachbarschaftlicher Mittelpunkt der Gemeinde. In einer Machbarkeitsstudie kamen die Experten im Frühjahr 2009 zu dem Ergebnis, dass das Gemeindehaus der Hoffnungskirchengemeinde ein geeigneter Standort für ein modernes Stadtteilzentrum wäre und der Um- und Ausbau zu einer Öffnung für mehr Stadtteilbewohner und -bewohnerinnen und zu einer Verbesserung des Angebotes führen werde. Dies werde eine positive Ausstrahlung auf den gesamten Stadtteil haben und weitere Impulse für die gesamte Stadtteilentwicklung geben. Das Stadtteilzentrum Wesertor hätte also das Zeug, ein Vorzeigeprojekt für die sinnvolle Umnutzung von Kirchengebäuden zu werden und mit neuen Angeboten und der Öffnung für breite Bevölkerungsschichten die soziale Integration und die Bildungschancen der Bewohner und Bewohnerinnen des Stadtteils gezielt zu verbessern. aus verschiedenen Vertretern und engagierten Bürgern und Anwohnern mit über das Konzept und die künftigen Angebote des Stadtteilzentrums beraten und entscheiden. Nur mit der Beteiligung möglichst vieler gesellschaftlicher Gruppen aus dem Stadtteil wird aus einem wohlgeplanten Stadtteilzentrum am Ende tatsächlich auch ein lebendiger Treffpunkt mit möglichst vielen selbst organisierten Veranstaltungen, Kursen und Projekten. Gelingen kann dies aber nur mit der massiven Unterstützung der ansässigen Vereine und Initiativen. Um diese möglichst frühzeitig und aktiv einzubinden soll ein Beirat Ein Kernstück des Konzeptes – nicht nur im architektonischen Sinne – wird das gastronomische Angebot darstellen. Baulich und inhaltlich soll es als offener Bereich möglichst viele Bewohnerinnen und Bewohner einladen und den Weg zu den Angeboten öffnen. Es wäre schön, wenn – neben den institutionellen Dienstleistungen und professionellen Angeboten – Kultur und Kreativität, Toleranz und Integration, Selbsthilfe und bürgerliches Engagement zu den Markenzeichen des neuen Stadtteilzentrums am Wesertor werden. Geht alles nach Plan, kann im Herbst mit dem Bau begonnen werden. Finanziert wird der Umbau zum großen Teil über das Programm „Energetische Modernisierung sozialer Infrastruktur“. Das sagt die Geschäftsführerin des Kulturzentrums Schlachthof e.V. zur gemeinsamen Trägerschaft des Stadtteilzentrums am Wesertor: Der Umbau und die Entwicklung der Neuen Brüderkirche vom kirchlichen Gemeindehaus zu einem Stadtteilzentrum bedeutet eine große institutionelle Veränderung des Bisherigen – nicht nur baulich. Mit dem Kulturzentrum Schlachthof steigt eine Kultur- und Bildungseinrichtung in die gemeinsame Trägerschaft mit dem Diakonischen Werk Kassel für das neue Stadtteilzentrums ein, die aus der Tradition der sozio-kulturellen Bewegung kommend, andere Haltungen, Perspektiven und Arbeitsweisen einbringt und andere gesellschaftliche und lokale Prozesse sieht. Die gleichberechtigte Teilhabe und Mitgestaltung gesellschaftlichen und lokalen Lebens durch Zugewanderte steht dabei im Mittelpunkt dieser Arbeit. Diesen Beitrag als notwendige und grundlegende Voraussetzung für eine interkulturelle Öffnung und damit für eine Zusammenarbeit aller Bevölkerungsgruppen im Stadtteil bringt das Kulturzentrum Schlachthof ein. Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit dem Diakonischen Werk Kassel, langjährige Erfahrungen und Kompetenzen zu bündeln und gemeinsam mit allen Akteuren neue Wege im Wesertor zu gehen. Bild: wikipedia.de, M. Weitzel Kontakt Christine Knüppel, Ayse Gülec Kulturzentrum Schlachthof Mombachstraße 12 34127 Kassel Tel.: 0561 - 9 83 50 Fax: 0561 - 4 83 50 [email protected] Christine Knüppel Seite 19 TAT VOR ORT Nr.1/2011 Als Gemeinde aktiv im Brennpunkt Vor 15 Jahren hat unsere Geschichte mit der Diakonie hier am Wesertor begonnen: Da haben wir in der Neuen Brüderkirche zeitgleich mit der Hermannstraße die „Gesegnete Mahlzeit“ begründet. Unter improvisierten Verhältnissen ist das Projekt gestartet und erst allmählich zu dem geworden, was es heute ist: das Herzstück einer ganzen Palette diakonischer Angebote in unserem Gemeindezentrum. Mit täglich 40 und mehr Gästen platzt der kleine Raum im Gemeindehaus längst schon aus allen Nähten. Nicht nur den beiden MitarbeiterInnen – beschäftigt im Rahmen sog. „1-EuroJobs“ – sondern auch den Gästen selbst macht die drangvolle Enge, der Lärmpegel und die Ballung so vieler mit vielen Problemen beladener Menschen oft arg zu schaf- Kontakt Pfarrer Markus Himmelmann Evangelische Hoffnungskirchengemeinde Magazinstr. 26 34125 Kassel Tel.: 0561 / 87 45 52 [email protected] Seite 20 fen. Und dennoch ist dies ein wichtiger Treffpunkt im Stadtteil, ein Ort für den informellen Austausch und den Aufbau sozialer Kontakte. Und beiläufig ist daraus die Keimzelle vieler weiterer Angebote geworden, die heute bei uns vorgehalten werden. Sie reichen von der Sozialberatung über die Kleiderecke, das „Frühstück Miteinander“, das „Café Miteinander“, die Reihe „Kultur vor Ort“, das Arbeitsprojekt „Sprungbrett Wesertor“ und die Suchthilfe bis hin zum DiakonieTicket, der Hausaufgabenhilfe und dem Bewerbertreff. Auch im Bewerbertreff sind seit seinem Start im Dezember 2009 (in Kooperation mit der AfK, dem heutigen Jobcenter) zwei Arbeitsplätze für Langzeitarbeitslose geschaffen worden, die an zwei PC-Arbeitsplätzen täglich von 10 bis 15 Uhr bis zu 12 Klienten bei der Arbeitsplatzsuche und beim Schreiben von Bewerbungen behilflich sind. Fünf Ehrenamtliche sind es, die in der seit 2007 bestehenden Hausaufgabenhilfe Schüler der Unterneustädter Schule/Ysenburgstraße beim Lernen unterstützen. Dieses Angebot ist so beliebt, dass es bereits an drei Nachmittagen stattfindet! Nach dem Lernen ist immer noch Zeit zum Spielen. Auch Ausflüge und Kinderfreizeiten gehören zum Angebot. Am liebsten kämen die Kinder jeden Nachmittag zu uns. Doch leider reicht dafür die Zeit der MitarbeiterInnen nicht aus. Bewerbertreff und Hausaufgabenhilfe sind ebenso wie Sozialberatung, DiakonieTicket und die Kleiderecke Meilensteine auf dem Weg zu einem offenen Haus für den ganzen Stadtteil, wie es auch das neu entstehende Stadtteilzentrum einmal werden soll. Sie stellen unter Beweis, dass natürlich auch Menschen anderer Herkunft und Religion ein evangelisches Gemeindehaus aufsuchen, wenn dort nur entsprechende Angebote vorzufinden sind. Pfarrer Markus Himmelmann Vom Gemeindehaus zum Stadtteilzentrum Aus Sicht der Kirchengemeinde Gute 40 Jahre steht das Gemeindehaus der Neuen Brüderkirche am Wesertor und wird jetzt nach dem Willen des Kirchenvorstandes zu einem Stadtteilzentrum umgewandelt werden. Natürlich gibt es dazu verschiedene Ansichten: Das Stadtkirchenamt freut sich, ja hält das für logisch, weil es dann, wenn zwei Gemeinden wie die Neue Brüderkirche und die Erlöserkirche /Fasanenhof fusionieren, nur noch ein Ge meindehaus geben soll. Der Stadtteil Wesertor freut sich, weil eines der Hauptziele im Rahmen des Förderprogramms „Soziale Stadt“ eben ein solches Stadtteilzentrum ist, das damit realisiert werden kann. Auch der Kirchenvorstand freut sich, weil er seit über 15 Jahren mit einer konsequenten Schwerpunktsetzung auf sozialdiakonischen Angeboten längst begonnen hat, sein Haus zum Stadtteil zu öffnen. Mutig geht er nun den nächsten Schritt und übergibt dieses Haus für 25 Jahre an alle BewohnerInnen des Stadtteils. Aber nicht nur Freude herrscht, das ist klar! Auch Abschiedsschmerz und Zweifel, ob das tatsächlich der richtige Schritt ist. Zwar wird auf diese Weise aus dem recht abgewirtschafteten Gemeindehaus ein modernisiertes, energetisch saniertes Gebäude werden. Aber wird sich der Traumzustand, den wir seit etwa einem Jahr erreicht haben, aufrechterhalten lassen: die perfekt abgestimmte Palette von diakonischen Angeboten unter einem Dach, passgenau zugeschnitten auf die großen Probleme im Stadtteil wie Armut, Arbeitslosigkeit, Sucht, Bildungsdefizite, soziale Vereinsamung? Werden sich die Menschen in einem für eine Million Euro toprenovierten Stadtteilzentrum zu Hause fühlen? Werden sie es als ihr Haus annehmen? Außer Frage steht, dass dann auch neue Angebote hinzukommen werden und einiges von dem, was heute hier geschieht, dort keinen Platz haben wird. Klar ist allerdings auch, dass wir als Kirchengemeinde dann nicht mehr darüber verfügen werden. Umso deutlicher erkennen wir daher jetzt, was es heißen könnte, in direkter Nachbarschaft zu einem Stadtteilzentrum über eine Kirche zu verfügen! Die Neue Brüderkirche rückt damit auf einmal ins Zentrum unserer Überlegungen. Unser Plan ist es, sie zu einer Diakonie- und Vesperkirche umzugestalten. Vorübergehend soll schon während der Bauarbeiten am Gemeindehaus die „Gesegnete Mahlzeit“ in der Kirche ausgegeben werden. Die so beliebte Kleiderecke soll dauerhaft ihren Platz in der Kirche erhalten. Für dies und manches andere mehr müssen jetzt allerdings erst die Voraussetzungen geschaffen werden. Dafür sind wir auf Unterstützung angewiesen und bitten auch um Spenden; denn sträflich erschiene es uns, würden wir unsere Kirche als unmittelbare Nachbarin eines modernen Stadtteilzentrums jetzt nicht mit aller Energie zu einem offenen, attraktiven und belebten Ort entwickeln, an dem unser christlicher Glaube anschaulich und verständlich wird! Pfarrer Markus Himmelmann Seite 21 TAT VOR ORT Nr.1/2011 Meldungen aus dem Diakonischen Werk Kassel Neuer Flyer für Real Life Kassel, 19.1.11. Der neu erstellte Informationsflyer für das Projekt „Real Life“ wurde von der BrunsStiftung-Jugend finanziert. Der Flyer richtet sich insbesondere an Angehörige und Bezugspersonen. Im Rahmen eines Pressegesprächs gab Philipp Theis einen Überblick über die Arbeit des Projekts mit exzessiven Computernutzern und deren Angehörigen. Musik als Anker für das Leben Kassel, 2.11.10. Durch eine Spende in Höhe von 2000,- € von Sigrid und Dr. Walter Giesler konnten für das Projekt „Hafen 17“ Gitarren angeschafft und ein qualifizierter Unterricht finanziert werden. „Ein Kind, das ein Instrument spielen gelernt hat, hat immer im Leben einen Anker“, ist sich Dr. Walter Giesler sicher. Derzeit nehmen regelmäßig acht Mädchen an dem Gitarrenunterricht teil. Seite 22 Neues Kooperationsprojekt in Kassel-Waldau Großzügige Spende Stadtteilwerkstatt Hofgeismar, 23.11.10. Anlässlich der Herbsttagung 2010 der Landessynode wurden fünf weitere Projekte der Aktion „Diakonische Gemeinde – Armut bekämpfen und gesellschaftliche Teilhabe fördern“ gestartet. Mit dabei war auch der Familiengarten – ein Kooperationsprojekt der Ev. Kirchengemeinde Kassel-Waldau und des Diakonischen Werks Kassel. In Waldau entsteht ein Gemeinschaftsgarten für Familien mit Möglichkeiten der Eigenversorgung durch den eigenen Anbau von Nahrungsmitteln, der Vermittlung von hauswirtschaftlichen und handwerklichen Fertigkeiten. Insbesondere auch der Aufbau von sozialen Beziehungen soll gefördert werden. Kassel, 10.2.11. Die Stadtteilwerkstatt Wesertor des Diakonischen Werkes Kassel bedankt sich herzlich bei der Sparkassenstiftung-Soziales und Sport für eine großzügige Spende über 5000,00 Euro! Für notwendige Anschaffungen im Projekt- und Werkzeugbereich ist die Stadtteilwerkstatt auf Spenden angewiesen und freut sich über die Unterstützung der Sparkassenstiftung. Ein ungewöhnlicher Gottesdienstort mit Tradition Kassel, 7.12.10. „Ein ungewöhnlicher Gottesdienstort, der aber schon Tradition hat!“ Mit diesen Worten begrüßte Pfarrer Peter Bulowski die Besucher des Gottesdienstes auf dem ICE-Bahnhof Kassel Bad Wilhelmshöhe. Reisende auf dem Weg zu ihren Zügen hielten immer wieder inne und lauschten der Predigt von Pfarrer Bulowski und Prädikantin Ingeborg Bechstädt, die gemeinsam den ökumenischen Gottesdienst gestalteten. Musikalisch wurde der Gottesdienst vom Posaunenchor der Gemeinde Fasanenhof begleitet. „Das ist ja eine tolle Begrüßung!“ freut sich einer der Besucher. „Schon von weitem hört man die Posaunen, die uns zu diesem Gottesdienst einladen!“ für die „Hafen 17“: „Es geht weiter…!“ Kassel, 14. 2. 2011. Ein „Dankeschönfest“ feierten die Kinder, die Mitarbeitenden und zahlreiche Freunde des „Hafen 17 – Treff für Kinder“ im Senioren- und Nachbarschaftszentrum in der Kasseler Unterneustadt. Im Februar 2011 endete die dreijährige Förderung durch die Aktion Mensch. Im „Hafen 17“ bekommen Kinder täglich ein warmes Mittagessen. Musik-, Sport- und Werkgruppen u.a. runden das Angebot ab. Etwa 30 Kinder kommen regelmäßig in den „Hafen 17“. „Hier verdichtet sich das Leben.“ Mit diesem Satz beschrieb Pfarrerin Anja Baum ihren Eindruck. Alle Redner an diesem Abend, darunter Anne Janz, Dezernentin der Stadt Kassel, waren sich über die hohe Bedeutung und den großen Erfolg des „Hafen 17“ einig. Ziel ist es nun, das Angebot für die Kinder langfristig zu erhalten. Dies wird aber nur auf Spendenbasis möglich sein. Personalveränderungen A. Go ßm an n M. ki ws a Kuj P. Glahn S. z en L K. alz R. W S. Saur Zie gen bei n U. Dr uve Abteilung I Rita Walz, arbeitet seit 1.02.2011 als Raumpflegerin bei „Karla 3“ Simone Ziegenbein arbeitet seit 01.09.2010 als Anleiterin im Projekt „Sprungbrett Stadtteilwerkstatt Wesertor“ Abteilung II Petra Glahn arbeitet seit 01.10.2010 als Dipl.SozArb./-päd und Maike Kujawski seit dem 01.10.2010 als Erzieherin in der Sozialen Gruppenarbeit Sascha Saur, bisher Berufspraktikant, arbeitet nach Abschluss des Studiums zum Dipl.SozArb./-päd. in der Sozialen Gruppenarbeit Katharina Lenz arbeitet seit 01.09.2010 als pädagogische Mitarbeiterin in den ambulanten Erziehungshilfen Abteilung III Ulrich Druve arbeitet seit 01.09.2010 als Hausmeister des Bürgertreff im Laden³ Geschäftsführung Anita Goßmann arbeitet seit 01.03.2011 als Verwaltungsangestellte in der Geschäftsführung 25-jähriges Dienstjubiläum konnten begehen: Anne Grebe, Arbeitsprojekt Sprungbrett, am 01. März 2011 Sabine Soldner, Soziale Gruppenarbeit, zum 30.09.2010 Claudia Alsenz, SPFH, zum 31.10.2010 Dagmar Böth, hauptamtliche Mitarbeiterin der Bahnhofsmission, zum 31.12.2010 Onur Riahsan Can, hauswirtschaftliche Mitarbeiterin im „Hafen 17“, zum 31.01.2011 Martina Schaumburg, Psychologin der Abteilung II, zum 31.01.2011. Ulrike Franz, SPFH, zum 15.02.2011 und Klaus Ilchmann, Arbeitsprojekt Sprungbrett, am 01. April 2011. Wir gratulieren herzlich! Stephanie Gutwald, Verwaltungsangestellte in der Geschäftsführung, zum 28.02.2011 Ausgeschieden sind: Andrea Harbusch, Sachgebietsleiterin der Ambulanten Erziehungshilfen, zum 31.03.2011 Hilda Schuster, Betreutes Wohnen, zum 30.09.2010 in die Freistellungsphase der Altersteilzeit gegangen Martina Flaspöhler, SPFH, zum 31.03.2011 Seite 23 Second Hand Moden — Büchercafé Sprungbrett Steinweg 5 34117 Kassel • Wäscheservice • Renovierungsarbeiten für soziale Einrichtungen und bedürftige Menschen Geöffnet: Montag bis Freitag von 10:00 bis 18:00 Uhr Das Diakonische Werk Kassel unterstützt den Gründungsaufruf der Initiative Bündnis für eine Soziale Stadt, in dem es unter anderem heißt: Die für das Jahr 2011 von der Regierungskoalition beschlossene radikale Kürzung des Programms „Soziale Stadt“ beseitigt dessen bedeutungsvollen strategischen Ansatz. Kernanliegen und Erfolgsgarantie des Programms, nämlich die Verknüpfung baulich-investiver und sozialer Maßnahmen, werden im Jahr 2011 nur eingeschränkt zugelassen. Das bedeutet faktisch das Aus für das „Soziale“ im Programm „Soziale Stadt“. … Wir fordern alle, die sich für sozialen Frieden und solidarischen Zusammenhalt in den Wohn- und Stadtquartieren Deutschlands engagieren, zur Fortsetzung der erfolgreichen integrierten Stadtentwicklungspolitik auf der Grundlage der Städtebauförderung auf: Treten Sie unserem Bündnis bei und unterstützen Sie in den nächsten Monaten die Forderung, das Programm „Soziale Stadt“ im Jahr 2012 wieder auf dem Niveau des Jahres 2010 zu fördern. Denn das Programm leistet einen wichtigen Beitrag, um die soziale Stabilität in unseren Städten zu sichern! weitere Informationen: www.buendnis-soziale-stadt.de Ab Herbst 2011 wird das Gemeindehaus der Hoffnungskirchengemeinde am Wesertor zum Stadtteilzentrum umgebaut. Damit Angebote wie die Gesegnete Mahlzeit oder der Bewerbertreff nicht vorübergehend eingestellt werden müssen, braucht es Übergangslösungen. Es müssen zum Beispiel andere Räume für eine Zwischennutzung angemietet werden. Für die- Gemeindehaus wird Stadtteilzentrum se Übergangslösungen sind wir auf Spenden angewiesen. Deshalb bitten wir um Ihre Unterstützung. Spendenkontonummer 1554 BLZ 520 604 10 bei der Ev. Kreditgenossenschaft e.G.