Erfahrungsbericht über das Auslandssemester an der ITBA in

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Erfahrungsbericht über das Auslandssemester an der ITBA in
Erfahrungsbericht über das Auslandssemester an der ITBA in Buenos Aires, Argentinien
Dieser Bericht beinhaltet meine Erfahrungen, die ich während meines Auslandssemesters
in Buenos Aires gemacht habe. Er soll zukünftigen Studenten, die ein Auslandssemester
planen, einen Einblick für ihre bevorstehende Herausforderung geben.
Vorbereitung des Auslandsaufenthalts:
Über das Auslandssemester habe ich mir bereits zu Beginn des dritten Semesters, also 2
Semester vor Beginn des Auslandssemesters Gedanken gemacht. Zunächst sollte man sich
dafür die Frage stellen, ob man bereit ist die Heimat für ein halbes Jahr zu verlassen und in
einem fremden Land sich allen damit verbundenen Herausforderungen stellen möchte.
Erste Zweifel sollten einen aber nicht von der Planung abbringen, denn Unsicherheiten
kommen immer auf. Nun stellt sich die Frage in welchem Land man studieren möchte. Für
mich war das Erlernen einer neuen Sprache elementar für meine Auswahl, da ich Spanisch
lernen wollte. Somit beschränkte sich das zu mir passende Angebot auf Süd- und
Mittelamerika sowie Spanien, wobei letzteres mir zu nah war. Da die Fakultät der
Wirtschaftswissenschaften keine Kooperation mit einer Hochschule in Mittel- oder
Südamerika hat (Stand März 2014), musste ich mich über das International Office der
RWTH Aachen bewerben. Parallel habe ich zur Sicherheit eine Bewerbung für Spanien
über die WiWi-Fakultät eingereicht. Da ich im Nachrückverfahren für die Universität ITBA
(Instituto Tecnológico Buenos Aires) genommen wurde, musste ich sehr spät der Zusage
für Spanien noch absagen.
Des Weiteren ist es empfehlenswert sich mit Sprachkursen auf die Landessprache bzw. die
Hochschulsprache vorzubereiten. Bei Englisch wird das in den meisten Fällen nicht
notwendig sein, aber eine Sprache, die man nur mit B1 Niveau beherrscht, sollte so gut
wie möglich vorher gelernt werden. Ansonsten ist es wichtig sich rechtzeitig um einen
Nach- bzw. Zwischenmieter der Wohnung in Aachen zu kümmern und einen günstigen
Flug zu buchen. Hierfür empfehle ich die Website: momondo.com. Für Buenos Aires ist es
sehr wichtig möglichst viel Bargeld in Dollar (optimal) oder Euro mitzunehmen. Dazu
erzähle ich später mehr.
Ankunft:
Ich bin am großen Flughafen EZA in Buenos Aires angekommen. Am besten nimmt man
von dort ein Taxi in die Innenstadt und sollte dafür nicht mehr als 30 Euro bezahlen. Ich
hatte vorher Kontakt mit einem Aachner Studenten aufgenommen, der bereits ein
Semester an der Universität studiert hat. Von ihm konnte ich mir direkt alles erklären
lassen und dieser hat mir empfohlen vor Ort nach einer Wohnung zu gucken und zunächst
in ein Hostel zu ziehen. Diesem Rat bin ich gefolgt. Leider habe ich mich zu schnell für eine
WG entschieden, da ich mit meinen deutschen Mitbewohnern nicht sehr zufrieden war.
Ich empfehle euch in den ersten zwei Wochen keine Panik zu kriegen, sondern eine
Wohnung so lange zu suchen bis eure Kriterien erfüllt sind, denn das Angebot ist groß. Auf
diese Art und Weise lernt man auch sehr gut die Stadt kennen. Zu empfehlen ist der
Stadtteil Palermo (Palermo-Soho, Palermo-Chico etc., Palermo-Hollywood etc.), da man
sich meistens dort abends trifft und dennoch eine gute Anbindung zur Universität ITBA hat
(mit Bussen oder der Metro Linie D). Auch hier gilt wieder, wenn ihr die Sprache gut
könnt, dann ist es einfacher Argentinier zu überzeugen mit euch zusammenzuziehen.
Wenn man erst mal eine Wohnung hat, dann hat man den wichtigsten Schritt geschafft,
denn Land und Leute lernt man vom ersten Tag wie von selbst kennen.
Fächerwahl und Feedback zur Lehre und den Lehrbedingungen der Partneruni:
Die Fächerwahl habe ich bereits in Aachen vorgenommen, indem ich alle möglichen
potentiellen Fächer auf das Formular „Antrag auf Studienplanänderung“ eingetragen
habe. Wahlpflichtfächer werden in der Regel sehr wahrscheinlich anerkannt bei
Pflichtfächern ist es sehr schwierig, da die Modulbeschreibung im wesentlichen mit der
Aachener Modulbeschreibung übereinstimmen muss und dies vom jeweiligen Lehrstuhl
geprüft wird. Wie viele Fächer man dann letztlich in Buenos Aires absolviert ist für den
Antrag unwesentlich, allerdings muss man mindestens 12 und maximal 24 ECTS erreichen.
Ich habe mich letztlich für die Fächer „Formación para Emprendedores“ und „Análisis y
modelado de procesos de negocios” entschieden. Bezüglich der Lehre sind die Fächer
nicht besonders empfehlenswert, da häufig einfach ewig lange Gruppenarbeiten gemacht
wurden bzw. die Dozenten monologisiert haben. Abgesehen von den technischen Fächern
hatten auch die meisten meiner deutschen Kommilitonen den Eindruck. Das Fach
„Formación para Emprendedores“ habe ich gewählt, weil dies in Englisch und Spanisch
angeboten wird und man so mit Absprache mit dem Dozenten beide Vorlesungen
besuchen kann, aber nur in einem Fach die Prüfung schreibt. Mein Plan war, dass ich so
die groben Inhalte der Vorlesung bereits in Englisch einmal höre und es somit für mich
einfacher ist dem Stoff auf Spanisch zu folgen, jedoch hat der Dozent ab der zweiten
Woche auch den englischen Kurs nur noch auf Spanisch unterrichtet. Von solchen
spontanen Entscheidungen sollte man sich nicht aus der Ruhe bringen lassen und das
ganze nicht zu Ernst nehmen, sonst wird man von der unstrukturierten argentinischen Art
schnell enttäuscht.
Partneruni:
Die Partneruni Instituto Tecnológico Buenos Aires liegt direkt am Hafen von Buenos Aires
im Stadtteil San Telmo. Die Uni ist über zahlreiche Buslinien sowie der Metro B und D zu
erreichen.
Wie bei dem Unterpunkt Fächerwahl bereits angedeutet bin ich von der Organisation der
Universität nicht begeistert gewesen. Ich fürchte aber, dass diese Umstände an fast allen
Universitäten gleich sind, denn die Kultur ist dort einfach anders. Positiv hervorheben
muss man die Hilfsbereitschaft der Dozenten, wenn man irgendwelche Probleme hat. Sie
sind immer sehr verständnisvoll und probieren die Austauschstudenten so gut es geht zu
unterstützen. Außerdem bietet die Uni in der obersten Etage einen Kraftraum an, den
man sehr günstig benutzen kann. Etwas teurer kann man das Fitnessstudio eine Straße
weiter benutzen, welches zudem noch ein Schwimmbad hat.
Empfehlungen an nachfolgende Studierende:
Zum einen möchte ich jedem Studenten, der in Buenos Aires studiert, das Projekt Techo
ans Herz legen. In diesem Projekt fährt man mit einer Gruppe in sehr arme Stadtteile von
Buenos Aires, den sogenannten Villas. Dort ist man mit ganz vielen Porteños (Einwohner
von Buenos Aires) unterwegs und baut an einem Wochenende in Gruppen von 8 Personen
für arme Familien ein Holzhaus auf. Das Haus ha eine Gesamtfläche von 18 m², in das die
Familie dann einziehen kann. Dieses Projekt gibt jedem die Möglichkeit über die
Privilegien, die man genießt nachzudenken und sie wertzuschätzen. Man schläft zwei
Nächte in einer Schule ohne Dusche auf dem Boden und arbeitet von früh bis spät.
Trotzdem ist sowohl bei der Familie als auch in der Gruppe eine gute Stimmung und alle
sind glücklich und dankbar. Dieses Projekt ist mir sehr nahe gegangen.
Des Weiteren möchte ich die hervorragenden Steakrestaurants in Buenos Aires
empfehlen. Das Rindfleisch in Buenos Aires ist sehr günstig und von sehr guter Qualität.
Die besten Restaurants sind La Hormiga (etwas günstiger und auch von den Einheimischen
viel besucht)und La Cabrera (etwas teurer und touristisch). Außerdem sind die Parilla
Stände am Hafen sehr schön, denn an der Hafenstraße direkt neben dem großen Feld ist
der einzige Ort, an dem die Stadt etwas ruhiger ist.
Wie oben schon angedeutet möchte ich abschließend erklären, warum es sinnvoll ist viel
Bargeld nach Buenos Aires zu nehmen. Das Land Argentinien leidet seit einigen Jahren an
einer Inflation von ca. 40 Prozent. Die Argentinier haben kein Vertrauen mehr in die
eigene Währung, weil alle Ersparnisse so stark an Wert verlieren, die in argentinischen
Pesos angelegt sind. Deshalb ist es das Ziel der Argentinier ihre Ersparnisse in einer
stabilen Währung anzulegen. Die Regierung hat das Tauschen in eine andere Währung
verboten, da sonst die Inflation nicht mehr zu stoppen wäre. Deshalb versuchen alle
Argentinier das Geld auf dem Schwarzmarkt zu tauschen. Der aktuelle Schwarzmarktkurs
wechselt stündlich und kann auf der Homepage dolarblue.net eingesehen werden.
Schwarzmarkt hört sich nun sehr kriminell an, aber dies ist in Buenos Aires ganz normal.
Alle Austauschstudenten haben ihr Geld auf der Straße Florida getauscht. Ganz viele
Männer rufen Cambio selbst wenn ein Polizist daneben steht und möchten Dollar oder
Euro tauschen, um diese dann mit Argentiniern später weiterzutauschen. Wenn man
Argentinier kennt, die auf direktem Wege Dollar erhalten möchten, ist der Weg natürlich
noch besser. Der Vorteil für die Austauschstudenten liegt darin, dass der Wechselkurs auf
dem Schwarzmarkt um 50 Prozent höher ist als bei einer Bank. In meinem kompletten
Semester habe ich nicht von einer Person gehört, die schlechte Erfahrungen mit den
„Arbolitos“ auf der Straße Florida gemacht hat. Wem dieser Weg dennoch nicht geheuer
ist, dem empfehle ich mobilewechselstube.com. Dort kommen Angestellte mit der
gewünschten Menge an argentinischen Pesos zu einem nach Hause und man hat eine
Woche Zeit das Geld zu überweisen. Der Wechselkurs ist etwas schlechter, aber trotzdem
deutlich besser als bei der Bank. Wenn man keine Dollar mehr hat, dann kann man nach
Uruguay fahren und dort Dollar abheben. Nach Uruguay fährt man ca. eine Stunde mit
dem Schiff. Mehr als 2000 Euro Bargeld würde ich dennoch nicht mitnehmen, da man in
Buenos Aires gerade als Europäer gefährdet ist ausgeraubt zu werden. Man sollte keine
Angst davor haben, aber sich darüber im Klaren sein, dass es passieren kann. Mir selbst ist
es nie passiert, aber einigen Kommilitonen.
Buenos Aires ist eine faszinierende Stadt und eignet sich hervorragend, um ein spaßiges
Auslandssemester zu erleben. Insbesondere alle dort lebenden Menschen haben eine
herzliche freundliche Art und heißen dich schnell willkommen.
Ich wünsche jedem zukünftigen Studenten ganz viel Erfolg und Spaß in Buenos Aires!
Abbildung 1: Casa Rosada
Abbildung 2: Die Universität ITBA