LEBENSRAUM NISTHILFEN

Transcrição

LEBENSRAUM NISTHILFEN
LEBENSRAUM
NISTHILFEN
SACH
INFORMATION
ALTERSGRUPPE
6 - 10
Bekanntermaßen gilt der weltweite Rückgang der Ar tenvielfalt als
globale ökologische Katastrophe. Vor allem in den tropischen
Regenwäldern gehen täglich Pflanzen- oder Tierar ten verloren, die
zum Teil noch nicht einmal erforscht werden konnten.
In unseren Breiten geht der Ar tenschwund langsamer vor sich, in manchen
Regionen ist sogar eine Stabilisierung der Ar tenvielfalt feststellbar. Andererseits
zeigen die Roten Listen der gefährdeten Tier- und Pflanzenar ten, dass auch bei uns
der Lebensraum für viele Lebewesen immer knapper wird. Die Ausweisung von
Schutzgebieten wie Nationalparks, Naturparks und Landschaftsschutzgebiete kann
hier zum Teil erfolgreich gegensteuern.
Gleichzeitig müssen wir einsehen, dass der Zeitfaktor in der Natur eine große Rolle
spielt: Denn ein „naturnaher Wald“ lässt sich nicht aus dem Boden stampfen.
Es braucht Zeit bis Bäume alt werden, um beispielsweise dem Specht und anderen
Vogelar ten Brutplätze zu offerieren; Zeit, bis der renaturier te Fluss das Ufer wieder
Vögel und Spinnen finden in den
Nisttaschen im Winter oder im
Frühling wichtige Behausungen bzw.
Brutplätze. Die Bauanleitung für die
Konstruktion wird am Arbeitsblatt
erklärt.
natürlich ausgewaschen hat um dem seltenen Eisvogel Bruthöhlen anbieten
zu können.
Aus diesem Grund erscheint es sinnvoll nachzuhelfen und den Tieren
„künstliche“ Nisthilfen anzubieten. Schon ein kleiner, liegen gelassener
Asthaufen unter einer Hecke kann für zahlreiche Insekten und Kleinsäugetiere
ein Anreiz sein, einen Gar ten als geeigneten Zufluchtsor t anzusehen. In diesem
Sinne haben Naturgär ten — bei richtiger Anlage — eine ökologische Funktion zu
erfüllen, da Nistplätze in weiten Teilen der Kulturlandschaft (und hier insbesondere
in den intensiv landwir tschaftlich genutzten Gebieten) sehr rar sind.
NISTPLÄTZE — DIE NATUR UNTERSTÜTZEN
„Natur ist nicht gleich Natur“. Selbst wenn wir eine Landschaft mit kaum
merkbarem menschlichen Einfluss sehen, kann eine nachhaltige
Störung in den Stoffkreisläufen der Region vorliegen. Insbesondere
Übergangszonen, wie die erwähnten Uferböschungen, die
Waldrandgebiete oder alte Heckenlandschaften wurden aus
Platzgründen oft entfernt oder zumindest stark dezimier t.
Gerade diese Zonen gelten in der Natur aber als stark besie-
In gemeinsamer Arbeit entseht eine
Insektengeburtshaus.
delte Wohn- bzw. Nistplätze. Im Naturgar ten können wir diese Zonen erstaunlich
LEBENSRAUM
NISTHILFEN
1.6
SACH
INFORMATION
LEBENSRAUM NISTHILFEN
ALTERSGRUPPE
6 -10
gut nachbauen: Eine Kombination aus einem Laub- und
Asthaufen, eine naturnahe, blühende Hecke oder ein richtig
angebrachter Natursteinhaufen kann bereits Tausenden von
Kleinlebewesen als Brutstätte dienen. Der Igel baut sich ein Nest im Gebüsch und
polster t es gewöhnlich mit Moos oder Heu aus. Dor t zieht er auch seine Jungen auf
bzw. hält seinen Winterschlaf.
Vögel haben wiederum völlig unterschiedliche Ansprüche für ihren Nestbau — das
Die Volksschule Windhag legte am
Waldrand Nisthilfen für Insekten
und Reptilien an. Schon bald stellten sich die ersten Bewohner ein.
Nest des Zaunkönigs befindet sich im Gebüsch oder in Reisighaufen, Meisenar ten hingegen bevorzugen Höhlen für die Brutpflege. Manche Insekten, wie beispielsweise
der Ohrwurm, legen unterirdische Kammern an und betreiben dor t sogar Brutpflege.
Reptilien, wie zum Beispiel Eidechsen, benötigen meist eine strauchreiche Vegetation
— die Zauneidechse gräbt obendrein noch eine einige Zentimeter tiefe Grube für
die Eiablage. Blindschleichen wiederum suchen sich gerne frische Laubhaufen für die
Paarung und die Eiablage aus.
ZUSAMMENFASSUNG: Monotone Landschaftsstrukturen und aufgeräumte Wälder haben zahlreiche Nistplätze unserer heimischen Tierwelt nach und nach
verschwinden lassen. Zahlreiche Vogelar ten sind beispielsweise gefährdet, weil es in
unseren Wäldern nur noch selten alte oder umgefallene Bäume gibt. Durch den Bau
und das Aufstellen diverser Nisthilfen in unseren Gär ten oder in einem nahe
gelegenen Waldstück können Lücken gefüllt werden — und ein Beitrag zum Erhalt
der Ar tenvielfalt geleistet werden.
Für den Bau von Nisthilfen mit Schulkindern — vor allem mit VolksschülerInnen —
sind folgende Materialien geeignet: Äste, Steine und Laub eignen sich als Basismaterial
genauso wie alte Tontöpfe, Tonscherben oder alte Unter teller. Von dem einfachen
Tonscherbenhaufen kann das Nisthilfeprojekt bis
hinauf zu einem „Insektengebur tshaus“
Auch die Volksschule Würflach ist
stolz auf ihre Nisthilfen, die jetzt
vielen Tieren im Schulgarten
Unterschlupf bieten.
reichen — im letztern Fall benötigt man
etwas mehr Geduld, Zeit und Materialien.
Die Kinder werden sich freuen —
denn eine bessere Möglichkeit für
Tierbeobachtungen wird man
schwerlich für sie im Naturgar ten
schaffen können.
In der Volksschule Steinakirchen
fühlen sich Erdhummeln und
Florfliegen wohl.
LEBENSRAUM
NISTHILFEN
1.6
ÖKO
LOG
LEBENSRAUM
NISTHILFEN
DIDAKTISCHE
UMSETZUNG
ALTERSGRUPPE
6 - 10
Der Bau von Nisthilfen für selten gewordene Tierar ten kann eine perfekte
Ergänzung zum Projektunterricht sein: Einerseits werden die Kreativität und
die Gruppenarbeit geförder t, anderseits besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit
für interessante Naturbeobachtungen. Die SchülerInnen lernen die Ar tenvielfalt einmal mit ganz anderen Augen kennen. Welche Tierar t schließlich zu beobachten sein
wird, hängt davon ab, welche Ar t von Nistplatz man baut, weil unterschiedliche
Tierar ten auch unterschiedliche Ansprüche haben. Die Kinder verfeinern die Technik
und lernen laufend dazu. Daneben wird auf spielerische Weise das Verhalten von
verschiedenen Tierar ten beobachtet und verstanden. Informationen zum richtigen
Bau von Nisthilfen können Sie auch bei den Organisationen „Birdlife“, „WWF“ oder
den „Umweltspürnasen“ bekommen.
LERNZIELE:
Verstehen, welche Bedingungen Insekten, Vögel und Kleinsäugetiere benötigen um
Rundhölzer, wie sie in diesem kleinen Haus liegen, können gute
Nisthilfen für viele Insekten sein.
Das Holz bleibt trocken und hilft
vor allem den verschiedensten
Käfern, zum Beispiel dem Laufkäfer,
sich zu vermehren.
im Gar ten leben zu können.
Erkennen der Möglichkeiten, die der Mensch besitzt, den Tieren bei ihrer Suche
nach geeigneten Wohnstandor ten zu helfen; Erwerb eines grundlegenden ökologischen Verständnisses.
Förderung der handwerklichen Arbeit und des Umgangs mit Naturmaterialien
durch kreative Tätigkeit in der Natur.
INFORMATIONSTEIL: Die SchülerInnen werden eine Schulstunde vor
dem Baubeginn der Nisthilfen über ein paar grundlegende Regeln im Tierreich infor-
Dieser liegende Baumstamm bietet
Lebensraum für eine Unzahl von
Lebewesen. Zahlreiche Käfer, Spinnen
und andere Nützlinge laden zum
Beobachten ein.
mier t. Anhand der Beispiele auf dem Arbeitsblatt werden folgende Fragen besprochen: Wo wohnen Tiere? Was benötigt ein Tier zum Leben (Vergleich Mensch!)? etc.
Die SchülerInnen werden begeister t aus ihren Naturerfahrungen erzählen. Anhand
einiger bekannter Beispiele (Wo laicht der Frosch? Wo brüten Vögel normalerweise?
etc.) werden die Kinder schnell erkennen, dass auch in ihrem Naturgar ten noch
eine Reihe an Möglichkeiten besteht, Nistplätze für Tiere zu errichten.
ORT: Schulgar ten oder nahegelegene Landschaft.
ZEITAUFWAND UND ZEITPUNKT DER BAUARBEITEN:
INFO SERVICE:
Informationen zum richtigen Bau
von Nisthilfen können Sie auch
bei den Organisationen „Birdlife“,
„WWF“ oder den „Umweltspürnasen“ bekommen (siehe
Natur und Garten Service).
Ein bis zwei Schulstunden zur theoretischen Vorbereitung, ein knapper Vormittag für
LEBENSRAUM
NISTHILFEN
ÖKO
LOG N I E D E R Ö S T E R R E I C H
1.6
DIDAKTISCHE
UMSETZUNG
LEBENSRAUM NISTHILFEN
ALTERSGRUPPE
6 -10
den Bau der Nisthilfe sollte ausreichen; die Bauarbeiten sind sowohl im Frühling als
auch im Herbst sinnvoll.
MATERIALIEN: Gar tenschaufel, einige Naturmaterialien wie Natursteine,
Tonscherben, Sand oder dürres Holz, Draht, Holz und Nägel für die Nisthilfen.
KOSTEN: geringe Kosten für Holz, Draht und Nägel.
UMSETZUNG: Im Unterricht wird ein Tag für den Bau der Nisthilfen im
Schulgar ten festgesetzt. Die SchülerInnen bringen ein paar Materialien zum Bau „ihrer
Diese Nisttasche ist für kleine
Singvögel gedacht, die niedrige
Hecken als Wohnraum bevorzugen.
Nisthilfe“ selbst mit: Der/die LehrerIn teilt in der Vorbereitungsstunde das Arbeitsblatt
aus (siehe nächstes Blatt), auf dem die benötigten Materialien bzw. einige Beispiele
zum Nisthilfenbau beschrieben sind. Die Materialien werden gesammelt, die Kinder in
Gruppen eingeteilt und los geht's!
ABLAUF DER BAUARBEITEN
Der Ast- und Laubhaufen eignet sich besonders für abgelegene Or te des Gar tens;
die Wildbienen-Nisthilfe kann in Form eines Kastens oder einer Wildbienenwand
angelegt werden.
Das Igel-Luxushaus wird am besten unter einer Hecke gebaut — es erforder t hier
besonderes Geschick, die Steine richtig zu stapeln (siehe Arbeitsblatt).
Die Nisttaschen und Nistampeln werden von den Kindern gerne selbst gebastelt.
Für bestimmte Vögel und Spinnen kann eine Nisttasche auch dor t ein Zuhause bieten,
wo es keine alten Bäume gibt.
Nistkästen für Vögel.
ALTERNATIVE
PROJEKTE:
Jede Tierart hat ihre eigenen Ansprüche an ihren
Besuch eines Försters
„Nistplatz“ — also den
im Wald, der Nisthilfen
Ort, wo sie ihre Jungen
zeigt.
aufziehen kann. Dies kann
beispielsweise eine
Mauerritze, ein alter
Baumstamm oder einfach
ein Laubhaufen sein.
Naturbeobachtungen
im Wald zum Kennenlernen der Lebensräume
der Tiere (Baumhöhlen,
Hecken etc.).
LEBENSRAUM
NISTHILFEN
1.6
ÖKO
LOG N I E D E R Ö S T E R R E I C H
ARBEITSBLATT
LEBENSRAUM
NISTHILFEN
ALTERSGRUPPE
6 - 10
Für viele Tiere wird es immer schwieriger Or te zu finden, wo sie
ihr Nest bauen können. Wir können ihnen helfen — schon in
einem kleinen Gar ten gibt es Möglichkeiten den Tieren zu helfen,
„ihr Zuhause“ zu finden: ein Ast- oder Laubhaufen, ein Holzstoß,
eine Hecke oder eine Natursteinmauer können bereits vielen
Tieren eine neue Heimat bieten! Mit etwas Geduld wirst du bald
viele Tiere im Gar ten finden!
Mit Hilfe von Reisig, festem Draht und Bast zum Binden kannst
du ganz leicht Nisttaschen und Nistampeln herstellen.
Schneide 20cm vom Draht ab, binde das Reisig flach zusammen
und befestige es mit Bast an einem Baum.
Oder : Binde das Reisig mit 20cm Draht zu einer Kugel und hänge
Vögel und nützliche Spinnen
finden auch hier im Winter
oder im Frühling wichtige
Behausungen bzw. Brutplätze.
es mit dem Bast an einen Baum.
Ein Bündel aus Schilfhalmen,
Bambus oder Holunderzweigen
eignet sich als Nisthilfe für
verschiedenste
wird
an
Insekten.
einer
Es
sonnigen,
windgeschützten Mauer oder
an einem Ast aufgehängt.
Für das „Igel-Luxushaus“ benötigst du eine geschützte
Gar tenecke, außerdem Sand oder Kies, große und kleine Steine,
Blätter und Äste. Die Zeichnung zeigt dir, wie es geht.
Achtung: Die Steine müssen sorgsam geschlichtet werden, damit
sie nicht einstürzen können!
LEBENSRAUM
NISTHILFEN
ÖKO
LOG N I E D E R Ö S T E R R E I C H
1.6
ARBEITSBLATT
LEBENSRAUM NISTHILFEN
ALTERSGRUPPE
6 -10
Im „Igel-Luxushaus“ können
Igel sogar ihren Winterschlaf
halten! Man braucht nur
etwas Platz im Gar ten, einige
Steine, Sand oder Kies bzw.
ein paar Blätter oder Äste.
Wildbienen-Nisthilfe:
Suche dir eine Mulde am Rand der Wiese oder grabe eine kleine
Grube. Setze einen größeren Tontopf befüllt verkehr t hinein. Suche
mehrere große, flache Steine und verbinde diese mit Zement über
dem Tontopf. Das Einstiegsloch darf natürlich nicht
„mitzementier t“ werden.
Dies ist ein typischer Or t, wo
sich die schönen Hummeln
wohlfühlen. Auch ein Kasten
mit Loch oder eine
Wildbienenwand hilft den
Tieren ihren Nachwuchs zu
versorgen!
Wenn du möchtest, kannst du auch noch dein eigenes Zuhause für
die Tiere planen. Wird es ein „Insekten-Luxushotel“ oder doch ein
feines „Vogelappar tement“? Zeichne einfach deine Idee auf das
Papier — und vergiss nicht, dazu zu schreiben, für welches Tier
Wildbienen nisten in freier
deine Nisthilfe gedacht ist!
Natur in aufgelassenen
Mäuselöchern, daher hilft
gebrauchter Mäusestreu
durch seinen Geruch,
sie anzulocken!
Wer hat Mäuse zu Hause??
LEBENSRAUM
NISTHILFEN
1.6
ÖKO
LOG N I E D E R Ö S T E R R E I C H