Geschichte des WEV - Wiener Eislaufverein

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Geschichte des WEV - Wiener Eislaufverein
WIENER EISLAUF-VEREIN
GRÜNDUNGSJAHR 1867 - KUNSTEISBAHN SEIT 1912
A – 1030 Wien, Lothringerstrasse 22
145 Jahre Wiener Eislaufvereins (WEV) – 100 Jahre Kunsteisbahn
Der Wiener Eislaufverein (WEV) gehört zu den wichtigsten Traditionseinrichtungen in der
Bundeshauptstadt. Zwischen Hotel Intercontinental und dem Wiener Stadtpark gelegen, gilt der
WEV nicht nur als maßgebender Wegbereiter des Kunsteislaufs in Österreich, sondern auch als
eine kulturelle Institution mit prägendem Einfluss auf Wien und seine Sportgeschichte.
Die WEV-Gründer mit Artur Freiherr von Löwenthal als ersten Präsidenten reagierten zunächst
auf die zunehmende Begeisterung in der Bevölkerung für den Sport. Zwar war das „Schleifen“
bis Mitte des 19. Jahrhunderts an offiziellen Plätzen untersagt, das Vergnügen als „jugendlicher
Unfug“ abgetan. Das hielt die Wiener aber nicht davon ab, auf den Wasserflächen in den
Praterauen, dem Belvedere oder Stadtpark dem Trendsport auf dem Eis zu frönen.
Am „ersten Schleiftag des Wiener Eislaufvereins“, am Stefanitag des Jahres 1867, waren die
Bedingungen noch einfach: Neben der Eisfläche am damaligen Areal – im Bereich der heutigen
Vorderen Zollamtstraße – gab es ein Gartensalettl, ein Hofsalon und eine Garderobe in Zelten.
Noch im selben Jahr wurde eine Pumpe angeschafft, um das nötige Wasser zur Eiserzeugung
vom Wiener Neustädter Kanal entnehmen zu können.
Erster Boom beim Eislauf
Die heimische Kunstlaufsport erfuhr bereits im zweiten Vereinsjahr immensen Aufschwung: Das
Schaulaufen von Jackson Haines aus Chicago, dem ersten amerikanischen Kunstlaufmeister,
beflügelte die Wiener Bevölkerung. Haines´ dargebotenes Tanzprogramm zu Marsch, Walzer,
Mazurka und Quadrille soll großen Enthusiasmus unter den heimischen Schleifern ausgelöst
haben. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich der Kunstlauf zur Attraktion. Einige
Vereinsmitglieder mit Karl von Korper an der Spitze verfassten ein "Programm" für das
Kunsteislaufen, das bis heute die Grundlage für die Wettlaufordnung der internationalen EislaufVereinigung bildet.
Die Anfang 1869 eingerichtete Gasbeleuchtung ermöglichte nicht nur Schleifvergnügen in den
Abendstunden, sondern auch das erste Maskenfest, das fortan zu den jährlichen
Pflichtveranstaltungen des WEV gehört.
„Suez-Kanal“ am Heumarkt
Ab 1874 wurde das Areal und die Eislaufbahn auf den neuesten Stand der damaligen Technik
gebracht: Zur Bespritzung der Schwimmeisdecke zog man zum ersten Mal Hochquellwasser
heran. Es folgten die ersten Gardarobenkästchen und der Bau des Verbindungskanals zwischen
dem großen und dem kleinen Eisbassin mit dem Spitznamen „Suez-Kanal“. 1876 war der Platz
erstmals durch elektrisches Licht beleuchtet.
Im Dezember 1890 fand der erste Eishobel Verwendung – zuerst von Pferden gezogen, dann von
Menschen geschoben. Die Eisbahn des WEV wurde so zu einem internationalen Vorzeigemodell.
Eine große Zäsuren brachte das Jahr 1893: Mit dem Projekt zum Ausbau der Stadtbahn wurde
der Pachtvertrag am damaligen Areal gekündigt. Zwei Jahre später war der neue Standort am
Heumarkt gefunden – die Gründe des damaligen städtischen Reservegarten, gelegen zwischen
Konzerthaus und Stadtpark. 12.000 Quadratmeter Fläche wurden in kürzester Zeit nutzbar
gemacht, das neue Vereinsgebäude in Rekordzeit von nur 18 Monaten errichtet.
WIENER EISLAUF-VEREIN
GRÜNDUNGSJAHR 1867 - KUNSTEISBAHN SEIT 1912
A – 1030 Wien, Lothringerstrasse 22
100 Jahre Kunsteisbahn
Die Saison 1912 war eine der bedeutendsten der Vereinsgeschichte. In unmittelbarer
Nachbarschaft zum WEV entstand das Wiener Konzerthaus und damit eine bauliche Symbiose
zweier Wiener Traditionsbetriebe, die bis heute den öffentlichen Raum im 3. Gemeindebezirk
prägt. Ende des Jahres eröffnete man die erste Kunsteisbahn, die kurz danach von 4.000 auf
6.000 Quadratmeter erweitert wurde. Ein Pachtvertrag mit dem Stadterweiterungsfonds
sicherte den Sitz am Heumarkt bis ins Jahr 1921.
Der Erste Weltkrieg unterbrach die Entwicklungen des WEV jäh. Erst in der Saison 1922/23
konnte der Verein an seine guten Jahre vor Kriegsausbruch anschließen. Bei der
Weltmeisterschaft gewannen die WEV-Kunstläufer Herma Plank-Szabo und Fritz Kachler Gold.
Zwei Jahre später, im Jahr 1924, überzeugte der WEV auch bei den ersten Olympischen
Winterspielen in Chamonix: Die Ausnahmeläuferin Herma Plank-Szabo holte ebenso
olympisches Gold wie das Paarlauf-Team Helene Engelmann und Alfred Berger. Willi Böckl,
später mehrfacher Europa- und Weltmeister, belegte den zweiten Platz am Olympiastockerl.
In den folgenden 15 Jahren, bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs dominierten die
Kunsteisläufer des WEV die Spitze des internationalen Kunsteislaufs-Leistungssports: Namen
wie Sonja Henie und Karl Schäfer schrieben Eiskunstlauf-Geschichte. Felix Kasper war der erste,
der akrobatische Doppelsprünge beherrschte und damit die Welt begeisterte.
Eisrevue und Ringkämpfe am Heumarkt
Die Kunsteisbahn wurde 1927 auf 10.000 Quadratmeter erweitert und galt für die nächsten 30
Jahre als die größte Freiluftkunsteisbahn der Welt. Sie wurde zu einem beliebten
Veranstaltungsort für die Wiener Eisrevue und die berühmt-berüchtigten Ring- und Boxkämpfe
am Heumarkt.
Das Areal des WEV wurde sogar zum Drehort für den Nora-Film „Frühling auf dem Eis“. Seit den
1930er-Jahren galt der WEV auch als beliebter „Turnsaal im Freien“. Er wird von Schulen bis
heute gerne und regelmäßig benutzt wird.
Die Wirtschaftskrise der 1930er-Jahre forderte einen hohen Tribut vom Wiener Eislaufverein:
Schon vor Kriegsbeginn musste die Eisfläche auf Grund wirtschaftlicher Schwierigkeiten auf
6.000 Quadratmeter verkleinert werden. Der Sportbetrieb schrumpfte.
Die Zeit von 1938 bis 1945 brachte für den WEV jene Zäsur, unter der alle Sportvereine zu
leiden hatten. Die jüdischen Mitglieder mussten auf Anweisung der neuen Machthaber
ausgeschlossen werden. Sie wurden, soweit sie nicht aus dem Land fliehen konnten, verschleppt
und ermordet. Ihnen gilt bis heute das Andenken des WEV.
Zu Kriegsende 1945 waren die Anlagen arg devastiert, war es doch durch Jahre nicht möglich
gewesen, notwendige Reparaturen vorzunehmen. Durch die Kriegshandlungen wurde sie am
Ende vollkommen gebrauchsunfähig. Erst nach wochenlangen Aufräumungs- und
Sichtungsarbeiten konnten die Garderoben und Büros wieder benutzt werden. Die ersten
Veranstaltungen waren dann ein Boxkampf und zwei Jazzkonzerte im Sommer 1945.
Langsam erholte sich der Verein vom Einbruch des Schreckens. Im Jahr 1954 wurde die
Kunsteislaufbahn auf das Vorkriegsausmaß von 10.000 Quadratmetern vergrößert.Die Rückkehr
an die internationale Spitze des Kunsteislaufsports gestaltete sich hart. Hoffnungsschimmer
brachten Sissy Schwarz und Kurt Oppelt im Paarlauf: Von Europa- und Weltmeister bis zum
Olympiasieg erreichten sie alle großen Auszeichnungen.
WIENER EISLAUF-VEREIN
GRÜNDUNGSJAHR 1867 - KUNSTEISBAHN SEIT 1912
A – 1030 Wien, Lothringerstrasse 22
Das Hotel Intercontinental wird zum Nachbarn
Zu Ende der 1950er-Jahre bekam der WEV neuen Gebäudezuwachs in unmittelbarer Nähe.
Westlich der Eislaufbahn wurde ein 59 Meter breiter Streifen zum Bau des Hotel
Interkontinental überlassen, die Kunsteislaufbahn auf 6.200 Quadratmeter gekürzt. Als
Gegenleistung wurde dem Verein eine Verlängerung des Pachtvertrags auf 99 Jahre und der
Neubau sämtlicher technischer Anlagen zugestanden. Am 15. Februar 1960 nahm
Bundeskanzler Julius Raab den Spatenstich für den Bau des neuen Hotels vor.
An der Lothringerstraße entstanden jene Gebäude, die bis heute die optischen Markpunkte
darstellen: Das Kassengebäude mit den anschließenden Sportgarderoben, dem Espresso und der
automatischen Kegelbahn. Eine Stehplatztribüne, eine neue Trainingshalle und ein Tonstudio
machten den Umbau am Heumarkt komplett.
Wirtschaftlichkeit und Betriebssicherheit standen beim WEV in den letzten Jahren im
Vordergrund: Das Kassensystem wurde neu errichtet, in der Eishalle die Bodenplatte neu
verlegt, die Kälteverrohrung ebenso wie die Banden, Sportgarderoben und WC-Anlagen saniert.
Bis heute gehört der Wiener Eislaufverein zu den wichtigsten Publikumsmagneten im Winter:
Jahr für Jahr zieht er bis zu 250.000 Besucherinnen und Besucher jeden Alters an. Die
Begeisterung der Wiener fürs „Schleifen“ ist ungebrochen – nicht zuletzt dank des Wiener
Eislaufvereins.
Über den WEV
Der Wiener Eislaufverein (WEV) wurde 1867 gegründet. Er versteht sich als Ort des Sports und der
Kultur im Herzen Wiens. Der WEV verfügt über eine 6.000 m2 große Freifläche, eine Trainingshalle
und alle für den Eislauf-Betrieb notwendigen Einrichtungen. Die Flächen sind mit einer Laufzeit bis
2059 von der „Lothringerstraße 22-Entwicklungsgesellschaft“ angemietet.
Der WEV wird als gemeinnütziger Verein geführt. Präsident ist Toni Müller, Vizepräsidenten Ing.
Walter Leschetizky und Ing. Thomas Meixner.
Der WEV finanziert sich über Mitgliedsbeiträge, Einnahmen aus Eintrittsgeldern und Beträgen aus
Vermietungen. Er erhält keine Subventionen der öffentlichen Hand.
Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an:
Mag. Peter Menasse
[email protected]
0043 (0)699 100 323 03