Angebote März 2013.qxp - Musikantiquariat Dr. Ulrich Drüner

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Angebote März 2013.qxp - Musikantiquariat Dr. Ulrich Drüner
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Musikantiquariat Dr. Ulrich Drüner
Ameisenbergstraße 65
D-70188 Stuttgart
Tel. 0(049)711-486165 oder 0(049)17649377411 - Fax 0(049)711-4800408
E-mail: [email protected] - Internet: www.musik-druener.de
Mitglied im Verband Deutscher Antiquare e. V. und in der
Antiquarian Booksellers’ Association (als Associate von Otto Haas, London)
USt-IdNr. DE 147436166
Angebote März 2013
I. WIDMUNGSEXEMPLARE,
signierte Exemplare
1. EDELMANN, Jean-Frédéric (1749-1794). Six Sonates pour
le clavecin Avec accompagnement d’un Violon ad Libitum. […]
Œuvre 1er. Paris, „chez Mr. de Chastel, en s’adressant à Mr.
Lascia“/chez l’Auteur, [1775, angezeigt im Journal Politique et de
Littérature Nr. 7, Brüssel, März 1775]. 1 Bl., 45; 11 S. folio in Stich.
Beriebene, marmorierte HPgtbde der Zeit, im Bund gelockert.
Erste Seiten der Kl.-Stimme unten (ab-) gerissen (ohne Textverlust). Innen kaum fleckig, einige Eintragungen in Bleistift. Mit
einem dekorativen Titelblatt; auf S. 45 der Klavier-Stimme vom
Komponisten signiert.
€ 750,00
Nicht in RISM. RISM nennt vier andere Auflagen, ohne jedoch
Hinweise auf die Signatur des Autors zu geben. Das Werk ist der
Tochter des trésorier général de Chastel gewidmet, der offensichtlich die Verlagsauslieferung für das op. 1 des jungen Komponisten
Edelmann übernommen hatte, bevor zu einem späteren Zeitpunkt
die in RISM genannten Verleger Le Marchand, Boyer und Mme.
Le Menue in diese Funktion eintraten. Ein anderes Szenario bietet
sich nicht an, weil de Chastel in den gängigen Verlagslexika nicht
nachweisbar ist.
Jean-Frédéric Edelmann kam vermutlich 1774 nach Paris und konnte sich schnell an den besonderen
Musikbetrieb der Metropole sowohl als Pädagoge wie auch als Komponist anpassen. Zu seinen Schülern zählten neben Adolphe Adams Vater, Jean-Louis, auch Étienne-Nicolas Méhul. Die fast ausschließlich im
Selbstverlag erschienen Werke fanden rasche Verbreitung, wie die zahlreichen Nachdrucke in England,
Deutschland und Irland bezeugen und dokumentieren auch die große Popularität dieser Klavierwerke. Mit der
Widmung an die Tochter des höchsten Finanzbeamten des Königreichs hatte Edelmann ganz offensichtlich für
seine Karriere das Ass gezogen! – Die zahlreichen dynamischen Vorzeichen, die Edelmann in seinen Notentext
stechen ließ, zeigen sein Bestreben, eine besondere Expressivität zu erreichen; bei seiner Instrumentenangabe
„Clavecin“ darf man davon ausgehen, dass
damit auch Frühformen des Pianoforte gemeint
waren, weil Edelmanns Vortragszeichen auf
dem Cembalo schon nicht mehr zu verwirklichen waren. Stilistisch ist die Nähe zu
Couperin und zur Empfindsamkeit eines C.P.E.
Bachs unverkennbar.
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2. LOTHAR, Mark (1902-1985). Acht Haiku von Günther Klinge für Sopran, Flöte, Viola, Schlagzeug und
Klavier op. 85 (1976) [Partitur]. Winterthur, Amadeus, Verl.-Nr. GM 697, 1977. 20 S. 4to. Geheftet. Mit einer großen autographen Widmung des Komponisten an die Musikschriftstellerin Karla Höcker und einem Spruch von
Telemann, Berlin, 2. Juli 1981.
€ 60,00
Lothar studierte in Berlin bei Franz Schreker und München bei Ermanno Wolf-Ferrari. 1928 erlebte er mit Tyll sein
erster Opernerfolg, dem in den 30er Jahren schnell weitere folgten. 1944 wurde Mark Lothar von Adolf Hitler in
die „Gottbegnadeten-Liste“ aufgenommen. Von 1945 war Lothar Leiter des Musikwesens am Bayerischen
Staatstheater bis er sich ab 1955 als freischaffender Komponist etablieren konnte. Sein Kompositionsstil ist von
Neoklassizismus und Neuer Sachlichkeit geprägt.
3. LUTOSLAWSKI, Witold (1913-1994). […] Musique funèbre pour orchestre à cordes. prologue . métamorphoses . apogée . épilogue. à la mémoire de Béla Bartók. Krakau, Polskie wydawnictwo muzyczne, Verl.-Nr. 4622,
© 1958. 1 Bl. (Frontispiz), 45 S. 4to in Partitur. Zweifarbiger OUmschlag. Gut erhalten. Mit einer großen Widmung
„A Monsieur Pierre Vidal en souvenir d’une rencontre à Paris le 30 octobre 1964 WLutoslawski“.
€ 200,00
Erstausgabe. In seiner
ersten Schaffensperiode
schrieb
Lutoslawski
hauptsächlich
Lieder,
aber auch einige Orchesterwerke, in denen er die
polnische Folklore verarbeitete und neoklassizistische Techniken und Formen aus Barock und
Klassik mit moderner
Harmonik verband. Mit
der hier angebotenen
Trauermusik (1954-1958)
führte er die Serialität in
seine Kompositionen ein.
In dem ersten und vierten
Satz verwendet Lutoslawski eine lineare Ordnung der Töne aus Halb-
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tönen und Tritoni, die er im dritten Satz (Apogeum) dagegen mit zusätzlichen Tönen erweitert. – Schon zu
Lebzeiten erfreute sich Lutoslawskis Musik großer Erfolge, was nicht zuletzt die zahlreichen Auszeichnungen
dokumentieren, die er im Laufe seiner Karriere erhielt. – Der Widmungsträger Pierre Vidal (1927-2010) war von
1946 bis 1970 Organist in Paris. Sowohl als Komponist wie auch als Organist war er weitgehend Autodidakt, bildete sich vornehmlich durch Hörstudien weiter und konnte seine Erkenntnisse in drei Werken über das Orgelspiel
veröffentlichen. Ab 1967 war er Professor für Orgel in Straßburg.
Nr. 4 - Paganini
Nr. 5 - Schwertsik
4. PAGANINI, Niccolò (1782-1840). Caprice XXIV […] composée pour Violon avec accompagnement de l’orchestre par Joan Manén. Arrangement pour Violon et Piano. Wien, Universal Edition, No. 5025, © 1915. 8, 19 S.
4to, OBrosch. Am Falz etwas gelockert. Mit autographem 2-taktigen Notenzitat tituliert „Nova Catalonia“ und
signiert „J. Manén“.
€ 60,00
Das Notenzitat ist Manéns Symphonie für großes Orchester Nova Catalonia Op. A-17 entnommen, die 1907 in
Plauen in ihrer zweiten und finalen Version uraufgeführt wurde. Manén i Planas (1883-1971) begann seine Karriere
bereits 7-jährig als Wunderkind und wurde vielfach mit dem heute berühmteren Landsmann Pablo Sarasate verglichen. Besonderes geschätzt wurde er nicht nur in Spanien, wo er 1927 in die Real Academia de Bellas Artes de San
Fernando aufgenommen wurde, sondern auch in Deutschland, das ihm für viele Jahre Wahlheimat war. Als
Komponist tat er sich nicht nur wie in dem hier angebotenen Objekt als Bearbeiter der Werke Paganinis hervor. Er
komponierte im ersten Drittel des 20. Jahrhundert zahlreiche Bühnenwerke und erzielte anhaltenden Erfolg mit seinem virtuosen Concerto espagnol für Violine und Orchester und seiner hier zitierten Symphonie Nova Catalonia.
Stilistisch ist er in der Nähe von Richard Strauss anzusiedeln.
5. SCHWERTSIK, Kurt (*1935). Da Uhu schaud me so draurech an. 7 Wiener Lieder nach H.C. Artmann op.
20. Wien, Ariadne, Verl.-Nr. 78030, © 1979. 25 Bll., folio. Fotodruck. Geheftet. Mit autographer Widmung „für
Herrn Josef Zehetgruber mit allen guten Wünschen Kurt Schwertsik. 10. Jan. ’91“ sowie dem Beginn des 6. Liedes
Pfäu. Dekorativer Umschlag.
€ 80,00
Schwertsik war Schüler des bedeutenden Lieder-Komponisten Joseph Marx. 1958 gründete er gemeinsam mit
Friedrich Cerha das „Ensemble die reihe“, welches sich der Pflege der Neuen Musik widmet. In Köln konnte er
weiterführende Studien bei Karlheinz Stockhausen, Mauricio Kagel, Cornelius Cardew und John Cage absolvieren.
Ab 1962 wandte er sich Experimenten mit tonaler Musik zu. Seine zahlreichen großformatigen Orchester- und
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Bühnenwerke zeugen von einer humoristisch-ironischen Veranlagung und einer Vorliebe für Überraschungsmomente in einer leicht zugänglichen Tonsprache. In diesem Zusammenhang erscheint das Komponieren humoristischer Wienerlieder ein Ausdruck natürlicher Musikalität.
Nr. 6 - Toch
Nr. 7 - Yun
6. TOCH, Ernst (1887-1964). Quartett. 2 Violinen, Viola, Violoncello. Op. 34. Mainz, Schott, Verl.-Nr. 31202 ©
1924. 19, 21, 20, 20 S. folio. Geklammert. Leichte Gebrauchsspuren; einige Eintragungen (Fingersätze, Vortragszeichen u.ä.) in Bunt- und Bleistift, sowie schwarzer Tinte. Mit großer autographer Widmung „Feri Roth zur freundlichen Erinnerung und in liebem Angedenken an seinen Mannheimer Aufenthalt Sept. 1926 Ernst Toch.“
€ 100,00
Erstausgabe. Nachdem die vorangegangenen drei Quartette Tochs noch ganz dem 19. Jahrhundert verbunden
waren, zeigen die nach dem Ersten Weltkrieg komponierten op. 26, 28 und besonders das hier angebotene op. 34
einen entschiedenen Wechsel zur Moderne. Die vier Sätze werden in einer erweiterten Tonalität bis an die Grenzen
des Atonalen geführt, doch zeigen die einzelnen Stimmen noch tonale Relikte. – Feri Roth (1899-1969) war der
erste Violinist des Roth-Quartetts, welches er 1922 mit Jeno Antal, Ferenc Molnár und Janos Scholz in Budapest
gegründet hatte. Der erwähnte Besuch in Mannheim dürfte in Zusammenhang mit der ersten Europa- und AfrikaTournee des ungarischen Ensembles stattgefunden haben, zu der sie nach ihrem erfolgreichen Debüt in Paris 1924
aufgebrochen waren. Das Quartett, welches Weltruhm errang, setzte sich vornehmlich für zeitgenössische Werke
ein. The Gramophone bezeichnet die Musiker 1937 als würdige Nachfolger des Joachim-Quartetts.
7. YUN, Isang (1917-1995). Symphonie I in vier Sätzen 1983. Partitur. Berlin-Wiesbaden, Bote & Bock, Verl.-Nr.
23000 (1500), © 1985. 112 S. folio. Broschiert. Unbenutztes Exemplar. Mit autographer Widmung an Peter Muck,
Bratschist bei den Berliner Philharmonikern: „mit kollegialem Gruß und ich bedanke mich für die schöne
Uraufführung meiner Symphonie in der Philharmonie. Berlin, am 15. Mai 1984 Isang Yun“.
€ 250,00
Yun war gebürtig aus dem heutigen Südkorea und kam 1956 zu Studienzwecken nach Europa. Die politische
Situation in seinem Heimatland zwang ihn zu einem Leben im Exil. Zahlreiche seiner Kompositionen sind als politische Kundgebungen zu verstehen. „Für das Komponieren von Yun bedeutet das Exil eine Herausforderung, nämlich die Aufgabe, die unmittelbare Konfrontation des ostasiatischen Denkens […] mit der mitteleuropäischen
Kultur, […] im Blick auf die künstlerische Produktion in sich selbst auszutragen.“ (MGG/2) In der Instrumentation
seiner ersten Symphonie drückt sich das im reichen Schlagwerk aus, während die übrige Besetzung die eines europäischen großen Orchesters ist. Dieses Werk ist eine Auftragskomposition anlässlich des 100-jährigen Bestehens
der Berliner Philharmoniker. – Dirigent der Uraufführung war Reinhard Peters (1926-2008).
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II. MUSIKDRUCKE
8. ABRAHAM († um 1805). 16e Recueil d’Ariettes choisies des meilleurs auteurs et de divers operas comiques
arrangées Pour deux Clarinettes. Paris, Frère Md. De Musique, [um 1786]. 15 S. quer-8vo. Fadengebunden. Im
Falz mit Papierstreifen verstärkt. Äußere Lage teilweise gelöst. Titelblatt fleckig und mit einem hs.
Inhaltsverzeichnis in brauner Tinte, kleinerer Einriss oben links. Cl.2-Stimme fehlt.
€ 200,00
Nicht in RISM; RISM B/II, S. 319 nennen aus dieser Serie lediglich die Bände 1-15, von denen eine unvollständige Reihe in Paris (Conservatoire) vorkommt. Von Band 16 kommt hiermit das erste Exemplar ans Tageslicht. –
Diese Sammlung verarbeitet unter anderen Melodien und Arien aus Nicolas Dezèdes (ca. 1745-1792) Aléxis et
Justine (1785), André-Ernest-Modeste Grétrys Richard Cœur de Lion (1784), Jean-Philippe Rameaus Dardanus
(1739) und Christoph Willibald Glucks Echo et Narcisse (1780). – Über den Arrangeur berichtet Fétis, er sei
Professor für Klarinette in Paris gewesen und habe bei Frère neben verschiedenen Opernarrangements eine
Klarinetten- und eine Fagott-Schule veröffentlicht.
9. BARGIEL, Woldemar (1828-1897). Octett für 4 Violinen, 2 Violen und 2 Violoncelle […] op. 15a. Leipzig,
Breitkopf & Härtel, Verl.-Nr. 14478, 14479, [1877]. 15, 12, 12, 11, 12, 12, 10, 10 S. folio. Fadengeheftet. Äußere
Lage von Vl.2 im Falz gelöst, sonst gut erhalten. Mit einigen Eintragungen in Bleistift.
€ 120,00
Der Schwager Robert Schumanns studierte in Leipzig bei Ignaz Moscheles, Niels Wilhelm Gade, und Julius Rietz. Als
Kapellmeister war er hauptsächlich in Holland tätig, ehe er als Lehrer für Komposition in seine Heimatstadt Berlin
zurückkehrte. – Sein einziges Streichoktett op.15a entstand bereits 1849/50 und liegt hier in Erstausgabe vor (MGG/2).
10. BEETHOVEN, Ludwig van (1770-1827). [op. 74]: PARTITION du dixième Quatuor (Oeuvre 74) pour deux
Violons, Alto et Violoncelle [Es-Dur]. Offenbach/Leipzig: André/Breitkopf & Härtel, Verl.-Nr. 5284 [1833]. 33 S.
Partitur in Lithographie, 4to (25×16cm); mit blauem Papier broschiert (kleines hs. Umschlagetikett); Umschlag
etwas schadhaft, sonst gutes Exemplar. Abb. auf folgender Seite.
€ 600,00
Kinsky-Halm S. 199; Dorfmüller S. 220; Constapel S. 293. Hirsch III Nr. 107. – Erstdruck der Partitur des
„Harfenquartetts“ (so genannt wegen der Pizzicato-Passagen im 1. Satz).– Das Werk ist (wie viele andere) einem
der wichtigsten Gönner Beethovens, dem Fürsten Franz Joseph v. Lobkowitz, gewidmet (in der vorliegenden
Ausgabe jedoch nicht erwähnt). – Mehr ernst als heiter, mehr tief und kunstreich als gefällig und ansprechend, übt
es, wie jedes geniale Werk, an dem Hörer eine gewisse Gewalt aus; doch nicht gerade – um ihn zu liebkosen, hieß
es 1811 mit kritischem Unterton in der »Allgemeinen Musikalischen Zeitung«; bedenklich fand der Rezensent die
ganze, sich hier dokumentierende Entwicklung: Er könne nicht wünschen, dass die Instrumental-Musik sich in dieser Art und Weise verliere. Aber am wenigsten wünsche er dieses bey dem Quartett – einer Gattung, die zwar des
sanften Ernstes und der klagenden Schwermuth fähig, doch nicht den Zweck haben kann, die Todten zu feyern, oder
die Gefühle des Verzweifelnden zu schildern, sondern das Gemüth durch sanftes, wohlthuendes Spiel der Phantasie
zu erheitern. – Der Stimmenerstdruck war 1810 bei Breitkopf & Härtel erschienen.
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Nr. 10 - Beethoven
Nr. 11 - Beethoven
11. BEETHOVEN, L. v. [op. 127]: GRAND QUATUOR [Es-Dur] en Partition pour deux Violins, Alto et
Violoncelle, composé et dedié à Son Altesse Monseigneur le Prince Nicolas. de Galitzin, Lieutnant-Colonel de la
Garde S. M. J. de toutes les Russies, [...] Oeuv. 127. Pr. 2 fl. 36 kr. Mainz: Schott, Verl.-Nr. 2426 [1826]. 1 Bl. (Titel)
und 48 S. Partitur in 4to (25×16cm), in Lithographie; grünlicher Papierumschlag mit kleinem OriginalUmschlagetikett; schönes frisches Exemplar.
€ 900,00
Kinsky-Halm S. 385; Dorfmüller S. 232; Hoboken Nr. 510. – Sehr seltene Partiturerstausgabe. Hirsch (IV Nr.
398) weist nur ein Expl. mit Preisangabe nach. – Im November 1822 wandte sich Fürst Galitzin an Beethoven mit
der Frage, ob er für ihn un, deux ou trois nouveaux Quatuors schreiben würde, deren Widmung er übrigens avec
reconnaissance annehmen würde. Aus diesem Anlass komponierte Beethoven die »ersten drei« seiner späten
Quartette, die bis heute zu den schwierigsten und gleichzeitig berühmtesten ihrer Gattung gehören. Die Opera 127,
130 und 132 sind folgerichtig dem Fürsten gewidmet; vielleicht wären aber auch die anderen (opp. 131 und 135)
nicht entstanden, zu denen noch die »Große Fuge« op. 133 und die Fuge op. 137 hinzukommen. Dass diese Werke
alle sofort in Partitur erschienen – damals eher ein Novum in der Kammermusik – wurde von Gottfried Weber in
der »Cäcilia« nicht zuletzt deshalb lebhaft begrüßt, weil man sich so über die Richtigkeit fremdartig klingender
Stellen informieren könne. Die Partitur würde jedenfalls Spielern in manchem Falle zur Beruhigung dienen und zur
Beseitigung ihm mitunter darüber drohender Zweifel darüber, ob hier oder da nicht etwa fehlgeschrieben oder fehlgegriffen worden ...
12. BEETHOVEN, L. v. [op. 131] Grand Quatuor en Partition pour deux Violons, Alto et Violoncelle composé et
dédié à Son Excellence Monsieur Le Baron de Stutterheim… Œuvre 131. Mainz, Schott, Pl.-Nr. 2692 [nach 1827]. 1
Bl. Titel, 50 S. Partitur in Lithographie, 4to, spätere Broschur; Bräunungen und kleine Fleckchen.
€ 450,00
Kinsky-Halm S. 398; Dorfmüller S. 233 und 351. – Seltene Titelauflage der Partitur-Erstausgabe mit neuem
Titelblatt, jedoch noch mit dem originalen Preis. Das Werk entstand Ende 1825 und 1826; zum Verlagsvertrag mit
Schott kam es – so Schindler – erst „auf dem Sterbebett“. Schindlers Behauptung, dies sei des Meisters letzte
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Unterschrift, ist lt. Kinsky indes übertrieben (es folgte noch das Testament). Eine der frühesten (noch privaten)
Aufführungen kam auf Wunsch Franz Schuberts schon im Frühjahr 1826 zustande; „Schubert kam in solche
Entzückung, Begeisterung und ward so angegriffen, dass alle für ihn fürchteten. Ein kleines Uebelbefinden, das
vorhergegangen und noch nicht gründlich gehoben war, steigerte sich so riesig, ging in Typhus über, und Schubert
war nach fünf Tagen todt“ (L. Nohl). – Der Widmungsträger, Feldmarschall Sutterheim, hatte Beethovens Neffen
nach dessen Selbstmordversuch einen Posten in seinem Regiment verschafft, weshalb Beethoven verlangte, den
ursprünglichen Widmungsempfänger Wolfmayer von den bereits gestochenen Platten zu tilgen und statt dessen den
ihm nun sehr verbundenen Sutterheim einzufügen.
13. BENNETT, William Sterndale (1816-1875). Chamber Trio for Piano Forte, Violin and Violoncello […] op.
26. London, Lamborn Cock, [nach 1845, Titelauflage der englischen Originalausgabe]. 35; 1 Bl., 5; 1 Bl., 5 S. folio.
Fadengebundene Hefte in Pappumschlägen. Klavierstimme mit zahlreichen Bleistifteinträgen, sonst sehr gut erhalten.
€ 120,00
Bennetts kompositorische Karriere begann zu Studienzeiten sehr erfolgreich. Bei einem Konzert 1833 in der Royal
Academy of Music, deren Mitglied er bereits seit seinem zehnten Lebensjahr war, wurde Felix Mendelssohn auf
das junge Talent aufmerksam und lud ihn nach Deutschland ein. Dieser Einladung folgte Bennett und es entwickelte sich eine tiefe Freundschaft zwischen beiden Komponisten. Mendelssohn führte ihn in die musikalischen Zirkel
von Berlin und Leipzig ein. Bennetts wichtigste Werke entstanden zwischen 1836 und 1844. Zu diesen kann auch
sein einziges erhaltenes Trio gezählt werden. Seine Werke für Klavier spiegeln auch sein breites Repertoire als
Konzertpianist und zeigen Einflüsse von Bach, Scarlatti, Mozart, Beethoven und Mendelssohn, dessen
Begeisterung für Alte Musik er teilte. Bennett gilt als der führende englische Komponist der Frühromantik.
14. CALL, Léonard de (1767-1815). Sérénade [A] pour la Guitare et Violon […] Op. 21. Wien, Kunst- und
Industrie-Comptoir, Pl.-Nr. 327, [1804]. 7, 5 S. 4to. Am Falz mit Papierstreifen verstärkt, großer, durchgängiger
Wasserfleck über das untere rechte Drittel beider Stimmen, Vl.-Stimme knapp beschnitten (ohne Textverlust), leicht
stockfleckig.
€ 160,00
RISM CC 72a I,38 (nur 1 Ex., Wien, Gesellschaft der Musikfreunde). Erstausgabe. Leonhard von Call war hauptberuflich Finanzbeamter in Wien, was ihm offensichtlich so viel Freiraum lies, dass er zahlreiche Auftritte als
Gitarrist in Privatakademien absolvieren konnte und seit 1796 auch ausreichend Zeit für eigene Kompositionen
fand. Die ca. 150 opera sind meist Serenaden für Gitarre und Männergesang oder aber Gitarre, Violine und Flöte.
Sein Oeuvre fand auch jenseits des Habsburgerreiches regen Anklang, wie die zahlreichen Nachdrucke bezeugen,
und wird auch heute noch gerne gespielt.
15. CASELLA, Alfredo (1883-1947). Concerto per due Violini, Viola e Violoncello [op. 40]. Stimmen. WienLeipzig, Universal-Edition, Verl.-Nr. 7583a © 1924 [Abzug: 1938]. 19, 19, 18, 20 S. 4to. OUmschl., Stimmen
geheftet.
€ 45,00
Originalausgabe, etwas späterer Abzug. Alfredo Casella entstammte einer Musikerfamilie und begann früh seine
pianistische Laufbahn. Er kam bereits 1896 nach Paris, wo Gabriel Fauré zu seinem wichtigsten Lehrer und Vorbild
wurde; von Bedeutung waren ferner Ravel, Mahler, Stravinsky sowie der Begründer des „Futurismo“, Filippo
Tommaso Marinetti. Auf seinen zahlreichen Russlandreisen lernte Casella auch die „Gruppe der Fünf“ kennen und
schätzen. Erst mit den Cinque pezzi und Undici pezzi infantili (1920) erachtete Casella seine langjährige Suche nach
einem persönlichen Stil für beendet. Dieser zeichnet sich durch eine spirituelle Haltung, rassige Rhythmen und eine
scharf profilierte Instrumentation aus. Das hier angebotene Concerto (1923/24) kann als eines der einprägsamsten
Beispiele dieses neoklassizistischen Stils bezeichnet werden. – Durch Gustav Mahlers Fürsprache, den Casella
1909 in Paris kennen gelernt hatte, wurde Casella in das Verlagsprogramm der Universal-Edition aufgenommen.
16. CUI, César (1835-1918). 5 petits Duos pour Flûte et Violon avec Piano. op. 56. Leipzig, M. P. Belaïeff, Verl.Nr. 1523, 1897. 23, 6, 6 S. folio. OBrosch. Mit einem sehr schönen Titelblatt in Chromolithographie mit Blumenund Wolkendekor auf Goldgrund. Ganzseitige Widmung an Großherzog und Großherzogin von Russland. € 100,00
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Erstausgabe. Hinter diesem etwas trügerischen Titel „petits duos“ verstecken sich tatsächliche Klaviertrios. César
Cui zählt zu jenen Komponisten, die hauptberuflich einer gänzlich anderen Tätigkeit nachgingen und es als Amateure oder Dilettanten erstaunlich weit brachten. Cui führte seine militärische Karriere bis zum Rang eines
Generals, war ab 1879 Professor für Befestigungswesen an der militärischen ingenieurtechnischen Universität St.
Petersburg und von 1864 an ständiger Musikkritiker der St. Petersburger Nachrichten und anderer Tages- und
Wochenzeitschriften. 1856 lernte er Mili Balakirew kennen, mit dem er „Die Gruppe der Fünf“ oder „Das Mächtige
Häuflein“ gründete (gemeinsam mit Alexander Borodin, Modest Mussorgski und Nikolai Rimski-Korsakow). Cui
war maßgeblich dafür verantwortlich, die ästhetische Richtung ihrer Gruppe in Abgrenzung zu dem „Westler“
Tschaikowsky zu formulieren: die Schaffung eines nationalrussischen Musikstils in der Nachfolge Michail Glinkas.
– Paradoxerweise ist sein eigenes musikalisches Werk durchaus nicht mit diesen Prinzipien zu verbinden, was er
selbst mit seiner Abstammung – der Vater war Franzose, die Mutter Litauerin – erklärte.
17. DAVID, Ferdinand (1810-1873). Six Caprices pour le Violon seul. œuv. 9. Leipzig, Kistner, Pl.-Nr. 1213,
[1839]. 22 S. folio. Blauer Pappbd. Leicht stockfleckig; aus dem Vorbesitz des Bratschisten und Komponisten
Justus Weinreich (1858-1927); mit geringen Gebrauchsspuren und Fingersatzeintragungen in Bleistift. Äußerst
dekoratives OUmschlag mit reich verziertem blauem Dekorrahmen auf altrosa getöntem Papier; Titelblatt mit demselben Hintergrund, den der Verleger auch für Mendelssohns Paulus benützte. Abb. s. folgende Seite. € 280,00
Erstausgabe. Ferdinand David war einer der markantesten deutschen Violinvirtuosen (er brachte Mendelssohns
Violinkonzert zur Uraufführung). Hier liegt Davids frühester Beitrag zur Solo-Violin-Literatur vor, mit der er seinen Ruhm als Violinpädagoge begründete. Durch den Titel Caprices nimmt er selbstverständlich Bezug auf
Paganinis Opus summum, reichert dessen Virtuosität jedoch mit typisch deutschem Empfinden für Kontrapunktik
an (noch stärker als Nr. 1 und 2 ist Nr. 3 in den A- und A’-Teilen ein ausgesprochenes „Duett“ für einen Spieler, das
sich von der typischen Paganini’schen Doppelgrifftechnik des B-Mittelteils abhebt).
David verband die deutsche Violin-Tradition Spohrs mit der französisch-belgischen (Bériot, Vieuxtemps) und
begründete die Leipziger Violin-Schule, dessen wichtigste Schüler Joseph Joachim und Wilhelm J. von
Wasielewski waren. Bis ins 20 Jh. behielt sie durch Neuausgaben und Bearbeitungen von Ferdinand Davids
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Lehrwerken ihre Bedeutung. – Als Sohn eines wohlhabenden Hamburger Kaufmanns lernte David bereits auf seiner ersten Konzertreise 1825 Felix Mendelssohn Bartholdy kennen, zu dem er eine lebenslange Freundschaft pflegte und deren Früchte sich vielleicht auch in dem hier angebotenen Titelblatt ausdrücken.
18. DAVID, F. Six Caprices pour le Violon seul. œuv. 20. Hefte 1 u. 2. Leipzig, Kistner, Pl.-Nr. 1464.1465.1469
[ca. 1846]. 13, 11 S. folio. OUmschlag in blauem Pappbd. gefasst. Leicht stockfleckig mit geringen
Gebrauchsspuren und Fingersatzeintragungen in Bleistift, rechts oben durchgehende Bräunung (ohne Berührung
des Textes). Dekoratives Titelblatt. Aus dem Vorbesitz des Bratschisten und Komponisten Justus Weinreich (18581927).
€ 180,00
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Erstausgabe. Die sechs Caprices op. 20 ist Davids zweiter und letzter Beitrag zu diesem Genre der Solo-ViolinLiteratur. Die Sammlung wurde um 1845 komponiert und dem gleichaltrigen Freund Félicien David gewidmet.
Seinem Namensvetter übergab er damit eine seiner wichtigsten Kompositionen, obwohl dieser als Opernkomponist
und nicht als Violinist in die Geschichte eingegangen ist und dieses Werk gewiss nicht selbst spielen konnte.
Eine der seltensten Dittersdorf-Quellen
19. DITTERSDORF, Johann Carl Ditters von (1739-1799). Admiral Lord Duncan’s Waltz […] adapted as a
Rondo for the Harp or Piano-Forte by P. Gardiner. London, Preston at his Warehouses, 97 Strand, [um 1787] 3 S.
folio in Stich. Einzelne Fleckchen, sonst sehr gut erhalten.
€ 800,00
Krebs 235 (siehe S. 101), RISM D 3288. – Äußerst seltener Druck (nur ein Exemplar, London, British Library).
Krebs nennt nur diesen Druck als einzige Quelle dieses Tanzes. Aufgrund der Recherche in RISM OPAC gibt es
auch keine handschriftlichen Parallelquellen. Aus diesem Grund kann die Frage, welchen Anteil an der vorhandenen Fassung Dittersdorf, bzw. dem Arrangeur Gardiner zuzuordnen ist, nicht geklärt werden. Bemerkenswert ist
das mit unserem überhaupt erst das zweite Exemplar bekannt wird. Insofern handelt es sich um einen bedeutenden
Fund zum Thema Carl Ditters von Dittersdorf.
Im vorliegenden Stück handelt es sich um einen 40-taktigen G-Dur-Tanzsatz im 3/8-Rhythmus, der am Ende wiederholt wird; diese zwei Teile umrahmen eine längere Variationsepisode, die sich figurativ steigert und die einiges
pianistisches Geschick verlangt.
20. DUSSEK, Jan Ladislav (1760-1812). Trois Sonates pour le Clavecin où le Forte-Piano avec Accompagnement
de Violon […] œuvre 10e. Violinstimme: Paris, Sieber, Pl.-Nr. 1029, [ca. 1793]. 7 S. folio. Kl.-Stimme: Paris, Naderman/Lyon, Garnier, Pl.-Nr. 791, [um 1797]. 35 S. folio. Beide fadengeheftet. Leicht stockfleckig, Vl.-St.: durchgängiger Fleck am oberen Rand, S. 2 Druckbild durchschlagend; Kl.-St. fleckig, mit geringen Altersspuren.
€ 145,00
D 4164, DD 4164 [Titelauflage] und D 4167. – Dussek war einer der wichtigsten Klavierkomponisten um 1800.
Seine frühen Klavierkompositionen sind allerdings von sehr unterschiedlicher Qualität. Während die in Dur gehaltenen Sonaten von einer konventionellen Virtuosität geprägt sind, verraten die moll-Sätze Dusseks herausragendes
Talent. So lässt die hier angebotene zweite der drei Sonaten (g-Moll) deutlich Beethovens dramatischen Gestus vor
der Zeit erkennen.
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Nr. 21 - Fränzl
Nr. 22 - Gade
21. FRÄNZL, Ferdinand (1767-1833). Six Quatuors [C, G, A, F, B, D] pour Deux Violons, Alto & Basse [...]
Dédiés à Sa Majesté le Roi de Naples [...] Oeuvre premier. 1. [bzw. 2.] Partie. Prix f 2¾. Offenbach: André, Pl.-Nr.
430 bzw. 431, [1792]. Vier schlichte Stimmhefte, folio: Jew. in hellgrauem Umschlag aus dünnem Karton eingebunden und mit Titelschild (gedruckter Rahmen, hs. Titeleintrag). Notenmaterial unbespielt, außen Lagerungsspuren, Musikalien sehr gut erhalten. – Stimmen in Stich: Vl1 (25 S.), Vl2 (23 S.), Va (18 S.), Vc (17 S.). € 380,00
RISM FF 1559 I,44. Matthäus, S. 219. – Die Streichquartette waren offenbar sehr beliebt; RISM weist nicht nur
drei Auflagen bei André nach, sondern noch Nachdrucke bei Artaria (Wien), Hummel (Amsterdam/Berlin) sowie
Sieber, Imbault bzw. Naderman (Paris) nach. Trotz führender Rolle der Ersten Violine lässt Fränzl auch die übrigen Instrumente immer wieder solistisch hervortreten (extra Hinweis in den Stimmen: Solo); dabei fällt im 4.
Quartett noch ein besonderer Höhenflug des Violoncellos auf, der allerdings, der Gepflogenheit der Zeit zufolge,
oktaviert zu lesen ist. – Fränzl stammte aus Schwetzingen und ist aufgrund seiner großen Begabung bereits 1782
als Violinist in der Mannheimer Hofkapelle angestellt worden. Mit dem Umzug Carl Theodors nach München ging
auch Fränzl in die bayerische Hauptstadt. Seit 1785 unternahm er mehrere Konzertreisen und bekleidete verschiedene Stellen als Geiger, bis er 1806 zum Königlich-Bayerischen Kapellmeister in München bestellt wurde. Aber
auch jetzt ließ er sich mehrfach andernorts als Violinvirtuose hören: Unbedingt gehört er unter die ersten Meister
seiner Zeit auf der Violine, meinte noch 1840 Schilling und rühmte seine ausgezeichnete Fertigkeit, Reinheit,
Sicherheit, Deutlichkeit, Nettigkeit und Mannigfaltigkeit des Vortrags [...]. – Neben Opern, Sinfonien und Kammermusik zeugt noch ein »Concertino für die Violine mit Begleitung mehrerer Singstimmen, Chöre, Harfe oder
Pianoforte und des vollständigen Orchesters« (1808/09) von seiner außergewöhnlichen Fantasie. Laut Angaben der
»Schiller-Nationalausgabe« soll Ferdinand Fränzl die Schauspielmusik zur Mannheimer Uraufführung (11. Januar
1784) von Schillers »Die Verschwörung des Fiesco zu Genua« komponiert haben (mit 17 Jahren!).
22. GADE, Niels Wilhelm (1817-1890). Sonate für Pianoforte und Violine […] Op. 6. Leipzig, Breitkopf &
Härtel, Pl.-Nr. 6947, [1843]. 31, 7 S. folio. Fadengeheftet. Umschlag im Falz gelöst, mit Gebrauchsspuren. Innen
ordentlich erhalten.
€ 90,00
Dan Fog, S. 15. Erstausgabe. Diese frühe Sonate Gades ist Clara Schumann gewidmet, die im Frühjahr 1842 in
Kopenhagen weilte. Sie schrieb an Robert: „Gade besuchte mich heute und schwärmte von Dir. Er kennt alles,
spielt alles (nach Kräften) selbst“ (MGG/2). Als Gade im Winter 1843/44 nach Leipzig kam, wurde er sehr bald
von Clara in den Kreis um Mendelssohn und Robert Schumann eingeführt, zu denen sich eine lebenslange
Freundschaft entwickelte und die ihn künstlerisch maßgeblich prägten. Diese Sonate, die Gade bereits 1842 komponierte, steht am Beginn einer der wichtigsten Bekanntschaften seines Lebens.
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23. GOETZ, Hermann (1840-1876). Quartett für Pianoforte Violine Viola u. Violoncello […] op. 6. [E-Dur].
Leipzig, Peters, Verl.-Nr. 9523, [ca. 1910]. 60, 11, 10, 10 S. folio. Geklammert; Umschlag fehlt; Kl.-Stimme im
Falz mit Ln.-Streifen verstärkt. Titelblatt mit zwei Rissen, unteres rechtes Eck abgeschnitten. Vc-Stimme mit zahlreichen Fingersätzen, sonst wenig Gebrauchsspuren.
€ 60,00
Hermann Goetz zählt zu den wieder entdeckten Komponisten des Endes des 20. Jahrhunderts, insbesondere seine
gehaltvolle, lyrische Kammermusik erfreut sich regen Zuspruchs. Der früh verstorbene Komponist hatte in Berlin
bei J. Stern (Dirigieren), H. Ulrich (Komposition, Kontrapunkt), H. v. Bülow (Klavier) studiert und wurde Organist
in Winterthur. Diese Stelle so wie seine pianistische Laufbahn musste er krankheitsbedingt (Tuberkulose) bereits
1872 aufgeben und widmete sich dann der Musikkritik und Komposition. – Er studierte zwar Wagners Werke, folgte ihnen aber nicht. Vielmehr orientierte er sich an einem Mozart’schen Ideal, knüpft an Mendelssohn und Schumann an, ohne sich jedoch den Neuerungen führender Zeitgenossen zu verschließen, denen er eigene Impulse abgewinnen konnte.
24. HAYDN, Joseph (1732-1809). Tre Sonate per il Clavicembalo o Forte-Piano con un Violino e Violoncello […]
opera [hs.] 71. Wien, Artaria, Pl.-Nr. 548 [1795]. 36, 11, 9 S. quer-4to. Ohne Umschlag, Fadengeheftet. Titelblatt
sehr leicht gebräunt, mit sehr geringen Altersspuren am Falz. Kaum fleckig, sonst ausgezeichnet erhaltenes
Exemplar.
€ 450,00
Hob. XV, 18-20 – RISM H 3717, HH 3717; Hoboken S. 702ff. Wiener Erstausgabe (Juli 1795; EA Longman &
Broderip Nov.1794). – Wie in den meisten Kompositionen Joseph Haydns steht auch in den hier angebotenen drei
Klaviersonaten das Tasteninstrument im Mittelpunkt. Die Violine bleibt ihm größtenteils untergeordnet, schließt
sich aber hin und wieder kleineren Dialogen an. Das Violoncello dagegen führt die Basso continuo-Tradition fort
und genießt daher mehr Freiheiten als die Violine. „Trotzdem bilden die Streichinstrumente einen integralen Teil
des Gesamtklangs, so daß der Klavierpart, so substanzreich, spieltechnisch originell (wie das Solo für die linke
Hand im Andante von Nr. 20) und dankbar er auch ist, für sich allein nicht genügt.“ (MGG/2) Diese Serie ist ein
Musterbeispiel für die chaotische Haydn-Tradition der frühen Verleger: Diese Trios kursieren unter den OpusZahlen 36, 70, 71, 78, 83, 84, 86, 88 und 91!
25. HAYDN, J. Trois Quatuors [B, D, Es] pour Deux Violons, Alto et Violoncello [...] Dediés a Mons.r Le Comte
Antoine d’Appony [Oeuvre [hs., 73]. Wien, Artaria, Pl.-Nr. 601 [1795]. Stimmen in Stich, folio, Vl.1 (19 S.), Vl.2
(19 S.), Va. (15 S.), Vc. (13 S.). Deutliche Benutzungsspuren in Vl.1 (Bleistift, Rotstift, Bögen, Strichangaben);
sonst wenig Gebrauchsspuren. Abb. s. folgende Seite.
€ 600,00
Hob. III, 69–71. RISM H 3546 bzw. 3547. – Wiener Erstausgabe der ersten Hälfte (Nr. 1-3) der sechs »ApponyQuartette«. Das Heft ist am 21. Oktober 1795 in der Wiener Zeitung angezeigt worden (nur sieben Tage nach einer
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Annonce der Londoner Corri & Dussek-Ausgabe), wären das zweite Heft (Nr. 4-6) erst sieben Monate später in
London und Wien erscheinen wird (Anzeige 30. 4. 1796). Beide Drucke gehen lt. Hoboken auf authentische
Manuskriptvorlagen zurück; philologisch gesehen gibt es also zwei gleichwertige Erstausgaben.
26. HÜLLMANDEL, Nicolas-Joseph (1756–1823). Trois Sonates Pour le Piano Forte ou le Clavecin. La Troisieme est avec un accompagnement de Violon Obligé. [...] Op. VIII. London, Longman & Broderip, [kurz nach 1783].
Stimmen in Stich, folio: Klav. (Titelbl., 24 S.), Vl. (Titelbl., 3 S.), leicht gebräunt und etwas fleckig.
€ 320,00
RISM H 7794 (nur 1 Exemplar bekannt, Paris). – Hüllmandel lebte lange in Paris und gehörte dort zu den tonangebenden Klavierlehrern. Seine Bedeutung liegt in der Verbindung des deutschen Klavierspiels (seines Lehrers C.
P. E. Bach) mit der französischen Tradition. Seine Werke gehören „zu den besten ihrer Zeit“ (Riemann).
27. HUMMEL, Johann Nepomuk (1778-1837). Sonate pour Piano et Flute ou Violon. Op. 50. Berlin, Schlesinger, Verl.-Nr. 1309, [ca. 1824, lithographischer Umdruck nach 1873]. 5, 17 S. folio. Ungeheftet; äußere Lage im
Falz mit einem Papierstreifen verstärkt, leichte Gebrauchsspuren (der Stempel „Teuerungszuschlag 250%“ bezeugt
die Geschichte dieses Exemplars vor 1922 und der Hyperinflation der folgenden Jahre).
€ 65,00
Kurioses Beispiel extremer Wiederverwertung: einerseits dienten hier Stichplatten von 1824, um als Umdrucke mit
Reichsmarkpreisen im Kaiserreich nochmals Profit abzuwerfen; dieser späte Abzug wurde andererseits noch nach
dem Ersten Weltkrieg ausverkauft.
28. HUMMEL, J. N. Quintett in E flat minor for Pianoforte, Violin, Viola, Violoncello & Contra Basso [...] Op.
87. Edited by W. S. B. Woolhouse. London, Augener, Verl.-Nr. 8555, [ca. 1880]. 51 S. Klavierpartitur und komplette Stimmen, guter HLnbd.
€ 60,00
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29. KALLIWODA, Johann Wenzel (1801-1866). 3 Duos brillans pour deux Violons. Œuvre [hs 1]16. Paris,
Richault, Pl.-Nr. 5319, [zwischen 1858 und 1862]. 15, 15 S. folio, fadengebunden, Vl.2-Stimme im Falz weitgehend
gelöst. Vl.1-Stimme mit durchgängigem Wasserfleck am äußeren Rand ohne Textberührung, leicht fleckig. € 100,00
Französische Erstausgabe der 1842 bei Peters erstmals erschienen Trois Duos progressifs [G, D, C]. Kalliwoda studierte in seiner Geburtsstadt Prag bei Friedrich Dionys Weber (Komposition) und Friedrich Wilhelm Pixis (Violine).
Bereits 1822 wurde er als Nachfolger Conradin Kreutzers Hofkapellmeister in Donaueschingen. Diese Stelle behielt
er zeitlebens und schlug zahlreiche Offerten größerer Musikzentren aus. Die Abgeschiedenheit des kleinstädtischen
Hofes isolierte von den neuen musikalischen Strömungen. Dagegen konnte er als Hofkapellmeister neben Franz
Liszt auch Clara und Robert Schumann nach Donaueschingen laden. Die Wertschätzung, die Letzterer für Kalliwoda
empfand, drückt sich bis heute in Widmungen (op. 4) und dem Zitat eines Menuetts in Schumanns vierter Symphonie
aus. Nach der Deutschen Revolution von 1848 und dem Theaterbrand 1850 übersiedelte Kalliwoda zu seiner Familie
nach Karlsruhe, konnte in der Folgezeit den Konzertbetrieb aber nicht mehr zu altem Glanz führen.
30. LACHNER, Franz (1803-1890). Quatuor pour Deux Violons, Alto et Violoncelle. Op. 77. Mainz, Schott, Pl.Nr. 7291. [1843/44]. Stimmen in Stich, folio. Seltene Erstausgabe.
€ 90,00
31. MAURER, Louis (1789-1878). Nocturne pour Quatre
Violoncelles... Op. 90. Leipzig, F. Hofmeister, Pl.-Nr. 5597 [ca.
1861]. 3, 3, 2, 2 S. Stimmen in Stich, folio.
€ 250,00
Eines der im 19. Jahrhundert noch sehr seltenen CelloQuartette. – Louis Maurer, 1789 zu Potsdam geboren, bedeutender Geiger, war Konzertmeister in Berlin, Hannover und
Dresden. Ab 1833 war er Dirigent und Generalinspekteur der
Kaiserlich Russischen Orchester.
32. MEHUL, Étienne-Nicolas (1763-1817). Une Folie, Opéra
comique […] arrangé en quatuor pour deux Violons, Alto et
Violoncelle. Acte I. Wien, Kunst- und Industrie-Comptoir, Pl.Nr. 269 [1803]. 9, 8, 7, 7 S. folio. Fadengeheftet. Etwas stockfleckig, Titelblatt am linken Rand fachgerecht ausgebessert
(ohne Textverlust).
€ 240,00
RISM M 2074. – Sehr selten, nur ein Exemplar. Dieses
Singspiel basiert auf einem Libretto von Jean-Nicolas Bouilly,
dem Vorlagenautor von Beethovens Fidelio, und wurde 1802 in
Paris uraufgeführt. Die ungeheure Beliebtheit dieses Werks und Popularität des Komponisten zeigt sich in der
rasend schnellen Verbreitung – hier in einer Anpassung für den hausmusikalischen Gebrauch mit Streichquartett.
Zu Lebzeiten Méhuls wurde Une Folie über 200 Mal an der Opéra Comique gegeben und war auch auf europäischen Bühnen sehr beliebt: bereits 1803 kam sie nach Wien, Berlin und Madrid in unabhängigen Übersetzungen
und überquerte im Folgejahr sogar den Atlantik (New York, u. a.) in einer Bearbeitung von Michael Kelly. 1807 in
St. Petersburg und 1838 in Kapstadt. Ein heute weitgehend vergessener Welterfolg!
33. MOZART, Wolfgang Amadeus (1756-1791). [KV 296, 310, 575] Three Duets for two Violins. Book 2.
London, G. Walker, [ca. 1820-29]. 13, 10 S. folio. Fadengebunden. Leicht stock- und fingerfleckig, sonst gut erhalten.
€ 145,00
Die hier angebotenen Duette sind Bearbeitungen zunächst der Sonate für Klavier und Violine in C-Dur (1778, KV
296). Das zweite Duett ist ein Arrangement der Klaviersonate Nr. 8 in a-Moll (1778, KV 310 [300d]), die zur Zeit
des Todes von Mozarts Mutter in Paris entstand und eine der dunkelsten Klaviersonaten Mozarts ist. Das letzte
Stück ist eine Bearbeitung des deutlich später entstandenen ersten Preußischen Streichquartetts in D-Dur (1789).
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34. MOZART, W. A. [KV 387, 421, 458] Partition de l’Oeuvre 10, savoir des six principaux Quatuors [...] Cahier
[hs., verblasst] II. contenant trois Quatuors. Wien: Traeg, Pl.-Nr. 224 [1803]. 85 S. in Stich, querfolio.
Zeitgenössischer marmorierter HLnbd. mit Titeletikett. Erste Bll. mit verblassten Feuchtigkeitsspuren. Gutes
Druckbild.
€ 480,00
Köchel/7, S. 431; RISM M 6114. Hirsch IV, Nr. 58. – Partitur-Erstausgabe der »Haydn-Quartette«. Entgegen der
Nummerierung auf der Titelseite handelt es sich um die ersten drei Quartette; die übrigen drei sind bei Traeg mit
der Pl.-Nr. 225 erschienen.
35. MOZART, W. A. [KV 478] Quatuor pour Le Clavecin, ou Forte Piano Violon, et Tallie et Basse… Wien,
Hoffmeister, Pl.-Nr. 22 [Dez. 1785]. 18 S. Klavierstimme in querfolio, 6 S. Violinstimme in folio, Stich; eine
Cellostimme liegt in der Ausgabe Schott (Pl.-Nr. 71, ca. 1788) bei. Viola- und Cellostimmen der Erstausgabe
zusätzlich in Kopie.
€ 2.900,00
Köchel/7, S. 517f.; Haberkamp S. 240 f. ; RISM M 6306 ; Hirsch IV, 89. – Erstausgabe der zwei beschriebenen
Stimmen. Mozarts g-moll-Klavierquartett gehört zu den bedeutendsten Kammermusikwerken der Klassik; „unter
seinesgleichen ganz einzig“ – so qualifizierte es bereits Abert (II, 191).
36. PFITZNER, Hans (1869-1949). Trio (in F) für Pianoforte, Violine & Violoncell op. 8. Berlin, N. Simrock,
Verl.-Nr. 10999, © 1898. 67, 15, 15 S. folio. Ungeheftet. OUmschlag im Falz gelöst und etwas fransig. € 120,00
Originalausgabe. Pfitzner pflegte zeitlebens die Kammermusik. Das hier angebotene Klaviertrio von 1896 weist
einen romantischen Grundcharakter aus, der sich im jugendlichen Kraftgefühl, der überbordenden Emotionalität
wie in der geheimnisvollen, weiträumig-düsteren Gesangsmelodie des zweiten Satzes offenbart. Ein elegisches
Erinnerungsmotiv strukturiert satzübergreifend das hochdramatische und ungewöhnlich lange Werk. Pfitzner
knüpft mit der Viersätzigkeit an Brahms’ 2. Cellosonate (1886, op. 99) an, die bereits sein op. 1 beeinflusst hatte.
37. STEIBELT, Daniel (1765-1823). Trois Sonates pour Piano-Forte ou Clavecin Dont la premiere est avec
Accompagnement de Violon obligé. Œuvre 4e. London, Longman & Broderip, [vor 1798]. 1 Bl., 47 S. folio; Sonate
1 in Partitur (Violine und Klavier in drei Systemen). In modernem Pappumschlag gefasst. Kleine Tintenfleckchen
am oberen Rand des dekorativen Titelblattes, sonst gut erhalten.
€ 280,00
RISM S 4911 (3 Ex.) – Englische Erstausgabe. Zur Entstehungszeit des angebotenen Werkes um 1790 hatte Steibelt
bereits ein großes Ansehen als Virtuose und Pädagoge errungen. Er zeigt sich in diesem frühen Opus von Haydns
und Mozarts Kammermusik beeindruckt und führt die beiden Instrumente zu echtem Konzertieren, ganz im
Gegensatz zur klischeehaften Darstellung in MGG/2. Seine Studienwerke standen bis zum Beginn des 20.
Jahrhunderts gleichberechtigt neben Clementis Werken.
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III. BRIEFE
Nr. 38 - Abt
Nr. 39 - Bruch
Nr. 40 - David
38. ABT, Franz (1819–1885). Eigenh. Brief m. U., Breslau, 22. September 1865, an Constantin Sander (Besitzer
des Leuckart-Musikverlages). Briefpapier des Hôtel du Nord, 1 S., 8vo (21,5×14,5cm, Doppelblatt). Brieffaltung;
Tinte unbedeutend durchscheinend.
€ 90,00
Abt hofft, ab drei Uhr nachmittags frei zu sein um Sander dann besuchen zu können. – Beiliegend ein weiteres
Brieffragment (1 Bl., 5×12cm, Inhalt nicht erschließbar) mit der Unterschrift Abts.
39. BRUCH, Max (1838-1920). Eigenh. Brief m. U., Bonn, 24. 8. 1881, an Frau R. Goldschmidt in Bonn, 1 S.
gr.-8vo, mit eigenh. adressiertem Umschlag.
€ 190,00
„Ihre liebenswürdige Einladung nehmen wir, meine Frau und ich, sehr gerne an; nur müssen Sie uns freundlichst
gestatten, uns bald nach Tisch zu beurlauben, da wir vor der Abreise nach England noch unendlich viel zu erledigen haben....“ Bruch war 1878-1883 Direktor der Philharmonic Society in Liverpool und befand sich bei
Gelegenheit dieses Briefes mitten im Aufbruch zu seiner vierten englischen Saison.
40. DAVID, Félicien (1810–1876). Eigenh. Brief m. U. (französisch), o. O., undatiert, an die Dichterin Adèle
Genton. 1 S., gr-8vo (19,5×13,5cm, Doppelblatt). Brieffaltung, Tinte gering durchscheinend.
€ 100,00
Mitteilung des Komponisten an die Dichterin, ihre Verse nicht in Musik setzen zu können. Er befasse sich nicht
mehr mit diesem Genre und sei außerdem mit Arbeit für einige Jahre ausgelastet.
41. DVORAK, Antonin (1841-1904). Eigenh. Brief m. U., New York, 24. 7. 1894, an eine Dame („after a lesson
with your husband“), 1 S. 8vo (20 x 12,5 cm), rückseitig mit Heftspur, sonst sehr gut erhalten. Abb. s. folgende
Seite.
€ 1.600,00
Charmantes, kürzeres Schreiben in Dvoraks etwas phantastischem, aber keineswegs korrekten Englisch: "Itis a
great pleasure for me to com [sic] play with your request [....]" Offenbar fand der Komponist trotz seiner aufreibenden Verpflichtungen als Direktor und Kompositionsprofessor am New Yorker Konservatorium die Zeit, priva-
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ten Unterricht zu geben und im Freundeskreis als Pianist aufzutreten. In sofern ist es wahrscheinlich, dass es sich
bei der Briefempfängerin um Jeannette Thurber handelt, Präsidentin des Konservatoriums (das hauptsächlich dank
der Millionen ihres Ehemanns ins Leben gerufen werden konnte). - Trotz etlicher Probleme ist Dvoraks "amerikanische" Periode von großer schöpferischer Bedeutung, gab sie doch seinem Melos eine neue Richtung, die einen
großen Reiz innerhalb des Spätwerks ausmacht.
42. GOLDMARK, Carl (1830-1915). Eigenh.
Postkarte (Correspondenz-Karte) m. U., Wien, 20.
Januar 1878 (nicht ganz zuverlässig lesbarer
Poststempel), an Herrn Kasch, Sekretär am Deutschen
Theater in Prag. 8,5×14cm. Briefmarkenaufdruck.
Etwas gebräunt, eine Faltung.
€ 140,00
Treffe Sonntag abends 10 Uhr in Prag ein, teilt
Goldmark kurz mit und kündigt damit sein Kommen
zur dortigen Premiere seiner berühmtesten Oper, "Die
Königin von Saba" (24. Januar 1878), an.
43. HANSLICK, Eduard (1825-1904). Eigenh. Brief m. U., Wien, 23. Oktober [1868], an einen nicht genannten
Adressaten (Geehrten Herrn Doctor). 1 S., 8vo (21,5×14cm, 1 Bl.). Brieffaltung. Abb. s. folgende Seite. € 150,00
Hanslick, der bei der Planung des Wiener Schiller-Denkmals mitwirkte, erklärt, dass er zur morgigen Schiller
Comité-Sitzung nicht kommen könne, da er den ganzen Nachmittag u. Abend des 24. Oktober durch Vorlesung,
Professorensitzung u. die 1.te Aufführung der Oper "Mignon" vollständig besetzt sei. Das genannte Werk ist tatsächlich am 24. Oktober 1868 in Wien erstmals gegeben worden.
44. HILLER, Ferdinand (1811-1885). Eigenh. Brief m. U., Köln, 9. August 1874, an August Wilhelm Ambros
(1816-1876), 4 S., 8vo (18×11cm, 1 Doppelblatt). Brieffaltung. Abb. s. folgende Seite.
€ 250,00
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Nr. 43 - Hanslick
Nr. 44 - Hiller
Nr. 45 - Humperdinck
Adressat auf S. 1, links unten, genannt: An Dr. Ambros (Mendel-Reissmann: ... einer der kenntnisreichsten und
gelehrtesten Tonkünstler und Musikforscher der Gegenwart ...; er war Doktor der Jurisprudenz). - Wahrscheinlich
ging der Brief nach Wien, wo Ambros seit 1872 im Justizministerium und am Konservatorium tätig war. Offenbar
hatte er sich (immerhin 63jährig!) um eine Stelle in Köln bemüht, über die Hiller mitteilt, sie sei besezt, und zwar
mit S. Blumner, einem jungen, äußerst talentvollen Pianisten [wahrscheinlich Sigmund Blumner; vgl. MendelReissmann]. Hiller betont, er habe immer gesucht, junge Leute hieher zu ziehen, die dann auch alle von hier aus
ihren Weg gemacht haben. Außerdem dürften reife Künstler größere Ansprüche stellen, als wir hier erfüllen können. Schließlich fragt er noch nach der Fortsetzung von Ambros' "Musikgeschichte", deren vierter Band (das 17.
Jahrhundert betreffend) vor einigen Jahren erschienen war; es wäre doch jammervoll, wenn das so großartig angelegte Werk ein Torso bliebe.
45. HUMPERDINCK, Engelbert (1862-1921). Eigenhändige Postkarte m. U., München, 26. Dezember 1904, an
Herrn Walter Lampe, Tonsetzer, München. 14×9cm. Schöner Brief
€ 180,00
W. Lampe (1872-1964) hatte in Berlin bei Herzogenberg und Humperdinck studiert. - Humperdinck erkundigt sich,
ob er sich für Lampes Serenade für 15 Blasinstrumente op. 7 in den Münchener Konzerten bei Felix Mottl einsetzen solle, fügt aber noch hinzu: Ein Werk, das sich so prachtvoll eingeführt hat, braucht allerdings keine
Empfehlung.
46. KIENZL, Wilhelm (1857-1941). Eigenh.
Brief m. U., Wien, 31. Oktober 1922, an einen nicht
genannten Adressaten (Hochgeschätzter Herr
Kollege), offensichtlich ebenfalls in Wien. 4 S., 8vo
(16×10cm, Doppelblatt). Letzte S. stark fleckig,
jedoch alles gut lesbar.
€ 120,00
Dokument von verständlichen Empfindlichkeiten
des Komponisten. - Gratulation zum 50.
Geburtstag eines Kollegen, dessen Identität bisher
nicht feststellbar war; jedenfalls muss dieser eine
wichtige Persönlichkeit im Wiener Musikleben der
Zeit gewesen sein, weil Kienzl Gratulanten der
Stadt erwähnt und weil der Wiener MännergesangVerein u. Schubertbund u. Andere Ihnen heute
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einen Festkommers veranstalten. Da ich aber von beiden Korporationen dazu nicht eingeladen worden bin, obwohl
ich beider Ehrenmitglied bin, so bringe ich es nicht über's Herz, mich zum Feste einzufinden, so gerne ich es auch
Ihrethalben getan hätte.
Nr. 47 - Lalo
Nr. 49 - Puccini
47. LALO, Edouard (1823-1892). Eigenh. Brief m. U., o. O., 27. Mai [Jahreszahl fehlt, wahrscheinlich 1880er
Jahre], an einen Freund (Mon cher ami). 2 S., 8vo (18×11cm). Brieffaltung; Lochung (der Betrag für das geforderte Auftrittshonorar ist angeschnitten; er dürfte sich aber auf 2000 fr. belaufen).
€ 150,00
Der Brief steht offenbar in Zusammenhang mit einem geplanten Konzert des berühmten Geigers Pablo de Sarasate
(1844-1908), für das sich der Virtuose an das Büro von Malesherbes (Konzertveranstalter?) gewandt und 2000 fr.
gefordert hatte. Lalo kann die Summe nicht bezahlen und reicht nun seine geplante Antwort mit dem vorliegenden
Brief an den Freund weiter.
48. LECOCQ, Alexandre Charles (1832-1918). Eigenh. Brief (französisch) m. U., (Paris), 17. Oktober 1894, an
einen nicht genannten Adressaten (Cher Monsieur). 1 S., 8vo (18×11,5cm, 1 Bl.) Gebräunt; Brieffaltung. € 80,00
Soeben nach Paris zurückgekehrt, teilt Lecocq mit, dass er den Besuch des Adressaten erwarte; er schreibt auch,
wann dieser ihn am Besten erreichen könne.
Über Doria Manfredi, die sich wegen Puccini umbrachte
49. PUCCINI, Giacomo (1858-1924). Postkarte: Genua, 13. Februar 1904 (Poststempel). 1 S., quer-12mo
(9×14cm). Unbedeutend gebräunt, kaum Spuren des Postlaufs.
€ 780,00
An Puccinis Anwalt und Gutsverwalter A. Bettolacci, der zum engen Freundeskreis des Komponisten gehörte. Er
war aufgrund seiner beruflichen Stellung privat wie auch geschäftlich mit dessen gesamter Lebensführung vertraut.
Gleich zu Anfang der Karte taucht der Name der vielleicht tragischsten Figur in Puccinis wirklichem Leben auf,
die von keiner seiner unglücklichen Bühnengestalten überboten wird: Doria Manfredi (1885-1909) war schon seit
1903 als Dienstmädchen im Haushalt Puccinis in Torre del Lago tätig, doch unter den vielen jüngeren Frauen um
Puccini, gehörte sie zu den ganz wenigen, mit denen der Maestro nach heutigem Kenntnisstand keine Affäre hatte.
Gleichwohl unterstellte Puccinis langjährige Lebensgefährtin und spätere Frau, Elvira, die aufgrund der großen erotischen Bedürfnisse des Maestro genug Gründe zur Eifersucht hatte, den beiden eine intime Beziehung und trieb
das offenbar sehr sensible Mädchen schließlich am 28. Januar 1909 in den Selbstmord. Es kam danach zu einem
für Elvira äußerst schwerwiegenden Prozess, bei dem nicht nur die Jungfräulichkeit Dorias amtlich bestätigt, sondern die Beklagte zu einer großen Geldstrafe verurteilt wurde. Das hielt Puccini nicht davon ab, sich 1915 mit der
vier Jahre jüngeren Cousine Dorias, Giulia Manfredi, zu "trösten". - In dem hier vorliegenden Schreiben drückt
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Puccini den Wunsch aus, mit Bettolacci über einen Brief Doria Manfredis zu sprechen ("sabato cioè lundi"), falls
man sich nicht schon früher sehe, wofür es einen guten Grund gab: "Oder willst Du vielleicht nächsten Samstag zur
Premiere kommen?" Dabei sprach der Komponist die Uraufführung einer seiner populärsten Opern an, nämlich
Madama Butterfly, die am 17. Februar d. J. in der Mailänder Scala stattfand.
Nr. 50 - Rossini
Nr. 51 - Schillings
Glaubensbekenntnis des Lebemannes
50. ROSSINI, Gioacchino (1792-1868). Eigenh. Stammbuchblatt m. U., Passy de Paris, 10. Juli 1864, an einen
unbekannten Empfänger. 1 S., 8vo (1 Bl., 22×14,5cm). 1 Faltung und ganz geringe Knitterspuren, insgesamt aber
hübsches Stück, das auf einem Blatt festerer Papierqualität aufgezogen ist.
€ 950,00
Nach phasenweisen Aufenthalten in Paris ließ sich Rossini 1857 endgültig in der französischen Hauptstadt nieder
und erwarb 1859 in dem ländlichen Vorort Passy ein Gut, wo er vorwiegend die Sommermonate verbrachte und gleichsam Hof haltend - viele Besucher empfing. Bei einer solchen Gelegenheit muss das vorliegende
Stammbuchblatt entstanden sein, in dem Rossini sein Credo auf die denkbar lapidarste Form bringt: "Cher ami.
Desir est loi" ["Lieber Freund. Das Begehren ist Gesetz"; es folgen Unterschrift und Datierung]. Eine
Internetrecherche, ob es sich dabei um ein Zitat oder zumindest um ein geflügeltes Wort handelt, legt die Vermutung
nahe, dass es sich hierbei um Rossinis eigene Sprach-Erfindung handelt: Jene Devise darf als seine innerste
Lebensphilosophie interpretiert werden; sie orientiert sich allenfalls dem Sinne nach an Goethes Leitsatz, "Erlaubt
ist, was gefällt" (Torquato Tasso). - Auf der Rückseite des Trägerpapiers wurde ein Brieffragment mit der
Unterschrift "Wilma Hallé" geklebt, das allerdings von Rossinis Eintrag unabhängig ist.
51. SCHILLINGS, Max (1868-1933). Eigenh. "Kartenbrief" m. U., Gürzenich, 21. Oktober 1906, an das KonzertBureau Emil Gutmann in München. 1 S., 8vo (16,5×12,5cm, 1 Bl. mit Briefmarkenaufdruck). Umlaufende
Zähnung.
€ 80,00
Schillings versichert sein Kommen zu einem Konzert in München. Wegen des herrschend milden Wetters werde er
seine Nachkur noch etwas verlängern und deshalb erst kurz vorher in der Stadt eintreffen. Ich werd[e] auch nicht
verfehlen nach Kräften dafür Propaganda zu machen, denn das Programm wie die Tendenz des Abends sind mir
gleich sympathisch.
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52. SINDING, Christian (1856-1941). Eigenh. Brief m. U., Christiania, 30. 11. 1904, 1 S. 4to, mit geringen
Heftspuren.
€ 180,00
Der norwegische Komponist Sinding bedauert, die Partitur zu Gazouillement de Printemps nicht einsenden zu können, da die Rechte dazu beim Verlag C. F. Peters in Leipzig lägen, wohin sich der Briefempfänger wenden möge.
53. STOLZ, Robert (1880-1975). Maschinenschriftl. Brief m. eigenh. U., Wien, 27. 8. 1963, an einen Freund, 1
S. gr.-8vo.
€ 85,00
Stolz (1880-1975) bedankt sich für gute Wünsche u. erwidert sie, für "Gesundheit, Tzfriedenheit (sic!!), Erfolg und
Gottes Segen".
54. STOCKHAUSEN, Karlheinz (1928-2007). Eigenh. Brief m. U., o. O., 13. Mai 1958, an Dr. Schweighofer, 1
S. (mit grüner Tinte beschrieben), quer-fol. (21×29,5cm), zweimal gefaltetes Blatt (halbtransparentes
Durchschlagpapier); Tinte etwas durchschlagend.
€ 180,00
Der vorliegende Brief diente dazu, dem Adressaten im Rahmen seiner Forschungen zu dienen, die sich mit dem
Zusammenhang zwischen Werk und Handschrift bei Komponisten beschäftigt: Ihren Brief vom 30. 4. 1958 konnte
ich nicht früher beantworten, da ich längere Zeit verreist war. […] Hoffentlich genügen diese wenigen Zeilen als
Handschriftprobe für Ihre wissenschaftlichen Bemühungen. […]
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