Folgt nun eine zweite Welle für die Banken?
Transcrição
Folgt nun eine zweite Welle für die Banken?
Bank of America (A/A2), I&CV: BBB+ Credit Monthly: 28. Oktober 2010 Durch die Akquisitionen von Merrill Lynch und insbesondere Countrywide erhielt die Bank of America (BAC) ein qualitativ äusserst schlechtes Kreditportfolio, welches sich nun rächt. Insgesamt rechnet man mit Home Equity Krediten in der Höhe von USD 50 Mia., bei welchen der Loan&to&Value (LTV) >100% beträgt. Wir rechnen damit, dass die BAC unter den grossen US Banken am Meisten exponiert ist und dementsprechend die grössten Verluste erleiden wird. Wir bestätigen unsere Underweight Empfehlung vom Mai 2010 (I&CV Bankenstudie). Amerikanischer Immobilienmarkt: Folgt nun eine zweite Welle für die Banken? Citigroup (A/A3), I&CV: A& Die Citigroup ist die Einzige unter den vier US Grossbanken (JPM, BAC, Wells Fargo), welche in der Krise keinen Immobilienspezialisten übernommen hat. Dementsprechend sind die Home Equity Kredite in der Höhe von USD 20 Mia. (mit LTV >100%) deutlich tiefer als bei der Vergleichsgruppe. Wir bestätigen unser Overweight aufgrund der nach wie vor attraktiven Spreads. JP Morgan (A+/Aa3), I&CV: AA& Durch die Akquisitionen von Bear Stearns und Washington Mutual hat JP Morgan ein ebenfalls substantielles Home Equity Kreditportfolio von USD 45 Mia. und steht somit nicht viel besser da als die BAC, weist jedoch eine deutlich bessere Ertrags& sowie Eigenkapital&Struktur auf. Wir gehen davon aus, dass JP Morgan die Verluste verkraften kann, zumal im Q3 bereits Rückstellungen von USD 2 Mia. gebildet wurden. Aufgrund des Spread& Tightenings reduzieren wir jedoch unsere Relative Value Empfehlung von Overweight auf neu Marketweight. Betrachtet man die die jüngste Entwicklung der Assetqualität der Kreditportfolios der Grossbanken, so konnte man durchs Band hinweg feststellen, dass die Reserven aufgrund eines tieferen Abschreibungsbedarfs reduziert werden konnten. Für Schlagzeilen sorgte jedoch ein anderes Thema: Die Banken sind mit hohen Klagen aus verbrieften Wertschriften&Produkten konfrontiert. Diese Klagen kommen von verschiedenen Investoren (z.B. Pimco), wie auch den GSE’s (Fannie Mae & Freddie Mac) sowie den Monolinern. Zwangsversteigerungen In den Jahren zwischen 2000 und 2007 betrug die Zwangsversteigerungsrate (US foreclosure rate) zwischen 1.0% und 1.5%. Betrachtet man die jüngste Entwicklung und Ereignisse, so überrascht es nicht, dass diese Rate in den letzten Quartalen massiv auf ca. 4.5% angestiegen ist. Darunter leidet nach wie vor der Immobilienmarkt respektive die Immobilienpreise, welche bei anhaltend sinkender Tendenz weitere Foreclosures auslösen werden und die Eigenkapitalbasis der Immobilienbesitzer weiter schmälert resp. „wegfrisst“. Diesem Trend wurde nun kurzfristig abrupt ein Ende gesetzt. Musste früher in lediglich 23 Staaten eine Zwangsversteigerung über das Gericht abgewickelt werden, so ist dies nun in allen US Staaten der Fall. Dies führt dazu, dass die Banken vollständige und korrekt abgewickelte Kreditdossiers einreichen müssen. Ob diese vorhanden sind geschweige denn ordentlich die Kreditprüfung bestanden haben, wird sich zeigen. Die JP Morgan prüft zurzeit ca. 115‘000 Dossiers, die Bank of America ca. 102‘000. Für die Citigroup liegen uns keine Angaben vor. Putback Losses für US Banken In den Jahren 2005&2007 wurden insgesamt (gemäss Schätzungen von JP Morgan) USD 6’000 Mia. an verbrieften Immobilien&Wertpapieren emittiert. Gut die Hälfte davon landete auf den Büchern der nun verstaatlichten Immobilienfinanzierern Fannie Mae und Freddie Mac. Durch die seit 2007 gesunkenen Immobilienpreise (ca. &25%) wie auch die Zwangsversteigerungen erleiden diese Wertpapiere weitere Verluste, gegen welche sich nun die Anleger wehren indem sie diese Wertpapiere den Banken zurückgeben wollen, damit diese die Verluste selber tragen müssen. Wie geht es weiter für die Banken? Die Verlustschätzungen für die Bankindustrie reichen von USD 55 Mia. bis USD 120 Mia. Diese sind jedoch allesamt von vielen Faktoren geprägt, welche zum heutigen Zeitpunkt nicht exakt bestimmt werden können: Wie hoch werden die Rückforderungen gegenüber den Banken sein und wieviele dieser Forderungen werden akzeptiert? Wie weit wird sich der Staat mittels Auflagen & Gesetzesänderungen einschalten, um einen weiteren starken Immobilien&Preiszerfall zu verhindern? Wie lückenhaft sind die Kreditdossiers der Banken und wie hoch werden die Strafen ausfallen (die Rede ist bis zu USD 25‘000.& pro Fall)? Unabhängig wie hoch die Verluste sein werden, geht der Markt zurzeit davon aus, dass diese über die nächsten Jahre für die Banken verkraftbar sind. Doch schon bei den US Subprime Papieren schätzte der Markt das Risiko zu tief ein, weshalb wir eine zweite Welle nicht ausschliessen. Für uns steht fest, dass die Immobilienkrise, entgegen dem aktuellen Trend von tieferen Kreditverlusten, ihr Ende noch nicht gefunden hat. Man geht davon aus, dass ca. 20% der Immobilienbesitzer mit Hypotheken unter Wasser stehen, sprich, die Belehnung ist höher als der Immobilienwert. Weitere ca. 30% haben nur noch Eigenkapital von 0%&10% und stehen somit kurz vor der Zwangsversteigerung, sollten sich die Immobilienpreise nicht stabilisieren. Disclaimer: Dieses Dokument dient nur zu Informationszwecken und ist keine Aufforderung zur Tätigung von Transaktionen oder zum Abschluss irgendeines Rechtsgeschäftes. Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen stammen oder beruhen auf Quellen, die Independent Credit View AG (nachfolgend I&CV) als verlässlich erachtet. I&CV übernimmt jedoch keine Gewährleistung für die Richtigkeit, Aktualität oder Vollständigkeit der Informationen. I&CV lehnt jegliche Haftung für Verluste aus der Verwendung dieses Dokuments und den möglichen rechtlichen, regulatorischen, steuerlichen und buchhalterischen Konsequenzen ab. Insbesondere haftet I&CV nicht für den Erfolg der von ihr abgegebenen Empfehlungen. Das vollständige oder teilweise Reproduzieren oder Veröffentlichen dieses Dokuments ist nur mit vorheriger schriftlicher Zustimmung der I&CV und vollständiger Quellenangabe gestattet. Als Gerichtsstand gilt der Firmensitz des Unternehmens in Zürich (Schweiz). 28. Oktober 2010 © Independent Credit View AG, Flössergasse 10, 8001 Zürich, +41 43 817 68 45, info@i'cv.ch, www.i'cv.ch