Rehragout Boarischer

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Rehragout Boarischer
Der Rehragout-Boarische
Ihren Ursprung hat die bairische Volksmusik in der bäuerlich-dörflichen Musizierpraxis des 19.
und 20. Jahrhunderts und ist für uns heute ein Spiegel der Lebensweise der damaligen ländlichen
Bevölkerung, ein Spiegel, der uns viel über Tradition, Geschichten, Sitten und Gebräuche der
dörflichen Gemeinschaft erzählt. Mit dem Erwachen eines „nationalen Bewusstseins der Völker“
nach Napoleon, wurde in Bayern wie in vielen anderen Ländern auch, diese Volksmusik von
Volkskundlern aufgezeichnet. Vielfach stehen diese alten Stücke auch heute noch in
ungebrochener Tradition, auch wenn sie von Volksmusikgruppen neu interpretiert oder im
„alten Stil“ neu geschaffen werden.
Zur Geschichte des Boarischen:
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entwickelte sich im südlichen Deutschland aus dem
„Hopser“, einem alten deutschen Volkstanz, der behäbige „Schottisch“, der als der „Bauerntanz“
schlechthin galt und der seinen Namen vom „schottischen Wechselschritt“ erhielt, der sich von
England aus im 18. Jahrhundert über ganz Europa verbreiten konnte. Nach 1840 geriet der
Schottisch langsam in Vergessenheit und wurde von der Polka verdrängt. Der Grundschritt und
das behäbige Tempo des Schottisch wurden in Bayern aber unverändert auch bei diesem neuen
Tanz, der sog. „Bairischen Polka“, beibehalten. Der Volksmund bezeichnete diese Form der
Polka kurz als „der Boarische“, der auch heute noch gerne und viel im südlichen Oberbayern,
aber auch in Tirol und im Salzburger Land getanzt wird.
Tanzform:
Zum Tanz stehen Tänzerin und Tänzer ohne Fassung in offener Aufstellung.
In Takt 1 und Takt 2 wenden sich Tänzer und Tänzerin leicht voneinander ab und bewegen sich,
leicht hopsend, mit einem Wechselschritt ( kurz-kurz-lang) – Außenfüße beginnen – schräg
vorwärts auseinander und wieder zusammen. In Takt 3 und 4 fassen sich die Tänzer und drehen
sich im Uhrzeigersinn mit vier Dreherschritten zweimal um die eigene Achse. Dann beginnt das
Tanzmuster wieder von vorne.
Realisierung:
Der Rehragout-Boarische wurde von der „Biermösl-Blosn“, der bekannten Volksmusikgruppe
der Gebrüder Well veröffentlicht. Wir besetzen die Instrumentalgruppe mit 2 Geigen, 2 Flöten,
2 Klarinetten, 2 Trompeten, einem Cello und einem Akkordeon.
Formal ist der Boarische zweisätzig angelegt.
Der erste Satz enthält den Vordersatz (im Notentext mit A gekennzeichnet) in D-Dur, den
Nachsatz B in der Dominante A-Dur. Entsprechend der Tanzstruktur zeigen die Teilsätze zwei
je achttaktige Phrasen. Jeder Teilsatz wird wiederholt. Nach der Wiederholung des Nachsatzes
kommt der Vordersatz bis zur Coda erneut.
Der 2. Satz C verweilt in Vorder- und Nachsatz in der Subdominante G-Dur und verwendet
harmonisch lediglich die Tonika (I. Stufe) und Dominante (V. Stufe) dieser Tonart. Der
Gesangstext, der diesem Satz unterlegt wurde, entspricht der heiteren Ausgelassenheit und der
Unbeschwertheit des jungen Volkes beim dörflichen Tanz. Am Ende dieses 2. Satzes fordert das
„D.S. al Fine“ auf, den Rehragout-Boarischen von Beginn bis zum Fine nochmals zu musizieren.