Erfahrungsbericht California Polytechnic State University San Luis

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Erfahrungsbericht California Polytechnic State University San Luis
Erfahrungsbericht
California Polytechnic State University
San Luis Obispo
September 2012 bis März 2013
Allgemein
Die California Polytechnic State University liegt im Herzen Kaliforniens und ist der ideale
Ausgangspunkt für ein großartiges Auslandssemester in den USA. Calpoly ist eine der besten
staatlichen Universitäten in Kalifornien und besonders begehrt bei allen
Ingenieursstudiengängen. Mit ca. 20.000 Studierenden von ungefähr 50.000 Einwohnern in
San Luis Obispo, bestimmen die Studenten wesentlich das Erscheinungsbild der Stadt.
Auswahlverfahren
Um an der California Polytechnic State University studieren zu können, muss man sich beim
International Office der Hochschule München bewerben. Dies ist frühst möglich zu planen!
Für genaue Zeiten und benötigte Unterlagen auf der Homepage der Hochschule München
nachschauen. Bei meiner Bewerbung war ein Motivationsschreiben, eine aktuelle
Notenbescheinigung, eine Bestätigung über ausreichend finanzielle Mittel, und noch einige
weitere Unterlagen nötig. Beim persönlichen Auswahlgespräch, bei dem ca. 3 Professoren aus
den verschiedenen Fakultäten und die jeweils zuständige Person vom International Office
anwesend waren, wurden dann vor allem Fragen zu Punkten aus dem Motivationsschreiben
gestellt. Deshalb sollte man sich im Voraus genügend Gedanken darüber machen, warum
man unbedingt nach USA, Kalifornien und an die Calpoly möchte.
Vorbereitung
Sobald man die Zusage vom International Office hat, kann es an die Vorbereitungen gehen.
Vor allem um eine Unterkunft sollte man sich möglichst schnell kümmern, da in San Luis
Obispo fast noch schlimmere Verhältnisse bezüglich Wohnungsmarkt herrschen, als in
München.
Folgende Punkte sind mir eingefallen, die unbedingt im Voraus geklärt werden sollten:
•
Kurse
Die Kurse für das kommende Fall Quarter werden ca. im Mai gewählt. Für die FK09 gibt es
auf der Homepage der Fakultät eine Liste mit Fächern, die sicher angerechnet werden. Alle
Fächer, die nicht auf dieser Liste stehen, sollten unbedingt im Voraus mit dem jeweiligen
Fachverantwortlichen dieses Moduls abgeklärt werden. Auch wenn man schon bei der
Bewerbung versucht sich Gedanken zu machen, welche Fächer man gerne machen würde,
kann es einem trotzdem einen Strich durch die Rechnung machen, wenn es zur richtigen
Kursanmeldung im Mai geht. Es werden nämlich nicht immer alle Kurse in jedem Quarter
angeboten!
Kurse werden online gebucht. Zunächst muss man sich unter my.calpoly.edu mit seinem
Usernamen anmelden und kann dann unter dem Student Center Kurse hinzufügen. Für fast
jeden Kurs, außer für General Education Classes, werden Prerequisites vorausgesetzt. Da wir
Austauschstudenten nicht über diese Verfügen, einfach den Zuständigen der Fakultät
anschreiben. Von Calpoly wird auch davor noch eine Email versendet, die genaue Angaben
dazu bereithält. Amerikanische Credits zählen mehr wie unsere ECTS, Umrechnungsfaktor ist
hier 1,33 (z. B. 3 ECTS entsprechen 4 amerikanischen Credits).
•
Wohnen
Zum Thema Wohnen sollte man sich möglichst schnell, nach Zusage, Gedanken machen. Im
letzten Semester ließen die Zusagen relativ lange auf sich warten und als man sich dann erst
für ein Housing beworben konnte, war es oftmals auch schon zu spät.
Begehrte Plätze für ausländische Studenten sind vor allem Valencia Apartments und Mustang
Village. Hier wohnt man in einem eigenen Zimmer in einer 3er bis 4er WG mit Küche und
meist zwei Badezimmern. Nachteil hier ist, dass beide Appartement-Komplexe nur noch YearLeases abschließen, was bedeutet, dass wenn man zum Fall-Quarter kommt, auch für ein
ganzes Jahr mieten muss und dann einen Nachmieter für das verbleibende Spring-Quarter
(April bis Juni) suchen muss.
Ich selbst habe eine Unterkunft in einer amerikanischen WG gefunden. Das International
Office von Calpoly hat uns eine Liste mit Outgoings von Calpoly, die ihr Zimmer
untervermieten, zur Verfügung gestellt.
Was auch sehr üblich bei den Amerikanern ist, dass ein Zimmer geteilt wird. Dies spart nicht
nur Kosten, sondern hilft ihnen auch Kontakte zu knüpfen, da man meist eine Universität
weiter weg von zu Hause wählt und niemanden kennt. Mich hat das zunächst abgeschreckt,
da ich das von Deutschland überhaupt nicht kenne, aber für mein zweites Quarter habe ich
auch ein Zimmer mit einer anderen Austauschstudentin geteilt und ich muss sagen, es war
eine der besten Erfahrungen, die ich je gemacht habe!
Stenner Glen ist das einzige Wohnheim (außer on-campus living), das anbietet pro Quarter zu
mieten. Dafür sind die Mieten wesentlich teurer und ein 7-day-meal plan ist verpflichtend.
•
Visum
Für das Auslandssemester an der Calpoly wird ein J1-Visum benötigt. Dazu muss man an das
Amerikanische Konsulat in München. Alle nötigen Infos erhält man dazu auf der Homepage
des Konsulats. Das Gespräch selber ist relativ harmlos und es gibt keinen Grund aufgeregt zu
sein. Es gibt zwei Dinge, die sichergestellt werden wollen: 1. man verfügt über genügend
finanzielle Mittel um sich einen Auslandsaufenthalt in den USA leisten zu können und 2. man
kehrt wieder zurück nach Deutschland und kann dies auch belegen (Studium geht weiter,
Familie, Freund, …).
•
Versicherung
Was unbedingt benötigt wird, ist eine Auslandskrankenversicherung. Diese wird auch direkt
von Calpoly angeboten, im Vergleich zu deutschen Auslandskrankeversicherungen ist diese
aber wesentlich teurer. Ich habe eine Auslandskrankenversicherung von der AXA
abgeschlossen, was mich für den Zeitraum von Mitte August bis ca. Ende März ungefähr 250
Euro gekostet hat. Man sollte aber unbedingt im Vorhinein mit Calpoly abklären, dass die
gewählte Versicherung alle Voraussetzungen, die die Universität stellt, abdeckt.
•
Flug
Je früher buchen, desto besser. Mein Flug war ungefähr 700 Euro mit einem Zwischenstopp in
Philadelphia. Unbedingt auf verschiedene Internetseiten bzw. Reisebüros recherchieren.
Auslandssemester
Endlich angekommen, gibt es einiges zu Erledigen und hierzu folgende Tipps:
•
vor Ort zu erledigen:
Ich habe mir schnellstmöglich eine SIM-Karte zugelegt. Hierbei gibt es verschiedene
Möglichkeiten. Zunächst habe ich von AT&T einen monatlichen Prepaidvertrag gewählt.
Hierfür musste ich monatlich 25 Dollar aufladen und hatte dafür 250 Minuten und freie SMS
in den USA und nach Deutschland und weitere Länder. Da ich mir aber nach einiger Zeit ein
Smartphone zulegt habe, wollte ich auch Internet nutzen. Dafür habe ich den T-Mobile
Prepaid Vertrag genutzt, auch hier musste ich monatlich 30 Dollar aufladen und hatte dafür
Internetflatrate, 150 Minuten und freie SMS. Die Rufnummer konnte ich einfach mitnehmen
(von AT&T zu T-Mobile), was wesentlich einfacher war als in Deutschland und ohne jegliche
Komplikationen innerhalb von fünf Minuten erledigt war.
Außerdem habe ich ein amerikanisches Konto eröffnet, da ich es für Checks für meine Miete
gebraucht habe. Auch das war sehr einfach und praktisch, da die „Chase“ Bank sogar eine
Filiale am Campus hat und ich so schnell reagieren konnte. Außerdem habe ich eine Debitcard
erhalten, was auch sehr gut war, da manchmal ausländische Kreditkarten nicht akzeptiert
werden.
In meiner Wohnung waren bereits Bettwäsche und Laken vorhanden, falls man aber noch
andere Dinge braucht, kann man sich ans International Office wenden. Ehemalige
Austauschstudenten hinterlassen immer ihre noch gut erhaltenen Utensilien für die
kommenden Exchange-Studenten.
•
Uni
Das Unileben ist ganz anders als in Deutschland und gerade für uns erst einmal eine ganz
schöne Umstellung. Die Sprache ist zunächst schon eine Herausforderung, aber man kommt
relativ schnell hinein und man hat in den Vorlesungen nie allzu große Probleme den
Professoren zu folgen.
Die Professoren können selbst bestimmen, wie sie die Zusammensetzung der jeweiligen Note
gestalten möchten. Meistens gibt es zwei Midterms, ein Final am Ende, Hausaufgaben, LabReports, Quizzes (Exen), und Term-Projects, die alle in die Endnote einfließen. Das bedeutet
um einiges mehr Arbeitsaufwand als in Deutschland. Ich habe mich erst einmal wie in die
Schulzeit zurückversetzt gefühlt. Dafür ist aber das Niveau nicht ganz so hoch und man kann
mit relativ geringem Lernaufwand trotzdem sehr leicht gute Noten erlangen.
Außerdem ist das halbe Jahr in zwei Quarter eingeteilt, in dem jedes ca. nur elf bis zwölf
Wochen dauert, man muss also gleich ab der ersten Woche voll dabei bleiben. Ein weiterer
Unterschied ist das sehr kollegiale Verhältnis zu den Professoren. Die meisten werden sogar
Gedutzt und es ist sehr gern gesehen, wenn man in der Sprechstunde des jeweiligen
Professors erscheint. Dieser nimmt sich ausreichend Zeit, bis zu drei mal pro Woche.
Allgemein sind die deutschen Austauschstudenten gerne gesehen in Calpoly und ich habe nur
sehr gute Erfahrungen gemacht.
•
Reisen
Ich kann nur empfehlen so viel wie möglich während des Auslandssemesters zu reisen. Da
das Visum einem genehmigt bereits 30 Tage vor Uni Beginn einzureisen, habe ich diese
Möglichkeit genutzt. Außerdem darf man auch 30 Tage am Ende hinhängen, allerdings hat
dann in München schon wieder das neue Semester angefangen. Auch während Fall- und
Winter-Quarter ist eine vierwöchige Pause, die sich Bestens zum Reisen eignet.
Zum Thema Auto fallen mir die folgenden Dinge ein: Während des Semester braucht man in
SLO direkt kein Auto. Wenn man nah an der Uni wohnt, ist alles zu Fuß oder per Rad (gibt’s
übrigens bei Professor Westwood gegen Kaution für die gesamte Zeit zu leihen) machbar. Ein
Auto ist nur für Roadtrips sinnvoll und um aus San Luis Obispo hinaus zukommen. Man sollte
sich aber überlegen, ob das wirklich nötig ist. Ich hatte kein Auto und haben für
Wochenendtrips immer kostengünstig ein Auto direkt in SLO gemietet (Studentenrabatt und
kein extra Unter-25 Aufschlag).
Ansonsten liegt San Luis Obispo ziemlich genau in der Mitte von Los Angeles und San
Francisco und ist der ideale Ausgangspunkt für Road Trips in die umliegenden Nationalparks
(Sequoia, Yosemite, Big Sur) oder für Städtetrips (LA, San Francisco, San Diego, Las Vegas).
•
SLO
Auch San Luis Obispo hat einiges zu bieten. Im großen und ganzen ist es eine überschaubare
Kleinstadt mit vielen Studenten. Zum Party machen laden die vielen Hausparties ein, aber
auch Downtown hat einige nette Bars zu bieten (Empfehlung: Pintnight @ SLO Brew), die
meisten direkt an der Hauptstraße (Higuera) gelegen.
Sportangebote gibt es eine Menge, angefangen von dem brandneuen Recreational Center
(größtes und bestes Fitnesscenter, dass ich je gesehen habe), bis hin zu Freizeitangeboten
von Poly Escapes (Surftrips, Wochenendausflüge in Nationalparks, …) oder einer Wanderung
zu den umliegenden „Bergen“ (z. B. Bishops Peak).
Andere Sehenswürdigkeiten sind die Mission in Downtown, das Madonna Inn, oder das relativ
nah gelegene Hearst Castle (ca. 50 Meilen).
Natürlich ist auch der Strand nicht allzu weit (z. B. Avila Beach 10 Min. per Auto) und bietet
zahlreiche Freizeitaktivitäten.
Man sollte auch unbedingt die Möglichkeit eines International Peer Contacts (amerikanischer
Student) nutzen, der einem bei vielen Fragen, gerade am Anfang hilfreich zur Seite steht.
Außerdem bietet der International Club viele Aktivitäten für die rund 200 Austauschstudenten
an und man kann viele neue Leute kennenlernen.
Fazit
Die sieben Monate, die ich an der Calpoly verbringen durfte, waren bestimmt eine der besten
Zeiten in meinem Leben. Man lernt viel über sich selbst und lernt auch unser Studentenleben
in Deutschland zu schätzen und dass eben doch nicht alles selbstverständlich ist. Vor allem
die Leute, die ich kennengelernt habe, haben dieses halbe Jahr so besonders gemacht und
ich würde es jederzeit wieder machen!