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Deutsch ...crystal clear water ...crystal clear water Inhalt 4 Sieben Vorteile der SiLibeads 6 Kostenvergleich 7 Produktdatenblatt 10 Zertifiakate 11 Fachartikel 12 Entsandungs - und Alterungsverhalten von Glaskugeln und Filterkiesen - Erkenntnisse für die Brunnenpraxis 20 Neubau von Brunnen mit Glaskugeln 24 Vergleich ausgewählter Materialcharakteristiken von Glaskugeln und Filterkiesen für den Einsatz in Trinkwasserbrunnen 31 Brunnenalterung: Sind Glaskugeln eine Alternative zum Filterkies nach DIN 4924? 7 Gründe für Glaskugeln statt Filterkies in Trinkwasserbrunnen 1 Chemisch- und Mikrobiologisch rein · Die Glaskugeln entsprechen den Anforderungen des § 31 LFGB und Artikel 3 der Verordnung (EG) 35/ 2004. · keine Desinfektion vor dem Einfüllen erforderlich 2 Sphärisch exakte Kugelform und homogene Korngröße · keine Brückenbildung beim Einbau · Einkornschüttung ermöglicht die optimale Anpassung der Schlitzweite der Filterrohre · maximal möglicher Porenraum · keine Nachverdichtung, d.h. immer maximal möglicher Porenraum und gleichbleibende maximale hydraulische Durchlässigkeit · optimale Regenerierbarkeit durch größere und regelmäßigere Porenkanäle 3 Breites Korngrößenspektrum · optimale Anpassung an Kernkorndurchmesser 4 Vier- bis sechzehnfach höhere Bruchfestigkeit als Kies · kein Materialbruch beim Einbau · kein Verstopfen der Filterschlitze mit Bruchstücken · keine Kolmation der Poren in der Filterschüttung · kein Klar- und Entsandungspumpen nach dem Befüllen 5 Kleinstmögliche und glatte Oberfläche · 40% weniger Einlagerung von Eisen und Mangan · längere Regenerierintervalle · hemmt die Biofilmbildung · leichtes Reinigen von Belägen 6 Gute Einsehbarkeit des Ringraums bei Wickeldrahtfiltern 7 Längere Betriebs- und Nutzungszeiten des Brunnens bei geringeren Betriebsund Instandhaltungskosten. Tabelle siehe Rückseite 5 Kostenvergleich Kostenvergleich Lockergesteinsbrunnen,Tiefe 25 m, bei der Verwendung von Kies / Glaskugeln Investiton Baustelle einrichten Bohrung Ausbau incl.Nebenleistungen Kiesschüttung Glaskugeln Pumpversuche Entsanden Klarpumpen Summe Investitionen Differenz Prozent absolut Glaskugeln EURO 15.000 7.800 72.000 50 6.000 14.650 400 150 116.050 25 Jahre Kies EURO 15.000 7.800 72.000 1.800 0 14.650 2.400 600 114.250 1.800 102% Glaskugeln EURO 15.000 7.800 72.000 50 6.000 14.650 400 150 116.050 40 Jahre Kies EURO 15.000 7.800 72.000 1.800 0 14.650 2.400 600 114.250 1.800 102% Betriebskosten Energie (U-Pumpe) Regenerierung Summe Betriebskosten 44.794 25.000 69.794 59.725 50.000 109.725 71.670 50.000 121.670 95.560 100.000 195.560 Gesamtkosten - Laufzeit Prozent absolut 185.844 83% 223.975 237.720 77% 309.810 Kostenersparnis, gesamt Prozent 38.131 17% 72.090 23% Kostenvergleich Festgesteinsbrunnen, Tiefe 50 m bei der Verwendung von Kies / Glaskugeln Investition: Baustelle einrichten Bohrung Brunnenausbau Kiesschüttung Glaskugeln Entsanden Klarpumpen Summe Investitionen Differenz Prozent absolut Glaskugeln EURO 20.000 15.000 101.750 1.250 8.000 600 225 146.825 25 Jahre Kies EURO 20.000 15.000 101.750 2.500 0 1.300 450 141.000 5.825 104% Glaskugeln EURO 20.000 15.000 101.750 1.250 8.000 600 225 146.825 40 Jahre Kies EURO 20.000 15.000 101.750 2.500 0 1.300 450 141.000 5.825 104% Betriebskosten Energie (U-Pumpe) Regenerierung Summe Betriebskosten 62.370 30.000 92.370 86.625 60.000 146.625 99.792 50.000 149.792 138.600 100.000 238.600 Gesamtkosten - Laufzeit Prozent absolut 239.195 83% 287.625 296.617 78% 379.600 Kostenersparnis, gesamt Prozent 48.430 17% 82.983 22% Produktdatenblatt 7 SiLibeads - Glaskugeln für Wasserfiltration und Trinkwassergewinnung Version: V12/2014 Produktdatenblatt Erstmalig erstellt am: Nächste Prüfung am: 10.02.2014 31.12.2015 Aktualisiert am: Gedruckt am: 10.02.2014 10.02.2014 Produkt SiLibeads Glaskugeln Material Glaskugeln aus Kalknatronglas mit polierter Oberfläche Dichte: 2,50 kg/dm³ Hydrolytische Klasse an Glaskugeln: HGB1 (in Anlehnung DIN ISO 719) Säurebeständigkeitsklasse an Glaskugeln (> 10,0 mm): S1 (nach DIN 12116) Säurebeständigkeitsklasse an Glaskugeln (< 6,0 mm): S3 (nach DIN 12116) Laugenbeständigkeitsklasse an Glaskugeln: A1 (nach DIN ISO 695) Einsatzgebiete Stütz- und Filtermaterial für Trinkwasserbrunnen Vorteile der Glaskugeln • Höchstmöglicher wirksamer Porenraum durch exakt gleiche Korngröße und Kugelform, • Die Schlitzweite der Filterrohre kann optimal angepasst werden, da eine Einkornschüttung möglich ist, • Kein Sauberpumpen bzw. Reinigen des Glasmaterials notwendig, • Keine Desinfektion vor dem Einbau notwendig, • Geringst mögliche und glatte Oberfläche, dadurch Verzögerung von Eisen- und Manganverockerungen • Optimale Regenerierbarkeit durch große Porenräume, • Keine nachträglichen Setzungen, • Dank hoher Fließfähigkeit ist das Einbringen des Glasmaterials auch in engen Ringräumen ohne Gefahr einer Brückenbildung möglich, • Höhere Materialfestigkeit der Glaskugeln im Vergleich zum Quarzkies, • Bei Kamerauntersuchungen innerhalb von Wickeldrahtfilterrohren sind Fremdmaterial, Fremdkörper oder Verockerungen im Ringraum sehr gut erkennbar. Technische Daten Größen siehe Tabelle Standardgrößen Deformationstemperatur 600 °C Erweichungstemperatur 741 °C Schmelztemperatur 1.475 °C Wärmeleitfähigkeit 1,135 W/km Härte nach Mohs ≥6 Alle Angaben sind Referenzwerte Chemische Analyse; Glaskugeln aus Kalknatronglas; CAS-Nr. 65997-17-3 / EINECS 266-046-0 Hauptbestandteile Siliciumdioxid SiO2 Natriumoxid Na2O Calciumoxid CaO Aluminiumoxid Al2O3 Magnesiumoxid MgO Methode DIN 51001 DIN 51001 DIN 51001 DIN 51001 DIN 51001 Anteil (Referenzwerte) 65,0 - 75,0 % 12,0 – 17,0 % max. 10,0 % max: 5,0 % max. 5,0 % CAS-Nr. 7631-86-9 1313-59-3 1305-78-8 1344-28-1 1309-48-4 EINECS 231-545-4 215-208-9 215-138-9 215-691-6 215-171-9 Lebensmittelrechtliche Bewertung Bei den geprüften Glaskugeln handelt es sich um einen Bedarfsgegenstand im Sinne §2 Abs. 6 Nr. 1 Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB). Die Glaskugeln unterliegen somit den lebensmittelrechtlichen Anforderungen. Die Glaskugeln entsprechen den Anforderungen des §31 LFGB und des Artikel 3 der Verordnung Nr. 1935/2004/EG. Die Grenzwerte nach RoHS werden eingehalten. SiLibeads erfüllen die mikrobiologischen Anforderungen nach DIN EN ISO 14698-1 und VDI 6022 Dateiname: PDS de SiLibeads Brunnenbau Seite 1 von 2 SiLibeads - Glaskugeln für Wasserfiltration und Trinkwassergewinnung Version: V12/2014 Produktdatenblatt Erstmalig erstellt am: Nächste Prüfung am: 10.02.2014 31.12.2015 Aktualisiert am: Gedruckt am: 10.02.2014 10.02.2014 Standardgrößen (weitere Durchmesser und/oder Toleranzen auf Anfrage) ) Artikel Durchmesser Schüttgewicht Stück pro kg Druckfestigkeit Rundheit * (Referenzwerte) (Referenzwerte) (Referenzwerte bei mittleren Durchm.) (Nominalwert) Art. 4501R Art. 45015R Art. 4502R Art. 4503R Art. 4504R Art. 4505R Art. 4506R Art. 4507R Art. 4508R Art. 4510R Art. 4511R Art. 4512R Art. 4513R Art. 4514R Art. 4515R Art. 5016 Art. 50165 Art. 5017 Art. 5018 Art. 5021 Art. 5023 0,25 – 0,50 mm 0,40 – 0,60 mm 0,60 – 0,90 mm 0,80 – 1,00 mm 1,00 – 1,30 mm 1,25 – 1,65 mm 1,55 – 1,85 mm 1,70 – 2,10 mm 2,00 – 2,40 mm 2,40 – 2,90 mm 2,85 – 3,45 mm 3,40 – 4,00 mm 3,80 – 4,40 mm 4,50 – 5,50 mm 5,00 – 6,00 mm 10,0 mm (+/- 0,5 mm) 10,3 mm (+/- 0,5 mm) 11,0 mm (+/- 0,5 mm) 12,0 mm (+/- 0,5 mm) 14,0 mm (+/- 0,5 mm) 16,0 mm (+/- 0,8 mm) 1,46 kg/dm 3 1,47 kg/dm 3 1,49 kg/dm 3 1,50 kg/dm 3 1,51 kg/dm 3 1,51 kg/dm 3 1,52 kg/dm 3 1,52 kg/dm 3 1,53 kg/dm 3 1,53 kg/dm 3 1,53 kg/dm 3 1,53 kg/dm 3 1,53 kg/dm 3 1,49 kg/dm 3 1,47 kg/dm 3 1,45 kg/dm 3 1,45 kg/dm 3 1,45 kg/dm 3 1,45 kg/dm 3 1,43 kg/dm 3 1,43 kg/dm 3 14.486.600 6.111.500 3.129.100 1.140.300 502.300 250.580 155.490 111.370 71.740 41.050 24.440 15.080 11.080 6.040 4.500 760 700 570 440 270 180 0,95 0,95 0,95 0,95 0,95 0,95 0,95 0,95 0,95 0,95 0,95 0,95 0,95 0,95 0,94 0,99 0,99 0,99 0,99 0,99 0,98 200 N 300 N 425 N 575 N 675 N 825 N 1.050 N 1.300 N 1.550 N 1.900 N 2.350 N 3.150 N 6.000 N 6.300 N 7.500 N 10.500 N 13.200 N 16.500 N ) * simultane Messung der Rundheit mittels digitaler Bildverarbeitung (Retsch-Camsizer, Wert b/l3) EG-Konformitätszertifikat Nr. 0780-CPD-85103 Durch eine Prüfung der TÜV Rheinland LGA Bautechnik GmbH wurde für die Artikel 45015 bis 4506 der Nachweis erbracht, dass die relevanten Vorschriften nach EN 1423:1997/A1:2003 eingehalten werden. Ausschluß von Silan / Glykol / Epoxid Wir bestätigen, dass der komplette Produktionsprozess (Herstellung einschließlich Verpackung) ohne die Verwendung von Silan, Glykol und Epoxid(harz) erfolgt. Hinweise Entsorgung Bei Entsorgung sind die nationalen Gesetze und örtlichen Vorschriften zu beachten. Arbeitssicherheit Verschüttetes Produkt führt zu erhöhter Rutschgefahr. Mitgeltende Unterlagen Musterkarte SiLibeads … glass beads for technical applications Sicherheitsdatenblatt SiLibeads; Prüfberichte Zertifizierungen nach DIN EN ISO 9001:2008 Hersteller/Lieferant Sigmund Lindner GmbH; Oberwarmensteinacher Straße 38; D-95485 Warmensteinach Tel.: 09277-9940 Fax: 09277-99499 E-Mail: [email protected] Web: www.sili.eu Dateiname: PDS de SiLibeads Brunnenbau nach HACCP-Standard für Glaskugeln im Kontakt mit Lebensmittel Seite 2 von 2 9 Zertifikate ZERTIFIKAT Die Zertifizierungsstelle der TÜV SÜD Management Service GmbH bescheinigt, dass das Unternehmen Sigmund Lindner GmbH Oberwarmensteinacher Straße 38 D-95485 Warmensteinach für den Geltungsbereich Herstellung von Glaskugeln mit Lebensmittelkontakt ein HACCP-System eingeführt hat und anwendet. Durch ein Audit, Bericht-Nr. 70007977 wurde der Nachweis erbracht, dass die Forderungen des TÜV MS Standards HACCP erfüllt sind. Dieses Zertifikat ist gültig bis 2014-12-21 Zertifikat-Registrier-Nr. 12 500 6581 TMS München, 2012-07-25 Fachartikel 11 Spezial BRUNNENBAU Entsandungs- und Alterungsverhalten von Glaskugeln und Filterkiesen – Erkenntnisse für die Brunnenbaupraxis Seit ihrer Einführung als Schüttgut im Brunnenbau im Jahr 2007 sind Glaskugeln Gegenstand intensiver Erforschung, aber auch kontroverser Diskussionen über Sinn und Notwendigkeit. In einer Reihe vergleichender Untersuchungen wurden zwischenzeitlich grundlegende Ergebnisse zur Funktion von Ringraumschüttungen sowie deren Systemzusammenhängen und Beeinflussungsfaktoren gewonnen. 40 11-2013 Tabelle 1 – Ausbaudaten der Versuchsbrunnen 1 bis 6 auf dem Gelände des Bau-Ausbildungszentrums Rostrup (Länge der Filterstrecke: 4 m) Typ der Ringraumschüttung eingebaute Körnung/ Kugelgröße [mm] Länge des Schüttkörpers [m] 1 Glaskugeln (Gk) 1,7 bis 2,1 8,30 2 Filtersand (Fk) 1,0 bis 2,0 8,30 3 Glaskugeln (Gk) 2,0 bis 2,4 6,00 4 Glaskugeln (Gk) 2,4 bis 2,9 7,00 5 Glaskugeln (Gk) 2,85 bis 3,45 7,00 6 Filterkies (Fk) 2,00 bis 3,15 8,00 Der Einsatz neuer Verfahren oder Werkstoffe im Brunnenbau löst meist kontroverse Diskussion über Sinn und Notwendigkeit aus. Ein positiver Effekt dieser Diskussionen ist, dass sie nicht nur die produktbezogene Forschung anregen, sondern auch das Hinterfragen bisheriger, meist empirisch erworbener Arbeitsgrundlagen und Glaubenssätze. Die physikalischen Eigenschaften der beiden unterschiedlichen Schüttguttypen wurden 2008 im Rahmen eines F&E-Vorhabens im Labormaßstab untersucht. Dabei ergaben sich deutlich messbare Unterschiede zwischen den Materialtypen bei den Eigenschaften Rundheit, Bruchlast, Bruchcharakteristik, Abriebfestigkeit und beim Anlagerungsverhalten gegenüber chemisch induzierten Eisenhydroxiden [1+2]. 2011 wurden am Bau-Ausbildungszentrum in Rostrup Laborversuche und Versuche an einem Teststand durchgeführt. Diese Versuche dienten der Ermittlung SiLibeads ® hydraulischer Kenngrößen, die eine allgemeine hydraulische Charakterisierung der Schüttgüter für den Brunnenbau zulassen. Im Labor- und Technikumsmaßstab wurden für verschiedene Schüttguttypen die Porosität bei lockerer und dichter Lagerung, das Setzungsverhalten unter ungesättigten und gesättigten Bedingungen, die Durchlässigkeitsbeiwerte und Durchflussraten sowie die Systemdurchlässigkeit „Gebirge-Schüttung“ bestimmt [3+4]. Die Erkenntnisse aus den Labor- und Technikumsversuchen aus den Jahren 2009 bis 2011 wurden im Rahmen einer Masterarbeit an der Jade Hochschule Oldenburg an realen Brunnen auf dem Gelände des Bau ABC in Rostrup vertieft betrachtet [5]. Untersuchungsziel In Fortführung der Labor- und Technikumsversuche aus dem Jahr 2011 erfolgten 2012 und 2013 am Bau ABC Rostrup ver- Abbildung: Treskatis Brunnennummer abb. 1 – Ausbaudetail der Versuchsbrunnen auf dem Gelände des Bau ABC Rostrup tiefende Betrachtungen an realen Brunnen. Im Fokus standen der Einfluss von Schüttgütern auf die Entwicklungs-/Entsandungsfähigkeit und die Verockerungsneigung von Glaskugeln in Relation zu vergleichbar gekörnten Filterkiesen. Die von Laborversuchen flankierten Felduntersuchungen lassen erste Bewertungen von vergleichbaren Kugel- und Kieskorngrößen hinsichtlich der Sensibilität der Schüttgutbemessungen, der spezifischen Ergiebigkeiten, des Entsandungs- und Alterungsverhaltens zu. Ziele der nachfolgend vorgestellten experimentellen Untersuchungen waren einerseits eine Überprüfung der Laborergebnisse in der Brunnenbetriebspraxis und andererseits die Herausarbeitung von Vor- und Nachteilen der Schüttguttypen in Abhängigkeit vom Einsatzgebiet und von den brunnentechnischen Rahmenbedingungen. Parallel dazu erfolgten Säulenversuche mit natürlichen Kiesen und Glaskugeln zur Untersuchung des – lassen Brunnen länger sprudeln INNOVATIONS Glasku g el n a l s Er s a tz f ü r Fi l te rk i e s i n Bru n n en - SiLibeads Glaskugeln entsprechen den Anforderungen des § 31 LFGB und Artikel 3 der Verordnung (EG) Nr. 1935/2004, somit entfällt die Desinfektion vor der Befüllung - Einkornschüttung ermöglicht optimale Anpassung der Filterschlitzöffnungen - Kein Materialbruch beim Befüllen des Ringraumes, somit bleiben Filterschlitzöffnungen frei - Harmonische Kugelform und einheitliche Kugelgröße verhindern Brückenbildung beim Befüllen des Ringraumes - Klar- bzw. Entsandungspumpen nach dem Befüllen entfällt - Höchstmöglicher Wasserdurchfluss auf Grund exakt gleicher Korngröße und Kugelform - Eisen- und Manganverockerung reduziert sich um bis zu 40%, dadurch lassen sich Kosten für Brunnenregenerierarbeiten einsparen ert vom Geförd m SIGMUND LINDNER GmbH • Oberwarmensteinacher Str. 38 • D-95485 Warmensteinach Phone (+49) 92 77 - 99 40 • Fax (+49) 92 77 - 9 94 99 • E-Mail: [email protected] www.sili.eu sili_anz_ewp_210x100_2012.indd 2 teriu sminis Bunde und tschaft d für Wir uf Grun logie a o n h s c e T hlusse c s e B eines n utsche des De stages e d n u B 13 18.07.12 09:59 spezial BrunnenBau jeweiligen Verockerungsverhaltens. Die Ergebnisse der genannten Untersuchungen sind ausführlich in [5] beschrieben. Entsandungsmenge Brunnen Nr. 1 Gk 1,7-2,1 mm 8 Entsandungsabschnitt 7 6 5 4 3 Abbildung: L. Tholen 2 1 1,0 10,0 100,0 Sandmenge je Abschnitt [ml] 1.000,0 10.000,0 abb. 2 – Sandmengen in den acht Entsandungsabschnitten (L = 0,5 m) des Brunnen B1 (Ausbau mit Glaskugeln 1,7 bis 2,1 mm); nach [5] Entsandungsmenge Brunnen Nr. 2 Gk 1,0-2,0 mm 8 Entsandungsabschnitt 7 6 5 4 3 Abbildung: L. Tholen 2 1 1,0 10,0 100,0 Sandmenge je Abschnitt [ml] 10.000,0 1.000,0 abb. 3 – Sandmengen in den acht Entsandungsabschnitten (L = 0,5 m) des Brunnen B2 (Ausbau mit Filterkies 1,0 bis 2,0 mm); nach [5] Tabelle 2 – Entsandungsmenge pro Abschnitt bei Brunnen B1 bis B6 sowie deren Gesamtsandmengen nach Erreichen eines Beharrungswertes bzw. des Abbruchkriteriums, nach [5] Entsandungsmenge [ml] Entsandungsabschnitt in der Filterstrecke B1: Gk 1,72,1 B2: Fk 1,02,0 B3: Gk 2,02,4 B4: Gk 2,42,9 B5: Gk 2,853,45 B6: Fk 2,03,15 1 2.541,5 85,5 1.099,5 2.713,0 335,0 3.350,0 2 49,7 43,5 431,5 832,0 202,0 1.126,0 3 177,5 71,5 264,0 1.205,0 65,0 930,0 4 21,5 62,0 267,0 840,0 80,0 655,0 5 34,0 29,0 141,0 650,0 50,5 135,0 6 19,0 10,8 154,0 1.188,0 204,0 485,0 7 275,6 8,5 291,0 785,0 162,0 220,0 8 172,0 3,6 332,0 1.910,0 124,0 86,0 3.290,8 314,4 2.980,0 10.123,0 1.222,5 6.987,0 Gesamtmenge des Brunnens 42 11-2013 Entsandungsversuche an realen Brunnen Im Bau-Ausbildungszentrum in Rostrup wurden sechs Vertikalfilterbrunnen in die quartären Fein- bis Mittelsande unter dem örtlichen Grundwasserstauer abgeteuft und mit PVC-Rohren ausgebaut (Abb. 1). Der Grundwasserleiter ist gespannt und durch eine reduzierte Grundwasserbeschaffenheit mit hohen Eisen- und Mangangehalten gekennzeichnet (7 bis 12 mg/l Fe gesamt und 1,2 bis 1,8 mg/l Mn gesamt). Der Standort Rostrup wurde für den Versuchsaufbau gewählt, da die Untergrundverhältnisse dort nur im geringen Umfang wechseln und somit verschiedene Brunnenausbauten bei in etwa gleichen hydrogeologischen Randbedingungen untersucht werden können. Der Ausbau der Bohrungen mit einem Durchmesser von 324 mm erfolgte mit PVC Material DN 125 sowie mit Filterkiesen oder Glaskugeln in unterschiedlichen Schüttkorngrößen. Dabei wurden Körnungen bzw. Kugelgrößen verwendet, die sowohl nahe als auch bewusst über dem nach DVGW-Arbeitsblatt W 113 ermittelten Schüttkorn lagen (Tab. 1). Aus den mit erweiterten Siebsätzen erhaltenen Siebkurven ergaben sich nach DVGW-Arbeitsblatt W 113 Schüttkorngrößen ≤ 2 mm, für die eine DIN-Schüttung von 1 bis 2 mm abgeleitet wurde. Der Ungleichförmigkeitsgrad lag durchweg unter 2. Die Brunnen wurden im Jahr 2010 niedergebracht und damals nur klar gepumpt, geophysikalisch vermessen und bis zu Versuchsbeginn im Herbst 2012 ohne Förderung stehen gelassen. Nach einer TV-Befahrung, die für alle Brunnen unterschiedlich starke weiche Beläge, bevorzugt im oberen Filtersegment, nachwies, erfolgte ein dreistufiger Pumpversuch nach DVGW-AB W 111. Im Anschluss wurden alle Brunnen mittels einer Doppelkolbenkammer (Packerabstand 0,60 m) entwickelt. Danach erfolgte ein weiterer Pumpversuch mit den Förderstufen 8, 12 und 16 m³/h. Im Zuge der Entwicklungsarbeiten ergaben sich folgende qualitative Erkenntnisse bei den sechs untersuchten Brunnen: • Die bei ca. 9 m³/h über die Kammer geförderten Sandmengen waren im Trend bei den Filterkiesbrunnen geringer als bei den Glaskugelbrunnen (Tab. 2 und Abb. 2+3); der Sandaustrag nimmt mit der Kugel- bzw. Korngröße des jeweiligen Schüttguttyps erwartungsgemäß zu. • Im Filterkiesbrunnen 6 mit der Bemessungsschüttung 2,0 bis 3,15 mm wurde trotz Konformität mit dem Schüttkorn (ermittelt mit dem Norm-Siebsatz) beim Pumpversuch nach der Entsandung ein unerwartet starker Sanddurchbruch festgestellt, dessen Ursache vermutlich auf eine Fehlbestimmung des Kennkorns (z. B. aufgrund des Einsatzes eines Siebsatzes mit einer zu weitständigen Prüfsiebgröße) oder Fehler bei der Bodenprobennahme zurückgeführt wird. • Bereits durch mäßige Impulseinträge beim „bewegten“ Kolben (Hubhöhe 0,5 m) wurde eine Zunahme des Sandaustrags unabhängig vom Schüttguttyp festgestellt. Eine stabile Beharrung der Sandausträge konnte jedoch nicht in allen Brunnen bzw. in allen Behandlungsstufen entlang der 4 m langen Filterstrecken erreicht werden, was auf die versuchstechnisch gewollte „Überbemessung“ der Schüttung in den Brunnen 4 bis 6 zurückzuführen ist. • Die Brunnen 1 und 2 mit den feinen Schüttungen (s. Tab. 1) erreichten beim Pumptest nach der Entsandung erwartungsgemäß bei allen Förderstufen die vorab definierte Sandfreiheit von < 0,1 g/ m³. Am Brunnen 3 wurde erst bei der höchsten Förderstufe (16 m³/h), die über der für den Standort definierten Betriebsförderung von 12 m³/h lag, ein Sanddurchbruch erzielt. • Die gröber geschütteten Glaskugelbrunnen 4 und 5 konnten nicht sandfrei hergestellt werden, da deren Schüttung erwartungsgemäß bei der Betriebsfördermenge nicht stabil gegenüber Feststoffeinträgen aus dem Grundwasserleiter ist. • Der Kiesschüttungsbrunnen 6 zeigte bei 12 m³/h einen Sandgehalt von < 0,1 g/m³, bei 16 m³/h Förderleistung erfolgte analog zum Glaskugelbrunnen 3 ein Sanddurchbruch. Als Schlussfolgerungen aus den Versuchen an den sechs Brunnen sind folgende Erkenntnisse und Nachweise abzuleiten: Die spezifische Ergiebigkeit in den Glaskugelbrunnen fällt bei den standörtlichen Bodenverhältnissen etwa 15 % höher aus als bei den Vergleichskorngrößen der DINFilterkiese (Abb. 4). Diese Relation ändert sich auch nach der Entwicklung der Brunnen nicht. Die Systemdurchlässigkeiten der Brunnen werden durch die Entsandung erwartungsgemäß gesteigert, wobei Filterkiesbrunnen 2 den größten Zuwachs erfuhr. Jedoch sind die Systemdurchlässigkeiten der Glaskugelbrunnen insgesamt eine Zehnerpotenz höher als die der Filterkiesbrunnen. Die Brunnen 1 und 2 entsprechen der Schüttkornausstattung standorttypischer Brunnen in Rostrup. Dies wurde durch die technische Sandfreiheit am Ende der Entwicklungsarbeiten durch den Pumptest nach DVGW-AB W 119 nachgewiesen. Die Brunnen 4 bis 6 sind gegenüber dieser Schüttkornausstattung für QBetrieb trotz einer nach DVGW-AB W 113 bestimmten Schüttung von 2 bis 3,15 mm als „überbemessen“ einzustufen. Die ausgetragene Sandmenge steigt mit der Kugel- bzw. Korngröße an und erreicht in den bearbeiteten Abschnitten der jeweils 4 m langen Filterstrecken unterschiedliche Beträge. Die bei der Entsandung ausgetragenen bestimmten Korngrößen lagen bei dem „korrekt“ bemessenen Filterkiesbrunnen (Brunnen 2) mit Partikeln bis zu 0,2 mm Größe (< 5 % der Masse) unter der nach W 113 ermittelten Kennkorngröße von 0,36 mm; beim Glaskugelbrunnen 1 ergab sich ein geringer Durchbruch von Körnern bis maximal 0,5 mm (ca. 5 % der Masse). Die übrigen Brunnen zeigten Sanddurchbrüche mit steigenden Anteilen der hier gewählten Prüfkorngröße von 0,5 mm (13 bis 17 % bei Brunnen 4 und 5). Die Durchgangskorngröße steigt bei dem feinkörnigen Bodentyp (C u < 2) in Funktion der Kugel- bzw. Korngröße der Schüttung an. Bei den nach DVGW AB W 113 „überbemessenen“ Glaskugelschüttungen ergaben sich Durchbrüche von Sandkörnern, die größer als das Kennkorn sind. Bei der gröberen Kiesschüttung nicht so deutlich erkennbar. Bei Glaskugelschüttungen können bei „korrekter“ Bemessung der Kugelgröße Durchbrüche bis zum Kennkorn der Sieblinie erwartet werden. Den Nachweis dieses Ansatzes liefert auch die Entsandung eines kombinierten Förder- und Schluckbrunnens in alluvialen Sanden und Kiesen in Phoenix, Arizona. Der Brunnen wurde aus Budgetgründen nur teilweise mit Glaskugeln geschüttet. Der Rest wurde mit Kies der dort üblichen Körnung verfüllt. Die Glaskugelgröße korrespondiert mit der Kiesabstufung. Während der Bereich der Kiesschüttung, bei insgesamt geringerem Austrag, auch gröberes Korn, vermutlich aus dem Schüttgut selbst, liefert, stoppt der Sandaustrag in der Glaskugelpackung bei der Kennkorngröße. Der Durchmesser des Kennkorns entspricht exakt dem bei dichter Lagerung 11-2013 4315 spezial BrunnenBau Bei Filterkiesen beginnt ein verockerungsbedingter Druckanstieg früher als in analogen Glaskugelschüttungen. der Kugelpackung und zeigt, dass Glaskugeln ohne zusätzliche Maßnahmen in diese Bettungskonfiguration gebracht werden. (Abb. 5+6) [6]. Fehlbemessungen und Sanddurchbrüche können nur durch möglichst exakte Probennahmen und mit einem in den feineren Korngrößen zwischen 2,0 und 0,063 mm stufenweise erweiterten Siebsatz bzw. genaueren Messverfahren, (z. B. Camsizermessung) vermieden werden. Filterkiese weisen in Bezug auf die Sandfreiheit und die Filterstabilität scheinbar eine höhere „Toleranz“ gegenüber Fehlbemessungen und Ausführungsfehlern im Brunnenbau auf. Diese höhere „Toleranz“ des Filterkieses gegenüber handwerklichen Fehlern wird aber durch die erhöhte Kolmationsgefahr und die damit verbundene geringere Ergiebigkeit der Filterkiese im Vergleich zu Glaskugelschüttungen bei vergleichbaren Brunnen aufgewogen. Laborversuche zur Bestimmung des Druckaufbaus bei einer chemischen Verockerung Die Ausfällung von Eisen- und Manganoxiden in Bohrbrunnen durch Oxidation in Verbindung mit mikrobiellen Einflüssen ist häufig eine unvermeidliche Begleiterscheinung des Förderbetriebs. Die Folge Entnahmemenge [m3/h] 0,00 4 0 8 12 -1,00 -2,00 Gk-Brunnen Absenkung [m] -3,00 Fk-Brunnen -4,00 B1: Gk 1,7-2,1 B2: Fk 1,0-2,0 B3: Gk 2,0-2,4 B4: Gk 2,4-2,9 B5: Gk 2,85-3,45 B6: Fk 2,0-3,15 -5,00 Abbildung: C. Treskatis -6,00 -7,00 abb. 4 – Ergiebigkeitskurven der Brunnen 1-6 vor der Entsandung; aus [5] 44 11-2013 16 dieser sogenannten „Verockerung“ ist, unabhängig von ihrer Ursache, eine allmähliche Zunahme der Druckverluste am Brunnen in Folge der Verstopfung der durchflussfähigen Poren in der Ringraumschüttung mit Ablagerungen und Abscheidungen von Eisen- und/oder Manganoxiden sowie eine Abnahme in der spezifischen Ergiebigkeit des Brunnens. Im Bau-ABC in Rostrup wurden Laborexperimente zur Ermittlung der Druckverluste infolge einer künstlich hervorgerufenen chemischen Verockerung (induziert durch einen Sauerstoffeintrag in das ansonsten reduzierte, eisen- und manganhaltige Rohwasser eines Brunnens) in unterschiedlichen Schüttguttypen und Körnungen durchgeführt. Dabei wurden verschiedene Filterkiese und Glaskugelfraktionen direkt miteinander verglichen (Tab. 3). Mikrobiologische Aspekte der Verockerung und der Entfernung der Ablagerungen durch handelsübliche Regeneriermittel wurden im Rahmen dieser Experimente nicht untersucht [7]. Von der Zielsetzung gleiche und vom Aufbau ähnliche Versuche wurden ungefähr im gleichen Zeitraum in Berlin von einem Team aus verschiedenen Institutionen in Koordination durch das Kompetenzzentrum Wasser Berlin gGmbH durchgeführt [8]. Für die Druckverlustbestimmung in verschiedenen Materialien wurde eine DarcyVersuchsanordnung gewählt, mit der bei früheren Untersuchungen die Durchlässigkeit der Schüttgüter bei verschiedenen Lagerungsdichten bestimmt wurde [5]. Der Versuchszylinder wurde mit dem jeweiligen Schüttgut ca. 50 cm hoch befüllt und nicht zusätzlich verdichtet. Der eingebaute Filterkies wurde vorher trocken gesiebt, damit das Unterkorn des Filterkieses das feinmaschige Sieb nicht verstopft, welches der Filterschüttung Halt gibt. Die Maschenweiten des Siebes wurden bei jedem Versuchsdurchgang an die Größe der Filterschüttung angepasst, um den Druckverlust zu mindern. Das Durchlaufwasser wurde aus einem Brunnen in der Versuchshalle entnommen und zur Beschleunigung der chemischen Verockerung mit Sauerstoff künstlich angereichert. Die Pumpe wurde auf 2 bar eingeregelt, um die Anlagensicherheit zu gewährleisten [7]. Der Druckverlauf in der Schüttung wurde bei konstant gehaltenem Durchfluss mit Datenloggern aufgenommen und für die untersuchten Schüttgüter in Abbildung 7 dargestellt. Der Anstieg des Drucks im Versuchskörper erfolgte in den verschiedenen Schüttgütern zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Nach Erreichen des versuchstechnisch eingestellten Druckniveaus von 2 bar wurde die Plateauphase zu unterschiedlichen Zeitpunkten erreicht. Die zeitliche Verschiebung ist dabei vom Schüttguttyp und von der Körnung abhängig. Die Zeitdifferenz zwischen den Druckaufbaukurven ist nach Erreichen des Wendepunkts vor der versuchstechnisch bedingten Plateauphase in etwa konstant. Versuchsergebnisse Zu Beginn des Versuchs wurden bereits ohne chemische Verockerung geringe Druckunterschiede zwischen den Materialtypen festgestellt, wobei Glaskugeln den geringsten Anfangsdruck aufwiesen. Die chemische Verockerung ist in allen untersuchten Schüttguttypen sehr ausgeprägt und optisch deutlich erkennbar. Es bildeten sich im Zentrum der Versuchssäule verbackene Agglomerate aus Tabelle 3 – Auswahl der untersuchten Schüttgüter zur Bestimmung der Druckverlaufskurven infolge einer induzierten chemischen Verockerung Kies [mm] Glaskugeln [mm] 0,70 – 1,25 0,75 – 1,00 1,00 – 2,00 1,70 – 2,10 2,00 – 3,15 2,40 – 2,90 Eisenoxiden und Glaskugeln bzw. Filterkies. Die Glaskugeln waren wie die Filterkieskörner zunächst mit einer dünnen Schicht mit Manganoxiden ummantelt und in einer Matrix aus Eisenoxiden eingelagert [7]. Aus den bisher durchgeführten Versuchen ist abzuleiten, dass in den Filterkiesen ein verockerungsbedingter Druckanstieg grundsätzlich früher beginnt als in den analogen Glaskugelschüttungen. Diese Schlussfolgerung gilt für den direkten Vergleich gleich großer Schüttgüter. In den Glaskugelschüttungen beginnt unter vergleichbaren Randbedingungen der Druckanstieg je nach Kugelgröße nach ca. 40 bis ca. 98 h; die vergleichbaren Filterkiese zeigten einen Druckanstieg bereits nach ca. 24 bis ca. 70 h. Die Verockerung der Glaskugeln beginnt im Labor um den zeitlichen Faktor 2 bis 2,5 später. Die Druckaufbaukurven steigen nach Erreichen des versuchsbedingten Wendepunktes (die Plateauphase ist durch die Druckbegrenzung der Pumpe bedingt und ist nicht mit dem realen Brunnenbetrieb zu vergleichen) bis zur versuchsbedingten Druckbegrenzung von 2 bar bei allen Kugelgrößen nahezu parallel mit in etwa gleicher Steigung an. Der Verlauf der Druckaufbaukurven in der ersten Phase bis zum versuchsbedingten Wendepunkt ist nach diesen Messergebnissen von der Materialart und der Korngröße der Schüttung abhängig und wird in ihrem Ausmaß von der Wasserbeschaffenheit maßgeblich gesteuert. Den Einfluss des Versuchsaufbaus auf die zeitliche Entwicklung des Druckaufbaus zeigte eine Wiederholung des Versuchs mit der Kugelgröße Gk 1,7 bis 2,1 mm. Der Erstversuch mit der Gk-Schüttgröße 1,7 bis 2,1 mm ergab einen Druckanstieg nach ca. 160 h. Der Wiederholungsversuch am Ende der gesamten Versuchsreihe zeigte einen Druckan- 11-2013 17 45 spezial BrunnenBau 60 Sand 6 x 9 Zurückgehalten (%) 50 40 Zone 1 (777-798') (D-15 min) Zone 1 (777-798') (15-30 min) Zone 1 (777-798') (45-60 min) Zone 1 (777-798') (225-240 min) 30 20 Grenzkorndurchmesser Abbildung: R. Klaus 0 Filterschlitzweite 10 0.003 0.006 0.012 0.017 0.023 0.034 0.047 0.055 0.067 0.079 0.088 0.093 0.098 0.11 Partikelgröße (inch) abb. 5 – Kornverteilung des Austrags aus dem Bereich der Kiesverfüllung 80 70 Glaskugeln 2,4-2,9 mm Zurückgehalten (%) 60 50 Zone 4 (510-530') (D-15 min) Zone 4 (510-530') (15-30 min) Zone 4 (510-530') (45-60 min) Zone 4 (510-530') (225-240 min) 40 30 20 0 Grenzkorndurchmesser Abbildung: R. Klaus 10 0.003 0.006 0.012 0.017 0.023 0.034 0.047 0.055 0.067 0.079 0.088 0.093 0.098 0.11 Partikelgröße (inch) abb. 6 – Kornverteilung des Austrags aus dem Bereich der Glaskugelverfüllung Vergleich der Druckaufbaukurven aller Verockerungsversuche 2,5 Fk 0,7-1,25 Gk 0,75-1,0 2 Druck [bar] Fk 1,0-2,0 1,5 Gk 1,7-2,1 1 Gk 1,7-2,1 Wiederholung Fk 2,0-3,15 Abbildung: L. Tholen 0,5 Gk 2,4-2,9 0 0:00 48:00 96:00 144:00 192:00 Zeit [h] 240:00 288:00 336:00 abb. 7 – Druckaufbaukurven in den untersuchten Schüttgütern bei einer induzierten chemischen Verockerung; nach [5+7]. 46 11-2013 stieg bereits nach ca. 80 h. Eine der möglichen Ursachen dieses zeitlichen Unterschiedes wird auf die im Versuchsablauf zunehmende Verockerung der Zuführungsleitung und die da-durch vermutlich ausgelösten Abrisse und Verlagerungen von Verockerungsprodukten in die Schüttgutzylinder gesehen, die zu einem im Vergleich zum Erstversuch frühzeitigerem Druckaufbau führten [6]. Die Ergebnisse und Schlussfolgerungen der Untersuchungen in Berlin unterscheiden sich von den Ergebnissen aus Rostrup, vor allem was den Vergleich zwischen Glaskugeln und Sand bzw. Kies im Verockerungsverhalten betrifft [8]. Übereinstimmung in den Untersuchungsergebnissen besteht in den hydraulischen Eigenschaften und Kennwerten bei einem direkten Vergleich von entsprechend gekörnten Filtersanden und Glaskugeln. Hier korrespondieren die jeweiligen Körnungen bei den untersuchten Schüttgutmaterialien und bestätigen die Untersuchungen in Rostrup [1+2]. Bezüglich der Akkumulationsraten und des Regenerierpotenziales schneiden jedoch in der Berliner Studie Glaskugeln vergleichsweise schlechter als die dort untersuchten Fraktionen von Filtersand und Kies ab [8]. Die besten Ergebnisse lieferte die untersuchte Körnung eines Filterkieses. Bei der Bewertung und Schlussfolgerung ist jedoch zu berücksichtigen, dass die in Berlin untersuchten Filtermaterialien verschiedene Größenspektren aufwiesen. Die mit Abstand größte Körnung wies Kies der Gradierung 5,6 bis 8,0 mm auf, während Sand und Glaskugeln nur mit der Gradierung 1,25 bis 1,60 bzw. 1,65 mm in die publizierten Vergleichsuntersuchungen einbezogen wurden [8]. Ein direkter Vergleich der Ergebnisse ist wegen der methodisch unterschiedlichen Versuchsansätze nicht durchführbar. Die Materialien müssen wegen der, auch von den Autoren in [8] zitierten, Größenabhängigkeit der hydraulischen Parameter zwingend innerhalb der entsprechenden Größenklasse untersucht werden [7]. Zusammenfassung Experimentelle Untersuchungen im Laborund Geländemaßstab zeigten, dass die Bemessung der Kugelgröße auch bei Sedimenten mit geringen Ungleichkörnigkeiten unproblematisch ist, wenn die Bodenverhältnisse schichtspezifisch untersucht und eine mit erweitertem Siebsatz aufgestellte Korngrößenverteilung zur Kenn- kornbestimmung verwendet wurde. Um eine Sandführung zu vermeiden, ist eine exakte Kugelgrößenbestimmung nach DVGW-W 113 erforderlich. Das gilt auch für Kiesschüttungen, nur wird die Sandführung bei einer Fehlbemessung durch die Einlagerung bzw. Kolmation von mobilisierbarem mineralischem Korn aus dem Grundwasserleiter in die Ringraumschüttung verschleiert. Bei Glaskugelschüttungen ist dieser Prozess oft im Kamerabild direkt optisch erkennbar. Die Verockerung von Glaskugelschüttungen verläuft im Labormaßstab im Vergleich zu gleich großen Filterkiesen zeitlich verzögert. Die daraus ableitbare „Verockerungsgeschwindigkeit“ als Maß für die Zunahme des Differenzdrucks im Versuchskörper über die Zeit wird durch die glatten Oberflächen der Glaskugeln und die im Vergleich zum Filterkies relativ gleichmäßige Porenraumgeometrie reduziert. Die weitere Druckaufbaucharakteristik der Glaskugelpackungen verläuft im Laborversuch nach Durchgang eines versuchstechnisch bedingten Wendepunktes parallel zur der Druckaufbaukurve der Filterkiese. Der Druckaufbau war bei den Laborexperimenten aus sicherheitstechnischen Gründen durch eine Frequenzregelung der Pumpe bei konstantem Fördervolumenstrom limitiert, die im realen Brunnen so nicht vorkommt. In realen Brunnen nimmt der Differenzdruck in der Schüttung im Vergleich zu den Druckaufbaukurven aus den Laborexperimenten bei rückläufigen Fördermengen immer weiter zu. Glaskugeln verhindern eine Verockerung der Schüttung in Brunnen nicht, sie verzögern den Druckaufbau und den Rückgang der Ergiebigkeit. Die Befunde aus den Experimenten bestätigen, dass die anfänglich unterschiedlichen Materialei- genschaften der untersuchten Schüttkorntypen mit zunehmender Betriebszeit sehr stark von den individuellen Alterungsprozessen im Brunnen überlagert werden. Danksagung Die Autoren danken der Firma Sigmund Lindner, Warmensteinach, für die finanzielle und materielle Unterstützung sowie die langjährige Förderung der praxisorientierten Forschung an Glaskugeln und Filterkiesen. Ein großer Dank geht auch an das Bau-Ausbildungszentrum in Rostrup für die technische und personelle Unterstützung der Arbeiten. Literatur [1] Treskatis, C., Danhof, M., Dressler, M. & Herrmann, F. (2010): Vergleich ausgewählter Materialcharakteristiken von Glaskugeln und Filterkiesen für den Einsatz in Trinkwasserbrunnen. DVGW energie|wasser-praxis (ewp) 1/2010: 26 – 32. [2] Treskatis, C. (2011): Einsatz von Glaskugeln in Trinkwasserbrunnen – bisherige Forschungsergebnisse. – in: bluefacts – International Journal of Water-Management: 110-116. [3 ] Treskatis, C., Tholen, L. & Klaus, R. (2011): Hydraulische Merkmale von Filterkies und Glaskugelschüttungen im Brunnenbau – Teil 1. DVGW energie|wasser-praxis (ewp) 12/2011: 58 – 65. [4] Treskatis, C., Tholen, L. & Klaus, R. (2012): Hydraulische Merkmale von Filterkies und Glaskugelschüttungen im Brunnenbau – Teil 2. DVGW energie|wasser-praxis (ewp) 01/2012: 40 – 43. [5] Tholen, L. (2013): Vergleichende Untersuchungen an Filterkies- und Glaskugelschüttungsbrunnen. – Masterarbeit an der Jade Hochschule: 94 S., Oldenburg (unveröffentlicht). [6] Klaus, R., (2013): Glass bead filter packs in water wells for higher efficiency and reduced O & M costs. - in: Brown, A., Figueroa, L., Wolkersdorfer, Ch. (eds) (2013): Reliable Mine Water Technology (Vol II): 783–1263. [7] Treskatis, C., Tholen, L. & Klaus, R. (2013): Ergebnisse experimenteller Vergleichsuntersuchungen mit Glaskugeln und Filterkiesen. – in: gwf Wasser Abwasser (im Review-Verfahren); München. [8] Schwarzmüller, H., Taute, T. & Dlubek, H. (2013): Auswirkung unterschiedlicher Schüttmaterialien auf die Verockerung und Regenerierbarkeit von Brunnen. bbr 04/2013: 56 – 63. Autoren Dipl.-Geol., MBA Reinhard Klaus RKP Consulting Mögeldorfer Hauptstr. 31A 90482 Nürnberg Tel.: 0911 5703596 [email protected] Prof. Dr. habil. Christoph Treskatis Bieske und Partner Beratende Ingenieure GmbH Im Pesch 79 53797 Lohmar Tel.: 02246 9212-22 Fax: 02246 9212-99 [email protected] Lara Tholen, M. eng. CONSULAQUA Hamburg Beratungsgesellschaft mbH Ausschläger Elbdeich 2 20539 Hamburg Tel.: 040 7888-82342 [email protected] www.consulaqua.de 11-2013 4719 | I FAT EN TS O RGA Neubau von Brunnen mit Glaskugeln Ergiebigkeiten und Einsparpotenziale nde 2007 wurden erstmalig Glaskugeln in Bohrbrunnen als Ersatz für Kies als Schüttmaterial eingesetzt. Ausgangspunkt war die Qualität der lieferbaren natürlichen Sande und Kiese, die u. a. hinsichtlich Form, Festigkeit und anderer Kriterien Nachteile gegenüber Glaskugeln aufweisen [1]. Die mangelnde Festigkeit des Kieses führte zu irreparablen Kolmationen im Ringraum, die nur durch Komplettsanierungen behoben werden konnten. Die Lebensdauer eines Brunnens war damit deutlich verkürzt. Qualität und Zustand der anderen Bauteile hätte den einwandfreien Betrieb für weitere 10 bis 20 Jahre zugelassen. Im Jahr 2009 wurden DIN-Filterkiese und Glaskugeln auf mechanische Parameter untersucht. Glaskugeln erzielten dabei in allen untersuchten Parametern bessere Ergebnisse als DIN-Kiese [5]. Im Jahr 2011 fanden umfangreiche Vergleichsuntersuchungen zur Hydraulik und zum Lagerungsverhalten der jeweiligen Schüttgüter statt. Auch hierbei zeigen die Glaskugeln z. T. bessere Eigenschaften gegenüber Filterkiesen [6]. Tabelle 1 zeigt eine kurze Gegenüberstellung der Materialien „Glaskugeln und Sand. Das Langzeitverhalten bei den mit Glaskugeln ausgebauten Brunnen ist derzeit aus verständlichen Gründen nicht einschätzbar. Hier sind aufgrund der Materialeigenschaften und den hydraulischen Eigenschaften Vorteile für den Einsatz von Glaskugeln zu erwarten. Während die technischen Vorteile von Glaskugeln in Fachkreisen akzeptiert sind, wird der höhere Anschaffungspreis von Glaskugeln gegenüber natürlichen mineralischen Filterschüttungen häufig als Nachteil und Hindernis für eine Verwendung angeführt. Der Materialpreis alleine reicht jedoch bei weitem nicht aus, um die Gesamtwirtschaftlichkeit eines Brunnens zu beurteilen. Mit Betriebszeiten von in der Regel mehr als 40 Jahren sind Brunnen sehr langlebige Investitionsgüter. Neben den Investitionskosten müssen die Betriebskosten betrachtet werden, um das Ziel einer optimalen Gesamtwirtschaftlichkeit zu erreichen. Der große Einfluss der Betriebskosten ist als wesentlicher Faktor in der Wirtschaftlichkeit von Brunnen lange bekannt. 30 Für eine vergleichende Wirtschaftlichkeitsuntersuchung müssen in der Regel mindestens die folgenden Kostenaspekte betrachtet werden: • Investitionskosten, • Energiekosten der Rohwasserförderung, • Kosten für Wartung und Instandhaltung (hier: Kosten für Regeneriermaßnahmen). Nachfolgend werden für kürzlich neu gebaute Brunnen die Aspekte „Investitionskosten“ bzw. Mehrkosten für den Einsatz von Glaskugeln gegenüber Kies sowie „Energiekosten der Rohwasserförderung“ untersucht. Bei einem Versorger wurden 2009/2010 insgesamt drei neue Brunnen als Ersatz für vorhandene Brunnen mit Steinzeugfilterausbau erstellt. Die Brunnen wurden mit Wickeldrahtfilter sowie mit Glaskugeln ausgerüstet. Zwei dieser Brunnen, Brunnen „A“ und „B“, werden in die folgenden Auswertungen einbezogen. Weitere Vergleichsdaten liegen von dem Brauchwasserbrunnen eines Stahlwerkes in Süddeutschland vor. Hier wurde in der vorhandenen Bohrung der korrodierte Ausbau aus Kupfermaterial mit EdelstahlWickeldrahtfiltern und die Ringraumschüttung aus Kies mit Glaskugeln ersetzt. Dieser Brunnen findet sich als Br. „C“ in der Aus- Brunnen B Abb. 1: Geologie und Ausbauplan von Brunnen „B“ mit Glaskugeln energie | wasser-praxis 4/2012 Quelle: R. Klaus & P. Walter E Tabelle 1: Vergleichende Gegenüberstellung Kies/Glaskugeln im Brunnenbau Sand/Kies + - Hydraulik + - Mechanik + - Bettungsverhalten + - chem. Beständigkeit + -/+ Regenerierbarkeit + -/+ Kosten Material - + Folgekosten Entsandung + - +? -? Häufigkeit von Regenerierungen/ Regenerierintervalle wertung. In Abbildung 1 und 2 sind die Ausbaupläne der Brunnen „B“ und „C“ (Abb. 3) dargestellt. An den vorhandenen und den neuen Brunnen liegen Daten aus Betriebstests vor. Aus- wertungen der Fördermengen und Absenkwerte sowie berechnete Ergiebigkeiten sind in Tabelle 2 dargestellt (mit: Q = Förderung; s = Absenkung; E = Ergiebigkeit). An allen Brunnen konnten signifikante Leistungssteigerungen erzielt werden (Abb. 4). Abb. 2: Ausbauplan von Brunnen „C“ mit Glaskugeln Quelle: R. Klaus & P. Walter Quelle: R. Klaus & P. Walter Anteil Unterkorn Glaskugeln 21 energie | wasser-praxis 4/2012 | I FAT EN TS ORGA Tabelle 2: Fördermengen und erzielte Ergiebigkeiten Br. A Steinzeug-Kies Br. A-neu Br. B s1 (m3/h) [m] 15,60 3,13 E1 Q2 s2 [m3/h/m] (m3/h) [m] E2 Q3 s3 [m3/h/m] (m3/h) [m] E3 EMittel LeistungsSteigerung um [m3/h/m] (m3/h/m) 4,98 33,80 6,98 4,84 61,70 9,90 6,23 5,4 WD-Glas 20,16 2,02 9,98 39,60 3,91 10,13 60,48 5,71 10,59 10,2 Steinzeug-Kies 11,84 1,11 10,67 28,10 3,77 7,45 42,48 5,63 7,55 8,6 WD-Glas 19,80 1,76 11,25 39,96 3,72 10,74 59,76 10,65 10,9 27,2 % 92,5 411,4 344,8 % Br. B-neu Br. C Q1 Kupfergewebe 259,00 2,80 92,50 WD-Glas 288,00 0,70 411,43 Br. C-neu 5,61 91,2 % Quelle: R. Klaus & P. Walter Br.-Ausbau Tabelle 3: Gegenüberstellung Brunnenergiebigkeiten alt/neu und Kies/Glaskugeln Energiekosten Rohwasserförderung Ausbau Glaskugeln Kosten je Kilowattstunde i.M. Br. B-alt Br. B-neu Br. C-alt Br. C-neu (EUR/KWh) 0,15 0,15 0,15 0,15 0,15 0,15 Förderung i. M. (m≥/h) 60 60 60 60 200 200 Förderung (Annahme) (m≥/a) 500.000 500.000 500.000 500.000 Wirkungsgrad Tauchmotorpumpen (µ) i.M. 1.800.000 1.800.000 (%) 60 % 60 % 60 % 60 % 60 % 60 % (m≥/h/m) 5,4 10,2 8,6 10,9 92,5 411,4 (mWS) 11,2 5,9 7,0 5,5 2,2 0,5 Summe Energiekosten Förderung (EUR/a) 3.818 1.997 2.389 1.878 2.651 596 Einsparung (EUR/a) spez. Ergiebigkeit i.M. (nach vorliegenden Daten) relative Förderhöhen i. M. (nur bez. auf reine Absenkung s) An den untersuchten Brunnen ergeben sich für den Betreiber die in Tabelle 3 aufgeführten Einsparungen an Energiekosten der Förderung. Die Jahresfördermengen wurden bei den Berechnungen geschätzt. Für die Brunnen „A“ und „C“ wurden von den Betreibern z. T. Kostenvergleiche für 1.821 einen Ausbau mit Kies oder Glaskugeln zur Verfügung gestellt. Eine Kostengegenüberstellung ist in Tabelle 4 und 5 dargestellt. Die alleinigen Differenzen der Jahreskosten aus „Einsparung Energiekosten“ und Mehrkosten „Kapitaldienst“ für die Wahl von Glaskugeln belaufen sich auf 1.821 – 273 = 1.548 EUR/a (Einsparpotenzial Brunnen 511 2.055 Quelle: R. Klaus & P. Walter Br. A-alt Br. A-neu „A“) und 2.055 – 718 = 1.337 EUR/a (Einsparpotenzial Brunnen „C“). Bei einer theoretischen Hochrechnung für eine Nutzungsoder Betriebszeit von 40 Jahren – gleichbleibende Verhältnisse vorausgesetzt – läge das resultierende Einsparpotenzial bei Brunnen „A“ bei rd. 62.000 EUR und bei Brunnen „C“ bei rd. 53.000 EUR. Weitere Ein- 350 % 250 % 200 % 150 % 100 % 50 % 0,0 % Abb. 3: Einbau von Glaskugeln an Brunnen „C“ 32 Br. A-neu Br. B-neu Br. C-neu Abb. 4: Gegenüberstellung Brunnenergiebigkeiten alt / neu und Kies / Glaskugeln energie | wasser-praxis 4/2012 Quelle: R. Klaus & P. Walter Quelle: Ochs Bohr GmbH Leistungssteigerung µm (%) 300 % Tabelle 4: Übersicht Gesamtkosten Brunnen „A“ und „C“ Brunnen "A" Brunnen "C" Ausbau Glaskugeln Ausbau Kies Ausbau Glaskugeln EUR EUR EUR EUR Teilgewerk 1 Baustelleneinrichtung 15.419 15.419 Einzelkosten nicht bekannt 2 Bohrung 13.581 13.581 Einzelkosten nicht bekannt 3 Brunnenausbau 19.638 25.950 3.200 21.600 1.485 4 Entsandung und Pumpversuch 8.632 8.632 3.300 5 Brunnenabschlussbauwerk 31.502 31.502 Einzelkosten nicht bekannt 6 Kontrollen Zwischensumme 1 (nur Brunnenbau) 2.563 2.563 91.335 97.647 136.915 153.500 100,0% 106,9% 100,0% 112,1% Mehrkosten Quelle: R. Klaus & P. Walter Ausbau Kies Einzelkosten nicht bekannt 6.312 16.585 Tabelle 5: Übersicht Kapitalkosten Brunnen „A“ und „C“ Kostensituation Br. „A“ Ausbau „Kies“ Ausbau „Glaskugeln“ Kostensituation Br. „C“ Ausbau „Kies“ Ausbau „Glaskugeln“ Investitions- und Kapitalkosten Investitionskosten (EUR) 91.335 Nutzungsdauer (a) 40 Annuitätsfaktor (-) jährl. Kapitalkosten (EUR/a) Mehrkosten "kapitalisiert" (EUR/a) 97.647 136.915 153.500 40 40 40 0,0433 0,0433 0,0433 0,0433 3.951 4.224 5.923 6.641 sparungen sind infolge der geringeren Verockerungsneigungen und damit verbundenen größeren Regenerierintervallen bei Brunnen mit Glaskugelausbau zu erwarten. Erste Beobachtungen an einem ca. vier Jahre alten Brunnen mit Glaskugelschüttungen im Mittelfränkischen Sandsteinkeuper ergaben: • deutlich geringere Eisenablagerungen im Ringraum im Vergleich zu Brunnen mit Kieshinterfüllung, • geringerer Anstieg des Filterwiderstandes trotz Verockerung, • leichtere Entfernbarkeit der Beläge an der Schüttung. Interessant ist die weitere Fortschreibung der Brunnenergiebigkeiten und der Kosten von gegebenenfalls anfallenden Regenerierungsmaßnahmen, um das Langzeitverhalten der Brunnen in wirtschaftlicher Hinsicht fortschreiben zu können. Abschließend sei darauf hingewiesen, dass neue Brunnen mit Kiesausbau anstelle von Glaskugeln im Neubauzustand ebenfalls Leistungssteigerungen aufweisen können. Dies war nicht Gegenstand der Untersuchung. 273 Quelle: R. Klaus & P. Walter Kapitaldienst 718 Aufgrund der mangelnden Festigkeit von Kies im Vergleich zu Glaskugeln (wie eingangs erwähnt) sehen die Autoren aber – über die gesamte Nutzungsdauer eines Brunnens – neben den dargestellten wirtschaftlichen auch deutliche technische Vorteile für den Einsatz von Glaskugeln, besonders was die Nachhaltigkeit der Leistung betrifft. [7] Treskatis, C., Hein, C., Peiffer, S. & Herrmann, F. (2009): Brunnenalterung: Sind Glaskugeln eine Alternative zum Filterkies nach DIN 4924?. In: bbr 04/2009: S. 36-44; Bonn (wvgw). Literatur [10] Walter, Peter, (Mai 2001): Kostenbetrachtungen und Kostenanalysen beim Brunnen. In: bbr Verlagsgesellschaft Rudolf Müller Bau-Fachinformationen GmbH&Co.KG, Köln [1] Herrmann, F & Stiegler, X. (2008): Einsatz von Glaskugeln als Ersatz für Filterkies in Brunnen. In: bbr 05/2008: S. 48-53; Bonn (wvgw). [2] DeZwart, B.-R. (2007): Investigation of Clogging Process in Unconsolidated Aquifers near Water Supply Wells. 200 S., Dissertation TU Delft. [3] Treskatis, C. (2007): Partikelinduzierte Kolmation von Brunnen – Identifikation und Lösungsansätze. In: Drebenstedt, C. & Struzina, M. (Hrsg.): Grundlagen und Erfahrungen der Übertragbarkeit von Modellversuchen auf großindustrielle Anwendungen, S. 59 – 71, Freiberg, ISBN 978-3-86012330-0 [4] Houben, G. & Treskatis, C. (2003): Regenerierung und Sanierung von Brunnen. 280 S., 111 Abb., 32 Tab., Anhang und CD-ROM; München (Oldenbourg) (ISBN: 3-486-26545-8). [5] Treskatis, C. Danhof, M., Dressler, M. & Herrmann, F. (2010): Vergleich ausgewählter Materialcharakteristiken von Glaskugeln und Filterkiesen für den Einsatz in Trinkwasserbrunnen. DVGW energie | wasser-praxis 1/2010: S. 26 – 32; Bonn (wvgw). [6] Treskatis, C; Tholen, L; Klaus, R. (2011): Hydraulische Merkmale von Glaskugel- und Filterkiesschüttungen im Brunnenbau. DVGW energie | wasser-praxis 12/2011 u. 01/2012; Bonn (wvgw). [8] Treskatis, C., (2011): Einsatz von Glaskugeln in Trinkwasserbrunnen – bisherige Forschungsergebnisse. bluefacts 5/2011: S. 110 – 116; Bonn (wvgw). [9] Walter, Peter, (Mai 2000): Wirtschaftliche Aspekte beim Betrieb von Brunnen. In: bbr 05/2000 Verlagsgesellschaft Rudolf Müller Bau-Fachinformationen GmbH&Co.KG, Köln [11] Klaus, R & Walter, P. (2011): Wirtschaftlichkeit von Glaskugeln im Brunnenbau. In: bbr 08/2011; Bonn (wvgw). Autoren: Dipl.-Geol. Reinhard Klaus, MBA RKP Consulting Mögeldorfer Hauptstr. 31a 90482 Nürnberg Tel.: 0911 570 3596 E-Mail: [email protected] Dipl.-Ing. Peter Walter WETZEL + PARTNER Ingenieurgesellschaft mbH Fritz-Reuter-Str. 2 47447 Moers Tel.: 02841 96990-30 E-Mail: [email protected] Internet: www.iwp-moers.de n 23 energie | wasser-praxis 4/2012 33 | TECHNIK Abb. 1: Versuchsanordnung zur Bestimmung des austragsfähigen Korns glaziofluviatiler Sedimente über einer Mono-Glaskugelschüttung (hier: 5 mm Kugeldurchmesser) Quelle: Autoren Vergleich ausgewählter Materialcharakteristiken von Glaskugeln und Filterkiesen für den Einsatz in Trinkwasserbrunnen Im Rahmen eines aktuell laufenden F&E-Vorhabens, gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie auf Grund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages, wurden ausgewählte brunnenbauspezifische Materialcharakteristiken von Glaskugeln und Filterkiesen ermittelt. Die ersten Ergebnisse dieser aktuell bei den Vorhabensträgern durchgeführten Labortests werden nachfolgend vorgestellt. G laskugeln aus säurebeständigem KalkNatronglas werden seit 2007 als Schüttgüter zur „Verkiesung“ von Brunnenfiltern angewendet. Erste Erfahrungen mit Glaskugeln als Filterschüttungen wurden beim Bau von Festgesteinsbrunnen in Franken gesammelt und durch Stiegler & Herrmann (2008) für die Fachwelt zugänglich gemacht. Auslöser der ersten Einsätze von Glaskugeln in Brunnen waren Erkenntnisse 26 bei der Entwicklung und Regenerierung von stark verockerungsanfälligen Brunnen sowie ein autochthoner Eintrag hoher Feinkornanteile und Feinpartikel mit den DIN-Filterkiesen verschiedener Lagerstätten. Diese Feinkornanteile wurden neben den Feinpartikeln aus dem Grundwasserleiter für die Unterkornkolmation an Brunnen verantwortlich gemacht (DeZwart 2007, Treskatis 2007). Gleichzeitig wurde erkannt, dass die „rau- he“ Oberfläche und Primärmineralien auf den Kieskörnern die Anlagerungen von Inkrustationen fördern. Zum Anlagerungsverhalten von Eisenmineralien an Glaskugeln im Vergleich zu DIN-Filterkiesen wurden erste quantitative Erkenntnisse von Treskatis et al. (2009) publiziert. Für die Brunnenbaupraxis konnte mit diesen Untersuchungen bestätigt werden, dass bei der Verwendung von Glaskugeln im Brunnenringraum sowohl mechaenergie | wasser-praxis 1/2010 nisch bedingte Feinkorn- und Bruchstückbildungen vermieden werden können als auch eine deutlich geringere Inkrustationsneigung zu erwarten ist. Für den Brunnenbau sind neben dem Anlagerungsverhalten gegenüber Inkrustationen vor allem die für die hydraulische Ergiebigkeit eines Brunnens wichtigen Kenngrößen mechanische Stabilität, die Abriebfestigkeit, die Rundheit der Schüttkörner und die chemische Beständigkeit (z. B. gegenüber Regeneriermitteln nach DVGW-Arbeitsblatt W 130) von Bedeutung. Untersuchungsgegenstand und Methodik Als Prüfmaterialien wurden vier handelsübliche Filterkiese für den Brunnenbau in den Korngrößenstufen nach DIN 4924 (1 bis 2 mm bis 8 bis 12 mm) und Glaskugeln (säurepoliert und matt) in den Körnungsspektren 1,25 bis 1,65 mm und bis maximal 12 mm untersucht. Dabei wurden folgende physikalischen Eigenschaften im Labormaßstab untersucht: • Rundheit, • spezifisches Gewicht, • Schüttgewicht, • Kornverteilung, • Bruchlast bei statischer Beanspruchung, • Bruchverhalten bei statischer Beanspruchung, • Bruchverhalten bei dynamischer Beanspruchung, • Abriebfestigkeit, • Oberflächengestalt, • Oberflächenprofil, • Rauhtiefen, SiLibeads ® • spezifische Oberfläche, • chemische Beständigkeit gegenüber pH-gesteuerten Regeneriermitteln. Die Methoden und Randbedingungen, die zur Bestimmung dieser Materialeigenschaften angewendet wurden, sind in Tabelle 1 zusammengefasst worden. Bisher liegen die ersten Ergebnisse von Vergleichsmessungen dieser physikalischen Kenngrößen für folgende Kies- und Glaskugelfraktionen vor: • Filterkies: 1 bis 2 mm und 1,4 bis 2,2 mm als Hauptvergleichsprodukte sowie für ausgewählte Tests 2,0 bis 3,15 mm, 5,6 bis 8,0 mm und 8,0 bis 12,0 mm • Glaskugeln: 1,25 bis 1,65 mm als Vergleichsprodukte zu den o. g. Filterkiesen und für ausgewählte Tests 1,50 mm, 2,85 bis 3,45 mm, 3,00 mm, 5,00 bis 6,00 mm und 12 mm Die Kenngrößen Nr. 5 bis 7 beeinflussen das Kolmationsverhalten des Schüttkörpers und zusammen mit der Kenngröße Nr. 4 die Größe des entsandungsfähigen oder kolmationsfördernden Unterkorns aus dem Grundwasserleiter oder aus dem Schüttgut selbst. Die Bildung von Unterkorn innerhalb der Schüttgüter war einer der Ursachen, Alternativen für bruchstückbildende und kolmationsfördernde Filterkiese zu suchen. Die Kenngrößen Nr. 9 bis 12 beeinflussen das mikrobiologische und chemische Inkrustationsverhalten einer Schüttung im Brunnen. Die Kenngröße Nr. 12 ist auch für die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung für die Wahl der Schüttgüter in Trinkwasserbrunnen von Bedeutung. Geringe innere Oberflächen auf den Schüttgütern reduzieren nach Houben & Treskatis (2003) Primäranlagerung der Inkrustationsprodukte und verzögern somit die „Verockerung“ von Brunnen. Daneben beeinflusst diese Kenngröße das Regenerierergebnis und dessen Nachhaltigkeit bzgl. des Lösevorgangs und der Wiederverockerung. Ergebnisse Die Labortests ergaben beim Vergleich der beiden Materialtypen und unterschiedlichen Korngrößen folgende Ergebnisse: • Kenngröße Nr. 1: Das spezifische Gewicht der handelsüblichen Quarzfilterkiese beträgt zwischen 2,615 und 2,655 kg/dm3, je nach Quarzgehalt. Bei den Glaskugeln werden spezifische Gewichte von 2,503 kg/dm3 gemessen. • Kenngröße Nr. 2: Das Schüttgewicht beträgt beim Quarzfilterkies einer Körnung von 2 mm 1,599 bis 1,615 kg/dm3 und bei einer Glaskugel vergleichbarer Größe 1,585 kg/dm3. • Kenngröße Nr. 3: Die Rundheit der Glaskugeln wurde nach der in Tabelle 1 genannten Formel zu 0,97 ermittelt. Der Quotient b/(l · 3) erreicht bei den Quarzkiesen im optimalen Fall 0,73 bis 0,78. • Kenngröße Nr. 4: Mit Hilfe der digitalen Bildanalyse wurden für verschiedene glaziofluviatile Sedimente aus dem Bodenseeraum Kornverteilungen bestimmt, um die Korngröße zu bestimmen, die bei dichtester Lagerung eines Filterkieses und einer Glaskugelpackung den Schüttkörper passieren kann. Damit wird – lassen Brunnen länger sprudeln INNOVATIONS Glaskug eln a ls E r satz für Filterk ies in B ru n n e n - SiLibeads Glaskugeln entsprechen den Anforderungen des § 31 LFGB und Artikel 3 der Verordnung (EG) Nr. 1935/2004, somit entfällt die Desinfektion vor der Befüllung - Einkornschüttung ermöglicht optimale Anpassung der Filterschlitzöffnungen - Kein Materialbruch beim Befüllen des Ringraumes, somit bleiben Filterschlitzöffnungen frei - Harmonische Kugelform und einheitliche Kugelgröße verhindern Brückenbildung beim Befüllen des Ringraumes - Klar- bzw. Entsandungspumpen nach dem Befüllen entfällt - Höchstmöglicher Wasserdurchfluss auf Grund exakt gleicher Korngröße und Kugelform - Eisen- und Manganverockerung reduziert sich um bis zu 40%, dadurch lassen sich Kosten für Brunnenregenerierarbeiten einsparen ert vom Geförd m i_]ckdZb_dZd[h]x^©ex{w{{wy~{iDIN©ZCOKJNKmw{{wy~ f~ {>AAJO?OHMMCOOJF©\w>AAJO?OHMMCOOJOO©[CcwPV}zCz{Dy www.sili.eu teriu sminis Bunde und tschaft ir W r fü Grund gie auf lo o n h Tec sses lu h c es eines B tschen u des De stages Bunde 25 | TECHNIK die Anpassung der Korngröße der Schüttung und die Entsandungsfähigkeit des Brunnens verbessert und das passierfähige Korn aus dem Grundwasserleiter direkt bestimmbar. Hierzu werden derzeit weitere Experimente im Labor- maßstab durchgeführt. Abbildung 1 zeigt eine Versuchsanordnung zur quantitativen Bestimmung des passierfähigen Korns aus dem Sediment über eine Glaskugelschüttung mit definiertem Kugeldurchmesser. Mittlere Bruchlast in Abhängigkeit vom Filtertyp Mittlere Bruchlast [N] 100.000 11.398 10.000 3.442 2.549 455 1.000 1.620 1.417 788 763 266 96 60 100 10 Glaskugel Typ M (12 mm) Art.Nr.: 5018-99-24 #855057-20 Filterkies Nr.5 (8-12 mm) Glaskugel Typ S (5-6 mm) Filterkies Nr.4 (5,6-8 mm) Glaskugel Typ S (3.00 mm +-0.3) Art.Nr.: 4511-A #820022 Glaskugel Typ S (2.85-3.45 mm) Art.Nr.: 4511 #920032 Filterkies Nr.3 (2,0-3,15 mm) Glaskugel Typ S (1.50 mm +-0.2) Art.Nr.: 4505-A #820029-1 Filterkies Nr.2 (1-2 mm) Glaskugel Typ S (1.25-1.65 mm) Art.Nr.: 4505 #923033 Filterkies Nr.1 (1,4-2,2 mm) 1 Prüflos n=20; Maschinentyp Inspekt Table 20kN (Hegewald & Peschke) Testgeschwindigkeit: ab 0 s 50 mm/min Bruchwertbestimmung: bei 90 % Kraftabfall Fmax. Prüfdatum: 14.08.09 Prüfer: Michael Danhof Abb. 2: Größen der Bruchlast von Filterkies und Glaskugeln verschiedener Körnungen und Kugelgrößen und Gemischen bei statischer Lastaufnahme Quelle: Autoren Filtertyp Vergleich Bruchcharakteristik Filterkies Nr. 4 (5,6-8 mm)/Glaskugel 4515R (5-6mm) 4.500 4.000 Kraft [N] 3.500 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000 500 0 0,05 0,1 0,15 ––––– Filterkies Nr. 4 (5,6-8 mm) 0,2 0,25 0,3 Weg [mm] 0,35 0,4 0,45 0,5 ––––– Glaskugel 4515R #953059 (5-6 mm) Abb. 3: Lastkurven für Filterkies (hier: 5,6 bis 8 mm) und Glaskugeln (hier: 5,6 bis 8 mm) in Funktion der Wegstrecke des Teststempels. Die Glaskugel kann im hier dargestellten Fall um 0,3 mm verformt werden, das gleich große Kieskorn nur 0,09 mm, bevor es das erste Mal in kleinere Stücke zerbricht. 28 Quelle: Autoren 0 • Kenngröße Nr. 5: Die Bruchlast bei statischer Beanspruchung ergab für die Filterkiese eine Zunahme der Lastaufnahme von ca. 60 N bis maximal 1.620 N parallel mit der Zunahme der Korngröße (Abb. 2). Glaskugeln zeigten eine analoge Zunahme der Lastaufnahme mit der Kugelgröße. Die Bruchlast steigt hier von 455 N auf > 11.000 N an. • Kenngröße Nr. 6: Die Bruchcharakteristiken von Filterkies und Glaskugeln unterscheiden sich deutlich. Filterkies zerbricht schon bei geringen Lasten in kleinere Fraktionen, die dann bei weiterer Belastung in wiederum kleinere Stücke zerbrechen. Die Lastkurven für Filterkies (hier: 5,6 bis 8 mm) und Glaskugeln (hier: 5,6 bis 8 mm) in Funktion der Wegstrecke des Teststempels (= Verformungslänge) zeigt Abbildung 3. Die Kurve für den Filterkies zeigt Lastaufnahmen bis ca. 700 N. Das Korn zerbricht und die Last wird auf mehrere Körner verteilt, bis diese wiederum nach Überschreitung der Bruchgrenze zerbersten. Dadurch entsteht eine Sägezahnkurve der Lastaufnahme-Verformungslängen-Relation. Die Lastkurve einer Glaskugel zeigt dagegen das Verhalten eines amorphen Körpers (Abb. 4), der die Last bis zur Bruchgrenze (hier: ca. 4.800 N) aufnimmt und dann in feinste Partikel zerbirst, die keine weiteren Lasten aufnehmen können. • Kenngröße Nr. 7: Die dynamische Bruchcharakteristik wird zurzeit noch bestimmt. Ergebnisse liegen Ende 2009 vor. • Kenngröße Nr. 8: Die Abriebfestigkeit wurde in einer Mühle mit Accelerator ermittelt. Der Abrieb der Glaskugeln und Filterkieskörner < 0,2 mm wurde nach 9 Stunden aus der Mühle geschwemmt. Dessen Masse wurde danach der Masse der Testkörper gegenübergestellt. Die Glaskugeln erlitten einen Abriebverlust (Massenverlust) von ca. 0,5 Prozent je Stunde Mahldauer, die Filterkiese um bis zu ca. 6 Prozent je Stunde (Abb. 5). Insgesamt war der Massenverlust bei den Glaskugeln mit ca. 4 Prozent für den gesamten Testzeitraum um den Faktor 13 geringer als beim Filterkies (bis zu 53 Prozent Massenverlust). • Kenngrößen Nr. 9 und 10: Die Oberflächengestalt und das Oberflächenprofil von Glaskugeln und Filterkies wurden mittels Rasterelektronenmikroskop bestimmt (Abb. 4). Die Oberflächen unterscheiden sich erwartungsgemäß signifikant. Die Kieskornoberfläche weist eine ausgesprochen unregelmäßige Struktur mit Hochpunkten und Vertiefungen auf, die in der Glaskugeloberfläche nur punktuell zu finden sind. Das Oberflächenprofil einer Glaskugel 1,5 mm +/- 0,2 mm energie | wasser-praxis 1/2010 Tabelle 1: Methoden und Randbedingungen der Materialprüfungen an Glaskugeln und Filterkiesen unterschiedlicher Korngrößen Nr. Kenngröße Messmethode 1 Spezifisches Gewicht Verdrängungsmethode 2 Schüttgewicht Volumenbezogene Gewichtsermittlung der Schüttung Ein 1-dm3-Messbecher wird mit dem Schüttgut befüllt und dann die Gewichtszunahme ermittelt. 3 Rundheit Vergleich der Breite b zur Länge l Rundheitsquotient = b/(l · 3); bei einem Quotienten von 1 handelt es sich um eine ideale Kugel 4 Kornverteilung digitale Bildanalysen und Siebanalysen von realen Inlinerbohrproben glazio-fluviatiler Sedimente Süddeutschlands Lockergesteine selektiert bis 10 mm Korngröße; Glaskugeln bis 12 mm Kugelgröße; Prüfmenge: 100 g 5 Bruchlast bei statischer Beanspruchung 6 Randbedingung Anzahl der Tests je Körnung/Material Geräteeinsatz n = 20 Pyknometer n = 20 1-dm3-Messbecher digitale Bildanalyse mittels Camsizer® n=1 digitale Bildanalyse mittels Camsizer® Ermittlung der mittleren Bruchlast Ermittlung der mittleren Bruchlast in Anhängigkeit vom Material und bei 90 % Kraftabfall; Testgeder Körnung/Kugeldurchmesser schwindigkeit 50 mm/min n = 20 Inspekt Table 20 kN nach Hegewald & Heschke Bruchverhalten bei statischer Beanspruchung Vergleich der Bruchcharakteristi- Ermittlung der Bruchlast in ken von Filterkies und Glaskugeln Funktion der Weglänge und der Verformung unterschiedlicher Durchmesser n=1 Inspekt Table 20 kN nach Hegewald & Heschke 7 Bruchverhalten bei dynamischer Beanspruchung Beschuss einer Stahlplatte zur Simulierung des Aufpralls der Körner/Kugeln auf die Brunnenausbauverrohrung und auf Glaskugeln sowie Filterkies (unter Bohrlochrandbedingungen) 8 Abriebfestigkeit Simulation des Massenverlustes Bestimmung des Massenverlustes durch Abrieb der Körner/Kugeln; durch Abrieb bei der mechanische Regenerierung, z. B. bei Im- Prüfmenge 330 ml pulsverfahren nach DVGW W 130 n=1 Willy A. Bachofen „WAB Multilab“ 9 Oberflächengestalt digitale Oberflächenaufnahmen mit REM n=1 Rasterelektronenmikroskop (REM) 10 Oberflächenprofil Bestimmung des Oberflächenprofils über eine definierte Taststrecke; Abtasten der Oberfläche von Kieskörnern und Glaskugeln zur Bestimmung des externen Reliefs n=1 Tastschnittgerät 11 Rauheit Bestimmung der Rauhtiefen als Höhendifferenz auf einer Taststrecke von 0,5 mm n=1 Pertometer 12 spezifische Oberfläche Bestimmung der Gesamtoberfläche (äußere Oberfläche + Oberfläche der nach außen geöffneten Poren ) der Kugeln und Kieskörner mittels Gasadsortion n=1 BET 13 chemische Beständigkeit Analyse der gelösten Elemente aus den Glaskugeln und Kieskörnern nach Einlage in verschiedene pH-gesteuerte Regeneriertestlösungen n=1 ICP energie | wasser-praxis 1/2010 Synthetische Testlösungen wurden nach handelsüblichen Produkten (Säuren) hergestellt, da diese durch Spurenelemente verunreinigt waren. Insgesamt 15 h Behandlungszeit; Kugeln und Körner vollständig eingetaucht bei T = 20 °C Tests laufen zurzeit Quelle: Autoren Geschwindigkeit von 66,2 km/h (freier Fall) für Filterkies (12 mm) und 64,3 km/h für Glaskugeln (12 mm) 29 27 Abb. 4.1 und 4.2: REM-Aufnahme einer Glaskugel im Vergleich zu einem Filterkieskorn gleicher Korngröße. Die „glatte“ Oberfläche der Glaskugel verhindert die Bildung von Zugspannungen bei Lastaufgabe und mindert die Anlagerung von Inkrustationen. Quelle: Autoren | TECHNIK Abrieb [%/h] Abrieb [%/h] 5,86 %/h 6 5 4 2,74 %/h 3 2 0,46 %/h 1 Glaskugel Typ S (1.25-1.65mm) Filterkies Nr. 2 (1-2mm) Filterkies Nr. 1 ( 1,4-2,2mm) Prüfpartikel Abb. 5: Massenverlust durch mechanischen Abrieb von Glaskugeln (1,25 bis 1,65 mm) und von zwei ähnlich gestuften, handelsüblichen Filterkiesen (1 bis 2 mm und 1,4 bis 2,2 mm) und eines Korns aus der Fraktion 1-2 mm zeigt die Abbildung 6. • Kenngröße Nr. 11: Die Rauhtiefen, bestimmt als Höhendifferenz zwischen dem höchsten und tiefsten Punkt auf einer Taststrecke von 0,5 mm, belaufen sich beim Quarzkies auf bis zu 1,21 µm, bei den Glaskugeln dagegen auf bis zu 0,58 µm. • Kenngröße Nr. 12: Die spezifische Oberfläche einer Glaskugel mit einer Größe von 1,25 mm und 1,5 mm (+/- 0,2 mm) beträgt weniger als 0,01 m2/g Masse. Dagegen erreicht der Filterkies eine spezifische Oberfläche von bis zu 0,95 m2/g Masse (bei einer Körnung 1,4 bis 2,2 mm). • Kenngröße Nr. 13: Die chemische Beständigkeit der Glaskugeln und des Filterkieses gegenüber pH-gesteuerten Regeneriermitteln wurde prinzipiell über die in üblichen Mengen eingesetzten Testlösungen bestätigt. Es ergaben sich jedoch materialabhängige Unterschiede bei der Lösung von Elementen aus den Schüttgütern bei verschiedenen Säurekonzentrationen. Abbildung 7 zeigt beispielhaft die Elementkonzentrationen bei einer 15-stündigen Behandlung mit einer 30 synthetisch hergestellten, elementfreien Salzsäure (1:5 verdünnt). Diskussion Die Glaskugeln unterscheiden sich erwartungsgemäß von den Filterkiesen in den bisher durchgeführten Materialtests in allen untersuchten Kenngrößen. Gesteuert werden diese Unterschiede einerseits durch die Festigkeitsunterschiede amorpher (Glas) und kristalliner (Kieskorn) Strukturen und andererseits durch das Vorhandensein von Oberflächenspannungen und Anisotropien im Materialaufbau. Daneben spielen die stofflichen Eigenschaften erwartungsgemäß eine Rolle bei der Exposition der Materialien gegenüber Chemikalien. Im Einzelnen wurden folgende physikalischen und chemischen Charakteristika festgestellt. • Kenngröße Nr. 3 (Rundheit): Glaskugeln erreichen herstellungsbedingt nahezu die Idealform einer Kugel, während Quarzfilterkies auf Grund ihrer Genese meist ovale Formen aufweisen. • Kenngröße 4 (Kornverteilung): Die nahezu ideale Rundheit von Glaskugeln ermög- Quelle: Autoren 0 licht die Bildung der dichtesten Kugelpackung, deren tetraederförmigen Hohlräume ein definiertes Kennkorn aus dem Grundwasserleiter passieren lassen. Dieses Kennkorn erster Ordnung ergibt sich aus der Multiplikation des Wendepunktes einer konventionellen Siebanalyse nach DVGW-Arbeitsblatt W 113 multipliziert mit dem Ungleichförmigkeitsfaktor. Es kann aber auch durch das Kornspektrum in größerer Trennschärfe mittels digitaler Bildanalyse, z. B. in 10tel Millimeterkorngrößen, bestimmt und die jeweilige Fraktion mit ihrer Masse quantifiziert werden. Die Wahl des passierfähigen Korns, das entfernt werden soll, kann auch durch die Division eines vorab nach W 113 gewählten Glaskugeldurchmessers durch den Faktor 6,7 bestimmt werden. Im Vergleich dieser Berechnung mit dem sehr fein abstufbaren Kornspektrum einer digitalen Bildanalyse eines Lockersedimentes kann der Gewichtsanteil des entfernbaren Kornes bei der Entsandung ermittelt werden und somit der Suffosion des Bodens in den Brunnen und einer dauerhaften Sandführung im Brunnen vorgebeugt werden (Abb. 1). • Kenngröße Nr. 5 (Bruchlast, statisch): Je größer die Korngröße des Schüttgutes desto größer ist die Lastaufnahme bei beiden Materialien. Jedoch steigt der Unterschied der Bruchlasten zwischen Glaskugel und Kieskorn gleicher Größe mit der Korngröße exponentiell an. Je größer die Glaskugel, desto größer ist die Lastaufnahmedifferenz im Vergleich zur gleichgroßen Kieskornfraktion (Abb. 2). • Kenngröße Nr. 6 (Bruchverhalten, statisch): Glaskugeln können im Vergleich zum Filterkies sehr große statische Lasten > 4 kN bis zur Bruchgrenze aufnehmen, bevor sie in feine Partikel zerbersten. Säurepolierte Glaskugeln sind im Vergleich zu matten Kugeln statisch höher belastbar, da die Festigkeit eines amorphen Feststoffes von den Anisotropien an der Oberfläche gesteuert wird. Diese in der Regel geringen Anisotropien erzeugen Zugspannungen an der Kugeloberfläche und werden bei den polierten Kugeln weitestgehend entfernt (Abb. 4.1 und 4.2), sodass Zugkräfte an der Kugeloberfläche vermieden werden. Diese Art von Glaskugeln ist für Einbausituationen mit besonders hohen Beanspruchungen günstig. Filterkies bildet dagegen schon bei geringen Belastungen von ca. 0,5 bis 0,7 kN zahlreiche Bruchstücke, die sich in den Porenraum des Schüttkörpers drücken und dadurch die weitere Lastaufnahme des Kornverbandes erst ermöglichen. Es entstehen im Lastfall oberhalb der Bruchgrenze der Körner ungleichkörnige Gemische unterschiedlicher Korngröße. energie | wasser-praxis 1/2010 10.6 [P_ISO Profil] Filterkies Nr. 2 (1-2 mm) -6.372 17.043 3.033 µm/cm, x3296.993 -6.3798 2.149 (a) 0.000 0.200 [mm] 0.400 0.077 0.172 0.249 0.024 mm/cm, x421.357 09-14043 Probe Nr. 2: Glaskugel Typ S (1,50 mm +/- 0,2) Art.Nr. 4505-A 1820029-1 [µm] 1.384 Profil = P_ISO-Bereich = [1] -0.130 0.000 0.200 [mm] 0.400 0.024 mm/cm, x417.171 Abb. 6: Oberflächenprofil eines Korns aus der Fraktion 1-2 mm (a) und einer Glaskugel 1,5 mm +/- 0,2 mm (b) • Kenngröße Nr. 8 (Abrieb): Der Massenverlust beim Vermahlen von Filterkies simuliert den Prozess des Schüttens mittels Schüttrohren in einen Brunnen. Dabei kann das einzelne Filterkieskorn um die Hälfte an Masse verlieren und somit weitere autochthone Unterkornanteile in der Schüttung bilden. • Kenngrößen Nr. 9 bis 11 (Oberflächengestalt, Oberflächenprofil, Rauhtiefen): energie | wasser-praxis 1/2010 Glaskugeln weisen eine nur gering profilierte Oberfläche auf, was die Ergebnisse zum Anlagerungsverhalten bei Treskatis et a. (2009) bestätigt. Dagegen können in den z. T. mehrerer Mikrometer großen Vertiefungen der Quarzkornoberflächen Ablagerungen dauerhaft anhaften und an Schichtstärke zunehmen (Abb. 6.1 und 6.2: bis 17,04 µm Gesamthöhenunterschied im gemessenen Oberflächenprofil Quelle: Autoren -1.643 0.487 µm/cm, x20544.658 (b) des Kieskorns im Vergleich zu 3,03 µm bei Glaskorn; gemessene Profillänge: 0,4 mm). Dadurch werden diese Anhaftungen bei der Regenerierung nur unzureichend entfernbar und vererzen mit der Zeit. • Kenngröße Nr. 12 (spezifische Oberfläche): Der Unterschied in der spezifischen Oberfläche einer Glaskugel mit weniger als 0,01 m2/g im Vergleich zum Filterkies (bis zu 0,95 m2/g) erklärt die in der Praxis oft auftretende geringe Nachhaltigkeit von Brunnenregenerierungen in Kiesschüttungsbrunnen. Je größer die spezifische Oberfläche eines Schüttgutes, desto größer die potenzielle Anlagerungsfläche und Masse der Inkrustationsprodukte. • Kenngröße 13 (Beständigkeit gegenüber pH-gesteuerten Regeneriermitteln): Die gelöste Menge und Art der Elemente hängt in erster Linie vom Primärmineralgehalt des Schüttgutes ab. Bei Glaskugeln aus Kalk-Natronglas werden die Elemente Ca, Na und Si gelöst (z. B. bis zu 12 mg/kg Na, s. Abb. 7), während bei Kies Al, Ca, und Si dominieren. Hinzu kommen beim Kies Beimengungen von Schwermetallen, wie z. B. Ba, Cu und Pb, die sich aus den Nebenbeimengungen des Filterkieses und den Ablagerungen von Eisensulfiden, wie z. B. Pyrit, ergeben. Insgesamt ist die mittels pH-gesteuerten Regeneriermitteln generierte Elementkonzentration in den Testlösungen beim Filterkies größer und vielfältiger als bei den Glaskugeln. Die bisherigen Materialtests zeigten, dass die mineralisch amorphen Glaskugeln hydraulische Vorteile aufweisen und eine Minderung der Anlagerungen von Inkrustationen begünstigen, die bei den untersuchten DIN-Filterkiesen aus genetischen Gründen limitiert sind. Es deutet sich an, dass die für die Kennkornfestlegung recht ungenaue 31 29 | TECHNIK Herausgelöste Elemente [mg/kg] 100 Pr. Nr. 5 Glaskugeln „M” 12 mm Pr. Nr. 6 Filterkies Nr. 5 (8-12 mm) 12,5 12,489 7,44 5,49 3,96 2,389 1 0,44 0,326 0,515 0,268 0,219 0,153 0,167 0,164 0,114 0,1 0,01 2,22 1,8 1,16 0,058 0,05 0,05 0,052 0,163 0,098 0,05 0,05 0,05 0,05 Literatur: Al Ba Ca Cu Co Fe K Mg Mn Na Pb Si Ti Zn Herausgelöste Elemente Abb. 7: Verteilung der gelösten Elemente aus Glaskugeln und Kieskörnern nach 15 h Behandlungszeit mit einer Lösung von synthetisch hergestellter Salzsäure 1:5 Trennschärfe der DIN-Siebanalysen bei feinkörnigen, gleichkörnigen Sedimenten bei ungenauer Bestimmung der Schüttkugelgröße rasch zu Fehlbemessungen des Brunnens führen kann. Hier werden weitere Untersuchungen im Labormaßstab zurzeit im Rahmen des F&E-Vorhabens ausgeführt. Zusammenfassung Die physikalischen Eigenschaften von Glaskugeln und Filterkiesen unterschiedlicher Kornspektren und Provenienz wurden in Labortests unter brunnentechnischen Einsatzaspekten systematisch untersucht. Dazu wurden Glaskugeln und handelsübliche Filterkiese verschiedener Lagerstätten verglichen. Gravierende Unterschiede ergeben sich in der mechanischen Festigkeit, in der Morphologie der Korn-/Kugeloberfläche und bei der Rundheit, die für das Anlagerungsverhalten von Inkrustationen verantwortlich sind. Bei Glaskugeln wurde bei nahezu idealer Rundheit eine sehr geringe spezifische, innere Oberfläche bei geringen Rauheiten und Rauhtiefen festgestellt. Filterkiese haben genetisch bedingt dagegen stark strukturierte, raue Oberflächen mit großem Anlagerungspotenzial. Daraus wird abgeleitet, dass dadurch die Regenerierhäufigkeit und die Nachhaltigkeit von Regenerierungen beeinflusst werden. Für die Ergiebigkeit und das Kolmationsverhalten sind vor allem die Bruchlasten und die Bruchcharakteristik von Bedeutung. Beim Filterkies ist eine geringe Bruchlast von weniger als 0,7 kN gegenüber mehr als 4 kN bei Glaskugeln zu erwarten. Unter den beim Brunnenbau zu erwartenden Einbaubedingungen sind Brüche von Glaskugeln und Splitterbildungen 32 nicht zu erwarten. Der Abrieb einer Glaskugel ist um den Faktor 13 geringer als bei gleich großem Filterkies. Glaskugel tragen somit nicht zur Bildung von Unterkorn oder Kolmationspartikeln bei. Mit Hilfe digitaler Bildanalysen konnte die Kornverteilung natürlicher Sedimente beispielhaft in hoher Auflösung der Kornstufen bestimmt werden. Dadurch soll im Rahmen weiterer Tests die Kugelgröße genauer an das mobilisierbare (Unter-)korn des Grundwasserleiters angepasst werden. Ziel ist eine Verbesserung der Entsandungs- und Regenerierfähigkeit des Brunnens. Filtersande und Filterkiese sind genetisch bedingt von verschiedenen Primärmineralien verunreinigt und bestehen nicht nur aus reinem SiO2. Dadurch werden bei einer Exposition dieser Schüttgüter gegenüber Säuren neben dem Quarzindikator Si als Hauptelement vor allem Al, Ba, Cu, Fe, Mn und Pb gelöst. Bei Glaskugeln werden keine toxikologisch bedenklichen Elementkonzentrationen nachgewiesen, da primär Ca, Na und untergeordnet Si, Mg und K gelöst werden. Glaskugeln haben mechanische und physikalische Vorteile gegenüber natürlichen Filterkiesen und können bei geeigneten Lockersedimenten und Festgesteinen einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung von Kolmationen und zur Reduzierung von Inkrustationen und somit zu insgesamt geringeren Entsandungs- und Regenerieraufwendungen leisten. Danksagung Das F&E-Vorhaben wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Quelle: Autoren 10 Technologie auf Grund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages (Förderkennzeichen: KU2027701BN8: „Abstützung von Bohrlöchern zur Wassergewinnung – Glaskugeln als Verfüll-, Stütz- und Filtermaterial für den modernen Brunnenbau; Untersuchung des Sandrückhalteverhaltens (Filterwirkung) der Glaskugeln im Vergleich zu Kies, Verockerungsneigung der Glaskugeln in Brunnen und unter Laborbedingungen, Einbauverhalten der Glaskugeln in gebohrten Brunnen“ vom 12.03.2009) Übersicht Beständigkeit gegen Regeneriermittel: Lösung B (4/4) (Glaskugeln Typ M 12 mm/Filterkies Nr. 5 [8-12 mm]) DeZwart, B.-R. (2007): Investigation of Clogging Process in Unconsolidated Aquifers near Water Supply Wells. – 200 S., Dissertation TU Delft. Herrmann, F & Stiegler, X. (2008): Einsatz von Glaskugeln als Ersatz für Filterkies in Brunnen. – in: bbr 05/2008: S. 48-53; Bonn (wvgw). Houben, G. & Treskatis, C. (2003): Regenerierung und Sanierung von Brunnen - 280 S., 111 Abb., 32 Tab., Anhang und CD-ROM; München (Oldenbourg) (ISBN: 3-486-26545-8). Treskatis, C. (2007): Partikelinduzierte Kolmation von Brunnen – Identifikation und Lösungsansätze. In: Drebenstedt, C. & Struzina, M. (Hrsg.): Grundlagen und Erfahrungen der Übertragbarkeit von Modellversuchen auf großindustrielle Anwendungen, S. 59 – 71, Freiberg, ISBN 978-3-86012-330-0 Treskatis, C., Hein, C., Peiffer, S. & Herrmann, F. (2009): Brunnenalterung: Sind Glaskugeln eine Alternative zum Filterkies nach DIN 4924?.- in: bbr 04/2009: S. 36-44; Bonn (wvgw). Autoren: Prof. Dr. habil. Christoph Treskatis Bieske und Partner Beratende Ingenieure GmbH Im Pesch 79 53797 Lohmar Tel.: 02246 9212-22 Fax: 02246 9212-99 E-Mail: [email protected] Internet: www.bieske.de Dipl.-Ing. Michael Danhof Dipl.-Ing. Michael Dressler Sigmund Lindner GmbH Oberwarmensteinacher Str. 38 95485 Warmensteinach Tel.: 09277 994-0 Fax: 09277 994-99 E-Mail: [email protected] [email protected] Internet: www.sigmund-lindner.de Dipl.-Ing. Frank Herrmann Ochs Brunnenbau Schieräckerstr. 32 90431 Nürnberg Tel.: 0911 32430-30 Fax: 0911 3143-52 E-Mail: [email protected] Internet: www.ochs-bau.de n energie | wasser-praxis 1/2010 Deutsche Brunnenbauertage 2009 Brunnenalterung: Sind Glaskugeln eine Alternative zum Filterkies nach DIN 4924? Innovation im Brunnenbau ■ Natürlicher Filterkies nach der DIN 4924 enthält heute zunehmend Feinanteile (autochtoner „Staub“ und Quarzkornbruchstücke) und überwiegend unregelmäßig gerundete, plattig oder linsenartig geformte Quarzkies- und Gesteinsbruchstücke. Hinzu kommt eine Neigung zum Bruch der Quarzkörner beim Einbau in den Brunnen. Für die Brunnenbaupraxis konnte bestätigt werden, dass bei der Verwendung von Glaskugeln im Brunnenringraum sowohl mechanisch bedingte Feinkorn- und Bruchstückbildungen vermieden werden können als auch eine deutlich geringere Inkrustationsneigung zu erwarten ist. Für die biochemischen Prozesse in einem Brunnen im natürlichen Untergrund sind aufgrund der Oberflächenaffinität der Inkrustationen analoge Ergebnisse zu erwarten. D ie Brunnenalterung ist ein häufig vorkommendes Problem bei der Gewinnung von Grundwasser und für den Brunnenbetreiber mit einem zunehmenden Leistungsverlust verbunden [1-4]. Bisher hat sich die Ursachenforschung zu dieser Thematik hauptsächlich auf (bio-)chemische und mineralogische Prozesse im Brunnenfilter und Filterkies fokussiert. Die Ursachen und Folgen von reversiblen und irreversiblen chemisch-biologischen Alterungsprozessen am Brunnenfilter und in der Kiesschüttung sind durch zahlreiche Arbeiten seit den sechziger Jahren Eintrittswiderstände heute gut bekannt und aktuell in [4] zusammenfassend publiziert worden (Abb. 1). und deren nächstem Umfeld (Filterkies, Grundwasserleitermaterial) ab (Abb. 1 (a)). Bei Untersuchungen in den Niederlanden wurde die mechanische Partikelfiltration als ein weiterer wichtiger Steuerprozess der irreversiblen Brunnenalterung erkannt [5]. Die Forschungen ergaben, dass etwa ein Drittel aller Brunnen in Lockergesteinsgrundwasserleitern dort von der Problematik einer mechanisch verursachten „äußeren Kolmation“ betroffen sind. Die Partikel lagern sich dabei besonders an der Bohrlochwand Von Brunnenbauunternehmen wird berichtet, dass nach einer Brunnenentsandung oft keine nennenswerte Verbesserung der Brunnenleistung im Vergleich zum konventionellen „Klarpumpen“ erreicht wurde. Untersuchungen in Festgesteinsbrunnen in Franken zeigten, dass in den Schlitzen von Schlitz- und Schlitzbrückenfiltern gebrochener Kies und Splitter von Quarzkieskörnern den freien Durchlass irreversibel verengten (Abb. 2). In einem ersten Anwendungsfall wurden im Herbst 2007 daher Glaskugeln als mechanisch stabiles Stützmedium in einem Festgesteinsbrunnen eingebaut (s. „Murmeln für den Brunnen“ – Experten-Idee soll der Verstopfung der Filter vorbeugen. in: Fürther Nachrichten vom 07.09.2007). Eintrittswiderstände Quelle: DeZwart et al. (2006) Die bisherigen Untersuchungsergebnisse veranlassten die Autoren, die materialtechnischen Forschungen mit den 2007 verwendeten Glaskugeln der Fa. Sigmund Lindner (Warmensteinach) fortzuführen. (a) (b) Abb. 1 Schematische Darstellung der Lage einer äußeren (a) und inneren Kolmation (b) an Brunnen. 36 Aktuelle Problemstellungen In der Praxis hat sich seit einiger Zeit gezeigt, dass einerseits der auf die Baustelle gelieferte Filterkies zunehmend 04 / 2 0 31 09 Brunnenbau • hydraulischer Effekt der Korngeometrie auf die Entsandung und Regenerierung von Brunnen, • Anlagerungsverhalten von Inkrustationen an quasi glatten Glaskugeln und an den unebenen Oberflächen der Quarzkiesschüttgüter. Die Entsandung von Brunnen mit Doppelpackern und der 5-fachen Zielfördermenge nach dem DVGW Arbeitsblatt W 119 stößt nach den modelltechnischen Untersuchungen von Nillert (2008) [6] an hydraulische Grenzen, die eine Neuorientierung in den Bemessungsvorgaben für die Entsandung und die Filterkiesschüttung erfordern. Aufgrund des großen Durchlässigkeitskontrastes zwischen dem Grundwasserleiter und dem Filterkies erreichen die heute gängigen Entwicklungs- und Regeneriertechniken nur einen Teil der Kiespackung um den Brunnenfilter. Ursachen sind die geringe Schleppkraft des Wassers während des Abpumpvorganges und die heterogene Geometrie der durchlassfähigen Porenkanäle in der Kiesschüttung. Beides verhindert eine vollständige Auswaschung von Feinkornanteilen (autochtone und allochtone) und von Inkrustationen in der Kiesschüttung. Die „innere Oberfläche“ natürlicher Kieskörner ist nach den Ergebnissen von Untersuchungen [3] in zahlreichen Lockergesteinsbrunnen am Niederrhein für die Eisenanlagerung und die katalytisch gesteuerte Wiederbelegung von zuvor gereinigten Kornoberflächen und die damit einhergehenden, irreversiblen Leistungsrückgänge mit verantwortlich. Je größer die innere 04 / 2 0 09 Quelle: Ochs Feinanteile (autochtoner „Staub“ und Quarzkornbruchstücke) enthält und andererseits überwiegend unregelmäßig gerundete, plattig oder linsenartig geformte Quarzkies- und Gesteinsbruchstücke vorgefunden werden. Beide Phänomene können im Zusammenhang mit der an Brunnen unterschiedlich rasch und intensiv ablaufenden Brunnenalterung stehen. Es ergeben sich zwei Themenkomplexe, die für die weiteren praxisnahen Forschungsarbeiten von Bedeutung sind: Abb. 2 Teile eines Schlitzbrückenfilters mit eingeklemmten Kiesbruchstücken und abgesplitterten Quarzkörnern in den Öffnungen Oberfläche, d.h. die Unebenheit und Rauheit der Kieskörner, desto größer ist das „Wiederverockerungspotenzial“ und desto geringer ist die Nachhaltigkeit einer Brunnenregenerierung, d.h. durch die Regenerierung wird der Katalysator wieder aktiviert. Ein einfaches Rechenbeispiel soll den Einfluss der Oberfläche auf diesen Prozess verdeutlichen (s. [3]): Der Filterkies wird vereinfacht als Ansammlung von Kugeln mit einer uniformen Korngröße von 2 mm angesehen. Aufgrund der zu erwartenden lockeren Lagerung sollen die Kugeln kubisch, d. h. in lockerster Lagerung arrangiert sein. Sie sind anfänglich von einer monomolekularen Schicht Eisenoxid von vernachlässigbarer Dicke umgeben. Ein Porenkanal von 1 mm Länge entspricht dann einer Oberfläche von [4 · 0,25 · 2mm · π] = 6,28 mm2. Die Verockerung wächst zunächst in die Flaschenhälse der Pore hinein. Der dadurch entstehende röhrenförmige Porenkanal mit einem Durchmesser von 0,83 mm hat bei einer Länge von 1 mm eine Oberfläche von 2,60 mm2, eine Verminderung um den Faktor ≈ 2,4. Entfernt man nun die Inkrustation aus den Flaschenhälsen der Poren, so wird die katalytische Wirkung der Eisenoxid-Oberfläche wieder um diesen Faktor gesteigert. Auch die Besiedlungsfläche für Eisenbakterien wird um den gleichen Betrag erhöht. Forschungsansatz Auf der Fachmesse „geofora 2007“ in Hof a. d. Saale wurde erstmals über den Einsatz von Glaskugeln in Brunnen als Alternative für Filterkies in besonders inkrustationsgefährdeten Brunnen Nordbayerns berichtet. Wesentliche Grundlagen dieser Anwendung, der Kugelgrößenbemessung und die Eigenschaften von Glaskugeln im Vergleich zum Filterkies während des Einbaus und bei der Brunnenentwicklung wurden in [7] veröffentlicht. Langfristige und wissenschaftlich belastbare Praxiserfahrungen mit diesem Medium liegen noch nicht vor, werden aber bei verschiedenen Anwendungen von Brunnenbetreibern und Brunnenbauern z. Z. bei verschiedenen Projekten deutschlandweit gesammelt. Der Zusammenhang zwischen der „Rauheit“ von Kieskörnern und der oft raschen „Wiederverockerung“ von Brunnen ist Ausgangspunkt für die Frage, ob Brunnen mit glatten, nahezu gleich großen Glaskugeln im Ringraum ein geringeres oder vergleichbares Anlagerungspotenzial von Fe-Oxiden haben als Brunnen mit konventioneller Kiesschüttung nach DIN 4924. Im Nachfolgenden wird über die Ergebnisse grundlegender Forschungen an der Universität Bayreuth berichtet, die sich mit dem zweiten Themenkomplex des Anlagerungsverhaltens von Eisen37 Deutsche Brunnenbauertage 2009 Quelle: Ochs hydroxiden an glatten Glaskugeln und konventionellem Filterkies im Labormaßstab beschäftigten. Abb. 3a Filterkies mit unregelmäßig geformten Körnern und mit Fe- und Schichtsilikat-Ablagerungen in den Vertiefungen der Kornoberflächen Standard und Anforderungen an die Filterkiespackung in Brunnen Die Filterkiespackung ist die wichtigste Schnittstelle zwischen dem Grundwasserleiter und dem Brunnenfilter. Bereits beim Bau eines Brunnens muss die Versandung und die Kolmation verhindert und eine Regenerierung oder Sanierung des Bauwerkes in die Bemessung der Filterkieskorngröße berücksichtigt werden. Dieser Grundsatz ist nach grundlegenden Forschungsvorhaben (z.B. [8]) und Praxistests in der Fachwelt als „Stand der Technik“ verankert und in die brunnenbaubezogenen Arbeitsblätter des DVGWRegelwerkes eingeflossen. Quelle: Ochs Seit den sechziger Jahren befassten sich zahlreiche Autoren immer wieder mit dem Thema „Versandung und Entsandung“ sowie mit den Themen „Regenerierung und Sanierung“ von Brunnen. Daraus lassen sich die „Grundforderungen“ und „Leitparameter“ an die Bemessung von Brunnenfilterkiesen wie folgt ableiten: Abb. 3b Silikat-Glaskugeln mit glatter Oberfläche in dichtester Lagerung Eigenschaft des Materials Qualitätsziele Gewaschen und frei von „Unterkorn“ Geringe Materialverluste frei von „Unterkorn“ und Kompaktion beim Entwickeln des Brunnens; Reduktion der Entwicklungszeit Gut gerundete Kieskörner Erhöhung der Porosität und hydraulischen Durchlässigkeit gegenüber dem Grundwasserleiter; Reduktion der Absenkung und Druckverluste; Verbesserung der Entwicklungsfähigkeit und Ergiebigkeit Hoher Quarzanteil Vermeidung von Volumenveränderungen durch quellfähige oder zerbrochene Mineralien Glatte Oberfläche Verringerung von Ablagerungen Geringe Ungleichförmigkeit Geringe Entmischung beim Schütten Vermeidung von Druckverlusten durch Kolmation Tabelle 1 Allgemeine für den Brunnenbau vorteilhafte Materialeigenschaften und Qualitätsziele für Kies (außerhalb der aktuell gültigen DIN 4924) 38 • Anpassung der Fördermenge an die Leistungsfähigkeit des erschlossenen Grundwasserleiters, Vermeidung einer zu „hohen Absenkung“ und dadurch ausgelöste Turbulenzen und Eintrittsverluste (Leitparameter: spezifische Ergiebigkeit), • Verfilterung nur eines hydraulisch und hydrochemisch homogenen Grundwasserleiters in einer Bohrung zur Vermeidung von vertikalen Kurzschlüssen und einer beschleunigten Brunnenalterung (Leitparameter: Redoxverhältnisse und hydraulische Durchlässigkeit der Schichtenfolge), • möglichst großes, durchflussfähiges Porenvolumen in der Filterkiespackung mit Abstimmung auf das Kennkorn des Grundwasserleiters; Anpassung des Filterschlitzes an das Schüttkorn (Leitparameter, Kennkorn, Filterfaktor, Schlitzweiten nach DVGW-Arbeitsblättern W 113 und W 118). In der Tabelle 1 sind die heute, unabhängig von DIN 4924, als Quali04 / 2 0 33 09 Brunnenbau tätsziele definierten allgemeinen Anforderungen an den Filterkies im Brunnenbau zusammengestellt. Die oben genannten Materialeigenschaften wurden in der alten DIN 4924 Filtersande und Filterkiese für Brunnenfilter, Ausgabe 1972/02 unter dem Punkt Lieferbedingungen im Einzelnen aufgeführt und verlangt. U. a. legte die „alte“ DIN 4924 unter dem Punkt „Lieferbedingungen“ folgende Materialeigenschaften fest: • Es dürfen keine gequetschten oder gebrochenen Gesteinstrümmer geliefert werden, • die Form der einzelnen Körner soll der Kugelform nahe kommen, • die Oberfläche der Körner soll glatt sein, • Filtersand- und -kies soll aus reinem Quarz (96 % SiO2) bestehen und • Unter- und Überkornmassenanteil dürfen maximal 10 % betragen. Die Beibehaltung dieser, für den Brunnenbau unabdingbaren Forderungen an die Materialeigenschaften der Sande und Kiese, hätte zu einer gravierenden Materialverknappung geführt. Deshalb wurde die derzeit aktuelle DIN 4924 Ausgabe 1998-08 als allgemein anerkannte Regel der Technik für Sande und Kiese für den Brunnenbau entsprechend überarbei- 04 / 2 0 09 tet und die Anforderungen an das Brunnenbaumaterial reduziert: • Die zulässigen Massenanteile an Unter- und Überkorn wurden für die Korngruppen über 2,0 mm Durchmesser stark erhöht, • die glatte Oberfläche der Körner wurde nicht mehr gefordert und • in den Korngruppen bis 5,6 mm braucht die Form der einzelnen Körner nicht mehr rund, sondern nur noch kantengerundet sein. Filterkiesbeschaffenheit als Alterungsfaktor Als poröses Medium aus einem natürlichen Korngemisch ist die geschüttete Filterkiespackung mit ihren Grenzflächen zum Brunnenfilter und zum Grundwasserleiter der entscheidende Reaktionsraum für Brunnenalterungsprozesse und die hydraulische Leistungsfähigkeit eines Brunnens. Folgende Eigenschaften des Filterkieses und dessen Grenzmedien beeinflussen auch die Brunnenalterung: • Kornform (Abweichung von der idealen Kugelform), • innere Oberfläche der Körner (Rauigkeit), • Bemessung des passierbaren Lückenvolumens und der aus der Kornform und Lagerungsdichte resultierenden Geometrie der Porenkanäle, • suspendierter Feinstkornanteil im Wasser aus dem Grundwasserleiter, und untergeordnet aus dem Schüttgut, der sich in den Porenkanälen entweder außerhalb der Reichweite der Entsandungs- und Regeneriertechniken oder aufgrund der gerichteten Brunnenanströmung akkumulieren kann. Die Anwesenheit von Partikeln und Kolloiden im Grundwasser ist bereits seit Längerem bekannt. Es handelt sich dabei um suspendierte Feststoffe, die aufgrund ihrer geringen Größe die im Brunnenbau eingesetzten porösen Medien in der Regel passieren können. Eine Ablagerung der Feinpartikel im Porenraum kann die Durchlässigkeit dort stark vermindern, sodass die Brunnenleistung reduziert wird. Das Phänomen ist z. B. in Infiltrationsbrunnen bekannt, bei denen eine erhöhte Feststoffkonzentration sehr schnell zur Verstopfung des brunnennahen Porenraumes führt. Der Ablagerung der Partikel liegen verschiedene physikalische und physikochemische Prozesse zugrunde. In jüngster Zeit wurden solche Filtrationsprozesse auch als Ursache für den Leistungsrückgang von Förderbrunnen identifiziert [9,10]. Filterkies wird nach DIN 4924 in definierten Kornfraktionen und mit 39 Deutsche Brunnenbauertage 2009 Quelle: Hein (2008) einem Quarzgehalt von meist > 96% geliefert. Er besteht jedoch bei genauerer Betrachtung je nach Lagerstätte aus kantengerundetem Quarzkies, Gesteinsbruchstücken wie Grauwacken oder Quarziten sowie aus Splittern gebrochener Gangquarze oder Quarze metamorpher oder magmatischer Gesteine. Eigene Untersuchungen der Autoren belegen, dass der Feinkornanteil < 5 μm in den auf die Baustelle gelieferten Bigbags bis zu 10% des Gesamtgewichtes betragen kann. Quelle: Hein (2008) Abb. 4a+b Versuchssäulen mit Filterkies und Glaskugeln vor Versuchsbeginn Abb. 5a+b Versuchssäulen geöffnet mit Filterkies (links) und Glaskugeln (rechts) nach Versuchsende Durchmesser der Kugeln d [mm] Volumen der Kugelpackung [mm3] Anzahl der Kugeln je m3 [-] · 106 Feststoffvolumen [%] Porenvolumen 2 4,189 125 52,4 47,6 5 65,45 8 52,4 47,6 10 523,60 1 52,4 47,6 [%] Tabelle 2 Anzahl der Kugeln und Porenvolumnia bei einem Gemisch ideal runder, gleichkörniger Kugeln in lockerster Lagerung 40 Bei der optischen Betrachtung verschiedener Materialproben von handelsüblichen Filterkiesen war eine z. T. intensive gelb-bräunliche Färbung besonders auffällig. Sie rührt von einer feinen oberflächlichen Belegung der einzelnen Körner mit Eisenoxiden und FeOOH her. Diese ist vor allem auf Körnern zu beobachten, die aus verwitterten magmatischen oder metamorphen Quarzen bestehen. Eine Belegung der Kornoberflächen mit Tonmineralien wurde bei Quarzkiesen aus Lagerstätten im Umfeld von kaolinreichen Gesteinen beobachtet. Ein Grund für die Erhöhung des genannten Feinkornanteils in den untersuchten Filterkiesproben ist mit der mechanischer Beanspruchung und der dadurch hervorgerufenen Ablösung des „FeO/FeOOH-“ oder „TonmineralStaubes“ von den Einzelkörnern erklärbar. Eine mechanische Veränderung der Einzelkörner war in vielen Proben erkennbar, die sich in der Körnungsanalyse ohne eine signifikante Steigerung des Kleinkornanteils, bzw. eine Abnahme des Großkornanteils manifestierte. Es wurden Quarzsplitter in den Feinkornanteilen optisch erkannt, die aus der verwitterungsbedingten Zerlegung von Quarzen beim Ablagerungs- und Umlagerungsprozess in der Lagerstätte stammen können und beim Sieben und Waschen nicht vollständig entfernt wurden. Entlang dieser Strukturen können die Quarzkörner beim Einbau in den Brunnen zerbrechen (Abb. 3a + 3b). In den Proben verschiedener Lagerstätten wich die Kornform von der Kugelform erheblich ab. Es wurden überwiegend rhomboidale und lenti04 / 2 0 35 09 Brunnenbau Die mechanische Brunnenalterung durch Ablagerung von Partikeln im Porenraum der Filterkiespackung steht im engen Zusammenhang mit den Prozessen ihrer Mobilisierung und Filtration. Bei der Brunnenentwicklung werden meist nur die Feinkornanteile, die mit dem Kies eingebracht wurden oder beim Einbau durch das Zerbrechen der Quarzkörner entstanden sind, entfernt. Da die hydraulische Reichweite der heute gängigen Entsandungsmethoden physikalisch limitiert ist, ist dieser Reinigungsprozess in den meisten Brunnen nur unvollkommen und ein wesentlicher Auslöser der mechanischen Brunnenalterung. Die offensichtlichste Sperrschicht ist die ehemalige Bohrlochwand, besonders wenn dort ein Filterkuchen aus feinkörnigem Material der Bohrlochspülung verblieben ist. Hinter diesem können im Lauf des Betriebes des Brunnens weitere, aus dem Grundwasserleiter erodierte Partikel akkumuliert werden (Abb. 1 (a)). Aber auch in gut entwickelten Brunnen kann eine mechanische Filtration vorkommen, die sich mit zunehmender Betriebsdauer aufbaut. Dabei sind die geologischen Gegebenheiten des Grundwasserleiters von entscheidender Bedeutung. Schlecht sortierte Grundwasserleiter mit hohem Feinkornanteil liefern besonders viele Partikel, gering durchlässige Leiter mit geringen Porenöffnungsweiten (Porositäten) sind besonders gute Filter, aber auch hydraulisch geringer durchlässig als grob sortierte Sedimente [9]. Die Porosität eines Sedimentes wird also durch dessen Ungleichförmigkeit gesteuert, sodass die „äußere Kolmation“ häufig in Brunnen mit Filtern in ungleichförmig sortierten, fluviatilen Sedimenten angetroffen wird [2]. 04 / 2 0 09 Eisengehalt [μmol] 300 250 200 Säule A Säule B 150 Säule C 100 Säule D 50 0 1 2 3 4 5 6 7 Horizonte 1 - 10 (à 5 cm) 8 Säule D Säule C Säule B Säule A 9 Quelle: Hein (2008) kulare Körner beobachtet. Der Anteil an Feldspäten (z. B. brekziöse Gesteinsfragmente aus Feldspat und Glimmer sowie von Quarz und Feldspat) und Schichtsilikaten (Fe-Glimmer) ist in den meisten untersuchten Proben gering, ist aber durch deren besondere Feinkörnigkeit sowie durch die starke Belegung der Kornoberflächen mit Eisenoxiden und Eisenhydroxiden nicht eindeutig bestimmbar. 10 Abb. 6 Verteilung der Eisenmassen in den 10 Probennahmehorizonten der Versuchssäulen (Horizont 1 ist am Einlauf, Horizont 10 am Auslauf der Fe-Perkolationslösung) Säulenbezeichnung Filtermaterial Korngröße [mm] Säule A Säule B Glaskugeln (GK) Säule C Säule D Filterkies (FK) 3,8 - 4,4 6 3 - 5,6 5,6 - 8 Porenvolumen [ml] 928,9 998,9 1006,1 1006,1 durchschnittliche Flussrate [ml * min-1] 0,60* 0,61 0,65 0,59 *abgeschätzt Tabelle 3 Filtermaterial, Korngrößen, Porenvolumen und Flussraten in den 4 Versuchssäulen (Hein 2008). Kenngröße Säule A Säule B Säule C Säule D Dispersionslänge DL [cm2 * sec-1] 7,44E-05 8,67E-05 1,10E-04 8,98E-05 Abstandsgeschwindigkeit va [m * h-1] 0,020 0,020 0,018 0,018 Dispersivität α [m] 0,0013 0,0015 0,0021 0,0018 38,5 41,4 41,7 41,7 Porenraum n [%] Tabelle 4 Hydraulische Kenngrößen der vier Versuchsäulen. (Hein 2008) Je größer die Porosität und je gleichförmiger die Lückenvolumina verteilt sind, desto geringer ist die Kolmationsgefahr durch die Tiefenfiltration der von außen eingeschleppten Feinpartikel. Gleichzeitig wird die Entsandungswirkung durch den leichtern Austrag des Unterkorns aus der Kiespackung verbessert. Die größte Porosität wird in einem porösen Medium bei gleichgroßen Kugeln in lockerer Lagerung erreicht [8]. Die Kugelform beeinflusst dabei die Porosität, die Korngröße spielt dagegen keine Rolle, wie die Beispiele in Tabelle 2 zeigen. Bei gleichkörnigen, gerundeten Körnern entscheidet die Lagerungsdichte über das Porenvolumen des porösen Mediums. In der lockersten Lagerung gleichgroßer Kugeln (Würfelanord41 Deutsche Brunnenbauertage 2009 Quelle: Hein (2008) raum in Folge der Abweichungen der Kieskörner von der idealen Kugelform“ Abb. 7 Optischer Vergleich des Ausgangsmaterials und des teilweise inkrustierten Materials am Versuchsende nach der Probennahme Säulenhorizonte (Ø 5cm) Säule A Säule B Säule C Säule D 10 19,7 19,5 45,3 26,1 9 23,9 17,8 52,8 40,1 8 26,3 21,7 35,8 48,2 7 31,9 22,0 43,0 42,8 6 31,0 28,4 73,3 42,4 5 40,7 33,9 60,7 64,7 4 41,4 42,3 104,8 71,8 3 59,9 64,0 84,6 63,7 2 67,3 76,4 105,8 151,6 1 268,8 275,1 294,9 253,6 3,7 3,7 14,4 14,7 610,9 601,2 901,1 805,0 1,6 100 % 49,9 33,9 Ø-Blindwerte Summe %-Abweichung von B (100 %) Ø-Gehalt pro Säule (μmol) Ø Glaskugeln: 606,1 Ø Filterkies: 853,0 Tabelle 5 Eisenmassenbilanz für die Entnahmehorizonte der 4 Versuchssäulen, Werte in [μmol], (Hein 2008). nung) besitzt ein Einheitskubus von 1 m3 die größte mögliche Porosität von 47,6 %. In der dichtesten Tetraederlagerung reduziert sich die Porosität auf 25,9 % (Abb. 3b). In natürlichen Schüttmedien treten diese beiden Extrema nicht auf, da im Brunnenringraum aufgrund der Unrundheit und der inneren Reibung der Schüttgüter nur die Übergänge zwischen der dich42 testen und lockersten Lagerung realisiert werden können. Die Porosität ist somit eine Funktion der Anordnung der Körner im Raum und somit abhängig von der Kornform. These: „Der Filterkies fördert die Brunnenalterung aufgrund seiner heterogenen Porositätsverteilung im Brunnenring- Anlagerungsversuche im Labor Unter festgelegten Rahmenbedingungen wurde am Lehrstuhl für Hydrologie der Universität Bayreuth ein vereinfachter Vergleich der chemischen Verockerungsneigung von Filtermaterialien und somit zur Untermauerung der o. g. These durchgeführt. Zur Simulation unterschiedlicher Filtermaterialschüttungen wurden im Labor vier Säulen mit je 50 cm Länge und 8 cm Durchmesser mit zwei Materialtypen in zwei Korngrößen befüllt. In der Tabelle 3 sind die Befüllmaterialien der vier Säulen charakterisiert worden. Die Abbildungen 4a + 4b zeigen den Versuchsaufbau mit den beiden Filtermaterialien. Beim Einbau des natürlichen Filterkiesmaterials in die Säulen C und D wurde festgestellt, dass die Filterkieskörner entlang vermutlich tektonisch vorgezeichneter Bruchflächen zerbrachen und sich dadurch das Wasser in der Säule stark trübte. Die Säulen wurden vor Versuchsbeginn daher mehrfach mit entgastem Wasser klargespült. Dieser Vorgang ist hinsichtlich der autochtonen Materialentfernung dem Entsandungsprozess im Brunnen gleichzusetzen. Beim Einbau der Glaskugeln in die Säulen A und B wurde dieser Prozess des Zerbrechens erwartungsgemäß nicht beobachtet. Um die vier Säulen hydraulisch vergleichen zu können, wurden die in Tabelle 4 aufgeführten hydraulischen Kenngrößen mittels Tracerversuche ermittelt. Für die Anlagerungsversuche wurde zur Simulation eines eisenhaltigen Grundwassers das 1,5-fache Porenvolumen einer entgasten Perkolationslösung mit pH = 7 und einem Eisengehalt von 1 mmol/l von unten durch die Säule geleitet. Zur Initiierung der „Verockerung“ wurden die Säulen mit 1,5-fachen Porenvolumen destilliertem, mit Luftsauerstoff gesättigtem Wasser durchströmt. Die Flussrate betrug 0,6 bis 0,65 ml/min (ca. 2,3 l/h), was bei der gewählten Versuchsgeometrie einer Abstandsgeschwindigkeit von 0,5 m/d 04 / 2 0 37 09 Brunnenbau Säule A Säule B Säule C Säule D Horizont 10 (Ausfluss) 19,7 19,5 45,3 26,1 Horizont 9 23,9 17,8 52,8 40,1 Horizont 8 26,3 21,7 35,8 48,2 Horizont 7 31,9 22 43 42,8 Horizont 6 31 28,4 73,3 42,4 Horizont 5 40,7 33,9 60,7 64,7 Horizont 4 41,4 42,3 104,8 71,8 Horizont 3 59,9 64 84,6 63,7 Horizont 2 67,3 76,4 105,8 151,6 Horizont 1 (Einlass) 268,8 275,1 294,9 253,6 Die Mittelwerte der Horizonte sind: X untereinander homogen aber signifikant verschieden von rot nicht signifikant verschieden von rot oder grün X untereinander homogen aber signifikant verschieden von grün X Tabelle 6 Ergebnisse der statistischen Auswertung der Mittelwerte der Eisenmassen in den Probennahmehorizonten der Versuchssäulen [X = nicht normalverteilt]. (Hein 2008). (0,0000057 m/s) entsprach. Die Durchströmungsgeschwindigkeit liegt somit ca. drei Zehnerpotenzen unter der maximalen Filterrohreintrittsgeschwindigkeit nach DVGW-Arbeitsblatt W 118. (vkrit = 0,002 bis 0,003 m/s). Nach Versuchsende wurde das Säulenmaterial in 5 cm-Abschnitten entnommen und zur photometrischen Eisengehaltsbestimmung mit Dithionit reduziert. Abbildung 5 zeigt die geöffneten Säulen mit Filterkies (links) und Glaskugeln (rechts) nach Versuchsende. Ergebnisse und Interpretation der Laborversuche Die Tracersuche in den vier Versuchssäulen zeigten ein ähnliches hydraulisches Verhalten, nachdem die Filterkiessäulen vom primärem und sekundärem „Unterkorn“ befreit wurden (Tab. 3). Der sehr kleine Dispersionskoeffizient DL weist auf einen advektiven Transport des Wassers durch die Versuchssäulen hin. Bei der Eisenbestimmung der Probennahmehorizonte fiel auf, dass schon kurz hinter dem Einlauf, bei dem Glasfritten der 04 / 2 0 09 gleichmäßigen Verteilung der Perkolationslösung dienten, sich deutlich sichtbare Inkrustationen entlang eines „bevorzugten Fließweges“ in Form eines „zentralen“ Kamines ausbildeten (s. Abb. 5). Dieser Effekt ist aus Aufbereitungsfiltern bei der Enteisenung im Wasserwerk bekannt. Säule bei den Glaskugeln und ca. 850 μmol Fe/Säule beim Filterkies festgestellt. die Abbildung 6 zeigt die Verteilung der Eisenmassen in den vier Säulen in den insgesamt 10 Probennahmehorizonten. im Filterkies wurden im Vergleich zu den Glaskugeln ca. 40 % mehr Eisenmasse retardiert. Die Eisenanlagerungen am Filtermaterial nahmen in allen vier Säulen mit der Entfernung vom Einlauf stark ab, sodass am Versuchsende die Säulen an ihrem jeweiligen Auslauf frei von visuell erkennbaren Inkrustationen waren. Erst die Glasfritten am Auslauf zeigten wieder Eisenablagerungen. Ein Grund hierfür ist vermutlich die größere Oberfläche und der Druckverlust mit höheren spezifischen Geschwindigkeiten in den Austritten. Somit ist zu schlussfolgern, dass die in Tabelle 5 angegebenen Eisenmassen an den Filterkieskörnern und an den Glaskugeln primär durch die jeweilige Oberflächengeometrie der Körner beeinflusst werden. Generell lässt die vereinfachte Versuchsanordnung den in der Praxis erwarteten Schluss zu, dass die glatten Glaskugeln mit ihrer vergleichsweise geringeren Oberfläche deutlich weniger Eisen anlagerten, als der raue und ungleichmäßig geformte Filterkies (Abb. 7). Diese Feststellung gilt für die rein chemisch bedingte Inkrustation durch die Oxidation eines mit reduziertem Eisen befrachteten Grundwassers. Bei einer zusätzlich mikrobiologisch induzierten Inkrustation sind nach diesen Versuchsergebnissen ebenfalls Unterschiede im Anlagerungsverhalten zu erwarten. In der Gesamtmassenbilanz wurden im Verlauf des Versuchs ca. 600 μmol Fe/ In der Tabelle 6 sind die Ergebnisse eines horizontbezogenen statistischen Vergleichs der Messwerte mit SPSS 16 (Tucey HSD PostHoc test, Signifi- 43 Deutsche Brunnenbauertage 2009 kanzniveau 5 %) dargestellt. Betrachtet man nur die normalverteilten Horizontergebnisse, sind die Eisengehalte bzw. deren Mittelwerte aller Glaskugelhorizonte untereinander homogen und in vier von sieben Horizonten sogar signifikant niedriger als die Mittelwerte der Filterkieshorizonte. Darüber werden die rein massenbezogenen Erkenntnisse zum Anlagerungsverhalten der beiden Materialtypen bestätigt. Zusammenfassung und Ausblick Natürlicher Filterkies nach der DIN 4924 enthält heute zunehmend Feinanteile (autochtoner „Staub“ und Quarzkornbruchstücke) und überwiegend unregelmäßig gerundete, plattig oder linsenartig geformte Quarzkies- und Gesteinsbruchstücke. Hinzu kommt eine Neigung zum Bruch der Quarzkörner beim Einbau in den Brunnen. Beide Phänomene können die Brunnenentwicklung, die Brunnenleistung und die Brunnenalterung negativ beeinflussen. Es ergeben sich für die Brunnenbaupraxis zwei Themenkomplexe, die bereits in den achtziger Jahren im Rahmen von Forschungsarbeiten behandelt wurden. Zum einen beeinflusst die Korngeometrie die effiziente Entsandung und Regenerierung von Brunnen. Zum anderen wird ein unterschiedliches Anlagerungsverhalten von Fe-Inkrustationen an glatten Glaskugeln und an den unebenen Oberflächen der Quarzkiesschüttgüter erwartet. Aus den Ergebnissen vereinfachter Anlagerungsversuche wurde die geringere Anlagerungsneigung für chemisch abgeschiedenes dreiwertiges Eisen aus einem reduzierten Grundwasser für Glaskugeln prinzipiell bestätigt. Daneben wurde beim Einbau der natürlichen Filterkiese festgestellt, dass die verwendeten Kiesprodukte eine geringe mechanische Stabilität aufwiesen. Dadurch werden Feinanteile und Bruchstücke beim Herstellprozess des Brunnens zusätzlich „produziert“. Die Entsandungs- und Regeneriereffizenz wird so erheblich reduziert, da die Bruchstücke in den Schlitzen der Filterrohren irreversible „Kolmationen“ erzeugen können. Diesem Kolmationstyp kann durch die höhere mechanische 44 Stabilität der Glaskugeln begegnet werden, wodurch die zeitaufwendige Entfernung authochtoner Feinkornanteile und Bruchstücke beim Brunnenbau vermieden werden kann. Für die Brunnenbaupraxis konnte somit bestätigt werden, dass bei der Verwendung von Glaskugeln im Brunnenringraum sowohl mechanisch bedingte Feinkorn- und Bruchstückbildungen vermieden werden können als auch eine deutlich geringere Inkrustationsneigung zu erwarten ist. Für die biochemischen Prozesse in einem Brunnen im natürlichen Untergrund sind aufgrund der Oberflächenaffinität der Inkrustationen analoge Ergebnisse zu erwarten. Danksagung Die Autoren danken der Fa. Sigmund Lindner, Warmensteinach, für die Unterstützung des F&E-Vorhabens und die Bereitstellung von Materialproben und eigener Forschungsergebnisse zum mechanischen Verhalten von Glaskugeln. Literatur [1] van Beek, C. G. E. M. & Kooper, W.F. (1980): The clogging of shallow discharge wells in the Netherlands river region.- Ground Water 18 (6): 578-586. [2] van Beek, C. G. E. M. (1995): Brunnenalterung und Brunnenregenerierung in den Niederlanden. - gwf Wasser/Abwasser 136 (3): S. 128-137. [3] Houben & Treskatis (2003): Regenerierung und Sanierung von Brunnen. - 280 S.; München (Oldenbourg). [4] Houben, G. & Treskatis, C. (2007): Water Well Rehabilitation and Restoration. – 391 S.; New York (Mac GrawHill). [5] DeZwart, B.-R. (2007): Investigation of Clogging Prozess in Unconsolidated Aquifers near Water Supply Wells. – 200 S., Dissertation TU Delft. [6] Nillert, P. (2008): Bemessung der Kammerförderrate bei der Intensiventsandung von Brunnenfiltern. – in: bbr 10: S. 52-61; Bonn (wvgw). 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Ochs Brunnenbau Schieräckerstr. 32 90431 Nürnberg Tel.: 0911 3243-00 Fax: 0911 3143-02 E-Mail: [email protected] Internet: www.ochs-bau.de 04 / 2 0 39 09 ED 2.0 / Feb 2014 ...crystal clear water