Franken - Historisches Lexikon der Schweiz

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Franken - Historisches Lexikon der Schweiz
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11/07/2013 |
Franken
Die Bezeichnung F. stammt von einer franz. Goldmünze aus dem Jahr
1360, welche die lat. Umschrift Rex francorum (König der Franken) trug
und eine Livre oder 20 Sols galt (Münzen). 1577 wurde der F. in
Frankreich auch als Silbermünze geprägt. Eine ab 1757 in Bern, später
auch in Basel, Solothurn und Luzern geprägte silberne
Zehnbatzenmünze nannte man Schweizer F. (franz. livre suisse). In der
Helvet. Republik versuchte man, die Währung auf der Basis des Berner
Münzfusses auf das Dezimalsystem umzustellen. Ab 1799 sollte mit
dem Schweizer F., der 6,6149 g Feinsilber enthielt und gleichviel Wert
hatte wie 10 Batzen oder 100 Rappen, das Geld vereinheitlicht werden,
was aber auch am Edelmetallmangel scheiterte. Mit der Mediation
(1803-13) verfügten die Kantone wieder über das Münzregal. Die
Tagsatzung versuchte zwar, einen einheitl. Münzfuss festzulegen, aber
bis zur Münzreform des Bundesstaates kursierten - neben zahlreichen
andern Münzen - F. von unterschiedl. Gehalt, Gepräge und Gewicht.
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Der Bund übernahm 1848 das Münzregal und legte mit dem F., der in 100 Rappen eingeteilt war, die
Silberwährung fest. Sein Gewicht, Feingehalt und Durchmesser entsprachen dem franz. franc (5g, Feingehalt
900/1000, ab 1875 835/1000). 1850-51 wurden in Paris Frankenstücke aus Silber mit versch. Werten geprägt
(Fünf-, Zwei-, Ein- und Halbfrankenstücke); seit 1855 dient die ehemalige Berner Münzstätte als Eidg.
Münzstätte. 1851-52 wurde das alte Geld gegen den F. ausgetauscht. Doch das Gold verdrängte das Silber
zunehmend. Ab 1883 liess der Bund eigene goldene Zwanzigfrankenstücke prägen, ab 1911 Zehn- und 1925
einmalig Hundertfrankenstücke. 1865 bildete die Schweiz mit Frankreich, Belgien und Italien die Lateinische
Münzunion und wurde damit für Jahrzehnte vertraglich zur Währungsprovinz Frankreichs. Bis zum 1. Weltkrieg
kursierten in der gesamten Münzunion, der sich 1868 auch Griechenland angeschlossen hatte, alle analogen
Silbermünzen der Mitgliedländer nach einem gesetzl. Kurswert.
Die kriegsbedingte Währungskrise von 1870 verhalf den seit einem halben Jahrhundert von versch.
Notenbanken herausgegebenen Banknoten, die zuvor wenig Anklang gefunden hatten, zum Durchbruch. 1891
übernahm der Bund das Banknotenmonopol, das er aber erst ab 1910 mit der Schweizerischen Nationalbank
ausüben konnte. Zu Beginn des 1. Weltkrieges verlieh der Bundesrat den Banknoten einen gesetzl. Kurs, d.h.
er löste sie vom Wert der Kurantmünzen.
Wegen der unterschiedl. Kursentwicklung, die durch die kriegsbedingte Inflation in Gang gesetzt wurde,
mussten die Silbermünzen 1920-21 nationalisiert werden, worauf die Lat. Münzunion 1926 auch rechtlich
aufgelöst wurde. Damit war der F. in der Schweiz erstmals die alleinige und eigenständig zirkulierende
Währung, die Liechtenstein 1924 einseitig übernahm; die Währungsunion erfolgte erst 1980. In der Deflation
der Nachkriegskrise gewann der F. massiv an Wert und erreichte 1924 wieder die Münzparität. 1929 wurde
der Übergang zur Goldwährung (1 Fr. = 290 mg Feingold) gesetzlich mit einer Einlösepflicht der Schweizer
Nationalbank festgelegt. 1936 beschloss der Bundesrat die Abwertung des F.s (Abwertung 1936) um 30% (1
Fr. = 190-215 mg Feingold).
Im 2. Weltkrieg war der F. in Europa die einzige konvertierbare harte Währung, weshalb das nationalsozialist.
Regime beträchtl. Transaktionen tätigte (Raubgold). Das totalrevidierte Münzgesetz brachte 1952 die
Rückkehr zur Fixparität (1 Fr. = 203,2 mg Feingold). 1954 verschob der Bundesrat die Einlösepflicht für Noten
in Gold auf unbestimmte Dauer (2000 erfolgte die endgültige Aufhebung); das Edelmetall behielt nur noch für
den Aussenwert des F.s Bedeutung. Die 1955-59 hergestellten Goldmünzen zu 25 und 50 Fr. gelangten nie in
Verkehr. In den 1960er Jahren stieg der Metallwert der Silbermünzen deutlich über den Nennwert, weshalb für
die teilweise in London geprägten Frankenstücke ab 1968 eine Kupfer-Nickel-Legierung Verwendung fand.
Ende der 1960er Jahre geriet zudem das System fester Wechselkurse zunehmend unter Druck; 1973
entschied sich der Bundesrat deshalb für Flexible Wechselkurse.
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Literatur
– F.X. Weissenrieder, 100 Jahre schweiz. Münzwesen, 1950
– Schweiz. Nationalbank 1907-1957, 1957
– R. Aeppli et al., 75 Jahre Schweiz. Nationalbank, 1982
– E. Albisetti et al., Hb. des Geld-, Bank- und Börsenwesens der Schweiz, 41987
– B. Lescaze, Une monnaie pour la Suisse, 1999
Autorin/Autor: Bernard Degen
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