Zentralblatt der Bauverwaltung : Nachrichten d. Reichs
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Zentralblatt der Bauverwaltung : Nachrichten d. Reichs
Centralblatt der Bauverwaltung. Herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten. XYTTJ, Jahrgang» Berlin, 7. Mai 1898, Nr. 19. Eraohsliit jeden Sonaabend. — Sabrrftitttnag: w . Wilbülmstr. 89. — 8woMmt*U» und AMM&M dar Ausbau: W. WilHelmstr. 90. — Baugiprtit: Vißrteljilirlicli 3 Mark. EinftehHefcHßh Abtragen, Post- oöer StredJbanasasenäang 3,75 Mark; itagl. r&r daa Ausland 4iWMark. MHALT: A i i t M i u : Dienst-NdehrioliteD. — •IrttHitBaliM: Neuere Scbiffshebewerke, — Per Bau d«r Moselbrüclse bei Trarbach-Traben. — Die Architektur auf der diesjährigen Grofsco Berliner Knüjtaasstelluas. — Dar Architekt 2nr Zeit Theodarichs 4ea Qrorseo. (Schluß.) — Aa»sfeeU«ug a«Qerar Knnsttöpterei. — Vermiacötftui Wettbewerb xur Lieferang von eiüslutgen Blsenbahu-Fabrr&dern. — Der Ausdruck .Unterpflasterbatm*. — .Entwurf- und Detailllrsesellschaft för antifte Architebtar*. — Eisenbahn»* g*n von SO Tonnen Tragfähigkeit, Amtliche Mittheilungen. Preafeeit. Seine Majestät der König haben Altergnädigst geruht, beim. Ministerium der öffentlichen Arbeiten den Wirklichen Geheimen OberRegierungsrath MÖllhausen zum Ministerialdirector, den Geheimen Bauratfc, v.Doeaming zum vortragenden Rafch sowie den Begierungsund Baurath Hoffmann zum Geheimen Baurath und vortragenden Rath zu ernennen, ferner den Regierungs- und Bauräthen im Ministerium der öffentlichen Arbeiten Hofsfeld, Germelnxann, Saal und dem Vorsteher des technischen Bureaus des Waeserausscbussea Regierungs- und Baurath H.Keller den Charakter als Geheimer Baurath, sowie dem Wasserbauinspector Baurath Stoefsell in Düsseldorf aus Anlafä seines Uebertrittft in den Ruhestand am 1. Mai d. J., sowie dem Kreisb&uinspector a. D- Rauch in Memel den Rothen Adler-Orden IV, Klasse und dem Regierungs-Baumeister Heinrich Haltermann in Münster i. W., früher in Coblenz, den Königlichen Kronen-Orden IV. Klasse zu verleihen. Der Oberbaudirector und Professor Kummer in Beilm ist zum Stellvertreter des Präsidenten des Königlichen Technischen OberPrüfungsamtes und zum Vorsteher der Abtheilung II — Wasserbau — dieses Prüfungsamtes ernannt worden. Im Bereiche der Königlichen Eisenbahnverwaltung sind folgende Aenderungen eingetreten: Seine Majestät der König haben Allergnadigst geruht, die Bisenbahn-Bau- und Betriebsinepectoren Freudenfeldt, Vorstand der Betriebsinspection 2 in Schneidemühl, Wa 11 h e r, Vorstand der Betriebsinspection in Ostrowo, M a 1 e y, Vorstand der Betriebs inspectioii 2 in Wesel, Schreinert, Vorstand der Betriebsinspection 1 in Flensburg, Maas, Vorstand der Betriebsinspection in Arnsberg, Grothe, Vorstand der Betriebsinepection 1 in Neuwied, Winde, Vorstand der Betriebsinspection 2 in Königsberg i. Pr., Rothmann, Vorstand der Betriebsinspection 3 in Krefeld, Hans Lehmann, Vorstand der Betriebsinspection 1 in Köln, Scholkmann, Hülfsarbeiter in den Eisenbahnabtheilungen des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten, Grosse, Vorstand der Betriebsinspection in Freienwalde a. d. O.j Wiegand, Vorstand der Betriebsinspection 1 in Breslau, und Stimm, Vorstand der Betriebsinspection in Taraowitz, sowie die EiBeütoäbnbauinBpeetoren Borchart, Hülfsarbeiter in den Eisenbahn abtheilungen des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten, Jahr, Vorstand der Werkstätteninspection in Stendal, Gilles, Vorstand der Maschiaeninspection 2 in Berlin, Busmann, Vorstand der Werkstätteninspection in Arnsberg, Bachmann, Vorstand einer Werkstätteninspection bei der H«uptwerkstätte (Oberschi.) in Breslau, Dan, Vorstand der Werkstätteninspection in Oppum, Hellm&nn, Vorstand der Maschineninspection in Köln, Polte, Vorstand einer Werkstätteninspection b«i der Hauptwerkstätte (Oberschi.) in Breslau, und Echternach, Vorstand der Werkstätteninspection in Langenberg, zu Regierunga- und Bauräthen, sowie den EisenbahnHiascbineniaepector Kirchhoff, Vorstand der Werkatätteninspection in Fulda, zum Eisenbahndirector mit dem Range der Räthe vierter Klasse zu ernennen. Es sind verliehen: die Stellen von Eisenbahndirectionsmitgliedern den Regierungs- und Bauräthen Bathmann in Berlin, Blumenthal in Stettin, bisher in Halle a. d. S., Stündeck in Frankfurt a. M., Berger in Frankfurt a. M., bisher in Krefeld, Suadicani in Berlin, bisher in Stettin, Dorner in Essea a. d. R-, bisher in Leipzig, De'manget in St. Johann-Saarbrücken, bisher in Düsseldorf, B r a n d t in Hannover, bisher in Elberfeld, Siegel in Kattowitz, Uhlenbuth in Erfurt, bisher in Nordhausen, den Eisenbahndirectoren Seidl in Kattowitz, bisher in Breslau, und Steinbiss in Altona, bisher in Kiel, sowie dem Eegienmgs- und Baurath Bomschke in Berlin, bisher Hülfearbeiter in den Eisenbahnabtheilungen des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten; die Stellen der Vorstände von Befcriebsinspectionen: den Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspectoren Meyer in Emden, bisher in Hannover, Holtmanö in Aachen (Betriebsinspectäon 2), bisher in Bitterfeld, Breusing in Berlin (Betriebeinspection 7), bisher in Stettin, v, MiLewaki in Eschwege, bisher in Berlin, Degner in Lissa (Betriebsinspection 2), bisher in Kattowitz, Büttner in Halberstadt (Betriebsinspection 1), bisher in Magdeburg, Bufsmann in Gleiwitz (Betriebsinspection 2), Schilling in Oppein (Betriebsinspection 1), bisher in Stettin, Eberlein in Bremen (Betriebsinspection 2), bisher in Breslau, sowie Schrader in Graudenz (Betriebsinspection 1), bisher in Ratzeburg; die Stellen der Vorstände von Maschineninspectionen: dem Eisenbahnbauinspector Schwanebeck in Kiel, bisher in Königsberg i. Pr., dem Eisenbahmnaschineninspector Schayer in Breslau (MaschineninBpection 1), bisher in Altona, sowie den Eisenbahnbauinspectoren Tanneberger in Allenstein, bisher in Osterode i. Ostpr., und Wolff in Kattowitz, Versetzt sind: die Eisenbahndirectoren Klopsch, bisher in Kattowitz, als Mitglied an die Königliche Eisenbahndirection in Halle a. d. S-, Fein, bisher in St. Johann-Saarbrücken, als Mitglied an die Königliche Eisenbahndirection in Köln, die Regierungs- und Bauräthe Stölting, bisher in Kattowitz, als Mitglied an die Königliche Eisenbahndirecüon in Halle a+ d. S., Lohse, bisher in Köln, als Mitglied (auftrw.) an die Königliche Eisenbahndirection in Kattowitz, Richard, bisher in Bremen, als Mitglied (auftrw.) an die Königliche HÜsenbahndirection in Königsberg i. Pr,, Herr und Petri 4 bisher in Berlin, als Mitglieder (auftrw.) an die Königliche Eisenbahndirection in Essen a. d. R., der Eisenbahndirector Schmidt, bisher in Burgsteinfurt, als Vorstand der Betriebsinspection 1 nach Cassel, die Regierungs- und Baurätbe Böhme, bisher in Gassei, als Vorstand der Betriebsinspection nach Burgsteinfurt, Schunck, bisher in Halberstadt, als Vorstand der Betriebsinspection 3 nach Trier, Baseel, bisher in Göttingen, als Vorstand der Betriebsinspection nach Prenzlau, Kiesgen, bisher in Eschwege, als Vorstand der Betriebsinspection 2 nach Göttingen, Merten, bisher in Arnstadfc, als Vorstand der Betriebsinspection 3 nach Stettin und Lohmeyer, bisher in Glogau, als Vorstand der Betriebsinspection nach Arnstadt, die Eisenbahn-Baüund JJetriebsinspectoren Rothmann, bisher in Euakirchen, als Vorstand der Betriebsinspection 3 nach Krefeld, Hans Lehmann, bisher in Krefeld, als Vorstand der Betriebsinspection 1 nach Köln, Goege, bisher in Bromberg, als Vorstand der Betriebsinspection 6 nach Berlin, Heiberg, bisher in. Königsberg i. Pr., als Vorstand der Betriebsinspection 8 nach Berlin, Stampfer, bisher in J-ennep, als Vorstand der Betriebsinspection 2 nach Düsseldorf, Schwidtal, bisher in Waidenburg, als Vorstand der Betriebsinspection 2 nach I^eipzig, Struck, bisher in Graudenz, als Vorstand der Betriebsinspection 1 nach Bromberg, Roth, bisher in Aachen, als Vorstand der Betriebsinspection 2 nach Krefeld, Kayser, bisher in Alienstein, als Vorstand der Betriebsinspection 1 nach Königsberg i. Pr., Schorre, bisher ia Essen a. d. R-, als Vorstand der Betriebsinspection nach Gasten, Sannow, bisher in Güsten, als Vorstand der Betriebsinspection nach Halle a. d.S., Bufsmann, bisher in Emdec, als Vorstand der Betriebsinspection nach Euskirchen, Mahn, bisher in Lissa, als Vorstand der Betriebsinspection nach Waidenburg, Rosenberg, bisher in Inowrazlaw, alß. Vorstand der Betriebsinspection nach Lennep, S amans, bisher in Halle a. d. S., als Vorstand (auftrw.) der BetriebeinBpection nach Kattowitz, S p an n a g e 1, bisher in Leutzsch, als Vorstand (auftrw.) der Betriebsinspection 2 nach Inowrazlaw, Gutbier, bisher in Stralsund, als Vorstand (auftrw-) der Betriebsinapection 4 nach Essen a. d. R., Krefsin, bisher in Breslau, als Vorstand (auftrw.) der Betriebsinspection4 nach Allenstein, Brosche, bisher in Kattowitz, nach Berlin zur Beschäftigung im technischen Eisenbahnbureau des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten, Grossjohann, bisher in Bochum, als Vorstand der Bauabtheilung nach Carthaus i. Westpr., Schwarz, bisher in Frankfurt a, M-, an die Königliche Eisenbahndirection in Magdeburg, v. Zabiensky, bisher in Königsberg i. Pr., nach Berlin zur Beschäftigung im technischen 218 Centralblatt der Bauverwaltimg. Eisenbahnbureau des" Ministeriums der öffentlichen Arbeiten, .Schwitze, bisher in C'arthaus i, Westpr., an die Königliche Eisenbahndireetion in Hannover, Ealkenstein, bisher in Hannover, als Vorstand der Bauabtheüung nach Elze, Ritter, bisher in Camburg, als Vorstand der Bauabtheilung mich Fürstenberg i. Mecklenb. Michaelis, bisher in Casselj als Vorstand der Bauabtheilung nach Frankenberg, Barschdorff, bisher in Taruowitz, im die Königliche Eisenbähndirection in Kattowitz, Laspe, bisher in Hannover,'als Vorstand der Bauabtheilung nach Harburg, Eggebrecht, bisher ül Beuthen O.-Schl., an die Königliche Eisenbahndirection in Kattowitz, Hammer, bisher in Bolkenhajn, an die Königliche Eisenbahndirection in Breslau, Krüger, bisher in Hermeskeil, an die Königliche Eisenbahndirection in Hannover, Oberschnlte, bisher in Magdeburg, als Vorstand der Bauabtheüung nach Wittingen, Linke, bisher in Ratzeburg, an die Königliche Kisenbalmdirection in Danzig,- Pietig, bisher in Cassel, als Vorstand der Bauabtheüung nach Herborn, Marhold, bisher in Glatz, an die Königliehe Eisenbahndirection in Breslau, Weckmann, bisher in Kattowitz, als Vorstand der Bauabtheilung nach Bolkenhain, der Eisenbahn-Maschineninspector Pulzner, bisher in Saarbrücken, als Vorstand der Maschineninnpection nach Nordnavusen. Es sind überwiesen: der Kegierungs- und Baurath Schwandt in Kattowitz der Königlichen Eisenbahndirection daselbst, zur Wahrnehmung der Geschäfte eines Directiousmitgliedes und der EisenbahnBauinspector Borchart in Berlin dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten zur Beschäftigung als Hülisarbeiter in den Eisenbarmabtheihujgen des Ministeriums. [Alle Rechte vorbehalten.] 7. Mai 1898. Den Eisenbahn -Bau- und Betriebsinspectoren E v e r k e n in Bremen, Schulz in Stralsund und Ilartinann in AUenstein ist die Leitung der Betriebsinspectioncn Bremen 1, Stralsund 2 und Alienstein 1 übertragen worden. Zu Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspectoren sind ernannt: die Königlichen Regierungs-Baumeister Gehrta, Heinrich HHdebrand 7 Ried ermann in Berlin, Ileinemann in Lennep, Bisch off in Magdeburg und Schlesinger in Hannover sowie der Ingenieur Metzger inBiügen; dem letzteren ist gleichzeitig die Wahrnehmung der Geschäfte des Vorstandes der neuen Betriebsinspection in Bingen übertragen worden. Zu Regierungs-Baumeistern sind ernannt: die Regierungs-Bauführer Tiermann Meyer aus Larnmspringe, Regierungsbezirk Hildesheim, und Franz Cyrufi aus Berlin (Eisenbulinbaufacb); — Hugo Sickel aus Essen a. d. Ruhr und Wilhelm Nöldeke aus Kiel (Maschinenbaufach). Dem Regierungs-Baumeister Gustav Wiesebaum in Saarlouis ist die nachgesuchte Entlassung aus dem Dienste der allgemeinen Bauverwaltung und den Regierungs-Baumeistern Wilhelm Da ehr in Dortmund, Otto Kayser in Berlin und Ernst Duhrne in Brpniberg ist die nachgesuchte Entlassung aus dem Staatsdienst ertheüt worden. Der Regierungs-Bauführer Josef J u n g s t in "Wesel igt gestorben. Anhalt. Seine Hoheit der Herzog haben in Gnaden geruht, dem Baurath Maurer in Bernburg die Ritterinsignien I.Klasse des herzoglichen Haus-Ordens Albrechts des Bären zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. Schriftleiter: Otto Sarrazin und Oskar Hofsfeld. Neuere Schiffshebewerke, Die Frage der Ueberwindung grofser Gefall« in künstlichen Wasserstrafsen durch andere Vorrichtungen als gewöhnliche Schiffsschleusen ist im Auslande mehrfach, in Preufsen bisher nur zweimal tatsächlich gelöst worden. Zuerst, vor nunmehr bald fünfzig Jahren, durch vier geneigte Ebenen im Oberländischen OanaL, denen später noch eine fünfte hinzugefügt worden ist, dann in unmittelbarer Gegenwart durch die senkrechte Schiffshebung im Canal von Dortmund nach den Emshäfen bei Henriehenburg, deren Inbetriebnahme noch bevorsteht. Neuerdings tritt die weitere Lösung dieser wichtigen Frage für Preufsen dadurch in den Vordergrund, dtife in den groben Canallinien, bezüglich deren Ausführung eine Vorlage für den Landtag in Bearbeitung steht, erhebliche GeßUle vorkommen, für deren Ueberwinduug gewöhnliche Schiffsschleusen MIR SO weniger geeignet sein werden, als die Beschaffung des erforderlichen Betriebswassers fast überall mit Schwierigkeiten verbunden sein dürfte. Unter diesen Umständen ist das Erscheinen einer bedeutsamen Schrift Riedlers willkommen,*) weil darin die Schiffshebewerke HO eingehend und vollständig behandelt worden sind, wie solches der gegenwärtige .Stand der technischen Wissenschaft und Erfahrung nur irgend ermöglicht. Das Buch verdankt seine Entstehung einer im April 18% vom Donau-Moldau-Elbe-Canal-Comite in Wien veranstalteten „Wettbewerbausschreibuiig, betreffend die Lieferung von Plänen einer Schiffsmsonbahnanlage (schiefe Ebene) bezw. verticaler Schiffshebewerke für den Donau-Moldau-Elbe-Canal", und enthält nicht allein die Beurtheilung der auf Grund des Ausschreibens eingegangenen Entwürfe durch das dafür eingesetzte Preisgericht, sondern auch einen L'eberblick und die Würdigung alles dessen, was in Bezug auf die Ueberwindung großer Gefalle bei Canalbauten bisher überhaupt geleistet worden ist. Neben den Preisarbeiten wird der von dem französischen Ingenieur Peslin aufgestellte Entwurf zu einer geneigten Ebene für den Oder-Donau-Canal ausführlich behandelt, wogegen die von dem deutschen Ingenieur Bellingrath in gleicher Richtung gemachten Vorschläge**) leider nicht erwähnt worden sind. Uebor die Zusammensetzung des aus 13 hervorragenden Sachverständigen gebildeten Preisgerichts bemerkt die Einleitung: Ein zuverlässiges Urtheil in der vorliegenden Sache sei nur durch das Zusammenwirken verschiedener Fachleute möglich gewesen, weil die sachlichen Bedingungen, Constructions- und Betriebs-Einzelheiten in untrennbarem Zusammenhange mit Maschinenbau-, Brückenbau-, Wasserbau- und betriebstechnischen Fragen stehen und von einer *) Neuere Schiffshebewerke unter besonderer Berücksichtigung der Entwürfe für den Donau-Moldau-Elbe-Canal. Aon A, Kiedler, Geheimen Regierungsrath und Professor an der Techn. Hochschule in Berlin. Berlin 1897. Polytechnische Buchhandlung A. Sevdel- 145 S. in gr. 80 mit 50 Abb. Geh. Preis 10 M. **) E. Bellingrath, Bau und Betriebsweise eines deutschen Canalnefczes. Berlin 1879. Ernst u, Korn. (Preis 20 M.) Persönlichkeit nicht beurfcheilt werden können, da kein Fachmann alle diese groisen Gebiete zu beherrschen imstande sei. Solches Zusammenwirken sei im vorliegenden Falle um so mehr nothwendig geworden, als viele dev bisherigen Veröffentlichungen über Schiffshebewerke Unrichtiges, unzulässige Verallgemeinerungen und Hebertreibungen enthalten, die gründliche Widerlegung erfordern. — Die Schrift selbst ist in ihrem wesentlichen Inhalte gleichlautend mit dem vom Preisgericht erstatteten Bericht«, dessen Abfassung der bewährten Kraft unseres Landsmannes, des Geheimen Regierungsraths und Professors an der Technischen Hochschule in Berlin A. Riedler anvertraut war, sie wird jedoch vervollständigt und dem allgemeinen technischen Verständniis näher gebracht durch 50 in den Text eingefügte Abbildungen. Der Wortlaut des Preisausschreibens wird in einem Anhange wiedergegeben. Die aus der Einleitung soeben initgetheüten Sätze aber lassen erkennen, dafs darauf verzichtet werden muTs, in dem engen Rahmen einer Buchbesprechung auf den vielseitigen Inhalt des zwar nicht umfangreichen, jedoch durch Schärfe, Kürze und Verständlichkeit des Ausdrucks, sowie durch die zweckmälsige Auswahl und Klarheit der bildlichen Darstellungen und durch Beiseitfilassung alles Nebensächlichen ausgezeichneten Werkes so ausführlich einzugehen, wie es zur vollen Kennzeichnung seines Wertlies erwünscht wäre. Anknüpfend an die Notwendigkeit, bei hochliegenden Scheitelhaltungen die gröfstrnögiiche Wasserersparung, unter Umständen eine künstliche AVasserbeschaffung eintreten zu lassen, behandelt und beurtheilt die Schrift zunächst die senkrechten Schiffshebewerke mit hydraulischen Prefskolben, mit Schwimmern und mit Gegengewichten, dann die Schiffseisenbahnen (geneigten, Ebenen) für IVockenbetördemag der Schiffe und für schwimmende Schiffe, woran sich die Besprechung der geneigten Ebene von Peslin, dann die Angabe der Hauptbedingungen, denen Schiffshebewerke auf geneigten Ebenen zu entsprechen haben, anschliefst. Demnächst giebt der Entwurf, den die Firma Lanna-Vering zu einer Schleusentreppe von im ganzen ](i0 m Hohe mit Normalschleusen von je 10 m Gefälle für den Donau-Moldau-Elbe-Canal aufgestellt hat, zu kritischen Bemerkungen über die Leistungen und Kosten derartiger Schleusentreppen Veranlassung (vgl. Jahrg. 181*4, S. 415 u. 456 d. Bl.). . In ihrer zweiten Hälfte beschäftigt sich die Sclirift mit den durch das Preisausschreiben veranlafsten Entwürfen, deren zwei in den Vordergrund treten. Der erste derselben, von Haniel u. Lueg in Düsseldorf, behandelt eine Schiffsbaun auf geneigter Ebene in Gestalt einer Längsbahn mit der Neigung 1 ; 8, welche einerseits als Doppelbahn mit zwei Trogschieusen für 50 und 100 m Hub, andere seits als einfache Bahn für 50 m Hub mit nur einem Troge und Gegengewichten angeordnet ist. Die Ebene ist in beiden Fällen als Gleitbahn ausgebildet, auf der die Druckvertheilung des Troggewichtes durch hydraulische Schütten nach Girards Princip unter Anwendung Kr. 19. Centralblatt der Bauverwaltung, zahlreicher Prefscylinder mit Kolben erfolgt, und die Bewegungswiderstände theils durch Wasser überlast, theils durch elektrische Triebkraft überwunden "werden. Der andere Entwurf, vorgelegt von den „"Vereinigten fünf böhmischen Maschinenfabriken" betrifft eine einfache Querbahn in der ^Neigung 1 :5 mit Gugengewiehts-Ausgleichung, wobei die ganze Höhe von 100 m in einer Stufe erstiegen wird. Die durch die nöthigen ParalLelfuhrungen gesicherte Bewegung des "Wagens erfolgt auf vier Schienen, in deren Mitte eine Zahnstange für den Angriff der Triebkraft angebracht ist. Die Druckvertheiking wird bewirkt durch Wälzungsrollen, die sich zwischen den Sttitzjochen des Wagens und den Leitschienen abwälzen und nach Art eines Paternoster werk« durch eine endlose Gelenkkette so mit einander verbunden sind, dafs sie, nach ihrer Entlastung, leer wieder nach vorn und uufiü neue unter den Träger geführt werden. In demselben Abschnitte werden noch die Anlage- und Betriebskosten der Schiffshebewerke auf geneigter Kbene nach den den Entwürfen beigegebenen Kostenberechnungen mitgetheilt und sowohl unter einander, als auch mit den Bau und Betriebskosten der Schleusentreppe von Lanmi-Vering verglichen. Die in Tabellenform zusammengestellten Ergebnisse lassen ersehen, dal's die Anlagekosten nebst den auf 20 Jahre capitalisirten Betriebskosten der Hebewerke nach den Entwürfen von Lanna-Verfolg, Haniel u. Lueg und den fünf böhmischen Maschinenfabriken sich stellen im Verhältnis von rund -'«4:80:2!), die Befiirderungszeiten im Verhältnifs von 7 :'!: !>, wobei sich das Kostenverhältnifs zu ungunsten der Schleusentreppe weiter verschiebt, wenn die Kosten der Wasserbeschaflung in die Rechnung mit einbezogen werden. Der folgende Abschnitt: „Zusammenfassung und Ergebnifs der Preisbewegung*' giebt in fesselnder Darstellung die aus dem sonstigen Inhalt de« Werkes gewonnenen, allgemeinen und besonderen (Jesichtspunkte für die Beantwortung der Krage, welches Schiffshebe- 219 werk für grofse Hubhöhen als das der Zukunft anzusehen sei. Die nach allen Seiten hin ausführlich begründete Antwort läflst sich dahin zusammenfassen, dafs die bisherige Entwicklung der senkrechten, Hebewerke mehr zufällig, den eigenartigen Verhältnissen des Canalbetriebes wenig angepafst und dem Wesen der Sache: der mechanischen Sehiffshebung auf grofse Höhen zur Erhöhung der Leistungen der Canalschiffahrt, nicht günstig sei. Wo Wassermangel vorhanden, sei die geneigte Ebene für grofse Gefälle das einzig richtige, das zweckmäi'sigste und billigste Hebewerk. Die Kamraerschleuse sei nur für geringe Höhen bei ausreichendem Wasserzuflufs geeignet, im. übrigen aber, selbst mit Sparbecken versehen, als das unvollkommenste Mittel zur Ueber wind trag grol'ser Gefalle zu bezeichnen. Von den beiden "behufs Ertheihmg des Preises in unmittelbaren Vergleich zu einander zu bringenden Entwürfen von Haniel u. Lueg und der fünf böhmischen Maschinenfabriken wird gesagt, dafs beide wohldurchdacht und, auf einem grofsen Mals von Erfahrung, auf einer vollständigen Beherrschung des modernen Maschinenbaues beruhend, die Aufgabe gründlich bearbeitet, auch für deren Lösung wesentliche Neuerungen beigebracht haben. „Die Längsbahn des einen, die Querbahn de« anderen Entwurfs verfolgen im wesentlichen genau gleiche Ideen und führen wesentlich zu gleichen Lösungen, nur auf verschiedenen "Wegen." "Wenn das Preisgericht schliefslich den fünf böhmischen Fabriken den ersten, der Firma Haniel u. Lueg den zweiten Preis zuerkannt hat, so war doch eine Minderheit vorhanden, welche den Wunsch aussprach, den zweiten Preis auf die gleiche Höhe mit dem ersten Preise gebracht zu sehen. Allen Ingenieuren, die sich, sei es in amtlicher Eigenschaft, sei es aus anderer A'eranlassung, mit Canalanlagen, bei denen es auf die Ueberwindung großer Höhenunterschied« ankommt, zu beschäftigen haben, kann nur empfohlen werden, von der RLedlerschen, Schrift eingehend Kenntnils zu nehmen. A. Wiebe. Der Bau der Mosellbriicke bei Trarbach-»Traben, Abb. 1. Brückenhaus. Seit fünfzig Jahren last hoffen die Schwesterstädte Trarbach und Trafen an der Mosel auf die Herstellung eines festen Flufsüburganges. Im Jahre 1 H4J> schon hatten sich französische Ingenieure — unter Forderung eines unverzinslichen Zuschusses und des Brückenzolles auf 50 Jahre — erboten, an verschiedenen Orten Drnhtseilbrücken über die Mosel zu bauen. Infolge wiederholter Anträge der beiden betheiligten Städte liefs die Staatsregierung 1854 durch den damaligen Wasserbaumeister Grund in Coclieiu, den späteren Geheimen Oberbaurath> einen Entwurf ausarbeiten. Dieser sah eine Steinbrücke mit 10 Hauptöfmungen von je 18,83 m Weite und 4 Fluthöffnungen zu je 6,28 m vor. Die Brückenlinie war an das obere Ende von Trarbach und Traben, etwas oberhalb der Kautenbaclimündung gelegt (vgl. Lageplan, Abb. 4). Wegen der sehr bedeutenden, auf 810 (XX) Mark veranschlagten Kosten wurde damals von der Ausführung des Brückenbaues Abstand genommen. Als Traben 1879 durch eine Zweigbahn an das Eisenbahnnetz angeschlossen wurde, kam sofort die Frage des Brückenbaues von neuem zur Erörterung. Isadi dem im Juli 1879 von dem Kreisbaubeamten in Coehein aufgestellten Vorent würfe sollte der Brücken Übergang am unteren Ende der beiden Städte, in der Nähe des Bahnhofes stattfinden. Auf Anordnung des Ministeriums wurde 1880 durch den damaligen Limilbauinspeetor Del ins in Coblenz ein Entwurf eingehend bearbeitet und dabei die Lage der Brücke nach dem Vorentwürfe beibehalten, mit der wichtigen Aendcrung jedoch, dafs die Brücke in Trarbach nicht nach der Mosdstralse, sondern nach der nächsten Strafse, der Gymnasialstrafse, ausmünden sollte. Es waren vier Oeffnungcn von je 52 m Stützweite und eine 7 m weite gewölbte Ueberführung für die Moselstrafse in Trarbach angeordnet. Die Hauptoffhungcn sollten mit unterhalb der Fahrbahn liegenden Bogenfaclitmgera überbrückt werden. Es ergab sich danach ein ansprechendes Brückenbild, welches eine Aehnlichkeit mit der schönen Elsenbsihnbriicke über die Mosel bei Güls bietet. Die Ausführung des Entwurfes verzögerte sich wegen Verhandlungen über die Uebernahme der Unterhaltung, gleichzeitig waren auch noch Meinungsverschiedenheiten über die zweekmäTsigste Lage des Flufsüb erganges zu begleichen. Als endlich diese Fragen erledigt waren, nahm Trarbach die Ausführung des Baues thatkriiftig in Angriff. Dabei erwies sich leider, dafs der Deliussche Entwurf nicht mehr ausführbar war, weil bei der inzwischen erfolgten Bebauung der Gymnasial-, stralso in Trarbach die Höhe der Brückenbahn mit einer zulässigen Steigung nicht mehr m erreichen ist. Mithin mufste ein TJIeil der Steigung in die Brücke gelegt werden, was bei den, obwaltenden Höhen Verhältnissen die Ausfuhrung der unter der Fahrbahn liegenden Bogenträger unmöglich machte. Gleichzeitig erschien es nothwendig, die freie Brückenöffnung für den Hocliwasserabilul's um ein gewisses Mafs zu erweitern, dagegen konnte die Brückenhöhe etwas vermindert werden. Nachdem die von der Stadt Trarbach ausgeführten Vorarbeiten im Sommer 1897 abgeschlossen waren, wurde ein engerer 'Wettbewerb ausgeschrieben und hierzu die Gutehoffnungshütte in Oberhausen sowie die Gesellschaft Harkort in Duisburg aufgefordert. Der freie Durchflulsquerscbnitt für den Hochwnsserstand von 1844 war auf l<>20 qm festgesetzt. Die statische Berechnung sollte unter Zugrundelegung der üblichen Wurthe erfolgen: für die Hiuiptträgcr war eine Belastung von 4()() kg/qm, für die Gehwegtheile von 5OO kg/qm vorgeschrieben, die Falirbahn sollte für einen Wagen von 6 t Raddruck und 4,5 m Achsstand berechnet werden. Als Winddruck war 150 kg/qm bei belasteter Brücke mit einem 2,5 m hohen Verkehrsband und 250 kg/qm bei unbelasteter Brücke anzunehmen. Die Fahrbahn sollte Steinpflaster, die Fulswege Asphaltbelag erhalten. Die Breite der Brückenfahrbahn war mit 5,2 in, diejenige der beiden. Fufswege mit je 1,15 m bemessen. Bezüglich der Gründung war augegeben, dafs Felsboden in geringer Tiefe unter der Flufssohle ansteht. Am Trarbacher Landpfeiler war ein Brüekenzollhäuschen und eine Treppe nach der Moselstrafse vorzusehen. Bei Aufstellung des Entwurfes sollte sowohl auf die Vermeidung von Neben Spannungen in den eisernen Ueberbauten 220 Gentralblatt der Baaverwaltuag, als auch besonders auf die schfinheitiiche Ausbildung der ganzen Anlage, dem prächtigen Latidsehaftsbilde an der Baustelle angemessen, Rücksicht genommen werden. Die von beiden Werken eingereichten Entwürfe haben sehr reife Lösungen für die gestellte Aufgabe geliefert. Wie wohl vorauszusehen •war) sind in diesem Falle Faclrwerkbogen mit Zugband gewählt worden. In dem von der Gutehoffnungshütte in Verbindung mit dem Bargeschäft von Ph. Holzmann in Frankfurt a. M. verfaßten Entwürfe (Abb. ?>) sind vier Brückenbögen von je 59,164 in Stützweite gewählt. Bei den eisernen Ueberbauten greift das Zugband nicht an den Enden des Untergurtes, sondern an den benachbarten Knotenpunkten an. Der obere Wind verbünd ist im Obergurte bis zu den vorletzten Knoten durchgeführt und hier durch starke Portale nach dem Untergurt und weiter nach den Auflagern übertragen. Abb. 7. Mai Anordnung der „ freischweb enden Fahrbahn" vorgeschlagen. Danach findet eine feste Verbindung zwischen der Fahrbahntafel und dem Zugband nicht statt. Erstere ist mit den Hängestäben und nur in den beiden mittleren Querträgern mit dem Zugbande fest verbunden, während die Faclrwerkbogen mit den Zugbändern und dem oberen und unteren Windverbande ein Ganzes bilden, Die Verbindung des Zugbandes mit den IlängestaDgen ist in Abb. 5 dargestellt. Das vorgeschriebene Bruckenhäuschen nebst Verbindungstreppe hat dem Architekten Gelegenheit zu einer sehr reizvollen Baugruppe gegeben, bei der das hohethurmähnliche I laus mit dem thorartigen Anbau einen kräftigen Bniekenabscliluls abgiebt Das Preisgericht, unter dessen fünf Mitgliedern sich drei Techniker befanden, hat den Harkortsdien Entwurf zur Ausführung gewählt. Bei der Ausführung soll das verlorene Gefälle in der Brücke nach Traben hin beseitigt und die 2. Brü ektmbahn ain linken Abb. 3, Entwurf der (xutehoflming'shiitte und von Philipp Holzmann in Frankfurt a. M. Ufer wagereclit durchgeführt Die Fufswege sind zwischen die werden, während sie rechtsseitig Ilauptträger gelegt. Zur Erim Gefälle liegt. Dank der Enthöhung der sei I einheitlichen Wirscblieisuug der städtischen Verkung sollten die Gurtsüibe mit stetiger Krümmung ausgeführt . .:.,,'••-• Hängeeisen. werden. Die Gründung ist bei den Mittelpfeilern als Betonschüttung zwischen Fangedämmen geplant. Das Gesamtgewicht der eisernen Ueb erbauten ist zu 712 t berechnet. Seitens der Gesellschaft TTarkort waren das Baugeschäft von K. Schneider und der Architekt Bruno Möhring in Berlin zur Mitarbeit zugezogen. Der Entwurf ist in der Gesamten OrdWagerechtes Zugband. nung und bezüglich der AnpasAbb. 5. sung an das sehime Laudsehaftsbild recht gelungen, wie tretung von Trarbach wird nun dies aus den drei Schaubildern auch das Brückenhaus gleich mit (Abb. 1, 2 u. G) ersichtlich ist. Die erbaut werden. beiden mittleren BrückenöffnunHiernach int zu hoffen, dafs gen sind gröfser als die Enddie beiden in lebhaftem Aufblühen Abli. 4. Lageplan. öffnungen gewählt, erstere haben begriffenen und miteinander wettMoselbrücke bei Trarbach-Traben. 13 Felder von je 4,95 m Weite, eifernden Städte Trarbach und letztere deren 11. Das Zugband greift tin den Enden des UnterTraben vor Ablauf des nächsten Jahres in den Besitz des so sehnlich gurtes an. Die Fufswege liegen auiserhalb der Hauptträger. Wie gewünschten festen FluTsüberganges gelangen und dafs das Bauwerk, bei ihren früheren Wettbewerb-Entwürfen für die Straßenbrücke welches so reiche Vorgeschichte hat, die Erwartungen auf geüber den Rhein bei Bonn (s. Centralbl. d- Bauverw. Jahrg. 18i>ü, S. 70) deihlicheeine Verkehrsentwicklung erfüllen und auch der Landschaft zur und die Eisenbahnbrücke bei Worms (ebenda .Tahrg. 18%, S. 307 bis Zierde gereichen wird. BG9) hat die Harkortsche Brückenbauanstalt auch hier wieder die Coblenz, im April 1898. .. Die Architektur auf der diesjährigen Grofsen Berliner Kunstausstellung. Im Vergleich mit der der Zahl der eingesandten Werke nach außerordentlich bescheidenen Beschickung der Architekturabtheilung auf der vorjährigen Berliner Kunstausstellung ist die Betheiligung der Baukunst an der Schaustellung in diesem Jahre eine ziemlich rege. Der Katalog enthält 90 Nummern, die sich auf 49 Aussteller vertheilen. Dazu treten 65 Nummern kunstgewerblicher Gegenstände von 30 Einsendern. Zurückzuführen ist diese erfreuliche Erscheinung auf die Bemühungen der „Vereinigung Berliner Architekten", die es sich hat angelegen sein lassen, ihre Mitglieder zur gemeinsamen Betheiligung anzuregen. Auf ihre „Collectiv-Ausstelhmg" entfallen etwa 90 v. II. der vorgeführten Arbeiten. Ein Bild von dem inneren Werthe dieser Sammlung kann selbst- Gentralblatt der Bäüverwaltnng, Nr. 19. Terstäadlich erst die eingehendere Betrachtung ergeben, mit ihrem äufseren Auftreten hat die Vereinigung aber jedenfalls zunächst schon einen nicht unbedeutenden Erfolg errungen. Die Art, wie die Ausstellung in Scene gesetzt ist, verdient uneingeschränkte Anerkennung, AVfir die Baukunst bisher in der Hegel noch das Aschenbrödel unter den drei Sehwesterkünsten, das sieh mit schmucklosem Gewände und dürftiger Unterkunft begnügen rauiste, so hat sich diesmal das liüqrnlein geschüttelt und Gold und Silber Über die vernachlässigte Schwester geworfen, sodafs sie, jenen ebenbürtig, und lieblicher als sie, beim Festreigen erscheinen kann. Betritt man das Ausstellungsgelände durch den Ilaupteingang 221 welche die eine Seite eines in den geviertförmigen Raum gestellten concentrischen Einbaues büdet. Gegen die in tiefem, zurückhaltendem Blaugrim gehaltenen und mit einigen bevorzugten Ausstellungsstücken behängten Seitenfelder ist die Mitte durch ebenfalls dunkelgrüne Wandstreifen abgegrenzt, vor denen reich durchbrochene Broncesäulen von phantastischer Bildung aufgestellt sind. Der äufsere Abschluß* der Seitenfelder besteht in breiten Wandstreifen von frischem Lorbeer; ein dunkelgrüner Sockel mit feinen Bronceabschlufslinien und schwarzer Fufsleiste, wie die Obertheile einfach aus grober Jute hergestellt und gestrichen., umzieht ringsam die Wände, welche, wiederum durch Waldstreifen aus Lorbeer- und Tannengrün in Abb. ß. Moselbrücke bei Trarbach-Traben. und durchschreitet die Folge der in dor Mittelachse aufgereihten, in üblicher Weise behandelten Kildersäle, so bietet sich im vierten Räume ein überraschender Anblick. Durch die weite Thürtfffnung zur Linken strahlt lichte Helle: ein dekorativer Aufbau von seltener Aninutli nimmt das Auge des Beschauers gefangen, l'eber einem flachruriden Beete, aus dessen saftigem Grün Blumenbüschel als grofse farbige Punkte hervorleuchten, erhebt sich, von Max Klein in Carraramarmor gemeißelt, ein ovales Brimneiibeckon, an dessen Rande eine Frauengestalt von edler Bildung lehnt. Der dunkelgrüne Grund, von dem sich die Gruppe abhebt, ist durch Bestecken mit saftigem Tannen grün hergestellt und oben durch ein breites Lorbeergewindf! wagerecht abgegrenzt. Dartiber erblickt man als llauptstück des Aufbaues eine Glasmos.aikt.afel, die den Eintretenden über •die Urheberschaft der Sonderausstellung belehrt. Von breitem, mit Fruchtgehäusen, Aehrenbündeln und Abzeichen verschiedener Art geschmücktem Rahmen in Grau, Weifs und Gold umgeben, trägt ihr in grün-goldigem Schmelzglanze schimmerndes Mittelfeld in grofsen Schriftzügen den Namen der Vereinigung. Die nach einein ('artou von Max Heiiger durch die Firma Puhl u. Wagner gefertigte Tafel ist nach Entwurf und. Ausführung ein Meisterstück, in dem der musivisehen Technik ihre köstlichen Farbenreize mit feinstem künstlerischen Takte abgewonnen sind. Der beschriebene, von dem Architekten R. Wolffenstein angegebene Aufbau deckt, zusammengefaßt durch einen einfachen rechteckigen Kahmen in schwarz und mattgold, das Mittelfeld einer Wand, einzelne Felder getheilt, die geschmackvoll gerahmten ArchitekturZeichnungen tragen. In scharfen und doch gut vermittelten Gegensatz zu den Wänden tritt die lichtspendende Decke des viereckig-ringförmigen Raumes. Aus weiiser Doppelgasse satteldachförmig gestaltet, ist sie durch breite, grau und broncefarben umsäumte Streifen eingetheilt, die, nach unten in broncegelbem Quastenbehang endigend, der Gliederung der Wände entsprechen und da, wo sie auf Wandstreit™ treffen, den Kopf der letzteren, bilden. Zwischen diesen Streifen ist die Deckengaze unten mit einem breiten, streng stilisirten I'flanzeDomament-Friese in matt bräunlich gelbem Tone aui' dunklerem, braunem Grunde bemalt. Darunter zieht sich am Kopfe der Wand ein mit Jlroncerosetten in weitem Abstände besetzter und mit broncenen Leisten eingetafster olivgrüner Fries entlang, der etwas vor der Wandfläche vorspringt, und von dem wiederum reicher, mit einem breiten Netzwerkstreifen befestigter Quastenbehang in satt broneegelbem, mit Goldbronce aufgelichtetem Farben tone herabfallt. Mit diesem stattlichen, in seiner Gesamtheit goldig leuchtenden friesartigen Abschlüsse ist die Vermittlung von Decke zu Wand mit den zur Verfügung stehenden decorativen, Mitteln in geschicktester Weise gelöst. Zugleich ist aber durch die ganze Anordnung auch eine Beleuchtung gewonnen, welche nicht nur die ausgestellten Gegenstände in das günstigste Lieht setzt, sondern auch den aus den verhältnifsmäfsig düsteren Bildersälen herantretenden Beschauer durch ihre Fülle von Helligkeit anzieht, ohne im geringsten etwa aufdringlich zu werden. (Fortsetzung folgt.) Der Architekt zur Zeit Theoderichs des Grofsen. . ' • ; : - • (Schluß.) Wie Cassiodor dem Hofbaumeister Theuderichs ein tüchtiges | der Mechanik zur Pflicht macht, so schreibt er ähnliches dem in •wissenschaftliches Studium auf dem Gebiete der Mathematik und I Korn anzustellenden Architekten vor. In der für diesen aufgesetzten 222 Ceütralblatt der Bauverwaltüng. formula7) schildert Cassiodor die ungemeine Lebenswabrheit der Erzstatuen früherer Zeiten und beschreibt die sieben "von Alters her hochberühmten AVeltwunder in den verschiedenen Städten. Dann fährt er fort: „Aber wer wird Jene künftig als hervorragend ansehen, wenn er in einer Stadt so viel Staunenswertlies erblickt. Jene hatten ihren Ruhm, weil sie der Zeit nach vorangingen und weil in ungebildeten Jahrhunderten jedes neu Auftauchende mit Recht durch der Menschen Mund als etwas ganz Außerordentliches gefeiert -wurde. Jetzt aber kann man es wahr gesprochen nennen, wenn ganz Rom ein Weltwunder genannt wird. Deshalb mufs ein durchaus sachkundiger Mann sich dieser Dinge annehmen, damit er nicht unter jenen gar zu geistvollen Werken der Alten (d. h, unter den lebensvollen Erzstatuen) selbst wie ein Erzbild dasteht, das nicht begreifen kann, wodurch die .kunstgeübte Vorzeit erreicht hat, dafs jenen ein derartiges Leben inne wohnt. Daher gebe er sich Mühe nach den Büchern und Anweisungen der Alten, damit er von jenen Dingen nicht weniger wisse, als die, in deren Stelle er anerkanntermafsen berufen ist." — Man sieht, Cassiodor scheut auch in einer ernsten Dienstanweisung einen kleinen Scherz nicht, wenn es darauf ankommtj einem Baumeister den Werth des wissenschaftlichen Studiums klar zu machen. Handelt es sich in den vorigen beiden Fällen um Ermahnungen an anzustellende Architekten, tüchtiges zu leisten, so ist nicht minder lehrreich das reiche Lob, welches Cassiodor einem Meister der Baukunst für seine vorzüglichen Leistungen spendet. Denn als solchen darf man nach dem folgenden den römischen Patridus Symmachus wohl bezeichnen. Er "war der Schwiegervater des gröfsten Gelelirten damaliger Zeit Boethius und im Jahre 522 mit diesem zusammen COBSUJ. Gegen beide wurde später auf Theoderichs Befehl eine Untersuchung eingeleitet, infolge deren sie zum Tode verurtheilt und 525 hingerichtet wurden. Der Erlafs 8 ), der nach Mommsen zwischen 507 und 511 entstanden ist, lautet wie folgt: „An den Fatricius Symmachus Theoderich der König." „Da du mit derartigem Eifer der Errichtung von Privatbauten obgelegen hast, dafs du auf eigenem Bezirke (in laribus proprüs) gewissermafsen Stadtmauern aufgeführt zu haben scheinst, so mufs jedermann gebührender Weise anerkennen, dafs du Rom, welches du mit herrlichen Gebäuden geschmückt hast, in seinen Wunderwerken erhältst, du ausgezeichneter Gründer von Gebäuden und deren trefflicher Schmücker. Denn beides ist die Frucht eines verständigen Sinnes, sowohl gewandt anzuordnen, wie das Errichtete entsprechend zu zieren.9) Üs ist bekannt, mit welchem Ruhme du Rom in seinen Vorstädten aufgebaut hast, sodafs derjenige, der zufällig jene Bauten betritt, nicht merkt, dafs er aufserhalb der Stadt ist, wenn er nicht etwa wahrnimmt, dafs er gleichzeitig die Annehmlichkeiten des freien Landes genietet. Du ileifsigster Nachahmer des Alten, und des Neuen edelster Errichter. Deine Bauwerke verkünden deine Sitten, weil niemand in jenen als fleifsig erfunden wird, der nicht auch hochgeschmückt in .seinem Sinne ist.I(J) Demnach glauben wir, d a ß das Gebäude des Theaters, welches unter der gewaltigen Last zu weichen beginnt nach euerem Rathschlage zu verstärken sei, damit das, was anerkanntermaßen unter eueren Ahnen zum Schmuck des Vaterlandes geleistet ist, nicht unter den besseren Nachkommen vermindert erscheine." Nach einer laugen Abschweifung über die Entwicklung des Schauspiels bei Griechen und Römern, wobei auch erwähnt wird, dafs hier das Theater des Pompejus gemeint sei, von dem heute nur noch spärliche Keste in der Nahe der Tiber und des Palazzo Borghese vorhanden sind, giebt Cassiodor, wie er es häufig macht, am Schlüsse nochmals ganz kurz den sachlichen Inhalt des Erlasses wieder mit den Worten: „Daher, sei es, dafs ein solches Gebäude durch Strebepfeiler zusammengehalten oder durch den Versuch einer Erneuerung wiederhergestellt werden kann, werden wir Sorge tragen, dafs euch die notwendigen Mittel aus unserer Kämtnerei zur Verfügung gestellt werden, damit einerseits ihr den Ruhm eines derartigen guten Werkes gewinnt und anderseits es offenbar wird, dafa zu unseren Zeiteü das Alterthum geziemend erneuert i s t / u ) Dieser Erlafs läfst wieder das hohe Verständmis erkennen, welches 7 ) Formula ad praefectum urbis de architecto faciendo in urbe Roma. VII lä. 8 ) IV 51. 9 ) fundatot egregius fabricarum earumque c&mptor eximius, quia utrumque de prudentia venit, et apte disponere et extantia competenter ornare. 10 ) antiquorum diUgmtissimug imitatör, modernorum nobilissimus institutor. morea tuos fabricae loquuntur, quia nemo in Ulis dtügens agnoscitur, nisi qui et in suis sensibus ornatiasimus invw&tur, u ) et ideo sive mascuHs püte contineri sive talis fabrica refeetionis Studio potuerit innovari, expensas vobis de nostro cubiculo cwavimus destinare, ut et eobis adquiratur tarn boni operis fama et noetris tempotibw videatur antiquttas decentiva innovato. 7. Mai Cassiodor für das Baufach besafs, indem er selbst mit durchaus saehgemäfsen Vorschlägen für die Erneuerung des Pompejustheaters hervortritt. Zu beachten ist, dafs ein Wort für Strebepfeiler vorhanden ist. Sie waren jener Zeit bekannt, wie auch der Chor von San Vitale und andere Werke beweisen. Bemerkt sei hier auch, dafs der Patricius Symmachus im dienstlichen Verkehr mit „Ihr" angeredet wird. Nur wo die Eede gehobeneren Schwunges dahmströmt, wird er mit dichterischer Freiheit „Du*5 angeredet. Letzteres ist auch, jedoch im dienstlichen Verkehr, die Anrede für den Hof baumeister» dem im Curialstil die Bezeichnung spectabilitas tuet zu Theil wird, was oben mit ,jDeine Wohlgeboren" zu übersetzen versucht ist. Den im Range selbstverständlich höher stehenden Grafen, die mit wichtigen Aemtern betraut wurden,; z. B. mit der Aufsicht über den Hafen Roms oder über die WasserleitungenIa), steht dagegen die Anrede vestra magnitudo zu. Die Dienstanweisung für den Architekten in Rom ist an den dortigen Präfecten gerichtet. Von dem ersteren ist daher in diesem Schriftstück nur ia der o^ritten Person die Rede. Wichtiger als diese kleinen Aeufserliclikeiteu ist aber, dafs in obigem Erlasse der Kenner Cassiodor und sein baulustiger und knnstliebendcr Herr, „der seine Jugend in der zweiten Hauptstadt der Welt, dem prächtigen Constantinopel verlebt und die "Wunder der Kunst und Baukunst täglich vor Augen gehabt hatte",13) einen schaffenden Baukünstler und seine damals in Rom erstandenen Werke mit derartigen Lobsprüchen tiberschütten, dafs sowohl die lateinische Sprache wie die obige Uebersetzung zu den gewagtesten Wortbildungen greifen müssen, um diesem Lobe genüge zu thun. Denn dafs der Fatricius Symmachus wirklich Bauküjistler, nicht nur Bauherr ist, dürfte doch wohl aus obigem hervorgehen. Niemand wird einen Bauherrn loben, dafs er mit Verstand das Architekturgerüst eifles Baues entworfen und dieses dann herrlich geschmückt habe. Ebenso hat die Gegenüberstellung der Sitten und der baulichen Leistungen doch auch nur dem Ba.uküastter gegen^ über Sinn. Nur diesem werden derartige technische Fragen, wie diejenige über die Ausbesserung des Pompejus-Theaters zur Entscheidung vorgelegt und die no'thigen Mittel zur Verfügung gestellt. Bei diesem Künstler erkennt Cassiodor die hohe Bildung des Verstandes und des Gemüthes rückhaltlos an und bezeichnet diese Bildung für den Architekten als nothwendig, ebenso wie er von einem als Beamten anzustellenden Baukünstler -wissenschaftliche Bildung fordert. Diese Bildung wurde damals vielleicht auf einer der Bauschulen erlangt, welche zu Constantins des Grofsen Zeit auch in den Provinzen entstanden waren. Vielleicht fand Symmachus aber auch seine Ausbildung in Athen, wie sein berühmter Schwiegersohn Boethius, der sich 18 Jahre dort aufhielt. Wie diesem, der sich viel mit Mechanik beschäftigte, einzelne Aufträge auf diesem Gebiete von Theoderich zufielen,14) so wurden dem Symmachus, wie wir oben gesehen, Aufträge aus dem Gebiete der Baukunst zu Theil, Beide Gebiete berühren sich vielfach, und es umfafst z.B. das Gebiet des Mechanikers einen Theil dor Aufgaben, welche heute dem Bauingenieur zufallen. Oer Mechaniker wird herangezogen zur Befestigung der Städte, er mufs die Quellen sammeln und fassen, dieder Waswersucher (aqttilegus) entdeckt, und die Wasserleitungen bauen, -Er mufs aber auch Modelle construiren, die die Gestalt der Himmelskörper und ihre Bewegung wiedergeben.1S) Eine weitere Folgerung, die nicht nur aus den vorstehenden Anführungen Cassiodors, sondern auch aus anderen Stellen dieses und gleichzeitiger Schriftsteller zu ziehen ist, ist diejenige, dafs zur Zeit Theoderichs bedeutende Bauwerke in üoin entstanden Bein müssen. So sagt z. B. der sogenannte Anonymus Valesianus von Theoderich, dafs er alljährlich 200 Pfund Goldes für Bauten in Rom gegeben habe. Für dieses Gewicht in Gold, dafs etwa dem Gewicht von 270000 Mark in heutiger Goldmünze entspricht — eine Summe, die aber nach dem damaligem höheren Oeldwerthe noch aJs bedeutend höher anzuschlagen ist — läfst sich doch schon so vieles und bedeutendesleisten, dafs es zu verwundern wäre, wenn nicht von diesen Bauten in Rom trotz aller Zerstörung der Zeiten noch manches erhalten wäre, Und dies ist in der That der Fall; nur wird es noch nicht als jener Zeit zugehörig anerkannt. Selbst Mothes, der doch sorglich in Italien Umschau nach den Werken Theoderichs gehalten und vieles neue veröffentlicht hat, bringt aus Rom kein Werk aus Theoderichs l2 ) Vgl. die Formula comitivae portus urbis Romae VII9 und die Formula comitivae formarum VII 6. 1S ) Mänso, Geschichte des ostgothischen Reiches in Italien,. Breslau 1824. Seite 136. ; *•*) Nach 145 ertheilt Theoderich dem Boethius den Auftrag, als Geschenk für den Herrscher der Burgunder eine Sonnenuhr zur Angabe der Stunden bei Tage und eine Wasseruhr (horologium, quod aquis sub modulo fluentibus Umper&tur) zum Gebrauche während der Nacht anfertigen zu lassen. Er fügt hinzu: „Was uns alltäglich erscheint, dünkt jeneaem Wundw": . . . . . . i») Nach 145 und UI53. Kr. 19, •Dentral.blatt der Baaverwaltung. Zeit, wohl aber weist auch er darauf hin, dafe auf italischem Boden noch manches Bauwerk aus jenen. Tagen vorhanden sein müsse, von dem wir keine Kunde haben. Recht genau nrnfs man allerdings hinsehen,- um die Bauten aus Theuderichs Zeit von anderen zu unterscheiden, denn schon unser 16 Altmeister deutscher baugeschichtlicher Forschung v. Quast stellt fest, ) dafa gerade hei Bauten des sechsten Jahrhunderts in Ravenna, nämlich bei San Vitale und Sant'Apolünare in Classe das Mauerwerk in auffallender Weise dem altrömischen gleiche, und zwar mehr als bei älteren ravennatischen Bauten. Wann dies schon aufserhalb Boras der Fall ist, wie mufs es da erst in Rom selbst aussehen, wo man heute noch in Ähnlicher Weise wie früher mit den langen dünnen Ziegelsteinen und annähernd gleich starken Fugen in Pufczolamnörtel mauert. Ebenso sagt auch Dartein bedauernd von den Bauten Theoderichs;I7) „Malheurettsement, il &e m ) 17 v. Q,viaet, Die aitchristlicben Bauwerke von Ravenna, Seite 33. ) F. de Dartein, Etüde sur Varehitecfare Lombarde, Paris 1805 bis 1882. Seite 30, 223 teste presque rien de tous ces monuments. Si qitetyuesuns existent encore, il est impossible, faute de documents et seulement Sapres Je earactere de Uur architecture, de les distinguer de ceu$ de la, deca- dence romainä." So hoffnungslos, wie Dartein die Sache darstellt, ist sie aber denn doch noch nicht. Gerado heutzutage stehen uns mächtige Hülfsmittel zu Gebote: einmal tue Photographie, welche es ermöglicht, entfernt auseinander liegendes in getreuem Abbilde nebeneinander zu vergleichen, und dann die kostbaren Forschungen eines Mommsen und seiner Genossen, die auch dem Laiun diese Quellen verhiiltnifsmäfsig leicht zugänglich gemacht haben. Vielleicht ist es dem Verfasser dieser Zeilen demnächst vergönnt, von derartigen Hülfsmittüln unterstützt, doch noch, einige von den Bauten Dietrichs von Bern, in, der ewigen Stadt nachzuweisen. Aus ihnen wird hervorgehen, dafs sie dem umfange nach den oben als aufgewandt bezeichneten Mitteln entsprochen haben und theilweise noch heute entsprechen, -und däfs sie ihrer Bedeutung und ihrem künstlerischen Werthe nach des vorhin in Uebmetzung wiedergegebenen reichen Lobes nicht unwürdig sind. Priefs. Ausstellung neuerer Kunsttöpferei. Ben Lichthoi des Berliner Kunstgewerbemuseums nimmt augenblicklich eine höchst bemerkenswerthe Ausstellung von Er-; Zeugnissen der modernen Kunattöpferei ein. Wenn sie auch nicht auf lückenlose Vollständigkeit Anspruch erheben darf, so reicht sie doch hin, ein klares Bild von dem gegenwärtigen Stande des Kunstgewerbes auf diesem durch die Besonderheiten von Material und Technik scharf umschriebenem Gebiete zu geben. Der Ausgangspunkt der neueren europäischen Töpferkunst liegt bekanntlich nicht in. Europa, sondern im äußersten Orient. Ostasiatische Töpfer, Chinesen, vor allem aber Japaner sind es gewesen, die der modernen Kuusttöpferei die Wege gewiesen, auf denen sie jetzt sicher •vorwärts schreitet. Die rein coloristischeu Wirkungen der chinesischen Porcellaue und japanischen Steinzeuggefafce mit farbigen Glasuren, sowie die impressionistische Darstellung von Naturmoti-ven in der japanischen Töpferkunst — diese beiden Factoren sind es, die auch die Keramik Europas zur Zeit beherrschen. Man scheidet am zweckmäßigsten die Erzeugnisse dieser neuen Kunst in zwei Ilauptgrupperi. Auf der einen Seite steht das PorceTJan, auf der anderen das Steinzeug öder Steingut mit farbigen Glasuren, denen sich Fayencen und andere Arbeiten mit porösem Thonkem1 zugesellen. Die Erzeugnisse der zweiten Gruppe dienen im wesentlichen nur decorativen Zwecken, wahrend die vortrefflichen Eigenschaften des Porcellans dasselbe auch für die mannigfaltigsten Gebrauchsbedütfnisse des täglichen Lebens, geeignet machen. Unter den modernen Porcellanmanuiacturen nimmt die Könige liehe Porcellanfabtik in Kopenhagen (seit 1867 Privatvuiternehmen) unbestritten den Ehrenplatz ein. Während alle, übrigen Manufacturen sich noch im Glänze ihres alten Ruhmes somaten und iü stolzer Genügsamkeit vom Formeuvorrath des vorigen Jahrhunderte Kehrten, hat diese Fabrik seit etwa 10 Jahren sich einen völlig neuen und eigenartigen Porcellanstil geschaffen. Nach dem Vorbilde der Forceliane des japanischen Töpfers Kozan aus Makudzu, von dem einige Arbeiten ausgestellt sind, hat sie die Unterglasurmalerei, die bis dahin beim europäischen Poreellan, auf das Kobaltblau beschränkt, nur für das gewöhnliche Gebrauchsgeschirr angewandt wurde, zu kunstvoller Ausbildung geführt. Neben dem Blau wissen die Kopenhagener auch noch einige andere Farben,, ein stumpfes Grün, ein blasses Roth sowie einen graubraunen Ton im Scharffeuer herauszubringen, eine allerdings beschränkte Palette, die aber zu hoher künstlerischer Wirkung ausgenützt wird. Ihre Schinuckmotive holen sie sich aus der Natur ihrer nordischen Heimath, von Feld und Flur, Wald und Garten und dem ihr Land umspülenden Meere, und -wandeln sie durch die impressionistische Art der Darstellung in Flachendecorafcionen um. So entsteht eine Kunst, die fest in dem Boden ihrer Heimath wurzelt und daraus ihre ganze Nahrung zieht. Während für kleineres Gebrauchsgeschirr eine einzelne Brume, ein Schmetterling u. dgl. als Schmuck dient, wird die Fläche grüTserer Vasen oder Wahdteller gern zu bildmäfsigen Darstellungen benutzt, die mit der Marke der verschiedenen Künstler bezeichnet sind. Von den ausgestellten Arbeiten verdienen besondere Erwähnung ein Blumenkübel von G. Heilmann mit Krähen im Schnee, eine grofse Vase von Th. Fischer mit weifsen Kaninchen, die unter grofsen Kohlblättern versteckt sind, sowie eine andere von St. Ussing mit Krebsen. Bei dem Wandteller von G; Rode mit einer Winterlandschaft, über die ein Vogel hinschwebt, ist das schneeige Weifs des Porcellans mit besonderem Geschick ausgenutzt, während zarte duftige Töne dw dämmerige Verschwimmen der Gegenstände in der Ferne malen. Auch in der plastischen Wiedergabe von Thierkörpern hat sich •die Fabrik versucht, besonders von solchen, bei denen die Farben- und Materialwirkung des Porcellans mit den Farben und der stofflichen Beschaffenheit de» Thierkleides in Einklang zu bringen ist. Die künstlerische Verwerthung der Unterglasurmalerei hat sich auch die Kopenhagener Fabrik von Bingu. Gröndahl zur Aufgabe gemacht. Von guter Zeichnung und zartein Farbenschmelz ist die grofse Vase von Reesen Stenstrup, die stolze Lämmergeier mit weifsen Halskrausen in grofsartiger Alpenlandschaft zeigt. Auch die Seewtücke von Elias Petersen und die plastischen Arbeiten von Karl Nielsen geben den besten Porzellanen der Königlichen Fabrik nichts nach. Während Biug u. Gröndahl ganz in der Weise der Königlichen Porcellanfabrik: arbeiten, hat sich dagegen eine dritte nordische Manufactur, die v. Börstrand bei Stockhohn, die hier zum ersten Mal auf deutschem Boden ausgestellt hat, eine besondere Ausdrucksweise geschaffen, indem sie auf ihren Gefäfsen mit der Unterglasurmalerei auch die ModeÜirung verbindet. Relief und Malereien vereinigen sich zu glücklicher Ergänzung. A. Wallander, von dem mehrere mit plastischen Menschen- und Thierkörpern geschmückten Gefäfse herrühren, gebührt wohl das Verdienst, diese eigenartige Zierweise geschaffen zu haben, Eine gröfsere Gruppe von Gefäfsen mit farbigen Glasuren, die zum Theil krystallinisches Gefüge zeigen, geben eine weitere Vorstellung von der Vielseitigkeit und Leistungsfähigkeit dieser Anstalt. Von den übrigen Fabriken ist nur noch die Berliner Manufactur mit einer stattlichen Gruppe ihrer prachtvollen. SeegerporeeUane mit geflammten Glasuren vertreten, denen sich eine grofse Anzahl kleinerer Geiafse mit überaus reizvollen krystalliniscben Glasuren, Vasen mit metallischem Lüster, Arbeiten mit eingelegten Glasuren und grofse Wandteller mit Päte-sur-päte-Malerei zugesellen. Die Formen leiden etwas an mangelhafter Entwicklung und Einförmigkeit. Ueberhaupt überwiegt in den Leistungen unserer Berliner Manufactur das chemische Experiment die eigentlich künstlerische Arbeit, Die Berliner Porcellane leiten über zu der zweiten Gruppe keramischer Arbeiten, zu dem glasirten Steinzeug und der Fayence. Hier tritt die Malerei vollständig zurück gegenüber den nur auf coloristische Wirkungen berechneten farbigen Glasuren. Obwohl wir es hier mit einer Verzierungsaxt zu thun haben, die der zufälligen Wirkung des Feuers auf die Entwicklung der farbigen Metalloxyde ihre Entstehung verdankt, so haben doch zahlreiche Künstler Erzeugnisse von besonderer Eigenart zu schaffen verstanden. Obenan steht Frankreich, dem der Ruhm zufällt, zuerst nach dem Vorbild der, Japaner Steinzeuggeßüse mit farbigen Ueberlaufglasuren. geschaffen zu haben. Mit wenigen Ausnahmen, haben die bedeutendsten Keramiker ausgestellt. Bigot hat eine Anzahl von Gefäfsen gesandt, die mit matten, glanzlosen Glasuren in lebmfarbigen oder graublauen Tönen geziert sind; häufig zeigen die Glasuren krystallinisches Gefüge. Seine Fliesen mit glitzernden Krystallblumen sind für Kamindecürationen besonders geeignet. Auch Lachenal liebt matte, durch Aetzen oder Schmirgeln stumpf gemachte Glasuren in grünen und blauen Tönen, die sich so weich wie Samraet anfühlen* Seine Vasen zeigen entweder figürlichen Schmuck oder Pfianzenmotive in Relief. Wuchtig und schwer in Masse und Form sind P a l p a y r a t s Gefäfse, deren gelblicher Grund von groisen blutrothen und blauen Thränen überflössen ist. Die blauen Farbflecken gehen dabei oft in ein Patinagrün über. Die Glasuren, mit denen Dammouse seine Steinzeugvaseix überzieht, haben ein deTbea, grobkörniges Gefüge, wohl dem kernhaften, unverwüstlichen Material angemessen. Neben dem Schmuck der überlaufenden Glasuren bemalt er auch gern' seine üefäfse mit grofablühenden Blumen in herbstlichen Tönen, unter denen Rostbraun, verblichenes Grün und Blaugrau vorherrschen. Clement Massiers Fayencen mit metallischem Lüster sind leider zu wenig dauerhaft, da die Farben sich mit der Centralblatt der Bauverwaltung. 224 Zeit verändern. Schon die Verwendung der Liisterfarben zu gegenständlichen Darstellungen hat immer etwas bedenkliches, da ja bei bestimmtem Standpunkte das Bild -völlig verschwindet. Von Emile Muller ii. Co., deren Verdienst es ist, das Sfceinzeug mit farbigen Glasuren in gröfserem Umfange in die Plastik und Baudecoration eingeführt zu haben, sind Bautheile, Statuen und Gruppen ausgestellt, die nach Modellen der bedeutendsten französischen Biidliauer ausgeführt sind. Darunter befinden sieh ein. Kamin mit xotheni Kupferlüster nach einem Entwurf von Grasset, über dessen Gewände ein blühender Rosenstock sich ausbreitet, Heimkehr aus der Schule von Falguiere, eine köstliche Gruppe von frischer Unmittelbarkeit, ferner der trefflich modellirte Oberkörper eines Mädchens von Boucher, il&s sich von einem roh behauenen, mit gelben und rothen Tupfen bedeckten Blocke ablöst. Auch der Däne Kahler hat sich eine eigene Fonnensprache geschaffen. Er weife dem rothen Kupferlüster, den er bald unmittelbar auf das Steinzeug, bald auf Zinnschmelz setzt, besondere Beize abzugewinnen. Dagegen sind die lüstrirten Gefäfse von Zsolnay in Fünfkirchen (Ungarn) mit kleinlichem Ornament wenig erfreulich. 7. Hai Gegenüber Dänemarks und Frankreichs Keramik »teckt Deutschlands Kunsttftpferei noch in den Kinderschuhen. Doch haben wir wenigstens hoffnungsvolle Anfange. Mehrere Künstler haben sich der Decoration mit Lüsterfarben zugewandt, so der Berliner Maler Friedr. Stahl, der seit längerer Zeit Gefäfee mit prachtvollem Golduod Silberlüster tiberzieht, Franz; Anton Mehlem in Bonn, von dem vielversprechende Versuche vorliegen, und Karl Kornhas in Karlsruhe. Die Familie v. Heider verbindet mit der Lttstrirung auch die Malereien auf Angufe unter durchsichtiger Glasur. Ein anderer Münchener, Theod. Schmuz-Baudiss, hat die alte italische SgrafStoteehnik wieder aufgenommen, indem er den rothen Thon mit einem Angufa überzieht und daraus die Ornamente auskratzt. Auch Max Läuger in Karlsruhe hat ein primitives Verfahren künstlerisch verwerthet. Er verziert seine GefiÜfse mit der Giefebüclise, mit der er die Schmückformen in einer dünnen Schlempe aufträgt, und weifs mit diesem einfachen Mittel recht hübsche Wirkungen 2u erzielen. Von den ausgestellten belgischen, holländischen und englischen Fayencen und Irdenwaren zeichnen sich nur <iie letzteren durch zweckmäfsige Formen aus. A. Brüning. Vermischtes. Einen Wettbewerb znr Lieferung von einsitzigen EisenbahnFahrrädern hat die Königl. Eisenbahndirection in Halle (Saale) ausgeschrieben. Die Bauart der auf den Schienen laufenden, für den dienstlichen Gebrauch der Beamten auf der Strecke bestimmten Fahrräder soll gröfßte Festigkeit und Tragfähigkeit mit möglichster Tüchtigkeit verbinden. Die Räder dürfen nicht über !>0 kg schwer und müssen zur leichten Unterbringung im Packwagen thunüchst zusammenlegbar sein. Zur Erprobung der Brauchbarkeit ist der Direction ein Proberad zum 1. September 1898 auf sechs Monate unentgeltlich zu überlassen. (Vgl. die Anzeige in Nr. 18 A, S. 666 d. Bl.) Iter Ausdruck „Unterpflasterbahn" ist neuerdings in der Tagespresse lebhaft angefochten worden. Das „Wortungeheuer" verunstalte die Sprache und sei überdies unnöthig, da man die dem Englischen nachgebildete „Untergnmdbalin", außerdem aber als Gegensatz zur „Hochbahn* das einfache "Wort „Tief bahn" bereits hätte. t>afs diese letztere Ansicht irrig ist, brauchen wir unseren Lesern nicht näher darzulegen. Das Wort Unterpflasterbahn ist gebildet worden infolge des Bedürfnisses, für diese besondere Art von Untergrund- oder Tief bahnen einen besonderen Ausdruck zu schaffen, der seine Erklärung in sich selbst trägt. Die im Zuge der Andrassystrafee in Budapest*) angelegte elektrische Bahn ist eine Unterpflasterbahn (natürlich ist sie auch eine Untergrund- oder Tief bahn); Untergrundoder Tief bahnen können Unterpnasterbahnstrecken enthalten. Gewifs kann das Wort Unterpflasterbahn auf sprachlichen Wohllaut keinen Anspruch machen. Ebenso ist zuzugeben, dafs die Zusammensetzung des Wortes aus drei Theilen ungewöhnlich ist, da die deutsche Sprache ihre Wortzusammensetzungen in der Regel aus zwei — einfachen oder zusammengesetzten — Theilen bildet, wie z. B. Vor-ort, Vorort-bahn, Vorortbahn-Strecke; Unter-haus, Unterhaus-bewohner usw. Eine solche Zweitheilung kann man mit Unterpflasterbahn nicht vornehmen, gie ist weder eine Unter-pflasterbahn, noch eine U.nterpflaster-bahn, sondern eine dreigetheüte Unter-pflaster-bahn. Indessen sind derartige Wortbildungen im Deutschen doch nicht so selten. Beispielsweise kennen wir aus dem Schiffs wesen das Unterwasser-boot, aus der Heilkunde Unter-zungen-drüsen, Unter-hautzellgewebe usw. Aehnlich sind gebildet: Ueber-land-bahn, Uebersee-verkehr u. a. Ein Grund zu besonderer Entrüstung über die „Unterpflasterbahn" Hegt daher unseres Erachten« nicht vor, und dem Fachmann mag der übrigens bezeichnende Ausdruck schon zu gute gehalten werden. Dafs er sich in der Verkehrssprache festsetzen wird, ist bei seiner Unbeholfenheit kaum zu besorgen. Voraussichtlich wird man in Berlin demnächst die „Tief bahn" oder die „Untergrundbahn" benutzen, wenn der Berliner bis dahin nicht etwa seinen eignen, vielleicht noch kürzeren Ausdruck erfunden hat. 0. S. „Entwarf- und DetaillirgeaeUschaft för antike Architektur,** Das letzte Heft der in New-York erscheinenden Vierteljahrschrift „The Architectural Record" befürwortet in seinem redactionellen Theile die Ziele einer Gesellschaft, deren wörtlich abgedruckte Ankündigung sich wie ein schlechter Scherz liest. „Dank dem Einflüsse der ,Weifsen Stacltf auf der Ausstellung in Chicago", so führt die Ankündigung aus, „und dem fortgesetzten Zuströmen von Schülern der Pariser Kcole des Beaux Arts in das Fach ist die Aufnahme der antiken Architektur in America nunmehr eine uaumstöfsliche Thatsache geworden. Im Detail architektonischer Entwürfe ist daher ftir den schaffenden Künstler nichts mehr zu tbun. Nicht nur bleibt überhaupt kein Raum für eine selbständige Formengebung, sondern, der Architekt begiebt sich auch durch etwaige Abweichungen von den anerkannten *) Vgl. Centralblatt der Bauverwaltung 1895, S. 205 u. f. Verlag ron Wilhelm Ernst, h Sohn, Berlin- antiken Beispielen der Auesicht auf Erfolg, wie in Wettbewerbenr so in der Schätzung seines Bauherrn. Ist jetzt der Grundrifa gefertigt und der Stil bestimmt, so bleibt nur mehr übrig, aus dem Schätze der antiken Musterbeispiele die passenden auszuwählen, sie auf den gehörigen Mafestab JJU bringen und dem Entwürfe einzuverleiben. — Läfst nun der Architekt dies auf seinem eigenen Bureau thun, so geschieht es sicherlich mit mehr oder weniger ArbeiteVergeudung. Der Beruf des Architekten, das wird heute immer klarer anerkannt, ist nicht mehr, Gebäude zu entwerfen, sondern Aufträge zu bekommen. Die Möglichkeit dafür hängt wesentlich davon ab, dafs er nichts anderes zu thuu braucht. Früher war es möglich, dafs Architekten über dem Zeichenbrett hockten, und ihre Entwürfe selbst anfertigten. Aber der daraus entspringende Gewinn, konnte wohl nie genügen, den Baumeister auf diejenige höh« Stufe seiner gesellschaftlichen Stellung zu erheben, deren sich erfolgreich schaffende Architekten heute erfreuen. „Der Zweck der Gesellschaft ist, dem Architekten das Entwerfen abzunehmen, wodurch ihm 25 bis 50 v. H. seiner Bureaukosten erspart werden. Der Architekt schickt nichts als eine kleine Freihandskizze vom Grund- und Aufrifs ein, worauf die Gesellschaft sämtliche zum Bauen nothwendigen Zeichnungen anfertigt. Bei „rein klassischen" Beispielen genügt sogar schon ein« blofse Grundrifaskizze und eioe Bemerkung über die zu wählende Architektur, wie „Ordnung vom Parthenon, vom Erechtheion, vom Tempel des Jupiter Stator" usw. Unsere Bibliothek (so heifst es wörtlich), und unsere Fhotographieensammiung stellt in America eben durchaus einzig da. Bei Renaissance - Bauten erleichtert die Gesellschaft dem Architekten die Bestimmung dadurch, dafe sie ihm Musterblätter der Architektur dieses Stiles zuachiekt, auf die hin er seine Auewahl treffen kann. Er braucht dann zu der Grundrifsskizze nur die Nummer des Musterblattee der gewählten Architektur zu. bemerken. Wer aber nach moderner Pariser Schule bauen will, auch der findet bei der Gesellschaft die beste Bedienung, denn sie erhält allmonatlich von ihrem Vertreter in Paris die neuesten Photographieen dortiger Bauausführungen und zieht jeden Jahr mehrere frische Schüler der Ecole des Btjaux Arts in ihr« Dienste. Kann man »ich eine gelungenere Satire auf einen gewiesen Theil des heutigen architektonischen Schaffens denken, und giebt es eine treffendere Seliltiisfolgerung aus dem Nachbeten eines toten Kanons als diese Gründung eines „Entwurf- und Detaillirgeschäfts" ? TOH 50 Tonne« Tragfähigkeit. Die Pennsylvanische Eisenbahngesellschaft hat nach dem „Iron Age" soeben bei der „Schoen Prcesed Steal Co." in Pittsburg 1000 stählerne Güterwagen für den Betrag von rund 4 Millionen Mark bestellt, die als die gröisten bezeichnet werden, die überhaupt je in Auftrag gegeben worden sind. Sie haben 10 Fufs englisch (3,05 m) Höhe über Schienenoberkante und eine Tragfähigkeit von rund 50 Tonnen; denn es wird gesagt, dafs sie Erze ^ im Gewichte von 110 000 englischen Pfund (49,8 t) und Kohle bis zu 104 000 Pfund (47,11) führen können. Bisher waren die gröfsten Wagen Holzwagen von 80 00p Pfund (36,2 t) Tragfähigkeit. Der grofsen Tragfähigkeit entsprechend, werden die neuen Wagen ungewöhnlich stark gebaut. Ihr Eigengewicht beträgt 38 000 Pfund (17,2 t). Die Achszapfen haben Abmessungen von 140 zu 254 mm. Die Ablieferung der Wagen, mit deren Bau im Juli d. J. begonnen wird, soll am 1. October beendet sein; sie werden alsdann auf den Pennsylvanischen Linien zwischen Pittsburg und dem ErieSee verkehren. Gegenwärtig baut die Schoen-Gesellschaft 200 "Wagen der bezeichneten Art für die westlich von Pittßburg gelegene Pennsylrvanische Linie, Für den nichtamtlichen Tbell verantwortlich: O. S a r r a z i n , Berlin. Druck von J.Kerskea, Berlin.