Gewerbliche Schulen des Lahn-Dill

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Gewerbliche Schulen des Lahn-Dill
Höhere Berufsfachschule für Sozialassistenz –
Schwerpunkt Pädagogik
Aufgabenstellung für das Blockpraktikum der Oberstufe
(immer in den ersten 3 Wochen im Schuljahr)
(Quelle: Grüner, Auf dem Weg zur Erzieherin, 1999, Auer, 2. Auflage, S. 8 ff)
1. Kindergartenanfang
Information:
Sie werden einen Kindergarten, eine Kindertagesstätte oder eine andere Einrichtung für Kinder
besuchen, dort einen begrenzten Zeitraum mitleben, die Zeit und die Tätigkeiten mitgestalten.
Dazu benötigen Sie einen offenen Blick, die Fähigkeit, auf Mitmenschen zuzugehen, Fragen zu
stellen, Interesse an Ihren Mitmenschen zu haben, eigene Bedürfnisse für einige Zeit zurück zu
stellen, kreativ und kooperativ zu sein.
Vermutlich werden zur gleichen Zeit auch viele Kinder neu in den Kindergarten aufgenommen
werden. Auch ihnen werden bereits einige Kompetenzen abverlangt.
Wenn Kinder in eine Einrichtung kommen, bedeutet es für die meisten den ersten Schritt ohne ihre
gewohnte Bezugsperson. Sie sind es gewöhnt, immer jemanden um sich zu haben, der für sie da
ist, der Konflikte für sie löst, ihre Bedürfnisse spürt und befriedigt. Um sich in die Gedankenwelt eines Kindes besser einfühlen zu können, lesen Sie folgende Geschichte aus der Sicht eines Kindes, das neu in den Kindergarten kommt:
„Heute hat meine Mama mir erzählt, dass sie mich im Kindergarten angemeldet hat. Der ist ein
paar Straßen weiter. Ich bin schon oft mit Mama daran vorbei gegangen und habe den Spielplatz
und die vielen Kinder gesehen. Gerne wäre ich hin gegangen und hätte mitgespielt, aber nur mit
Mama. Wie wird das ohne Mama werden? Nächste Woche besuche ich mit ihr zusammen den
Kindergarten. Ich freue mich schon darauf.
Endlich ist es soweit. Mama und ich gehen zusammen hin. Eine Frau begrüßt uns, sagt, dass sie
Hanne heißt, und fragt mich nach meinem Namen. Dann gehen wir in den Gruppenraum, in den
ich komme. Da sind ja so viele Kinder. Alle sind beschäftigt. Keiner sieht nach mir. Ich fasse Mamas Hand ganz fest. Wie gut, dass sie dabei ist. Dahinten ist ein Kind, das ganz laut schreit und
das Gebaute der anderen kaputt macht. Die schlagen nach ihm. Ich kriege Angst. Dann sehe ich
drei Kinder in einer Ecke, die eine ganz tolle Stadt aus Bauklötzen gebaut haben. Da würde ich
gerne mitspielen. Aber ich trau mich nicht.
Hanne führt mich zu einem Mädchen, das an einem Tisch puzzelt. Sie fragt, ob wir mitmachen dürfen. Sie erlaubt es. So spielen wir zusammen: Lisa, so heißt das Mädchen, Hanne und ich. Lisa
gefällt mir. Als wir fertig sind, suche ich Mama. Sie ist im Flur und wartet auf mich. Jetzt wollen wir
wieder heim. Ich verabschiede mich und wir gehen.
Ich freue mich jetzt schon auf den Kindergarten. Nachdem ich noch dreimal mit Mama dort war,
soll ich jetzt alleine dableiben. Ich bin ziemlich aufgeregt. Mama packt mir ein Frühstück in das
Täschchen, das Oma mir gekauft hat. Wir gehen los.
Hanne begrüßt mich und erklärt mir, dass wir im Raum eine Uhr hängen haben, Darauf ist mit roten Punkten die Uhrzeit markiert, zu der Mama mich wieder abholt.
Lisa wartet schon auf mich, um mir alles zu zeigen, was ich noch nicht kenne. Wir dürfen zusammen den Tee holen. Das macht Spaß. Anschließend spielen wir mein Lieblingsspiel, das Hanne
schon vorbereitet hat. Als Mama sich verabschiedet, werde ich ein bisschen traurig. Aber Hanne
zeigt mir an der Uhr, wann Mama wieder kommt. Hanne liest mir etwas vor. Ich darf auf ihren
Schoß. Das ist richtig kuschelig. Dabei halt ich Hoppel, meinen Stoffhasen ganz fest im Arm. Wenn
ich ganz traurig werde, habe ich noch mein Schnuckeltuch und den Schnulli dabei. Aber nur für
den Notfall!
Jetzt ist es schon wieder interessant. Lisa und ich dürfen draußen den Garten gießen. Boris, ein
Junge aus der Gruppe, erklärt mir, was sie alles gesät und gepflanzt haben, welches die Pflanzen
und was das Unkraut ist. Der kennt sich echt aus. Wir rupfen Unkraut. Zuhause darf ich das nicht.
Mama hat Angst, dass ich es falsch mache.
Bis Mama mich abholt, entdecke ich noch viel. Mein Schnuckeltuch und den Schnulli brauche ich
nicht. – Es war ein schöner Tag.“
Blockpraktikum / Aufgabenstellung / Seite 2
Aufgabe: Versetzen Sie sich in die Situation eines Kindes, das neu in den Kindergarten kommt!
Beschreiben Sie die Hoffnungen, Wünsche und Ängste des Kindes!
Hoffnungen, Wünsche:
Ängste, Bedenken:
Auch Sie werden neu in die Einrichtung kommen. Beschreiben Sie auch für sich Ihre Hoffnungen,
Wünsche, Bedenken und Ängste!
Hoffnungen, Wünsche:
Blockpraktikum / Aufgabenstellung / Seite 3
Ängste, Bedenken:
Vergleichen Sie einmal beide Aussagen! Vielleicht finden Sie schon erste Gemeinsamkeiten und
können sich so in die Situation der Kinder besser einfühlen. Denken Sie an die Unfähigkeit, die
Zeit richtig einzuschätzen, die Angst der Kinder, die Mutter zu verlieren und ähnliches! Vergessen
Sie dabei nicht, dass Sie über kognitive Fähigkeiten verfügen, die Kinder noch nicht haben! Sie
können den Zeitraum, in dem der Kindergartentag abläuft überblicken, sich verbal über unklare Situationen besser Klarheit verschaffen und schneller einen Überblick und damit Sicherheit gewinnen. Das Kind ist wesentlich mehr emotional abhängig.
Ziehen Sie aus der 1. Aufgabe Schlussfolgerungen für den Umgang mit Kindern!
Aufgabe: Die Eingewöhnungsphase!
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man den Kindern die Zeit der Eingewöhnung in den Kindergartenalltag erleichtern kann.
Was wird in Ihrer Einrichtung speziell zur Gestaltung der Anfangs- oder Eingewöhnungsphase angeboten?
Beschreiben Sie,
a) was Sie selbst beobachtet oder entdeckt haben,
b) was Sie im Gespräch mit Kolleginnen und Kollegen heraus gefunden haben.
Blockpraktikum / Aufgabenstellung / Seite 4
Welche Namens- und Erkennungsspiele werden in Ihrer Einrichtung gespielt?
Nennen Sie den Namen des Spieles und geben Sie eine kurze Beschreibung!
Bieten Sie selbst in Ihrer Gruppe Namens- oder Erkennungsspiele an!
Hier einige Beispiele:
 Mein rechter Platz ist frei
Die Kinder bilden einen Sitzkreis. Ein Platz ist leer. Das Kind links neben dem leeren Platz wünscht
sich mit dem Spruch: „Mein rechter, rechter Platz ist frei, ich wünsche mir die/den .... herbei!“ einen
neuen Nachbarn her. Das gerufene Kind wechselt den Platz. Das Kind links neben dem jetzt leeren
Platz setzt das Spiel fort.
Variante: Das herbei gerufene Kind fragt: „Als was soll ich kommen?“ Das rufende Kind nennt ein
Tier (z.B. Hund, Elefant...). Das gerufene Kind bewegt sich wie das genannte Tier und gibt Tierlaute
von sich.
 Flaschendrehen
Alle Kinder sitzen im Kreis auf dem Boden. In der Mitte liegt eine leere Flasche. Die Praktikantin beginnt das Spiel, indem sie die Flasche dreht. Der Flaschenhals zeigt anschließend auf eine Person.
Die Praktikantin nennt den Namen. Die genannte Person führt das Spiel fort.
Variante: Die genannte Person erhält zusätzlich einen Auftrag, den sie ausführen muss, z.B. 5x auf
einem Bein hüpfen, 1x um den Sitzkreis herum laufen ...)
 Namenball
Die Kinder stehen im Kreis. Die Praktikantin nennt den Namen eines Kindes und wirft ihm einen Ball
zu. Das genannte Kind führt das Spiel fort. Darauf achten, dass zuerst der Name des Kindes genannt wird, bevor der Ball zugeworfen wird.
 Versteckspiel
Die Kinder sitzen im Kreis auf dem Boden um eine Decke herum. Sie schauen sich alle genau an. 2
Kinder gehen aus dem Raum. Währenddessen verschwindet 1 Kind unter der Decke. Die beiden
Kinder werden herein gerufen und dürfen raten, wer unter der Decke versteckt ist. Sie können Fragen stellen, welche die Gruppe mit „ja“ oder „nein“ beantwortet, z.B. „hat das Kind rote Haare, hat es
einen blauen Pullover an, kommt es in die Schule etc.“? Sie dürfen auch vorsichtig an der Decke
fühlen, wer darunter ist. Das gesuchte Kind geht als nächstes mit einem anderen vor die Tür.
Variante: 1 Kind versteckt sich unter die Decke, die anderen tauschen im Kreis den Platz, um die
Aufgabe zu erschweren.
Tipp:
Namens- und Erkennungsspiel haben eine wichtige Funktion in der Förderung der Gruppenzusammengehörigkeit und der Integration. Suchen Sie in der Literatur oder im Austausch mit Kolleginnen/Kollegen nach weiteren Spielen, die auf Ihre Zielgruppe passen. Notieren Sie die Spiele
und vor allem: Wenden Sie die Spielideen in Ihrer Gruppe an!
Blockpraktikum / Aufgabenstellung / Seite 5
2.
Mein Arbeitsplatz
2.1.
Die Institution
Für das Leben und Arbeiten in einer Einrichtung ist es auch wichtig, dass Sie die äußeren Bedingungen kennen und für die Planung Ihrer Arbeit richtig nutzen können. Daher sollen Sie in der
nächsten Aufgabe Ihre Einrichtung genauer beschreiben.
Aufgabe: Beschreiben Sie Ihre Einrichtung!
Name der Einrichtung:
Träger:
Wer arbeitet dort in welchem Beruf (Erzieher/in, Sozialassistent/in, Praktikant/in, Köchin/Koch,
Hauswirtschafter/in oder andere Berufe). Schreiben Sie auch die Vor und Nachnamen auf!
Wie viele Kinder besuchen die Einrichtung?
Öffnungszeiten:
Fertigen Sie für Ihre Einrichtung eine Tabelle nach unten stehendem Beispiel an:
Gruppe ...
Gruppe ...
Gruppe ...
25
15
...
2-6
1 Erzieherin,
1 Berufspraktikant
3-6
1 Erzieher,
1 Zusatzkraft,
1 Praktikantin
--
2
Anzahl der Kinder
Alter der Kinder
Betreuer
Integrationsmaßnahmen
Gruppe ...
...
Blockpraktikum / Aufgabenstellung / Seite 6
Fertigen Sie eine grobe Skizze der Einrichtung an (keine Kopie!). Beschränken Sie sich auf die
Etage, die vorwiegend genutzt wird.
Blockpraktikum / Aufgabenstellung / Seite 7
2.2.
Die Gruppe
Information:
Es ist immer schwierig, sich die Namen aller Gruppenmitglieder zu merken und niemanden miteinander zu verwechseln. Es gibt einige Möglichkeiten, sich das Namenlernen zu erleichtern (siehe
Tipps).
Die Beschreibung der Gruppe, in der Sie arbeiten, soll dazu führen, dass Sie sich mit den Lebensumständen der Kinder, ihren Eigenschaften und Besonderheiten vertraut machen. Es werden zum
Beispiel groß gewachsene Kinder, die jünger sind als ihr Aussehen, oft überfordert und kleine unterfordert. Aus diesem Grund sollten Sie wissen, wie alt die Kinder sind. Sie sollten möglichst ihr
häusliches Umfeld, die Geschwisteranzahl kennen, wissen, ob die emotionalen Grundbedürfnisse
nach Zuneigung, Selbstbestätigung, Vertrauen, Zärtlichkeit erfüllt werden können. Dies ist bei einem Kind, das in einem Heim aufwächst z.B. oft schwieriger als bei einem Familienkind. Ob Kinder
morgens früh aufstehen müssen, um mit dem Bus in den Kindergarten zu kommen, kann eine Rolle spielen. Diese Kinder können müde oder auch aggressiv und unruhig sein. Hat ein Kind eine
chronische Krankheit, die beachtet werden muss, wie Allergien, Herzerkrankungen, Diabetes,
Krampfanfälle? Auch bestehende Freundschaften und Feindschaften innerhalb der Gruppe machen manches Verhalten leichter erklärbar.
Da Sie der Schweigepflicht unterliegen, können Sie diese Angaben anonym machen. Verwenden
Sie einen anderen Namen für das Kind oder einen Buchstaben. Denken Sie daran, dass Sie um so
besser auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen können, wenn Sie so viel wie möglich über Sie
wissen.
Die Bedeutung der Gruppe für ein Kind ist unumstritten. Jedes Kind braucht ein soziales Umfeld,
um sich entwickeln zu können. Schon alte psychologische Untersuchungen haben eindeutig nachgewiesen, dass Kinder, wenn sie ohne soziale Kontakte aufwachsen, schwere psychische und
physische Schäden aufweisen oder im Extremfall sogar sterben.
Versuchen Sie über eine Integration einzelner Kinder in die Gruppe auch Freundschaften zu fördern. Gemeinsam geht vieles leichter und Kinder geben sich gegenseitig viele Entwicklungsanreize.
Wenn Sie in die Einrichtung kommen, werden Sie nicht mit allen Gruppen arbeiten, sondern in der
Regel einer Gruppe zugeordnet werden. Über deren Bedingungen sollten Sie sich schnell einen
Überblick verschaffen.
Einige Einrichtungen arbeiten konzeptionell nicht mit festen, sondern offenen Gruppen. Falls Ihre
Praktikumstelle dazu gehört, beschreiben Sie Ihren Arbeitsschwerpunkt und Möglichkeiten, wie Sie
dort sich selbst und den Kindern die Kennenlernzeit erleichtern und Integration fördern können.
Blockpraktikum / Aufgabenstellung / Seite 8
Aufgabe: Beschreiben Sie „Ihre“ Gruppe!
Name der Gruppe:
Wer arbeitet dort:
Skizze des Gruppenraums und der Einrichtungsgegenstände:
Blockpraktikum / Aufgabenstellung / Seite 9
Welches Spiel- und Beschäftigungsmaterial wird zur Zeit häufig in Ihrer Gruppe genutzt?
Haben Sie Spielmaterial entdeckt, mit dem Sie in Ihrer Kindheit selbst gern gespielt haben?
Beschreiben Sie Ihre Erinnerungen!
Welches Spielmaterial war Ihnen bisher unbekannt?
Beschreiben Sie ein Spielmaterial, das Sie besonders interessant finden!