Blutdruck - Swiss Society of Hypertension
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Blutdruck - Swiss Society of Hypertension
Behandlungsplan Behandlungsziel* I. Ab normalem Blutdruck im Grenzbereich: Nichtmedikamentöse Massnahmen beachten. Lebensstil verbessern. Generell Blutdruck < 140/90 mmHg Diabetiker und Nierenpatienten < 130/80 mmHg Isolierte systolische Hypertonie* < 150 mmHg •Nikotinabstinenz •Alkoholeinschränkung •Ernährung «salzarm», reich an Früchten und Gemüse (< 6 g NaCl/Tag = 24h-Urin Na + < 100 mmol) •Körpertraining: Gehen, Laufen, Radfahren, Schwimmen, Langlaufen,… •Gewichtskontrolle Diese Massnahmen begleiten jede Pharmakotherapie Reninhemmer * Keine Endorganschäden und Co-Morbidität Vorhandene Endorganschäden oder Co-Morbidität Diuretikum Manschette, Messtechnik Messfehler beheben Sprechstunden- Hypertonie ambulante BD-Messung Überbehandlung (Tagesprofil) vermeiden Selbstmessung Problem Bevorzugte Antihypertensiva Antihypertensiva für alternative Initialtherapie Koronare Herzkrankheit Betablocker, ACE-Hemmer, Ca++-Antagonist, AII Antagonist Herzinsuffizienz ACE-Hemmer, Diuretikum, Betablocker, Ang II-Antagonist, Aldosteron-Antagonist Mangelhalfte Medika- Antihypertensiva- mentenverordnung Kombination mit adäquater Dosierung Therapieanpassung Compliance Asthma und chronisch obstruktive Lungenkrankheit keine Betablocker* (pneumologisches Konsilium) Dyslipidämie Ang II-Antagonist, ACE-Hemmer, Ca++-Antagonist Patienten aufklären, häufige Kontrollen, BD-Selbstmessung, Minidosen-Kombination Proteinurie, Mikroalbuminurie, Ang II-Antagonist, ACE-Hemmer, diabetische Nephropathie Reninhemmer Unvollständige Medi- Anamnese kamenteneinnahme: mangelnde Compliance Nebenwirkungen Adipositas Ernährungs- anamnese, Manschette anpassen Gestörte Glukosetoleranz ACE-Hemmer, Ang II-Antagonist, Ca++-Antagonist Übermässige Salz- zufuhr 24h-Urin-Na+ Salzeinschränkung Diabetes ACE-Hemmer, Ang II-Antagonist, Ca++-Antagonist, Betablocker (> 6 g/d) (>100 mmol/24h) Diuretika Schwangerschaft -Methyldopa, Labetalol, -Blocker, Ca++-Antagonist (Dihydropyridin), Dihydralazin Na+-H2O-Retention Klinischer Status, Na+-retinierende Medikamente (NSAR*), Niereninsuffizienz Kontrolle der Nierenfunktion, salzretinierende Medikamente absetzen Hyperkinetische Zirkulation, Tremor, Migräne Betablocker Antihypertensivawahl bei Zusatzproblemen * Morbiditäts- und Mortalitätsstudien noch ausstehend systolisch 140–159 und/oder diastolisch 90–99 mmHg systolisch > 160 und/oder diastolisch > 100 mmHg Monotherapie Monotherapie oder Kombinations therapie Monotherapie Kombinationstherapie oder Kombinationstherapie Bei Resistenz zu einer Therapie mit einem Hemmer des Renin-Angiotensin Systems, einem Diuretikum und einem Kalzium Antagonisten, zusätzlich die Gabe eines Betablockers, eines Alphablockers oder eines zentralwirkenden Sympatholytikums evaluieren Fehlmessung des Blutdrucks Antihypertensiva erster Wahl Expertenkommentare auf www.swisshypertension.ch -Blocker Massnahme Schlafapnoe Anamnese, Schlafstudie, 24h-Messung: Non- dipper Alkoholabusus, Anamnese Hormone, nichtsteroidale Anti- rheumatika, Lakritze Antihypertensiva Ca++-Antagonist Mögliche Ursachen Evaluation *gilt auch für Betagte und Hochbetagte II. Falls Blutdruck nach 3 bis 6 Monaten Lebensstil-Verbesserung 140/90 mmHg: ACE – Hemmer Ang II – Antagonist Checkliste bei pharmako-therapieresistenter Hypertonie in der Praxis Vorsicht: Kontraindikation und medikamentöse Interaktionen beachten Diuretika niedrig dosieren (Cave: Hypokaliämie!) * vgl. Expertenkommentar auf: www.swisshypertension.ch Sekundäre Hypertonie siehe oben, gezielt suchen *NSAR: Nicht steroidale Antirheumatika Gewichtsreduktion bei Übergewicht spezialärztliche Abklärung Pressorische/antagonistische Substanzen absetzen Gewichtskontrolle, körperliche Aktivität Gezielt behandeln www.swisshypertension.ch ARTERIELLE HYPERTONIE Empfehlungen für Ärzte Expertenmeinung ohne Haftung 2009 *Blutdruck in mmHg Begleitkrankheiten sind: Zerebrovaskuläre Erkrankungen, Herzkrankheiten, Nierenkrankheiten, periphere arterielle Verschlusskrankheiten, fortgeschrittene Retinopathie 1 Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen innert 10 Jahren: < 15%, 15 – 20%, 20 – 30%, > 30% Sofort Medikamente; Lebensstil verbessern Sofort Medikamente; Lebensstil verbessern Sofort Medikamente; Lebensstil verbessern Sofort Medikamente; Lebensstil verbessern Lebensstil verbessern mehrere Monate lang, dann Medikamente Sofort Medikamente; Lebensstil verbessern 6. Cushing? •Bei entsprechendem Phänotyp Empfohlene Abklärung: •Mitternächtliches Speichel-Cortisol, freies 24h-Urin-Cortisol •Dexamethasonhemmtest (niedrig dosiert) Zuweisung für spezialärztliche Abklärung Medikamente; Lebensstil verbessern 5. Hyper- (/Hypo)thyreose? Empfohlene Abklärungen: •TSH und freies T4 Begleitkrankheit Klinische Untersuchung Umfassende internistische Untersuchung inkl. Augenfundus Pulsstatus und Gefässauskultation (Störungsgeräusch) Bauch- und/oder Hüftumfang (stehend) 4. Phäochromozytom? Im Falle von: •Kopfschmerzen + Schwitzen + Herzklopfen Empfohlene Abklärungen: •24h-Urin-Metanephrin und Normetanephrin (Urin ansäuern) und/oder Plasma-Metanephrin und -Normetanephrin Zuweisung für spezialärztliche Abklärung Sofort Medikamente; Lebensstil verbessern Patient •Blutdruck- und Gewichtsverlauf (inkl. Blutdruck in Schwangerschaft) •Lebensstil: Rauchen, Alkoholkonsum, körperliche Aktivität/Sport, Essgewohnheiten/Salzkonsum, berufliche und private Belastung •Schnarchen, Apnoen, Tagesmüdigkeit (Schlafapnoe) •Kardiovaskuläre Risikofaktoren und Komplikationen •Nierenkrankheit •Antihypertensiva •Pressorische Substanzen: «Pille», nicht-steroidale Entzündungshemmer, Kortikosteroide, Cyclosporin, Sympathikomimetika, Nasentropfen, Kokain, Erythropoietin, Anabolika, Lakritze Medikamente; Lebensstil verbessern Anamnese Familie Hypertonie, Diabetes, Dyslipidämie, Hirnschlag, Herz-Kreislauferkrankungen, Niereninsuffizienz 3. Primärer Hyperaldosteronismus? Im Falle von: •Schwere oder schwer einstellbare Hypertonie •Oft Kalium < 3,5 mmol/L oder < 3,0 mmol/L unter Diuretika Empfohlene Abklärungen: Zuweisung zur spezialärztlichen Abklärung Medikamente; Lebensstil verbessern Diastolische Hypertonie: 1 – 10 Jahre: > 60 + (Alter x 2) mmHg 11 – 17 Jahre: > 70 + Alter mmHg Medikamente; Lebensstil verbessern Systolische Hypertonie: 1 – 17 Jahre: > 100 + (Alter x 2)mmHg Lebensstil verbessern Hypertonie bei Kindern 2. Renovaskuläre Hypertonie? Im Falle von: •Schwere oder schwer einstellbare Hypertonie •Kreatininanstieg unter ACE-Hemmern oder Ang-II Antagonisten •Abdominelles Störungsgeräusch, diffuse Atherosklerose, akutes Lungenödem Empfohlene Abklärungen: •Ultraschall oder andere Bildgebung der Nierenarterien 3 oder Diabetes oder Organschaden Weisskittelhypertonie: Erhöhter Blutdruck nur in der Praxis Maskierte Hypertonie: Erhöhter Blutdruck nur ausserhalb der Praxis 2 Lebensstil verbessern mehrere Monate lang, dann Medikamente Mittelwert dreier Messungen an verschiedenen Tagen bzw. Wochen – Monaten 1 Abklärung bei Verdacht auf sekundäre Hypertonie 1. Nierenparenchymkrankheit? Empfohlene Abklärungen: •Creatinin-Clearance (eGFR), Serum-Kreatinin •Urinsediment und Mikroalbuminurie (24h-Urin-Protein) •Nieren-Sonographie in ausgewählten Fällen Lebensstil verbessern und/oder 110 Sofort Medikamente; Lebensstil verbessern 180 Lebensstil verbessern mehrere Monate lang, dann Medikamente 160 – 179 und/oder 100 – 109 Hypertonie 3. Grades (schwer) Lebensstil verbessern mehrere Monate lang, dann Medikamente, wenn Patient und sein Umfeld dies vorziehen 140 – 159 und/oder 90 – 99 Hypertonie 2. Grades (mässig) Schwer hyperton*: systolisch 180 und/oder diastolisch 110 Hypertonie 1. Grades (leicht) Linksventrikuläre Hypertrophie EKG und Thorax-Röntgen: geringe Sensitivität aber hohe Spezifizität! Echokardiogramm in ausgewählten Fällen (schwere Hypertonie) Lebensstil verbessern • In der Praxis: < 140/90 mmHg • Selbstmessung: < 135/85 mmHg • Mittelwert der Langzeitmessung (24h-Messung, ambulante BD-Messung): Tag + Nacht: < 130/80 mmHg Tag (Wach): < 135/85 mmHg Nacht (Schlaf): 10–15% tiefer als Tageswert (Dipping) 130 – 139 und/oder 85 – 89 1–2 Normaler Blutdruck Hoch normaler Blutdruck Keine Behandlung •sitzend ( 5 min), orthostatische Hypotonie ausschliessen •an beiden Armen messen bei der ersten Untersuchung (Seitendifferenz ausschliessen) •Manschettenbreite an Oberarmumfang anpassen (> 33 cm = grosse Manschette) •Dekompression 2 mmHg/sec (bei auskultatorischer Messung) •Diastolischer Blutdruck: Phase V (Verschwinden der Töne), Phase IV (Leiserwerden der Töne) in speziellen Fällen (Schwangere u. a.) •Drei Messungen auf 2 mmHg genau; Mittelwert der 2. und 3. Messung festhalten •Messgeräte (geprüft, www.dableducational.org): Säulen-Manometer, Aneroid-Manometer, oszillometrische Geräte •Messgerät periodisch eichen < 80 120 – 129 und/oder 80 – 84 Keine Behandlung Blutdruck-Messung < 120 Normaler Blutdruck 0 •Atherosklerose •Linksventrikuläre Hypertrophie •Mikroalbuminurie (30–300 mg/24h, oder Albumin / Kreatinin im Urinspot (Männer > 2.5, Frauen > 3.5 mg/mmol) •Leichte Serum-Kreatininerhöhung (Männer bis 133 µmol/L, Frauen bis 124 µmol/L) Optimaler Blutdruck Mässig hyperton*: systolisch 160–179 und/oder diastolisch 100–109 Zeichen von Organschäden bei Hypertonie diastolisch (mmHg) Leicht hyperton*: systolisch 140–159 und/oder diastolisch 90–99 •Rauchen, Adipositas, körperliche Inaktivität •Diabetes mellitus •Herz-Kreislauferkrankungen in der Familie •Dyslipidämie: Cholesterin gesamt > 6.5 mmol/L, HDL < 1.0 mmol/L, LDL > 4.0 mmol/L, Triglyceride > 1.7 mmol/L •Alter: Männer > 55-jährig, Frauen > 65-jährig systolisch (mmHg) Hochnormal*: systolisch 130–139 und/oder diastolisch 85–89 Zusatz-Risikofaktoren bei Hypertonie Klasse Normal*: systolisch 120–129 und/oder diastolisch 80–84 Für Herzinsuffizienz, koronare Herzkrankheit, Niereninsuffizienz, Hirnschlag, Aortenaneurysma und -dissektion, arterielle Verschlusskrankheiten (peripher, zerebral) Basis-Labor Blut (*nüchtern): Kalium, Kalzium, Kreatinin und Berechnung der CreatinineClearance (Gault-Cockroft, MDRD), Glukose*, Gesamtcholesterin* und HDLCholesterin*, Triglyzeride*, Harnsäure Urin: Status und Sediment, Mikroalbuminurie, Elektrokardiogramm (EKG) Anzahl zusätzlicher Risikofaktoren oder Begleitkrankheit 1 Hypertonie-Beurteilung (Erwachsene 18 Jahre) 1, 2 Blutdruckrisikogruppen und ihre Behandlung Hypertonie ist ein wichtiger Risikofaktor