Så som i himmelen - evangelische kirche im hr

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Så som i himmelen - evangelische kirche im hr
Manuskriptservice
Verkündigungssendungen der
Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau
Hessischer Rundfunk: „Zuspruch am Morgen“
hr 1 5.45 Uhr
Freitag, 28. Oktober 2005
Pfarrer Helwig Wegner-Nord, Frankfurt/Main
Så som i himmelen
Så som i himmelen – das ist schwedisch und bedeutet: So wie im Himmel. Diese Worte stehen im Vaterunser. Jesus lehrt seine Jünger, so zu Gott zu beten. „Dein Wille geschehe wie
im Himmel so auch auf Erden.“ Im Gebet Jesu kommt eine Hoffnung der Menschheit zum
Ausdruck: Dass es keinen Unterschied mehr zwischen Himmel und Erde geben möge, dass
es wenigstens manchmal im Diesseits schon so schön wie im Jenseits ist, dass auf Erden
wie im Himmel nichts Böses mehr ist und nichts traurig macht und Gottes Wille alles bestimmt – das ist eine alte große Sehnsucht der Menschen aller Zeiten.
Så som i himmelen – „Wie im Himmel“, so heißt auch ein Film aus Schweden. Er ist in diesen
Tagen in die deutschen Kinos gekommen. In dem Film geht es nicht so sehr um das Vaterunser. Aber um dieselbe Sehnsucht geht es, ein Stück vom Himmel hier schon auf der Erde zu
erleben. Geht das? Können Menschen in Schweden oder in Deutschland oder sonst wo jetzt
schon was vom Himmel erleben?
Der Film „Wie im Himmel“ erzählt die Geschichte eines berühmten Musikers, der sein persönliches Glück aber nicht auf den großen Bühnen der Welt findet. Sondern erst als er eine
Kehrtwende macht und in seiner kleinen nordschwedischen Heimatgemeinde beginnt, mit einem einfachen Chor zu üben. In der Arbeit mit diesem Chor erlebt er eine Erfüllung, nach der
er immer gesucht hatte. Manchmal, so scheint es, finden Menschen ja erst auf Umwegen
zum Glück. Solche erfüllenden Erfahrungen im erlernten Handwerk haben was Himmlisches
an sich. Aber den Himmel spüren – das ist noch was andres.
Vielleicht ist die Musik eine Brücke zwischen der Erde und dem Himmel. Oder genauer: Vielleicht gelangt ein Stück himmlischer Erfüllung musikalisch zu uns? Könnte ja sein. Auch den
Engeln, diesen Mittlern zwischen Himmel und Erde, wird ja nachgesagt, dass sie fortwährend
singen und musizieren zur Ehre Gottes. In Deutschland jedenfalls singen etwa drei Millionen
Menschen in mehr als 60.000 Chören mit! Dafür muss es doch Gründe geben. Jeden Mittwochabend zur Chorprobe, bei Wind und Wetter, einerlei wie wichtig das Fußballspiel ist, das
zur gleichen Zeit im Fernsehen übertragen wird. Drei Millionen Sängerinnen und Sänger! Der
Regisseur dieses schwedischen Films, Kay Pollak, hatte die Idee zu seinem Film auch genau
deswegen: seine Frau geht regelmäßig in einen Chor. Und als er die Sängerinnen und Sänger dort beobachtet hat, ist ihm aufgegangen, dass da etwas ganz Besonderes passiert.
Ich glaube, dass Menschen, die miteinander singen, den eigenen Ton finden. Im wörtlichen
www.ekhn.de/rundfunk
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Hessischer Rundfunk: „Zuspruch am Morgen“
hr 1 5.45 Uhr
Freitag, 28. Oktober 2005
Pfarrer Helwig Wegner-Nord, Frankfurt/Main
wie im übertragenen Sinn. Sie fangen erst mal an, zuzuhören, welche Töne die anderen
zum Klingen bringen. Dann stimmen sie versuchsweise selbst einen Ton an. Das Erlebnis,
den eigenen Ton zu finden, zum Klingen zu bringen und ihn einzufügen in das vielstimmige
Konzert unterschiedlichster Menschen, das heißt etwas von dem zu spüren, was uns im
Himmel erwarten mag: dass wir aufgehoben und umhüllt sind von Klang und Harmonie.
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