Heiße Luftmit wenig Sprit

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Heiße Luftmit wenig Sprit
Werkstattpraxis
Bauen und Einrichten
Heiße Luft mit wenig Sprit
Je teurer das Heizöl, desto interessanter ist die Möglichkeit,
bei der Werkstattheizung sparen zu können
62-mal in der Sekunde seine Strömungsrichtung, und genauso oft wechselt auch der Druck in der Brennkammer
zwischen
Unterdruck
und
Überdruck. Dadurch sind die Brennstoffteilchen wesentlich besser aufgeschlossen und die Abgasemissionsbildung wird drastisch reduziert. Laut
eigenen Angaben kommt es bei dieser
Verbrennungsart zu einer nahezu rußund rückstandsfreien Verbrennung.
Kompakt: Schon in der Standardversion
heizt das Puls-Air-Gerät Werkstatträume in
relativ kurzer Zeit auf. Bilder: Guranti
Betriebsanleitung
KRAFTHAND erhielt für die eigene Profi-Werkstatt vom österreichischen Spezialisten Pletzer ein Warmluft-Werkstatt-Heizgerät in der
Standardversion mit einer Leistung von 18 kW zum Testen.
G
eorg Pletzer ist mit seinen PulsAir-Heizgeräten seit 15 Jahren auf
dem Markt und hat eigenen Angaben
zufolge bisher rund 1.300 Stück der im
Eigenbau hergestellten Produkte abgesetzt. Im Gegensatz zu den bisher üblich eingesetzten Öl- und Gasbrennern
mit kontinuierlicher Verbrennung wird
bei diesem Heizgerät ein (bereits vergessenes) neuentdecktes und pulsierendes Verbrennungsverfahren angewendet (siehe auch Kasten auf Seite
12). Dafür erhielt das Unternehmen
den Bayerischen Staatspreis.
Bei diesem System entsteht während des Betriebs eine schwingende
Gassäule im ‚Auspuffrohr’ zwischen
Brennkammer und Schwingungsentkoppler. Dabei wechselt das Gas zirka
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Wenn einmal der richtige Standort in
der Werkstatt festgelegt ist, gestaltet
sich das Aufstellen des steckerfertigen
Heizgerätes anhand der ausführlichen
Betriebsanleitung sehr einfach. Das
Gerät muss immer am Boden des zu
Ventil
Brennstoffdüse
Zündung
Brennkammer
Abgas
AnsaugSchalldämpfer
Nachschalldämpfer
Magnetventil
El.-Motor
Gebläse
Brennstoffpumpe
El.-Ventilator
Schwingungsentkoppler
Filter
Frischluft
,Raketen-Verbrennung’: Bei dieser pulsierenden Verbrennung entsteht im ‚Auspuffrohr’ eine
schwingende Gassäule. Bild: Puls Air
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’Wunsch-Klima’: Am Regler kann
der Werkstattprofi die gewünschte Temperatur einstellen.
Schaltzentrale: Rund fünf Minuten nach dem Start ist das Gerät
auf die Sparstufe zurückzuschalten, um Brennstoff zu sparen.
beheizenden Raumes stehen. Sollte der
Ventilator zur Gebäudewand weisen,
ist ein Mindestabstand vom Ventilator
zur Wand von 300 mm einzuhalten. Das
Gerät arbeitet nach dem Umluftprinzip, das heißt, die Raumluft erwärmt
sich und wird im vorgewärmten Zustand vom Lüfter angesaugt und
nochmals erwärmt wieder in den Werkstattraum geblasen. Somit erwärmen
sich die Räumlichkeiten sehr schnell.
Als Brennstoff darf der Anwender
nur extraleichtes Heizöl verwenden.
Der mitgelieferte und an der Geräteseite befestigte Brennstoffkanister ist bereits mit 20 l Dieselkraftstoff befüllt.
Der Behälter sollte vor Schmutz und
Staub geschützt werden, sodass keine
Schmutzpartikel in den Tank gelangen.
Zum Nachfüllen des Kanisters ist der
ebenfalls mitgelieferte Trichter mit
Sieb zu benützen. Der Werkstattprofi
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sollte den Brennstoff möglichst nie
ausgehen lassen, sondern rechtzeitig
nachfüllen, um eventuelle Störungen
zu vermeiden. Den Heizöltank außerdem niemals in der Kälte im Freien lagern: Heizöl stockt bei Temperaturen
unter – 6 °C und das Heizgerät lässt
sich dann nicht mehr starten.
Das Auspuffrohr kann in einen bestehenden Kamin eingeleitet werden.
Wo kein Kamin vorhanden ist, sind die
Werkstatteinsatz: Das Aufstellen und die
Inbetriebnahme des ‚Heizers’ stellen in der
Regel kein Problem dar.
Abgase problemlos mit einem passenden Edelstahlrohr (Außendurchmesser
35 mm, innen 32 mm) oder Metallschlauch wie auch einem Gummi-Abgas-Schlauch ins Freie zu leiten. Dadurch ist immer abgasfreie Warmluft
im Werkstattraum. Das Rohr muss vom
Heizgerät weg leicht fallend verlaufen,
damit eventuelles Kondenswasser
nicht zum Gerät zurückfließen und
Störungen verursachen kann.
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Der Start erfolgt auf Schalterstufe
zwei, nach rund fünf Minuten kann der
Werkstattprofi auf Stufe eins zurückschalten. Der Brennstoffverbrauch und
die Heizleistung sind in dieser Sparstufe um rund 30 Prozent verringert. Beim
Ausschalten des Gerätes ist zu beachten, nur den Ein-/Ausschalter zu verwenden. Auch niemals bei laufendem
Gerät den Stecker herausziehen, da
sonst wegen Überhitzung die Übertemperatur-Sicherung ‚herausspringt’!
Nach dem Abschalten des Heizgerätes
läuft der Ventilator noch weiter und
schaltet sich nach rund drei Minuten
selbstständig ab. In der anschließenden
Abkühlphase schaltet er sich noch zirka zweimal ein und aus.
Heizleistung
Puls-Air-Geräte sind in der Standardversion – bei voller Leistung stehen
hier 18 kW für Werkstatträume bis maximal 600 m3 bereit – und als leistungsstärkere Variante für Räume bis maximal 1.000 m3 mit 21 kW Leistung
erhältlich. Beide Versionen werden an
ein herkömmliches 220-V-Netz angeschlossen. In unserer KRAFTHANDProfi-Werkstatt herrschte mit dem
Standard-Heizgerät nach rund zwei
Stunden Betrieb eine angenehme Arbeitstemperatur. Das leise Arbeitsgeräusch und der niedrige Heizölverbrauch überzeugten dabei.
Rudolf Guranti
KRAFTHAND Hersteller-Info:
Pletzer, Going am Wilden Kaiser (A),
Tel. +43 53 58/24 35, www.pulsair.at
Technik im Triebwerk
Pulsotriebwerke sind Strahltriebwerke, die mit einer
pulsierenden Verbrennung arbeiten. Ihre Wirkungsweise beruht auf dem Rückstoßprinzip. Erstmals
schlug der Franzose Marconnet 1909 Strahltriebwerke
mit dieser Verbrennung vor. Der Münchner Paul
Schmidt erhielt 1930/31 grundlegende Patente auf
Konstruktionspläne derartiger Triebwerke, die als so
genannte ‚Schmidt-Rohre’ gebaut wurden. Hier strömt
Luft durch Rückschlagventile in die Brennkammer.
Dort wird sie mit Brennstoff vermischt, gezündet und
verbrennt explosionsartig. Durch den Explosionsdruck
schließen die Rückschlagventile.
Die Verbrennungsgase strömen dann mit hoher
Geschwindigkeit durch das offene Rohrende – die
Schubdüse – ins Freie und erzeugen den gewünschten
Schub. Beim Ausströmen der Verbrennungsgase entsteht im vorderen Teil der Kammer ein Unterdruck,
der die Ventile öffnet. Frischluft und Brennstoff werden erneut angesaugt. Gleichzeitig baut sich vom Rohrende her eine Druckwelle auf. Sie verdichtet das
Brennstoff-Luft-Gemisch und zündet es durch heiße
Restgase. Die Zündung erfolgt in bestimmten Abständen, die hauptsächlich von der Rohrlänge abhängen.
Die Pulso-Strahltriebwerke verbrauchen viel Brennstoff, sind jedoch sehr leicht und billig in der Herstellung.
,Raketen zum Heizen’
Der Konstrukteur und Entwickler der Puls-Air-Heizgeräte Georg Pletzer wurde von der Military-AircraftDivision der Firmen Messerschmitt-Bölkow-Blohm
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Auspuffrohr
Zündkerzen
Öldüse
Brennkammerzylinderkopf
Innenleben: Der Raketenantrieb ‚friedlich’im Heizbetrieb.
Bild: Puls Air
und der US-Firma Teledyne Brown Engineering mit
der Entwicklung von Pulso-Jet-Strahltriebwerken als
Antrieb für unbemannte militärische Zielflugkörper
beauftragt. Die Triebwerke mit 16 kg Eigengewicht und
104 kp Standschub hat man im Windkanal der Universität Stuttgart bei Geschwindigkeiten bis Mach 0,7 –
das sind 854 km/h – erfolgreich erprobt. Das bei diesen
Triebwerken
angewandte
Verbrennungsprinzip
kommt auch in den ‚friedlichen’ Heizgeräten zum Einsatz. Vom Beginn der Entwicklungsarbeiten bis zur
endgültigen Verfügbarkeit der Heizgeräte vergingen
rund sechs Jahre, die Entwicklungskosten betrugen
zirka 4 Mio. Schilling.
rg
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