Ganztagsschulkonzept - Lehrer-Uni

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Ganztagsschulkonzept - Lehrer-Uni
auf dem Weg
zu einer Schule
mit Ganztagesangebot
- 1 -I:\Karlsbad - Ganztagsschulkonzept.doc
Inhalt
1. Durch PISA unter Druck:
Aktuelle bildungspolitische Reformansätze
2. Der Zusammenhang zwischen erfolgreichem Lernen und gesunden Lebens- und Arbeitsbedingungen
3. Ganztagesschule und Schulen mit Ganztagesangeboten: Neue
Chancen und Aufgaben?
4. Bewegungsförderung als Element einer gesundheitsfördernden
Schule mit Ganztagesangebot
5. Gesunde Ernährung – Wunsch und Wirklichkeit
6. Das gemeinsame Mittagessen – soziale Aspekte und neue Chancen für eine andere Schulkultur
7. Der Wechsel zwischen Konzentration und Entspannung, zwischen
Aktivität und Ruhe als Schlüssel für erfolgreiches, nachhaltiges
Lernen
8. Fazit
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1.
Durch PISA unter Druck – aktuelle bildungspolitische Reformansätze
Die Reform des Bildungswesens in Deutschland ist in der Folge von TIMSS und
PISA zu einem übergeordneten Thema der Politik und des öffentlichen Bewusstseins geworden, insbesondere nachdem Ende 2004 PISA II kaum bessere Ergebnisse brachte. Zur Zeit wird eine breite Diskussion über die notwendigen Veränderungen geführt. Von der Abschaffung der Hauptschule (kaum ein
Abgänger bekommt eine Lehrstelle), über die Zusammenlegung von Hauptschule und Realschule bis zur „Neuentwicklung“ einer Art von Gesamtschule
(der Begriff – weil gescheitert – verbietet sich, mein man), was es auch immer
an Reformansätzen gibt, sie gehen am eigentlichen Problem meist vorbei. Und
zwar deshalb, weil alle bisherigen Reformen die Kernprobleme der Gesellschaft
und die individuellen Probleme der Kinder und Jugendlichen, die zu erziehen
und zu unterrichten sind, fast völlig außer Acht lässt. So als könne man durch
„Verschieben“ von Gebäuden oder Lehrern, durch neue Organisationsformen
also, das Problem lösen. Dabei ist klar, dass es einer großen gesamtgesellschaftlichen Anstrengung bedarf, um die Arbeit in den Schulen und die Chancen für alle Schülerinnen und Schüler unabhängig von ihrer sozialen Herkunft
zu verbessern. Die Schule sieht sich heute in Folge des unerwartet schlechten
Abschneidens bei PISA einem erhöhten gesellschaftlichen Erwartungsdruck
ausgesetzt. Dies führt in nicht geringem Maße zur Verunsicherung aller am
Schulleben Beteiligten. Es werden bessere kognitive Leistungen gefordert, das
Lernen muss gelernt werden, eine umfassendere soziale Kompetenz wird erwartet, und zentrale Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit, Selbständigkeit, Konfliktfähigkeit, kreatives und vernetzendes Denken sollen vermittelt werden. Wie selbstverständlich ist die Schule auch noch da zur sexuellen Aufklärung, zur Verkehrserziehung, zur Sensibilisierung für Natur und Umwelt und vieles mehr. Dazu passt eine aktuelle Analyse des Dortmunder Arbeitspsychologen Prof. Michael Kastner, nach der die Depression zur Volkskrankheit des 21.
Jahrhunderts werden wird.
Immer mehr Mitarbeiter werden in Zukunft psychische Probleme haben, sagt
Prof. Kastner. Diese Entwicklung führt er vor allem darauf zurück, dass die modernen Lebens- und Arbeitsprozesse immer komplexer und dynamischer wer-
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den. Das Entwicklungstempo des Menschen könne da oftmals nicht mithalten.
Es komme zu Erfahrungen der persönlichen Überforderung, aus denen der zur
Krankheit Depression führende Schluss gezogen würde, so Kastner, den Anforderungen des modernen Lebens dauerhaft nicht gewachsen zu sein. Deshalb fordert Kastner, die Gesundheit zum Kern des Managementprozesses in
Betrieben zu machen. Was für die Erwachsenen gilt, muss umso mehr für Kinder und Jugendliche gelten. Es verwundert in diesem Kontext auch nicht, dass
PISA-Spitzenmeister Korea neben den hervorragenden Leistungen seiner
Schülerinnen und Schüler auch eine hohe Selbstmordrate unter Jugendlichen
aufweist.
Zurück zur schulischen Situation in Deutschland:
Die Gymnasien, zumindest im Süden Deutschlands, scheinen die Erwartungen
noch am ehesten erfüllen zu können. Die sich rasant verändernde Gesellschaft
erfordert aber überall Reformen, die den Kern des Problem angehen und nicht
an der (politischen) Oberfläche bleiben. Die gesellschaftlichen Veränderungen
sind bekannt und oft formuliert. Sie heißen: Längere Lebensarbeitszeiten, kürzere Schulzeiten, Rückzug der Familie als Erziehungspartner, Zunahme der
Zahl der Einzelkinder und immer mehr berufstätige Mütter, Doppelverdiener als
Notwendigkeit, schmerzhafte Senkung des Lebensstandards, oberflächliche
Genussgesellschaft, Suche nach Werten und Halt, problematische Miterzieher
(Fernseher, Computerspiele).
Die unter phantastisch guten Lebensbedingungen groß gewordenen Kinder stehen nicht selten plötzlich vor dem Problem, dass sie an Grenzen stoßen – was
sie nie kennen gelernt haben -, dass sie infolge von Überforderung frustriert
sind, dass sie mit ihrem Leben nicht zurecht kommen. Die Schulen sind ohne
eine Reform, die an den Kern des Problems heranreicht, überfordert. Eines
scheint allerdings deutlich: Wenn wir die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen nicht im Focus haben, werden wir nichts verbessern. Im Folgenden sollen
Ansätze formuliert werden, die – zumindest für die Gymnasien – den Kern des
Problems treffen und von einem 8-jährigen gymnasialen Bildungsgang ausgehen.
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2.
Zwischen erfolgreichem Lernen und gesunden Lebens- und Arbeitsbedingungen besteht ein Zusammenhang
Die hohen Anforderungen einer Unterrichtswoche mit 32 bis 36 Wochenstunden, ggf. ergänzt durch weitere AG-Stunden, beanspruchen Schülerinnen und
Schüler wie Lehrkräfte gleichermaßen. Eine gute psychische und physische
Stabilität der Beteiligten ist unabdingbar, andernfalls gehen Reformen ins Leere. Die Gesundheit ist ein entscheidender Faktor für die Leistungsbereitschaft
und den schulischen Erfolg. Die schulischen Leistungen der Schülerinnen und
Schüler und die Motivation der Lehrerinnen und Lehrer werden durch die „Unternehmenskultur“ in den Schulen und durch die Schulentwicklungsprozesse
beeinflusst, positiv oder auch negativ.
Kinder und Jugendliche verbringen einen großen Teil ihrer Kindheit und Jugend
in der Schule, diese Zeit wird weiter zunehmen. Damit ist die Schule – neben
dem Elternhaus – der Ort im Prozess des Erwachsenwerdens, an dem Kinder
und Jugendliche nicht nur ihre Bildung erfahren, sondern an dem sie sich auch
einen gesundheitsfördernden oder einen gesundheitsschädlichen Lebensstil
aneignen können. Dass es zwischen erfolgreichem Lernen und gesunden Lebens- und Arbeitsbedingungen einen Zusammenhang gibt ist nicht umstritten,
wurde aber in der Vergangenheit häufig unterschätzt. Die aktuellen bildungspolitischen Reformansätze, z.B. im Hinblick auf den Ausbau von Ganztagsschulen lassen sich deshalb hervorragend mit Maßnahmen der schulischen Gesundheitsförderung verbinden.
In diesem Zusammenhang ist das Investitionsprogramm des Bundes „Zukunft,
Bildung und Betreuung“ der Bundesregierung, bei dem bis zum Jahr 2007 insgesamt 4 Milliarden Euro für den Auf- und Ausbau von Ganztagsschulen bereitgestellt werden, grundsätzlich zu begrüßen. Inwieweit die Schulträger und die
Bundesländer weitere notwendige Maßnahmen zur Unterstützung dieser Initiative ergreifen, wird die Zukunft zeigen. Z. Z. jedenfalls sind die Schulen in Bezug auf die Betreuungsangebote in der Mittagszeit, die ja Hausaufgabenbetreu-
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ung, Nachhilfe und Freizeitgestaltung u. ä. beinhalten sollen, noch völlig allein
gelassen.
3.
Ganztagesschule und Schulen mit Ganztagesangeboten: Neue Chancen
und Aufgaben
Mit den Ganztagsschulen stellen sich völlig neue Aufgaben und bieten sich
auch völlig neue Chancen. Lehrerinnen und Lehrer klagten zunehmend über
wachsende Konzentrationsstörungen, Unruhe, Nervosität, Aggressivität und
Hyperaktivität der Kinder, die sich negativ auf ihre Leistungen auswirken. Studien zufolge kommen rund 10 % der Kinder ohne Frühstück in die Schule. Darüber hinaus sind bis zu 20 % aller Kinder und Jugendlichen bereits übergewichtig. Hauptgründe sind Fehlernährung und mangelnde Bewegung, hauptsächlich
verursacht durch hohen Fernsehkonsum und Computerspiele. Für die Kinder
und Jugendlichen gibt es insbesondere in den Städten immer weniger Freiraum
für spontanes Spielen und andere elementare körperliche oder auch soziale Erfahrung. Die körperliche Aktivität im Kindesalter ist zunehmend eingeschränkt.
Viele aktuelle Untersuchungen u. a. von Professor Boes von der Universität
Karlsruhe belegen dies. Kinder bewegen sich täglich immer weniger. Die Reduzierung des Sportunterrichts, das Sitzen in der Schule oder zu Hause, vor dem
Fernseher usw. fördert den Bewegungsmangel im Kindesalter zunehmend. Bewegungsmangel verbunden mit einseitigen Ernährungsgewohnheiten führt zu
Übergewicht mit großen gesundheitlichen und auch emotionalen Problemen.
Die Kosten für Reparaturmaßnahmen in diesem Bereich belasten die Gesellschaft immens. Auf diese gesellschaftlichen Entwicklungen muss die Schule –
und hier besonders die Ganztagsschule, in der die Kinder einen großen Teil des
Tages verbringen - reagieren, ob sie will oder nicht. Beispiele dafür wären Bewegungs- und Entspannungsangebote, Rhythmisierung des Unterrichts und
des Schulalltags und nicht zuletzt auch gesunde Ernährungsangebote. Daraus
entstehen auch Chancen, denn die Ganztagsschule kann mit entsprechenden
Maßnahmen einen nachhaltigen Beitrag zur Förderung der Gesundheit von
Kindern und Jugendlichen aus allen sozialen Schichten leisten. Ausgewogenes
Essen und Trinken, regelmäßige Bewegung und Entspannung stellen wesentli-
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che Bausteine für die Gesundheit von Menschen aller Altersgruppen dar.
Gleichzeitig sind sie Basis und Voraussetzung für die Lern- und Leistungsfähigkeit des Menschen.
Das Gymnasium Karlsbad ist dabei, mit Unterstützung der Fördermittel aus
dem Investitionsprogramm des Bundes und mit Unterstützung des Schulträgers
die baulichen Voraussetzungen z.B. durch den Bau einer Mensa und anderer
Baumaßnahmen zu schaffen, um den beschriebenen Anforderungen in der Zukunft gerecht zu werden. Die Schaffung von Aufenthaltsräumen und von Sportanlagen, die dem gleichen Zweck dienen, gehören genauso dazu.
4.
Bewegungsförderung als Element einer gesundheitsfördernden Schule
mit Ganztagesangebot
Die Verlängerung des Schulalltages bedarf einer Balance zwischen Bewegungs- und Sitzzeiten1. Schulische Bewegungsförderung muss ein integraler
Bestandteil der ganzheitlichen Erziehung und Bildung in einer Ganztagsschule
sein. Über Maßnahmen zur Bewegungsförderung sollen die Jugendlichen zu
einem stabilen nachhaltigen Körperbewusstsein geführt werden, das dem zunehmenden Bewegungsmangel entgegenwirkt und Erkrankungen und Verletzungen vorbeugt, die mit einem Mangel an Bewegungen in Verbindung stehen.
Durch die lange Verweildauer und die zusätzlichen Lern- und Spielangebote
sind Ganztagsschulen der ideale Ort für eine frühzeitige Bewegungs- und
Sportförderung. Hier kann das Interesse an Sport besonders gut geweckt und
zu schulischem und außerschulischem, vielleicht sogar zum lebenslangen
Sporttreiben motiviert werden. Die positiven Wirkungen von regelmäßiger Bewegung und körperlicher Aktivität auf die Gesundheit sind gut belegt. So lassen
sich durch Ausdauersportarten die Atmungs- und Herz-Kreislauf-Systeme gezielt entwickeln und funktionstüchtig erhalten. Kräftigende und dehnende Bewegungsbeanspruchung führt zur Gesunderhaltung des Bewegungsapparates.
Regelmäßige körperliche Aktivität und Sport können zu einer besseren kognitiven Leistungsfähigkeit führen. Es sind weiterhin auch positive psycho-mentale
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Effekte durch Bewegung und körperliche Aktivität zu verzeichnen. Aufmerksamkeit, Aufnahmefähigkeit, Motivation und Erinnerungsleistungen steigen.
Darüber hinaus tragen vielfältige Bewegungsformen und Aktivitäten zum Abbau
von Aggression und Gewaltbereitschaft und zu Integration und sozialer Verantwortung bei. Die Bewältigung psychischer Belastungen fällt leichter. Regelmäßige Bewegung schafft darüber hinaus Bewegungssicherheit, hilft Schulunfälle
zu verhindern und fördert die sicherheitsbezogene Kompetenz der Kinder und
Jugendlichen. Die Sportart Klettern ist ein idealer Begleiter der Kinder beim Heranwachsen. Klettern ist Sport und Spiel zugleich. Dazu gehört
•
dass man lernt, sich an Regeln (wie Sicherheit, Umweltverhalten, Fairness) zu halten
•
dass man etwas erkunden, wagen und ausprobieren darf
•
dass man Zielstrebigkeit, Ausdauer und eine gewisse sportliche Härte
sich selbst gegenüber erwirbt
•
dass man seine Kräfte misst und dabei auch an Grenzen stößt
•
dass man sich über Erfolge freuen und Niederlagen verkraften kann.
Von anderen sportlichen Aktivitäten unterscheidet sich das Klettern dadurch,
dass es nicht darum geht, einen Konkurrenten zu bezwingen, sondern objektiv
vorhandene Schwierigkeiten – und sich selbst – zu überwinden.
Jugendliche lernen beim Klettern, Ängste zu bewältigen (z.B. durch das Vertrauen auf den Seilpartner) und Probleme selbständig zu lösen. Sie lernen, die
Grenzen der Leistungsfähigkeit beim Seilpartner und auch bei sich selbst zu erkennen und damit umzugehen. Auf diese Weise leistet das Klettern einen wichtigen erzieherischen Beitrag zur Entwicklung einer stabilen Persönlichkeit sowie
einer Stärkung des Selbstwertgefühls. Durch eine gut entwickelte Risikokompetenz können Kinder ihre eigenen Fähigkeiten einschätzen und ihr Handeln der
jeweiligen Situation anpassen. Grundsätzlich leisten auch viele andere Sportarten hier ähnlich wertvolle Dienste. Schon ein 15-minütiges Bewegungstraining
pro Tag kann zu einer deutlichen Reduzierung der Unfallzahlen in der Schule
und außerhalb der Schule führen.
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5.
Gesunde Ernährung – Wunsch und Wirklichkeit
Eine ausgewogene Ernährung ist eine Grundvoraussetzung für eine optimale
geistige und körperliche Entwicklung2. Sie kann die Konzentrationsfähigkeit und
Ausdauer von Kindern und Jugendlichen deutlich verbessern. Heute wissen wir,
dass die grundlegenden Weichen für das spätere Ernährungsverhalten im Kindes- und Jugendalter gestellt werden. In Ernährungsfragen, wie auch in der Beurteilung von Qualität, Auswahl und Verarbeitung von Lebensmitteln, ist in den
Familien immer häufiger eine deutliche Kompetenzlücke festzustellen. Für die
Schule heißt das, Situationen aufzugreifen und zu schaffen, in denen Kinder
und Jugendliche Kenntnisse für die Zusammensetzung und die Bedeutung von
Essen und Trinken erwerben und dieses Wissen im schulischen Alltag aktiv
umsetzen. Dafür bieten sich verschiedene Unterrichtsfächer an. Erst über neues Wissen lassen sich Einstellungen und schließlich auch Verhaltensweisen
verändern. Der Wille zur Veränderung muss jedoch auf begünstigende Rahmenbedingungen treffen. Um auch die Eltern in diesen Veränderungsprozess
einzubeziehen, könnte die Schule Ernährungsberatungsangebote für Eltern
machen, die von externen Fachkräften oder Organisationen durchgeführt werden.
6.
Das gemeinsame Mittagessen – soziale Aspekte und neue Chancen für
eine andere Schulkultur –
Ernährung in der Schule betrifft nicht nur das WAS, sondern auch das WIE: Essen verlangt nach Rahmenbedingungen, die sowohl Genuss als auch Gemeinsamkeit ermöglichen. Das gemeinsame Essen sollte möglichst zur Verbesserung des Schul- oder Klassenklimas beitragen. Lehrkräfte, Schülerinnen und
Schüler begegnen sich in einer angenehmen Atmosphäre, können sich ungezwungener austauschen und über den Unterricht hinaus miteinander kommunizieren. Dabei darf das häusliche Umfeld nicht vergessen werden, weshalb El-
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ternarbeit und individuelle Beratungsangebote für Eltern, Schülerinnen und
Schüler weitere Standbeine eines Programms für gesunde Schulernährung
darstellen sollten3.
Das Speisenangebot der Ganztagsschule sollte sich aber – wenn möglich –
nicht auf den schulischen Mittagstisch beschränken. Sinnvollerweise sollten zur
Umsetzung einer optimierten Mischkost auch die Förderung des Frühstücks im
Klassenverband sowie ausreichender Flüssigkeitszufuhr eingeplant werden.
Milchprodukte und Obst sollten hierbei eine zentrale Rolle spielen. All dies
muss bei der Planung von Gemeinschaftsküchen und Mensen/Cafeterien
(selbstverständlich auch beim Verkaufsangebot des Schulkiosks) bedacht werden.
7.
Der Wechsel zwischen Konzentration und Entspannung, zwischen Aktivität und Ruhe als Schlüssel für erfolgreiches, nachhaltiges Lernen
Die Verlängerung des Schultages bedarf neben einer Balance der Bewegungsund „Sitzzeiten“ auch eines ausgewogenen Anteils an Ruhe- und Entspannungsphasen. Denn auch Kinder und Jugendliche brauchen Möglichkeiten der
Ruhe, des Rückzugs, der Besinnung und Entspannung. Bei Ermüdung sollten
Kinder und Jugendliche die Möglichkeit haben, sich zu erholen und dadurch ihre geistigen Wachheit und mentale Frische wiederzuerlangen. Auch der Stress
muss abgebaut werden können, denn es gibt einen nachgewiesenen Zusammenhang zwischen dem Erleben und Bewältigen von Stress und der Entstehung gesundheitlicher Beeinträchtigungen. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Beanspruchung und Erholung ist bei allen Menschen – auch bei Kindern
und Jugendlichen – eine wichtige Voraussetzung für ein gesundes Leben: Daher sollten in einer gesundheitsfördernden Ganztagsschule ausreichende Ruheund Entspannungszonen eingerichtet werden4. Neben der Schaffung einer
Mensa werden deshalb auf der Grundlage des pädagogischen Konzeptes des
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Gymnasiums Karlsbad eine Schülerbibliothek sowie Ruhe- und Rückzugszonen
im Anschluss an die Mensa vorgesehen.
8.
Fazit
Der Gesundheit muss in einer Schule, in der sich die Beteiligten bis zu acht
Stunden täglich aufhalten, ein hoher Stellenwert zukommen. Dies betrifft sowohl
die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler, als auch die der Lehrerinnen und
Lehrer. Dazu ist es wichtig, den Tag mit seinen Lern-, Übungs- und Nachbereitungsphasen durch Bewegung, Entspannung, Sport und Spiel sowie gemeinsames Essen aufzulockern. Wer gesund ist, sich in seiner Schule wohl fühlt, der
wird eher leistungsbereit und leistungsfähig sein. Die Verbesserung der Bildungsqualität ist eng mit der Förderung der Gesundheit aller an der Schule Beteiligten verknüpft. Die Einrichtung von Ganztagsschulen und von Schulen mit
Ganztagesangeboten eröffnet große Chancen. Das Gymnasium Karlsbad hat
sich diesen Herausforderungen gestellt. Schulleitung und Kollegium sind gespannt, die weitere Entwicklung zu erleben und bereit, sie mit zu gestalten.
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