REHAU Unlimted

Transcrição

REHAU Unlimted
RehaU _ editorial
Nr 01 _ 2010
>
Landschaftsschutz
Rothenthurm:
Und ewig locken die Moore
>
Architektur
Ein TTalentschuppen für
den Firmen-Nachwuchs
>
Tropenhaus Frutigen
Kaviar made in Switzerland
>
Im Gespräch mit Prof. Hansjürg Leibundgut
Wärmepumpen, Solarzellen,
Sonden: «Das ist die
Revolution der Gebäudetechnik.»
1/10 _ REHAU unlimited 03
Rehau bewegt Menschen
und Menschen bewegen Rehau.
Rainer Schulz, Ceo der Rehau Gruppe
uNLIMITeD NR 01 _ 2010
Gratis-abonnement bestellen unter:
www.rehau.com/unlimited
Rehau _ editorial
IMPRESSUM
UNLIMITED
Nr. 01_2010
ein Magazin der
REHAU AG + C0
Herausgeber
REHAU AG + CO
Erscheint
4x jährlich
Auflage: 40’000
Projektleitung
Nils Wagner
Chefredaktion
Birgitta Willmann
Mitarbeiter dieser
Ausgabe
René Lüchinger
Fotografie
Christian Grund
Gestaltungskonzept
Art Direction
Simone Fennel
Inhaltskonzept
Lüchinger
Publishing GmbH
Litho
DRUCKPRODUKT
Buchmann
Druck
Mayr Miesbach
GmbH
Liebe Leserin, Lieber Leser,
alle sprechen von Nachhaltigkeit. Wir auch. Wir tun das schon seit
60 Jahren. Seither versuchen wir, durch eine weitsichtige und langfristig orientierte Geschäftspolitik, unsere Verantwortung als Arbeitgeber und auch als Industrieunternehmen wahrzunehmen. Seit der
Gründung des Unternehmens im Jahre 1948 durch Helmut Wagner,
stehen Innovation, die Weiterentwicklung von Werkstoffen und Produkten im Mittelpunkt all unserer Überlegungen. Zu Beginn ging es
in erster Linie darum, teure und knappe Materialien durch Polymere
zu ersetzen. Heute sind wir stolz, dass unsere intelligenten Systemlösungen im Bereich der Infrastruktur, der Gebäudetechnik oder der
Mobilität einen Beitrag zum schonenden Umgang mit Energie und
Rohstoffen leisten.
Was unsere Systeme und Produkte bewirken, zeigen die Recherchen in diesem neuen Magazin, das wir auf den Namen
Unlimited getauft haben. Das passt zu unserem Leitmotiv «REHAU bewegt Menschen und Menschen bewegen REHAU».
Im Zentrum stehen bei Unlimited all jene, die unsere Produkte herstellen, verbauen oder verplanen. Wir zeigen auf, wie
REHAU Systeme dazu beitragen, unsere Umwelt zu schonen. Wir alle wollen unseren Planeten für die nächsten Generationen erhalten.
Diese erste Ausgabe von Unlimited ist dem Thema Wasser gewidmet. Ohne Wasser kann bekanntlich kein Leben existieren, deshalb müssen wir alles tun, um dieser lebensnotwendigen und knapp werdenden Ressource Sorge zu tragen. Schmutziges Wasser muss gesammelt und aufbereitet, kostbares Trinkwasser über Distanzen sicher transportiert,
Regenwasser kontrolliert in den Kreislauf rückgeführt werden. All diese Prozesse unterstützt REHAU und trägt damit zum
verantwortungsvollen und nachhaltigen Umgang mit diesem kostbaren Element bei.
Ich wünsche mir, dass unser Magazin Unlimited Ihnen einen ganz neuen Zugang
zum Unternehmen REHAU eröffnet.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Nils Wagner, Projektleiter
01/10 _ Rehau unlimited 03
Inhalt
>
Editorial
News
Menschen
Zahlen
Standorte 03
05
19
30
31
Nachhaltigkeit
H 20
Seite 08
Seite 23
Interview
Fischzucht
Moorlandschaft in
Rothenthurm.
Ausbildung
Eine Investition
in die Zukunft.
Seite 14
04 Rehau Unlimited _ 01/10
Prof. Hansjürg Leibundgut
über neue Gebäudetechniken.
Seite 26
Roman von Urbanowicz über
Wassermanagement.
Kaviar aus Frutigen.
Seite 20
RehaU _ News
> Hygiene
> Grüne Technologie
Vier Milliarden Euro schwer ist das Entwicklungsbudget von Daimler und die Hälfte davon fließt in «grüne
Technologien und Produkte». Das hat Daimler Entwicklungsvorstand Thomas Weber in einem Interview
bestätigt. In Stuttgart ist das eine Investition in die
Zukunft angesichts des knapp und immer teurer
werdenden Treibstoffs. Der Konzern rüstet auf: Schon
Stern mit E-Motor
Jeder Mensch hat das Recht auf sauberes Wasser. Dies hat die UNO
Generalversammlung im Juli in New York in einer Resolution festgehalten. Ein wichtiger Schritt angesichts der Tatsache, dass 1,5 Milliarden
Erdenbürger keinen direkten Zugriff auf das lebenswichtige Element
haben. Um das Problem auch zusätzlich lösen zu können, wird heftig
daran geforscht, Wasser sicher, nachhaltig und kostengünstig zu entkeimen. Eine Forschergruppe am Ferdinand-Braun-Institut Leibniz und
der technischen Universität Berlin (TU), die sich seit längerem mit
Sauberes Wasser
gibt es den Smart mit E-Motor und bis Ende des
Jahres werden auch die ersten Hybridantriebe bei
den größeren Mittel- und Langstreckenfahrzeugen der
Mercedes B-Klasse auf den Markt gebracht werden.
Weber glaubt, dass in Zukunft auch für die Modelle
der S-Klasse ein zertifizierter Verbrauch von 3,2 Litern auf hundert Kilometer möglich ist. An die Zuliefererfirmen appelliert der Vorstand daher, diese Zeit
des Umbruchs in der Autobranche kreativ zu nutzen,
denn dies «ist eine riesige Chance» für sie, da die
Automobilhersteller nicht alles selber machen könnten. In der Tat verlockend: Daimlers Zuliefererquote
liegt derzeit bei 70 Prozent.
www.Mercedes-Benz.ch/B-Klasse
diesem Problem befasst, meldet nun Erfolge. Die mögliche Lösung:
Beleuchten des Wassers mit ultravioletten Leuchtdioden (UV-LEDs). Das
UV-Licht eignet sich bei richtiger Dosis und Wellenlänge hervorragend,
um Mikroorganismen wie Bakterien, Viren und Sporen zu deaktivieren.
Die Bestrahlung zerstört das Erbgut und verhindert dadurch die Vermehrung der Organismen. Diese Erkenntnis ist nicht neu – neu ist
aber die Methode zur Gewinnung des UV-Lichts. Dieses wurde bislang
mit umweltbelastenden Niederdruck-Quecksilberdampflampen erzeugt.
Die alternative Methode basiert nun auf halbleiterbasierten InAlGaNLeuchtdioden und die Forscher arbeiten nun daran, deren Leistungen
und Effizienzen zu steigern. Gelänge dies, stünde künftig eine vielversprechende und kostengünstige Alternative zu herkömmlichen Quecksilberdampflampen zur Verfügung. Und damit eine Möglichkeit, auch
in armen Ländern Wasser nachhaltig desinfizieren zu können.
www.wgl.de
01/10 _ REHAU Unlimited 05
Rehau _ News
> Ressourcen
> elektromobilität
Der weiße kleine Flitzer, ein Citroën Berlingo, gehört
zum Stolz der neuen Autoflotte von REHAU. Das Unternehmen hat Zeichen gesetzt und seine Fuhrparkfamilie um die Elektromotorvariante des VW T5, einen Berlingo und Elektroroller erweitert. Die E-Fahrzeuge werden im innerbetrieblichen Verkehr am jeweiligen Standort zum Einsatz kommen und haben
eine eigene Tankstelle. «Energieeffizienz ist unser
Antrieb» heißt denn das Motto, unter dem die neuen
Fahrzeuge den Mitarbeitern vorgestellt wurden.
Rehaus e-Flotte
www.evaporiticosbolivia.org
Laptops, Handys und auch Hybrid- und Elektromobile: Sie alle
sind auf ausdauernde Batterien angewiesen. Diese basieren seit
einigen Jahren auf Lithium-Ionen Batterien. Und weil der weltweite Bedarf an diesem Leichtmetall sprunghaft steigt, rückt
sein Vorkommen nun plötzlich in den Fokus. Die weltweit größten
Lithiumreserven befinden sich in Bolivien. Dort, auf einer Hochebene im Südwesten des Landes, ist der Salar de Uyuni, der
größte Salzsee der Welt. Unter seiner dicken Salzkruste, gebunden in Salzlake, lagert das vermutlich größte Lithiumvor-
Mit der teilweisen Umstellung auf elektromotorbetriebene Fahrzeuge reagiert das Unternehmen auf den
Appell der Bundesregierung, sukzessive auf alternative Energien umzusteigen. Und es will Zeichen setzen: Geschäfts- und Entwicklungsstrategien des Polymerspezialisten orientieren sich an den Megatrends
Energieeffizienz und Elektromobibiltät. Diese wird
denn auch gelebt. Nicht nur durch die neuen E-Autos,
sondern Reduktion der CO2 Emissionen durch energieeffizientes Bauen etwa. Die neue weiße Flotte mit dem
grünen Auto samt Stecker darauf ist also mehr als
ein Fortbewegungsmittel, sie ist auch ein Bekenntnis
zu Ökologie, Nachhaltigkeit und Forschung.
Das Gold der Salzseen
kommen der Welt: 5,4 Millionen Tonnen sollen es sein. Und
auch wenn andere Lithiumförderstaaten wie Chile, Argentinien
oder China ihre Fördermengen noch steigern können, so wächst
doch das internationale Interesse an Boliviens Vorräten von Tag
zu Tag. Doch die bolivianische Regierung möchte dieses Mal
gewappnet sein und ihr Lithium nicht leichtfertig und billig ans
Ausland weggeben wie früher das Silber. Unter Präsident Evo
Morales, dessen Regierung Rohstoffe unter staatliche Kontrolle
gestellt hat, sind nun eigene, bolivianische Projekte zum Lithiumabbau geplant. In Fachkreisen wird der Andenstaat daher
bereits «Saudi Arabien des Lithiums» genannt.
06 Rehau unlimited _ 01/10
www.rehau.de
RehaU _ News
> Öko-Schiffe
> Solarenergie
Dass überalterte Öltanker Umweltkatastrophen auslösen können, ist
bekannt. Weniger hingegen, dass die gesamte Schifffahrt drei Prozent
des weltweiten Ausstoßes von Treibhausgas verursacht. Tendenz steigend. Und deswegen erhöht sich seit einiger Zeit der Druck auf die internationale Schifffahrtsindustrie, umweltfreundliche Schiffe zu bauen.
Japan macht den Anfang. Dort sind gleich mehrere Unternehmen daran, die ersten Öko-Schiffe der Welt zu entwickeln. Und wie
beim Auto spielen auch bei den Ökofrachtern Hybrid- und Elektromotoren sowie Brennstoffzellen die Hauptrolle – allerdings in umfangreicherem Ausmaß. Ein Tochterunternehmen des Schwermaschinenherstellers IHI will eine 30 Meter lange Passagierfähre mit einer
Lithium-Ionen Batterie ausstatten, die bis zu 300 mal größer ist als
eine entsprechende Autobatterie. Diese erste Plug-in Fähre der Welt,
Plug-in Fähre
Und das Forschen geht weiter: Auf der Suche nach
Solarstromerzeugung mittels organischer Solarzellen meldet das Fraunhofer Institut für solare
Energiesysteme (ISE) in Zusammenarbeit mit dem
Freiburger Materialforschungszentrum (FMF) Erfolge. Dem Forschungsteam ist es gelungen, den
weltweit besten Wert beim Füllfaktor für flexible
organische Solarzellen zu erzielen. Der Füllfaktor
beschreibt die Qualität der Solarzelle und ist ein
Maß dafür, wie gut die Zelle in der Lage ist, die
auf der 800 Fahrgäste Platz finden, soll nach Unternehmensangaben mit
einer Batterieladung maximal 80 Kilometer zurücklegen können. Die
Konkurrenz Mitsui-Engeneering&Shipbuilding arbeitet an der Entwicklung eines Diesel-Elektro-Hybridantriebssystems für Langstrecken Containerschiffe. Und last not least setzt NYK auf die alternative Windund Sonnenenergie. Bis 2030 will die Schifffahrtgesellschaft das «NYK
Super Eco Ship 2020» zur Anwendungsreife bringen, das mit mindestens 8 Windsegeln und 31.000 Quadratmetern Solarzellen ausgestattet ist. Bleibt zu hoffen, dass den Forschern nicht zwischendrin der
Fahrtwind ausgeht.
Energieerzeugende Polymere
durch Licht erzeugten Ladungsträger zu sammeln.
Das Ziel war, möglichst leichte und flexible Solarzellen zu entwickeln. Das FMF forschte an leitfähigen Kunststoffen für den Einsatz in der organischen Photovoltaik. Diese ist im Vergleich zur
etablierten Siliciumphotovoltaik ein junges Forschungsgebiet, das sich in den letzten Jahren
mit großer Dynamik entwickelt hat. Im Gegensatz
zu herkömmlichen, bereits auf dem Markt etablierten Solarzellen aus anorganischen Halbleitern,
nutzen organische Solarzellen für die Umwandlung
des Sonnenlichts in elektrische Energie organische Materialien wie beispielsweise Polymere.
© NYK Line
www.japanmarkt.de
www.ise.fraunhofer.de
www.fmf.uni-freiburg.de
01/10 _ REHAU Unlimited 07
RehaU _ Nachhaltigkeit
08 Rehau Unlimited _ 1/10
Rehau _ Nachhaltigkeit
Das gerettete Paradies
TEXT
Birgitta Willmann
FOTOS
Christian Grund
>
Die Moorlandschaft Rothenthurm wäre um ein Haar ein Waffenplatz
des Schweizer Militärs geworden. Heute wird kein Aufwand
gescheut, die einzigartige Landschaft zu schützen und zu erhalten.
Naturschützerin:
annemarie Sandor.
01/10 _ REHAU unlimited 09
Nationale Bedeutung:
Hochmoor Rothenthurm.
Biodiversität: Magerwiese.
Seltene Vögel:
fragiles Ökosystem.
Nährstoffarmer Boden:
anspruchslose Vegetation.
10 Rehau Unlimited _ 01/10
RehaU _ Nachhaltigkeit
Es regnet. Es ist kalt. Nebelschwaden hängen in der Luft.
Das perfekte Wetter also. Nicht unbedingt für ausgedehnte Wanderungen - aber doch für die Vegetation eines Hochmoors. Denn
Wasser und Feuchtigkeit sind die Voraussetzungen für dieses Biotop. Das Wetter im Hochmoor Rothenthurm im Kanton Schwyz
zeigt sich pflichtbewusst von eben dieser Seite. Weitläufige Wiesen,
auf denen lila und weiße Blumen blühen, ab und an von kleinen
Baumgruppen unterbrochen, saugen sich gierig mit dem Wasser
voll, das wie aus Kübeln geschüttet die Erde tränkt. Der Boden gibt
nach, als würde der Mensch auf einer Matratze laufen.
«Das ist das Torfmoos, das Sphagnum, welches das
Hochmoor bildet», erklärt Annemarie Sandor, «es saugt sich mit
dem Regenwasser voll wie ein Schwamm». Das Ergebnis sei ein
stets feuchter, nicht vermodernder Untergrund, der sich kontinuierlich aufbaue, bis er mehrere Meter über die Landschaft hinauswüchse. Daher der Name: Hochmoor. Die Biologin arbeitet
beim Kanton Schwyz und hat als Projektleiterin einen Schutzplan
für die Moorlandschaft Rothenthurm erstellt. Das 1138 Hektar
große Gebiet zwischen Rothenthurm und Biberbrugg beheimatet
die größte zusammenhängende Hochmoorfläche der Schweiz. Seit
1996 gehört es zu den Schweizer Moorlandschaften von besonderer
Schönheit und von nationaler Bedeutung. Und wie es dazu kam –
das hat in der Schweiz Geschichte geschrieben.
Zu Beginn der 80er Jahre wollte die Schweizer Armee
mitten in das große Moorgebiet, in die Hochmoorebene von Biberbrugg-Rothenthurm, einen Waffenplatz bauen. Naturschützer, Bauern und auch die Bevölkerung liefen Sturm, organisierten den Widerstand und sammelten Unterschriften. 1987 kam es schließlich
zur Volksabstimmung. Was damals keiner glaubte, wurde wahr: 58
Prozent der Stimmbürger nahmen die Initiative an. Mit dem ErgebMoore und Moorlandschaften von
besonderer Schönheit und nationaler Bedeutung
sind Schutzobjekte.
nis, dass heute der Schutz der Schweizer Moore in der Verfassung
festgeschrieben ist: «Moore und Moorlandschaften von besonderer
Schönheit und von nationaler Bedeutung sind Schutzobjekte. Es
dürfen darin weder Anlagen gebaut noch Bodenveränderungen irgendwelcher Art vorgenommen werden. Ausgenommen sind Einrichtungen, die der Aufrechterhaltung des Schutzzweckes und der
bisherigen landwirtschaftlichen Nutzung dienen».
Es war nicht nur der Sieg über das Militär, sondern auch
ein Bekenntnis der Schweizer zur Biodiversität und den Schätzen
der Natur. Die Auswirkungen der Rothenthurm-Initiative sind die
Basis des heutigen Moorschutzes der Schweiz. Dieser ist, weil er
in der Verfassung steht, weltweit einmalig. Was der Natur zugute
kommt! Im Zweifelsfall wird seither zugunsten des Moors ent-
schieden. Zugleich hat der Artikel aber auch dazu geführt, dass
umfangreiche Maßnahmen getroffen werden, um Moore zu schützen oder gar wieder zu renaturalisieren.
Was das bedeutet, weiß Annemarie Sandor. Sie kennt
jeden Halm, jeden Schmetterling, jeden Vogel, der in den Magerwiesen lebt. Braunkehlchen, Sumpfrohrsänger oder Wiesenpieper,
«Bodenbrüter», sagt sie, «deswegen darf man unter anderem die
Wiesen erst spät im Jahr mähen, um ihre Gelege nicht zu zerstören». Daneben gibt es hier seltene Libellen oder Schmetterlinge,
Es war nicht nur der Sieg über das Militär,
sondern auch ein Bekenntnis der Schweizer zur
Biodiversität und den Schätzen der Natur.
wie etwa den Hochmoor-Perlmutterfalter, der sich wiederum nur
dort fortpflanzen kann, wo es Moosbeeren gibt. «Das Ökosystem
ist fragil, der magere Boden gibt nicht viel her, weswegen sich nur
wenige, hochspezialisierte Pflanzen und Tiere hier niederlassen».
Auf der nassen Wiese stehen Gräser mit einem weißen
Haarbüschel am Ende – das einköpfige Wollgras. Ein typischer
Exponent und ein Indikator fürs Hochmoor. Eine anspruchslose Vegetation, die sich Überlebensstrategien zugelegt hat, um in diesem
sauren Boden überhaupt existieren zu können. Etwa der Sonnentau,
ABC der Moore
Moore sind von Wasser geprägte Lebensräume, in denen ständig
ein Wasserüberschuss herrscht, weil das Wasser über den
Grund schlecht ablaufen kann. Man unterscheidet zwei Typen
von Mooren: Flach- und Hochmoor.
Das Hochmoor
wird von den Torfmoosen gebildet. Weil der Sauerstoffmangel
im Boden eine Zersetzung der Pflanzen verhindert, wächst
es typischerweise über den Grundwasserspiegel hinaus: in der
Schweiz etwa 1 Millimeter pro Jahr. Deshalb dauert es tausende von
Jahren, bis sich das Moos im Lauf der Jahrhunderte meterhoch zu
mit Wasser vollgesogenen Torfmoosschwämmen aufgebaut hat. Die
Pflanzen der obersten Torfschichten werden ausschließlich durch
nährstoffarmes Regenwasser und durch aus der Luft eingetragene
Nährstoffe gespeist. Hochmoorböden sind nicht nur nass, sondern
auch sehr nährstoffarm und sauer. Deshalb sind Hochmoore mit
speziellen Pflanzen besiedelt, die mit diesen kargen Bedingungen
auskommen können.
Flachmoore
werden neben dem Regen auch durch andere Wasserquellen
gespeist: Bäche, Hangwasser, Überflutungen zum Beispiel.
Die Wurzeln der Pflanzen der Flachmoore erreichen das Grund- oder
Hangwasser, weswegen sie besser mit Nährstoffen versorgt werden.
Daher ist die Vegetation der Flachmoore produktiver
und vielfältiger als die der Hochmoore.
01/10 _ REHAU Unlimited 11
RehaU _ Nachhaltigkeit
eine fleischfressende Gattung, die sich ihre Nährstoffe durch den
Fang von Fliegen holt.
Noch Mitte des letzten Jahrhunderts wurden Hochmoore
als Torflieferanten regelrecht geplündert. Der getrocknete Torf galt
als Heizmittel der armen Leute und wurde systematisch abgebaut.
Auch dieses Geschäft fand mit der Rothenthurm Initiative sein Ende. Doch noch heute existieren gut sichtbar Entwässerungsgräben,
die sich wie Linien durch die Landschaft ziehen. Wo immer es
möglich ist, wird aber regeneriert, das heißt, der ursprüngliche
Zustand des Hochmoors wiederhergestellt. Für den kleinen Kanton
Schwyz ist dies eine große Aufgabe, denn er beheimatet neben
Rothenthurm auch noch die Moorlandschaften Schwantenau, Breitriet/Unteriberg, Lauerzersee, Frauenwinkel und Ibergeregg mit 19
Hochmooren und 104 Flachmooren. Naturschutzgebiete allesamt,
die mit Argusaugen bewacht werden. Da kann schon der Ausbau
einer Straße, die durch das Moorgebiet führt, zum Politikum werden.
Wo immer es möglich ist wird regeneriert.
Das heißt, der ursprüngliche
Zustand des Moors wieder hergestellt.
2007 etwa musste die Kantonsstraße H8 zwischen den Weilern der
2. und 3. Altmatt bei Rothenthurm aus Altersgründen neu- und
ausgebaut werden. Und weil dieser Abschnitt zwar in einer ersten
Etappe nicht direkt durch das Moor, aber durch eine Grundwasserschutzzone läuft, wurde kein Aufwand gescheut, das schmutzige
Wasser von der Fahrbahn abzuleiten und zu reinigen. Auch
Annemarie Sandor war im Vorfeld involviert. Sozusagen als Vertreterin der Interessen des Moors. Ebenfalls engagiert war Guido
Schuler vom Tiefbauamt des Kantons Schwyz. «Eine Straßensanierung durch ein Moor war auch für mich Neuland» sagt er.
Die Abklärungen im Vorfeld sind dann besonders gründlich ausgefallen. Eine Verletzung der Natur wird, soweit möglich,
vermieden. So wurde die neue H8 so angelegt, dass schmutziges
Regenwasser nun nicht mehr über die Straßenböschung hinabrinnt,
sondern in der Kanalisation aufgefangen wird. Das Wasser wird
von dort in ein Retentionsbecken geleitet, eine Art natürliches Auffangbecken mit ökologischer Filteranlage, in der es versickert. Erst
dann wird es in einen Bach geleitet. «Vor allem das Torfmoos reagiert auf schmutziges Wasser äußerst empfindlich», sagt Michiel
Hartman von der Firma Pöyry, der als Umweltspezialist das Projekt
beratend begleitet hat.
Und so wurde kein Aufwand gescheut, das Regenwasser
der Fahrbahn möglichst vom Boden fernzuhalten. Unter dem Kiesbett der Straße wurde eine dichte Abdeckfolie eingebaut, die ein
Versickern des Wassers verhindert. Anstatt einfacher Wasserrohre
wurden doppelwandige verwendet, die als absolut dicht gelten. Und
während der Bauphase galten auf der Baustelle besonders strenge
12 Rehau Unlimited _ 01/10
Hochmoorvegetation:
Hochspezialisierte Pflanzen.
Richtlinien was die Umweltverträglichkeit der verwendeten Baumaterialien betraf. Der Ausbau dauerte insgesamt eineinhalb Jahre
und kostete 3,2 Millionen Franken.
Doch Annemarie Sandor denkt schon an den nächsten
Bauabschnitt. Der liegt hinter der 3. Altmatt, ist etwa einen Kilometer lang und soll im Jahre 2012 oder 2013 realisiert werden. Was
die Biologin besonders beschäftigt: Dieser Abschnitt führt exakt
durch das Moor, nimmt Moorfläche in Anspruch und das Straßenbett würde die Grundwasserströmung gefährden. Also muss die
Trasse auf Stelzen gelegt werden. Ein großer Aufwand, der auch
den Planern Kopfzerbrechen bereitet. Annemarie Sandor versteht
zwar, dass der Aufwand groß ist, aber «wir haben halt vom Bund
den Auftrag bekommen, die Moore zu schützen», sagt sie. Und da
führt, Straße hin- oder her, kein Weg dran vorbei. <
Rehau _ Nachhaltigkeit
Das trägt Rehau dazu bei:
als die Kantonsstraße zwischen der 2. und 3. altmatt bei Rothenthurm im Kanton Schwyz 2007 saniert werden musste,
erforderte dies zugleich eine erneuerung der 70-jährigen
Straßenentwässerung. Weil die gut 600 Meter lange Strecke
durch zwei Gewässerschutzzonen führt, wurden an das verwendete Baumaterial speziell hohe anforderungen gestellt.
Verlangt wurde ein absolut dichtes Doppelrohrsystem, bestehend aus Schächten und Rohren. Insgesamt wurden 1900
Meter Rohre verlegt und 43 Kontroll- und Straßenschächte
eingebaut.
>
Folgende Rehau Systemlösungen wurden verwendet:
aWaSChaChT DN 1000/625 aus Polypropylen (PP)
Die Schächte erfüllen höchste ansprüche bezüglich Belastbarkeit, Lebensdauer und Materialqualität. Sie bestechen
durch das geringe Gewicht und die einfache handhabung
beim einbau (Baukastensystem). Zudem sind sie durch
die helle Farbe sehr inspektionsfreundlich und erleichtern
die Wartung.
Nasse Böden:
nährstoffarm und sauer.
Fauna und Flora der Moorlandschaft:
Tiere
Libellen
Braunkehlchen
Wachtel
Kiebitz
Kuckuck
Baumpieper
Wiesenpieper
Sumpfrohrsänger
Fitis
Neuntöter
Goldammer
Kleine Moosjungfer
Zweigestreifte Quelljungfer
Schwarze heidelibelle
Große heidelibelle
arktische Smaragdlibelle
Becher-azurjungfer
Große Pechlibelle
Kleiner Blaupfeil
Frühe adonislibelle
Tagfalter
Torfmoose (Sphagnum)
Sonnentau
Moosbeere
ein- und mehrköpfiges Wollgras
Schnabel-Segge
Rosmarinheide
Rasenbinse
Dunkler Moorbläuling
hochmoor-Perlmutterfalter
hochmoor-Gelbling
Baldrian-Scheckenfalter
Violetter Silberfalter
Großes Wiesenvögelchen
aWaDuKT Kanalrohre aus Polypropylen (PP) SN10
in den NW160 - NW400
Das hochlastkanalrohrsystem PP SN10 besteht aus
zwei verbundenen Systemen: Die innere, verschweißte
Transportleitung aus PP SN10 wird durch eine äußere
Rohrleitung aus PP SN10 mit Sicherheitsdichtsystemverbindungen geschützt.
aWaSChaChT DN 1000/625:
aWaDuKT Kanalrohre:
Flora
01/10 _ REHAU unlimited 13
Rehau _ ausbildung
Preisgekrönte Architektur des
Büros WeberWürschinger
aus Berlin: «Best architects 2011».
014 REHAU Unlimited _ 1/10
Rehau _ ausbildung
Lernfabrik mit aussicht
TEXT
Birgitta Willmann
FOTOS
Christian Grund
>
Prolin – der Name des REHAU Ausbildungszentrums
steht für Nachhaltigkeit in Architektur und Nachwuchsförderung.
Eine Investition in die Jugend.
Was ist das Wichtigste in einem neuen Lehrlingsausbildungszentrum? Christian Uhl muss nicht lange überlegen: «Der
neue Kickerkasten», sagt der 21-Jährige im grauen Arbeitsanzug
und strahlt. Studienkollegin Jessica Wittmann, die neben ihm im
riesigen, lichtdurchfluteten Werkraum mit den Dutzenden von Arbeitstischen steht, lächelt belustigt. Gegen die Geräuschkulisse von
Metallfräsen und Schweißgeräten ankämpfend, die zwei Werkbänke
weiter zum Einsatz kommen, sagt sie dann: «Was mir hier besonders gut gefällt, ist das viele Licht – es ist alles so freundlich.»
Zusammen mit über 70 Kollegen haben die beiden Azubis
im Juni Prolin, das neue Ausbildungszentrum von REHAU, in Beschlag genommen. Ab September 2010 wird der rote Klinkerbau im
Herzen des Firmengeländes mehr als 170 junge Auszubildende
beheimaten. Ein Hingucker ist das restaurierte und mit einem modernen Anbau ergänzte Industriegebäude aus dem 19. Jahrhundert
allemal. Neu ragt nun ein markanter Giebel majestätisch in den
Himmel und gibt Prolin sein unverwechselbares Gesicht.
Für REHAU ist das Ausbildungszentrum aber mehr als ein
Prestigeobjekt. «Es ist», sagt Nils Wagner, Leiter Corporate Architecture, «Ausdruck der Unternehmenswerte und ein Beitrag an den
Standort Rehau und dessen Ortskultur». Fakt war, dass REHAU
2007 gemäß seiner Firmenphilosophie, nach der Förderung und
Ausbildung von Mitarbeitern ganz oben in der Prioritätenliste steht,
in die Ausbildung der Lehrlinge investieren wollte und musste. Fakt
war auch, dass die alte Buntweberei, die schon vor über dreißig
Jahren von REHAU gekauft worden war und seither als Lager genutzt wurde, einer neuen Bestimmung zugeführt werden sollte.
Und es war klar, dass man erneut mit dem Architekturbüro
WeberWürschinger aus Berlin zusammenarbeiten wollte, mit dem
bereits zwei weitere Projekte realisiert worden waren.
Sitzung um Sitzung, Wochen und Monate wurde geplant,
gefeilt, um Details gerungen. Denn der Anspruch an das zu gestaltende Gebäude war hoch: Es sollte allen Auszubildenden, egal
ob aus dem technischen oder dem kaufmännischen Bereich, eine
neue Heimat geben. Licht und Platz wünschten sich die Ausbilder,
allen voran Michael von Hertell, der als Projektleiter und Zuständiger
für die technische Ausbildung bei REHAU besonders viel Herzblut
in das Projekt investierte. «Wir hatten in der Vergangenheit keine
echte Heimat für unsere kaufmännischen Auszubildenden», sagt er
in seinem Büro, «wir brauchten ganz einfach viel mehr Platz». Gut
1300 Quadratmeter verteilt auf drei Ebenen sind es am Ende geworden und von Hertell kann nun in seinem Besprechungszimmer,
ausbildungsmöglichkeiten bei Rehau:
auSBILDuNGSGÄNGe > Chemielaborant > Industriekaufmann
> elektroniker > Fachinformatiker > Industriemechaniker
> Mechatroniker > Werkzeugmechaniker > Verfahrensmechaniker
> Mediengestalter > Technischer Zeichner
VeRBuNDSTuDIuMSGÄNGe (ausbildung und Studium kombiniert)
Systemwerkstoffe/Industriemechaniker > Informatik/Fachinformatiker
> Systemwerkstoff/Verfahrensmechaniker > Wirtschaftsingenieurwesen/Mechatroniker > Betriebswirtschaft/Industriekaufmann
> Wirtschaftsingenieurwesen/Industriekaufmann > Internationales
Management/Industriekaufmann > Wirtschaftsrecht/Industriekaufmann
01/10 _ REHAU unlimited 15
RehaU _ Ausbildung
Majestätisch: moderne
Architektur für
wissenshungrige Lehrlinge.
16 Rehau Unlimited _ 01/10
Cooles Styling:
Aufenthaltsraum im Prolin.
Schweißen, fräsen, sägen:
moderne Werkstatt.
Relaxen am Mittag:
Chillen ohne Stress.
Lichtdurchflutet:
Transparenz in der Architektur.
01/10 _ REHAU Unlimited 17
Rehau _ ausbildung
das durch eine Glasscheibe vom Werkraum getrennt ist, seine
Schützlinge stets im Auge behalten.
Die Architekten haben durch die Aufteilung auf drei Stockwerke auch sinnbildlich drei verschiedene Nutzungsebenen geschaffen: Die 600 Quadratmeter Werkstatt für die technischen
Berufe wie Mechatroniker, Verfahrens- und Werkzeugmechaniker
etwa liegt im Parterre, der Aufenthaltsbereich mit Küche und Umkleidekabinen im Mittelgeschoss und die Seminarräume und Zimmer der Informatiker im dritten Stock. Die Ebenen unterscheiden
sich auch durch ein klares Farbkonzept: Die Werkstätten sind blau,
der Aufenthaltsbereich rot und pink, die «Denkebene» grün akzentuiert. Speziell an Prolin ist darüber hinaus, dass die ganze Bandbreite an REHAU Systemlösungen, bei denen die Nutzung regenerativer Energien eine große Rolle spielt, etwa Wärmepumpen oder
Erdwärmesonden verbaut wurden.
Diese jungen, hochqualifizierten Mitarbeiter
sind die Zukunft des unternehmens.
Malte Klindt, Personalleiter Mitteleuropa, ist davon überzeugt, dass
REHAU mit dem Festhalten am 3 Millionen Euro teuren Projekt
Prolin selbst in den Krisenjahren 2008 und 2009 einmal mehr gezeigt hat, «dass die Ausbildung beim Polymerspezialisten eine bedeutende Rolle spielt» und «Prolin diesbezüglich ein Highlight ist».
Seit REHAU 1953 den ersten Lehrling ausbildete, hat sich zwar das
Zeitrad weiter gedreht, nicht aber das Engagement, das das Unternehmen in die Ausbildung junger Mitarbeiter steckt. Diese
jungen Mitarbeiter, hochqualifiziert und in aller Regel dem Unternehmen treu, seien die Zukunft, meint Klindt. Und so ist es nicht
weiter verwunderlich, dass REHAU an allen seinen Standorten
ausbildet. Ein attraktiver Ort, um zu lernen, denn alle Auszubildenden, die einen guten oder zufrieden stellenden Abschluss gemacht haben, werden am Ende übernommen. Das spricht sich
herum, der Ansturm auf die Ausbildungsplätze ist groß, «im Moment», sagt Klindt, «haben wir mehr Azubis als je zuvor».
Und diese werden – wie alle Jahrgänge zuvor – nach der
Ausbildung dann ganz sicher wissen, was Prolin eigentlich bedeutet. Es ist nämlich der Name einer Aminosäure, also einem
Bestandteil des Eiweißes und hat die Formel C5H9NO2. <
ausbildung bei Rehau:
Seit 1949 bildet Rehau Lehrlinge aus. 2010 sind es bereits 573
pro Jahr. Das sind 16 Prozent mehr als im Jahr 2000. Beliebteste
ausbildungsgänge sind die des Industriekaufmanns und des Verfahrenmechanikers. Der Gesamtverband der kunststoffverarbeitenden
Industrie (GKV) hat in den letzten 10 Jahren 25 Mal Preise für Rehau
abschlussprüflinge vergeben - fünf Mal davon den ersten Preis!
18 Rehau unlimited _ 01/10
Das trägt Rehau dazu bei:
Für den umbau zur ausbildungswerkstatt Prolin musste die
einstige Buntweberei komplett entkernt werden. Das Gebäude ist nicht nur unter architektonischen aspekten so modern
und zweckmäßig wie möglich eingerichtet, sondern auch mit
energieeffizienten Systemlösungen aus dem haus Rehau
ausgestattet. Die Nutzung regenerativer energien spielt eine
zentrale Rolle.
>
Folgende Rehau Systemlösungen wurden verwendet:
Fenstersystem Rehau Thermo Design 70
mit alu-Vorsatzschalen
erreicht ein optimum an Wärmedämmung und reduziert so
den energiebedarf beim heizen und Kühlen.
RauGeo Sonden zur Nutzung von erdwärme zum
Beheizen und Kühlen des Gebäudes.
Die erdwärmesonden reichen tief in die erde und holen
sich dort die energie für eine Wärmepumpe.
Rehau Wärmepumpen zur Beheizung und Kühlung des
Gebäudes sowie der Warmwasserbereitung.
Mit hilfe der Wärmepumpe wird die dem erdreich
entzogene energie ins Gebäudeinnere geleitet.
Rehau Flächenheizung/-kühlung
Die Flächenheizungen verteilen die Wärme auf einem
niedrigen energieniveau optimal im Raum. Mit den
Systemen kann sowohl geheizt als auch gekühlt werden.
Rehau Thermo Design 70:
Rehau Flächenheizung:
Rehau _ Menschen
TEXT
Birgitta Willmann
FOTOS
Christian Grund
«Dass ich der beste Lehrling Deutschlands 2009 im Bereich Verfahrenstechnik wurde, hat mich ehrlich überrascht. Am
Anfang ist das irgendwie komisch, man glaubt das erst gar nicht.
Als ich dann erfahren habe, dass das meiste richtig war, war das
wirklich ein tolles Gefühl. Ich weiß gar nicht mehr, wie viele Punkte
ich hatte, ich denke es waren 97 oder 98 von 100 möglichen. Eine
1,2 oder so. Wir waren eine Gruppe von fünf Lehrlingen, die die
Abschlussprüfung um ein halbes Jahr vorzogen. Im Betrieb wurde
der Prüfungsstoff, sowohl in der Praxis als auch in der Theorie, im
letzten Vierteljahr ständig wiederholt, ich habe das dann zu Hause
repetiert - aber nicht mehr als eine halbe Stunde am Tag.
Geholfen hat mir, dass ich einen Realschulabschluss habe. Den
Stoff, den wir in Physik und Mathe lernen mussten, kannte ich
schon aus der Realschule – nur ein bisschen anders. Ich war früher eigentlich gar nicht so der Spitzenschüler. Sicher wird meine
einstige Lehrerin kaum glauben, dass ich einen so guten Berufsabschluss gemacht habe. Ich denke, es liegt daran, dass ich in der
Schule oft nicht wusste, wofür die viele Theorie gut sein soll. Anders in der Berufsschule. Wenn man dann versteht, wie man Physik
und Mathe einsetzen kann, dann macht das Lernen plötzlich Sinn.
Insofern finde ich es besser, wenn man etwas älter ist in der
Ausbildung.
Christoph Riedmüller
(22) auSZuBILDeNDeR
Wohnort: Burgoberbach
ausbildungsstart: 9/2006
Beruf: Verfahrensmechaniker
für Kunststoff- und Kautschuktechnik
Rehau Standort: Feuchtwangen Werk 15
hobby: Motorrad fahren
Ich lebe zu Hause bei meinen Eltern und habe zwei ältere Brüder.
Im Sommer bin ich an den Wochenenden und im Urlaub mit meinem Motorrad, einem Naked Bike, unterwegs. Zusammen mit meinem Bruder und ein paar Freunden. Dadurch habe ich schon einiges gesehen: die Dolomiten, die Pyrenäen, Sardinien oder Korsika.
Dadurch, dass ich die Prüfung früher abgeschlossen habe, bin ich
nun meinem Jahrgang voraus und ich konnte mir bei REHAU aussuchen, wo ich hinwollte. Ich arbeite im Werk 15 in Feuchtwangen,
dort stellen wir im Spritzgussverfahren Stoßfänger für namhafte,
deutsche Autohersteller her. Dass wir Azubis alle übernommen wurden, ist schon speziell bei REHAU. Natürlich hat man bei REHAU
auch die Möglichkeit, ins Ausland zu gehen. Ich könnte mir das für
ein paar Wochen oder Monate auch durchaus vorstellen». <
01/10 _ REHAU unlimited 19
Zuchtbecken:
Heimat von
30.000 Stören.
Warmes Lötschbergwasser:
ideal für die Fischzucht.
Jungstör: vier Barteln
zum Gründeln.
Urzeitfische:
Störe im Becken.
20 Rehau Unlimited _ 01/10
Vorzeigeprojekt:
Tropenhaus Frutigen.
Rehau _ Fischzucht
Der urzeitfisch
TEXT
Birgitta Willmann
FOTOS
Christian Grund
>
Das Tropenhaus Frutigen ist ein innovatives
Vorzeigeprojekt. Die Störfischzucht nutzt das warme Wasser
aus dem Lötschberg-Basistunnel.
Nach einer Stunde Rundgang hat der Mensch die Störe
ins Herz geschlossen: Wie sie da im Wasser träge ihre Bahnen
ziehen, ihre vier Barteln nachlässig über die Steine am Grund gleiten lassen. Oder wie sie regungslos tief unten im Becken liegen
und wie gelangweilt mit den Flossen wedeln - gerade so, als würden sie Siesta halten. Alles ganz unaufgeregt vor den neugierigen
Blicken der Zuschauer im Tropenhaus Frutigen, die sich am Panzerglas die Nasen plattdrücken.
Ein bisschen urtümlich sehen sie aus, diese Frutiger Störe.
Das Maul unten am Kopf eingelassen, diese komische schnabelförmige Kopfform und eine Silhouette, die entfernt an den Hai erinnert. Wie Wesen aus einer fernen Zeit. «Kein Wunder», sagt
Samuel Moser, Leiter Forschung und Entwicklung am Tropenhaus,
«die Störe gehören zu den ältesten Lebewesen auf unserer Erde,
es gab sie schon vor den Dinosauriern». Aber was Jahrtausende
Das Projekt besticht durch sein durchdachtes
energiekonzept. Nichts wird dem Zufall überlassen.
nicht geschafft haben, ist dem Mensch innerhalb kürzester Zeit
gelungen: Die meisten der 27 Störarten sind heute vom Aussterben
bedroht. Das Resultat menschlicher Habgier. Der größte Süßwasserfisch der Welt besteht nicht nur aus schmackhaftem Fleisch,
sondern ist auch der Lieferant von Kaviar, dem teuersten Fischrogen. Letzteres wurde ihm zum Verhängnis. Ende der 70er Jahre
etwa gingen im kaspischen Meer noch 20.000 Tonnen Störe ins
Netz, im Jahr 2000 waren es nur noch 3000 Tonnen.
Sibirischer Stör (Acipenser baerii baerii)
schnabelförmiges
verlängertes Maul
vier Barteln
max. Länge: 2 m
Gewicht: ca. 200 kg
fünfreihige Knochenplatten
Kiemenreuse fächerförmig
langgestreckte,
asymmetrische
Schwanzflosse
Immerhin 45 Tonnen pro Jahr wird das Tropenhaus in Frutigen produzieren. «Vorsichtig geschätzt werden wir wohl in zwei
bis drei Jahren die erste namhafte Kaviarproduktion verkaufen
können», sagt Moser und betrachtet liebevoll seine «Großen», die
am Schaufenster vorbeischwimmen. Dann werden die Tiere geschlechtsreif sein und den begehrten Rogen produzieren. 60.000
sind dazu nötig, im Moment leben in den bereits gebauten Becken
etwa die Hälfte, also 30.000 junge, vorwiegend sibirische Störe.
Diese Art liefert zwar schmackhaften Kaviar, braucht aber nur
sechs Jahre um geschlechtsreif zu werden und wird ausgewachsen
knapp zwei Meter lang und etwa 100 Kilogramm schwer. Weil er
unkompliziert ist und in einer überschaubaren Zeit Ertrag bringt, ist
der sibirische Stör ein idealer Zuchtfisch. Zum Vergleich: der größ-
Illustration: Daniel Müller
01/10 _ REHAU unlimited 21
Rehau _ Fischzucht
te Stör, der Beluga, braucht 20 Jahre bis zur Geschlechtsreife, wird
vier bis fünf Meter lang und viele hundert Kilo schwer.
Wie aber kommt es, dass in Frutigen Störe gezüchtet
werden? Und was hat das riesige Gewächshaus neben den Wasserbecken zu bedeuten, in dem unter anderem Bananenstauden, Papayas oder Sternenfrüchte Dschungelatmosphäre verbreiten? Diese Geschichte ist abenteuerlich und der Vorstellungskraft von Peter
Hufschmied zu verdanken, der sich vor bald 10 Jahren den Kopf
darüber zerbrach, was mit dem 20 Grad warmen Wasser zu tun
wäre, das, sozusagen als Abfallprodukt, aus dem Lötschbergtunnel
austritt. «Auf dem Weg durch die Gesteinsschichten des Lötschbergs», erklärt Moser vor einer riesigen Karte, die einen Querschnitt
durch den Berg zeigt, «erhitzt sich das Wasser an manchen Stellen
auf bis zu 35 Grad». Es wird außerhalb der Bahnröhre gefangen
und tritt letztlich mit etwa 20 Grad aus dem Berg aus – etwa 100
Liter pro Sekunde. Diese Temperatur ist zu hoch, um es direkt in
die Kander zu leiten – es würde das ökologische Gleichgewicht
des Flüsschens massiv beeinträchtigen. 2002 präsentierte Hufschmied, der damals die Oberbauleitung des Lötschberg-Basistunnels Nord innehatte, seine Vision, wie man das warme Nass sinnvoll nutzen könnte: Die Schaffung eines «Zentrums für tropische
Plantagen und Aquakultur». Die bestechende Idee dahinter: Die
Energie des warmen Wassers in einem geschlossenen Kreislauf für
Fischzucht und den Anbau tropischer Früchte in einem Gewächshaus zu nutzen. Wärmeliebende Fische und tropische Pflanzen zu
züchten und damit auch zugleich eine kostenaufwändige Abkühlung
des Tunnelwassers zu umgehen. Bereits 2004 kam es zum Vorprojekt, ein Businessplan wurde erstellt. Und im Mai 2008, nach
sechs Jahren Planungszeit, erfolgte der Spatenstich. Nur eineinhalb
Jahre später, im November 2009, wurde das Tropenhaus samt der
Störzuchtanlage in Betrieb genommen.
Das Projekt besticht durch sein durchdachtes Energiekonzept. Nichts wird dem Zufall überlassen. Den größten Teil der
im Tropenhaus gebrauchten Energie spendet das warme Wasser
aus dem Tunnel. Reicht die Wärme des Wassers im Winter nicht,
um das Tropenhaus aufzuwärmen, kommen andere erneuerbare Energien zum Einsatz: Biomasse- und Solarenergie. Dank komplexen
technischen Wasseraufbereitungsanlagen wird das Nass mehrmalig durch die Becken der Störe geleitet. Ein dichtes Netz von insgesamt 15 Kilometern Rohre verbindet die Wasserwege unterirdisch
miteinander. Wo immer möglich, sind an exponierten Stellen Solarzellen angebracht. Der 30 Millionen Franken teuere Bau ist, wie die
Berner Zeitung schreibt, «der größte Energiepark der Schweiz».
Eine technologisch einmalige Leistung, die mehrfach ausgezeichnet
wurde, 2009 etwa mit dem «Idee Suisse Award».
Moser zeigt auf die Wasserbecken mit den Fischen, den
Glasbau dahinter, in dem Mangos, Kiwis, Litschis oder Papayas auf
ihre Ernte warten. «Natürlich haben wir das technisch Mögliche auf
die Spitze getrieben», sagt er dann, «aber auch der Genuss all unserer Produkte ist äußerst nachhaltig». <
22 Rehau unlimited _ 01/10
Das trägt Rehau dazu bei:
Im Tropenhaus Frutigen finden Rehau Komplettlösungen und
Systemtechniken aus drei Bereichen eine anwendung.
>
Folgende Rehau Systemlösungen wurden verwendet:
Solarthermie, Wärmespeicherung und
Rohrleitungen im Rahmen der Kreislaufanlage.
auf dem Dach des Gebäudes sind Rehau SoLeCT Wannenkollektoren montiert. Diese hochwertigen Speichersysteme,
auf dem aktuellsten Stand der Technik, zeichnen sich durch
eine sehr hohe Leistungsfähigkeit sowie eine ansprechende
optik aus. Sie liefern die energie für die aufbereitung des
Warmwassers im Gastronomiebereich und zum heizen.
Die Rehau Rohrsysteme kommen in zwei
Bereichen zum einsatz:
einerseits wurden 6000 Meter abwasser-Kanalrohre
aWaDuKT PP SN4 und SN10 aus Polypropylen verlegt. Für
die erschließung des Gewächshauses und des Gastronomiegebäudes mit Fernwärme wurde das Rohrsystem
RauTheRMeX eingesetzt.
SoLeCT Wannenkollektor:
RauTheRMeX:
Rehau _ Kompetenz
«herr von urbanowicz,
was ist Regenwassermanagement?»
TEXT
Birgitta Willmann
FOTO
Christian Grund
Name: Roman von Urbanowicz
alter: 46 Jahre
Wohnort: Stein bei Nürnberg
ausbildung: Diplom-Kaufmann
bei Rehau seit: März 1991
Funktion: Leiter Business Unit Infrastruktur
>
herr von urbanowicz, Sie beschäftigen sich
seit 15 Jahren mit Wassermanagement.
hat sich dadurch Ihr Verhältnis zum Wasser
geändert?
Ja und nein. Ich muss ehrlich sagen, dass ich
durch meinen Beruf, bei dem im Alltagsgeschäft
aber auch bei Veranstaltungen das Thema
Wasser allgegenwärtig ist, hochgradig sensibilisiert bin. Aber privat bin auch ich kein Guru.
Da könnte ich den Umgang mit Wasser schon
noch optimieren.
>
Schätzen wir Mitteleuropäer das Wasser,
das aus dem hahn kommt, zu gering?
Das ist wohl so. Welch hohen Stellenwert
Wasser hat, merkt man erst, wenn es nicht
mehr so einfach zu haben ist. In anderen
Klimazonen sieht das schnell ganz anders aus.
Dort ist Wasser rar. So rar, dass es denkbar
wird, dass irgendwann einmal Kriege darum
geführt werden.
>
Das hofft niemand. aber Wasser ist Lebenselexir – ohne Wasser geht nichts auf der Welt.
Das stimmt schon – aber es kann auch
todbringend sein. Bei Überschwemmungen zum
Beispiel, oder beim Tsunami. Oder denken Sie
Feldforschung:
Roman von urbanowicz.
01/10 _ REHAU unlimited 23
Rehau _ Kompetenz
Das trägt Rehau dazu bei:
> Rehau Regenwasserbewirtschaftung:
01
02
01
04
06
08
03
05
03
an verunreinigtes Trinkwasser. Deswegen ist es ja auch so
wichtig, dass das Wasser professionell gemanagt wird. Vor allem,
um das kostbare «gute» Wasser der Nachwelt zu erhalten.
>
Das heißt, man muss Wege finden, mit dem Wasser
nachhaltig umzugehen?
In der Fachsprache nennen wir das Wassermanagement.
Das ist unser Kerngeschäft. Wir unterteilen dabei in die drei
Bereiche Trinkwasserversorgung, die Regenwasserbewirtschaftung und die Abwasserentsorgung.
>
Das heißt, sie müssen das gute Wasser vom
schlechten trennen?
Genau. Trinkwasser muss unbedingt geschützt werden. Das ist
das oberste Gebot. Aber das funktioniert schon seit langem relativ
gut. Zumindest in der westlichen Welt. Beim Abwasser und
vor allem beim Regenwasser wird es komplexer. Regenwasserbewirtschaftung ist also eine neuere Disziplin.
>
Wie lange gibt es die schon?
Ich schätze man spricht seit etwa 15 Jahren davon. Der Gedanke
kam vor allem aus den Industrieländern, wo in den Städten
mit versiegelten Flächen der natürliche Wasserkreislauf massiv
gestört ist. Das Regenwasser kann nicht versickern, geht in die
24 Rehau unlimited _ 01/10
07
01 Straßenablauf RainSpot
02 Kanalschacht
aWaSChaChT PP DN 1000
03 Regenkanalrohr aWaDuKT PP
SN10 blue RauSISTo
04 Regenwasservorreinigung
RauSIKKo hydroClean
05 RW-Speicher- und
Versickerbox RauSIKKo Box
06 Integrierter Zulauf- und
Inspektionsschacht RauSIKKo
C3 Systemschacht
07 Schutz- und Filtervlies RauMaT
08 Inspektionsschacht
mit integrierter Drosseltechnik
RauSIKKo Drosselschacht
Kanalisation und dann in die Flüsse. Das heißt also, mit der
Zeit sinkt der Grundwasserspiegel, wenn man diesen nicht
permanent nachfüllt.
>
und wie versucht man nun, den natürlichen Wasserkreislauf
nicht zu stören?
Auf verschiedenen Wegen. Man kann das Regenwasser sammeln,
nutzen und versickern lassen. Das fängt bei der einfachen
Speicherung in der Regentonne oder dem Wassertank zur Gartenbewässerung an und reicht bis zum Einsatz für die Toilettenspülung oder zum Wäschewaschen. Weitaus komplexer ist der
Einbau von unterirdischen Box-Systemen, welche in größerem
Maßstab zur Speicherung und Versickerung dienen. Immer mehr
Gemeinden schreiben diese Bauweise zum nachhaltigen
Umgang mit dem Regenwasser vor, um Kosten zu sparen und
die Umwelt zu schonen.
>
Kluges Wassermanagement ist damit der Schlüssel für die
wasserarmen Länder.
Ja. Wenn das weltweite Wassermanagement nicht besser wird,
driften die wasserreichen und die wasserarmen Kontinente –
denken Sie an Asien oder Afrika – immer weiter auseinander.
Wassermanagement ist nicht nur eine ökologische, sondern
auch ein ökonomische Herausforderung. <
RehaU _ Kompetenz
Wasser für Indien
>
REHAU Systeme helfen in Indien, Überschwemmungen zu
verhindern und wertvolles Regenwasser zu speichern.
H2O. Trink-, Wasch-, Regen-, Spül-, oder Schmutzwasser. In der westlichen Welt wird der Wasserhahn aufgedreht und
heraus fließt sauberes Wasser. Das schmutzige wird gesammelt,
geklärt und wieder dem Wasserkreislauf zugeführt. Anders in
Indien, das mit 1,1 Milliarden Einwohnern neben China zu den
bevölkerungsreichsten Ländern der Welt gehört. Zugleich ist es
aber auch wasserarm. Eine unheilvolle Allianz. Zumal der verfügbare Anteil an Wasser pro Kopf kontinuierlich sinkt; lag er
1951 noch bei rund 5,2 Kubikmetern pro Kopf, so standen 2005
nur noch 1,7 Kubikmeter zur Verfügung. Das sagt die Statistik.
Und weil die Bevölkerung kontinuierlich wächst, der Wasserbedarf damit steigt, aber die Wasserversorgungslage sowohl beim
Trinkwasser, als auch bei der konsequenten Reinigung des Abwassers massive Mängel aufweist, läuft das Land sehenden
Auges in einen Wassernotstand.
Der dringend benötigte Aufbau einer Aufbereitungsund Entsorgungsinfrastruktur ist daher eine der größten Herausforderungen der indischen Regierung der nächsten Jahre. Mit
jedem Jahr stockt der indische Staatshaushalt das Budget für
die Erneuerung der Wasserversorgungssysteme auf. Für ausländische Firmen im Bereich Ausrüstung und Abwasserbehandlung
ist Indien daher ein spannendes Geschäftsumfeld. REHAU hat
seit einigen Jahren Niederlassungen in Mumbai und Bangalore
sowie ein Werk in Pune und einige Satellitenbüros in den urbanen Ballungszentren. Besonders interessant für die indischen
Marktbedürfnisse könnten die REHAU Regenwasserbewirtschaftungssysteme RAUSIKKO sein. Diese Lösungen sind auf die Bedürfnisse Indiens zugeschnitten: Einerseits helfen sie, den Monsunregen, der zu dramatischen Überschwemmungen führen kann,
abzuleiten – gleichzeitig wird wertvolles Regenwasser für Dürrezeiten gespeichert. <
Indien
Staatsform: Parlamentarische Bundesrepublik
Staatsoberhaupt: Präsidentin Pratibha Patil
Fläche: 3.287.240 km2
Hauptstadt: Neu-Delhi
Bevölkerungsdichte: 349 Einwohner/km2
Einwohner: 1,18 Milliarden
Wirtschaftwachstum bis zum Jahr 2050: ca. 5-6 Prozent
Wasserbedarf bis 2050: 1,4 Milliarden Kubikmeter
Abwassermenge pro Tag: 30 Milliarden Kubikmeter
01/10 _ REHAU Unlimited 25
26 Rehau Unlimited _ 01/10
Rehau _ Interview
«Wir stehen vor einer Revolution.»
TEXT
René Lüchinger
FOTOS
Christian Grund
>
«Warmes Wasser, Heizung und Strom braucht der Mensch
im Haus. Mit Solarzellen, Speicher, Sonde und einer Wärmepumpe
ist das zu haben», sagt ETH-Professor Hansjürg Leibundgut.
>
herr Leibundgut, Sie sagen, der Mensch brauche kein Öl,
kein Gas, kein uran. Wie kommen Sie denn darauf?
Diese Stoffe kann der Mensch körperlich nicht aufnehmen, also
nicht essen. Sie sind gefährlich und nicht erneuerbar. In seiner
ganzen Geschichte hat der Homo sapiens immer nach Energie
gesucht, die er nutzen kann. Die Systeme an sich haben ihn
dabei nie interessiert. Sondern nur das, was man damit erzeugen
kann. Also das Licht einer Glühbirne, die Rechenleistung eines
Computers, die Wärme einer Heizung.
>
Was ist daran schlecht?
Es geht ja nicht nur um die Energiesysteme, sondern um die
Apparaturen, die Instrumente, die ganze Versorgungskette, die es
braucht, um von einem relativ primitiven chemischen Element
zu der gewünschten Energiequelle zu gelangen. Dabei spielt es
zunächst keine Rolle, ob diese Energie ihren Ursprung in der
Bildung des Planetensystems zum Beispiel beim Uran oder im
Fusionsprozess der Sonne hat. Wenn das alles so problemlos
wäre, müssten wir uns ja keine Gedanken darüber machen, wie
wir von den fossilen, CO2-produzierenden und in ihrem natürlichen Vorkommen limitierten Energiequellen wie Kohle oder Erdöl
wegkommen. So wie die Dinge liegen, müssen wir uns fragen:
Was wäre, wenn wir von dieser Form der Energiegewinnung
Abstand nehmen würden?
>
Die Geschichte der Menschheit ist eine der Verschwendung.
Da haben Sie Recht. Das Problem war nur, dass man limitierte
Ressourcen verschwendete. Und das hatte stets dramatische
Folgen. Einst wurden für den Schiffsbau riesige Waldflächen unwiederbringlich abgeholzt. Dampfmaschinen waren gigantische
Kohlefresser. Der AKW-Unfall in Tschernobyl hat die Problematik
der Atomenergie drastisch vor Augen geführt und in der Entsorgung der radioaktiven Abfälle haben wir bis heute absolut keine
Fortschritte gemacht. Und erinnern Sie sich an das Waldsterben?
>
Natürlich. heute gibt es Leute, die behaupten,
es habe gar nie existiert.
Es hat existiert. Es wurde technisch gelöst durch Katalysatoren
oder die Entschwefelung von Heizöl. Das alles lehrt uns: die Welt
will Energie, koste es, was es wolle. Gas ist aber ein sehr volatiler
Brennstoff und beim Öl sehen wir derzeit an der Katastrophe
der Plattform im Golf von Mexiko, was passieren kann, wenn mit
immer mehr Einsatz von Technik fossile Energieträger gefördert
werden. Und das Grundproblem bleibt ungelöst – ohne CO2
kommt aus diesen Brennstoffen nichts heraus und nun versucht
man, das CO2 wieder aufzufangen und im tiefen Erdreich wieder
zu versorgen. Das ist Unsinn. Fakt ist: Wir haben eine
fundamentale Energiekrise.
Prof. Hansjürg Leibundgut (48):
hansjürg Leibundgut ist seit 2005 Professor für Gebäudetechnik am
Institut für Technologie in der architektur im Departement architektur
der eTh Zürich. In seinem Maschinenbau-Studium an der eTh Zürich
spezialisierte sich Leibundgut auf Reaktortechnik und Fluiddynamik.
er beendete sein Studium mit einer Dissertation über Solarenergie und
absorptionskältetechnik. Danach ging er in die Wirtschaft und
übernahm später die Leitung des Zürcher amtes für energie- und
Lufthygiene. er ist seit 1989 Mitinhaber der amstein+Walthert aG.
01/10 _ REHAU unlimited 27
RehaU _ Interview
>
Der Mensch hat ein Energiesystem gebaut, das immer mehr
Technik benötigt. Dabei krankt das System selber.
Richtig. Heute aber existieren Technologien, die fossile Energieträger obsolet werden lassen. Windmühlen etwa gibt es seit
vielen Jahrhunderten. Ursprünglich waren sie nicht zur Energiegewinnung konstruiert, sondern zum Mahlen von Korn. Seit
einigen Jahren ist es aber technologisch möglich, siebzig Meter
lange Flügel zu konstruieren, die auf 120 Meter Höhe an ein
Getriebe gekoppelt werden können. Dabei wurde die aus der
Luftfahrt bekannte Flügeltechnologie angewandt. Das ist fantastisch. Ein großer Durchbruch. Die andere Technologie ist die
Photovoltaik, die theoretisch bereits 1857 entdeckt wurde. Sie
ging vergessen, weil man die Materialien zu deren breitflächigen
Exploration nicht kannte. Heute wissen wir: es braucht Silizium
und etwas Kupfer, beides im Überfluss vorhanden, beides einfach
zu entsorgen. Beim Silizium genügt ein Loch in der Wüste und
schon ist das Material in die Natur zurückgeführt.
>
Zumindest theoretisch ist also die Energiefrage gelöst?
Wir stehen am Anfang einer technologischen Explosion. Die
Strahlung der Sonne ist von der Leistung her zehntausendmal
höher als der Energiebedarf der Menschheit. Um Europa mit
Energie zu versorgen, müssen wir lediglich ein Prozent der
Grundfläche mit Windmaschinen oder Solaranlagen bestücken.
Es gibt also kein Limite - weder bei der Energie, noch beim Land
oder den Maschinen und Anlagen.
>
Deshalb setzen Sie sich seit Jahren für eine nachhaltige
Gebäudetechnik ein. Was ist in diesem Bereich zu erwarten?
Grundsätzlich bedeutet der Hausbau die Zusammenführung
verschiedenster Materialien wie Backstein, Holz oder Glas.
Dabei geht es um das Gleiche: Diese Ansammlung von Stoffen
muss so ausgewählt sein, dass sie verfügbar bleiben, nicht
korrodieren und bei der Rückführung in der Umwelt keinen
Schaden anrichten. Und dann geht es um die entscheidende
Frage, wie ein Haus energetisch betrieben werden soll.
>
Was schlagen Sie vor?
Die Frage ist: Um was geht es dabei? Wir brauchen Wärme, um
im Winter nicht zu frieren. Wir brauchen warmes Wasser und wir
brauchen Strom. All das gilt es, CO2-frei ins Haus zu bringen.
Interessant ist, dass bei diesen Diskussionen immer das Heizen
im Zentrum steht, dabei ist die Frage des warmen Wassers und
des Stroms schwieriger zu lösen. Der Gebäudebau im 20. Jahrhundert basierte darauf, dass keine Probleme mit der Energie
existieren und deshalb existierten kaum isolierende Baumateria-
28 Rehau Unlimited _ 01/10
lien. Das hat sich bekanntlich geändert. Heute gibt es eine
mächtige Minergie-Lobby, die mit ideologischem Eifer propagiert,
die CO2-Emissionsfreiheit ließe sich ausschließlich über eine
Verbesserung der Außenhülle des Hauses erreichen.
>
Was haben Sie gegen Minergie?
Ich habe das anfangs stark unterstützt. Aber daraus ist eine
Religion geworden und heute bekommen Sie nur noch Subventionen, wenn Sie die Minergiewerte einhalten und ihr Haus mit
einer Isolation von 16 Zentimetern umwickeln. Da kann ich nur
lachen. Ich kann bessere Werte bei den CO2-Emissionen erhalten
mit einer Isolation von vier Zentimetern und mit einer Energiezufuhr aus erneuerbaren Quellen. Wenn ich sehr einfach, billig
und umweltneutral Zustrom erzeuge, warum soll ich dann dicke,
teure und hässliche Isolationen bauen?
>
Das leuchtet ein. Aber wie soll das gehen?
Ich bekomme im Sommer mehr Sonnenenergie als im Winter.
Also muss ich überschüssige Energie für die kalte Jahreszeit
speichern. Früher war diese Energie im Holz vor der Hütte
gespeichert. Heute besorgen das Erdsonden in 300 Meter Tiefe,
wo die Erdtemperatur rund 17 Grad beträgt. Dafür brauche ich
Sonnenkollektoren auf dem Dach, einen Speicher und eine
Wärmepumpe. Das ist alles.
>
Wie sieht dann der Energiehaushalt eines solchen Hauses aus?
Vereinfacht gesagt schieben wir die Wärme, die oben auf dem
Dach anfällt, nach unten in die Erde und holen sie von dort zur
kalten Jahreszeit ins Haus. Mit dem solaren Überschuss des
Sommers kann das Erdreich um drei bis vier Grad über die natürliche Bodentemperatur von rund 16 Grad erwärmt werden. Das
Photovoltaikpanel, das bisher nur ein Stromlieferant war, wird neu
auch als Wärmelieferant genutzt. Neun Zehntel des Energiehaushalts des Hauses können auf diesem Wege gedeckt werden. Der
Rest wird von außen, in Form von Wind- und Solarstrom zugeführt. Über diesen Weg kann das Gebäude zu tiefen Investitionsund Unterhaltskosten CO2-frei betrieben werden. Ein wichtiges
Element ist das vernetzte Rohr, welches die Erdsonde und den
Hybridkollektor auf dem Dach verbindet. Es muss einen hohen
Druck aushalten können, weil wir die Wärme tief im Erdreich
lagern wollen. Der Höhenunterschied beträgt über 300 Meter.
>
Erwarten Sie jetzt eine starke Nachfrage
nach diesen Systemen?
Wir stehen am Anfang einer technischen Revolution in der Gebäudetechnik. Das öffentliche Interesse steigt, die Industrie ist
Rehau _ Interview
Das trägt Rehau dazu bei:
Das erdreich des Schweizer Mittellandes hat in 230 Meter
Tiefe eine Durchschnittstemperatur von ca. 16 Grad Celsius
Über Sonnenkollektoren wird die Sonnenwärme auf dem
Dach des hauses eingefangen und über eine erdsonde in
den Boden geleitet. Dieser erwärmt sich und kann die so
im Sommer gewonnene Wärme im Winter wieder abgeben.
Je tiefer also eine Sonde in den Boden eingelassen werden
kann, desto mehr Speicher an erdreich steht zur Verfügung.
Rehau ermöglicht durch die erstmalig angewendete ZweiZonen erdsonde sowie den dazugehörigen Spezialleitungen
die Bewirtschaftung dieses erdspeichers.
>
Folgende Rehau Systemlösungen wurden verwendet:
Forscher Leibundgut:
Das haus der Zukunft.
interessiert. Die Entwicklungsabteilungen klopfen inzwischen an
und wollen auf den Zug aufspringen. Den Markt zu öffnen, das
ist nun Aufgabe der Industrie. Erdsondenheizungen sind heute
noch etwas teuerer in der Anschaffung ebenso wie das notwendige Spezialrohr. Aber das wird sich ändern. Das System aus
Erdspeicher, Hybridkollektor und Wärmepumpe wird rasch
attraktiver als alle anderen Varianten. Das Interessante dabei ist,
dass dieses System mit wenig Strom betrieben werden kann.
>
Wann werden die Preise erschwinglich sein?
Sie sind bereits erschwinglich. Wer heute bauen will, wird sich
ernsthaft überlegen, was Öl und Gas in 10 Jahren kosten werden.
Und sich für das System entscheiden, das heute kalkulierbar ist.
Klar ist, dass eine Massenfabrikation von Wärmepumpen und
Hybridkollektoren die Preise innerhalb von 10 Jahren um rund ein
Drittel senken wird. Aber niemand wartet 10 Jahre. Also entscheidet sich der clevere Bauherr für die Wärmepumpe und sorgt
damit für die Erhöhung der Produktionszahlen und damit für
die Senkung der Produktionskosten. Es wird weiterhin Bauherren
geben, die an ein Wunder glauben und Öl- und Gasbrenner
einbauen. Sie werden die Dummen sein. <
RauGeo Pe-Xa erdsonde
Die erdsonde aus hochdruckvernetztem Polyethylen ist
besonders robust und geeignet für schwierige Verlegesituationen. Zudem ermöglicht die hohe Temperaturbeständigkeit das einbringen von überschüssiger Wärme
im Sommer, ohne die Lebensdauer der Sonde zu
beeinträchtigen.
RauISo Pe-Xa
Die vorisolierten Rohre aus hochdruckvernetztem Polyethylen gewährleisten einen verlustfreien Transport von
Wärme innerhalb des Gebäudes. Zudem werden diese
Rohre im oberen Bereich der erdsonde eingesetzt,
damit die energie erst in einer Tiefe ab 150 m in den
erdspeicher eingebracht wird.
RauGeo Pe-Xa erdsonde:
RauISo Pe-Xa:
01/10 _ REHAU unlimited 29
Rehau _ Zahlen
Seit 1999 wurden
13.000 km aWaDuKT PP
SN10/16 RauSISTo Rohre
von Rehau verlegt.*
* Das entspricht der entfernung Berlin - Sao Paulo.
30 Rehau unlimited _ 01/10
REHAU _ Standorte
Rehau in der Welt:
Werk
auSTRaLIeN
Adelaide
Brisbane
Melbourne
Perth
Sydney
aRGeNTINIeN
Buenos Aires
BeLGIeN
Brüssel
BRaSILIeN
Arapongas
Belo Horizonte
Caxias do Sul
Mirassol
São Paulo
BoSNIeN und
heRZeGoWINa
Sarajevo
BuLGaRIeN
Sofia
ChILe
Santiago
ChINa
Guangzhou
Peking
Shanghai
Taicang
Verwaltung
DÄNeMaRK
Kopenhagen
DeuTSChLaND
Berlin
Bielefeld
Bochum
Brake
Feuchtwangen
Frankfurt
Hamburg
Hannover
Leipzig
Marlesreuth
München
Nürnberg
Rehau
Stuttgart
Triptis
Velen
Viechtach
Visbek
Wittmund
eNGLaND
Amlwch
Aspen
Blaenau
Glasgow
Manchester
Rowy
Slough
eSTLaND
Tallinn
FRaNKReICh
Agen
Bourges
Lyon
Metz
Morhange
Paris
Poix de Picardie
Rennes
FINNLaND
Helsinki
GeoRGIeN
Tiflis
GRIeCheNLaND
Athen
Verkaufsbüro
hoLLaND
Nijkerk
KRoaTIeN
Zagreb
INDoNeSIeN
Jakarta
KoRea
Seoul
ÖSTeRReICh
Graz
Linz
Neulengbach
Wien
INDIeN
Mumbai
Neu Dehli
Pune
KaSaChSTaN
Almaty
PoRTuGaL
Lissabon
IRLaND
Dublin
ITaLIeN
Rom
Milano
Pesaro
Treviso
KaNaDa
Baie d´Urfe
Moncton
Montreal
St. John´s
Prescott
Toronto
Vancouver
Winnipeg
KoLuMBIeN
Bogota
Manizales
LeTTLaND
Riga
PoLeN
Kattowitz
Posen
Warschau
Srem
MaRoKKo
Casablanca
PeRu
Lima
MaZeDoNIeN
Skopje
RuMÄNIeN
Bacau
Bukarest
Cluj
LITaueN
Vilnius
MeXIKo
Celaya
Monterrey
NoRWeGeN
Oslo
NeuSeeLaND
Auckland
RuSSLaND
Chabarowsk
Jekatarinburg
Moskau
Nowosibirsk
Rostow am Don
Samara
St. Petersburg
Logistikzentrum
SChWeDeN
Örebro
SChWeIZ
Bern
Vevey
Zürich
TÜRKeI
Istanbul
Osmaneli
TaIWaN
Taipeh
uNGaRN
Budapest
SeRBIeN
Belgrad
uKRaINe
Dnepropetrowsk
Kiew
Lviv
Odessa
SÜDaFRIKa
Fort Jackson
Johannesburg
Port Elizabeth
uSa
Chicago
Cullman
Detroit
Grand Rapids
Greensboro
Los Angeles
Minneapolis
Sturgis
SINGaPuR
Singapur
SLoWaKeI
Bratislava
SPaNIeN
Barcelona
Bilbao
Madrid
Tortosa
TSCheChIeN
Prag
Moravská Třebová
VeReINIGTe
aRaBISChe eMIRaTe
Dubai
WeISSRuSSLaND
Minsk
ThaILaND
Bangkok
01/10 _ REHAU unlimited 31
RehaU
02 Rehau unlimited _ 1/10

Documentos relacionados