Wild und schön - EUROPARC Deutschland eV
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Wild und schön - EUROPARC Deutschland eV
N at i o n a l pa r k s i n d e u t s c h l a n d Wild und schön Freyunger Straße 2 94481 Grafenau Tel. 08552 9600-0, Fax -100 [email protected] www.nationalpark-bayerischer-wald.de Stubbenkammer 2 a 18546 Sassnitz Tel. 038392 350-11, Fax -54 [email protected] www.nationalpark-jasmund.de Doktorberg 6 83471 Berchtesgaden Tel. 08652 9686-0, Fax -40 [email protected] www.nationalpark-berchtesgaden.de Laustraße 8 34537 Bad Wildungen Tel. 05621 75249-0, Fax -19 [email protected] www.nationalpark-kellerwaldedersee.de Schlossgarten 1 25832 Tönning Tel. 04861 616-0, Fax -69 [email protected] www.nationalpark-wattenmeer.de Urftseestraße 34 53937 Schleiden-Gemünd Tel. 02444 9510-0, Fax -85 [email protected] www.nationalpark-eifel.de Schloßplatz 3 17237 Hohenzieritz Tel. 039824 252-0, Fax -50 [email protected] www.mueritz-nationalpark.de Stadthausbrücke 8 20355 Hamburg Tel. 040 42840-3392, Fax -3552 www.nationalpark-wattenmeer.de Bei der Marktkirche 9 99947 Bad Langensalza Tel. 03603 3907-0, Fax -20 [email protected] www.nationalpark-hainich.de An der Elbe 4 01814 Bad Schandau Tel. 035022 900-600, Fax -666 poststelle.sbs-nationalparkverwaltung@ smul.sachsen.de www.nationalpark-saechsischeschweiz.de Lindenallee 35 38855 Wernigerode Tel. 03943 5502-0, Fax -37 [email protected] www.nationalpark-harz.de Park 2 16303 Schwedt / Oder, OT Criewen Tel. 03332 2677-0, Fax -220 [email protected] www.nationalpark-unteresodertal.eu Im Forst 5 18375 Born Tel. 038234 502-0, Fax -24 [email protected] www.nationalpark-vorpommerscheboddenlandschaft.de Virchowstraße 1 26382 Wilhelmshaven Tel. 04421 911-0, Fax -280 poststelle@nlpv-wattenmeer. niedersachsen.de www.nationalpark-wattenmeer.de www.nationalpark-wattenmeererleben.de Inhalt 5 Vorwort Prof. Dr. Beate Jessel Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz 6 Interview: Wildnis in Deutschland ? Wo gibt es das denn ? Karl Friedrich Sinner 8 Die Nationalparks in Deutschland Nationalparks 10 Bayerischer Wald 14 Berchtesgaden 18 Eifel 22 Hainich 26 Harz 30 Jasmund 34 Kellerwald-Edersee 38 Müritz 42 Sächsische Schweiz 46 Unteres Odertal 50 Vorpommersche Boddenlandschaft 54 Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer Hamburgisches Wattenmeer Niedersächsisches Wattenmeer 68 Die Nationalen Naturlandschaften in Deutschland unter einem Dach 71 Impressum 3 4 Vorwort Nationalparks sind Schatzkammern der Natur Nationalparks spiegeln die Naturausstattung eines Landes in hohem Maße wider und stehen zudem ganz besonders im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung. Die „Nationalpark-Tradition“ in Deutschland ist zwar vergleichsweise jung, kann aber mittlerweile auch auf immerhin 40 Jahre zurückblicken. 1970 wurde mit dem Nationalpark Bayerischer Wald der erste deutsche Nationalpark ausgewiesen. Einen besonderen Schub bekamen die Nationalparks dann mit dem sog. „Nationalparkprogramm“ der ehemaligen DDR im Jahre 1990. Mittlerweile haben die 14 ausgewiesenen Nationalparks in Deutschland nicht nur Ansehen und Akzeptanz in weiten Kreisen der Bevölkerung gefunden, sondern sie zeichnen sich auch durch eine hohe Wertschöpfung für die jeweiligen Regionen aus. So belegen aktuelle durch das BfN begleitete Studien, dass bei rund 10,5 Mio. Nationalparktouristen im engeren Sinn in den Nationalparkregionen jährlich ca. 431 Mio. € Umsatz zusätzlich erwirtschaftet werden. Das entspricht 14000 Einkommensäquivalenten. Die Bevölkerung erkennt zunehmend, dass darin Chancen liegen und dass sie stolz auf ihr Naturerbe sein kann. Insofern sind Nationalparks auch eine Erfolgsstory des Naturschutzes. Mit dazu beigetragen hat auch der gemeinsame öffentliche Auftritt der Parks unter der von EUROPARC-Deutschland etablierten Dachmarke „Nationale Naturlandschaften“. Diese Erfolge sind nicht zuletzt auf die Einrichtung von eigenständigen Gebietsverwaltungen durch die betreffenden Bundesländer und das hohe Engagement ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurückzuführen. Nationalparkverwaltungen nehmen eine Fülle von Aufgaben wahr. Dazu gehören nicht nur der unmittelbare Schutz der biologischen Vielfalt und das Gebietsmanagement, sondern auch Forschung und Monitoring, die Umweltbildung und das Vermitteln von Naturerlebnis, eine aktive Öffentlichkeitsarbeit sowie eine enge Kooperation mit den verschiedenen Akteuren vor Ort. 5 Es gehört zu den zentralen Aufgaben einer zukunftsorientierten Politik, diese Schatzkammern als Teile des Naturerbes unseres Landes für unsere Kinder und Enkel zu bewahren. Dies bedeutet neben einer konsequenteren Ausweisung und Umsetzung von nutzungsfreien Kernzonen in den bestehenden Nationalparks auch, darüber nachzudenken, wo ggf. noch weitere Nationalparks in Deutschland etabliert werden können. Notwendig erscheint mir dies insbesondere auch, um ein zentrales Ziel der Nationalen Biodiversitätsstrategie zu erreichen, bis 2020 2 % der Landfläche Deutschlands als Wildnisgebiete zu etablieren. Weder ist die diesbezügliche Zielmarke bisher auch nur ansatzweise erreicht, noch sind die diesbezüglichen Potentiale ausgeschöpft. Seit über 100 Jahren ist Naturschutz Staatsaufgabe und muss das auch weiterhin bleiben. Auch zukünftig bedarf es bürgernaher Nationalparkverwaltungen mit ausreichendem Personal und adäquater Finanzmittelausstattung, um unser nationales Naturerbe zu erhalten bzw. weiter zu entwickeln sowie die Bürger über die dabei ablaufenden Entwicklungen und Prozesse in den Gebieten zu informieren. Auch für die Zukunft möchte ich unseren Nationalparks für ihre vielfältigen Aufgaben eine tatkräftige Unterstützung durch das Bundesamt für Naturschutz zusichern. Prof. Dr. Beate Jessel Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz 6 Wildnis in Deutschland ? Wo gibt es das denn ? Wildnis bedeutet ganz einfach „Natur Natur sein lassen“, und genau das ist auch die Maxime der vierzehn Nationalparks in Deutschland. An diesen Orten darf sich Natur frei entfalten – ungelenkt von Menschenhand. Karl Friedrich Sinner ist Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald und Vorstand von EUROPARC Deutschland und damit der Experte für alle Fragen zu den „wilden“ Gebieten Deutschlands. Im Nationalpark Baye rischer Wald darf sich die Natur auf großer Fläche nach ihren ureigenen Gesetzen „Werden – Wachsen – Vergehen“ zu einer grenzenlosen Waldwildnis entwickeln. der Wildnis erlebbar, jedoch nicht überall, zu jeder Zeit und an jedem Ort im Nationalpark. Welche Erfolge lassen sich in den vergangenen Jahren in den Kernbereichen feststellen ? Bei Wildnis denkt man an Dschungel, sibirische Landschaften und Serengeti. Wo gibt es Wildnis in Deutschland ? Wildnis gibt es in den zentralen Bereichen der vierzehn deutschen Nationalparks in großer Vielfalt. Sie werden Kernzonen genannt. Wildbäche und Lawinenbahnen, die wilden Wälder der fichtenreichen Nationalparks, die Ursprünglichkeit der Laubwald-Nationalparks in der Mitte Deutschlands, Strom- und Küstenlandschaften – sie alle zeigen heute wieder Wildnis. Die Bereiche in den Nationalparks, in denen sich Wildnis entwickelt, zeigen eine zunehmende Artenvielfalt und dynamische Entwicklungen der Natur, die ganz anders sind als unsere klassischen Vorstellungen des konservierenden Arten- und Biotopschutzes. Von dieser Entwicklung haben zahlreiche extrem gefährdete Moose, Pilze, Insekten, Vögel, aber auch Amphibien, Säugetiere und Fische profitiert. Sogar lange als verschollen oder ausgestorben geltende Arten finden sich heute wieder in den Kernzonen der Nationalparks. Wo liegt aus Ihrer Sicht die Zukunft der deutschen Nationalparks ? Lässt sich Wildnis definieren ? Wildnis lässt sich nur annähernd beschreiben. Sie ist die ganz individuelle Empfindung von Menschen beim Anblick einer sich selbst überlassenen Natur, die in ihrer ganzen Lebendigkeit und Vielfalt erlebbar ist. Wildnis braucht Raum, braucht Freiheit von den Auswirkungen der Zivilisation und ist gleichzeitig der Raum, in dem wir Menschen uns zivilisiert verhalten sollen. Warum ist Wildnis so wichtig für Deutschland ? Die Forschungen der letzten Jahre zeigen, dass die Kernbereiche der Nationalparks Hotspots der Biodiversität sind; sie vermitteln uns erstmals einen Eindruck davon, was natürliche Artenvielfalt für unser Land bedeutet. Die unberührte Wildnis mit ihren hoch differenzierten Entwicklungsphasen gibt wichtige Einblicke über den CO₂Haushalt sowie die CO₂-Bindung und in den Wasserschutzgebieten, die frei von Fischerei sind, wird erkennbar, welcher Reichtum in den Meeren und Ozeanen vorhanden war. Wildnis wieder zu erleben, ist auch eine der tiefgreifenden Erfahrungen, die Menschen in ihrer Begegnung mit der Natur machen können. Wildnis ist eine Erfahrung mit der Ursprünglichkeit für den Menschen – Abenteuer, Mythos, Märchenwelt, eine Begegnung mit wilder Ästhetik und mit Naturgewalt. Der Slogan „Natur Natur sein lassen“ ist der elementare Gedanke in den Nationalparks. Wie groß ist der unberührte Wildnisanteil in den Nationalparks ? Gegenwärtig und bedingt durch das oft noch junge Alter der Nationalparks ist der Anteil sehr unterschiedlich. Alle Nationalparks streben 75 Prozent ihrer Fläche als unberührte Natur, als neu entstehende Wildnis an. Übrigens: Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass Menschen nicht in die Kernbereiche der Nationalparks hinein dürfen. In allen Nationalparks sind alle Aspekte der Natur und Karl Friedrich Sinner, Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald und Vorstand von EUROPARC Deutschland, Dachverband der Nationalen Naturlandschaften Vor allem darin, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen. 40 Jahre Nationalpark Bayerischer Wald und 100 Jahre Nationalparks in Europa zeigen, dass Nationalparks wichtig sind für die Gesellschaft und Natur. Ihnen kommt als ein Kernelement der Nationalen Naturlandschaften die zentrale Aufgabe zu, den Schatz des natürlichen Erbes unseres Landes im weltweiten Netzwerk der Nationalparks zu bewahren und laufend bewusst zu machen. Dazu ist Wildnis ein zentraler Bestandteil der Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung. Auf zwei Prozent der Fläche unseres Landes soll Wildnis wieder möglich sein, derzeit liegen wir bei rund 0,5 Prozent. 7 8 Die Nationalparks in Deutschland Als 1872 in den USA mit dem Yellowstone-Gebiet erstmalig eine Naturlandschaft als Nationalpark unter Schutz gestellt wurde, war eine Idee geboren, die beispielgebend war: Heute gibt es auf der ganzen Welt mehr als 3.800 Nationalparks in über 120 Ländern. In Europa wurden die ersten Nationalparks 1909 in Schweden und 1914 in der Schweiz eingerichtet – Deutschland zog 1970 mit dem Nationalpark Bayerischer Wald nach. Biologische Vielfalt schützen, erforschen und erlebbar machen Der Luchs ist seit Anfang der 1990er Jahre auf leisen Sohlen wieder in seine ursprüngliche Heimat, den Bayerischen Wald und den Harz, zurückgekehrt. Nationalparks sind Landschaften, in denen Natur Natur bleiben darf. Wie eine „Arche Noah“ erfüllen sie eine ganz entscheidende Aufgabe beim Schutz von Tieren und Pflanzen, indem sie die Eigengesetzlichkeit der Natur erhalten und Rückzugsge biete bewahren. Sie lassen Raum für natürliche Entwicklungsprozesse und für die Selbstregulierung der Natur. Die wirtschaftliche Nutzung der Natur ist in den Nationalparks weitestgehend ausgeschlossen. Sie dienen der wissenschaftlichen Beobachtung und Erforschung natürlicher Abläufe. Das hier gewonnene Wissen trägt dazu bei, die Kräfte der Natur außerhalb der Nationalparks nachhaltig zu nutzen, Kosten zu sparen und zukünftige Fehler im Umgang mit der Natur zu vermeiden. Die sinnliche Erfahrung mit ungelenkter Natur ist vielen Menschen heute kaum noch möglich. Nationalparks sind einmalige Erlebnisräume der Natur und ein hervorragender Ort für die Umweltbildung. Einblicke in den ständigen Kreislauf von Werden, Sein und Vergehen gehören zu den Erfahrungen, die im Nationalpark besonders gut möglich sind. „Natürliche“ Regionalförderung In vielfältiger Weise sind Nationalparks mit ihrem regionalen Umfeld verzahnt und prägen das Erscheinungsbild der Region. Als Imageträger für einen natur- und kulturverträglichen Tourismus mit speziellen Angeboten zum Naturerleben fördern Nationalparks eine umweltgerechte, regionale Wirtschaftsentwicklung und sichern Arbeitsplätze. Die deutschen Nationalparks sind also weit mehr als streng abgeschirmte Reservate des Naturschutzes. Sie stellen vielmehr eine einzigartige Herausforderung und Chance für Mensch und Natur dar, Vergangenheit und Zukunft zu bewahren. Vor diesem Hintergrund verstehen sich die Nationalparkverwaltungen als Einrichtungen, die der Natur und den Menschen gleichermaßen verpflichtet sind. Besucher sind herzlich willkommen Das 365-Tage-Programm der Nationalparks kennt keine Pause. Zu allen Jahreszeiten sind die „Festspiele“ der Natur zu erleben – der farbenprächtige Herbst mit dem Himmel als Leinwand für die spektakulären Vogelzüge, die von Schneewolken verhüllten Wälder im Winter, der aufwühlende Farbenrausch des Frühlings und das satte Grün des Sommers, seine warmen Brisen und Tierstimmen, die es zu enträtseln gilt. Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auch mit dem Boot erschließt sich ein Nationalpark am besten. Nationalpark-Partner Die Partner der Nationalparks in Deutschland helfen, die einzigartige und faszinierende Natur ihrer Heimat zu schützen. Die meisten Nationalpark-Partner-Unternehmen – ob Restaurants, Reedereien oder Unterkünfte – orientieren sich an den Kriterien der Umweltdachmarke Viabono. Bei diesen Gastgebern sind Sie bestens aufgehoben und Sie engagieren sich gleichzeitig direkt für den Nationalpark, wenn Sie einen Nationalpark-Partner wählen. Abwechslungsreiche Angebote Die Nationalparkverwaltungen und ihre Partner bieten eine große Auswahl an abwechslungsreichen und altersgerechten Aktivitäten: Naturerlebnispfade für Outdoor-Enthusiasten, Abenteuerspielgelände für Kinder und saisonale Veranstaltungen für die ganze Familie. In Besucherzentren können Sie sich sowohl über den jeweiligen Nationalpark, seine vielfältigen Angebote – beispielsweise Exkursionen, Wildtierbeobachtungen und Erlebniswanderungen – und die Region informieren. Darüber hinaus können Sie regionale „Highlights“ wie Freilichtmuseen, Hofläden mit regionalen Produkten oder kulturelle Veranstaltungen erleben. In den letzten Jahren sind die Nationalparks noch attraktiver geworden – auch für Menschen, denen das Reisen schwerer fällt als anderen. Mittlerweile gibt es in den meisten Nationalparks barrierefreie Angebote und ihre Zahl wird künftig noch zunehmen. Informieren Sie sich bitte bei den Parkverwaltungen, den Tourismusverbänden oder im Internet über weitere Angebote. Eines müssen Sie aber mitbringen: Zeit. Zeit, um Abstand vom Alltag zu finden und Zeit, um an die Orte zu gelangen, die Ihnen die eindrucksvolle Vielfalt der Natur offenbaren. 9 10 Nationalpark Bayerischer Wald 11 Welch erstaunliche und vitale Vielfalt die heimische Natur ohne das Zutun des Menschen hervorbringt, bezeugt auf eindrucksvolle Weise der Nationalpark Bayerischer Wald. 300 Kilometer gut markierte Wege verlaufen über einsame Höhen und Täler, bahnen sich durch Urwald, führen in den Wintermonaten durch tief verschneite, unberührte Gegenden. In zwei großen Tierfreigeländen lassen sich mit ein wenig Glück Wildtiere wie Luchs, Wolf und Bär in ihre „Wohnstuben“ schauen. Und der weltweit längste Baumwipfelpfad eröffnet atemberaubende Perspektiven. Wer das Schutzgebiet mit offenen Sinnen er wandert, wird schnell gefangen von seiner kraftvollen wie morbiden Urwüchsigkeit. Auf den zumeist unbefestigten Pfaden stößt man auf gewaltige Wurzelteller gefallener Baumriesen, auf Granitblöcke, mit einem Moosteppich aus sattem Grün überzogen, manchmal groß wie ein Haus. Charakteristisch für den Bayerischen Wald sind auch seine zahlreichen Hochmoore, Bäche und Seen. Vor über 40 Jahren, 1970, wurde schrittweise begonnen, die Natur sich wieder selbst zu überlassen. Mit seinem Pendant auf der tschechischen Seite, dem Nationalpark Šumava, vereint er sich heute zum größten zusammenhängenden Waldschutzgebiet in Mitteleuropa. Die sanft gewellten Waldzonen bezeugen die typischen Merkmale einer Mittelgebirgslandschaft, aus denen sich Lusen, Rachel und Falkenstein mit bis zu 1.453 Meter erheben. Heute wächst aus Moderholz – und unberührt von menschlicher Aufforstung – wieder ein vielfältiger Naturwald mit der früher seltenen Weißtanne, mit Buchen und auch Fichten heran, nachdem große Teile des alten Waldes saurem Regen, Wetterextremen und dem Borkenkäfer zum Opfer fielen. Über Jahrhunderte machte sich der Mensch den kaum besiedelten Nordwald für seine Zwecke Rund 500 Jahre alte Baumgiganten ragen in den bayerischen Himmel. nutzbar. Schon im 14. Jahrhundert baute er die ersten Glashütten, denn hier gab es im Überfluss die für die Glasherstellung notwendigen Rohstoffe. Mit dem Übergang aller Nutzungs- und Eigentumsrechte an den bayerischen Staat setzte ab 1850 eine ebenso rigorose wie systematische Holznutzung ein. Die Wälder in den Tal- und Berglagen wurden großflächig eingeschlagen und die Böden entwässert. Es entstanden oftmals eintönige Fichtenplantagen. Sogenannte „Aufichten“ breiten sich nun wieder in den nassen Tälern aus, in denen sich die kalte Luft staut. Der natürliche Bergmischwald bevorzugt dagegen die wärmeren Hänge. „Ganz oben“, ab 1.200 Meter, sind die Winter schneereich und lang. Hier halten nur noch die Bergfichten und Vogelbeeren dem rauen Klima stand. Gut 700 Pflanzenarten wachsen im Nationalpark, darunter pflanzenkundliche Raritäten wie der Böhmische Enzian oder die Soldanelle mit ihren violettfarbenen Blüten. Zu den Bewohnern der ausgedehnten Wälder gehören das Rotwild, aber auch Uhu, Dreizehen- und Weißrückenspecht oder die kleinste Eule Europas, der Sperlingskauz. Seit seiner erfolgreichen Wiederansiedlung durch den Menschen im Böhmerwald streift auch der Luchs wieder durch den Bayerischen Wald. 12 Der Braunbär lebt der zeit noch nicht in freier Natur des National parks Bayerischer Wald. Doch im Freigehege fühlen sich die Tiere schon jetzt wohl. Ein Tag im Nationalpark Eine Woche im Nationalpark Umgeben sind die Nationalparkzentren Falkenstein und Lusen von weitläufigen Freigehegen mit den typischen Tierarten des Bergwaldes, darunter auch die ausgerotteten Braunbären, Wölfe und Luchse sowie Wildpferde und Auerochsen. Die gesamte Pflanzenwelt des Bayerischen Waldes mit seinen 700 Arten präsentiert das PflanzenFreigelände mit seinem Gesteinsgarten um das Hans-Eisenmann-Haus. Dort endet auch der seit Herbst 2009 mit 1.200 Meter Länge weltweit größte und barrierefreie Baumwipfelpfad mit einer 44 Meter hohen Aussichtskuppel. Durch urwüchsigen Waldbestand führt die Route über den Erlebnisweg „Seelensteig“ (Anfahrt mit dem Igelbus). Gäste, die zum ersten Mal im Nationalpark sind, sollten zunächst die Nationalparkzentren Lusen mit dem Hans-Eisenmann-Haus bei Neuschönau oder das Nationalparkzentrum Falkenstein mit dem Haus zur Wildnis bei Ludwigsthal besuchen. Beide bieten bei freiem Eintritt individuelle Beratung, Ausstellungen zum Thema Wald, Tonbildschauen auch in 3 D-Technik und Erlebnisräume für Kinder. Montag: Hans-Eisenmann-Haus, Pflanzen- und Gesteinsfreigelände, Baumwipfelpfad, danach Rundgang (7 km) durch das Tierfreigelände. Dienstag: Wanderung im grenzüberschreitenden waldgeschichtlichen Wandergebiet. Der Abstecher zur Moldauquelle wird neuerdings durch einen weiteren grenzüberschreitenden Wanderweg zu einem Rundweg verkürzt. Mittwoch: Über den Erlebnisweg „Hochwaldsteig“ und die Himmelsleiter geht es zur Besteigung des Lusens mit seinem waldfreien Gipfel aus abertausenden Granitblöcken in 1.373 Meter Höhe. Donnerstag: Heute steht das neue Nationalparkzentrum Falkenstein mit dem Haus zur Wildnis und das Tierfreigelände mit der Steinzeithöhle sowie der Urwalderlebnisweg Watzlikhain bei Zwieslerwaldhaus auf dem Programm. Freitag: Von der Racheldiensthütte aus wird der höchste Berg des Nationalparks, der Grosse Rachel, bestiegen (1.453 m). Samstag: Ein Tag nur für die Kinder. Der Besuch im Waldspielgelände mit seinem einmaligen Na turerlebnispfad lädt dazu ein, spielend die Natur zu begreifen. Allgemeine Informationen Daten und Fakten Unterkünfte Lage: Zwischen Bayerisch Eisenstein und Mauth, an der tschechischen Grenze Nationalpark-Partner www.nationalpark-partner.de Fläche: 243 Quadratkilometer Zweckverband der Nationalparkgemeinden Tel. 08558 91021 Höhenlage: 600 bis 1.453 Meter (Großer Rachel) Eröffnungsjahr: 1970 Landschaftstypen: Aufichtenwald, Bergmischwald, Bergfichtenwald Bücher und Karten Werbegemeinschaft Zwieseler Winkel Tel. 09922 4347 Fremdenverkehrsgemeinschaft Grafenau Tel. 08558 973807 Touristinformation Ferienland am Nationalpark Bayerischer Wald Tel. 08551 57114 Wanderkarte Bayerischer Wald Zwischen Rachel und Lusen ISBN 3-86116-059-5 und Zwieseler Winkel ISBN 3-86116-120-6 Bayerischer Wald – Wo Wildnis erwacht ISBN 3-924044-57-0 Waldwildnis grenzenlos ISBN 3-935719-37-X Nationalpark Information Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald Freyunger Straße 2 94481 Grafenau Tel. 08552 9600-0, Fax -100 [email protected] www.nationalpark-bayerischer-wald.de Hier sind auch Informationen zu den barriere freien Angeboten im Nationalpark erhältlich. Besucherzentren: Hans-Eisenmann-Haus Böhmstraße 35 94556 Neuschönau Tel. 08558 9615-0, Fax -22 Haus zur Wildnis Ludwigsthal 94227 Lindberg Tel. 0992 5002-0, Fax -167 Anreise Mit der Bahn: Von Plattling (ICE Bhf.) nach Zwiesel, Bayerisch Eisenstein, Grafenau, Frauenau oder Spiegelau. Von dort weiter mit dem Bayerwald-Ticket im Bus. Mit dem Auto: Falkenstein-Rachel-Gebiet: A 92 von München und A 3 von Regensburg bzw. Passau: Abfahrt Deggendorf, über B 11 nach Regen, Zwiesel und Bayerisch Eisenstein. Für das Rachel-LusenGebiet: A 3 Abfahrt Hengersberg, über B 533 nach Grafenau, Neuschönau bzw. Spiegelau. Barrierefrei besuchen Im Nationalpark und seinen Informations einrichtungen sind Parkplätze für Behinderte, Personenaufzüge, Rampen oder Treppenaufzüge, Sanitärbereiche und Behindertentoiletten und behinderten gerechte Angebote vorhanden. Auskünfte über barrierefreie Angebote gibt es im Servicegebäude am Parkplatz in Ludwigsthal, im Gebäude der Nationalparkwacht am Parkplatz in Neuschönau oder an den Besuchertheken in den Informationszentren und Informationsstellen. 13 14 Nationalpark Berchtesgaden 15 Die Ostwand des Watzmann, die hinter dem Kirchlein in unfassbare Höhen aufragt, gebietet Ehrfurcht. Hier, bis hinauf auf eine Höhe von 2.713 Meter, ist die Natur, nicht der Mensch das Maß aller Dinge. Winzig und zerbrechlich stehen die barocken Dachkuppeln mit den beiden Türmchen inmitten des von der Natur hingeszauberten großartigen Landschaftspanoramas. Die Wallfahrtskapelle St. Bartholomä am Westufer des Königssees prägt wie nur wenige andere „Motive“ weltweit das Bild von den Schönheiten Deutschlands. Rund um das Hagen gebirge verbringen die Steinböcke den Sommer. Dabei ist die grandiose Kulisse des Nationalparks Berchtesgaden für seine Besucher wie eine 70 Millionen Jahre alte erdkundliche Schautafel. Hier finden sich alle Klima- und Vegetationszonen, von den mittleren Breiten bis zum Polarkreis, auf engstem Raum. Auf 230 Kilometer gut ausgebauten Wanderwegen und alpinen Steigen kann sich der Besucher in die unzähmbare Natur begeben. Er hat die Wahl: vom 20-minütigen Spaziergang zum „Malerwinkel“ bis zur ausgedehnten Hochgebirgstour für den geübten Alpininsten. Neben dem von Touristen stark frequentierten Königssee bietet das über 200 Quadratkilometer große Gebiet zahllose, unvergessliche Eindrücke: wild-romantische Täler wie das Wimbachtal mit seinen gewaltigen Schuttströmen oder den einsam in einer Talsenke im Hochgebirge kauernden Funtensee, der im Winter mit extremen Minusgraden als Deutschlands Kältepol regelmäßig Schlagzeilen macht. Viele urige, im Sommer bewirtschaftete Almhütten bieten auf nahezu jeder Wandertour die Gelegenheit zur Rast. Die Hochgebirgslandschaft des Nationalparks Berchtesgaden zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Vielfalt an Lebensräumen aus: Das rar gewordene Edelweiß besiedelt magere Rasen und schwer zugängliche Felsspalten. Die weißfilzige Behaarung hilft der Pflanze, bei hoher Sonneneinstrahlung und Wind die Verdunstung gering zu halten. Im Nationalpark gibt es auch verschiedene Enzianarten: Der Stengellose Enzian mit seinen blauen, glockenförmigen Blüten ist von den Tälern bis hinauf in die alpine Mattenregion zu finden. Zur Schnapsgewinnung dienen die Wurzeln des Punktierten und des Ungarischen Enzians. Den Frühlingsenzian mit seinen strahlend blauen, sternförmigen Blüten nennen die Einheimischen auch „Schusternagel“. Bis zu 600 Jahre alt und bis zu 40 Meter hoch kann der Bergahorn werden. Seine Borke ist glatt, graugelb und oft mit Farnen, Moosen oder Flechten bewachsen. Er bildet mit Fichte, Tanne und Buche den natürlichen Bergmischwald. Rotwild und Gämsen sind in den Hochlagen beheimatet. Die possierlichen Murmeltiere, die in Familienverbänden leben, sind vornehmlich in den Gebieten von Jenner, Gotzen- und Wasseralm sowie am Funtensee zu beobachten. In der Kahlersbergs- / Teufelshörnerregion lebt im Grenzgebiet zu Österreich Deutschlands größte SteinbockPopulation (rund 120 Tiere). Die raren Kletterkünstler werden nicht bejagt und haben deshalb nur wenig Scheu vor dem Menschen. Allerdings ist die Nähe zu ihnen mit viel Schweiß zu bezahlen: Der Aufstieg dauert Stunden. Ganz entspannt vom Tal aus zu beobachten sind dagegen die Steinadler. Im Schutzgebiet brüten insgesamt vier Paare. Das Nationalpark-Team bietet derzeit ganzjährig kostenlos geführte Wanderungen in das „Tal der Adler“ an. Eine Woche im Nationalpark Ein Tag im Nationalpark 16 Im Sommer beginnt der Tag mit der Wanderung zu den Königsbachalmen – stets „dem Murmeltier auf der Spur“. Auf den sonnigen Almflächen können Besucher die putzigen Alpenbewohner mit dem Fernglas beobachten. Eine Brotzeit auf der Berghütte rundet das Programm ab. Auch an die Freunde von Almrausch, Edelweiß und Co. hat das Nationalpark-Management gedacht: Unter der fachkundigen Leitung eines Rangers entdecken interessierte Pflanzenfans die botanischen Besonderheiten des einzigen alpinen Nationalparks in Deutschland. Im Winter bietet sich der Besuch der Nationalpark-Infostelle Hintersee an. Nach einer Besichtigung der Spechtausstellung geht es zu Fuß oder mit dem Pferdeschlitten zur Rotwildfütterung. Mit etwas Glück kann man hier im Winter rund 60 Rothirsche und Hirschkühe mit ihren Kälbern beobachten. Sonntag: Auf Schusters Rappen führt der Weg durch die eindrucksvolle, tosende Wimbachklamm ins Wimbachtal mit seinem gewaltigen Schuttstrom, dem berühmten „Gries“. Montag: Fahrt mit der Jenner-Bergbahn. Vom Gipfel des Jenners öffnet sich ein herrlicher Blick auf den Königssee und in große Teile des Nationalparks. Dienstag: Mit dem Alm-Erlebnisbus geht es durch das Klausbachtal hinauf zum Hirschbichlpass. Der gemütliche Abstieg führt über die Bindalm, vorbei an der Nationalpark-Infostelle Engert, über die neue, spektakuläre Hängebrücke und endet mit einem Besuch der Nationalpark-Infostelle Hintersee mit seinem Naturerlebnisgelände. Mittwoch: Wanderpause. Heute steht die Besichtigung der Dokumentationsstelle zur Geschichte des Dritten Reiches am Obersalzberg auf dem Programm. Anschließend optional: Fahrt mit dem Bus zum Bergrestaurant Kehlsteinhaus – dem ehemaligen Machtsymbol des NS-Regimes. Donnerstag: Mit dem umweltfreundlichen, batteriebetriebenen Schiff und begleitet vom weltberühmten Echo geht es über den Königssee. Der Abstecher führt in die Nationalpark-Informationsstelle auf St. Bartholomä. Wanderung zur Eiskapelle am Fuße der Watzmann-Ostwand. Freitag: Besuch des Nationalpark-Hauses in Berchtesgaden und Ausflug in die Festspielstadt Salzburg. Samstag: Aufenthalt verlängert und Start zu einer mehrtägigen Bergtour mit Hüttenübernachtungen durch das Steinerne Meer. Allgemeine Informationen Daten und Fakten Mit etwas Glück kann man auf einer Wanderung durch den Nationalpark Berchtesgaden dem Steinadler begegnen. Lage: Im Südosten von Bayern an der österreichischen Grenze Fläche: 210 Quadratkilometer Höhenlage: 603 (Königssee) bis 2.713 Meter (Watzmann) 17 Gründungsjahr: 1978 Landschaftstypen: Laub-, Bergmisch- und Nadelwälder, Latschengebüsche, Almweiden, alpine Matten und Zwergstrauchheiden, Felsfluren, Moore, Bäche und Seen. Bücher und Karten Im Augenblick der Zeitlosigkeit Michael Vogel (Text), Marika Hildebrandt (Fotos) ISBN 978-3940141415 Die Pflanzenwelt des Nationalparks Berchtesgaden ISBN 3-925647-33-3 Die Tierwelt des Nationalparks Berchtesgaden ISBN 3-925647-42-2 Anreise Geologie der Berchtesgadener Berge ISBN 3-925647-27-9 Mit der Bahn: Endstation Berchtesgaden an der Strecke München – Berchtesgaden. Von dort weiter mit Linienbussen der RVO. Nationalpark Berchtesgaden Topographische Karte (1 : 25.000) ISBN 3-86038-093-1 Nationalpark Information Nationalpark-Haus Berchtesgaden Franziskanerplatz 7 83471 Berchtesgaden Tel. 08652 64343, Fax 69434 [email protected] www.nationalpark-berchtesgaden.bayern.de Unterkünfte Berchtesgadener Land Tourismus GmbH Tel. 08652 65650-0, Fax -99 www.berchtesgadener-land.com Vertikale Wildnis im Nationalpark Berchtes gaden: Zwischen dem Grund des Königssees und dem Watzmann gipfel liegen steile 2.300 Höhenmeter. Mit dem Auto: München – Salzburg, Ausfahrt Bad Reichenhall, Bundesstraße B 20 nach Berchtesgaden. Barrierefrei besuchen Der Nationalpark Berchtesgaden stellt für Menschen mit Behinderung einige Angebote wie z. B. barrierefreie Führungen bereit. Zudem sind einige der Wanderwege im Nationalpark auch für Rollstuhlfahrer geeignet. Weitere Informationen sind im Nationalpark-Haus in Berchtesgaden erhältlich. Nationalpark Eifel 18 Faszination Wildnis – erlebbar in einer Landschaft aus Wald und Wasser Majestätische Buchen, knorrige Eichen und wilde Bäche. Der Nationalpark Eifel bietet dem Betrachter ein vielseitiges Landschaftsbild: steile Täler, weite Wälder, Flüsse und Bäche durchziehen das Bild wie die Landschaft einer Modelleisenbahn. Modellierer sind die beiden Flüsse Rur und Urft. Attraktive Fernblicke von der offenen Graslandschaft der Dreiborner Hochfläche, dem ehemaligen Truppenübungsplatz Vogelsang, beeindrucken ebenso wie wilde Narzissen, die die Talwiesen im Süden jedes Frühjahr in ein gelbes Blütenmeer verwandeln. Naturnahe Buchen- und Eichenmischwälder stehen hier unter besonderem Schutz. Durch sie schleichen Wildkatzen auf leisen Pfoten durch die Dämmerung. Spuren im Schnee verraten die Anwesenheit der scheuen „Kleinen Eifeltiger“. 19 Im Nationalpark Eifel werden Laubmischwälder geschützt, die auf nährstoffarmen Böden wachsen und von atlantischem Klima beeinflusst sind. Wasserläufe durchziehen das Mittelgebirge wie ein weit verzweigtes Adernnetz einen komplexen Organismus. Die Rur und zahlreiche Nebenbäche haben die welligen, bewaldeten Hochrücken, die das Landschaftsbild prägen, in Jahrtausenden tief eingeschnitten. Neben schroffen Felsen, naturnahen Laubwäldern und artenreichen Wiesen gibt es in der geschützten Natur auch große Seen. Auf dem Gebiet des Nationalparks erstreckte sich vor 400 Millionen Jahren ein Flachmeer, in dem sich große Mengen an Ton als Sedimente ablagerten. Während der Zeit des Oberkarbons – vor etwa 300 Millionen Jahren – wurden diese Sedimentschichten zum sogenannten „variscischen Gebirge“ aufgefaltet und hochgeschoben. Durch den hohen Druck entstand aus Tonstein der in der Eifel so häufig vorkommende Schiefer. Mehrere tausende Tier- und Pflanzenarten haben Forscher hier bisher nachgewiesen, die in einer digitalen Artenliste im Internet zu sehen sind. Über 1.000 Arten stehen auf der Roten Liste, gelten also als gefährdet oder sind gar vom Aussterben bedroht. Prominentester Bewohner der strukturreichen Buchenwälder ist die Wildkatze, der „Kleine Eifeltiger“, von denen es 50 Exemplare im Schutzgebiet gibt. Mit rund 1.000 Rothirschen weist der Nationalpark eines der bedeutendsten Vorkommen in Europa auf. Auch Biber, Uhu und Flussperlmuschel sind hier beheimatet, ebenso der überaus seltene Schwarzstorch. Der beliebte Aussichtspunkt „Hirschley“ im Kermeter ist für alle Gäste des Nationalparks auf eigene Faust zugänglich. Denn das Wanderwegenetz im jüngst eingerichteten Natur-Erlebnisraum „Wilder Kermeter“ ist ausgehend vom Parkplatz Kermeter durchweg barrierefrei. Eine kurze Serpentine mit geringer Steigung führt zum Aussichtspunkt, an dem ein ertastbares BronzeModell der Nationalpark- und Talsperrenlandschaft aufgestellt ist. Um allen Menschen eine selbstständige Orientierung zu ermöglichen, ist das Wanderwegenetz mit einem barrierefreien Leit- und Informationssystem versehen. Weiterhin stehen genügend Sitzgelegenheiten, ein Wetterschutzdach, barrierefreie Sanitäranlagen und eine barrierefreie Bushaltestelle zur Verfügung. Schiffsrundfahrten sind eine sehr gefragte Variante, um vom Wasser des Rursees aus erste Eindrücke von der zukünftigen Nationalpark-Wildnis zu gewinnen. Ein Ranger begleitet die Schiffstour jeden ersten und dritten Montag in den Monaten April bis Oktober. Insgesamt bieten die Ranger im Nationalpark Eifel während des gesamten Jahres wöchentlich acht unterschiedliche geführte Touren an, kostenfrei und ohne Anmeldung. Eine wahre Herausforde rung ist der Wildnis-Trail, der auf 85 km Länge sämtliche Landschaften des Nationalparks Eifel erlebbar macht, hier den Urftsee. Ein Tag im Nationalpark 20 Ihren Ausflug in den Nationalpark beginnen Sie am besten in einem der fünf Informationshäuser, den Nationalpark-Toren mit ihren ThemenAusstellungen. Im Nationalpark-Tor Heimbach treten Sie zum Beispiel in ein begehbares Hörspiel ein, in dem es spannende Geheimnisse über den Buchenwald zu entdecken gilt. In allen Häusern finden Filmvorführungen statt, so auch zum „Kleinen Eifeltiger“. Die Tore sind Ausgangspunkt zahlreicher Rangerführungen und Wanderungen mit Waldführern, auch in niederländischer und französischer Sprache sowie in deutscher Gebärdensprache. Darüber hinaus bietet der Nationalpark-Veranstaltungskalender Familientage, Wildniscamps, Kutschfahrten und vieles mehr. Eine Woche im Nationalpark Samstag: Besuch des Nationalpark-Tores in Simmerath-Rurberg. Danach genießen Sie die Landschaft bei einer Schifffahrt oder Kanutour auf dem Rursee. Sonntag: Teilnahme an einem geführten Rundgang durch die ehemalige NS-„Ordensburg“ Vogelsang. Anschließend kostenfreie Rangertour oder barrierefreie Kutschfahrt zur Wüstung Wollseifen. Montag: Besuch des Nationalpark-Tores in Schleiden-Gemünd. Radtour entlang des Urftsees zur historischen Urftstaumauer. Einkehrmöglichkeit nach etwa 11 Kilometer. Dienstag: Besuch des Nationalpark-Tores sowie des Wasser-Info-Zentrums Eifel in Heimbach. Dann Wanderung durch naturnahe Buchenwälder zur Abtei Mariawald. Tipp: Erbsensuppe und Käsekuchen. Mittwoch: Besuch der Ausstellung im Nationalpark-Tor Nideggen oder Monschau-Höfen. Anschließend Abstecher in die benachbarten Altstädte. Donnerstag: Im Naturerlebnisdorf Nettersheim erkunden Sie die Eifeler Natur und Geschichte. Das Naturzentrum bietet Ausstellungen und Erlebnispfade zur erdgeschichtlichen und ökologischen Vielfalt der Region. Freitag: Wanderung auf einer der markierten Themen-Touren im Nationalpark Eifel. Danach können Sie in den Wildgehegen der Region hautnah Tiere erleben. Allgemeine Informationen Der Nationalpark steht ganz im Zeichen der Wildkatze. Daten und Fakten Lage: Etwa eine Fahrtstunde entfernt von Köln, Bonn und Aachen an der deutsch-belgischen Grenze. Fläche: 108 Quadratkilometer Gründungsjahr: 2004 Landschaftstypen: Ausgedehnte, durch Buchen und Traubeneichen geprägte Laubwälder, Schluchtwälder, Offenland mit Felsen, Stein brüchen, Mooren und Heiden, Bachtäler mit Auenwäldern und wilden Narzissen Bücher und Karten Wanderkarte Nationalpark Eifel Eifelverein (Hrsg.) ISBN 978-3-921805-78-7 Wanderführer ThemenTouren Nationalpark Eifel ISBN 978-3-7616-2068-7 Der Wildnis-Trail im Nationalpark Eifel – 4 Tagesetappen zwischen 18 und 25 km ISBN 978-3-7616-2154-7 und ISBN 978-3-7616-2010-6 Tier- und Pflanzenwelt im Nationalpark Eifel J.P. Bachem-Verlag ISBN 978-3-7616-2005-2 Nationalpark Information Landesbetrieb Wald und Holz NRW Nationalparkforstamt Eifel Urftseestraße 34 53937 Schleiden-Gemünd Tel. 02444 9510-0, Fax -85 [email protected] www.nationalpark-eifel.de Unmittelbare Anlaufstellen für Besucher sind die fünf Nationalpark-Tore mit spannenden Ausstellungen und Tourist-Informationen. Unterkünfte Auf Nationalpark-Besucher ausgerichtete Restaurants, Hotels, Rensionen und andere Unterkünfte finden Sie unter www.nationalparkgastgeber.eu. Anreise Mit der Bahn: Bis zum Bahnhof Kall (DB-Strecke Köln-Trier) oder mit der Rurtalbahn von Düren nach Heimbach. Weiterfahrt mit NationalparkShuttle und weiteren Buslinien. Mit dem Auto: In die Nationalparkregion kommen Sie aus Köln über die Autobahn A 1 (Abfahrt EuskirchenWißkirchen), aus Aachen auf der B 258, aus Düren über die B 56, B 265 und aus Richtung Koblenz über die A 61. In der Region führt ein Leitsystem zu den Nationalpark-Toren. Barrierefrei besuchen In Gebärdensprache übersetzte Touren, entsprechend geschulte Ranger und Waldführer, der barrierefreie Natur-Erlebnisraum „Wilder Kermeter“, barrierefreie Informationshäuser, Kutschfahrten und Nationalpark-Gastgeber machen den Park für jeden zugänglich und erlebbar. 22 Nationalpark Hainich 23 Es braucht schon ein bisschen Überwindung, eine der beiden Hängebrücken zu erklimmen. Ist das mulmige Gefühl jedoch überwunden, kann man sich auf der schwankenden, aber völlig ungefährlichen Seilkonstruktion in 25 Meter Höhe in den sachten Bewegungen der Buchenäste wiegen. Der Baumkronenpfad ermöglicht die wohl intensivste Begegnung mit der Natur im „Urwald mitten in Deutschland“. Gelegen im Dreieck der Städte Eisenach, Mühlhausen und Bad Langensalza sind die weiten Wälder des Hainich das größte zusammenhängende Laubwaldgebiet Deutschlands, fast frei von Nadelbäumen und im Nationalpark ohne jegliche Bewirtschaftung. Der Lebensraum im „Dachgeschoss“ des Waldes ist sehr vielfältig und längst nicht vollständig erforscht. Die für den Menschen schwer erreichbaren Baumkronen stecken voller Leben: So begegnet man auf dem Wipfel-Rundgang durch einen ansonsten unzugänglichen Lebensraum Tieren wie Spechten, dem hoch spezialisierten Schillerfalter oder der Bechsteinfledermaus. Ruhezonen laden zum Stehenbleiben und Staunen ein. Mit Natur und Kunst, Wissen und Spiel, abenteuerlicher Höhe und greifbarer Nähe wird der Besuch auf dem Baumkronenpfad ein einmalig spannendes Naturerlebnis. Zum umweltpädagogischen Konzept des Schutzgebiets gehören auch die barrierefreien Erlebnispfade Silberborn, Brunstal und Feensteig. Die sehr beliebten Wege sind keine Lehrpfade mit ellenlangen Schrifttafeln, sondern Überraschungsparcours mit vielen Erlebnisstationen. Vor allem der Baumartenreichtum des Nationalparks Hainich unterscheidet ihn deutlich von anderen Wäldern. Der Hainich ist ein Höhenzug mit Muschelkalk als Grundgestein, dessen höchste Erhebung der Alte Berg mit einer Höhe von fast 500 Meter ist. Hier wachsen Rotbuchen, Eschen, Ahorne, Linden und die seltene Elsbeere mit ihren kleinen, runden und rot-bräunlichen Früchten. Betteleiche – mystisch und schön, ein geheimnisvoller Ort mitten in Deutschland Ebenso beeindruckend ist auch das übrige Artenspektrum der Tier- und Pflanzenwelt. Im Hainich leben Wildkatzen, Waldfledermäuse und verschiedene Spechtarten. Wesentlich unscheinbarer sind viele Vertreter der rund 1.650 bisher nachgewiesenen Pilzarten – mehr als 200 von ihnen stehen auf der Roten Liste Deutschlands. Bei den Moosen zählen die Wissenschaftler bisher 221, bei den Flechten 134 Arten. Besonders farbenprächtig präsentieren sich die Wälder im Frühjahr und Herbst, wenn der Boden von den Frühblühern bedeckt ist bzw. die bunte Herbstfärbung den Baumartenreichtum zeigt. Entsprechend dem Motto der deutschen Nationalparks „Natur Natur sein lassen“ sind bereits 91 Prozent der Gesamtfläche des Nationalparks ungenutzt. Besonders naturnahe Buchenwälder in Deutschland sollen im Rahmen der Welterbekonvention der UNESCO als Weltnaturerbe eingeschrieben werden. Als Erweiterung der seit 2007 bestehenden Welterbestätte „Buchenurwälder der Karpaten“ werden die wertvollsten Buchenwälder aus fünf deutschen Schutzgebieten vorgeschlagen – darunter auch der Nationalpark Hainich. Im Frühjahr sind die Buchenwälder mit blühenden Teppichen ausgelegt – hier der Lerchensporn Ein Tag im Nationalpark 24 Morgenbesuch des Nationalparkzentrums an der Thiemsburg bei Bad Langensalza. Hier lädt die Ausstellung „Entdecke die Geheimnisse des Hainich“ ein, den Nationalpark aus verschiedenen Perspektiven zu beobachten, zu erkunden und zu verstehen. Die Besucher begegnen der Wildkatze, einem Tausendfüßler und dem Dachs. Auf dem Baumkronenpfad gelangt man in die Wipfel des Buchenwaldes – der gute Blick auf Spechte und Fledermäuse auf dem über 500 Meter langen Pfad ist inklusive. Von der Thiemsburg aus kann der Tag mit einer Wanderung über den Steinbergweg (10 km) oder über den Naturpfad Thiemsburg (4 km) ausklingen. Eine Woche im Nationalpark Montag: Zu Beginn steht der Gang durch das Nationalparkzentrum an der Thiemsburg, anschließend können Sie den Baumkronenpfad erkunden oder auf dem Steinbergweg wandern. Dienstag: Der Wanderweg „Wildkatzenpfad“ zwischen Bad Langesalza und Eisenach beginnt am Wanderparkplatz Hütscheroda. Anschließend Besuch der Luther- und Bachstadt Eisenach mit der Weltkulturerbestätte Wartburg. Mittwoch: Besichtigung des Naturkundemuseums in der Landeshauptstadt Erfurt oder des Schlosses Friedenstein in der Residenzstadt Gotha. Donnerstag: Nationalpark-Information „Am Harsberg“ bei Lauterbach. Vorbei an den Baumhäusern der Jugendherberge „Urwald-Life-Camp“ auf den Bummelkuppenweg. Freitag: An der Fuchsfarm bei Mülverstedt beginnt der seh- und gehbehindertengerechte Erlebnispfad Brunstal. Der Nachmittag ist Mühlhausen, Stadt der Türme, und dem Kloster Volkenroda mit dem Christuspavillon gewidmet. Samstag: Erst geht es in Mihla mit dem Kanu auf die Werra und danach per Rad im Werratal durch den Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal. Sonntag: Der letzte Tag der Woche beginnt mit dem Besuch der Nationalpark-Information in Kammerforst und endet mit einer schönen Wanderung vom Parkplatz Zollgarten auf dem Betteleichenweg. Allgemeine Informationen Daten und Fakten Nationalpark Information Lage: Im Westen Thüringens, im Dreieck der Städte Eisenach, Mühlhausen und Bad Langensalza Nationalparkverwaltung Hainich Bei der Marktkirche 9 99947 Bad Langensalza Tel. 03603 3907-0, Fax -20 [email protected] www.nationalpark-hainich.de Fläche: 75 Quadratkilometer Höhenlage: 220 bis 500 Meter Gründungsjahr: 1997 Landschaftstypen: Arten- und strukturreicher Rotbuchenmischwald mit hohem Totholzanteil; große Wiederbewaldungsflächen Bücher und Karten Freizeitkarte Nationalpark Hainich plus Erlebnispfade ISBN 3-932071-05-0 Baumkronenpfad – hier kann man dem Urwald aufs Dach steigen. Urwald mitten in Deutschland erhältlich in den Nationalparkinformationen Nationalparkzentrum und Baumkronenpfad Tel. 03603 892159, Fax 891343 [email protected] Unterkünfte Hainichland, Tourismusverband der Thüringer Nationalparkregion Tel. 036022 980836, Fax 980837 [email protected] www.hainichland.de Anreise Mit der Bahn: Bahnhöfe Eisenach, Bad Langensalza und Mühlhausen; von dort aus weiter mit dem regionalen Busverkehr. Mit dem Auto: Autobahn A 4 von Abfahrt Eisenach Ost über Bundesstraße B 84 nach Bad Langensalza und Mihla oder von Abfahrt Gotha über B 247 nach Bad Langensalza. Barrierefrei besuchen Der Erlebnispfad Brunstal im Nationalpark ist speziell für Rollstuhlfahrer konzipiert. Blinde und Sehschwache werden durch ein Leitsystem von Station zu Station geführt. Alle Informationen werden auch in Braille-Schrift angeboten. Weitere Auskünfte erteilt die Nationalpark-Information. 25 26 Nationalpark Harz Es ist ein unwirtlicher Ort. Über 300 Tage im Jahr umhüllt von Nebel, mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von gerade mal 3,1 Grad. Stürme von 200 km / h und mehr fegen über ihn hinweg, die „nordische“ Vegetation hält sich geduckt am granitenen Untergrund. Doch gelegentlich ist er auch ein Ort des Zaubers. Er ist Schauplatz der Walpurgisnacht oder beinahe surrealistischer Impressionen: Jeder kennt die Bilder der dicken, eigentümlich gekrümmten Schneemützen, die vereinzelt in der glitzernd weißen Winterlandschaft stehen. Sagenumwobene Bergwildnis – Blick von der Rabenklippe zum Brocken Als nördlichster Vorposten der Mittelgebirge trotzt der 1.141 Meter hohe Brocken, höchste Erhebung im Nationalpark Harz, jahraus, jahrein dem anstürmenden Wetter. Das Klima ist rau – vergleichbar mit alpinem Gelände oberhalb 2.000 Meter. Der Brocken ist höchster Punkt in Norddeutschland und Höhepunkt jeder NationalparkErkundung. Über zahlreiche Tourenwege aus den Richtungen Schierke, Torfhaus oder Bad Harzburg /Ilsenburg lässt er sich erwandern. Oder man nimmt die berühmte Harzer Schmalspurbahn. Die Ausstellung im Brockenhaus auf der Brockenkuppe in unmittelbarer Nähe zu Brockenwirt und Sendemast bietet tiefe Einsichten und weite Ausblicke. Im 1890 gegründeten Brockengarten wachsen heute mehr als 1.800 Hochgebirgsarten aus aller Welt. Der sagenumwobene Brocken ist Teil einer herb-romantischen Landschaft, geprägt von steilen Bergzügen, Hochebenen, Klippen, Tälern und Schluchten. Auf engstem Raum finden sich alle Höhenstufen vom Hügelland bis hinauf zur Brockenkuppe, dem einzigen Mittelgebirgsgipfel mit einer natürlichen Waldgrenze. Jede Höhenstufe bietet besondere Lebensbedingungen für eine reiche Tier- und Pflanzenwelt. So dominiert in den hohen Lagen die Bergfichte. Hier trifft man auf Felsen, Blockhalden und Moore, auf klare Gebirgsbäche, an deren Ufern sich Wasseramseln und Wasserspitzmäuse tummeln. Im tiefer gelegenen Buchenwald leben Schwarzspecht und Schwarzstorch, geht die Wildkatze auf die Pirsch. Der Schluchtwald ist für die Rotbuche zu feucht: Hier überschatten Erlen, Eschen und Berg-Ulmen eine reiche Krautschicht, gedeihen Alpen-Milchlattich und Mondviole. Der BuchenFichten-Mischwald ist das Reich des Auerhahns, hier haust in verlassenen Baumhöhlen auch der seltene Raufußkauz. Rothirsche, Rehe und Wildschweine müssen wieder vor einem uralten Feind auf der Hut sein: Der Luchs ist in den Harz zurückgekehrt. Die große Wildkatze hat hier eines ihrer letzten Rückzugsgebiete. Die Harzer Moore, bis über sieben Meter mächtig, haben ihre Ursprünglichkeit weitgehend bewahrt – der Torfabbau erwies sich als zu schwierig. Ihre Entstehung verdanken sie dem rauen Klima: Feuchtkühle Bedingungen und undurchlässiger Untergrund ließen nach der Eiszeit vernässte Bereiche entstehen. Hier wurde Moorwachstum möglich, da abgestorbene Pflanzen nur teilweise zersetzt wurden. Vor allem aus abgestorbenem Torfmoos entwickelten sich allmählich mächtige Moorkörper. Aufgewölbte Flächen weisen auf ein Hochmoor hin, wo das Scheidige Wollgras wächst. Der Nationalpark Harz ist eines der größten Waldschutzgebiete Deutschlands – mit gezielten, aber behutsamen Eingriffen hilft der Mensch dem noch bestehenden Kulturwald, wieder zu einem Naturwald zu werden. Bis zum Jahr 2022 sollen mindestens 75 Prozent der Nationalparkfläche sich selbst überlassen sein. Unübersehbar sind die Veränderungen, die der Borkenkäfer in den Fichten-Monokulturen angerichtet hat. Bereits zu erkennen ist aber auch die Vielfalt des Lebens, die nun, ohne Zutun des Menschen, im Totholz heranwächst. Der Borkenkäferpfad bei Ilsenburg mit seinen Info-Stationen lässt die Besucher verstehen, warum die „Katastrophe“ auch eine Chance ist. Unweit des Bahnhofs der Brockenbahn in Drei Annen Hohne schlängelt sich der Löwenzahn-Entdeckerpfad. Auf dem Weg zum Berg lohnt sich auch ein Abstecher in den Brocken-Urwald: Auf dem Urwaldstieg ist zu erfahren, warum ein Wald zugleich lebt und vergeht. 27 28 Sonnenaufgang am Hirtenstieg – steil geht es von hier aus nördlicher Richtung auf den Brocken. Ein Tag im Nationalpark Eine Woche im Nationalpark Auf Goethes Spuren auf den Zauberberg der Deutschen: Der Wanderweg vom Torfhaus auf den Brocken dauert ca. zwei Stunden. Informieren Sie sich vorab im Nationalpark-Besucherzentrum TorfHaus über Ihren Weg entlang der Harzer Moore und durch die naturnahen Bergfichtenwälder. Auf dem Brockengipfel bietet das Brockenhaus eine umfangreiche und moderne NationalparkAusstellung. Eine Führung mit dem Nationalpark-Ranger über den Brocken-Rundwanderweg eröffnet Ihnen neue Aus- und Einblicke. Der benachbarte Brockengarten zeigt über 1.800 Hochgebirgspflanzen aus der ganzen Welt. Blühsaison ist von Mitte Mai bis Mitte Oktober – während dieser Zeit gibt es täglich Führungen. Montag: Familienprogramm: Erkundung des Löwenzahn-Entdeckerpfades in Drei Annen Hohne. Anschließend mit den kinderfreundlichen Packpferden Max und Eros in den Nationalpark. Dienstag: „Mit dem Ranger im Ilsetal auf Goethes und Heines Spuren“: Nationalpark-Ranger begleiten Sie ab dem Nationalparkhaus im Ilsetal. Mittwoch: „Sieben-Moore-Tour“: Wanderung mit Nationalpark-Rangern durch die Hochlagen um Torfhaus. Donnerstag: Morgens zum Luchsgehege an der Rabenklippe. Abends „Der Fledermaus auf der Spur“. Freitag: Vom Bahnhof Bad Harzburg mit dem Erdgasbus zur Nationalpark-Waldgast stätte Molkenhaus. Pirschgang zur WildtierBeobachtungsstation. Samstag: Klippenwanderung „Natur pur“ zu den Leistenklippen auf dem Hohnekamm. Sonntag: (im Herbst) Kunstausstellung „Natur – Mensch“ in Sankt Andreasberg. Allgemeine Informationen Daten und Fakten Natur entdecken mit dem NationalparkRanger Lage: zentraler Teil des Mittelgebirges Harz, in den Bundesländern Niedersachsen und SachsenAnhalt gelegen Fläche: 247 Quadratkilometer Höhenlage: 230 bis 1.141 Meter (Brocken) 29 Gründungsjahr: 1990 (Sachsen-Anhalt) bzw. 1994 (Niedersachsen), Fusion 2006 Landschaftstypen: Bergfichten-, Bergmisch- und Buchenwälder, subalpine Zwergstrauchheiden, Moore, Fließgewässer und Felsbiotope Bücher und Karten Broschüren, z. B. „Nationalpark Harz – Sagenumwobene Bergwildnis“ oder das jährliche Naturerlebnis-Programm sind in den Nationalparkhäusern, bei der Nationalparkverwaltung oder auch als Download im Internet erhältlich. Eine große Auswahl an Büchern und Karten zum Nationalpark finden Sie in den Nationalparkhäusern. Nationalpark Information Nationalparkverwaltung Harz Lindenallee 35 38855 Wernigerode Tel. 03943 5502-0, Fax -37 [email protected] www.nationalpark-harz.de Brockenhaus Tel. 039455 5000-5, Fax -6 Nationalpark-Besucherzentrum TorfHaus Tel. 05320 33179-0, Fax-19 Nationalparkhaus Sankt Andreasberg Tel. 05582 9230-74, Fax -71 Haus der Natur, Bad Harzburg Tel. 05322 7843-37, Fax -39 Unterkünfte Harzer Tourismusverband Tel. 05321 3404-0, Fax -66 [email protected] www.harzinfo.de Urlaub bei Nationalpark-Partnern www.nationalpark-harz-partner.de Anreise Mit der Bahn: Von Norden bis Bad Harzburg oder Wernigerode; von Süden bis Herzberg oder Bad Lauterberg. Weiterreise mit dem Bus (Infos unter: www.fahrtziel-natur.de) oder der Dampf betriebenen Schmalspurbahn (www.hsb-wr.de). Mit dem Auto: Über die Bundesstraßen B 6 (Goslar – Bad Harzburg – Wernigerode), B 81 (Halberstadt – Wernigerode), B 27 / B 243 (Osterode – Herzberg – Bad Lauterberg – Braunlage) oder B 4 / B 242 (Braunlage). Barrierefrei besuchen Die Fahrt mit der Harzer Schmalspurbahn auf den Brocken mit Besuch des Brockenhauses wie auch der barrierefreie Wanderpfad mit Aussicht auf den Brocken bei Torfhaus gehören zu den barrierefreien Angeboten des Nationalparks. Weitere Auskünfte gibt es bei der Nationalpark verwaltung, in den Nationalparkhäusern oder unter www.nationalpark-harz.de. 30 Nationalpark Jasmund 31 Grüner Buchenwald, weiße Kreidefelsen und blaues Meer – die Halbinsel Jasmund auf Rügen gehört zu den berühmten Charakterlandschaften Deutschland. Casper David Friedrichs Gemälde der Kreidefelsen, eine Ikone der deutschen Romantik, dominiert bis heute unser Bild von Rügens Küste. Die weiß leuchtenden Felsen bestehen aus 70 Millionen Jahre alter Kreide. Die Natur hat sie aus den Skeletten unzähliger einzelliger Lebewesen aufgeschichtet, die das kreidezeitliche Meer dort einst hinterließ. Der höchste und markanteste Punkt der Kreideküste ist der 188 Meter über den Strand aufragende Königsstuhl. An seinem Fuß, wo die Brandung der Ostsee Feuersteinkiesel klackern lässt, standen sich zur Zeit der Germanen rivalisierende Thronfolger gegenüber. Nur mit einem Messer ausgerüstet, mussten sie den Felsen erklimmen. Wer es schaffte, wurde oben zum König gekrönt. Der Hochuferweg zwischen Sassnitz und Lohme bietet immer wieder überraschende Ausblicke. Vom Königsstuhl aus führt ein Weg durch den schattigen Wald mit ehrfurchtgebietenden Baumveteranen und tief eingeschnittenen Bachtälern zum stillen, sagenumwobenen Herthasee. Obwohl Blick vom Hochuferweg auf Kollicker, Kieler und Fahrnitzer Ufer hier die forstliche Nutzung erst vor wenigen Jahren aufgegeben wurde, hat das Gebiet heute schon in weiten Bereichen den Ausdruck urwüchsiger, sich selbst überlassener Natur. Jasmund ist der kleinste Nationalpark in Deutschland. Nicht allein die Kreidefelsen waren der Grund, ihn einzurichten, sondern die erstaunliche Vielfalt unterschiedlicher Lebensräume auf kleinem Raum. Zum Nationalpark gehört der Rotbuchenwald der Stubnitz mit mehr als 100 Mooren, Seen, Quellen und Bächen. Auch der Flachwasserbereich der Ostsee vor den Kreidefelsen ist Teil des Nationalparks. 32 Moore in der Stubnitz galten schon früher als romantisch und regen die Phantasie an. Ein Tag im Nationalpark Eine Woche im Nationalpark Ein unvergessliches Erlebnis ist eine Wanderung entlang der Kreideküste, am besten gleich morgens bei Sonnenaufgang. Von Sassnitz führt der Weg über den Geröllstrand unter den steil aufragenden weißen Felsen rund acht Kilometer entlang bis zum 118 m hoch aufragenden Königsstuhl. Über eine Treppe gelangt man vom Strand hinauf. Oben vermittelt ein Besuch des Nationalpark-Zentrums ganz spezielle Einblicke in den Nationalpark – ein Erlebnis für Groß und Klein. Bevor es mit dem Bus nach Sassnitz zurückgeht, lohnt sich noch ein Abstecher zum sagenumwobenen Herthasee. Wer gut zu Fuß ist, wandert auf dem Hochuferweg nach Sassnitz zurück, durch schattigen Buchenwald und mit immer neuen, spektakulären Ausblicken auf die Kreideküste und die Ostsee. Samstag: Quartier in einer der Pensionen in Sassnitz im Stil der Bäderarchitektur mit Blick auf die Prorer Wiek. Zum Abendessen fangfrischer Fisch. Sonntag: Mit dem Nationalpark-Ranger zur Küste und dort Donnerkeile und Hühnergötter suchen. Montag: Wanderung mit dem Ranger vom Parkplatz Hagen zum Königsstuhl. Dort Besuch des Nationalpark-Zentrums Königsstuhl mit ungewohnten Einblicken in die Natur. Das macht Lust auf mehr. Dienstag: Mit dem Ausflugsdampfer an der Küste entlang bis zum Königsstuhl und zurück, mit vielfältigen Informationen über Jasmund und Rügen. Anschließend ein zünftiges Fischessen in einer Sassnitzer Hafenkneipe und Bummel durch die Altstadt. Mittwoch: Ein Höhepunkt ist die Wanderung bei Sonnenaufgang von Sassnitz am Strand unterhalb der Kreidefelsen zum Königsstuhl und auf dem Hochuferweg zurück. Donnerstag: Mit dem Fahrrad über die Halbinsel Jasmund. Besuch des Kreidemuseums Gummanz und Fernblick vom Tempelberg Bobbin über weite Teile Rügens. Freitag: Morgens noch einmal ganz allein zum Sonnenaufgang an die Kreideküste. Allgemeine Informationen Daten und Fakten Unterkünfte Lage: Halbinsel Jasmund auf der Ostseeinsel Rügen Tourismuszentrale Rügen GmbH Tel. 03838 80770, Fax 254440 [email protected] www.ruegen.de Fläche: 30 Quadratkilometer Höhenlage: – 10 bis +161 Meter (Piekberg) Gründungsjahr: 1990 Landschaftstypen: Kreidefelsen, Geröllstrand und Flachwasserbereich der Ostsee, Buchenwald, Seen, Moore, Bäche Bücher und Karten Rolf Reinicke Die Kreideküste Verlag Delius Klasing ISBN 978-3-7688-1905-3 Rad- und Wanderkarte Rügen 1 : 50.000 Maiwald-Karten, Studio-Verlag ISBN 978-3-932115-26-4 Nationalpark Information Nationalparkamt Vorpommern Im Forst 5 18375 Born Tel. 038234 502-0, Fax -24 [email protected] www.nationalpark-jasmund.de Außenstelle Nationalpark Jasmund Stubbenkammer 2 a 18546 Sassnitz Tel. 038392 350-11, Fax -54 Nationalpark-Zentrum Königsstuhl gGmbH Tel. 038392 6617-0, Fax -40 [email protected] www.koenigsstuhl.com Anreise Mit der Bahn: Über Stralsund und Bergen nach Sassnitz, Buslinien 14, 20, 23 nach Stubbenkammer. Mit dem Auto: A 20 bis Ausfahrt Stralsund, B 96 Stralsund über Bergen nach Sassnitz. Pendelbus vom Parkplatz Hagen zum Königsstuhl. Barrierefrei besuchen Das Nationalpark-Zentrum Königsstuhl ist wie alle Attraktionen des Außengeländes rollstuhl gerecht ausgestattet. Einzige Ausnahme ist der Königsstuhl. Der Pendelbus vom Parkplatz Hagen ist ebenfalls für Rollstuhlfahrer geeignet. Für blinde Besucher liegt das Faltblatt „National park Jasmund, Kreidefelsen am Meer“ in BrailleSchrift vor. 33 34 Nationalpark Kellerwald-Edersee Einer der letzten großen und naturnahen Rotbuchenwälder Mitteleuropas steht im Nationalpark Kellerwald-Edersee unter Schutz. Das wiederkehrende Auf und Ab der bewaldeten Berge und Hügel verleiht dieser Waldlandschaft ihren ruhigen, fließenden Rhythmus und erinnert an ein wogendes Buchenmeer. Uralte, knorrige Buchen, bemoostes Wurzelwerk, bizarre Felsvorsprünge und klare Quellen säumen die Wanderwege, durch die Baumkronen hindurch schimmert immer wieder unvermittelt das glitzernde Blau des Edersees. Im Reich der urigen Buchen entsteht „Wildnis von morgen“. Die urigen alten Wälder des Kellerwaldes sind etwas ganz Besonderes. Auf über 1.000 Hektar ist der Buchenwald hier über 160, in anderen Bereichen mehr als 200 Jahre alt. Der größte und unzerschnittene Hainsimsen-Buchenwaldkomplex Mitteleuropas ist der einzige Nationalpark Hessens und steht gemeinsam mit vier weiteren Buchenwaldgebieten auf der Vorschlagsliste der UNESCO zur Anerkennung als Weltnaturerbe „Alte Buchenwälder Deutschlands“. Gut 500 Quellen entspringen im Nationalpark. Charakteristisch für die reliefbetonte Landschaft sind auch Felsfluren und Blockhalden an Steilhängen sowie liebliche Waldwiesentäler. Die Wildkatze ist nach mehr als 60 Jahren wieder im Kellerwald heimisch und alle in Hessen verbreiteten Spechtarten sind hier zu Hause. Nachts verlassen Fledermäuse – darunter Großes Mausohr und Bechsteinfledermaus – ihre Tagesverstecke in Spalten und Höhlen, um Insekten zu jagen. Seltene Käferarten und Pilze besiedeln und zersetzen sterbende Bäume und moderndes Holz. Schwarzund Rotmilan ziehen ihre Kreise über den Baumkronen, Schwarzstorch und Uhu sind in die stillen Wälder zurückgekehrt. Der seltene Alpenstrudelwurm gilt als sogenanntes Eiszeitrelikt, bewohnt intakte Quellen und ist – genau wie Dunkers Quellschnecke – ein Zeiger für ausgezeichnete Wasserqualität. Insgesamt wachsen im Nationalpark 540 Pflanzenarten. Zu ihnen zählen u. a. die Weiße Hainsimse und die Astlose Graslilie. Neben der Buche begegnen dem Wanderer Mehlbeeren, Eichen, Linden, Ahorn und vereinzelt Nadelhölzer. Im Nationalpark wurden bisher 383 Pilz-, 258 Moos- und 280 Flechtenarten nachgewiesen. Naturliebhaber können eine halbtägige Wandertour mit einer Schifffahrt über den Edersee oder einer Fahrt mit der E.on-Standseilbahn zum Peterskopf kombinieren. Auf Ganztagestouren können Besucher vollkommen ins „Reich der urigen Buchen“ eintauchen. Ein besonderes Erlebnis ist der Urwaldsteig, der auf ca. 70 Kilometer rund um den Edersee führt. Bizarre Baumgestalten führen den Wanderer an der Wooghölle auf verschlungenen Pfaden über Stock und Stein hinein in die Welt der Kobolde und Gnome. Ein unvergessliches Naturerlebnis bietet die malerische Banfebucht, die den Fjorden Skandinaviens gleicht. Einen barrierefreien Wanderweg, der Familien mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrern einen wunderschönen Ausflug in die werdende Wildnis ermöglicht, bietet eine Teilstrecke der Hagensteinroute. Die Ochsenwurzelskopf-Route führt bis zum Hochspeicherbecken auf den Peterskopf und belohnt Besucher mit einem grandiosen Ausblick auf Edersee und Schloss Waldeck. An den Steilhängen des Bloßenberges entdecken Pflanzenliebhaber im Frühsommer eine blühende Sensation: die europaweit gefährdete Pfingstnelke hat im Nationalpark Kellerwald-Edersee das größte hessische Vorkommen. Die Quernst-Kapelle bietet besondere Momente der Ruhe. Wer das „Reich der urigen Buchen“ unter kundiger Führung entdecken möchte, schließt sich einer der zahlreichen Rangertouren an. Sie bieten Information und Erlebnis, ob zu Fuß, auf dem Fahrrad, im Planwagen oder mitunter auch bei Nacht. Das futuristisch anmutende NationalparkZentrum Kellerwald bei Vöhl-Herzhausen greift mit seiner ErlebnisAusstellung das Thema „Wildnis“ aus ungewöhnlichen Perspektiven auf. Im WildtierPark erleben Besucher heimische Tiere zum Anfassen nah. 35 36 Der Nationalpark Kellerwald-Edersee kann auf zahlreichen und wunderschönen Routen erwandert werden, beispiels weise auf dem Urwaldsteig Edersee. Ein Tag im Nationalpark Eine Woche im Nationalpark Die Tour beginnt in Edertal-Hemfurth mit einer Fahrt der E.ON-Standseilbahn zum Hochspeicherbecken auf dem Peterskopf. Von dort geht es auf dem Urwaldsteig bergab durch ausgedehnte Altbuchenwälder vorbei an Sauermilchplatz und Förstergrab. Die Wanderung führt weiter um den Daudenberg, der sich durch seine unterschiedlichsten Waldgesellschaften sowie Blockhalden auszeichnet. Zuletzt erreicht man Bringhausen und kann mit einem Ederseeschiff die Rückreise zum Ausgangspunkt genießen. Die Landschaft mit ihren bewaldeten Bergen, durch die man eben noch gewandert ist, mutet vom Wasser aus fjordartig an. Montag: Besuch des NationalparkZentrums Kellerwald – eines der innovativsten Ausstellungshäuser zum Thema „Natur und Wildnis“ mit 4 DSinneKino, Gastronomie und NationalparkShop. Anschließende Wanderung in den Nationalpark auf der Hagensteinroute und zurück über den wilden Brückengrundsteig. Dienstag: Die Edersee-Radweg-Tour für die ganze Familie bietet romantische Ausblicke auf den Edersee und urige Wälder. Mittwoch: Wanderung in den Nationalpark, z. B. auf dem Heideerlebnispfad bei Altenlotheim mit Magerrasen, Heide und Wacholder. Donnerstag: Auf dem zertifizierten Urwaldsteig Edersee trifft der Wanderer auf Knorreichen, Buschbuchen und die Welt der Fabelwesen. Freitag: An diesem Tag soll Kultur ein Schwerpunkt sein und deshalb führt die Tour zum Zisterzienser Kloster Haina, zum Landschaftspark „Stamfortsche Gärten“ und auf den Tischbeinwanderweg. Samstag: Die erholsame Schiffstour auf dem Edersee wartet – von der Sperrmauer geht es bis Herzhausen und wieder zurück. Sonntag: Eine Fahrt mit der Standseilbahn von Edertal-Hemfurth zum Hochspeicherbecken. Dem Betrachter bieten sich bei Fernsicht herrliche Ausblicke bis nach Willingen und Kassel. Ein Rundweg führt den Wanderer nach Edertal-Kleinern und über das Kleiner’sche Tor zurück nach Hemfurth. An drei Sonntagen im Jahr feiert der Nationalpark Kellerwald-Edersee: das Nationalparkfest, das Heideblütenfest und den Herbstmarkt. Allgemeine Informationen Daten und Fakten Anreise Lage: Nordhessen, südlich des Edersees Mit Bus und Bahn: Mit Bus oder Bahn nach Bad Wildungen, Korbach oder Frankenberg. Von dort aus fahren Busse in die Nationalparkgemeinden, das BuchenHaus, den WildtierPark oder das NationalparkZentrum. Die Busverbindungen des Nordhessischen Verkehrsverbunds NVV werden ergänzt durch das regionale Busunternehmen BKW. Daneben kann auch der komfortable Service des Anrufsammeltaxis in Anspruch genommen werden. Fläche: 57 Quadratkilometer Höhenlage: 200 bis 626 Meter ü. NN Gründungsjahr: 2004 Landschaftstypen: Bodensauer HainsimsenBuchenwald, Edellaubholz-, Block- und Hangwald, Eichen-Trockenwald Bücher und Karten Rad- und Wanderkarte Kellerwald-Edersee Maßstab 1 : 35.000, KKV erhältlich in den regionalen Infostellen Urwaldsteig Edersee – Wanderführer Edersee Touristik GmbH (Hrsg.), 2008, cognitio Verlag Nationalpark Kellerwald-Edersee – Das Buchenbuch 80 Seiten, englisch / deutsch Nationalpark Information Nationalparkamt Kellerwald Edersee Laustraße 8 34537 Bad Wildungen Tel. 05621 75249-0, Fax -19 [email protected] www.nationalpark-kellerwald-edersee.de NationalparkZentrum Kellerwald Weg zur Wildnis 1 34516 Vöhl-Herzhausen Tel. 05635 992781 www.NationalparkZentrum-Kellerwald.de Unterkünfte Urlaub bei Nationalpark-Partnern www.nationalpark-kellerwald-edersee.de Touristik Service www.waldecker-land.de www.edersee.com BuchenHaus am WildtierPark Edersee Am Bericher Holz 1 34549 Edertal-Hemfurth Tel. 05623 97303-0 www.nationalpark-kellerwald-edersee.de Mit dem Auto: · Von Nordwesten: auf der A44, Abfahrt Diemelstadt · Von Norden: auf der A 49 Richtung Marburg, Abfahrt Fritzlar · Von Osten und Süden: auf der A 7 – Abfahrt Homberg (Efze) · Von Marburg: auf der B3 Richtung Kassel, dann auf der B62 bzw. B252 Richtung Frankenberg · Von Biedenkopf: auf der B253 nach Korbach · Von Willingen: auf der B251 nach Korbach Barrierefrei besuchen Eine Wildbeobachtungs- und Fotografierkanzel bei Altenlotheim ist mit einer ebenerdigen Rampe versehen, um Rollstuhlfahrern Wildbeobachtungen zu ermöglichen. Der Weg zur Kanzel ist mit einer Rollstuhlfahrerspur ausgestattet. Der Wanderweg vom Parkplatz Himmelsbreite zum Hagenstein wurde von einem Rollstuhlfahrer getestet und für rollstuhlgeeignet befunden (eine Begleitperson wird dennoch empfohlen). Das Nationalparkamt ist für Rollstuhlfahrer frei zugänglich. Das NationalparkZentrum mit Ausstellung, Kino und GastRaum ist komplett rollstuhlgängig. Ein barrierefreier Internetzugang ist vorhanden. Die neuen Konzepte für WildnisSchule und WildtierPark Edersee zielen auf größtmögliche Barrierefreiheit. 37 38 MüritzNationalpark 39 Die Aussichtsplattform auf dem 55 Meter hohen Käflingsbergturm nahe der kleinen Ortschaft Speck gewährt einen fantastischen Rundblick. Hier liegen einem nicht nur die drei Specker Seen zu Füßen, bei klarem Wetter reicht der Blick sogar bis zur Müritz. Am höchsten Punkt im Nationalpark führt die Natur vor Augen, wie virtuos sie ein Thema zu bespielen versteht. Mühlensee bei Speck – einer von vielen im Müritz-Nationalpark Im Müritz-Nationalpark liegen allein 107 Gewässer mit einer Größe von mehr als einem Hektar. Hier befinden sich das Quellgebiet der Havel und ihr an eine Perlenkette erinnernder Oberlauf. Quellen sind im Müritz-Nationalpark oft ganze Seen – oder wie bei der Havel sumpfige Stellen, an denen das Grundwasser an die Oberfläche tritt. Das Wasser der Moorseen und kleinen Waldseen ist durch den hohen Gehalt von Huminstoffen meist braun gefärbt. Der Müritz-Nationalpark ist Teil der Mecklenburgischen Seenplatte und mit 53 Einwohnern pro Quadratkilometer ausgesprochen dünn besiedelt. Das Ostufer der Müritz gehört in einem 500 Meter breiten und zehn Kilometer langen Abschnitt zum Schutzgebiet. Es gibt große Gebiete mit Kiefernwäldern, die durch Aufforstungen entstanden. Ein besonderes Kleinod sind die Buchenwälder im Teilgebiet Serrahn, einst Jagdgebiet der Mecklenburg-Strelitzer Großherzöge. Hier findet der Besucher eine einzigartige Waldwildnis vor. Für den Serrahner Buchenwald wurde zusammen mit Buchenwäldern in den Nationalparks Jasmund, Kellerwald-Edersee und Hainich sowie einem weiteren Gebiet die Aufnahme als UNESCO-Weltnaturerbe beantragt. Der Vorschlag soll das bereits bestehende UNESCO-Weltnaturerbe „Buchenurwälder“ in den Karpaten ergänzen. Im September und Oktober kann man am Ostufer der Müritz Rothirsche bei der Brunft beobachten. Dreizehn Fledermausarten finden in alten und absterbenden Bäumen, Mooren, Seen, Wiesen und alten Gemäuern ideale Lebensbedingungen vor. In der Nationalpark-Information Kratzeburg befindet sich eine Ausstellung zu den kleinen Säugetieren. Im September finden ab Kratzeburg auch abendliche Exkursionen zu den nächtlichen Jägern statt. Mit einem sogenannten Bat-Detektor werden die Ultraschall-Rufe der Fledermäuse dabei für jedermann hörbar. Nicht nur für seltene Großvögel wie Fisch- und Seeadler, Kranich oder die Große Rohrdommel, sondern auch für die Vielfalt seiner Vogelwelt ist der Müritz-Nationalpark bekannt. Etwa 250 Arten sind nachgewiesen. Die Pflanzenwelt weist einige Eigenheiten auf: Hier stammt das Röhricht teilweise nicht vom Schilf, sondern von einem seltenen Sauergras, dem Schneidried, das hier eine der größten Schneidriedflächen Deutschlands bildet. Im Sommer zieren die weißen Wollschöpfe des Wollgrases das Moor. Wie ein Teppich bedecken die großen, rundlichen Blätter der Weißen Seerose mancherorts die Wasseroberfläche. Das hügelige Land aus Wald und Seen entfaltet besonders in den späten Herbstwochen seinen ganzen Zauber. Eine Vielzahl von Besuchereinrichtungen, zum Teil barrierefrei gestaltet, sorgt für spannende Einblicke in die Natur. Das ausgedehnte Netz an Radund Wanderwegen von 650 Kilometer Länge ergänzen Aussichtstürme, Beobachtungsplattformen, Moorstege, Sichtschirme und Naturerlebnispfade. Daneben bieten die Nationalpark-Informationseinrichtungen mit ihren Ausstellungen Wissenswertes aus erster Hand. Auch Wassersport ist im Müritz-Nationalpark in Grenzen möglich – auf einigen Gewässern ist das Paddeln erlaubt. Das Nationalparkticket ist das ideale Angebot für größere Touren. Die eingesetzten Busse fahren zum Teil auf Strecken, die für Autos gesperrt sind. Besonders reizvoll ist die Kombination mit einer Schiffstour auf der Müritz. Die Schiffe verkehren regelmäßig zwischen Waren (Müritz), Klink, Röbel / Müritz und dem Bolter Kanal und nehmen, wie die Busse, Fahrräder mit. Eine Woche im Nationalpark Ein Tag im Nationalpark 40 10.00 Uhr: Abfahrt mit dem Nationalparkbus in Waren (Müritz), Steinmole. 10.35 Uhr: Ankunft in Speck, das mitten im Nationalpark liegt. 11.00 Uhr: Spannende Führung mit einem Nationalpark-Ranger rund um Speck. 12.35 Uhr: Mit dem Nationalparkbus weiter nach Boek. 13.00 Uhr: Mittagessen in Boek. Danach Besuch der Nationalpark-Information und des Nationalpark-Ladens. 16.00 Uhr: Mit dem Nationalparkbus weiter nach Bolter Kanal zum Schiffsanleger. 16.40 Uhr: Abfahrt des Schiffs und genussreiche Fahrt über die Müritz nach Waren (Müritz). 18.05 Uhr: Ankunft in der sehenswerten Stadt Waren (Müritz). Montag: Landschaftserkundung mit dem Nationalparkticket von Waren (Müritz) per Bus, Führung und Schiff. Dienstag: Mit Mietfahrrad und NationalparkTicket-Bus bis Schwarzenhof. Dort Ausstellung, dann Radtour durch die Moore. Aufstieg zum Käflingsberg-Turm. Mittwoch: Radfahren durch die Wälder, Wiesenund Seenlandschaft südlich von Waren (Müritz). Mittagspause im Müritzhof. Donnerstag: Zum Museum des Troja-Entdeckers Heinrich Schliemann nach Ankershagen. Dann Wanderung zu den Havelquellseen. Freitag: In Dalmsdorf oder Granzin ein Kanu leihen für eine Haveltour. Samstag: Geheimtipp: Natur-Erlebnis-Pfad durch naturbelassene Buchenwälder und Moore zwischen Zinow und Serrahn. Sonntag: Wanderung von Goldenbaum durch eiszeitlich geprägte Landschaft mit Spuren von Bibern. Picknick auf halber Strecke in Steinmühle am Grünower See. Allgemeine Informationen Daten und Fakten Unterkünfte Lage: Mecklenburgische Seenplatte, zwischen Berlin und Rostock Tourismusverband Mecklenburgische Seenplatte Tel. 039931 538-0, Fax -29 www.mecklenburgische-seenplatte.de [email protected] Fläche: 322 Quadratkilometer Höhenlage: 62 (Müritz) bis 143 Meter (Hirschberg) Gründungsjahr: 1990 Landschaftstypen: Seen, Röhrichte, Moore, Wälder, Wiesen Bücher und Karten Rad- und Wanderkarte Müritz-Nationalpark 1 : 50.000 ISBN 978-3-940175-01-4 Im Land der Tausend Seen Wandern im Müritz-Nationalpark Unterwegs mit der Familie Vögel beobachten Fischadler im Müritz-Nationalpark DVD „Farbklang Wildnis“ Erhältlich in allen Nationalpark-Infozentren Nationalpark Information Nationalparkamt Müritz Schloßplatz 3 17237 Hohenzieritz Tel. 039824 252-0, Fax -50 [email protected] www.mueritz-nationalpark.de www.mueritz-nationalpark-partner.de Nationalpark-Service Tel. 03991 668849, Fax -94 www.nationalpark-service.de Fliegender Edelstein – so nennt der Volksmund den Eisvogel. Anreise Mit der Bahn: Bahnhöfe Waren (Müritz) und Neustrelitz auf der Strecke Berlin-Rostock, weiter mit den Linien des Müritz-Nationalpark-Tickets oder dem regulären Linienverkehr. Mit dem Auto: Autobahnen A 24 und A 19 von Berlin nach Rostock bis zur Abfahrt Röbel / Müritz oder Waren (Müritz), Autobahn A 20 Abfahrt Friedland. Barrierefrei besuchen Barrierefreie Beobachtungsstände, Wanderwege und Erlebnispfade. Weitere Auskünfte gibt es beim Nationalparkamt Müritz oder unter www.mueritz-nationalpark.de 41 42 Nationalpark Sächsische Schweiz „Felsen sind zu Stein gewordene Musik“ – treffender als mit diesem zweieinhalb Tausend Jahre alten Zitat von Pythagoras lässt sich die Welt des Elbsandsteingebirges nicht beschreiben. Schroffe Felstürme und wuchtige Tafelberge wechseln sich ab mit lieblichen Ebenen, schwindelerregenden Gründen und Schluchten. Inmitten dieser Felswelt hat sich die Elbe tief in den Sandstein eingeschnitten. Sie windet sich majestätisch um den Lilienstein, den König der Tafelberge. Der Eindruck des Außergewöhnlichen verstärkt sich noch in dem Wissen, dass hier einiges „auf dem Kopf steht“. Im Sommer herrscht in den Schluchten ein feuchtes und kühles Klima – ideale Verhältnisse für viele Pflanzen wie Tiere. Die Gipfelregionen dagegen sind warm und trocken und ziehen Bewohner an, die sonst die Höhe meiden. Am frühen Morgen noch mystischer: Blick von der Bastei auf die „Kleine Gans“ Die Bezeichnungen Elbsandsteingebirge oder Sächsisch-Böhmische Schweiz sind eigentlich ein „Schwindel“: Handelt es sich doch um Meeresgrund, dem vor hundert Millionen Jahren das Wasser abhanden kam. Im Lauf der Zeiten wuschen die Elbe und ihre Nebenflüsse die bizarren Felsformationen aus dem Stein. Sie sind Lebensraum für Pflanzen und Tiere, die zum Teil hoch spezialisiert leben. Das gilt für die gelbe Schwefelflechte oder den Knotenfuß, der sonst nur im Gebirge vorkommt. Viele Tiere, die besonders scheu sind, haben in den abgeschiedenen Flecken des Nationalparks ihr Rückzugsgebiet. Zu ihnen zählen Fischotter, Schwarzstorch, Uhu und als Durchzügler der scheue Luchs! Es gibt wohl kaum eine Gebirgswelt, die Wildes und Liebliches auf engstem Raum so vereint. Hier gibt es Höhenunterschiede von bis zu 450 Meter. Dazu diverse Wälder – auf den Felsnadeln und -türmen licht mit skurrilen Kiefern, in den Gründen dunkel mit hohen Fichten, an den Hängen mit urigen Buchen. Ein romantisches Gebirge, das seit rund 200 Jahren durch Tourismus und seit über 130 Jahren durch das sächsische Bergsteigen geprägt wird. Naturschutz hat hier eine lange Tradition. Bereits vor über 130 Jahren gab es Forderungen nach Einschränkungen des Sandsteinabbaus – und erfolgreiche Einsprüche gegen die Errichtung von Bergbahnen zur Bastei und zum Lilienstein. Das Wegenetz reicht von gemütlichen Spazierwegen bis zu steilen Bergpfaden mit Stiegen und Leitern bis hinauf auf die Felsplateaus. Besucher haben die Wahl zwischen weiten Aussichten und tiefen dunklen Schluchtwegen sowie verträumten Dörfern beiderseits der deutsch-tschechischen Grenze. Die Bastei – ein Felsmassiv bei Rathen – ist wohl das bekannteste Naturdenkmal der Sächsischen Schweiz. Die 305 Meter hohe Felskanzel ragt 194 Meter über die Elbe empor und bietet einen überwältigenden Landschaftsblick. Von zahlreichen weiteren Aussichtspunkten eröffnet sich ein Panorama mit allen großen Tafelbergen (z. B. Lilienstein, Königstein), der Schrammsteinkette, dem Großen Winterberg und weiteren bedeutenden Aussichts- und Kletterfelsen bis ins Böhmische. Die Schrammsteine präsentieren sich als eine stark zerklüftete Felsgruppe östlich von Bad Schandau. Ein mächtiger senkrechter Einschnitt bildet das Schrammtor. Die Formenvielfalt der Felsen zeugt von Jahrmillionen währender Verwitterung. Weiter östlich bei der Nationalparkgemeinde Hinterhermsdorf bietet der Königsplatz ein weites Panorama über die stillen Berge des Nationalparks Böhmischen Schweiz. Mit diesem besteht eine gute Nachbarschaft. Hinterhermsdorf, familienfreundlich und 2001 zum schönsten Dorf Deutschlands gekürt, ist mit seinen zahlreichen Übernachtungsmöglichkeiten idealer Ausgangspunkt für grenzüberschreitende Wanderungen. Lohnenswert ist auch ein Ausflug von Schmilka an der Elbe in den Nachbarnationalpark zum Prebischtor, dem größten Sandstein-Felsentor Europas. 43 44 Wanderer tauchen tief ein in die ursprüngli che Natur der Kirnitz schklamm, dort, wo die Nationalparks Sächsische und Böh mische Schweiz aufeinandertreffen Ein Tag im Nationalpark Eine Woche im Nationalpark Am Morgen geht es zu Fuß vom Basteiparkplatz über Basteiaussicht und Basteibrücke ins Tal zum Kurort Rathen und durch den Amselgrund und die Schwedenlöcher wieder hinauf zum Basteiparkplatz. Dauer: rund drei Stunden. Die Bastei ist die bekannteste und imponierendste Elbsandsteinaussicht, hoch über der Elbe. Auch bei großem Besucherandrang ist der Gang über die Basteibrücke atemberaubend. Der wilde Steig durch die kühle Felsschlucht der Schwedenlöcher bietet enge Tuchfühlung zu den senkrechten Sandsteinwänden des Nationalparks. Wieder zurück auf dem Basteiplateau zeigt die Nationalparkgalerie im Schweizer Haus mit 300 historischen Bildern und Grafiken die unterschiedliche Naturempfindung seit der Zeit der Romantik. Zum Abschluss des Tages lädt das Nationalparkzentrum in Bad Schandau ein – ein modernes Besucherzentrum mit großzügigen Ausstellungsetagen, Multivision und interaktiven Modellen. Montag: Geführte Wanderung mit dem Nationalparkführer im Hinterhermsdorfer Grenzwinkel mit Kahnfahrt auf der Kirnitzsch. Dienstag: Besuch der Bastei mit Schwedenlöchern und der Nationalpark-Informationsstelle Amselfallbaude. Mittwoch: Vor der Wanderung zum Lilienstein wird das Nationalparkzentrums in Bad Schandau besucht. Donnerstag: Ruhetag mit Bummel durch die historische Altstadt von Pirna und viel Entspannen in der Toskanatherme in Bad Schandau. Freitag: Fahrt mit dem Nationalpark-Express in den Nationalpark Böhmische Schweiz, zu Fuß geht es dann zum Prebischtor. Samstag: Wanderung über die Schrammsteine zum historisches Berggasthaus „Großer Winterberg“ mit der Nationalpark-Information und weiter nach Schmilka. Allgemeine Informationen Daten und Fakten Anreise Lage: Östlich von Dresden an der tschechischen Grenze, am Oberlauf der Elbe in Sachsen Mit der Bahn: Über Dresden nach Bad Schandau (IC-Strecke Berlin–Prag, S-Bahn) oder über Neustadt / Sachsen–Sebnitz. Fläche: 93 Quadratkilometer Höhenlage: 110 (Elbe) bis 556 Meter (Großer Winterberg) Gründungsjahr: 1990 Landschaftstypen: Sandsteinfelsen, Kiefernwald, Schluchtwald, Buchenwaldkuppen auf Basalt Bücher und Karten Topografische Karte Nationalparkregion Sächsisch-Böhmische Schweiz 1 : 25.000 mit Begleitheft der Nationalparkverwaltung ISBN 978-3-89679-361-4 Mit dem Auto: Autobahn A 17 Dresden Richtung Prag, Abfahrt Pirna, weiter über B 172 Richtung Bad Schandau oder S 164 / S 165 Richtung Hohnstein. Barrierefrei besuchen Bahn, Dampfer- und Elbfähranlegestellen bieten im Nationalpark behindertengerechte Haltepunkte und es gibt einen speziellen Taxi-Service. Nähere Auskünfte erteilt das Nationalparkzentrum. Elbsandsteingebirge – Landschaft im Meer geboren GeologischeWanderungen ISBN 93342-34-6 Der historische Malerweg. Auf den Spuren der Maler ISBN 3-929048-25-6 Nationalpark Information Staatsbetrieb Sachsenforst Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz An der Elbe 4 01814 Bad Schandau Tel. 035022 900-600, Fax -666 [email protected] www.nationalpark-saechsische-schweiz.de Das Nationalparkzentrum ist von Februar bis Dezember täglich geöffnet, außer Montags (Gruppen bitte mit Voranmeldung 035022-50240) Unterkünfte Tourismusverband Sächsische Schweiz e V. Bahnhofstraße 21 01796 Pirna Tel. 03501 470-147, Fax -148 [email protected] www.saechsische-schweiz.de (auch Nationalpark-Informationen) Naturerlebnisse in historischem Ambiete bietet die Sächsische Dampfschifffahrts gesellschaft an. 45 46 Nationalpark Unteres Odertal Das Untere Odertal im Norden Brandenburgs gehört zu den letzten naturnahen Flussauenlandschaften Mitteleuropas und ist Deutschlands einziger Auennationalpark. Hierzulande bildet der Nationalpark das einzige grenzüberschreitende Großschutzgebiet mit Polen. Bekannt ist der 10.400 Hektar große Nationalpark – mit einer Nord-SüdAusdehnung von 53 Kilometer – durch seine reiche Vogelwelt. Auwaldkulisse im Morgennebel mit Schwanenblumen Auf drei bis fünf Kilometer Breite und 60 Kilometer Länge erstreckt sich die Stromaue des Unteren Odertals an der deutsch-polnischen Grenze. Im Winter und besonders im Frühjahr nach der Schneeschmelze schwillt das Wasser des Stromes mächtig an. Dann überschwemmt er die weiten Wiesen und Auwälder. Zweihundert Kilometer Wegenetz ermöglichen ausgedehnte Fahrradtouren durch die Oderniederung und in die angrenzenden Wälder und Trockenrasengebiete. Naturfreunde haben von den Deichen aus exzellente Beobachtungsmöglichkeiten: Seeadler, Kranich, Weiß- und Schwarzstorch sind hier heimisch. Im Frühjahr brüten Kiebitze, Brachvögel, Rotschenkel und Bekassinen im Gebiet. Im Unteren Odertal befindet sich das größte Brutvorkommen des Wachtelkönigs in Deutschland, und der weltweit bedrohte Seggenrohrsänger zieht bundesweit nur noch hier seine Jungen auf. Eine weitere Kostbarkeit sind die ausgedehnten Trockenrasen an den Oderhängen mit illustren Arten wie dem Kreuzenzian, verschiedenen Orchideen wie dem Dreizähnigen Knabenkraut und Helmknabenkraut oder dem bereits für Steppengebiete charakteristischen Haarfedergras. Im Mai und Juni zeigen sie ihre Blütenpracht in allen erdenklichen Farben. Im Sommer blühen Sumpf- und Wasserpflanzen in den verzweigten Altarmen der Oder. Nachts übernehmen tausende Wasser- und Seefrösche mit einem wahrhaft ohrenbetäubenden Konzert die Regie in der Oderaue, dazwischen mischen sich die Rufe des Tüpfel- und Kleinen Sumpfhuhns. Große Vogelschwärme ziehen im Herbst durch das im dichten Nebel liegende Tal. Jetzt rasten über 100.000 Enten, Gänse und Schwäne sowie bis zu 15.000 Kraniche im Odertal. Lautloser Eisgang prägt an kalten Wintertagen den breiten Strom. Die überfluteten, vereisten Auenflächen vermitteln das Bild einer endlosen, weißen Weite. Die Stille wird nur durchdrungen vom Gesang der Singschwäne, einer ganz eigenen melodischen und zugleich melancholischen Wintersymphonie. An verendeten Wildschweinen und Rehen versammeln sich Dutzende Seeadler; aufgrund der offenen Wasserflächen und des guten Nahrungsangebots kommen diese aus ganz Deutschland und dem nördlichen Polen an die Oder. Im Nordosten grenzt der polnische Landschaftsschutzpark Unteres Odertal (Park Krajobrazowy Dolina Dolnej Odry) an den Nationalpark. Auf einer Fläche von 6.000 Hektar erstrecken sich hier ausgedehnte Überflutungs- und Durchströmungsmoore. Aufgrund der Einstellung der landwirtschaftlichen Nutzung nach dem zweiten Weltkrieg unterliegt dieses Gebiet seit über sechzig Jahren wieder der natürlichen Entwicklung. Südöstlich liegt der Zehdener Landschaftsschutzpark (Cedyński Park Krajobrazowy). Große Waldgebiete mit stillen Seen sind charakteristisch für dieses Schutzgebiet, in dem der Wolf regelmäßig vorkommt. Zusammen mit den beiden Landschaftsschutzparks bildet der Nationalpark den Internationalpark Unteres Odertal, einen deutschpolnischen Schutzgebietsverbund mit einer Gesamtfläche von ca. 120.000 Hektar. Ein binationaler Schutz, der wirkt, denn fast jede sechste Pflanze der Roten Liste der Bundesrepublik Deutschland und fast die Hälfte der RoteListe-Arten des Landes Brandenburg kommen im Unteren Odertal heute noch vor. Mit 50 Säugetier-, elf Amphibien- und sechs Reptilien- sowie 49 Fischarten ist die Oderniederung ein bedeutendes Rückzugsgebiet für seltene Wirbeltiere. Zu den Besonderheiten der Fischfauna zählen nicht nur Wels und Meerforelle, sondern auch kleinere Arten wie Steinbeißer und Bitterling. Das heute nur noch vereinzelt vorkommende Flussneunauge und der Stör, vor mehr als einhundert Jahren hier ausgestorben, schwimmen wieder in der Oder. Seit 1994 läuft ein Wiederansiedlungsprojekt, in dessen Rahmen 2007 ein erster experimenteller Jungstörbesatz in der Oder erfolgte. Vom hochgelegenen Zaton Dolna (Niedersaathen) am polnischen Ufer der Oder hat man einen grandiosen Blick: Ein von blauen Adern durchzogenes grünes Land liegt unter dem Staunenden. 47 48 Feuchtwiesen, Auwälder und Altwasserarme prägen die Oderaue. Ein Tag im Nationalpark Eine Woche im Nationalpark Mit dem Besuch des Nationalparkhauses in Criewen gewinnt man eine gute Orientierung. Die Ausstellung animiert die ganze Familie zum Anfassen und Mitmachen. Hauptattraktionen sind das zwölf Meter lange Aquarium mit über 25 heimischen Fischarten und eine Multimedia-Schau, die die Besucher auf eine Zeitreise in die Wildnis des Jahres 2095 entführt. Nach dem Mittagessen mit regionaler Küche geht es mit der Naturwacht auf Entdeckungstour in die Oderaue. Montag: Nationalparkhaus in Criewen, Entdeckung des Quellenerlebnispfades. Dienstag: Radwanderung in den polnischen Landschaftsschutzpark Zehden (Cedyński Park Krajobrazowy). Mittwoch: Besuch des liebevoll eingerichteten Tabakmuseums und der Tabakscheunen in Vierraden. Dann zur Stadtbefestigung und Stephanskirche in Gartz und als „krönender“ Abschluss den weiten Blick vom Mescheriner Seeberg genießen. Donnerstag: Wanderung durch den Mischwald im Garzer Schrey, Vogel-Exkursion in die Wildnisgebiete des nördlichen Flutungspolders, Besuch der Beobachtungshütte „Seeschwalbe“. Freitag: Morgens auf ’s Gut Kerkow mit Bauernmarkt. Nach einer Stärkung Radtour zum mittelalterlichen Burgfried in Stolpe (Turmbesteigung möglich) und weiter bis Schwedt. Samstag: Der Tag wird mit einer Schiffstour auf der Oder – ab Schwedt – verbracht und am Abend wird traditionelle uckermärkische Küche probiert. Sonntag: Die Woche endet mit einer geführten morgendlichen Wanderung der Naturwacht zum Thema „Erwachen der Wildnis“. Allgemeine Informationen Geführte Kanu wanderungen eröffnen neue Perspektiven. Daten und Fakten Lage: Odertal zwischen Szczecin (Stettin) und Cedynia (Zehden), an der polnischen Grenze in Brandenburg Fläche: 104 Quadratkilometer Höhenlage: 0 bis 50 Meter (Mescheriner Seeberg) 49 Gründungsjahr: 1995 Landschaftstypen: Flussauenlandschaft mit Feuchtwiesen, Seggenrieden, Röhrichten, Altwassern und Auenwaldresten, Laubwälder, Wiesensteppen Bücher und Karten Nationalpark Unteres Odertal Karte 1 : 50.000 Landesvermessungsamt Deutsche Nationalparks – Der National Geographic Traveler (2009) ISBN 978-3-86690-102-5 Nationalpark Information Nationalpark Unteres Odertal Park 2 16303 Schwedt / Oder, OT Criewen Tel. 03332 26772-0, Fax -220 www.nationalpark-unteres-odertal.eu Nationalparkhaus Criewen Tel. 03332 26772-44 Unterkünfte Tourismusverein Nationalpark Unteres Odertal e. V. Vierradener Straße 34 16303 Schwedt / Oder Tel. 03332 255-90, Fax -59 www.unteres-odertal.de Anreise Mit der Bahn: Von Berlin über Angermünde nach Schwedt (RE 3), Weiterfahrt mit Bus der Stadtlinien bis Criewen. Mit dem Auto: Von Berlin Autobahn A 11 Richtung Stettin bis Ausfahrt Joachimsthal, Bundesstraße B 198 und B 2 bis Schwedt / Oder. Barrierefrei besuchen Die asphaltierten Deichkronen an der Oder eignen sich sehr gut für einen Ausflug im Rollstuhl. Aber auch die Ausstellung im Nationalparkhaus ist barrierefrei ausgestattet – das gilt auch für die Nutzung von Computern, Mikroskopen und den Modellen. Weitere Auskünfte erteilt die Nationalparkverwaltung. Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft 50 Die Boddenlandschaft ist eine Landschaft der Übergänge – eng und vielfältig verzahnt liegen hier Wasser und Land nebeneinander. Mal durch breite Übergangsbereiche miteinander verbunden, dann wieder durch abrupte Grenzlinien voneinander getrennt. Das Wirken der Naturkräfte formt stetig Neues. Mit der Darß-Zingster Boddenkette, die durch die Halbinsel Darß-Zingst von der Ostsee getrennt wird, und den westrügenschen Bodden, bei denen die Insel Hiddensee die Barriere zur offenen Ostsee bildet, erhält der Nationalpark sein Alleinstellungsmerkmal: Bodden – Lagunen der Ostsee. Geprägt durch Windwatten, Sandhaken und Nehrungen, aktive Kliffs, urige Strände, empfindliche Neulandbereiche und naturnahe Wälder zieht diese faszinierende Landschaft schon seit mehr als hundert Jahren Künstler und Erholungssuchende in ihren Bann. Zu Zehntausenden rasten Kraniche auf ihrer Durchreise in der Region des Nationalparks. Etwa die Hälfte der Fläche des Nationalparks gehört zum Flachwasserbereich der Ostsee. 39 marine Fischarten kommen im Nationalpark vor. Am Boden der Ostsee lebende Muscheln, Wattschnecken und zahlreiche andere Wirbellose bilden die Nahrungsgrundlage für Wat- und Wasservögel. Für die Eisente z. B. sind die Ostseegewässer des Nationalparks ein unverzichtbares Überwinterungsquartier: In den flachen Gewässern nördlich des Darß und Zingst halten sich oft mehrere tausend Wasservögel gleichzeitig auf. Der Lebensraum Bodden unterscheidet sich von dem der Ostsee durch seinen geringeren Salzgehalt, fehlenden Seegang und weist einen erheblich größeren Nährstoffreichtum auf. Übergangsbereiche zwischen Land und Wasser, die je nach Windrichtung und -stärke lange Zeit völlig vom Wasser bedeckt sind, ein andermal jedoch komplett freiliegen, nennt man Windwatt. Sie bieten einen reich gedeckten Tisch für Watvogelarten wie Säbelschnäbler und Sanderlinge. Zu den Zugzeiten finden tausende von Kranichen in den Flachwasserbereichen sichere Schlafplätze. Der Mensch ist als Gast der Natur stets willkommen. Auf dem Darß, genauso wie auf Hiddensee, auf dem Zingst, in Barhöft oder an der Westküste von Rügen, geben Mitarbeiter der Nationalparkwacht gerne Auskunft. Das ganze Jahr über werden geführte Wanderungen angeboten. Zur Zeit des Herbstzuges der Kraniche betreuen Ranger auch die Beobachtungseinrichtungen. Vom Leuchtturm Darßer Ort kann man den Blick über die wachsende und sich laufend verändernde Landschaft schweifen lassen. Fast wie aus der Möwenperspektive blickt man hinab auf die Wipfel des Darßwaldes und die ihn charakterisierenden Streifenstrukturen der Riegen und Reffe, langgestreckte Strandwälle wechseln sich mit sumpfigen Senken mit Erlenbruchwald ab. An klaren Tagen reicht die Sicht bis nach Rostock und weiter nach Dänemark. Das benachbarte Natureum ist eine Außenstelle des Deutschen Meeresmuseums Stralsund. Dieses Naturkundemuseum informiert über den Naturraum Darßer Ort, über Tiere der Darßlandschaft, über die Ostseeküste und Küstendynamik am Darßer Ort. Zu einer Darß-Wanderung besonderer Art wird in Born auf dem Gelände der Alten Oberförsterei Darß eingeladen. Hier in der Nationalparkausstellung wandert der Besucher von Küste zu Küste, durchstreift den naturnahen Darßwald und stößt schließlich auf die Boddenküste, wo er sogar unter die Wasseroberfläche schauen kann. Ein Muss für viele Touristen ist die Insel Hiddensee, die nur mit dem Schiff erreicht wird. Die autofreie Insel kann auf Schusters Rappen, mit dem Fahrrad oder einer Pferdekutsche erkundet werden. Während die Insel im Süden zum Wasser hin langsam abfällt, steigt der Dornbusch im Norden bis auf 72 Meter an. Weithin sichtbar strahlt der weiße Leuchtturm. Zurück in Vitte sticht ein Gebäude mit zur See hin schräg abfallendem Dach ins Auge, das Nationalparkhaus. Die Ausstellung „Veränderung“ will zum Nachdenken über Mensch und Natur anregen und bietet dabei vielfältige Möglichkeiten, zu aufgeworfenen Fragen selbst Antworten zu finden. 51 52 Einmalig und schön – die Bodden mit ihren strukturierten Uferbereichen Ein Tag im Nationalpark Eine Woche im Nationalpark Ob Sie auf dem Darß, auf dem Zingst, rund um Barhöft, an der Westküste Rügens oder auf der Insel Hiddensee Quartier bezogen haben, Sie gewinnen überall einen guten Einblick in die Vorpommersche Boddenlandschaft. Informationseinrichtungen führen in das Gebiet ein, das Sie anschließend zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkunden sollten. Je nach Aufenthaltsort erleben Sie an der Ostsee schroffe Abbruchküsten oder die Entstehung von Neuland, erleben vielfältige Offenlandschaften genau so wie urige Wälder. Beobachtungseinrichtungen gewähren nicht nur einen guten Blick auf die Landschaft, von dort aus können Sie auch die Tierwelt beobachten, ohne sie zu stören. Mehr als 200 Vogelarten sind im Nationalpark anzutreffen. Für Millionen Durchzügler – Gänse- und Entenvögel sowie Kraniche – hat das Gebiet eine große Bedeutung. Besonders zu empfehlen sind die angebotenen Wanderungen mit einem Ranger. Samstag: Pension in idyllischer Lage am Bodden, empfehlenswert bei einem „Partner des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft“. Umgebung erkunden, abends frischen Fisch essen. Sonntag: Ausschlafen, nach dem Frühstück Fahrräder ausleihen, zum Strand fahren und in der Ostsee baden. Montag: Nach Wieck, die „Darßer Arche“ besuchen, anschließend entlang eines markierten Weges durch den Darßer Wald zum urigen Weststrand wandern. Dienstag: Große Radtour zur Sundischen Wiese bis nach Pramort – bis Zingst eventuell Bus mit Fahrradanhänger nutzen – abends ofenfrischer Räucherfisch. Mittwoch: Regen. In Ribnitz-Damgarten das Bernsteinmuseum besichtigen, dann den Vogelpark in Marlow besuchen, auf dem Rückweg in Ahrenshoop in eine Bildergalerie. Donnerstag: Nationalpark-Führung mit Ranger, Kutschfahrt und Tierbeobachtungen, abends Orgelkonzert. Freitag: Tagesfahrt mit dem Schiff nach Hiddensee – einzigartige Landschaft genießen – und am Abend den Sonnenuntergang erleben. Allgemeine Informationen Daten und Fakten Unterkünfte Lage: Halbinsel Darß-Zingst, Ostseeinsel Hiddensee und Westküste der Insel Rügen Tourismusverband Fischland-Darß-Zingst e. V. Tel. 038324-6400, Fax -64034 [email protected] www.fischland-darss-zingst.de Fläche: 786 Quadratkilometer Höhenlage: – 10 bis +72 Meter (Dornbusch auf Hiddensee) Gründungsjahr: 1990 Landschaftstypen: Steil- und Flachküsten, Strände, Windwatten, Dünen, Heiden, Trockenrasen, Röhrichte, Salzwiesen, Kiefern- und Buchenwälder, Erlenbrüche Bücher und Karten Faltblätter, Broschüren in allen NationalparkInfos, zu bestellen im Nationalparkamt; touristische Informationen (Gastgeberverzeichnisse) in den örtlichen Kur- und Tourismuseinrichtungen Nationalpark Information Nationalparkamt Vorpommern Im Forst 5 18375 Born Tel. 038234 502-0, Fax -24 [email protected] www.nationalpark-vorpommerscheboddenlandschaft.de Nationalparkhaus Hiddensee Tel. 038300 680-41, Fax -43 [email protected] Anreise Mit der Bahn: Zur Halbinsel Fischland / Darß / Zingst bis Bahnhof Ribnitz-Damgarten, Bus A 210; nach West-rügen und Hiddensee bis Bahnhof Bergen / Rügen, Bus A 402 oder A 410, Fähre nach Hiddensee ab Schaprode. Mit dem Auto: Autobahn A 19 bis Abfahrt Rostock-Ost, Bundesstraße B 105 bis Altheide (Darß), Löbnitz (Zingst) oder Stralsund; Bundesstraße B 96 bis Samtens oder Gingst (Westrügen) oder bis Schaprode (Hiddensee) oder Autobahn A 20 bis Abfahrt Bad Sülze (Halbinsel Fischland / Darß/ Zingst) bzw. Abfahrt Stralsund (Inseln Rrügen / Hiddensee). Barrierefrei besuchen Einige Wege im Nationalpark sind rollstuhlgeeignet. Die „Darßer Arche“ in Wieck, die Nationalparkausstellungen in der Sundischen Wiese, in Waase auf Ummanz, das Nationalparkhaus auf Hiddensee sowie der südöstlich von Zingst stehende Beobachtungsturm sind barrierefrei. 53 54 Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer Hamburgisches Wattenmeer Niedersächsisches Wattenmeer Das Wattenmeer vor unserer Küste ist einmalig. Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es eine vergleichbare Gezeitenlandschaft. Zum Lebensraum Wattenmeer zählen neben dem eigentlichen Watt, das im Wechsel der Gezeiten regelmäßig trocken fällt und wieder überflutet wird, auch Dünen, Salzwiesen, Sandbänke, Priele und angrenzende Meeresgebiete. In Deutschland ist es durch drei Nationalparks geschützt. Mit der Anerkennung des deutsch-niederländischen Wattenmeeres als Weltnaturerbe im Jahr 2009 hat die UNESCO die Einzigartigkeit noch einmal unterstrichen. Damit steht das Wattenmeer auf einer Stufe mit dem Great Barrier Reef vor Australien, den GalapagosInseln vor Ecuador oder dem Serengeti-Nationalpark im afrikanischen Tansania. Von Wasser bedeckte Außensände Das Wattenmeer ist eine Landschaft, die für viele Superlative steht: das vogelreichste Gebiet Europas, die größte Nationalparkfläche zwischen Sizilien und dem Nordkap mit rund 10.000 verschiedenen Arten – 250 davon kommen nur hier vor. Das Wattenmeer ist Heimat für Seehund, Kegelrobbe und Schweinswal und die Kinderstube von Nordseefischen wie Scholle, Hering und Seezunge. Der Lebensraum Watt ist nicht nur vielen, sondern vor allem auch enorm unterschiedlichen Arten ein Zuhause. Um das zu erkennen, reicht ein Blick auf den Boden: Wattwürmer, Seeringelwürmer, Miesmuscheln, Schlickkrebse oder Strandkrabben beleben zu Millionen die auf den ersten Blick leblos wirkende Fläche des Watts. Diese Wirbellosen sind die Lebensgrundlage für Vögel, Fische und Robben und am Ende auch für den Menschen an der Nordseeküste. Entstanden ist das Watt als eine Folge der jüngsten Eiszeit. Die schmelzenden Gletscher ließen den Wasserspiegel ansteigen und brachten gleichzeitig Sedimente mit, die sich ablagerten. Typisch für das Wattenmeer sind die Salzwiesen. Sie entstehen am Übergang zwischen Meer und Land, wenn sich das Sediment hoch genug abgelagert hat. Hier lebt eine unüberschaubare Zahl von Insekten, Spinnen, Kleinkrebsen und Würmern. Viele von ihnen sind in ihrer Lebensweise hoch spezialisiert und ernähren sich von nur einer einzigen Pflanzenart. Auch die Pflanzen sind hier Spezialisten. Ein Beispiel ist der violett blühende Strand- oder Halligflieder. Er scheidet mit Drüsen das aufgenommene Salz aus, so dass es seinen Zellen nicht schaden kann. In allen drei Wattenmeer-Nationalparks lässt sich unberührte Wildnis erleben, eine intensive Erfahrung, die heute nicht mehr alltäglich ist. Bei geführten Nationalpark-Wattwanderungen lassen sich die kleinen „Stars“ entdecken: der Wattwurm, der bis zu 25 Kilogramm Sand im Jahr frisst; die Strandkrabbe, die seitwärts läuft; die Herzmuschel, die sich schnell mit ihrem Grabfuß in den Wattboden eingräbt; die Wattschnecke, die schnellste Schnecke im Wattenmeer – und die Nordseegarnele, die viele sonst nur vom „Krabbenbrötchen“ kennen. Wer Vögel beobachten möchte, findet in den drei Wattenmeer-Nationalparks ideale Bedingungen. Über zehn Millionen Wat- und Wasservögel nutzen das Wattenmeer im Laufe eines Jahres. Sie brüten, rasten, mausern oder überwintern hier. Austernfischer sind das ganze Jahr über zu sehen. Im Frühjahr brüten sie in den Salzwiesen und sind mit ihrem lauten Trillern nicht zu überhören. Zugvögel wie Alpenstrandläufer und Knutts nutzen im Frühjahr und Herbst das Wattenmeer als Rastplatz. In großen Schwärmen wechseln sie mit faszinierenden Flugmanövern zwischen den Nahrungsflächen im Watt und den Hochwasser-Rastplätzen. Wenn im Winter die Schneeflocken über die Salzwiesen geblasen werden, kommt ein kleiner Vogel zu Gast, der es hier angenehm findet: die Schneeammer. Sie brütet im Sommer am Eisrand rund um den Nordpol und flieht vor der Kälte im Winter in das wärmere Wattenmeer. Die Schneeammer ernährt sich von Pflanzensamen, die aus den ungenutzten Salzwiesen und Verlandungszonen des Nationalparks angespült werden. Die auffälligsten Säugetiere, die regelmäßig im Wattenmeer leben, sind die Seehunde und die Kegelrobben. Der Bestand ist auf über 21.000 Seehunde und mehr als 2.700 Kegelrobben im gesamten Wattenmeer angewachsen. Bei Fahrten zu den Seehundbänken mit Nationalpark-Partnern sind sie besonders gut zu erleben. 55 Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer 57 Im Watt geht es wild zu, mitunter sogar stürmisch, wenn westliche Winde die See aufpeitschen und Wellen hart gegen den Deich schlagen. Die zehn Halligen, kleine Inseln, nur durch niedriges Deckwerk geschützt, melden jährlich bis zu 70-mal „Landunter“. Dann ragen nur noch die auf künstlichen Erdhügeln gebauten Häuser aus dem Meer heraus. Wer solch einen Sturm erlebt, vergisst diese Eindrücke nie wieder. Doch auch ohne Sturm ist der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Die fünf bewohnten Halligen gehören zum Biosphärenreservat, die fünf kleinen Halligen liegen in der Kernzone des Nationalparks. Die Hamburger Hallig zum Beispiel ist ein besonderes Kleinod. Sie ist die einzige Hallig, die über einen Damm mit dem Festland verbunden ist, den Fußgänger, Fahrräder und Autos nutzen können. Ein Spaziergang oder eine Radtour mitten durch die naturnahen Salzwiesen, in denen im Frühjahr und im Herbst Ringelgänse rasten, im Sommer Rotschenkel brüten und Strandastern blühen, ist ein unvergessliches Erlebnis. Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer ist der größte Nationalpark Mitteleuropas. Ebbe und Flut, Wind und Wellen sorgen für ständigen Wandel. Hier gilt das Motto „Natur Natur sein lassen“ in besonderer Weise. Um Gästen ein besonderes Weltnaturerbe-Erlebnis zu ermöglichen, werden Führungen, Wanderungen und Schifffahrten zu den „Small Five“, den „Flying Five“ und den „Big Five“ angeboten. Mit den „Small Five“ sind Wattwurm und Wattschnecke, Herzmuschel, Strandkrabbe und Nordseegarnele gemeint. Sie sind die kleinen Stars bei Wattwanderungen mit Nationalpark-Partnern und Rangern. Zweimal täglich, wenn das Wasser den Meeresboden freigibt, kommt die Vielzahl von Spezialisten zum Vorschein, die sich an den Gelege eines Austernfischers im Sand extremen Lebensraum Wattenmeer angepasst haben. Für Naturliebhaber besonders spektakulär ist der Vogelzug im Frühjahr und Herbst mit bis zu zwei Millionen Wat- und Wasservögeln, die an den Küsten Sibiriens, Grönlands und Kanadas brüten und im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer eine Rast einlegen. Wer die Vögel beobachten möchte, kann an Führungen zu den „Flying Five“ teilnehmen. Darunter werden fünf typische Vogelarten zusammengefasst: Brandgans, Austernfischer, Silbermöwe, Alpenstrandläufer und Ringelgans. Besuchern der berühmten afrikanischen Nationalparks sind vor allem die „Big Five" ein Begriff: Elefant, Löwe, Nashorn, Büffel und Leopard als Safari-Highlights. Doch auch im Wattenmeer lassen sich große Tiere oft aus unmittelbarer Nähe beobachten: Zu diesen „Großen Fünf " gehören Stör und Seeadler genauso wie Seehunde und Kegelrobben, die bei Schifffahrten zu den Seehundbänken aus nächster Nähe beobachtet werden können. Auch der Schweinswal gehört dazu, der einzige Wal, der im Wattenmeer lebt und im Walschutzgebiet westlich der Inseln Sylt und Amrum seine Jungen aufzieht. 58 Ein Tag im Nationalpark Eine Woche im Nationalpark Bei gutem Wetter bietet sich ein Besuch in Westerhever an. Vom Parkplatz läuft man zum Deich, durchquert vor dem Panorama des berühmten Leuchtturms die Salzwiesen und kann bei Niedrigwasser die vorgelagerte Sandbank erreichen. Zwischen Frühjahr und Frühsommer brüten Möwen und Watvögel, im Spätsommer und Herbst rasten auf der Sandbank und in den Salzwiesen Tausende arktischer Zugvögel. Im Winter lassen sich große Gänsescharen beobachten. Um sich über den Nationalpark zu informieren, fährt man in die kleine Hafenstadt Tönning und besucht das Multimar Wattforum. Das Nationalpark-Zentrum entführt auf unterhaltsame Weise in die spannende Welt der Wissenschaft. In 36 Aquarien werden mehr als 280 Arten von Fischen, Krebsen, Muscheln und Schnecken gezeigt. Das Großaquarium, in dem man zweimal wöchentlich einem Taucher beim Füttern der Fische zusehen kann und per Mikrofon Informationen erhält, ist eine besondere Attraktion, eine weitere ein 18 Meter langer Pottwal, der vor Jahren im Wattenmeer gestrandet ist. Kinder können sich auf einem großen Wasserspielplatz austoben. Montag: Ankunft bei einer Nationalpark-PartnerUnterkunft am Festland, auf den Inseln oder auf den Halligen. Abends Spaziergang am Strand und Fischbrötchen am Hafen. Dienstag: Naturkundliche Wattexkursion mit einem Nationalpark-Wattführer, um die „Small Five“ des Nationalparks kennen zu lernen. Nachmittags Besuch bei einem Naturschutzverband in der örtlichen Nationalpark-Station. Mittwoch: Mit dem Nationalpark-Partner-Schiff von Büsum oder Schlüttsiel in den Nationalpark, unterwegs Seetierfang mit fachkundigen Erläuterungen. Donnerstag: Besuch des Nationalpark-Zentrums Multimar Wattforum in Tönning, nachmittags vogelkundliche Führung mit einem Naturschutzexperten. Freitag: Mit dem Nationalpark-Partner-Schiff von Nordstrand oder Wyk auf Föhr zu den Seehundbänken. Samstag: Sonnenschein! Ein Tag für den Strand und für Vogelbeobachtungen, z. B. am Leuchtturm von Westerhever. Abends leckere, selbst gepulte Krabben genießen. Allgemeine Informationen Daten und Fakten Unterkünfte Lage: Nordseeküste Schleswig-Holsteins, von der dänischen Grenze bis zur Elbmündung Nationalpark-Partner Gastgeber in ausgezeichneter Qualität www.nationalpark-partner.de/sh Fläche: 4410 Quadratkilometer Gründungsjahr: 1985 Nordsee-Tourismus-Service GmbH Tel. 01805 066077 www.nordseetourismus.de Landschaftstypen: Wattflächen, Inseln, Halligen, Dünen, Sandbänke, Priele, Salzwiesen und Meer Anreise Höhenlage: – 15 bis +8 Meter Bücher und Karten Weltnaturerbe Wattenmeer Martin Stock, Ute Wilhelmsen ISBN 978-3-529-05321-4 Ferienkarte der Nordsee-Tourismus-Service GmbH Nationalpark Information Nationalparkverwaltung Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer Schlossgarten 1 25832 Tönning Tel. 04861 616-0, Fax -69 [email protected] www.nationalpark-wattenmeer.de Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum Am Robbenberg 25832 Tönning Tel. 04861 9620-0, Fax -10 [email protected] www.multimar-wattforum.de Mit der schwarz-weißen Färbung und dem roten Schnabel ist der Austernfischer der auffälligste Watvogel im Nationalpark Wattenmeer. Mit der Bahn: Bahnstrecke Hamburg-Westerland mit Stopp in Heide, Husum, Niebüll; in Heide Anschluss nach Büsum, in Husum nach St. Peter-Ording, in Niebüll nach Dagebüll. Mit dem Auto: Ab Hamburg auf der A 23 Richtung Heide, anschließend B 203 nach Büsum, B 202 nach St. Peter-Ording oder B 5 Richtung Tönning, Husum, Niebüll. Autoverladung nach Westerland in Niebüll. Fähren zu den Inseln und Halligen von Dagebüll und Schlüttsiel. Barrierefrei besuchen Die Nationalpark-Partner am Wattenmeer bieten vielfach Übernachtungsmöglichkeiten an, die barrierefrei sind. Dazu gibt es an ausgesuchten Orten auch das Wattmobil, einen Rollstuhl, der über das Watt gezogen werden kann. Nähere Auskünfte gibt es bei der Nationalparkverwaltung Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. 59 Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer 61 Fahren mehrere Wattwagen wie in einem Treck hintereinander, schauen sie aus wie eine große, gelbe Raupe, die langsam über den trocken gefallenen Nordseegrund kriecht. Die bis zu zwölf Kilometer lange Fahrt mit einem Zweispänner von Cuxhaven-Sahlenburg und -Duhnen zur Insel Neuwerk ist traditionell die beliebteste Fortbewegungsart, um den Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer zu erkunden. Während der Fahrt über den Meeresboden bei Ebbe ist schon von Weitem das Eiland sichtbar, wie es sich mit seinem kantigen Leuchtturm vom Horizont abhebt. Unbeeinflusste Priele – Wildnis im Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer Die Insel Neuwerk ist bei Ebbe durch das Watt auch zu Fuß erreichbar. Die Wanderung entlang der mit Reisigbüscheln (Pricken) abgesteckten Route, die mit drei Rettungsbaken gesichert ist, dauert gut zweieinhalb Stunden. Ein weiterer Wattwanderweg führt von Neuwerk zur Vogel insel Scharhörn. Im Sommerhalbjahr kann man die Insel bei Hochwasser auch von Cuxhaven per Schiff ansteuern. Spaziergänge durch die Salzwiesen, eine Turmbesteigung, Ausflüge zu den Seehundbänken und Vogelbeobachtungen während der Brutsaison oder an den Rastplätzen unzähliger Vögel gehören ebenso zu den Attraktionen des Nationalparks. Vertiefende Einblicke in den Lebensraum Wattenmeer bietet das Nationalpark-Haus. Das Schutzgebiet in der westlichen Elbmündung liegt eingebettet in den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer und ist begrenzt durch die offene See. Weite, überwiegend sandige Wattflächen mit den sich darin schlängelnden Prielen kennzeichnen das Gebiet. Dünen und Strände finden sich vor allem auf den Inseln Scharhörn und Nigehörn, während die Salzwiesen das Neuwerker Vorland prägen. Neuwerk ist autofrei und gehört zum Bezirk Hamburg-Mitte, ebenso wie die Nachbarinseln Scharhörn und Nigehörn. Das Wattenmeer zeichnet sich durch extreme Dynamik aus: Ebbe und Flut – der Tidenhub in der Elbmündung beträgt ca. drei Meter – bestimmen den Lebensrhythmus; Sturmfluten mit ihren extremen Wasserständen verursachen Landverluste und Vorlandaufhöhungen. Die Strömungen sind zwischen Elbe- und Wesermündung besonders stark. Sie sind verantwortlich für umfangreiche Sedimentumlagerungen, die mit jeder Tide erfolgen. Vor allem bei Ostwind sorgt Sandflug für erhebliche Sandanwehungen. Abertausende von Wat- und Wasservögeln wie Brandseeschwalben, Ringelgänse, Austernfischer oder Brandenten nutzen das Wattenmeer als Brutareal oder Rastgebiet auf dem Durchzug. Sie alle ernähren sich von den Würmern, Muscheln und Krebsen, die in unvorstellbar hoher Dichte im und auf dem Wattboden leben. Der Seehund ist das einzige Säugetier, das im Hamburgischen Wattenmeer dauerhaft heimisch ist. Seit dem Seehundsterben im Jahre 1988 ist der Bestand wieder auf etwa 500 Tiere angewachsen. Gelegentlich sind auch Kegelrobben und Schweinswale zu sehen. Neben Algen besiedeln das Watt nur wenige, besonders widerstandsfähige und salzverträgliche Blütenpflanzen-Arten, wie z. B. der Queller. Im Ostvorland auf Neuwerk gewinnen Strandwermut, Strandflieder und Strandaster altes Terrain langsam wieder zurück. 62 Natürliche Salzwiesen – Entwicklung im Ostvor land von Neuwerk Ein Tag im Nationalpark Eine Woche im Nationalpark Ein eintägiger Besuch auf Neuwerk ist naturgemäß mit einer zwei- bis dreistündigen Wattwanderung, einer Kutschfahrt von einer guten Stunde oder einer eineinhalbstündigen Schiffstour verbunden. Einen guten Überblick über den hamburgischen Nationalpark erhält man vom Leuchtturm, der Neuwerk überragt und der schon im 14. Jahrhundert als Wehrturm half, die Strand- und Seeräuber in Schach zu halten. Nahe dem Turm liegt das Nationalpark-Haus Neuwerk mit einer Ausstellung über das hamburgische Wattenmeer und die Insel Neuwerk. Auf einem markierten Pfad durch die Salzwiesen im Osten der Insel erlebt man Brut- oder Rastvögel aus nächster Nähe. Montag: Ankunft auf Neuwerk mit dem Schiff. Einzug in eine gemütliche Pension und erster Inselrundgang auf dem Ringdeich. Dienstag: Regen. Lange schlafen und einen Roman über Störtebeker lesen. Nachmittags ein Besuch im Nationalpark-Haus beim Leuchtturm. Mittwoch: Die Sonne scheint. Vormittags auf den Leuchtturm und Aussicht genießen. Nachmittags Salzwiesenführung mit einem Mitarbeiter der Nationalpark-Verwaltung und den Austernfischer, das Maskottchen des Hamburgischen Wattenmeers, beobachten. Donnerstag: Wattwanderung mit dem Verein Jordsand zur Vogelinsel Scharhörn. Neben der Vogelwelt ist vor allem die natürliche Landschaftsentwicklung beeindruckend. Freitag: Wanderung mit dem Ranger zum Kleinen Vogelsand, einem hohen Wattrücken im Norden Neuwerks. Nach Stürmen findet man dort Bernstein. Samstag: Vormittags geht es mit dem Ranger auf eine Wattwanderung zur Seehundbank. Der Nachmittag lockt mit einem Bad im Meer bei Hochwasser. Samstag: Nach einer Abschiedsrunde über die Insel geht es zum Schiff und damit zurück nach Cuxhaven. Allgemeine Informationen Mit den typischen Wattwagen nach Neuwerk Daten und Fakten Lage: In der Elbmündung, etwa 10 Kilometer vor Cuxhaven Fläche: 137 Quadratkilometer Höhenlage: – 18 bis +6 Meter (Deich von Neuwerk) 63 Gründungsjahr: 1990 Landschaftstypen: vom Elbe-Süßwasser beeinflusste Wattflächen mit Sandinseln, Salzwiesen und Dünen, Priele, Sandbänke und Meer Bücher und Karten Nationalpark-Atlas Hamburgisches Wattenmeer Hrsg. Umweltbehörde Hamburg unter www.nationalpark-wattenmeer.de Nationalpark Information Nationalpark-Verwaltung Hamburgisches Wattenmeer c/o Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt Stadthausbrücke 8 20355 Hamburg Tel. 040 42840-3392, Fax -3552 www.nationalpark-wattenmeer.de Nationalpark-Station Neuwerk Tel. 04721 69271, Fax 28860 [email protected] Nationalpark-Haus Neuwerk Tel. 04721 395349, Fax 04721 395866 [email protected] Unterkünfte Turm Tel. 04721 29078 Haus Seeblick Tel. 04721 20360 Das alte Fischerhaus Tel. 04721 29043 Nige Hus Tel. 04721 29561 Hus Achtern Diek Tel. 04721 29076 Anreise Mit Bahn oder Auto nach Cuxhaven. Von dort aus gibt es drei Wege nach Neuwerk: • Zu Fuß von Sahlenburg (Bus von CuxhavenBahnhof zum Ortsteil Sahlenburg). • Mit der Pferdekutsche ab Sahlenburg oder Duhnen (Busverbindung vom Bahnhof ). • Mit dem Schiff „MS Flipper“ ab Cuxhaven, Reederei Cassen Eils, Tel. 01805 228661, www.neuwerkreisen.de Barrierefrei besuchen Der Nationalpark kann leider nicht barrierefrei eingerichtet werden. Die Gäste können entweder durchs Watt wandern (2 – 3 Std. Fußmarsch) oder alternativ mit Wattwagen und Fahrgastschiff nach Neuwerk befördert werden. Besucher mit Handicap sollten vorher mit den Transportunternehmen Kontakt aufnehmen und die Mitfahrmöglichkeiten im Einzelfall abklären. Auf Neuwerk sind nur die Wege im Binnengroden weitgehend barrierefrei. Das Nationalpark-Haus ist im Erdgeschoss (Ausstellung und sanitäre Einrichtung) barrierefrei eingerichtet. Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer 65 Aus der Distanz betrachtet, könnte man meinen, die Natur habe an dieser Stelle so etwas wie Minimal Art betrieben – mit geraden Linien in der Horizontalen, monochromen Flächen, die endlos scheinen, einer simplen Raumaufteilung und einem überschaubaren Spektrum an Farben. Doch die Landschaft des UNESCOWeltnaturerbes ist überaus dynamisch und artenreich. Hier bleibt nichts, wie es ist. Das Wattenmeer verändert ständig sein Gesicht. Riesige Vogeltrupps bevölkern zur Zugzeit Watten und Salzwiesen. Dafür sorgen die Gezeiten. Material, das an einer Stelle weggeschwemmt wird (Erosion), wird an anderer Stelle wieder abgelagert (Sedimentation). Die Flut spült zweimal täglich Rohstoffe und Nahrung ins Watt. Nährstoffreiche Sedimente lagern sich am Boden des Wattenmeeres ab. Diese organische Substanz bildet, zusammen mit den Kleinstlebewesen des Planktons, einen fruchtbaren Nährboden für Kleintiere. Auf einem Quadratmeter Wattboden leben Millionen von Kieselalgen, Hunderttausende kleinster Krebse, Muscheln, Schnecken und Würmer, die wiederum Nahrungsgrundlage für eine Vielzahl von Fischen, Vögeln und Säugetieren sind. Auf einer Fläche von 100 mal 100 Meter enthält dieser Mikrokosmos im Schlick eine Biomasse von drei bis zwölf Tonnen Nassgewicht – mehr als im tropischen Regenwald! Der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer erstreckt sich von der niederländischen Grenze in der Emsmündung (Dollart, Borkum) bis zur Elbe im Westen (Cuxhaven) an der Grenze zu Schleswig-Holstein. Drei Landschaftstypen prägen das niedersächsische Wattenmeer: Da sind zum einen die Ostfriesischen Inseln mit ihren hohen Dünen und natürlichen Salzwiesen im Osten, die fast vollständig zum Nationalpark gehören. Zwischen Eilanden und Festland breiten sich die Wattengebiete mit den ausgedehnten Sand-, Misch- und Schlickwatten aus, die im Elbe-Weser-Gebiet eine Ausdehnung von bis zu 20 Kilometer erreichen. Unmittelbar den Deichen der Festlandküste vorgelagert finden sich vielerorts Salzwiesen. Mit dem Jadebusen, der Leybucht und dem Anteil am Dollart besitzt das niedersächsische Schutzgebiet große Wattenmeerbuchten, die durch mittelalterliche Meereseinbrüche entstanden sind. Hier ist die charakteristische Abfolge von Sand-, Misch- und Schlickwatt, Verlandungsgürtel, breiten Salzwiesen und Deichen besonders ausgeprägt. Dieser Teil des Weltnaturerbegebietes DeutschNiederländisches Wattenmeer bietet viele Möglichkeiten, die Lebensräume und natürlichen Kreisläufe direkt und hautnah zu erfahren. Die Einmaligkeit der Landschaft erschließt sich dem Besucher am besten im Sommer bei einer der zahlreichen geführten Wattwanderungen in Küstennähe oder zu einer der Düneninseln, die das Wattenmeer zur Nordsee hin begrenzen. So gibt es etwa auf den völlig sich selbst überlassenen Ostenden der Inseln Norderney und Spiekeroog noch die sogenannten „Wash-over“-Bereiche, in denen bei Sturmfluten das Meer einmal quer über die Insel, durch die Dünen und Salzwiesen ins Watt fließt. Die Dynamik der Dünen mit ihrem gesamten Formenschatz aus den unterschiedlichen Dünenstadien, den Dünentälern und Dünenkuppen lässt sich besonders gut auf Borkum, Norderney, Baltrum, Spiekeroog und Langeoog erleben. Vogelkundliche Führungen der NationalparkWacht oder die Teilnahme an einer Seehundfahrt geben einen hervorragenden Einblick in die Tierwelt des Watts. Um den Fischreichtum im Gebiet in Augenschein zu nehmen, empfiehlt sich eine der Nationalpark-Erlebnisfahrten mit einem kleinen Kutter und dazugehörigem Schleppnetzfang, wie sie von verschiedenen Sielorten entlang der Küste aus angeboten werden. Eine Woche im Nationalpark Ein Tag im Nationalpark 66 Bei schönem Wetter empfiehlt sich eine Tagestour von Neßmersiel zur Insel Baltrum. Mit einem zertifizierten Nationalpark-Wattführer laufen Sie bei Niedrigwasser etwa sieben Kilometer durch das Watt zu der kleinsten der sieben ostfriesischen Inseln, haben dort etwa vier Stunden Aufenthalt und fahren bei Hochwasser mit dem Schiff zurück ans Festland. Nicht nur bei „Schietwetter“ lohnt sich ein Besuch in einem der vierzehn NationalparkHäuser, z. B. in Dornumersiel oder Greetsiel, oder in Norddeich. Dieses ist zugleich eine Seehundstation, in der die faszinierenden Meeressäuger live erlebt werden können. Während der jährlich stattfindenden Zugvogeltage im Herbst werden im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer zahlreiche Veranstaltungen angeboten – von der klassischen Vogelexkursion zu Fuß, mit dem Bus oder Schiff bis hin zu kulturellen und kulinarischen Erlebnissen ist für jeden etwas dabei. Auch mehrtägige Komplettpakete sind buchbar. Nähere Informationen und aktuelles Programm unter www.zugvogeltage.de. Montag: Ankunft mit den Fahrrädern am Bahnhof Bremerhaven. Mit der Fähre nach Nordenham und radeln am Deich entlang nach Westen. In kleinen Dörfern wie Fedderwardersiel mit dem Nationalpark-Haus am Hafen oder in Langwarden gibt es nette Pensionen. Dienstag: Fahrt am Ostufer des Jadebusens nach Süden zum weltweit einzigartigen AußendeichMoor in Sehestedt. Ein Lehrpfad (Bohlenweg) führt durchs Moor zu einer Vogelbeobachtungshütte. Übernachtung in Dangast, dem Dorf der „Brücke-Künstler“ am Jadebusen. Mittwoch: Radtour um den Jadebusen Richtung Wilhelmshaven. Regenwetter? Ein guter Grund für den Besuch des Nationalpark-Zentrums in Wilhelmshaven. Donnerstag: Tagesziel Harlesiel / Carolinensiel. Unterwegs Einblicke in die Nordseewelt in den Aquarien des Nordseehauses Wangerland im beschaulichen Minsen. Am Ziel angekommen, lohnt sich ein Bad in der Nordsee. Freitag: Die Fahrräder bleiben im „Stall“. Tagesausflug mit dem Schiff nach Wangerooge. Die Fahrt mit der Inselbahn, dem „Vogelzug“, mitten durch blühende Salzwiesen, vorbei an zahllosen Vögeln, ist ein einzigartiges Erlebnis. Beim Spazieren durch duftende Dünenlandschaften die Rückfahrt nicht vergessen. Samstag: Die letzte Etappe der Radtour führt nach Jever, wo die Bahn wartet. Allgemeine Informationen Daten und Fakten Unterkünfte Lage: Niedersächsische Nordseeküste, von der Elbmündung bei Cuxhaven bis zur niederländischen Grenze Die Nordsee-Marketing GmbH Tel. 04421 9560990 www.die-nordsee.de Fläche: 3.450 Quadratkilometer Höhenlage: – 15 bis über +20 Meter (Dünen der Ostfriesischen Inseln) Gründungsjahr: 1986 Landschaftstypen: Wattflächen, Sandbänke, Priele, Meer, Inseln mit Dünen und Strand, Salzwiesen, Geestkliffs, Moore, Heideflächen Bücher und Karten Unser Nationalpark und Regionalfaltblätter (kostenlos bei Nationalpark-Verwaltung, -Häusern und -Zentren) Wattenmeer für Entdecker Band 1 ISBN 978-3-8754-2059-3 (9,80 Euro) Band 2 ISBN 978-3-86918-028-1 (9,80 Euro) Vögel beobachten im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer ISBN 3-7595-0910-4 (12,90 Euro) Nationalpark Information Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer Virchowstraße 1 26382 Wilhelmshaven Tel. 04421 911-0, Fax -280 [email protected] www.nationalpark-wattenmeer.de www.nationalpark-wattenmeer-erleben.de Nationalpark-Zentrum Cuxhaven Tel. 04721 28681 www.nationalpark-wattenmeer-cuxhaven.de Nationalpark-Zentrum Wilhelmshaven Tel. 04421 91070 www.wattenmeerhaus.de Eindrucksvolle Dünen landschaften prägen die Inseln im niedersächsi schen Wattenmeer. Anreise Mit der Bahn: Bahnhöfe (ggf. mit Bustransfer) zu den Inselfähren: Sande / Harlesiel (nach Wangerooge), Esens (nach Spiekeroog und Langeoog), Norddeich /Mole (nach Norderney, Juist), Neßmersiel über Norddeich (nach Baltrum), Emden Außenhafen (nach Borkum). Weitere Zielbahnhöfe: Wilhelmshaven, Varel, Nordenham, Cuxhaven. Mit dem Auto: Über die Autobahn A 27 nach Bremerhaven / Cuxhaven; A 29 über Oldenburg nach Wilhelmshaven / Sande / Varel; A28 über Oldenburg nach Emden / Norddeich; A 31 über Rheine nach Emden / Norddeich. Tipp für nachhaltige Mobilität: Der „Urlauberbus für’n Euro“ auf der ostfriesischen Halbinsel. www.urlauberbus.info Barrierefrei besuchen An der Küste und auf den Inseln gibt es zahl reiche barrierefreie Unterkünfte. An mehreren Orten, z. B. Tossens, Wilhelmshaven, Schillig, Carolinensiel und Norddeich, stehen Watt mobile bereit. Mit schlicktauglichen Ballonreifen ermöglicht das Wattmobil auch Rollifahrern oder Gehbehinderten das einzigartige Erlebnis einer Exkursion über den Meeresgrund. In SandeCäciliengroden befindet sich ein barrierefreier Salzwiesenpfad. Erkundigen Sie sich in den Nationalpark-Informationseinrichtungen nach Angeboten für Blinde, Gehörlose oder Menschen mit Lernschwierigkeiten. 67 Die Nationalen Natur landschaften in Deutschland unter einem Dach Die Nationalparks, Biosphärenreservate und Naturparks sind geschützte Landschaften, die das Naturerbe bewahren und entwickeln. Sie sind die spektakulärsten Schauplätze der Natur, die Deutschland zu bieten hat. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes „von Natur aus“ schön. Vereint unter dem Dach der Nationalen Naturlandschaften eröffnen sie den Besuchern eine Welt voller Ursprünglichkeit – vom Wattenmeer über die mitteldeutschen Flusslandschaften bis zu den Alpen. Junior Ranger bilden eine „lebende Deutschlandkarte“. An diesem bundesweiten Programm beteiligen sich derzeit 35 Nationale Naturlandschaften. Die Nationalparks Nationalparks sind Landschaften, in denen Natur Natur bleiben darf. Sie schützen Naturlandschaften, indem sie die Eigengesetzlichkeit der Natur bewahren und Rückzugsgebiete für wild lebende Pflanzen und Tiere bieten. Damit schaffen die Nationalparks einmalige Erlebnisräume von Natur und sichern notwendige Erfahrungsräume für Umweltbildung und Forschung. Deshalb sind sie unverzichtbar für die biologische Vielfalt und den Artenreichtum unserer Erde. Gleichzeitig erhöhen die Nationalparks die Attraktivität ihrer Region und tragen mit zu ihrer wirtschaftlichen Entwicklung bei. Die Biosphärenreservate Gemeinsam auftreten – die Nationalen Naturlandschaften und EUROPARC Die weit über 100 Nationalen Naturlandschaften in Deutschland haben eine Dachorganisa tion, die sich um alle öffentlichen Belange kümmert: EUROPARC Deutschland. EUROPARC Deutschland ist die Arbeitsplattform für die gemeinsame Informations-, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit, für Mittelbeschaffung, Projektund Organisationsentwicklung sowie Forschung und Politikberatung. Biosphärenreservate sind Modellregionen, in denen das Zusammenleben von Mensch und Natur beispielhaft entwickelt und erprobt wird. Sie schützen Kulturlandschaften vor zerstörenden Eingriffen und erhalten und entwickeln wertvolle Lebensräume für Mensch und Natur. Sie sorgen für ein ausgewogenes Verhältnis von menschlicher Nutzung und natürlichen Kreisläufen und tragen damit zur regionalen Wertschöpfung bei. Biosphärenreservate ermöglichen exemplarische Erkenntnisse für Forschung und Wissenschaft über die Wechselwirkungen von natürlichen und gesellschaftlichen Prozessen. Die Naturparks Naturparks sind Regionen, in denen sich Mensch und Natur erholen können. Sie bewahren und entwickeln Landschaft und Natur und unterstützen einen naturverträglichen Tourismus. Sie fördern eine nachhaltige Regionalentwicklung und entwickeln Angebote zur Umweltbildung und zur Öffentlichkeitsarbeit. Damit tragen sie dazu bei, die Ansprüche der Menschen an ihre Lebens- und Wirtschaftsräume mit den Anforderungen von Landschafts- und Naturschutz in Einklang zu bringen. 69 Oben: NationalparkPartner „Ernstlhof“ im Bayerischen Wald Unten: Siesta im Heu – Mahd-Pause auf einer Arnikawiese im Naturpark Erzgebirge / Vogtland Ehrensache Natur – Freiwillige in Parks Etwas Sinnvolles tun, neue Menschen kennen lernen, Spaß haben, Wissen und Fähigkeiten erweitern und die Welt ein bisschen mit gestalten – das alles bietet das Programm „Freiwillige in Parks“. Unter dem Dach „Ehrensache Natur“ engagieren sich in den Nationalen Naturlandschaften jedes Jahr rund 3.000 Menschen. In Zusammenarbeit mit hauptamtlichen Schutzgebietsbetreuerinnen und -betreuern helfen die Freiwilligen mit viel Freude und Wissensdurst, wertvolle Ökosysteme zu erhalten. Spannende und interessante Naturerlebnisse und –erfahrungen sind hierbei garantiert. Wer sich für diese Form der Freizeitgestaltung interessiert, findet mehr Informationen unter www.ehrensache-natur.de. Junior Ranger Natur für alle erlebbar und genießbar machen – die Nationalen Naturlandschaften und EUROPARC Naturschutz „funktioniert“ nur, wenn die Gründe dafür möglichst vielen Menschen nahegebracht werden. Gleichzeitig ist das Naturerlebnis für die Allermeisten Genuss und ein Grundbedürfnis. Die Natur gibt denen Stille, die gerne „abschalten“ möchten. Und sie bietet sportliche Abwechslung für jene, die körperliche Herausforderungen suchen. Die Natur steht allen offen – hier findet jeder seine ganz besondere Freude. EUROPARC entwickelt deshalb Ideen und Programme, die Naturschutz und Naturerlebnis vereinen, für ein besseres Verständnis und einen größeren Erlebnisreichtum. Drei Beispiele … 70 Wald, Watt oder Wiesen sind für Kinder spannende Möglichkeiten, den Wert der Natur zu entdecken und zu verstehen, warum eine große Artenvielfalt wichtig ist. Deshalb laden zahlreiche Nationale Naturlandschaften Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren ein, am Junior-RangerProgramm teilzunehmen. Mit Erfolg, denn jedes Jahr folgen der Einladung über 3.000 Mädchen und Jungen. Zum Junior-Ranger-Programm gehört es, in Begleitung eines Rangers die Tier- und Pflanzenwelt zu entdecken, selber ein Stück Natur zu schützen und vor allem eines: viel Spaß zu haben ! Mehr Informationen finden sich im Internet: www.junior-ranger.de. Urlaub bei unseren Partnern Urlaub mit Insiderkenntnissen und gutem Gewissen – das bieten die Nationalen Naturlandschaften den Urlaubern in Deutschland. Die Partnerbetriebe der Nationale Naturlandschaften werden nach strengen Qualitätskriterien ausgesucht und engagieren sich für den Natur- und Umweltschutz in ihrer jeweiligen Heimatregion. Über 450 Partner aus den Bereichen Beherbergung und Gastronomie, Bahn und Bus, Ausflugsfahrten, Wald-, Watt- und Gästeführungen und zahlreiche weitere touristische Dienstleister gehören mittlerweile dazu – ein Modell mit Erfolg, dass immer mehr Menschen viel Freude und großen Genuss bereitet. Mehr Informationen finden sich im Internet: www.nationale-naturlandschaften.de / partner. Impressum Herausgeber : EUROPARC Deutschland e. V. Friedrichstraße 60, 10117 Berlin Tel. 0 30 - 2 88 78 82-0 Fax 0 30 - 2 88 78 82-16 info @ europarc-deutschland.de www.europarc-deutschland.de www.nationale-naturlandschaften.de Förderer :Der Druck der Broschüre wurde gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sowie der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Deutsche Bundesstiftung Umwelt Partner : Redaktion : Vivian Sophie Kreft (verantwortlich) Nina Kuschniok Texte : Marc Dannenbaum, Norbert Hüls und die Nationalparks Fotos : Titelbild : Großer Serrahnbruch im Müritz-Nationalpark – Sandra Bartocha, S. 5 – Bundesamt für Naturschutz, S. 6 – Karl Friedrich Sinner, S. 7 – EUROPARC Deutschland, S. 8 – Thomas Stephan / GEO – Tag der Artenvielfalt, S. 10 – Rainer Pöhlmann, S. 12 – Norbert Rosing, S. 14 / 16 / 17 – Nationalpark verwaltung Berchtesgaden, S. 18 / 19 – Corinna Heer, S. 20 – Maria Pfeifer, S. 21 – Herbert Grabe, S. 22 / 24 / 25 – Thomas Stephan, S. 26 – Christian Wiesel, S. 27 – Wilfried Störmer, S. 28 – Siegfried Richter, S. 30 – Norbert Rosing, S. 32 – Michael Weigelt, S. 34 / 36 – cognitio, S. 38 – Ulrich Meßner, S. 40 – Bruno Dittrich / Nationale Naturlandschaften, S. 42 / 44 / 45 – Nationalverwaltung Sächsische Schweiz, S. 46 – Hans–Jörg Wilke, S. 48 – Norbert Rosing, S. 49 – Nationalverwaltung Unteres Odertal, S. 50 – Norbert Rosing, S. 52 – A. Nehring, S. 54 / 56 / 58 – Martin Stock / LKN–SH, S. 60 /62 – Klaus Janke, S. 63 – Peter Körber, S. 65 – Rudolf Großmann, S. 66 – Umweltzentrum Wittbülten, Spiekeroog, S. 68 / 69 – A. Morascher / junior–ranger.de / EUROPARC + WWF, S. 70 – Ernstlhof, Bayerischer Wald; Michael Künzel. Dank : Konzept und Gestaltung : Druck : Redaktionsschluss : Auflage : Norbert Rosing und NATIONAL GEOGRAPHIC haben ihre Fotos zur Verfügung gestellt und damit ihr Engagement für die Nationalen Naturlandschaften und den Erhalt der Biodiversität bekräftigt. Die Fotos stammen zum Teil aus dem Bildband „Wildes Deutschland“, der spektakuläre und einzigartige Motive aus den Nationalen Naturlandschaften präsentiert. Der prächtige Bildband ist im Buchhandel erhältlich. Oswald und Martin Werbeagentur, Berlin Brandenburgische Universitätsdruckerei, Potsdam Januar 2011 17.500 Gedruckt auf revive 50 : 50 FSC Mix 71