Wild und schön - EUROPARC Deutschland eV

Transcrição

Wild und schön - EUROPARC Deutschland eV
N at i o n a l pa r k s i n d e u t s c h l a n d
Wild und schön
Freyunger Straße 2
94481 Grafenau
Tel. 08552 9600-0, Fax -100
[email protected]
www.nationalpark-bayerischer-wald.de
Stubbenkammer 2 a
18546 Sassnitz
Tel. 038392 350-11, Fax -54
[email protected]
www.nationalpark-jasmund.de
Doktorberg 6
83471 Berchtesgaden
Tel. 08652 9686-0, Fax -40
[email protected]
www.nationalpark-berchtesgaden.de
Laustraße 8
34537 Bad Wildungen
Tel. 05621 75249-0, Fax -19
[email protected]
www.nationalpark-kellerwaldedersee.de
Schlossgarten 1
25832 Tönning
Tel. 04861 616-0, Fax -69
[email protected]
www.nationalpark-wattenmeer.de
Urftseestraße 34
53937 Schleiden-Gemünd
Tel. 02444 9510-0, Fax -85
[email protected]
www.nationalpark-eifel.de
Schloßplatz 3
17237 Hohenzieritz
Tel. 039824 252-0, Fax -50
[email protected]
www.mueritz-nationalpark.de
Stadthausbrücke 8
20355 Hamburg
Tel. 040 42840-3392, Fax -3552
www.nationalpark-wattenmeer.de
Bei der Marktkirche 9
99947 Bad Langensalza
Tel. 03603 3907-0, Fax -20
[email protected]
www.nationalpark-hainich.de
An der Elbe 4
01814 Bad Schandau
Tel. 035022 900-600, Fax -666
poststelle.sbs-nationalparkverwaltung@
smul.sachsen.de
www.nationalpark-saechsischeschweiz.de
Lindenallee 35
38855 Wernigerode
Tel. 03943 5502-0, Fax -37
[email protected]
www.nationalpark-harz.de
Park 2
16303 Schwedt / Oder, OT Criewen
Tel. 03332 2677-0, Fax -220
[email protected]
www.nationalpark-unteresodertal.eu
Im Forst 5
18375 Born
Tel. 038234 502-0, Fax -24
[email protected]
www.nationalpark-vorpommerscheboddenlandschaft.de
Virchowstraße 1
26382 Wilhelmshaven
Tel. 04421 911-0, Fax -280
poststelle@nlpv-wattenmeer.
niedersachsen.de
www.nationalpark-wattenmeer.de
www.nationalpark-wattenmeererleben.de
Inhalt
5
Vorwort
Prof. Dr. Beate Jessel
Präsidentin des Bundesamtes
für Naturschutz
6
Interview:
Wildnis in Deutschland ? Wo gibt es das denn ?
Karl Friedrich Sinner
8
Die Nationalparks in Deutschland
Nationalparks
10
Bayerischer Wald
14
Berchtesgaden
18
Eifel
22
Hainich
26
Harz
30
Jasmund
34
Kellerwald-Edersee
38
Müritz
42
Sächsische Schweiz
46
Unteres Odertal
50
Vorpommersche Boddenlandschaft
54
Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer
Hamburgisches Wattenmeer
Niedersächsisches Wattenmeer
68
Die Nationalen Natur­landschaften in
Deutschland unter einem Dach
71
Impressum
3
4
Vorwort
Nationalparks sind
Schatzkammern der Natur
Nationalparks spiegeln die Naturausstattung
eines Landes in hohem Maße wider und stehen
zudem ganz besonders im Fokus der öffentlichen
Wahrnehmung. Die „Nationalpark-Tradition“ in
Deutschland ist zwar vergleichsweise jung, kann
aber mittlerweile auch auf immerhin 40 Jahre zurückblicken. 1970 wurde mit dem Nationalpark
Bayerischer Wald der erste deutsche Nationalpark
ausgewiesen. Einen besonderen Schub bekamen
die Nationalparks dann mit dem sog. „Nationalparkprogramm“ der ehemaligen DDR im Jahre
1990. Mittlerweile haben die 14 ausgewiesenen
Nationalparks in Deutschland nicht nur Ansehen und Akzeptanz in weiten Kreisen der Bevölkerung gefunden, sondern sie zeichnen sich auch
durch eine hohe Wertschöpfung für die jeweiligen
Regionen aus. So belegen aktuelle durch das BfN
begleitete Studien, dass bei rund 10,5 Mio. Nationalparktouristen im engeren Sinn in den Nationalparkregionen jährlich ca. 431 Mio. € Umsatz
zusätzlich erwirtschaftet werden. Das entspricht
14000 Einkommensäquivalenten. Die Bevölkerung erkennt zunehmend, dass darin Chancen liegen und dass sie stolz auf ihr Naturerbe sein kann.
Insofern sind Nationalparks auch eine Erfolgsstory
des Naturschutzes. Mit dazu beigetragen hat auch
der gemeinsame öffentliche Auftritt der Parks unter der von EUROPARC-Deutschland etablierten
Dachmarke „Nationale Naturlandschaften“.
Diese Erfolge sind nicht zuletzt auf die Einrichtung von eigenständigen Gebietsverwaltungen
durch die betreffenden Bundesländer und das hohe
Engagement ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurückzuführen. Nationalparkverwaltungen nehmen eine Fülle von Aufgaben wahr. Dazu
gehören nicht nur der unmittelbare Schutz der
biologischen Vielfalt und das Gebietsmanagement,
sondern auch Forschung und Monitoring, die
Umweltbildung und das Vermitteln von Naturerlebnis, eine aktive Öffentlichkeitsarbeit sowie eine
enge Kooperation mit den verschiedenen Akteuren
vor Ort.
5
Es gehört zu den zentralen Aufgaben einer zukunftsorientierten Politik, diese Schatzkammern
als Teile des Naturerbes unseres Landes für unsere Kinder und Enkel zu bewahren. Dies bedeutet neben einer konsequenteren Ausweisung und
Umsetzung von nutzungsfreien Kernzonen in den
bestehenden Nationalparks auch, darüber nachzudenken, wo ggf. noch weitere Nationalparks in
Deutschland etabliert werden können. Notwendig
erscheint mir dies insbesondere auch, um ein zentrales Ziel der Nationalen Biodiversitätsstrategie
zu erreichen, bis 2020 2 % der Landfläche Deutschlands als Wildnisgebiete zu etablieren. Weder ist
die diesbezügliche Zielmarke bisher auch nur ansatzweise erreicht, noch sind die diesbezüglichen
Potentiale ausgeschöpft.
Seit über 100 Jahren ist Naturschutz Staatsaufgabe und muss das auch weiterhin bleiben. Auch
zukünftig bedarf es bürgernaher Nationalparkverwaltungen mit ausreichendem Personal und
adäquater Finanzmittelausstattung, um unser nationales Naturerbe zu erhalten bzw. weiter zu entwickeln sowie die Bürger über die dabei ablaufenden
Entwicklungen und Prozesse in den Gebieten zu
informieren. Auch für die Zukunft möchte ich unseren Nationalparks für ihre vielfältigen Aufgaben
eine tatkräftige Unterstützung durch das Bundesamt für Naturschutz zusichern.
Prof. Dr. Beate Jessel
Präsidentin des
Bundesamtes für Naturschutz
6
Wildnis
in Deutschland ?
Wo gibt es das denn ?
Wildnis bedeutet ganz einfach „Natur Natur sein lassen“,
und genau das ist auch die Maxime der vierzehn Nationalparks in Deutschland. An diesen Orten darf sich Natur frei
entfalten – ungelenkt von Menschenhand. Karl Friedrich
Sinner ist Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald
und Vorstand von EUROPARC Deutschland und damit
der Experte für alle Fragen zu den „wilden“ Gebieten
Deutschlands.
Im Nationalpark Baye­
rischer Wald darf sich die
Natur auf großer Fläche
nach ihren ureigenen
Gesetzen „Werden –
Wachsen – Vergehen“
zu einer grenzenlosen
Waldwildnis entwickeln.
der Wildnis erlebbar, jedoch nicht überall, zu jeder
Zeit und an jedem Ort im Nationalpark.
Welche Erfolge lassen sich in den vergangenen Jahren
in den Kernbereichen feststellen ?
Bei Wildnis denkt man an Dschungel, sibirische
Landschaften und Serengeti. Wo gibt es Wildnis in
Deutschland ?
Wildnis gibt es in den zentralen Bereichen der vierzehn deutschen Nationalparks in großer Vielfalt.
Sie werden Kernzonen genannt. Wildbäche und
Lawinenbahnen, die wilden Wälder der fichtenreichen Nationalparks, die Ursprünglichkeit der
Laubwald-Nationalparks in der Mitte Deutschlands, Strom- und Küstenlandschaften – sie alle
zeigen heute wieder Wildnis.
Die Bereiche in den Nationalparks, in denen sich
Wildnis entwickelt, zeigen eine zunehmende Artenvielfalt und dynamische Entwicklungen der
Natur, die ganz anders sind als unsere klassischen
Vorstellungen des konservierenden Arten- und
Biotopschutzes. Von dieser Entwicklung haben
zahlreiche extrem gefährdete Moose, Pilze, Insekten, Vögel, aber auch Amphibien, Säugetiere und
Fische profitiert. Sogar lange als verschollen oder
ausgestorben geltende Arten finden sich heute wieder in den Kernzonen der Nationalparks.
Wo liegt aus Ihrer Sicht die Zukunft der deutschen
Nationalparks ?
Lässt sich Wildnis definieren ?
Wildnis lässt sich nur annähernd beschreiben. Sie
ist die ganz individuelle Empfindung von Menschen beim Anblick einer sich selbst überlassenen
Natur, die in ihrer ganzen Lebendigkeit und Vielfalt erlebbar ist. Wildnis braucht Raum, braucht
Freiheit von den Auswirkungen der Zivilisation
und ist gleichzeitig der Raum, in dem wir Menschen uns zivilisiert verhalten sollen.
Warum ist Wildnis so wichtig für Deutschland ?
Die Forschungen der letzten Jahre zeigen, dass
die Kernbereiche der Nationalparks Hotspots der
Biodiversität sind; sie vermitteln uns erstmals einen Eindruck davon, was natürliche Artenvielfalt
für unser Land bedeutet. Die unberührte Wildnis mit ihren hoch differenzierten Entwicklungsphasen gibt wichtige Einblicke über den CO₂Haushalt sowie die CO₂-Bindung und in den
Wasserschutzgebieten, die frei von Fischerei sind,
wird erkennbar, welcher Reichtum in den Meeren
und Ozeanen vorhanden war.
Wildnis wieder zu erleben, ist auch eine der
tiefgreifenden Erfahrungen, die Menschen in ihrer
Begegnung mit der Natur machen können. Wildnis ist eine Erfahrung mit der Ursprünglichkeit für
den Menschen – Abenteuer, Mythos, Märchenwelt, eine Begegnung mit wilder Ästhetik und mit
Naturgewalt.
Der Slogan „Natur Natur sein lassen“ ist der elementare Gedanke in den Nationalparks. Wie groß ist der
unberührte Wildnisanteil in den Nationalparks ?
Gegenwärtig und bedingt durch das oft noch junge
Alter der Nationalparks ist der Anteil sehr unterschiedlich. Alle Nationalparks streben 75 Prozent
ihrer Fläche als unberührte Natur, als neu entstehende Wildnis an. Übrigens: Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass Menschen nicht in die Kernbereiche der Nationalparks hinein dürfen. In allen
Nationalparks sind alle Aspekte der Natur und
Karl Friedrich Sinner,
Leiter des Nationalparks
Bayerischer Wald und
Vor­stand von EUROPARC
Deutschland, Dachverband der
Nationalen Naturlandschaften
Vor allem darin, den eingeschlagenen Weg weiter
zu gehen. 40 Jahre Nationalpark Bayerischer Wald
und 100 Jahre Nationalparks in Europa zeigen,
dass Nationalparks wichtig sind für die Gesellschaft und Natur. Ihnen kommt als ein Kernelement der Nationalen Naturlandschaften die zentrale Aufgabe zu, den Schatz des natürlichen Erbes
unseres Landes im weltweiten Netzwerk der Nationalparks zu bewahren und laufend bewusst zu
machen. Dazu ist Wildnis ein zentraler Bestandteil
der Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung.
Auf zwei Prozent der Fläche unseres Landes soll
Wildnis wieder möglich sein, derzeit liegen wir bei
rund 0,5 Prozent.
7
8
Die Nationalparks
in Deutschland
Als 1872 in den USA mit dem Yellowstone-Gebiet erstmalig
eine Naturlandschaft als Nationalpark unter Schutz gestellt
wurde, war eine Idee geboren, die beispielgebend war: Heute
gibt es auf der ganzen Welt mehr als 3.800 National­parks in
über 120 Ländern. In Europa wurden die ersten Nationalparks
1909 in Schweden und 1914 in der Schweiz eingerichtet –
Deutschland zog 1970 mit dem Nationalpark Bayerischer
Wald nach.
Biologische Vielfalt schützen, erforschen und
erlebbar machen
Der Luchs ist seit Anfang
der 1990er Jahre auf
leisen Sohlen wieder
in seine ursprüngliche
Heimat, den Bayerischen
Wald und den Harz,
zurückgekehrt.
Nationalparks sind Landschaften, in denen Natur
Natur bleiben darf. Wie eine „Arche Noah“ erfüllen
sie eine ganz entscheidende Aufgabe beim Schutz
von Tieren und Pflanzen, indem sie die Eigengesetzlichkeit der Natur erhalten und Rückzugsge­
biete bewahren. Sie lassen Raum für natürliche Entwicklungsprozesse und für die Selbstregulierung
der Natur. Die wirtschaftliche Nutzung der Natur
ist in den Nationalparks weitestgehend ausgeschlossen. Sie dienen der wissenschaftlichen Beobachtung und Erforschung natürlicher Abläufe. Das
hier gewonnene Wissen trägt dazu bei, die Kräfte
der Natur außerhalb der Nationalparks nachhaltig
zu nutzen, Kosten zu sparen und zukünftige Fehler
im Umgang mit der Natur zu vermeiden.
Die sinnliche Erfahrung mit ungelenkter Natur ist vielen Menschen heute kaum noch möglich.
Nationalparks sind einmalige Erlebnisräume der
Natur und ein hervorragender Ort für die Umweltbildung. Einblicke in den ständigen Kreislauf
von Werden, Sein und Vergehen gehören zu den
Erfahrungen, die im Nationalpark besonders gut
möglich sind.
„Natürliche“ Regionalförderung
In vielfältiger Weise sind Nationalparks mit ihrem regionalen Umfeld verzahnt und prägen das
Erscheinungsbild der Region. Als Imageträger für
einen natur- und kulturverträglichen Tourismus
mit speziellen Angeboten zum Naturerleben fördern Nationalparks eine umweltgerechte, regionale
Wirtschaftsentwicklung und sichern Arbeitsplätze. Die deutschen Nationalparks sind also weit
mehr als streng abgeschirmte Reservate des Naturschutzes. Sie stellen vielmehr eine einzigartige
Herausforderung und Chance für Mensch und
Natur dar, Vergangenheit und Zukunft zu bewahren. Vor diesem Hintergrund verstehen sich die
Nationalparkverwaltungen als Einrichtungen, die
der Natur und den Menschen gleichermaßen verpflichtet sind.
Besucher sind herzlich willkommen
Das 365-Tage-Programm der Nationalparks kennt
keine Pause. Zu allen Jahreszeiten sind die „Festspiele“ der Natur zu erleben – der farbenprächtige Herbst mit dem Himmel als Leinwand für die
spektakulären Vogelzüge, die von Schneewolken
verhüllten Wälder im Winter, der aufwühlende
Farbenrausch des Frühlings und das satte Grün
des Sommers, seine warmen Brisen und Tierstimmen, die es zu enträtseln gilt. Zu Fuß, mit dem
Fahrrad oder auch mit dem Boot erschließt sich
ein Nationalpark am besten.
Nationalpark-Partner
Die Partner der Nationalparks in Deutschland
helfen, die einzigartige und faszinierende Natur
ihrer Heimat zu schützen. Die meisten Nationalpark-Partner-Unternehmen – ob Restaurants,
Reedereien oder Unterkünfte – orientieren sich
an den Kriterien der Umweltdachmarke Viabono.
Bei diesen Gastgebern sind Sie bestens aufgehoben
und Sie engagieren sich gleichzeitig direkt für den
Nationalpark, wenn Sie einen Nationalpark-Partner wählen.
Abwechslungsreiche Angebote
Die Nationalparkverwaltungen und ihre Partner
bieten eine große Auswahl an abwechslungsreichen
und altersgerechten Aktivitäten: Naturerlebnispfade für Outdoor-Enthusiasten, Abenteuerspielgelände für Kinder und saisonale Veranstaltungen
für die ganze Familie. In Besucherzentren können
Sie sich sowohl über den jeweiligen Nationalpark,
seine vielfältigen Angebote – beispielsweise Exkursionen, Wildtierbeobachtungen und Erlebniswanderungen – und die Region informieren. Darüber
hinaus können Sie regionale „Highlights“ wie Freilichtmuseen, Hofläden mit regionalen Produkten
oder kulturelle Veranstaltungen erleben.
In den letzten Jahren sind die Nationalparks
noch attraktiver geworden – auch für Menschen,
denen das Reisen schwerer fällt als anderen. Mittlerweile gibt es in den meisten Nationalparks barrierefreie Angebote und ihre Zahl wird künftig
noch zunehmen. Informieren Sie sich bitte bei den
Parkverwaltungen, den Tourismusverbänden oder
im Internet über weitere Angebote. Eines müssen
Sie aber mitbringen: Zeit. Zeit, um Abstand vom
Alltag zu finden und Zeit, um an die Orte zu gelangen, die Ihnen die eindrucksvolle Vielfalt der
Natur offenbaren.
9
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Nationalpark
Bayerischer Wald
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Welch erstaunliche und vitale Vielfalt die heimische Natur ohne das Zutun des
Menschen hervorbringt, bezeugt auf eindrucksvolle Weise der Nationalpark Bayerischer
Wald. 300 Kilometer gut markierte Wege verlaufen über einsame Höhen und Täler,
bahnen sich durch Urwald, führen in den Wintermonaten durch tief verschneite,
unberührte Gegenden. In zwei großen Tierfreigeländen lassen sich mit ein wenig Glück
Wildtiere wie Luchs, Wolf und Bär in ihre „Wohnstuben“ schauen. Und der weltweit
längste Baumwipfelpfad eröffnet atemberaubende Perspektiven.
Wer das Schutzgebiet mit offenen Sinnen er­
wandert, wird schnell gefangen von seiner kraftvollen wie morbiden Urwüchsigkeit. Auf den zumeist
unbefestigten Pfaden stößt man auf gewaltige Wurzelteller gefallener Baumriesen, auf Granitblöcke,
mit einem Moosteppich aus sattem Grün überzogen, manchmal groß wie ein Haus. Charakteristisch
für den Bayerischen Wald sind auch seine zahlreichen Hochmoore, Bäche und Seen.
Vor über 40 Jahren, 1970, wurde schrittweise
begonnen, die Natur sich wieder selbst zu überlassen. Mit seinem Pendant auf der tschechischen
Seite, dem Nationalpark Šumava, vereint er sich
heute zum größten zusammenhängenden Waldschutzgebiet in Mitteleuropa.
Die sanft gewellten Waldzonen bezeugen die
typischen Merkmale einer Mittelgebirgslandschaft, aus denen sich Lusen, Rachel und Falkenstein mit bis zu 1.453 Meter erheben. Heute wächst
aus Moderholz – und unberührt von menschlicher
Aufforstung – wieder ein vielfältiger Naturwald
mit der früher seltenen Weißtanne, mit Buchen
und auch Fichten heran, nachdem große Teile des
alten Waldes saurem Regen, Wetterextremen und
dem Borkenkäfer zum Opfer fielen.
Über Jahrhunderte machte sich der Mensch
den kaum besiedelten Nordwald für seine Zwecke
Rund 500 Jahre alte
Baumgiganten ragen
in den bayerischen
Himmel.
nutzbar. Schon im 14. Jahrhundert baute er die
ersten Glashütten, denn hier gab es im Überfluss
die für die Glasherstellung notwendigen Rohstoffe.
Mit dem Übergang aller Nutzungs- und Eigentumsrechte an den bayerischen Staat setzte ab 1850
eine ebenso rigorose wie systematische Holznutzung ein. Die Wälder in den Tal- und Berglagen
wurden großflächig eingeschlagen und die Böden entwässert. Es entstanden oftmals eintönige
Fichtenplantagen.
Sogenannte „Aufichten“ breiten sich nun wieder in den nassen Tälern aus, in denen sich die kalte Luft staut. Der natürliche Bergmischwald bevorzugt dagegen die wärmeren Hänge. „Ganz oben“, ab
1.200 Meter, sind die Winter schneereich und lang.
Hier halten nur noch die Bergfichten und Vogelbeeren dem rauen Klima stand.
Gut 700 Pflanzenarten wachsen im Nationalpark, darunter pflanzenkundliche Raritäten wie
der Böhmische Enzian oder die Soldanelle mit ihren violettfarbenen Blüten. Zu den Bewohnern der
ausgedehnten Wälder gehören das Rotwild, aber
auch Uhu, Dreizehen- und Weißrückenspecht
oder die kleinste Eule Europas, der Sperlingskauz.
Seit seiner erfolgreichen Wiederansiedlung durch
den Menschen im Böhmerwald streift auch der
Luchs wieder durch den Bayerischen Wald.
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Der Braunbär lebt der­
zeit noch nicht in freier
Natur des National­
parks Bayerischer Wald.
Doch im Freigehege
fühlen sich die Tiere
schon jetzt wohl.
Ein Tag im Nationalpark
Eine Woche im Nationalpark
Umgeben sind die Nationalparkzentren Falkenstein und Lusen von weitläufigen Freigehegen mit
den typischen Tierarten des Bergwaldes, darunter
auch die ausgerotteten Braunbären, Wölfe und
Luchse sowie Wildpferde und Auerochsen.
Die gesamte Pflanzenwelt des Bayerischen Waldes mit seinen 700 Arten präsentiert das PflanzenFreigelände mit seinem Gesteinsgarten um das
Hans-Eisenmann-Haus. Dort endet auch der
seit Herbst 2009 mit 1.200 Meter Länge weltweit
größte und barrierefreie Baumwipfelpfad mit einer
44 Meter hohen Aussichtskuppel. Durch urwüchsigen Waldbestand führt die Route über den Erlebnisweg „Seelensteig“ (Anfahrt mit dem Igelbus).
Gäste, die zum ersten Mal im Nationalpark sind,
sollten zunächst die Nationalparkzentren Lusen
mit dem Hans-Eisenmann-Haus bei Neuschönau
oder das Nationalparkzentrum Falkenstein mit
dem Haus zur Wildnis bei Ludwigsthal besuchen.
Beide bieten bei freiem Eintritt individuelle Beratung, Ausstellungen zum Thema Wald, Tonbildschauen auch in 3 D-Technik und Erlebnisräume
für Kinder.
Montag: Hans-Eisenmann-Haus, Pflanzen- und
Gesteinsfreigelände, Baumwipfelpfad, danach
Rundgang (7 km) durch das Tierfreigelände.
Dienstag: Wanderung im grenzüberschreitenden
waldgeschichtlichen Wandergebiet. Der Abstecher
zur Moldauquelle wird neuerdings durch einen
weiteren grenzüberschreitenden Wanderweg zu
einem Rundweg verkürzt.
Mittwoch: Über den Erlebnisweg „Hochwaldsteig“ und die Himmelsleiter geht es zur Besteigung des Lusens mit seinem waldfreien Gipfel aus
abertausenden Granitblöcken in 1.373 Meter Höhe.
Donnerstag: Heute steht das neue Nationalparkzentrum Falkenstein mit dem Haus zur Wildnis
und das Tierfreigelände mit der Steinzeithöhle
sowie der Urwalderlebnisweg Watzlikhain bei
Zwieslerwaldhaus auf dem Programm.
Freitag: Von der Racheldiensthütte aus wird der
höchste Berg des Nationalparks, der Grosse Rachel, bestiegen (1.453 m).
Samstag: Ein Tag nur für die Kinder. Der Besuch
im Waldspielgelände mit seinem einmaligen Na­
tur­er­leb­nispfad lädt dazu ein, spielend die Natur
zu begreifen.
Allgemeine Informationen
Daten und Fakten
Unterkünfte
Lage: Zwischen Bayerisch Eisenstein und Mauth,
an der tschechischen Grenze
Nationalpark-Partner
www.nationalpark-partner.de
Fläche: 243 Quadratkilometer
Zweckverband der Nationalparkgemeinden
Tel. 08558 91021
Höhenlage: 600 bis 1.453 Meter (Großer Rachel)
Eröffnungsjahr: 1970
Landschaftstypen: Aufichtenwald, Bergmischwald,
Bergfichtenwald
Bücher und Karten
Werbegemeinschaft Zwieseler Winkel
Tel. 09922 4347
Fremdenverkehrsgemeinschaft Grafenau
Tel. 08558 973807
Touristinformation Ferienland
am Nationalpark Bayerischer Wald
Tel. 08551 57114
Wanderkarte Bayerischer Wald
Zwischen Rachel und Lusen
ISBN 3-86116-059-5 und
Zwieseler Winkel
ISBN 3-86116-120-6
Bayerischer Wald – Wo Wildnis erwacht
ISBN 3-924044-57-0
Waldwildnis grenzenlos
ISBN 3-935719-37-X
Nationalpark Information
Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald
Freyunger Straße 2
94481 Grafenau
Tel. 08552 9600-0, Fax -100
[email protected]
www.nationalpark-bayerischer-wald.de
Hier sind auch Informationen zu den barriere­
freien Angeboten im Nationalpark erhältlich.
Besucherzentren:
Hans-Eisenmann-Haus
Böhmstraße 35
94556 Neuschönau
Tel. 08558 9615-0, Fax -22
Haus zur Wildnis Ludwigsthal
94227 Lindberg
Tel. 0992 5002-0, Fax -167
Anreise
Mit der Bahn:
Von Plattling (ICE Bhf.) nach Zwiesel, Bayerisch
Eisenstein, Grafenau, Frauenau oder Spiegelau.
Von dort weiter mit dem Bayerwald-Ticket im
Bus.
Mit dem Auto:
Falkenstein-Rachel-Gebiet: A 92 von München
und A 3 von Regensburg bzw. Passau: Abfahrt
Deggendorf, über B 11 nach Regen, Zwiesel und
Bayerisch Eisenstein. Für das Rachel-LusenGebiet: A 3 Abfahrt Hengersberg, über B 533
nach Grafenau, Neuschönau bzw. Spiegelau.
Barrierefrei besuchen
Im Nationalpark und seinen Informations­
einrichtungen sind Parkplätze für Behinderte,
Personen­aufzüge, Rampen oder Treppenaufzüge,
Sanitär­bereiche und Behindertentoiletten und
behinderten gerechte Angebote vorhanden.
Auskünfte über barrierefreie Angebote gibt es im
Servicegebäude am Parkplatz in Ludwigsthal, im
Gebäude der Nationalparkwacht am Parkplatz in
Neuschönau oder an den Besuchertheken in den
Informationszentren und Informationsstellen.
13
14
Nationalpark
Berchtesgaden
15
Die Ostwand des Watzmann, die hinter dem Kirchlein in unfassbare Höhen aufragt,
gebietet Ehrfurcht. Hier, bis hinauf auf eine Höhe von 2.713 Meter, ist die Natur,
nicht der Mensch das Maß aller Dinge. Winzig und zerbrechlich stehen die barocken
Dachkuppeln mit den beiden Türmchen inmitten des von der Natur hingeszauberten
großartigen Landschaftspanoramas. Die Wallfahrtskapelle St. Bartholomä am Westufer
des Königssees prägt wie nur wenige andere „Motive“ weltweit das Bild von den
Schönheiten Deutschlands.
Rund um das Hagen­
gebirge verbringen die
Steinböcke den Sommer.
Dabei ist die grandiose Kulisse des Nationalparks
Berchtesgaden für seine Besucher wie eine 70 Millionen Jahre alte erdkundliche Schautafel. Hier
finden sich alle Klima- und Vegetationszonen, von
den mittleren Breiten bis zum Polarkreis, auf engstem Raum.
Auf 230 Kilometer gut ausgebauten Wanderwegen und alpinen Steigen kann sich der Besucher in
die unzähmbare Natur begeben. Er hat die Wahl:
vom 20-minütigen Spaziergang zum „Malerwinkel“ bis zur ausgedehnten Hochgebirgstour für den
geübten Alpininsten. Neben dem von Touristen
stark frequentierten Königssee bietet das über 200
Quadratkilometer große Gebiet zahllose, unvergessliche Eindrücke: wild-romantische Täler wie
das Wimbachtal mit seinen gewaltigen Schuttströmen oder den einsam in einer Talsenke im Hochgebirge kauernden Funtensee, der im Winter mit
extremen Minusgraden als Deutschlands Kältepol
regelmäßig Schlagzeilen macht. Viele urige, im
Sommer bewirtschaftete Almhütten bieten auf nahezu jeder Wandertour die Gelegenheit zur Rast.
Die Hochgebirgslandschaft des Nationalparks
Berchtesgaden zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Vielfalt an Lebensräumen aus: Das rar
gewordene Edelweiß besiedelt magere Rasen und
schwer zugängliche Felsspalten. Die weißfilzige
Behaarung hilft der Pflanze, bei hoher Sonneneinstrahlung und Wind die Verdunstung gering zu
halten.
Im Nationalpark gibt es auch verschiedene
Enzianarten: Der Stengellose Enzian mit seinen
blauen, glockenförmigen Blüten ist von den Tälern bis hinauf in die alpine Mattenregion zu finden. Zur Schnapsgewinnung dienen die Wurzeln
des Punktierten und des Ungarischen Enzians.
Den Frühlingsenzian mit seinen strahlend blauen,
sternförmigen Blüten nennen die Einheimischen
auch „Schusternagel“.
Bis zu 600 Jahre alt und bis zu 40 Meter hoch
kann der Bergahorn werden. Seine Borke ist glatt,
graugelb und oft mit Farnen, Moosen oder Flechten bewachsen. Er bildet mit Fichte, Tanne und
Buche den natürlichen Bergmischwald.
Rotwild und Gämsen sind in den Hochlagen
beheimatet. Die possierlichen Murmeltiere, die in
Familienverbänden leben, sind vornehmlich in den
Gebieten von Jenner, Gotzen- und Wasseralm sowie am Funtensee zu beobachten. In der Kahlersbergs- / Teufelshörnerregion lebt im Grenzgebiet
zu Österreich Deutschlands größte SteinbockPopulation (rund 120 Tiere). Die raren Kletterkünstler werden nicht bejagt und haben deshalb
nur wenig Scheu vor dem Menschen. Allerdings
ist die Nähe zu ihnen mit viel Schweiß zu bezahlen: Der Aufstieg dauert Stunden. Ganz entspannt
vom Tal aus zu beobachten sind dagegen die Steinadler. Im Schutzgebiet brüten insgesamt vier Paare.
Das Nationalpark-Team bietet derzeit ganzjährig
kostenlos geführte Wanderungen in das „Tal der
Adler“ an.
Eine Woche im Nationalpark
Ein Tag im Nationalpark
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Im Sommer beginnt der Tag mit der Wanderung
zu den Königsbachalmen – stets „dem Murmeltier auf der Spur“. Auf den sonnigen Almflächen
können Besucher die putzigen Alpenbewohner
mit dem Fernglas beobachten. Eine Brotzeit auf
der Berghütte rundet das Programm ab. Auch an
die Freunde von Almrausch, Edelweiß und Co. hat
das Nationalpark-Management gedacht: Unter der
fachkundigen Leitung eines Rangers entdecken
interessierte Pflanzenfans die botanischen Besonderheiten des einzigen alpinen Nationalparks in
Deutschland. Im Winter bietet sich der Besuch der
Nationalpark-Infostelle Hintersee an. Nach einer
Besichtigung der Spechtausstellung geht es zu Fuß
oder mit dem Pferdeschlitten zur Rotwildfütterung. Mit etwas Glück kann man hier im Winter
rund 60 Rothirsche und Hirschkühe mit ihren
Kälbern beobachten.
Sonntag: Auf Schusters Rappen führt der Weg
durch die eindrucksvolle, tosende Wimbachklamm
ins Wimbachtal mit seinem gewaltigen Schuttstrom, dem berühmten „Gries“.
Montag: Fahrt mit der Jenner-Bergbahn. Vom Gipfel des Jenners öffnet sich ein herrlicher Blick auf den
Königssee und in große Teile des Nationalparks.
Dienstag: Mit dem Alm-Erlebnisbus geht es durch
das Klausbachtal hinauf zum Hirschbichlpass. Der
gemütliche Abstieg führt über die Bindalm, vorbei
an der Nationalpark-Infostelle Engert, über die
neue, spektakuläre Hängebrücke und endet mit einem Besuch der Nationalpark-Infostelle Hintersee
mit seinem Naturerlebnisgelände.
Mittwoch: Wanderpause. Heute steht die Besichtigung der Dokumentationsstelle zur Geschichte
des Dritten Reiches am Obersalzberg auf dem
Programm. Anschließend optional: Fahrt mit dem
Bus zum Bergrestaurant Kehlsteinhaus – dem
ehemaligen Machtsymbol des NS-Regimes.
Donnerstag: Mit dem umweltfreundlichen, batteriebetriebenen Schiff und begleitet vom weltberühmten Echo geht es über den Königssee. Der
Abstecher führt in die Nationalpark-Informationsstelle auf St. Bartholomä. Wanderung zur Eiskapelle am Fuße der Watzmann-Ostwand.
Freitag: Besuch des Nationalpark-Hauses in Berchtesgaden und Ausflug in die Festspielstadt Salzburg.
Samstag: Aufenthalt verlängert und Start zu einer
mehrtägigen Bergtour mit Hüttenübernachtungen
durch das Steinerne Meer.
Allgemeine Informationen
Daten und Fakten
Mit etwas Glück kann
man auf einer Wanderung
durch den Nationalpark
Berchtesgaden dem
Steinadler begegnen.
Lage: Im Südosten von Bayern an der
österreichischen Grenze
Fläche: 210 Quadratkilometer
Höhenlage: 603 (Königssee) bis 2.713 Meter
(Watzmann)
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Gründungsjahr: 1978
Landschaftstypen: Laub-, Bergmisch- und
Nadel­wälder, Latschengebüsche, Almweiden,
alpine Matten und Zwergstrauchheiden,
Felsfluren, Moore, Bäche und Seen.
Bücher und Karten
Im Augenblick der Zeitlosigkeit
Michael Vogel (Text), Marika Hildebrandt (Fotos)
ISBN 978-3940141415
Die Pflanzenwelt des Nationalparks Berchtesgaden
ISBN 3-925647-33-3
Die Tierwelt des Nationalparks Berchtesgaden
ISBN 3-925647-42-2
Anreise
Geologie der Berchtesgadener Berge
ISBN 3-925647-27-9
Mit der Bahn:
Endstation Berchtesgaden an der Strecke
München – Berchtesgaden. Von dort weiter mit
Linienbussen der RVO.
Nationalpark Berchtesgaden
Topographische Karte (1 : 25.000)
ISBN 3-86038-093-1
Nationalpark Information
Nationalpark-Haus Berchtesgaden
Franziskanerplatz 7
83471 Berchtesgaden
Tel. 08652 64343, Fax 69434
[email protected]
www.nationalpark-berchtesgaden.bayern.de
Unterkünfte
Berchtesgadener Land Tourismus GmbH
Tel. 08652 65650-0, Fax -99
www.berchtesgadener-land.com
Vertikale Wildnis im
Nationalpark Berchtes­
gaden: Zwischen dem
Grund des Königs­sees
und dem Watzmann­
gipfel liegen steile 2.300
Höhenmeter.
Mit dem Auto:
München – Salzburg, Ausfahrt Bad Reichenhall,
Bundesstraße B 20 nach Berchtesgaden.
Barrierefrei besuchen
Der Nationalpark Berchtesgaden stellt für Menschen mit Behinderung einige Angebote wie
z. B. barrierefreie Führungen bereit. Zudem sind
einige der Wanderwege im Nationalpark auch für
Rollstuhlfahrer geeignet. Weitere Informationen
sind im Nationalpark-Haus in Berchtesgaden
erhältlich.
Nationalpark Eifel
18
Faszination Wildnis –
erlebbar in einer Landschaft
aus Wald und Wasser
Majestätische Buchen, knorrige Eichen und wilde Bäche. Der Nationalpark Eifel
bietet dem Betrachter ein vielseitiges Landschaftsbild: steile Täler, weite Wälder,
Flüsse und Bäche durchziehen das Bild wie die Landschaft einer Modelleisenbahn.
Modellierer sind die beiden Flüsse Rur und Urft. Attraktive Fernblicke von der offenen
Graslandschaft der Dreiborner Hochfläche, dem ehemaligen Truppenübungsplatz
Vogelsang, beeindrucken ebenso wie wilde Narzissen, die die Talwiesen im Süden
jedes Frühjahr in ein gelbes Blütenmeer verwandeln. Naturnahe Buchen- und
Eichenmischwälder stehen hier unter besonderem Schutz. Durch sie schleichen
Wildkatzen auf leisen Pfoten durch die Dämmerung. Spuren im Schnee verraten die
Anwesenheit der scheuen „Kleinen Eifeltiger“.
19
Im Nationalpark Eifel werden Laubmischwälder
geschützt, die auf nährstoffarmen Böden wachsen und von atlantischem Klima beeinflusst sind.
Wasserläufe durchziehen das Mittelgebirge wie
ein weit verzweigtes Adernnetz einen komplexen
Organismus. Die Rur und zahlreiche Nebenbäche
haben die welligen, bewaldeten Hochrücken, die
das Landschaftsbild prägen, in Jahrtausenden tief
eingeschnitten. Neben schroffen Felsen, naturnahen Laubwäldern und artenreichen Wiesen gibt es
in der geschützten Natur auch große Seen.
Auf dem Gebiet des Nationalparks erstreckte sich vor 400 Millionen Jahren ein Flachmeer,
in dem sich große Mengen an Ton als Sedimente
ablagerten. Während der Zeit des Oberkarbons –
vor etwa 300 Millionen Jahren – wurden diese Sedimentschichten zum sogenannten „variscischen
Gebirge“ aufgefaltet und hochgeschoben. Durch
den hohen Druck entstand aus Tonstein der in der
Eifel so häufig vorkommende Schiefer.
Mehrere tausende Tier- und Pflanzenarten
haben Forscher hier bisher nachgewiesen, die in
einer digitalen Artenliste im Internet zu sehen
sind. Über 1.000 Arten stehen auf der Roten Liste,
gelten also als gefährdet oder sind gar vom Aussterben bedroht. Prominentester Bewohner der
strukturreichen Buchenwälder ist die Wildkatze,
der „Kleine Eifeltiger“, von denen es 50 Exemplare
im Schutzgebiet gibt. Mit rund 1.000 Rothirschen
weist der Nationalpark eines der bedeutendsten
Vorkommen in Europa auf. Auch Biber, Uhu und
Flussperlmuschel sind hier beheimatet, ebenso der
überaus seltene Schwarzstorch.
Der beliebte Aussichtspunkt „Hirschley“ im
Kermeter ist für alle Gäste des Nationalparks
auf eigene Faust zugänglich. Denn das Wanderwegenetz im jüngst eingerichteten Natur-Erlebnisraum „Wilder Kermeter“ ist ausgehend vom
Parkplatz Kermeter durchweg barrierefrei. Eine
kurze Serpentine mit geringer Steigung führt zum
Aussichtspunkt, an dem ein ertastbares BronzeModell der Nationalpark- und Talsperrenlandschaft aufgestellt ist.
Um allen Menschen eine selbstständige Orientierung zu ermöglichen, ist das Wanderwegenetz
mit einem barrierefreien Leit- und Informationssystem versehen. Weiterhin stehen genügend
Sitzgelegenheiten, ein Wetterschutzdach, barrierefreie Sanitäranlagen und eine barrierefreie Bushaltestelle zur Verfügung. Schiffsrundfahrten sind
eine sehr gefragte Variante, um vom Wasser des
Rursees aus erste Eindrücke von der zukünftigen
Nationalpark-Wildnis zu gewinnen. Ein Ranger
begleitet die Schiffstour jeden ersten und dritten
Montag in den Monaten April bis Oktober. Insgesamt bieten die Ranger im Nationalpark Eifel
während des gesamten Jahres wöchentlich acht unterschiedliche geführte Touren an, kostenfrei und
ohne Anmeldung.
Eine wahre Herausforde­
rung ist der Wildnis-Trail,
der auf 85 km Länge
sämtliche Landschaften
des Nationalparks Eifel
erlebbar macht, hier den
Urftsee.
Ein Tag im Nationalpark
20
Ihren Ausflug in den Nationalpark beginnen Sie
am besten in einem der fünf Informationshäuser, den Nationalpark-Toren mit ihren ThemenAusstellungen. Im Nationalpark-Tor Heimbach
treten Sie zum Beispiel in ein begehbares Hörspiel ein, in dem es spannende Geheimnisse über
den Buchenwald zu entdecken gilt. In allen Häusern finden Filmvorführungen statt, so auch zum
„Kleinen Eifeltiger“. Die Tore sind Ausgangspunkt
zahlreicher Ran­gerführungen und Wanderungen
mit Waldfüh­rern, auch in niederländischer und
französischer Sprache sowie in deutscher Gebärdensprache. Darüber hinaus bietet der Nationalpark-Veranstaltungskalender Familientage, Wildniscamps, Kutschfahrten und vieles mehr.
Eine Woche im Nationalpark
Samstag: Besuch des Nationalpark-Tores in Simmerath-Rurberg. Danach genießen Sie die Landschaft bei einer Schifffahrt oder Kanutour auf dem
Rursee.
Sonntag: Teilnahme an einem geführten Rundgang durch die ehemalige NS-„Ordensburg“ Vogelsang. Anschließend kostenfreie Rangertour oder
barrierefreie Kutschfahrt zur Wüstung Wollseifen.
Montag: Besuch des Nationalpark-Tores in
Schleiden-Gemünd. Radtour entlang des Urftsees
zur historischen Urftstaumauer. Einkehrmöglichkeit nach etwa 11 Kilometer.
Dienstag: Besuch des Nationalpark-Tores sowie
des Wasser-Info-Zentrums Eifel in Heimbach.
Dann Wanderung durch naturnahe Buchenwälder zur Abtei Mariawald. Tipp: Erbsensuppe und
Käsekuchen.
Mittwoch: Besuch der Ausstellung im Nationalpark-Tor Nideggen oder Monschau-Höfen.
Anschließend Abstecher in die benachbarten
Altstädte.
Donnerstag: Im Naturerlebnisdorf Nettersheim
erkunden Sie die Eifeler Natur und Geschichte.
Das Naturzentrum bietet Ausstellungen und Erlebnispfade zur erdgeschichtlichen und ökologischen Vielfalt der Region.
Freitag: Wanderung auf einer der markierten
Themen-Touren im Nationalpark Eifel. Danach
können Sie in den Wildgehegen der Region hautnah Tiere erleben.
Allgemeine Informationen
Der Nationalpark steht ganz
im Zeichen der Wildkatze.
Daten und Fakten
Lage: Etwa eine Fahrtstunde entfernt von Köln,
Bonn und Aachen an der deutsch-belgischen
Grenze.
Fläche: 108 Quadratkilometer
Gründungsjahr: 2004
Landschaftstypen: Ausgedehnte, durch Buchen
und Traubeneichen geprägte Laubwälder,
Schluchtwälder, Offenland mit Felsen, Stein­
brüchen, Mooren und Heiden, Bachtäler mit
Auenwäldern und wilden Narzissen
Bücher und Karten
Wanderkarte
Nationalpark Eifel
Eifelverein (Hrsg.)
ISBN 978-3-921805-78-7
Wanderführer
ThemenTouren Nationalpark Eifel
ISBN 978-3-7616-2068-7
Der Wildnis-Trail im Nationalpark Eifel –
4 Tagesetappen zwischen 18 und 25 km
ISBN 978-3-7616-2154-7 und
ISBN 978-3-7616-2010-6
Tier- und Pflanzenwelt im Nationalpark Eifel
J.P. Bachem-Verlag
ISBN 978-3-7616-2005-2
Nationalpark Information
Landesbetrieb Wald und Holz NRW
Nationalparkforstamt Eifel
Urftseestraße 34
53937 Schleiden-Gemünd
Tel. 02444 9510-0, Fax -85
[email protected]
www.nationalpark-eifel.de
Unmittelbare Anlaufstellen für Besucher sind
die fünf Nationalpark-Tore mit spannenden
Ausstellungen und Tourist-Informationen.
Unterkünfte
Auf Nationalpark-Besucher ausgerichtete
Restaurants, Hotels, Rensionen und andere
Unterkünfte finden Sie unter www.nationalparkgastgeber.eu.
Anreise
Mit der Bahn:
Bis zum Bahnhof Kall (DB-Strecke Köln-Trier)
oder mit der Rurtalbahn von Düren nach
Heimbach. Weiterfahrt mit NationalparkShuttle
und weiteren Buslinien.
Mit dem Auto:
In die Nationalparkregion kommen Sie aus
Köln über die Autobahn A 1 (Abfahrt EuskirchenWißkirchen), aus Aachen auf der B 258, aus
Düren über die B 56, B 265 und aus Richtung
Koblenz über die A 61. In der Region führt ein
Leitsystem zu den Nationalpark-Toren.
Barrierefrei besuchen
In Gebärdensprache übersetzte Touren,
entsprechend geschulte Ranger und Waldführer,
der barrierefreie Natur-Erlebnisraum „Wilder
Kermeter“, barrierefreie Informationshäuser,
Kutschfahrten und Nationalpark-Gastgeber
machen den Park für jeden zugänglich und
erlebbar.
22
Nationalpark
Hainich
23
Es braucht schon ein bisschen Überwindung, eine der beiden Hängebrücken zu
erklimmen. Ist das mulmige Gefühl jedoch überwunden, kann man sich auf der
schwankenden, aber völlig ungefährlichen Seilkonstruktion in 25 Meter Höhe in den
sachten Bewegungen der Buchenäste wiegen. Der Baumkronenpfad ermöglicht die wohl
intensivste Begegnung mit der Natur im „Urwald mitten in Deutschland“. Gelegen
im Dreieck der Städte Eisenach, Mühlhausen und Bad Langensalza sind die weiten
Wälder des Hainich das größte zusammenhängende Laubwaldgebiet Deutschlands,
fast frei von Nadelbäumen und im Nationalpark ohne jegliche Bewirtschaftung.
Der Lebensraum im „Dachgeschoss“ des Waldes
ist sehr vielfältig und längst nicht vollständig erforscht. Die für den Menschen schwer erreichbaren Baumkronen stecken voller Leben: So begegnet man auf dem Wipfel-Rundgang durch einen
ansonsten unzugänglichen Lebensraum Tieren wie
Spechten, dem hoch spezialisierten Schillerfalter
oder der Bechsteinfledermaus.
Ruhezonen laden zum Stehenbleiben und
Staunen ein. Mit Natur und Kunst, Wissen und
Spiel, abenteuerlicher Höhe und greifbarer Nähe
wird der Besuch auf dem Baumkronenpfad ein einmalig spannendes Naturerlebnis.
Zum umweltpädagogischen Konzept des
Schutzgebiets gehören auch die barrierefreien Erlebnispfade Silberborn, Brunstal und Feensteig.
Die sehr beliebten Wege sind keine Lehrpfade mit
ellenlangen Schrifttafeln, sondern Überraschungsparcours mit vielen Erlebnisstationen.
Vor allem der Baumartenreichtum des Nationalparks Hainich unterscheidet ihn deutlich von
anderen Wäldern. Der Hainich ist ein Höhenzug
mit Muschelkalk als Grundgestein, dessen höchste
Erhebung der Alte Berg mit einer Höhe von fast
500 Meter ist. Hier wachsen Rotbuchen, Eschen,
Ahorne, Linden und die seltene Elsbeere mit ihren
kleinen, runden und rot-bräunlichen Früchten.
Betteleiche – mystisch
und schön, ein
geheimnisvoller Ort
mitten in Deutschland
Ebenso beeindruckend ist auch das übrige
Artenspektrum der Tier- und Pflanzenwelt. Im
Hainich leben Wildkatzen, Waldfledermäuse und
verschiedene Spechtarten. Wesentlich unscheinbarer sind viele Vertreter der rund 1.650 bisher nachgewiesenen Pilzarten – mehr als 200 von ihnen
stehen auf der Roten Liste Deutschlands. Bei den
Moosen zählen die Wissenschaftler bisher 221, bei
den Flechten 134 Arten.
Besonders farbenprächtig präsentieren sich die
Wälder im Frühjahr und Herbst, wenn der Boden
von den Frühblühern bedeckt ist bzw. die bunte
Herbstfärbung den Baumartenreichtum zeigt.
Entsprechend dem Motto der deutschen Nationalparks „Natur Natur sein lassen“ sind bereits
91 Prozent der Gesamtfläche des Nationalparks
ungenutzt. Besonders naturnahe Buchenwälder in
Deutschland sollen im Rahmen der Welterbekonvention der UNESCO als Weltnaturerbe eingeschrieben werden. Als Erweiterung der seit 2007
bestehenden Welterbestätte „Buchenurwälder der
Karpaten“ werden die wertvollsten Buchenwälder
aus fünf deutschen Schutzgebieten vorgeschlagen – darunter auch der Nationalpark Hainich.
Im Frühjahr sind die
Buchenwälder mit
blühenden Teppichen
ausgelegt – hier der
Lerchensporn
Ein Tag im Nationalpark
24
Morgenbesuch des Nationalparkzentrums an der
Thiemsburg bei Bad Langensalza. Hier lädt die
Ausstellung „Entdecke die Geheimnisse des Hainich“ ein, den Nationalpark aus verschiedenen
Perspektiven zu beobachten, zu erkunden und zu
verstehen. Die Besucher begegnen der Wildkatze,
einem Tausendfüßler und dem Dachs.
Auf dem Baumkronenpfad gelangt man in die
Wipfel des Buchenwaldes – der gute Blick auf
Spechte und Fledermäuse auf dem über 500 Meter langen Pfad ist inklusive. Von der Thiemsburg
aus kann der Tag mit einer Wanderung über den
Steinbergweg (10 km) oder über den Naturpfad
Thiemsburg (4 km) ausklingen.
Eine Woche im Nationalpark
Montag: Zu Beginn steht der Gang durch das Nationalparkzentrum an der Thiemsburg, anschließend können Sie den Baumkronenpfad erkunden
oder auf dem Steinbergweg wandern.
Dienstag: Der Wanderweg „Wildkatzenpfad“ zwischen Bad Langesalza und Eisenach beginnt am
Wanderparkplatz Hütscheroda. Anschließend Besuch der Luther- und Bachstadt Eisenach mit der
Weltkulturerbestätte Wartburg.
Mittwoch: Besichtigung des Naturkundemuseums
in der Landeshauptstadt Erfurt oder des Schlosses
Friedenstein in der Residenzstadt Gotha.
Donnerstag: Nationalpark-Information „Am
Hars­berg“ bei Lauterbach. Vorbei an den Baumhäusern der Jugendherberge „Urwald-Life-Camp“
auf den Bummelkuppenweg.
Freitag: An der Fuchsfarm bei Mülverstedt beginnt der seh- und gehbehindertengerechte Erlebnispfad Brunstal. Der Nachmittag ist Mühlhausen,
Stadt der Türme, und dem Kloster Volkenroda mit
dem Christuspavillon gewidmet.
Samstag: Erst geht es in Mihla mit dem Kanu auf
die Werra und danach per Rad im Werratal durch
den Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal.
Sonntag: Der letzte Tag der Woche beginnt
mit dem Besuch der Nationalpark-Information
in Kammerforst und endet mit einer schönen
Wanderung vom Parkplatz Zollgarten auf dem
Betteleichenweg.
Allgemeine Informationen
Daten und Fakten
Nationalpark Information
Lage: Im Westen Thüringens, im Dreieck
der Städte Eisenach, Mühlhausen und
Bad Langensalza
Nationalparkverwaltung Hainich
Bei der Marktkirche 9
99947 Bad Langensalza
Tel. 03603 3907-0, Fax -20
[email protected]
www.nationalpark-hainich.de
Fläche: 75 Quadratkilometer
Höhenlage: 220 bis 500 Meter
Gründungsjahr: 1997
Landschaftstypen: Arten- und strukturreicher
Rotbuchenmischwald mit hohem Totholzanteil;
große Wiederbewaldungsflächen
Bücher und Karten
Freizeitkarte Nationalpark Hainich
plus Erlebnispfade
ISBN 3-932071-05-0
Baumkronenpfad – hier
kann man dem Urwald
aufs Dach steigen.
Urwald mitten in Deutschland
erhältlich in den Nationalparkinformationen
Nationalparkzentrum und Baumkronenpfad
Tel. 03603 892159, Fax 891343
[email protected]
Unterkünfte
Hainichland, Tourismusverband
der Thüringer Nationalparkregion
Tel. 036022 980836, Fax 980837
[email protected]
www.hainichland.de
Anreise
Mit der Bahn:
Bahnhöfe Eisenach, Bad Langensalza und
Mühlhausen; von dort aus weiter mit dem
regionalen Busverkehr.
Mit dem Auto:
Autobahn A 4 von Abfahrt Eisenach Ost über
Bundesstraße B 84 nach Bad Langensalza und
Mihla oder von Abfahrt Gotha über B 247 nach
Bad Langensalza.
Barrierefrei besuchen
Der Erlebnispfad Brunstal im Nationalpark ist
speziell für Rollstuhlfahrer konzipiert. Blinde und
Sehschwache werden durch ein Leitsystem von
Station zu Station geführt. Alle Informationen
werden auch in Braille-Schrift angeboten. Weitere
Auskünfte erteilt die Nationalpark-Information.
25
26
Nationalpark
Harz
Es ist ein unwirtlicher Ort. Über 300 Tage im Jahr umhüllt von Nebel, mit einer
Jahresdurchschnittstemperatur von gerade mal 3,1 Grad. Stürme von 200 km / h und
mehr fegen über ihn hinweg, die „nordische“ Vegetation hält sich geduckt am granitenen
Untergrund. Doch gelegentlich ist er auch ein Ort des Zaubers. Er ist Schauplatz der
Walpurgisnacht oder beinahe surrealistischer Impressionen: Jeder kennt die Bilder der
dicken, eigentümlich gekrümmten Schneemützen, die vereinzelt in der glitzernd weißen
Winterlandschaft stehen.
Sagenumwobene
Bergwildnis – Blick
von der Rabenklippe
zum Brocken
Als nördlichster Vorposten der Mittelgebirge
trotzt der 1.141 Meter hohe Brocken, höchste Erhebung im Nationalpark Harz, jahraus, jahrein
dem anstürmenden Wetter. Das Klima ist rau –
vergleichbar mit alpinem Gelände oberhalb 2.000
Meter. Der Brocken ist höchster Punkt in Norddeutschland und Höhepunkt jeder NationalparkErkundung. Über zahlreiche Tourenwege aus den
Richtungen Schierke, Torfhaus oder Bad Harzburg /Ilsenburg lässt er sich erwandern. Oder man
nimmt die berühmte Harzer Schmalspurbahn.
Die Ausstellung im Brockenhaus auf der Brockenkuppe in unmittelbarer Nähe zu Brockenwirt
und Sendemast bietet tiefe Einsichten und weite
Ausblicke. Im 1890 gegründeten Brockengarten
wachsen heute mehr als 1.800 Hochgebirgsarten
aus aller Welt. Der sagenumwobene Brocken ist
Teil einer herb-romantischen Landschaft, geprägt
von steilen Bergzügen, Hochebenen, Klippen, Tälern und Schluchten. Auf engstem Raum finden
sich alle Höhenstufen vom Hügelland bis hinauf
zur Brockenkuppe, dem einzigen Mittelgebirgsgipfel mit einer natürlichen Waldgrenze.
Jede Höhenstufe bietet besondere Lebensbedingungen für eine reiche Tier- und Pflanzenwelt.
So dominiert in den hohen Lagen die Bergfichte.
Hier trifft man auf Felsen, Blockhalden und Moore, auf klare Gebirgsbäche, an deren Ufern sich
Wasseramseln und Wasserspitzmäuse tummeln.
Im tiefer gelegenen Buchenwald leben Schwarzspecht und Schwarzstorch, geht die Wildkatze auf
die Pirsch. Der Schluchtwald ist für die Rotbuche
zu feucht: Hier überschatten Erlen, Eschen und
Berg-Ulmen eine reiche Krautschicht, gedeihen
Alpen-Milchlattich und Mondviole. Der BuchenFichten-Mischwald ist das Reich des Auerhahns,
hier haust in verlassenen Baumhöhlen auch
der seltene Raufußkauz. Rothirsche, Rehe und
Wildschweine müssen wieder vor einem uralten
Feind auf der Hut sein: Der Luchs ist in den Harz
zurückgekehrt. Die große Wildkatze hat hier eines
ihrer letzten Rückzugsgebiete.
Die Harzer Moore, bis über sieben Meter
mächtig, haben ihre Ursprünglichkeit weitgehend
bewahrt – der Torfabbau erwies sich als zu schwierig. Ihre Entstehung verdanken sie dem rauen Klima: Feuchtkühle Bedingungen und undurchlässiger Untergrund ließen nach der Eiszeit vernässte
Bereiche entstehen. Hier wurde Moorwachstum
möglich, da abgestorbene Pflanzen nur teilweise
zersetzt wurden. Vor allem aus abgestorbenem
Torfmoos entwickelten sich allmählich mächtige
Moorkörper. Aufgewölbte Flächen weisen auf ein
Hochmoor hin, wo das Scheidige Wollgras wächst.
Der Nationalpark Harz ist eines der größten
Waldschutzgebiete Deutschlands – mit gezielten,
aber behutsamen Eingriffen hilft der Mensch dem
noch bestehenden Kulturwald, wieder zu einem
Naturwald zu werden. Bis zum Jahr 2022 sollen
mindestens 75 Prozent der Nationalparkfläche sich
selbst überlassen sein.
Unübersehbar sind die Veränderungen, die
der Borkenkäfer in den Fichten-Monokulturen
angerichtet hat. Bereits zu erkennen ist aber auch
die Vielfalt des Lebens, die nun, ohne Zutun des
Menschen, im Totholz heranwächst. Der Borkenkäferpfad bei Ilsenburg mit seinen Info-Stationen
lässt die Besucher verstehen, warum die „Katastrophe“ auch eine Chance ist. Unweit des Bahnhofs
der Brockenbahn in Drei Annen Hohne schlängelt
sich der Löwenzahn-Entdeckerpfad. Auf dem Weg
zum Berg lohnt sich auch ein Abstecher in den
Brocken-Urwald: Auf dem Urwaldstieg ist zu erfahren, warum ein Wald zugleich lebt und vergeht.
27
28
Sonnenaufgang am
Hirtenstieg – steil
geht es von hier aus
nördlicher Richtung
auf den Brocken.
Ein Tag im Nationalpark
Eine Woche im Nationalpark
Auf Goethes Spuren auf den Zauberberg der
Deutschen: Der Wanderweg vom Torfhaus auf
den Brocken dauert ca. zwei Stunden. Informieren
Sie sich vorab im Nationalpark-Besucherzentrum
TorfHaus über Ihren Weg entlang der Harzer
Moore und durch die naturnahen Bergfichtenwälder. Auf dem Brockengipfel bietet das Brockenhaus
eine umfangreiche und moderne NationalparkAusstellung. Eine Führung mit dem Nationalpark-Ranger über den Brocken-Rundwanderweg
eröffnet Ihnen neue Aus- und Einblicke. Der benachbarte Brockengarten zeigt über 1.800 Hochgebirgspflanzen aus der ganzen Welt. Blühsaison
ist von Mitte Mai bis Mitte Oktober – während
dieser Zeit gibt es täglich Führungen.
Montag: Familienprogramm: Erkundung des Löwenzahn-Entdeckerpfades in Drei Annen Hohne.
Anschließend mit den kinderfreundlichen Packpferden Max und Eros in den Nationalpark.
Dienstag: „Mit dem Ranger im Ilsetal auf Goethes
und Heines Spuren“: Nationalpark-Ranger begleiten Sie ab dem Nationalparkhaus im Ilsetal.
Mittwoch: „Sieben-Moore-Tour“: Wanderung mit
Nationalpark-Rangern durch die Hochlagen um
Torfhaus.
Donnerstag: Morgens zum Luchsgehege an der
Rabenklippe. Abends „Der Fledermaus auf der
Spur“.
Freitag: Vom Bahnhof Bad Harzburg mit
dem Erdgasbus zur Nationalpark-Waldgast­
stätte Molkenhaus. Pirschgang zur WildtierBeobachtungsstation.
Samstag: Klippenwanderung „Natur pur“ zu den
Leistenklippen auf dem Hohnekamm.
Sonntag: (im Herbst) Kunstausstellung „Natur –
Mensch“ in Sankt Andreasberg.
Allgemeine Informationen
Daten und Fakten
Natur entdecken mit
dem NationalparkRanger
Lage: zentraler Teil des Mittelgebirges Harz, in
den Bundesländern Niedersachsen und SachsenAnhalt gelegen
Fläche: 247 Quadratkilometer
Höhenlage: 230 bis 1.141 Meter (Brocken)
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Gründungsjahr: 1990 (Sachsen-Anhalt) bzw.
1994 (Niedersachsen), Fusion 2006
Landschaftstypen: Bergfichten-, Bergmisch- und
Buchenwälder, subalpine Zwergstrauchheiden,
Moore, Fließgewässer und Felsbiotope
Bücher und Karten
Broschüren, z. B. „Nationalpark Harz – Sagenumwobene Bergwildnis“ oder das jährliche
Naturerlebnis-Programm sind in den Nationalparkhäusern, bei der Nationalparkverwaltung
oder auch als Download im Internet erhältlich.
Eine große Auswahl an Büchern und
Karten zum Nationalpark finden Sie in den
Nationalparkhäusern.
Nationalpark Information
Nationalparkverwaltung Harz
Lindenallee 35
38855 Wernigerode
Tel. 03943 5502-0, Fax -37
[email protected]
www.nationalpark-harz.de
Brockenhaus
Tel. 039455 5000-5, Fax -6
Nationalpark-Besucherzentrum TorfHaus
Tel. 05320 33179-0, Fax-19
Nationalparkhaus Sankt Andreasberg
Tel. 05582 9230-74, Fax -71
Haus der Natur, Bad Harzburg
Tel. 05322 7843-37, Fax -39
Unterkünfte
Harzer Tourismusverband
Tel. 05321 3404-0, Fax -66
[email protected]
www.harzinfo.de
Urlaub bei Nationalpark-Partnern
www.nationalpark-harz-partner.de
Anreise
Mit der Bahn:
Von Norden bis Bad Harzburg oder Wernigerode;
von Süden bis Herzberg oder Bad Lauterberg.
Weiterreise mit dem Bus (Infos unter:
www.fahrtziel-natur.de) oder der Dampf
betriebenen Schmalspurbahn (www.hsb-wr.de).
Mit dem Auto:
Über die Bundesstraßen B 6 (Goslar – Bad
Harzburg – Wernigerode), B 81 (Halberstadt –
Wernigerode), B 27 / B 243 (Osterode – Herzberg
– Bad Lauterberg – Braunlage) oder B 4 / B 242
(Braunlage).
Barrierefrei besuchen
Die Fahrt mit der Harzer Schmalspurbahn auf
den Brocken mit Besuch des Brockenhauses wie
auch der barrierefreie Wanderpfad mit Aussicht
auf den Brocken bei Torfhaus gehören zu den
barrierefreien Angeboten des Nationalparks.
Weitere Auskünfte gibt es bei der Nationalpark­
verwaltung, in den Nationalparkhäusern oder
unter www.nationalpark-harz.de.
30
Nationalpark
Jasmund
31
Grüner Buchenwald, weiße Kreidefelsen und blaues Meer – die Halbinsel Jasmund auf
Rügen gehört zu den berühmten Charakterlandschaften Deutschland. Casper David
Friedrichs Gemälde der Kreidefelsen, eine Ikone der deutschen Romantik, dominiert bis
heute unser Bild von Rügens Küste.
Die weiß leuchtenden Felsen bestehen aus 70 Millionen Jahre alter Kreide. Die Natur hat sie aus den
Skeletten unzähliger einzelliger Lebewesen aufgeschichtet, die das kreidezeitliche Meer dort einst
hinterließ. Der höchste und markanteste Punkt
der Kreideküste ist der 188 Meter über den Strand
aufragende Königsstuhl. An seinem Fuß, wo die
Brandung der Ostsee Feuersteinkiesel klackern
lässt, standen sich zur Zeit der Germanen rivalisierende Thronfolger gegenüber. Nur mit einem Messer ausgerüstet, mussten sie den Felsen erklimmen.
Wer es schaffte, wurde oben zum König gekrönt.
Der Hochuferweg zwischen Sassnitz und Lohme bietet immer wieder überraschende Ausblicke.
Vom Königsstuhl aus führt ein Weg durch den
schattigen Wald mit ehrfurchtgebietenden Baumveteranen und tief eingeschnittenen Bachtälern
zum stillen, sagenumwobenen Herthasee. Obwohl
Blick vom Hochuferweg
auf Kollicker, Kieler und
Fahrnitzer Ufer
hier die forstliche Nutzung erst vor wenigen Jahren
aufgegeben wurde, hat das Gebiet heute schon in
weiten Bereichen den Ausdruck urwüchsiger, sich
selbst überlassener Natur.
Jasmund ist der kleinste Nationalpark in
Deutschland. Nicht allein die Kreidefelsen waren
der Grund, ihn einzurichten, sondern die erstaunliche Vielfalt unterschiedlicher Lebensräume auf
kleinem Raum. Zum Nationalpark gehört der
Rotbuchenwald der Stubnitz mit mehr als 100
Mooren, Seen, Quellen und Bächen. Auch der
Flachwasserbereich der Ostsee vor den Kreidefelsen ist Teil des Nationalparks.
32
Moore in der Stubnitz
galten schon früher als
romantisch und regen
die Phantasie an.
Ein Tag im Nationalpark
Eine Woche im Nationalpark
Ein unvergessliches Erlebnis ist eine Wanderung
entlang der Kreideküste, am besten gleich morgens
bei Sonnenaufgang. Von Sassnitz führt der Weg
über den Geröllstrand unter den steil aufragenden
weißen Felsen rund acht Kilometer entlang bis
zum 118 m hoch aufragenden Königsstuhl. Über
eine Treppe gelangt man vom Strand hinauf. Oben
vermittelt ein Besuch des Nationalpark-Zentrums
ganz spezielle Einblicke in den Nationalpark – ein
Erlebnis für Groß und Klein. Bevor es mit dem Bus
nach Sassnitz zurückgeht, lohnt sich noch ein Abstecher zum sagenumwobenen Herthasee. Wer gut
zu Fuß ist, wandert auf dem Hochuferweg nach
Sassnitz zurück, durch schattigen Buchenwald
und mit immer neuen, spektakulären Ausblicken
auf die Kreideküste und die Ostsee.
Samstag: Quartier in einer der Pensionen in Sassnitz im Stil der Bäderarchitektur mit Blick auf die
Prorer Wiek. Zum Abendessen fangfrischer Fisch.
Sonntag: Mit dem Nationalpark-Ranger zur
Küste und dort Donnerkeile und Hühnergötter
suchen.
Montag: Wanderung mit dem Ranger vom Parkplatz Hagen zum Königsstuhl. Dort Besuch des
Nationalpark-Zentrums Königsstuhl mit ungewohnten Einblicken in die Natur. Das macht Lust
auf mehr.
Dienstag: Mit dem Ausflugsdampfer an der Küste
entlang bis zum Königsstuhl und zurück, mit vielfältigen Informationen über Jasmund und Rügen.
Anschließend ein zünftiges Fischessen in einer
Sassnitzer Hafenkneipe und Bummel durch die
Altstadt.
Mittwoch: Ein Höhepunkt ist die Wanderung bei
Sonnenaufgang von Sassnitz am Strand unterhalb
der Kreidefelsen zum Königsstuhl und auf dem
Hochuferweg zurück.
Donnerstag: Mit dem Fahrrad über die Halbinsel
Jasmund. Besuch des Kreidemuseums Gummanz
und Fernblick vom Tempelberg Bobbin über weite
Teile Rügens.
Freitag: Morgens noch einmal ganz allein zum
Sonnenaufgang an die Kreideküste.
Allgemeine Informationen
Daten und Fakten
Unterkünfte
Lage: Halbinsel Jasmund auf der Ostseeinsel
Rügen
Tourismuszentrale Rügen GmbH
Tel. 03838 80770, Fax 254440
[email protected]
www.ruegen.de
Fläche: 30 Quadratkilometer
Höhenlage: – 10 bis +161 Meter (Piekberg)
Gründungsjahr: 1990
Landschaftstypen: Kreidefelsen, Geröllstrand
und Flachwasserbereich der Ostsee, Buchenwald,
Seen, Moore, Bäche
Bücher und Karten
Rolf Reinicke
Die Kreideküste
Verlag Delius Klasing
ISBN 978-3-7688-1905-3
Rad- und Wanderkarte Rügen
1 : 50.000
Maiwald-Karten, Studio-Verlag
ISBN 978-3-932115-26-4
Nationalpark Information
Nationalparkamt Vorpommern
Im Forst 5
18375 Born
Tel. 038234 502-0, Fax -24
[email protected]
www.nationalpark-jasmund.de
Außenstelle Nationalpark Jasmund
Stubbenkammer 2 a
18546 Sassnitz
Tel. 038392 350-11, Fax -54
Nationalpark-Zentrum Königsstuhl gGmbH
Tel. 038392 6617-0, Fax -40
[email protected]
www.koenigsstuhl.com
Anreise
Mit der Bahn:
Über Stralsund und Bergen nach Sassnitz,
Buslinien 14, 20, 23 nach Stubbenkammer.
Mit dem Auto:
A 20 bis Ausfahrt Stralsund, B 96 Stralsund über
Bergen nach Sassnitz. Pendelbus vom Parkplatz
Hagen zum Königsstuhl.
Barrierefrei besuchen
Das Nationalpark-Zentrum Königsstuhl ist wie
alle Attraktionen des Außengeländes rollstuhl­
gerecht ausgestattet. Einzige Ausnahme ist der
Königsstuhl. Der Pendelbus vom Parkplatz
Hagen ist ebenfalls für Rollstuhlfahrer geeignet.
Für blinde Besucher liegt das Faltblatt „National­
park Jasmund, Kreidefelsen am Meer“ in BrailleSchrift vor.
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34
Nationalpark
Kellerwald-Edersee
Einer der letzten großen und naturnahen Rotbuchenwälder Mitteleuropas steht
im Nationalpark Kellerwald-Edersee unter Schutz. Das wiederkehrende Auf und Ab
der bewaldeten Berge und Hügel verleiht dieser Waldlandschaft ihren ruhigen,
fließenden Rhythmus und erinnert an ein wogendes Buchenmeer. Uralte, knorrige
Buchen, bemoostes Wurzelwerk, bizarre Felsvorsprünge und klare Quellen säumen die
Wanderwege, durch die Baumkronen hindurch schimmert immer wieder unvermittelt
das glitzernde Blau des Edersees.
Im Reich der urigen
Buchen entsteht
„Wildnis von morgen“.
Die urigen alten Wälder des Kellerwaldes sind
etwas ganz Besonderes. Auf über 1.000 Hektar
ist der Buchenwald hier über 160, in anderen Bereichen mehr als 200 Jahre alt. Der größte und
unzerschnittene Hainsimsen-Buchenwaldkomplex Mitteleuropas ist der einzige Nationalpark
Hessens und steht gemeinsam mit vier weiteren
Buchenwaldgebieten auf der Vorschlagsliste der
UNESCO zur Anerkennung als Weltnaturerbe
„Alte Buchenwälder Deutschlands“.
Gut 500 Quellen entspringen im Nationalpark. Charakteristisch für die reliefbetonte Landschaft sind auch Felsfluren und Blockhalden an
Steilhängen sowie liebliche Waldwiesentäler. Die
Wildkatze ist nach mehr als 60 Jahren wieder im
Kellerwald heimisch und alle in Hessen verbreiteten Spechtarten sind hier zu Hause. Nachts verlassen Fledermäuse – darunter Großes Mausohr
und Bechsteinfledermaus – ihre Tagesverstecke in
Spalten und Höhlen, um Insekten zu jagen. Seltene Käferarten und Pilze besiedeln und zersetzen
sterbende Bäume und moderndes Holz. Schwarzund Rotmilan ziehen ihre Kreise über den Baumkronen, Schwarzstorch und Uhu sind in die stillen
Wälder zurückgekehrt. Der seltene Alpenstrudelwurm gilt als sogenanntes Eiszeitrelikt, bewohnt
intakte Quellen und ist – genau wie Dunkers
Quellschnecke – ein Zeiger für ausgezeichnete
Wasserqualität.
Insgesamt wachsen im Nationalpark 540
Pflanzenarten. Zu ihnen zählen u. a. die Weiße
Hainsimse und die Astlose Graslilie. Neben der
Buche begegnen dem Wanderer Mehlbeeren, Eichen, Linden, Ahorn und vereinzelt Nadelhölzer.
Im Nationalpark wurden bisher 383 Pilz-, 258
Moos- und 280 Flechtenarten nachgewiesen. Naturliebhaber können eine halbtägige Wandertour
mit einer Schifffahrt über den Edersee oder einer
Fahrt mit der E.on-Standseilbahn zum Peterskopf
kombinieren. Auf Ganztagestouren können Besucher vollkommen ins „Reich der urigen Buchen“
eintauchen. Ein besonderes Erlebnis ist der Urwaldsteig, der auf ca. 70 Kilometer rund um den
Edersee führt. Bizarre Baumgestalten führen den
Wanderer an der Wooghölle auf verschlungenen
Pfaden über Stock und Stein hinein in die Welt
der Kobolde und Gnome. Ein unvergessliches Naturerlebnis bietet die malerische Banfebucht, die
den Fjorden Skandinaviens gleicht.
Einen barrierefreien Wanderweg, der Familien mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrern einen
wunderschönen Ausflug in die werdende Wildnis
ermöglicht, bietet eine Teilstrecke der Hagensteinroute. Die Ochsenwurzelskopf-Route führt bis
zum Hochspeicherbecken auf den Peterskopf und
belohnt Besucher mit einem grandiosen Ausblick
auf Edersee und Schloss Waldeck. An den Steilhängen des Bloßenberges entdecken Pflanzenliebhaber im Frühsommer eine blühende Sensation:
die europaweit gefährdete Pfingstnelke hat im
Nationalpark Kellerwald-Edersee das größte hessische Vorkommen. Die Quernst-Kapelle bietet
besondere Momente der Ruhe.
Wer das „Reich der urigen Buchen“ unter
kundiger Führung entdecken möchte, schließt
sich einer der zahlreichen Rangertouren an. Sie
bieten Information und Erlebnis, ob zu Fuß, auf
dem Fahrrad, im Planwagen oder mitunter auch
bei Nacht. Das futuristisch anmutende NationalparkZentrum Kellerwald bei Vöhl-Herzhausen
greift mit seiner ErlebnisAusstellung das Thema
„Wildnis“ aus ungewöhnlichen Perspektiven auf.
Im WildtierPark erleben Besucher heimische Tiere
zum Anfassen nah.
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Der Nationalpark
Kellerwald-Edersee
kann auf zahlreichen
und wunderschönen
Routen erwandert
werden, beispiels­
weise auf dem
Urwaldsteig Edersee.
Ein Tag im Nationalpark
Eine Woche im Nationalpark
Die Tour beginnt in Edertal-Hemfurth mit einer Fahrt der E.ON-Standseilbahn zum Hochspeicherbecken auf dem Peterskopf. Von dort geht
es auf dem Urwaldsteig bergab durch ausgedehnte Altbuchenwälder vorbei an Sauermilchplatz
und Förstergrab. Die Wanderung führt weiter
um den Daudenberg, der sich durch seine unterschiedlichsten Waldgesellschaften sowie Block­halden auszeichnet. Zuletzt erreicht man Bringhausen und kann mit einem Ederseeschiff die
Rückreise zum Ausgangspunkt genießen. Die
Landschaft mit ihren bewaldeten Bergen, durch
die man eben noch gewandert ist, mutet vom Wasser aus fjordartig an.
Montag: Besuch des NationalparkZentrums Kellerwald – eines der innovativsten Ausstellungshäuser zum Thema „Natur und Wildnis“ mit 4 DSinneKino, Gastronomie und NationalparkShop.
Anschließende Wanderung in den Nationalpark
auf der Hagensteinroute und zurück über den wilden Brückengrundsteig.
Dienstag: Die Edersee-Radweg-Tour für die ganze Familie bietet romantische Ausblicke auf den
Edersee und urige Wälder.
Mittwoch: Wanderung in den Nationalpark, z. B.
auf dem Heideerlebnispfad bei Altenlotheim mit
Magerrasen, Heide und Wacholder.
Donnerstag: Auf dem zertifizierten Urwaldsteig
Edersee trifft der Wanderer auf Knorreichen,
Buschbuchen und die Welt der Fabelwesen.
Freitag: An diesem Tag soll Kultur ein Schwerpunkt sein und deshalb führt die Tour zum Zisterzienser Kloster Haina, zum Landschaftspark „Stamfortsche Gärten“ und auf den Tischbeinwanderweg.
Samstag: Die erholsame Schiffstour auf dem
Edersee wartet – von der Sperrmauer geht es bis
Herzhausen und wieder zurück.
Sonntag: Eine Fahrt mit der Standseilbahn von
Edertal-Hemfurth zum Hochspeicherbecken. Dem
Betrachter bieten sich bei Fernsicht herrliche Ausblicke bis nach Willingen und Kassel. Ein Rundweg
führt den Wanderer nach Edertal-Kleinern und
über das Kleiner’sche Tor zurück nach Hemfurth.
An drei Sonntagen im Jahr feiert der Nationalpark Kellerwald-Edersee: das Nationalparkfest,
das Heideblütenfest und den Herbstmarkt.
Allgemeine Informationen
Daten und Fakten
Anreise
Lage: Nordhessen, südlich des Edersees
Mit Bus und Bahn:
Mit Bus oder Bahn nach Bad Wildungen,
Korbach oder Frankenberg. Von dort aus
fahren Busse in die Nationalparkgemeinden,
das Buchen­Haus, den WildtierPark oder das
National­park­Zentrum. Die Bus­verbindungen des
Nord­hessischen Verkehrs­verbunds NVV werden
ergänzt durch das regionale Busunternehmen
BKW. Daneben kann auch der komfortable
Service des Anrufsammeltaxis in Anspruch
genommen werden.
Fläche: 57 Quadratkilometer
Höhenlage: 200 bis 626 Meter ü. NN
Gründungsjahr: 2004
Landschaftstypen: Bodensauer HainsimsenBuchenwald, Edellaubholz-, Block- und
Hangwald, Eichen-Trockenwald
Bücher und Karten
Rad- und Wanderkarte Kellerwald-Edersee
Maßstab 1 : 35.000, KKV
erhältlich in den regionalen Infostellen
Urwaldsteig Edersee – Wanderführer
Edersee Touristik GmbH (Hrsg.), 2008,
cognitio Verlag
Nationalpark Kellerwald-Edersee –
Das Buchenbuch
80 Seiten, englisch / deutsch
Nationalpark Information
Nationalparkamt Kellerwald Edersee
Laustraße 8
34537 Bad Wildungen
Tel. 05621 75249-0, Fax -19
[email protected]
www.nationalpark-kellerwald-edersee.de
NationalparkZentrum Kellerwald
Weg zur Wildnis 1
34516 Vöhl-Herzhausen
Tel. 05635 992781
www.NationalparkZentrum-Kellerwald.de
Unterkünfte
Urlaub bei Nationalpark-Partnern
www.nationalpark-kellerwald-edersee.de
Touristik Service
www.waldecker-land.de
www.edersee.com
BuchenHaus am WildtierPark Edersee
Am Bericher Holz 1
34549 Edertal-Hemfurth
Tel. 05623 97303-0
www.nationalpark-kellerwald-edersee.de
Mit dem Auto:
· Von Nordwesten: auf der A44, Abfahrt
Diemelstadt
· Von Norden: auf der A 49 Richtung Marburg,
Abfahrt Fritzlar
· Von Osten und Süden: auf der A 7 – Abfahrt
Homberg (Efze)
· Von Marburg: auf der B3 Richtung Kassel,
dann auf der B62 bzw. B252 Richtung
Frankenberg
· Von Biedenkopf: auf der B253 nach Korbach
· Von Willingen: auf der B251 nach Korbach
Barrierefrei besuchen
Eine Wildbeobachtungs- und Fotografierkanzel
bei Altenlotheim ist mit einer ebenerdigen Rampe
versehen, um Rollstuhlfahrern Wildbeobachtungen zu ermöglichen. Der Weg zur Kanzel ist mit
einer Rollstuhlfahrerspur ausgestattet.
Der Wanderweg vom Parkplatz Himmelsbreite
zum Hagenstein wurde von einem Rollstuhlfahrer
getestet und für rollstuhlgeeignet befunden (eine
Begleitperson wird dennoch empfohlen).
Das Nationalparkamt ist für Rollstuhlfahrer
frei zugänglich. Das NationalparkZentrum mit
Ausstellung, Kino und GastRaum ist komplett
rollstuhlgängig. Ein barrierefreier Internetzugang
ist vorhanden. Die neuen Konzepte für WildnisSchule und WildtierPark Edersee zielen auf größtmögliche Barrierefreiheit.
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MüritzNationalpark
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Die Aussichtsplattform auf dem 55 Meter hohen Käflingsbergturm nahe der kleinen
Ortschaft Speck gewährt einen fantastischen Rundblick. Hier liegen einem nicht nur die
drei Specker Seen zu Füßen, bei klarem Wetter reicht der Blick sogar bis zur Müritz.
Am höchsten Punkt im Nationalpark führt die Natur vor Augen, wie virtuos sie ein
Thema zu bespielen versteht.
Mühlensee bei Speck –
einer von vielen im
Müritz-Nationalpark
Im Müritz-Nationalpark liegen allein 107 Gewässer mit einer Größe von mehr als einem Hektar.
Hier befinden sich das Quellgebiet der Havel
und ihr an eine Perlenkette erinnernder Oberlauf.
Quellen sind im Müritz-Nationalpark oft ganze
Seen – oder wie bei der Havel sumpfige Stellen,
an denen das Grundwasser an die Oberfläche tritt.
Das Wasser der Moorseen und kleinen Waldseen
ist durch den hohen Gehalt von Huminstoffen
meist braun gefärbt.
Der Müritz-Nationalpark ist Teil der Mecklenburgischen Seenplatte und mit 53 Einwohnern pro
Quadratkilometer ausgesprochen dünn besiedelt.
Das Ostufer der Müritz gehört in einem 500 Meter breiten und zehn Kilometer langen Abschnitt
zum Schutzgebiet. Es gibt große Gebiete mit Kiefernwäldern, die durch Aufforstungen entstanden.
Ein besonderes Kleinod sind die Buchenwälder
im Teilgebiet Serrahn, einst Jagdgebiet der Mecklenburg-Strelitzer Großherzöge. Hier findet der
Besucher eine einzigartige Waldwildnis vor. Für
den Serrahner Buchenwald wurde zusammen mit
Buchenwäldern in den Nationalparks Jasmund,
Kellerwald-Edersee und Hainich sowie einem weiteren Gebiet die Aufnahme als UNESCO-Weltnaturerbe beantragt. Der Vorschlag soll das bereits
bestehende UNESCO-Weltnaturerbe „Buchenurwälder“ in den Karpaten ergänzen.
Im September und Oktober kann man am Ostufer der Müritz Rothirsche bei der Brunft beobachten. Dreizehn Fledermausarten finden in alten und
absterbenden Bäumen, Mooren, Seen, Wiesen und
alten Gemäuern ideale Lebensbedingungen vor. In
der Nationalpark-Information Kratzeburg befindet
sich eine Ausstellung zu den kleinen Säugetieren.
Im September finden ab Kratzeburg auch abendliche Exkursionen zu den nächtlichen Jägern statt.
Mit einem sogenannten Bat-Detektor werden die
Ultraschall-Rufe der Fledermäuse dabei für jedermann hörbar. Nicht nur für seltene Großvögel
wie Fisch- und Seeadler, Kranich oder die Große
Rohrdommel, sondern auch für die Vielfalt seiner
Vogelwelt ist der Müritz-Nationalpark bekannt.
Etwa 250 Arten sind nachgewiesen.
Die Pflanzenwelt weist einige Eigenheiten
auf: Hier stammt das Röhricht teilweise nicht
vom Schilf, sondern von einem seltenen Sauergras, dem Schneidried, das hier eine der größten
Schneidriedflächen Deutschlands bildet. Im Sommer zieren die weißen Wollschöpfe des Wollgrases
das Moor. Wie ein Teppich bedecken die großen,
rundlichen Blätter der Weißen Seerose mancherorts die Wasseroberfläche. Das hügelige Land aus
Wald und Seen entfaltet besonders in den späten
Herbstwochen seinen ganzen Zauber.
Eine Vielzahl von Besuchereinrichtungen, zum
Teil barrierefrei gestaltet, sorgt für spannende Einblicke in die Natur. Das ausgedehnte Netz an Radund Wanderwegen von 650 Kilometer Länge ergänzen Aussichtstürme, Beobachtungsplattformen,
Moorstege, Sichtschirme und Naturerlebnis­pfade.
Daneben bieten die Nationalpark-Informationseinrichtungen mit ihren Ausstellungen Wissenswertes aus erster Hand. Auch Wassersport ist im
Müritz-Nationalpark in Grenzen möglich – auf
einigen Gewässern ist das Paddeln erlaubt.
Das Nationalparkticket ist das ideale Angebot
für größere Touren. Die eingesetzten Busse fahren
zum Teil auf Strecken, die für Autos gesperrt sind.
Besonders reizvoll ist die Kombination mit einer
Schiffstour auf der Müritz. Die Schiffe verkehren regelmäßig zwischen Waren (Müritz), Klink,
­Röbel / Müritz und dem Bolter Kanal und nehmen, wie die Busse, Fahrräder mit.
Eine Woche im Nationalpark
Ein Tag im Nationalpark
40
10.00 Uhr: Abfahrt mit dem Nationalparkbus in
Waren (Müritz), Steinmole.
10.35 Uhr: Ankunft in Speck, das mitten im
Nationalpark liegt.
11.00 Uhr: Spannende Führung mit einem Nationalpark-Ranger rund um Speck.
12.35 Uhr: Mit dem Nationalparkbus weiter nach
Boek.
13.00 Uhr: Mittagessen in Boek. Danach Besuch der Nationalpark-Information und des
Nationalpark-Ladens.
16.00 Uhr: Mit dem Nationalparkbus weiter nach
Bolter Kanal zum Schiffsanleger.
16.40 Uhr: Abfahrt des Schiffs und genussreiche
Fahrt über die Müritz nach Waren (Müritz).
18.05 Uhr: Ankunft in der sehenswerten Stadt
Waren (Müritz).
Montag: Landschaftserkundung mit dem Nationalparkticket von Waren (Müritz) per Bus, Führung und Schiff.
Dienstag: Mit Mietfahrrad und NationalparkTicket-Bus bis Schwarzenhof. Dort Ausstellung,
dann Radtour durch die Moore. Aufstieg zum
Käflingsberg-Turm.
Mittwoch: Radfahren durch die Wälder, Wiesenund Seenlandschaft südlich von Waren (Müritz).
Mittagspause im Müritzhof.
Donnerstag: Zum Museum des Troja-Entdeckers
Heinrich Schliemann nach Ankershagen. Dann
Wanderung zu den Havelquellseen.
Freitag: In Dalmsdorf oder Granzin ein Kanu
leihen für eine Haveltour.
Samstag: Geheimtipp: Natur-Erlebnis-Pfad
durch naturbelassene Buchenwälder und Moore
zwischen Zinow und Serrahn.
Sonntag: Wanderung von Goldenbaum durch
eiszeitlich geprägte Landschaft mit Spuren von
Bibern. Picknick auf halber Strecke in Steinmühle
am Grünower See.
Allgemeine Informationen
Daten und Fakten
Unterkünfte
Lage: Mecklenburgische Seenplatte, zwischen
Berlin und Rostock
Tourismusverband Mecklenburgische Seenplatte
Tel. 039931 538-0, Fax -29
www.mecklenburgische-seenplatte.de
[email protected]
Fläche: 322 Quadratkilometer
Höhenlage: 62 (Müritz) bis 143 Meter
(Hirschberg)
Gründungsjahr: 1990
Landschaftstypen: Seen, Röhrichte, Moore,
Wälder, Wiesen
Bücher und Karten
Rad- und Wanderkarte
Müritz-Nationalpark
1 : 50.000
ISBN 978-3-940175-01-4
Im Land der Tausend Seen
Wandern im Müritz-Nationalpark
Unterwegs mit der Familie
Vögel beobachten
Fischadler im Müritz-Nationalpark
DVD „Farbklang Wildnis“
Erhältlich in allen Nationalpark-Infozentren
Nationalpark Information
Nationalparkamt Müritz
Schloßplatz 3
17237 Hohenzieritz
Tel. 039824 252-0, Fax -50
[email protected]
www.mueritz-nationalpark.de
www.mueritz-nationalpark-partner.de
Nationalpark-Service
Tel. 03991 668849, Fax -94
www.nationalpark-service.de
Fliegender Edelstein –
so nennt der Volksmund
den Eisvogel.
Anreise
Mit der Bahn:
Bahnhöfe Waren (Müritz) und Neustrelitz
auf der Strecke Berlin-Rostock, weiter mit den
Linien des Müritz-Nationalpark-Tickets oder
dem regulären Linienverkehr.
Mit dem Auto:
Autobahnen A 24 und A 19 von Berlin nach
Rostock bis zur Abfahrt Röbel / Müritz oder
Waren (Müritz), Autobahn A 20 Abfahrt
Friedland.
Barrierefrei besuchen
Barrierefreie Beobachtungsstände, Wanderwege
und Erlebnispfade. Weitere Auskünfte gibt
es beim Nationalparkamt Müritz oder unter
www.mueritz-nationalpark.de
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42
Nationalpark
Sächsische Schweiz
„Felsen sind zu Stein gewordene Musik“ – treffender als mit diesem zweieinhalb Tausend
Jahre alten Zitat von Pythagoras lässt sich die Welt des Elbsandsteingebirges nicht
beschreiben. Schroffe Felstürme und wuchtige Tafelberge wechseln sich ab mit lieblichen
Ebenen, schwindelerregenden Gründen und Schluchten. Inmitten dieser Felswelt
hat sich die Elbe tief in den Sandstein eingeschnitten. Sie windet sich majestätisch um den
Lilienstein, den König der Tafelberge. Der Eindruck des Außergewöhnlichen verstärkt
sich noch in dem Wissen, dass hier einiges „auf dem Kopf steht“. Im Sommer herrscht
in den Schluchten ein feuchtes und kühles Klima – ideale Verhältnisse für viele Pflanzen
wie Tiere. Die Gipfelregionen dagegen sind warm und trocken und ziehen Bewohner
an, die sonst die Höhe meiden.
Am frühen Morgen
noch mystischer:
Blick von der Bastei
auf die „Kleine Gans“
Die Bezeichnungen Elbsandsteingebirge oder
Sächsisch-Böhmische Schweiz sind eigentlich
ein „Schwindel“: Handelt es sich doch um Meeresgrund, dem vor hundert Millionen Jahren das
Wasser abhanden kam. Im Lauf der Zeiten wuschen die Elbe und ihre Nebenflüsse die bizarren
Felsformationen aus dem Stein. Sie sind Lebensraum für Pflanzen und Tiere, die zum Teil hoch
spezialisiert leben. Das gilt für die gelbe Schwefelflechte oder den Knotenfuß, der sonst nur im Gebirge vorkommt. Viele Tiere, die besonders scheu
sind, haben in den abgeschiedenen Flecken des
Nationalparks ihr Rückzugsgebiet. Zu ihnen zählen Fischotter, Schwarzstorch, Uhu und als Durchzügler der scheue Luchs!
Es gibt wohl kaum eine Gebirgswelt, die Wildes
und Liebliches auf engstem Raum so vereint. Hier
gibt es Höhenunterschiede von bis zu 450 Meter.
Dazu diverse Wälder – auf den Felsnadeln und
-türmen licht mit skurrilen Kiefern, in den Gründen dunkel mit hohen Fichten, an den Hängen mit
urigen Buchen.
Ein romantisches Gebirge, das seit rund 200
Jahren durch Tourismus und seit über 130 Jahren
durch das sächsische Bergsteigen geprägt wird.
Naturschutz hat hier eine lange Tradition. Bereits
vor über 130 Jahren gab es Forderungen nach Einschränkungen des Sandsteinabbaus – und erfolgreiche Einsprüche gegen die Errichtung von Bergbahnen zur Bastei und zum Lilienstein.
Das Wegenetz reicht von gemütlichen Spazierwegen bis zu steilen Bergpfaden mit Stiegen und
Leitern bis hinauf auf die Felsplateaus. Besucher
haben die Wahl zwischen weiten Aussichten und
tiefen dunklen Schluchtwegen sowie verträumten
Dörfern beiderseits der deutsch-tschechischen
Grenze.
Die Bastei – ein Felsmassiv bei Rathen – ist
wohl das bekannteste Naturdenkmal der Sächsischen Schweiz. Die 305 Meter hohe Felskanzel ragt
194 Meter über die Elbe empor und bietet einen
überwältigenden Landschaftsblick. Von zahlreichen weiteren Aussichtspunkten eröffnet sich ein
Panorama mit allen großen Tafelbergen (z. B. Lilienstein, Königstein), der Schrammsteinkette, dem
Großen Winterberg und weiteren bedeutenden
Aussichts- und Kletterfelsen bis ins Böhmische.
Die Schrammsteine präsentieren sich als
eine stark zerklüftete Felsgruppe östlich von Bad
Schandau. Ein mächtiger senkrechter Einschnitt
bildet das Schrammtor. Die Formenvielfalt der Felsen zeugt von Jahrmillionen währender Verwitterung. Weiter östlich bei der Nationalparkgemeinde
Hinterhermsdorf bietet der Königsplatz ein weites
Panorama über die stillen Berge des Nationalparks
Böhmischen Schweiz. Mit diesem besteht eine gute
Nachbarschaft. Hinterhermsdorf, familienfreundlich und 2001 zum schönsten Dorf Deutschlands
gekürt, ist mit seinen zahlreichen Übernachtungsmöglichkeiten idealer Ausgangspunkt für grenzüberschreitende Wanderungen. Lohnenswert ist
auch ein Ausflug von Schmilka an der Elbe in den
Nachbarnationalpark zum Prebischtor, dem größten Sandstein-Felsentor Europas.
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Wanderer tauchen tief
ein in die ursprüngli­
che Natur der Kirnitz­
schklamm, dort, wo
die Nationalparks
Sächsische und Böh­
mische Schweiz
aufein­andertreffen
Ein Tag im Nationalpark
Eine Woche im Nationalpark
Am Morgen geht es zu Fuß vom Basteiparkplatz
über Basteiaussicht und Basteibrücke ins Tal zum
Kurort Rathen und durch den Amselgrund und
die Schwedenlöcher wieder hinauf zum Basteiparkplatz. Dauer: rund drei Stunden.
Die Bastei ist die bekannteste und imponierendste Elbsandsteinaussicht, hoch über der Elbe.
Auch bei großem Besucherandrang ist der Gang
über die Basteibrücke atemberaubend. Der wilde
Steig durch die kühle Felsschlucht der Schwedenlöcher bietet enge Tuchfühlung zu den senkrechten
Sandsteinwänden des Nationalparks.
Wieder zurück auf dem Basteiplateau zeigt die
Nationalparkgalerie im Schweizer Haus mit 300
historischen Bildern und Grafiken die unterschiedliche Naturempfindung seit der Zeit der
Romantik. Zum Abschluss des Tages lädt das
Nationalparkzentrum in Bad Schandau ein – ein
modernes Besucherzentrum mit großzügigen
Ausstellungsetagen, Multivision und interaktiven
Modellen.
Montag: Geführte Wanderung mit dem Nationalparkführer im Hinterhermsdorfer Grenzwinkel
mit Kahnfahrt auf der Kirnitzsch.
Dienstag: Besuch der Bastei mit Schwedenlöchern und der Nationalpark-Informationsstelle
Amselfallbaude.
Mittwoch: Vor der Wanderung zum Lilienstein
wird das Nationalparkzentrums in Bad Schandau
besucht.
Donnerstag: Ruhetag mit Bummel durch die historische Altstadt von Pirna und viel Entspannen in
der Toskanatherme in Bad Schandau.
Freitag: Fahrt mit dem Nationalpark-Express in
den Nationalpark Böhmische Schweiz, zu Fuß
geht es dann zum Prebischtor.
Samstag: Wanderung über die Schrammsteine
zum historisches Berggasthaus „Großer Winterberg“ mit der Nationalpark-Information und weiter nach Schmilka.
Allgemeine Informationen
Daten und Fakten
Anreise
Lage: Östlich von Dresden an der tschechischen
Grenze, am Oberlauf der Elbe in Sachsen
Mit der Bahn:
Über Dresden nach Bad Schandau (IC-Strecke
Berlin–Prag, S-Bahn) oder über Neustadt /
Sachsen–Sebnitz.
Fläche: 93 Quadratkilometer
Höhenlage: 110 (Elbe) bis 556 Meter (Großer
Winterberg)
Gründungsjahr: 1990
Landschaftstypen: Sandsteinfelsen, Kiefernwald,
Schluchtwald, Buchenwaldkuppen auf Basalt
Bücher und Karten
Topografische Karte
Nationalparkregion Sächsisch-Böhmische Schweiz
1 : 25.000 mit Begleitheft der
Nationalparkverwaltung
ISBN 978-3-89679-361-4
Mit dem Auto:
Autobahn A 17 Dresden Richtung Prag, Abfahrt
Pirna, weiter über B 172 Richtung Bad Schandau
oder S 164 / S 165 Richtung Hohnstein.
Barrierefrei besuchen
Bahn, Dampfer- und Elbfähranlegestellen
bieten im Nationalpark behindertengerechte
Haltepunkte und es gibt einen speziellen
Taxi-Service. Nähere Auskünfte erteilt das
Nationalparkzentrum.
Elbsandsteingebirge – Landschaft im Meer geboren
GeologischeWanderungen
ISBN 93342-34-6
Der historische Malerweg.
Auf den Spuren der Maler
ISBN 3-929048-25-6
Nationalpark Information
Staatsbetrieb Sachsenforst
Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz
An der Elbe 4
01814 Bad Schandau
Tel. 035022 900-600, Fax -666
[email protected]
www.nationalpark-saechsische-schweiz.de
Das Nationalparkzentrum ist von Februar
bis Dezember täglich geöffnet, außer
Montags (Gruppen bitte mit Voranmeldung
035022-50240)
Unterkünfte
Tourismusverband Sächsische Schweiz e V.
Bahnhofstraße 21
01796 Pirna
Tel. 03501 470-147, Fax -148
[email protected]
www.saechsische-schweiz.de
(auch Nationalpark-Informationen)
Naturerlebnisse in
historischem Ambiete
bietet die Sächsische
Dampfschiff­fahrts­
gesellschaft an.
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46
Nationalpark
Unteres Odertal
Das Untere Odertal im Norden Brandenburgs gehört zu den letzten naturnahen
Flussauenlandschaften Mitteleuropas und ist Deutschlands einziger Auennationalpark.
Hierzulande bildet der Nationalpark das einzige grenzüberschreitende Großschutzgebiet
mit Polen. Bekannt ist der 10.400 Hektar große Nationalpark – mit einer Nord-SüdAusdehnung von 53 Kilometer – durch seine reiche Vogelwelt.
Auwaldkulisse im
Morgennebel mit
Schwanenblumen
Auf drei bis fünf Kilometer Breite und 60 Kilometer Länge erstreckt sich die Stromaue des Unteren Odertals an der deutsch-polnischen Grenze.
Im Winter und besonders im Frühjahr nach der
Schneeschmelze schwillt das Wasser des Stromes
mächtig an. Dann überschwemmt er die weiten
Wiesen und Auwälder.
Zweihundert Kilometer Wegenetz ermöglichen ausgedehnte Fahrradtouren durch die Oderniederung und in die angrenzenden Wälder und
Trockenrasengebiete. Naturfreunde haben von den
Deichen aus exzellente Beobachtungsmöglichkeiten: Seeadler, Kranich, Weiß- und Schwarzstorch
sind hier heimisch. Im Frühjahr brüten Kiebitze,
Brachvögel, Rotschenkel und Bekassinen im Gebiet. Im Unteren Odertal befindet sich das größte
Brutvorkommen des Wachtelkönigs in Deutschland, und der weltweit bedrohte Seggenrohrsänger
zieht bundesweit nur noch hier seine Jungen auf.
Eine weitere Kostbarkeit sind die ausgedehnten
Trockenrasen an den Oderhängen mit illustren
Arten wie dem Kreuzenzian, verschiedenen Orchideen wie dem Dreizähnigen Knabenkraut und
Helmknabenkraut oder dem bereits für Steppengebiete charakteristischen Haarfedergras. Im Mai
und Juni zeigen sie ihre Blütenpracht in allen erdenklichen Farben.
Im Sommer blühen Sumpf- und Wasserpflanzen in den verzweigten Altarmen der Oder. Nachts
übernehmen tausende Wasser- und Seefrösche mit
einem wahrhaft ohrenbetäubenden Konzert die
Regie in der Oderaue, dazwischen mischen sich die
Rufe des Tüpfel- und Kleinen Sumpfhuhns. Große Vogelschwärme ziehen im Herbst durch das
im dichten Nebel liegende Tal. Jetzt rasten über
100.000 Enten, Gänse und Schwäne sowie bis zu
15.000 Kraniche im Odertal. Lautloser Eisgang
prägt an kalten Wintertagen den breiten Strom.
Die überfluteten, vereisten Auenflächen vermitteln
das Bild einer endlosen, weißen Weite. Die Stille
wird nur durchdrungen vom Gesang der Singschwäne, einer ganz eigenen melodischen und zugleich melancholischen Wintersymphonie. An verendeten Wildschweinen und Rehen versammeln
sich Dutzende Seeadler; aufgrund der offenen
Wasserflächen und des guten Nahrungsangebots
kommen diese aus ganz Deutschland und dem
nördlichen Polen an die Oder.
Im Nordosten grenzt der polnische Landschaftsschutzpark Unteres Odertal (Park Krajobrazowy Dolina Dolnej Odry) an den Nationalpark.
Auf einer Fläche von 6.000 Hektar erstrecken
sich hier ausgedehnte Überflutungs- und Durchströmungsmoore. Aufgrund der Einstellung der
landwirtschaftlichen Nutzung nach dem zweiten
Weltkrieg unterliegt dieses Gebiet seit über sechzig Jahren wieder der natürlichen Entwicklung.
Südöstlich liegt der Zehdener Landschaftsschutzpark (Cedyński Park Krajobrazowy). Große Waldgebiete mit stillen Seen sind charakteristisch für
dieses Schutzgebiet, in dem der Wolf regelmäßig
vorkommt. Zusammen mit den beiden Landschaftsschutzparks bildet der Nationalpark den
Internationalpark Unteres Odertal, einen deutschpolnischen Schutzgebietsverbund mit einer Gesamtfläche von ca. 120.000 Hektar.
Ein binationaler Schutz, der wirkt, denn fast
jede sechste Pflanze der Roten Liste der Bundesrepublik Deutschland und fast die Hälfte der RoteListe-Arten des Landes Brandenburg kommen im
Unteren Odertal heute noch vor. Mit 50 Säugetier-, elf Amphibien- und sechs Reptilien- sowie
49 Fischarten ist die Oderniederung ein bedeutendes Rückzugsgebiet für seltene Wirbeltiere. Zu
den Besonderheiten der Fischfauna zählen nicht
nur Wels und Meerforelle, sondern auch kleinere
Arten wie Steinbeißer und Bitterling. Das heute
nur noch vereinzelt vorkommende Flussneunauge
und der Stör, vor mehr als einhundert Jahren hier
ausgestorben, schwimmen wieder in der Oder. Seit
1994 läuft ein Wiederansiedlungsprojekt, in dessen
Rahmen 2007 ein erster experimenteller Jungstörbesatz in der Oder erfolgte.
Vom hochgelegenen Zaton Dolna (Niedersaathen) am polnischen Ufer der Oder hat man einen
grandiosen Blick: Ein von blauen Adern durchzogenes grünes Land liegt unter dem Staunenden.
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Feuchtwiesen, Auwälder
und Altwasser­arme
prägen die Oderaue.
Ein Tag im Nationalpark
Eine Woche im Nationalpark
Mit dem Besuch des Nationalparkhauses in Criewen gewinnt man eine gute Orientierung. Die
Ausstellung animiert die ganze Familie zum Anfassen und Mitmachen. Hauptattraktionen sind
das zwölf Meter lange Aquarium mit über 25 heimischen Fischarten und eine Multimedia-Schau,
die die Besucher auf eine Zeitreise in die Wildnis
des Jahres 2095 entführt. Nach dem Mittagessen
mit regionaler Küche geht es mit der Naturwacht
auf Entdeckungstour in die Oderaue.
Montag: Nationalparkhaus in Criewen, Entdeckung des Quellenerlebnispfades.
Dienstag: Radwanderung in den polnischen
Landschaftsschutzpark Zehden (Cedyński Park
Krajobrazowy).
Mittwoch: Besuch des liebevoll eingerichteten
Tabakmuseums und der Tabakscheunen in Vierraden. Dann zur Stadtbefestigung und Stephanskirche in Gartz und als „krönender“ Abschluss den
weiten Blick vom Mescheriner Seeberg genießen.
Donnerstag: Wanderung durch den Mischwald
im Garzer Schrey, Vogel-Exkursion in die Wildnisgebiete des nördlichen Flutungspolders, Besuch
der Beobachtungshütte „Seeschwalbe“.
Freitag: Morgens auf ’s Gut Kerkow mit Bauernmarkt. Nach einer Stärkung Radtour zum mittelalterlichen Burgfried in Stolpe (Turmbesteigung
möglich) und weiter bis Schwedt.
Samstag: Der Tag wird mit einer Schiffstour auf
der Oder – ab Schwedt – verbracht und am Abend
wird traditionelle uckermärkische Küche probiert.
Sonntag: Die Woche endet mit einer geführten
morgendlichen Wanderung der Naturwacht zum
Thema „Erwachen der Wildnis“.
Allgemeine Informationen
Geführte Kanu­
wanderungen eröffnen
neue Perspektiven.
Daten und Fakten
Lage: Odertal zwischen Szczecin (Stettin) und
Cedynia (Zehden), an der polnischen Grenze in
Brandenburg
Fläche: 104 Quadratkilometer
Höhenlage: 0 bis 50 Meter (Mescheriner Seeberg)
49
Gründungsjahr: 1995
Landschaftstypen: Flussauenlandschaft mit
Feuchtwiesen, Seggenrieden, Röhrichten,
Altwassern und Auenwaldresten, Laubwälder,
Wiesensteppen
Bücher und Karten
Nationalpark Unteres Odertal
Karte 1 : 50.000 Landesvermessungsamt
Deutsche Nationalparks – Der National
Geographic Traveler (2009)
ISBN 978-3-86690-102-5
Nationalpark Information
Nationalpark Unteres Odertal
Park 2
16303 Schwedt / Oder, OT Criewen
Tel. 03332 26772-0, Fax -220
www.nationalpark-unteres-odertal.eu
Nationalparkhaus Criewen
Tel. 03332 26772-44
Unterkünfte
Tourismusverein
Nationalpark Unteres Odertal e. V.
Vierradener Straße 34
16303 Schwedt / Oder
Tel. 03332 255-90, Fax -59
www.unteres-odertal.de
Anreise
Mit der Bahn:
Von Berlin über Angermünde nach Schwedt
(RE 3), Weiterfahrt mit Bus der Stadtlinien bis
Criewen.
Mit dem Auto:
Von Berlin Autobahn A 11 Richtung Stettin bis
Ausfahrt Joachimsthal, Bundesstraße B 198 und
B 2 bis Schwedt / Oder.
Barrierefrei besuchen
Die asphaltierten Deichkronen an der Oder
eignen sich sehr gut für einen Ausflug im
Rollstuhl. Aber auch die Ausstellung im
Nationalparkhaus ist barrierefrei ausgestattet –
das gilt auch für die Nutzung von Computern,
Mikroskopen und den Modellen. Weitere
Auskünfte erteilt die Nationalparkverwaltung.
Nationalpark
Vorpommersche
Boddenlandschaft
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Die Boddenlandschaft ist eine Landschaft der Übergänge – eng und vielfältig verzahnt
liegen hier Wasser und Land nebeneinander. Mal durch breite Übergangsbereiche
miteinander verbunden, dann wieder durch abrupte Grenzlinien voneinander
getrennt. Das Wirken der Naturkräfte formt stetig Neues. Mit der Darß-Zingster
Boddenkette, die durch die Halbinsel Darß-Zingst von der Ostsee getrennt wird, und
den westrügenschen Bodden, bei denen die Insel Hiddensee die Barriere zur offenen
Ostsee bildet, erhält der Nationalpark sein Alleinstellungsmerkmal: Bodden – Lagunen
der Ostsee. Geprägt durch Windwatten, Sandhaken und Nehrungen, aktive Kliffs, urige
Strände, empfindliche Neulandbereiche und naturnahe Wälder zieht diese faszinierende
Landschaft schon seit mehr als hundert Jahren Künstler und Erholungssuchende in
ihren Bann.
Zu Zehntausenden
rasten Kraniche auf ihrer
Durchreise in der Region
des Nationalparks.
Etwa die Hälfte der Fläche des Nationalparks gehört zum Flachwasserbereich der Ostsee. 39 marine Fischarten kommen im Nationalpark vor. Am
Boden der Ostsee lebende Muscheln, Wattschnecken und zahlreiche andere Wirbellose bilden die
Nahrungsgrundlage für Wat- und Wasservögel.
Für die Eisente z. B. sind die Ostseegewässer des
Nationalparks ein unverzichtbares Überwinterungsquartier: In den flachen Gewässern nördlich
des Darß und Zingst halten sich oft mehrere tausend Wasservögel gleichzeitig auf.
Der Lebensraum Bodden unterscheidet sich
von dem der Ostsee durch seinen geringeren Salzgehalt, fehlenden Seegang und weist einen erheblich größeren Nährstoffreichtum auf. Übergangsbereiche zwischen Land und Wasser, die je nach
Windrichtung und -stärke lange Zeit völlig vom
Wasser bedeckt sind, ein andermal jedoch komplett freiliegen, nennt man Windwatt. Sie bieten
einen reich gedeckten Tisch für Watvogelarten wie
Säbelschnäbler und Sanderlinge. Zu den Zugzeiten finden tausende von Kranichen in den Flachwasserbereichen sichere Schlafplätze.
Der Mensch ist als Gast der Natur stets willkommen. Auf dem Darß, genauso wie auf Hiddensee, auf dem Zingst, in Barhöft oder an der
Westküste von Rügen, geben Mitarbeiter der Nationalparkwacht gerne Auskunft. Das ganze Jahr
über werden geführte Wanderungen angeboten.
Zur Zeit des Herbstzuges der Kraniche betreuen
Ranger auch die Beobachtungseinrichtungen.
Vom Leuchtturm Darßer Ort kann man den
Blick über die wachsende und sich laufend verändernde Landschaft schweifen lassen. Fast wie
aus der Möwenperspektive blickt man hinab auf
die Wipfel des Darßwaldes und die ihn charakterisierenden Streifenstrukturen der Riegen und
Reffe, langgestreckte Strandwälle wechseln sich
mit sumpfigen Senken mit Erlenbruchwald ab. An
klaren Tagen reicht die Sicht bis nach Rostock und
weiter nach Dänemark. Das benachbarte Natureum ist eine Außenstelle des Deutschen Meeresmuseums Stralsund. Dieses Naturkundemuseum
informiert über den Naturraum Darßer Ort, über
Tiere der Darßlandschaft, über die Ostseeküste
und Küstendynamik am Darßer Ort.
Zu einer Darß-Wanderung besonderer Art
wird in Born auf dem Gelände der Alten Oberförsterei Darß eingeladen. Hier in der Nationalparkausstellung wandert der Besucher von Küste zu
Küste, durchstreift den naturnahen Darßwald und
stößt schließlich auf die Boddenküste, wo er sogar
unter die Wasseroberfläche schauen kann.
Ein Muss für viele Touristen ist die Insel Hiddensee, die nur mit dem Schiff erreicht wird. Die
autofreie Insel kann auf Schusters Rappen, mit
dem Fahrrad oder einer Pferdekutsche erkundet
werden. Während die Insel im Süden zum Wasser
hin langsam abfällt, steigt der Dornbusch im Norden bis auf 72 Meter an. Weithin sichtbar strahlt
der weiße Leuchtturm. Zurück in Vitte sticht ein
Gebäude mit zur See hin schräg abfallendem Dach
ins Auge, das Nationalparkhaus. Die Ausstellung
„Veränderung“ will zum Nachdenken über Mensch
und Natur anregen und bietet dabei vielfältige
Möglichkeiten, zu aufgeworfenen Fragen selbst
Antworten zu finden.
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Einmalig und schön –
die Bodden mit
ihren strukturierten
Uferbereichen
Ein Tag im Nationalpark
Eine Woche im Nationalpark
Ob Sie auf dem Darß, auf dem Zingst, rund um
Barhöft, an der Westküste Rügens oder auf der
Insel Hiddensee Quartier bezogen haben, Sie
gewinnen überall einen guten Einblick in die
Vorpommersche Boddenlandschaft. Informationseinrichtungen führen in das Gebiet ein, das
Sie anschließend zu Fuß oder mit dem Fahrrad
erkunden sollten. Je nach Aufenthaltsort erleben
Sie an der Ostsee schroffe Abbruchküsten oder die
Entstehung von Neuland, erleben vielfältige Offenlandschaften genau so wie urige Wälder.
Beobachtungseinrichtungen gewähren nicht
nur einen guten Blick auf die Landschaft, von dort
aus können Sie auch die Tierwelt beobachten, ohne
sie zu stören. Mehr als 200 Vogelarten sind im
Nationalpark anzutreffen. Für Millionen Durchzügler – Gänse- und Entenvögel sowie Kraniche
– hat das Gebiet eine große Bedeutung. Besonders
zu empfehlen sind die angebotenen Wanderungen
mit einem Ranger.
Samstag: Pension in idyllischer Lage am Bodden,
empfehlenswert bei einem „Partner des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft“. Umgebung erkunden, abends frischen Fisch essen.
Sonntag: Ausschlafen, nach dem Frühstück Fahrräder ausleihen, zum Strand fahren und in der
Ostsee baden.
Montag: Nach Wieck, die „Darßer Arche“ besuchen, anschließend entlang eines markierten
Weges durch den Darßer Wald zum urigen Weststrand wandern.
Dienstag: Große Radtour zur Sundischen Wiese
bis nach Pramort – bis Zingst eventuell Bus mit
Fahrradanhänger nutzen – abends ofenfrischer
Räucherfisch.
Mittwoch: Regen. In Ribnitz-Damgarten das
Bernsteinmuseum besichtigen, dann den Vogelpark in Marlow besuchen, auf dem Rückweg in
Ahrenshoop in eine Bildergalerie.
Donnerstag: Nationalpark-Führung mit Ranger, Kutschfahrt und Tierbeobachtungen, abends
Orgelkonzert.
Freitag: Tagesfahrt mit dem Schiff nach Hiddensee – einzigartige Landschaft genießen – und am
Abend den Sonnenuntergang erleben.
Allgemeine Informationen
Daten und Fakten
Unterkünfte
Lage: Halbinsel Darß-Zingst, Ostseeinsel
Hiddensee und Westküste der Insel Rügen
Tourismusverband Fischland-Darß-Zingst e. V.
Tel. 038324-6400, Fax -64034
[email protected]
www.fischland-darss-zingst.de
Fläche: 786 Quadratkilometer
Höhenlage: – 10 bis +72 Meter (Dornbusch auf
Hiddensee)
Gründungsjahr: 1990
Landschaftstypen: Steil- und Flachküsten, Strände,
Windwatten, Dünen, Heiden, Trockenrasen,
Röhrichte, Salzwiesen, Kiefern- und
Buchenwälder, Erlenbrüche
Bücher und Karten
Faltblätter, Broschüren in allen NationalparkInfos, zu bestellen im Nationalparkamt; touristische Informationen (Gastgeberverzeichnisse) in
den örtlichen Kur- und Tourismuseinrichtungen
Nationalpark Information
Nationalparkamt Vorpommern
Im Forst 5
18375 Born
Tel. 038234 502-0, Fax -24
[email protected]
www.nationalpark-vorpommerscheboddenlandschaft.de
Nationalparkhaus Hiddensee
Tel. 038300 680-41, Fax -43
[email protected]
Anreise
Mit der Bahn:
Zur Halbinsel Fischland / Darß / Zingst bis
Bahnhof Ribnitz-Damgarten, Bus A 210;
nach West-rügen und Hiddensee bis Bahnhof
Bergen / Rügen, Bus A 402 oder A 410, Fähre nach
Hiddensee ab Schaprode.
Mit dem Auto:
Autobahn A 19 bis Abfahrt Rostock-Ost,
Bundesstraße B 105 bis Altheide (Darß), Löbnitz
(Zingst) oder Stralsund; Bundesstraße B 96
bis Samtens oder Gingst (Westrügen) oder bis
Schaprode (Hiddensee) oder Autobahn A 20 bis
Abfahrt Bad Sülze (Halbinsel Fischland / Darß/
Zingst) bzw. Abfahrt Stralsund (Inseln Rrügen /
Hiddensee).
Barrierefrei besuchen
Einige Wege im Nationalpark sind
rollstuhlgeeignet. Die „Darßer Arche“ in
Wieck, die Nationalparkausstellungen in der
Sundischen Wiese, in Waase auf Ummanz,
das Nationalparkhaus auf Hiddensee
sowie der südöstlich von Zingst stehende
Beobachtungsturm sind barrierefrei.
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Nationalparks
Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer
Hamburgisches Wattenmeer
Niedersächsisches Wattenmeer
Das Wattenmeer vor unserer Küste ist einmalig. Nirgendwo sonst auf der Welt gibt
es eine vergleichbare Gezeitenlandschaft. Zum Lebensraum Wattenmeer zählen neben
dem eigentlichen Watt, das im Wechsel der Gezeiten regelmäßig trocken fällt und
wieder überflutet wird, auch Dünen, Salzwiesen, Sandbänke, Priele und angrenzende
Meeresgebiete. In Deutschland ist es durch drei Nationalparks geschützt. Mit der
Anerkennung des deutsch-niederländischen Wattenmeeres als Weltnaturerbe im Jahr
2009 hat die UNESCO die Einzigartigkeit noch einmal unterstrichen. Damit steht das
Wattenmeer auf einer Stufe mit dem Great Barrier Reef vor Australien, den GalapagosInseln vor Ecuador oder dem Serengeti-Nationalpark im afrikanischen Tansania.
Von Wasser bedeckte
Außensände
Das Wattenmeer ist eine Landschaft, die für viele
Superlative steht: das vogelreichste Gebiet Europas, die größte Nationalparkfläche zwischen Sizilien und dem Nordkap mit rund 10.000 verschiedenen Arten – 250 davon kommen nur hier vor. Das
Wattenmeer ist Heimat für Seehund, Kegelrobbe
und Schweinswal und die Kinderstube von Nordseefischen wie Scholle, Hering und Seezunge.
Der Lebensraum Watt ist nicht nur vielen, sondern vor allem auch enorm unterschiedlichen Arten ein Zuhause. Um das zu erkennen, reicht ein
Blick auf den Boden: Wattwürmer, Seeringelwürmer, Miesmuscheln, Schlickkrebse oder Strandkrabben beleben zu Millionen die auf den ersten
Blick leblos wirkende Fläche des Watts. Diese
Wirbellosen sind die Lebensgrundlage für Vögel,
Fische und Robben und am Ende auch für den
Menschen an der Nordseeküste.
Entstanden ist das Watt als eine Folge der
jüngsten Eiszeit. Die schmelzenden Gletscher
ließen den Wasserspiegel ansteigen und brachten
gleichzeitig Sedimente mit, die sich ablagerten.
Typisch für das Wattenmeer sind die Salzwiesen. Sie entstehen am Übergang zwischen Meer
und Land, wenn sich das Sediment hoch genug abgelagert hat. Hier lebt eine unüberschaubare Zahl
von Insekten, Spinnen, Kleinkrebsen und Würmern. Viele von ihnen sind in ihrer Lebensweise
hoch spezialisiert und ernähren sich von nur einer
einzigen Pflanzenart. Auch die Pflanzen sind hier
Spezialisten. Ein Beispiel ist der violett blühende
Strand- oder Halligflieder. Er scheidet mit Drüsen
das aufgenommene Salz aus, so dass es seinen Zellen nicht schaden kann.
In allen drei Wattenmeer-Nationalparks lässt
sich unberührte Wildnis erleben, eine intensive Erfahrung, die heute nicht mehr alltäglich ist.
Bei geführten Nationalpark-Wattwanderungen lassen sich die kleinen „Stars“ entdecken: der
Wattwurm, der bis zu 25 Kilogramm Sand im Jahr
frisst; die Strandkrabbe, die seitwärts läuft; die
Herzmuschel, die sich schnell mit ihrem Grabfuß
in den Wattboden eingräbt; die Wattschnecke, die
schnellste Schnecke im Wattenmeer – und die
Nordseegarnele, die viele sonst nur vom „Krabbenbrötchen“ kennen.
Wer Vögel beobachten möchte, findet in den
drei Wattenmeer-Nationalparks ideale Bedingungen. Über zehn Millionen Wat- und Wasservögel
nutzen das Wattenmeer im Laufe eines Jahres. Sie
brüten, rasten, mausern oder überwintern hier.
Austernfischer sind das ganze Jahr über zu sehen.
Im Frühjahr brüten sie in den Salzwiesen und sind
mit ihrem lauten Trillern nicht zu überhören. Zugvögel wie Alpenstrandläufer und Knutts nutzen im
Frühjahr und Herbst das Wattenmeer als Rastplatz. In großen Schwärmen wechseln sie mit faszinierenden Flugmanövern zwischen den Nahrungsflächen im Watt und den Hochwasser-Rastplätzen.
Wenn im Winter die Schneeflocken über die
Salzwiesen geblasen werden, kommt ein kleiner
Vogel zu Gast, der es hier angenehm findet: die
Schneeammer. Sie brütet im Sommer am Eisrand
rund um den Nordpol und flieht vor der Kälte im
Winter in das wärmere Wattenmeer. Die Schneeammer ernährt sich von Pflanzensamen, die aus
den ungenutzten Salzwiesen und Verlandungszonen des Nationalparks angespült werden.
Die auffälligsten Säugetiere, die regelmäßig im
Wattenmeer leben, sind die Seehunde und die
Kegelrobben. Der Bestand ist auf über 21.000 Seehunde und mehr als 2.700 Kegelrobben im gesamten Wattenmeer angewachsen. Bei Fahrten zu den
Seehundbänken mit Nationalpark-Partnern sind
sie besonders gut zu erleben.
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Nationalpark
Schleswig-Holsteinisches
Wattenmeer
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Im Watt geht es wild zu, mitunter sogar stürmisch, wenn westliche Winde die See
aufpeitschen und Wellen hart gegen den Deich schlagen. Die zehn Halligen, kleine
Inseln, nur durch niedriges Deckwerk geschützt, melden jährlich bis zu 70-mal
„Landunter“. Dann ragen nur noch die auf künstlichen Erdhügeln gebauten Häuser aus
dem Meer heraus. Wer solch einen Sturm erlebt, vergisst diese Eindrücke nie wieder.
Doch auch ohne Sturm ist der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer zu
jeder Jahreszeit einen Besuch wert.
Die fünf bewohnten Halligen gehören zum Biosphärenreservat, die fünf kleinen Halligen liegen in
der Kernzone des Nationalparks. Die Hamburger
Hallig zum Beispiel ist ein besonderes Kleinod. Sie
ist die einzige Hallig, die über einen Damm mit
dem Festland verbunden ist, den Fußgänger, Fahrräder und Autos nutzen können. Ein Spaziergang
oder eine Radtour mitten durch die naturnahen
Salzwiesen, in denen im Frühjahr und im Herbst
Ringelgänse rasten, im Sommer Rotschenkel brüten und Strand­astern blühen, ist ein unvergessliches Erlebnis.
Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches
Wattenmeer ist der größte Nationalpark Mitteleuropas. Ebbe und Flut, Wind und Wellen sorgen
für ständigen Wandel. Hier gilt das Motto „Natur
Natur sein lassen“ in besonderer Weise.
Um Gästen ein besonderes Weltnaturerbe-Erlebnis zu ermöglichen, werden Führungen, Wanderungen und Schifffahrten zu den „Small Five“,
den „Flying Five“ und den „Big Five“ angeboten.
Mit den „Small Five“ sind Wattwurm und
Wattschnecke, Herzmuschel, Strandkrabbe und
Nordseegarnele gemeint. Sie sind die kleinen Stars
bei Wattwanderungen mit Nationalpark-Partnern
und Rangern. Zweimal täglich, wenn das Wasser
den Meeresboden freigibt, kommt die Vielzahl
von Spezialisten zum Vorschein, die sich an den
Gelege eines
Austernfischers im Sand
extremen Lebensraum Wattenmeer angepasst
haben.
Für Naturliebhaber besonders spektakulär ist
der Vogelzug im Frühjahr und Herbst mit bis zu
zwei Millionen Wat- und Wasservögeln, die an den
Küsten Sibiriens, Grönlands und Kanadas brüten
und im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches
Wattenmeer eine Rast einlegen. Wer die Vögel
beobachten möchte, kann an Führungen zu den
„Flying Five“ teilnehmen. Darunter werden fünf
typische Vogelarten zusammengefasst: Brandgans,
Austernfischer, Silbermöwe, Alpenstrandläufer
und Ringelgans.
Besuchern der berühmten afrikanischen Nationalparks sind vor allem die „Big Five" ein Begriff:
Elefant, Löwe, Nashorn, Büffel und Leopard als
Safari-Highlights. Doch auch im Wattenmeer lassen sich große Tiere oft aus unmittelbarer Nähe
beobachten: Zu diesen „Großen Fünf " gehören
Stör und Seeadler genauso wie Seehunde und Kegelrobben, die bei Schifffahrten zu den Seehundbänken aus nächster Nähe beobachtet werden
können. Auch der Schweinswal gehört dazu, der
einzige Wal, der im Wattenmeer lebt und im Walschutzgebiet westlich der Inseln Sylt und Amrum
seine Jungen aufzieht.
58
Ein Tag im Nationalpark
Eine Woche im Nationalpark
Bei gutem Wetter bietet sich ein Besuch in Westerhever an. Vom Parkplatz läuft man zum Deich,
durchquert vor dem Panorama des berühmten
Leuchtturms die Salzwiesen und kann bei Niedrigwasser die vorgelagerte Sandbank erreichen.
Zwischen Frühjahr und Frühsommer brüten Möwen und Watvögel, im Spätsommer und Herbst
rasten auf der Sandbank und in den Salzwiesen
Tausende arktischer Zugvögel. Im Winter lassen
sich große Gänsescharen beobachten.
Um sich über den Nationalpark zu informieren,
fährt man in die kleine Hafenstadt Tönning und
besucht das Multimar Wattforum. Das Nationalpark-Zentrum entführt auf unterhaltsame Weise
in die spannende Welt der Wissenschaft. In 36
Aquarien werden mehr als 280 Arten von Fischen,
Krebsen, Muscheln und Schnecken gezeigt. Das
Großaquarium, in dem man zweimal wöchentlich
einem Taucher beim Füttern der Fische zusehen
kann und per Mikrofon Informationen erhält, ist
eine besondere Attraktion, eine weitere ein 18 Meter langer Pottwal, der vor Jahren im Wattenmeer
gestrandet ist. Kinder können sich auf einem großen Wasserspielplatz austoben.
Montag: Ankunft bei einer Nationalpark-PartnerUnterkunft am Festland, auf den Inseln oder auf
den Halligen. Abends Spaziergang am Strand und
Fischbrötchen am Hafen.
Dienstag: Naturkundliche Wattexkursion mit einem Nationalpark-Wattführer, um die „Small Five“
des Nationalparks kennen zu lernen. Nachmittags
Besuch bei einem Naturschutzverband in der örtlichen Nationalpark-Station.
Mittwoch: Mit dem Nationalpark-Partner-Schiff
von Büsum oder Schlüttsiel in den Nationalpark, unterwegs Seetierfang mit fachkundigen
Erläuterungen.
Donnerstag: Besuch des Nationalpark-Zentrums Multimar Wattforum in Tönning, nachmittags vogelkundliche Führung mit einem
Naturschutzexperten.
Freitag: Mit dem Nationalpark-Partner-Schiff
von Nordstrand oder Wyk auf Föhr zu den
Seehundbänken.
Samstag: Sonnenschein! Ein Tag für den Strand
und für Vogelbeobachtungen, z. B. am Leuchtturm
von Westerhever. Abends leckere, selbst gepulte
Krabben genießen.
Allgemeine Informationen
Daten und Fakten
Unterkünfte
Lage: Nordseeküste Schleswig-Holsteins, von der
dänischen Grenze bis zur Elbmündung
Nationalpark-Partner
Gastgeber in ausgezeichneter Qualität
www.nationalpark-partner.de/sh
Fläche: 4410 Quadratkilometer
Gründungsjahr: 1985
Nordsee-Tourismus-Service GmbH
Tel. 01805 066077
www.nordseetourismus.de
Landschaftstypen: Wattflächen, Inseln, Halligen,
Dünen, Sandbänke, Priele, Salzwiesen und Meer
Anreise
Höhenlage: – 15 bis +8 Meter
Bücher und Karten
Weltnaturerbe Wattenmeer
Martin Stock, Ute Wilhelmsen
ISBN 978-3-529-05321-4
Ferienkarte der
Nordsee-Tourismus-Service GmbH
Nationalpark Information
Nationalparkverwaltung
Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer
Schlossgarten 1
25832 Tönning
Tel. 04861 616-0, Fax -69
[email protected]
www.nationalpark-wattenmeer.de
Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum
Am Robbenberg
25832 Tönning
Tel. 04861 9620-0, Fax -10
[email protected]
www.multimar-wattforum.de
Mit der schwarz-weißen
Färbung und dem
roten Schnabel ist der
Austernfischer der
auffälligste Watvogel
im Nationalpark
Wattenmeer.
Mit der Bahn:
Bahnstrecke Hamburg-Westerland mit Stopp
in Heide, Husum, Niebüll; in Heide Anschluss
nach Büsum, in Husum nach St. Peter-Ording, in
Niebüll nach Dagebüll.
Mit dem Auto:
Ab Hamburg auf der A 23 Richtung Heide,
anschließend B 203 nach Büsum, B 202 nach
St. Peter-Ording oder B 5 Richtung Tönning,
Husum, Niebüll. Autoverladung nach Westerland
in Niebüll. Fähren zu den Inseln und Halligen
von Dagebüll und Schlüttsiel.
Barrierefrei besuchen
Die Nationalpark-Partner am Wattenmeer bieten
vielfach Übernachtungsmöglichkeiten an, die
barrierefrei sind. Dazu gibt es an ausgesuchten
Orten auch das Wattmobil, einen Rollstuhl, der
über das Watt gezogen werden kann. Nähere
Auskünfte gibt es bei der Nationalparkverwaltung
Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer.
59
Nationalpark
Hamburgisches
Wattenmeer
61
Fahren mehrere Wattwagen wie in einem Treck hintereinander, schauen sie aus
wie eine große, gelbe Raupe, die langsam über den trocken gefallenen Nordseegrund
kriecht. Die bis zu zwölf Kilometer lange Fahrt mit einem Zweispänner von
Cuxhaven-Sahlenburg und -Duhnen zur Insel Neuwerk ist traditionell die beliebteste
Fortbewegungsart, um den Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer zu erkunden.
Während der Fahrt über den Meeresboden bei Ebbe ist schon von Weitem das Eiland
sichtbar, wie es sich mit seinem kantigen Leuchtturm vom Horizont abhebt.
Unbeeinflusste Priele –
Wildnis im Nationalpark
Hamburgisches
Wattenmeer
Die Insel Neuwerk ist bei Ebbe durch das Watt
auch zu Fuß erreichbar. Die Wanderung entlang
der mit Reisigbüscheln (Pricken) abgesteckten
Route, die mit drei Rettungsbaken gesichert ist,
dauert gut zweieinhalb Stunden. Ein weiterer
Wattwanderweg führt von Neuwerk zur Vogel­
insel Scharhörn. Im Sommerhalbjahr kann man
die Insel bei Hochwasser auch von Cuxhaven per
Schiff ansteuern.
Spaziergänge durch die Salzwiesen, eine Turmbesteigung, Ausflüge zu den Seehundbänken und
Vogelbeobachtungen während der Brutsaison
oder an den Rastplätzen unzähliger Vögel gehören
ebenso zu den Attraktionen des Nationalparks.
Vertiefende Einblicke in den Lebensraum Wattenmeer bietet das Nationalpark-Haus.
Das Schutzgebiet in der westlichen Elbmündung liegt eingebettet in den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer und ist begrenzt durch
die offene See. Weite, überwiegend sandige Wattflächen mit den sich darin schlängelnden Prielen
kennzeichnen das Gebiet. Dünen und Strände finden sich vor allem auf den Inseln Scharhörn und
Nigehörn, während die Salzwiesen das Neuwerker
Vorland prägen. Neuwerk ist autofrei und gehört
zum Bezirk Hamburg-Mitte, ebenso wie die Nachbarinseln Scharhörn und Nigehörn.
Das Wattenmeer zeichnet sich durch extreme
Dynamik aus: Ebbe und Flut – der Tidenhub in
der Elbmündung beträgt ca. drei Meter – bestimmen den Lebensrhythmus; Sturmfluten mit ihren
extremen Wasserständen verursachen Landverluste und Vorlandaufhöhungen.
Die Strömungen sind zwischen Elbe- und Wesermündung besonders stark. Sie sind verantwortlich für umfangreiche Sedimentumlagerungen, die
mit jeder Tide erfolgen. Vor allem bei Ostwind
sorgt Sandflug für erhebliche Sandanwehungen.
Abertausende von Wat- und Wasservögeln
wie Brandseeschwalben, Ringelgänse, Austernfischer oder Brandenten nutzen das Wattenmeer als
Brutareal oder Rastgebiet auf dem Durchzug. Sie
alle ernähren sich von den Würmern, Muscheln
und Krebsen, die in unvorstellbar hoher Dichte im
und auf dem Wattboden leben.
Der Seehund ist das einzige Säugetier, das im
Hamburgischen Wattenmeer dauerhaft heimisch
ist. Seit dem Seehundsterben im Jahre 1988 ist
der Bestand wieder auf etwa 500 Tiere angewachsen. Gelegentlich sind auch Kegelrobben und
Schweinswale zu sehen.
Neben Algen besiedeln das Watt nur wenige,
besonders widerstandsfähige und salzverträgliche
Blütenpflanzen-Arten, wie z. B. der Queller. Im
Ostvorland auf Neuwerk gewinnen Strandwermut, Strandflieder und Strandaster altes Terrain
langsam wieder zurück.
62
Natürliche Salzwiesen –
Entwicklung im Ostvor­
land von Neuwerk
Ein Tag im Nationalpark
Eine Woche im Nationalpark
Ein eintägiger Besuch auf Neuwerk ist naturgemäß
mit einer zwei- bis dreistündigen Wattwanderung,
einer Kutschfahrt von einer guten Stunde oder
einer eineinhalbstündigen Schiffstour verbunden.
Einen guten Überblick über den hamburgischen
Nationalpark erhält man vom Leuchtturm, der
Neuwerk überragt und der schon im 14. Jahrhundert als Wehrturm half, die Strand- und Seeräuber
in Schach zu halten.
Nahe dem Turm liegt das Nationalpark-Haus
Neuwerk mit einer Ausstellung über das hamburgische Wattenmeer und die Insel Neuwerk. Auf
einem markierten Pfad durch die Salzwiesen im
Osten der Insel erlebt man Brut- oder Rastvögel
aus nächster Nähe.
Montag: Ankunft auf Neuwerk mit dem Schiff.
Einzug in eine gemütliche Pension und erster Inselrundgang auf dem Ringdeich.
Dienstag: Regen. Lange schlafen und einen
­Roman über Störtebeker lesen. Nachmittags ein
Besuch im Nationalpark-Haus beim Leuchtturm.
Mittwoch: Die Sonne scheint. Vormittags auf den
Leuchtturm und Aussicht genießen. Nachmittags
Salzwiesenführung mit einem Mitarbeiter der
Nationalpark-Verwaltung und den Austernfischer,
das Maskottchen des Hamburgischen Wattenmeers, beobachten.
Donnerstag: Wattwanderung mit dem Verein
Jordsand zur Vogelinsel Scharhörn. Neben der
Vogelwelt ist vor allem die natürliche Landschaftsentwicklung beeindruckend.
Freitag: Wanderung mit dem Ranger zum Kleinen Vogelsand, einem hohen Wattrücken im Norden Neuwerks. Nach Stürmen findet man dort
Bernstein.
Samstag: Vormittags geht es mit dem Ranger
auf eine Wattwanderung zur Seehundbank. Der
Nachmittag lockt mit einem Bad im Meer bei
Hochwasser.
Samstag: Nach einer Abschiedsrunde über die
Insel geht es zum Schiff und damit zurück nach
Cuxhaven.
Allgemeine Informationen
Mit den typischen
Wattwagen nach
Neuwerk
Daten und Fakten
Lage: In der Elbmündung, etwa 10 Kilometer vor
Cuxhaven
Fläche: 137 Quadratkilometer
Höhenlage: – 18 bis +6 Meter (Deich von
Neuwerk)
63
Gründungsjahr: 1990
Landschaftstypen: vom Elbe-Süßwasser
beeinflusste Wattflächen mit Sandinseln,
Salzwiesen und Dünen, Priele, Sandbänke
und Meer
Bücher und Karten
Nationalpark-Atlas Hamburgisches Wattenmeer
Hrsg. Umweltbehörde Hamburg unter
www.nationalpark-wattenmeer.de
Nationalpark Information
Nationalpark-Verwaltung
Hamburgisches Wattenmeer
c/o Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt
Stadthausbrücke 8
20355 Hamburg
Tel. 040 42840-3392, Fax -3552
www.nationalpark-wattenmeer.de
Nationalpark-Station Neuwerk
Tel. 04721 69271, Fax 28860
[email protected]
Nationalpark-Haus Neuwerk
Tel. 04721 395349, Fax 04721 395866
[email protected]
Unterkünfte
Turm
Tel. 04721 29078
Haus Seeblick
Tel. 04721 20360
Das alte Fischerhaus
Tel. 04721 29043
Nige Hus
Tel. 04721 29561
Hus Achtern Diek
Tel. 04721 29076
Anreise
Mit Bahn oder Auto nach Cuxhaven. Von dort
aus gibt es drei Wege nach Neuwerk:
• Zu Fuß von Sahlenburg (Bus von CuxhavenBahnhof zum Ortsteil Sahlenburg).
• Mit der Pferdekutsche ab Sahlenburg oder
Duhnen (Busverbindung vom Bahnhof ).
• Mit dem Schiff „MS Flipper“ ab Cuxhaven,
Reederei Cassen Eils, Tel. 01805 228661,
www.neuwerkreisen.de
Barrierefrei besuchen
Der Nationalpark kann leider nicht barrierefrei
eingerichtet werden. Die Gäste können entweder
durchs Watt wandern (2 – 3 Std. Fußmarsch) oder
alternativ mit Wattwagen und Fahrgastschiff nach
Neuwerk befördert werden. Besucher mit Handicap sollten vorher mit den Transportunternehmen
Kontakt aufnehmen und die Mitfahrmöglichkeiten im Einzelfall abklären. Auf Neuwerk sind nur
die Wege im Binnengroden weitgehend barrierefrei. Das Nationalpark-Haus ist im Erdgeschoss
(Ausstellung und sanitäre Einrichtung) barrierefrei eingerichtet.
Nationalpark
Niedersächsisches
Wattenmeer
65
Aus der Distanz betrachtet, könnte man meinen, die Natur habe an dieser Stelle so
etwas wie Minimal Art betrieben – mit geraden Linien in der Horizontalen,
monochromen Flächen, die endlos scheinen, einer simplen Raumaufteilung und einem
überschaubaren Spektrum an Farben. Doch die Landschaft des UNESCOWeltnaturerbes ist überaus dynamisch und artenreich. Hier bleibt nichts, wie es ist.
Das Wattenmeer verändert ständig sein Gesicht.
Riesige Vogeltrupps
bevölkern zur Zugzeit
Watten und Salzwiesen.
Dafür sorgen die Gezeiten. Material, das an einer Stelle weggeschwemmt wird (Erosion), wird
an anderer Stelle wieder abgelagert (Sedimentation). Die Flut spült zweimal täglich Rohstoffe
und Nahrung ins Watt. Nährstoffreiche Sedimente lagern sich am Boden des Wattenmeeres
ab. Diese organische Substanz bildet, zusammen
mit den Kleinstlebewesen des Planktons, einen
fruchtbaren Nährboden für Kleintiere. Auf einem
Quadratmeter Wattboden leben Millionen von
Kieselalgen, Hunderttausende kleinster Krebse,
Muscheln, Schnecken und Würmer, die wiederum
Nahrungsgrundlage für eine Vielzahl von Fischen,
Vögeln und Säugetieren sind. Auf einer Fläche von
100 mal 100 Meter enthält dieser Mikrokosmos im
Schlick eine Biomasse von drei bis zwölf Tonnen
Nassgewicht – mehr als im tropischen Regenwald!
Der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer erstreckt sich von der niederländischen
Grenze in der Emsmündung (Dollart, Borkum)
bis zur Elbe im Westen (Cuxhaven) an der Grenze
zu Schleswig-Holstein.
Drei Landschaftstypen prägen das niedersächsische Wattenmeer: Da sind zum einen die Ostfriesischen Inseln mit ihren hohen Dünen und natürlichen Salzwiesen im Osten, die fast vollständig
zum Nationalpark gehören. Zwischen Eilanden
und Festland breiten sich die Wattengebiete mit
den ausgedehnten Sand-, Misch- und Schlickwatten aus, die im Elbe-Weser-Gebiet eine Ausdehnung von bis zu 20 Kilometer erreichen.
Unmittelbar den Deichen der Festlandküste
vorgelagert finden sich vielerorts Salzwiesen. Mit
dem Jadebusen, der Leybucht und dem Anteil am
Dollart besitzt das niedersächsische Schutzgebiet
große Wattenmeerbuchten, die durch mittelalterliche Meereseinbrüche entstanden sind. Hier ist die
charakteristische Abfolge von Sand-, Misch- und
Schlickwatt, Verlandungsgürtel, breiten Salzwiesen und Deichen besonders ausgeprägt.
Dieser Teil des Weltnaturerbegebietes DeutschNiederländisches Wattenmeer bietet viele Möglichkeiten, die Lebensräume und natürlichen
Kreisläufe direkt und hautnah zu erfahren. Die
Einmaligkeit der Landschaft erschließt sich dem
Besucher am besten im Sommer bei einer der zahlreichen geführten Wattwanderungen in Küstennähe oder zu einer der Düneninseln, die das Wattenmeer zur Nordsee hin begrenzen. So gibt es etwa
auf den völlig sich selbst überlassenen Ostenden
der Inseln Norderney und Spiekeroog noch die
sogenannten „Wash-over“-Bereiche, in denen bei
Sturmfluten das Meer einmal quer über die Insel,
durch die Dünen und Salzwiesen ins Watt fließt.
Die Dynamik der Dünen mit ihrem gesamten
Formenschatz aus den unterschiedlichen Dünenstadien, den Dünentälern und Dünenkuppen lässt
sich besonders gut auf Borkum, Norderney, Baltrum, Spiekeroog und Langeoog erleben.
Vogelkundliche Führungen der NationalparkWacht oder die Teilnahme an einer Seehundfahrt
geben einen hervorragenden Einblick in die Tierwelt des Watts. Um den Fischreichtum im Gebiet
in Augenschein zu nehmen, empfiehlt sich eine der
Nationalpark-Erlebnisfahrten mit einem kleinen
Kutter und dazugehörigem Schleppnetzfang, wie
sie von verschiedenen Sielorten entlang der Küste
aus angeboten werden.
Eine Woche im Nationalpark
Ein Tag im Nationalpark
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Bei schönem Wetter empfiehlt sich eine Tagestour
von Neßmersiel zur Insel Baltrum. Mit einem zertifizierten Nationalpark-Wattführer laufen Sie bei
Niedrigwasser etwa sieben Kilometer durch das
Watt zu der kleinsten der sieben ostfriesischen Inseln, haben dort etwa vier Stunden Aufenthalt und
fahren bei Hochwasser mit dem Schiff zurück ans
Festland. Nicht nur bei „Schietwetter“ lohnt sich
ein Besuch in einem der vierzehn NationalparkHäuser, z. B. in Dornumersiel oder Greetsiel, oder
in Norddeich. Dieses ist zugleich eine Seehundstation, in der die faszinierenden Meeressäuger live
erlebt werden können.
Während der jährlich stattfindenden Zugvogeltage im Herbst werden im Nationalpark
Niedersächsisches Wattenmeer zahlreiche Veranstaltungen angeboten – von der klassischen
Vogelexkursion zu Fuß, mit dem Bus oder Schiff
bis hin zu kulturellen und kulinarischen Erlebnissen ist für jeden etwas dabei. Auch mehrtägige Komplettpakete sind buchbar. Nähere
Informationen und aktuelles Programm unter
www.zugvogeltage.de.
Montag: Ankunft mit den Fahrrädern am Bahnhof Bremerhaven. Mit der Fähre nach Nordenham
und radeln am Deich entlang nach Westen. In kleinen Dörfern wie Fedderwardersiel mit dem Nationalpark-Haus am Hafen oder in Langwarden gibt
es nette Pensionen.
Dienstag: Fahrt am Ostufer des Jadebusens nach
Süden zum weltweit einzigartigen AußendeichMoor in Sehestedt. Ein Lehrpfad (Bohlenweg)
führt durchs Moor zu einer Vogelbeobachtungshütte. Übernachtung in Dangast, dem Dorf der
„Brücke-Künstler“ am Jadebusen.
Mittwoch: Radtour um den Jadebusen Richtung
Wilhelmshaven. Regenwetter? Ein guter Grund
für den Besuch des Nationalpark-Zentrums in
Wilhelmshaven.
Donnerstag: Tagesziel Harlesiel / Carolinensiel.
Unterwegs Einblicke in die Nordseewelt in den
Aquarien des Nordseehauses Wangerland im
beschaulichen Minsen. Am Ziel angekommen,
lohnt sich ein Bad in der Nordsee.
Freitag: Die Fahrräder bleiben im „Stall“. Tagesausflug mit dem Schiff nach Wangerooge. Die
Fahrt mit der Inselbahn, dem „Vogelzug“, mitten
durch blühende Salzwiesen, vorbei an zahllosen
Vögeln, ist ein einzigartiges Erlebnis. Beim Spazieren durch duftende Dünenlandschaften die Rückfahrt nicht vergessen.
Samstag: Die letzte Etappe der Radtour führt
nach Jever, wo die Bahn wartet.
Allgemeine Informationen
Daten und Fakten
Unterkünfte
Lage: Niedersächsische Nordseeküste, von
der Elbmündung bei Cuxhaven bis zur
niederländischen Grenze
Die Nordsee-Marketing GmbH
Tel. 04421 9560990
www.die-nordsee.de
Fläche: 3.450 Quadratkilometer
Höhenlage: – 15 bis über +20 Meter (Dünen der
Ostfriesischen Inseln)
Gründungsjahr: 1986
Landschaftstypen: Wattflächen, Sandbänke, Priele,
Meer, Inseln mit Dünen und Strand, Salzwiesen,
Geestkliffs, Moore, Heideflächen
Bücher und Karten
Unser Nationalpark
und Regionalfaltblätter (kostenlos bei
Nationalpark-Verwaltung, -Häusern und
-Zentren)
Wattenmeer für Entdecker
Band 1
ISBN 978-3-8754-2059-3 (9,80 Euro)
Band 2
ISBN 978-3-86918-028-1 (9,80 Euro)
Vögel beobachten im Nationalpark
Niedersächsisches Wattenmeer
ISBN 3-7595-0910-4 (12,90 Euro)
Nationalpark Information
Nationalparkverwaltung
Niedersächsisches Wattenmeer
Virchowstraße 1
26382 Wilhelmshaven
Tel. 04421 911-0, Fax -280
[email protected]
www.nationalpark-wattenmeer.de
www.nationalpark-wattenmeer-erleben.de
Nationalpark-Zentrum Cuxhaven
Tel. 04721 28681
www.nationalpark-wattenmeer-cuxhaven.de
Nationalpark-Zentrum Wilhelmshaven
Tel. 04421 91070
www.wattenmeerhaus.de
Eindrucksvolle Dünen­
landschaften prägen die
Inseln im niedersächsi­
schen Wattenmeer.
Anreise
Mit der Bahn:
Bahnhöfe (ggf. mit Bustransfer) zu den
Inselfähren: Sande / Harlesiel (nach Wangerooge),
Esens (nach Spiekeroog und Langeoog),
Norddeich /Mole (nach Norderney, Juist),
Neßmersiel über Norddeich (nach Baltrum),
Emden Außenhafen (nach Borkum).
Weitere Zielbahnhöfe: Wilhelmshaven, Varel,
Nordenham, Cuxhaven.
Mit dem Auto:
Über die Autobahn A 27 nach Bremerhaven /
Cuxhaven; A 29 über Oldenburg nach
Wilhelmshaven / Sande / Varel; A28 über
Oldenburg nach Emden / Norddeich; A 31 über
Rheine nach Emden / Norddeich. Tipp für
nachhaltige Mobilität: Der „Urlauberbus für’n
Euro“ auf der ostfriesischen Halbinsel.
www.urlauberbus.info
Barrierefrei besuchen
An der Küste und auf den Inseln gibt es zahl­
reiche barrierefreie Unterkünfte. An mehreren
Orten, z. B. Tossens, Wilhelmshaven, Schillig,
Carolinen­siel und Norddeich, stehen Watt­
mobile bereit. Mit schlicktauglichen Ballonreifen
ermöglicht das Watt­mobil auch Rolli­fahrern oder
Geh­behinderten das einzigartige Erlebnis einer
Exkursion über den Meeres­grund. In SandeCäciliengroden befindet sich ein barrierefreier
Salzwiesenpfad. Erkundigen Sie sich in den
Nationalpark-Informations­einrichtungen nach
Angeboten für Blinde, Gehör­lose oder Menschen
mit Lernschwierigkeiten.
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Die Nationalen Natur­
landschaften in Deutschland
unter einem Dach
Die Nationalparks, Biosphärenreservate und Naturparks sind geschützte Landschaften, die das
Naturerbe bewahren und entwickeln. Sie sind
die spektakulärsten Schauplätze der Natur, die
Deutschland zu bieten hat. Sie sind im wahrsten
Sinne des Wortes „von Natur aus“ schön. Vereint
unter dem Dach der Nationalen Naturlandschaften eröffnen sie den Besuchern eine Welt voller
Ursprünglichkeit – vom Wattenmeer über die mitteldeutschen Flusslandschaften bis zu den Alpen.
Junior Ranger
bilden eine „lebende
Deutschlandkarte“. An
diesem bundesweiten
Programm beteiligen
sich derzeit 35 Nationale
Naturlandschaften.
Die Nationalparks
Nationalparks sind Landschaften, in denen Natur
Natur bleiben darf. Sie schützen Naturlandschaften, indem sie die Eigengesetzlichkeit der Natur
bewahren und Rückzugsgebiete für wild lebende
Pflanzen und Tiere bieten. Damit schaffen die
Nationalparks einmalige Erlebnisräume von Natur und sichern notwendige Erfahrungsräume für
Umweltbildung und Forschung. Deshalb sind sie
unverzichtbar für die biologische Vielfalt und den
Artenreichtum unserer Erde. Gleichzeitig erhöhen
die Nationalparks die Attraktivität ihrer Region
und tragen mit zu ihrer wirtschaftlichen Entwicklung bei.
Die Biosphärenreservate
Gemeinsam auftreten – die
Nationalen Naturlandschaften
und EUROPARC
Die weit über 100 Nationalen Naturlandschaften in Deutschland haben eine Dachorganisa­
tion, die sich um alle öffentlichen Belange kümmert: EUROPARC Deutschland. EUROPARC
Deutschland ist die Arbeitsplattform für die gemeinsame Informations-, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit, für Mittelbeschaffung, Projektund Organisationsentwicklung sowie Forschung
und Politikberatung.
Biosphärenreservate sind Modellregionen, in denen das Zusammenleben von Mensch und Natur beispielhaft entwickelt und erprobt wird. Sie
schützen Kulturlandschaften vor zerstörenden
Eingriffen und erhalten und entwickeln wertvolle
Lebensräume für Mensch und Natur. Sie sorgen
für ein ausgewogenes Verhältnis von menschlicher Nutzung und natürlichen Kreisläufen und
tragen damit zur regionalen Wertschöpfung bei.
Biosphärenreservate ermöglichen exemplarische
Erkenntnisse für Forschung und Wissenschaft
über die Wechselwirkungen von natürlichen und
gesellschaftlichen Prozessen.
Die Naturparks
Naturparks sind Regionen, in denen sich Mensch
und Natur erholen können. Sie bewahren und entwickeln Landschaft und Natur und unterstützen
einen naturverträglichen Tourismus. Sie fördern
eine nachhaltige Regionalentwicklung und entwickeln Angebote zur Umweltbildung und zur
Öffentlichkeitsarbeit. Damit tragen sie dazu bei,
die Ansprüche der Menschen an ihre Lebens- und
Wirtschaftsräume mit den Anforderungen von
Landschafts- und Naturschutz in Einklang zu
bringen.
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Oben: NationalparkPartner „Ernstlhof“
im Bayerischen Wald
Unten: Siesta im Heu –
Mahd-Pause auf einer
Arnika­wiese im Natur­park
Erzgebirge / Vogtland
Ehrensache Natur – Freiwillige
in Parks
Etwas Sinnvolles tun, neue Menschen kennen lernen, Spaß haben, Wissen und Fähigkeiten erweitern und die Welt ein bisschen mit gestalten – das
alles bietet das Programm „Freiwillige in Parks“.
Unter dem Dach „Ehrensache Natur“ engagieren
sich in den Nationalen Naturlandschaften jedes
Jahr rund 3.000 Menschen. In Zusammenarbeit
mit hauptamtlichen Schutzgebietsbetreuerinnen
und -betreuern helfen die Freiwilligen mit viel
Freude und Wissensdurst, wertvolle Ökosysteme
zu erhalten. Spannende und interessante Naturerlebnisse und –erfahrungen sind hierbei garantiert.
Wer sich für diese Form der Freizeitgestaltung
interessiert, findet mehr Informationen unter
www.ehrensache-natur.de.
Junior Ranger
Natur für alle erlebbar und
genießbar machen – die
Nationalen Naturlandschaften
und EUROPARC
Naturschutz „funktioniert“ nur, wenn die Gründe
dafür möglichst vielen Menschen nahegebracht
werden. Gleichzeitig ist das Naturerlebnis für die
Allermeisten Genuss und ein Grundbedürfnis.
Die Natur gibt denen Stille, die gerne „abschalten“
möchten. Und sie bietet sportliche Abwechslung
für jene, die körperliche Herausforderungen suchen. Die Natur steht allen offen – hier findet jeder
seine ganz besondere Freude.
EUROPARC entwickelt deshalb Ideen und
Programme, die Naturschutz und Naturerlebnis
vereinen, für ein besseres Verständnis und einen
größeren Erlebnisreichtum. Drei Beispiele …
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Wald, Watt oder Wiesen sind für Kinder spannende Möglichkeiten, den Wert der Natur zu
entdecken und zu verstehen, warum eine große
Artenvielfalt wichtig ist. Deshalb laden zahlreiche
Nationale Naturlandschaften Kinder zwischen
sieben und zwölf Jahren ein, am Junior-RangerProgramm teilzunehmen. Mit Erfolg, denn jedes
Jahr folgen der Einladung über 3.000 Mädchen
und Jungen. Zum Junior-Ranger-Programm gehört es, in Begleitung eines Rangers die Tier- und
Pflanzenwelt zu entdecken, selber ein Stück Natur
zu schützen und vor allem eines: viel Spaß zu haben ! Mehr Informationen finden sich im Internet:
www.junior-ranger.de.
Urlaub bei unseren Partnern
Urlaub mit Insiderkenntnissen und gutem Gewissen – das bieten die Nationalen Naturlandschaften
den Urlaubern in Deutschland. Die Partnerbetriebe der Nationale Naturlandschaften werden nach
strengen Qualitätskriterien ausgesucht und engagieren sich für den Natur- und Umweltschutz in
ihrer jeweiligen Heimatregion. Über 450 Partner
aus den Bereichen Beherbergung und Gastronomie, Bahn und Bus, Ausflugsfahrten, Wald-,
Watt- und Gästeführungen und zahlreiche weitere touristische Dienstleister gehören mittlerweile
dazu – ein Modell mit Erfolg, dass immer mehr
Menschen viel Freude und großen Genuss bereitet.
Mehr Informationen finden sich im Internet:
www.nationale-naturlandschaften.de / partner.
Impressum
Herausgeber :
EUROPARC Deutschland e. V.
Friedrichstraße 60, 10117 Berlin
Tel. 0 30 - 2 88 78 82-0
Fax 0 30 - 2 88 78 82-16
info @ europarc-deutschland.de
www.europarc-deutschland.de
www.nationale-naturlandschaften.de
Förderer :Der Druck der Broschüre wurde gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz
mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sowie der
Deutschen Bundesstiftung Umwelt.
Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Partner :
Redaktion :
Vivian Sophie Kreft (verantwortlich)
Nina Kuschniok
Texte :
Marc Dannenbaum, Norbert Hüls und die Nationalparks
Fotos :
Titelbild : Großer Serrahnbruch im Müritz-Nationalpark – Sandra Bartocha, S. 5 – Bundesamt für
Naturschutz, S. 6 – Karl Friedrich Sinner, S. 7 – EUROPARC Deutschland, S. 8 – Thomas Stephan / GEO –
Tag der Artenvielfalt, S. 10 – Rainer Pöhlmann, S. 12 – Norbert Rosing, S. 14 / 16 / 17 – Nationalpark­
verwaltung Berchtesgaden, S. 18 / 19 – Corinna Heer, S. 20 – Maria Pfeifer, S. 21 – Herbert Grabe,
S. 22 / 24 / 25 – Thomas Stephan, S. 26 – Christian Wiesel, S. 27 – Wilfried Störmer, S. 28 – Siegfried
Richter, S. 30 – Norbert Rosing, S. 32 – Michael Weigelt, S. 34 / 36 – cognitio, S. 38 – Ulrich Meßner,
S. 40 – Bruno Dittrich / Nationale Naturland­schaften, S. 42 / 44 / 45 – Nationalverwaltung Sächsische
Schweiz, S. 46 – Hans–Jörg Wilke, S. 48 – Norbert Rosing, S. 49 – Nationalverwaltung Unteres Odertal,
S. 50 – Norbert Rosing, S. 52 – A. Nehring, S. 54 / 56 / 58 – Martin Stock / LKN–SH, S. 60 /62 – Klaus Janke,
S. 63 – Peter Körber, S. 65 – Rudolf Großmann, S. 66 – Umweltzentrum Wittbülten, Spiekeroog,
S. 68 / 69 – A. Morascher / junior–ranger.de / EUROPARC + WWF, S. 70 – Ernstlhof, Bayerischer Wald;
Michael Künzel.
Dank :
Konzept und Gestaltung :
Druck :
Redaktionsschluss :
Auflage :
Norbert Rosing und NATIONAL GEOGRAPHIC haben ihre Fotos zur Verfügung
gestellt und damit ihr Engagement für die Nationalen Naturlandschaften
und den Erhalt der Biodiversität bekräftigt. Die Fotos stammen zum Teil aus
dem Bildband „Wildes Deutschland“, der spektakuläre und einzigartige
Motive aus den Nationalen Naturlandschaften präsentiert. Der prächtige
Bildband ist im Buchhandel erhältlich.
Oswald und Martin Werbeagentur, Berlin
Brandenburgische Universitätsdruckerei, Potsdam
Januar 2011
17.500
Gedruckt auf revive 50 : 50 FSC Mix
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