Unordnung,Sortierung,Ausgrenzung
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Unordnung,Sortierung,Ausgrenzung
Kultur / Medien NR. 81, MONTAG, 8. APRIL 2013 77.000 Euro für das Foto einer hüpfenden Marilyn Monroe ¥ New York (dpa). Das Foto einer springenden Marylin Monroe hat einen Auktionsrekord für Werke des Fotografen Philippe Halsman erzielt. Das mehr als 50 Jahre alte Bild wurde 100.000 Dollar (77.000 Euro) versteigert, wie der Kunsthändler Sotheby’s in New York mitteilt. Geschätzt war das knapp einen halben Meter hohe Schwarz-Weiß-Foto auf nur die Hälfte. Das Bild gehört zu Halsmans „Jumpology“ – Bilder von hüpfenden Prominenten. Für Halsman, der in Lettland geboren wurde, war selbst der damalige Vizepräsident Richard Nixon im Weißen Haus gehüpft. Comic-Legende Infantino gestorben ¥ New York (dpa). Der Schöpfer des legendären Batman-Logos und „Retter der Superhelden“ ist tot: Der Comiczeichner Carmine Infantino starb am Donnerstag in seiner Wohnung in Manhattan, wie sein früherer Arbeitgeber DC Comics am Samstag bestätigte. Er wurde 87 Jahre alt. Über Jahrzehnte hatte Infantino die Superheldencomics geprägt und mit dafür gesorgt, dass sie ein Stück Popgeschichte wurden. Er gab vielen Comicfiguren ihre unverkennbare Gestalt und gilt als „der Mann, der Batman rettete“. Quoten: „Ein starkes Team“ am stärksten ¥ Berlin (dpa). Die ZDF-Krimiserie „Ein starkes Team“ hat am Samstagabend die besten Quoten erzielt. 7,36 Millionen Zuschauer schalteten das Zweite ein, das entspricht einem Marktanteil von 23,2 Prozent. Auf dem zweiten Platz landet die ARD mit dem „Musikantenstadl“ (4,86 Millionen Zuschauer, 15,7 Prozent). Die RTLCasting-Show „Deutschland sucht den Superstar“ berappelte sich nach dem Tiefstwert der vergangenen Woche (3,58 Millionen Zuschauer) und erreichte diesmal 4,43 Millionen (14,1 Prozent). Spanischer Regisseur Bigas Luna ist tot ¥ Madrid (AFP). Der spanische Filmemacher Bigas Luna, der die Hollywood-Stars Penélope Cruz und Javier Bardem entdeckte, ist im Alter von 67 Jahren gestorben. Wie seine Pressesprecherin Pilar Gruppenbild mit Mann: Ursina Hemmi (v.l.), Dirk Kazmierczak, Anna Eriksson, Brigitte Uray, Hsuan Cheng und Elvira Zuñiga in „Tohuwabohu“. Morillo sagte, erlag der Regisseur in der Nacht zum Samstag in der katalanischen Ortschaft La Riera de Gaïa den Folgen eines Krebsleidens. Er wurde durch Filme wie „Jamón Jamón“ („Lust auf Fleisch“), „Lola“ und „Macho“ bekannt. FOTO: LIOBA SCHÖNECK Unordnung,Sortierung,Ausgrenzung DieBürger alsKünstler Dreitägiger Ansturm auf Kunsthalle in Berlin ¥ Berlin (dpa). Die Ausstellungs-Aktion für jedermann hat in der Berliner Kunsthalle für einen großen Andrang von Hobbykünstlern gesorgt. Fast 2.000 Menschen brachten ihre selbst gemachten Werke bis zum Sonntagmittag zu dem Museum am Boulevard Unter den Linden, wie der Sprecher der Kunsthalle, Klaus Winker, sagte. Die Bilder sollen heute für 24 Stunden – rund im die Uhr – ausgestellt werden. Doch schon am Freitag war der Andrang so groß, dass die Veranstalter eine zweite Ausstellung ankündigten. Seit Freitagmorgen konnte jeder sein Werk zur Ausstellung „Mach Kunst“ einreichen. An allen drei Tagen hätten die Menschen in Schlangen vor dem Eingang gestanden, sagte Winker. Nur die 344 Bilder, die als erstes abgegeben worden waren, werden heute gezeigt. Alle anderen sollen am 28. April in der Alten Münze in Berlin-Mitte zu sehen sein, wie Winker am Sonntag sagte. Am gestrigen Abend sollte der Kurator anreisen, um die Ausstellung zu gestalten. In einer nächtlichen Aktion sollten alle 344 Bilder an die Wände der Kunsthalle gehangen werden, so dass sie heute ab 12 Uhr bestaunt werden können. „Wir sind absolut begeistert von der Qualität“, sagte Winker. Zu dem Konzept, wie die Ausstellung aussehen soll, konnte er noch nichts sagen. Mit der Aktion „Mach Kunst“ will die Deutsche Bank auf die Eröffnung der Kunsthalle – Nachfolgerin des Deutschen Guggenheim – am 18. April aufmerksam machen. Als erstes gibt es dort eine Ausstellung des Künstlers Imran Qureshi aus Pakistan zu sehen. Tanztheater in Bielefeld: Umjubelte Uraufführung von Gregor Zölligs „Tohuwabohu“ VON HEIKE SOMMERKAMP wild gekrauste Lockenpracht zum Schaubürsten ungeeignet ist, wird sie von den Anderen schlicht ignoriert. Ausgrenzung ist willkürlich: Manchmal sorgt schon ein weißes Tuch in der Hand dafür, dass ein Einzelner entmutigt, mit hängenden Schultern und ratlosem Blick einer dynamischagilen Gruppe gegenübersteht, ¥ Bielefeld. Zehn brillante Tänzerpersönlichkeiten aus neun verschiedenen Ländern, hundert uniforme, reinweiße Plastik-Stapelstühle, ein bunter Haufen Kostüme und, live von den Bielefelder Philharmonikern, ein durchdachter Live-Remix bekannter Uralt-Ohrwurmmelodien – aus diesen Ingredienzien entwickelte GreJeder Mensch gor Zöllig vor klarlinig-funktionaler Kulisse einen kaleidoist „in“ und skopartig strukturierten Tanz„out“ zugleich abend über Vorurteile, Ausgrenzung und Gruppendynamik, der gängige Stereotypen die synchronen Gemeinsinn exerziert. Wird das Tuch wie mal betonte, mal karikierte. eine Stafette weitergereicht, Das Uraufführungspublikum steht der Nächste außen vor, war nach 80 wendungsreichen während der Ex-Außenseiter wieder nahtlos ins Ensemble einMinuten begeistert. Ausgrenzung ist schmerzhaft: schert. Ausgrenzung kann enden: Während die anderen vier Tänzerinnen schwelgerisch unter be- Für einen zärtlichen Paartanz wundernden Männerblicken zweier Männer keimte bei der ihre glattglänzenden, langen Uraufführung spontaner SzeHaare pflegen, drischt Elvira Zu- nenapplaus auf. Jeder kann Ausñigas Bürste wütend auf die ro- grenzung beenden: Ursina ten Strähnen einer kleinen Hemmi hat ungeliebte, absurd Puppe ein: Da ihre aparte, aber übergroße Kleidungsstücke trot- zig abgestreift, wird dafür von Tiago Manquinho mit immer neuen Kleidern und einem Schwall unverständlicher Beschimpfungen überhäuft. Da springen ihr die anderen Tänzerinnen und Dirk Kazmierczak, alle in schwarzen Dessous und Stöckelschuhen, ermutigend zur Seite, bis die Tirade endlich endet. Jeder Mensch ist „in“ und „out“ zugleich – es kommt ganz auf den Standpunkt des Beobachters an. Damit dieses Fazit beim Betrachter aufkeimte, forderte „Tohuwabohu“ den Tänzern weit mehr als „nur“ körperliche Ausdrucksintensität, makellose Technik, fesselnde Gruppenchoreografien und ergreifende Soli ab: Zusätzlich brachten sie sich selbstbewusst mit Herkunft, Sprache und Kultur in den Abend ein. Beim Einüben spanischer, koreanischer und italienischer Schüttelreime im Turbotempo fühlte sich das „begriffsstutzige“ Publikum beispielsweise lächelnd, aber unerbittlich in die Randzone der anwesenden Gruppe gedrängt. Christian van den Berg komponierte, passgenau fürs „Tohuwabohu“, eine wendungsreiche Collage mal geigenschluchzender Heile-Welt-Musik, mal gewitterartiger Verdunkelungen ursprünglich leichtherziger Evergreens, mit der die von ihm geleiteten Bielefelder Philharmoniker in lustvoller Brillanz dem Abend unterlegten. Und die Stühle? Diese dienten zunächst in Reih und Glied als Gassen, Aufstützmöglichkeit und Sitzgelegenheit, dann als stapelbare Kulisse, zwischendurch Workshop für jedermann Einen Tanzworkshop zu „Tohuwabohu“ bietet das Bielefelder Theater am Samstag, 20. April, von 15 bis 18 Uhr an. Tanzerfahrung muss niemand mitbringen, dafür aber Zeit, Neugier und Spaß an Bewegung. Die Workshops richten sich an Interessierte, die gern nicht nur eine dramaturgische Einführung in die aktuelle Produktion ha- DasWundervonMemphis Soulpop-Veteran Boz Scaggs überzeugt mit neuem Album VON THOMAS KLINGEBIEL Schlange stehen: Fast 2.000 Menschen wollten ihre selbstgemalten Bilder in der Berliner Kunsthalle abgeben. FOTO: REUTERS PERSÖNLICH Lena Gercke (25), erste Siegerin der Castingshow „Germanys’s Next Topmodel“ im Jahr 2006, wird Moderatorin beim Pro7-Glitzermagazin „red!“. Am Donnerstag sei die in Cloppenburg aufgewachsene Frau erstmals im Studio zu sehen, teilt eine Sprecherin mit. „Danach moderiert sie in losem Wechsel mit Annemarie Warnkross.“ Gercke war schon bei der Oscar-Verleihung 2013 als Promi-Reporterin für „red!“ im Einsatz. FOTO: OBS/PRO SIEBEN Daniel Craig (45), der seit 2006 den Geheimagenten James Bond spielt, wird im Herbst in einem Stück seines Landsmannes Harold Pinter am New Yorker Broadway auftreten. Zusammen mit Rachel Weisz (43) wird er in dem Stück „Betrug“ spielen. Pikant: Im wahren Leben sind Weisz und Craig seit knapp zwei Jahren verheiratet. Die Geschichte um eine Affäre gehört zu den bekanntesten Stücken des 2008 gestorbenen Literaturnobelpreisträgers. FOTO: DPA tion ist schlecht gealtert. Ganz anders hingegen die Platten, die ebenfalls Anfang der 70er in einem zum Studio umgebauten kleinen Kino an der South-Lauderdale-Street in Memphis entstanden. Produzentenlegende Willie Mitchell nahm dort für Hi Records die noch heute taufrisch tönenden Meisterwerke der Soul-Ikone Al Green („Let’s Stay Together“) auf. An diesen sagenumwobenen Ort, Royal Recording, zog es nun auch Boz Scaggs mit dem fantastischen Schlagzeuger und Produzenten Steve Jordan. Es hat sich gelohnt. Jordan, Scaggs, Willie Weeks (Kontra-Bass und E-Bass) und Ray Parker Jr. (Gitarren) bilden die hochkarätige RhythmSection auf „Memphis“ . Hinzu kommen Bläsersatz und kleines Streicherensemble sowie punktuell Gast-Prominenz wie Spooner Oldham oder Al Greens Organist Charles Hodges. Nur drei ¥ Bielefeld. Memphis – da schwingt der Blues und Rock’n’Roll von Sun Records mit, der Soul aus den Hitschmieden Stax und Hi. Zwischen diesen Polen hat sich der Sänger und Gitarrist Boz Scaggs seit Beginn seiner Karriere in den 1960er Jahren bewegt. Auf seinem wunderbaren Alterswerk „Memphis“, aufgenommen ebendort, führt das ehemalige Gründungsmitglied der Steve Miller Band diese Traditionslinien noch einmal auf unwiderstehliche Weise zusammen. Seine erfolgreichste Phase hatte William Royce Scaggs in den 1970ern, mit dem SoulpopAlbum „Silk Degrees“ als Höhepunkt, das allein drei Hitsingles abwarf („Lowdown“, „Lido Shuffle“, „What Can I Say“). In den 80ern nahm sich Scaggs eine längere Auszeit und kehrte in den 90ern mit Donald Fagens „New York Rock and Soul Revue“ zurück, ohne recht an frühere Erfolge anknüpfen zu können. „Silk Degrees“ kann man wegen der ausnahmslos guten Songs noch heute ohne Reue hören. Nur die für die 70er typische Los-Angeles-Bombast-Produk- Lässig: Der Sänger und Gitarrist Boz Scaggs. FOTO: 429RECORDS sogar als Wurfgeschoss und endeten, von Kleidern durchmischt, als hingeworfener Haufen mitten auf der Bühne. Sollte die Menschheit je eine solche, wenn auch chaotische Geschlossenheit erreichen wie diese hundert Stühle, hatte Zarah Leander Recht – mit ihrem dazu melancholisch-nostalgisch von den Philharmonikern zelebrierten „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehn“. ´ Aufführungen: 10., 12., 22., 28. April, 1., 2., 9., 14., 31. Mai, Kartentel. 0521/55 54 44. Tage brauchten diese Cracks für die zwölf Titel des Albums – zehn Coverversionen von Soul-, R’n’B- und Blues-Klassikern sowie zwei Originalsongs. Der Klang der CD macht dem RoyalRuf alle Ehre: ein Wunder an Natürlichkeit und Transparenz. „Gone Baby Gone“, das von Scaggs geschriebene Eröffnungsstück, ist eine kongeniale Anverwandlung des lässigen AlGreen-Grooves. Auch die Herausforderung, einen Al-GreenSong („So Good To Be Here“) zu covern, besteht der 68-Jährige glänzend. „Mixed Up, Shook Up Girl“ und „Cadillac Walk“ biegen zwischendurch in rockigere R’n’B-Gefilde ab. Den Balladen-Klassikern „Rainy Night in Georgia“, „Love on a Two-Way-Street“ und „Can I Change My Mind“ ringt Scaggs mit kehlig-hoher Stimme manch überraschende Nuance ab. Der herrlich raue Blues „Dry Spell“ erinnert an die Zeit, als er noch mit Slide-Legende Duane Allman die Gitarrenhälse kreuzte. „Sunny Gone“, der zweite Song aus Scaggs Feder, lässt dieses fein gearbeitete Erwachsenen-Pop-Album ergreifend ausklingen. ´ Boz Scaggs: „Memphis“, CD, 429records. ben möchten, sondern die sich auch tänzerisch und spielerisch mit den Stücken von Gregor Zöllig und dem Tanztheater Bielefeld auseinandersetzen wollen. Anmeldung bei Kerstin Tölle per Email: [email protected]. Die Tanzvermittlerin informiert auch über individuelle Workshops für Schulen. Grafiken von Piene in Duisburg ¥ Duisburg (epd). Als Hommage zum 85. Geburtstag des Künstlers Otto Piene zeigt die Cubus-Kunsthalle in Duisburg eine Ausstellung mit insgesamt 100 Grafiken des als „Himmelskünstler“ berühmt gewordenen Piene. Bis 16. Juni greift die Schau nach Museumsangaben auch Projekte des Künstlers mit Bezug zu Duisburg auf, wie etwa sein „Geleucht“ auf der Halde Rheinpreußen. Zu sehen ist außerdem eine Fotodokumentation von Arthur Schrewe zum „sky art event“ Pienes aus Anlass des Hafenfestes in DuisburgRuhrort im Jahr 2001. Weiter präsentiert Piene, der am 18. April seinen 85. Geburtstag feiert, einen Lichtraum, der durch einen 2,60 x 2,60 Meter großen Lichtcubus bespielt wird. Die Ausstellungsmacher versprechen ein „eindrucksvolles Erlebnis“, das einen kleinen Einblick in das reiche Schaffen des Künstlers ermöglicht. Licht und Bewegung stehen bei vielen Arbeiten Pienes im Mittelpunkt. Dies zeigen auch die in dieser Ausstellung zu sehenden Grafiken, Siebdrucke und Gouachen. Die Ausstellung ist mittwochs bis sonntags, jeweils von 12 bis 18 Uhr geöffnet.