Internationales Frauenfilmfestival Dortmund/Köln > Internationale
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Internationales Frauenfilmfestival Dortmund/Köln > Internationale
Film und Medien NRW > Internationales Frauenfilmfestival Dortmund/Köln > Internationale Kurzfilmtage Oberhausen > 30 Jahre Pandora > Crowdfunding > Meldungen > Dreharbeiten in NRW Ausgabe 2/2012 Location Nicque Derenbach – Tel. 0172-2909584 – [email protected] Unsere Location-Seite präsentiert in jeder Ausgabe Impressionen zu einem speziellen Thema. Im aktuellen Heft sind es Bürogebäude an Rhein und Ruhr. Ausgewählt werden die Motive von Locationscouts aus NRW. Die Bilder und viele mehr finden Sie auch in der Motivdatenbank www.locationnrw.de. Büro, Büro Udo Wüllenweber Tel. (0211) 1577074 – [email protected] Sandra Stromeyer– Tel. 0178-5593317 – [email protected] Inhalt 1,9 – das ist die Anzahl der jährlichen Kinobesuche der Deutschen. Das ist nicht eben viel. Die Iren etwa schaffen fast die doppelte Quote: 3,6 Mal kauft man sich dort eine Kinokarte. Hier ist auch in NRW noch Platz nach oben. Gleich zwei neue Kinosäle in Düsseldorf und Köln versuchen derzeit, ihre Kunden mit Luxus zu locken. Der iSens Kinosaal im Düsseldorfer UCI und die Astor Filmlounge im alten Residenz an den Kölner Ringen. Dort fand im März die Premiere der Kehlmann-Verfilmung „Ruhm“ statt, und jeder der dort war, konnte sich von dem angenehmen Ambiente und der Projektionsqualität der drei Kinosäle überzeugen. Ein Kino für Erwachsene, die Generation 40 plus, die für den Kinomarkt der Zukunft immer wichtiger wird. Der April und Mai präsentiert sich in NRW mit Frühlingsfestivals: In Köln findet das Internationale Frauenfilmfestival statt, das sich in diesem Jahr in seinem Schwerpunkt dem Umbruch in der arabischen Welt widmet und dazu die Werke arabischer Regisseurinnen zeigt. Die aktuellen Tendenzen des Kurzfilms präsentieren wieder die Internationalen Kurzfilmtage in Oberhausen, auf denen vor 50 Jahren das berühmte Oberhausener Manifest verkündet wurde. Meldungen Branche, Festivals, Kinos, Preise > 4 Frühlingsfestivals in NRW Arabischer Frühling in Köln > 8 Das Int. Frauenfilmfestival Dortmund / Köln Frauen blicken auf Frauen > 8 Interview mit Festivalleiterin Silke Räbiger Ein Fest fürs Manifest > 9 Die Int. Kurzfilmtage Oberhausen Offenheit, Neugierde, Beweglichkeit > 10 Interview mit Kurzfilm-Regisseur Matthias Müller 30 Jahre Pandora Film Universelle Sprache > 12 Interview mit den Pandora-Produzenten Reinhard Brundig, Christoph Friedel und Raimond Goebel Ruhig geschlafen > 13 Gastbeitrag von Jan Schomburg („Über uns das All”) Von da aus dauerte es noch 20 Jahre, bis sich in Frankfurt die ArthouseProduktion Pandora gründete. Ende der 1990er zog die Pandora nach Köln um, wo sie jetzt im Mai ihren 30. Geburtstag feiert. Wir „Das Hochzeitsvideo” von Sönke Wortmann; feiern mit und würdigen Kinostart: 10. Mai, Foto: Constantin im Magazin die AusnahmeProduzenten, mit denen die Film- und Medienstiftung NRW u.a. gemeinsam Kinofilme wie „Dead Man“, „Auf der anderen Seite“, „Bella Martha“ und „Gigante“ realisiert hat. Crowdfunding Leuchttürme. Und sonst? > 16 Crowdfunding für Filmproduktionen Eine Frage der Kultur > 17 Crowdfunding für Alben, Bücher und Festivals Teilhaben, Beitragen, Mitbestimmen > 18 Interview mit Claudia Pelzer, Crowdfunding Summit Köln Mit der Crowd zum eigenen Laden > 18 Der Düsseldorfer Online-Shop Cosmopol Crowdsourcing und Crowdfunding gehören zu den neuen Schlagworten der Filmbranche. Ende April findet in Köln der erste Crowdsourcing Summit statt. Welche Chancen bietet die Schwarmfinanzierung für den Film? Leuchtturmprojekte wie „Stromberg“, „Hotel Desire“ oder „Iron Sky“ haben es vorgemacht, lassen sich deren Erfahrungen aber auch auf andere Produktionen übertragen? Mit diesen Fragen beschäftigen wir uns nicht nur im Magazin, sondern auch beim Internationalen Filmkongress im Juni. Spielend auf alle Plattformen Initial Training > 19 Vorher jedoch stehen die Filmfestspiele in Cannes an. Noch wissen wir nicht, ob ein NRW-Film eine Einladung an die Croisette erhalten wird. Klar aber ist, dass Sie uns dort treffen können im German Pavillon direkt hinter dem Festivalpalast am gemeinsamen Stand von German Films und Focus Germany. NRW@Berlinale > 20 > 11 Firmenporträt: Catnip Games Auf dem Sprung > 14 Die Seite für den Filmnachwuchs inklusive Interviews mit Sophie Maintigneux und Hans Steinbichler MEDIA Ein bebilderter Rückblick auf die Filmfestspiele Neue Premiumkinos in NRW > 23 Zu Besuch in der Astor Filmlounge in Köln und dem iSens-Kinosaal im UCI Düsseldorf Aber jetzt soll es erstmal Frühling werden. Made in NRW Ihre Dreharbeiten in NRW Kinostarts > 24 > 26 Die neuen Kinofilme der Film- und Medienstiftung NRW Petra Müller Geschäftsführerin Film- und Medienstiftung NRW Impressum > 26 Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 3 Meldungen Internationaler Filmkongress Auf Abruf! Ausgezeichnete HupeProduktion „Work Hard – Play Hard“, Foto: Hupe Film Hupe Film gibt Gas Für die Kölner Hupe Film läuft es derzeit rund. Mitte April startete ihr NRW-geförderter Dokumentarfilm „Work Hard – Play Hard“ von Regisseurin Carmen Losmann in den deutschen Kinos (Verleih: Film Kino Text). Der Film, der in Zusammenarbeit mit ZDF und Arte entstand, gewann Ende 2011 auf dem Festival Dok Leipzig gleich drei Preise. Außerdem wurde er in Kassel mit dem Hauptpreis ausgezeichnet und läuft seither auf zahlreichen Festivals im In- und Ausland. Im Februar kam dann mit dem Ernst Lubitsch Preis Neu in Düsseldorf Die Colorie bringt Farbe ins Leben Mit Die Colorie hat sich in Düsseldorf erstmals ein Unternehmen etabliert, das auf die Ästhetik von Bildfarben spezialisiert ist. Es bietet professionelles Colorgrading am Davinci Resolve, Abnahme am Klasse 1 Referenzmonitor sowie kompetente Beratung und Begleitung des digitalen Postproduktions-Workflows im Bereich Grading und Mastering. Geschäftsführer Matthias Kirketerp: „Bilder sind unsere Leidenschaft. Wir bieten erstklassige und professionelle Arbeit und dazu eine angenehme Atmosphäre.“ Über einen Médaille Charlemagne Medienpreis für Novaya Gazeta Am 10. Mai wird die russische Zeitung Novaya Gazeta im Krönungssaal des Aachener Rathauses mit der 12. Karlsmedaille für europäische Medien ausgezeichnet. Seit 1993 wirkt die Zeitung als unabhängiges meinungsbildendes Presseorgan in Russland. „Ungeachtet staatlicher Restriktionen setzt sich die Novaya Gazeta in Russland für die demokratischen Grundwerte der Meinungs- und Pressefreiheit sowie die Sicherung der Menschenrechte ein. Die Novaya Gazeta, die unter anderem auch in Deutschland, England, Frankreich und Spanien erhältlich ist, leistet ei- für Fritzi Haberland eine weitere Auszeichnung für die Firma dazu. Die Schauspielerin erhielt den Preis für ihre Rolle in der Hupe Film-Produktion „Eine Insel namens Udo“ von Markus Sehr. Gerade fertig gestellt ist die Doku-Fiktion „Frohes Schaffen” von Konstantin Faigle, eine Koproduktion mit dem ZDF/Das Kleine Fernsehspiel. W-film wird den Film in der zweiten Jahreshälfte in die Kinos bringen. Aktuell im Dreh befindet sich der Dokumentarfilm „More Jesus” von Hendrik Lietmann und Matthias Tränkle, der in Koproduktion mit dem WDR entsteht und ebenfalls von der Film- und Medienstiftung NRW geför- externen Dienstleister werden auch Entwicklung und Abtastung von 16mm- und 35mm-Material angeboten. Kirketerp und Kollegin Sandra Rauner können auf eine langjährige Berufserfahrung verweisen. Sie arbeiteten schon für Fatih Akin und Wim Wenders, waren mit Mercedes, Vodafone und Depeche Mode im Geschäft und an TVSerien wie „Cobra 11“ (RTL) oder „Wilsberg“ (ZDF) beteiligt. Kirketerp leitete u.a. das Gradingdepartment der Pictorion Das Werk Düsseldorf. Rauner: „Die Colorie kann auf ein breites Netzwerk an Freelance-Coloristen aus ganz Deutschland zurückgreifen.“ Für Erstkunden macht Kirketerp anlässlich des Firmenstarts ein besonderes Angebot: „Wir räumen allen neuen Kunden einen Startrabatt von 25 Prozent ein.“ > www.diecolorie.de nen wichtigen Beitrag zur europäischen Vernetzung Russlands“, so Frauke Gerlach, Vorsitzende des Vereins Médaille Charlemagne pour les Médias Européens. Die Auszeichnung wird seit 2000 im Vorfeld der Verleihung des Internationalen Karlspreises an eine europäische Persönlichkeit oder Institution vergeben, die sich auf dem Gebiet der Medien in besonderer Weise um den Prozess der europäischen Einigung und um die Herausbildung einer europäischen Identität verdient gemacht hat. Bisherige Preisträger waren u.a. Cees Nooteboom, Jan Mojto, Jean-Jacques Annaud, Fritz Pleitgen, Krystyna Janda, Fatih Akin und Inge Schönthal-Feltrinelli. Zu den Mitgliedern des Vereins gehören u.a. die Film- und Medienstiftung NRW, BBC World, TV5 Monde, die LfM und Arte. dert wurde. Außerdem laufen die Vorbereitungen für den neuen Spielfilm von Florian Mischa Böder: „Die Einsamkeit des Killers vor dem Schuss”. Mit Florian Fimpel haben sich die Produzenten Erik Winker, Andreas Brauer und Martin Roelly derweil auch personell verstärkt. Fimpel, der schon an den beiden preisgekrönten Produktionen beteiligt war und zuvor in Marburg Medienwissenschaften studierte, ist ab sofort als festangestellter Produktionsassistent im HupeTeam. > www.hupefilm.de Fidelis Mager und Franz Gernstl, Foto: megaherz megaherz eröffnet NRW-Dependance ... ist das Motto des Internationalen Filmkongresses, zu dem die Film- und Medienstiftung NRW vom 18. bis 20. Juni im Rahmen des Medienforum.NRW einlädt. Am ersten Tag beschäftigt sich der Kongress mit den filmpolitischen Weichenstellungen für die digitale Welt von heute und morgen. Wie muss sich die Filmförderung verändern und was bedeutet die Entwicklung für das Urheberrecht, sind nur zwei von vielen Fragen, die dort behandelt werden. Anschließend wird die Diskussion über digitale Distribution fortgeführt, die die Film- und Medienstiftung NRW bereits auf einem Panel während der Berlinale angestoßen hatte. Der zweite Tag des Kongresses steht dann ganz im Zeichen der Unterhaltung im Fernsehen und Kino. Außerdem ist in Kooperation mit der MEDIA Antenne Düsseldorf unter dem Titel CH@NRW ein Treffen von Produzenten aus NRW und der Schweiz geplant. Der Mittwoch schließlich widmet sich dem New Content und transmedialen Erzählen. Hier sollen nationale und internationale Trends aus den Labs der Sender und Produzenten vorgestellt und u.a. auch über Crowdfunding gesprochen werden. > www.filmstiftung.de Köln im April Cologne Web Content Forum „Das CWCF hat sich als Branchenevent längst etabliert, und wir erwarten auch in diesem Jahr wieder die wichtigsten Akteure in Köln“, erklärt voll Vorfreude eco-Geschäftsführer Harald A. Summa. Die Abkürzung CWCF steht für das Cologne Web Content Forum, das eco – der Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V. – am 26. April bereits zum fünften Mal in Köln veranstaltet. Zu den Referenten gehören u.a. Ibrahim Evsan, Claudia Pelzer und Tim Renner. Podiumsdiskussionen widmen sich dem Thema „Digitale Schwergewichte und die Crowd“ sowie „Publishing im Web – neue Akteure fordern alte Platzhirsche heraus“. Das innovativste ContentStart-up wird in Köln mit dem eco Content Star geehrt. > http://webcontentforum.de Ein Herz für Köln Die Film- und Fernsehproduktion megaherz GmbH hat eine Dependance in Köln eröffnet. Die Firma mit Hauptsitz in Unterföhring bei München steht für außergewöhnliche Dokumentarfilme und Dokumentationen, für hochwertige Fernseh- und Kinofilme und für Serien, die zum Teil auch in der Vergangenheit schon in NRW realisiert wurden. Zu den Produktionen der megaherz gehören u.a. „Lawinen der Erinnerung“ (Regie: Dominik Graf), die Reihe „Denk ich an Deutschland“ (Regie: Andreas Dresen, Fatih Akin, Leander Haußmann, Dominik Graf u.a.), „Engelchen flieg!“ und „Das Leuchten der Sterne“ (Regie: Adolf Winkelmann) sowie Filme für die Doku-Reihe „Hautnah“. „Mit der Eröffnung unseres Büros in Köln optimieren wir ganz pragmatisch unsere Zusammenarbeit im Produktionsalltag. Darüber hinaus stärken wir mit diesem Schritt auch unsere Präsenz an einem der wichtigsten deutschen Medienstandorte. Wir freuen uns auf Köln!“, sagen die megaherz-Geschäftsführer Fidelis Mager und Franz Gernstl. Ihr neues NRW-Büro befindet sich in der Claudius-Dornier-Straße 5b in Köln. > www.megaherz.org Drehbuchwettbewerb „Der Berg ruft ...!“ im Sauerland Mit einem neuen Drehbuchpreis will das Sauerland für seine Region als Filmlocation werben. Der Initiativkreis „Mitten in Westfalen“ ruft dazu professionelle Drehbuchautoren auf, sich am Wettbewerb „Der Berg ruft …!“ mit Geschichten zu beteiligen, die eine unverkennbare Verbindung zu den Regionen Sauerland, Siegerland, Soester Börde und östliches Ruhrgebiet haben. Aus den eingereichten Storys werden die besten drei mit 8.000 Euro, 4.000 Euro und 2.000 Euro prämiert. Um sich besser in die Region einfühlen zu können, werden außerdem bis zu zehn Autoren zu einem mehrwöchigen Rechercheaufenthalt ins Sauerland eingeladen. Über die Gewinner entscheidet eine Jury, zu der u.a. Grimme-Preisträger Michael Gantenberg und der Präsident des Regierungsbezirks Arnsberg, Gerd Bollermann gehören. > www.mitten-in-westfalen.de Meldungen „Die Lottokönige”: Friederike Kempter, Oliver Wnuk, Sandra Borgmann, Waldemar Kobus, Max von der Groeben und Beate Abraham (v.l.), Foto: WDR/Thomas Kost/Eyeworks Fiction & Film Kölner Eyeworks Fiction & Film „Die Lottokönige“ auf Sendung Eine ganz normale Ruhrgebietsfamilie wird von einem Tag auf den anderen reich. Doch entgegen der Erwartungen wird das Leben für „Die Lottokönige“ dadurch nicht einfacher: Wenn Ende April die sechsteilige Comedy im WDR startet, sind hohe Erwartungen daran geknüpft. „Wir wollen die erzählerische, komödiantische Tradition der WDR-Unterhaltung, die Klassiker wie ‚Ein Herz und eine Seele’ oder ‚Klimbim’ hervorgebracht hat, wieder beleben“, sagt Siegmund Grewenig, Leiter des Programmbereichs Unterhaltung, Familie und Kinder. Produziert Webvideopreis in Düsseldorf Das Netz filmt Am 31. März wurde erstmals in Düsseldorf auf einer Gala im Savoy Theater der Deutsche Webvideopreis 2012 verliehen. Rund 500 geladene Gäste verfolgten die Verleihung des Preises in elf Kategorien. Moderiert wurde der Abend von Christoph Krachten, im Internet weithin bekannt als der Host von „Clixoom“, einer erfolgreichen Online-Talkshow bei YouTube. Die Abräumer des Abends waren zwei Webvideos, die in jeweils zwei Kategorien gewinnen konnten. So gingen sowohl der Publikumspreis als Bestes Webvideo des Jahres als auch der Publikumspreis in der Kategorie „Let’s Play“ an Y-TITTY feat. Gronkh für den knapp fünfminütigen Clip „GTA Real Life Grand Theft Auto“. Das Video ist eine versucht detailgetreue Umsetzung einer Szene aus dem erfolgreichen Action-Spiel „Grand Theft Auto“. Mit großartigem Gespür für die Absurdität einer Game-Realität legen die Macher durch schlichtes Nachspielen typische Spielmechanismen frei. Der trockene Humor des Films trifft offenbar exakt den Nerv des Publikums, denn „GTA Real Life Grand Theft Auto“ wurde bei YouTube bereits anderthalb Millionen mal angesehen. So klassisch hier die Publikumsentscheidung aus- wird das Format mit Unterstützung vom WDR von Eyeworks Fiction & Film – nach dem Vorbild der österreichischen Serie „Die Lottosieger“. In der Alpenrepublik zählt die Serie zu den erfolgreichsten Formaten der letzten Jahre. Bei Eyeworks Fiction & Film ist man sich sicher, dass solche Adaptionen in Zukunft vermehrt stattfinden werden. Geschäftsführer Oliver Fuchs: „Das hängt zum einen an der Vermischung der kulturellen Grenzen durch die mediale Globalisierung und im schlichten Bemühen, die Kosten in der Entwicklung zu senken.“ Für den WDR musste die Geschichte von Wien ins Ruhrgebiet transferiert werden. „Das war keine einfache Aufgabe, und an der Glaubwürdigkeit des Milieus wird das Publikum das Format bewerten“, urteilt Grewenig, der die Qualität der Machart – on location mit „großem Realitätsanspruch“ gedreht – als „sehr hoch“ beschreibt. Und Produzent René Jamm von Eyeworks Fiction & Film ergänzt: „Um eine möglichst große Nähe zu unserer Filmfamilie herzustellen, sah das Regiekonzept von Dominik Müller vor, dass der Zuschauer als quasi fiktives Familienmitglied unmittelbar bei der Handlung dabei ist. Das haben wir durch die fast ausschließliche Verwendung einer Handkamera erreicht.“ In 180 Minuten Film wurde lediglich eine Minute mit Stativ gedreht. > www.eyeworks.tv gefallen ist, so passend erscheint die Entscheidung der Jury unter Vorsitz des Webjournalisten Mario Sixtus. Ihr bestes Webvideo des Jahres hat einen konkret medienkritischen Hintergrund: Gewonnen hat das Protestvideo der ORFJournalisten, die sich im Januar 2012 gegen die Besetzung von Alexander Wrabetz als ORF-Generaldirektor zur Wehr setzten. Das knapp dreiminütige Video, in dem 55 ORF-Mitarbeiter zu Wort kommen, konnte sich zudem in der von Jury und Publikum gleichermaßen vergebenen Kategorie „In My Humble Opinion“ durchsetzen. Unter den weiteren ausgezeichneten Videos befinden sich herausragende Werke wie „dENIZEN shine a light for nature“, ein fantastisches „Light Painting“-Video der Kölner Formation Lichtfaktor. Der Deutsche Webvideopreis, der in diesem Jahr rund 7.000 Einreichungen verzeichnete, wird von Markus Hündgens European Web Video Academy veranstaltet, die im Vorfeld zur Verleihung an zwei Tagen ein „Videocamp“ ausrichtete. Die Academy lud Interessierte in die Düsseldorfer Cubic Studios, um einen Workshop zum Thema „Video“ abzuhalten, an dem sich jeder Teilnehmer durch eigene Beiträge aktiv beteiligen konnte. Links zu allen ausgezeichneten Videos sowie weitere Informationen zur Veranstaltung, die auch 2013 wieder in Düsseldorf stattfinden wird, finden sich unter www.webvideopreis.de. „Taste the Waste“ zahlt sich aus Selten hat ein Dokumentarfilm in Deutschland eine solche gesellschaftliche Wirkung entfaltet wie Valentin Thurns „Taste the Waste“. Die Debatte um verschwendete Lebensmittel reißt seit dem Kinostart im September nicht ab und hat u.a. zu einer Diskussion über die Bedeutung des Mindesthaltbarkeitsdatums geführt. Mittlerweile hat die Produktion der Kölner Firmen Thurn Film und Schnittstelle in den Kinos über 100.000 Besucher zum Nachdenken auch über ihre eigenen Konsumgewohnheiten gebracht. Mit dem Erlös kann der Kölner Verleih W-film die Verleihförderung in Höhe von 20.000 Euro der Filmund Medienstiftung NRW komplett zurückzahlen. Filmemacher Valentin Thurn gewann mit seinem Dokumentarfilm u.a. den UmweltMedienpreis der Deutschen Umwelthilfe e.V. in der Kategorie Fernsehen/Film. Im April brachte W-film „Taste the Waste“ auch als DVD heraus und hält so die Debatte weiter am Laufen. > www.w-film.de Filmforum NRW Im Kino gewesen: gelacht Mit der Veranstaltungsreihe „Der komische Film“ widmet sich das Filmforum NRW im Museum Ludwig einem Genre, das seit der Erfindung des Films vom Publikum extrem begeistert, von Wissenschaft und Feuilleton hingegen eher zögerlich aufgenommen wird. Seit dem 14. März gehen sechs Einzelveranstaltungen der Filmform Komödie aus unterschiedlichen Richtungen auf den Grund. Drei dieser Abende stehen noch aus: Am 26. April führt Sarah Greifenstein von der FU Berlin in die Eigenheiten der Screwball-Komödie ein, gefolgt von der Aufführung eines ihrer Klassiker: Preston Sturges’ „The Palm Beach Story“ von 1942. Nur drei Tage später, am 29. Mai, wird der legendäre Synchronautor, -sprecher und Kalauerkönig Rainer Brandt zum Gespräch erwartet, um in seine Arbeit einzuführen, die in den 1970er Jahren fast ein eigenes Subgenre begründete. Ihm zu Ehren läuft anschließend Claude Zidis „Ein irrer Typ“ mit Jean-Paul Belmondo. Den Abschluss der Reihe schließlich bildet der Vortrag „Die melancholische Komödie“ von Katja Hettich von der RuhrUniversität Bochum mit dem Film „Rushmore“ von Wes Anderson. > www.filmforumnrw.de Klassische Screwball-Komödie „The Palm Beach Story” im Filmforum NRW in Köln, Foto: BFI Treffpunkt für die deutsche und internationale Filmbranche: der German Pavilion in Cannes, Foto: Filmund Medienstiftung NRW Festival de Cannes German Pavilion Gala-Moderator Christoph Krachten beim Webvideopreis im Savoy Theater Düsseldorf, Foto: Christof Wolff Sophie Rois in „180°“, Foto: Praesens-Film Debüts in Köln Am 23. April startet das Kölner Filmfestival exposed seine Filmreihe „blickpunkt.erste Filme“, mit der sie zukünftig nun regelmäßig alle zwei Monate gemeinsam mit Blickpunkt:Film im Filmhaus Köln europäische Nachwuchsregisseure vorstellt. Den Auftakt macht das Debüt des schweizer-türkischen Regisseurs Cihan Inan „180°“. Sein Episodenfilm, in dem Sophie Rois und Güven Kirac zwei der Hauptrollen spielen, begeisterte das Publikum bereits bei der letzten exposed Filmfestival-Ausgabe im Herbst letzten Jahres. > ww.exposed-filmfestival.de/blickpunkt Während des Festival de Cannes (16.-27. Mai 2012) präsentiert sich die Film- und Medienstiftung NRW wieder gemeinsam mit German Films und Focus Germany im German Pavilion im Village International des Marché du Film. Der Pavillon liegt direkt neben dem Festival Palais und ist damit der ideale Treffpunkt für die deutsche und internationale Filmbranche. Der Blick aufs Meer und die Croisette bieten nicht nur Entspannung im Festivaltrubel, sondern auch Inspiration für neue Projekte und Gespräche. German Films und Focus Germany, der Zusammenschluss der sieben großen Filmförderungen, organisieren seit nunmehr zwölf Jahren den German Pavilion während des Festival de Cannes. > www.focusgermany.de Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 5 Meldungen Bundeskunsthalle Bonn Lit.Cologne Romy im Bild Literatur trifft Film Romy Schneider ist eine der wenigen deutschen Schauspielerinnen, deren Bild einen festen Platz im kollektiven Gedächtnis hat. Noch bis zum 24. Juni läuft in der Bundeskunsthalle eine Ausstellung, die anlässlich ihres 30. Todestages ihren Weg von „Sissi“ hin zum Filmstar des französischen Kinos nachzeichnet. Die Ausstellung thematisiert sowohl die Rollen- und Imagewechsel der Schauspielerin als auch ihre Darstellung in den Medien. Bilder aus Film, Presse und Privatleben werden nach wiederkehrenden Motiven gruppiert und mit Filmausschnitten kombiniert. Medieninstallationen zeigen das Wechselspiel zwischen Projektion und aktiver Selbstinszenierung. Ergänzend werden Plakate, Kostüme, Korrespondenzen, Fan-Artikel sowie zahlreiche Fotos von Romy Schneider, ihren Filmpartnern und ihrer Familie präsentiert. > www.bundeskunsthalle.de 50 Gäste aus der Film- und Buchbranche folgten am 21. März einer Einladung in den Kölner Wasserturm, wo die Film- und Medienstiftung NRW anlässlich der Lit.Cologne ihr Symposium „Literatur trifft Film“ veranstaltete. Es war das zweite Mal, dass die Medienförderung zum crossmedialen Dialog und einem Lunch einlud. Nach einer Begrüßung durch Geschäftsführerin Petra Müller und Lit.Cologne-Geschäftsführer Werner Köhler starteten die Teilnehmer direkt ins Gespräch. Autorin Julia Franck, deren Roman „Lagerfeuer“ derzeit von Drehbuchautorin Heide Schwochow und Regisseur Christian Schwochow adaptiert wird, gab die Bearbeitung ihres Stoffes aus der Hand: „Filme haben eine andere Dramaturgie nötig“, erklärte die Autorin, deren Vater selbst Filmemacher war. Für Autor und Musiker Sven Regener war dagegen klar, dass er das Drehbuch zu seinem Roman „Herr Lehmann“ selber schreibt. „Wenn jemand mein Kind schlägt, dann ich“, formulierte er pointiert und erzählte auch von Disputen mit Produzenten, die das Ende der Geschichte oder Dialoge ändern wollten. Auch Oskar Roehler adaptierte seinen Roman „Herkunft“ für die Kinoleinwand selbst. „Ich habe eine Strichliste angelegt mit allen Szenen aus dem Buch, die ich unbedingt im Film haben wollte“, beschrieb er seine Arbeitsweise. Michael Töteberg, Leiter der Rowohlt-Agentur für Medienrechte, schließlich sah seine Aufgabe so: „Als Agent muss man abschätzen, ob ein Schriftsteller auch als Drehbuchautor in Frage kommt.“ Das sei von Fall zu Fall verschieden: Daniel Kehlmann etwa war am Skript zu „Ruhm“ nicht beteiligt, schrieb aber das Drehbuch zu „Die Vermessung der Welt“. Insgesamt 172 Veranstaltungen fanden während der Lit.Cologne in Köln statt. Sie wurden von 84.000 Literarturfans besucht, das entspricht einer Auslastung von 96 Prozent. Petra Müller (Film- und Medienstiftung NRW) und Rainer Osnowski (Lit.Cologne) Bettina Brokemper (Heimatfilm) und Hejo Emons (Emons Verlag) Romy Schneider und Michel Piccoli in „Les Choses de la Vie” von 1969, Foto: Deutsche Kinemathek Helge Malchow (Kiepenheuer & Witsch) und Autorin Julia Franck Heide und Christian Schwochow Michael Töteberg (Rowohlt), Sven Regener und Oskar Roehler, Fotos: Heike Herbertz / Film- und Medienstiftung NRW Rex Kino Bonn Glückwunsch zum 60. Am Anfang stand „Vom Winde verweht“. Ein Jahr lang lief der damalige Blockbuster mit Vivien Leigh und Clark Gable in Farbe und Cinemascope 1952 im neu eröffneten Rex Kino in BonnEndenich. Das Filmtheater boomte und glänzte durch eine geschmackvolle, in Blau und Silber gehaltene Ausstattung mit Rundsäulen und Lichtruten, einem schweren Silberlamee-Vorhang und einer zeitgemäßen Klimaanlage. Bis heute hat sich das Kino den Charme der frühen Jahre bewahrt. Liebevoll restauriert erinnert noch vieles an das Ambiente der Eröffnungstage. Das Verdienst daran kommt den Idealisten des studentischen Arge-Filmclubs zu, die das Rex Anfang der 80er Jahre vor dem Aus bewahrten. 1981 startete das heutige Programmkino mit dem Film „Fünf Flaschen für Angelika“. Da der damalige Eigentümer des Rex auf eine tägliche Bespielung bestand, gründete ein Teil der Filmclubmitglieder kurzerhand die Rex-Lichtspieltheater GmbH, die das Kino bis heute betreibt. Von Anfang an mit dabei: der heutige Geschäftsführer Dieter Hertel, der seitdem über den Lauf der Projektoren wacht. Am 8. Juni 1994 wurde das Kino „wegen der typischen Ausprägung als Lichtspieltheater der Nachkriegszeit, insbesondere wegen der noch kompletten technischen Ausstattung der Nachkriegszeit“ vollständig unter Denkmalschutz gestellt und drei Jahre später vollständig restauriert und renoviert. Seit Mai 2002 ist es Mitglied im Europa Cinema Netzwerk europäischer Filmkunstkinos. Inzwischen kommen wegen seines ausgesuchten Programms Besucher aller Altersgruppen von Köln bis Remagen und von Much bis Euskirchen. Im Januar 2012 brachte der Film „Ziemlich beste Freunde“ einen neuen Hausrekord. Hertel wählt alle rund 160 Filme, die jährlich auf der Leinwand zu sehen sind, selber aus. Im Frühling 2012 läuft als Jubiläumsfilm Stephane Robelins „Und wenn wir zusammenziehen?“ – die Geschichte einer Alten-WG u.a. mit Jane Fonda, Geraldine Chaplin, Daniel Brühl und Pierre Richard. Ein Film über den Lebenswunsch vieler älterer Menschen, so Hertel. Und zugleich ein Film des Pandora-Verleihs, der in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag feiert. So steht die Botschaft gleich zweimal fest: Arthouse lebt. > www.rex-filmbuehne.de Kino unter Denkmalschutz: das Rex in Bonn-Endenich, Foto: Rex Bambi-Gala in Düsseldorf Tom Cruise, Eva Longoria und Sophia Loren waren 2007 die prominentesten Gäste der BambiGala in Düsseldorf. 2012 kommt der Burda-Medienpreis erneut in die NRW-Landeshauptstadt. Wer dann eines der goldenen Rehkitze erhält, steht noch ebenso wenig fest wie der genaue Termin im November. > www.bambi.de Romys für „Klitschko“ Gleich zwei Romys konnte Sebastian Dehnhardts Dokumentarfilm „Klitschko“ Mitte April in der Wiener Hofburg entgegen nehmen. Bei der Verleihung des österreichischen Film- und Medienpreises wurden die Kölner BroadviewProduzenten Dehnhardt und Leopold Hoesch für ihren ersten Kinofilm mit den Preisen für den besten Dokumentarfilm und als bester Produzent ausgezeichnet. Auch international läuft es für die Doku über die zwei erfolgreichen Box-Brüder gut: Universal Pictures hat die globalen Rechte an der in NRW geförderten Produktion erworben. Vorbereitet wurde der Deal von Aurelie De Troyer (Universal, Director of International Acquisition) und dem New Yorker Agenten Oliver Mahrdt (Hanns Wolters International). > www.klitschko-film.de „Pina“-Besucherzahlen auf dem Vormarsch, Foto: NFP/Donata Wenders „Pina“ nimmt Kurs auf 500.000 Auch wenn es mit dem Oscar für „Pina“ nicht geklappt hat, allein die Nominierung war ein großer Erfolg, und der Siegeszug von Wim Wenders’ 3D-Tanzfilm geht weiter. Sein Projekt über und mit dem Wuppertaler Tanztheater steht als Kino-Langläufer kurz vorm Überschreiten der 500.000 Besuchergrenze. Seit Februar 2011 läuft „Pina“ ununterbrochen im Verleih von NFP marketing & distribution in den deutschen Filmkunstkinos. Aber auch in den USA ist das Interesse ungebrochen. Dort spielte der Film bereits über drei Millionen Dollar ein. Produziert wurde „Pina“ von Neue Road Movies in Koproduktion mit der Pariser Eurowide Production, dem ZDF, dem ZDF-Theaterkanal und Arte und in Zusammenarbeit mit dem Tanztheater Wuppertal Pina Bausch, L’Arche Editeur und Pictorion Das Werk. Die Film- und Medienstiftung NRW förderte die Produktion mit 650.000 Euro. Grimme-Preise Heimspiel für NRW Bei der Verleihung der Grimme-Preise am 23. März in Marl konnten auch Produktionen mit NRW-Beteiligung punkten. Der Grimme-Preis Spezial ging an Dominik Graf, Christoph Hochhäusler und Christian Petzold für die Idee, Konzeption und Umsetzung ihres Projekts „Dreileben“ (ARD/BR/Degeto/WDR). Hochhäuslers Beitrag „Eine Minute Leben“ wurde von der Kölner Heimatfilm produziert. In der Kategorie Information und Kultur/Spezial erhielten die Kölner Regisseurinnen Luzia Schmid und Regina Schilling einen der zwölf Grimme-Preise für ihren Dokumentarfilm „Geschlossene Gesellschaft – Der Missbrauch an der Odenwaldschule“. Der Sonderpreis Kultur des Landes NRW ging an Manuela Kalupke, Andreas Dölfs und Ralph Caspers für „Du bist kein Werwolf“, der von der Kölner tvision für Ki/Ka und WDR realisiert wurde. > www.grimme-institut.de Cobra 11 15 Jahre Action auf der Autobahn Einmal mehr erreichte die Action-Serie „Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei“ bei ihrer Ausstrahlung Platz Eins der Prime Time. Zum Auftakt der neuen Staffel schaffte die aufwendig produzierte Episode „Überschall“ beim jungen Publikum (14-49 Jahre) einen Marktanteil von 18,9 Prozent. Die Staffel umfasst insgesamt sieben Folgen, pro Jahr werden in aller Regel 15 gedreht. Seit Jahren im Team: Erdogan Atalay und Tom Beck als sein Kollege und Partner. Zum Stamm-Cast gehören außerdem Kim Krüger, Dieter Bonrath, Susanne König, Hartmut Freund und Jenny Dorn. Die Serie ist seit nunmehr 15 Jahren fester Bestandteil des RTL-Programms und wurde von action concept im Auftrag von RTL entwickelt. Die Produktion liegt bei action concept-Chef Hermann Joha und Stefan Retzbach. International ist „Cobra 11“ die am meisten verkaufte RTL-Serie. Sie läuft in rund 140 Ländern, darunter den Niederlanden, Frankreich, Italien, Schweiz, Österreich, Belgien, Polen, Ungarn, der Tschechischen Republik, der Slowakei, Slowenien, Lettland, Estland, Litauen, der Türkei, Mexiko und China. Derzeit wird in NRW schon die nächste Staffel gedreht. Gaststar: Hollywoodschauspieler Ralf Möller. > www.actionconcept.com Wuppertal Ehrenring für Wim Wenders Am 10. März wurde Wim Wenders mit dem Ehrenring der Stadt Wuppertal ausgezeichnet. Mit seinem Dokumentarfilm „Pina“ über das Wuppertaler Tanztheater habe Wenders Wuppertal und dem Tanz „ein wunderbares, lebendiges Denkmal gesetzt“, sagte Oberbürgermeister Peter Jung. Wenders bedankte sich mit einer persönlichen Rede über sein Verhältnis zu Wuppertal und Pina Bausch. „In Wuppertal habe ich als Filmemacher zu mir gefunden“, erzählte er bezogen auf seinen Film „Alice in den Städten“, den er 1973 im Schatten der Schwebebahn drehte. Auch Pina Bauschs Arbeit sei woanders nicht möglich gewesen. Die Stadt besitze Mut und Ehrlichkeit, die auch viel mit den Stücken der Choreografin zu tun haben. Die Stadt sei ihm ans Herz gewachsen: „Wuppertal hat was.“ Während der „Pina“-Dreharbeiten im Herbst 2009 und im Frühjahr 2010 in Wuppertal und Umgebung habe immer die Sonne geschienen. „Das ist eigentlich unmöglich“, sagt Wenders. Aber der Film beweise das in jeder Szene. „Wenn wir den Oscar gewonnen hätten, stünde er jetzt hier. Ich hätte ihn dem Tanztheater gestiftet.“ Helmut Banz ist tot Der Kölner Journalist Helmut W. Banz ist tot. Der Kritiker, der u.a. für die Kölnische Rundschau und den Kölner Stadt-Anzeiger geschrieben hat, starb am 14. März im Alter von 71 Jahren. Mit ihm verliert NRW einen der größten Kenner, Sammler und Liebhaber von Film und Literatur. Helmut W. Banz hatte Jahrzehnte lang gemeinsam mit Gert Berghoff die Cinemathek Köln betrieben. Später engagierte er sich beim Filmclub 813. Seine letzte dort von ihm konzipierte Filmreihe zu Cornell Woolrich trägt den Titel: First you dream, then you die. Er wird sie nicht mehr sehen können. Dieter Renelt beim 60. Hörspielpreis der Kriegsblinden, Foto: Filmstiftung Nachruf auf Dieter Renelt „Unsere Kraft reicht weiter als unser Unglück” Dieter Renelt, der Vorsitzende des Bundes der Kriegsblinden Deutschlands, zitierte mir einmal aus der Rede von Ingeborg Bachmann zur Preisverleihung des Hörspielpreises der Kriegsblinden: „Wer, wenn nicht diejenigen unter Ihnen, die ein schweres Los getroffen hat, könnte besser bezeugen, dass unsere Kraft weiter reicht als unser Unglück.“ Renelt war als Kind erblindet, als er mit einer gefundenen Handgranate spielte. Aber seine Kraft reichte, ein Gymnasium zu besuchen, Abitur zu machen, Jura zu studieren und als Regierungsdirektor in Schwaben zu arbeiten. Und sich seiner Leidenschaft, der Musik, zu widmen, nicht nur als Hörer, sondern auch aktiv als Pianist. Der Hörspielpreis war ihm wichtig wie wenig anderes. Sechs Jurysitzungen habe ich gemeinsam mit ihm geleitet. Es wurde heftig diskutiert und intensiv zugehört, Meinungen prallten aufeinander. Er war eher auf Ausgleich aus. Ich glaube, er war am glücklichsten nach der Sitzung, bei der wir zum ersten Mal ein einstimmiges Urteil gefällt haben. Er sah in dem Preis und der öffentlichen Verleihung auch die Möglichkeit, dass sein Verband mit einer schwergewichtigen kulturellen Veranstaltung öffentliche Beachtung fand. Er hatte ja sonst als Vorsitzender den Schwund zu verwalten: weniger Mitglieder jedes Jahr, Verkauf von schönen und bei den Blinden sehr beliebten Erholungsheimen und Tagungszentren. Auch der Preis war immer schwerer zu stemmen. Da war es mehr als hilfreich, dass sich die Filmstiftung NRW seit 1994 als zweiter Träger engagiert. Mehr als 300 Gäste beim German Mip Cocktail in Cannes Gäste aus Chile: Rodrigo Flores (Effectes Producciones), Gonzalo Argandana Lazo und Eugenio Escalante (Universidad Catolica) Veranstalter des GERMAN MIP COCKTAIL: Fernanda Lange Boettcher (ZAB), Elmar Giglinger (MBB), Petra Müller (Film- und Medienstiftung NRW), Christoph Fey (EMC) und Birgit Reuter (Berlin Partner) Alumni der Entertainment Master Class, Fotos: Loic Thébaud MIPTV in Cannes German Mip Cocktail Die Stimmung war deutlich besser als das Wetter auf dem German Mip Cocktail, zu dem die Film- und Medienstiftung NRW gemeinsam mit dem Medienboard Berlin-Brandenburg und weiteren Partnern Anfang April im Rahmen der MIPTV in Cannes eingeladen hatten. 300 internationale Gäste nutzten den EntertainmentEvent im Majestic Hotel an der Croisette zu Gesprächen. Die Gala zur Verleihung des 60. Hörspielpreises der Kriegsblinden in Köln 2011 war ein Höhepunkt: Viele Gäste aus Kultur und Politik und über 100 Mitglieder seines Verbandes aus allen Teilen Deutschlands nahmen teil. Auf diesen Lorbeeren ruhte Renelt sich keineswegs aus. Er nahm das Jubiläum zum Anlass, gemeinsam mit Petra Müller, Geschäftsführerin der Stiftung, und mir darüber zu beraten, wie wir dem Preis ein neues Gesicht und eine weitere Zukunft geben könnten. Wir haben einige Neuerungen beschlossen, für die Jury und für die Preisverleihung. Schade, dass er deren Umsetzung nicht mehr erleben kann. Dieter Renelt ist am 1. März im Alter von 73 Jahren gestorben. Anna Dünnebier Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 7 NRW-Frühlingsfesti Die Arabische Welt steht im Fokus des Frauenfilmfestivals Dortmund/Köln (17.-22. April), das dieses Mal wieder in Köln stattfindet. Ein Jahr nach Beginn des Arabischen Frühlings präsentiert das Festival Werke von Regisseurinnen aus Nordafrika und dem Nahen Osten, die vor den Aufständen entstanden sind. Frauenfilmfestival IFFF 2012 Arabischer Frühling Von Marion Meyer „Wir wollten Filme finden, die Einblick geben in die Spannungsfelder, und zeigen, wie es zu den Umstürzen kommen konnte“, erklärt Betty Schiel, eine der drei Filmkuratorinnen des IFFF 2012. Dabei sei vor allem interessant, welches Frauenbild vermittelt werde. Als Weltpremiere wird „Schildkrötenwut“ von Pary El-Qualqili zu sehen sein, die in ihrem Film versucht, die revolutionäre Vergangenheit ihrer Eltern zu ver- Interview Silke Räbiger, Künstlerische Leiterin des Int. Frauenfilmfestivals Dortmund/ Köln (IFFF) Frauen blicken auf Frauen Was ist das Besondere an dieser Ausgabe des Frauenfilmfestivals? Inhaltlich gesehen unser Länderschwerpunkt – die Arabische Welt. Das ist ein sehr aktuelles Thema, das unsere Intention, ein politisches Festival zu sein, unterstreicht. Es gibt noch zwei weitere besondere Punkte in diesem Jahr: Zum einen, dass wir den Nachwuchspreis für Bildgestalterinnen erstmals in Köln vergeben werden. Den Preis gibt es seit 2001 in Dortmund. Da die Kameraausbildung von Dortmund nach Köln an KHM und ifs umgezogen ist und wir die Nähe zu den Ausbildungsstätten immer gesucht haben, sind wir jetzt nach Köln gegangen. Zum anderen ist sehr schön, dass wir im Vorfeld, aber auch während des Festivals, mit unterschiedlichen Insti- stehen, die für sie zum Synonym für nicht gehaltene Versprechen, Versagen und Schmerz geworden ist. 80 Filme aller Längen und Genres Aus einer Vorauswahl von 800 Filmen von Regisseurinnen haben die Festivalmacherinnen rund um die künstlerische Leiterin Silke Räbiger 80 Filme aller Längen und Genres aus- tutionen kooperieren, mit dem Theater Comedia, dem KunstSalon und mit dem Museum Ludwig und zwar nicht nur im Filmforum NRW. Das ist ein weiterer Schritt in der Entwicklung des Festivals und seiner Integration in Köln, eine Bestätigung der eigenen Arbeit, dass man Kooperationspartner findet, die offenbar gerne mit einem zusammen arbeiten. Der Fokus liegt auf der Arabischen Welt, die Filme sind alle vor den Aufständen entstanden. Spiegeln sie eine Art vorrevolutionärer Stimmung? Ja, daran war uns sehr gelegen. Wir wollten nicht Bewegungsfilme zeigen, sondern wir gingen davon aus, dass die politische Situation, wie wir sie nun in den arabischen Ländern vorfinden, eine Vorgeschichte hat, dass sich gesellschaftliche Umbrüche in den Filmen und in der Kultur andeuten und man sie ablesen kann. Von daher haben wir die Auswahl im Wesentlichen auf die vergangenen fünf Jahre eingegrenzt. Können die Regisseurinnen nach Köln kommen? Wir bemühen uns darum. Ein Großteil der Regisseurinnen lebt mittlerweile im Ausland. Sie reisen zwar in ihre Heimatländer und drehen dort Filme, aber die meisten ihre Filme sind gewählt. Im internationalen Debüt-Spielfilmwettbewerb, bei dem Preisgelder von insgesamt 10.000 Euro vergeben werden, laufen acht Filme, darunter zwei Deutsche Erstaufführungen: „17 Filles“ (Regie: Muriel und Delphine Coulin), „Histórias que só existem quando lembradas“ (Regie: Julia Murat), „Nuit#1“ (Regie: Anne Émond), „Return“ (Regie: Liza Johnson), „Salt White“ (Regie: Keti Machavariani), „Spanien“ (Regie: Anja Salomonowitz), „Sur la planche“ (Regie: Leila Kilani) und „Zephyr“ (Regie: Belma Ba ). Die Jury setzt sich aus Schauspielerin Julia Jentsch, der chinesischen Regisseurin Xiaolu Guo und der mexikanischen Journalistin Lucy Virgen zusammen. Eva Katharina Bühler, die in diesem Jahr neben Julia Daschner mit dem Preis für die beste Bildgestaltung ausgezeichnet wird (je 2.500 Euro Preisgeld), eröffnet mit ihrem Dokumentarfilm „Der weiße Schatz und die Salzarbeiter von Caquena“ das Festival am 17. April im Odeon Kino. Die Regis- Koproduktionen. Viele kommen aus Frankreich. Ich denke, das wird zu spannenden Diskussionen führen. Gibt es im Wettbewerb oder im Panorama verbindende Themen? Wir haben festgestellt, dass wieder verstärkt Frauenfiguren im Mittelpunkt stehen. Es gab auch Jahre, in denen das nicht so war. Die Frauen nehmen verstärkt Frauen in den Blick und machen sie zu Protagonistinnen ihrer Filme. Insgesamt haben wir bemerkt, dass wir viel mit expliziter Sexualität zu tun haben, dass sie viel offener gezeigt wird und dass die Verunsicherung bei den Geschlechterrollen – bei Frauen wie bei Männern – ein Thema ist. Weiterbildung ist ein weiterer Aspekt des Festivals. Wie kommt es, dass Frauen hinter der Kamera immer noch weniger vertreten sind? Das ist eine gute Frage. Bei Drehbuch und Regie hat sich einiges getan in den vergangenen Jahrzehnten. Aber wenn man die Bildgestaltung anguckt: Da liegt die Zahl der weiblichen Directors of Photography bei acht Prozent. Das ist bitter wenig. In anderen Ländern ist es vielleicht noch schlechter. In ivals 58. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen Ein Fest fürs Manifest „What’s going on” von Jocelyne Saab läuft im Länderschwerpunkt Arabische Welt, Foto: IFFF Von Oliver Baumgarten 1962, als das gerade achtjährige Oberhausener Kurzfilmfestival noch Westdeutsche Kurzfilmtage hieß, wurde ein von 26 Filmemachern unterzeichnetes Manifest verlesen, das mit seinen sieben knapp formulierten Absätzen bequem eine Seite füllte. Die Botschaft war simpel, das Ausmaß des Geforderten gewaltig: Nicht weniger als die Erneuerung des deutschen Films hatte man sich vorgenommen. Heute, 50 Jahre später, weiß man, dass dieses Vorhaben grundlegend aufgegangen ist, sowohl stilistisch als auch strukturell. Auch wenn das Oberhausener Manifest bei weitem nicht allein für diesen Wandel verantwortlich war, so ist es doch zu seinem Synonym geworden. Entsprechend umfangreich und sorgfältig feiern denn auch die Kurzfilmtage vom 26. April bis 01. Mai 2012 diesen 50. Geburtstag unter dem Motto „Provokation der Wirklichkeit“. Filmhistorische Leckerbissen seurin beleuchtet die Ausbeutung natürlicher Ressourcen zur Sicherstellung des technischen Fortschritts: In der größten Salzwüste der Erde bauen die Nachfahren der Aymara-Indianer in 3.670 Metern Höhe Salz ab. Dort werden die größten Lithiumvorkommen der Welt vermutet, der Stoff, der für Handys, Laptops und in großen Mengen für die Batterien der zukünftigen Elektroautos benötigt wird. rollen reflektieren. Außerdem nimmt das Frauenfilmfestival das Kulturaustauschprogramm „Klopsztanga. Polen grenzenlos NRW“ zum Anlass, sieben Arbeiten von polnischen Regisseurinnen in sein Programm aufzunehmen. Sie sind in Kooperation mit dem Polnischen Institut Düsseldorf und dem Filminstitut Warschau in verschiedenen Festivalsektionen zu sehen. Experimente, Humor und Selbstironie Neben Weiterbildungsangeboten und Diskussionen mit Filmemacherinnen und mit Vertreterinnen anderer Frauenfilmfestivals aus aller Welt bietet das IFFF eine Reihe von Specials. Dazu gehört ein Konzert des Martina Eisenreich Quartetts im KunstSalon (20. April) und ein Auftritt der Schauspielerin und Kabarettistin Maren Kroymann im Comedia Theater (12. April). Kroymann war bereits vergangenes Jahr Gast des Frauenfilmfestivals in Dortmund und begeisterte dort das Publikum. > www.frauenfilmfestival.eu In der Reihe Panorama, in der 40 Werke gezeigt werden, reicht die Bandbreite vom kurzen Videoclip über besondere Dokumentarfilme bis hin zu großen Spielfilmproduktionen. In dieser Reihe soll dem Experiment Raum gegeben werden. Auffallend ist in diesem Jahr, dass die Regisseurinnen häufig Frauen zu ihren Protagonistinnen machen, um die sie Geschichten von gesellschaftlicher Relevanz entwickeln. Ein fester Bestandteil des Frauenfilmfestivals ist die Reihe „begehrt! Filmlust queer“, in der fünf Langfilme, seien es Dokumentar- oder Spielfilme, mit Humor und Selbstironie Geschlechter- Diskussionen und Specials Im Zentrum der Feierlichkeiten stehen natürlich die Filme, und so erwarten die Besucher der Kurzfilmtage einige filmhistorische Leckerbissen aus jener Zeit. Über 30 Filme der Unterzeichner, viele davon aus heutiger Sicht nahezu unbekannt, wurden recherchiert und teilweise auch restauriert, um in zwei Programmen des Festivals gezeigt zu werden. Neben einer Reihe ausschließlich mit Unterzeichnerfilmen, laufen einige von ihnen zudem in der gewohnt umfangreichen Themenreihe des Festivals, die unter dem Titel „Mavericks, Mouvements, Manifestos“ Werke aus diversen filmischen Erneuerergruppierungen weltweit zusammenfasst. Viele der Unterzeichnerfilme touren übrigens anschließend um die Welt mit Aufführungen u.a. im Pariser Centre Pompidou und dem Museum of Modern Art in New York. In Zusammenarbeit mit Arte ist zudem die zehnteilige Internetserie „Das Oberhausener Gefühl“ entstanden, die auf der empfehlenswerten Website www.oberhausener-manifest.com ausgestrahlt wird. Darüber hinaus erscheint zu den Kurzfilmtagen ein umfangreiches Buch zum Thema, das Festivalleiter Lars Henrik Gass und Ralph Eue herausgegeben haben. 140 Kurzfilme in den Wettbewerben Aber bei aller Spannung, die den retrospektiven Teil der diesjährigen Ausgabe umgibt – auch das restliche Programm verspricht mit seinem Querschnitt aus der aktuellen unabhängigen internationalen Kurzfilmszene eine gewohnt hohe Qualität und gleichsam Stoff für Diskussionen. So wurden 140 Beiträge für die fünf Wettbewerbe aus erneut über 6.500 Einreichungen ausgewählt, rund 40.000 Euro an Preisgeldern werden vergeben. In den Programmblöcken des Internationalen, des Deutschen, des NRW- und des Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs sowie beim MuVi-Preis sind neben Arbeiten bekannter Künstler von Eija-Liisa Ahtila, Christoph Girardet und Matthias Müller bis Bjørn Melhus auch viele Nachwuchsfilme zu sehen. Aus NRW-Sicht bemerkenswert ist die Einladung von „Christina“ in den Deutschen sowie in den NRW-Wettbewerb. Die Arbeit ist das Ergebnis eines Filmprojekts der Kölner Gesamtschule Holweide, das im Rahmen der KunstFilmSchule-Initiative entstanden ist, die gemeinsam von Komed und der Kunsthochschule für Medien in Köln betrieben wird. Screenings und Panels Frankreich dagegen ist es besser. Die Frauen hier haben an den Hochschulen wenige Vorbilder, weil es wenige gestandene Bildgestalterinnen gibt, die dort unterrichten. Es ist schwierig für Frauen. Das Kamera-Departement ist immer noch sehr männlich dominiert, obwohl die Kameras nicht mehr so schwer sind. Kameraleute haben einen großen Stab zu lenken, auch an männlichen Beleuchtern. Da ist Festivalleiterin es nicht so ganz einfach, sich Silke Räbiger, Foto: IFFF am Set als Frau durchzusetzen. Zumal in großen Spielfilmproduktionen Frauen einfach selten sind. Anders ist es bei Dokumentarfilmen, bei denen Frauen häufig Kamera und Regie zusammen machen. Wie hat sich das Festival seit der Fusion etabliert? Da bin ich ganz hoffnungsvoll. Das Festival braucht die Jährlichkeit, wenn auch im Wechsel von Dortmund und Köln. Wenn man jährlich seine Kontakte pflegt, mit Produzenten und Verleihern im kontinuierlichen Gespräch steht, wenn man tatsächlich eine Entwicklung begleiten kann, wirkt sich das positiv auf die ganze Arbeit aus. Auch bei den internationalen Kontakten. In diesem Jahr werden wir das Filmfestival Bird’s Eye View zu Gast haben und der Frauenfilmverleih Women make movies aus New York, zwei Frauenfilmfestivals aus Lateinamerika und aus Belgien. Viele Kolleginnen von anderen Frauenfilmfestivals werden hier sein, und wir werden eine Debatte über den Stand der Dinge führen. Das setzt sich von Jahr zu Jahr fort. Beide Städte unterstützen das Festival gleichermaßen, genau wie das Land und die Film- und Medienstiftung NRW: Die Hauptgeldgeber schätzen das Festival. Das ist eine Rückendeckung, die wir sehr gut gebrauchen können. Weitere Sonderprogramme sind unter anderem den Filmemachern Roee Rosen (Israel), Ilppo Pohjola (Finnland), Vera Neubauer (Tschechien/Großbritannien) und Linda Christanell (Österreich) gewidmet. Zudem bieten die Kurzfilmtage fürs anreisende Fachpublikum Screenings und Sichtplätze beim Filmmarkt sowie an fünf Vormittagen intensive Panelgespräche. Themen des „Podium“-Programms sind „Das Vierte Fernsehen“ (über die Utopie eines Fernsehens ohne Quotendruck), „Whatever Happened to Bildungsauftrag? Filmvermittlung in Fernsehen und Internet“, „Mavericks, Mouvements, Manifestos“, „Found Footage – Lost im Web?“ sowie „Kurator – Berufung oder Beruf?“. > www.kurzfilmtage.de > www.oberhausener-manifest.com Pressekonferenz zum Oberhausener Manifest 1962 am Pult: Alexander Kluge, Foto: Archiv der Kurzfilmtage Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 9 NRW-Frühlingsfestivals Zu sehen auf den Kurzfilmtagen: „Meteor” von Matthias Müller Der Bielefelder Matthias Müller gehört zu den bedeutendsten Experimentalfilmkünstlern Deutschlands. Seine Arbeiten sind auf den A-Festivals in Cannes, Berlin und Venedig ebenso zuhause wie in Galerien und Museen. Im Interview erzählt Müller, seit 2003 Professor für experimentellen Film an der KHM, über die Oberhausener Kurzfilmtage, das Manifest-Jubiläum und seinen neuen Film „Meteor“. Interview Matthias Müller Offenheit, Neugierde, Beweglichkeit Seit über 20 Jahren werden Ihre Filme in die Wettbewerbe der Oberhausener Kurzfilmtage eingeladen und dort regelmäßig ausgezeichnet. Wie hat sich aus Ihrer Sicht das Festival seither entwickelt? Tatsächlich war ich erstmals vor 24 Jahren in Oberhausen mit einer Werkschau der von mir mitbetriebenen Experimentalfilminitiative „Alte Kinder“ vertreten; damals wurde das Festival noch von Karola Gramann geleitet. 1990 dann – unter Angela Haardt – wurde mein Film „Aus der Ferne – The Memo Book“ im Internationalen Wettbewerb vorgestellt. Seitdem gibt es eine enge Verbundenheit mit den Kurzfilmtagen. Das Festival war unter seinen letzten drei künstlerischen Leitern nicht allein den ererbten Ansprüchen treu, sondern hat sich auch immer wieder neu erfunden, gerade unter Lars Henrik Gass, der mit seinem Team nicht nur auf die Dynamik neuer (nicht allein medialer) Entwicklungen reagiert, sondern diese deutlich mitbestimmt hat. Oberhausen hat es auch verstanden, als Ort der Diskussion immer wieder das tradierte Verständnis von Kurzfilm zu erschüttern, wie es ja leider noch heute die Arbeit von Funktions- und Entscheidungsträgern in Verbänden und Förderinstitutionen, aber auch die Ausrichtung zahlloser anderer Festivals prägt. Inwiefern haben diese Ansprüche der Kurzfilmtage in den Jahren auch Ihr eigenes Verständnis von Kurzfilm verändert? ‚Ich weiß nicht, was ein Kurzfilm ist‘: Dieses Bekenntnis aus Lars Henrik Gass’ Antrittsrede von 1997 war für mich das neue Oberhausener Manifest, ein von Offenheit, Neugierde und Beweglichkeit bestimmtes Programm. Immer wieder hat Oberhausen auch mich in eine konstruktive Verwirrung gestürzt, mein Nachdenken über Film herausgefordert. Eine große Leistung der Kurzfilmtage besteht darin, diesem Anspruch auf äußerst vitale Art gerecht zu werden, auch im Rückblick auf die eigene Geschichte etwa, dem Abgleich dessen, was vor 50 Jahren von Oberhausen ausging, mit den aktuellen Gegebenheiten. Was ist denn Ihrer Meinung nach ganz konkret heute noch vom Manifest in Oberhausen spürbar? Der alte Film ist tot: Dieser Kernsatz des Manifests ist ja leider auch auf einen großen Teil Matthias Müller, der aktuellen Kurzfilmproduktion anzuwenFoto: Martin den, der die Programme von Festivals domiBrockhoff niert, die sich mit ihren Funktionen als Marktplatz, Branchentreff und bloße Abspielstätte von Allerweltsfilmen begnügen. Oberhausen zeigt sehr erfolgreich, dass es durchaus möglich ist, sich den vor 50 Jahren eingeforderten „neuen Sprachen des Films“ zu widmen, ohne dabei sein Publikum zu verlieren. Die von Hilmar Hoffmann, dem Gründer des Festivals, geforderte „Kultur für alle“ ist den Kurzfilmtagen dabei Desiderat und Auftrag. Auch meine künstlerische Arbeit war stets begleitet von der Herausforderung der Kommunikation über sie – und meist ging es hierbei um die Vermittlung von vermeintlich schwer Vermittelbarem: Experimentalfilm. Eine Initiative wie „Kinder haben die Wahl“, in der die Kurzfilmtage Kinder einladen, Künstlerfilm-Programme zu kuratieren, zeigt doch, dass ein ernst genommener, dabei auf sehr spielerische Art ausgeführter Kultur- und Erziehungsauftrag „schwierigen“ Filmen ein Publikum erschließen kann, das von vielen anderen Festivals a priori als dumm verkauft wird. Was macht für Sie als Filmemacher und Professor an der KHM einen solch ernst genommenen Auftrag aus? Im März 2009 war ich als externes Mitglied der Auswahlkommission an der Vorsichtung für den Internationalen Wettbewerb und den tagelangen Debatten über die Einreichungen beteiligt und habe in dieser Situation erstmals das Festival aus der Perspektive der Macher erlebt. Die Aufmerksamkeit und Geduld, mit der hier aus über fast 6.000 Einreichungen ein Programm entwickelt wurde, auch der Respekt vor radikal eigensinnigen Positionen und die Neugierde auf Arbeiten bisher wenig repräsentierter Regionen und unbekannter Autoren, haben mich beeindruckt. Dies wirkt auch auf mich als Künstler, Kurator und Lehrender zurück. Es bleibt zu wünschen, die Idee einer kulturellen, nicht von wirtschaftlichen Parametern geprägten Filmförderung in Deutschland würde wieder aufleben und sich ebenso an dieser Haltung orientieren. Einen dezidiert persönlichen und radikal künstlerischen Ansatz zeigen auch Ihre Werke. Besonders in den Zusammenarbeiten mit Christoph Girardet haben Sie einen assoziativen und stark kinematografischen Stil des Found-Footage-Films entwickelt. Wie „Meteor“ etwa, der 2011 in Venedig Premiere feierte und nun in Oberhausen zu sehen sein wird. Im Grunde kreieren Sie darin aus „Papas Kino“ eine neue Avantgarde – ist das Ihre ganz persönliche Antwort auf die alten Oberhausener? Von der Verwendung des historischen Begriffs Avantgarde könnte ich kaum weiter entfernt sein, und auch die künstlerische Praxis des Found Footage lässt sich ja bis in die Anfänge der Kinematographie zurückverfolgen. Heute scheint sie eingebettet in eine viel größere Kultur des copy & paste, was auch Gegenstand der Diskussion in Oberhausen sein wird. Wir rekurrieren auf Darstellungsformen des klassischen Erzählkinos, überführen das seinem originalen Kontext enthobene Material aber in eine neue, autonome Komposition. Die Autoren des Manifests legitimierten den Kurzfilm als „Schule und Experimentierfeld“ eines neuen deutschen Spielfilms; Christoph und ich dagegen sehen uns gewiss nicht in dienender Funktion dem Spielfilm gegenüber und begreifen die kurze Form als eine völlig eigenständige. „Meteor“ erklärt sich eher aus der inneren Logik unserer Zusammenarbeit – als Versuch, freier und intuitiver mit angeeignetem Fremdmaterial zu arbeiten als bisher, es gleichzeitig persönlich zu nehmen. Innovative NRW-Firmen Förderung innovativer audiovisueller Inhalte 2. Runde im April „The Gardeneer“, Entwickler: clixx.biz, Action-Adventure-Spiel für Kinder „Molly Monster“, Entwickler: Trickstudio Lutterbeck, App für mobile „Typo Man“, Entwickler: bigitec, 2D-Side-Scroller-Spiel „Move“, Entwickler: Kaasa Solutions, Casual-Game mit Retro-typischer Blockgrafik „Jerry McPartlin“, Entwickler: Ed Venture Studios, Point’n’Click Adventure „Der Preis des Verrats“, Entwickler: Serious Monk, Point’n’Click Adventure mit Mystery-Elementen „Chaka Pro“, Entwickler: reelport, Web 2.0 CommunityAnwendung, die unter Einbindung von cinando die Filmbranche auf und zwischen Filmmärkten vernetzt. „Filifant“, Entwickler: Elevision, interaktive Zeichentrickserie für Vorschulkinder „Europas Grenzen 360°“, Entwickler: Weydemann Bros., AV-Gründerzentrum-Stipendiaten konzeptionieren eine interaktive Webdokumentation zum Thema Europäische Identität „2050 Aging By Numbers“, Entwickler: busse&halberschmidt, crossmediales Projekt über unser künftiges Leben im Alter. Ein Fachbeirat mit Friederike Behrends (ehemals WDR mediagroup digital), Odile Limpach (UBISOFT) und Prof. Dr. Gundolf S. Freyermuth (ifs internationale filmschule köln und Cologne Game Lab / Vorsitz) unterstützte Geschäftsführerin Petra Müller bei der Auswahl. Browsergames, also Spiele, die ohne Konsole übers und im Internet gespielt werden, liegen im Trend. Das Unternehmen Catnip Games in Mülheim an der Ruhr hat für diese Spielart besondere Lösungen entwickelt. Die Gestaltung des Spiels „Donnerberg“ wurde dabei von der Film- und Medienstiftung mit 45.000 Euro gefördert. Das Fantasy-Spiel, bei dem die Gamer die Führung eines Zwergen-Clans übernehmen müssen, persifliert bekannte Stereotypen des Genres. „,Donnerberg’ bietet als eines der ersten Browserspiele wirkliches Cross-Plattform-Gaming“, erklärt die Geschäftsführerin und Inhaberin von Catnip Games, Alexandra Gerb, die Besonderheit des Spiels. „Hier werden Internet und Tablet-Lösungen wie beispielsweise iPad miteinander verbunden.“ Auf allen Konsolen zu Hause Die Mülheimer haben schon für viele Konsolen Spiele entwickelt, Browsergames sind eine neue Herausforderung für das Team. „Wir haben uns intensiv eingearbeitet und recherchiert, welche Spiele auf dem Markt besonders gut ankommen. Browsergames haben den Vorteil, dass man ständig auf das Feedback der User eingehen kann, und das Spiel nach den Wünschen der Spieler stetig weiterentwickeln kann. Außerdem ist der Lebenszyklus solcher Spiele viel länger als bei herkömmlichen Spielen, wenn man durch tolles Gameplay und ständige Updates die Spieler an das Produkt fesselt“, sagt die Geschäftsführerin. Mittlerweile ist Cross-Plattform-Gaming Schwerpunkt des Unternehmens. Hotspot Mülheim Die gebürtige Wienerin ist eine klassische Quereinsteigerin. Als gelernte Fotografin kam sie vor 15 Jahren eher zufällig in die Gamesbranche. Nachdem die ersten Aufträge einliefen, siedelte sie nach Mülheim an der Ruhr über: „Wir sind aus Österreich fortgegangen, weil wir dort damals keine qualifizierten Mitarbeiter fanden. Und Mülheim, wo die Firma Blue Byte ansässig ist, war für die Games-Szene damals ein wirklicher ‚Hotspot’ in ganz Deutschland.“ Nachdem sie das Spiel „Siedler 2“ für Macintosh umgesetzt hatte, kamen immer mehr Aufträge: „Es ist nicht leicht, Im Dezember vergab die Film- und Medienstiftung NRW erstmals ihre Förderungen für Innovative Audiovisuelle Inhalte. Eine der 14 Zusagen ging an die Mülheimer Spieleentwickler Catnip Games, die wir im Rahmen unserer neuen Reihe Innovative Firmen in NRW vorstellen. Firmenporträt: Catnip Games Spielend auf alle Plattformen schien für XBLA und PC. Eine Sony PlayStation 3(PS3) und Sony PlayStation Vita-Umsetzung ist in Planung. Derzeit wird das Spiel für Nintendo 3Ds und Smartphones entwickelt. Hier arbeitet Catnip mit Partnern aus den USA und Schweden zusammen. Die PS3- und PlayStation Portable-Versionen will Catnip selbst umsetzen. Damit ist die Weiterentwicklung des weltweit gespielten Klassikers nun mit der Stadt Mülheim an der Ruhr und dem Standort Nordrhein-Westfalen eng verbunden. „Die komplette Entwicklung von Boulder Dash für XBLA haben wir durch unabhängige Finanzpartner finanziert , den Vertrieb hat Kalypso Media übernommen“, berichtet Alexandra Gerb. „Dieses Konzept wollen wir auch in Zukunft weiterführen, um unabhängig zu bleiben.” Dass sich die Branche auch zukünftig stark weiter entwickeln wird, daran hegt sie keinen Zweifel: „Als ich vor 15 Jahren anfing, konnte niemand etwas mit dem Begriff Spieleentwickler anfangen, heute ist das ein anerkannter Beruf. Mittlerweile ist eine komplette Industrie entstanden, und die Bedeutung des Mediums Games steigt immer mehr, auch weil stetig neue Käuferschichten dazu kommen.“ > www.catnip-games.com VON WILFRIED URBE Catnip Games lizenzierter Softwareentwickler für eine Konsole zu werden. Für XBLA gibt es in Deutschland zum Beispiel nur eine Handvoll Entwickler, wir sind einer davon.“ XBLA ist ein Service, den Microsoft für Breitbandnutzer in die Xbox 360 integriert hat und bei dem mit der eigenen Währung Microsoft Points für Downloads bezahlt wird. Noch viel Potenzial in der Gamesbranche Das letzte Projekt der Mülheimer war „Boulder Dash“, ein Spiel, das zu den bekanntesten und beliebtesten Retro-Games in der Computer- und Videospielgeschichte gehört. „Boulder Dash“ er- Alexandra Gerb, Foto: Catnip Games ... wurde 2009 gegründet. Das Unternehmen entwickelt hochwertige Spiele für PC und Konsolen und veröffentlicht sie teilweise selbst. Catnip Games fokussiert auf Download-Spiele. Obwohl die Firma jung ist, arbeitet das Kernteam von zehn festen Mitarbeitern seit mehr als zehn Jahren erfolgreich zusammen und wirkte an über 30 Titeln für PC, GameBoy Advance, PlayStation One, Nintendo DS und PlayStation Portable mit, darunter so bekannte Titel wie „Moorhuhn“, „Catan“ und „Boulder Dash“. Derzeit ist Catnip Games lizenzierter Entwickler für Microsoft Xbox 360, PlayStation Portable und Windows Phone 7. Weitere Plattformen werden folgen. Neben Spielen für Konsolen entwickelt das Team auch Spiele und Software für iOS-basierte Plattformen (iPhone, iPad, iPod), Android sowie weitere mobile Plattformen. Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 11 30 Jahre Pandora Fünf Produzenten realisieren die Pandora-Filme. Wolfgang Hippe sprach mit dreien von ihnen über internationale Arthouse-Produktionen. Interview Reinhard Brundig, Christoph Friedel und Raimond Goebel Universelle Sprache Herr Brundig, erinnern Sie sich noch an Ihre erste Filmproduktion? Brundig: Natürlich, das war 1985 „Pankow 95“ von Gabor Altorjay, eine Auftragsarbeit für das ZDF und wahrscheinlich der Film mit der schrägsten Besetzung in der deutschen Filmgeschichte. Udo Kier war dabei, Christine Kaufmann, Dieter Thomas Heck. Alles war chaotisch. Danach wollte ich keinen Film mehr machen. Inzwischen nähert sich die Zahl der Pandora-Produktionen der magischen 100. Welcher Film wird der hundertste sein? Brundig: Das ist wohl „Only Lovers Left Alive“, eine ungewöhnliche Liebesgeschichte von Jim Jarmusch mit Tilda Swinton, Tom Hiddleston und Mia Wasikowska, die zum großen Teil in NRW gedreht wird. Seit Ihrem Start hat sich manches verändert. Die Technik ist zunehmend digital, die finanziellen Rahmenbedingungen sind andere … Brundig: Aber wir werden auch in Zukunft Autorenfilme produzieren und verleihen. Die Technik spielt dabei keine Rolle, und die finanziellen Bedingungen haben sich nicht gravierend verändert, außer, dass die Auslandsverkäufe rückläufig sind bzw. die Garantien inzwischen wesentlich niedriger ausfallen. Goebel: Sozusagen klassisches Arthouse. Natürlich haben sich die Filme im Laufe der Zeit verändert, aber nicht was die Geschichten betrifft. Man sollte analog und digital als unterschiedliche Werkzeuge betrachten, derer sich der Künstler je nach Thema bedient. Bei der Distribution wird die Digitalisierung der Kinos irgendwann abgeschlossen sein, dann gibt es keine analogen Vorstellungen mehr. Brundig: Ende dieses Jahres wird es in Deutschland nur noch zwei Standorte für analoges Material geben, das werden Berlin und München sein. Goebel: Dazu kann ich nur anmerken, dass es auch in Frankreich nur zwei Kopierwerke gibt, die natürlich in Paris liegen. Insofern haben wir uns hierzulande aufs Ganze gesehen nicht verschlechtert. Aufmerksamkeit. „Gigante“ von Adrián Biniez zum Beispiel ist ein kleiner erster Film aus Uruguay, dessen Budget von 400.000 Euro wir zur Hälfte übernommen haben. In Deutschland war er mit rund 50.000 Besuchern kein großer kommerzieller Erfolg, aber weltweit hatte er in insgesamt 30 Ländern und auf vielen Festivals über 500.000 Zuschauer. Damit sind dann am Schluss auch alle Mitwirkenden angemessen bezahlt worden. Goebel: Ein anderes Beispiel ist unsere einzige südkoreanische Koproduktion, an der wir mit 30 Prozent an der Finanzierung beteiligt waren. „Frühling, Sommer, Herbst und Winter“ von Kim Ki-duk ist so erfolgreich, dass wir heute noch davon zehren. Pandora kam 1996 aus Frankfurt nach Köln. Warum? Wie finanzieren Sie Ihre Filme? Brundig: In Hessen gab es keine Förderung, und mit der Filmstiftung NRW hatten wir bereits mehrere Filme produziert. Brundig: Die Filmsprache ist universell, und so haben wir von Da lag es nahe, nach Köln zu ziehen. Anfang an auf internationale Projekte gesetzt, die wir meist als Koproduzenten mitfinanziert und begleitet haben. Goebel: Ich arbeitete damals als Geschäftsführer der HessiGoebel: Später, als wir die Produktion etabliert hatten und anschen Filmförderung und bekam irgendwann einen Anruf von fingen, auch als ausführende Produzenten zu arbeiten, haben Karl Baumgartner, der unverblümt anfragte, ob ich mit nach wir diesen Weg fortgeführt. Ausländische Partner sind uns Köln gehen wollte. Nach kurzer Bedenkzeit habe ich ja gesagt. wichtig, von ihnen erwarten wir uns auch ein entsprechendes Die Firma ist auch gleich beträchtlich gewachsen. Christoph Feedback. Friedel und Claudia Steffen kamen dazu. Brundig: Daraus hat sich auch über die Jahre eine gute ZuFriedel: Ich war ja schon in Köln, hatte aber noch keine Erfahsammenarbeit mit Regisseuren wie Jim rung als Produzent. Wir Jarmusch oder Aki Kaurismäki entwibegannen damals einen zuckelt. So haben wir in unserer Arbeit nächst klein erscheinenauch eine gewisse Nachhaltigkeit entwiden Film in TadschikiI am very proud to work with ckelt. stan: „Luna Papa“ von Pandora. And the most fascinating Bakthiar Khudoinazarow Friedel: Über die Jahre sind natürlich auch andere Regisseure dazu gekommen. mit Moritz Bleibtreu. Wir thing is to see the catalog of the drehten dann mehrere JahDie Orientierung auf mehrere Märkte ist company and how many films you uns sehr wichtig. Einer der ersten größere, mussten das ganze have done, that I like very much. Team wegen eines Bürren deutschen Filme, die wir produziert gerkriegs nach Usbekistan haben, war „Bella Martha“. Man hätte diesen Film auch zu 100 Prozent in evakuieren, verloren den ADRIAN BINIEZ („GIGANTE“) Deutschland finanzieren können, aber das gebauten Set durch eine ist uns gar nicht in den Sinn gekommen. Flutkatastrophe, und am Von Anfang an war klar, wir würden international koproduEnde kostete der Film das doppelte. Wir haben Jahre gebraucht, um den Verlust zu kompensieren. zieren. „Bella Martha“ war aus meiner Sicht auch deshalb so erfolgreich. Das Remake in den USA war natürlich nicht von vornherein zu erwarten. Bei Pandora arbeiten fünf Produzenten. Wie koproduzieren Sie intern? Goebel: Unser erklärtes Ziel ist natürlich, uns regelmäßig auszutauschen und uns gegenseitig auf dem Laufenden zu halten. Eine internationale Vermarktung erhöht natürlich auch die Bei den meisten Projekten haben wir eine Art Vier-AugenBesucherzahlen. Prinzip. Das klappt nicht immer reibungslos. Friedel: Sie verschafft einem Film oft erst die angemessene Pandora-Produktion „Le Havre” von Aki Kaurismäki, Foto: Pandora Filmverleih Geburtstagsprogramm Pandora startet seine Geburtstagsfeierlichkeiten Anfang Mai im Kölner Weißhauskino mit dem Kinostart der geförderten Großstadtkomödie „Medianeras“ von Gustavo Taretto. In der Folge präsentiert die Kölner Arthouse-Schmiede in einer Pandora-Kinowoche weitere Highlights aus ihrer Geschichte, darunter Filme von Kaurismäki, Jarmusch, Kusturica, Kim Ki Duk, Ari Folman und Fatih Akin. > www.pandorafilm.com 02. Mai: Medianeras (2012) NRW-Premiere, Weißhaus Kino 03. Mai: Contract Killer (1990), Off Broadway (vorher Werkstattgespräch) 04. Mai: Yol (1982), Kino tba 05. Mai: Das Piano (1993), Kino tba 06. Mai: Dead Man (1995), Kino tba 07. Mai: Schwarze Katze, weißer Kater (1998), Kino tba 08. Mai: Bella Martha (2001), Kino tba 09. Mai: Frühling, Sommer,... (2003), Filmpalette 11. Mai: Auf der anderen Seite (2007), Filmpalette 12. Mai: Waltz with Bashir (2008), Filmpalette Filmbeginn ist jeweils 21:00 Uhr, außer am 2. Mai (20:00 Uhr) und am 3. Mai (Werkstattgespräch 19:30 Uhr, Film 21:00 Uhr). Friedel: Unsere vielen Produktionen helfen uns, die Risiken der einzelnen Projekte besser abzufedern. Es lässt sich nie mit Sicherheit prognostizieren, welcher Film wirklich ein Erfolg wird. Und man darf nicht verkennen, dass es immer schwieriger wird, vor allem durch die Zurückhaltung der Fernsehsender, die in Deutschland auch in den Fördergremien eine zentrale Rolle spielen. Ein Jahr ohne Degeto ist für uns schon sehr schwer. Und es funktioniert nur, weil einer von uns sich nur den Finanzen widmet, unser kaufmännischer Geschäftsführer Rainer Teusner. Es braucht eine Person, die das wirtschaftli- 30 Jahre Pandora Film Die Kölner Arthouse-Schmiede Mit Filmen beschäftigen sich Karl Baumgartner und Reinhard Brundig schon deutlich länger als 30 Jahre. Am Anfang ihrer cineastischen Karriere standen Programmkinos mit den phantasievollen Namen Harmonie und Orfeo. Erst 1982 stiegen beide auch ins Verleihgeschäft ein und gründeten den Pandora Filmverleih. Auch dieser Name war Programm. Er entstammt der griechischen Mythologie und bedeutet in etwa „die von den Göttern viel beschenkte“. Der Pandora Verleih startete mit zwei 16mm-Kopien des damaligen Publikumslieblings der Hofer Filmtage: „Eine nachtlang Feuerland“ von Clemens Klopfenstein erreichte immerhin über 20.000 Zuschauer. Es folgten Titel wie „Yol“ von Yilmaz Güney und „Nostalgia“ von Andrej Tarkovsky. 1992 wurde schließlich das Jahr für Pandora: Alle drei in Cannes mit der Palme d’or ausgezeichneten Filme wurden von Pandora verliehen: „Das Piano“, „Lebewohl, meine Konkubine“ und der Kurzfilm „Coffee and Cigarettes“. 1998 wurde der Verleih in Frankfurt geschlossen und 2002 neu gegründet. Neben der Verleihtätigkeit übernahm Pandora seit 1985 zunehmend auch Produktionsaufgaben. 1996 zog man nach Köln. Die kontinuierli- che Gesamtbild im Auge behält. Der Pandora Filmverleih hat nicht alle Pandora-Produktionen im Programm. Goebel: Bei der Auswertung haben wir eine gewisse Schnittmenge, der Verleih schaut natürlich vor allem auf den deutschen Markt. Unsere Diskussionen sind für uns oft sehr hilfreich, weil wir auch hier wieder mit anderen Sichtweisen konfrontiert sind. Wenn wir nicht einig werden, kooperieren wir als Produktion auch mit anderen Verleihen wie z.B. bei mehreren kleineren Filmen mit Real Fiction aus Köln. che Zusammenarbeit mit Autorenfilmern Aki Kaurismäki und Jim Jarmusch wurde zum Markenzeichen: Pandora steht bis heute für anspruchsvolles internationales Arthouse-Kino. Pandoras Kinofilme gewannen Preise auf nahezu allen wichtigen Festivals, so u.a. „Gigante“ (Silberner Bär/Berlinale), „Whisky“ (Prix du regard original/Cannes), „Die Unerzogenen“ (Tiger Award/Rotterdam), „Tulpan (Prix Certain Regard/Cannes), „33 Szenen aus dem Leben“ (Silberner Leopard/Locarno) und „Teza“ (Special Jury Award/Venedig). Auf der aktuellen Agenda stehen Namen wie Fatih Akin („The Cut“), Pia Marais („Layla Fourie“), Sung-Hyung Cho („11 Freundinnen“), Ari Folman („The Congress“) oder Sam Garbarski („My Friend Vijay“) und Leos Carax („Holy Motors“). Pro Jahr entstehen so bis zu sechs Filme. Seit 2005 gehören neben Baumgartner und Brundig die Produzenten Christoph Friedel, Raimond Goebel, Claudia Steffen und Geschäftsführer Rainer Teusner zu den Gesellschaftern der Pandora Filmproduktions GmbH. 2006 gründeten Brundig und Baumgartner gemeinsam mit Michael Weber den Weltvertrieb Match Factory, der seitdem äußerst erfolgreich von Köln aus Filmrechte international vertreibt. Am 4. Mai feiert Pandora sein 30-jähriges Firmenbestehen. > www.pandorafilm.com Der Kölner Regisseur Jan Schomburg realisierte mit Pandora seinen Debütfilm „Über uns das All“, der 2011 auf der Berlinale Premiere feierte. Für das Magazin baten wir ihn um einen Einblick in die Zusammenarbeit mit seinen Produzenten. Gastbeitrag: Jan Schomburg Ruhig geschlafen Im besten Fall lässt sich über Produzenten kein Wort verlieren. Für mich sind Produzenten ein bisschen wie die im modernen Fußball unerlässlichen „Sechser“, die ein Spiel steuern, ohne dass der unbedarfte Zuschauer, der nur den spektakulären Fallrückzieher oder die unmögliche Torwartparade goutieren kann, genauer Notiz davon nähme. Die „Sechser“ fallen nur dann auf, wenn sie schlecht spielen, und das größte Lob besteht zumeist darin, dass man sie nicht erwähnt und das, obwohl sie die zentralen Figuren im Spielaufbau darstellen. Außergewöhnliche Begabung Wie also gleich mehrere Worte verlieren über zwei Produzenten, mit denen man die gemeinsame Erfahrung einer Filmgeburt teilt? Über zwei Produzenten, die die außergewöhnliche Begabung besitzen, einen Film sanft und feinen Sinnes zu steuern – und das sowohl künstlerisch wie finanziell? Vielleicht so: Bis vor zweieinhalb Jahren war Filmemachen für mich ein Prozess, der von Angst geprägt war. Während der Vorbereitung und des Drehs selber ging ich abends mit panischer Angst ins Bett und morgens wachte ich mit derselben panischen Angst auf. Aber vor zwei Jahren lernte ich Christoph Friedel und Claudia Steffen von der Pandora Film kennen, und seitdem hat sich mein Verhältnis zum Filmemachen entscheidend und grundlegend verändert. Jan Schomburg, Foto: Sah ich das Drehen zuvor als Pandora notwendiges Übel an, das eben in Kauf zu nehmen ist, um die Vision eines Drehbuchs zugänglich zu machen, bemerkte ich in der gemeinsamen Arbeit mit Christoph und Claudia erstaunt, dass Filmemachen tatsächlich Freude machen kann. Welche Offenbarung! Während des überwiegenden Teils der Arbeit an „Über uns das All“ habe ich nachts geschlafen wie ein Baby, bin abends mit einem Lächeln auf den Lippen sanft entschlummert und morgens mit demselben Lächeln erwacht. Das hört sich jetzt zwar zugegebenermaßen ein bisschen pathetisch an, aber stimmen tut es trotzdem. Denn wenn man seinen ersten Film macht, dann fühlt man sich ja tatsächlich ein bisschen wie ein Neugeborenes, das bei seinen ersten Schritten vor dem Übel der (Film-)Welt beschützt werden muss. Die Esoteriker unter uns behaupten, dass Babys sich ihre Eltern aussuchen, und wenn ich mir meine Filmeltern noch mal aussuchen könnte, dann wollte ich keine anderen haben als dieses Paar. Wissen und Vertrauen Dieser in vielerlei Hinsicht auch hinkende Vergleich trifft allerdings noch in anderer Weise zu, denn in den Jahren der gemeinsamen Arbeit hat sich zwischen Christoph und Claudia in der Tat eine eheähnliche Beziehung entwickelt, was sich auch daran zeigt, dass sie in meinem Kopf zu einer symbiotischen Einheit mit der Bezeichnung „christophundclaudia“ verschmolzen sind. Diese Symbiose betrifft nicht nur ein genaues Wissen um die jeweiligen Stärken und ein blindes Vertrauen zum Gegenüber, sondern auch und durchaus den täglichen Umgang. Wenn Christophs Blick während einer abendlichen Drehbuchsitzung heimlich nach unten wandert und dort sorgenvoll verharrt, weiß Claudia genau, dass Christoph gerade per iPhone die aktuelle Lage beim 1. FC Köln analysiert. Und wenn später das Dessert bestellt wird, dann kann Claudia sicher sein, dass Christoph aus Angst um die eigene Linie selbstverständlich kein eigenes Dessert bestellen wird und ebenso selbstverständlich davon ausgeht, dass er die Hälfte von Claudias Dessert abbekommen wird. Christoph und Claudia sind zunächst einmal: Cineasten. Tatsächlich gibt es bei den Beiden eine große Liebe zu dieser seltsamen künstlerischen Ausdrucksweise. Die Liebe zum Kino haben beide bewahrt, und das, obschon sie ja stets an der Schnittstelle arbeiten zwischen zwei Kategorien, die in einem ständigen Spannungsfeld und oftmals sogar in einem Antagonismus zueinander stehen: Dem Geld und der Kunst. Wie nur Wenige begreifen sie ihre Arbeit ganz im Dienst dieser Kunstform. Für sie ist das Geld immer das Mittel, um die Kunst zu erschaffen, niemals die Kunst das Mittel, um Geldwerte zu erschaffen. Was aber wichtiger ist und noch elementarer: Christoph und Claudia sind wunderbare Menschen und ihre größten Werte in diesem Sinne Integrität, Courage, Neugier und Liebe – nicht nur für die Filme, die sie machen, sondern auch für die Menschen, mit denen sie die Filme machen. Ein guter Freund hat die Theorie aufgestellt, man dürfe als Mann für jedes Lebensjahrzehnt einen weiteren Hemdknopf öffnen. Und obwohl Du, liebe Pandora, ja eigentlich eine Frau bist: Öffne den dritten Hemdknopf, genieße das Jubiläum und sei stolz auf solche Mitarbeiter wie christophundclaudia. Film und Medien NRW – Das Magazin | 2/2012 > 13 Nachwuchs Interview mit KHM-Professorin Sophie Maintigneux Das Drama sichtbar machen Die gebürtige Französin Sophie Maintigneux drehte mit Nouvelle-Vague-Legenden Eric Rohmer und Jean-Luc Godard, ehe sie Ende der 1980er Jahre nach Deutschland kam, wo sie heute zu den interessantesten Kamerafrauen zählt. Seit letztem Semester ist Sophie Maintigneux Professorin für Bildgestaltung an der Kunsthochschule für Medien Köln und betreut beides, Spielfilm- und Dokumentarfilmkamera. Am 19. April um 19 Uhr hält sie in der Aula der KHM ihre Antrittsvorlesung zum Thema „Spektrum der Kamera“. Oliver Baumgarten befragte sie zu ihrem Verhältnis zur Lehre. Seit 20 Jahren unterrichten Sie Kamera und haben gleichzeitig eines der spannendsten Œuvres deutscher Kameraleute. Wie wichtig ist die Lehre für Ihre Arbeit? Die Lehre ist mittlerweile für mich zu einer großen Leidenschaft geworden. Ich kann es mir gar nicht mehr vorstellen, ausschließlich als Kamerafrau zu arbeiten. Es mag banal klingen, aber ich finde es unglaublich spannend zu sehen, welche Entwicklungen die Studenten nehmen. Durch den Unterricht und die Beziehung zu den Studenten habe ich außerdem das Gefühl, weniger in meiner eigenen Routine gefangen zu sein, weil sie immer wieder neue Fragen stellen und neue Herausforderungen bieten. Sophie Maintigneux, Foto: privat Wie würden Sie Ihre Art beschreiben, mit den Studenten zu arbeiten? Besonders in Deutschland gibt es unheimlich viele Filmhochschulen und damit sehr viele junge KHM: stark auf den Kurzfilmtagen Der April steht auch bei der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) ganz im Zeichen der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen. So lädt die KHM am 23. April zu einer Preview des Arte-Dokumentarfilms „Die Rebellen von Oberhausen“ in die Aula. Hansjürgen „Jason“ Pohland, selbst einst Unterzeichner des Oberhausener Manifests, begibt sich auf Spurensuche nach den Überbleibseln jenes Geistes, der vor 50 Jahren den deutschen Film erneuerte. Im Anschluss an die Preview moderiert Sabine Rollberg ein Gespräch mit dem Filmemacher sowie mit Lars Henrik Gass, dem heutigen Leiter der Kurzfilmtage. Die Veranstaltung ist gleichsam Auftakt der Filmreihe Arte-Previews, in denen Sabine Rollberg, Arte-Beauftragte im WDR und Professorin für künstlerische Fernsehformate an der KHM, künftig regelmäßig Arte-Filme vor ihrer 14 < Film und Medien NRW – Das Magazin | 2/2012 Leute, die jedes Jahr auf den Markt strömen. Das provoziert natürlich Selbstzweifel und Unsicherheit darüber, wie es nach dem Studium weitergehen wird. Deswegen finde ich es wichtig, Studenten so gut zu unterstützen wie es mir möglich ist. Ich bin keine Professorin, die sich hinstellt und sagt: Das mag ich, und das mag ich nicht. Ich gehöre zu denen, die fragen: Was wolltest du erzählen, und wie willst du das erzählen? Und dann einen Schritt weiter gefragt: Bist du zufrieden, wie du deine Geschichte erzählt hast? Ich glaube, es ist sehr wichtig für junge Leute, mit Menschen zu diskutieren, die mehr Erfahrung haben als sie. Auch geht es darum, persönliche Stärken zu finden und herauszuarbeiten. Ich verstehe meine Aufgabe als Lehrerin darin, zu ermutigen, anstatt meine Meinung und meinen Geschmack zu vermitteln, denn das kann blockieren. Ist der Unterschied in der Herangehensweise der Kunsthochschule KHM im Vergleich zur Filmhochschule dffb, an der Sie vorher waren, für Sie spürbar? Ja, deutlich. Der Unterschied besteht vor allem darin, dass sich die Studenten an der KHM zunächst nicht spezialisieren, das gefällt mir extrem. Leute also, die sich eigentlich für Kunst entschieden hatten, können Filme machen und umgekehrt. Das sind Menschen mit einem ganz anderen Horizont, mit anderen Wünschen und anderen Bildsprachen, die sie sich zum Vorbild nehmen. Sie sind weniger kodifiziert, weniger festgelegt und formatiert. Diese Mischung aus Kunst und bewegten Bildern finde ich äußerst interessant. Die einzige Problematik ist, dass es keinen eigenen Kamerastudiengang an der KHM gibt. Das ist deswegen ein bisschen schwierig, weil Kamera eine Mischung aus Kreativität und Technik ist. Und Kreativität entfaltet sich schwer, wenn die technische Basis fehlt. Daran arbeiten wir noch, dass für alle diese Grundlagen Bestandteil des Grundstudiums werden. nur ab dem Moment existieren kann, ab dem bestimmte Rahmen von der Regie gesteckt sind. Innerhalb dieses Rahmens dann kann ich etwas schaffen. Sie lehren an der KHM beides, Spielfilm- und Dokumentarfilmkamera. Wie sehr unterscheiden sich beide Formen für Sie? Egal ob Spiel- oder Dokumentarfilm: Es muss eine Geschichte erzählt werden. Im Dokumentarfilm versuchen wir genauso, das Drama herauszufiltern, wie im Spielfilm. Vielleicht ist es nicht so sichtbar, aber wir müssen es sichtbar machen. Und diesbezüglich sind wir nicht so weit vom Spielfilm entfernt, bloß dass das Drama dort durch ein Drehbuch vorgegeben ist, es festgelegte Settings und Schauspieler-Proben gibt. Beim Dokumentarfilm hingegen müssen wir spontan erfassen, was eine Szene mit Reibungen und Spannungen werden könnte. In diesem Moment muss man dann mit der Kamera intuitiv ein zum Moment passendes Bild finden, um die erforderte Dramatik und Emotion zu erreichen. Zwar müssen die Entscheidungen in diesem Sinne viel schneller getroffen werden, aber grundsätzlich sind es dieselben Entscheidungen wie beim Spielfilm. Es geht um das Gespür für den Moment – ist das der Unterschied? Wenn es einen Unterschied gibt, dann ist es zum einen die Intuition und zum anderen die Fähigkeit, schnell zu reagieren. Im Dokumentarfilm gibt es keinen Platz für Fehler, die Szene muss beim ersten Mal stimmen. Das bedeutet Druck, und der ist beim Dokumentarfilm enorm. In Ihrer Antrittsvorlesung werden Sie darüber sprechen, dass Sie es spannend finden, immer andere Wege zu gehen, um zum Ziel zu kommen. Liegt darin das Herz der Kreativität, sich stets neu zu erfinden? Menschen sagen mir immer wieder, sie fänden gemeinsame Momente in meinen Filmen, die sie dann als Stil bezeichnen. Ich selbst sehe das nicht so. Ich sage immer: Ich bin ein Chamäleon. Ich versuche, mich anzupassen und zu fragen, was das eigentliche Streben der Regie ist – trotzdem versuche ich, als kreative Person zu existieren. Ich glaube, dass mein Anteil am Werk Entwickeln sich bei Studenten eigentlich regelmäßig Kameramoden? Ich sage immer, das Kino wird niemals sterben, denn es wiederholt sich alle 30 Jahre. Gerade ist in Mode, wieder Blau für die Nächte einzusetzen. Das hat nach den 80er Jahren niemand mehr gemacht. Oder nach „Breaking the Waves“ gab es diese Mode, alles mit wackeliger Handkamera zu machen – jetzt kommen wir wieder zurück zu den sehr langen fixen Einstellungen. Auch der Zoom: Der war total verpönt, und nun kommt er extrem stark zurück. Ich finde es als Lehrer sehr wichtig, dies zu erkennen und sich nicht darüber zu ärgern. Es gehört dazu. Man darf nur kein Opfer dieser Moden werden, man muss sich darüber bewusst sein und dann im Einzelfall entscheiden, ob dieser modische Kniff zum entsprechenden Stil des Films passt. Und dann – na ja, dann ist es doch okay! Ausstrahlung mit Gästen an der KHM präsentieren wird. Auf den Kurzfilmtagen selbst wird die KHM mit zahlreichen Beiträgen vertreten sein. Besondere Freude dürfte über die Einladung von „Christina“ sowohl in den Deutschen als auch in den NRW-Wettbewerb herrschen. Der Film entstand im Rahmen des ambitionierten Projekts KunstFilmSchule, das Komed in Zusammenarbeit mit der KHM und drei Kölner Schulen im vergangenen Schuljahr durchgeführt hat. „Christina“ wurde von den Schülern Lina Marie Mackeprang, Kevin Nicklas und Amy Wittenberg der Integrierten Gesamtschule Holweide als freiwilliger Abiturkurs im Fach Literatur realisiert und von der KHM-Absolventin Jana Debus künstlerisch betreut. Debus selbst übrigens konkurriert mit ihren Eleven im Deutschen Wettbewerb, wo ihr Diplomfilm „The Sweetness of My Mother’s Hair“ läuft. Ein weiteres Jugendmedienprojekt, an dem sich die KHM mit dem WDR und mit Unterstützung der ifs beteiligt, ist dokyou. Die zweite Staffel mit vier Kurzdokumentarfilmen von und für Kinder und Jugendliche ist im Seminar bei Sabine Rollberg und Solveig Klaaßen entstanden unter der Gesamtleitung der beiden Produktionsfirmen Blinker Film und Boogiefilm. Mit „Borschemich (neu)“ von Christine Uschy Wernke wurde ein Beitrag der Staffel in den NRW-Wettbewerb von Oberhausen eingeladen. Am 9. Mai startet eine neue Staffel der Filmreihe „Best of KHM“ mit Produktionen von Absolventen. Den Auftakt am 9. Mai um 19 Uhr in der Aula macht Britta Wandaogo mit ihrem Dokumentarfilm „Nichts für die Ewigkeit“. Im Anschluss wird Professor Dietrich Leder ein Gespräch mit der Filmemacherin führen, die 2003 den Deutschen Kurzfilmpreis in Gold für „Die Krokodile der Familie Wandaogo“ erhielt. Fortgesetzt wird die Reihe am 23. Mai, wenn Hans Weingartner seinen neuen Film „Die Summe meiner einzelnen Teile“ vorstellt, für dessen Regie er für den Deutschen Filmpreis nominiert wurde. > www.khm.de „Guck woanders hin“: ifs-Abschlussarbeit von Charlotte Ann-Marie Rolfes, Anna Knolle und Jakob Jendryka, Foto: ifs ifs: daheim und unterwegs Die berufsbegleitende Weiterbildung „Interactive Media“, die an der internationalen filmschule köln Einblicke in den Stand non-linearer digitaler Medien bietet, endet am 26. April: Ab 18 Uhr stellen die Teilnehmer ihre Projekte vor, zudem wird als Gastredner Adam Somlai-Fischer aus Budapest erwartet. Einzug in die ifs hält bald wieder ein neuer Jahrgang für den Bachelor-Studiengang Kamera/Director of Photography. Dafür sowie für den neuen Studiengang Digital Film Arts mit den Schwerpunkten Editing Bild & Ton oder Visual Arts endet die Bewerbungsfrist am 30. April. Die Studiengänge starten zum Wintersemester 2012/ 13 und gehen über sieben Semester. Eine Anmeldung bis zum 25. Mai erfordert die Teilnahme am „School of Sound“-Workshop „The Soundtrack“, der vom 11. bis 31. August erstmals in Kooperation mit der ifs in Köln stattfinden wird. Die renommierte „School of Sound“ wurde von Editor und Sounddesigner Larry Sider initiiert und veranstaltet regelmäßig hochkarätige Symposien und Workshops zu den Themenfeldern Musik und Sound. In diesem Jahr steht die Entwicklung von Soundtracks für fiktionale Filme im Mittelpunkt. Mitte Juni ist außerdem Anmeldeschluss für das fünfmonatige, berufsbegleitende Weiterbildungsprogramm International Producing, das Ende September starten wird. Es beschäftigt sich innerhalb von fünf Wochenend-Workshops mit individuellen Geschäftsmodellen für international operierende Produzenten. Das Angebot richtet sich an junge Produzenten und Producer, die zukünftig ihre Filme für einen internationalen Markt produzieren möchten und junge Profis aus anderen Bereichen wie Development, Finanzierung, Verleih und Vertrieb. Tag der offenen Tür und Festivals Der Tag der offenen Tür am 5. Mai (11 bis 18 Uhr) bietet umfassende Infos zur ifs. Besucher erhalten Einblicke in das gesamte Programm und in ausgewählte Filme, zudem sind Begegnungen mit Studierenden und Dozenten möglich. Filme von Studierenden gibt es außerdem bei freiem Eintritt am Kölner Kultursonntag am 20. Mai um 17 Uhr im Filmforum NRW zu sehen. Wer auf Filmfestivals unterwegs ist, wird ebenfalls auf viele Beiträge Studierender und Absolventen der ifs treffen. Auf den Kurzfilmtagen in Oberhausen etwa feiert die Abschlussarbeit „Guck woanders hin“ von Charlotte Ann-Marie Rolfes (Regie), Anna Knolle (Produktion) und Jakob Jendryka ihre Festivalpremiere im NRWWettbewerb. Auch „Die Schaukel des Sargmachers“ ist ein aktueller Abschlussfilm (Regie: Elmár Imánov, Produktion: Eva Blondiau, Schnitt/Sounddesign: Bastian Siebrecht) und wird sowohl beim Internationalen Kurzfilmfest Dresden als auch beim Internationalen Studentenfilmfestival Sehsüchte im Wettbewerb laufen. Ebenfalls in Potsdam nominiert sind die Absolventinnen Jenny Bork für den Sehsüchte Drehbuchpreis („Dazwischen“) sowie Elisabeth Feltes für den Sehsüchte Produzenten-Preis („Having Krebs“). Außerdem im Programm des Studentenfilmfestivals ist der bereits mehrfach ausgezeichnete Dokumentarfilm „Der Mond ist ein schöner Ort“ von den Studierenden Anne Maschlanka und Viktoria Gurtovaj. > www.filmschule.de Ende Februar präsentierten die Absolventen der ifs internationale filmschule köln ihre Abschlussarbeiten. Oliver Baumgarten hat sie sich angeschaut. ifs-Abschlussfilme 27 Wege in den Beruf „Ich will etwas fühlen, etwas, das nicht egal ist.“ Es ist dieser hilflose Ausspruch eines Protagonisten in einem der aktuellen ifs-Abschlussfilme, der auf den Punkt bringt, was junge Filmemacher immer wieder in Debütfilmen an ihrer Generation beklagen. Eine Gesellschaft, die sich vom steten Wachstum abhängig gemacht hat und von allem stets ein Mehr produziert, überlässt seine Kinder orientierungslos einem Überfluss, der sie überfordert und paralysiert. Die beiden Figuren in „Having Krebs“ ziehen sich in ih- Steinbichler-Workshop an der ifs „Da kann ein Film draus werden“ Vom 11. bis zum 20. März fand in Köln unter der Leitung von Regisseur Hans Steinbichler ein Schauspielworkshop statt. Zehn Bewerber konnten an dem von der internationalen filmschule ifs initiierten und von der Film- und Medienstiftung NRW finanziell unterstützten Projekt teilnehmen, für das Steinbichler eine Crew zusammenstellte und eine eigene Story entwarf. Christian Meyer sprach im Anschluss an den Workshop mit Hans Steinbichler. Sie haben sich entschieden, den Workshop als Arbeit an einem abendfüllenden Spielfilm zu gestalten. Ein Kraftakt für alle Beteiligten, oder? Es war überhaupt kein Kraftakt, sondern ein unglaublich entspanntes Arbeiten. Das liegt an einem Umstand: Wir hatten zwar nur das Geld der Filmstiftung, konnten aber ein komplett professionelles, höchstrangig besetztes Set zusammenstellen. Das hatte nichts von Hochschule, Workshop oder Studentenfilm. Mit dem Ka- re Bude zurück, der eine mit großen Träumen und Schreibblockade, der andere mit Pizza und Videospiel. Die Welt draußen verstehen und ertragen sie nicht, sie sind willenlos und anämisch wie die Zombies in ihrem Ballerspiel. Debütfilmer auf Identitätssuche „Having Krebs“, mit dem Regisseurin Anne Maschlanka, Autor Alexander Daus, Editor Lucas Seeberger sowie Produzentin Elisabeth Feltes ihr Studium an der ifs abschlossen, fehlt es in seiner Zustandsbeschreibung nicht an Deutlichkeit. Die Suche nach Identität, nach dem eigenen Platz im Leben wird hier durch Abstraktionen in der Inszenierung sachte auf eine allgemeine Ebene gehoben. In den meisten anderen Filmen der 27 Absolventen aus den Fächern Drehbuch, Filmregie und Kreatives Produzieren des Studiengangs Film sowie aus dem Studiengang Editing Bild & Ton, die Ende Februar einem Fachpublikum im Kölner Cinenova Kino präsentiert wurden, geht es hinsichtlich der Identitätssuche hingegen wesentlich konkreter zu. In „Wer ich glücklich bin“ etwa (Regie: Maria Pavlidou, Buch: Ingrid Kaltenegger, Schnitt und Sounddesign: Fiona Katharina Brands, Schnitt und Sounddesign, Produktion: Jens Kaulen) finden zwei Jugendliche in einer betreuten Wohngruppe zu- meramann Christian Rein habe ich z.B. bereits zwei Filme gedreht, zuletzt hat er für „Wicki auf großer Fahrt“ als erster deutscher Kameramann in 3D gefilmt. All die Leute haben kein Geld bekommen. Die haben sich darauf eingelassen, weil wir ihnen eine sehr spannende Konstellation versprochen haben. Meine Frage war dann, ob wir über die Improvisation der Geschichte, die ich vorgegeben hatte, an einem Tag gut zehn Minuten erzählen können, die halten. Das Ganze diente aber nicht dazu, zu behaupten, man könne Spielfilme oder Kinofilme in so kurzer Zeit drehen. Wir haben uns lediglich den Verhältnissen angepasst. Sie sagen, die Arbeit war entspannt. Ich stelle mir das psychologisch aber sehr dicht vor, im Positiven wie im Negativen. Hans Steinbichler beim Schauspielworkshop an der ifs, Foto: Julia Arnold/ifs einander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während Alicia glaubt, sich bei einer Castingshow verwirklichen zu können, fühlt sich Michaela in einen falschen Körper geboren und stellt sich als Mika vor. Einfühlsam konstruiert mündet die Annäherung der beiden im anrührend inszenierten Moment, in dem Alicia für Mika zum Abschied singt und sie sich beide für das akzeptieren, was sie sind. Einen dank seiner drastischen Erzählweise komplett anderen Zugang, um die Entwurzelung seines Protagonisten zu schildern, wählt „Ararat“ von Engin Kundag (Regie, Buch, Produktion), Alexander Daus (Buch) und Jonas Thoma (Schnitt und Sounddesign). Darin eilt Noah, als er vom nahenden Tod seines Vaters hört, nach Jahren der Abwesenheit von Deutschland aus zurück in ein türkisches Dorf am Fuße des Ararat. Dort begegnet er seinem Bruder und kann dessen Lebensweise nicht begreifen. Mit der Überheblichkeit seiner westlichen Attitüde greift Noah in das Leben seines Bruders ein – doch was gut gemeint war, wird seinem Bruder bald zum Verhängnis. Die bedrohliche Stimmung und brutal klare Bilder verleihen „Ararat“ eine archaische Kraft, die sich bereits auf der Berlinale 2012 entfalten durfte, wo „Ararat“ mit seinem modernen Noah in der Perspektive Deutsches Kino lief. Sie haben recht: Es war sehr dicht und spannend. Wir haben ja chronologisch gedreht. Am Abend kam dann mal ein Techniker auf mich zu und sagte, dass er es kaum erwarten könne, was morgen passieren wird. In der Tat wusste das ja niemand. Normalerweise bist du am Set, jeder kennt das Buch, und die Szenen werden alle durcheinander gedreht. Da ist null Spannung drin. Bei uns gab es eine Entwicklung, in die die Schauspieler mich getragen haben und ich sie. Das war der Punkt, an dem wir am nächsten Tag weiter gemacht haben. Auf welchem Stand waren die Teilnehmer? Einer hatte bereits in einem Kinofilm mitgespielt, einige hatten schon in Vorabend-Soaps gespielt, andere hatten Theatererfahrung. Eine Teilnehmerin hatte nur ein selbst gemachtes Video, in dem sie Gitarre spielt – und ihre Motivation. Ein solches Kammerspiel steht im starken Gegensatz zu ihren anderen Filmen ... Es tut meiner Entwicklung gut, wenn ich mich mal von der Größe der Landschaft, die meine anderen Arbeiten prägt, löse. Diese Geschichte zieht sich ganz auf Personen zurück. Um diesen Kontrast zu ertragen, haben wir in Cinemascope gedreht und dadurch eine Atmosphäre Erste Festivaleinladungen So wie Engin Kundag zu seinen familiären Wurzeln nach Anatolien zurückgekehrt ist, so verwirklichte Elmár Imánov seinen Abschlussfilm in seiner Heimat Aserbaidschan. „Die Schaukel des Sargmachers“, mit dem auch Produzentin Eva Blondiau und Editor Bastian Siebrecht das Studium abschließen, erzählt von einem verwitweten Sargmacher, der seinen autistischen Sohn erst wie einen Menschen zu behandeln beginnt, als ein Arzt dessen baldigen Krebstod voraussagt. Raum greifende Aufnahmen der kargen Steppenlandschaft, hervorragende Schauspieler sowie ein perfektes Timing deuten auf eine erfolgreiche Festivalkarriere des Films, die Mitte April mit den Teilnahmen in den Wettbewerben des Filmfest Dresdens und des Internationalen Studentenfilmfestivals Sehsüchte beginnt. Seine Festivalpremiere im NRW-Wettbewerb der kommenden Oberhausener Kurzfilmtage feiert „Guck woanders hin“, die Abschlussarbeit von Charlotte Ann-Marie Rolfes (Regie), Anna Knolle (Produktion) und Jakob Jendryka (Schnitt und Sounddesign). Herausragend subtil gelingt es ihnen, den Missbrauch eines Mädchens allein in der Spiegelung seines Verhaltens zu thematisieren. Sitcom fürs Web Insgesamt zwölf Abschlussfilme wurden dem Publikum im Cinenova präsentiert, außerdem stellten fünf Drehbuchautoren mittels szenischer Lesung je einen ihrer Stoffe vor, die während des Studiums entstanden sind. Die Bandbreite der Arbeiten war groß, die Art und Weisen, wie Geschichten erzählt werden und welche Formen filmischer Visionen sich bei den Studenten entwickelt haben, vielfältig. Als Beleg dafür sei abschließend eine Produktion wie „Niklas verliebt sich“ von Absolvent Marian-Reinhart Grönwoldt genannt. Auch „Niklas verliebt sich“ erzählt von der Orientierungslosigkeit der jüngeren Generation, wählt dafür aber die unterhaltende Form der Sitcom. Konzipiert als Web-Serie über eine Wohngemeinschaft hat Grönwoldt zunächst einen Piloten geschrieben, inszeniert und produziert, der die Richtung der folgenden Teile sehr gelungen vorgibt: Pointiert, schnell und präzise gespielt gibt die Serie eine Ahnung davon, wie lustig es im Grunde ist, nicht zu wissen, was man will. entwickelt, die eine solche Bildgewalt hat, dass mir gar nichts abgeht. Ich glaube, dass es im Gegenteil gut für meine Entwicklung ist, mich auf so etwas einzulassen. Der ganze Film ist ja von Notwendigkeiten diktiert: zehn Menschen, die für acht Tage einen Workshop machen und dafür einen bestimmten Betrag zahlen. Es war dann ganz klar, dass wir eine Ort-Zeit-Einheit brauchen, chronologisch drehen, und eine Geschichte brauchen, die den Schauspielern so nahe ist, dass sie intuitiv reagieren können Wird daraus ein Kinofilm? Wenn das Material nur ansatzweise das hält, was es nach der ersten Sichtung verspricht, dann kann man daraus einen kleinen, feinen Film machen. Es geht um Leute aus der Mitte der Gesellschaft, die etwas zu verhandeln haben. Da passieren Dinge, die man so noch nicht gesehen hat. Unser Ziel war, mit zwei Terabyte Daten nach Hause zu gehen. Alleine das mit dem niedrigen Budget erreicht zu haben, ist schon das Wunder. Jetzt versuche ich, dem Wunder etwas zurückzugeben, in dem ich mich mit einem Cutter zusammensetze, der die gleiche Güte hat wie die Crew – wir haben ja kein Budget für die Postproduktion – und die gleiche Klasse. Dann kann der Film etwas werden. Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 15 Crowdfunding Udo Kier als Wolfgang Kortzfleisch in „Iron Sky”: Spendable Fans durften sogar beim Drehbuch mitreden. Foto: Mika Orasmaainde „Iron Sky“, „Hotel Desire“ und „Stromberg“ – Crowdfunding gilt derzeit auch beim Film als attraktives Finanzierungsinstrument. Doch funktioniert das auch bei anderen Produktionen? Christian Seebaum hat für das Magazin genauer hingeschaut. Crowdfunding beim Film Leuchttürme. Und sonst? Kultur kostet Geld, nicht nur die Konsumenten. Das bekommt jeder Kreative zu spüren, wenn er seine Zeit mit der Arbeit an seiner Musik, Bildern oder dem neuen Buch verbringen will und für den lästigen Broterwerb kein Raum bleibt. Ist kein Mäzen, keine Erbschaft und auch kein reicher Lebenspartner zur Hand, wird es schnell eng. Film kostet sogar viel Geld. Weshalb in Deutschland rund 300 Millionen Euro im Jahr an Fördermitteln ausgeschüttet werden, ohne die die meisten Projekte nicht entstehen könnten. Aber weil es nie für alle reichen kann, werden alternative Finanzierungsmodelle herbeigesehnt. Eines sorgt neuerdings für Schlagzeilen und große Hoffnungen: Crowdfunding. Mit der Zielgruppe kommunizieren Crowdfunding ist ein Phänomen des Web 2.0. Seitdem das Internet zum sozialen Medium geworden ist, werden nicht nur Unmengen von Banalitäten in die Welt getwittert, sondern können Menschen – unabhängig von Zeit und Ort – allein über ihre Interessen und Vorlieben virtuell zusammengebracht wer- den. Erstmalig ist es so auch Kreativen möglich, unaufwändig und ganz direkt mit ihrer jeweiligen Zielgruppe zu kommunizieren. Und mehr als das: Seit etwas mehr als zehn Jahren – Vorreiter war die amerikanische Website ArtistShare.com – nutzen vor allem Musiker das Web 2.0, um ihre künstlerischen Vorhaben vorab zu finanzieren. Beim Crowdfunding – frei übersetzt: Schwarmfinanzierung – wird eine zuvor festgelegte und an ein bestimmtes Projekt gebundene Summe durch das Einsammeln zumeist kleiner Einzelbeträge von – je nach Modell – „Spendern“ oder „Investoren“ aufgebracht. „Spender“ deswegen, weil beim kulturellen Crowdfunding die Kapitalgeber normalerweise lediglich eine CD, Konzertkarten, einen Besuch am Set oder eine Danksagungen im Buch bekommen. Wird die anfangs definierte Mindestsumme erst gar nicht erreicht, geht das eingezahlte Geld an die Spender zurück. 2011: 458.000 Euro für 170 Projekte Startnext, inkubato, mySherpas, pling und VisionBakery heißen die deutschen Crowdfunding-Internetplattformen, mit deren Hilfe im Jahr 2011 für 170 Projekte rund 458.000 Euro eingesammelt werden konnten. Zum Vergleich: In den USA hat im selben Jahr allein die Plattform kickstarter.com fast 12.000 Projekte realisieren können. Auf der führenden deutschen Crowdfunding-Plattform Startnext, über die im vergangenen Jahr mehr als 50 Prozent des vermittelten Kapitals eingesammelt wurde, finden sich aktuell in der Kategorie Film/Video 15 Projekte – vom Horrorfilm bis zum Sprachlernvideo – in der so genannten Startphase, die erste Aufmerksamkeit generieren soll. Immer wieder findet sich das Wort „experimentell“ in der Projektbeschreibung. Für weitere 34 Film/VideoProjekte bei Startnext läuft die Finanzierung, damit entfällt dort auf die Rubrik Film/Video rund die Hälfte aller laufenden Projekte. Dass es bei Crowdfunding nicht allein um Anschubfinanzierung gehen muss, zeigt ein Beispiel bei mySherpas.de: Dort sammelt gerade der Dokumentarfilm „Meine Freiheit, deine Freiheit“ von Diana Näcke – eine Produktion von Das kleine Fernsehspiel des ZDF – Geld für die Einreichungen bei internationalen Festivals und für das Marketing des Films. In Deutschland wurde auf den Internetplattformen in 38 Prozent der Fälle die Projektsumme erreicht. Dabei lag der durchschnittlich finanzierte Betrag bei 2.694 Euro, was verdeutlicht, dass diese Art der Finanzierung – zumindest bislang – in erster Linie für Nischenprojekte geeignet ist. Im Filmbereich kommt man damit nicht weit. Aber es gibt Ausnahmebeispiele, besonders dort, wo sich das „klassische“ Crowdfunding in Richtung „Crowdinvesting“ entwickelt, also den Geldgebern eine ökonomisch interessante Perspektive in Aussicht gestellt wird. Leuchtturmprojekt „Stromberg“ So war es auch bei dem viel beachteten Leuchtturmprojekt des Crowdfunding in Deutschland, dem Kinofilm zur erfolgreichen Fernsehserie „Stromberg“. Im Dezember 2011 gelang es der Produktionsfirma Brainpool mit Hilfe ihres Kooperationspartners My Major Company, der über Crowdfunding-Erfahrung und die entsprechende Infrastruktur verfügte, innerhalb von nur einer Woche den Rekordbetrag von einer Million Euro einzusammeln. Die rund 3.000 Geldgeber partizipieren am möglichen Kinoerfolg des Films: Bis zu einer Million Besucher fließt pro verkaufter Kinokarte ein Euro an die Investoren – entsprechend ihrer eingebrachten Anteile – zurück. Bei über eine Million Besucher gehen für jede weitere Karte 50 Cent an die Schwarminvestoren. Für „Stromberg“-Autor und -Produzent Ralf Husmann war die Gewinnbeteilung entscheidend: „Wir wollten nicht, dass es ein Spendenmodell ist, bei dem wir mit dem Hut rumgehen. Ich fand den Gedanken, die Fans mit ins Boot zu holen und ihnen auch eine Chance zu geben mit zu verdienen, ungeheuer sympathisch.“ Zwar liefert die Schwarmmillion nur einen Teil des Filmbudgets – laut Husmann wird es sich „im unteren einstelligen Millionenbereich“ bewegen – aber der PRErfolg der Aktion ist beachtlich. Das Thema Crowdfunding und der Kinofilm „Stromberg“ sind in allen Medien präsent. „Die Öffentlichkeit und die Aufmerksamkeit sind auf der einen Seite gut, andererseits liegt so aber auch ein gewisser Druck auf dem Projekt. Wenn das jetzt nicht funktionieren sollte, wird es wahrscheinlich auch erst mal schwer, vergleichbare Projekte auf diese Weise zu finanzieren“, meint Ralf Husmann. Themen, die das Internet interessieren In welche Dimensionen sich Crowdfunding im Filmbereich entwickeln könnte, ist schwer abzuschätzen. „Stromberg“ profitierte fraglos von der starken Fan-Base der Fernsehserie. Andere erfolgreiche Projekte – etwa der mit 175.000 Euro im Netz finanzierte „porNEOgrafische“ Film „Hotel Desire“ oder die auf der Berlinale gezeigte kultverdächtige Sciencefiction-Parodie „Iron Sky“, in der Nazis die Rückseite des Mondes bewohnen – haben wahrscheinlich auch deshalb funktioniert, weil ihre Themen in der Internetgemeinde besonders gut ankommen. Bei der finnischen Produktion „Iron Sky“, die rund eine Million Dollar im Netz akquirieren konnte, durften die gebefreudigen Fans sogar beim Drehbuch mitreden. Für den Produzenten Tero Kaukomaa war die Netz-Finanzierung, die letztlich nur einen Bruchteil des zehn Millionen-Dollar-Budgets ausmachte, zugleich Marketingstrategie. Und sie zahlte sich für Kaukomaa auch indirekt aus: „Weitere zwei Millionen Dollar haben wir bekommen, weil die gute Resonanz beim Crowdfunding den Investoren gezeigt hat, dass unser Film ankommt.“ Crowdfunding für Alben, Bücher und Festivals Eine Frage der Kultur Im Oktober 2003 startete in den USA mit ArtistShare nach längerer Vorbereitung die erste CrowdfundingPlattform weltweit. Anlass für die Entwicklung des Modells war der Zusammenbruch der alten Musikindustrie. Gegen die anonyme Vermarktung eines fertigen Produkts durch die Industrie setzte die Plattform auf Kommunikation. Musiker sollten neue Projekte vorstellen und dafür bei Fans um Geld oder Spenden werben können. Die Finanzierung sollte transparenter werden, vor allem aber wollte man Fans oder Spendern die Möglichkeit eröffnen, den von ihnen finanzierten kreativen Prozess auf die eine oder andere Art zu begleiten und so den Wert von Musik und kreativer Arbeit (wieder) zu entdecken. Zugleich waren die Initiatoren davon überzeugt, dass Versuche der Musikindustrie und anderer, das Netz auf Dauer zu kontrollieren, ins Leere laufen würden. Vorbild für die Überlegungen von ArtistShare soll eine Aktion der britischen Rockband Marillion aus dem Jahr 1997 gewesen sein. Deren geplante USA-Tournee drohte aus finanziellen Gründen zu scheitern. Erst eine von Fans via Internet gestartete Spendenaktion machte sie dann möglich. Fan-Geld wurde schließlich von den Rockern auch mobilisiert, um weitere Marillion-CDs ohne Einfluss einer Plattenfirma produzieren zu können. Seitdem ist die Zahl der Funding-Plattformen unaufhörlich gestiegen. Einschlägige Übersichten zählen inzwischen deutlich mehr als 100 Adressen auf. Zu den bekannteren Namen zählen dabei US-Plattformen wie IndieGoGo, Pledge Musik und Kickstarter oder Sponsume und PleaseFund.Us im United Kingdom. In Deutschland stehen neben inzwischen eingeführten Sites wie Startnext, Inkubato oder pling neuere Angebote wie Nordstarter und VisionBakery. Dazu gesellen sich zunehmend Angebote wie Deutsche Mikroinvest und Seedmatch, die Investitionen in „zukunftsweisende junge Unterneh- men mit Wachstumspotential“ anbieten. Auch Pleiten hat es schon gegeben. Nach ihrem vorläufigen Aus hat sich die Plattform Sellaband in München neu aufgestellt. Bei dem Modell „ebay für Ideen“ geht es längst nicht mehr nur um Musik. Fans, Friends & Family können auch bei Kunst-, Design-, Games-, Literatur- oder anderen kreativen Projekten einsteigen. Wenn größere Summen im Spiel sind, engagieren sich zunehmend professionelle Investoren. Erfolgreich waren so etwa die Macher des Liederabends „Garten der Lüste“: „Sechs Schauspieler und ein Musiker wirbeln das alte Thema Lust und Liebe mit verschiedensten Genres durcheinander, von Arie bis Popsong, von ernstem Chanson bis versauter Hochliteratur.“ Ihr Ziel war mit 600 Euro allerdings auch denkbar bescheiden. Das Festival „Month of Performance Art (MPA-B)“ in Berlin erreichte „als einziges Projekt dieser Art in Deutschland und darüber hinaus“ mehr als 100 Prozent. Auch Buchprojekte wie „Die dritte Generation“ oder das „Hartz IV Möbel-Buch“ fanden mehr zahlende Fans als nötig. Erstes thematisiert das Leben der zwischen 1975 und 1985 in der DDR Geborenen und dokumentiert ein Treffen aus dem vergangenen Jahr. Letzteres gibt Tipps, wie „jeder seinen eigenen Designklassiker bauen“ kann: „Via Facebook kann jeder den Inhalt des Buches mitbestimmen.“ Deutlich mehr als die anvisierte Summe erreichte auch das „Mundraub-Handbuch“, das dem Allmendegedanken folgend „in Vergessenheit geratene Früchte der Kulturlandschaft im öffentlichen Raum wieder in die Wahrnehmung“ bringen will und dank der Spenden auch bringen wird. Sogar ein alternativer Club konnte via Crowdfunding seine Umbau- und Renovierungskosten von 30.000 Euro (Lärmschutz, Brandschutz, Fluchtwege) einsammeln. Sonst hätte das „Drushba“ im Erdgeschoss des Kinder- und Jugendtheaters in Halle schließen müssen. Ein Blick auf die Seiten der Fundingplattformen offenbart aber auch, dass es nicht immer klappt. Das Kölner Theater der Keller etwa scheiterte bei seinem Versuch, via crowdfunding eine Inszenierung zu finanzieren. WOLFGANG HIPPE Film und Medien NRW – Das Magazin | 2/2012 > 17 Crowdfunding Crowdsourcing Summit am 27. April in Köln Interview Claudia Pelzer Das ist der Gipfel! Teilhaben, Beitragen, Mitbestimmen „Globale Netzwerke bringen Suchende und Anbieter zusammen – aus Rezipienten werden Kollaborateure“, heißt es im Aufruf zum Crowdsourcing Summit, der erstmals am 27. April 2012 im beta-Haus Köln stattfindet. Der Kongress will einen ersten Überblick zu den aufkommenden „Crowdsourcing-Plattformen und virtuellen Marktplätzen sowie kollaborativen Organisationsprozessen“ geben und „die Verbindungsstücke zwischen traditionellen Geschäftsfeldern und digitalen Marktplätzen“ in den Blick nehmen. Die Themenpalette des Gipfels zur neuen digitalen Arbeitswelt ist breit gefächert. Wer als Freelancer einen Heimathafen sucht, bekommt Tipps von Anu-Cathrin Beck. Für die, die Aktien im Medienbusiness kaufen wollen und nicht wissen, welche, hilft Nicolas Plögert (Aktien Community sharewise.com) und die von ihm organisierte Schwarmintelligenz weiter. Karsten Wenzlaff (ikosom) gehört zu den Autoren der ersten Crowdfunding-Studie in Deutschland und wird Aktuelles zum Thema berichten. Mit dabei sind auch Ibrahim „Ibo“ Evsan , Janine Scharf, Mitbegründerin der Crowdfunding Plattform VisionBakery, und Christian Rozsenich (clickworker.com). Spannend wird es, wenn sich die Schwarmintelligenz den prekären digitalen Arbeitsverhältnissen zuwendet. Denn beim Erledigen von short tasks in der Kreativwirtschaft sind Stundenlöhne von drei Euro existent. Interessant ist auch, wie groß der Markt für Crowdfunding tatsächlich ist. Nach gängigen Definitionen fallen drei Kategorien des finanziellen Engagements darunter: die fast schon klassische Online-Investition auf Risiko, die Investition gegen Gewinnbeteiligung und schließlich Spenden und Zuwendungen für ein sympathisches Projekt. > www.crowdsourcingsummit.de Frau Pelzer, was genau ist Crowdsourcing? Crowdsourcing ist die Auslagerung von Arbeits- und Kreativprozessen an die Masse der Internetnutzer. Ist Microworking nicht auch ein Web2.0-Wort für geringfügige Beschäftigung? Nein. Der Begriff Microworking zielt eher auf die Eigenschaften der Aufgaben als auf das Entlohnungsmodell. Hier geht es um zerlegte (Teil-)Tasks, also das Taggen eines Bildes oder eines anderen Web-Inhalts, die Recherche eines Datensatzes usw. Das Web ermöglicht es, große Datenmengen zu kleinen MicroElementen zu zerstückeln, an die User zu distribuieren und die fertigen Informationen am Ende wieder zusammenzusetzen. Hat Crowdsourcing auch etwas mit Haltung, mit einem bestimmten Lebensgefühl zu tun? In jedem Fall. Crowdsourcing bedeutet Selbstbestimmtheit, Demokratie und Transparenz. Die Mechanismen haben ihren Ursprung schließlich in der Open Source-Bewegung. Menschen im Netz wollen teilhaben, beitragen, mitbestimmen, was passiert. Das originäre Lebensgefühl endet natürlich da, wo die Ideen zu beharrlich in ein künstliches Korsett aus Marketingkampagnen und Businessmodellen gezwängt werden. Ist Crowdfunding auf dem deutschen Markt ein Erfolg? Das Institut für Kommunikation in sozialen Medien Berlin hat dazu einige Zahlen erhoben. Es wurden 125 Projekte erfasst und insgesamt 208.000 Euro eingeworben. Ca. 11.000 Euro wurden nach dem Alles-oder-Nichts-Prinzip wegen nicht erfolgter Komplettfinanzierung zurückgezahlt. 67 von 125 Projekten, also gut jedes zweite Vorhaben, war erfolgreich. Die Projekte stARTconference Der Düsseldorfer Online-Shop Cosmopol Der Schwarm finanziert Mit der Crowd zum eigenen Laden Am 14. und 15. Juni zeigt die stARTconference in DuisburgRuhrort, welche Chancen Social Media Kulturschaffenden bieten kann. Das diesjährige Motto „Navigare!” erinnert an Gerhard Mercator, den Vater aller modernen Weltkarten und wohl berühmtesten Sohn Duisburgs, der dort vor 500 Jahren geboren wurde. „Navigation war zur damaligen Zeit eine Mischung aus Erfahrung und Zufall. Die Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus ist ein Beispiel dafür, wie ganze Kontinente verwechselt werden konnten“, heißt es im Kongressaufruf. „Wir haben gerade erst damit begonnen, den digitalen Ozean zu erforschen und bewegen uns dabei mit Einbaum-Booten vorwärts. Was uns fehlt, sind seetüchtige Schiffe, professionelle ‚Seekarten‘, ‚nautische Werkzeuge‘ und – für den Notfall – ‚Rettungsboote‘.“ Bei der Finanzierung der Konferenz setzen die Organisatoren ausschließlich auf Crowdfunding und wollen so rund 30.000 Euro einsammeln. Wenn das nicht gelingt: Absage. Mitorganisator Christian Henner-Fehr: „Beim Crowdfunding gilt das Alles-oder-Nichts-Prinzip.“ Allerdings gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, Geld zu akquirieren. „Crowdfunding hat nichts mit der klassischen Spende zu tun, sondern entspricht eher dem Prinzip des Sponsorings, bei dem es um den Austausch von Leistung und Gegenleistung geht. Für unsere Kampagne haben wir ein ganzes Bündel an Gegenleistungen geschnürt“, so Henner-Fehr. Das reicht vom stART12-Ansteckbutton über das kleine stARTpatent bis hin zu mehreren Paketen inklusive der Möglichkeit, Werbeplätze auf Social-Media-Präsenzen zu buchen. Den damit verbundenen Risiken ist man sich durchaus bewusst. Henner-Fehr: „Die Zahlen belegen, dass es bis jetzt in unseren Breitengraden bei Crowdfunding meist um eher kleine Summen geht. Mit einem Finanzierungsziel von 20.000 Euro oder mehr ist man bereits ein Exot.“ Der Verein stARTconference wurde 2010 mit dem Ziel gegründet, Kulturbetrieben, Kulturschaffenden und Künstlern das Thema Social Media nahe zu bringen. > www.startconference.org Die Idee ist erfolgversprechend, erste Schritte zum eigenen Unternehmen sind getan, und dann – fehlt Geld. Ein neues Finanzierungsmodell für Startups bietet seit 2011 die Internetplattform seedmatch.de. Nach dem Prinzip des Crowdfunding können dort junge Firmen Investoren finden. Die Düsseldorfer Firma Cosmopol hat es ausprobiert und kann sich als das erste crowdfinanzierte deutsche Unternehmen bezeichnen. Der moderne Eine-Welt-Laden bekam innerhalb von drei Monaten 93.250 Euro von 155 Mikroinvestoren. Damit können Gilbert Souvignier (36) und Michael Kraus (34) den Cosmopol Shop ausbauen, in dem sie seit 2009 über das Internet Produkte aus aller Welt verkaufen. Etwa 1.000 Artikel bieten sie an: handgefertigte Taschen aus Südafrika, Wodka aus der Ukraine oder ein Kiwi-Spiel aus Neuseeland und insbesondere Geschenkeboxen und -abos aus über 70 Ländern. Originelle Waren aus aller Welt Souvignier und Kraus ist es wichtig, dass die Produkte eine Geschichte haben. „Wir recherchieren die Herkunft der Waren genau und sind immer auf der Suche nach originellen Artikeln“, sagt Souvignier. Cosmopol will Waren aus aller Welt, aber keine Allerweltsware verkaufen. Dafür ist ein breites Netzwerk aus Kunden, Freunden und Geschäftspartnern wichtig. Produktscouts liefern neue Ideen. Das Ziel, ein eigenes Unternehmen zu gründen, hatten Souvignier und Kraus schon während des gemeinsamen BWL-Studiums in Mannheim. Nach ei- hatten unterschiedliche Schwerpunkte – Filme, Aktionen und Veranstaltungen waren die meistverwendeten Kategorien. Im Mittelwert wurden 2.943 Euro eingeworben. Dabei waren die Projekte durchschnittlich mit 108 Prozent überfinanziert. Insgesamt gab es 2.624 Unterstützer, darunter auch Mehrfachunterstützer, die durchschnittlich 79 Euro zahlten. Für Projekte in welcher Größenordnung ist Crowdfunding ein geeignetes Mittel? Da haben wir auf der einen Seite natürlich Leuchtturmprojekte wie „Double Fine Adventure“ – ein Computerspiel, das erst kürzlich 3,5 Millionen Dollar über die US-Plattform Kickstarter eingesammelt hat. Viele der in Deutschland finanzierten Projekte haben aber eher einen lokalen Bezug, sind beispielsweise DokuClaudia Pelzer, mentationen zu Nischenthemen. Hier sprechen Foto: privat wir dann über Summen von wenigen Tausend Euro. Bei Equity Crowdfunding-Plattformen ist bislang nur eine Zielsumme von bis zu 100.000 Euro geläufig. Bei höheren Summen würde die Prospekthaftung eintreten. Ist Crowdfunding in NRW angekommen? Wir haben mit Innovestment immerhin eine Equity Crowdfunding-Plattform mit Sitz in Köln. In Kürze wird mit Devexo eine weitere in Düsseldorf starten. Im Kultur- und Kreativbereich beschränken wir uns allerdings eher auf die Rolle der geförderten Projektinitiatoren. Die entsprechenden CrowdfundingPlattformen sitzen im Rest der Republik. Claudia Pelzer gehört zu den Organisatoren des Crowdsourcing Summit. Sie ist Medienökonomin, Medienberaterin, Autorin und Bloggerin, verfasst Studien und organisiert Branchenevents. Ende 2011 hat sie den Deutschen Crowdsourcing & Crowdfunding Verband (DCV) e.V. gegründet. Wolfgang Hippe sprach mit ihr über Erfolge und Grenzen des Schwarmes. nigen Jahren als leitende Angestellte, dachten sie: „Jetzt oder nie!“ Ursprünglich planten sie einen echten Laden, in dem die Kunden auf Weltreise gehen können. Düsseldorf wählten sie sowohl aus persönlichen als auch aus marktstrategischen Gründen als Standort. „Düsseldorf ist weltoffen, hat einen guten Ruf als Einkaufsstadt, und hier arbeiten viele Generalimporteure“, begründet Kraus die Entscheidung. Laden in der Düsseldorfer Innenstadt Das Geld reichte für einen Online-Shop, und auch der brauchte 2011 eine Finanzspritze. Souvignier und Kraus betraten deshalb Neuland. „Wir haben uns als einer der ersten bei seedmatch.de beworben, weil uns das Prinzip gefällt“, sagt Kraus. Sie legten einen Businessplan vor, stellten ihre Pläne in einem Film dar und bestimmten die Investitionssumme von 80.000 Euro. Damit blieben sie unter der Maximalsumme von 100.000 Euro. Bei seedmatch.de gilt das Alles-oder-Nichts-Prinzip: Entweder findet die Firma Geldgeber für die gesamte Summe oder geht leer aus. Die Cosmopol-Gründer mussten also abwägen: „Die Mindestsumme von 50.000 wäre uns zu wenig gewesen.“ Die 155 Mikroinvestoren kommen fast alle aus Deutschland, arbeiten in unterschiedlichen Branchen und sind überwiegend männlich. Sie rechnen damit, Rendite aus ihren Cosmopol-Shop-Anteilen zu erzielen. Sie steigt mit dem Unternehmenswert. Aber noch macht Cosmopol keinen Gewinn, die Investoren profitieren aber von speziellen Rabatten. Denn sie sind selbstverständlich auch als Kunden willkommen. „Einige unserer Investoren setzen sich zudem mit Ideen und Kontakten für uns ein“, erklärt Kraus. Darin sieht er einen besonderen Reiz beim Crowdfunding. Zwar haben die Anteilseigner keinen Einfluss auf den täglichen Betrieb bei Cosmopol, ohne ihre Zustimmung kann die Firma aber nicht verkauft werden. Die Firma wächst und zieht gerade in die Düsseldorfer Innenstadt. Dort gibt es erstmals einen Showroom. Mittlerweile hat Cosmopol einen Angestellten, einen Praktikanten. Mindestens zwei Mitarbeiter sollen 2012 dazukommen. Um weiter zu wachsen, braucht Cosmopol in Zukunft eine erneute Finanzierung. Vielleicht setzen Souvignier und Kraus dann wieder auf Crowdfunding. TATJANA KIMMEL Gilbert Souvignier (r.) und Michael Kraus von Cosmopol: 93.250 Euro von 155 Mikroinvestoren, Foto: Cosmopol MEDIA Int. Hochschulkooperationen mit MEDIA Initial Training Die ifs ist Partner von Essemble: Das europäische Hochschulprogramm kombiniert den fotorealistischen Film mit Computeranimation. Foto: Michael Besl Computerspiel. Das Thema „Weltenbau“ steht dabei sowohl in der Konzeption als auch in der Produktion von Anfang an im Vordergrund. Eucroma führt die Teilnehmer damit an eine neue Denkweise in der Stoffentwicklung heran, die sowohl kreative als auch ökonomische Synergien zwischen den Medienformen Games und Animation schafft. zess erhalten die Teilnehmer durch zahlreiche Gastdozenten Einblick in die standortspezifischen Arbeitsweisen der Animations- und Gamesindustrie und lernen verschiedene Finanzierungs- und Fördermechanismen kennen. Die internationale Vernetzung und den Informationsaustausch von Filmhochschulstudenten und -dozenten zu verbessern, ist das Ziel von MEDIA Initial Training. Die Förderung unterstützt Zusammenschlüsse europäischer Hochschulen, die gemeinsam mehrteilige Trainingsprogramme anbieten. Im vergangenen Jahr wurden sechs Initiativen mit deutscher Beteiligung unterstützt, darunter die ifs internationale filmschule köln und das Cologne Game Lab aus Köln. Die ifs ist Partner von „Essemble – Normadic Realities and Digital Filmmaking“, einem Kooperationsprojekt, das von der Universidade Lusófona in Lisabon initiiert wurde und Ende letzten Jahres an den Start ging. Weitere Partnerhochschulen sind die Budapester Moholy-Nagy University of Art and Design und das Sint-Lukas Brussels University College of Art and Design aus Brüssel. Mit 200.000 Euro förderte MEDIA die Initiative. Mit weiteren 120.000 Euro unterstützte MEDIA die „European Cross Media Academy“, eine Gemeinschaftsinitiative, an der neben dem Cologne Game Lab auch die National Film School of Denmark, die Filmakademie Baden-Württemberg, die Budapester Universität für Theater, Film und Fernsehen, sowie die Universität of Abertay, Dundee (UK) beteiligt sind. ifs-Geschäftsführerin, Simone Stewens und Katharina Tillmanns, Leiterin Public Relations beim Cologne Game Lab, geben für die MEDIA-Seite des Magazins Einblicke in die beiden Programme: An wen genau richten sich die Angebote? SSt: An fortgeschrittene Studierende von Film- und Kunsthochschulen mit Animationsdepartments. Von ifs-Seite nehmen fünf Studierende aus den Bereichen Drehbuch, Regie, Kreativ Produzieren, Kamera und Editing Bild &Ton teil. Neben der Projektorientierung geht es vor allem um die Erfahrung mit digitaler Produktion und um die Einarbeitung in die entsprechenden gestalterisch-technischen Verfahren, denen die Zukunft gehören wird. KT: Eucroma ist stark projektorientiert. Interessenten des Programms bewerben sich deshalb direkt auf eine der Schlüsselpositionen im Games- oder Animationsteam: Producer, Games-/Screenwriter, 2D & 3D Artist, Illustratoren, Programmierer usw. Die professionelle Erfahrung im eigenen Fachbereich ist bei der Bewerbung absolut ausschlagKatharina gebend, damit der Austausch von Kompetenzen Tillmanns, und Arbeitsmethodik zwischen den Teilnehmern Foto: privat erfolgreich gelingt. Worum geht es bei den Initiativen? Simone Stewens: Essemble ist ein Programm, das von vier Konsortiumspartnern mit unterschiedlichen Profilen ausgerichtet wird. Es handelt sich um ein Trainingsprogramm mit dem Fokus der Kombination von fotorealistischem Film mit Computeranimation. Parallel dazu entsteht pro Hochschule auch ein Film, Simone Stewens, in dem die erlernten Techniken angewendet Foto: ifs werden sollen. Zunächst wurden unter dem Thema „Nomadic Realities and Digital Filmmaking“ in multinational gemischten Studierendengruppen diverse Stoffe entwickelt, die das Potenzial hatten, sich mit der Erweiterung der filmsprachlichen Möglichkeiten durch digitale Technologien wie Visuelle Effekte, Motion Capture, 3D-Animationen u. ä. auseinanderzusetzen. Dabei ging es vor allem um ein neues Verständnis von Autorenschaft und veränderten Workflows. An jeder Schule entsteht derzeit ein 5- bis 10-minütiger Film, der Realaufnahmen mit CGI-Elementen und Animation kombiniert: Wir sind sehr neugierig auf die Arbeiten, die Mitte April fertiggestellt sein sollen. Katharina Tillmans: Die European Cross Media Academy, kurz Eucroma, ist ein Weiterbildungsprogramm für Studierende und Young Professionals aus den Bereichen Animation und Games. Innerhalb des 6-monatigen Programms entwickeln die Teilnehmer in professionell aufgestellten Teams ein gemeinsames Projekt und setzen hierzu lineare und nicht-lineare Produkte um, also z.B. einen Animationsfilm oder ein Wie sind die Programme strukturiert? SSt: Die Studierenden der vier Schulen haben sich von SepWurden Ihre Erwartungen erfüllt? tember 2011 bis Januar 2012 zu vier fünftägigen Workshops SSt: Wir sind sehr zufrieden mit diesem ersten Kurs. Natürin Köln, Budapest, Brüssel und Lissabon getroffen und sich je lich gibt es auch Möglichkeiten der Verbesserung. Z.B. sollen nach Standort mit unterschiedlichen Schwerpunkten digitaler zukünftig multinational gemischte Crews kooperieren könProduktion vertraut gemacht. So ging nen. Das war bislang aus logistischen Grünes in Budapest um Storyboarding und den nur in Ansätzen möglich. Um TrainingsVisual Style, in Brüssel wurden die vielcharakter und Projektarbeit besser abzustimfältigen Möglichkeiten digitaler Kamemen, ist geplant, beim nächsten Durchlauf ras ausprobiert und in Lissabon wurden die Reihenfolge der Module zu verändern. Finanzierungsförderung i2i – Audiovisual die Studierenden in Motion Capture Man startet mit den technischen Disziplinen 06. Juni 2012 und anderen CGI-Verfahren trainiert. und endet mit Stoffentwicklung und Visual TV-Ausstrahlung Style. KT: Die Projektentwicklung ist in vier 11. Juni 2012 Phasen unterteilt, die jeweils als BlockSelektive Verleihförderung seminare an einem der Standorte KoSollen die Programme fortgesetzt werden? 29. Juni 2012 penhagen, Budapest, Ludwigsburg SSt: Das Konsortium hat eine prinzipielle Automatische Verleihförderung 30. April 2012 und Köln stattfinden. In Seminaren Förderzusage bis 2014 erhalten. Allerdings VoD und DCD und Workshops geht es in einem ermuss jedes Jahr ein neuer Antrag gestellt 25. Juni 2012 werden. Für 2012/13 gibt es sie bereits. Posten Schritt um den Austausch zwischen Festivalförderung tenziell wären also noch zwei weitere Durchdem Animations- und dem Games30. April 2012 für Festivals, die zwischen läufe möglich. Wir würden uns freuen. team. Auf Basis eines gemeinsamen dem 1. November 2012 und 30. April 2013 Story-Universums, dass von beiden KT : In zukünftigen Auflagen von Eucroma stattfinden Teams gemeinsam entwickelt wird, wollen wir die kulturellen ThemenschwerPromotion/Martktzugang geht es dann in die Umsetzungsphase, punkte jedes Partnerstandorts noch stärker 30. Juni 2012 für Aktionen, die zwischen in der die Teams im Dialog aber auch in unser Curriculum einbeziehen. Darüber dem 1. Januar 2013 und dem 31. Mai 2012 spezifisch in ihren Bereichen entwihinaus soll der Aufbau eines Branchen-Netzbeginnen Pilotprojekte ckeln. Das Projekt wird durchgehend werks, das unmittelbaren Kontakt mit unse18. Juni 2012 von Tutoren aus den beiden Branchen ren Absolventen hat, noch stärker ausgebegleitet. Parallel zum Produktionsprobaut werden. Welche Erfahrungen konnten Dozenten und Studenten bisher sammeln? SSt: Die Erfahrungen sind mehrheitlich positiv. Das Programm steht jetzt kurz vor dem Abschluss des ersten Durchlaufs. Es war inspirierend und bereichernd, die unterschiedlichen Schulen und ihre Philosophien kennen zu lernen. Den Studierenden wurden interkulturelle Erfahrungen in einer ungewöhnlichen Breite ermöglicht. Gelegentlich war die Verbindung zwischen Training und Projektarbeit nicht optimal. Aber es war beeindruckend, welche technischen und ästhetischen Gestaltungsspielräume sich die Studierenden erobern konnten. Da haben sich ganz neue Horizonte aufgetan. KT: Das Programm hat im ersten Jahrgang gerade die Halbzeit erreicht und die Teilnehmer steigen aktuell in die konkrete Umsetzung der Animations- und Gamesprojekte ein. Die Zusammenarbeit auf der Basis einer gemeinsamen Story-Welt hat die Teilnehmer von Anfang an überzeugt. Besonders gutes Feedback gab es bisher auch zu unseren Gastdozenten. So hat zum Beispiel ein kleiner Exkurs in das Thema „Städteplanung und Architektur“ beim Besuch in Budapest sehr viele neue Perspektiven für die Teilnehmer eröffnet. Unser Konzept wird also sehr positiv aufgenommen. Einreichtermine Film und Medien NRW – Das Magazin | 2/2012 > 19 NRW@Berlinale NRW-Empfang „Ruhm“-Regisseurin Isabell Kleefeld (5.v.r.) mit ihrer Mannschaft Petra Müller und Hannelore Kraft mit Moderator Ingo Schmoll auf der Bühne 21 Filme in den offiziellen Reihen der 62. Berlinale, der NRWEmpfang gemeinsam mit dem Land NRW in der Landesvertretung mit über 1.000 Gästen, der Presselunch im Café am Neuen See, Heinrich Breloers 70. Geburtstag, eine Podiumsdiskussion zum Thema „Distribution in a crossmedia World“ und viele, viele Gespräche am Rande der Berlinale: Für die Film- und Medienstiftung NRW gab es bei den Berliner Filmfestspielen kaum eine ruhige Sekunde. Im Magazin präsentieren wir die schönsten Bilder eines für NRW ereignisreichen Festivals. „Ausgerechnet Sibirien“: Die Komödie entstand u.a. in Köln. Jessica Schwarz beim 11. NRWBerlinale-Empfang Joachim Ortmanns (AV-Gründerzentrum) und Nina Petri Hannelore Kraft und Petra Müller freuten sich über den Besuch von Hans-Christian Schmid und Lars Eidinger, die mit „Was bleibt“ im Wettbewerb vertreten waren. Das Team von „Was bleibt“ auf dem roten Teppich vor dem Berlinale Palast © Norbert Kesten Bettina Brokemper, Malgoska Szumowska, Juliette Binoche und Petra Müller vor der Premiere von „Das bessere Leben“ © Brigitte Dummer Wiedersehen beim NRW-Empfang: Juliane Köhler und Maria Schrader 21 NRW-geförderte und -produzierte Filme wurden in den offiziellen Reihen der Berlinale gezeigt. Hans W. Geißendörfer, Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Rafaela Wilde (film & fernseh produzentenverband nrw) Schöne Tradition: die Shooting Stars bei der NRW-Party, im Jahr 2012 mit Anna Maria Mühe „Rodicas" lief in der Perspektive Dt. Kino: Andre Paulssen, Regisseurin Alice Gruia und Heike Parplies (v.l.) Team „Zwei Leben" mit den Gastgeberinnen Hannelore Kraft und Petra Müller und NRW-Medienministerin Angelica Schwall-Düren Frauke Gerlach (Aufsichtsratsvorsitzende Film- und Medienstiftung), Michael Radix (WDR) und Eva Maria Michel (WDR) Ulrike Schamoni und ihre Editorin Grete Jentzen präsentierten in Berlin ihren Film „Abschied von den Fröschen". Auch das Team von „Pommes essen“ kam zum NRW-Empfang. Networking: Shooting Stars trafen Produzenten aus NRW. Petra Müller mit Regisseur Sönke Wortmann und Produzent Oliver Berben Meret Becker, Regisseur Oskar Roehler, Lavinia Wilson und Jürgen Vogel vertraten ihren Film „Die Quellen des Lebens", der in NRW gedreht wurde. Julia Keller und Janiz Mazuch: „Tage in der Stadt" Katharina Schubert, Christian Granderath und Yoko Higuchi-Zitzmann 20 < Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 Begehrte Leinwandstars: Anneke Kim Sarnau und Mark Waschke Vergnügtes Schauspieler-Trio: August Diehl, Frederick Lau und Wotan Wilke Möhring Thomas Matlock, Christina Bentlage und Michael Weber Das Team von „Huck Finn" beim Photo Call in der NRW-Vertretung Presselunch Durchatmen im Café am Neuen See PR-Profi Gitta Deutz, Regisseurin Helma SandersBrahms und Journalist Reinhard Kleber (filmecho) „Gerhard Richter Painting“: Regisseurin Corinna Belz und Produzent Thomas Kufus Die „Zwei Leben"-Produzenten Rudi Teichmann und Dieter Zeppenfeld mit Christina Bentlage (Filmstiftung) Entspannte Atmosphäre: Florian David Fitz, Petra Müller und Katharina Schüttler Regisseur Christian Ditter („Vorstadtkrokodile”, „Doctor’s Diary”), Schauspielerin Christiane Paul, Benjamin Herrmann (Majestic) Berliner Winterromantik für die Gäste der Film- und Medienstiftung NRW NRW-Medienstaatssekretär Marc Jan Eumann, die Kölner Produzentin Bettina Brokemper und Schauspieler Ulrich Noethen Auch Team „Detlef" schaute vorbei: Stefan Westerwelle, Detlef Stoffel und Jan Rothstein Fabian Busch und Benjamin Sadler Christina Bentlage (l.) begrüßte das Team „Revision“, Meike Mertens und Merle Kröger. Auch Bettina Zimmermann und Hannes Jaenicke kamen zum NRW-Presselunch. Produzentin Regina Ziegler und Norbert Schneider (Förderjury der Film- und Medienstiftung) Helma Sanders-Brahms traf Michael Schmid-Ospach. Karoline Herfurth Fotos: Film- und Medienstiftung NRW / Heike Herbertz Die Produzenten Sam Davis und Leopold Hoesch Mit dem Presselunch feiert die Film- und Medienstiftung NRW zur Halbzeit der Berlinale traditionell die mit ihrer Beteiligung realisierten Filme des Festival-Programms. Im winterlichen Ambiente des neuen Veranstaltungsorts, dem idyllisch am Tiergarten gelegenen Café am Neuen See, rekapitulierte Petra Müller, Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW, kurz die vielen Ereignisse und Umbrüche des vergangenen Jahres. 2011 war geprägt von der Neuausrichtung der Filmstiftung, die die Neuen Medien fest in ihre Arbeit integrierte. In einer kurzen Zusammenfassung präsentierte Müller die Leistungen des letzten Jahres auf dem Gebiet des Films: 133 Filme wurden mit einer Gesamtsumme von 30 Millionen Euro gefördert. Rund 1.000 Anträge seien in diesem Zusammenhang gestellt worden, erklärte sie den Gästen und fügte scherzend hinzu: „Damit Sie mal wissen, was wir in der Filmstiftung eigentlich tun.“ Auch für die Kinobetreiber hatte sie eine gute Nachricht. Kurz vor der Berlinale sei die Entscheidung gefallen, dass man die Digitalisierung der Kinos dank des Einsatzes von EU-Mitteln mit mehr Geld fördern könne (siehe auch Meldung auf Seite 4). Dann hieß Petra Müller die anwesenden Filmteams der Berlinale-Filme willkommen: So waren Crewmitglieder des Dokumentarfilms „Revision“ (die Produzentinnen Meike Mertens und Merle Kröger), „Detlef“-Regisseur Stefan Westerwelle mit Ko-Regisseur Jan Rothstein und Protagonist Detlef Stoffel und „Abschied von den Fröschen“-Regisseurin Ulrike Schamoni zugegen. Begrüßen konnte Petra Müller außerdem „Ruhm”-Produzent Tom Spieß und Schriftsteller Daniel Kehlmann. Zum entspannten Beisammensein abseits der Festivalhektik hatten sich auch die Produzenten Stefan Arndt, Bettina Brokemper und Regina Ziegler, die Regisseure Sönke Wortmann und Oskar Roehler, dessen neuer Film „Die Quellen des Lebens“ noch in diesem Jahr ins Kino kommen wird, die Darsteller Peter Lohmeyer, Ulrich Noethen und Franz Dinda, Schauspielerinnen wie Christiane Paul und Katharina Schüttler und viele andere prominente Filmemacher im Café am Neuen See eingefunden. Die Crew von „Was bleibt“, dem Wettbewerbsbeitrag von Hans-Christian Schmid, wurde hingegen noch vermisst. Am Morgen war Schmids Film den Journalisten vorgestellt worden, danach hatte sich das Team auf der Pressekonferenz den Fragen der Journalisten gestellt. Doch zum Hauptgericht schafften es Hans-Christian Schmid, Hauptdarsteller Lars Eidinger und Produzentin Britta Knöller doch noch auf den NRW-Presselunch, wo sie mit viel Applaus empfangen wurden. CHRISTIAN MEYER Fotos: Max Kohr Heinrich Breloer zum 70. Geburtstag FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher hielt eine Laudatio auf Heinrich Breloer. Die Gratulanten Barbara Buhl (WDR), Alfred Biolek und Chansonnier Tim Fischer Dietrich Leder (KHM), Christina Bentlage (Filmund Medienstiftung NRW) und Lutz Hachmeister Die Gastgeber Rainer Rother (Deutsche Kinemathek) und Petra Müller mit dem Jubilar Iris Berben und Armin Müller-Stahl Mathias Schwarz (Geschäftsführer der Sektion Kino der Produzentenallianz), Matthias Esche (Bavaria) und Petra Müller Dieter Kosslick gratulierte Heinrich Breloer. Marc Jan Eumann (Medienstaatssekretär NRW), Armin Müller-Stahl und Frauke Gerlach (Aufsichtsratsvorsitzende Film- und Medienstiftung NRW) Der festliche Kaisersaal im Sony Center Potsdamer Platz, Heimat des Berlinale Dining Clubs Heinrich Breloer mit seinem Kameramann Gernot Roll und Rita Sera-Roll Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 21 NRW@Berlinale Panel Crossmediale Distribution Festival Großes Fernsehen Breloer und Fernsehen im BlockbusterFormat Panel des European Film Market und der Film- und Medienstiftung NRW in Zusammenarbeit mit Blickpunkt:Film Die Film- und Medienstiftung NRW lud auf der Berlinale zu einem Panel zum Thema Crossmediale Distribution Die Power der Plattformen Der Kontrast hätte kaum größer sein können: Das nostalgische Spiegelzeltrestaurant „Gropius Mirror“ ist den Vorbildern aus den 1920er Jahren nachempfunden, diskutiert wurde am 13. Februar 2012 im Rahmen der „Industry Debates“ des European Film Market der Berlinale über die digitale Filmdistribution. Das von Marek Walton, dem Mitbegründer von The Mustard Corporation, geleitete Panel zum Thema „Crossmediale Distribution“ richtete die Film- und Medienstiftung NRW in Zusammenarbeit mit dem Fachmagazin Blickpunkt:Film aus. Eingeladen waren drei Experten aus Europa. „Eine großartige Zukunft“ Für den Dänen Peter Aalbæck Jensen, Geschäftsführer der Produktionsfirma Zentropa („Melancholia“), liegen die Vorteile der digitalen Distribution auf der Hand. Beim herkömmlichen Vertrieb via Verleih und Kino bekomme er „fünf Prozent dessen, was die Endverbraucher zahlen. Ich würde mich freuen, eine Abkürzung zu den Endverbrauchern zu haben. Bis dahin“, so der optimistische Blick des Dänen, „baue ich meinen Katalog aus und glaube an eine großartige Zukunft“. Schon jetzt kann der Endverbraucher direkt über Zentropa on Demand per Internet Filme ausleihen. Damit hat die Produktionsfirma ihre eigene Onlineplattform – allein, deren Reichweite ist begrenzt. Das gilt nicht für populäre Plattformen, die nicht an eine Produktionsfirma oder einen Verleih gebunden sind. Der YouTube Content Creators Manager Christoph Poropatits aus Irland gab Einblicke in die Organisation von Internetplattformen, die in vielfacher Form digitalen Content organisieren und deren Verbreitung ermöglichen. Deren Macht veranschaulichte er mit der Anekdote eines millionenfach angeklickten Hochzeitsvideos. Ein darin verwendeter älterer Song konnte dadurch wieder in die Charts einsteigen – zur Freude der Plattenfirma. „Solche Power haben Plattformen“, so Poropatits. Größere Reichweite Die rechtlichen Aspekte der neuen Distributionsmöglichkeiten durch das Internet beleuchtete der Medienanwalt Dr. Christoph Wagner von der Kanzlei Hogan Lovells. Eine Folge der Unsicherheit der zukünftigen Entwicklungen seien, so Wagner, kürzere Laufzeiten von Lizenzen. Deren territorialer Geltungsbereich werde sich hingegen ausweiten. Lizenzen würden in unseren Regionen dann meist auf gesamteuropäischer Basis vergeben werden. Aalbæck Jensen sieht die Verlagerung ins Internet auch als Chance, neues Publikum zu erreichen. „Über die analogen Vertriebswege haben wir früher zehn Städte in den USA erreicht, was bedeutet, dass wir ungefähr 150 Millionen Menschen nicht erreichen konnten. Nach Indien haben wir zum Beispiel nie einen Film analog verliehen, jetzt ist Indien unser größter Kunde auf dem On-Demand-Sektor“, so Aalbæck Jensen. Außerdem wisse er, welche ökonomischen und ökologischen Kosten die analoge Distribution hat, wenn man 35mm-Filme nach Buenos Aires in aufwändiger Verpackung schicke. „Das können wir jetzt in jeder Hinsicht sauberer und günstiger machen.“ Auch beim Marketing im Internet sei es wesentlich einfacher, den Endverbraucher zu erreichen, weil es einige Vermittler gebe, die man aussparen könne, ergänzte Christoph Poropatits. YouTube, Facebook, Google, Twitter, Google plus – das seien alles Internetplattfomen, mit denen man schneller und effizienter sein Zielpublikum erreiche. „Blockbuster mit einem Budget von über 100 Millionen Dollar haben natürlich auch herkömmliche Werbekampagnen, aber auch sie werden die Sozialen Netzwerke einbinden“, so Poropatits. Piraterie: Provider in der Pflicht Bei aller Euphorie, auch die Schattenseiten der digitalen Distribution wurden auf dem Podium angesprochen. Die Hauptgefahr gehe von den Piratenplattformen aus, so Christoph Wagner. Idealerweise würden bereits die Provider die Probleme lösen, und die Anwälte hätten nichts zu tun. Dann würde man beispielsweise über Google keine Piratenseiten mehr finden. Vor allem „die Entwicklung legaler Alternativen ist sehr wichtig, um die Piraterie zu bekämpfen“, skizzierte Wagner einen Lösungsansatz. Doch im ersten Verwertungsfenster, so Wagner, gebe es keine Möglichkeit, einen Film außer im Kino legal zu sehen. Er plädierte für grundlegende Veränderungen und eine Kinoindustrie ohne Sperrfristen. Mit einem verbalen Salto übertrug Aalbæck Jensen die Piraterie-Debatte sogar auf die Kinos: Im Filmbusiness habe es immer viel Gaunereien gegeben, sagte er. „Wie soll ich denn kontrollieren, wie viele Kinokarten verkauft wurden? Das kann ich nicht! Aber vielleicht kann ich nun kontrollieren, wie viele IP-Adressen meine Filme heruntergeladen haben. Vielleicht kann ich in der digitalen Welt meine Rechte besser kontrollieren als zuvor?“ „Die Qualität der Fernsehproduktionen ist mittlerweile auch technisch so hochwertig, dass sie ohne weiteres auf der großen Leinwand gezeigt werden können“, sagte der Direktor der Landesanstalt für Medien in Nordrhein-Westfalen und Veranstalter des Festivals Großes Fernsehen Jürgen Brautmeier. „Und auch die Macher freuen sich, wenn sie ihre Arbeit auf der großen Leinwand sehen.“ Erneut waren im März neben den großen deutschen Sendern auch viele internationale Partner unterstützend dabei, darunter der amerikanische Sender HBO, die britischen ITV Studios und Canal+ aus Frankreich. Rund 5.000 Zuschauer hatten sich vorab die Karten über Internet kostenlos reserviert. Allein die Premiere von „Konrad Adenauer – Stunden der Entscheidung“ zur Eröffnung des Festivals besuchten 500 Gäste. Projekt über Bertolt Brecht werden wir wieder neue Erkenntnisse gewinnen.“ Mit welcher Intensität sich der Filmemacher mit seinen Themen auseinandersetzt, machte der Autor selber deutlich: „Die Vorbereitung auf die Manns hat im Grunde schon im Studium angefangen. Später, mit der Arbeit über Klaus Manns ‚Treffpunkt im Unendlichen’ entstand schon soviel Material, das wir auch für die ‚Manns’ wieder verwenden konnten.“ Dabei konnte Breloer gute Beziehungen zu den Nachfahren des Schriftstellers aufbauen, ähnlich wie bei „Speer und er“: „Bei ‚Speer und er’ sind wir mit den Kindern auf die Suche nach dem Vater gegangen.“ Der 70-Jährige erinnerte sich zurück, wie er Anfang der 80er Jahre mit der Arbeit zum „Beil von Wandsbek“ begann, authentisches und szenisches Material zu verweben: „Wir sind mit der Kamera auf den Stationen des gleichnamigen Romans durch Hamburg gegangen, um nachzuforschen.“ Schon hier wird ein Charakteristikum seiner Arbeit deutlich: „In all meinen Filmen sieht man, wie das Vergangene in der Gegenwart anwesend ist.“ Zudem könnten solche Filme in ihrer Dramaturgie vorher kaum ge- Hommage für Breloer Ein Mann stand in diesem Jahr besonders im Mittelpunkt: Heinrich Breloer. Anlässlich seines 70. Geburtstags ehrte das Festival den Filmemacher mit einer Hommage. Das Wiedersehen auf der Leinwand mit dem dritten Teil der „Manns“, der im Rahmen der Würdigung noch einmal aufgeführt wurde, zeigte nicht nur Barbara Buhl, der Leiterin der WDR Programmgruppe Fernsehfilm und Serie, von neuem „die hohe Qualität der Produktion, beispielsweise bei der Set-Gestaltung oder der Kameraführung“. In ihrer Laudatio betonte die Kölner Bürgermeisterin Angela Spitzig, dass Breloer, der als Journalist immer einen Blick auf die Themen der Zeit gehabt habe, der Erfinder des Genre Doku-Dramas sei. Und Brautmeier würdigte seinen Stil, mit der Geschichte aus der Zusammenfügung von Geschichten erlebbar würde. Geburt eines neuen Genres Gebhard Henke indessen erinnerte sich noch gut an „Eine geschlossene Gesellschaft“. Der dokumentarische Spielfilm von 1987 über ein katholisches Internat hatte den WDR-Programmbereichsleiter Fernsehfilm, Kino und Serie, der damals gerade seine Karriere als Volontär startete, tief beeindruckt. Henke: „Heinrich Breloer hat stets Wert auf den mündigen Zuschauer gelegt. Auch bei seinem nächsten Heinrich Breloer beim Special zu seinem 70. Geburtstag in der Black Box des Kölner Cinedom, Foto: Festival Großes Fernsehen plant werden: „Das Material entwickelt im Schneideraum regelrecht ein Eigenleben.“ Auch wenn an Produktionen wie „Todesspiel“ immer wieder kritisch hinterfragt wurde, ob Dokumentarisches und Fiktionales gemischt werden dürfen, ist das Genre das Doku-Dramas heute aus dem Fernsehprogramm nicht mehr wegzudenken. Das zeigte auch noch einmal der Eröffnungsfilm des Festivals „Konrad Adenauer – Stunden der Entscheidung“. Das Doku-Drama beeindruckte das Publikum, was wiederum den Regisseur Stefan Schneider freute: „Wir wollten das Thema Adenauer so umsetzen, dass die Zuschauer auch emotional ergriffen werden.“ Und dafür eignet sich die Montage von dokumentarischem und szenischem Material besonders gut. WILFRIED URBE Joachim Bißmeier als Konrad Adenauer in „Stunden der Entscheidung”, Foto: SWR/Martin Christ Neue Premiumkinos in NRW Mit dem iSens-Kinosaal im UCI Düsseldorf und der Astor Filmlounge in Köln haben in diesem Jahr zwei neue Premiumkinos in NRW eröffnet. Für das Magazin haben unsere Autoren Marion Meyer und Christian Seebaum die beiden Kinos getestet. iSens-Kino Düsseldorf Voller Sound und VIP-Sessel „Die Zuschauer haben einen höheren Anspruch ans Kino. Wenn das Angebot stimmt, ist die Bereitschaft da, mehr zu zahlen“, erklärt Kinoleiter Stephan Rottels zu den 1,50 Euro, die für den neuen Saal als Zuschlag fällig werden. Eine besondere Zielgruppe habe man bei dem Premiumkino nicht im Auge gehabt, aber natürlich spreche junge, technikaffine Menschen die Ausstattung mehr an als andere. Weniger Plätze, mehr Raum Da es keine besondere Alterszielgruppe gibt, wechselt der Spielplan für das iSens-Kino je nach Angebot. Aktuelle Blockbuster sollen dort gezeigt werden, aber auch Konzert- oder Opernübertragungen. Im Februar lief „Star Wars – Episode 3“ in 3D, dann „Ziemlich beste Freunde“ gefolgt von „Türkisch für Anfänger“ und seit Ende März „Die Tribute des Pa- Astor Filmlounge Fullservice rund ums Kino In Köln hat im März das alte Residenz-Kino nach einem umfassenden Umbau als Astor Filmlounge wieder eröffnet. In keinem Artikel über die Rückkehr des traditionsreichen Hauses in die Kinowelt, nachdem es sieben Jahre lang als TVShow-Kulisse diente, fehlte das Wort „Luxus“. Ein Luxuskino habe Betreiber Hans-Joachim Flebbe mit knapp drei Millionen Euro Investition geschaffen, mit Plüsch und Pomp, Cocktailbar und Häppchen am Platz, einem als Bibliothek gestalteten Nebensaal mit 40 Plätzen und einem dritten Saal mit 150 Plätzen. Der Duden definiert Luxus als „kostspieliger, verschwenderischer, den normalen Rahmen übersteigender, nicht notwendiger, nur zum Vergnügen betriebener Aufwand; Pracht, verschwenderische Fülle“ – das klingt verlockend genug für einen Selbstversuch. nem“. Am Startabend des Science Fiction-Abenteuers belagern vor allem junge Leute das große Kino mit 580 Plätzen. Früher waren es 700 Plätze, doch nun wurde die Anzahl zu Gunsten der komfortableren VIP-Sessel verringert. Diese sind breit und bieten viel Raum für die Beine. Die Polsterung aus Kunstleder schmiegt sich angenehm an den Körper. „Vor allem auf die Sitze haben wir viel positive Resonanz bekommen“, berichtet Rottels. Der Boden des Kinos in Parkett-Optik verleiht dem Saal zusätzliche Eleganz und macht natürlich auch das Entsorgen der Popcorn- und Cola-Reste einfacher. Das neue Konzept des Saals besteht aus vier Komponenten: Neben den bequemen Sesseln wurden die Größe der Leinwand sowie Bild- und Tonqualität optimiert. Die Leinwand ist mit 24 mal 10 Metern nach Aussagen von UCI die größte der Stadt und füllt tatsächlich das Gesichtsfeld des Besuchers fast komplett aus. Die Digitalprojektion ist scharf, aber die 4K-Projektion, bei der die Auflösung viermal höher ist als normal, weiß wohl nur der Experte zu erkennen. Beeindruckendes Klangerlebnis Die eigentliche Neuheit des Saals ist jedoch das Tonsystem mit 23.1-Ton. 23 Tonkanäle und ein Subwoofer-Kanal können separat angesteuert werden. Die im Saal rundherum verteilten 51 Lautsprecher inklusive der fünf Deckenlautsprecher mit einem Abstrahlwinkel von 360 Grad sollen auch eine vertikale Klangebene ermöglichen. Das Ziel ist ein optimales Klangerlebnis auf allen Sitzen. Am deutlichsten wird dies bei steht ein freundlich grüßender Herr in Livree und Zylinder und empfängt die Gäste. Der Vorraum, obwohl frisch renoviert, weckt Erinnerungen an zahllose abendliche Pressevorführungen in den 90er Jahren, bei denen man genau hier zu warten hatte, bis die letzte reguläre Vorstellung beendet und der Saal geräumt war. In einer Ecke des Vorraums steht, beinahe improvisiert wirkend, ein Tisch mit zwei Kassen. Die freundliche junge Frau lässt den Cursor auf dem Display zum Platz meiner Wahl wandern. Die Kartenkontrolle ist nur drei Meter entfernt, direkt vor einer breiten Bar. Wenig Raum, viel Personal. Und alle benehmen sich, als ginge es um einen Freundlichkeitszuschlag auf der Gehaltsabrechung, den sie sich redlich verdient hätten. Während ich einen der auf der Theke bereitgestellten Willkommens-Drinks einsammle, bietet sich ein weiterer Uniformierter an, mich zu meinem Platz zu geleiten. Freiheit für die Beine Im geschmackvoll renovierten großen Saal wurde die Bestuhlung deutlich ausgedünnt: Statt 800 gibt es jetzt noch 275 Plät- Neues Klangerlebnis im iSens Düsseldorf: 23 Tonkanäle und ein Subwoofer-Kanal, Foto: iSens der Vorführung eines iSens-Werbetrailers kurz vor Filmbeginn: Da klingen die Töne eines Orchesters aus allen Ecken des Raums. Wegen der vielen Lautsprecher ist der Ton vor allem während der Werbung allerdings viel zu laut (ein Zuschauer rief „leiser“ in den Saal). Im Hauptfilm kommt der Ton dann angenehm differenziert und plastisch daher. Rottels: „Vor allem wenn ich abends von einem Saal in den anderen gehe, merke ich den Unterschied.“ Einen hohen sechsstelligen Betrag hat die UCI in die Umrüstung des Kinos investiert. Nach Mailand und Madrid sowie Hamburg ist Düsseldorf erst das zweite iSens-Kino in Deutschland – weitere Kinos sollen folgen. Der etwas gewöhnungsbedürftige Name wurde sofort gut angenommen, sagt der Kinoleiter. Er freut sich nun auf „Men in Black 3 – 3D“ im Mai, denn dann kommt die 4K-Projektionstechnik erst richtig zum Einsatz. ze. Aber was heißt schon Plätze! Es sind breite, bequeme Sessel mit Liegefunktion, im Logenbereich mit Fußhocker davor und mit mehr als großzügigem Abstand zum Vordersitz. Dass das lateinische Wort luxus wörtlich „verrenkt, ausgerenkt“ bedeutet, wird hier zur ironischen Pointe. Vor dem Hauptfilm werden auf Wunsch Getränke (darunter Flaschenweine vom Weingut Francis Ford Coppolas ab 32 Euro oder Bier aus Bremen für 3,60 Euro) sowie Speisen (Käsevariationen, Scampi, Kuchen und einiges mehr) an den Platz gebracht. Diesen Service nehmen die etwa 30 Zuschauer bei meinem Testbesuch nur zurückhaltend in Anspruch. Dann beginnt der Film, und es wird still. Die digitale Projektion und der Sound aus der 24.000-Watt-Tonanlage sind exzellent. Und auch die Leinwand bietet mit 6,20 mal 14,50 Metern ein großflächiges Kinoerlebnis. An diesem Abend nicht zum Einsatz kam die Satellitenanlage, die auf dem Dach für Liveübertragungen, etwa aus der Metropolitan Opera in New York, angebracht wurde. Mein Resümee: Das neue Residenz ist kein Luxus, es ist einfach Kino in höchst angenehmer Form. Astor Filmlounge am Ring in Köln, Foto: Astor Filmlounge Die Karte ab 12,50 Euro Die Kartenreservierung im Internet funktioniert reibungslos – verweigert aber den wünschenswerten Luxus, sich am Bestuhlungsplan genau den Platz aussuchen zu können, der den eigenen Vorlieben entspricht. Allerdings läuft meine Testvorstellung um 20 Uhr an einem Dienstagabend, da ist mit großem Andrang kaum zu rechnen, zumal in den Artikeln zur Eröffnung der Filmlounge auch nie der Hinweis fehlte, dass es schon etwas teurer sei als anderswo. Tatsächlich: 12,50 Euro kosten Karten vorne im Parkett, 15 Euro in der Loge, und die beginnt im großen Saal ab Reihe 11. Vor 17 Uhr reduziert sich der Preis um zwei Euro. Am Eingang Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 23 Made in NRW Tatort Münster Das Wunder von Wolbeck Der Tod eines Heilpraktikers, der mit geheimnisvollen alternativen Methoden kinderlosen Paaren zu Wunschkindern verhalf, führt Kommissar Thiel und Professor Boerne zum Schicksal einer großbäuerlichen Rinderzüchter-Familie, die selbst mit Kinderlosigkeit zu kämpfen hat. filmpool (Produzentin: Iris Kiefer) realisiert den Münster-Tatort vom 17. April bis zum 16. Mai in Köln und Münster. Regie führt Matthias Tiefenbacher, das Buch schrieb Wolfgang Stauch. Martin Farkas ist Kameramann. Die Hauptdarsteller Axel Prahl und Jan Josef Liefers werden von Christine Urspruch, Friederike Kempter, Mechthild Großmann, Claus Dieter Clausnitzer, Lina Beckmann, Hildegard Schmahl und Jan-Peter Kampwirth unterstützt. Nina Klamroth ist Redakteurin für den WDR. > filmpool, Tel. (0221) 9215990 Tatort Köln Scheinwelten Am Set von „Abseitsfalle” beim SV Erftstolz in Bergheim. Hintere Reihe (v.l.): Jasmin Laborge, Dagmar Sachse, Knut Hartwig , Roswitha Ester (Produzentin), Stephan Szász , Christina Bentlage (Film- und Medienstiftung NRW), Andreas Windhuis , Christoph Bach , Bernadette Heerwagen, Sebastian Ströbel, Lutz Pinkert, Beatrice Meier; Mittlere Reihe: Fabian Busch, Tim Seyfi, Stefan Hering (Regisseur), Torsten Reglin (Produzent), Charlotte Bohning; Vordere Reihe: Rita Meier u. Safak Pedük, Foto: Martin Valentin Menke Abseitsfalle Am 22. Februar fiel in Köln die erste Klappe für die Kinokomödie „Abseitsfalle“. Zahlreiche Locations in NRW wie die Zeche Zollverein in Essen, das Stadion des SV Erftstolz, Sets in Bochum, Köln und eine reale Waschmaschinenfabrik in Schorndorf bilden bis Anfang April den Hintergrund für diese Tragikomödie über die moderne Arbeitswelt. 26 der 28 Drehtage fanden in NRW satt. Stefan Hering führt hier nach mehreren preisgekrönten Kurzfilmen erstmals Regie bei einem Kinofilm. Das Buch schrieb die aus Bochum stammende Beatrice Meier. Roswitha Es- ter und Torsten Reglin (Ester.Reglin.Film, Köln) setzen damit nach „Eines Tages...“, „Sonny Boy“ und „Dann kam Lucy“ ihre Produktionen mit Geschichten aus dem Alltag fort. Zum Ensemble gehören neben den Hauptdarstellern Bernadette Heerwagen, Sebastian Ströbel und Christoph Bach auch Jürg Löw, Dagmar Sachse, Charlotte Bohning, Fabian Busch und Heinrich Schafmeister. Als Koproduzenten sind der SWR (Reihe Debüt im Dritten) mit der Redakteurin Stefanie Groß sowie Arte mit der Redakteurin Barbara Häbe an Bord. Alpha Medienkontor bringt den Film ins Kino. > Ester.Reglin.Film, Tel. (0221) 16925195 Axel Prahl als Taubenzüchter in „Das Millionen Rennen”, Foto: WDR/ Trebitsch Entertainment Das Millionen Rennen Für Mathias Wengeler ist der Brieftaubenschlag auf dem Dach seines Hauses mehr als nur Taubensport. Seinen Tauben gilt seine ganze Leidenschaft. Wenn er nicht bei der ungeliebten Arbeit im Call-Center ist, kümmert er sich liebevoll um die gefiederten Prachtexemplare, die, je nach Geschlecht, entweder Richard Burton oder Liz Taylor heißen. Zu kurz kommen dabei leider Tochter Dani und Ehefrau Rita. Zusammen mit Ronny Kowallek will Wengeler das größte Brieftaubenrennen der Welt gewinnen, in Südafrika. Preisgeld: eine Million Dollar. Die Dreharbeiten für „Das Millionen Rennen“ haben am 25. Januar an Originalmotiven in Sun City (Südafrika) begonnen. Vom 2. Februar an wurden sie in Köln und Umgebung fortgesetzt. Christoph Schnee führt in der WDR-Ruhrgebietskomödie Regie, das Buch stammt von dem gebürtigen Bochumer Benjamin Hessler. Den leiden- 24 < Film und Medien NRW – Das Magazin | 2/2012 King Ping Clemens „King“ Frowein ist einer mit Ecken und Kanten. Körperlich nicht unbedingt, aber dafür glaubt er an Gerechtigkeit. Doch die ist als Kommissar nicht immer gefragt: Nachdem das Gericht den Drahtzieher eines Kinderpornorings frei spricht, übt King Selbstjustiz und wird suspendiert. Gar nicht so schlimm, denn er findet seine wahre Berufung als Pinguinpfleger im Wuppertaler Zoo. „King Ping“, eine Produktion der Wuppertaler Rex Film (Produzenten: Dirk Michael Häger, Christoph Schmidt) und des Koproduzenten Hako Media wurde mit Sponsorengeldern und Crowdfunding finanziert. Regie führt Claude Giffel, das Drehbuch schrieb Dirk Michael Häger. Die Dreharbeiten liefen vom 7. März bis zum 4. April. Als Darsteller waren Sierk Radzei, Godehard Giese, Hans-Martin Stier, Christoph Maria Herbst, Jana Voosen, Bela B., Lilay Huser und Uwe Dag Berlin im Team. Der Filmstart ist voraussichtlich im Februar 2013. > Rex Film Produktion, Tel. (0202) 3719870; [email protected] Parallax Sounds Chicago on the Postrock schaftlichen Taubenzüchter Mathias Wengeler spielt Axel Prahl, Peter Lohmeyer ist Ronny Kowallek. In weiteren Rollen stehen Beata Lehmann, Luise Risch und Chiem van Houweninge vor der Kamera. „Das Millionen Rennen“ ist eine Produktion der Trebitsch Entertainment im Auftrag des WDR. Produzentin ist Katharina M. Trebitsch, verantwortliche WDR-Redakteurin Barbara Buhl. Voraussichtlicher Sendetermin: Herbst 2012 im Ersten. > Trebitsch Entertainment, Tel. (040) 36166760; [email protected] „Parallax Sounds“ geht auf Entdeckungsreise durch Chicago, zusammen mit Musikern wie David Grubbs oder Nirvana-Produzent Steve Albini, um in die unentwirrbare Verbindung von Musik, Filmbildern und Architektur einzutauchen: Der Dokumentarfilm zeigt Barack Obamas Heimatstadt von einer anderen, sehr lebendigen Seite – und die Verbindungslinien zur Musikszene des Rheinlands. Augusto Contento drehte bereits für die Kölner TelevisorTroika (Produzent: Michael P. Aust) und Cineparalleli Hobo Shibumi aus Paris (Giancarlo Grande) vom Januar bis Juli 2011 in Chicago und vom 19. bis 23. März an sechs Drehtagen in Köln und Düsseldorf unter anderem am Rheinufer, den Kölner Brücken und Straßenbahnen. Als Sender sind Telessonne (Frankreich) und YLE (Finnland) dabei, RealFiction Film wird den Film ins Kino bringen. > Televisor Troika, (0221) 9318440 Vom 30. Mai bis zum 28. Juni ermitteln Ballauf und Schenk (Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär) für einen neuen WDR-Tatort von Colonia Media (Produzentin: Sonja Goslicki) in Köln und Umgebung. In ihrem neuen Fall geht es um einen Toten aus reicher Familie, der einen Eheanbahnungshandel für Migrantinnen, die in der Reinigungsfirma seines Vaters angestellt sind, aufgezogen hat, um damit offensichtlich seine Spielsucht zu finanzieren. Regisseur Andreas Herzog setzt das Buch von Johannes Rotter um. Neben Behrendt und Bär sind Christian Tasche, Tessa Mittelstaedt und Joe Bausch in weiteren Rollen zu sehen. Das Casting übernimmt Anja Dihrberg. Die Redaktion für den WDR hat Frank Tönsmann. > Colonia Media, Tel. (0221) 9514040 Der neue WDR-Tatort aus Dortmund mit Jörg Hartmann, Aylin Tezel, Anna Schudt und Stefan Konarske (v.l.), Foto: WDR/Herby Sachs Tatort Dortmund Die Arbeit am Tatort Dortmund begann gleich mit zwei Fällen: Seit Mitte März stehen die Schauspieler für „Alter Ego“ vor der Kamera. Direkt im Anschluss starten die Dreharbeiten für „Mein Revier“. Regie bei beiden Produktionen führt Thomas Jauch, die Drehbücher schrieb Jürgen Werner. Die neuen Tatort-Ermittler sind Stefan Konarske als Polizeioberkommissar Daniel Kossik, Jörg Hartmann als Hauptkommissar Peter Faber, Anna Schudt als Hauptkommissarin Martina Bönisch und Aylin Tezel als Polizeioberkommissarin Nora Dalay. Zwei Tatort-Folgen pro Jahr werden künftig gedreht. Die TV-Premiere ist für Herbst 2012 geplant. Es produziert die Colonia Media (Produzentin Sonja Goslicki) im Auftrag des WDR für Das Erste. Die Redaktion hat Frank Tönsmann. > Colonia Media, Tel. (0221) 9514040; [email protected] Rush Seit dem 12. April dreht Oscar-Preisträger Ron Howard das Kino-Biopic „Rush“ für insgesamt zwei Drehwochen in Köln und Umgebung. Der Kinofilm erzählt vom Wettkampf der beiden Formel 1-Piloten Niki Lauda und James Hunt in den 1970er Jahren. Das Drehbuch verfasste Peter Morgan, der Autor von „The Queen“. Daniel Brühl und Chris Hemsworth spielen die legendären Gegner. Alexandra Maria Lara und Olivia Wilde übernehmen die weiblichen Hauptrollen. Die Dreharbeiten starteten Ende Februar in London. Außerdem standen zwei Drehtage am Originalmotiv Nürburgring sowie zwei Drehtagen in Schwäbisch Hall auf dem Programm. Auf deutscher Seite wird die internationale Koproduktion von der Kölner Action Concept (Produzenten: Kay Niessen und Daniel Hetzer) sowie der Egoli Tossell Film New (Produzent: Jens Meurer) produziert. Den Kinoverleih in Deutschland übernimmt Universum / RTL, den Weltvertrieb Exclusive. > action image, Tel. (02233) 508361; [email protected] Only Lovers Left Alive Vom 16. Juli bis zum 14. August dreht Kult-Regisseur Jim Jarmusch für die Kölner Pandora Film (Reinhard Brundig) und die Londoner Recorded Picture Company (Jeremy Thomas) in NRW „Only Lovers Left Alive“. In der romantischen Trostlosigkeit Detroits und Tangers finden ein zutiefst deprimierter, menschenmüder Underground-Musiker und seine starke und geheimnisvolle Geliebte wieder zusammen. Die Liebesgeschichte der Vampire überdauert bereits mehrere Jahrhunderte, aber das leidenschaftliche Idyll wird durch ihre wilde und ungestüme jüngere Schwester zerstört. Oscarpreisträgerin Tilda Swinton sowie Tom Hiddleston, Mia Wasikowska und John Hurt übernehmen die Hauptrollen. Bloch Schwesternhass Regisseur Dror Zahavi inszeniert die 23. Folge der ARD-Erfolgsreihe „Bloch“ in Köln und Umgebung: Der Versicherungsmathematiker Jens hat seine Aggressionen nicht unter Kontrolle. Immer wieder schlägt er seine Freundin Andrea. Aus Angst, sie zu verlieren, bittet er Bloch um Hilfe. Der Psychotherapeut erkennt schnell, dass die Beziehungsprobleme des Paares nur gemeinsam zu lösen sind. Doch Andrea zeigt sich wenig kooperativ. Sie manipuliert ihren Lebensgefährten, lügt, macht aus ihrer Vergangenheit ein Geheimnis. Als der Therapeut sie zu durchschau- „Exotische Aussteigerkomödie mit einem großartigen Joachim Król!” CINEMA Rubinrot Am 21. Februar begannen die Dreharbeiten zu „Rubinrot“, der Verfilmung des gleichnamigen Jugendromans. Das Drehbuch verfasste Katharina Schöde, Regie führt Felix Fuchssteiner. Gedreht wird bis zum 27. April in Mühlhausen, Eisenach/Wartburg, Weimar, Köln, Aachen, Jülich, Coburg, Bayreuth und im Anschluss in London. Insgesamt gibt es 10 Drehtage in NRW, vom 6. bis 16. März sowie am 19. April. Der Kinostart ist für Ostern 2013 im Concorde Filmverleih vorgesehen. „Rubinrot“ ist eine Produktion von Lieblingsfilm (Produzenten: Robert Marciniak, Philipp Budweg und Thomas Blieninger), mem film (Felix Fuchssteiner und Katharina Schöde), Tele München/Concorde (Markus Zimmer) und Geißendörfer Film- und Fernsehproduktion (Hans W. Geißendörfer). Vorlage ist der erste Band der „Liebe geht durch alle Zeiten“-Trilogie von Kerstin Gier, er erzählt vom Teenager Gwendolyn und deren Zeitreisen. Als Darsteller konnten neben den Jungschauspielern Maria Ehrich, Jannis Niewöhner, Laura Berlin, Jennifer Lotsi, Layla Fourie Nachdem Mitte April ein Großteil der Dreharbeiten in Südafrika abgeschlossen wurde, setzt Pia Marais die Aufnahmen für ihren neuen Film Layla Fourie Ende Mai in Köln fort. In der dritten Zusammenarbeit von Marais mit der Kölner Pandora Film spielen Rayna Campbell, August Diehl und Rapule Hendricks die Hauptrollen. Die Re- „Rubinrot”-Dreh im Kölner Stadtwald: Jannis Niewöhner, Philipp Budweg, Petra Müller (Film- und Medienstiftung NRW), Hans W. Geißendörfer, Maria Ehrich, Felix Fuchssteiner und Katharina Schöde (v.l.), Foto: Meike Birck Josefine Preuß, Florian Bartholomäi und Kostja Ullmann auch namhafte Schauspielgrößen wie Veronica Ferres, Katharina Thalbach, Uwe Kockisch, Axel Milberg, Gottfried John, Chiara Schoras, Rüdiger Vogler, Peter Simonischek, Sibylle Canonica und Gerlinde Locker verpflichtet werden. > Geißendörfer Film- und Fernsehproduktion, Tel. (0221) 2205290; [email protected] Na ch Vincen t will Meer die neue Komö die von gisseurin schrieb das Buch zusammen mit Horst Markgraf. Kameramann ist André Chemetoff. Layla Fourie ist eine Produktion von Pandora Film in Koproduktion mit DV8 Films/Zinebar/ Spier Films, Topkapi, Cinema Defacto und WDR/Arte. Den Weltvertrieb sicherte sich The Match Factory. > Pandora Film, Tel. (0221) 973320; [email protected] 0. M 1 B A INO Ralf Hue ttner AB 10. MAI IM KINO www.AusgerechnetSibirien.de ANZEIGE K A I IM en beginnt, eskaliert die Situation - und Blochs berufliche Existenz steht auf dem Spiel. Die Dreharbeiten begannen am 29. Februar in Köln und endeten Ende März. Zahavi realisiert den WDRFernsehfilm nach dem Buch von Jochen Greve und Johannes Rotter. Neben Dieter Pfaff als Psychotherapeut Dr. Maximilian Bloch und Ulrike Krumbiegel als dessen Lebensgefährtin Clara sind Devid Striesow als Jens und Birgit Minichmayr als Andrea zu sehen. „Bloch - Schwesternhass“ ist eine Koproduktion des WDR mit dem SWR. Die redaktionelle Verantwortung liegt bei Nina Klamroth (WDR) und Brigitte Dithard (SWR). Voraussichtlicher Sendetermin ist 2013 im Ersten. > WDR Presse, Tel. (0221) 2207122; [email protected] Dreharbeiten / Kinostarts Kommissar Stolberg Oben ist es still Die Dreharbeiten zur 7. Staffel mit neuen Folgen der ZDF-Krimireihe „Kommissar Stolberg“ haben am 13. März in Düsseldorf und Köln begonnen. Rudolf Kowalski verkörpert erneut den geradlinigen und kompetenten Kriminalhauptkommissar. An seiner Seite ermitteln Wanja Mues als Kommissar Nico Schreiber, Jasmin Schwiers als Kommissarin Svenja Landau sowie Eva Scheurer als Gerichtsmedizinerin Dr. Hannah Voskort. Die ersten drei Folgen inszeniert Michael Schneider. Die Drehbücher schrieben Jörg von Schlebrügge, Natalia Geb, Sönke Lars Neuwöhner, Denise Schöwing und Sven Poser. Die Regie in der zweiten Jahreshälfte übernehmen Peter Payer und Martin Eigler. Für die Gastrollen konnte wieder ein hochkarätiges Ensemble besetzt werden, unter anderem sind Petra Kleinert, Renate Krößner, Catherine Flemming, Marcus Mittermeier und Hanns Zischler dabei. „Kommissar Stolberg“ wird produziert von der Kölner Network Movie Film- und Fernsehproduktion. Produzenten sind Wolfgang Cimera und Bettina Wente. Die Redaktion im ZDF hat Sabine Groß. > Network Movie Film- und Fernsehproduktion, Tel. (0221) 948880; [email protected] Mein Freund Vijay Regisseur Sam Garbarski dreht vom 29. Mai bis zum 11. Juni mit Moritz Bleibtreu und Patricia Arquette „Mein Freund Vijay“ für Pandora Film nach einem Drehbuch von Philippe Blasband und Matthew Robbins. In der Komödie spielt Moritz Bleibtreu den talentierten Schauspieler Bill, dessen Gesicht täglich hinter dem übergroßen Kostüm des glücklosen, grünen ”Bad Luck Bunny” einer New Yorker Kinderfernsehsendung verschwindet. Mit rührender Selbstironie versteckt er sein Gefühl, ein Versager zu sein, das dann umso schlimmer hervorbricht als seine gesamte Umwelt seinen 40. Geburtstag vergisst. Eine Verkettung unglücklicher Umstände führt im Folgenden dazu, dass die ganze Welt denkt, er sei bei einem Autounfall ums Leben gekommen. In weiteren Rollen sind Nadine Petry, Michael Gwisdek und Hanna Schygulla zu sehen. „Mein Freund Vijay“ ist eine Produktion der Kölner Pandora (Produzent: Reinhard Brundig) zusammen mit der belgischen Entre Chien et Loup (Sébastien Delloye) und der Luxemburger Samsa Film (Jani Thiltges). Gedreht wird in den USA, in Luxemburg und in Deutschland. > Pandora Film, Tel. (0221) 973320; [email protected] Die niederländische Regisseurin Nanouk Leopold begann am 6. März zusammen mit Coin Film, Isabella Films und Circe Films die Dreharbeiten für ihren neuen Kinofilm „Oben ist es still“. Gedreht wurde in Grefrath und in den Niederlanden. Leopold erzählt nach dem gleichnamigen Roman von Gerbrand Bakker die lakonische Geschichte von einem Bauern, der erst seine Homosexualität zulassen kann, als er seinen kranken Vater auf dem Dachboden einquartiert hat. Coin Film koproduziert nach „Brownian Movement“ zum zweiten Mal mit der Regisseurin. Der Dreh endete Mitte April. > Coin Film, Tel. (0221) 322053; [email protected] Headhunter Seit dem 10. April werden die Aufnahmen zu „Headhunter“ unter der Regie von Bastian Günther an 12 von 14 deutschen Drehtagen in NRW fortgesetzt, nachdem im Oktober vergangenen Jahres in Houston, Texas die ersten Takes mit Ulrich Tukur in der Hauptrolle stattfanden. Er spielt nach einem Drehbuch des Regisseurs einen Headhunter in der Wirtschaftswelt, dessen Leben von seiner Alkoholabhängigkeit geprägt ist. Durch die Sucht isoliert er sich immer mehr von seiner Umwelt. Als ihn ein Auftrag nach Houston bringt, führt ihn das in seine tiefste innere Finsternis. Martin Heisler und Joachim Ortmanns produzieren das Kino-Drama für Lichtblick Media Berlin/Köln in Zusammenarbeit mit SWR und HR (Redaktion: Stefanie Groß, Jörg Himstedt). Michael Kotschi ist Kameramann. Der letzte Drehtag soll der 28. April sein. Farbfilm bringt „Headhunter“ ins Kino. > Lichtblick Film- & Fernsehproduktion, Tel. (0221) 9257520; [email protected] Schöne neue Welt Anette Frier, bekannt aus der Sat.1-Serie „Danni Lowinski“, dreht im April und Mai in Köln und Umgebung „Schöne neue Welt“ für Sat.1. Sie spielt die alleinerziehende Katja Waiser. Als ihre Tochter Jessika eines Tages verschwindet, führt die Spur Katja zu einem Internet-Kontakt mit falscher Identität. Das TV-Movie ist eine Produktion der Zeitsprung Pictures, Köln. Oliver Dommenget inszeniert, die Kamera führt Georgij Pestov. > Zeitsprung Entertainment, Tel. (0221) 9498020; [email protected] Impressum Herausgeberin: Tanja Güß Chefredakteur: Rüdiger Bertram CvD: Stefanie Hadding Redaktion: Oliver Baumgarten, Katharina Blum, Wolfgang Hippe, Marion Meyer, Christian Seebaum Autoren dieser Ausgabe: Uwe Mies, Michael Dlugosch, Günter Jekubzik, Heike MeyerDöring (MEDIA) und Nicola Nolting (MEDIA Assistenz), Wilfried Urbe, Christian Meyer, Tatjana Kimmel sion abonniert werden. Redaktionsassistenz: Lena Kraan Titel: „Das Hochzeitsvideo“, Foto: Constantin Gestaltung/Layout: alfred friese + inrhein Anzeigenbetreuung: Lena Kraan, Tel. (0211) 9305040 Anzeigenschluss für die nächste Ausgabe: 5. Juni 2012 Film und Medien NRW – Das Magazin ist kostenlos und kann bei der Film- und Medienstiftung NRW wahlweise als Print-oder als PDF-Ver- Die Berücksichtigung von Terminen richtet sich nach dem Erscheinen des Magazins im Internet. Das kann leider dazu führen, dass Termine bereits überholt sind, wenn die Druckausgabe des Magazins ausgeliefert wird, bietet aber die größtmögliche Aktualität für die Download-Nutzer. Wir bitten dafür um Verständnis. Danke an alle Produzenten, Sender & Verleiher für ihre Unterstützung und die Bilder zu ihren Filmen. Film- und Medienstiftung NRW GmbH Tel.: (0211) 930500 Fax: (0211) 9305085 Kaistraße 14 40221 Düsseldorf magazin@ filmstiftung.de UFO in Her Eyes Kinostart: 26. April UFO in Her Eyes Medianeras Kinostart: 26. April Verleih: Pandora Filmverleih Kinostart: 3. Mai Verleih: Real Fiction Ein kleines Dorf im Süden Chinas: Kwok Yun (Shi Ke), fast vierzig Jahre alt und unverheiratet, kann mit ihrem Leben nichts anfangen. Eine Affäre mit dem Dorflehrer lässt sie kalt. Eines Tages passiert es: Kwok Yun steht alleine in einem Reisfeld, als sie ein seltsames Geräusch hört, ein silbernes Gebilde über sich zu sehen glaubt und ohnmächtig wird. Als sie wieder aufwacht, liegt neben ihr ein Fremder (Udo Kier), der sich als amerikanischer Geschäftsmann ausgibt. Schon bald aber verschwindet der Mann spurlos. Für die Dorfvorsteherin steht fest, dass ein UFO gelandet sein muss! Dann greifen die staatlichen Stellen ein: Der vermeintliche UFO-Landeplatz wird zur Touristenattraktion ausgebaut, das Reisfeld planiert. Das Dorf, das bis dahin seinen Weg ins 21. Jahrhundert noch nicht gefunden hatte, wird, genauso wie Kwok Yun, aus der Ruhe gerissen. „UFO in Her Eyes“ ist Xiaolu Guos zweiter Spielfilm und basiert auf ihrem gleichnamigen Roman, der auf Deutsch 2009 unter dem Titel „Ein Ufo, dachte sie“ erschienen ist. Xiaolu Guos Spielfilmdebüt „She, a Chinese“ (2009) wurde beim Locarno Film Festival 2009 mit dem Goldenen Leoparden als Bester Film ausgezeichnet. Regisseurin Guo stammt selbst aus einem kleinen chinesischen Dorf, das an den Wirren der Globalisierung leidet. Dies sei aber kein rein auf ihr Heimatland bezogenes Phänomen, wie die Regisseurin sagt. „So ist ‚UFO in Her Eyes‘ zwar eine chinesische aber dennoch universelle Geschichte“, betont Guo. Als ausführender Produzent ist übrigens Fatih Akin maßgeblich beteiligt. Nachbarschaft beschreibt Nähe zueinander. Mariana und Martín sind Nachbarn. Sie leben in gegenüberliegenden Gebäuden des gleichen Wohnblocks im Zentrum von Buenos Aires. Sie sind sich schon öfters im Kino und auf der Straße über den Weg gelaufen, haben sich aber nicht wahrgenommen. Die Architektin, die als Schaufensterdesignerin arbeitet, lebt ebenso zurückgezogen wie der Webdesigner, der es sich mit dem Hund seiner Ex-Freundin im weltentrückten Phlegma seines Einzimmer-Appartments gemütlich gemacht hat. Diese beiden ungewöhnlichen, auf den ersten Blick sperrigen aber ebenso originellen wie liebenswerten Typen zusammen zu bringen, hat Filmautor Gustavo Taretto schon in seinem Kurzfilm „Medianeras“ (Trennwände) 2005 angedeutet. Eine Arbeit, die er heute als skizzierenden Pinselstrich beschreibt. Mit seiner ersten abendfüllenden Regiearbeit hat er „Medianeras“ nun zum fertigen Gemälde voller skurriler Details und atmosphärischer Stimmungslagen ausgearbeitet. Ein amüsantes, amouröses Märchen aus der modernen Großstadt, ein filmisches Zauberwerk von zarter Poesie und mitreißendem Humor. Eine weitere Kinoperle aus Argentinien. Deutschland 2011 Regie: Xiaolu Guo Drehbuch: Xiaolu Guo, Pamela Casey nach dem Roman „Ein Ufo, dachte sie“ von Xiaolu Guo; Darsteller: Udo Kier, Shi Ke, Mandy Zhang, Y. Peng Liu, Z. Lan, Massela Wei, Dou Li; Produktion: corazón international in Koproduktion mit NDR / Arte in Zusammenarbeit mit Dorje Film www.ufo.pandorafilm.de Argentinien / Deutschland / Spanien 2011 Regie, Drehbuch: Gustavo Taretto Mitwirkende: Javier Drolas, Pilar López de Ayala, Ines Efrón, Carla Peterson, Rafa Ferro; Produktion: Rizoma Films, Pandora Filmproduktion und Eddie Saeta in Kooperation mit Zarlek www.medianeras.com Kinostarts Das Hochzeitsvideo Kinostart: 10. Mai Das Hochzeitsvideo Ausgerechnet Sibirien Kinostart: 10. Mai Verleih: Constantin Filmverleih Kinostart: 10. Mai Verleih: Majestic „Es ist schon alles ziemlich anstrengend. Die Kleiderprobe, der Empfang morgen, dann der Junggesellenabschied. Übermorgen Standesamt, Polterabend, dann die kirchliche Trauung. Und ich weiß noch nicht mal, was ich mit meinen Haaren machen soll.“ Pia hat ein tüchtiges Programm vor sich, aber so ist das eben, denn übermorgen wird sie mit ihrem Sebastian vor den Altar treten und das aus einem einzigen, wichtigen Grund – weil sie ihn liebt. Dokumentiert wird die Kette der freudigen Ereignisse von Sebastians Freund Daniel. Sein Hochzeitsvideo soll alles Schöne und Gute in Bild und Ton einfangen. Was dann tatsächlich im Internet landet, ist die Kette der Ereignisse, wie sie sich wirklich zugetragen haben wird. Und das Brautpaar kann von Glück sagen, wenn es am Ende mit nur einem blauen Auge ins Happyend flüchten kann. Sönke Wortmann meldet sich nach gut genutzter Kunstpause zurück und beweist: Er hat seinen Humor wieder gefunden. Wortmann arbeitet am Puls der Zeit mit einem entwaffnend erfrischenden Reality-Stil. Er zeigt sich wieder einmal als Entdecker unverbrauchter Schauspieltalente, die man ganz bestimmt nicht zum letzten Mal auf der Leinwand gesehen haben wird. Mehr Hitgarantie geht kaum. Deutschland 2012 Regie: Sönke Wortmann Drehbuch: Gernot Gricksch; Mitwirkende: Lisa Bitter, Marian Kindermann, Stefan Ruppe, Martin Aselmann, Lucie Heinze; Produktion: LittleShark Entertainment in Koproduktion mit Constantin Film und Panda Plus www.dashochzeitsvideo.com „Ausgerechnet Sibirien“, sagt sich Matthias Bleuel (Joachim Król), Logistiker eines Leverkusener Modeversandhandels, als er von seinem nächsten Auftrag erfährt. Sein Chef Fengler (Michael Degen) schickt ihn in die kälteste Region Russlands ins dortige Verkaufsbüro. Bleuel, der noch nicht über seine Scheidung von Ilka (Katja Riemann) hinweg ist, tritt die Reise nur widerwillig an. Er soll Recht behalten mit seinen Vorahnungen, denn es geht alles schief, was nur schiefgehen kann. Auf dem Weg nach dem sibirischen Kemerovo strandet er in Novosibirsk. Zum Glück trifft er dort seinen alten Schulfreund Holger (Armin Rohde), der russisch spricht und Bleuel in jeder Situation hilft. Endlich in Kemerovo angekommen, eckt der pedantische Bleuel überall an. Dann begegnet er der Sängerin Sajana (Yulya Men), in die er sich auf den ersten Blick verliebt. Nach dem großen Erfolg des Films „vincent will meer“ legt Regisseur Ralf Huettner mit „Ausgerechnet Sibirien“ eine Literaturverfilmung vor, die auf dem Roman „Der Neuling“ (2009) von Michael Ebmeyer basiert. Joachim Król sagt: „Jeder hat ja eine Fantasie von Sibirien – vieles von dem, was ich erwartet habe, wurde bestätigt, vieles war aber auch überraschend.“ Gedreht wurde „Ausgerechnet Sibirien“ in Köln, Berlin und Russland. Ausgerechnet Sibirien Deutschland / Russland 2012 Regie: Ralf Huettner Drehbuch: Michael Ebmeyer, Minu Barati nach dem Roman „Der Neuling“ von Michael Ebmeyer; Darsteller: Joachim Król, Vladimir Burlakov, Yulya Men, Katja Riemann, Armin Rohde, Michael Degen; Produktion: Jooyaa Filmproduktion und Getaway Pictures in Koproduktion mit CTB Film Company und cine plus Filmproduktion, in Zusammenarbeit mit ZDF und Arte www.ausgerechnetsibirien.de Im Garten der Klänge Kinostart: 31. Mai Janosch – Komm, wir finden einen Schatz (3D) Kinostart: 24. Mai Verleih: MFA+ FilmDistribution Seit 1960 erscheinen die beliebten Kinderbücher von Janosch. Die drei Geschichten um den Bären und den Tiger kennt fast jedes Kind: „Oh wie schön ist Panama“, „Post für den Tiger“ und „Komm, wir finden einen Schatz!“. Nach der 2006 entstandenen Verfilmung „Oh wie schön ist Panama“ hat Regisseurin Irina Probost die Erzählung „Komm, wir finden einen Schatz!“ nun als Animationsfilm inszeniert. In der Fortsetzung der Geschichte von Tiger und Bär finden die beiden eine Schatzkarte und erleben spannende Abenteuer, immer verfolgt vom Hund „Kurt der knurrt“ und dem Kater Gokatz, die ebenfalls hinter dem Schatz her sind. Für einen Wiedererkennungseffekt bei den Kindern sorgen die Sprecher: „KiKa“-Moderator Malte Arkona leiht dem Tiger seine Stimme. In weiteren Rollen sind der ehemalige und der aktuelle Moderator der Kindersendung „1, 2 oder 3“, Michael Schanze (als Bär) und Elton (als Kurt), zu hören. Die kleinen und großen Zuschauer können den Film wahlweise in 3D oder 2D sehen. Die Werte Freundschaft und gegenseitiger Respekt stehen in dem Film ganz weit oben. Die Produktion betont denn auch „den besonderen, pädagogischen Fokus“ des Films. Wichtig war dem Team auch, dass der Film ausschließlich in Deutschland (hauptsächlich in Köln und München bzw. Würzburg) hergestellt und keine Arbeiten ins Ausland verlagert wurden. Die Musikaufnahmen sind mit Mitgliedern des WDR-Orchesters in Köln und die Synchronaufnahmen an der FFS Köln (Film- & Fernseh-Synchron GmbH) sowie die Geräuschaufnahmen in Düsseldorf (Foley Lounge) produziert worden. Im Garten der Klänge Kinostart: 31. Mai Verleih: W-film Eine der meist prämierten Dokumentationen der jüngeren Zeit kommt nach einem Jahr der Tournee über internationale Festivals nun in die Kinos. Im Zentrum steht der aus dem Schweizer Kanton Glarus stammende Wolfgang Fasser, der wie zwei andere seiner insgesamt vier Geschwister erblindete. Dieses Anderssein nutzte Fasser für eine ungewöhnliche Persönlichkeitsbildung. Seit 1999 betreut er im toskanischen Casentino in dem von ihm selbst ins Leben gerufenen Atelier für musikalische Improvisation schwer behinderte Kinder, bevorzugt solche aus der Arbeiterschicht. Sein musik- und klangpädagogischer Ansatz dient der Erkundung der Umwelt ebenso wie der Förderung von Talenten und der Kommunikation. Filmemacher Nicola Bellucci begleitete Fasser zwei Jahre lang bei der Arbeit mit dem Jungen Ermanno im Atelier und auf nächtlichen Erkundungsgängen durch die Natur. Der daraus entstandene Film ist ein sinnliches Wunderwerk aus intensiver Charakterskizzierung und lyrischen Landschaftspanoramen, eingebettet in ein Tondesign, das die Wahrnehmungswelt der Protagonisten unmittelbar erfahrbar macht. Dafür gab es hohe Auszeichnungen auf den Festivals Solothurn, Taiwan, Montreal und Palm Springs. Schweiz 2010 Regie: Nicola Bellucci Drehbuch: Gustavo Taretto; Mitwirkende: Wolfgang Fasser; Produktion: soap factory GmbH in Koproduktion mit SRF, SRG SSR idée suisse und RSI www.garten.wfilm.de Deutschland 2011 Regie: Irina Probost Drehbuch: Nana Meyer; Sprecher: Elton, Michael Schanze, Malte Arkona, Tobias Diakow, Gregor Höppner Produktion: Papa Löwe Filmproduktion http://kommwirfindeneinenschatz.mfa-film.de Film und Medien NRW – Das Magazin | 2/2012 > 27 Medianeras Kinostart: 3. Mai Ausgerechnet Sibirien Kinostart: 10. Mai Janosch – Komm, wir finden einen Schatz (3D) Kinostart: 24. Mai