Die Anforderungen der breitensportlichen Reiter an ihre Pferde Der
Transcrição
Die Anforderungen der breitensportlichen Reiter an ihre Pferde Der
Zusammenfassung der Bachelorarbeit von Melanie Steinbach Die Anforderungen der breitensportlichen Reiter an ihre Pferde Der Ansatzpunkt dieser Arbeit war die Tatsache, dass der größte Teil der deutschen Reiter ihren Sport rein freizeitmäßig betreibt und keine oder nur sehr geringe Turnierambitionen besitzt. (vgl. Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V. (Hrsg.), 2013, S. 319) Dennoch zielen die Zucht und der Verkauf von Pferden zu einem erheblichen Teil auf die Sportreiter ab, ohne sich daran zu orientieren, welche Pferde Breitensportler bevorzugen würden (vgl. Gille 2010, S. 68 und Tietze 2004, S. 370). Über den Breitensportler, die Anforderungen an ein Freizeitpferd und die Wünsche für eine Kaufabwicklung gab es zahlreiche Meinungen. Im Breitensport Reiten gehen die Menschen ihrem Sport in ihrer arbeitsfreien Zeit nach. Dabei stehen die Freude am Partner Pferd, die Bewegung in der Natur und der Ausgleich zum Alltag im Vordergrund. Neben entspannten Ausritten entwickelte sich der Freizeitsport durch aktive reiterliche Fortbildung zudem zu einem Reiten auf einem immer besseren Niveau. (vgl. Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V. (Hrsg.), o.J., online und Brückners, Rahn 2010, S. 79) Die Pferde für den Freizeitreiter zeichnen sich besonders durch ihre angenehmen Charaktereigenschaften wie Gutmütigkeit und Gelassenheit, sowie durch eine gute Rittigkeit aus (vgl. Brückners, Rahn 2010, S. 80). Solche Pferde können über viele verschiedene Absatzwege erworben werden, wobei das Preisniveau geringer ist als das für Sportpferde (vgl. Brückners, Rahn 2010, S. 80 und Bornemann et al. 2008, S. 52). Um die Vorlieben und Meinungen von möglichst vielen Breitensportlern einbeziehen zu können, wurde ein Onlinefragebogen erstellt. Damit konnten 837 Teilnehmer für die Umfrage gewonnen werden. An der Befragung nahmen vor allem weibliche Breitensportler von im Durchschnitt 26 Jahren teil. Das "Englischreiten" wurde von der Mehrzahl der Teilnehmer betrieben, erst mit großem Abstand folgten die Reitweisen "Western" und "Klassisch- Barock" (Grundgesamtheit N=834). Als besonders beliebt stellten sich kleine bis mittelgroße Warmblüter heraus. Ein Stockmaß von 1,49m bis 1,59m wurde von den meisten Teilnehmern (N= 788) angegeben. Unterschiede gab es hierbei zwischen Englisch- und Westernreitern: Westernreiter wählten am häufigsten Pferde mit einem Stockmaß von 1,49m bis 1,59m, Englischreiter hingegen bevorzugten Pferde zwischen 1,60m und 1,69m (hoch signifikante Zusammenhänge). Die Expertenmeinung von Wagner 2009, welche besagt das Englischreiter kleinere Pferde um 1,50m Stockmaß bevorzugen, konnte nicht bestätigt werden. Das von den Befragten (N= 778) als am wichtigsten eingestufte Merkmal war die Gesundheit eines Breitensportpferdes. Die Fachmeinung von Bornemann et al. 2008, welche die Gesundheit als das spartenübergreifend wichtigste Merkmal beschreibt, konnte damit bestätigt werden. Weiterhin sollten sich die Pferde durch einen ausgeglichenen Charakter und durch eine gute Rittigkeit auszeichnen. Das Breitensportler bevorzugt im Gelände reiten, wurde bereits durch Expertenmeinungen von Brückners und Rahn 2010 sowie Ikinger et al. 2012 dargestellt. Dieses Bild konnte bestätigt werden, da 94% der Teilnehmer (N= 780) angaben Ausritte mit ihren Pferden unternehmen zu wollen. Mit vielen Nennungen Abstand folgte das dressurmäßige Reiten. Für das Geländereiten bevorzugten die Teilnehmer Breitensportpferde mit einer geringen Schreckhaftigkeit und 1 Zusammenfassung der Bachelorarbeit von Melanie Steinbach Geländeerfahrung (hoch signifikante Zusammenhänge). Nicht außer Acht zu lassen ist ebenfalls die Bereitschaft zur reiterlichen Entwicklung unter den Breitensportlern: 84% der Befragten (N= 777) gaben an, regelmäßig Reitunterricht zu nehmen. Auffällig war weiterhin die große Zurückhaltung hinsichtlich vorliegender Kaufambitionen. Nur 6,87% der Teilnehmer (N= 771) planten zum Befragungszeitpunkt den Kauf eines neuen Pferdes. Die Breitensportler sollten ebenfalls angeben wie viel Geld sie für den Erwerb eines neuen Pferdes ausgeben würden. Die meistgewählte Preiskategorie war "bis 5.000€", welche von 46,25% der Befragten (N= 775) angegeben wurde. Dies bedeutet im Umkehrschluss allerdings auch, dass über die Hälfte der Teilnehmer bereit sind mehr als 5.000€ für ein Breitensportpferd auszugeben. Dabei besteht zunächst ein Zusammenhang zwischen dem Preis und der Nutzung eines Pferdes. Sollte überwiegend ins Gelände geritten werden, gaben die meisten Breitensportler die Preiskategorie "bis 5.000€" an. Sollte das Pferd hingegen auch für dressurmäßige Arbeit genutzt werden, waren die meisten Teilnehmer bereit "5.000€ bis 10.000€" auszugeben (hoch signifikanter Zusammenhang). Weiterhin waren Englischreiter bereit mehr Geld für ein Freizeitpferd auszugeben ("5.000€ bis 10.000"), als Westernreiter ("bis 5.000€"). Nachdem zuletzt einige Zuchtverbände bei der Vermarktung von Freizeitpferden über Verkaufsschauen und Auktionen in Erscheinung getreten sind, gab es in der Umfrage auch Fragen zum Thema Verkaufsveranstaltungen. Interessant hierbei war, dass trotz der Bemühungen der Zuchtverbände, die meisten Teilnehmer keine Veranstaltung benennen konnten. Von 308 Teilnehmern bei der entsprechenden Frage, konnten lediglich 43 eine Veranstaltung nennen! Einher mit dieser Unwissenheit von entsprechenden Veranstaltungen, geht die Ablehnung von solchen. 59,90% der Befragten (N= 773) konnten sich nicht vorstellen ein Pferd während einer Verkaufswoche zu erwerben. Zum Teil wurde hoch emotional die Ablehnung solcher Veranstaltungen begründet. Es wurde der Kauf- und Zeitdruck bemängelt, das mangelnde Vertrauen in die Verkäufer und der Stress für die Pferde. Es gab außerdem zahlreiche Vorwürfe das die Kunden schlechte Pferde untergeschoben bekommen würden und die Tiere "aufgespritzt" und "zurechtgeritten" wären. Fazit dieser Umfrage ist, dass die Breitensportler genaue Vorstellungen von ihren Pferden haben. Es sollte nun Aufgabe der Züchter und Verkäufer sein, auf die Bedürfnisse der Breitensportler einzugehen und ihnen gesunde und rittige Pferde, mit besten charakterlichen Eigenschaften anzubieten. Aufklärungsarbeit muss vor allem zum Thema Verkaufsveranstaltungen betrieben werden. Diese Veranstaltungen sollten so tiergerecht und transparent wie möglich gestaltet werden, um Ablehnung und Berührungsängste unter den Breitensportlern abzubauen. Außerdem sollte den Breitensportlern verdeutlicht werden wie viel Geld in die Aufzucht und Ausbildung von Freizeitpferden fließt, damit noch mehr Reiter bereit sind mehr als 5.000€ für ein Breitensportpferd auszugeben. Fakt ist, dass die charakterlichen Eigenschaften, wie Gelassenheit, Gutmütigkeit und ein ausgeglichener Charakter für ein Breitensportpferd enorm wichtig sind. Diese Merkmale, gepaart mit einer guten Gesundheit und einer soliden Ausbildung, können viele Pferde zu guten Freizeitpartnern werden lassen! 2