My Little Shettie - Ponys für Kinder

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My Little Shettie - Ponys für Kinder
Spätestens seit „Immenhof“ gehören – auch für „Nicht-Reiter“ – Kinder und
Ponys zusammen. Ponys sind „ach – so süß“, „so klein“, und „so niedlich“.
Doch jedes Pony ist nicht nur „goldig“, sondern vor allem eines: Es ist ein
echtes Pferd. Entsprechend seiner jeweiligen Rasse stellt es bestimmte Anforderungen an die Haltung und, wenn es als Gefährte für Kinder gedacht ist,
muss es bestimmte Charaktereigenschaften erfüllen. Stallgeflüster besuchte
für Sie eine Pony-Spielgruppe in Langgöns und sprach mit Klaus Biedenkopf,
Geschäftsführer des Pony- und Pferdezüchter Verbandes Hessen e.V.
Von Elke Stamm
Kerstin Wichelhaus ist Tierärztin und
Mutter der siebenjährigen Anna. „Durch
meinen Beruf kam Anna in viele Reitställe und saß von klein auf auf irgendwelchen
Pferden“, berichtet die 42jährige. „Irgendwann stellte ich mir die Frage, ob Anna
denn tatsächlich Spaß am Reiten hätte.
Und natürlich auch, was man mit so einem
kleinen Kind – Anna war damals fünf –
sinnvolles mit einem Pferd machen kann.
Mein Beruf brachte uns häufiger auf die
Reitanlage Brückel in Langgöns und hier
auch zu den beiden Shetties, die Susanne
Brückels Kindern gehört hatten.“
Anna durfte hier die Ponys reiten und Mama gab ihr Unterricht. „Allerdings stellte sich
schnell heraus, dass Einzelunterricht völlig uncool
ist“, erzählt die Tierärztin. Da aber die Ponys
‚cool’ waren, kamen
bald die Freunde
mit.“
Mia, Lea und Hannha waren damals
drei, fünf und sieben Jahre alt. Vor
allem Hannha hatte in dieser Zeit gewisse Probleme mit
sozialer Interaktion
sowohl mit Erwachsenen als auch mit
Kindern. Aber mit
den Ponys begann
dann ein richtiger
Spaß: Zunächst haben die Kinder mit
den Tieren nur ge-
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spielt – und die beiden Ponys, Purzel und
Canina, spielten mit. Dabei lernten die
Kinder sehr rasch, dass ihr eigenes Auftreten direkte Reaktionen bei den vierbeinigen Spielgefährten hervorruft: Wer
wild gestikulierend und schreiend auf den
Kumpel zu rennt, dem läuft er davon ...
Verhält man sich ruhig und freundlich,
kommt er freiwillig herbei, lässt sich das
Halfter anziehen, geht gerne mit und lässt
sich mit wachsender Begeisterung stundenlang putzen und einflechten.
„Kurzum: Die Ponys zeigten den Kindern,
wie weit sie gehen dürfen“, meint Susanne
Brückel, der die beiden gehören. Was zunächst als Spiel begann entwickelte sich
bald weiter: „Wir begannen auszuprobieren, was die Ponys mit machen und was
nicht“, erzählt Kerstin Wichelhaus von
den Anfängen der Spielgruppe, die sich
inzwischen zu einer festen Einrichtung in
© Fotos: Stallgeflüster
My Little Shettie - Ponys für Kinder
der Reitanlage entwickelt hat. Zwei Mal
wöchentlich treffen sich jetzt die „jungen
Damen“, inzwischen schon fünf, sieben
und acht Jahre alt, verschwinden zügig in
der Pony-Box und putzen einträchtig die
beiden Vierbeiner, die das sichtlich genießen. Streit oder Zank um die Ponys gibt
es nicht, denn eines haben die Mädels
von den kleinen Pferden schon früh gelernt: Im Team geht es besser. Schließlich
sind auch Ponys für kleine Mädchen relativ groß – da ist es schon gut, wenn eine
Größere der Kleineren mal hilft. Egal, ob
beim Halftern, Putzen oder in der Reithalle – Teamwork wird hier „groß geschrieben“. Schließlich muss beim Spiel mit dem
Besen der Reiter auf dem Pony den Fußball
treffen – und das geht nur, wenn der kleine
Führer das Pony so zum Ball bringt, dass
der Reiter auch eine Chance dazu hat.
Und natürlich gibt’s auch gute Tipps: „Du
darfst bei Trab mit dem Oberkörper nicht
nach vorne fallen, da sitzt Du nicht gut“,
oder „Schau mal, wenn Du leicht trabst,
musst Du immer aufstehen, wenn die äußere Schulter vorne ist“. Klingt sehr erwachsen – und nach ernsthaftem ReitUnterricht, zumal Kerstin Wichelhaus’
Ansagen „Reit mal von der Pilone Nummer eins zur Nummer acht und von da aus
zur Fünf“, ernsthaft befolgt werden. Aber
schon wenige Minuten später wird die
Schwimmnudel zum Sprung für das Pony
und gleich danach zum Bogen, mit dem
man – wenn man nicht auf dem Pferd sitzt
ordentlich toben kann und unter dem die,
die oben sitzen, durch reiten dürfen. Selbst
Hannha, die zu Beginn der Spielgruppe
Probleme hatte, sich einzufügen und mit
anderen zu spielen, geht völlig im Spiel mit
den Anderen auf.
Und die Ponys? Die haben ganz offensichtlich auch Spaß an dem Spiel mit den Kindern – und wenn’s mal zu bunt wird, bleibt
Mini-Pferd einfach stehen und spielt nicht
mehr mit.
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„I am a horseman“,
© Fotos: Weber Privat
so unterschreibt der 13-jährige Linus Georg Weber aus Mardorf einen Interviewbogen für leistungssportorientierte Schüler an der Stiftsschule St. Johann, Amöneburg. Obwohl Linus im Reitsport schon ganz
vorne mit mischt – rund 50 Siege und 150 Platzierungen erritt er seit seinem elften Lebensjahr – steht bei
ihm nicht der Leistungsgedanke im Vordergrund, sondern die Arbeit mit seinem Partner Pferd.
Von Elke Stamm
so unterschreibt der 13-jährige Linus Georg Weber aus Mardorf einen Interviewbogen für leistungssportorientierte Schüler an
der Stiftsschule St. Johann, Amöneburg.
Obwohl Linus im Reitsport schon ganz
vorne mit mischt – rund 50 Siege und 150
Platzierungen erritt er seit seinem elften
Lebensjahr – steht bei ihm nicht der Leistungsgedanke im Vordergrund, sondern
die Arbeit mit seinem Partner Pferd.
Wenn man ihn auf einem Turnier trifft,
wirkt Linus ernsthaft und zurückhaltend,
ganz anders als so manche Altersgenossen,
für die „Fun“ und „cooler Auftritt“ das A
und O bedeuten. Linus steht oder sitzt da
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und beobachtet genau – die Pferde, seine
Wettbewerber und das Turniergeschehen.
„A penny for your thoughts“ kommt einem
da in den Sinn, doch Linus taut erst auf,
wenn man ihn nach seinen Pferden fragt.
Und es gibt viel zu berichten. Zum Beispiel, dass er seit seinem zweiten Lebensjahr
im Sattel sitzt, kein Wunder, denn Familie
Weber betreibt eine Landwirtschaft und
züchtet Pferde. Mit sechs Jahren schenkten
ihm Vater Hubertus und Mutter Petra das
Pony, Soraya, mit der er seine ersten großen Turniererfolge erzielte.
Aber, wie das in einer Landwirtschaft mit
Pferdezucht so ist, gibt es auf dem Hu-
bertushof wesentlich mehr Pferde als nur
Soraya. Linus beschäftigt sich täglich
drei Stunden mit den elterlichen Vierbeinern. Sein größtes Problem dabei: Der Tag
hat nur so wenig Stunden. Morgens, um
viertel nach sieben fährt er in die Schule,
kommt mittags, kurz nach fünfzehn Uhr
nach Hause und dann geht’s in den Stall.
Viel Zeit zum Trödeln hat der Gymnasiast da nicht – schließlich kommen an den
Wochenenden oft noch zusätzlich Turniere
dazu. Viele davon mit Qualifikationsspringen an Donners- oder Freitagen. Für die
bekommt er dann schulfrei. Doch auch die
Schule fordert ihren Tribut: Linus Berufsziel ist es Tierarzt zu werden und sich vor
allem auf Pferdezahnheilkunde zu spezialisieren. „Denn da finden sich oft große
Probleme “, meint der Schüler, der mittlerweile auch selbst seinen Nachwuchs
für den Sport ausbildet. „Möglich ist das
alles nur mit einem straffen Zeitplan und
einem gut strukturierten Alltag“, erzählt
Linus, zu dessen Lieblingsfächern in der
Schule Deutsch, Biologie und Sport zählen. Allerdings hat der überlegte dreizehnjährige, der seit seinem 10. Lebensjahr
im Hessischen Kader ist, sich auch zum
Sportunterricht Gedanken gemacht: „Es
sollte generell einmal eine Studie über Ausgleichssport bei Reitern erhoben werden.
Und: Es wäre schön, wenn
mein Sportlehrer Aufgaben
aus dem Ausgleichssportprogramm unseres Bundestrainers Eberhard Seemann
mit in den Unterricht einbeziehen würde.“
In der Turnier-Saison 2011
punktete Linus mit konstanten Erfolgen wie beim
Mannheimer
Maimarktturnier, dem Preis der Besten in Warendorf und Jugendmeetings in Hagen
und Berlin-Neubeeren und
qualifizierte sich als einziger
Hesse für die Deutschen
Jugendmeisterschaften im
westfälischen Freudenberg.
Hier ließ er seine 38 Kontrahenten hinter sich und siegte
überzeugend mit einem fehlerfreien, schnellen Ritt auf
dem von ihm selbst ausgebildeten, siebenjährigen
Hubertushof’s For My Sons
Im finalen M-Springen. –
Und, so hart wie Linus arbeitet, wird er sicher auch in
der Turnier-Saison 2012 von
sich reden machen.
Porträt
Linus Georg Weber
Geboren:
Wohnort:
1998
Amöneburg-Mardorf
Beruf:
Schüler (Stiftsschule St. Johann, Amöneburg)
Lieblingsfächer:
Deutsch, Sport, Biologie
Ausbilder:
Hubertus Weber, Karl-Josef Münz, Michael Most
Größte Erfolge:
Deutsche Jugendmeisterschaft 2011,
Nordhessenmeisterschaft Pony 2011,
Nordhessenmeisterschaft Großpferde (Junioren)
2011, Hessenmeisterschaft Großpferde 2011,
Kreismeisterschaft 2011, Preis der Besten
(DOKR) 2011 sowie internationale Platzierungen in
Berlin, Hagen und Mannheim.
Hobbys/Freizeit: Pferde ausbilden und reiten
Pläne: Teilnahme an der Europameisterschaft 2012,
Teilnahme an der Children-Tour 2012, Ausbildung
der jungen Pferde für die Teilnahme am Bundeschampionat, persönliche Weiterentwicklung
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