Luxuriöse Leihgaben

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Luxuriöse Leihgaben
Lu xu r y wor l d
Freitag, 21. November 2014
luxury brands&retail – 3
Editorial
© google+ Stegemann
Jammern
auf hohem Niveau
Mittlerweile hat das
Thema Sharing Economy so viel Sex-Appeal, dass es auch in
der Welt der S
­ chönen
und ­Reichen
­angekommen ist.“
Peter Mosser
L
© Grand Hotel Wien
top 10
Exqusite Träume
Die Buchungsplattform lastminute.de
hat unlängst eine Liste der besten
10 Grand Hotels in Europa veröffent­
licht. Am ersten Platz: eine Luxus­
absteige in Österreich.
Hotel, Ort
1. Grand Hotel Wien, A
2. Hotel Schwarzer Bock,
Wiesbaden, D
3. Grand Hotel Tremezzo
Palace/Tremezzo, I
4. Corinthia Grand Hotel
Royal, Budapest, H
5. Grand Hotel Quisisana,
Capri, I
6. Grand Hotel Europe,
St. Petersburg, RUS
7. Grand Hotel Park
Gstaad, CH
8. Grand Hotel,
­Stockholm, S
9. Grand Hotel de la
­Minerve, Rom, I
10. Grand Hotel Kronenhof, Pontresina, CH
2 Pers./
Nacht ab
Kolja Stegemann, suite .030
© Eleven James
uxus wird den Reichen zu
teuer“ titelte der Schweizer Tagesanzeiger vor wenigen Wochen und brachte es
gleich im Intro auf den Punkt:
„Die Wachstumsraten der Luxusgüterbranche schwächeln.
Einige Unternehmen haben
Kurzarbeit eingeführt. Tag
Heuer entlässt 46 Leute.“
Wir erinnern uns und Sie
haben es auch an dieser Stelle
bereits gelesen: Bislang schien
die Luxusgüterbranche weitgehend krisenresistent und sogar antizyklisch zu reagieren.
Wenn es mit der Gesamtwirtschaft bergab ging, rieben sich
die Luxusartikler die Hände,
weil die Wohlhabenden dann
erst recht ihr Geld in Edlem
und Teurem anlegten.
Das tun sie immer noch, nur
ein wenig zurückhaltender.
So sind die Exportumsätze der
Schweizer Uhrenindustrie von
Jänner bis September 2014 um
2,5% im Vergleich zum Vorjahr
gestiegen, und auch der LVMHKonzern dürfte heuer um 4%
zulegen. Doch sind die Branchenzampanos seit Jahren
deutlich zweistellige Zuwächse
gewöhnt, und der tiefe Fall auf
Werte, die in Zeiten wie diesen
so ziemlich jeden anderen Unternehmer jubeln lassen würden, sind ihnen Grund genug,
sich mal im Jammern zu üben.
Eleven James: vermietet Luxusuhren im Rotationsmodell, u.a. die Audemars Piguet Royal Oak Offshore (25.000 USD) für 4.950 USD pro Jahr.
Luxuriöse
Leihgaben
Fakt Von Premiumuhr bis Promi-Wohnung: Die Sharing Economy ist im Luxussegment angekommen.
Alexandra Binder
Wien. „Der Luxusmarkt hat sich
dramatisch verändert“, sagt der
amerikanische High-End-UhrenVermieter Randy Brandoff. „Es geht
vielen längst nicht mehr um den
klassischen Besitz von Privatjets,
Ferienchalets, Autoklassikern oder
anderem Luxus, sondern um den
bevorzugten Zugang zu alldem mittels Klub- oder Shared-OwnershipModellen.“ Die diesbezüglichen Angebote, so Brandoff, hätten sich in
den letzten Jahren vervielfacht und
enorm an Popularität zugelegt.
Das Prinzip hinter seinem eigenen, 2013 gegründeten Unternehmen Eleven James ist genau ein
solches. High-End-Uhrenliebhaber,
die Freude am Tragen und Variieren dem Besitz vorziehen, wählen
zwischen zwei Optionen der Mitgliedschaft: Sie mieten drei oder
sechs Luxus-Uhren der Preisklasse
10.000, 20.000 oder 30.000 USD in
Zwei-Monats-Rotation; dafür zahlen sie im Schnitt 5.000 USD jährlich.
Time-Sharing vs. Car-Sharing
Was mit Uhren möglich ist,
klappt auch mit Immobilien. Das
beweist die Urmutter des luxuriösen Time-Sharing, der in London
ansässige Hideaways Club (THC),
seit 2006. Der Begriff Time-Sharing ist beim global tätigen Luxus-
immobilien-Investmentfonds mit
dem Anspruch, ein Luxusclub für
Vermögende zu sein, freilich verpönt. Aber im Grunde genommen
ist es genau das. Seine Anteilseigner investieren in ein breit gefächertes Portfolio von Luxusvillen,
„Es gibt eine Premium-Zielgruppe,
die hat Freude am
Tragen und Variieren von High-EndUhren und nicht
am klassischen
Besitzen.“
Randy BRandoff, GF Eleven James
Chalets und City-Apartments und
können dort exklusiv ihren Urlaub
ver­bringen.
Wer sich in einen der beiden
Fonds mit zwischen 70.000 und
280.000 Euro einkauft und eine
jährliche Gebühr von 4.000 bis
8.000 Euro berappt, der darf 23 Tage den Urlaubsluxus in aller Welt
genießen. Die Zielgruppe mags:
Schon 2010 war THC mit über 170
Anteilseignern aus mehr als 15 Ländern bei einem stetig ansteigenden
Anlagevermögen von 50 Mio. USD
der größte Fonds seiner Art in Europa; zwischenzeitlich steht man
bei über 400 Mitgliedern. (Alle Zahlen bis auf die letzte stammen übrigens aus dem Jahr 2010.)
„Luxus genießen, ohne ihn zu
erwerben“, das ist auch Leitmotiv
des Berliner Celerity Clubs. Dabei
handelt es sich um einen Luxusautoclub, bei dem man sich um 1.990
Euro einkauft und gegen eine Jahresgebühr bis zu 29.950 Euro auf
Autos der Marken Lamborghini,
Wiesmann, Ferrari, Bentley oder
Porsche zugreifen kann. Das ist eine Idee, die auch anderswo bereits
umgesetzt wurde.
In London gibt es den Écurie 25
Club, in Italien den Circle Club, der
auch Flugzeuge vermietet, und an
der US-Westküste den Club Sportiva, bei dem u.a. Formel 1-Ikone
Mario Andretti Mitglied ist. Den
Vater aller Luxusauto-Clubs, „The
largest supercar club in the world“
mit einem 7,7 Mio. Euro-Fuhrpark,
hat im Jahr 2000 aber Formel 1Weltmeister Damon Hill gegründet.
Auch Reiche teilen gern
Tatsächlich druckfrisch ist hingegen die Erkenntnis: Auch wer
eigentlich eh alles hat, teilt mittlerweile offenbar gern. Die Schönen
und Reichen werden neuerdings
auch selbst zu aktiven Protagonisten der Sharing Economy. „Mittlerweile hat das Thema Sharing
Economy so viel Sex-Appeal, dass
es auch in der Welt der Schönen
und Reichen angekommen ist”,
stellte Kolja Stegemann kürzlich auf
maennerformat.de fest.
Und der muss es wissen. Denn
er betreibt die Plattform Suite.030,
auf der er die High-Class-Apartments von vermögenden Menschen – Architekten, Designern,
Künstlern, Kunstsammlern – auf
Zeit vermietet; z.B. jenes von StarArchitekt Oscar Niemeyer oder das
Maisonette-Penthouse des Werbers Amir Kassaei, das dieser auch
selbst entworfen hat.
Beide haben die Wohnungen
für sich eingerichtet und wohnen
zeitweise auch noch dort. In der
Zwischenzeit aber lassen sie sie
vermieten; bevorzugt teilen sie ihre Bleiben mit Kunst- oder Designliebhabern und Menschen, die das
Besondere suchen.
FactS
Alexandra Binder beschäftigt sich als studierte Publizistik-, Politik- und Geschichtswissenschaftlerin seit Mitte der 1990er-Jahre
journalistisch mit Nachhaltigkeitsthemen und
publiziert ihre Beobachtungen, Rückschlüsse
& Analysen in medianet und anderen Medien.www.xing.com/profile/alexandra_binder
€ 409,–
€ 118,–
€ 580,–
givaudan ag
jimmy choo plc
€ 175,–
€ 330,–
€ 192,–
€ 456,–
€ 410,–
€ 544,–
€ 328,–
Quelle: http://www.lastminute.de/grand-hotels/
Givaudan ist heuer schon sehr gut gelaufen, kurzfristig gibts vielleicht eine Verschnaufpause, langfristig scheint der Aufwärtskanal intakt,
vier Analysten gaben im Oktober eine Kauf- bzw. Halten-Empfehlung ab. Die Historie des Choo-Charts ist freilich noch sehr kurz.
düfte und schuhe
Givaudan (ISIN CH0010645932) steht
nicht so häufig auf dem Radar der Analysten
– möglicherweise zu Unrecht. Der Hersteller
und Entwickler von Duftstoffen und Aromen
mit 200-jähriger Historie versteht sein Geschäft und konnte zuletzt trotz geringeren
Umsatzes mehr Gewinn erwirtschaften. Die
Besitzer und die Neo-Aktionäre des britischen
Edelschuhherstellers Jimmy Choo (GB00BQPW6Y82) sind ein wenig glücklos: Das IPO
spülte weniger Geld ein, als geplant, die Aktie
dümpelt lustlos dahin. Die Herzen der ChooSchuh-Trägerinnen schlagen dennoch höher.