Aspekte der Förderplanung - ISB
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Aspekte der Förderplanung - ISB
S TA AT S I N S T I T U T F Ü R S C H U L Q U A L I TÄT U N D B I LD U N G SF O R S C H U N G MÜN C H E N Mobile Sonderpädagogische Dienste 16 Aspekte der Förderplanung 1. Begründungen für die Erstellung eines Förderplans Der individuelle Förderplan ist ein wichtiges Instrument für zielorientiertes Arbeiten im Rahmen der MSD-Arbeit. Er beschreibt die Fähigkeiten, Bedürfnisse und Möglichkeiten eines Kindes auf dem Weg zu einer optimalen Lernentwicklung. Als Grundlage für diagnosegeleitete Förderung ist er ein Kommunikationsmedium für alle am Förderprozess Beteiligten und kann Entscheidungshilfen im Rahmen der Schullaufbahnberatung geben. Die konkrete, schriftliche Ausformulierung erleichtert die Zusammenarbeit zwischen der allgemeinen Schule und den Mobilen Sonderpädagogischen Diensten (MSD) bezüglich des zu fördernden Schülers. Elternhaus und außerschulische Einrichtungen haben dadurch die Möglichkeit, sich in die ganzheitliche Förderung einzubringen. Im KMS vom 18.10.2005 weist das Staatsministerium für Unterricht und Kultus auf die Notwendigkeit der individuellen Förderung an den Grund- und Hauptschulen hin. Für die konkrete Umsetzung ist Folgendes ausgeführt: „Grundlage für alle individualisierenden Maßnahmen sind Schülerbeobachtung und Diagnostik. Dazu ist es notwendig, individuelle Lernfortschritte, Stärken und Fähigkeiten, Auffälligkeiten, Störungen und Schwächen eingehend zu beobachten, aufzuzeichnen und aus dem jeweiligen Bedarf heraus zielorientiert geeignete Fördermaßnahmen einzusetzen.“ Aufgabe der Sonderschullehrer in den MSD ist es, die allgemeinen Schulen zu unterstützen, Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf individuell zu fördern. Dies gelingt am effektivsten auf der Grundlage eines gemeinsam erstellten Förderplans. Die Schulordnung für die Volksschulen zur sonderpädagogischen Förderung, VSO-F (neu) vom 01.09.2008, die auch für die Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf an allgemeinen Schulen gilt, fordert in § 31 die Erstellung eines Förderplans zum Zweck einer diagnosegeleiteten Förderung. 2. Der Prozess der Förderplanung Diagnosegeleitete Förderung im Rahmen der MSD-Arbeit setzt die Ermittlung des sonderpädagogischen Förderbedarfs voraus. Dies beinhaltet: - Erhebung von Daten durch Kontakte zum Schulleiter, Klassenleiter, zu den Eltern, zum Schüler und zu anderen an der Förderung beteiligten Personen und Fachdiensten - Durchführung der Diagnostik z. B. in Form von Kind-Umfeld-Analyse, Unterrichtsbeobachtung, Exploration, Einsicht in den Schülerbogen und in Lernzielkontrollen, standardisierten und informellen Testverfahren oder Screenings - Erarbeitung eines breiten Beratungs- und Förderkonzepts Herausgeber: Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung Schellingstraße 155, 80797 München Tel.: 089 2170-2810, Fax: 089 2170-2815 www.isb.bayern.de Der erleichterten Lesbarkeit wegen wird in dieser Veröffentlichung bei Personen und Berufsbezeichnungen die männliche Form benutzt. Auf der Grundlage dieser umfassenden sonderpädagogischen Vorarbeiten kann der individuelle Förderplan entstehen. Er beschreibt den konkreten Prozess der Förderung, indem er Ziele setzt, Maßnahmen zu deren Erreichen anführt, die Umsetzbarkeit in Abständen überprüft und indivigegebeAuf der Grundlage dieser umfassenden sonderpädagogischen Vorarbeiten kann der nenfalls neue Zieleentstehen. aufstellt und aufführt. duelle Förderplan Er Maßnahmen beschreibt den konkreten Prozess der Förderung, indem er Ziele setzt, Maßnahmen zu deren Erreichen anführt, die Umsetzbarkeit in Abständen überprüft und gegebenenfalls neue Ziele aufstellt und Maßnahmen aufführt. Diagnostik und Dokumentation der aktuellen Situation Auswahl der wichtigsten Förderziele Förderplanerstellung ↓ Evaluation und Fortschreibung ↓ Planung ausgewählter Fördermaßnahmen ↓ Umsetzung der Planung und stichwortartige Dokumentation ↓ 3.GrundlagenzurUmsetzungeinesFörderplans 3. Grundlagen zur Umsetzung eines Förderplans x Übersichtlichkeit EinÜbersichtlichkeit Förderplan im Rahmen der MSD – Arbeit soll kurz und übersichtlich sein. • Es empfiehlt sich, schwerpunktmäßig nur ein zwei Förderziele für sein. einen überschaubaren Ein Förderplan im Rahmen der MSD-Arbeit sollbis kurz und übersichtlich Zeitraum anzuführen. Es empfiehlt sich, schwerpunktmäßig nur ein bis zwei Förderziele für einen überschaubaren Zeitraum anzuführen. x BerücksichtigungvonStärken DieBerücksichtigung Auswahl der Förderziele soll sich an Stärken und Schwächen des Schülers gleicherma• von Stärken ßen orientieren. Eine Sichtweise, die nicht nur die Defizitorientierung in den Mittelpunkt der Die Auswahl der Förderziele soll sich an Stärken und Schwächen des Schülers gleichermaßen Betrachtungen rückt, lässt Erfolgserlebnisse schneller erlebbar werden und motiviert dazu, orientieren. Eine Sichtweise, die nicht nur die Defizitorientierung in den Mittelpunkt der Betrachumfangreichere Zielsetzungen anzugehen. tungen rückt, lässt Erfolgserlebnisse schneller erlebbar werden und motiviert dazu, umfangIn welchen Bereichen hat der Schüler individuelle Stärken? Welche Verhaltensweisen bzw. reichere Zielsetzungen anzugehen. Charaktereigenschaften schätze ich am meisten an ihm? Womit beschäftigt sich der Schüler In welchen gerne? Bereichen hat der Schüler individuelle Stärken? Welche besonders In welchen Situationen klappt es besonders gut? Verhaltensweisen bzw. Charaktereigenschaften schätze ich am meisten an ihm? Womit beschäftigt sichwerden? der Schüler besonWie kann der Förderbedarf des Schülers möglichst konkret beschrieben Welche ders gerne? In welchen Situationen klappt es besonders gut? Maßnahmen sind geeignet, um diesen Förderbedarf zu decken? Wie und mit welchen Mitteln Wie kann der Förderbedarf des Schülers konkret beschrieben Welche Maßsoll die Situation verändert werden, damit möglichst alle Beteiligten damit zufrieden werden? sind? nahmen sind geeignet, um diesen Förderbedarf zu decken? Wie und mit welchen Mitteln soll die Situation verändert werden, damit alle Beteiligten damit zufrieden sind? x Transparenz Um Förderpläne effektiv zu gestalten, bedürfen sie der Auswahl von Methoden und Maß• Transparenz nahmen, die von allen Beteiligten getragen werden können. Um Förderpläne effektiv zu gestalten, bedürfen sie der Auswahl Methoden und Maßnahmen, Ist die Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen – in den von Augen aller Beteiligten – hilfdie von Beteiligtender getragen reich fürallen das Erreichen Ziele? werden können. Ist die Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen – in den Augen aller Beteiligten – hilfreich für Erreichen der Ziele? x das EinbeziehungalleramEntwicklungsprozessBeteiligten Die wichtigste Aufgabe der MSD ist es, Beobachtungen, Fördermöglichkeiten und –maßnahmen möglichst aus dem gesamten Umfeld des Kindes zu sammeln und diese – im • Einbeziehung aller am Entwicklungsprozess Beteiligten Hinblick auf eine positive Entwicklung – zu koordinieren. Wer kann was zu und einer-maßnahmen positiven Die wichtigste Aufgabe der MSD ist es, Beobachtungen, Fördermöglichkeiten Entwicklung des Kindes beitragen möglichst aus dem gesamten Umfeld des Kindes zu sammeln und diese – im Hinblick auf eine positive Entwicklung – zu koordinieren. Wer kann was zu einer positiven Entwicklung des Kindes beitragen 4. Inhalte eines Förderplans • Formale Angaben Name, Vorname, Geburtsdatum, Klasse, Schuljahr, Schule, Klassenleiter, zuständiger Sonderschullehrer, evtl. Gesprächsteilnehmer • Diagnostik Dieser Teil listet die durchgeführten diagnostischen Verfahren und Methoden mit dem Zeitpunkt der Erfassung auf. • Förderziele und -zeitraum Förderziele sind am Förderbedarf des Schülers orientiert. Sie werden aus der Diagnostik, Beobachtung und Reflexion abgeleitet. Individuell auf das Kind und seine Umwelt abgestimmte Förderziele zwingen zu einer realistischen Einschätzung der Möglichkeiten und tragen dazu bei, Frustrationen und überzogene Erwartungshaltungen zu vermeiden. Gleichzeitig bringt die dadurch entstehende Erreichbarkeit einen starken Motivationsschub für weitere Vorhaben mit sich. Beispiele: Sich vor einer größeren Gruppen sprechen trauen (=> Steigerung des Selbstvertrauens), Erlebnisse in ganzen Sätzen erzählen können (=>Verbesserung der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit), Ordnung am Arbeitsplatz halten können (=>innere und äußere Strukturierung), die Zehnerzahlen ordnen können (=>sich im Hunderter orientieren) Förderziele sind in ihrer Anzahl reduziert und erreichbar. Sie sind hinsichtlich ihrer Dringlichkeit auszuwählen und müssen in gemeinsamer Absprache aller Beteiligten erarbeitet und gewichtet werden. Welches Lern- oder Verhaltensproblem sollte zuerst angegangen werden und u.U. weiterverfolgt werden? Förderziele sollen für einen überschaubaren Zeitraum festgelegt und anschließend überprüft werden. Durch einen gemeinsam festgelegten zeitlichen Rahmen, in dem Ziele bzw. Teilziele erreicht werden sollen, bleibt Förderarbeit überschaubar, effektiv und stets aktuell. • Fördermaßnahmen In diesem Abschnitt wird konkret beschrieben, wie die festgelegten Förderziele erreicht werden können. Die Aufgabe der Sonderschullehrer in den MSD ist es, möglichst alle am Förderprozess Beteiligten in die Planung einzubeziehen und deren Aufgaben zu koordinieren. Der für die entsprechende Maßnahme jeweils Verantwortliche wird genannt. Beispiele: Angaben zu Unterrichtsgestaltung und Unterrichtsmethodik, Reduzierung des Lernstoffs, differenziertes Lernmaterial, behinderungsspezifische Hilfen, Verstärkersysteme, Einsatz von Fachdiensten und außerschulischen Unterstützungsmaßnahmen Auch hier ist die Beschränkung auf einige wenige Fördermaßnahmen zu empfehlen. • Evaluation und neue Förderansätze Um die Effektivität der Förderansätze zu gewährleisten, muss in regelmäßigen Abständen (Empfehlung: vierteljährlich) die Wirksamkeit der eingeleiteten Maßnahmen überprüft werden. Darauf basierend können bewährte Fördermaßnahmen fortgesetzt, nicht wirksame verworfen oder neue Förderziele in die Planung aufgenommen werden. Wurde mit den ergriffenen Maßnahmen das Förderziel erreicht? Welche Maßnahmen waren nicht umsetzbar und warum? Muss das Förderziel neu formuliert werden? Haben sich andere Maßnahmen während der Förderarbeit ergeben, die effektiver sind? Muss der Förderzeitraum noch verlängert werden? 5. eines Förderplanformulars 5. Beispiel BeispieleinesFörderplanformulars Förderplan Schuljahr: Schulbesuchsjahr: Schüler/in: geb.: Klasse: Schule: Klassenleitung: MSD: Diagnostik Datum Förderziele Förderzeitraum Fördermaßnahmen Schule: Eltern: MSD: Schüler/in: Nächstes Evaluationsgespräch am: Ergebnisse der Evaluation: Weitere Förderziele: Literatur: Literatur: - Dirnaichner Udo, Karl Erhard (Hrsg.): Förderschulen in Bayern – Sonderpädagogische Förderung / Kommentar der Schulordnungen und Sammlung schulischer Vorschriften. Carl Link / Deutscher Kommunal-Verlag München, o.J. Dirnaichner Udo, Karl Erhard (Hrsg.): Förderschulen in Bayern – Sonderpädagogische Förderung / Kommentar der Schul- Heimlich Ulrich / Lotter Monika / März Martina: Diagnose und Förderung im Förderschwerpunkt Lernen. Auer Verlag Donauordnungen und Sammlung schulischer Vorschriften. Carl Link / Deutscher Kommunal-Verlag München, o.J. wörth, 2005 Heimlich Ulrich / Lotter Monika / März Martina: Diagnose und Förderung im Förderschwerpunkt Lernen. Auer Verlag Do- Mutzeck Wolfgang (Hrsg.): Förderplanung. Grundlagen, Methoden, Alternativen. Beltz Verlag Weinheim, 2003 nauwörth, 2005 - MutzeckWolfgang Wolfgang(Hrsg.): / Jogschies Peter (Hrsg.): Neue Entwicklungen der Förderdiagnostik. Beltz Verlag Weinheim, 2004 Mutzeck Förderplanung. Grundlagen, Methoden,inAlternativen. Beltz Verlag Weinheim, 2003 - Staatsinstitut für Schulpädagogik und Bildungsforschung, Abteilung Förderschulen (Hrsg.):Beltz Einstieg in Weinheim, die MSD. Hinweise, Mutzeck Wolfgang / Jogschies Peter (Hrsg.): Neue Entwicklungen in der Förderdiagnostik. Verlag 2004 Hilfen, Materialien. Auer Verlag Donauwörth, 2002 Staatsinstitut für Schulpädagogik und Bildungsforschung, Abteilung Förderschulen (Hrsg.): Einstieg in die MSD. Hinweise, - Verband Sonderpädagogik Landesverband e.V. (Hrsg.): Förderplanung in der sonderpädagogischen ArHilfen, Materialien. Auer Verlag Donauwörth,Nordrhein-Westfalen 2002 beit. Gladbeck 2004 Verband Sonderpädagogik Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. (Hrsg.): Förderplanung in der sonderpädagogischen Arbeit. Gladbeck 2004 __________________________________________________________________________________________ Herausgeber: ©Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, Schellingstr. 155 - 80797 München im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, München Herausgeber:© Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, Schellingstr. 155 - 80797 München Arbeitskreis Sonderpädagogische - Leitung: IR Alfons Schweiggert, München; im Auftrag des“Mobile Bayerischen Staatsministeriums Dienste” für Unterricht und Kultus, München Arbeitskreis “Mobile Sonderpädagogische Dienste” - Leitung: IR Alfons Schweiggert, München; Mitgliederdes desArbeitskreises: Arbeitskreises: SoOL Harald Braun - Schwaben, BR Norbert Gockner - Mittelfranken, Mitglieder SoOL Harald Braun - Schwaben, BR Norbert Gockner - Mittelfranken, SoLin Heidi Köstler-Bernhardt - Oberfranken, SoR Wolfgang Ludwig - Niederbayern, SoLin Sabine Schmidt – SoLin Heidi Köstler-Bernhardt - Oberfranken, SoR Wolfgang Ludwig - Niederbayern, SoLin Sabine Oberpfalz, Christa Schor Christa - Oberbayern, Thomas Sinke, Schmidt -SoOLin Oberpfalz, SoOLin SchorSoL - Oberbayern, SoLUnterfranken Thomas Sinke - Unterfranken Verantwortliche Verfasserin des Beitrags „Aspekte der Förderplanung“: Heidi Köstler-Bernhardt Verantwortliche Verfasserin des Beitrags „Aspekte der Förderung“: Heidi Köstler-Bernhardt Gesamtherstellung: Alfred Hintermaier Verlag, München 2009 Gesamtherstellung: Alfred Hintermaier Verlag, München 2009