Gefährliche Attacke: Herzinfarkt und Schlaganfall

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Gefährliche Attacke: Herzinfarkt und Schlaganfall
SPEZIAL
seite 8 abcDe Nummer 40
Mittwoch, 17. februar 2016
Das Thema: aZ-Forum meDiZin am 23. Februar
Gefährliche Attacke: Herzinfarkt und Schlaganfall
Publikumsveranstaltung von Aachener Zeitung und Uniklinik zu Problemen mit den gefäßen. Wenn Gehirn und Herz Schaden nehmen. Bedrohliches Risiko.
Die reFerenTen
Von sabine roTher
Sie werden
zum Thema
sprechen
aachen. Schlaganfall und Herzinfarkt – zwei massive, oft lebensbedrohliche Attacken, zwei Notfälle,
die nicht aus „heiterem Himmel“
kommen und sofortiges Handeln
verlangen, stehen im Mittelpunkt
beim Forum Medizin von Aachener Zeitung und Uniklinikum
Aachen am Dienstag, 23. Februar,
18 Uhr, im Großen Hörsaal 4. Zuvor gibt es ab 15 Uhr im naheliegenden „Seminarraum“ ein vielschichtiges Programm unter dem
Motto „Rat & Hilfe“ mit Untersuchungen, Arztgesprächen und
Mitmachübungen.
Zwei Krankheitsbilder, eine Problematik: Jeder Verschluss (Stenose) eines Gefäßes bedeutet Lebensgefahr. Aber Warnzeichen
werden gern ignoriert: etwa das
zeitweilige Kribbeln im Arm, die
kurzen Momente des Schwindels
und der Sehprobleme, Herzrhythmusprobleme, Risikofaktoren wie
erhöhte Blutfette und hoher Blutdruck. Und plötzlich passiert es.
Löst ein Blutgerinnsel, das ein
Neun Experten sprechen über
Herzinfarkt und Schlaganfall:
▶ Professor Dr.
Nikolaus Marx
Direktor der Klinik für
Kardiologie, Uniklinikum Aachen
„Nach einem Herzinfarkt muss der
Patient dauerhaft Medikamente
einnehmen.“
▶ Dr. erik skobel
Chefarzt der Reha-Klinik „An der Rosenquelle“, Aachen
„Individuelle Einzelgespräche gehören bei einer Reha dazu. Viele
Ängste lassen sich so abbauen.“
„Bei einem Schlaganfall
neigen die Betroffenen
dazu, zunächst zum
Hausarzt zu gehen,
aber das bedeutet
Zeitverlust, der nicht
mehr aufgeholt werden
kann.“
▶ Dr. stefaN beckers
Ärztlicher Leiter
Rettungsdienst Stadt
Aachen
„Im neuen Neurovaskulären Netzwerk kooperieren inzwischen unter
der Leitung der Uniklinik Aachen
Krankenhäuser und Rettungsdienste der Region. “
Dr. stefaN beckers,
Ärztlicher leiter
rettuNgsDieNst aacheN
Herzkranzgefäß verstopft, den
Herzinfarkt aus, so leidet der Betroffene unter extremen Schmerzen, und der Notarzt wird gerufen.
Ein Gefäßverschluss im Kopf läuft
stiller ab. Es kommt zu Lähmungen und Sprachstörungen. Das ist
nicht weniger dramatisch. Die
Zeit, in der man Schlimmeres verhindern kann, läuft. Je schneller
fachliche Hilfe zum Einsatz
kommt, umso mehr Gehirngewebe kann gerettet werden. „Time
is Brain“, „Zeit ist Gehirn“ lautet
der Appell, hier gleichfalls den
Notruf 112 zu betätigen. Wenige
Stunden entscheiden über das zukünftige Leben.
Warum das so ist, wie man Schädigungen verhindern kann und in
der konkreten Situation reagieren
sollte, darüber sprechen die Mitwirkenden beim AZ-Forum Medizin. Referenten sind diesmal vom
Uniklinikum Professor Nikolaus
Marx, Direktor der Klinik für Kardiologie, Professor Karl Mischke,
Leitender Oberarzt der Klinik für
Kardiologie, Arno Reich und Cornelius Werner, Oberärzte der Klinik für Neurologie, Manfred Bauer,
Facharzt für Allgemeinmedizin in
Aachen, Stefan Beckers, Ärztlicher
Leiter
Rettungsdienst
Stadt
Aachen, Sergey Dockter, DiplomSportwissenschaftler, Qigong- und
Yoga-Lehrer, Erik Skobel, Chefarzt
der Reha-Klinik „An der Rosen-
▶ sergey Dockter
Diplom-Sportwissenschaftler, Yoga- und
Qigong-Lehrer, Aachen
„Die Betroffenen müssen aufgerichtet werden. Wird der Atem behindert, leiden alle Organe.“
▶ Dr. MaNfreD bauer
Akute Gefahr! Der Notarzt (oben) muss unter der Telefonnummer 112 gerufen werden, wenn der Verdacht besteht, dass jemand einen Schlaganfall
(links) oder einen Herzinfarkt (rechts) erleidet. Der Zeitfaktor spielt in beiden Fällen eine große Rolle. Mit dieser Problematik beschäftigt sich das
AZ-Forum Medizin am Dienstag, 23. Februar, im Uniklinikum Aachen.
Fotos: stock/Wolterfoto/Scierpo/Sebastian Kaulitzki
quelle“ Aachen, und Kathrin
Thiele, Leiterin von HerzsportGruppen. „Die Rettungskette muss
in jedem Fall stimmen“, betont
Stefan Beckers. „Bei einem Schlaganfall neigen die Betroffenen dazu,
zunächst zum Hausarzt zu gehen,
aber das bedeutet Zeitverlust, der
nicht mehr aufgeholt werden
kann.“ Und Nikolaus Marx bestätigt, dass im Notfall Eile geboten
ist. „Jeder dritte Infarkt-Patient
stirbt, das darf man nicht vergessen.“ Immer wieder weisen Experten auf die bekannten Risikofaktoren hin – überhöhter Blutdruck,
Rauchen, erhöhte Fettwerte, übermäßiger Alkoholgenuss, Probleme
wie Diabetes, Rheuma, Herzerkrankungen (etwa Vorhofflim-
mern) erhöhen das Risiko, einen
Herzinfarkt oder Schlaganfall zu
erleiden, enorm, denn alle fördern
die Gefäßschädigung. Für Betroffene gilt: Nach Infarkt oder Schlaganfall muss eine Verhaltensänderung stattfinden. „Infarktpatienten müssen regelmäßig Medikamente einnehmen“, betont Marx.
Den Menschen aufrichten
Gesunde Lebensführung, Umstellung der Ernährung, Gewichtsabnahme – all das kann dazu beitragen, den Körper nach einer Attacke wieder zu stabilisieren. Ohne
Bewegung geht es nicht. „Bei
Schlaganfall und Herzinfarkt sind
nach Lehren der Traditionellen
Chinesischen Medizin nicht nur
das Gehirn und das Herz, sondern
Organe wie Milz, Leber und Magen
betroffen, der gesamte Körper“,
weiß Sergey Dockter. „Lebensstil
und Ernährung spielen eine wichtige Rolle, aber besonders die Atmung. Es gibt viele Übungen, bei
denen der Betroffene lernt, den
Körper besser mit Sauerstoff zu versorgen.“
Ein speziell auf Herzpatienten
abgestimmtes Programm, das von
einem Arzt begleitet wird, bietet
der Herzsport. „Wir nehmen den
Menschen die Angst vor Bewegung“, sagt Trainerin Kathrin
Thiele. Und eine Reha? „Je nach
Schädigung wird ein individuelles
Programm erstellt“, berichtet Erik
Skobel, Leiter der Reha-Klinik „An
der Rosenquelle“ in Aachen. „Es ist
wichtig, Patienten zu informieren,
ihnen zu erklären, was da überhaupt im Körper passiert ist.“
Letztlich ist es der Hausarzt, der
den Überblick behalten sollte. „Ich
sehe mich unter anderem als Koordinator zahlreicher Maßnahmen,
von der Logopädie bis zur konkreten Versorgung des Patienten“,
sagt Manfred Bauer. „In Familien,
aber besonders bei allein lebenden
Menschen ist die Situation häufig
sehr schwierig.“
Haben Sie weitere Fragen? Im
AZ-Forum Medizin antworten die
Referenten. Sie können eine E-Mail
mit Ihren Fragen senden an:
[email protected].
Ultraschall, rettende Druckmassage und viel Bewegung
Bei „rat & hilfe“ im seminarraum können Besucher ab 15 Uhr Untersuchungsangebote nutzen, turnen und sich informieren
aachen. Wie sollte man sich nach
einem Schlaganfall oder Herzinfarkt ernähren? Leicht, vollwertig
– bei „Rat & Hilfe“ im Seminarraum des Uniklinikums können
die Besucher praktisch erfahren,
wie das geht. Im Rahmen eines
bunten Mitmachprogramms gibt es hier die
Möglichkeit, sich umfassend zu informieren, mit einem der
anwesenden Fachärzten über individuelle
Probleme zu sprechen und sogar an
Untersuchungen
teilzunehmen. Tritt
der Notfall ein,
sollte niemand zögern, den Notruf
112 zu wählen
und den Notarzt
zu rufen. Mitarbeiter der Ret-
tungsdienste in Aachen sind im Seminarraum dabei, um Fragen zu
diesem Thema zu beantworten –
und nicht nur das. Bei einem plötzlichen Herzstillstand kann auch
der Laie durch die Herzdruckmassage Leben retten. Die Retter bringen Spezial-Puppen mit,
an denen die Besucher
üben dürfen. Ob Herzinfarkt oder Schlaganfall –
stets liegen Probleme
mit den Gefäßen vor.
Häufig ist eine Stenose
(Gefäßverengung) die
Ursache dafür, dass
sich ein Blutgerinnsel löst und durch
den Körper bewegt.
Teilnehmer
an
Nicht vergessen:
AZ-Forum Medizin
am 23. Februar.
„Rat&Hilfe“ können an einer Ultraschall-Untersuchung der Halsschlagader teilnehmen. Der untersuchende Arzt wird dabei zwar
keine Diagnose stellen, dem Betroffenen aber sagen, ob er besser
einen Facharzt aufsuchen sollte.
Ziel ist es, das individuelle Schlaganfall-Risiko zu ermitteln.
blutdruck messen
Blutdruck und Puls sind Faktoren,
die auf Probleme hindeuten können. Bei „Rat&Hilfe“ sollte sich jeder den Blutdruck messen lassen.
Mit Hilfe eines völlig neuen Untersuchungsgeräts – dem in Deutschland noch kaum bekannten „Diagnostick“, einem Stab, den man
eine Minute lang in der Hand hält
– kann die Pulsfrequenz gemessen
und gedeutet werden. Auch das
darf bei „Rat&Hilfe“ ausprobiert
werden. Die Sauerstoffsättigung
des Blutes gibt dem Arzt wichtige
Hinweise. Im Seminarraum wird
sie mit einer einfachen Untersuchung getestet. Die AOK Aachen
bietet neben umfangreichen Informationen sportliche Übungen in
einer kleinen Mitmach-Runde an.
Jeder ist aufgefordert, das einmal
auszuprobieren.
Auch Kathrin Thiele, Leiterin
von Herzsport-Gruppen, ist dabei
und zeigt, was in ihren Kursen abläuft, unterstützt von dicken Gymnastikbällen. Werner Kenders vom
Helene-Weber-Haus Aachen/Stolberg bietet einen beruhigenden
Tee und einen „ErlebnisraumYoga“ an.
Bei den Bewegungsrunden mit
Sportwissenschaftler Sergey Dockter lernen die Teilnehmer, wie
wichtig und wohltuend das richtige Atmen ist und wie man es
praktizieren kann. Fragen zu einer
Reha nach Schlaganfall und Herz-
infarkt beantwortet Erik Skobel,
Chefarzt der Reha-Klinik „An der
Rosenquelle“ in Aachen. Wie füllt
man die Formulare richtig aus?
Was ist der Unterschied zwischen
„Anschluss-Heilbehandlung“ und
Rehabilitation?
Und was tun, wenn durch den
Schlaganfall Bewegungseinschränkungen verursacht wurden? Pavle
Lederer von der Aachener Firma
Fendel & Keuchen zeigt im Seminarraum, was es für Hilfen bei speziellen Indikationen gibt und berät
die Besucher. Neben Fußheberschienen und individuell gefertigten Orthesen bietet die funktionelle Elektrostimulation großes
Potenzial für Betroffene. Wer will,
kann dieses System auf einem kleinen Parcours sogar vor Ort ausprobieren.
Der eintritt zu „Rat & Hilfe“ und
zum AZ-Forum Medizin in Hörsaal
4 ist frei.
(sar)
Niedergelassener
Facharzt für
Allgemeinmedizin,
Aachen
„Ich sehe den Hausarzt als Manager
für den Kranken. So viele Dinge
müssen organisiert werden.“
▶ Professor Dr. karl
Mischke
Leitender Oberarzt der
Klinik für Kardiologie,
Uniklinikum Aachen
„Die Auslöser für einen Schlaganfall
sind vielfältig, aber jeder hat eine
Vorgeschichte.“
▶ Dr. arNo reich
Oberarzt der Klinik für
Neurologie, Uniklinikum Aachen
„Spezielle Verfahren wie das MikroRetriever-System der Neuroradiologie sind bereits Standard.“
▶ Dr. corNelius
WerNer
Oberarzt der Klinik für
Neurologie,
Uniklinikum Aachen
„40 Prozent der Schlaganfall-Patienten leiden unter einer sprachlichen Behinderung, der Aphasie.“
▶ kathriN thiele
Trainerin für
Herzsportgruppen
„Wir müssen Menschen, die einen
Herzinfarkt hatten, die Angst vor
Bewegung nehmen. Viele sind da
sehr besorgt.“

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