CVd – Verkanntes Genie
Transcrição
CVd – Verkanntes Genie
7. Ausgabe, Oktober 2009 Informationen aus dem Geschäftsbereich Oberflächentechnik und Wärmebehandlung Editorial Seite 2 Gemeinsame Stärken Intern Seite 2 Besser ist besser Aktuell Seite 4 Vakuumhärterei übernommen 50 Jahre Know-how CVD – Verkanntes Genie „Exakte Abstimmung sichert Maßhaltigkeit“ Serie Beschichtungsverfahren Seite 3 Editorial Gemeinsame Stärken Einen ersten Kontakt herzustellen, ist vergleichsweise einfach. Ihn dauerhaft zu pflegen und gezielt zu langfristigem Erfolg zu führen, ist das, was gute Partnerschaften ausmacht – und es erfordert deutlich höhere Anstrengungen. G rundlegend für eine erfolgreiche Zusammenarbeit ist, dass die Kunden wissen, welche Leistungen sie von uns erwarten können und dass sie diese schließlich auch bekommen. Dazu müssen wir unsere eigenen Stärken erkennen und uns darauf besinnen. Unsere Kernkompetenzen gemeinsam mit Ihnen gezielt einzusetzen ist die Basis für zukunftsfähige Partnerschaften. Doch was zeichnet uns aus und wie können Sie davon profitieren? Es ist die Leistung über das Produkt hinaus, die Sie in der Praxis wirklich weiterbringt. Die Herren Harald Schmidt und Stefan Winkler erläutern im Interview auf Seite 3 am Beispiel des CVD-Verfahrens, warum es von Vorteil ist, die gesamte Prozesskette rund um das Beschichten – von der verfahrensunabhängigen Beratung über das Aufbringen der Schicht bis hin zum anschließenden Service – unter einem Dach zu realisieren. Beim Weiterentwickeln von Verfahren und Schichten gibt uns der Dialog mit Ihnen wichtige Rückmeldungen aus der Praxis. Zuständig für diese Forschungs- und Entwicklungsarbeit ist unter anderem die Qualitätszentrale (siehe Artikel auf dieser Seite). Neben dem technologischen Fortschritt erfahren Sie auf Seite 4 („Vakuumhärterei übernommen“) Näheres über die strukturelle Weiterentwicklung von Dörrenberg Oberflächentechnik. Abseits vom Tagesgeschäft, aber für die gemeinsamen Interessen in besonderer Weise förderlich, Dr. Christoph Escher Leiter Qualitätszentrale nutzten viele Kunden die Jubiläumsveranstaltung der Oberflächentechnik zum partnerschaftlichen Austausch mit unseren Mitarbeitern (siehe Seite 4). Eine informative Lektüre wünscht Ihnen Ihr Christoph Escher Intern Besser ist besser o einfach dieser Satz ausgesprochen ist, so viel Forschungs- und Entwicklungsarbeit steckt hinter der Umsetzung des Ziels. Von der Grundlagenforschung bis hin zur Produkt- und Prozessentwicklung – die Qualitätszentrale vereint Know-how und Technologie aus allen Geschäftsbereichen von Dörrenberg. Für die Qualitätssicherung im Bereich Oberflächentechnik nutzt die Abteilung beispielsweise den Scratch-Test. Dabei wird die Qualität von dünnen Hartstoffschichten für Werkzeuge getestet, indem ein Prüfkörper aus Diamant (Diamantindentor) die Schichtoberfläche mit einer definierten, zunehmenden Lastrate einritzt. Die Ergebnisse sind die Basis für Aussagen über die Haftfestigkeit, die Oberflächenhärte und das Ermüdungsverhalten der Schicht sowie über die Stützwirkung des Substrats. Dörrenberg Oberflächentechnik nutzt diese Erkenntnisse, um die verschiedenen CVD-, PVD- oder PA-CVD- Schichten weiterzuentwickeln. „Wichtig für eine erfolgreiche Forschungs- und Entwicklungsarbeit sind neben der eigenen Produktentwicklung der Dialog mit den Kunden und gemeinsame Entwicklungsprojekte. Die enge Abstimmung mit unseren Partnern ist die entscheidende Grundlage, um praxisnahe Lösungen zu entwickeln“, betont Dr. Escher die Bedeutung einer engen Kooperation. Im Falle der Hartstoffschichten passte man die Eigenschaften an die gestiegenen Belastungen an: Die Schichten ermöglichen deutlich längere Standzeiten der Werkzeuge für das Umformen von hoch- und höchstfesten Blechen. Die Entwicklung der Schichten zeigt, dass vor allem Haftfestigkeit und Verschleißwiderstand stetig gesteigert wurden. Die intensive Entwicklungsarbeit ist der Schlüssel, um die Schichten auch in Zukunft weiter zu verbessern. Beschichtetes Werkzeug Scratch-Test Metallografische Schliffuntersuchung Die Qualitätszentrale im Fokus „Unser Ziel ist es nicht, gut zu sein, sondern immer besser zu werden – und das jeden Tag“, bringt Dr. Christoph Escher, Leiter Qualitätszentrale, den täglichen Anspruch seiner Abteilung auf den Punkt. S 2 ausSICHT 7/2009 CVD – Verkanntes Genie „Exakte Abstimmung sichert Maßhaltigkeit“ Dörrenberg bietet als eines der wenigen Unternehmen in Mitteleuropa die CVDBeschichtung für hochbelastete Umformwerkzeuge als Lohnbehandlung an. ausSICHT sprach mit Harald Schmidt, Betriebsleiter Oberflächentechnik, und Stefan Winkler, Meister CVD-Beschichtung, über Vorteile, Besonderheiten und Einsatzgebiete von CVD-Schichten. Umformprozesse ohne CVD-Schichten gar nicht funktionieren. Welche Werkzeuge können denn sinnvollerweise CVD beschichtet werden? HS: Die Haupteinsatzbereiche finden Sie in der Blechumformung. Hauptsächlich dort, wo abrasiver und adhäsiver Verschleiss auftritt. Langläufige und Die ausSICHT-Redaktion im Interview mit Harald Schmidt (Mitte) und Stefan Winkler (links) Herr Schmidt, Herr Winkler, Meinungen und Vorurteile über diese Technologie kursieren ja viele. Wo liegen tatsächlich die Stärken von CVD-Schichten? Warum ist CVD ein „verkanntes Genie“? Harald Schmidt: Viele Kunden sind verunsichert, was die Möglichkeiten von CVD-Beschichtungen angeht. Eine Reihe von Anbietern empfiehlt den Anwendern PVD-Schichten, wo eigentlich nur CVD infrage kommt. Es gibt z.B. eine Vielzahl von hochbelasteten Umformwerkzeugen, die mit PVD beschichtet werden, obwohl eine CVD-Beschichtung deutliche wirtschaftliche Vorteile hat. In vielen Fällen sorgt diese für signifikante Standzeiterhöhungen im Vergleich zu PVD beschichteten Werkzeugen. Können Sie uns dafür ein Beispiel aus der Praxis nennen? Stefan Winkler: Betrachten wir etwa diesen mit CVD-Sandwich beschichteten Ziehring (Bild rechts), mit dem 1,2 Millimeter dickes, rostfreies Blech umgeformt wird. Die Hubzahl der Presse liegt bei 42 Hüben pro Minute. Versuche, dieses Blech mit PVD beschichteten Werkzeugen umzuformen sind frühzeitig gescheitert. HS: Wirtschaftlich überzeugende Ergebnisse erreicht man in diesem Fall nur mit einer CVD-Schicht. Zudem würden viele hohe Stückzahlen machen das Verfahren besonders interessant. Die wirtschaftlichen Vorteile durch CVD sind so deutlich, dass man es bei vielen Anwendungen in Erwägung ziehen sollte. Die PVD-Schichten spielen in anderen Bereichen ihre Stärken aus. Welche Schicht für welches Werkzeug eingesetzt wird, entscheiden wir von Fall zu Fall mit Blick auf die Erfordernisse, unabhängig vom Verfahren. Worin ist denn die Unsicherheit der Kunden begründet, wenn das Verfahren so überzeugend ist? SW: CVD verlangt eine genaue Abstimmung zwischen Beschichter und Kunden. Im Idealfall sollte man sich bereits im Vorfeld der Werkzeugkonstruktion über die Wahl eines geeigneten Werkstoffs verständigen. Die Maßhaltigkeit der Werkzeuge beim späteren Härten und Beschichten sichern wir durch die abgestimmten Fertigungsschritte von Werkstoff und Toleranzen gemeinsam mit den Kunden. HS: Nach der Vorbearbeitung des Werkzeugs empfehlen wir eine „Sonderwärmebehandlung für spätere CVD-Beschichtung“. Hierbei geht es um Fragen der optimalen Gefügeausbildung unter Beachtung von Maß- und Formstabilität. Die gezielte Maßverfolgung wäh- Serie: Beschichtungsverfahren 1) PVD 2) PA-CVD 3) CVD rend der Ersthärtung versetzt uns in die Lage, dem Kunden ein Schleifmaß vorzugeben, um später bei der CVD-Beschichtung (Beschichtungstemperatur ca. 1.000 Grad Celsius) und der Nachhärtung die Sollmaße zu erreichen und die geforderten Werkstoffeigenschaften einstellen zu können. Der eben erwähnte Ziehring ist mit der CVD-Schicht Sandwich beschichtet. Welche anderen Schichtsysteme gibt es im Bereich CVD? SW: Die verschiedenen Varianten von CVD-Schichten sind jeweils auf die Anforderungen unterschiedlicher Werkzeuge und Prozesse abgestimmt. Die Schicht CVD-Sandwich beispielsweise ist für die Bearbeitung von verzinkten und austenitischen Blechen, also für adhäsiven Verschleiß geeignet, während CVD-TiC dank seiner Härte für stark abrasive Materialien ideal ist. Ein Einsatzbereich der CVD-Schichten ist zudem die Dickblechverarbeitung. Dafür haben wir ein spezielles Schichtsystem entwickelt, die sogenannte CVDUSB-Schicht: eine Mehrlagenschicht, die besondere Haftfestigkeit mit einem spannungsarmen Aufbau in den einzelnen Schichten und maximaler Härte in der Deckschicht vereint. Wie sehen Sie die Zukunft der CVDSchichten? HS: Eindeutig positiv, auch in der jetzigen konjunkturellen Entwicklung: Während PVD-Schichten bei uns im Hause rückläufig sind, ist der Umsatz in der CVDTechnologie praktisch stabil geblieben. CVD-Sandwich beschichteter Ziehring ausSICHT7/2009 3 Aktuell Vakuumhärterei übernommen Kompetenzen gezielt erweitert Dörrenberg Oberflächentechnik erweitert mit der Übernahme einer Vakuumhärterei in Lindlar-Kaiserau seine Kapazitäten im Kerngeschäft Härten. A b sofort können auch größere Werkzeuge und Bauteile mit Stückgewichten von bis zu drei Tonnen gehärtet werden. Auch Richten und partielles Anlassen bei großen Stückgewichten ist nun möglich. Die Kompetenzerweiterung schafft zudem neue Möglichkeiten für Werkzeuge, die hängend gehärtet oder gerichtet werden. Dörrenberg bindet den neuen Standort in das bestehende Wärmebehandlungs- und Logistikkonzept ein und verlagert eine Reihe von regelmäßigen Aufträgen nach Kaiserau. Mittelfristig wird das Unternehmen zwei Kompetenzlinien aufbauen: eine für Kaltarbeits- und Hochleistungswerkstoffe, die andere für Warmarbeitswerkstoffe. Wenn Sie Fragen zum neuen Standort haben, kontaktieren Sie bitte Frau Margarete Schuster Tel.: +49 2263 79-465 [email protected] 50 Jahre Know-how Kundenevent der Oberflächentechnik zu intensivem Dialog genutzt Impressionen unserer Veranstaltung „Obwohl ein halbes Jahrhundert Unternehmensgeschichte natürlich auch ein Anlass zum Feiern ist, nutzten wir die Jubiläumsveranstaltung vor allem, um Gespräche mit den Kunden zu vertiefen“, resümiert Gunar Ernis, Geschäftsbereichsleiter Oberflächentechnik, das Kundenevent am 19. Juni. M ehr als 150 Kunden aus verschiedenen Branchen waren auf dem Werksgelände in Engelskirchen-Ründeroth zu Gast. Dort erkundeten sie das im vergangenen Jahr räumlich und technologisch erweiterte Beschichtungszentrum. Neben einer neuen Halle für die Niedertemperaturverfahren hatte das Unternehmen 2008 einen zusätzlichen Vakuumofen, einen Anlassofen, eine PVD-Anlage der neuesten Generation und eine große Plasmanitrieranlage in Betrieb genommen. 4 ausSICHT 7/2009 Sowohl bei den Betriebsrundgängen als auch während der Fachvorträge diskutierten die Teilnehmer intensiv über aktuelle sowie zukunftsweisende Technologien und Verfahren. Im Mittelpunkt standen dabei Themen wie Standzeiterhöhungen für Werkzeuge durch Oberflächenbehandlungsverfahren für verschiedene Branchen: die Blechumformung, die Warmumformung, die Kunststoffverarbeitung und der Maschinenbau. Besonders informativ war der Vortrag des Werkstofftechnikexperten Prof. Dr.-Ing. Werner Theisen von der Ruhr-Universität Bochum über „Gefüge und Wärmebehandlung von Werkzeugstählen“. Ernis fasst zusammen: „Uns lag besonders daran, den Kunden das gesamte Spektrum unserer Leistungen zu präsentieren. Denn gerade von dieser Bandbreite und weil wir in der Lage sind, unabhängig vom Verfahren – CVD, PVD oder PA-CVD – zu beraten, profitieren unsere Kunden.“ Impressum Redaktion Gunar Ernis Tel.: +49 2263 79-0 E-Mail:[email protected] Imke Huland Tel.: +49 2263 79-587 E-Mail:[email protected] Realisierung C&G: Strategische Kommunikation GmbH, Overath Grafik: Viola Dreyling Text: Tobias Hartmann www.wir-verstehen-technik.de Herausgeber Dörrenberg Edelstahl GmbH Hammerweg 7, 51766 Engelskirchen