Vater (-rebe) des Grünen Veltliner gefunden

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Vater (-rebe) des Grünen Veltliner gefunden
Pressemappe „Vater(-rebe) des Grünen Veltliner gefunden“
Pressemappe
zum Pressegespräch
„Vater (-rebe) des Grünen Veltliner gefunden“
Donnerstag, 6. August 2009
10.00 Uhr
Attilabrunnen St. Georgen, Brunnengasse 1
Rückfragen: Maximilian SCHULYOK, Tel. 0676/ 83 705 712, [email protected]
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Pressemappe „Vater(-rebe) des Grünen Veltliner gefunden“
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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis _________________________________________2
Allgemeines ______________________________________________3
St. Georgen – Geschichte im Überblick _______________________4
Die Ried Viehtrift und der alte Weinstock „St. Georgener Rebe“ ___5
Die Herkunft der Sorte Grüner Veltliner _______________________8
Masterplan „Alte St. Georgener Rebe“ _______________________12
Bildmaterial _____________________________________________14
Alte Rebe 2007 _________________________________________________ 14
Alte Rebe 2008 _________________________________________________ 15
Alte Rebe Juli 2009 ______________________________________________ 16
Rückfragen: Maximilian SCHULYOK, Tel. 0676/ 83 705 712, [email protected]
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Allgemeines
Bürgermeisterin Andrea Fraunschiel
Nach eingehenden Untersuchungen und Genanalysen kommt Univ. Doz. Dr.
Ferdinand
Regner
(Rebgenetiker)
zum
sensationellen
Ergebnis:
Die
Übereinstimmung bei den Sorten Grüner Veltliner und der Rebe St. Georgen an allen
Genorten ist zwar nicht ganz 100 %, wurde aber an allen 19 Chromosomen
ZWEIFELSFREI erkannt.
Die typisch österreichische Weinrebe Grüner Veltliner ist eine Zufallskreuzung aus
Traminer als Muttersorte und einer bis vor kurzem unbekannten Vatersorte. Mit
17.478 ha hat der Grüne Veltliner 36 % Anteil an der gesamten Rebfläche
Österreichs (48.500 ha). Als autochthone Sorte ist er maßgeblich an den
Exporterfolgen und am Ruf Österreichs als Weinland mit höchstem
Qualitätsanspruch beteiligt.
Der St. Georgener Winzer Ing. Hans Moser hat auf Grund von Berichten eines
ehemaligen Viehhirten und der Aktivität des Vereins „Dorfblick“ zur Erstellung der
Chronik „700 Jahre St. Georgen 1300-2000“ Nachforschungen betrieben und
Genanalysen initiiert.
Die lange Zeit als verschollen bzw. unbekannt gegoltene Vatersorte des Grünen
Veltliner überlebte als einzige zur Zeit auffindbare Rebe der Welt auf einem
Grundstück der Freistadt Eisenstadt, welches im Mittelalter letztmalig als Weingarten
genutzt wurde, und über längere Zeit den Bauern in St. Georgen als Hutweide
gedient hat.
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St. Georgen – Geschichte im Überblick
Eine Besiedlung des Gebietes von St. Georgen lässt sich aufgrund archäologischer
Funde bis in die Jungsteinzeit zurückverfolgen. Um Christi Geburt begann die
römische Inbesitznahme unserer Gegend, deren bedeutendste Überreste in St.
Georgen der Gutshof aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. und der Attilastein sind.
Zur ersten deutschen Besiedelung kam es im 8. / 9. Jhdt. aus dem Bayrischen
Raum. Die Landnahme der Ungarn erfolgte ab 907. Im 11. und 12. Jahrhundert
führte die zweite deutsche Kolonisation unseres Raumes vermutlich zur Anlage des
heutigen Ortsgrundrisses von St. Georgen – noch heute im Bereich der
Brunnengasse und Hauptstraße erkennbar (Breitangerdorf).
Am 12. Mai 1300 wird St. Georgen als villa sanctii georgii erstmals erwähnt.
Ca. 1392 erfolgte eine neue Herrschaftseinteilung: Die Siedlungen südlich und
südöstlich des Leithagebirges kamen zur Herrschaft Eisenstadt, die Siedlungen
nördlich bzw. westlich des Leithagebirges zu Hornstein (Hornstein, Roy,
Leithaprodersdorf, Wimpassing, Steinbrunn, Pöttelsdorf, Müllendorf). Im Pressburger
Frieden von 1491 fiel die Herrschaft Eisenstadt an Ungarn, wurde aber an
österreichische Adelige verpfändet. Nachdem 1622 die Esterházys die Herrschaft
Eisenstadt übernommen hatten, erfolgte 1647 wieder die Angliederung zu Ungarn.
Die Türkenkriege und die Kuruzzenzeit brachten großes Leid über die Bevölkerung.
Der Großteil der Weingartenbesitzer waren bis ins 17. Jhdt. auswärtige Adelige.
Während der Franzosenkriege gab es Einquartierungen französischer Soldaten
(1806).
Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zur „Bauernbefreiung“ und zur Grundablöse.
1921 erfolgte der Anschluss des Burgenlandes an Österreich. Zwischen 1938-1950
war und seit 1970 ist St. Georgen Teil (Stadtbezirk) von Eisenstadt.
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Die Ried Viehtrift und der alte Weinstock „St. Georgener Rebe“
Im 11. und 12. Jahrhundert führte die zweite deutsche Kolonisation unseres Raumes
vermutlich auch zur Anlage des heutigen Ortsgrundrisses von St. Georgen. Noch
heute sind die alten Dorfstrukturen im Bereich der Brunnengasse und der
Hauptstraße erkennbar. Dabei handelt es sich um ehemaligen Edelhöfe,
Lehenshäuser und Hofstätten. Aus historischen Quellen ist bekannt, dass bis ins 17.
Jhdt. ein Großteil der am Südhang des Leithagebiregs liegenden Weingärten im
Besitz auswärtiger Adeliger war. Erst danach nutzten auch St. Georgener größere
Weingärten.
Bereits im Bergbuch aus dem Jahr 1570 waren nur ein kleiner Teil der Ried Viehtrift
nördlich der Rochuskappe und die angrenzende Ried Jungfrau als Weingärten
ausgewiesen. Alte Lesesteinmauern weisen aber auf eine weiter zurückliegende
Parzellierung zurück. Bis Mitte der 1950er-Jahre nutzten die Hirten diese Flächen als
Hutweide. Älteren St. Georgenern war seit ihrer Jugend ein durch stacheliges
Buschwerk vor Viehfraß geschützer alter Weinstock auf dem „Hetscherlberg“ (heute
„Viehtrift“) bekannt. Im Zuge der Erstellung der Dorfchronik „St. Georgen –
Geschichten und Geschichten (2000)“ durch den Verein Dorfblick kam der Hinweis
auf den alten Weinstock. Aufgrund von Beschreibungen und einer Skizze auf einem
Bierdeckel fand der Kassier des Vereins Michael Leberl den Weinstock.
Seitens des Vereins Dorfblick St. Georgen wurde daraufhin über den
Stadtbezirksvorsteher und Obmannstellvertreter des Vereins Hermann Höld, auf
Empfehlung von Ing. Hans Moser, die Landwirtschaftliche Fachschule (LFS) für
Weinbau in Eisenstadt kontaktiert und anlässlich der Ausstellung „700 Jahre St.
Georgen“ wurden auch Triebe des Weinstocks gezeigt.
Im September 2000 nahmen Ing. Schüller und Ing. Schneider von der LFS im
Beisein von Michael Leberl und Vereinsobmann Dr. Erich Kummer Proben. Mit den
verwendeten Methoden der Sortenbestimmung konnte vorerst kein Ergebnis erzielt
werden. Auch erste Untersuchungen, die auf Ersuchen von Ing. Schüller an der
Höheren Bundesversuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg im Jahr
2003 durchgeführt wurden, brachten soweit bekannt keine weiteren Erkenntnisse.
Im Zuge von Schwenungsarbeiten zur Sanierung des bedeutenden Trockenrasens
der ehemaligen Hutweide am Hetscherlberg (Viehtrift) wäre im März 2006 der älteste
Weinstock des Dorfes beinahe gerodet worden. Die Rodungsmaßnahmen reichten
bereits bis auf wenige Meter an den Stock heran. Naturschutzorgan Hans Sommer,
der die Pflegemaßnahmen koordinierte, wurde vom Obmann des Vereins Dorfblick,
Dr. Mag. Erich Kummer, kontaktiert und auf die besondere Rebe hingewiesen.
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Erst nachdem weitere Proben aus dem Jahr 2005 untersucht wurden, die vom Verein
Dorfblick über die LFS an Professor Dr. Regner von der Bundesversuchsanstalt in
Klosterneuburg geschickt wurden, gab es erste Hinweise, dass dieser alte Rebstock
ein genetischer Elternteil der Sorte Grüner Veltliner sein könnte.
Im Jahr 2006 informierte Michael Leberl den örtlichen Weinbauverein und auch Ing.
Hans Moser, der eine Probe zu Dr. Regner nach Klosterneuburg brachte. Er drängte
darauf, die Rebe neuerlich gentechnisch zu untersuchen, um das vorliegende
Zwischenergebnis zu bestätigen. Im Jahr 2006 suchte Dr. Regner, Lehrbeauftragter
der Bundesversuchsanstalt für Wein- und Obstbau, mit Ing. Hans Moser, GR Sissi
Leeb und Michael Leberl den historischen Weinstock auf der Viehtrift auf.
Nach ersten Auswertungen stand fest, dass es sich um die bis dato verschollene
Vaterrebe der Sorte Grüner Veltliner handelt. Dr. Regner publizierte die
Forschungsergebnisse in der Fachzeitung „Der Winzer“ (04/2007). Diese Rebe wird
bis zum Vorliegen neuerer Forschungsergebnisse als „St. Georgener Rebe“
katalogisiert.
Seit 2006 pflegt und betreut Ing. Hans Moser den Weinstock. Als erstes wurde der
Stock frei gemacht, um genügend Sonne durchkommen zu lassen. Ableger wurden
genommen, um den Bestand abzusichern. Weitere Aktivitäten mit St. Georgener
Winzern sind geplant.
Presshaus um 1900
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St. Georgen 1907
Weinlese 1933
Lindenbaum St. Georgen
Dorfblick St. Georgen
Verein zur Aufarbeitung des dörflichen Lebens gestern, heute morgen
Schanzstraße 19
7000 Eisenstadt
Tel: 02682 / 68384
Email: [email protected]
www.dorfblick.info
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Die Herkunft der Sorte Grüner Veltliner
Dr. Ferdinand REGNER, HBLAuBA Klosterneuburg, Abteilung Rebenzüchtung
Die Frage wie unsere heutigen Rebsorten entstanden sind, ist eine immer
wiederkehrende Frage der Weinbaupraxis. In den letzten Jahren hat sich dabei
allerdings zusätzlich zur historischen Dimension eine naturwissenschaftliche
Möglichkeit aufgetan, die zumindest die Herkunft im genetischen Sinne klären
konnte. Natürlich gibt es trotz genetischem Fingerabdruck auch Unsicherheiten, die
vor allem dadurch entstehen, dass einerseits viel Rebmaterial verlorengegangen ist
und folglich nicht alles nachvollziehbar ist.
Der zweite Unsicherheitsfaktor entsteht dadurch, dass nicht alle verfügbaren Genorte
in der Weiterentwicklung einer Rebsorte insbesondere während der Kreuzung und
Rekombination zu einer neuen Sorte, unverändert weitergegeben werden. Umso
größer die Unterschiede zwischen den vorhandenen und den gesuchten
Genabschnitten sind, desto unwahrscheinlicher liegt eine genetische Beziehung z.B.
Abstammung vor. Aber umso erstaunlicher ist es, dass für viele Sorten eine
lückenlose und unzweifelhafte Abstammung rekonstruiert werden konnte. Dass diese
Tatsache nicht immer allen Fachleuten recht ist, musste auch zur Kenntnis
genommen werden. Besonders bei Historikern ist die neue Methodik eher auf
Skepsis gestoßen. Erstens haben sie Konkurrenz erhalten was die
Rebsortenforschung anbelangt und zweitens ist die Spekulation über historische
Belange doch ziemlich in die Schranken gewiesen worden.
Trotzdem brauchen wir die historischen Sortennennungen ohne die keine
Gebietsherkunft möglich ist. Insgesamt sind Aussagen zur Herkunft und
Abstammung immer nur so gut abgesichert, wie für die historischen Werke
recherchiert wurde. Auch damals gab es schon die Tendenz, dass Kopieren
einfacher ist als ein Original herzustellen. Leider ergibt sich dadurch auch für einige
österreichische Sorten kein klares Herkunftsbild.
Rebsorten, die von einer anderen Sorte nicht ordentlich unterschieden wurden, die
unter einem heute nicht mehr gebräuchlichen Namen verbreitet wurden und alle
Fälle von Homonymen und Synonymen tragen zur Konfusion in historischen Werken
bei. Wären die Rebsorten so genau beschrieben, dass eine Wiedererkennung
möglich wäre, hätten sich diese Probleme nie ergeben. Die wirkliche Ableitung der
Sortenherkunft und die Definition der Abstammung ist folglich eine sehr heikle und
schwierige Aufgabe.
Grüner Veltliner
Bisher konnte man in alten Rebbüchern über die Rebsorte Grüner Veltliner sehr
wenig bis gar nichts erfahren. Der Name ist eine relativ junge Benennung einer
Sorte, die früher unter den Bezeichnungen Weißgipfler oder Grünmuskateller
gelaufen ist. Die erste Benennung als Grüner Veltliner erfolgte in der Babo- Mach
Sortenampelographie. Die ausreichende Beschreibung lässt die Sorte erkennen und
damit kann man von der richtigen Identität ausgehen. Vom botanischen her ist der
Grüne Veltliner aber eigentlich überhaupt nicht zur Veltlinerfamilie zu zählen sondern
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wäre mit der Bezeichnung Weißgipfler treffender charakterisiert. Zu dieser Erkenntnis
kam auch Hermann Goethe 1887. Auch in Hinblick auf die genetische
Verwandtschaft zum Rotgipfler als Halbgeschwistersorte durch die Traminer
Abstammung.
Aber warum hat man dann überhaupt den Grünen Veltliner als Veltlinersorte
eingestuft? Dieser Irrtum ist nur auf Grund von Vermutungen nachzuvollziehen, denn
keiner der Ampelographen hat ihn je ausgesprochen. Die Sorte Roter Veltliner gab
und gibt es seit Jahrhunderten und eine (von vielen) mutierten Formen davon ist der
Braune Veltliner mit zur Reifezeit braungrauen Trauben. Weil man aber Reben der
Sorte Brauner Veltliner mit dem Weißgipfler vermengt bzw. verwechselt hat, wurde
die Bezeichnung auf die Beerenfarbe abgestimmt und die Rebe als Grüner Veltliner
bezeichnet. Damit glaubte man der Grüne Veltliner sei eine Mutante des Braunen
oder nach heutiger Kenntnis des Roten Veltliner. Dieser Braune Veltliner wird auch
heute noch in manchen Gebieten als „Österreicher“ bezeichnet und ist keineswegs
ausgestorben. Durch diverse Abstammungen und der genetischen Struktur des
Roten Veltliners konnte erkannt werden, dass diese Sorte die Schlüsselsorte im
Zentrum der Veltlinerfamilie ist.
Der Grüne Veltliner passt vom botanisch, genetischen Sichtwinkel nicht dazu. Sobald
vor dem 19 Jhdt. Von Veltliner gesprochen wird, handelt es sich ausschließlich um
den Roten Veltliner. Im 17 Jhdt. Spricht man vom Großen Braunen Veltliner. Bei
Nennungen im 16. Jhdt ist sogar unklar ob die Sorte oder Wein aus dem
italienischen Valtellina gemeint ist. Babo und Mach meinen zur Namensgebung des
Grünen Veltliners lapidar:“ alleine da diese Bezeichnung einmal allgemein ist, wollen
wir sie beibehalten“. Das historische Conclusio ist eher kurz und lässt sich auf
folgende Aussage bringen: über die Abstammung gibt es wenig konkretes und das
wenige ist auch noch teilweise falsch.
Besser recherchiert ist die Gegend wo die Rebsorte schon im 19 Jhdt. weit verbreitet
war und wo zum Teil gegen den Widerstand der Landesherrn der Grüne Veltliner
gepflanzt wurde. Burger (1837) nennt das Zentrum für die Kultivierung der Plinia
austriaca (oder Grünmuskateller) - wie er sie nennt - in der Retzer Gegend (Pulkau,
Zellerndorf, Rötz, Haugsdorf und Stinkenbrunn) an der Brünner und Horner Straße.
Dort wurde sie schon reinsortig gepflanzt obwohl zu dieser Zeit der Mischsatz die
übliche Risikostreuung im Weinberg war. Interessant scheint auch die Zuordnung in
eine Familie mit den anderen Plinia Reben wie Rotgipfler und Riesling. Beide lassen
als Gemeinsamkeit zum Gr. Veltliner den Traminereinfluß erkennen. Die
Sortenbeschreibung bei Burger ist ausreichend und der Grüne Veltliner ist
erkennbar.
Schams (1832) berichtet über die Pressburger Stadtordnung die 1804 von der
Pflanzung des Grünmuskatellers abrät. Zu dieser Zeit gilt der Grünmuskateller als
leerer Massenträger, der nur einfachste Weinqualität ermöglicht. Der Name
Muskateller wird als unrichtig erkannt. Unwillkürlich drängt sich da die Frage auf, ob
noch von derselben Sorte die Rede ist oder ob der Grünmuskateller eine Vorstufe
des heutigen Grünen Veltliner gewesen sein könnte? Das Alter der Rebsorte dürfte
nach unseren Erkenntnissen, die durch eine umfassende Analyse von über 100
Klonen und Genotypen der Sorte gemacht wurde, eher jung sein. Die Variabilität an
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einzelnen Standorten ist gleich groß oder größer als zwischen weiter entfernten
Orten. Folglich konnten sich die so oft beschriebenen Typen eher durch
phytopathologische Veränderungen als durch genetische ergeben haben. Der
Schluss es handle sich beim Grünen Veltliner um eine eher junge Rebsorte drängt
sich auf.
Wenn man noch einen Zeitsprung zurück geht, stößt man bei Sprenger 1766 auf die
erste Nennung des Grünen Muskateller der aus Oedenburg sein soll. Abgesehen
davon, dass bei Sprenger sehr viele Sorten diesen Titel (aus Oedenburg) tragen, ist
die ampelographische Beschreibung sehr dürftig aber nicht auffallend falsch.
Irritierend ist, dass die Sorte den Muskatsorten zugeordnet wird. Das lässt auf eine
falsche Zuordnung oder eine andere Identität des Grünmuskatellers schließen. Vor
dieser Zeit verschwindet die Rebe in der diffusen Beschreibung der früheren
Jahrhunderte.
Was Jahrhunderte später noch rekonstruierbar war, wurde zusammengetragen und
ergab ein mangelhaftes Mosaik von möglichen Synonymen und verwandten Sorten.
Erst mittels Genanalysen konnte man erkennen, dass der Grüne Veltliner am
ehesten ein Weißgipfler ist, mit den Muskateller Reben keine genetische Beziehung
hat, aber dafür den qualitativen Abdruck des Traminers im Genom erkennen lässt.
Bei einer wahrscheinlichen Abstammung von einer Traminer Kreuzung muss sich
zumindest was die Morphologie betrifft der andere Elternteil gegenüber dem
Traminer mehr durchgesetzt haben. Dieser müsste jene Eigenschaften tragen, die
wir vom Grünen Veltliner her kennen. Das nun wirklich Interessante an dieser
Geschichte ist, dass die Rebsorte, die als zweite Elternsorte vom Gr. Veltliner in
Frage kommt, gefunden werden konnte. Allerdings gibt es für diese Rebe keinen
Namen und die Beschreibung kann auf Grund des schlechten Zustandes der Rebe
nicht verlässlich durchgeführt werden. In diesem Fall könnte man die Rebe
einstweilig nach ihren Isolationsort St. Georgen nennen. Die Rebe dürfte dort schon
einige Jahrhunderte gestanden haben, dies lässt der mehrfache und teilweise
abgestorbene Stamm sowie die vermutete Letztbepflanzung des Grundstückes
schließen. Jedenfalls hat sie trotz Reblaus und Mehltauplage dennoch überlebt. Die
Übereinstimmung der beiden Sorten Grüner Veltliner und Rebe St. Georgen an allen
Genorten ist nicht 100% wurde aber an allen 19 Chromosomen als zweifelsfrei
erkannt (siehe Abbildung).
Der Fund dieser Rebe am Leithagebirge kann uns aber keine Auskunft über die
ehemalige Verbreitung dieser Sorte geben. Erste Vergleiche des genetischen Profils
mit Datenbanken in Ungarn und Kroatien blieben erfolglos. So wird versucht werden,
Rebmaterial von der seltenen Rebe weiter zu vermehren und mit vorhandener
Beschreibung eine Rekonstruktion des Namens zu erreichen. Sinnvoll wäre sicher
das alte Synonym Grünmuskateller für den Vorfahren des Gr. Veltliners zu
verwenden, doch ist dieser Name wegen dem Fehlen der Muskat-Eigenschaften sehr
wahrscheinlich auch nicht zutreffend. Als Zwischenlösung wäre auch der
Auffindungsort der Rebe nämlich „St. Georgen“ denkbar.
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Locus
vvs1
vvs2
vvs3
MD 5
MD 7
MD 8
MD 17
MD 21
MD 24
MD 25
MD 26
MD 27
MD 31
MD 36
Vrzag 15
Vrzag 29
Vrzag 62
Vrzag 67
Vrzag 79
Nr.
Chromosom
13
11
2
16
7
11
18
6
14
11
1
5
7
3
17
1
7
10
5
Traminer
161
189
150
150
212
218
230
236
240
254
138
140
220
220
248
248
211
215
250
250
249
251
188
188
203
215
252
262
165
165
112
116
187
193
126
132
244
250
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Grüner Veltliner
161
180
132
150
212
212
230
230
244
254
140
144
220
222
242
248
211
216
242
250
251
251
188
193
209
215
252
262
165
165
114
116
193
203
126
159
244
248
Rebe St Georgen
161
180
132
142
212
218
230
234
240
244
138
144
220
222
242
248
207
211
242
250
251
251
184
193
209
209
252
262
165
195
112
114
199
203
154
159
246
248
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Masterplan „Alte St. Georgener Rebe“
Ing Hans Moser
Für Ing. Hans Moser, Winzer aus St. Georgen, waren drei Punkte ausschlaggebend
für die Intensivierung der Nachforschungen rund um die alten St. Georgener Rebe:
1. Das Synonym „Grüner Muskateller“ (Greamuschkatöla) war in St. Georgen
noch bis vor einigen Jahren bei den älteren Winzern gebräuchlich.
2. Rudolf Prieler – als Bursche Viehhirte (Hiata) in St. Gerogen - erzählte Hans
Moser bereits 1980 von einem „Rebstock mit sehr aromatischen Trauben“. Die
Tragweite dieser Information war dem damals erst 18-Jährigen noch nicht
bewusst.
3. Im Gespräch mit Michael Leberl vom Verein „Dorfblick“ erfuhr Moser, dass
jenes Grundstück, auf dem die alte Rebe steht, seit Ende des 19.
Jahrhunderts (Reblauskatastrophe in Europa) kein Weingarten mehr war!
Somit war es möglich, dass die dort gefundene Rebe eine ganz seltene und
eventuell schon in Vergessenheit geratene Sorte war.
Nachdem die Genanalyse von Dr. Regner den zweifelsfreien Nachweis über die als
verschollen gegoltene Vaterrebe des Grünen Veltliner erbracht hat, war es für den
Vorstand des Vereins Dorfblick und für Ing. Moser klar, dass es wichtig für St.
Georgen ist, dieser Rebe ganz besondere Pflege angedeihen zu lassen.
Wie im beigefügten Bildmaterial ersichtlich, hat sich der Zustand des alten
Weinstockes von 2006 bis August 2009 erheblich verbessert.
In den ersten beiden Jahren hat sowohl die Rebzuchtanstalt Götzhof als auch Hans
Moser sen. und jun. versucht, Stecklinge (jedoch von sehr schwachem Wuchs) zur
Bewurzelung zu bringen. Die Erfolge waren aber eher bescheiden.
Im Winter 2009 konnten bereits mehr als 20 veredelungsfähige Augen geschnitten
werden. Projektleiter Hans Moser entwickelte einen Masterplan zur Pflege der Alten
Rebe:
1. Die Alte Rebe ist so zu pflegen, dass einerseits dieser Unikatrebstock überlebt
und andererseits so schnell wie möglich veredelungsfähiges Rebmaterial
entsteht.
2. Wichtig war, die Sorte auf jeden Fall für weitere Untersuchungen und
Aktivitäten weiterzuvermehren, sollte die schon sehr geschwächte
Originalrebe absterben.
3. Ein Fruchtansatz und somit die ersten Trauben seit Jahrzehnten ist natürlich
das große Ziel dieser Bestrebungen. Seitens des Bundesamtes für Weinbau
in Eisenstadt, Dr. Walter Flak, wurde bereits die Unterstützung durch
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Weinuntersuchungen und die Erstellung eines ersten Aromaprofils zugesagt.
Für Mikrovinifikation wären die Landwirtschaftliche Fachschule Eisenstadt und
die Höhere Bundeslehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in
Klosterneuburg kompetente Partner.
4. Teilnahme am burgenländischen Terroirprojekt.
5. Anlage eines Weingartens am Originalstandort ev. mit Rekonstruktion einer
alten „Hiatahüttn“ und mit weiteren alten Rebsorten unseres Gebietes, welche
zurzeit von Mag. F. X. Lehner intensiv erforscht werden.
Wobei es zwischen zwei grundsätzlich verschiedenen Aspekten zu unterscheiden
gilt:
a) Der historische und ampelographische Wert dieser Rebe
Ampelographisch ist das Ergebnis der Genanalyse dieser Rebe eine Sensation.
Historisch gilt es jedenfalls noch viel aufzuarbeiten, z.B. ob das zum Teil
gebräuchliche Synonym für den Grünen Veltliner – „Grüner Muskateller“ – eventuell
von dieser Rebsorte stammt! Man findet in der Pressburger Stadtordnung (1804)
genauso wie in Ödenburger Büchern (1766) den Grünen Muskateller sehr oft
erwähnt. Burger (1837) nennt das Zentrum für die Kultivierung von „Plinia austriaca“
(oder Grünmuskateller) die Gegenden um die Hornerstraße, Brünnerstraße und
Retz.
b) Der önologische Wert (im Weingarten und als Wein)
Dieser muss erst in Zukunft erforscht werden. Gerade dieser Teil ist sowohl für
Weinfreunde als auch für die St. Georgener Winzer äußerst interessant und
spannend, aber auch im Interesse des österreichischen Weinbaus.
St. Georgener Hauptstraße 13
Telefon: 0 26 82 / 66 6 07
Fax: 0 26 82 / 66 6 07 – 14
E-Mail: [email protected]
Homepage: www.hans-moser.at
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