Traditionsreiche Familienunternehmen - IHK Bonn/Rhein-Sieg
Transcrição
Traditionsreiche Familienunternehmen - IHK Bonn/Rhein-Sieg
Nach dem Abgesang folgt nun die Lobpreisung: „Familienunternehmen unterscheiden sich von anderen Unternehmen durch die Nähe vom Unternehmer zum Unternehmen. Das Engagement ist langfristiger Natur und das Interesse des Unternehmers an der Nachhaltigkeit des Unternehmens meistens größer als bei Publikumsgesellschaften. Überdies können strategische Entscheidungen wesentlich schneller getroffen werden, was in einer höheren Flexibilität mündet.“ Zu diesem Ergebnis kommt das Institut für Mittelstandsforschung Bonn (IfM) in seiner Untersuchung. 6 DIE WIRTSCHAFT September 2007 D ie Untersuchung des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn (IfM) „Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Familienunternehmen“ vom April 2007 wartet mit beeindruckenden Zahlen auf: Über 95 Prozent aller deutschen Unternehmen sind Familienunternehmen, sie erzielen mit 1,9 Billionen Euro 41,5 Prozent aller deutschen Unternehmensumsätze und stellen mit 13,4 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 57,3 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer in Deutschland. Familienunternehmen - besser als Dax-Unternehmen? Was Beschäftigung und Umsatz angeht, haben die 500 größten deutschen Familienunternehmen (darunter sind aus der Region Bonn/Rhein-Sieg die Dohle Han- delsgruppe Holding GmbH &. Co KG mit Sitz in Siegburg, die Haribo GmbH & Co. KG aus Bonn, die Siegwerk GmbH & Co. KG in Siegburg und die Johannes Reifenhäuser Holding GmbH & Co. aus Troisdorf – es fehlt in der Auflistung des IfM z. B. die Carl Knauber Holding GmbH & Co. KG) die Dax-Unternehmen zwischen 2003 und 2005 geschlagen, so die Zahlen des IfM: Während die „Daxe“ in diesem Zeitraum in Deutschland ihre Beschäftigtenzahl im Jahresdurchschnitt um 1,7 Prozent reduziert haben, stieg sie bei den 500 größten Familienunternehmen um 4,8 Prozent. Weltweit stagnierten die Beschäftigtenzahlen bei den DaxUnternehmen zwischen 2003 und 2005 bei 3,2 Millionen, während die größten Familienunternehmen einen Zuwachs von 2,9 auf 3,3 Millionen verzeichneten. Familienunternehmen schufen also Arbeitsplätze im In- und Ausland, bei den Dax-Unternehmen trugen Verlagerungen ins Ausland zu einer rückläufigen In- Traditionsreiche Familienunternehmen aus dem IHK-Bezirk Bonn/Rhein-Sieg (bis 1913) 1725 Bonner Zeitungsdruckerei und Verlagsanstalt H. Neusser GmbH / H. Neusser Besitz und Verwaltungs GmbH & Co. KG Hingsberg (heute Jüngsfeld) an. Neben dem Ackerland zählt ein großer Obst- und Gemüsegarten zum Anwesen. 1870/77 Gründung der Baumschule Dahs, Reuter & Co. 1938 Trennung der Baumschule in die Betriebe Adolf Dahs und Heinrich Dahs & Co. Als Hofdruckerei zu Zeiten von Kurfürst Clemens August gegründet. Der General-Anzeiger erscheint seit fast 120 Jahren. 1833 Dr. F. Krantz Rheinisches Minerali- 1732 Großhandel mit Mineralien – nach eigenen Angaben weltweit ältestes geologisches Warenhaus. 1833 gründet August Krantz in Freiberg (Sachsen) sein „Mineralien Geschäft“. 1837 Umzug nach Berlin und 1850 dann nach Bonn. Als August Krantz im Jahre 1872 stirbt, ist sein Unternehmen ein Begriff in aller Welt für Mineralien und Fossilien. Ausbau der Kristallographie und Belieferung der mineralogischen Institute mit Holzkristallmodellen. Nach dem Wiederaufbau 1948 Internationalisierung des Geschäftes und Ausweitung des Vertriebs von geologischem Zubehör (Hammer, Lupe und Feldbuch bis hin zu Polier- und Sägemaschinen). Heute führen in 5. Generation Ursula Müller-Krantz und zwei ihrer Kinder das Geschäft. Bonner Glas- und Spiegelmanufaktur Peter Odenkirchen GmbH, Bonn Großhandelsunternehmen mit Flachglas und Glasprodukten für den Baubereich. Familienunternehmen in achter Generation mit 20 Mitarbeitern. 1755 Flachglasgroßhandlung Günter Lawaczek vorm. Wessel´s Niederlage GmbH & Co. KG, Bonn Großhandel mit Flachglas. en-Kontor GmbH & Co. KG, Bonn Gerhardt Fabrik und Lager 1830/1911 Siegwerk GmbH & Co. KG, 1846/72 C. chemischer Apparate GmbH Siegburg Zählt zu den drei weltweit größten Druckfarbenherstellern mit 4.000 Mitarbeitern in 36 Ländern und einem Jahresumsatz von 870 Millionen Euro. 1830 als Rolffs & Cie in Köln gegründet und 1840 nach Siegburg umgezogen. 1832/1870 Jüngsfelder Baumschulen Adolf Dahs/Heinrich Dahs & Co., Königswinter-Oberpleis Baumschulen an den fruchtbaren Lößhängen des Pleiser Hügellandes. 1832 siedeln sich Michael und Gertrud Dahs in DIE WIRTSCHAFT September 2007 & Co. KG, Königswinter Hersteller von Destillierapparaten, Heizgeräten und Schüttelmaschinen für Laboratorien in 5. Generation. Das Unternehmen geht zurück auf das „Lager chemischer Utensilien“, das der Bonner Apotheker Dr. Ludwig Clamor Marquart 1846 gründet. 1872 Übernahme des Unternehmens durch dessen Lehrling Carl Gerhardt und Fortführung als „Marquart´s Lager chemischer Utensilien“ mit dem Zusatz „C. Gerhardt“. Nach Gerhardts Tod 1907 erfolgt die Umfirmierung in „C. Gerhardt Fabrik & Lager chemischer Apparate“ und damit verbunden der Aufbau weltweiter Verbindungen durch sei- 7 landsbeschäftigung bei. Der Umsatz der „Daxe“ stieg im Jahresdurchschnitt 2003 bis 2005 um 4,4 Prozent und liegt damit deutlich unter dem der Familienunternehmen mit + 7,5 Prozent. Noch im Jahre 2006 hatte dagegen eine Studie der Wirtschaftsberatungsgesellschaft Pricewaterhouse-Coopers (PWC) zu „Familienunternehmen Deutschland 2006“ den Abgesang auf das deutsche Familienunternehmen angestimmt: 50 Prozent der Familienunternehmen – so das Ergebnis von PWC – stehen in den nächsten fünf Jahren vor einem Eigentümerwechsel, davon bleibt nur ein Drittel in Familienbesitz. Gründe für den Rückgang seien insbesondere drei große Problemkreise: keine geeigneten Nachfolger, Finanzierungsprobleme: Immerhin 56 Prozent der befragten Unterneh- men berichten von Problemen, sich bei Banken oder Sparkassen Geld zu beschaffen. Auseinandersetzungen über die Unternehmensstrategie, Managementbeteiligung und Gewinnverwendung. Zwei Seiten einer Medaille: Denn das Spannungsfeld zwischen Eigentümer, Familie und Unternehmen kann sowohl positiv als auch negativ ausstrahlen, wie eine gemeinsame Studie der privaten Universität Witten / Herdecke und des Deutsche Bank Instituts zum „Erfolgsmuster von Mehrgenerationen-Familienunternehmen“ feststellt. Familienunternehmen zeichnen sich durch gemeinsame Werte, die eine Identität mit dem Betrieb bilden, und durch besondere Verantwortung für die Mitarbeiter – eine große Familie – aus. Die fi- Traditionsreiche Familienunternehmen Traditionsreiche Familienunternehmen aus dem IHK-Bezirk Bonn/Rhein-Sieg (bis 1913) aus dem IHK-Bezirk Bonn/Rhein-Sieg (bis 1913) nen Sohn Dr. Walter Gerhardt. 1960 geht das Unternehmen auf seinen Neffen Dr. Wolfgang Macke über, der bis 1974 Eigentümer ist. Sein Sohn Dr. Til Macke zieht 2003 mit dem Unternehmen von Bonn nach Königswinter-Oberdollendorf. 1848 Lederwaren Wilhelm Schugt GmbH, Bonn 1849/1887 Schoeller Eitorf AG 1849 erwirbt Leopold Schoeller die Kammgarnspinnerei Breslau und führt sie als Schoeller´sche Kammgarnspinnerei fort. 1867 Firmensitzverlegung nach Zürich 1887 Gründung der Eitorfer Spinnerei und Färberei 1851 Josef Hintze GmbH, Bonn Herrenausstatter 1852 Carthaus GmbH & Co., Bonn Druckerei, Verlag (Bonner Adress- und Bürgerbuch, Telefonbücher) und Fachge- 8 DIE WIRTSCHAFT September 2007 Traditionsreiche Familienunternehmen Traditionsreiche Familienunternehmen aus dem IHK-Bezirk Bonn/Rhein-Sieg (bis 1913) aus dem IHK-Bezirk Bonn/Rhein-Sieg (bis 1913) schäft für Büroausstattung, Schreibbedarf, Büromöbel und Büromaschinen. 1852 eröffnet Joseph Franz Carthaus im Alter von 27 Jahren nach Erhalt des „QualificationAttest“ der „Königlich-Preussischen Prüfungs-Commission in Cöln“ eine Buchdruckerei in Bonn. 1875 erscheint im neu gegründeten Verlag das „Bonner Tageblatt“ mit dem Untertitel „Rheinische Landeszeitung“. 1854 Theo Schafgans, Bonn Bonner Fotographendynastie in der 4. Generation 1856 Warlich Druck Meckenheim GmbH, Meckenheim 1860 Einrichtungshaus Graff GmbH, Bonn 1861 Textil Rühlmann e.K., Bonn Bekleidungsgeschäft in Bonn-Poppelsdorf 1861 Wilh. van Dorp KG, Bonn Fachgeschäft am Bonner Münsterplatz für Porzellan, Hausrat und Beleuchtung 1861 Vollmar am Kaiserplatz GmbH, Bonn Schmuckgeschäft 1862/66 Bonner Fahnenfabrik GmbH (BOFA), Bonn Herstellung und Vertrieb von Fahnen, Fahnenmasten und textilen Werbemitteln mit rund 100 Mitarbeitern. Geschäftsführer Dr. Uwe Busch leitet die BOFA in der 5. Generation. Josef Meyer gründet 1862 in Bonn ein Geschäft für Dekorationsartikel und Tapeten. Die Siege der preußischen Soldaten 1864 und 1866 mit den entsprechenden Jubelfeiern in der Heimat bringen Josef Meyer auf die Idee, Schablonen für den Preußenadler herzustellen und die Preußenfahne in größeren Stückzahlen herzustellen. Durch den erfolgreichen Absatz ermutigt, gründet Meyer 1866 die Bonner Fahnenfabrik. 1863 Schmitz-Mertens & Co. KG, Troisdorf-Spich Der bekannte Schmitz-Mertens Kaffee hat seinen Ursprung in einem von Wilhelm Mertens geführten Kolonialwarengeschäft im Ortskern von Troisdorf-Spich. 1863 gründet Wilhelm Mertens eine Kaffeerösterei, deren Produktionsstätte im Jahr 1912 von seinem Schwiegersohn Johann Schmitz erweitert wird. Der Einstieg in die Kaffeeproduktion größeren Umfangs war gegeben. Heute ist bereits die 5. Generation tätig. 1870/1913 Puppenkönig Westenhöfer KG, Bonn Traditionsreiches Bonner Haus für Spiel und Freizeit mit über 50.000 Artikeln 1865 Johann Achnitz GmbH, Siegburg Möbeltransportunternehmen. Johann Hubert Achnitz gründet 1865 ein Fuhrgeschäft mit Baustoff- und Kohlenhandlung. Heute Spezialisierung auf Möbeltransporte. 1866 Matthias Schmandt GmbH & Co. KG, Siegburg Möbel- und Einrichtungshaus 1875 Wilh. Streck KG, Bornheim Holzhandel 1876 Verpoorten GmbH & Co. KG Führender Eierlikör-Produzent in der 5. Generation in Familienbesitz. Firmengründer Eugen Verpoorten erfand 1876 das bis heute gehütete Geheimrezept. 1876 Christian Kohr GmbH, Siegburg Hersteller von Kraftwagen. Christian Kohr gründet 1876 eine Schmiede – 1906 kommt der Wagenbau hinzu. Das Familienunternehmen baute u. a. die Lafettenund Kranzwagen für das Staatsbegräbnis von Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer. Entwicklung zum Spezialisten im Nutzfahrzeugbau. 10 nanzielle Bindung an die Eigentümerfamilie schafft Sicherheit und Kontinuität. Die Loyalität der Gründerfamilie zum Unternehmen ist hoch – während z. B. die Verweildauer der deutschen Manager in ihren Chefsesseln doch stark rückläufig ist. Laut der Unternehmensberatung Hamilton Allen Booz sank letztere seit 1998 von 8,3 auf nur noch 4,7 Jahre. Familienunternehmen und ihre Vertreter sind dagegen sehr oft in ihrer Region verwurzelt. Herausforderung Unternehmensnachfolge So weit, so gut. Eine langfristige Unternehmensstrategie muss immer Rücksicht auf das Familienvermögen nehmen, die Strategie ist oftmals also weniger risikoreich, das kann aber auch fehlende Mittel für Investitionen oder die notwendige Restrukturierung heißen. Und der Vorteil der Familie kann auch ein Nachteil sein, wenn die Fliehkräfte in der Familie zu stark werden. Gerade der Übergang vom Gründer zur Mehrfamilienkonstellation in späteren Generationen ist problematisch. Wie lautet doch ein Sprichwort: „Der Vater erstellt´s, der Sohn erhält´s, beim Enkel zerfällt´s.“ Nach der Deutsche Bank-Studie schaffen es weniger als zehn Prozent der deutschen Familienunternehmen in die vierte Generation. Ein Drittel scheitert bereits beim ersten Generationswechsel, zwei Drittel der verbliebenen Firmen beim zweiten Generationswechsel. Und auch das IfM sieht in der Unternehmensnachfolge eine große Herausforderung für Familienunternehmen: Demnach stehen pro Jahr rund 71.000 Unternehmen mit rund 680.000 Beschäftigten vor der Nachfolgefrage. Lediglich rund 44 Prozent (31.000 Unternehmen mit 351.000 Beschäftigten) dieser Unternehmen finden nach Schätzungen des IfM einen Nachfolger in der Familie. Rund zehn Prozent (7.300 Unternehmen) werden von Mitarbeitern und 16,5 Prozent (11.700 Unternehmen) von externen Führungskräften weiter geführt. Immerhin 21 Prozent (15.000 Unternehmen) werden verkauft. Und durch den überproportional hohen Anteil der kleineren Unternehmen an der Gesamtzahl der Nachfolgefälle geht das IfM von jährlich 5.900 Betriebsschließungen aus. So verlieren jedes Jahr 33.500 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz. „Viel zu viele Unternehmer kümmern sich einfach zu spät um die Nachfolge“, weiß Karl Reiners, Bereichsleiter Existenzgründung und Unternehmensnachfolge der IHK Bonn/ Rhein-Sieg: „Sie können nicht los lassen und haben dann Probleme, sich mit möglichen Nachfolgern innerhalb oder außerhalb der Familie zu einigen.“ Michael Pieck DIE WIRTSCHAFT September 2007 triebsklima und ein kooperativer Führungsstil helfen uns, Problemlösungen immer wieder kreativ und innovativ anzugehen. Wie sehen Sie Ihr Unternehmen heute im Wettbewerb positioniert? Der Heimwerkermarkt Klein wurde 1976 durch Karl Klein in Neunkirchen-Seelscheid gegründet. Das Familienunternehmen ist jedoch noch sehr viel älter und geht auf eine Schreinerei aus dem Jahre 1890 zurück. „Die Wirtschaft“ sprach mit Inhaberin Karola Tröndle (o.) über Vergangenheit und Zukunft des Heimwerkermarktes. Eine Gratwanderung zum Familienunternehmen Heimwerkermarkt Klein modernen Tante-Emma-Laden Was zeichnet das Familienunternehmen Heimwerkermarkt Klein aus? Tröndle: Wir sind persönlich, aktiv und fortschrittlich. Das auch heute noch zu 100 Prozent im Familienbesitz befindliche Unternehmen hat es in seiner über 100jährigen Geschichte immer wieder verstanden, sich den Kundenanforderungen anzupassen. Der Heimwerkermarkt Klein ist ein Unternehmen, das auch die Mitarbeiter begeistert. Ständige Schulungen der Mitarbeiter sorgen dafür, dass fast alle Probleme unserer Kunden in Lösungen verwandelt DIE WIRTSCHAFT September 2007 werden. Wir sind ein Heimwerkermarkt mit Herz, Hand und viel Service! Die Familie und die langjährigen Mitarbeiter beraten den Kunden. Alle sind mit den Produkten vertraut. Wir arbeiten miteinander, bei uns arbeiten jung und alt Hand in Hand. Untereinander sind wir ein Team. Freundlichkeit, ein angenehmes Be- Tröndle: Das heutige Unternehmen nimmt mit seinen umfangreichen Randsortimenten die Funktion eines kompetenten Nahversorgers für Haus und Garten wahr. Der Heimwerkermarkt Klein ist das Fachgeschäft für Heimwerkerbedarf in Neunkirchen-Seelscheid. Wir bieten unseren Kunden neben dem Heimwerkerbedarf aktuelle und interessante Randsortimente, die einen Besuch in unserem Geschäft immer wieder zu einem Erlebnis machen. In unserem Stammbereich, dem Heimwerkerbedarf, übernehmen wir eine Nahversorgerfunktion und führen ein entsprechend breites und in Teilbereichen ausreichend tiefes Sortimentsangebot. Der Mensch steht bei allen unseren Überlegungen im Mittelpunkt des Geschehens. Wir sind Problemlöser und persönlicher Ansprechpartner und stehen unseren Kunden als Partner mit Rat und Tat zur Seite. Langjährige Mitgliedschaft in einem der größten Einkaufsverbände Deutschlands garantiert uns und unseren Kunden immer faire Preise und Top-Angebote in allen Bereichen. 11 rück zu stecken. Wenn der Verbraucher nur nach dem Preis und der Größe der Auswahl geht und weniger Komfort und keine Beratung will, dann werden wir auf Dauer keine Chance haben. Aber Gott sei Dank ist der Kunde nicht dumm und im Augenblick lernt er. Wie können Familienunternehmen im Wettbewerb bestehen? Vor welchen Herausforderungen stehen Familienunternehmen in der Zukunft? Tröndle: Das ist eine große Gratwanderung, wobei die Gefahr besteht, das wir abstürzen. Wenn die Geiz ist geil-Mentalität bei den Verbrauchern so weiter geht, werden viele Familienunternehmen verschwinden. Wir haben einfach nicht das Geld, um die Werbeschlachten der großen Märkte mitzumachen. Diese Konzerne locken die Kunden mit Angeboten, die nur kurzfristig gelten. Im durchschnittlichen Preisvergleich können wir sehr gut mithalten, sind zum Teil sogar billiger. Natürlich können wir nicht um uns herum sämtlichen Angeboten standhalten, die wie Rosinen aus dem Kuchen gepickt werden. Im Standardprogramm kochen auch diese Firmen nur mit Wasser und haben ebenfalls Personalkosten. Sie müssen mehr verdienen, denn ein Familienunternehmen ist eher mal bereit zu- Tröndle: Hier sind auch die Verbände gefordert uns zu unterstützen. Der Discounter hat nur zehn Produkte an acht Tagen im Angebot. Wir haben eine viel größere Auswahl an allen Tagen und können durch die Stärke unseres Einkaufsverbandes preislich mithalten. Diese Problematik müssen die Verbände viel stärker in den Fokus nehmen und den Verbraucher mit Werbemaßnahmen sensibilisieren. Wir müssen einfach die Problematik der Vereinsamung und Verödung von Dörfern und Städten mehr deutlich machen: Der Verbraucher hat es letztendlich jetzt schon durch sein Einkaufsverhalten in der Hand, ob er auch in 10 oder 20 Jahren die für ihn täglich wichtigen Geschäfte fußläufig erreichen kann. Oder immer jemand bitten muss, ihn irgendwo hin zu fahren. Zentralisierung und Alterspyramide passen einfach nicht zusammen. Der typi- sche Nahversorger in allen Bereichen muss bleiben. Wie sieht die Zukunft Ihres Unternehmens aus? Tröndle: Wenn wir erfolgreich sein wollen, müssen wir die Vision des modernen Tante-Emma-Ladens verwirklichen. Wir müssen Tradition mit Modernität verbinden. Wir nutzen die modernen Marketinginstrumente Warenpräsentation, Werbung im Internet, computerunterstütztes Bestellwesen und sorgen somit für einen konsequenten, starken Marktauftritt. Doch bei aller Modernität wollen wir auch das Traditionelle nicht vergessen, sowohl für unser Geschäft, als auch für den Ort Neunkirchen und seine Bürgerinnen und Bürger. Traditionsreiche Familienunternehmen aus dem IHK-Bezirk Bonn/Rhein-Sieg (bis 1913) 1878 Gebr. Steimel GmbH & Co. KG, Hennef Hersteller von Pumpen und Zentrifugen mit rund 200 Mitarbeitern. Zu 100 Prozent in Familienbesitz, geleitet von Norbert Peth, einem Urenkel des Gründers. Johann Steimel gründet 1878 einen Produktionsbetrieb zum Bau von landwirtschaftlichen Maschinen und produziert Dreschmaschinen, Heuwender, Sähmaschinen und ähnliche Geräte. Mitte der 80er Jahre Herstellung handgetriebener Milchzentrifugen, eigene Eisengießerei bis 1925. Ab 1928 Intensivierung der Pumpenproduktion. 1880 Mathias Düren Spedition KG, Bonn 1883 Eduard Mauelshagen Söhne Glasschleiferei und FlachglasGroßhandlung, Siegburg Großhandel mit Flachglas, geführt von Gerd Mauelshagen in der 4. Generation. 1883 gegründet durch Eduard Mauelshagen in Hamm/Sieg als Maler- und Anstreicherfirma mit angegliederter Verglasung. 1902 Umzug nach Siegburg. 1924 Errichtung der ersten Glasschleiferei im Siegkreis. 1936 Aufgabe des Malerunternehmens - Umwandlung in eine Bauglaserei und Glasschleiferei. Heute werden auch Aluminiumrahmen und Wintergärten produziert. Seit 2001 eigene Photovoltaik-Abteilung. Mathias Düren führt sein Rollfuhrgeschäft seit 1880 Dancker der Optiker GmbH & zunächst als Nebengeschäft zu seiner Schreinerei. Hinzu komCo. KG Ludwig Dancker, Bonn men der Möbeltransport und der Brennstoffhandel. Heute Augenoptiker, Fachgeschäft für Sportoptik, Markenbrillen und bereits in der 5. Generation. Kontaktlinsen 1883 1882 Johannes Klais Orgelbau GmbH & Co. KG, Bonn 12 1887 Köllen Druck + Verlag GmbH, Bonn Gründung durch Gerhard Köllen am 19. August 1887 in MülDIE WIRTSCHAFT September 2007 Familienunternehmen: 125 Jahre Johannes Klais Orgelbau Bonn 1882, als noch Kutschen die Straßen beherrschten und Elektrizität noch wenig verbreitet war, gründete Johannes Klais (1852-1925) seine Werkstatt für Orgelbau. Heute führt mit Philipp C. A. Klais bereits die vierte Generation das in seinem Metier weltweit bekannte Unternehmen. Johannes Klais, gerade einmal dreißig, konnte 1882 bei der Gründung des Unternehmens schon auf eine beachtliche berufliche Laufbahn zurückblicken. Alles begann mit der Lehre beim Orgelbauer Bertram in Engers/Neuwied. So wie er sollten auch seine Nachkommen in den nächsten Generationen fasziniert sein von der Erhabenheit, der Komplexität und der Vielfältigkeit des größten Musikinstrumentes, dessen Klangkörper nicht weniger ist als ein ganzes Gebäude. In Bonn bezog Klais zunächst eine kleine Werkstatt und schließlich – nur wenige Das große Werkstattgebäude in der Bonner Kölnstraße bis heute Wohn- und Arbeitsort der Familie Klais. Jahre später – errichtete er in unmittelbarer Nähe das große Werkstattgebäude in der Kölnstraße, jene Straße, die direkt zum nahe gelegenen Geburtshaus Ludwig van Beethovens führt. Bis heute sollte die Werkstatt Wohn- und Arbeitsort der Familie Klais bleiben. Zunächst baute Johannes Klais in traditioneller Bauform Instrumente mit Schleifwindladen sowie mechanischer Spielund Registertraktur. Noch vor der Jahr- hundertwende gab er dem Orgelbau zahlreiche Impulse, indem er Hochdruckregister mit zwei Labien entwickelte und sich auch mit dem Bau von pneumatisch gesteuerten Kegelladen beschäftigte. In Zusammenarbeit mit seinem 16-jährigen Sohn Hans konstruierte er bereits 1906 für seine Instrumente eine elektrische Spieltraktur. Sein Ziel war es, alle Arbeiten des Orgelbaus in der eigenen Werkstatt auszuführen. Auch Bildhauer und Holzschnitzer gehörten zu seiner Werk- Zuverlässige Altersvorsorge im Betrieb. Mit dem VR-FinanzPlan Mittelstand. „Die Zukunft meines Unternehmens ist gesichert. Die meiner Mitarbeiter auch.“ Hans Behrens, Spediteur, eines unserer 16 Millionen Mitglieder. Betriebliche Altersvorsorge Durch unsere besondere Beratung mit dem VR-FinanzPlan Mittelstand sind Sie und Ihre Mitarbeiter auch im Alter finanziell unabhängig. Analyse der gesetzlichen Anforderungen Maßgeschneidertes Angebot für Ihr Unternehmen und Ihre Mitarbeiter Nutzung steuerlicher Begünstigungen www.vr-nrw.de DIE WIRTSCHAFT September 2007 Volksbanken Raiffeisenbanken 13 statt. Sie stellten die für Johannes Klais damals so typischen, reich dekorierten, neogotischen Gehäuse her. Und auch diese Tradition, alle Bereiche des Orgelbaus in der eigenen Werkstatt abzudecken, hat sich seit jenem Zeitpunkt bis heute nicht verändert. 1925 übernahm Hans Klais (1890 – 1965) die Werkstatt. Viele Erfindungen im Orgelbau sind auf ihn zurückzuführen. Er pflegte enge Kontakte zu den Bauhausarchitekten und erfand die so genannten offenen Prospekte, bei denen die gesamte Struktur der Orgel von außen sichtbar ist. Diese Orgeln verzichten auf Gehäuse und Frontpfeifen. Seine erste Orgel nach dem 2. Weltkrieg sollte zur 700-Jahrfeier des Kölner Domes erklingen: 1948 wurde sie vollendet und zwei Generationen später im Jahre 2002 unter der Werkstattleitung des Enkels Philipp Klais reorganisiert. Hans-Gerd Klais entwickelte eine Synthese der polyphonen und symphonischen Orgel. Er verband so ein durchsichtiges, eher barockes Klangideal mit dem breiten, orchestralem Klang der Spätromantik. Bereits 1969 entstand unter seiner Werkstattleitung die berühmte Orgel des Würzburger Domes, viele Domorgeln sollten folgen. Wie Hans Klais wuchs auch Hans-Gerd Klais (geboren 1930) inmitten der Werkstatt auf. 1965 übernahm er sie und kehrte zu den Konstruktionen seines Großvaters zurück: Mechanische Schleifwindladen. Sein Sohn Philipp C. A. Klais (geboren 1967), wuchs ebenfalls in der Werkstatt zwischen Holzgeruch und Schmelzofen auf. Er übernahm 1995 die Werkstattleitung. Junge Ideen verbanden sich mit Traditionsreiche Familienunternehmen aus dem IHK-Bezirk Bonn/Rhein-Sieg (bis 1913) 1889 heim/Ruhr - seit 1927 in Bonn. Eigene Verlagsobjekte „Deutsche Gebr. Willach GmbH, Ruppichteroth Reichszeitung“ und „Mittelrheinische Landeszeitung“. Hersteller von Schlössern und Beschlägen für die Apothekentechnik. 1889 gründen Hugo und Otto Willach ein Handelsgeschäft und verkaufen Schlösser und Belege, daraus wird einer Blanke Armaturen GmbH & Co. KG, der führenden Hersteller für Ausgabeautomaten und GlasbeBonn schläge (120 Mitarbeiter, 15 Millionen Euro Umsatz, 75 ProHersteller von Rohrverschraubungen, Rohrschellen, Ventilen, zent Exportanteil). Bremsverschraubungen, Schmiergeräten, Ölkontrollgeräten und Transformatoren-Zubehör für Hochspannungs-TransforHeimwerkermarkt Klein, matoren. Heinrich Blanke gründet 1887 in Leipzig eine FertiNeunkirchen-Seelscheid gung und Reparaturwerkstatt für Armaturen. Nach dem 2. Heinrich Klein gründet das Unternehmen 1890. Moderne ArWeltkrieg Enteignung und Demontage des Werkes, das bis zu beits- und Bürostühle werden in den Werkstätten Heinrich 750 Mitarbeiter hatte. 1947 Neubeginn in Bad Honnef. Klein hergestellt. Nach dem 2. Weltkrieg Wiederaufnahme 1887 1890 14 DIE WIRTSCHAFT September 2007 langjähriger Erfahrung. Mit seinem jungen Team der vierten Klais-Generation ist ihm daran gelegen, Instrumente mit starker eigener Persönlichkeit, ausgeprägten klanglichen und ästhetischen Eigenheiten zu bauen. Vier Generationen lebten und leben bis heute unter dem Dach der Werkstatt mitten in Bonn. Das Team ist längst zu einer großen Familie zusammengewachsen. Mit Hilfe der heutigen Reise- und Kommunikationsmöglichkeiten ist nun auch das Arbeitsfeld auf alle Kontinente ausgedehnt worden. Neben dem Neubau und der Restaurierung von Kirchenorgeln konnte sich das Klais-Team in den letzten Jahren auch auf dem dritten Arbeitsfeld einen großen Erfahrungsschatz und ein weltweites Renommee erarbeiten: dem Bau von Konzertsaalorgeln in Aufsehen erregenden Gebäuden. So erklingen Klais-Konzertsaalorgeln unter anderem für die Besucher der Münchner Philharmonie, in Köln, Athen oder Kyoto, Kuala Lumpur, Birmingham oder Sankt Petersburg. Für die Zukunft stehen die Orgeln für das National Grand Theater in Peking an: Mitten im Stadtzentrum, unmittelbar neben der Verbotenen Stadt am Tian’anmen Platz (Platz des Himmlischen Friedens) gelegen, entsteht in einem atemberaubenden Bauwerk aus Glas ein Konzertsaal der Superlative. Auch in Caracas wird eine neue Klais-Konzertsaalorgel das berühmte Jugendorchester Venezuelas begleiten – ein überaus erfolgreiches OrchesterProjekt unter der Schirmherrschaft von Sir Simon Rattle. Basierend auf der über mehr als ein Jahrhundert lang gesammelten Erfahrung der Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg zeigt in ihrer Sitzungsebene in der 1. Etage, Bonner Talweg 17, 53113 Bonn, ab Ende September eine Fotoausstellung von Jörg Balthasar zum 125jährigen Firmenjubiläum des Familienunternehmens Johannes Klais Orgelbau GmbH & Co. KG, Bonn. Die Ausstellungseröffnung findet am Mittwoch, 26. September, 18.00 Uhr, statt. Nach der Begrüßung durch IHK-Präsident Dr. Ernst Franceschini wird die Kunsthistorikerin Dr. Hildegard Reinhardt in die Ausstellung einführen. Formlose Anmeldungen zur Ausstellungseröffnung nimmt Claudia Engmann, Telefon: 0228/2284-139, E-Mail: [email protected] entgegen. Zur Ausstellung: Im vergangenen Jahr entstand beim Bonner Jörg Balthasar der Gedanke, Porträtserien von Unternehmern zu erstellen, die Familienunternehmen leiten, genauer gesagt möglichst Firmen, in denen zwei Generationen aktiv sind oder waren und als Modelle zur Verfügung stehen. Die Porträtierung von Familienunternehmern ist in mehrfacher Hinsicht eine spannende Herausforderung: Einerseits werden unterschiedliche Generationen vorgestellt. Andererseits vermitteln die Leiter kleinerer und mittlerer Unternehmen den Arbeitnehmer eher Identifikationsmöglichkeiten als die Leiter großer Unternehmen. Familienunternehmer verkörpern einen anderen Unternehmertyp als die angestellten Manager, beispielsweise die von den Kapitalgesellschaften ausgesuchten Zeit-Manager. Letztere sind oft am sehr hohen, kurzfristigen Ertrag orientiert – wenig verheißungsvoll für das Unternehmen mit seinen Beschäftigten. Und auch volkswirtschaftlich ist dieses Kurzfristdenken insgesamt eher schädlich. Ihnen gegenüber sind die Familienunternehmer positioniert, die sich oft durch ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein für das Unternehmen als Ganzes, die Beschäftigten, ja für die Region auszeichnen. Bedauerlicherweise gelingt es dieDIE WIRTSCHAFT September 2007 Werkstatt werden kontinuierlich traditionelles Handwerk und das Lernen aus der Restaurierung in Verbindung mit zeitgenössischer Gehäusearchitektur zum Erreichen des optimalen Ergebnisses miteinander kombiniert. „Orgelbau ist ein kreatives Handwerk und verlangt die beständige Auseinandersetzung mit allen Traditionen“, so Philipp Klais. „Der Orgelbauer arbeitet in und für seine Zeit, und seine Werke müssen sich dem späteren Urteil der Geschichte stellen.“ ser Gruppe - im Gegensatz zu den Großunternehmen - nicht immer, die eigenen Interessen adäquat durchzusetzen. So erweckt z. B. die Diskussion um Steuergesetze oftmals den Eindruck, als gäbe es in Deutschland lediglich Großunternehmen. Die Chefs kleinerer und mittlerer Unternehmen beklagen demzufolge häufig die ungenügende Wahrung ihrer Interessen seitens der Politik. Für Balthasar ist es ein Glück, mit der Porträtierung der Unternehmer der Orgelwerkstatt Klais einen idealen Einstieg in die projektierten Ausstellungen über weitere Familienunternehmer bzw. Unternehmerfamilien - die mit Unterstützung der IHK Bonn/Rhein-Sieg realisiert werden sollen - gefunden zu haben. Der Herstellung der Fotoserie ging eine Beschäftigung mit der Wirtschaftseinheit Orgelwerkstatt Klais voraus. Die Gespräche offenbarten immer wieder deutliche Belege für eine verantwortungsbewusste Unternehmensführung – Beispiel: die sogenannte Betriebstreue der Beschäftigten. Beträgt die sogenannte durchschnittliche Beschäftigungsdauer bei einem US-Unternehmen 6,5 Jahre, so ist sie in Deutschland 10,5 und bei Orgelbau Klais 16,3 Jahre. Es tun sich also Welten zwischen diesen Zahlen auf. Dr. Hildegard Reinhardt, Kunsthistorikerin in Bonn. Dr. Reinhardt hat in Bonn promoviert und befasst sich in ihren Arbeiten besonders mit der Kunst des frühen 20. Jahrhunderts. 15 bengebirge. Wir sind nah an der Stadt, aber nicht mittendrin – der Gast kann die Ruhe genießen. Wir sind ein kleines und individuelles Haus und können natürlich auch auf unsere Historie verweisen. Die Geschichte lebt im Rheinhotel Dreesen. Vor welchen Herausforderungen steht das Rheinhotel Dreesen? Auch die 5. Generation ist Familienunternehmen Rheinhotel Dreesen bereits im Dreesen tätig Das Rheinhotel Dreesen ist seit 1893 im Familienbesitz und wird von Fritz Georg Dreesen in der mittlerweile vierten Generation geführt. „Die Wirtschaft“ sprach mit Fritz Georg Dreesen über das Familienunternehmen „Rheinhotel“. Wie kann sich ein Familienunternehmen im Konzert der großen Hotelketten behaupten? Fritz Georg Dreesen: Als Einzelhotel haben wir schon vor mehr als 35 Jahren die Flucht nach vorne angetreten, in dem ich zu den Gründern der Ringhotels (www.ringhotels.de), einer Kooperation von familiengeführten Einzelhotels, zähle. Mit dieser Zusammenarbeit wollen wir Nachteile gegenüber den großen Ketten ausgleichen. Hier ist an erster Stelle das Marketing zu nennen. Daneben haben Familienunternehmen jedoch eine Reihe von Vorteilen: Der Unternehmer führt das Haus, der beste Mann oder die beste Frau steht an der Spitze des Hotels. Familienbetriebe sind schnell, flexibel, lange am Markt und kennen den Markt sehr gut. Wir sind einfach sehr nah am Kunden dran. Diese Kenntnis gepaart mit dem Engagement des Unternehmers und der Familie macht die Besonderheit und den Erfolg aus. Was stellt für Sie das besondere am Familienunternehmen Dreesen dar? Fritz Georg Dreesen: Zunächst einmal das es uns nach über 110 Jahren noch am Markt gibt, was keine Selbstverständlichkeit ist. Auch die 5. Generation ist nun bereits im Dreesen tätig. Das Besondere ist zum Einen sicherlich das persönliche Engagement. Hinzu kommen die Lage am Rhein mit Blick auf das Sie- Fritz Georg Dressen: Für uns gelten zunächst einmal alle Grundvoraussetzungen für ein Vier-Sterne-Hotel: Wenn wir diese Leistungen und den Service nicht bieten, helfen uns auch Lage oder Historie nicht im Wettbewerb. Wir werden schon im nächsten Jahr unser Haus, unsere Zimmer und alle Räume im Erdgeschoss, komplett renovieren – aber so, das das Rheinhotel nichts von seinem Charme einbüßt. Wir müssen Tradition z. B. mit den Herausforderungen einer neuen IT verbinden. Es Fritz Georg Dreesen gilt, das alte Traditionsunternehmen mit seiner Geschichte und seiner begünstigten Lage in eine neue Zeit zu führen, wobei wir in der glücklichen Lage sind, dass Vater und Sohn dies gemeinsam angehen können. Denn schließlich muss die nächste Generation wieder von Neuem gründen. Hier können die Impulse und neuen Ideen meines Sohnes mit meinen Erfahrungen und meiner Kenntnis des Marktes dazu beitragen, das die Erfolgsgeschichte des Rheinhotels Dreesen weiter geschrieben wird. Traditionsreiche Familienunternehmen aus dem IHK-Bezirk Bonn/Rhein-Sieg (bis 1913) des Schreinereibetriebes durch Karl Klein mit modernem Innenausbau und Möbelanfertigung. 1952 eröffnet das offene Möbelgeschäft - 1976 Gründung des Heinwerkermarktes durch Karl Klein. 1986 Aufgabe des Möbelgeschäftes und Vergrößerung des Heimwerkermarktes. 1987 Übernahme des Geschäftes durch die Tochter Karola Tröndle. Seit 1993 zusätzlich neuer Geschäftszweig - Dekorationsartikel für Haus und Wohnen. HZR in Hamburg, Frumarco in Beesel (Niederlande) und der Siroperie Meurens in Aubel (Belgien) ca. 20.000 Tonnen Brotaufstriche und 28.000 Tonnen Industriesirupe hergestellt. 1892 1894 Biologische Bäckerei Lubig Franz Honrath Verwaltungs GmbH & Co. KG, Bonn 1893 Grafschafter Krautfabrik Josef Schmitz KG, Meckenheim Führender Zuckerrübensirup-Hersteller in der 4. Generation. 1893 baut Josef Schmitz in Meckenheim eine Feldbrandziegelei, in der er um 1900 als Nebenbetrieb zur bestehenden Landwirtschaft die Fabrikation von Zuckerrübensirup aufnimmt. Heute werden in Meckenheim und bei den Kooperationsunternehmen 16 1893 Rheinhotel Dreesen KG, Bonn in 4. Generation in Familienbesitz GmbH, Bonn Biologische Bäckerei und Konditorei mit naturbelassenen Lebensmitteln. Christian und Markus Lubig führen den Familienbetrieb mit über 200 Mitarbeitern und 24 Standorten/Filialen in Bonn sowie in Meckenheim, Rheinbach, Bad Honnef, Siegburg, Königswinter-Oberdollendorf, Troisdorf und Sankt Augustin-Hangelar, in der 4. Generation. Entwicklung zahlreicher patentierter Verfahren durch intensive Forschung im Bereich der Ernährungswissenschaften. DIE WIRTSCHAFT September 2007 Sind Familienunternehmen eine Marke? Der nächste Wittener Kongress für Familienunternehmen (www.familienunternehmer-kongress.de) fragt nach den Potenzialen und Bürden von eigentümergeführten Unternehmen. Er findet am 8. und 9. Februar 2008 im Campusgebäude der Universität Witten/Herdecke statt. Tagungsmotto ist „Marke Familienunternehmen“. Familienunternehmerinnen und Familienunternehmern können dabei gemeinsam mit renommierten Referenten aus Wirtschaft und Wissenschaft Themen dieses besonderen Lebens- und Arbeitsumfeldes diskutieren. Der Kongress setzt sich mit der Erwartungshaltung der Gesellschaft und der öffentlichen Meinung gegenüber Fa- milienunternehmen auseinander. Familienunternehmen wird zunehmend eine bestimmte Identität, eine Marke zugeschrieben, mit Eigenschaften wie soziale Verantwortung, Mut, Nachhaltigkeit, Unabhängigkeit und unternehmerisches Ethos. Der Kongress will unter anderem den Fragen nachgehen, ob diese Außenwahrnehmung mit dem Selbstverständnis übereinstimmt und welche Möglichkeiten der Nutzbarmachung dieser Zuschreibungen es gibt. Oder aber können diese Zuschreibungen manchmal sogar hinderlich sein? Nähere Infos: Alexander Krappe, Tel.: 0176/64194624, E-Mail: [email protected] Traditionsreiche Familienunternehmen aus dem IHK-Bezirk Bonn/Rhein-Sieg (bis 1913) 1898 Wilhelm Stolle GmbH , Maschinenfabrik und Eisengießerei, Bonn Marktführer in der Herstellung von Gussplatten für Automobil-, Werkzeugmaschinen-, Flugzeug-, Eisenbahn- und Messindustrie. 1898 gründet Wilhelm Stolle in Euskirchen eine Eisen-Gießerei. 1898 Bier Schneider GmbH, Bornheim Peter-Josef Schneider gründet 1898 einen Bierverlag in der Bonner Franzstraße. Er liefert die Biere noch mit dem Handkarren, später mit der Pferdekutsche aus. Sohn Fritz schafft 1927 den ersten Lastwagen an. Erweiterung des Geschäfts nach dem 2. Weltkrieg. 1954 steigt Hans Schneider in die Firma ein, 1978 Firmensitz wird nach Bornheim verlegt. Seit 1990 gehören seine Söhne Frank und Manfred zur Geschäftsführung. 1898 Personenschiffahrt Franz Schmitz, Königswinter Mit den Personenschiffen MS Theresia und MS Rheinfels ist es auf dem Rhein so schön. 1899 Ahrens & Sieberz Gmbh & Co. KG, Siegburg Blumen- und Gartencenter 1901 NOVO GmbH, Bonn Ursprünglich Handel mit Organisationsmitteln zur Vertriebsunterstützung. Heinz Ball gilt als Erfinder der Klarsichthülle (1951), heute Spezialist für Kartentechnologien und Plastikkarten. 1901 Carl Knauber Holding GmbH & Co. KG, Bonn 1901/27 Dohle Handelsgruppe Holding GmbH & Co. KG, Siegburg Lebensmittelhändler mit rund 90 HIT-Märkten in Deutschland und 6.500 Beschäftigten. Geschätzter Umsatz von 2,3 Milliarden Euro. 1901 gründet Gerhard Schröder in Köln einen Tante-Emma-Laden. 1927 gründet Jean Dohle in KönigswinterQuirrenbach sein Geschäft, dessen Sohn Kurt Dohle heiratet Maria Schröder. 1960 Fusion zu Dohle-Handelsgruppe mit Sitz in Sankt Augustin. 1904 Gasthaus Nolden GmbH, Bonn-Endenich seit 1904 in Familienbesitz. 1905 KESSKO Kessler & Comp. GmbH & Co. KG, Bonn Back- und Süßwarenhersteller für Back- und Süsswarenindustrie, Gastronomie und Getränkeindustrie, 1905 gründet Gustav Kessler sen. das Unternehmen mit dem Ziel, dem backenden Handwerk Halbfabrikate für fortschrittliche Produktionsmethoden anzubieten. Hinzu kommen Cremepulver, Marzipan-, Nussnugat-, Kakaofettglasur- und Fondantmassen. 1907 August am Zehnhoff OHG, Bonn 1910 Parfümerie & Lingerie Vollmar, Bonn Familienunternehmen in der 3. Generation, Kosmetiksalons und Nagelstudios. 1911 Reifenhäuser GmbH & Co. KG Maschinenfabrik, Troisdorf Weltweit führender Maschinenbauer, reines Familienunternehmen in der 3. Generation von Ulrich und Klaus Reifenhäuser geführt. Gegründet 1911 als Schmiede von Anton Reifenhäuser. Ende der 40 Jahre Aufstieg zum weltweit operierenden Industrieunternehmen unter Hans und Fritz Reifenhäuser. 1913 Stollfuß Verlag GmbH & Co. KG, Bonn Verbund von Fachmedien- und Dienstleistungsunternehmen mit den Schwerpunkten Steuern, Wirtschaft und Recht, in der 3. Generation geführt von Wolfgang und Michael Stollfuß. Verlagsgründer Wilhelm Stollfuß beginnt 1913 mit der Herausgabe regionaler Reiseführer und kartographischer Erzeugnisse. 1923 kommt als neues Standbein Steuer- und Wirtschaftsliteratur hinzu. Anmerkung: Die Liste, die nur Unternehmen berücksichtigt, die noch im Familienbesitz sind, kann keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, da die IHK nicht über alle Gründungsdaten ihrer Mitgliedsunternehmen verfügt. Aufgenommen wurden ferner nur noch existierende Unternehmen. Bei meinen Recherchen ist sicherlich das ein oder andere Unternehmen nicht berücksichtigt worden, was ich hiermit entschuldigen möchte. Ich würde diese Liste aber gerne vervollständigen und würde mich über weitere Informationen freuen. Michael Pieck (Tel.: 0228/2284-130, E-Mail: [email protected]) 18 DIE WIRTSCHAFT September 2007 Von der Hofdruckerei Familienunternehmen Bonner Zeitungsdruckerei und Verlagsanstalt H. Neusser GmbH zum Medienhaus 1725 wurde die Kurfürstliche Hofdruckerei gegründet. Sie ist bereits in elfter Generation in Familienbesitz und führt seit 1889 den Titel „General-Anzeiger“. In den zurückliegenden Jahren hat ein Wandel vom reinen Zeitungsverlag zum erfolgreichen Medienhaus stattgefunden, der sich weiterhin fortsetzen wird. Durch die tägliche Erscheinungsweise garantiert der General-Anzeiger eine hohe Aktualität, die sich auch auf die Anzeigenschaltungen überträgt. Rund dreihundertundfünfzig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen für die redaktionelle, technische und kaufmännische Arbeit im Haupthaus des General-Anzeigers in BonnDransdorf sowie in den Zweigstellen in den Innenstädten von Bonn, Godesberg, Siegburg, Bad Honnef und Bad Neuenahr-Ahrweiler. Hermann Neusser Hinzu kommt ein Online-Angebot (www.ga-bonn.de), das sich mit mehr als einer Million Visits und rund neun Millionen Seitenabrufen pro Monat weit oben im Online-Ranking deutscher Regionalzeitungen etabliert hat. „Die Wirtschaft“ sprach mit Hermann Neusser, Herausgeber des Gerneral-Anzeigers, über das älteste Familienunternehmen im IHK-Bezirk. Welches Erfolgsrezept gibt es für ein fast 300 Jahre altes Familienunternehmen? Hermann Neusser: Nun, um den Staffelstab über die Generationen weiterleiten zu können, muss es der aktiven Generation gelingen, die nächste Generation für das unternehmerische Tun zu begeistern, ihnen entsprechende Fähigkeiten zu vermitteln und sie dann auch in die Verantwortung zu nehmen. Dies ist uns offensichtlich in elf Generationen gelungen. Vor welchen zukünftigen Herausforderungen steht Ihr Unternehmen angesichts der Konzentration in der Medienbranche? Hermann Neusser: Im Zeitungsbereich gibt es keinen wirklichen Konzentrationsprozess. Tatsache ist aber, dass der Wettbewerb um das Zeit- und Geldbudget der Leser und das Budget der Anzeigenkunden, insbesondere durch Internet und mobile Informationsdienstleistungen deutlich härter geworden ist. Die Märkte für die Zeitungsverlage stagnieren. Insoweit müssen wir die Attraktivität des klassischen Produktes Zeitung inhaltlich und in seiner Präsentation weiter verbessern. Dies tun wir gerade durch umfangreiche Investitionen in die Technik und in das Zeitungsprodukt. Darüber hinaus ergänzen wir unser Angebot unter der Marke „General-Anzeiger“ weiter im Bereich der elektronischen Medien. Was zeichnet das Familienunternehmen H. Neusser aus? Hermann Neusser: Als Familie und als Unternehmen sind wir eng mit dem Standort Bonn und Rhein-Sieg verbunden. Als Zeitungsverleger haben wir neben der unternehmerischen Aufgabe auch eine gesellschaftliche Verantwortung zu tragen. In diesem Geist arbeitet das Gesamtunternehmen. Kurz gefasst: Wir leben von und für die Region Bonn/ Rhein-Sieg. Die ältesten Apotheken im IHK-Bezirk Bonn/Rhein-Sieg 1617 Löwen-Apotheke Max Scholl, 1836 Alte Schulz´sche Inhaberin Barbara Scholl, Bonn 1650 Kaiser-Apotheke, ehem. Kurfürstliche Apotheke, Inhaber Claus Peter Müller, Bonn 1848 1726 Rathaus-Apotheke 1891 1754 Alte 1896 Dr. Otto Löhr, Inhaber Heinz Löhr, Bonn Apotheke Karl Mundt, Siegburg 1801 Adler Apotheke, Inhaber Josef Michael Ansorge, Königswinter 1831 Hirsch-Apotheke, Inhaber Ingo Becker, Much 20 1897 Apotheke, Apotheker Winfried Quodbach e. K., Eitorf Löwen Apotheke Ernst Ahlert, Königswinter Flora Apotheke Dr. Helmut Glaubitz, Bonn-Poppelsdorf Engel Apotheke, Inhaber Dr. Harald Freieck e. K., Bonn-Duisdorf Apotheke am Wilhelmsplatz Otto Gehlen, Inhaberin Ruth Becker e. Kfr., Bonn Quelle: Internet Business Network der IHK Bonn/Rhein-Sieg DIE WIRTSCHAFT September 2007 Unternehmen mit Familienunternehmen Hafenspedition Am Zehnhoff-Söns sozialer Verantwortung Die vierte Generation ist schon an Bord. Gerade erst hat die Bonner Hafenspedition Am Zehnhoff-Söns GmbH – International Logistic Services ihr 100jähriges Firmenjubiläum gefeiert. Mit der 140 Köpfe starken Belegschaft, mit Seniorchef Wilhelm Söns und seinen Söhnen Alfons und Gregor. Und mit NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben. Christa Thoben hatte viel Lob im Gepäck: „Das Familienunternehmen ist die Keimzelle unserer Wirtschaftsordnung und zeichnet sich im Gegensatz zum reinen Shareholder-Value-Denken durch ein Unternehmertum in sozialer Verantwortung aus.“ Dies gelte auch für einen Weltmarktführer im Logistik-Sektor wie Am ZehnhoffSöns. „Wir müssen so viel besser sein, als wir teurer sind“, stellte die Ministerin für Wirtschaft, Mittelstand und Energie fest. Mit zur Zeit 140 Mitarbeitern und einem Umsatz von 25 Millionen Euro ist DIE WIRTSCHAFT September 2007 Alfons, Wilhelm und Gregor Söns (v.l.) die Am Zehnhoff Gruppe insbesondere in den vergangenen Jahren kräftig gewachsen. In den nächsten fünf Jahren will das Unternehmen am Bonner Hafen in Graurheindorf über zehn Millionen Euro investieren, so dass die Erfolgsgeschichte des in der 3. Generation geführten Familienunternehmens fortgesetzt wird. asien. Wir planen hier weitere Joint Ventures und wir wollen auch in andere fremde Märkte investieren, zum Beispiel in die USA, wo wir ebenfalls geschäftlich aktiv sind“, sagt Geschäftsführer Alfons Söns. Das Programm für das nächste Jahrzehnt sei sehr ehrgeizig und stehe unter dem Motto: Global logistics at local services. Ehrgeizige weltweite Expansionspläne Gegründet wurde das Unternehmen von August am Zehnhoff 1907 als Speditionsfirma mit „Schiffahrt und Lagerung“ und den Hauptaufgabengebieten Schiffsumschlag, Lagerung und Verteilung der Güter über den Rhein. „Wir sind international ausgerichtet und wir werden uns weiter ausdehnen. Das gilt vor allem für China und Südost- 21