In der Ruhe liegt Kraft

Transcrição

In der Ruhe liegt Kraft
SPORT STEIRISCH
Freitag, 23. März 2007
In der Ruhe liegt Kraft
29
QUERPASS
ie hat der alpinen Weltcupsaison bei den Damen ihren Stempel aufgedrückt:
Niki Hosp hat am Ende einer
unglaublich spannenden Saison
noch die meiste Kraft und Ausdauer gehabt. Mit „nur“ vier Tagessiegen, aber Dutzenden Spitzenplätzen in allen Disziplinen
darf sich sie 23-jährige Tirolerin
nun zu Recht als die beste Schifahrerin der Welt fühlen. Als erst
achte Österreicherin übrigens.
Die neue Weltcup-Gesamtsiegerin stammt aus dem kleinen
Tiroler Bergdorf Bichlbach, zwischen Ehrwald und Reutte gelegen. Dort ist zu Beginn der 80er
Jahre Rosemarie Arzberger aus
St. Jakob am Walde als Kellnerin auf Saison gewesen. Gleich
neben dem Hotel, wo die Oststeirerin beschäftigt war, hat Jo-
S
Niki Hosp ist im Joglland gern
gesehen.
Foto: www.niki-hosp.at
hann Hosp als junger Schmied
gearbeitet – und Rosemarie Arzberger hatte den Mann ihres Lebens gefunden.
Heute betreibt der Vater der
neuen Schikönigin einen gar
nicht so kleinen Fahrzeugbau,
wo Anhänger vorwiegend für
den landwirtschaftlichen Bedarf
erzeugt werden. Nikola Hosp,
wie sie eigentlich heißt, ist nach
wie vor in St. Jakob ein oft und
gern gesehener Gast.
Meist in aller Stille und abseits vom Trubel besucht sie
ihre Großmutter und die weitere zahlreiche Verwandtschaft
in der Steiermark. Vor allem,
wenn der ÖSV seine Schimädchen zum Konditionstraining
nach Bad Waltersdorf beordert,
lässt sich die Niki einen Abstecher ins Joglland nicht nehmen.
Wochenendstress für Rallye-Pilot
Seit 27 Jahren besteht der österreichische Bergrallyecup. Am Sonntag
geht es in Pöllauberg wieder los. Die Rennen beginnen um 13 Uhr.
ür Felix Pailer, den „Mister Bergrallye“ aus Haslau, beginnt am Sonntag,
25. März, in Pöllauberg seine 25.
Rennsaison. Der mittlerweile fast
58-jährige Oststeirer hat im Vorjahr den Bergrallye-Cup zum insgesamt 13. Mal gewonnen.
Pailer, im Zivilberuf Lawinenverbauer im Landschaftsschutz,
hat im Rennsport mittlerweile
über 200 Tagessiege gefeiert. Heu-
F
er wird er unter verstärktem Wochenend-Stress stehen: Er fährt
als österreichischer Bergstaatsmeister neben den zehn steirischen Rennen auch ein Dutzend
internationale Bewerbe, darunter auch wieder die Berg-EM am
Rechberg Ende April. Pailer wird
sich im Verlauf der Saison noch
manch spannenden Zweikampf
mit seinen Langzeit-Rivalen liefern, an der Spitze Hans-Peter
Laber aus Gleinstätten sowie
Evergreen Rupert Schwaiger und
Ewald Scheer. Alle sind sie mit
grundsätzlich betagten Rennwagen unterwegs, die aber stets auf
den neuesten technischen Stand
gebracht werden. Und alle haben
den Winter über wieder ein paar
PS mehr – Pailers Lancia soll 640
PS leisten, Schwaigers Uralt Porsche 911 war schon vor Jahren
für 700 Pferdestärken gut.
Götschl-Empfang
Der würdige Abschluss einer
bemerkenswerten Saison wird
am Samstag, 31. März, wieder
einmal in Obdach groß gefeiert: Renate Götschl wird ihre
beiden kleinen Kristallkugeln
und zwei WM-Medaillen aus
Aare mitbringen. Im Weltcup
hat Götschl heuer acht Tagessiege feiern können, so viele
wie noch nie in einer Saison.
Die Schwarzenbacherin hat
in diesem Schiwinter bei jedem zweiten Super-G und Abfahrtsrennen triumphiert. Die
letzten Rennen hat die 31-jährige Landwirtstochter mit einer Knieverletzung bestritten
– und trotzdem gewonnen!
Der 13-fache Bergrallye-Champion Felix Pailer
Foto: P. Eberhard
Harald
Müllner
Die neue Schi-Weltcup-Gesamtsiegerin Niki Hosp ist eine halbe
Steirerin. Ihre Mutter stammt aus dem oststeirischen St. Jakob am Walde.
Es bleibt fraglich, ob der
Auftritt von Hickersbergers
EURO-Mannen am kommenden Samstag ein wenig
Abwechslung ins Elend des
Grazer Spitzenfußballs bringen wird. Vom afrikanischen
Gegner aus Ghana wird man
zweifellos viel Tempo und beeindruckende Technik erwarten dürfen. Ob es aber für 90
Minuten Vergessen reicht?
Um zu vergessen, welche
Stimmung in der Grazer Arena noch vor wenigen Jahren
geherrscht hat, als Real Madrid, Manchester United, Inter Mailand, Feyenoord Rotterdam zu Gast waren? Welche Euphorie und Aufbruchsstimmung damals geherrscht
haben? Heute ist der österreichische Profifußball international in die Bedeutungslosigkeit abgerutscht. Der SK
Sturm und vor allem der GAK
können sich aber um ihre Vergangenheit nichts kaufen. Die
heutige Funktionärsgeneration muss jetzt den üblen Brei
der Vergangenheit auslöffeln und ums nackte sportliche Überleben kämpfen. Es sei
an dieser Stelle nochmals unterstrichen: Die meisten Probleme, die sich jetzt vor den
Klubs auftürmen, sind hausgemacht und von den Funktionären selbst verursacht worden. Das große Dilemma dabei: Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen wird kein
Mensch einem Fußballfunktionär persönliche Bereicherung oder ähnliche strafrechtlich angehauchte Handlungen
unterstellen wollen. Der ideale Sport-Manager ist ohnedies
ein unerreichbares Wunschbild: Er soll sehr reich und politisch unabhängig sein, dazu
Fachmann in Juristerei, Wirtschaft und Sportwissenschaften. Es waren ganz unbestritten steirische Glanzlichter, die
tollen Jahre im Europacup mit
Sturm und GAK. Doch der
Preis dafür war, wie wir heute
wissen, ganz sicher zu hoch.
Bitte beachten Sie, dass die Inhalte (speziell Inserate) dieser Archivseite
zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Gültigkeit mehr aufweisen müssen!