Petersilie - Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch

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Petersilie - Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch
Petersilie
Im Comics-Heft ‚Asterix als Gladiator’ stopft sich die römische Patrouille Petersilie die
Ohren, um dem Gesang des Barden Troubadix zu widerstehen. Diese Wirkung von
Petersilie ist allerdings nicht verbürgt.
Tatsächlich wurde und wird die Gewürzpflanze wegen ihres Geschmacks, aber auch
wegen der Heilwirkung ihrer ätherischen Öle und anderer Inhaltsstoffe verwendet. Ihr
Hauptinhaltsstoff ist Apiol, das bereits 1715 vom Leipziger Apotheker Heinrich
Christoph Link im Petersilienöl entdeckt wurde. Als Tee oder Tinktur wirkt er
verdauungsfördernd, gegen Blähungen und Verstopfungen, harntreibend, bei Gicht,
Rheuma, Augenleiden und Depressionen. Er kann aber auch zu allergischen
Reaktionen führen, in hohen Dosierungen sogar zu Schäden von Leber, Herz und
Nieren, sowie zu Polyneuritis.
Die zerstoßenen winzigen Früchte wurden gegen Kopfläuse und Krätzmilben
verwendet. Zerquetschte Blätter halten Mücken fern.
Ein wichtiges Einsatzgebiet für Petersilie als Heilpflanze ist die Gynäkologie und
Geburtshilfe. 1855 konnte die Überlieferung aus der Volksmedizin wissenschaftlich
bewiesen werden, wonach eine Behandlung mit Apiol bei Menstruationsbeschwerden
hilft und auch eine ausgebliebene Regelblutung ‚ankurbeln’ kann. Da Apiol die Tätigkeit
der Gebärmuttermuskulatur anregt, wurden im Mittelalter Tinkturen aus
Petersiliensamen oder Petersilienwurzeln für Abtreibungen genützt; dabei wird
allerdings auch über Todesfälle durch Herzrhythmusstörungen berichtet. Im 19. und zu
Beginn des 20. Jahrhunderts wurden in Zeitungen und Zeitschriften für allerlei
Frauenbeschwerden ‚Female Pills’ beworben, die Apiol enthielten und in Wahrheit für
Abtreibungen benützt wurden. So berichtet beispielsweise die Ärztezeitschrift ‚The
Lancet’ noch im Jahr 1956 über den Todesfall einer jungen Frau, die ‚Female Pills’
eingenommen hatte. Heutzutage wird Petersilie teilweise noch eingesetzt, um das
Austreiben der Nachgeburt zu erleichtern. Wegen seiner uterusanregenden Wirkung
sollen Schwangere Petersilie nur in geringen Mengen als Gewürz zu sich nehmen,
aber nicht als Tee oder Tinktur.
Da Petersilie botanisch mit der Sellerie verwandt ist, der sexuell anregende
Eigenschaften zugeschrieben werden, vermutet man in den Petersilienblättern
ebenfalls potenzsteigernde Eigenschaften; Namen wie ‚Stehsalat’, ‚Geilwurz’ und
‚Bockskraut’ weisen darauf hin. Auch zur Behandlung von Geschlechtskrankheiten
wurde Petersilie verordnet; ebenso war sie Bestandteil von Hexensalben und
Zaubertränken. Die Übergänge von volksmedizinischen Beobachtungen und
magischem Denken sind dabei fließend.
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