Hiroshima – Nagasaki

Transcrição

Hiroshima – Nagasaki
Hiroshima
Nagasaki
6 . A u g u s t 1 9 4 5, 8 : 1 5
9 . A u g u s t 1 9 4 5 , 11 : 0 2
Publikationen der IPPNW
›Dämmerung über Hiroshima‹
Holzschnitt von Kiyoshi Asai, 1945
Hiroshima 1995,
der Friedenspark mit seinem Denkmal
Kinder von überall in der Welt falten
Kraniche zu bunten Ketten.
Am Friedens denkmal für die gestorbenen Kinder.
Die Kraniche der Sadako Sasaki
Sadako Sasaki, ein Mädchen
aus Hiroshima, war zum Zeitpunkt der
Atombombenexplosion zwei Jahre alt.
1955 erkrankte sie als Zwölfjährige
an Leukämie.
Eine Freundin erzählte ihr von der
japanischen Legende, dass man
gesund werden würde, wenn man
tausend Kraniche aus Papier faltet.
Sadako starb am 25. Oktober 1955.
Sie hatte bis zu ihrem Tod 644
Kraniche gefaltet.
Zusammen mit ihr und den
in Hiroshima umgekommenen Kindern
wurden die Kraniche zu einem
internationalen Symbol des Friedens.
Ihre MitschülerInnen gründeten die
Hiroshima »Orizuru Kai« und
sammelten Spenden für ein Denkmal,
auf dem geschrieben steht:
This is our cry.
This is our prayer.
peace in the world.
Geschichte
Hiroshima – Nagasaki
Seit dem Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki
sind 57 Jahre vergangen. 57 Jahre,
in denen die Menschheit nicht dazu
gelernt zu haben scheint: Die Entwicklung dieser Massenvernichtungswaffen wird weiter vorangetrieben; ihr Einsatz im Krieg gegen
den Terror von den Militärstrategen
offen diskutiert.
Atombomben haben bis heute
ihren Schrecken nicht verloren.
Für die Überlebenden (Hibakusha)
nicht: sie leiden bis heute unter
den Verletzungen und Folgekrankheiten der Bombe und den Diskriminierungen. Für ihre Kinder nicht: Sie
erkranken an den Spätfolgen. Und
für die Menschheit insgesamt nicht,
die nach wie vor durch Atomwaffen
bedroht wird. Obwohl die Bedrohung heute nach wie vor existiert,
ist die Atomwaffengefahr mit dem
Ende des Kalten Krieges und dem
Zusammenbruch des »Block-Denkens« bei vielen Menschen nicht
mehr im Bewusstsein verankert.
Dazu hat die veränderte historische
Situation beigetragen. Ebenso wie
die fast vollständig fehlende mediale Berichterstattung zu dem
Thema. Dazu mag aber auch beigetragen haben, dass die Reichweite
und das Zerstörungspotenzial der
heutigen Atomwaffen unsere Vorstellungskraft so sehr übersteigt,
dass wir die tödliche Bedrohung
verdrängt haben. Das Potential
reicht doch immer noch aus, die
Erde mehrfach zu zerstören (Over-
Postkarte von Nagasaki aus den 30-er Jahren
Hiroshima 1935
kill).
Diese Broschüre soll einen Überblick über die Geschehnisse des
6. und 9. August 1945 in den Städten Hiroshima und Nagasaki geben.
Es geht hier nicht darum, die Rolle
Japans im Zweiten Weltkrieg zu verharmlosen. Sondern darum, bewusst
zu machen, dass die Abwürfe der
Atombomben über Japan großangelegte Menschenversuche waren. Sie
fanden nicht etwa über unbesiedeltem Gebiet in Japan statt, um den
Gegner zu Friedensverhandlungen
zu bewegen. Die USA bombardierten
gezielt die Städte Hiroshima und
Nagasaki, weil sie militärisch
bedeutsame Städte waren, die bisher von Bomben verschont geblieben waren.
Geschichte
Keine einzige Friedensoption
wurde von der US-Regierung unter
Präsident Harry S. Truman im Sommer 1945 ernsthaft getestet: Weder
wurden die japanischen Friedensgesten ausgelotet, noch auf den
Kriegseintritt der Sowjetunion
gewartet, noch die Macht der Atombombe über einem unbewohnten
Gelände demonstriert oder die Kapitulationsbedingungen für Tokio
annehmbarer gestaltet. Vor allem
die Milderung der KapitulationsBedingungen hätte möglicherweise
die Bombardierung Hiroshimas verhindern können. Doch nachdem
Japan die bedingungslose Kapitulation abgelehnt hatte, wurde der
Abwurf der Bombe ohne Warnung
beschlossen. Als die vier möglichen
Ziele galten zunächst Kyoto, Hiroshima, Kokura und Niigata. Kyoto
wurde dann von den US-Militärs als
ehemalige Hauptstadt als Ziel ausgeschlossen, da die Amerikaner
befürchteten, dass die Bombardierung von Kyoto die Bevölkerung
gegen eine spätere amerikanische
Besatzung aufbringen könnte.
Niigata schied ebenfalls aus, da es
als zu klein eingestuft wurde.
Am 6. August 1945 geschah dann
das Unfassbare. Viele Uhren blieben
exakt um 8.15 Uhr stehen, dem
Zeitpunkt, als die erste Atombombe
explodierte. Drei Tage später warfen
die Amerikaner die zweite Bombe
über Nagasaki ab. Erst über eine
Woche später – mit der japanischen
Kapitulation am 15. August 1945 –
wurde die betroffene Bevölkerung
darüber informiert, dass sie mit
Atombomben bombardiert worden
war. Obwohl dies bereits am 7.
August vom US-Präsidenten Truman
bekannt gegeben wurde und spätestens am 8. August von japanischen
Wissenschaftlern anhand belichteter Röntgenaufnahmen festgestellt
worden war. Bis heute hält das
Schweigen über die Atombomben
und ihre schrecklichen Auswirkungen an. Die Ergebnisse der Untersuchungen von japanischen Strahlenopfern werden nur nach und nach
zugänglich gemacht.
Tabelle 1
Anzahl der Opfer binnen 4 Monaten
Hiroshima
Nagasaki
Gesamtzahl der Opfer
Tote am Angriffstag
Tote nach dem Angriffstag
Tote innerhalb von 4 Monaten
136.000
45.000
19.000
64.000
64.000
22.000
17.000
39.000
Verletzte am Angriffstag
Überlebende Verletzte
91.000
72.000
42.000
25.000
Quelle: Ohkita, Takeshi: »Akute medizinische
Auswirkungen in Hiroshima und Nagasaki« in »Last Aid
– letzte Hilfe – Die medizinischen Auswirkungen eines
Atomkrieges«, IPPNW, Neckarsulm 1985
Die erste Atomexplosion, Alamogordo, New Mexico, USA
Hiroshima
Das Hiroshima-ken Sangyo Shorei Kan
(Prefectural Industry Promotion Building)
bekannt als »Atomdom«
Foto: Eiichi Matsumoto, September 1945.
Hiroshima 6. August 1945, 8 : 15 Uhr
Die Stadt Hiroshima liegt am
nördlichen Ufer des Binnenmeers
Seto in Westjapan. Obwohl Hiroshima ein bekannter Militärstützpunkt
der japanischen Armee war, blieb die
Stadt bis August 1945 gänzlich von
Bomben verschont. Viele Menschen
verwunderte das. Sie brachten ihre
Kinder vorsichtshalber bei Verwandten auf dem Land unter. Diejenigen,
die andernorts keine Familie hatten,
blieben in der Stadt. Sie wurden zu
Abrissarbeiten eingeteilt, damit die
Stadt bei einer möglichen Bombardierung wenig Angriffsfläche böte.
Darunter waren – trotz der Sommerferien – auch viele Schüler und
Schülerinnen. Für die Zeit der
Bombardierung wird Hiroshimas
Wohnbevölkerung auf 280.000 bis
290.000 Menschen geschätzt, das
in der Stadt verbliebene Militärpersonal auf 43.000 Menschen. Dazu
kommen schätzungsweise 20.000
koreanische bzw. chinesische
Zwangsarbeiter und US-amerikanische Kriegsgefangene. Insgesamt
muss also von einer Bevölkerung
von 340.000 bis 350.000 Menschen
ausgegangen werden. 60 % von
ihnen befanden sich 2.000 Meter
oder weniger vom Hypozentrum
(»Ground Zero«) entfernt. Das Hypozentrum ist der Punkt auf der Erdoberfläche, der direkt unterhalb der
in der Luft explodierten Atombombe
Tabelle 2
Mortalitätsrate in Hiroshima
in Abhängigkeit von der Entfernung der Explosion
Entfernung vom
Explosionszentrum (km)
< 0,5
0,5–1,0
1,0–1,5
1,5–2,0
2,0–5,0
Mortalität am 1. Tag
Mortalität insgesamt
90 %
98 %
59 %
90 %
20 %
46 %
11 %
23 %
<4%
<4%
Übernommen aus: ›The Impact of the A-Bomb‹ 1985, S. 90; und ›Last Aid‹, S.175.
6
Hiroshima
Shimomura Tokei-ten
(Uhren- und Juwelengeschäft),
620 m östlich des Hypozentrums
Foto: Shigeo Hayashi, Oktober
1945.
lag.
Die Atombombe von Hiroshima
wurde von den US-Amerikanern
»Little Boy« genannt. Sie war mit
drei Metern Länge, einem Durchmesser von 0,7 Metern und einem
Gewicht von drei Tonnen kleiner als
die Atombombe von Nagasaki und
enthielt Uran 235.
Am 6. August um 8 Uhr 15 Minuten und siebzehn Sekunden Ortszeit
wurde die Atombombe »Little Boy«
in fünfhundertachtzig Metern Höhe
über der Stadt Hiroshima von dem
B-29-Flugzeug »Enola Gay« abgeworfen. Die Explosionskraft der
Atombombe entsprach 12,5 Kilotonnen TNT. In einem Umkreis von
0,5 km um den »Ground Zero« waren
90 % der Menschen sofort tot
7
Minami-Yamate-machi
(Nagasaki Fortress Command)
3,5 km süd-süd-ost vom
Hypozentrum, der in Holzplanken
gebrannte Schatten eines Soldaten
(Tab. 2). Die Temperatur am Hypozentrum betrug eine Sekunde lang
ca. 3000 bis 4000 Grad Celsius. An
dieser Stelle verdampfte alles, und
es blieben nur die Schatten der Menschen und Häuser übrig.
Eine ungeheure Druckwelle, die
auch im Umkreis von 40 Kilometern
wahrgenommen wurde, zerstörte die
Stadt (Tab. 3). Es folgten Feuerstürme mit Windgeschwindigkeiten von
über 250 km/h und Bodentemperaturen von über 1.000 Grad Celsius.
Glas und Eisen schmolzen, der
Asphalt brannte.
Am Ende des ersten Tages starben
nach konservativen Schätzungen
mindestens 45.000 Menschen
(Tab. 1). Der Druck ließ die inneren
Organe der Menschen zerplatzen, die
Augäpfel hingen vielen Opfern aus
den Augenhöhlen. Die Kleidung
brannte sich in die Haut ein, so dass
viele Menschen, obwohl fast nackt,
nicht als Mann oder Frau zu unterscheiden waren.
Tabelle 3
Zerstörung von Gebäuden in Hiroshima
(Druckwelle, Brände infolge der Explosion)
Entfernung vom
Explosionszentrum
< 1 km
1-2 km
2-3 km
3-4 km
4-5 km
> 5 km
Anteil
zerstörter Gebäude
100%
98,8%
91,2%
83,2%
66,5%
17,7%
Nagasaki
Nagasaki, 9. August 1945, 11: 02
Nagasaki ist eine Hafenstadt, die
am westlichen Zipfel der Insel Kyushu am Ostchinesischen Meer liegt.
Die Bevölkerung Nagasakis wird zum
Zeitpunkt der Bombardierung auf
zwischen 240.000 und 260.000 Menschen geschätzt. In Nagasaki befanden sich etwa 30 % der Bevölkerung
2.000 Meter oder weniger vom
Hypozentrum entfernt.
Auch wenn am 9. August bereits
mehrere Male Luftalarm gegeben
worden war, kehrten die Einwohner
der Stadt an die Arbeit zurück,
sobald Entwarnung gegeben wurde.
Um 11 Uhr und 2 Minuten Ortszeit
wurde die Bombe auf Nagasaki von
dem B-29-Flugzeug mit dem Namen
»Bock’s Car« abgeworfen.
Die Atombombe von Nagasaki
wurde aufgrund ihrer Form »Fat
Man« genannt. Sie enthielt Plutonium 239, war 4,5 Meter lang, hatte
einen Durchmesser von 1,5 Metern
und wog 4,5 Tonnen. Die Explosionskraft der Atombombe entsprach
22 Kilotonnen TNT. Der Sprengpunkt
befand sich etwa in einer Höhe von
503 Metern.
Die Explosion hat ihren Eingang
in die japanische Sprache gefunden.
Das Wort Pikadon bezeichnet den
unglaublichen Knall und das Aufblitzen des Lichtes der Explosion, das
viele Menschen erblinden ließ.
Die bebauten Stadtgebiete
erstrecken sich nach Osten im Bekken des Flusses Nakashima und nach
Norden im Becken des Flusses Urakami. Die Anhöhen zwischen den
beiden Flusstälern teilen Nagasaki.
Da der östliche Bezirk Nakashima
durch die Hügelkette abgeschirmt
wird, blieb er von direkten Schäden
durch Hitze und Druck verschont.
Trotzdem waren die Schäden in
Nakashima keineswegs gering:
18.409 Gebäude wurden beschädigt,
10. August 1945,
Nagasaki
Fotos: Yosuke Yamahata
Bei Tagesanbruch
be ginnt Yosuke
Yamahate zu fotografieren. Unter seinen ersten
Bildern befindet sich das
Portrait eines Jungen
mit seiner Mutter. In
ihren Händen halten sie
ge kochte Reis bälle, die
sie als Not ratio nen empfangen haben.
700 m süd-süd-östlich
des Hypo zentrums.
Gegen 7 Uhr,
nähe des Bahnhofes
von Nagasaki, 2,3 km
süd-süd-östlich des
Hypozentrums. Ein
Junge trägt seinen blutverschmierten jüngeren
Bruder.
Gegen 14 Uhr an der
Michinoo Bahnstation,
3,6 km nördlich vom
Hypozentrum entfernt.
Während diese Mutter
auf medizinische Ver sorgung wartet, stillt sie
ihr Kind.
8
Nagasaki
11.574 davon verbrannten vollständig und 1.326 wurden völlig zerstört. Die Schäden durch die Druckwelle im Bezirk Urakami waren aufgrund der größeren Sprengkraft
noch schwerer als die Schäden in
Hiroshima.
Ein Augenzeuge beschrieb das
Feuer: »Der Brand entstand nicht,
weil das Feuer sich, von Stelle zu
Stelle springend, ausgeweitet hätte;
vielmehr brachen viele Feuer gleichzeitig in einem riesigen Gebiet aus
und loderten, bis der riesige Brand
auf einen Schlag erlosch. Eine Zeit
lang tobte die ganze Erde und spie
Feuer.« (Juji Takatani, Bakushin no
Oka ni te). Die Zerstörungskraft der
Atombombe überstieg bei weitem
Nagasakis Rettungskapazitäten.
Ungefähr 22.000 Menschen starben
am Tag des Angriffs, 42.000 wurden
verletzt (Tab. 1). Die medizinische
Universität Nagasaki und ihr Krankenhaus, das wichtigste Versorgungszentrum, waren zerstört und
viele Ärzte getötet oder verletzt.
Was die Stadt an medizinischen Notversorgungsmaßnahmen vorbereitet
hatte, war bis aufs Letzte zugrunde
gerichtet worden.
Tabelle 4
Prozentsatz der Toten bzw. Verletzten
durch verschiedene Ursachen bei unterschiedlicher Entfernung
von den Hypozentren Hiroshima und Nagasaki •
Entfernung
Tote
in km
< 0,5
0,6–1,0
1,1–1,5
1,6–2,0
Strahlenschäden
0–1,0
1–1,5
1,5–2,0
Verbrennungen
0–4,0
Traumen
0–5,0
(direkt und indirekt)
Hiroshima
%
90,4 (98,4)
59,4 (90,0)
19,6 (45,5)
11,1 (22,6)
85,9
38,6
10,1
89,9
82,8
Nagasaki
%
88,4
51,5
28,4
53,5
38,0
18,2
73,8
71,6
• Anteil der Verletzten nur für die Überlebenden. Bei den Mortalitätsraten für Hiro-
9
shima sind mit den jeweils ersten Werten die Prozentsätze der sofortigen Todesfälle
am 6. August 1945 angegeben, mit den Werten in Klammern die Prozentsätze der
bis Ende November 1945 eingetretenen Todesfälle. Die Angaben beruhen auf den
Daten des Ausschusses für die Sammlung von Material über die Atombombenschäden in Hiroshima und Nagasaki (Committee for the Compilation of Materials on Damage caused by the Atomic Bombs in Hiroshima and Nagasaki) Hiroshima and Nagasaki: The Physical, Medical and Social Effects of the Atomic Bombings. Tokio
1981.
Strahlenschäden
Der schwarze Regen
und die Strahlenkrankheit
Mädchen mit
Haarausfall im Alter von
11 Jahren, die sich 2
km südwestlich vom
Hypozentrum in
Hiroshima befand.
Sie starb 1965.
Foto: Shunkichi Kikuchi
Nach der Explosion ging schwarzer, schmierig-öliger Regen auf Hiroshima und Nagasaki nieder. Er entstand bei der Abkühlung des Feuerballs, weil Wasser um die radioaktiven Partikel herum kondensierte.
Das radioaktive Wasser blieb an der
Haut und der Kleidung der Opfer kleben. Die Außentemperatur sank so
stark ab, dass die Menschen zu frieren begannen.
Die höher geschleuderten Partikel
gelangten erst später und weiter
Strahlenexponierte Personen in %
0 10 20 30 40 50 60
70
80
70
80
Krankheitsgefühl
Erbrechen
Übelkeit
Appetitlosigkeit
Haarausfall
entfernt zur Erde zurück. Dieser Niederschlag (Fallout) setzte sich aus
Produkten der Uran- oder Plutoniumkernspaltung zusammen, aus
nicht gespaltenen Isotopen und
Überresten der Bombe, die durch
Neutronen radioaktiv geworden
waren.
Die Strahlung wurde aber nicht
nur über den Regen, sondern auch
über den Boden, die Luft und die
Nahrung aufgenommen. Schließlich
wussten die Menschen nicht, das
alles um sie herum radioaktiv verseucht war und trafen keine Vorsichtsmaßnahmen.
Innerhalb von Stunden bis wenige Tage nach der Explosion machte
sich bei den Überlebenden die akute
Strahlenkrankheit bemerkbar. Die
Symptome des Leidens: Schwindel
und Erbrechen, Krämpfe, Durchfall,
Fieber, Schock, blutender Schleimhautzerfall in Rachen, Kehlkopf und
Darm, Haarausfall, Schluckbeschwerden, punktförmige Hautblutungen,
Bewusstlosigkeit – bis hin zum Hirntod, zu tödlichen Magen-Darm-Störungen
oder
zu
tödlichen
Knochenmarksschädigungen. Den
schwer erkrankten Überlebenden
konnte kaum geholfen werden. Denn
das medizinische Personal, das überlebt hatte, war selbst krank und die
Krankenhäuser waren zerstört oder
schwer beschädigt.
Auch die Menschen, die man später zu Such- oder Aufräumarbeiten
in die zerbombten Städte schickte,
wurden schwer verstrahlt. Man
spricht hier von den sogenannten
Zweitverstrahlten.
Purpura
Oropharyngeale Läsionen
Zahnfleischulzera
Blutungen
Fieber
Durchfälle
Blutige Durchfälle
0
10
20
30
40
50
60
Prävalenz von Symptomen und Befunden bei Personen, die weniger als 1000 m vom Hypozentrum der Hiroshimabombe entfernt
waren. Die Strahlendosis betrug 447 rad. Bei den Durchfällen
sind blutige Durchfälle enthalten.
Hiroshima am westlichen Ende der Sakaebashi (Brücke) kurz
nach der Bombardierung
am
6. August,
Zeichnung Zenko und
Chieko Ikeda
10
Ärztliche Hilfe
Ein Arzt in Hiroshima
»Die überlebenden Ärzte von
Hiroshima – die Ordinationsräume
und Spitäler waren zerstört, die
ärztlichen Behelfe verstreut, sie
selbst in verschiedenem Ausmaß
arbeitsunfähig – erklärten, weshalb
so viele Bewohner ohne ärztliche
Behandlung blieben und warum so
viele umkamen, deren Leben hätte
gerettet werden können. Von einhundertfünfzig Ärzten der Stadt
waren fünfundsechzig tot, und die
übrigen waren zum größten Teil verletzt. Im größten Spital, dem des
Roten-Kreuzes, waren von dreißig
Ärzten nur sechs diensttauglich, und
von mehr als zweihundert Krankenschwestern nur zehn. Der einzige
unverletzte Arzt war Dr. Sasaki. (…)
Dr. Sasaki arbeitete ohne Methode, nahm diejenigen, die in der
Nähe waren, als erste vor und
bemerkte bald, dass der Korridor
immer voller wurde. Zwischen
Abschürfungen und Risswunden, wie
die meisten Patienten des Spitals sie
erlitten hatten, fand er furchtbare
Verbrennungen. Dann wurde ihm
klar, dass die Verletzten von draußen hereinströmten. Es waren ihrer
so viele, dass er die Leichtverwundeten zurückzustellen begann. Er
begriff, dass er nicht mehr erhoffen
durfte, als die Menschen vor dem
Verbluten zu retten. Bald lagen oder
kauerten die Patienten auf dem Fußboden der Krankensäle, der Laboratorien, der Korridore, auf den Treppen, in der Halle, in der Einfahrt,
auf der Anfahrtsrampe und im Hof,
und draußen auf der Straße in allen
Richtungen. Verwundete stützten
Verstümmelte, ganze Familien von
Verletzten lehnten beisammen. Viele
erbrachen sich. (…)
In einer Stadt von zweihundertfünfundvierzigtausend Einwohnern
11
waren an die hunderttausend Menschen mit einem einzigen Schlage
getötet oder tödlich verwundet worden; weitere hunderttausend waren
verletzt. Mindestens zehntausend
Verletzte begaben sich in das größte
Spital der Stadt, das einer solchen
Invasion nicht gewachsen war – es
hatte nur sechshundert Betten, die
überdies sämtlich belegt waren.
Die Menschen in dem erstickenden Gedränge weinten und schrien
nach Dr. Sasaki, und die weniger
ernstlich Verwundeten kamen und
zupften ihn am Ärmel und bettelten,
er möge den schwerer Verletzten zu
Hilfe kommen. Hin- und hergezerrt
in seinen bestrumpften Füßen, verwirrt durch die große Menge,
schwindlig beim Anblick so viel blutigen Fleisches, verlor Dr. Sasaki all
seine berufliche Besinnung und
hörte auf, als geschickter Chirurg
und teilnehmender Mensch zu arbeiten. Er wurde zu einem Automaten,
der mechanisch reinigte, einschmierte, verband. (…)«
Improvisiertes Lazarett,
ca. 4 km vom Hypo zentrum
in Nagasaki,
Zeichnung: Hiroshi Matsuzoe,
14 Jahre (1945)
Quelle: Hersey, John:
»Hiroshima 6. August 1945,
8 Uhr 15«
Athenaum Verlag, München 1982
Langzeitfolgen der Atombomben
auf die Menschen
Verbrannt und halbblind, Hibakusha Masi
Sakita,
Foto von Haruo
Kurosaki
1970
Bis heute erkranken Überlebende
der Atombombenabwürfe an Krebs
und sterben daran – obwohl seit
ihrer Strahlenexposition über ein
halbes Jahrhundert vergangen ist.
Trotzdem ist nur wenig über die
Opfer, ihre exakte Anzahl und ihre
Erkrankungen bekannt. So wissen wir
bis heute wenig über die schweren
Strahlenverletzungen, die unmittelbar zum Tode führten. Die meisten
Menschen sind innerhalb der ersten
5 Jahre gestorben, darunter viele
Kleinkinder. Über diese Menschen
wurde keine Statistik geführt. Denn
die Toten wurden nur selten untersucht, weil das Personal fehlte und
die Leichen aufgrund der Seuchengefahr schnell verbrannt wurden. Wo
jedoch eine Autopsie stattfand, zeigten sich Veränderungen an den Organen. Das Blut der Toten gerann nicht
und eine akute Schädigung des Knochenmarks war festzustellen. Zudem
kam es zu einer häufigen Fehlangabe
der Todesursache auf den Sterbeurkunden, um den Angehörigen wenigstens die »Schande« zu ersparen, ein
Atombombenopfer in der Familie zu
haben. All diese Faktoren beeinflussen die Aussagen über die Todesursachen der Atombombenopfer und
relativieren die Schlussfolgerungen
aus den Ergebnissen der Untersuchungen in späteren Jahren.
Erst ab 1950 wurden die Opfer
von Hiroshima und Nagasaki von der
ABCC (Atomic Bomb Casualty Commission, einer gemeinsamen Agentur
der USA und Japans), seit 1975 RERF
(Radiation Effects Research Foundation, unter der Schirmherrschaft der
US National Academy of Sciences),
untersucht. Die Ergebnisse dieser
Untersuchungen sind im Hinblick auf
die Spätfolgen von Strahlenbelastungen und die Niedrigstrahlung sehr
umstritten. Uneinigkeit besteht bei
den Wissenschaftlern über mehrere
Punkte:
Erstens – über die Höhe der
Strahlendosis bei unterschiedlichen
Opfern. Das bei den Überlebenden
verwendete Dosismodell wurde
gegen Ende der 70er Jahre als fehlerhaft erkannt, und es wurde deutlich, dass den einzelnen Überlebenden neue, teilweise erheblich veränderte Dosiswerte zugeschrieben
werden müssten. Ein weitaus größerer Anteil der untersuchten Personen
als man vorher angenommen hatte,
wurde mit Niedrigstrahlung anstatt
mit höheren Dosen belastet. Nach
langer Beobachtungsdauer zeigt sich
jetzt eine signifikant erhöhte Krebshäufigkeit auch in den niedrigbelasteten Kohorten. Die gefundenen
Erkrankungen sind also auf geringere Strahlendosen zurückzuführen als
man geglaubt hat. Insgesamt ergibt
sich nach den neuen Messungen ein
erheblich höheres Strahlenkrebsrisiko als bisher angenommen.
Zweitens – über die Auswahl der
Untersuchungs- und Kontrollgruppen. Strittig ist hier u. a., ob die
Kontrollgruppe nicht ebenfalls einer
Strahlung ausgesetzt war. Beinahe
40% der untersuchten Personen sind
als Bezugsgruppe mit »0 rad« Dosis
definiert. In jüngster Zeit wurde
jedoch erkannt, dass ein Teil dieser
Gruppe infolge radioaktiven Niederschlags Dosen im Bereich von 2–24
rad in Nagasaki, und 0,6–2 rad in
Hiroshima ausgesetzt war. Vergleicht
man die Krebsmortalität der sogenannten 0-Gruppe mit der »1–9
rad«-Gruppe, so findet man übereinstimmende Werte und schließt daraus, dass es kein signifikantes Krebsrisiko bei den Niedrigbestrahlten
gibt. Der Vergleich zwischen diesen
Gruppen ist daher nicht zulässig und
das Ergebnis negativ verfälscht.
Drittens – über den Umgang mit
der Länge der Krebslatenz. Jede
Krebsart zeigt sich nach einer unterschiedlich langen Anzahl von Jahren
nach der Bestrahlung. Aus den
begrenzten Beobachtungszeiten von
1950 bis 1990 kann man das Krebsrisiko 40 Jahre nach der Bestrahlung
berechnen. Man müsste die Statistiken weiterführen, bis alle betroffenen Personen verstorben sind, um
eine genaue Aussage über die Krebsmortalität geben zu können.
Die RERF berichtete zwischen
1950 und 1954 über eine erhöhte
Rate von Leukämiefällen, die bis
1978 anhielt. Für die Menschen in
Hiroshima lag die Leukämierate
fünfzehnfach, für die in Nagasaki
siebenfach höher als für die Menschen einer vergleichbaren japanischen Population. Über das Auftreten anderer Krebsarten wurde erst
später berichtet: seit 1955 über
erhöhte Schilddrüsenkrebsraten, seit
1965 über Brust- und Lungenkrebserhöhungen und seit 1975 über
das vermehrte Auftreten von Magen12
Langzeitfolgen
Häufigkeit der
Neuerkrankungen an
einer Leukämie
bei Überlebenden von Hiroshima,
die sich weniger als 2000 m vom
Hypozentrum entfernt aufhielten,
und Erkrankungszeitpunkt.
Quelle: Ohkita, Takeshi:
Medizinische Spätfolgen in
Hiroshima und Nagasaki,
in: Chivian, Eric/IPPNW: Last Aid –
Letzte Hilfe – Die medizinischen
Auswirkungen eines Atomkrieges,
Jungjohann, Neckarsulm 1985
und Darmkrebs.
Die genetischen Schäden und allgemeinen Gesundheitsbeschwerden
untersuchte die RERF nicht. Sie
stellte nur fest, dass die Krebsrate
bei den Opfern erhöht war, die starker Strahlung ausgesetzt waren. Der
weitaus größere Teil der Menschen
war allerdings niedrigen Strahlendosen ausgesetzt. Bei ihnen bestünde,
so glaubte die RERF, kein erhöhtes
Krankheitsrisiko. Inzwischen häufen
sich jedoch die Berichte, dass auch
kleine Strahlendosen Krebs verursachen können. Aber die Autorität der
RERF-Wissenschaftler war so groß
und die politischen Kräfte, die hinter ihnen standen so mächtig, dass
Ergebnisse anderer Wissenschaftler
über Mutagenität und Kanzerogenität kleiner radioaktiver Dosen als
fehlerhaft abgetan wurden.
Der ABCC war daran gelegen, dass
keine Informationen über die verheerenden Wirkungen der Atombomben an die Weltöffentlichkeit
gelangten. Auch die Nachfolgeorganisation RERF schätzte die Langzeitfolgen sehr konservativ ein. Die Studiendesigns machen einen unvollständigen, zum Teil manipulierten
Eindruck. Teilweise liegen die Einschätzungen des Strahlenrisikos
13
Anzahl 20
18
Akute Leukämien
16
Chronische Leukämien
14
12
10
8
6
4
2
0
1945
1950
1955
anderer Wissenschaftler mindestens
um das 10-fache über den Werten
der RERF. Die deutsche Strahlenschutzverordnung schätzt das Krebsrisiko jedoch noch niedriger ein als
die RERF.
Allgemeine Krankheiten wie
Anämie, bestimmte Blutkrankheiten
und Grauer Star wurden von der
RERF nicht untersucht. Sie hätten
nichts mit der Strahlung zu tun,
erklärte die Organisation. Diese
Behauptung wird von anderen Wissenschaftlern vehement zurückgewiesen, die in ihren Untersuchungen
einen Zusammenhang zwischen diesen Krankheiten und der Strahlenexposition gefunden haben. Auch die
im Volksmund sogenannte »Genbaku
Bura-Bura«-Krankheit (Genbaku =
Atombombenabwurf, Bura-bura =
langwierig), mit den Symptomen
M
ü
digkeit, Schwindel, Krämpfe, Lumbago usw., werden von der RERF als
»psychische Störungen« auf Grund
von Stress abgetan. Dennoch glauben Wissenschaftler, vor allem nach
Tschernobyl, dass Strahlenexposition das Immunsystem angreift und
den Menschen für andere Krankheiten anfällig macht.
Wieviel Strahlung Föten im Mut-
1960
1965
1970
terleib aufnahmen, ist nicht
bekannt. In der Folge der Abwürfe
kam es zu einer nicht genau bekannten hohen Zahl von Fehl- und Todgeburten. Ein Indiz dafür, dass genetische Defekte oder eine zu hohe
Strahlenbelastung für die Föten vorgelegen haben. Viele im Mutterleib
bestrahlten Säuglinge wiesen Mikrozephalie, mentale Retardierung und
eine langsamere Entwicklung als
andere Kinder auf.
Und ein weiteres bekanntes
Ergebnis: Bei den männlichen Überlebenden ist die Anzahl der Spermien stark reduziert. Diese Reduktion
hält lange an und ist teilweise permanent.
1975
Keloiden lähmen diese
Handgelenke, trotz
13 Operationen, 1957
Hiroshima
links: Hatsue Tominaga, Hiroshima,
erblindete 1977 an den Spätfolgen
des Atombombenabwurfs.
rechts: Yoshiko Nishimoto war
18 Jahre alt, als die Bombe fiel. Sie
verbrachte 14 Jahre im
Krankenhaus und hatte 65
Operationen.
Fotos von Ihetsu Morishita im
September 1977
Die Hibakusha
Seit Jahrzehnten leiden die Überlebenden, die Hibakusha, wie sie auf
japanisch genannt werden, an ihren
Verletzungen, an Folgekrankheiten
und seelischen Nöten.
Viele Überlebende verfielen bei
dem Anblick der Toten und der verwüsteten Stadt in eine teilnahmslose
Haltung. Die meisten verloren an
einem Tag ihre ganze Familie, andere
mussten zusehen, wie ihre Eltern,
Geschwister oder Kinder in den
Wochen nach der Bombardierung
qualvoll ihren schweren Verletzungen erlagen. Viele Überlebende wurden von Schuldgefühlen gequält,
etwa, weil sie ihre Kinder nicht
rechtzeitig vor dem Feuer aus den
Trümmern befreien konnten.
Später, bei der Gründung einer
eigenen Familie, standen die
Hibakusha tausend Ängste durch,
fragten sich, ob ihre Kinder gesund
zur Welt kommen würden oder ob sie
selbst als Eltern an den Spätfolgen
erkranken würden und sie ihre Kinder
nicht versorgen könnten. Dazu kam
die gesellschaftliche Ausgrenzung
der Opfer – aufgrund von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Behinderung und
ihrem Sonderstatus als Hibakusha.
Bis zum Friedensvertrag von San
Francisco, der im April 1952 in Kraft
trat, wurden von den USA Untersuchungen über die Leiden der Überlebenden reglementiert oder die Ergebnisse zensiert. Über Hiroshima und
Nagasaki war eine Nachrichtensperre
verhängt. Der Artikel 19 im soge-
nannten Friedensvertrag schrieb ausdrücklich vor, dass Japan auf sämtliche Forderungen nach Reparationszahlungen für Kriegsschäden zu
verzichten hat. Die USA wurden
dadurch von etwaigen Verpflichtungen gegenüber den Hibakusha entbunden. Die Atombombenopfer und
viele Bürgerinitiativen bemühen sich
seitdem, staatliche Unterstützung zu
erhalten. Ab 1954 wurde das »Problem« der Atombombenopfer endlich
auf staatlicher Ebene diskutiert. Dem
japanischen Parlament und der
Regierung wurde eine Petition vorgelegt, in der gefordert wurde, die
Behandlung von atombombenbedingten Erkrankungen aus Mitteln
der Regierung zu bezahlen und ein
Gesetz über Sozialhilfeleistungen für
Atombombenopfer zu erlassen.
1956 wurden erstmals medizinische Aufwendungen für Atombombenopfer als Aufgabe des japanischen Staates festgeschrieben. In
Nagasaki fand im August 1956 eine
dreitägige Konferenz gegen Atomund Wasserstoffbomben statt, bei
der auch die Hilfeleistungen für die
Opfer Thema waren. Bei einem weiteren Treffen der Atombombenopfer
wurde der Verband der Organisationen der Atom- und Wasserstoffbombenopfer gegründet. Sie forderten
die Entwicklung eines Gesetzes zur
medizinischen Versorgung der Atombombenopfer. Dieses Gesetz, das
dann auch verabschiedet wurde, legt
fest, dass erstens Menschen, die zum
Zeitpunkt der Explosion bis zu 4 km
vom Nullpunkt entfernt waren, zweitens Menschen, die kurz nach der
Bombardierung nach Hiroshima und
Nagasaki gekommen waren und drittens Menschen, die als Fötus verstrahlt worden waren, Atombombenopfer sind. Erbrachten die Opfer den
Nachweis, zu einer der drei Gruppen
zu gehören – was in vielen Fällen
schwer zu bewerkstelligen war, weil
sämtliche Angehörige und Habseligkeiten verloren waren – bekamen sie
einen Ausweis, der ihnen die Inanspruchnahme von ärztlichen Leistungen ermöglichte. Bislang wurden
367.000 Menschen als Atombombenopfer anerkannt.
Bedürftigen Überlebenden zahlt
der japanische Staat heute je nach
Schwere der Erkrankung 150–550
Euro im Monat. Eine Summe, die in
Japan die Unterhaltskosten nicht
deckt.
Schätzungsweise haben 40.000
koreanische Zwangsarbeiter die
Atombomben überlebt, die meisten
kehrten nach Korea zurück. Im
Normalisierungsvertrag mit Japan
(1965) verzichtete Südkorea auf alle
Ansprüche, wodurch die koreanischen Atombombenopfer von Japan
keine Reparationszahlungen bekamen. Der südkoreanische Staat hat
für diese Menschen keine besonderen
Vorkehrungen getroffen. Für die
geringere Zahl von chinesischen und
anderen asiatischen Atombombenopfern gelten gleiche Schwierigkeiten.
14
Eine lebende Mahnung
Interview mit Kazuo Soda,
Träger des Aachener Friedenspreises 2001
Kazuo Soda ist Mitbegründer und
Vorstandsmitglied der HibakushaBewegung. Hibakusha heißt wörtlich »Die Bombardierten«. Dieser
Begriff meint nicht nur die Opfer,
sondern wird auch als Bezeichnung
für die Anti-Atomwaffen-Bewegung
benutzt. Der Faltkranich ist das Friedenssymbol der Organisation. Für
sein unermüdliches Engagement, auf
die tödlichen Gefahren von Atomwaffen aufmerksam zu machen, hat
Kazuo Soda 2001 den Internationalen Aachener Friedenspreis erhalten.
IPPNW: Herr Soda, Sie kämpfen
seit Jahren für die Ächtung von
Atomwaffen. Was hat Sie dazu bewogen, sich in der Hibakusha-Bewegung zu engagieren?
Kazuo Soda: Die Antwort ist einfach: Hunderttausende Menschen
wurden von einer einzigen Atombombe getroffen. Die Bomben von
Hiroshima und Nagasaki töteten
etwa 140.000 beziehungsweise
70.000 Menschen, davon 60 % Zivilisten, also Kinder, Frauen und alte
Leute. Die Explosion riss viele Menschen einfach in Stücke, andere, die
sich im Hypozentrum befanden,
lösten sich bei einer Hitze von
1.800 Grad Celsius in Luft auf und
viele weitere wurden so schwer am
ganzen Körper verbrannt, dass sie
ununterbrochen vergeblich um Hilfe
schrieen.
Wir Überlebenden wuchsen mit
der Überzeugung auf, dass so ein
Massaker nie wieder stattfinden
werde. Aber solange noch 30.000
Atomwaffen existieren, schwebt die
Menschheit weiterhin in Gefahr. Eine
friedliche Koexistenz mit Atomwaffen ist nicht möglich. Unter den
Strahlenkrankheiten leiden nicht nur
15
wir Überlebenden von Hiroshima,
sondern auch Menschen, die von
Atomkraftwerksunfällen oder Atomtests betroffen sind. Die Atomwaffenstaaten behaupten, die nukleare
Abschreckung sichere den Frieden,
aber ein Frieden, der unter militärischer Macht und weiterer nuklearer
Aufrüstung produziert wird, ist nur
ein bedrückender Frieden, kein wahrer Weltfrieden in unseren Herzen.
Es gibt keinen Weg außer der nuklearen Abrüstung, um die Welt vor der
Zerstörung zu retten.
IPPNW: Herr Kazuo, Sie waren
am 9. August 1945 15 Jahre alt. Wie
haben Sie diesen Tag erlebt?
Kazuo Soda: Ich war zum Zeitpunkt der Explosion zu Hause, nur
2,5 Kilometer vom Hypozentrum
entfernt. Wir Schüler gingen damals
nicht zur Schule, sondern waren zur
Zwangsarbeit in Waffenfabriken verpflichtet. Wäre ich nicht im Haus
gewesen, hätten mich die Hitzewellen zu Tode verbrannt. Mein Cousin,
der sich außerhalb des Hauses
befand, verbrannte am ganzen Körper und starb nach einer Woche. Die
Schwester meiner Frau, die im Krankenhaus an der medizinischen Hochschule Nagasakis arbeitete, wurde
niemals gefunden. Sie muss sich bei
einer Hitze von 1.800 Grad Celsius
in Luft aufgelöst haben. Zwei Drittel
meiner Mitschüler wurden in der
Schule, zu Hause oder in den Fabriken getötet, in denen sie arbeiten
mussten.
Auch ich war natürlich der Radioaktivität ausgesetzt. In der Nacht
dieses tragischen Tages fanden
meine Mutter und ich Zuflucht auf
einem Feld auf einem Hügel, und ich
sah viele Menschen den Hang her-
aufkriechen. Die Haut hing ihnen in
Fetzen herunter. Es waren Koreaner,
die in einer Waffenfabrik für Mitsubishi Zwangsarbeit leisteten. Ihre
einzige verzweifelte Bitte war: Gib
mir Wasser! Gib mir Wasser! Es gab
nirgendwo Wasser. Ich konnte ihnen
nicht helfen und sah sie sterben.
Nicht nur Japaner, sondern viele
Ausländer und sogar US-amerikanische Kriegsgefangene kamen in dieser atomaren Hölle ums Leben.
Meine Eltern sind fünf Jahre nach
dem Abwurf der Atombombe gestorben. Wir wussten zu diesem Zeitpunkt nicht, dass sie an der Strahlung der Atombomben starben. Es
gab damals eine Nachrichtensperre.
Erst zehn Jahre später kamen Fakten
über die Bomben ans Licht.
IPPNW: Wie reagieren die Menschen in aller Welt auf Ihre Vorträge
und die Schilderung Ihres persönlichen Leidensweges?
Kazuo Soda: Als ich vor zehn
Jahren die USA besuchte, fühlte ich,
dass viele Bostoner Studierende den
Einsatz von Atomwaffen ablehnten.
Einer dieser Studierenden sagte mir
jedoch, dass viele US-Amerikaner
glaubten, die Atombomben auf
Hiroshima und Nagasaki seien die
gerechte Rache für Pearl Harbour
und hätten den Krieg im Pazifik so
schnell wie möglich beendet. Die
meisten US-Amerikaner kennen den
Hintergrund der Entwicklung von
Atomwaffen nicht. Man sagte ihnen
nicht, dass die Bewohner Hiroshi-
Kazuo Soda und
Heiko Kaufmann bei der
Verleihung des Aachener
Friedenspreises, 2001
Interview
Kazuo Soda auf einer
Demonstration
mas und Nagasakis augenscheinlich
als Versuchskaninchen missbraucht
wurden, und dass die US-Regierung
dies tat, um der Sowjetunion in
einem unmenschlichen Experiment
ihre Macht zu demonstrieren. Die
USA waren sich zu diesem Zeitpunkt
bereits bewusst, dass Japan diesen
Krieg nicht fortsetzen konnte. Bei
meinen Vorträgen in Europa erinnere
ich mich lediglich an ein paar USamerikanische Touristen unter den
Zuhörern, die meinten, die Atomwaffen seien notwendig im Umgang
mit den sogenannten Schurkenstaaten. In Deutschland habe ich nie
jemanden getroffen, der sich für den
Einsatz von Atomwaffen ausgesprochen hat. Ich denke, das hängt
damit zusammen, dass eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem
Nationalsozialismus die Ächtung von
Atomwaffen nach sich zieht.
IPPNW: Den Jahrestag des Atombombenabwurfs verbringen Sie seit
mehreren Jahren in Deutschland und
nicht in Japan, warum?
Kazuo Soda: Als ich 1990 von
einer Dortmunder Fraueninitiative
eingeladen wurde, einen Vortrag zu
halten, besuchte ich zuvor Köln und
sah auf der Domplatte die »Kölner
Klagemauer« und ihren Initiator
Walter Herrmann. Er war obdachlos
und lebte in einem kleinen Zelt vor
dem Kölner Dom. Die Mauer bestand
aus vielen Tonkartons von 30x40
cm, auf denen ausländische Touristen und Besucher des Doms ihre
Botschaften und Gedanken zum Frieden oder gegen Gewalt und
Unmenschlichkeit geschrieben hatten. Im folgenden Jahr besuchte ich
die Stadt erneut. Dieses Mal hatte
ich Material über die HibakushaBewegung mitgebracht: die Unterschriftenliste für den Appell von
Hiroshima und Nagasaki, die Fotos
der zerstörten Städte und Papierkraniche. Walter Herrmann richtete daraufhin auf der Wand eine Ecke für
Hiroshima und Nagasaki ein. Diese
Ecke brachte der Unterschriftenliste
200.000 Unterschriften. Seitdem
habe ich in Köln – abgesehen von
den Jahren 1997 und 1998, in denen
ich schwer an Krebs erkrankt war –
jedes Jahr über die tödlichen Gefah-
ren von Atomwaffen gesprochen und
den Menschen die Dringlichkeit
einer vollständigen Zerstörung von
Atomwaffen vor Augen geführt.
Wenn ich vor der Wand stehend
meine Rede hielt, fühlte ich mich
wie eine dieser Karten, die die Wünsche der ganzen Welt für Frieden
und
gegen
Gewalt
und
Unmenschlichkeit abbilden. Selbst
jetzt, da die Klagemauer von den
Behörden verboten worden ist, wird
am 6. oder 9. August in Köln wieder
eine Friedensaktion veranstaltet.
Statt der Klagemauer baut Walter
Herrmann jedes Wochenende mit
unermüdlichem Eifer eine mobile
Wand für Frieden vor dem Dom auf,
die ebenfalls viele Menschen
anzieht. Jedes Mal wenn ich nach
Köln fahre, helfen er und seine
Unterstützer mir bei meinen Friedensaktivitäten. Einige bieten mir
eine Unterkunft an, andere übersetzen meine Rede auf deutsch, wieder
andere stellen mich dem Kölner Bürgermeister vor. Auf der Wand konnte
ich mit Menschen in aller Welt kommunizieren, und die vielen Botschaften der Wand brachten mich
mit allen politischen und rassistischen Problemen dieser Welt in
Berührung. Das Kölner Friedensforum bemüht sich zur Zeit darum, in
Köln einen Hiroshima und NagasakiPlatz ins Leben zu rufen. Alle Friedensaktivisten erwarten mich dort
im Sommer. Deswegen besuche ich
Köln immer und immer wieder. Es ist
das Mekka meiner Friedenspilgerfahrt.
Das Interview führten Eva Manns
und Angelika Wilmen.
16
Szenario
Bombenangriff auf die Stadt München
Szenario eines
Atombombenabwurfs
auf München
Um die Konsequenzen eines
Atombombenabwurfs über Deutschland deutlich zu machen, werden in
der hier abgebildeten Grafik die Auswirkungen einer Atomexplosion in
der Größe der Hiroshima-Bombe im
Stadtzentrum von München dargestellt.
Die Berechnungen gehen von
einer Uran-Bombe mit einer Sprengkraft von 12,5 Kilotonnen aus – vergleichbar mit der Hiroshima-Bombe.
Sie wird in einer Höhe von 580
Metern zur Detonation gebracht. Die
durchschnittliche Bevölkerungsdichte von München beträgt 6.610 Menschen pro km2. Die Berechnung gilt
nur für einen Umkreis von fünf Kilometern vom Explosionszentrum –
eine Fläche von 78,5 km2 – weil
über Hiroshima lediglich Daten über
die Mortalitätsraten bis zu dieser
Entfernung existieren. Natürlich
hört das Sterben nicht an der 5 kmGrenze auf. Die Todesfälle werden
auch nur für die ersten vier Monate
kalkuliert, weil nur diese Daten aus
Hiroshima zuverlässig sind.
Todesopfer innerhalb der ersten 4 Monate
nach einer Atombombenexplosion (12,5 KT)
im Münchner Stadtzentrum
Entfernung zur Explosion
am 1. Tag
nach 4 Monaten
0,0–0,5 km
0,5–1,0 km
1,0–1,5 km
1,5–2,0 km
2,0–3,0 km
3,0–5,0 km
4.640
9.204
5.195
3.999
2.075
3.323
5.001
12.948
13.508
7.998
4.152
6.646
Am 1. Tag
0–5,0 km
Nach 4 Monaten
Quelle: IPPNW: »Primitive Atomwaffen:
Proliferation und Terrorismus-Gefahr«, Berlin 1997
17
Atomwaffen heute
Atomwaffen heute:
Die Gefahr wächst wieder
20. Mai 1998:
Indische Frauen bejubeln Premierminister
Atal Bihari Vajpayee
bei seinem Besuch am
Atomtestgelände von
Pokharan, wo Indien
fünf Testexplosionen
durchführte.
Foto: AP/Ajit Kumar
Heute bedrohen uns immer noch
mehr als 30.000 Atomwaffen. Genug
um die Welt mehrere Male zu zerstören. 5.000 dieser Atomwaffen werden in ständiger Alarmbereitschaft
gehalten. Sie sind innerhalb weniger
Minuten zum Start bereit, falls die
USA oder Russland glauben, von
Gesamtanzahl
hergestellter Atomsprengköpfe
von 1945 bis 2000
USA
UdSSR/Russland
Frankreich
Großbritannien
China
Gesamtanzahl
70.000
55.000
1.260
1.200
600
128.060
dem anderen atomar angegriffen zu
werden.
Die fünf »offiziellen» Atomwaffenstaaten stellten in den letzten
sechzig Jahren fast 130.000 Atomwaffensprengköpfe her. Zudem
besitzen drei andere Staaten – Indien, Pakistan und Israel – eine unbe-
stimmte Anzahl von Atomwaffen.
Zur Hochzeit des Kalten Krieges
1986 stieg die Anzahl der Atomwaffen auf fast 70.000. 98% des Weltbestandes wurden von den USA, den
UdSSR und später Russland produziert.
In den 90er Jahren unterzeichneten die USA und Russland die STARTVerträge zur Reduzierung von Atomwaffen. Damit verringerte sich die
Anzahl der Atomwaffen auf weniger
als die Hälfte des Arsenals der 80er
Jahre. 1996 wurde im Atomtest-
stopp-Vertrag ein Atomtestmoratorium vereinbart, und der Atomwaffensperrvertrag wurde unbefristet
verlängert. Dieser Zeit der Hoffnung
folgten jedoch die Atomtests von
Indien und Pakistan. Und: Mit den
Terroranschlägen des 11. September
2001 begann eine Zeit der weltweiten Unsicherheit, die in mehreren
Regionen zum Krieg gegen den Terrorismus geführt hat. Die USA haben
ihre Atomwaffendoktrin geändert,
d. h. sie schließen den Einsatz von
Atombomben gegen atomwaffenfreie Staaten nicht mehr aus, entwickeln neue Atomwaffen und kündigten den Raketenabwehr-Vertrag,
der seit 1972 für eine gewisse weltweite Stabilität gesorgt hat.
Die Gefahr eines Atomkrieges
wächst wieder. Indien und Pakistan
drohen einander im Kaschmir-Konflikt. Israel hat seine Grenze mit
nuklearen Sprengkörpern vermint.
Die USA erklären ihre Bereitschaft,
Atomwaffen im Kampf gegen den
Terrorismus auch im Erstschlag einsetzen zu wollen. Die Mahnung von
Hiroshima und Nagasaki gerät in
Vergessenheit: Die Menschen verdrängen die Gefahr durch die verbliebenen Atomwaffen, die uns täglich bedrohen.
Doch die Bomben von Hiroshima
und Nagasaki dürfen nicht nur den
Überlebenden in Erinnerung bleiben. Für die Internationalen Ärzte
zur Verhütung des Atomkrieges
(IPPNW) sind sie zugleich ewige
Mahnung und friedenspolitischer
Auftrag zum Handeln. Ziel muss die
Entwicklung von Gesellschaften
sein, die den Einsatz dieser Waffe
ablehnen, weil er ihrer Verantwortung für diese eine Welt in Freiheit
und Humanität widerspricht.
18
Appell
Der Appell von Hiroshima und Nagasaki
»Die Zeit ist gekommen, zum vollständigen Verbot und
zur vollständigen Abschaffung von Atomwaffen aufzurufen.
Wir müssen unbedingt zusammen arbeiten, um die
vollständige Ächtung von Einsatz, Erprobung, Erforschung,
Entwicklung, Herstellung, Stationierung und Lagerung
von Atomwaffen zu erreichen.«
Appell von Hiroshima und Nagasaki,
die größte Petition der Erde, unterzeichnet
von mehr als 60 Millionen Menschen
Hatsue Tominaga, 1977
»Finsternis kann keine Finsternis vertreiben.
Das gelingt nur dem Licht.
Hass kann den Hass nicht austreiben.
Das gelingt nur der Liebe.
Hass vervielfältigt den Hass, Gewalt mehrt Gewalt,
Härte vergrößert Härte in einer ständigen Spirale der Vernichtung. …
Die Kettenreaktion des Bösen – Hass, der neuen Hass gebiert,
Kriege, die neue Kriege nach sich ziehen – muss unterbrochen werden.
Sonst werden wir in den Abgrund der Vernichtung stürzen.«
Martin Luther King
»Kraft zum Lieben« Rede 1963
Atompilz über Hiroshima,
eine Stunde nach dem Abwurf
der Atombombe
am 6. August 1945.
Foto: US-Armee
Informationen
Weiterführende
Literatur
Internet-Tipps
Anders, Günther: Hiroshima ist überall, Verlag
C. H. Beck, München 1995
http://www.ippnw.de/frieden/awaffen/index.htm
Informationen über Atomwaffen der deutschen
Sektion der internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges IPPNW)
Hiroshima mon amour
(Regisseur: Alain Resnais, Frankreich/Japan
1959, schwarz-weiß,
91 Minuten)
http://www.pcf.city.hiroshima.jp/peacesite/
Friedensdenkmal-Museum in Hiroshima
20 Tage im 20. Jahrhundert:
Hiroshima 6. August 1945
(ARD Dokumentation 1999, 42 Minuten)
Bastian, Till: Wahnwitz Atomkraft.
Vom Anfang in Berlin bis heute,
IPPNW, Berlin 1995
Buruma, Ian: Erbschaft der Schuld –
Vergangenheitsbewältigung in
Deutschland und Japan,
Reinbek bei Hamburg, August 1996
Chivian, Eric/IPPNW (Hrsg.): Last Aid – letzte
Hilfe – Die medizinischen Auswirkungen eines
Atomkrieges, Jungjohann Verlagsgesellschaft,
Neckarsulm 1985
Friedensgedächtnisstätte Hiroshima:
Wirkungen und Schäden der Atombombenexplosion in Hiroshima, Hiroshima März 1995
Hersey, John: Hiroshima 6. August 1945, 8 Uhr
15, Autoren Edition in Athenaum Verlag,
München 1982
Hida, Shuntaro: Der Tag, an dem
Hiroshima verschwand, Donat-Verlag, 1989
IPPNW, IALANA, INESAP (Hrsg.):
Sicherheit und Überleben. Argumente für eine
Nuklearkonvention, Berlin 2000
Jungk, Robert: Strahlen aus der Asche.
Hiroshima 1945 und die Folgen,
Wilhelm Heyne, 1990
Köhnlein, Wolfgang, Nussbaum, Rudi H.:
Die neueste Krebsstatistik der HiroshimaNagasaki-Überlebenden: Erhöhtes Strahlenrisiko
bei Dosen unterhalb 50 cGy (rad): Konsequenzen
für den Strahlenschutz, in: Köhnlein, W., Kuni,
H., Schmitz-Feuerhake, Niedrigstrahlung und
Gesundheit, Springer-Verlag, Berlin 1990.
Komitee zur Dokumentation der
Schäden der Atombombenabwürfe von Hiroshima
und Nagasaki (Hg.): Leben nach der Atombombe, Hiroshima und Nagasaki 1945–1985,
Campus Verlag Frankfurt/Main, New York 1988
Lifton, Robert J.: Death in Life:
Survivors of Hiroshima, Random House,
New York 1968
Osada, Arata: Kinder von Hiroshima, Röderberg
1985
Radford, Edwar P., Recent Evidence of Radiationinduced Cancer in the Japanese Atomic Bomb
Survivors, in: Jones, R.R., Southwood, R. Radiation and Health: The Biological Effects of
Low-Level Exposure to Ionizing Radiation,
John Wiley & Sons, Chichester, 1987
Weltgesundheitsorganisation Regionalbüro für
Europa: Auswirkungen eines Atomkriegs auf
die Gesundheit und das Gesundheitswesen,
WHO, Genf 1984
W&F Wissenschaft und Frieden Spezial:
Hiroshima und Nagasaki. Geschichte und
Gegenwärtigkeit, 2/95
Filme
Diese Filme sind auf Videokassette
in der IPPNW-Geschäftstelle auszuleihen
http://www.csi.ad.jp/ABOMB/
Projekt A-Bomb WWW Museum
http://www.doug-long.com
Hiroshima. Was it necessary?
Artikel von Doug Long
http://serv.peace.hiroshima-cu.ac.jp/English/
index.htm
Hiroshima Friedensinstitut
der Universität in Hiroshima
Schwarzer Regen
(Regisseur: Shohei Imamura, Japan 1988,
schwarz-weiß, 100 Minuten)
Weitere Medien zum Thema unter http://www.
friedenskooperative.de/themen/
hirosh07.htm
Netzwerk Friedenskooperative
http://www.exploratorium.edu/nagasaki/
Remembering Nagasaki.
Fotos von Yosuke Yamahata.
http://www1.city.nagasaki.nagasaki.jp/
index_e.html
Webseite der Stadt Nagasaki
http://www.lclark.edu/~history/
HIROSHIMA/
Hiroshima Archiv: Fotos und eine
Linksammlung
http://www.rerf.or.jp/
Radiation Effects Research Foundation (Stiftung
zur Forschung der Folgen von Radioaktivität)
http://www.friedenskooperative.de/themen/
hir01-00.htm
Netzwerk Friedenskooperative
Informationen zu Hirsohima-Nagasaki
http://www.japan-guide.com/e/e2125.html
japan-guide.com Linksammlung zu den
Atombomben
http://www.endofexistence.org/
Film: The End of Existence
http://www.BetterWorldLinks.org
Norberts Bookmarks für eine bessere Welt
http://www.lclark.edu/~history/
HIROSHIMA/list1.html
Hiroshima: Fotosammlung von Hiromi Tsuchida
http://www.choices.edu/edsummaries/
bombpage.html
»Choices« Erziehungsprogramm der Browns
Universität, USA:
Ending the War Against Japan: Science, Morality,
and the Atomic Bomb
http://www.art-for-a-change.com/Atomic/
atomic.htm
Kunst von Hibakusha
Impressum
Text Eva Manns, Xanthe Hall
Redaktion Ute Watermann,
Angelika Wilmen
Gestaltung Detlef Jech
Druck H+P Druck
Titelphoto Ittetsu Morishita
Berlin, Juli 2002
Unterstützung durch
Gerhard Diefenbach, Aachen
Eckart Metje, München
Parissa Haghirian, Wien
William Millar, USA
Tan Minoguchi, München
Simone Müller, Duisburg
Hironobu Ochiba, Hiroshima Peace Memorial
Museum
Sachiyo Oki, IPPNW Japan, Hiroshima
Prof. Dr. Peter Pantzer, Bonn
Sebastian Pflugbeil, Berlin
Kazuo Soda, Japan
Claudia Wanke, Bonn
Alexei Yablokov, Russland
Diese Broschüre kann in der
IPPNW-Geschäftsstelle in Berlin
zum Preis von 5 EUR
bestellt werden:
IPPNW
Körtestraße 10
10967 Berlin
Tel: 030-693 0244
Fax: 030-693 8166
E-Mail: [email protected]
Homepage: www.ippnw.de
22
Die Kunst der Hibakusha
aus: Hiroshima–Nagasaki Publishing Committee:
Hiroshima–Nagasaki – Eine Bildchronik der atomaren Zerstörung, Tokio 1981.
links:
Eine Mutter versucht zu
fliehen, sie hält ihr
kopfloses Kind im Arm.
Zeichnung von Chieko
Taketsugo, Nagasaki
rechts:
der verbrannte Körper
eines 4-5-jährigen
Kindes am 9. August in
Hiroshima
Zeichnung von Masato
Yamashita
links:
10. August 1945,
Zeichnung von
Eiji Yamada
rechts:
7. August 1945, 8 : 00,
Takeya-cho, 800 m vom
Hypozentrum Hiroshima
sucht eine Mutter einen
Platz, ihr totes Kind zu
verbrennen. In dem
Stahlhelm wollte sie die
Asche sammeln.
Zeichnung von Kazuo
Matsumuro
links:
7. August, 8 : 00,
Hiroshima Nähe der
Rundfunk-Station.
Die Zeichnung von
Yasuko Yamagata zeigt
den versteinerten
Körper einer Frau, mit
einem angewinkelten
Bein,
als ob sie rennt.
rechts:
7. August, kurz vor
Mittag, zwischen einem
Polizeirevier und dem
Bahnhof in Hiroshima
ruft eine Frau unter
Trümmern begraben um
Hilfe.
Zeichnung Shouichi
Furukawa
Herausgegeben von den
Internationalen Ärzten für die
Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.