GTAI - Internationale Märkte
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GTAI - Internationale Märkte
06.05.2013 Ostafrika kauft mehr Lkw Trend geht zu lokaler Montage / Eisenbahnen noch keine Konkurrenz / UNEP drängt auf geringere Luftverschmutzung / Von Martin Böll Nairobi (gtai) - Das Lkw-Geschäft brummt in ganz Ostafrika. Die Nachfrage nach Transportleistungen über lange Strecken nimmt stetig zu. Eine gut funktionierende Eisenbahn könnte 70% des Frachtverkehrs mit Mombasa, dem größten ostafrikanischen Hafen, übernehmen, sie schafft aber nur 10%. Lkw übernehmen den Rest und fahren bis Uganda, Burundi, Ruanda, Südsudan und manchmal noch weiter. Dank der hohen Nachfrage und steuerlicher Begünstigung lohnt sich für einige Lkw-Hersteller nun auch eine lokale Montage. Kenias und Tansanias Verkäufer von Lkw vermelden für 2012 kräftig gestiegene Umsätze; das laufende Jahr soll noch besser werden. Die großen Eisenbahnen, die einmal Ostafrika durchziehen und den Lkw-Verkehr reduzieren sollen, sind noch in weiter Ferne, sagen Branchenvertreter. Die Eisenbahnen würden zudem nur bestimmte Strecken bedienen, die Nachfrage nach Lkw-Transporten nähme aber interessanterweise auf vielen Nebenstrecken überdurchschnittlich zu. Der Grund seien zahlreiche Infrastruktur- und Bergbauprojekte in entlegenen Gebieten, was für ganz Ostafrika zutreffe. Angesichts der hohen Nachfrage haben viele traditionelle Pkw-Händler nun auch neue und gebrauchte Lkw mit ins Angebot genommen, berichtet das Wochenblatt "The EastAfrican" und macht für die hohe Nachfragesteigerung den gestiegenen Regionalhandel vor allem in den Ländern der Ostafrikanischen Gemeinschaft - einer zwischenstaatlichen Organisation von Burundi, Kenia, Ruanda, Uganda und Tansania - verantwortlich. Angesichts der gestiegenen Verkaufszahlen lohnt sich nun auch eine lokale Montage, mit der sich vor allem viel Zoll sparen lässt. Im Januar 2013 hat zum Beispiel General Motors seine Montagehallen in Kenia verdoppelt, um auch Lieferfahrzeuge, mittelgroße und schwere Lkw sowie Busse für den ostafrikanischen Markt montieren zu können. Toyota Kenya hat derweil angekündigt, im April 2013 mit der Montage von kleinen Lieferfahrzeugen, mittleren und schweren Lkw der "Hino"-Marke beginnen zu wollen. "Wir werden vor allem unseren Marktanteil bei Schwerlastkraftwagen erhöhen", sagt Toyotas Kenia-Chef Naoki Takeuchi. Expandieren will auch das chinesische Trio Foton, Great Wall Motors und Chery Automobile, die ebenfalls das Segment der kleinen Lieferwagen sowie mittelgroßer und großer Lkw im Auge haben und ihre lokale Fertigung erweitern wollen. Die indische Tata Motors möchte derweil noch im Frühjahr 2013 mit der Montage kommerzieller Nutzfahrzeuge beginnen. Der boomende Regionalhandel, der 2012 eine Größenordnung von 85 Mrd. US$ erreicht haben dürfte, läuft fast vollständig über die Straße. Die bestehenden Eisenbahnlinien sind seit Jahrzehnten in einem erbärmlichen Zustand und können kaum noch einen Verkehr aufrechterhalten. Verantwortlich ist nach Meinung von Kritikern vor allem die Politik, welche den Eisenbahnen bislang sowohl die notwendige politische als auch die notwendige finanzielle Unterstützung versagt habe. Im Klartext: Zu viele Politiker hatten und haben persönliche Interessen im gewerblichen Straßentransport. Die Rift Valley Railways, die Kenia und Uganda bedienen, kontrollieren nur noch 7% des Warentransports beider Länder. Der Transport ist nur noch im Schneckentempo möglich, die veralteten Waggons brechen immer wieder zusammen. Die Tazara Railways, von der Tanzania Zambia Railways gemanagt, ist auch nicht besser: 1986 konnte die Bahn noch 1,2 Mio. t transportieren, 2012 waren es noch 340.000 t. Die Forschungsgesellschaft Business Monitor International schätzt in ihrem "Kenya Freight Transport Report 2013", dass der Tonnage-Umschlag des Hafens Mombasa im laufenden Jahr um 4,5% wachsen wird, der Frachtflugumschlag um 8,5% und die Schienentransport um 1,8%. Was für Kenia gilt, hat direkte Auswirkungen auf die anderen Ländern der Region. So fertigt der Hafen von Mombasa 90% des Außenhandels von Uganda und Südsudan ab und 60% von Ruanda. Hinzu kommt der wachsende regionale Transport: Vor allem kenianische Betriebe verkaufen immer mehr verarbeitete Lebensmittel und Konsumgüter nach Uganda und Tansania - alles über die Straße. Nach Einschätzung des Kenya National Bureau of Statistics bestehen rund 41% der kenianischen Exporte in die Nachbarländer aus verarbeiteten Nahrungsmitteln und Getränken, 28% sind industrielle Produkte und 24% Konsumgüter. In Tansania beleben Bergbauprojekte und eine immer stärker kommerzialisierte Landwirtschaft die Nachfrage nach Lkw-Transporten und damit nach Lkw selbst. In Uganda sind es nach Einschätzung der Uganda Motor Industry Assiciation die zahlreichen Bauprojekte. Neben der Nachfrage nach Transportleistungen gibt es noch einige Faktoren, die den ostafrikanischen Lkw-Transport und damit die Nachfrage bestimmen: Lkw werden allen Brückenwaagen und polizeilichen Kontrollen zum Trotz regelmäßig massiv überladen. Viele der so überladenen Fahrzeuge schaffen Steigungen dann nur noch im Schritttempo und behindern auch auf längeren Strecken den Verkehrsfluss. Der Alltag eines Lkw-Fahrers auf der 1.200 km langen Strecke zwischen Mombasa und Kampala besteht aus wenigen Kilometern Vollgas, Abbremsen hinter einem Schleicher und dann langem Warten auf eine Überholgelegenheit. Auf vielen Nebenstrecken sind ständige und vor allem sehr tiefe Schlaglöcher an der Tagesordnung. Hinzu kommen die hohen Höhenunterschiede, die vielen Dieselfahrzeugen zu schaffen machen. So liegt Mombasa auf Meeresniveau, Nairobi aber auf 1.650 m Höhe, und die äthiopische Hauptstadt liegt gar auf 2.355 m - bereits zu hoch für so manches untermotorisierte Fahrzeug. Hinzu kommt eine schlechte Dieselqualität - alles Faktoren, welche die Reparaturhäufigkeit und die Verbrauchskosten erhöhen. Gefragt sind deshalb bislang robuste, technisch wenig anspruchsvolle Fahrzeuge, die sich leicht von jeder Straßenwerkstatt reparieren lassen. UN fordert "sauberes" Dieselgesetz Das UN Environmental Programme (UNEP) will den ostafrikanischen Staaten helfen, bis Ende 2013 Gesetze zu erlassen, die sauberen Diesel vorschreiben. Die Staaten hätten prinzipiell zugestimmt, den maximalen Anteil von Schwefel im Dieselkraftstoff auf 50 ppm (parts per million) zu beschränken, sagt der Chef der UNEP-Transportabteilung Rob de Long. Etwa 80% der Luftverschmutzung in den ostafrikanischen Städten käme von Lkws. Die ostafrikanischen Staaten importierten Diesel mit 500 ppm und Kenias einzige Ölraffinerie, die 50% des Regionalmarktes versorgt, produziere sogar Diesel mit 7.000 bis 10.000 ppm, sagt de Long. Zum Vergleich: Der Standard in Westeuropa sind 10 ppm. Marktteilnehmer Unternehmen, Standort/e Auto-Sueco East Africa, Kenia Marken Internetadresse/Email Volvo http://www.volvoce.com CMC Motors Group Ltd., Kenia, Uganda, Tansania Delta Africa, Kenia DT Dobie General Motors East Africa, Kenia, Uganda Heavy Vehicle and Plant Suppliers Ltd., Kenia MAN, UD Trucks 1), VW, Eicher, http://www.cmcmotors.com IVECO Importeuer von Lkw: u.a. Mercedes- http://www.delta-africa.com Benz, Scania, Foden, Nissan, Renault Mercedes-Benz (Actros) http://www.dtdobie.co.ke http://www.gm.co.ke; Isuzu Trucks http://www.gmea.co.ke Renault Trucks (Dealer), Gebraucht- http://www.hvpskenya.com, Lkw: Renault, MAN, Mercedes-Benz, http://www.kenya.renaulttrucks.com Scania u.a.m. Montagebetrieb: MAN, UD Trucks 1), Kenya Vehicle Lkw-Aufbauten (in Gespräch als Manufactures Ltd, Kenia Montagebetrieb für Hyundai und http://www.kvm.co.ke Eicher) MPPS, Kenia R.T. East Africa, Kenia, Tansania XCMG Trucks (Xuzhou Construction [email protected] Machinery Group) Handel und Montage (geplant): MAN, [email protected] VW, Randon-Anhänger Simba Colt Motors, Kenia Mitsubishi Trucks, Mahindra Pick-ups http://www.simbacolt.com Toyota Kenya Ltd., Kenia Hino http://www.toyotakenya.com FAW Trucks (First Automobile Works http://www.transafricamotors.com TransAfrica Motors Ltd. (TAM), Kenia 1) vormals UD Nissan Trucks, 100%ige Tochter von Volvo. Importe ausgewählter ostafrikanischer Länder von Lastkraftwagen und Kraftfahrzeugen zu besonderen Zwecken (SITC 782, Rev. 3, in Mio. US$) Länder/wichtige Lieferländer 2010 2011 2012 246,34 295,66 k. A. ..Südafrika 37,19 65,63 k. A. ..Japan 63,17 51,33 k. A. ..VR China 34,73 45,46 k. A. ..Indien 15,28 24,10 k. A. ..Vereinigtes Königreich 22,53 22,23 k. A. ..VAE 16,48 18,34 k. A. 2,36 10,79 k. A. Äthiopien 415,79 413,27 k. A. ..Japan 132,75 112,21 k. A. ..VR China 61,04 82,55 k. A. ..Italien 72,71 66,52 k. A. ..Schweden 35,00 48,16 k. A. Vereinigte Republik Tansania ..Schweden ..Spanien 58,98 45,31 k. A. ..USA 8,59 13,64 k. A. ..Korea, Rep 9,11 10,81 k. A. ..Deutschland 13,11 10,39 k. A. Kenia 212,76 k. A. k. A. ..Japan 118,72 k. A. k. A. ..VR China 25,78 k. A. k. A. ..Vereinigtes Königreich 14,08 k. A. k. A. ..Südafrika 13,96 k. A. k. A. ..Indien 13,37 k. A. k. A. Uganda 108,27 141,96 156,73 ..Japan 57,64 61,09 57,84 ..VR China 7,56 13,20 40,07 ..Südafrika 10,16 23,19 15,59 ..Deutschland 2,98 10,84 10,08 Ruanda k. A. 24,90 25,25 Burundi 8,41 k. A. k. A. Quelle: Comtrade, Stand 1.5.13 Deutscher Nachholbedarf Deutschland ist auf dem ostafrikanischen Markt für Lastkraftwagen und Spezialfahrzeuge eher wenig präsent. Die einschlägigen Exporte erreichten 2012 lediglich 87 Mio. US$. Das ist in etwa so viel, wie Deutschland 2012 nach Peru oder Ungarn liefern konnte. Auf dem gesamten afrikanischen Kontinent sind deutsche Lkw-Firmen und Kfz-Teileverkäufer eigentlich nur in einigen nordafrikanischen Ländern, in der Republik Südafrika und in Nigeria präsent und erfolgreich. Dabei erscheint der südafrikanische Markt gesättigt, während die Nachfrage in vielen kleineren und wirtschaftlich unbedeutenderen Staaten noch bei weitem nicht befriedigt ist. Die deutschen Lkw-Exporte nach Afrika konnten 2012 (in US$ bewertet) um insgesamt 22% zulegen. Dabei gab es in den nordafrikanischen Ländern, insbesondere in Algerien, weit überdurchschnittliche Zuwächse, während die Zahlen südlich der Sahara mit durchschnittlich +10% eher enttäuschend ausfielen. Viele afrikanische Länder sind, allein betrachtet, als Märkte vergleichsweise unwichtig, in der Summe aber sind sie dennoch interessant. So importierte die Republik Südafrika 2012 nur etwas mehr als alle anderen Länder südlich der Sahara zusammen. Damit verteilen sich die deutschen Lkw Exporte nach Afrika zu jeweils einen Drittel auf Nordafrika, die Republik Südafrika und das restliche Subsahara-Afrika. Deutsche Lieferungen von Lastkraftwagen und Spezialfahrzeugen nach Ostafrika (EGW 887; in Mio. US$) Abnehmerländer 2010 2011 2012 *) Kenia 16,82 26,35 42,12 6,44 11,04 17,73 Vereinigte Republik Tansania Äthiopien 5,76 9,92 10,00 Uganda 4,56 10,03 8,19 Ruanda 7,62 11,55 4,18 Burundi 0,62 1,36 3,13 Dschibuti 0,15 0,78 0,99 Eritrea 0,86 0,05 0,23 Somalia 0,36 0,11 0,02 =SUM(ABOVE) =SUM(ABOVE) =SUM(ABOVE) 43,19 71,19 86,59 Insgesamt *) vorläufig Quelle: Statistisches Bundesamt, Stand 1.5.13 Deutsche Lieferungen von Lastkraftwagen und Spezialfahrzeugen nach Afrika (EGW 887; in Mio. US$, Veränderungen in %) Gesamtexport, Nordafrika, Subsahara- Veränderung 2012 2010 2011 2012 1) Afrika gesamt 1.130,54 1.160,36 1.414,06 22 ..Nordafrika 2) 479,88 315,28 481,56 53 ..Subsahara-Afrika 3) 650,66 845,08 932,50 10 ..Algerien 123,32 138,67 247,11 78 ..Ägypten 224,30 107,08 124,12 16 ..Marokko 51,48 43,23 64,52 49 ..Tunesien 29,90 16,80 23,36 39 ..Libyen 45,84 6,89 17,85 159 5,05 2,62 4,61 76 ..Südafrika 312,43 455,22 476,71 5 ..Nigeria 100,33 87,30 115,62 32 ..Ghana 24,88 36,54 65,68 80 ..Kenia 16,82 26,35 42,12 60 ..Gabun 13,80 18,91 28,86 53 ..Kamerun 45,41 41,17 23,82 -42 ..Angola 7,49 10,94 18,66 71 ..Vereinigte Republik Tansania 6,44 11,04 17,73 61 15,81 17,87 11,65 -35 8,46 25,18 11,17 -56 Afrika, Top-Abnahmeländer gegenüber 2011 1) Topmärkte in Nordafrika: ..Sudan 4) Topmärkte in Subsahara-Afrika ..Republik Kongo ..Mali 1) vorläufig; 2) einschl. Sudan; 3) ohne Réunion; 4) das Statistische Bundesamt unterscheidet erst ab 2013 zwischen Sudan und Südsudan Quelle: Statistisches Bundesamt, Stand 1.5.13 (M.B.) Dieser Artikel ist relevant für: Kenia, Ostafrika, Tansania, Uganda Straßenfahrzeuge, allgemein, Kfz-Teile, -Zubehör (ohne Brennstoffzellen), Nutzfahrzeuge (Nfz), Schienenverkehr, Schiffsverkehr / Häfen, Straßenverkehr KONTAKT Katrin Weiper 0228/24993-239 Ihre Frage an uns http:// www.gtai.de/G T A I / Navigation/D E / T r a d e / maerkte,did=807352.html © 2013 Germany Trade & Invest Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und vom Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.