SZ-Archiv: A46907316
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SZ-Landkreisausgaben POLITIK Montag, 15. März 2010 Ebersberg Seite R3 Beispielhaftes Engagement mit aktueller Botschaft Im Franz-Marc-Gymnasium eröffnet die vierte Ausstellung „Vergessener Widerstand in Markt Schwaben und Umgebung“ Markt Schwaben T Es sei ein hervorragendes Beispiel gegen das Vergessen, Verschweigen und Tabuisieren. Mit diesen Worten würdigte der stellvertretende Schulleiter des Markt Schwabener Franz-Marc-Gymnasiums, Gerhard Häusler, die vierte Ausstellung „Vergessener Widerstand in Markt Schwaben und Umgebung“, die am Freitagabend in der Aula der Schule eröffnet worden ist. Zwölf Schüler des Wissenschaftsseminars haben unter Leitung des Geschichtslehrers Heinrich Mayer erneut bewegende Biografien von Menschen zusammengetragen, die sich unter Einsatz des eigenen Lebens gegen das Nazi-Regime gestellt und Menschenleben gerettet haben. Sechs Tafeln sind daraus entstanden, die in bewährter wie beeindruckender Weise Einzelschicksale dokumentieren und den alltäglichen Widerstand in den Mittelpunkt stellen. Die Arbeit der Schüler setze Impulse für Zivilcourage und demokratisches Handeln, sagte die Vorsitzende der „Weiße Rose Stiftung“, Hildegard Kronawitter, die sich für das Engagement der Schüler bedankte. Die Stiftung hat auch die vierte Ausstellung SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de wissenschaftlich begleitet; finanziell unterstützt worden ist die Arbeit von der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildung. Kronawitter las aus den Ta- feln neben der Erinnerung an den alltäglichen Widerstand auch die aktuelle Botschaft, im Mainstream kritisch zu bleiben, sich nicht manipulieren zu lassen und Verantwortung zu übernehmen – auch wenn es leichter sei, sich wegzuducken. „Wir lernen, um nicht zu vergessen und die Geschichte weiterzuerzählen“, begründete die Seminarteilnehmerin Maria Bauer die Motivation der Schüler, die laut Vize-Direktor Häusler weit über das normale Unterrichtsmaß hinausgegangen sei. Während der Recherchen im bayerischen Staatsarchiv und den Gemeindearchiven sei es gelungen, aus Namen reale Personen zu machen und mit Zeitzeugen zu sprechen, die sie noch erlebt hätten. „Wir haben großen Respekt vor den Menschen, die sich gegen einen ganzen Staat aufgelehnt haben“, sagte Maria Bauer. Welchen Stellenwert die Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit durch die Schüler inzwischen erlangt hat, dokumentierte auch das öffentliche Interesse an der Ausstellungseröffnung mit rund 200 Gästen. Darunter auch die FDP-Landtagsabgeordnete Renate Will aus Baldham, die eigens zwei andere Termine abgesagt hatte, um nach Markt Schwaben zu kommen. Mit ihr verfolgten die Grünen-Landtagsabgeordnete Margarete Bause, Alt-Landrat Hans Vollhardt, Kreisarchivar Bernhard Schäfer, die stellvertretende Landrätin Magda Föstl, der frühere Rektor und Buchautor Hans Niedermayer und Bürgermeister Bernhard Winter die Vernissage, bei der die Schüler in einer szenischen Lesung mit Ausschnitten aus Protokollen bedrückend die unmenschlichen Umstände schilderten, unter denen KZ-Häftlinge um ihr Überleben in den letzten Kriegstagen kämpften. Die Ausstellung ist bis zum Ökumenischen Kirchentag vom 12. bis zum 16. Mai im Franz-Marc-Gymnasium zu den täglichen Öffnungszeiten zu sehen. Die Ebersberger SZ wird in einer Serie die einzelnen Tafeln vorstellen. Karin Kampwerth A46907316 franz_marc_gym