PDF - Bund gegen Missbrauch der Tiere

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PDF - Bund gegen Missbrauch der Tiere
Nr. 1 März 2005
DAS RECHT
DER
TIERE
BRIEFTAUBEN
RIEFTAUBEN
B
Vom Hobby
zur Tierquälerei
KASTRATION
ALTE DISKUSSION NEUE ERKENNTNISSE
ENGAGEMENT
JUGEND AKTIV
IM TIERSCHUTZ
NOTFALL
UNGARN: TIERHEIM
UNTER WASSER
PATENSCHAFTEN
GEWINNEN SIE
EINEN FREUND
B UND
GEGEN
M ISSBRAUCH
DER
T IERE E .V.
INHALT
I N H A LT
Inhaltsverzeichnis / Impressum
2
EDITORIAL
3
TITELTHEMA
4
Tierquälerei: Sport mit Brieftauben
TIERSCHUTZPOLITIK
10
Die Wahrheit über Dioxin in Eiern
JETZT
BEWERBEN:
TIERSCHUTZ-PREIS 2005
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Brieftauben
Vom Hobby zur Tierquälerei
bmt fördert frühes Engagement von Schülern
JUGENDTIERSCHUTZ
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15jährige baut artgerechtes Kaninchengehege
KASTRATION
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Alte Diskussion mit neuen Erkenntnissen
PATENSCHAFTEN
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Gewinnen Sie einen Freund- werden Sie Pate
AB 2005
WIEDER
TIERSCHUTZUNTERRICHT
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Engagement
Jugend im Tierschutz aktiv
Mit Midas in der Schule
TIERSCHUTZ
IM
AUSLAND
20
Wie geht es weiter in Rumänien?
TIERE
IN
NOT, UNGARN: Tierheim unter Wasser!
AUSLANDSPATENSCHAFTEN
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24
GESCHÄFTSSTELLEN
TH Hage
Franziskus-Tierheim
TH Köln-Dellbrück
TH Elisabethenhof
LV Ba-Wü
LV Berlin
TH “Arche Noah”
Kastrationsprojekt angelaufen
Frank Weber stellt sich vor
Physiotherapie im Tierheim
Astra und Bentley
Ehrung: 50 Jahre Mitglied im bmt
Umsiedelung von Dingo “Tina”
Estellas Geschichte
ANSCHRIFTEN / Internetadressen der Geschäftsstellen
34
ZU
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GUTER
LETZT Lassen Sie Ihr Haustier registrieren
Das Recht der Tiere 1/2005
Beitrittserklärung
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33
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Impressum
DAS RECHT DER TIERE Nr. 1/2005
Mitgliederzeitschrift des „Bund gegen Missbrauch der Tiere e. V.“
Redaktion:
Claudia Lotz, Dr. Jörg Styrie, Hans Schroer
Gestaltung: Stefan Lotz, Andrea Sturm
Artgerchte Offenstallhaltung
Patenschaften
So helfen Sie Tieren
Tierphysiotherapie
TH Köln-Dellbrück geht neue Wege
Anzeigen: Willy Passmann, 44879 Bochum, Tel.: 0234-49 42 84
Druck: Brendow PrintMedien, Moers; Titelbild: “Reinhard Tierfoto”
Übernahme von Artikeln, auch auszugsweise, nur mit Quellenangabe gestattet. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.
Auflage: 34.500 Exemplare
EDITORIAL
AUF
EIN
WORT…
Liebe Mitglieder, liebe Tierfreunde!
DER KAMPF
FÜR DIE
LEGEHENNEN
GEHT WEITER!
Verbraucher dürfen sich nicht durch falsche Informationen
der Käfighalter-Lobby verunsichern lassen. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen: Die Dioxinbelastung
von Eiern aus Freilandhaltung unterscheidet sich in der
Regel nicht von denen aus der Käfighaltung. Boulevardblätter, die in ihren Schlagzeilen das
Gegenteil verbreiten, sind unseriös und sollten den Leserschwund zu spüren bekommen. Wir
bleiben unserem Motto treu: "Kein Ei aus Tierquälerei - kein Ei mit der 3".
Gerade jetzt in der Vor-Osterzeit entscheiden Sie bei Ihrem Eierkauf über das Schicksal der
Legehennen. Bitte denken Sie daran: Gefärbte Eier sind meist aus Käfighaltung! Und nun noch
meine Bitte: Motivieren Sie Freunde und Bekannte, nur Eier aus artgerechter Haltung zu kaufen.
Die wichtigsten Argumente erläutern wir Ihnen in diesem Heft.
Mit unserem Artikel zum Brieftaubensport greifen wir ein Thema auf, dessen Tierschutzbrisanz
bisher nur wenigen Tierfreunden bekannt ist. Mit fragwürdigen Methoden werden die Vögel zu
Höchstleistungen animiert. So manches Tier bezahlt die Trophäenjagd seines Besitzers mit dem
Tod. Doch es gibt auch die positive Seite: Tierfreunde, die sich besonders den Tauben
verpflichtet fühlen, verletzte Tiere bei sich aufnehmen, sie liebevoll gesund pflegen und ihnen
dann die Freiheit schenken.
Sie sehen: Unsere Tierschutzarbeit ist vielfältig. Mit Sachwissen, Mitgefühl, Ausdauer und
Energie geben wir täglich unser Bestes, um das unermessliche Tierleid zu verringern. Dies
gelingt uns nur gemeinsam mit Ihnen als Mitglied, Spender und Helfer.
Lassen Sie unsere Gegner spüren, dass wir eine gesellschaftliche Kraft sind, die sich mutig und
entschlossen für die Tiere einsetzt. Ich danke Ihnen für Ihre bisherige Unterstützung und zähle
auch weiterhin auf Sie!
Ihre
Jutta Breitwieser
Bundesvorsitzende
Das Recht der Tiere 1/2005
In tierschützerischer Verbundenheit
3
TITELTHEMA
Der Sport
mit
Brieftauben
Man sieht sie oft in den Städten - beringte Tauben, die gemeinschaftlich
mit anderen "normalen" Stadttauben nach jedem fressbaren Krümel
picken. Warum fliegen sie nicht in
den Heimatschlag, sondern schließen sich dem erbärmlichen Leben
der Stadttauben an? Geht man dieser Frage nach, stößt man auf Unglaubliches. Der von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommene Brieftaubensport hat sich auf Kosten der
Tiere zum Hochleistungssport entwickelt.
VOM HOBBY ZUR
Einzigartiges
Orientierungsvermögen
Das Recht der Tiere 1/2005
Die Fähigkeit der Brieftauben, sich ohne Kompass und Landkarte über Hunderte von Kilometern zu orientieren, um
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den heimatlichen Schlag anzufliegen,
hat den Menschen schon immer fasziniert. Trotz intensiver wissenschaftlicher
Forschung konnte das Geheimnis des
Orientierungsvermögens jedoch bis
heute nicht endgültig gelüftet werden.
Wissenschaftler sind sich einig, dass
dem ein komplizierter Prozess zugrunde liegen muss, an dem beispielsweise
der Sonnenstand, das polarisierte Licht,
die Erdmagnetfelder, die Gerüche und
der Schall beteiligt sein können.
Wettflüge mit langen
Distanzen
Das Wettflugprogramm besteht bei älDer Ring: Erkennungszeichen von Brieftauben
teren Brieftauben in der Regel aus 1214 Wettflügen über Entfernungen von
200 bis 700 Kilometern.
Nach dem bisher gültigen Reglement
muss darin mindestens ein Nationalflug mit einer Entfernung von mindestens 700 Kilometern enthalten sein. Die
Flüge werden in der Zeit von Mai bis Juli durchgeführt. Jungtiere, das heißt,
Tauben, die nicht älter als ein Jahr sind,
müssen zwischen August und September 6 Wettflüge über Entfernungen von
100 bis 250 km absolvieren.
Die Tiere werden während dieser Zeit
üblicherweise jede Woche an den Start
geschickt. Vor Beginn eines Wettkamp-
B R I E F TAU B E N S P O R T
BRIEFTAUBEN :
AUCH EIN THEMA
FÜR UNS
TIERQUÄLEREI ...
Die genaue Uhrzeit des Abflugs wird
den Züchtern, die Zuhause warten, mitgeteilt. Den Zeitpunkt der Rückkehr halten sie dann mit Hilfe einer speziellen
"Konstatieruhr" fest. Dazu wird dem Tier
sofort nach seiner Ankunft der Fußring
abgenommen und in eine dafür vorgesehene Öffnung der Uhr geworfen. Der
genaue Zeitpunkt wird auf einem Kontrollstreifen festgehalten.
Preisgelder
für schnellste Tauben
Nach dem Wettflug werden die Flugzeiten der Tauben unter Berücksichtigung der verschiedenen Entfernungen
verglichen. Die Geschwindigkeit eines
jeden Tieres wird berechnet, und nur
die schnellsten Tauben - die ersten 25
Prozent - werden in eine Platzierungsliste aufgenommen. Am Ende der Wettflugsaison erfolgt eine Endauswertung.
Ziel jedes Züchters ist es, Reisetauben
zu besitzen, die sich auf jedem Wettflug
der Saison platziert haben.
Dem finanziellen Aspekt kommt dabei
eine immer größere Bedeutung zu: So
errang z. B. ein Züchter mit seiner Täubin auf einem Wettflug 5.000 EURO.
Eine gute Brieftaube kann bei einer Versteigerung immerhin einen Preis von
1.500 EURO erzielen.
Das Recht der Tiere 1/2005
fes muss der Taubenzüchter ermitteln,
wie weit seine Schlaganlage von dem
vorgesehen Startplatz entfernt liegt.
Allen Tauben, die an dem Wettflug teilnehmen, wird ein abnehmbarer
Gummiring mit einer fortlaufenden
Nummer am Fuß angelegt. Ein Lastkraftwagen, der als "Kabinenexpress"
bezeichnet wird und mit bis zu 500
Tauben in ihren Einzelkäfigen besetzt
sein kann, befördert die Tauben an den
Startpunkt.
Dort werden die Tiere offiziell noch einmal gefüttert und getränkt - ob dies geschieht, ist allerdings nicht nachprüfbar. Anschließend werden die Tauben
"aufgelassen".
5
TITELTHEMA
RÜCKFÜHRUNG VERIRRTER BRIEFTAUBEN
Brieftaubenzüchter in
der Kritik
Brieftauben fliegen mit einer Geschwindigkeit von 70 bis 100 Kilometern pro Stunde. Die Entfernungen von
700 Kilometern können sie innerhalb
eines Tages zurücklegen. Doch spätestens seit die Manipulationen bekannt
geworden sind, mit denen die Tauben
künstlich zu diesen Höchstleistungen
getrieben werden, ist die angebliche
Tierliebe der Brieftaubenzüchter ins
Zwielicht geraten.
Durch Trennung vom
Partner zu Höchstleistungen animiert
Das Recht der Tiere 1/2005
Ein unter Tierschützern besonders umstrittenes Verfahren, die Tauben zu einer möglichst schnellen Rückkehr zum
Heimatschlag zu bewegen, ist die "Witwerschaft". Tauben sind monogam, d.
h. sie leben zeitlebens mit dem selben
Partner zusammen. Trennt man die Tiere voneinander, werden sie ihre ganze
Kraft darauf ausrichten, möglichst
schnell wieder beisammen zu sein. Diese natürliche Verhaltensweise nutzen
viele Brieftaubenzüchter aus, indem sie
die Partner für die Dauer der Flugsaison getrennt halten.
6
Durch die Trennung werden die Fortpflanzungsvorgänge unterbunden, die
Kräfte für die Wettflüge geschont. Lediglich unmittelbar nach der Rückkehr
vom Wettflug wird den Tieren für eine
kurze Zeit Sozialkontakt gestattet. Um
das Bedürfnis der Partner, möglichst
schnell wieder beieinander zu sein, anzuspornen, bedienen sich einige Züchter auch der "Eifersuchtsmethode". Der
Täuberich wird in einen Kasten mit
"Guckloch" gesteckt. In den benachbarten Käfig der Taube lässt man einen
fremden Täuberich herein, der unverzüglich bestrebt ist, mit der Taube zu
kopulieren. Diese Szene versetzt den
regulären Partner der Taube in eine solche "Eifersucht", dass er alles versuchen
wird, auch wenn er Hunderte von Kilometern entfernt aufgelassen wird, den
Nebenbuhler zu vertreiben.
Immer wieder kommt es vor, dass Brieftauben, deren Leistungsvermögen offensichtlich nicht ausreicht, um den Heimatschlag zu erreichen, in Tierheimen abgegeben oder von Tierfreunden privat gepflegt werden. In zahlreichen Fällen
verweigern die Eigentümer die Rücknahme der Tauben bzw. die Übernahme der
durch die Aufnahme und Pflege entstandenen Kosten.
Auf diese Problematik hat der Verband Deutscher Brieftaubenzüchter e.V. in der
Form reagiert, dass seit 2001 alle Brieftauben, die an Wettflügen teilnehmen,
mit der Telefonnummer des Taubenhalters auf einem Zusatzring ausgestattet
sein müssen. Dies soll helfen, den Besitzer der Taube schnell zu ermitteln. Nach
unseren Erfahrungen wurde das Problem damit aber nicht gelöst. Wir bitten alle Tierfreunde, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, uns diese mitzuteilen.
Sorge um Junge für
Wettkämpfe ausgenutzt
Doch nicht nur die Männchen, auch die
Weibchen werden von den Züchtern
zur Trophäenjagd auf Wettkämpfe geschickt. Um die Tiere zu Höchstleistungen anzuspornen, werden ihnen die
Eier oder gerade geschlüpften Jungtiere entrissen ("Nestmethode"). Die Sorge
um das Nest bzw. um die Jungtiere lässt
die verzweifelten Tauben besonders
schnell nach Hause fliegen. Da der
Täuberich an der Aufzucht der Jungtiere im gleichen Maße beteiligt ist, lässt
sich diese Methode bei beiden Geschlechtern anwenden.
Hohe Verlustraten
Ein hoher Prozentsatz der Reisetauben
findet nicht mehr zum Heimatschlag
zurück, belegen wissenschaftliche
Untersuchungen. Bei den aufgelassenen Alttauben liegen die Verlustraten
bei bis zu 28%, bei den Jungtauben sogar bei 32%. Ungünstige Witterungsbedingungen wie Gegenwind, Gewitter usw. können nochmals zu einem
erheblichen Anstieg der Verlustraten
führen.
Doping - auch bei Brieftauben ein Thema
Es liegt auf der Hand, dass die geforderten Leistungen nur von Tauben erbracht werden können, die "fit" sind.
Aus Angst, die Tiere könnten sich durch
die stundenlangen oder auch tagelangen Transporte in den oftmals überfüllten "Kabinenexpressen" an Durchfalloder Viruserkrankungen anstecken,
Verletzungen sind an der Tagesordnung
verabreichen einige Brieftaubenzüchter prophylaktisch Breitbandantibiotika. Auch Aufputschmittel und cortisonhaltige Präparate werden als Dopingmittel illegal eingesetzt.
Verlierer sind "Ausschuss"
Schafft eine Brieftaube trotz der psychischen und physischen "Konditionierung" den Heimweg nicht, wird sie als
"Ausschuss" registriert. Für den Züchter
ist das Tier damit wertlos geworden.
Oft werden völlig erschöpfte und verletzte Tiere von Tierfreunden aufgenommen und gesund gepflegt. In den
seltensten Fällen werden solche Tauben jedoch von ihren Besitzern zurückgenommen.
Züchter sind Richter
über Leben und Tod
Es ist der Wunsch eines jeden Brieftaubenzüchters, leistungsfähige Reisetauben zu besitzen. Leistungsschwache
Tiere, die mit großer Verspätung den
Heimatschlag erreichen, sind im
Wiederholungsfalle dem Tode geweiht.
Nicht selten werden solche Tiere schon
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TITELTHEMA
sehr früh vom Züchter "selektiert" d. h.
getötet, da sie unnütze Fresser sind.
Gezüchtet wird nur mit "Athleten" die
wenigstens 40 - 50 Prozent der Wettflüge erfolgreich bestritten haben. Auf
die übrigen Tauben wartet der Tod.
Einige Züchter betreiben die Selektion
so scharf, dass nach 2- 3 Jahren nur
noch 30 % der Tauben eines Geburtsjahrganges am Leben sind. Dabei
können Tauben mehr als 25 Jahre alt
werden.
Voliere statt Freiflug
Wer nun annimmt, dass sich die Züchter intensiv um angemessene Haltungsbedingungen für ihre Tauben bemühen, wird oft enttäuscht. In der Regel
bekommen die Tauben keinen Ausflug.
Weil die Tiere teils sehr wertvoll sind,
will der Züchter dem möglichen Verlust
beim Freiflug vorbeugen. Der Lebensraum der Brieftauben ist somit auf den
Schlag oder bestenfalls auf eine Voliere beschränkt.
Dies lässt erkennen, dass der Brieftau-
bensport aus dem Runder gelaufen ist
und in vielen Punkten mit dem Tierschutzgesetz im Widerspruch steht.
Der Bund gegen Missbrauch der Tiere setzt sich für
folgende Verschärfungen ein:
Es dürfen keine Tauben getötet werden, nur weil sie "Zuchtidealen" oder
"Leistungsansprüchen" der Züchter
nicht genügen.
Q
Die Flugstrecken müssen auf ein für
die Tiere zumutbares Maß gekürzt werden. Um diese Festlegung zu treffen,
bedarf es weiterer wissenschaftlicher
Untersuchungen. Der Leistungsanspruch der Brieftaubenzüchter muss mit
dem Leistungsvermögen der Reisetauben in Einklang stehen.
Q
Auf eine "psychische Motivierung"
der Tiere ist zu verzichten. Derartige
Manipulationen sind ethisch verwerflich.
Q
Es dürfen nur Tauben auf Wettkämpfe geschickt werden, die gesund
sind. Tauben, die mit Antibiotika oder
ähnlichen Mitteln behandelt wurden,
sind von Wettkämpfen auszuschließen.
Q
Um einer Überforderung der Brieftauben vorzubeugen, dürfen die Tiere
nur alle zwei Wochen an einem Wettkampf teilnehmen.
Q
Jungtiere sind schonend auf die
Flugsaison vorzubereiten.
Q
Erschöpfte und verletzte Tiere sind
vom Brieftaubenzüchter am Fundort
abzuholen und soweit möglich gesund
zu pflegen.
Text: Dr. Jörg Styrie,
Q
Fotos: Tierfoto Reinhard
DIE TAUBE JOHANNES
M EHR
ALS EIN
F RIEDENSVOGEL
Christa Griese hat eine kleine Taubenpflegestation in Witten. Im Laufe der Jahre hat sie viele Tauben aufgenommen, gepflegt und gesund in die Freiheit entlassen. Johannes wird aber nie wieder
wie seine Artgenossen in freier Natur leben können: Der Täuberich ist blind und würde die Gefahren des Alltags kaum meistern können. Doch in der Geborgenheit der Pflegestation entwickelt er
ungeahnte Fähigkeiten. Christa Griese hat die Geschichte von Johannes aufgeschrieben
Es ist fast ein Jahr her, da holte ich ihn
aus einer Tierarztpraxis ab und nannte
ihn Johannes. Noch nie hatte ich ein so
hübsches Täubchen gesehen - und mir
sind bisher in meiner kleinen Taubenpflegestation schon viele Tauben unter
die Augen gekommen.
Johannes wurde in der Dortmunder Innenstadt aufgegriffen, weil er
sich stundenlang
überhaupt
nicht
vom Fleck gerührt hatte. Jo-
hannes war blind. Seine Augen strahlten, so dass niemand bei seiner Betrachtung auf die Idee gekommen wäre, der Täuberich sei blind. In der
Tierarztpraxis gab man mir neben Johannes noch eine zweite Taube mit, eine junge Wildtaube, die erschöpft
schien, aber schon alleine Futter picke
konnte. Sie hatte in der Dortmunder
Einkaufspassage neben Johannes gesessen.
Mit den beiden Tauben im Auto gingen
mir viele Gedanken durch den Kopf ein ungleiches Paar, diese beiden Vögel, der blinde Johannes und die erschöpfte, müde Wildtaube. Zu Hause
richtete ich meine Großvoliere im
Dachboden ein. Sie liegt mitten in meinem Arbeitszimmer, so dass ich viel Zeit
mit den beiden Vögeln verbringen
konnte. Die Wildtaube nannte ich Lisa,
und es war abzusehen, dass sie nach
ein paar Tagen bei bester Verpflegung
wieder in die Natur entlassen werden
würde.
Johannes nahm ich mehrmals am Tag
auf meinen Arm und streichelte ihn.
Sehr schnell wurde er zahm und zeigte
ein sehr gütiges, sanftes Wesen. Wie
immer, wenn bei Tieren wie auch bei
Menschen ein Sinnesorgan ausfällt,
schärft sich ein anderes besonders.
Und so bemerkte ich sehr schnell, dass
Johannes hören konnte wie ein Luchs!
Sanfte Taube, fliege weiter
Seit vielen tausend Jahren waren
die Tauben, sanft in ihrer Art,
um uns, die Menschen, stets geschart,
an Kirchen, Häusern, vielen Plätzen,
am Weges- und am Feldesrand.
Ihre Zahl war nicht zu schätzen,
ihr Flug ging über Stadt und Land.
Du sanfte Taube, Mensch-Begleiter,
du sanfte Taube, fliege weiter.
Du willst doch nur dein kurzes Leben,
dein Anblick soll uns Freude geben.
Bist ein Symbol für Liebe, Frieden
und wirst plötzlich ganz stark gemieden.
Bist ein Symbol für Zärtlichkeit.
Du sanfte Taube, fliege weit.
Der Mensch, dein Freund,
ist jetzt dein Feind.
Will dich vernichten.
Und es scheint,
du trägst umsonst
den Palmenzweig.
Du trägst umsonst
den Zweig für Frieden.
Ich aber wird´dich weiterlieben.
Dein schlichtes, sanftes Vogelleben
Wird mir den Mut zum Kämpfen geben;
Für dich, gefiederter Begleiter.
Du sanfte Taube, fliege weiter.
Hannelu Vahl, 25.10.96
Christa Griese und der blinde Täuberich Johannes
mit Vitamingaben. Als
wildes Tier zeigte sie sich
panisch und schlug mit
den Flügeln, wenn ich
sie aus der Voliere
nahm. In dieser Situationen bemerkte
ich zum ersten Mal, dass mein blinder
Johannes ganz besondere Fähigkeiten
hatte.
Er spürte und hörte, dass da ein anderes Tier Angst vor der menschlichen Berührung hatte. Was tat er? Er gurrte
und gurrte pausenlos, mit tiefer und
warmer Stimme, immer freundlich, als
wollte er Lisa die Furcht vor den Menschen nehmen. Und seine Therapie
wurde ein Erfolg! Die überängstliche
Lisa beruhigte sich und nahm willig ihre Vitamine ein.
Lisa flog bald gesund wieder in die
Freiheit, und es folgten im Frühling und
im Sommer 2004 viele, viele befiederte Patienten, die mein Johannes beruhigte, und denen er die Angst vor meinen Berührungen nahm. Johannes
kümmerte sich um junge Tauben, er
beruhigte kleine Rotkehlchen und Amselkinder, sogar einen kleinen Buntspecht.
Dann geschah es: Vor ein paar Tagen
holte ich eine verletzte Taube von einem
Tierarzt. Beide Flügel waren gebrochen
und bandagiert. Ich nannte die kleine
Taube Sarah und wusste, dass sie niemals wieder würde fliegen können. Johannes kümmerte sich sehr um sie und
als die Bandagen abgenommen wurden, sah ich, dass er sanft mit seinem
Schnabel durch Sarahs Federn fuhr.
Immer wieder gurrte er zärtlich vor sich
hin. Eines Morgens wurde ich schon
ganz früh wach; oben im Dachbüro
tobte offensichtlich Johannes auf und
ab. Er gurrte und gurrte, dabei war es
noch stockdunkel!
Zunächst dachte ich, dass einer meiner
kleinen Igel, die mittlerweile neben Johannes Voliere ihr Quartier bezogen
hatten, ausgebüxt wäre. Nein, es war
etwas ganz anderes. Sarah saß in einem Heunest auf zwei Eiern! Johannes
stand stolz neben ihr, und als er meine
Schritte auf der Treppe hörte, schob er
mit seinem Schnabel noch etwas Heu
an Sarah heran. Johannes wird Vater!
Auch das ist für den blinden Vogel kein
Problem! Da sich die Tauben beim Brüten ablösen, muss Johannes ganz,
ganz umsichtig sein, damit er die Eier
nicht beschädigt. Und so beobachtete
ich fast mit Tränen in den Augen, dass
Sarah ihn ganz vorsichtig an die Eier
herandrückte und ihm zu verstehen
gab, wo er sich zu setzen hatte...
Was vermag eine blinde Taube zu
leisten? Johannes hat uns gezeigt, dass
sein Leben noch lebenswert ist, auch
wenn er nicht mehr durch die Wolken
fliegen kann.
Wenn Sie Kontakt zu Christa Griese
aufnehmen möchten, dann bitte unter
folgender Adresse:
Am Spliethof 10, 58455 Witten
Tel. 02302-276 355
Das Recht der Tiere 1/2005
Er vermochte den Kopf zu drehen wie
eine Eule, und wenn ich die Treppe zu
ihm hinaufstieg, dann freute er sich und
gurrte schon voller Erwartung, sobald
ich den Fuß auf die erste Stufe setzte.
Weizen, Erbsen
und Mais schüttete
ich reichlich auf
den Boden, so
dass
Johannes
das Futter unter
seinen Füßchen
spürte. Bei fein geschnittenem Salat
tanzte er ausgelassen hin und her,
weil er sich so sehr
auf sein weiches
Grünzeug freute, welches er unter seinen rosaroten Zehen wahrnahm. Die
Wildtaube Lisa versorgte ich zusätzlich
9
TIERSCHUTZPOLITIK
DIOXIN IN FREILANDEIERN ?
FALSCHES SPIEL MIT DER ANGST DER VERBRAUCHER
"Dioxin in Freilandeiern!" - mit dieser Schlagzeile wartete Mitte Januar eine große Boulevardzeitung auf und führte zu einer erheblichen Verunsicherung der Verbraucher. "Dürfen wir nun keine
Freilandeier mehr essen?" fragten sich viele Bürger und wandten
sich Hilfe suchend auch an den bmt.
Das Recht der Tiere 1/2005
Eine Aussage, die wiederholt von den
Medien aufgegriffen wurde, erwies sich
jedoch als Falschmeldung. So schrieben die Zeitungen, dass Käfigeier weitgehend dioxinfrei seien; sie lägen, so
die Behauptung, zu 99% unter den seit
Januar 2005 neu festgelegten Grenzwerten für Dioxin.
10
Richtig ist vielmehr, dass auch KäfigEier in gleicher Weise belastet sind wie
konventionelle Freilandeier. Dies bestätigen Untersuchungen,
die in den Jahren 1999 bis
2003 durchgeführt wurden. Hiernach kam es bei
8,6 % der Freilandeier und
9,1 % der Käfigeier zu
Überschreitungen des geltenden EU-Grenzwertes
von 3 Piktogramm (billionstel Gramm) Dioxin
pro Gramm Fett.
Zur Panik bestehe jedoch
kein Anlass, bestätigen Toxikologen. Die gefunde-
nen Mengen seien viel zu gering, um
gesundheitsgefährdend zu sein.
Dennoch ist es richtig, dass Eier mit erhöhten Dioxinwerten aus dem Handel
genommen werden müssen.
Lanciert wurden diese Halbwahrheiten
von den Befürwortern der Käfighaltung. Unterstützung fanden sie insbesondere in den Reihen der unionsgeführten Bundesländer. So verwundert
es nicht, dass der niedersächsische
Landwirtschaftsminister, Hans-Heinrich
Ehlen, ein nachhaltiger Befürworter der
Käfighaltung, die Dioxinfunde bei Freilandeiern zum Anlass nahm, die Diskussion um die Einführung des ausgestalteten Käfigs für Hühner neu zu
entfachen.
Dieses Manöver ist scheinheilig, durchsichtig und unverantwortlich. Mit der
Angst der Verbraucher spielt man nicht.
Statt die Zeit zu nutzen - wie Sie wissen,
ist die Käfighaltung von Hühnern ab 2007 verboten - und
auf alternative, tiergerechte
Haltungssysteme umzusteigen, tun die Käfiglobbyisten
genau das Gegenteil:
Sie reden die Boden- und
Freilandeier schlecht und
entziehen sich damit die
Käuferschichten, die sie nach
2007 mit alternativen Eiern
bedienen sollten. Wer so
agiert ist für die eigene Misere selbst verantwortlich.
Grenzwerte für Dioxinbelastung überschritten?
TIERSCHUTZPOLITIK
Strengere Regelungen für Putenhaltung gefordert
LOBT I NITIATIVE
Die Missstände bei der herkömmlichen Putenhaltung in Deutschland
sind eklatant: Viel zu viele Tiere leben
auf engstem Raum zusammen, es
fehlt an Platz, an Rückzugsmöglichkeiten, an Auslauf, an Beschäftigung.
Damit sich die Tiere in dieser drangvollen Enge nicht gegenseitig verletzen, werden ihnen prophylaktisch die
Schnäbel gestutzt und die hinteren
Zehenglieder abgeschnitten. Probleme bereitet den Tieren auch ihre
enorme Wachstumsgeschwindigkeit.
Die Knochen können mit dem hohen
Fleischansatz nicht Schritt halten. Entsprechend können die Beine das Gewicht nicht tragen, mit der Folge, dass
die Tiere vermehrt auf der Einstreu liegen. Bei nasser Einstreu führt dies
wiederum zu schmerzhaften Entzündungen im Brustbereich.
Geht es nach dem Willen des Kieler
S CHLESWIG -H OLSTEINS
Landwirtschaftsminister Klaus Müller
und seiner Düsseldorfer Kollegin Bärbel Höhn soll mit dieser Tierquälerei
bald Schluss sein. Ende Januar präsentierten beide Minister auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin
eine Bundesratsinitiative, mit der die
Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung um strenge Regelungen zur Haltung von Puten ergänzt werden soll.
Zentrale Forderung ist, die Besatzdichte auf 38 kg/m2 festzusetzen.
Derzeit sind Besatzdichten von 52 kg
bei Hennen und 58 kg bei Hähnen je
m2 zulässig. Darüber hinaus sollen
die Putenställe besser strukturiert werden. Erhöhte Sitzflächen sollen dem
Bedürfnis der Puten zum "Aufbaumen"
entgegenkommen. Während der
Mast soll den Tieren die Möglichkeit
geboten werden, einen Außenklimabereich aufzusuchen. Dies ist in der
Regel eine Art Wintergarten, der den
Ställen an den Längsseiten angeschlossen ist. Geeignetes Beschäftigungsmaterial (Stroh in Raufen oder
Strohballen) soll Verhaltensstörungen
wie Kannibalismus vorbeugen. Neu
ist auch eine Begrenzung der Gruppen auf maximal 2500 Tiere.
Eine ehrgeizige und aus der Sicht des
Tierschutzes seit langer Zeit überfällige Initiative. Doch schon regt sich
Widerstand von Wirtschaftsseite. Bereits kurz nach Vorstellung der Initiative melde sich der Verband deutscher
Putenerzeuger zu Wort und kritisierte
die Vorschläge als überzogen und
wissenschaftlich nicht begründet.
Der bmt wird diesen Prozess fachlich
begleiten und sich über seine Lobbyarbeit dafür einsetzen, dass der bisher
sanktionierten Tierqual bei den Puten
endlich ein Ende bereitet wird.
ANZEIGE 1/2 S.
Das Recht der Tiere 1/2005
bmt
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JUGENDTIERSCHUTZ
bmt ZEICHNET KLEINE TIERSCHÜTZERIN AUS!
P REIS
DER
E HEPAAR -Q UADE -S TIFTUNG
VERLIEHEN
Jedes Jahr zeichnet der Bund gegen Missbrauch der Tiere Schüler für ihr Engagement
im Tier- und Naturschutz aus. Der Preis geht
auf eine Stiftung des Darmstädter Ehepaares
Quade zurück, die das Engagement von Kindern und Jugendlichen für den Tierschutz fördern wollen.
2004 wurden mehrere Jugendgruppen und einzelne Kinder
geehrt. Den Tierschutzpreis der Ehepaar-Quade-Stiftung erhält zum Beispiel auch Rosa Räderscheidt. Die Drittklässlerin
setzt sich nach Ansicht des bmt in einer Weise für Tiere ein, die
weit über ihr Alter hinausgeht. So beschränkt sich die sensible
Rosa hilft den Tieren
Schülerin nicht darauf, Tierleid zu bedauern, sondern setzt alles daran, den Zustand der Ungerechtigkeit zu ändern.
Einzugreifen, wenn Tieren Unrecht wieder fährt, ist immer couragiert. Doch wenn man sich vor Augen führt, dass die Preisträgerin erst 8 Jahre alt ist, dann gebührt der engagierten Tierschützerin größte
Anerkennung. Herzlichen Glückwunsch kleine Rosa!
Rosa Räderscheidt hat in einigen Erzählungen aufgeschrieben, wie es ihr gelang,
Tiere zu retten. Aus diesen Texten spricht die Achtung und Liebe eines empfindsamen Mädchens zu ihrer belebten Umwelt und ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein für die Schwächsten in unserer Gesellschaft - die Tiere.
Das Recht der Tiere 1/2005
"Meine Eltern haben mir gestern erzählt, dass es einen Tierschutzpreis gibt. Ich finde das doof, weil Tiere schützen schon ein
Preis ist.
Aber wenn ich Geld kriege, ist es auch gut, denn ich sammle für
ein Pferd, das ich mal mit dem Geld vom Schlachthof (Metzger)
retten kann. Das ist mein allergrößter Wunsch!" (Rosa, 8 Jahre)
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“An einem Wintertag bin ich mit meinen Eltern an einem Geflügelschlachthof vorbei gefahren. Man hörte grausames Gegacker und Flügelschlagen. "Das darf so nicht weiter gehen",
sagte ich. "Was sollen wir machen?" Ich überlegte hin und her.
Dann fiel mir ein, an Weihnachten brauchen die Leute Geschenke. Meine Mutter malte viele bunte, Tierbilder. Und mein
Vater las Geschichten vor. Alles kostete fünf Euro. Alle meine
Freunde erzählten es ihren Eltern. Am Ende hatten wir 200 Euro. Wir suchten mit den 200 Euro eine Hühnerlegebatterieanlage, die einem die Hühner verkaufte.
Es war sehr schwer, weil die einen uns nicht rein ließen und
die anderen sie uns nicht verkauften. Als wir eine Hühnerlegebatterie gefunden hatten, waren zwei Monate vergangen.
Wir gaben den Leuten die 200 Euro, und ich und meine Mama machten den Hühnern eine Anlage mit Heu, Stroh, Gras
und Blumen.
Mein Papa kam mit 3 Kisten mit 30 Hühnern im Auto nach
Hause. Es war schrecklich: Die Hühner hatten den Schnabel
Engagiert Ihr Euch im Tierund Umweltschutz? Dann
schickt Eure Bewerbung für
2005 an den bmt!
halb ab und die
Wer glaubt, dass er sich in besonderer
Krallen
verWeise um Tiere, Natur und Umwelt bemüht,
krüppelt
und
schreibt sein Engagement bitte auf und
stumpf.
schickt (mailt) es an folgende Adresse:
Die Hühner waBund gegen Missbrauch der Tiere e.V.
ren sehr ängstTierheim
Elisabethenhof
lich, und ihre
Siedlerstraße 2, 61203 Reichelsheim
Federn waren
[email protected], Stichwort: Preis der
schmutzig und
Ehepaar-Quade-Stiftung 2005
kaum noch da.
Als erstes putzten sie sich nur.
Das erste Ei zerstörten sie alle, weil sie wahrscheinlich dachten, dass die Eier schuld an ihrem Elend waren. Es dauerte eineinhalb Monate, bis sie laufen und picken konnten.
Nun sind sie friedlich mit Freunden auf Hof Könne im Sauerland und zerstören kein Ei mehr!”
JUGENDTIERSCHUTZ
WO DAS PARADIES FÜR KANINCHEN LIEGT
EINE 15JÄHRIGE
VERWIRKLICHT DIE OPTIMALE
TIERHALTUNG
Die beiden Kaninchendamen hatten geräumige
Ställe und durften für mehrere Stunden am Tag in
den Auslauf im Garten - eine Haltung, die unter
Tierschutzgesichtspunkten sicherlich nicht zu beanstanden ist. Doch die 15jährige Christina Sagel
sah das anders: "Wenn ein Tag 24 Stunden hat",
sagte sie, "und die Tiere nur vier davon draußen
sein können, dann ist das eindeutig zu wenig!"
Die Schülerin aus Brakel (bei Kassel) las sich durch Fachliteratur über artgerechte Kaninchenhaltung und studierte im
Internet Bauanleitungen zu Freigehegen. Aus verschiedenen
Modellen erstellte sie mit ihrem Vater den Bauplan für zwei
neue Kaninchendomizile. Die beiden Freigehege, die von der
Familie schließlich im eigenen Garten erstellt wurden, entsprechen den natürlichen Bedürfnissen der Kaninchen. Die
Tiere, von denen zwei aus dem Tierheim Wau-Mau-Insel in
Vorbildlich: Christina Sagel
praktiziert artgerechte Tierhaltung
wieder verändert, damit die aufgeweckten Kaninchen Neues
entdecken können. "Es macht viel mehr Freude", sagt Christina, "mehrere Kaninchen ihren Bedürfnissen entsprechend
zu halten und sie dann zu beobachten, als wenn man sie allein hinter Gitter sperrt und nachher abschiebt."
Kassel stammen, haben in ihrem begeistert angenommenen
Zuhause Aussichtsplätze, Unterschlüpfe, Schlafkuhlen und
spannende Kletter- und Turnstrecken.
"Kaninchen", hat die engagierte Tierfreundin beobachtet,
"interessieren sich einfach für alles. Deshalb sollte man ihren
Lebensraum auch so abwechslungsreich wie nur möglich
gestalten." Um die Abenteuerlust ihrer vierbeinigen Freunde
zu befriedigen, haben Christina und ihre Schwester Julia das
9 qm große Freigehege für vier Kaninchen und das Pyramidenfreigehege (2 Kaninchen, 5 qm) fantasievoll und abwechslungsreich gestaltet. Der Boden ist durch Hügel und Täler künstlich uneben gemacht worden und bietet den
bewegungsaktiven Kaninchen die Möglichkeit, sich Schlafkuhlen und Höhlen zu buddeln.
Die Inneneinrichtung, bestehend aus geschickt arrangierten
Holzbrettern, Dachpfannen und Baumwurzeln, wird immer
Christina Sagel hat eine eigene Homepage über Kaninchenhaltung im Internet (www.nickelchen89.de.vu ). Auf diesen
Seiten hat sie alles Wissenswerte rund um Ernährung, Verhalten und Vergesellschaftung der Tiere zusammengestellt.
Außerdem finden Interessierte genaue Bauanleitungen mit
Materialangaben für das Riesenfreigehege, den winterfesten
Stall und ein Pyramidenfreigehege.
Wenn Sie Fragen zu Christinas Gehege haben
oder einfach Erfahrungen über Kaninchen mit ihr
austauschen wollen, dann schicken Sie bitte Ihre
eMail an:
[email protected]
Text: Claudia Lotz
Fotos: Christina Sagel
Das Recht der Tiere 1/2005
Die ganze Familie hilft beim Bau der Gehege
Der Schülerin liegt es besonders am Herzen, Kaninchenbesitzer von der Notwendigkeit der artgerechten Tierhaltung zu
überzeugen. "Kein Tier", erklärt Christina, "ist gerne eingesperrt und schaut den ganzen Tag durchs Gitter." Die üblichen
Käfige sind viel zu klein, kritisiert sie den Fachhandel und
fragt: "Möchte man selbst in so einem Käfig sitzen? Ich glaube, dass da jeder mit einem NEIN antworten wird."
13
INTERVIEW
Kleiner Eingr
KASTRATI
Dr. Uwe Wagner, Ansprechpartner für tiermedizinische Fragen
Das Recht der Tiere 1/2005
Die Kastration von Tieren ist eine oft sehr emotional geführte Diskussion. Dr. Uwe Wagner, Leiter des
LV Baden-Württemberg, spricht im Interview über neue Erkenntnisse zur frühen Kastration und widerlegt lang gehegte Vorteile. "Kastrationen", sagt der Reutlinger Tierarzt, "sind ein wichtiger Beitrag
zum Tierschutz. Nur so kann unerwünschter Nachwuchs verhindert und Tierleid begrenzt werden."
14
RdT: So kontrovers Kastrationen
oft diskutiert werden - unter Fachleuten herrscht in diesem Punkt Einigkeit: Die Kastration von Hündinnen vor der ersten Läufigkeit
(Frühkastration) vermag das Risiko
von Tumorerkrankungen um ein
Vielfaches zu senken...
Dr. Wagner: Und zwar ganz entscheidend! Man weiß inzwischen, welchen Einfluss eine Frühkastration auf
das Entstehungsrisiko von Tumoren
hat, die von den Milchdrüsen ausgehen. Während es bei früh kastrierten
Hündinnen bei 0,5% liegt, steigt das
Erkrankungsrisiko schon auf 8% an,
wenn erst nach der ersten Läufigkeit
kastriert wird. Von den spät oder gar
nicht kastrierten Hündinnen wird bei jeder Vierten ein Mammatumor gefunden.
RdT: Gibt es gegen frühe Kastration bei Hündinnen Einwände?
Dr. Wagner: Ja, aber die sind überholt. So glaubte man zum Beispiel lange Zeit, dass eine Frühkastration eine
hemmende Auswirkung auf die Skelettentwicklung haben könnte. Alle wissenschaftlichen Untersuchungen widerlegen diese Fehlmeinung jedoch.
RdT: Wann ist die Kastration aus
medizinischer Hinsicht geboten?
Dr. Wagner: Bei Veränderungen an
der Gebärmutter, den Eierstöcken, Tumoren an der Scheide und bei Zuckerkrankheit (Diabetes). Rüden sollten bei
Erkrankungen der Prostata oder der
Hoden kastriert werden.
RdT: Was passiert bei der Kastration und wirkt sich die Ausschaltung der Sexualfunktion auf das
Verhalten von Hündinnen aus?
Dr. Wagner: Bei Hündinnen werden
die Eierstöcke operativ entfernt, wobei
die Gebärmutter teilweise oder vollständig mit herausgenommen wird.
Durch diesen Eingriff ist das Tier zeitlebens sexuell ruhig gestellt, wird nicht
mehr läufig und verliert die für Hundehalter oft lästige Anziehungskraft für
Rüden. Ebenfalls fallen Scheinträchtigkeit oder psychische Störungen weg,
mit denen manche Hündinnen auf ihre
Läufigkeit reagieren.
In diesem Zusammenhang noch einmal zurück zu den Vorurteilen gegenüber einer Frühkastration: Jung kastrierte Hündinnen bleiben infantil, wurde
häufig befürchtet. Doch auch diese Ansicht hält keiner wissenschaftlichen
Untersuchung mehr stand: Die Tiere
sind einfach verspielter und sehr unkompliziert mit ihren Artgenossen. Ein
unbestreitbarer Vorteil in der Haltung.
RdT: Gilt das auch für Rüden?
Dr. Wagner: Rüden werden meistens
kastriert, um unerwünschte, geschlechtsspezifische Verhaltensweisen
zu unterbinden. In erster Linie empfinden Hundebesitzer dabei das Imponiergehabe und aggressive Konkurrenzverhalten ihres Tieres gegenüber
anderen, potenten Hunden als beängstigend. Ebenfalls störend im Zusammenleben können Streunen nach läufigen Hündinnen, Ungehorsam, ständiges Jaulen und das Markieren (auch
im Haus) sein. Diese Probleme verschwinden nach der sexuellen Ruhigstellung. Selbst der schleimige Ausfluss
aus der Vorhaut, der für manche Hundehalter zur hygienischen Frage wird,
sistiert völlig.
RdT: Raten Sie Hundehaltern
grundsätzlich zur Kastration, wenn
der Rüde einen ausgeprägten Sexualtrieb zeigt?
Dr. Wagner: Unbedingt. Diese Tiere
leiden körperlich das ganze Jahr, denn
immer sind irgendwo Hündinnen läu-
KA S T R AT I O N
iff mit großer Wirkung
fig, deren Duft sie in der Nase haben.
Der nicht ausgelebte Sexualtrieb führt
zu Frustrationen (und häufig zur hormonell bedingten Prostatavergrößerung, die immer auch das Risiko einer
Entartung birgt). Die meisten Rüden
entwickeln aus sexuell motivierter Konkurrenz ein aggressives Verhalten
gegenüber Geschlechtsgenossen. Die
Folgen sind Verletzungen anderer Hunde durch Beißereien oder eine restriktive Haltung mit Leine und Maulkorb.
Das ist in meinen Augen nicht tierschutzgerecht.
RdT: Wenn jemand Probleme im
Umgang mit seinem Hund hat,
würden Sie zur Kastration raten?
Dr. Wagner: In diesem Zusammenhang möchte ich eines klarstellen: Eine
Kastration darf kein Ersatz oder Lösungsansatz für Probleme sein, die der
Mensch mit seinem Tier zu verantworten hat. Sind Fehler gemacht worden,
und der Hund reagiert verhaltensauffällig, dominant, aggressiv oder hat
sich zum Angstbeißer auf der Hundewiese entwickelt, würde ich eine individuell zugeschnittene Verhaltenstherapie und den Besuch einer sehr guten
Hundeschule für den Vier- und Zwei-
beiner empfehlen. Dabei kann eine
Kastration als unterstützende Maßnahme notwendig und sinnvoll sein.
RdT: Hat die Hormonumstellung
eine Auswirkung auf das Gewicht
oder die Fellbeschaffenheit?
Dr. Wagner: Prinzipiell schon. Hunde und übrigens auch Katzen reagieren
auf den Wegfall der Geschlechtshormone mit gesteigertem Appetit und
besserer Futterverwertung. Bei gleicher
Futtermenge würden die Tiere zunehmen und die Lust am Toben verlieren.
Wichtig sind also Kalorienreduktion,
über die der Tierarzt genauestens informiert, und ausreichende Bewegung.
Bei Langhaarrassen wie Irish Setter,
Langhaardackel oder Cockerspaniel
kann es infolge des erniedrigten Hormonspiegels zur Vermehrung der Wollhaare kommen; das Fell wird weicher,
und ähnelt dem Welpenfell.
RdT: Treten Haarveränderungen
bei beiden Geschlechtern auf?
Dr. Wagner: Nein, eher bei Hündinnen und vor allem, wenn sie zu spät
kastriert wurden. Ein zweiter Nachteil
der Kastration ist bei bestimmten Rassen ab 20 kg (Boxer, Rottweiler, Dobermann etc.) der mögliche, unwillkürliche
Harnabgang. Die weiblichen Tiere verlieren im Schlaf Urin, weil durch die
Entfernung der Eierstöcke auch die Geschlechtshormone fehlen, die u.a. für
den Verschluss der Harnröhre zuständig sind. Durch geeignete Medikamente lässt sich dieses Problem jedoch in
den Griff bekommen.
Eine weitere Auswirkung der Kastration
beobachten wir beim Rüden: Wird er
vor Erreichen der Geschlechtsreife kastriert, dauert sein Knochenwachstum
länger. Er wird ein wenig größer.
RdT: Halten Sie die Kastration von
Katzen für wichtig?
Dr. Wagner: Unbedingt! Das Kastrieren von weiblichen und männlichen
Katzen zählt zu den wichtigsten Maßnahmen im Tierschutz! Niemand
macht sich ein Bild, wie viele trächtige
Katzen ausgesetzt werden und wie
elend sich der Nachwuchs durchs Leben schlägt. Doch krank, halb verhungert oder verletzt - auch diese Tiere setzen mindestens drei Mal im Jahr wieder
bis zu sechs Junge in die Welt, denen
dasselbe traurige Schicksal blüht. Also
meine Bitte: Lassen Sie Ihr Tier kastrieren - und das gilt besonders, wenn Sie
einen Freigänger haben, der laufend
zur Vergrößerung der Katzenpopulation beiträgt.
Wann? Am besten vor dem Erreichen
der Geschlechtsreife, Katzen ab dem 3.
Monat, bei Katern sollte man warten,
bis die Hoden im Hodensack erscheinen (nach dem 3. Monat).
RdT: Warum schon so früh?
Dr. Wagner: Man merkt das Einsetzen der Geschlechtsreife bei Katzen
erst, wenn es bereits zu spät und das
Tier schon trächtig ist! Darum rate ich
dringend zur Frühkastration, um unerwünschten Nachwuchs zu verhindern.
Es gibt keinen medizinischen Grund,
Katzen einmal rollig oder trächtig werden zu lassen. Im Gegenteil: Man weiß
heute, dass die Hormone keinen Einfluss auf das Wachstum von weiblichen
und männlichen Katzen haben. Entwicklung und Körperbau sind genetisch
bedingt und werden durch die Kastration nicht beeinflusst.
Lesen Sie hierzu bitte auch S. 25.
Dieses Infoblatt können Sie in jeder Geschäftsstelle des bmt beziehen
Text: Claudia Lotz
Das Recht der Tiere 1/2005
ON - EIN GEBOT DES TIERSCHUTZES
15
IHRE HILFE
TIERE BRAUCHEN PATEN - TIERE B
"Ich habe vor 2 Jahren eine Patenschaft für Floh übernommen,
einen im Schnee ausgesetzten, kranken Schäferhund. Diese
Geschichte, die ich im "RdT" las, ging mir damals sehr nahe.
Überhaupt möchte man jedes Tier aufnehmen, das in Not ist.
Ich unterstütze den Tierschutz aus innerer Überzeugung. Weil
ich aus Berufsgründen lange keinen Hund halten konnte, bedeutet mir meine Patenschaft viel. Als Floh gestorben war, habe ich die Patenschaft auf Hund Theo übertragen. Außerdem
plane ich, einen Hund aus dem Tierheim aufzunehmen."
Gerd Löbl aus München
Warum eine Patenschaft für Tiere?
Jedes Tier, das wir aus seiner Notlage
heraus bei uns aufnehmen, wird in unseren sieben Tierheimen fürsorglich
betreut. Unser Ziel ist es, diese Hunde,
Katzen und Kleintiere wieder zu vermitteln - und zwar in ein Umfeld, in
dem ihnen mit Liebe und Achtung begegnet wird.
Die meisten unserer Schützlinge finden
durch unser verantwortungsvolles Bemühen schnell wieder ein neues Zuhause. Doch, wie Sie sich sicher vorstellen können, gibt es immer auch
Vierbeiner, bei denen eine Vermittlung
schwierig bis unmöglich ist. Weil die
Tiere sehr alt, chronisch krank oder so
zurückhaltend gegenüber Besuchern
sind, dass sie keine Kontaktaufnahme
zulassen.
Es sind Tiere, die oft wenig Glück in ihrem Leben hatten: Schlechte Behandlung, Vernachlässigung, Verlust der Bezugsperson - die Gründe, warum ein
Vierbeiner an Körper und Seele krank
und letztendlich unvermittelbar wird,
sind vielfältig. Die Erfahrungen können
wir solchen Tieren nicht nehmen - aber
wir können gemeinsam mit Ihnen eines
tun: Dafür sorgen, dass keines dieser
Tiere sein Leben im Tierheim beschließen muss.
"Mein Patenhund ist sehr krank. Er hat Krebs, und der
Tumor beginnt nun schon an der Wirbelsäule zu streuen. Wuschel war, als ich ihn kennen lernte, ein schwieriger Hund, der sich kaum
anfassen ließ. Inzwischen
hat er Vertrauen gefasst
und eine stabile Beziehung zu mir aufgebaut.
Sobald mein Mann und ich
in unser Haus umgezogen
sind, werden wir den Rüden zu uns nehmen. Hoffentlich hält er noch durch;
wir haben ihn sehr lieb gewonnen!"
Anke Reese aus Bremen
16
Ihre Patenschaft
schenkt Glück...
Wir arbeiten mit ausgewählten Pflegestellen und Auffangstationen für Wildtiere zusammen, die unsere nicht vermittelbaren Schützlinge bei sich
aufnehmen. Dort erfahren die Tiere
vielleicht das erste Mal, was es heißt,
geliebt zu werden und eine Beziehung
zu einer Bezugsperson aufbauen zu
dürfen. Besonders kranke Hunde oder
Katzen mobilisieren in einem glücklichen Umfeld oft noch einmal ihre
ganzen Kräfte und leben länger, als es
aufgrund der Krankheit zu erwarten
gewesen wäre. Der bmt zahlt für solche
Tiere den Unterhalt in den Pflegefamilien bzw. Auffangstationen und übernimmt die Tierarztkosten. Diese finanziellen Aufwendungen sind oft sehr
hoch. Wenn Sie helfen möchten, dann
übernehmen Sie bitte eine Patenschaft.
A U S L APNADTSETNI SE CR H
S CAH
FU
T ETN
Z
RAUCHEN SIE!
...und Ihnen einen
neuen Freund
Gerade Menschen, die selbst kein Tier
halten können, gewinnen durch eine
Patenschaft: Denn im Laufe der Zeit
baut sich eine recht enge Beziehung zu
Ihrem Vierbeiner auf, für dessen Wohlergehen Sie ja sorgen. Das gilt umso
mehr, wenn Sie seine Geschichte kennen - und nun plötzlich Teil seines Lebensweges werden.
Wenn Sie eine Patenschaft eingehen möchten,
Q
Q
Q
fragen Sie in Ihrer Geschäftsstelle nach den betreuten Patentieren
wählen Sie Ihr Tier aus
und entscheiden sich für
einen selbstbestimmten
Monatsbeitrag (ab 10 Euro).
Weitere Auskünfte zur Vergangenheit
Ihres Tieres erhalten Sie in Ihrer Geschäftsstelle.
Bei Abschluss Ihrer Patenschaft bekommen Sie eine Urkunde mit einem
Foto Ihres Schützlings und werden von
den bmt-Mitarbeitern regelmäßig über
sein Wohlergehen informiert. Außerdem veranstalten einige Geschäftsstel-
"Ich bin berufstätig und kann außer Kaninchen keine weiteren Tiere halten. Mein Patenpferd Whisky ist mir in den
letzten Jahren schon ziemlich ans Herz gewachsen. Ich
freue mich jedes Mal wieder, ihn gesund und munter zu sehen und habe bis jetzt noch keinen Ausflug zum Pferdegnadenhof verpasst. Die Fahrten zu Whisky und den anderen Pferden sind für mich als Berlinerin immer wie ein
kleiner Urlaub von der Großstadt. "
len regelmäßige Ausflüge zu den betreuten Tieren. Die Termine werden Ihnen als Pate rechtzeitig mitgeteilt.
Und bitte vergessen Sie nicht: Mit einer
Patenschaft binden Sie sich nicht vertraglich an den bmt. Sie helfen, solange Sie können und wollen.
Ihre Patenschaftsbeiträge sind steuerlich absetzbar.
Rita van der Hövel aus Geldern:
"Auf dem Bild ist meine Freundin Petra
Purrmann mit meinem Patentier Charly. Ich
habe sie schon mit meiner Leidenschaft zu
Eseln angesteckt. Wir fahren jedes Wochenende zu Charly und der Eselin Mausi, weil
wir nur 4 Kilometer von Pferdegnadenhof
entfernt wohnen, auf dem die beiden vom
bmt betreut werden. Meine Meinung ist,
dass alle Tiere unsere Unterstützung brauchen. Tieren konkret helfen zu können, ist
für mich etwas ganz Besonderes."
Tiger Raco (LV Bayern)
Text: Claudia Lotz
Fotos: Ewa Gara
Zebra Daisy (LV Bayern)
Auch für unsere Exoten können Sie Pate werden
Das Recht der Tiere 1/2005
So werden Sie Pate
Ariane Bernet aus Berlin
17
bmt-PROJEKT
Tierschutzunterricht in der 4. Klasse
MIT MIDAS AUF DER SC
B ESUCH
IN EINER
G RUNDSCHULE
Am Tor warten Frau Wiebe und
ihre Schüler. Die Viertklässler
sind gespannt; heute steht zum
ersten Mal Tierschutzunterricht
auf ihrem Stundenplan. Und die
Tierschutzlehrerin, die sie hier
gemeinsam empfangen wollen,
wird sogar einen Hund mitbringen - Midas heißt der Schulhund, das hat die Klassenlehrerin schon vor der Pause an die
Tafel geschrieben.
Alle mögen Midas - Tierschutzunterricht mit Hund
Ziele des Projekts
Im Klassenraum sind die Stühle im
Kreis vor der Tafel aufgestellt. Die Schüler der Grundschule in Lahausen (bei
Bremen) setzen sich auf ihre Plätze und
können den Blick von dem Hund nicht
abwenden.
Das Recht der Tiere 1/2005
"Woran erkennt man einen Windhund?", fragt Renate Domaschke, und
die Finger gehen in die Höhe. "An seiner Figur", antwortet ein Junge, "an der
Größe", ruft ein anderer. "Und warum
müssen die Hunde so dünn sein?",
greift die Tierschutzlehrerin die leise
Bemerkung einer Schülerin über den
ungewöhnlich zierlichen Midas auf.
18
"Na, weil sie dann schneller laufen ",
meldet sich ihr Klassenkamerad zu
Wort. "Das stimmt", lobt die Pädagogin
und erklärt den Neun- und Zehnjährigen, dass auch die auffallend schmale
Nase der Windhunde eine besondere
Funktion hat. "Man hat den Kopf so
dünn gezüchtet, damit die Hunde eine
bessere Rundumsicht mit ihren Augen
haben. Sie können sofort erkennen, wo
sich etwas bewegt. Deswegen nennt
man die Windhunde auch Sichtjäger."
Während sich die Klasse über das Sehvermögen der Hunde austauscht, liegt
Midas entspannt auf seiner Decke.
Immer wieder beugt sich ein Schüler zu
dem Hund herunter und fasst behutsam über Kopf oder Rücken. "Hat denn
jemand Angst vor Hunden?", fragt Renate Domaschke, und die Mädchen
schieben liebevoll eine Klassenkameradin vor. "Leg deine Hand auf meine",
sagt ihre Freundin, "und wir streicheln
Midas gemeinsam." Doch die Kleine
schüttelt den Kopf, bleibt aber interessiert in der Nähe ihrer Mitschüler stehen. "Du musst den Hund nicht anfassen, wenn Du nicht möchtest", sagt die
Tierschutzlehrerin, "aber ich kann dich
beruhigen: Midas ist ein ganz ruhiger,
sanfter und freundlicher Hund, obwohl
die Menschen sicherlich nicht immer
lieb zu ihm waren. Er ist Rennen in Spanien laufen, hat noch deutlich sichtbare Narben von Schlägen oder Beißereien auf der Nase und wurde von
seinen Besitzern einfach ausgesetzt."
Das Thema Aussetzen von Haustieren
legt Emotionen bei den Schülern frei.
Alle wollen auf einmal erzählen, was
Q
Q
Q
Tiere als leidensfähige
Mitgeschöpfe begreifen
Artgerechten Umgang
mit Tieren erlernen
Erkennen, was der Einzelne
zum Tierschutz beitragen kann
Mehr Infos dazu unter:
www.bmt-tierschutz.de/
tierschutzunterricht
Kontaktadresse:
Renate Domaschke
Hassel 2, 21261 Welle
Tel: 04188/ 899 434
Fax: 04188/ 899/ 435
Fam.domaschke@t-o
online.de
sie für Geschichten über verlassene
und schlecht behandelte Tiere gehört
oder im Fernsehen gesehen haben.
"Kein Tier", lenkt Renate Domaschke
das Gespräch schließlich in eine andere Richtung, "hat es verdient, schlecht
behandelt zu werden. Ein Hund winselt,
wenn er sich nicht wohl fühlt. Aber wie
merkt man eigentlich einem Kaninchen
TIERSCHUTZUNTERRICHT
HULBANK
L AHAUSEN
oder Meerschweinchen an, ob es traurig ist?" Nachdenklich sagt eine Schülerin: "Wenn ein Kaninchen alleine im
Stall sitzt und ihn annagt" und ihre
Nachbarin ergänzt: "Und wenn ein
Meerschweinchen ganz laut quiekt."
Die Tierschutzlehrerin schüttelt den
Kopf: "Nein, sie sagen nichts. Die kleinen Tiere sitzen in der Ecke ihres Käfigs
und können sich nicht äußern. Es gibt
viele Gründe, warum Kaninchen oder
Meerschweinchen oder Vögel unglücklich bei ihrem Menschen werden:
Weil sie alleine gehalten werden, von
ihren Besitzern vernachlässigt werden,
der Käfig zu klein ist oder sie keinen
Auslauf haben." Dann holt die Pädagogin Karten aus ihrem großen Tierschutzkoffer, auf den Midas inzwischen
ganz entspannt seinen Kopf gelegt hat.
"Genügt es, Kaninchen im Käfig zu halten?", "Verträgt ein Kaninchen besser
Hitze oder Kälte?, "Können Meerschweinchen und Kaninchen zusammen gehalten werden?" - die Fragen,
die jeder Schüler abwechselnd vorliest,
berühren grundlegende Kenntnisse
über Haltung, Fütterung und Vergesellschaftung von Kleintieren. Und sie führen der Klasse vor Augen, wie schnell
man gegen die arteigenen Bedürfnisse der Tiere verstoßen kann, wenn alleine schon der Käfig am falschen Platz
steht. "Schönes Licht brauchen Kaninchen", sagt ein Mädchen ernst. "Sie
dürfen nicht dunkel stehen, nicht alleine im Flur und vertragen keinen Durchzug."
zu wachsen. Wenn wir es nicht haben,
werden wir krank." Die Tierschutzlehrerin nickt: "Da hast du Recht. Meerschweinchen können wie wir Menschen
Vitamin C nämlich nicht selbst im Körper herstellen. Also müssen wir darauf
achten, dass unsere Ernährung und die
vom Meerschweinchen Vitamin C enthält."
Die Mädchen und Jungen ordnen die
verbleibenden Nahrungsmittel den entsprechenden Tieren zu, und dann ist
die Doppelstunde vorüber. "Es hat sehr
viel Spaß mit euch gemacht", verabschiedet sich Renate Domaschke von
den Kindern. "Es herrscht eine sehr angenehme Atmosphäre in Ihrer Klasse",
sagt sie zu Frau Wiebe. "Das sehen Sie
am besten an Midas: Wenn die Schüler
aufgeregt oder unruhig sind, überträgt
sich das direkt auf den Hund." Die
Klassenlehrerin bedankt sich für den
Besuch und betont, für wie wichtig sie
den Unterricht über gesellschaftlich relevante Tierschutzaspekte hält. "Viel Erfolg weiterhin", wünscht sie der Tierschutzlehrerin für ihre Arbeit.
Renate Domaschke arbeitet seit 1994
als Tierschutzlehrerin für den Bund gegen Missbrauch der Tiere. Die Grundund Hauptschullehrerin hat sich zur
Zu Abschluss breitet Renate Domaschke auf dem Boden eine Pappe aus.
"Was fressen diese Tiere?" steht darauf,
und sie setzt ein Stoffmeerschweinchen
daneben. Dann hält sie ausgeschnittene Abbildungen von Obst und Gemüse in die Luft und fragt die Kinder: "Warum ist Vitamin C für Meerschweinchen
eigentlich so wichtig?" Eine Schülerin
antwortet sofort: "Wir brauchen es, um
Die Tierschutzlehrerin wird schon erwartet
Lesestoff für die Klasse
Tierschutzlehrerin ausbilden lassen und
mit großer Resonanz Schulen in Hessen besucht. Damals begleitete sie
noch ihr alter Schulhund Quevedo, ein
Windhund aus Spanien. Nachfolger
Midas hat inzwischen auch seine Feuertaufe bestanden und seinen sechsten
Schulbesuch mit Bravour gemeistert.
Renate Domaschke wendet sich nach
ihrem Umzug nach Niedersachsen jetzt
an Schulen in der Bremer Region, um
ihnen Tierschutzunterricht an zu bieten.
Außerdem hält die Pädagogin Fortbildungsseminare für Lehrkräfte ab, in
denen über Aufbau, Konzeption und
Gestaltung von Tierschutzunterricht gesprochen wird.
Text und Fotos: Claudia Lotz
Das Recht der Tiere 1/2005
IN
19
bmt -PP rojekt in Osteuropa
RUMÄNIEN
WIE GEHT ES WEITER I
I HRE H ILFE
Wir haben in der letzten
RdT-Ausgabe über die umfangreichen Tierschutzprobleme in Rumänien berichtet und Ihnen Cristina Lapis
und ihren großartigen Einsatz für Hunde und Bären
vorgestellt. Der Bund gegen
Missbrauch der Tiere arbeitet mit der "Asociatia de protectie a animalelor", die von
Cristina Lapis in Brasov geleitet wird, auf der Basis eines Freundschaftsvertrages
zusammen.
MACHT UNSERE
A RBEIT
IM
A USLA
Der eiskalte, rumänische Winter im Tierheim in Brasov
In diesem Vertrag ist festgehalten, dass die künftige Tierschutzarbeit beider Organisationen in Offenheit und gegenseitigem Vertrauen stattfinden wird. Der bmt unterstützt seinen rumänischen Partnerverband mit regelmäßigen Zuwendungen für Futter und Medikamente und sichert so das Überleben der über 700 Hunde im Tierheim in Brasov. Lesen Sie jetzt mehr über die aktuelle Entwicklung in
Rumänien.
HILFE FÜR HUNDE
Das Recht der Tiere 1/2005
Dieser Winter ist kalt. 20 Grad unter
Null, schreibt Cristina Lapis, herrschen
seit Wochen in Brasov. Für die vielen
herrenlosen Hunde, die verzweifelt auf
20
der Suche nach Essbarem die Mülltonnen durchwühlen, bedeutet der anhaltende Frost meist den Tod; durch
Hunger, Verletzungen oder Geburten
geschwächt, sterben die rumänischen
Vierbeiner einsam auf der Straße.
ter, Margarine oder Käse angereicherten Reis, gekochtes Huhn und Trockenfutter. "Unseren Tieren hier geht es gut",
erklärt sie, "große Sorgen mache ich
mir aber über die Entwicklung im städtischen Hundeauffanglager."
"Auch unsere Hunde", sagt Cristina Lapis , "spüren natürlich die extreme
Kälte. Aber sie können den Temperaturen trotzen, weil sie
u.a. Dank der regelmäßigen Hilfe des
bmt gut im Futter stehen." Die Hunde im
Tierheim bekommen
im Winter zur Energieförderung warmes Futter, mit But-
In der so genannten City Hall werden
nach Beobachtungen von den Tierärzten, die für Cristina Lapis im Tierheim
in Brasov arbeiten, bis zu 150 Hunde in
der Woche getötet. Mehr als fünf bis
sechs Tiere nimmt die gläubige Katholikin wöchentlich auf - ein Umstand,
der sie sehr bedrückt: "Wir spielen Gott,
in dem wir einige Hunde retten und andere damit zum Tode verurteilen." Mitarbeiter bringen einmal täglich Futter
in die City Hall, und ihre Tierärzte sorgen dafür, dass die Hunde nicht grausam getötet werden, sondern durch Euthanasie sanft sterben können.
Wochenlang bis zu 20 Grad minus
AUSLANDSTIERSCHUTZ
N RUMÄNIEN?
ND MÖGLICH !
Einige der über 700 Hunde, die auf ein neues Zuhause hoffen ...
"Aber wenn die europäische Gemeinschaft keine Bedingungen an den EUBeitritt von Rumänien knüpft und humane Maßnahmen im Umgang mit
Tieren fordert, werden die Hunde weiter in den städtischen Auffanglagern
auf fürchterlichste Weise sterben
müssen", beklagt Cristina Lapis die Situation im Land. Eindringlich fordert
sie alle Tierfreunde auf internationaler
Ebene auf, ihren Protest an die Regierung und den Bürgermeister von Brasov zu schicken, um dieser Praxis ein
Ende zu setzen.
"Wir beweisen durch unsere Arbeit",
erklärt die engagierte Tierfreundin,
"dass Kastrationen von herrenlosen
Hunden der richtige und einzige Weg
sind, die Hundepopulation auf tiergerechte Weise zu verringern. Wenn wir
für unsere Kastrationsprojekte die finanzielle Unterstützung bekämen, mit
denen heute die Auffanglager vom
Staat subventioniert werden, hätten wir
eine reelle Chance, die Zahl der Hunde langfristig zu reduzieren."
HELFEN SIE UNS !
Liebe Freunde und Förderer des Auslandstierschutzes. Bitte machen Sie es
uns weiter möglich, in Rumänien Hilfe
zu leisten. Sie sehen, was durch Ihre
Unterstützung schon erreicht worden
ist. Lassen Sie uns gemeinsam Fortschritte erzielen und für einen humanen Umgang mit Tieren in der Bevölkerung eintreten!
Sonderkonto Ausland:
Stichwort Rumänien
Frankfurter Sparkasse
Kto 847 275,
BLZ 500 502 01
Text: Claudia Lotz
Fotos: Cristina Lapis
Unser Vorschlag für einen Protestbrief
"Sehr geehrter Herr Präsident,
wir möchten Sie inständig bitten, keine Hunde in Bukarest mehr zu töten.
Wie die Tierschutzorganisation von Cristina Lapis in Brasov zeigt, gibt es
humane Wege (Kastration), um die Population der frei lebenden Hunde zu
verringern. Ermöglichen Sie in Zusammenarbeit mit Tierschützern Kastrationsaktionen in Bukarest und anderen rumänischen Städten - und Sie werden Respekt aus dem Ausland für Ihr tiergerechtes Vorgehen ernten.
Mit freundlichem Gruß ....”
Richten Sie Schreiben an den:
President of Romania
Mr. Traian Basescu
Palatul Cotroceni
Bucharest
Romania
Das Recht der Tiere 1/2005
Ihr Tierheim, das mit durchschnittlich
700 Hunden schon hart an der Grenze der Auslastung arbeitet, ist durch
diese zusätzliche Aufnahme der Hunde
aus der City Hall auf derzeit 832 betreute Vierbeiner (davon 36 Welpen
und Junghunde) angewachsen. Ca. 30
Hunde vermittelt die Ehefrau des französischen Honorarkonsuls im Monat
und appelliert immer wieder in Fernsehauftritten und Zeitungsinterviews an
die Bevölkerung, einem Tierheimhund
ein neues Zuhause zu schenken. Mittlerweile beobachtet sie ein Umdenken
bei den Menschen. "Noch vor Jahren
hätte niemand einen Tierheimhund
aufgenommen", sagt sie.
21
TIERE
IN
NOT
Liebevolle Menschen gesucht!
Axel
Eines Morgens saß Axel vor
der Arche Noah/Stuhr bei
Bremen. Neben dem angebundenen Rüden lagen ein
Brief und Medikamente. Der
menschenbezogene Schäferhund ist 8 Jahre alt und hört
sehr gut. Wer diesem Partner
ein Zuhause schenken möchte, nimmt bitte Kontakt zum
TH Arche Noah / Stuhr (bei
Bremen) auf. Tel: 0421/ 890
171
Vor dem Tierheim angebunden
Salomon
Kaum Auslauf gehabt
Salomon, ein Labrador-Neufundländermix, ist ein
wenig schwergewichtig. Er gehörte einem älteren
Herrn, der kaum noch mit ihm laufen konnte. Dafür
hat der Rüde sehr viel Streicheleinheiten bekommen,
auf die er auch in Zukunft nicht so gerne verzichten
möchte. Vielleicht hat jemand von Ihnen Freude daran, diesem Hund wieder Lust auf Bewegung und eine kleine Erziehungsauffrischung zu verschaffen? TH
Arche Noah/Stuhr (bei Bremen) Tel: 0421/ 890 171
Mit seinen Geschwistern kam Axel mit wenigen Wochen ins Katzenhaus. Vor wenigen Tagen fiel der Leiterin, Monika Bossmann,
eine leichte Trübung des Auges auf. Der Tierarzt stellte fest, dass
der inzwischen 2 Jahre alte Axel unter so hohem Blutdruck litt, dass
sich die Hornhaut abzulösen droht. Der getigerte Kater bekommt
nun blutdrucksenkende Medikamente ins Futter. Axel bräuchte die
liebevolle Betreuung durch eine Einzelperson in einer angenehmen
Atmosphäre. Wer dem kleinen Patienten helfen möchte, nimmt bitte Kontakt zum Katzenhaus Luttertal auf. Tel: 0551/ 22832
Axel
Ein kleiner Patient braucht Sie
Das Recht der Tiere 1/2005
Ben
22
Wer Ben auf Spaziergängen oder im Spiel erlebt, hat einen Schäferhund mit den besten Eigenschaften vor sich. Ehrlich, charakterfest
und menschenbezogen. Um so erstaunter sind
Besucher, wenn sie den 3jährigen Rüden im
Zwinger sehen. Hier gebärdet sich der ehemalige Fundhund wie ein Wilder, weil er sich
abgeschoben fühlt und den engen Kontakt zu
einer Bezugsperson vermisst. Wenn Sie den
verschmusten Schäferhund mit den wunderschönen bernsteinfarbenen Augen kennen lernen wollen, dann nehmen Sie bitte Kontakt
zum Tierheim Hage auf. Tel: 04938/ 425
Ausgesetzter Schäferhund
AKTUELLER NOTFALL!
TIERHEIM
IN
PECS, UNGARN:
Hundezwinger unter Wasser !
BITTE
HELFEN
SIE
SCHNELL !
26. Februar 2005: Aktueller Notfall! Die alte Kanalisation im ungarischen Tierheim in
Pecs hat den strengen Winter nicht überstanden; die Rohre sind geplatzt, das Wasser läuft nicht mehr ab und staut zurück in
die Hundezwinger.
Die Tiere stehen bei eisigen Temperaturen
im Wasser!
Georgia
Unsere große Bitte an alle Freunde des Tierheims in Pecs:
Helfen Sie mit Spenden, damit wir umgehend beginnen
können. Die geplanten Arbeiten an Böden, Abwässerkanälen und Gruben werden sich voraussichtlich auf 15000
Euro belaufen. Dank Ihrer Unterstützung konnten wir vor
dem Winter die Trennvorrichtungen zwischen Innen- und
Außengehege einbauen lassen; diese Schieber halten nun
wenigstens einen Teil des Wassers zurück.
Sonderkonto Ausland
Stichwort Ungarn. Sanierung Kanalisation
Frankfurter Sparkasse Kto 847 275
BLZ 500 502 01
Georgia wurde 4 Jahre lang in eine enge Box gesperrt, hatte keinen
Auslauf, keine Kontakte, keine menschliche Nähe. Die Hündin begann,
wie Tiere es unter ähnlichen Bedingungen oft tun, sich selbst anzugreifen. Sie verletzte ihren Schwanz so schwer, dass er amputiert werden
musste. Als Georgia befreit und bis auf die Rippen abgemagert ins Tierheim Arche Noah/Stuhr (bei Bremen) gebracht wurde, duckte sie sich
bei jeder Bewegung flach auf den Boden. Heute hat Verena Krüpe die
Hündin so weit stabilisiert, dass sie sich von ihr anfassen lässt und die
Liebkosungen langsam zu mögen beginnt. Noch ist Georgia nicht so
weit, dass sie vermittelt werden kann, aber eines Tages wird sie ein neues Zuhause bei hundeerfahrenen und sehr lieben Menschen suchen.
Wer die Hündin kennen lernen möchte, setzt sich bitte mit der Tierheimleiterin in Verbindung. Tel: 0421/ 890 171
4 Jahre in enge Box gesperrt!
Das Recht der Tiere 1/2005
Wir versuchen, alle Hunde mit Umsiedlungsmaßnahmen
(auch nach Deutschland) aus den betroffenen Zwingern
zu retten. Mit einer Pumpe wird das Wasser aus dem Hundehaus gepumpt - doch das ist nur eine Übergangslösung, um die Hunde vor dem Erfrierungstod zu bewahren. Nötig ist die grundlegende Sanierung des Kanalsystems mit anschließender Betonierung der Zwinger. Besonders wichtig ist im Hinblick auf die Entstehung von
Krankheitskeimen die Trockenlegung der Böden.
Sobald in Ungarn die Frostperiode vorüber ist, soll mit
den Sanierungen begonnen werden. Die Arbeiten waren
eigentlich für den Sommer geplant; aber jetzt müssen wir
dem Tierheim in Pecs sofort jede erdenkliche Hilfe zukommen lassen.
23
AUSLANDSTIERSCHUTZ
PATENSCHAFTEN FÜR
DAS TIERHEIM IN PECS
Schaffen Sie eine Zukunft für die Hunde
Diesen Hunden können Sie helfen!
15 Euro sichern das Überleben eines Hundes im Tierheim in Pecs.
Diese Summe ist, gemessen an den Futterkosten für einen Hund
in Deutschland, gering - aber sie bedeutet so unendlich viel für
einen ungarischen Tierheimhund. 15 Euro im Monat lassen ihn
satt werden und geben ihm die große Chance, eines Tages gesund in eine neue Familie vermittelt zu werden.
"Es ist eine ganz
einfache RechEhepaar Gertrud und Klaus Kühn
nung", sagt Gertrud Kühn. "Je
mehr Menschen Patenschaften für Hunde aus dem Ausland
übernehmen, desto mehr Tiere könnten überleben." Seit
Prinzessin Bori, eine ungarische Terrier-Dackelmixhündin,
bei ihnen eingezogen ist, interessiert sich das Ehepaar aus
Bad Salzig (bei Boppard) für die Auslandsarbeit des bmt. Sie
unterstützen das Tierheim in Pecs mit größeren Zuwendungen und haben außerdem die Patenschaften für drei Hunde übernommen. "Wir fühlen uns durch Prinzessin Bori ein
wenig mit dem Schicksal der ungarischen Vierbeiner verbunden", erklärt die Tierfreundin ihr Engagement.
Als vor sieben Jahren bei der Sendung "Herrchen gesucht"
eine Hündin von Petra Zipp (Auslandskoordinatorin des
bmt) vorgestellt wurde, entschieden sich Gertrud und Klaus
Kühn schnell. Ihr eigener Hund war seit Monaten tot, und
beide hatten das Gefühl, jetzt wieder einem neuen Tier Liebe schenken zu können. Auch Prinzessin Bori, die in Ungarn
keine Vermittlungschancen gehabt und den harten Winter
kaum überlebt hätte, gewöhnte sich sofort ein. Die Hundeschule erledigte sie in kürzester Zeit mit Bravour und hört so
gut, dass ihre Menschen sie sogar von Wild abrufen können. Ein männlicher Artgenosse, den das Ehepaar ihr zur
Gesellschaft ins Haus holen wollte, wurde glatt abgelehnt.
Welche Prinzessin teilt schon gerne ihren Platz.
Text : Claudia Lotz
Das Recht der Tiere 1/2005
So kommt Ihre Hilfe an!
24
Regelmäßige
Zuwendungen
wie Patenschaften für Tiere
sind die Basis
unserer Tierschutzarbeit.
Durch monatliche Zahlungen,
Bori hat viel Glück gehabt!
auf die wir fest
bauen können,
ist es uns möglich, Futter und Medikamente für Pecs zu
kaufen oder dringende Renovierungsarbeiten durchzuführen. Anders als in Deutschland gibt es in Ungarn
keine Menschen, die Patenschaften übernehmen oder
das Tierheim mit finanziellen Zuwendungen unterstützen können.
Sie helfen dem Tierheim in Pecs sehr, wenn Sie Pate von
einem Hund werden oder zweckgebunden spenden
für:
Q
die tierärztliche Betreuung und Kauf von Impfstoffen und Medikamenten (ca. 1.500 Euro/Monat)
Q
den Kauf von geeignetem Trockenfutter
(ca. 2.000 Euro/Monat)
Q
die Bezahlung des Pflegepersonals
(1 Tierpfleger kostet ca. 300 Euro/Monat)
Q
notwendige Sanierungsmaßnahmen.
Wir danken Ihnen für Ihre Hilfe. Wenn Sie weitere Informationen zu unserem Auslandstierschutz haben
möchten, dann schauen Sie bitte unter www.bmt-tierschutz.de/Auslandstierschutz oder nehmen Sie Kontakt
zu Petra Zipp auf. Telefon: 06035/ 5916
Spendenkonto
Sonderkonto Ausland, Stichwort Ungarn
Frankfurter Sparkasse Kto 847 275
BLZ 500 502 01
TH HAGE
Große
Kastrationsaktion
Nicht allen jungen Katzen kann rechtzeitig geholfen werden
HELFEN SIE, DAS KATZENELEND ZU VERRINGERN!
"Die Aktion", sagt Geschäftsstellenleiter
Dieter Kuhn, "wird sehr gut von der Bevölkerung angenommen." Viele Menschen sind nicht nur mit ihren eigenen
Samtpfoten gekommen, sondern haben auch herrenlose Katzen gebracht,
die sie aus Hilfsbereitschaft mit durchfüttern.
Die Zahl der ausgesetzten Katzen hat in
den letzten Jahren im ländlichen Raum
alarmierend zugenommen. Im Tierheim in Hage wurden 2004 so viel
trächtige Katzen und mutterlose Würfe
wie nie zuvor abgegeben. "Besonders
auffällig war der extrem schlechte Gesundheitszustand der Katzenbabys",
deutet Tierheimleiterin Annegret Opalka auf den unhaltbaren Zustand der
sich notdürftig durchschlagenden Tiere
hin.
Die Hauptzeit für Katzengeburten liegt
zwischen April und September. Weil
Tierhalter die Geschlechtsreife ihrer
Katzen in vielen Fällen erst dann wahrnehmen, wenn sie schon trächtig sind,
werden viele Katzen entweder zu spät
oder gar nicht mehr kastriert. Die Tiere
werden mit ihrem unerwünschten
Nachwuchs ausgesetzt und vermehren
sich bis an ihr Lebensende. Gleiches
gilt für die geschlechtsreifen Jungtiere
und ihre Welpen.
Wie brisant dieses Thema ist, zeigt ein
häufig zitiertes Rechenbeispiel. Es geht
von einem Katzenpaar aus, das zwei
Mal im Jahr Nachwuchs in die Welt
setzt. Sollten davon nur 2,8 Katzen pro
Wurf überleben, erhöht sich die Zahl
der gezeugten Katzen nach einem Jahr
auf 12. Nach fünf Jahren sind es schon
12 680 Tiere und zwei Jahre später bereits 420 715. Nach 10 Jahren hat sich
die Population auf 80 Millionen Katzen
ausgedehnt!
Ausgesetzte Katzen, die es schaffen,
sich und ihre Babys zu ernähren, leben gefährlich:
Sie werden überfahren,
von Jägern erschossen,
misshandelt oder sterben
infolge von Krankheiten.
"Eine Kastration", betont
Ursula Sottmeier aus der
Geschäftsstelle Norden,
"ist wahre Tierliebe. Wir
können nicht im Angesicht
der vielen Katzen, die hier
elend durch die Gegend
laufen, die Augen verschließen. Jeder
Tierhalter sollte sich verantwortlich fühlen und dafür sorgen, dass sein Vierbeiner keinen Nachwuchs mehr zeugen kann."
Eine Kastration ist heute ein Routineeingriff von wenigen Minuten. Die Tiere sind schnell wieder fit, wie Heike
Kampmann und Günther Theilen festgestellt haben. Sie gehörten zu den ersten Tierfreunden aus Norden, die ihren Kater Paul im Tierheim kastrieren
ließen.
Weiterer Service für Hundebesitzer:
Das Tierheim in Hage will jeden Sonntagnachmittag einen Hundetreff einrichten. Hier können sich die Besitzer
von Tierheimhunden austauschen und
fachliche Anleitung von einer Hundeausbilderin bekommen.
Mehr Infos bekommen Sie in
der Geschäftsstelle. Telefon:
04933/ 99 28 24
Text: Claudia Lotz
Foto: Dr. Jörg Styrie
Der kleine Paul hat den Eingriff gut überstanden
Das Recht der Tiere 1/2005
"Das ist wirklich ein tolles Angebot", sagen die Nordener anerkennend. Das Tierheim Hage hat vor wenigen Wochen sein großes Kastrationsprojekt für Katzenbesitzer gestartet: Dabei übernimmt die
bmt-Geschäftsstelle in Norden die Hälfte der Kosten für den Routineeingriff, ihren Anteil (50 Euro für Katzen, 30 Euro für Kater) tragen die Tierhalter selbst. Kastration und das anschließende Einsetzen des Mikrochips zur Kennzeichnung werden vom Tierarzt im
Tierheim durchgeführt.
25
LV H A M B U R G
Carlo
"Tierschutz
Der neue Tierheimleiter Frank Weber
Frank Weber ist studierter Germanist, hat sich zum PR-Berater ausbilden lassen und war für den
international bekannten Tierfreund Michael Aufhauser tätig. Auf dessen Vorzeigegnadenhof hat
er als rechte Hand des Gutsleiters Tiere gepflegt, Promis betreut, Kampagnen organisiert und Pferde aus Transporten freigekauft. Jetzt leitet der 37jährige seit über einem halben Jahr das Franziskus Tierheim, und er sagt: "Es ist eine schöne Arbeit. Sie erfüllt mich!"
Das Recht der Tiere 1/2005
Auch Tammi ist sichtlich begeistert von
ihrem Chef. Als Frank Weber die Tür
zum Hundefreilauf öffnet, kommt sie
mit wehenden Ohren, den Ball in der
Schnauze, auf ihn zugeschossen. Fast 5
Jahre lang kannte die schlecht gehaltene Mastinomixhündin nichts anderes
als Deckakte, wiederkehrende Trächtigkeiten und Jungenaufzucht in ihrer
Box. "Nun holt sie nach, was sie nicht
gehabt hat", sagt der Tierheimleiter
und meint ihre wieder entdeckte Freude an der Bewegung. Für die liebenswert dickköpfige Tammi sucht das
Franziskus-Team eine aktive Familie,
die gerne mit ihr läuft, spielt und tobt.
26
Drei Mal im Monat hat das Franziskus
Tierheim feste TV-Auftritte, an denen Frank Weber seine vierbeinigen Vermittlungskandidaten vorstellen kann.
Auch Carlo hat schon im Rampenlicht gestanden und charmant in die Kamera geblinzelt,
doch bis heute hat sich niemand
für den schönen Schäferhundmischling interessiert. "Was ich
nicht verstehen kann", wundert
sich der Wahl-Hamburger. "Carlo ist ein feiner Kumpel, der sehr
enge Bindungen zum Menschen eingeht."
Sein halbes Leben hat der 6 Jahre alte
Rüde im Tierheim in Rostock verbracht
und mehrere Monate nun schon im
Franziskus Tierheim vergeblich auf eine Chance gewartet. Seine Jagdleidenschaft ist ein Grund für seine mangelnden Vermittlungschancen, sein
gespaltenes Verhältnis zu männlichen
Artgenossen ein anderer. "Beide Eigenschaften sind unter Anleitung eines guten Hundetrainers zu konditionieren",
betont der Tierheimleiter.
"Es müssen sich nur Menschen finden,
die sich ernsthaft um Carlo bemühen
wollen. Es gibt, das hat mein Kollege
Bernd Schinzel vom Tierheim in KölnDellbrück schon gesagt, keine unvermittelbaren Hunde, sondern nur fehlende Chancen. Und die Chancen
stellen wir her!"
Die regelmäßigen Fernsehauftritte helfen dem Glück zwischen Zwei- und
Vierbeinern auf die Sprünge - und sie
erhöhen den Bekanntheitsgrad des
Franziskus Tierheims. Damit sich Tiere
und Besucher gleichermaßen wohlfühlen, hat Frank Weber in Gemeinschaftsarbeit mit dem Team die Verschönerung vom alten Gebäude in
Angriff genommen, Katzenräume und
Quarantäne renoviert. Die Hundezwinger sollen in Kürze folgen.
Fachvorträge zu Themenbereichen rund um Haltung, Tierverhalten, Gesundheitsprophylaxe
und dem sensiblen Bereich von
Vor- und Nachkontrollen sind
geplant. Verstärkt sollen dabei
auch ältere Menschen angesprochen werden. "Wir haben",
erklärt Frank Weber, "in allen
Tierheimen ein umfangreiches
Programm für alle Altersgruppen, von Schulklassenführungen
Carlo: Ein halbes Leben im Tierheim
F R A N Z I S K U S -T I E R H E I M
Tammi
Tammi
ist eine Lebensaufgabe!"
bis zu Seminaren für berufstätige Tierhalter. Für ältere Menschen, gerade
wenn sie schon im Altersheim leben,
fehlen solche Serviceangebote." So
könnte das Tierheim zur Begegnungsstätte für Senioren werden, die kein eigenes Tier mehr halten können, aber
den Kontakt zum Vierbeiner nicht abreißen lassen möchten.
"Genauso wichtig ist mir Aufklärungsarbeit im folgenden Bereich", deutet
Frank Weber auf seine Erfahrungen der
vergangenen Monate mit verwaisten
Tieren hin. "Wir werden oft von Angehörigen benachrichtigt, wenn Eltern
oder Großeltern verstorben sind und
ihren Vierbeiner unversorgt zurück gelassen haben." Er erinnert sich dabei an
einen Räumungstermin in einem Hamburger Reihenhaus, als dem Vermieter
Tage nach dem Tod einer betagten Dame drei halb verhungerte Katzen beim
Öffnen der Tür entgegen sprangen.
Beide Fälle zeigen, wie wichtig es ist, für
seine vierbeinigen Gefährten rechtzeitig Vorsorge zu treffen (s. auch RdT
4/04). Wenn Sie mehr Informationen
zur Absicherung Ihrer Tiere wünschen,
bestellen Sie bitte unseren ausführli-
Der neue
Tierheimleiter
Frank Weber
stellt sich vor
chen Ratgeber (Testamentsbroschüre
und -mappe) in der bmt-Hauptgeschäftsstelle München (Adresse S. 34).
Auf der homepage des Tierheims stellt
Frank Weber regelmäßig die aktuellen
Ereignisse der Woche dar. So können
sich Interessierte, selbst wenn sie keine
Zeit haben, das Franziskus Tierheim zu
besuchen, ständig auf dem Laufenden
über die neuesten Abgabe- und Fundtiere halten.
Mehr Infos unter: www.franziskustierheim.de
Text und Fotos: Claudia Lotz
Angelica Blank ist 2. Vorsitzende im neuen Tierschutzbeirat in Hamburg
Die sechs Mitglieder beraten die Behörden mit Verbesserungen und Vorschlägen in allen Tierschutzangelegenheiten. "Wir setzen uns mit Kompetenz,
Sachverstand und praktiziertem Tierschutz für die
Belange der Tiere ein", beschreibt Angelica Blank
ihr Tätigkeitsfeld. "Verantwortungsvoller und ernst
gemeinter Tierschutz darf sich nicht nur an wirtschaftlichen Aspekten orientieren", sagt die zweite
Vorsitzende. "Für die Unterstützung möchte ich
mich bei den Bürgerschaftsabgeordneten und Mitgliedern des Tierschutzbeirates bedanken."
Angelica Blank, Leiterin des bmt-Landesverbandes Hamburg
Das Recht der Tiere 1/2005
Die Leiterin des bmt-Landesverbandes
Hamburg ist seit 2002 Mitglied in der Komission für Tierversuche der Freien und
Hansestadt Hamburg. Jetzt wurde Angelica
Blank zur stellvertretenden Vorsitzenden
des neuen Tierschutzbeirates berufen.
27
TH KÖLN
TIERPHYSIOTHERAPIE
... wie ein Kätzchen wie
N EUE B EHANDLUNSMETHODEN
Die Physiotherapie gehört zu
den ältesten Heilmethoden der
Menschheit. Sie unterstützt und
fördert die Selbstheilungskräfte mit naturgegebenen Mitteln.
Lange Zeit war die physiotherapeutische Behandlung, die
bei zahlreichen Erkrankungen,
zur Rehabilitation oder vorbeugend eingesetzt wird, ausschließlich ein Privileg der
Zweibeiner - doch nun kommt
die Heilmethode auch bei Vierbeinern verstärkt zum Einsatz.
Warum Tieren vorenthalten,
was bei Menschen so entscheidend zur Besserung beiträgt,
dachte sich das bmt-Team in
Köln Dellbrück und beschloss,
auch die Tierheimtiere von der
Physiotherapie profitieren zu
lassen.
Seit Sommer 2004 praktiziert Karin Strack im Tierheim und erzielt
beachtliche Fortschritte bei ihren
Patienten. Lesen Sie, wie sich
Penny unter der maßgeschneiderten Therapie erholte:
Lebensgefahr durch
eine verschluckte Nadel
Das Recht der Tiere 1/2005
Als drei Tage vor Weihnachten eine jun-
28
IM
Penny bei ihrer Physiotherapie
ge Norwegische Waldkatze als Findling in unser Tierheim kam, ahnte keiner die dramatische Geschichte, die
sich noch ergeben würde. Der kleine
Wildfang von ca. drei Monaten war
recht schwierig: Anfassen ging nur unter größtem Protest mit Fauchen, Kratzen und Beißen. Eine Woche später sah
die Sache allerdings ganz anders aus:
apathisch, matt, von hohem Fieber gebeutelt, ließ sich das Kätzchen Penny jede Behandlung gefallen und schien
gegen Abend des
30. Dezembers nur
noch sterben zu
wollen.
Schon nachmittags
war eine kleine weiche Delle an der
Schulter der Katze
aufgefallen - diese
stellte sich als eiternder
Abszess
heraus, der Stunden
Tierphysiotherapeutin Karin Strack
später tatsächlich aufplatzte und in der
Mitte eine metallische Spitze hervorbrachte. Unfassbar dann: Unsere Tierärztin zog eine 6,5 cm lange Nadel mit
Faden aus der Schulter der Katze!
Behandlungsplan
für Penny
Antibiotika, Kortison und B-Vitamine
sollten nun der Katze helfen. Tagelang
lag das Kätzchen wie im Wachkoma
und nur langsam kehrten die Lebensgeister in das Tier zurück.
Mit Hilfe der Tierphysiotherapeutin
ging es dann stetig weiter aufwärts. Die
Therapie-Maßnahmen, die Karin
Strack für Penny zusammenstellte, umfassten: muskelkräftigende Massagen,
ableitende Griffe, Magnetfeldtherapie
zur Durchblutungsförderung, passive
Bewegungsübungen und Reflextherapie zur Koordinationsschulung.
TH
TH KÖLN-DELLBRÜCK
der laufen lernt
K ÖLN -D ELLBRÜCK
Die wichtigsten Anwendungsgebiete
Q
Q
Q
Q
Ähnlich wie Penny merken alle vierbeinigen Patienten sehr schnell, dass die
Behandlung mit manuellen und physikalischem Techniken durchaus angenehm ist; selbst die Tiere, die anfänglich misstrauisch sind, entspannen sich.
Q
Q
Q
Q
Q
Muskelaufbau durch
Aquatherapie
Die Tierphysiotherapie ist bei uns in
Deutschland noch nicht so bekannt wie
z.B. in den USA, gewinnt aber zunehmend an Bedeutung. Die Physiotherapie ist die allgemeine Anregung oder
gezielte Behandlung gestörter Körperfunktionen mit verschiedenen Techniken. Mit der sanften Heilmethode
können Probleme aufgefangen werden, bevor sie zu Komplikationen führen und dann das Tier in seinem Alltag
behindern. Physiotherapeutische Maßnahmen sind u.a. in der Rehabilitation
(nach Operationen, Verletzungen), zur
Vorbeugung (Leistungssteigerung, Minderung des Verletzungsrisikos etc.) und
bei verschiedensten Erkrankungen des
Bewegungsapparates wie z.B. Gelenkerkrankungen, Spondylose oder Arthritis (s. Kasten) angesagt.
Dabei ist die Aquatherapie (Laufen
auf dem Unterwasserlaufband) eine
der besten Therapiemethoden: Im
Wasser muss das Tier nur 15 % seines
Körpergewichtes tragen. So können die
Gelenke stark entlastet werden, wobei
gleichzeitig ein effektiver Muskelaufbau
stattfindet.
Dackellähme - Bandscheibenvorfall
und alle anderen Erkrankungen der
Wirbelsäule
Lähmungen anderer Art (z. B. durch
Unfälle oder entzündete Nerven)
Hüftgelenkdysplasie (HD)
Arthrose
Rehabilitation nach Operationen
(z. B. nach Kreuzbandriss oder
Knochenbrüchen)
Muskelatrophie
Sehnenverletzungen
Beschwerden alter Hunde lindern
junge Hunde, die während des
Wachstums Beschwerden durch
schlaffe Sehnen und Bänder haben.
Wer will Penny ein
Zuhause schenken?
Die kleine Norwegerin Penny lässt sich
nicht unterkriegen und meistert jeden
Tag neue Situationen und überrascht
uns ständig mit kleineren oder größeren Fortschritten. Wie schön war es, als
sie zum ersten Mal die Beine gestreckt,
den Kopf gehoben oder einfach nur
geschnurrt hat.
In ein paar Wochen wird sie mit Sicherheit wie eine fast gesunde Katze
die Welt durchschreiten - und vielleicht
mit Ihnen Freundschaft schließen?
Wenn Sie sich für Penny interessieren, nehmen Sie bitte Kontakt zum Tierheim auf.
Tel: 0211/ 68 49 26
Text: Heike Bergmann/Karin Strack
Fotos: Heike Bergmann
P HYSIOTHERAPIE
UND IHRE
M ETHODEN
Massage - spannungsausgleichende, lockernde und kräftigende Griffe
passive Bewegungstherapie - hierbei werden die Gliedmaßen ohne Zutun des
Patienten vorsichtig durchbewegt
aktive Bewegungstherapie - wie z.B. einseitige Gliedmaßenbelastungen, Balanceübungen, Reflexauslösungen, Laufen auf unterschiedlichem Untergrund oder
über kleine Hindernisse
Thermotherapie - hier werden Wärme oder Kältereize mit den verschiedensten
Verabreichungsformen gesetzt
Hydrotherapie - hier kommt Wasser zum Einsatz wie z. B. bei den Kneipp´schen
Güssen, Waschungen oder Wickeln
Aquatherapie auf dem Unterwasserlaufband (siehe linke Spalte)
Balneotherapie - Behandlung mit Heilwässern
Lichttherapie - der Einsatz von Sonnenlicht (Heliotherapie), UV-Licht, Infrarotlicht
und farbiges Licht (Chromotherapie) z. B. gegen Antriebsschwäche und schlechtes
Allgemeinbefinden
Lasertherapie - zur verbesserten Wundheilung und bei Entzündungen
Elektrotherapie - bei der Elektrotherapie bedient man sich der elektrischen Ströme in den verschiedenen Verabreichungsformen
Magnetfeldtherapie - pulsierende Magnetfelder regen im Organismus den gesamten Stoffwechsel (Durchblutungsförderung) an, was die Genesung beschleunigt
TH ELISABETHENHOF
Der Weg in ein glückliches Hundeleben
ASTRA UND BENTLEY -
Magarethe Vieweg mit Astra
"Wir haben sie gesehen", sagt Monika
Vest, "und der Funke sprang sofort
über." Bentley empfand das wohl genauso. Sobald Familie Vest an ihr Gehege trat, drängte sie ihre Schwester in
den Hintergrund und nahm überraschend schnell Kontakt zu den fremden
Besuchern auf.
Das Recht der Tiere 1/2005
Glücklich: Bentley bei Ehepaar Vest
30
Vor Weihnachten mussten Vests ihren
geliebten Schnauzermischling einschläfern lassen und litten noch unter
dem Verlust. Und gleichzeitig war der
Wunsch da, wieder mit einem Hund zu
leben. "Es war mit unseren Töchtern
Nadine (16) und Jennifer (19) abgesprochen", erinnert sich Monika Vest,
"dass wir nicht um jeden Preis einen
Hund genommen hätten; wir wollten
Erinnern Sie sich noch an Astra und Bentley? Wir hatten die
eindrucksvollen Bernhardinermischlinge bei "Tiere in Not" vorgestellt. Die Schwestern lebten 4 Jahre lang überwiegend in
Außenhaltung. Als die Familie ihr Haus mit dem weitläufigen
Garten aufgeben musste, konnte sie die großen Hündinnen
nicht mitnehmen und brachte sie schweren Herzens ins Tierheim. Im Elisabethenhof zeigte sich trotz intensiver Bemühungen über Fernsehen, Internet und Mitgliedszeitschrift kein
Interessent bereit, beide Hunde gleichzeitig aufzunehmen. So
entschied man sich im Tierheim, die Schwestern auch getrennt
zu vermitteln - und diese Lösung hat sich als Volltreffer erwiesen. Astra und Bentley haben jede für sich ein wunderbares
Zuhause gefunden.
das Gefühl spüren: Dieses Tier passt zu
uns." Und im Vorfeld hatte man bestimmte Bedingungen festgelegt: Ein
Rüde sollte es sein, nicht zu groß und
möglichst kurzhaarig. "Bentley ist das
Gegenteil davon. Aber sie ist unser
Traumhund", begeistert sich die Familie aus Hessen. Die Hündin hört aufs
Wort, fährt sehr gerne Auto, ist sozialverträglich und hat, was das Wichtigste
ist, alle Vests in ihr Hundeherz geschlossen.
Für Astra war der Start in ihr neues Leben schwieriger, weil sie ihre früher
vermittelte Schwester bitterlich vermisste. Sie fraß nicht mehr und musste sehr
behutsam vom Tierheimteam umsorgt
werden. Doch auch ihre kummervollen
Wochen sollten schnell ein Ende haben. Margarethe Vieweg
und ihr Mann kamen an einem Sonntag in den Elisabethenhof, nachdem ihr
Bernhardiner zwei Tage zuvor eingeschläfert werden
musste.
Und wie bei Bentley schien
auch für Astra sofort klar zu
sein, dass diese beiden
Menschen vor ihrem Gehe-
Astra mit einem Spielkameraden
ge ihre neuen Freunde sein würden.
Noch am selben Tag nahm das Ehepaar aus Wächtersbach (Hessen) die
Hündin mit nach Hause. "Die ersten Tage hat Astra mich auf Schritt und Tritt
verfolgt", sagt Margarethe Vieweg "so
als ob sie sagen wollte: Bitte, lass mich
nicht alleine!" Astra, die nach Erscheinung und Wesen eher dem Hovawart
gleicht, ist sehr gelehrig, aufmerksam
und menschenbezogen. Die Hündin
neigt im Umgang mit weiblichen Artgenossen etwas zur Dominanz. "Aber
das werden wir in der Hundeschule in
den Griff bekommen", da ist sich die
erfahrene Tierhalterin sicher. "Astra ist
eine wunderbare Hündin, die sehr viel
Liebe braucht - und von uns immer bekommen wird!"
Astra und Bentley vor der Vermittlung
EINE ERFOLGSSTORY
LV B A D E N -W Ü R T T E M B E R G
Gertrud Schairer wird 80 Jahre
"Der Tierschutz fordert höchsten Einsatz von uns!"
"Meine Mutter", sagt Gertrud
Schairer, "ist der wichtigste
Leitfaden für mich gewesen. Sie
hat mir vorgelebt, was Barmherzigkeit heißt." In diesem
Sommer wird die große Tierschützerin 80 Jahre alt. Zugleich blickt sie auf 50 Jahre
Mitgliedschaft im Landesverband Baden-Württemberg zurück.
Von Stuttgart nimmt die Mutter zweier
Kinder ihren Kampf gegen Versuchstierhändler auf. Sie folgt den Händlern
bis in die Schweiz und nach Osteuropa,
kauft ihnen die vor Angst zitternde
Fracht ab oder redet den Männern so
lange zu, bis sie ihr die Versuchstiere
überlassen. Manchmal ist die Tierschutzaktivistin tagelang mit ihren beiden ehrenamtlichen Mitarbeitern im
Ausland unterwegs, weil sie die Spur eines Händlers nicht verlieren will.
Gertrud Schairer prangert öffentlich die
Zustände in den Versuchslaboratorien
an und fordert Veterinäre auf, durch
schärfere Kontrollen Missstände in der
Tierhaltung und gerade im Forschungsbereich zu bekämpfen. Sie
selbst geht jeder Nachricht von schlecht
gehaltenen Tieren nach und zögert bei
Verdacht auf Misshandlungen nicht,
Veterinärämter, Medien und Politiker
einzuschalten. "Tierschutz ist keine
Liebhaberei", formuliert die fast 80jährige, "er ist ein ständiger Kampf gegen
Widerstände und erfordert höchsten
Einsatz bis zur Selbstaufgabe."
Ihr Lebenssinn lag in der Rettung der
Tiere, sagt die alte Dame des Tierschutzes. Gertrud Schairer, deren
Mann inzwischen verstorben ist, lebt
heute in einem Pflegeheim bei Stuttgart. Noch immer bekommt sie Post
von Tierfreunden mit Hinweisen auf
Verstöße gegen den Tierschutz - und
noch immer nimmt sie Anteil. "Doch
meine Kraft ist verbraucht", erklärt sie,
nachdem sie schon in fortgeschritte-
nem Alter einem falschen Mitstreiter
vertraute und ihre gesamte Habe an
ihn verlor. "Geblieben ist mir die Gewissheit, dass ich vielen Tieren geholfen und in den Köpfen der Menschen
etwas bewegt habe. Wenn ein Kind mir
zugehört und verstanden hat, dass sich
am Verhältnis des Menschen zum Tier
etwas Grundlegendes ändern muss,
dann waren das die Höhepunkte in
meiner Arbeit", sagt Gertrud Schairer.
Jutta Breitwieser, die Vorsitzende des
Bund gegen Missbrauch der Tiere, hat
Gertrud Schairer zu ihrem Jubiläum
gratuliert. Mit einer kleinen Feier wird
der Leiter des Landesverbandes, Dr.
Uwe Wagner, die Vorkämpferin für die
Rechte der Tiere ehren.
Text: Claudia Lotz
Das Recht der Tiere 1/2005
Tierschützerin Gertrud Schairer
31
LV B E R L I N
Tom Guckenberger mit seinen Dingos
Die Umsiedlung
von Tina
Wenn ein Dingo
in Deutschland auf Seinesgleichen trifft...
Das Recht der Tiere 1/2005
10 Jahre lang lebte Tina mit ihren Eltern in einem kleinen Berliner Tierpark. Diesen Platz hatte der bmt für
die drei Wildhunde gefunden, nachdem er sie aus schlechter Haltung befreien konnte. Nun starben in kurzer Abfolge das Mutter- und Vatertier, und Tina blieb allein zurück. Bmt-Mitarbeiterin Ewa Gara aus München bemühte sich um einen neuen Platz für die betagte Dingodame und hatte Erfolg! Sie fand über die
Eberhardt-Trummler-Stiftung einen kenntnisreichen Dingoliebhaber in Bayern, bei dem sich Tina inzwischen
sehr gut eingewöhnt hat und die Freundschaft zu ihrem australischen Artgenossen genießt. Hier ist der Bericht von Tom Guckenberger:
32
Dingos faszinieren mich seit meiner
Kindheit, als ich den ersten dieser wilden Kerle in einem Bilderbuch sah. In
Australien, wo ich einige Jahre lebte
und mich viel mit dem dortigen Wildlife befasste, kam ich durch Zufall an einen Dingo. Ein Busfahrer hatte den
Welpen verlassen am Straßenrand beobachtet. Über zwei Tage war der abgemagerte Dingo dort umhergeirrt, bevor er ihn aufgriff.
Asien nach Australien. Auf so manchem Schiff waren die Tiere als Abfallbeseitiger und lebender Notproviant an
Bord. Im Laufe der nächsten Jahrhunderte verwilderten die Tiere und passten sich perfekt an ihre Umgebung,
die australische Wildnis, an. Sie sind
heutzutage die einzige Form des Asiatischen Wolfes. Sie heulen, bellen selten, jagen meist einzeln und treffen sich
wieder in Gruppen.
So kam mein erster wirklicher Kontakt
mit dieser Tierart zustande. Einen
Nachkommen dieses Dingos halte ich
hier in Deutschland. Dingos kamen vor
etwa 7000 Jahren mit Seefahrern aus
Als ich von Frau Trummler (EberhardtTrummler-Stiftung, Forschung für
Haustier- und Urhund-Studium) erfuhr,
dass ein Platz für eine ältere Dingodame gesucht würde, kümmerte ich mich
sogleich um diesen Dingo in
Not. Mit Dr. Styrie, dem Leiter
des Landesverbandes Berlin,
holten wir Tina aus dem Berliner Gehege. Als letzte Überlebende der dortigen Gruppe,
nie an ein Halsband oder
Kommando gewöhnt, entpuppte sich Tina als ein sehr
friedfertiges, Gesellschaft liebendes Tier.
Mit meinem australischen dingoähnlichen Hund verstand sie
Tina in ihrer neuen Umgebung
sich auf Anhieb, und beide "Hunde"
genießen sichtlich das Miteinander;
schließlich sprechen sie ja auch die
gleiche Sprache.
Tina fährt inzwischen im Auto mit, ist
leinenführig, schläft auch manchmal in
der Wohnung (wobei ihr das Freigelände immer noch lieber ist), und lässt
sich von uns Menschen berühren.
Außerdem ist sie bei täglichen und ausgedehnten Spaziergängen im Wald
und auf der weiten Flur immer dabei.
Ohne Leine läuft sie mir, bzw. dem Rüden, stets hinterher. Tina ist nun schon
zwölf Jahre alt und trotzdem erstaunlich leichtfüßig. In der Natur haben diese Tiere eine Lebenserwartung von fünf
bis sieben Jahren.
Die fast komplette Blindheit und das
eingeschränkte Gehör machen der
Hündin kaum Schwierigkeiten; der
ausgeprägte Geruchssinn macht das
Unvermögen anscheinend wieder wett.
Ich freue mich, Tina täglich zu erleben
und ihr ein gutes Leben ermöglichen zu
können. Hiermit bedanke ich mich
beim bmt für das entgegen gebrachte
Vertrauen.
Text und Fotos: Tom Guckenberger
TH ARCHE NOAH/STUHR
Wer nimmt
Estella auf?
Estella auf Beobachtungsposten
Liebevoller Pflegeplatz gesucht
Draußen vor dem Hundehaus sitzt eine schwarze Neufundländerhündin. Sie lässt den Regen an ihrem dichten Fell abperlen
und richtet den Blick unverwandt in die Ferne.
Die heute Neunjährige wurde so lange
als Zuchthündin eingesetzt, bis sie körperlich am Ende war. Tierfreunde fanden Estella in einer Tötungsstation in
Mailand, in der sie scheinbar schon
längere Zeit saß, und brachten sie vor
2 Jahren mit dem braunen Deckrüden
Otello nach Brinkum. Die Neufundländer waren in schlechter gesundheit-
licher Verfassung und mussten in den
folgenden Wochen besonders aufmerksam gepflegt werden. Doch die
Tiere schienen Halt aneinander zu finden, und so lebte der braune Neufundländer Otello trotz einer bösartigen Geschwulst noch bis zum Sommer
des vergangenen Jahres zusammen
mit seiner Estella in einer Pflegestelle
des Tierheims.
Estella und Verena Krüpe
"Die Monate in der Pflegestelle", sagt
die Tierheimleiterin, "müssen für die
beiden die schönsten ihres Lebens gewesen sein." Auslauf, verantwortungsvolle Betreuung, der Kontakt zu anderen Tieren - die liebevolle Umgebung
trug dazu bei, dass die sanften Riesen
noch einmal ihre letzten Kraftreserven
mobilisierten. Nach dem Tod von Otello ist Estella nun wieder ins Tierheim zurück gekehrt. Sie kann keine Treppen
mehr steigen, das Atmen fällt schon
schwer, und die Gelenke machen ihr zu
schaffen.
"Estella um sich zu haben", beschreibt
Verena Krüpe das ausgeglichene Wesen der Hündin, "ist sehr angenehm.
Sie ist geduldig, ruhig und hat eine besondere Vorliebe für kleine Hunde,
Hühner und Katzen entwickelt."
Vielleicht möchte einer von Ihnen, liebe Leser und Mitglieder, diesem Tier einen Lebensabend in Ruhe und Frieden
ermöglichen. Wir würden uns sehr für
Estella freuen, wenn sie die letzten Monate nicht im Tierheim bleiben müsste,
sondern ihre Zeit in engem Kontakt zu
liebevollen Menschen, gerne auch mit
anderen Tieren, verbringen dürfte.
Oder Sie übernehmen die Patenschaft
für die Hündin. Sie braucht regelmäßig
schmerzlindernde Medikamente und
Futterzusätze.
Kontakt unter Tierheim Arche
Noah/Stuhr, Tel: 0421/890 171
Das Recht der Tiere 1/2005
"Wer weiß, was sie da sieht", sagt Verena Krüpe und streicht ihr zärtlich über
den Kopf. Weil Estella gerne mittendrin
ist und alles aufmerksam beobachten
möchte, ist ihr Lieblingsplatz im gläsernen Verbindungsbereich zwischen dem
alten Tierheimtrakt und dem neuen
Hundehaus. Hier ist die Tür zum umzäunten Vorplatz ständig offen, damit
die Hündin sich frei bewegen kann.
"Estella", deutet die Tierheimleiterin auf
den imposanten Neufundländer mit
den melancholischen Augen, "ist eine
der sanftesten Hündinnen, mit denen
ich je zu tun hatte." Es bleibt immer wieder ein Rätsel, wie sich manche Tiere
ihre Charakterstärke bewahren können, obwohl ihr Leben einem fortwährenden Ablauf von Schrecknissen
gleicht.
33
BUND
MIT
GEGEN
MISSBRAUCH
11 GESCHÄFTSSTELLEN
HAUPTGESCHÄFTSSTELLE
Viktor-Scheffel-Straße 15, 80803 München
Tel. (089) 38 39 52-0, Fax (089) 38 39 52-23
Postbank München Kto. 1819 30-807 (BLZ 700 100 80)
UND
DER
TIERE
7 TIERHEIMEN
AUSLANDSTIERSCHUTZ
Sonderkonto Ausland:
Rumänien und Ungarn
Frankfurter Sparkasse Kto. 847 275 (BLZ 500 502 01)
VORSTAND
1. Bundesvorsitzende:
Jutta Breitwieser, „Elisabethenhof“
61203 Reichelsheim, Siedlerstraße 2
Tel. (06035) 96 11 11, Fax (06035) 96 11 18
2. Bundesvorsitzender:
Dr. Jörg Styrie
Alt-Heiligensee 42, 13503 Berlin
Tel. (030) 43 65 58 64, Fax (030) 43 65 58 65
Bundesschatzmeister:
Hans Hoffsümmer, Gierather Str. 51
51469 Bergisch Gladbach
Tel. (02202) 59517, Fax (01805) 62 45 62-11415
Bundesschriftführerin:
Karin Stumpf, Am Heiligenhäuschen 2, 50859 Köln,
Tel. (0221) 950 51 55, Fax (0221) 950 51 57
LV Baden-Württemberg (www.tierschutz-bmt-bw.de)
Leiter: Dr. Uwe Wagner
Ohnastetter Straße 13, 72805 Lichtenstein
Tel. (07129) 6 09 93, Fax (07129) 6 08 98
Kreissparkasse Reutlingen Kto. 75 7889 (BLZ 640 500 00)
LV Bayern (www.bmt-bayern.de)
Leiterin: Ewa Gara
Viktor-Scheffel-Straße 15, 80803 München
Tel. (089) 38 39 52-0, Fax (089) 38 39 52-23
Postbank München Kto. 142 20-802 (BLZ 700 100 80)
Sonderkonto Rumänien
HypoVereinsbank Kto. 35 94 68 29 (BLZ 700 202 70)
Das Recht der Tiere 1/2005
LV Berlin (www.tierschutz-bmt-berlin.de)
Leiter: Dr. Jörg Styrie
Alt-Heiligensee 42, 13503 Berlin
Tel. (030) 43 65 58 63, Fax (030) 43 65 58 65
Postbank Berlin Kto. 9603-107 (BLZ 100 100 10)
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LV Niedersachsen
1. Geschäftsstelle u. Tierheim „Arche Noah“
Leiterin (Gst): Gabi Redeker; Leiterin (TH): Verena Krüpe
Rodendamm 10, 28816 Stuhr/Brinkum
Tel. (0421) 890171, Fax 80 90 553 (www.tierheim-arche-noah.de)
Kreissparkasse Syke Kto. 113 000 29 57 (BLZ 291 517 00)
2. Geschäftsstelle Vollenborn (Thüringen)
Leiterin: Hannelore Thied, Hauptstraße 7a, 37355 Vollenborn
Tel. (036076) 40 555, Fax (036076) 40 556
„Katzenhaus Luttertal“, (www.katzenhaus-luttertal.de)
Luttertal 79, 37075 Göttingen
Leiterin: Monika Bossmann, Tel. (0551) 2 28 32
Postbank Hannover Kto. 732 223 06 (BLZ 250 100 30)
3. Geschäftsstelle Norden
Leiter: Dieter Kuhn und Ursula Sottmeier
Nordbuscherweg 17, 26553 Dornum
Tel. (04933) 99 28 24, Fax (04933) 99 28 26
Tierheim Hage (www.tierheim-hage.de)
Leiterin: Annegret Opalka, Hagermarscher Str. 11, 26524 Hage
Tel. (04938) 4 25, Fax (04938) 91 49 90
Raiffeisen-Volksbank Fresena e.G. Norden
Kto. 6302020300 (BLZ 283 615 92)
LV Hamburg / Schl.-Holstein (www.franziskustierheim.de)
Leiterin: Angelica Blank
Tel. (040) 55 49 28-34, Fax -32
„Franziskus-T
Tierheim“, Tel. (040) 55 49 28 37
Leiter (TH): Frank Weber
Lokstedter Grenzstraße 7, 22527 Hamburg
Haspa Kto. 1049220799 (BLZ 200 505 50)
LV Hessen / Rheinland-Pfalz / Saarland
Geschäftsstelle u. Tierheim „Elisabethenhof“
(www.tierheim-elisabethenhof.de)
Leiterin: Jutta Breitwieser
“Elisabethenhof”, Siedlerstraße 2, 61203 Reichelsheim
Tel. (06035) 59 16, Fax (06035) 96 11 18
Frankfurter Sparkasse Kto. 5975 (BLZ 500 502 01)
Hundeauffangstation Ikervar/Ungarn
Petöfi u. 23, H-9756 Ikervar,
Tierheim „Wau-M
Mau-IInsel“
Leiter (TH): Karsten Plücker (www.wau-mau-insel.de)
Schenkebier Stanne 20, 34128 Kassel
Tel. (0561) 86 15 680, Fax (0561) 86 15 681
Postbank Frankfurt Kto. 1717 55-608 (BLZ 500 100 60)
LV NRW
1. Geschäftsstelle u. Tierheim Dellbrück
(www.tierheim-koeln-dellbrueck.de)
Leiterin (Gst): Sylvia Bringmann , Leiter (TH): Bernd Schinzel
Iddelsfelder Hardt, 51069 Köln
Tel. (0221) 68 49 26, Fax (0221) 68 18 48
Postbank Köln Kto. 924 02-505 (BLZ 370 100 50)
2. Geschäftsstelle Issum (www.bmt-nrw.de)
Leiterin: Dagmar Weist
Drosselweg 15, 47661 Issum
Tel. (02845) 3 75 57, Fax (02835) 44 46 99
Sparkasse am Niederrhein
Kto. 111 500 2063 (BLZ 354 500 00)
WEITERE ANSCHRIFTEN
VON
MITARBEITERN:
Renate Domaschke (Tierschutzlehrerin)
[email protected]
Hassel 2, 21261 Welle
Tel. (04188) 899 434, Fax (04188) 899 435
Claudia Lotz (Redakteurin)
([email protected])
Hugo-Vogel-Str. 5b, 14109 Berlin,
Tel. (030) 80 58 33 38, Fax (030) 80 58 33 39
INTERNET:
http://www.bmt-tierschutz.de
ZU
GUTER
LETZT
Zum Wohle Ihres Tieres spätere Betreuung regeln
Matty
EIN CHIP FÜR
NUMMER SICHER
Unglücklicher Mohrle
Tierfreunde beobachteten am 6. Februar, wie
an einem See bei Göttingen ein Tier aus einem
Auto geworfen wurde. Nach ihrem Spaziergang saß die Katze wie benommen immer
noch an derselben Stelle. Inzwischen war es
empfindlich kalt geworden, und es begann zu
schneien. Familie Schmidt-Hurtiene nahm das
verschüchterte Tier mit nach Hause, doch die
eigene Katze akzeptierte den Fremdling nicht.
Sie brachten den 2 Jahre alten, sehr sanften
Kater ins Katzenhaus. Sichtlich unglücklich wartet Mohrle auf Menschen, die ihn lieb haben.
Kontakt unter:
Katzenhaus Luttertal, Tel.0551/ 228 32
LASSEN SIE IHR
HAUSTIER
REGISTRIEREN!
Der Tag, an dem Matty verschwand, wird
der bmt Mitarbeiterin Inge Reif und ihrem
Mann immer im Gedächtnis bleiben. Dass
der Kater nach über fünf Wochen Odyssee
gefunden wurde, ist einzig seiner Tätowierung und seinem Eintrag im TASSO-Haustierzentralregister zu verdanken.
Um die Besitzer entlaufener Hunde und Katzen ermitteln zu können, wurden Haustiere früher tätowiert, heute zunehmend gechipt. Auf dem kleinen Transponder (Chip) ist die Codenummer gespeichert, die mit einem
speziellen Gerät gelesen werden kann. Voraussetzung, dass die Halter
des vermissten Vierbeiners auch ermittelt werden können, ist der Eintrag
des gechipten oder tätowierten Tieres im TASSO-Haustierzentralregister. Diese Tiernotruforganisation benachrichtigt die Besitzer,
wenn der Aufenthaltsort gekennzeichneter Tiere ausfindig gemacht werden konnte.
Jahrelang kam Freigänger Matty nach Hause zurück. Doch am 2. November 2004 warten Inge Reif und ihr Mann vergeblich auf den silbergrau getigerten Kater. Das Ehepaar setzt umgehend TASSO von dem
Verschwinden des Tieres in Kenntnis und macht sich selbst auf die Suche. Verzweifelt fahren die beiden alle Höfe in der Umgebung ab, hängen Steckbriefe mit Mattys Bild und Hinweisen aus und werfen sie in alle Briefkästen. Doch niemand hat den Kater gesehen - bis Inge Reif am
8. Dezember einen Anruf bekommt: Eine Tierfreundin füttert einen zugelaufenen Kater, der den Angaben des Aushangs entspricht. Unfassbar dabei, wie der Abenteurer den Weg über die Autobahn geschafft
hat. Inge Reif und ihr Mann haben kaum noch an ein Wiedersehen mit
Matty geglaubt und sind zu Tränen gerührt, als sie ihren bitterlich vermissten Kater endlich wieder in die Arme schließen können.
Unser Tipp: Geben Sie die Suche nach Ihrem verschwundenen Tier nicht
vorschnell auf. Informieren Sie Ihre Umgebung auch im weiteren Umkreis durch Steckbriefe, Wurfsendungen und Aushänge in den Geschäften. Diese Eigeninitiative, zusätzlich zur TASSO-Registrierung, kann
Ihnen helfen, Ihren vierbeinigen Liebling wieder zu finden.
Weitere Infos unter: www.tiernotruf.de, [email protected]
Das Recht der Tiere 1/2005
Kann eine verantwortungsvolle Betreuung des Vierbeiners im Testament
festgehalten werden, und wie muss
eine solche Absicherung formuliert
werden, damit sie später Bestand
hat? Das sind Fragen, mit denen sich
Tierfreunde sehr häufig an den Bund
gegen Missbrauch der Tiere (bmt)
wenden.
Wir haben für Sie eine ausführliche Testamentsbroschüre erstellt. Sie finden darin konkrete Formulierungshilfen
beim Abfassen eines Testaments, die wichtigsten gesetzlichen Vorschriften und Tabellen zum Steuerrecht.
Außerdem aktuelle Literaturhinweise und Ansprechpartner für Erbrecht und Vermögensnachfolge.
Sie können diese Broschüre in jeder bmt-Geschäftsstelle oder in der Hauptgeschäftsstelle des Verbandes
beziehen:
Bund gegen Missbrauch der Tiere,
Viktor-S
Scheffel-S
Straße 15
80803 München
Tel: 089/ 38 39 52 - 0
Fax: 089/ 38 39 52 - 23
EMail: info@bmt-m
muenchen.com
35
„ D a s R e c h t d e r T i e r e “ – Po s t v e r t r i e b s s t ü c k B 1 3 7 6 9 – E n t g e l t b e z a h l t
Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V.
Als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt
Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar
Hauptgeschäftsstelle: D-80803 München , Viktor-Scheffel-Str.15
Tel. (089) 38 39 52 0 Fax (089) 38 39 52 23
E INLADUNG
ZUR
J AHRESHAUPTVERSAMMLUNG
DES
bmt
Der Bund gegen Missbrauch der Tiere
wählt im Juni 2005 den neuen Vorstand,
den Beirat und die Rechnungsprüfer!
Am Sonntag, 19. Juni 2005, 13.00 Uhr,
im Kulturzentrum "Gasteig"
(Vortragssaal der Bibliothek)
Rosenheimer Straße 5, 81667 München
Der jetzige Vorstand:
Jutta Breitwieser, Dr. Jörg Styrie, Karin Stumpf, Hans Hoffsümmer
BEITRITTSERKLÄRUNG
1. Eröffnung und Begrüßung
2. Feststellung der Tagesordnung
3. Tätigkeitsbericht der
Bundesvorsitzenden
4. Kassenbericht des Schatzmeisters
5. Bericht der Rechnungsprüfer
6. Entlastung des Vorstandes,
der Hauptgeschäftsstelle
und der Gliederungen
7. Wahlen
8. Vorstellung neuer Tierheimleiter
9. Behandlung von Anträgen
10. Verschiedenes
Sie sind herzlich eingeladen!
Ich unterstütze den Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V. und
Q werde Mitglied zum selbstbestimmten Jahresbeitrag von EUR
......................................................................
(Mindest-Jahresbeitrag: 20 EURO. Mitgliedschaft kann jederzeit satzungsgemäß beendet werden.)
Nach Überweisung des Beitrages erhalten Sie Ihre Mitgliedsunterlagen.
Q spende hiermit EUR....................................................................................................................................................................
Name:............................................ Vorname:.......................................... Geburtsdatum:..............................................
PLZ und Ort:....................................................... Straße und Hausnr.:............................................................................
Telefon:.............................................................. E-Mail-Adresse:...................................................................................
Beruf:................................................................. Datum:.............................. Unterschrift:.............................................
ÜBERREICHT
VON:
Bitte Coupon ausschneiden und frankiert an die Hauptgeschäftsstelle oder untenstehende Geschäftsstelle senden.