roller- bildnisse

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MOBILBLOG
SCOOTERS UNITED 2015 – THE MAKING OF
TEXT GUIDO SCHWARZ
FOTOS BARBARA HARTL
ROLLERBILDNISSE
Nach dem Erfolg des VespaKalenders 2014 stand für
das kommende Jahr die
Vereinigung der beiden
italienischen Kultmarken
am Programm: Vespas
und Lambrettas in einem
Prachtkalender mit auf 300
Exemplare limitierter Auflage
W
ie immer gibt es zu den
Bildern eine Geschichte
im Hintergrund, die wir
hier erzählen dürfen. Als Kerstin mit
der grünen Vespa Primavera fotografiert werden sollte, wollte Barbara ein
Frühlingsbild mit möglichst vielen
frischen, bunten Farben. Also schickte sie ihren Mann und ihre Söhne als
„Location-Scouts“ aus. Die suchten
brav in ganz Wien, fündig wurden
sie allerdings wenige hundert Meter
von daheim am Donaukanal.
Das Modegeschäft Abbey Road (im
Generali-Center im ersten Stock,
wahrscheinlich in Wien das wichtigste Geschäft für Alt-Mods und SixtiesFans) spendete die Kleidung für die
Shootings. Kerstin fand ihr Gewand
so toll, dass sie gleich anschließend
zu Abbey Road einkaufen fahren
musste …
Uschi ist eine Modette und fährt eine
wunderschöne Lambretta Serie III.
Sie wollte unbedingt ein Bild, auf
dem sie in Fahrt zu sehen ist. Das
Problem bestand darin, einen schönen sonnigen Sommertag in diesem
Sommer zu finden. Am besten wäre
außerdem eine schöne Gegenlichtaufnahme. An einem Sonntag Nachmittag im August ist es dann soweit:
schnell zusammentelefoniert, an die
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Donau gefahren – passt! Deswegen
trägt sie hier auch ihr privates Gewand.
Das Bild von Roman ist fast durch
Zufall entstanden. Er begleitete seinen Freund Markus zum KalenderShooting und wurde von Barbara
spontan gefragt, ob er nicht ebenfalls
auf den Kalender möchte, mit seiner
schönen Vespa GT samt Scheiben-
Dezent, aber passend:
das richtige Outfit
zum richtigen Roller
bremse. Er wollte und hatte sogar
zufällig eine Fred-Perry-Jacke an. Also
wurde das Shooting gleich erledigt,
oben am Wilhelminenberg. Warum
er auf dem Bild der Mann ohne Hals
ist, konnte jedoch nicht aufgeklärt
werden …
P
hil hatte Glück: Der Fotografin
war seine schöne Lambretta Golden Special 150 aufgefallen, und so
kam er zum Shooting, nachdem er gerade aus dem Sommerurlaub zurück
war. Barbara beschloss, den leichten
Sonnenbrand nicht wegzuretuschieren. Wie bei vielen Fotos musste auch
hier die Frage mit dem Helm geklärt
Schon das Cover des
neuen Kalenders lässt
auf eine bunte Schaltrollerszene schließen
werden: Die meisten Fotos fanden im
öffentlichen Raum
statt – das mit Phil
zum Beispiel bei der
Burg Liechtenstein –,
und da gilt die Helmpflicht. Andererseits
sieht das Bild ohne
Helm natürlich wesentlich besser aus.
Und Barbara fotografiert die Motive
in langsamer Fahrt,
das darf noch erwähnt werden.
Am meisten staunte Barbara bei einem Besuch bei Kurt im südlichen
Burgenland. Sie hatte sich eine ölige
Werkstatt erwartet, in der sie – quasi
als Kontrast – ein besonderes VespaPrachtexemplar fotografieren wollte. Und dann betrat sie das VespaParadies: Kurt hat von jedem jemals
in Österreich erschienenen Modell
ein Exemplar. Die meisten stehen in
einem eigenen Haus, mit eigens für
die Roller installierter Lichtanlage,
auf einem Boden, von dem man essen kann. Auf unserem Foto handelt
es sich um einige wichtige Lampeunten-Modelle: Die silberne im Vordergrund ist eine V98 aus dem Jahr
1947. Damals hatte die Vespa noch
nicht einmal einen Ständer, sondern
unten am Trittbrett einen kleinen
Blechbuckel, über den man das Fahrzeug an den Randstein lehnte. Kurt
hat die Sammlung für sich selbst auf-
SCOOTERS UNITED 2015
Erhältlich ist der auf 300
Exemplare limitierte
Kalender um 29,90 Euro
bei der Autorin Barbara
Hartl (www.graph-artline.at), in ausgesuchten
Thalia-Filialen sowie bei
Morawa in der Wollzeile, Wien 1. Wer möchte,
kann sich gerne bei derPräsentation des Kalenders am 15. November am
Abend einfinden, sie findet im Vespici Veri in Wien 5
statt (www.vespiciveri.at), und man hat dort die einmalige Gelegenheit, sich den Kalender signieren zu lassen.
Erfahrungsgemäß sind die meisten „Models“ anwesend, und Barbara wird weitere amüsante Geschichten
aus der Rollerwelt erzählen
gebaut und ist zu Recht stolz darauf.
Markus und Markus plus eine Freundin wurden auf der Wiener Höhenstraße fotografiert. Der Coolness-Faktor musste durch eine Tschik erhöht
werden, allerdings auf Wunsch von
Markus. Der andere Markus dahinter
ist der ehemalige Restaurationsspezialist aus dem Vespici Veri, einer
gelungenen Mischung aus Werkstatt,
Bar und Modegeschäft. Er selbst sitzt
Für jedes Foto eine
außergewöhnliche
Location
hier auf seinem eigenen Moped (also
auf einem von seinen eigenen), das er
ganz bewusst in Veltliner-Grün-Metallic lackieren ließ. Die Farbe wurde
speziell für ihn zusammengemischt,
denn trotz seiner deutschen Herkunft trinkt Markus sehr gerne guten
österreichischen Wein.
A
bsolutes Lieblingsfoto von Barbara Hartl ist die alte Lambretta,
die sie unbedingt von oben fotografieren wollte. Also musste wieder ihr
Mann Stefan her und einen geeigneten Ort suchen. Er fand ihn am Rudolf-Sallinger-Platz in Wien-Erdberg
– denn es musste einerseits Kopfsteinpflaster sein und andererseits
eine Möglichkeit, von oben zu fotografieren. Die vier winzigen zeitgenössischen Tschikstummel wurden
ZUM AUTOR
DR. GUIDO SCHWARZ ist Motivforscher, Unternehmensberater,
Philosoph und bietet auf seinem
Weblog www.guidoschwarz.at
immer wieder erläuterndkritisch-ironische Einblicke in die
„Philosophie“ des Rollerfahrens.
Lächelnd am Stau vorbeifahrend
oder direkt vor der Türe parkend
zählt er die Vespa zu den liebens­
wertesten und originellsten
Erfindungen aus Italien
am Kopfsteinpflaster belassen und
auch nicht aus dem Foto herausretuschiert. Man kann hier gut erkennen,
warum eine Lambretta keine Vespa
ist: Ihr fehlt ganz einfach die Vespentaille.
Das Bild sollte auf das NovemberKalenderblatt – dummerweise war es
jedoch gerade ein wahnsinnig heißer
Tag im Juli, noch dazu High Noon.
Also musste Barbara improvisieren
und mit jeder Menge Blitz das helle
Sommersonnenlicht wegbekommen.
Viel Arbeit – aber viel schöne Arbeit.
Das Endprodukt spricht für sich: Es
ist ein Roller-Meisterwerk. VESPA – GESCHICHTEN
VON WIEN BIS ROM
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Das zweite Vespa-Buch von „motomobil“Autor Guido Schwarz ist das Nachfolgewerk
von „Vespa – was für ein Leben!“ Es enthält
neue Geschichten und philosophische Analysen zum Mythos Vespa, genauso humorvoll,
provokant und vielleicht noch tiefer gehend.
Der Autor machte sich im Sommer 2012 mit
seiner 39 Jahre alten Vespa Sprint auf die Fahrt
von Wien nach Rom. Es wurde eine Abenteuerreise, die ihresgleichen sucht.
„Vespa – Geschichten von Wien bis Rom“
(Format A5, ca. 200 Seiten, ISBN 9783200028746) ist um 15 Euro bei
Scooter-Shops erhältlich, im sortierten Buchhandel, bei Amazon, in den
Bestseller-Shops (im Ekazent Hietzing und in der Millennium City, online über www.motorbox.at) sowie im Direktvertrieb des Autors über die
Webseite www.guidoschwarz.at/vespabuch-2
www.motomobil.at
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