Migration aus lateinamerikanischen Schwellenländern in

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Migration aus lateinamerikanischen Schwellenländern in
Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Stubenbastei 6-8,
1010 Wien
Migration aus
lateinamerikanischen
Schwellenländern in
hochindustrialisierte
Zielländer
Fachbereichsarbeit aus Geographie und Wirtschaftskunde
von
Tamara
ARTACKER
8 A
Vorgelegt bei Prof. Mag. Dr. Christian Sitte
Wien, 13. Februar 2009
Inhaltsverzeichnis
Vorwort.................................................................................................................Seite 4
Einleitung..............................................................................................................Seite 5
1. Migrationsziele Lateinamerika und Europa......................................................Seite 7
1.1. Überblick ....................................................................................................Seite 7
1.2. Binnenmigration und Urbanisierung ..........................................................Seite 8
1.3. Lateinamerikaner in Europa........................................................................Seite 8
1.3.1. Lateinamerikaner in Spanien .............................................................Seite 11
1.3.1.1. Gegenüberstellung der Migrantengruppen ...................................Seite 11
1.3.1.2. Weibliche und männliche Immigranten........................................Seite 13
1.3.1.3. Altersmäßige Zusammensetzung ..................................................Seite 14
1.3.1.4. Verteilung im Staatsgebiet............................................................Seite 16
1.3.2. Die neue EU-Regelung .......................................................................Seite 17
2. Push- und Pull-Faktoren .................................................................................Seite 19
2.1. Push-Faktoren ...........................................................................................Seite 19
2.1.1. Politische Migration............................................................................Seite 19
2.1.2. Arbeitsmigration .................................................................................Seite 20
2.2. Pullfaktoren...............................................................................................Seite 21
2.2.1. Das Einkommen..................................................................................Seite 21
2.2.2. Soziale Netzwerke ..............................................................................Seite 22
2.2.3. Geringe kulturelle Unterschiede zum Herkunftsland .........................Seite 22
3. Folgen für das Herkunftsland .........................................................................Seite 23
3.1. Remesas ....................................................................................................Seite 23
3.1.1. Wirtschaftliche Bedeutung .................................................................Seite 23
3.1.2. Verwendung der Remesas ..................................................................Seite 25
3.1.3. Remesas aus den USA ........................................................................Seite 26
3.1.4. Remesas aus Spanien ..........................................................................Seite 26
3.1.5. Remesas als Grund für Migration.......................................................Seite 27
3.2. Brain Drain ...............................................................................................Seite 27
4. Mexiko – USA ................................................................................................Seite 29
4.1. Entwicklung in Mexiko ............................................................................Seite 29
-2-
4.2. Die Maquiladora-Industrie........................................................................Seite 30
4.3. Binnenmigration innerhalb Mexikos ........................................................Seite 31
4.4. Mexikanisch–US-amerikanische Grenze..................................................Seite 32
4.4.1 Grenzpolitik der USA ..........................................................................Seite 32
4.4.2. Illegale Migration, „Schleuserindustrie“ ............................................Seite 35
4.5. Mittelamerikanische Migranten in den USA ............................................Seite 35
4.5.1. Verteilung der mittelamerikanischen Einwanderer ............................Seite 36
4.5.2. Wirtschaftliche und politische Rolle der Immigranten.......................Seite 37
5. Interviews........................................................................................................Seite 38
5.1. Carolina Rosales .......................................................................................Seite 38
5.2. Catalina Pérez ...........................................................................................Seite 39
5.3. Moises Hernandez Pérez...........................................................................Seite 42
Zusammenfassung ..............................................................................................Seite 43
Quellenverzeichnis..............................................................................................Seite 44
Erklärung ............................................................................................................Seite 48
Protokoll.......................................................................................................................49
-3-
Vorwort
Ich hatte das Glück, das Schuljahr 2007/2008 im Rahmen eines Austausches in Ecuador
verbringen zu können. Diese Zeit brachte mir unvergessliche Erfahrungen und viele
unterschiedliche Eindrücke dieses Landes.
Durch viele Gespräche erkannte ich im Laufe der Zeit die Wichtigkeit und die Problematik
der Migration. Für viele der Menschen, vor allem der jüngeren Generation, ist es der große
Traum, zumindest eine Zeit lang in die USA zu gehen. Es bedeutet für sie bessere
Ausbildungsmöglichkeiten und damit verbundene Vorteile im weiteren beruflichen Leben.
Von den Personen der ecuadorianischen Mittelschicht, die ich getroffen habe, hat beinahe
jeder selbst bereits längere Zeit in Nordamerika gelebt oder Verwandte, die dort studieren
oder arbeiten.
Da ich erfuhr, wie vielschichtig die Aspekte der Migration in dieser Region sind, welche
Bedeutung die Entscheidung, die Heimat zu verlassen, für jede und jeden Einzelnen* hat,
wie vielfältig die Gründe, aber auch die Folgen dieser Wanderungen sein können, wollte
ich mich im Rahmen einer Fachbereichsarbeit intensiver mit diesem Thema auseinander
setzen.
Besonders dabei geholfen hat mir, dass ich dank meiner Spanischkenntnisse aus meinem
Jahr in Ecuador auch viele spanischsprachige Quellen für meine Arbeit verwenden konnte.
Dies eröffnete mir deutlich mehr Möglichkeiten bei der Suche von Informationen, und ich
fand es sehr interessant, mit verschiedensprachigen Quellen zu arbeiten.
Sehr spannend und realitätsnah wurde die Auseinandersetzung mit der Thematik für mich
durch die Interviews mit lateinamerikanischen Migranten, die hier in Wien leben. Vor
allem das Gespräch mit Catalina Pérez, die als politischer Flüchtling nach Österreich kam,
beeindruckte mich ungemein, da sie mir ausführlich von ihren Erlebnissen und
Erfahrungen in Kolumbien sowie hier in Wien erzählte.
Auch wenn mir bewusst ist, nur einen Ausschnitt der Problematik beleuchtet zu haben:
das Thema und die Arbeit daran haben mich ebenso fasziniert wie die Erfahrung der
Vielfalt der Aspekte dieses Phänomens.
Wien, 11. 2. 2009
Tamara Artacker
*Der einfacheren Lesbarkeit wegen werde ich in weiterer Folge in dieser Arbeit bei Personenbezeichnungen
nur die männliche Form verwenden; diese schließt jedoch immer beide Geschlechter ein.
-4-
Einleitung
Migration ist ein global auftretendes, geschichtlich sehr weit zurück reichendes Phänomen:
Schon vor Christus gab es Wanderbewegungen ganzer Völker, die aus verschiedenen
Gründen beschlossen, ihre Heimat zu verlassen. Die große Völkerwanderung am Ende des
Römischen Reiches veränderte Europa tiefgreifend. Ab Beginn der Neuzeit waren die
Kolonien Ziel vieler europäischen Auswanderer. Im letzten Drittel das 20. Jahrhunderts
veränderte sich die Richtung der Migrationsströme, und es lässt sich eine verstärkte
Einwanderung in die wirtschaftlich hoch entwickelten Gebiete Europas und die USA
feststellen.
Heute leben weltweit circa 175 bis 185 Millionen Menschen außerhalb ihres Heimatlandes.
Familienangehörige, die schon im Ausland lebenden Verwandten nachziehen, stellen den
größten Anteil an der Auswanderung. Den Statistiken nach liegen an zweiter Stelle die
Arbeitsmigranten, also Menschen, die ins Ausland gehen, weil sie dort eine bessere berufliche Situation erhoffen (dies betrifft unqualifizierte Arbeiter genauso wie Facharbeiter
oder Akademiker).
Erst an dritter Stelle steht die Fluchtmigration, also die Auswanderung von Personen, die
aus politischen Gründen, sei es Verfolgung, Unterdrückung oder Krieg, ihre Heimat
verlassen. 1
Abbildung 1 bietet einen allgemeinen Überblick über weltweite Migrationsströme:
Abb.1: Migrations- und Flüchtlingsströme seit 1990 2
1
Angenendt, S. (2005): (URL)
-5-
In meiner Arbeit möchte ich mich speziell mit der Migration aus Lateinamerika
bechäftigen.
10% aller Migranten weltweit stammen heute aus Zentral- und Südamerika. 3
Dieser Kontinent veränderte sich von einem beliebten Einwanderungsgebiet für Millionen
von Europäern vom 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts in eine eindeutige
Abwanderungsregion.
Im Durchschnitt emigriert jährlich circa eine halbe Million Menschen aus Lateinamerika 4 ,
wobei die Beweggründe weit gestreut sein können: von wirtschaftlichen oder sozialen
Missständen im Heimatland über politische Verfolgung bis hin zum Traum von einem
besseren Leben im Zielland.
Im ersten Kapitel werde ich allgemein auf das Phänomen der lateinamerikanischen
Migration in die USA und näher auf die nach Europa eingehen.
Im zweiten Kapitel erläutere ich Push- und Pull-Faktoren, die so viele Menschen dieser
Region dazu bewegen, ihre Heimat zu verlassen.
Im dritten Kapitel setze ich mich mit den Auswirkungen dieser Wanderbewegungen, im
Herkunftsland wie auch im Zielland, auseinander.
Im vierten Kapitel beziehe ich mich speziell auf die Problematik der
mittelamerikanischen Auswanderung, insbesondere anhand des Beispiels Mexiko.
Im Rahmen der Recherchen habe ich mit einigen lateinamerikanischen Einwanderern hier
in Wien gesprochen. Um die Problematik der Migration besser zu veranschaulichen und
die Ergebnisse dieser Arbeit mit persönlichen Beispielen zu ergänzen, schließe ich mit
drei Interviews ab.
2
Quellen der Abbildungen: siehe Abbildungsverzeichnis
Gratius, Susanne (2005): S.165
4
ebda
3
-6-
1. Migrationsziele Lateinamerika und Europa
1.1. Überblick
Lateinamerika war lange Zeit eine beliebte Einwanderungsregion, da sich wegen der
schlechten Wirtschaftslage am „alten“ Kontinent viele Europäer entschieden, in die
„Neue Welt“ zu emigrieren (hauptsächlich nach Argentinien, Uruguay und Venezuela).
So wanderten allein zwischen 1860 und 1930 um die 15 Millionen Europäer nach Lateinamerika aus. 5
Nahm mit Beginn des Ersten Weltkrieges die Einwanderung etwas ab, verstärkte sie sich
nach Ende des Zweiten Weltkrieges aufs Neue und ebbte letztlich erst in den 50er Jahren
ab, als die europäische Wirtschaft wieder einen Aufschwung erlebte. 6
Dann änderte sich dies aber gravierend: durch die Umkehr der Migrationsströme ist
Lateinamerika nun zu einer Nettoabwanderungsregion geworden.
90% der aus dieser Region emigrierenden Menschen gehen nach Nordamerika. So lebten
im Jahr 2000 18 Millionen in Lateinamerika geborene Menschen offiziell in den USA
(hinzu kommen noch circa 8 Millionen undokumentierte Einwanderer), und in den anderen
29 OECD-Staaten lebten weitere 3 Millionen Auswanderer Süd- und Mittelamerikas
(wobei sich diese hauptsächlich in Spanien, Kanada, Großbritannien und Italien
konzentrieren). 7
Von dem Teil der Migranten, der Lateinamerika verlässt und in die USA geht, bleiben
etwa 80 Prozent nur eine Zeit lang, um zu arbeiten, und kehren danach wieder in ihre
Heimat zurück. 8
Die größte Anzahl von Migranten, die aus wirtschaftlichen Gründen auswandern, kommt
aus Mexiko und Ecuador, wobei Mexikaner hauptsächlich in die USA emigrieren, während
Ecuadorianer bevorzugt nach Spanien gehen, vor allem, seit die USA nach den Anschlägen
vom 11.September 2001 ihre Einwanderungspolitik verschärften.
5
Gratius, Susanne (2005): S.165
Klausing, Matthias (2006): S.4
7
Parnreiter, Christof (2007): S.60
8
Winn, Peter (2006): S.216
6
-7-
1.2. Binnenmigration und Urbanisierung
Seit dem 2. Weltkrieg haben über 100 Millionen Lateinamerikaner ihre Heimat verlassen,
um ihr Glück anderswo zu suchen.
Von diesen Menschen geht nur ein kleiner Teil in die USA oder nach Europa. Den Großteil der Wanderbewegungen macht Binnenmigration aus, entweder innerhalb des Landes
von ländlichen Gebieten in die Städte oder in angrenzende Staaten. So leben zum Beispiel
viele Guatemalteken und Salvadorianer als Saisonarbeiter in Mexiko, viele Kolumbianer in
Venezuela, und oft suchen Peruaner Arbeit in Chile, ebenso Bolivianer in Brasilien.
Die Städte erlebten in den letzten Jahrzehnten eine Bevölkerungsexplosion: mittlerweile
leben vier von fünf Lateinamerikanern in urbanen Gebieten.
Die Einwohnerzahl von Mexiko-City stieg in den letzten 50 Jahren von 1,6 Millionen auf
über 25 Millionen und nimmt noch immer jährlich um 800 000 Personen zu, wovon zwei
Drittel Migranten sind. 9
In Uruguay lebt die Hälfte der Bevölkerung in der Hauptstadt Montevideo, und in
Argentinien lebt nur jede zehnte Person außerhalb einer Stadt. 10
Grund für diese verstärkte Landflucht, die in den 50er Jahren begann, war das starke
Bevölkerungswachstum in den ländlichen Gebieten, das mit der zunehmenden
Automatisierung der Landwirtschaft zu einem Arbeitsmangel außerhalb der Städte führte.
Gleichzeitig wurden in den urbanen Regionen durch die zunehmende Industrialisierung
mehr Arbeiter benötigt. Diese anfänglich große Nachfrage nach Arbeitskräften war jedoch
recht bald gedeckt und durch die weiterhin starke Migration in die Städte erfuhren die
Elendsviertel ein enormes Wachstum.
1.3. Lateinamerikaner in Europa
Wie schon angedeutet, hat sich die Richtung der Migrationsströme im letzten Drittel des
20.Jahrhunderts gedreht.
Im Jahr 2001 emigrierten offiziell 910 402 Personen aus Lateinamerika in die EU-15 und
in die EFTA-Staaten Island, Norwegen, Schweiz und Liechtenstein. 74% dieser Migranten
verteilten sich auf drei Länder: Spanien, Italien und das Vereinigte Königreich, weitere
10% gingen nach Deutschland. (Vergleiche Abbildung 2)
9
10
ebda, S.224
Klausing, Matthias (2006): S.5
-8-
Abb.2: Zielländer der Lateinamerikaner in Europa (EU15 und EFTA), Stand 2001
Wie im Diagramm erkennbar, nahm Spanien im Jahr 2001 knapp die Hälfte der nach
Europa gekommenen lateinamerikanischen Einwanderer auf (über 400 000), Italien 13%
(knapp über 100 000).
Diese Zahlen wachsen aber rasant: so hatte sich die Zahl der lateinamerikanischen
Migranten in Spanien schon bis Anfang des Jahres 2003 auf eine Million verdoppelt.
Nach Spanien und Italien folgen Großbritannien und Deutschland als wichtige Aufnahmeländer von Migranten aus Süd- und Mittelamerika, wobei in Großbritannien Jamaikaner
mit 56% die größte Einwanderergruppe ausmachen, während in Deutschland die
Brasilianer mit 28% dominieren. 11
Wie auf Abbildung 3 dargestellt, hat die lateinamerikanische Einwanderung nach Europa
im gesamtamerikanischen Kontext stark zugenommen. Ecuador, Kolumbien und Brasilien
sind die drei Länder, die heute die größte Zahl der Migranten aus Lateinamerika stellen,
allerdings beginnt sich dieser Trend erst im Laufe der Wirtschaftskrisen Ende der
90er Jahre abzuzeichnen. 1990 waren noch Chile und Jamaica die beiden lateinamerikanischen Länder mit den meisten Auswanderern nach Europa.
Während sich Ecuadorianer und Kolumbianer besonders in Spanien konzentrieren,
11
Lopez de Lera (2001): (URL)
-9-
Abb.3: Anzahl der in Europa lebenden Amerikaner, Gegenüberstellung 1990 und 2001
verteilen sich brasilianische, peruanische, argentinische und chilenische Migranten viel
mehr auch auf andere Länder Europas. 12
Dies ist anhand des Beispiels der chilenischen Migranten gut erkennbar (siehe
Abbildung 4), von denen sich je ein Viertel in Spanien und Schweden, weitere 23% in
Deutschland und Frankreich aufhalten. Bei den chilenischen Einwanderern handelt es sich
vorwiegend um gut ausgebildete, qualifizierte Arbeiter von höherer wirtschaftlicher
Position, die häufig gemeinsam mit ihren Familien migrierten. Ein großer Teil dieser
Migranten wurde von den europäischen Staaten zur Zeit des Militärregimes Pinochets in
Chile als politische Flüchtlinge aufgenommen.
Abb.4: Chilenen in Europa, Stand 2001
12
ebda
-10-
1.3.1. Lateinamerikaner in Spanien
1.3.1.1. Gegenüberstellung der Migrantengruppen
Alleine schon aus sprachlichen, aber auch kulturellen Gründen ist Spanien das wichtigste
europäische Aufnahmeland lateinamerikanischer Migranten.
Wie man auf der Abbildung 5 erkennen kann, machten 2005 Ecuadorianer nach den
Marokkanern die zweitgrößte Migrantengruppe in Spanien aus. Mit dem EU-Beitritt
Rumäniens veränderte sich dies jedoch, da durch die nun erleichterte Einwanderung viele
Rumänen nach Spanien migrierten, und laut Statistiken des Jahres 2008 stehen die
Ecuadorianer an dritter Stelle hinter den rumänischen Einwanderern. 13 (Ein Grund hierfür
könnte auch die sprachliche Verwandtschaft sein.)
Abb.5: Ausländische Bevölkerung in Spanien, nach Nationalitäten, Stand 1. Jänner 2005
Insgesamt befinden sich unter den ersten 15 Ländern mit der größten Anzahl von
Migranten in Spanien sechs lateinamerikanische, nämlich Ecuador, Kolumbien,
Argentinien, Bolivien, Peru und die dominikanische Republik, wobei die ecuadorianischen
Migranten 2001 circa 33% der Lateinamerikaner in Spanien ausmachten.
13
Kreienbrink, Axel (2008): (URL)
-11-
Die Zusammensetzung der lateinamerikanischen Migranten in Spanien veränderte sich in
den letzten Jahren stark:
Zu Beginn der 90er Jahre bestand die Mehrheit aus Argentiniern, Venezolanern und
Chilenen aus der Mittelschicht, die aufgrund der gesellschaftspolitischen Umstände in
ihren Heimatländern auswanderten.
In der ersten Hälfte der 90er Jahre sank der Anteil dieser drei Bevölkerungsgruppen aus
zwei Gründen: Erstens kehrten viele nach politischen Veränderungen in ihren Heimatländern wieder zurück, und zweitens schienen diejenigen, die die spanische Staatsbürgerschaft erhalten hatten, nun nicht mehr in den Statistiken auf.
In der zweiten Hälfte der 90er Jahre nahm die Migration aus Peru und der Dominikanischen Republik nach Spanien rasch zu, sodass 1997 die Gesamtheit der Einwanderer
dieser beiden Staaten sogar die argentinischer Einwanderer übertraf. Allerdings gingen
auch diese Zahlen durch erfolgte Einbürgerungen bald wieder zurück.
Abb.6: Entwicklung d. lateinamerikan. Bevölkerung in Spanien, nach Nationalität (1998-2005)
Wie auf der Abbildung 6 verdeutlicht wird, ist das Ausmaß der lateinamerikanischen
Migration zwischen 1998 und 2000 eher gleich bleibend und wird hauptsächlich von
Brasilianern und Dominikanern dominiert.
Ab dem Jahr 2001 steigen die Zahlen der ecuadorianischen und kolumbianischen Migranten rasant, aber auch die Einwanderung aus Argentinien, Peru und Bolivien nimmt zu.
-12-
Dies ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen:
Einerseits wurden diese Länder um die Jahrtausendwende von schweren Wirtschaftskrisen
erschüttert, was viele Menschen dazu bewegte, ihre Heimat zu verlassen. Im Falle
Ecuadors ist ein weiterer wichtiger Faktor für die verstärkte Einwanderung nach Spanien
die Dollarisierung, die nach der Wirtschaftskrise von 1998 die Kaufkraft der Ecuadorianer
wieder erhöhte und damit auch mehr Menschen die Finanzierung der Migration
ermöglichte.
Andererseits veränderte Spanien seine Einwanderungspolitik: Das Aufnahmeland sprach
nun nicht mehr Marokko den größten Anteil der legalen Quote der Arbeitsmigranten zu,
sondern unterzeichnete mehrere bilaterale Verträge mit lateinamerikanischen Ländern,
u.a. mit Ecuador.
Die Einwanderung von Lateinamerikanern wurde auch deshalb gefördert, da diesen
gegenüber die Akzeptanz innerhalb der spanischen Bevölkerung viel größer ist als zum
Beispiel gegenüber Arabern und Moslems. Durch die eng verstrickte Geschichte und
kulturelle, sprachliche und religiöse Gemeinsamkeiten treten viel weniger Konflikte auf als
mit Migranten aus Ländern mit in dieser Hinsicht ausgeprägteren Differenzen.
Die Mehrheit der spanischen Arbeitgeber bevorzugt es daher, Lateinamerikaner
anzustellen anstatt Einwanderer anderer Herkunft.
Zwischen den Jahren 2001 und 2005 hat sich die Zahl der kolumbianischen Einwanderer in
Spanien verdreifacht, die der Ecuadorianer vervierfacht und die der Argentinier
verfünffacht.
Insgesamt ist die Anzahl der lateinamerikanischen Migranten in Spanien innerhalb dieser
4 Jahre um 250% gestiegen. 14
1.3.1.2. Weibliche und männliche Immigranten
Ein weiterer auffälliger Aspekt ist, dass der Anteil der Frauen unter den nach Spanien
emigrierenden Lateinamerikanern überwiegt.
Die Gesamtheit aller Immigranten in Spanien ist leicht männlich dominiert: Dem Anteil
von 53% Männern steht der von 47% Frauen gegenüber.
Ein deutlich anderes Bild zeigt sich, wenn man die Teilgruppe der afrikanischen Migranten
betrachtet: 69% dieser sind Männer, nur 31% Frauen. Ähnlich sieht es auch bei den
14
Vicente Torrado, Trinidad (2006): S.5
-13-
Migranten vom asiatischen Kontinent aus: Mit einem Anteil von 61% überwiegen auch
hier deutlich die Männer. 15
Die Gruppe der Einwanderer aus Lateinamerika ist der wesentliche Faktor für die Ausgewogenheit der Geschlechteranteile an der Gesamtimmigration nach Spanien, da bei
dieser der Anteil der Frauen mit 54% gegenüber dem der Männer überwiegt.
Doch lassen sich auch hier große Unterschiede erkennen: Während bei den Argentiniern
und Ecuadorianern das Geschlechterverhältnis beinahe 1:1 ist, liegt der Anteil der Frauen
bei den aus der Dominikanischen Republik bzw. Brasilien stammenden Einwanderern etwa
doppelt so hoch wie der der Männer. (Vergleiche Abbildung 7)
Denn viele Frauen aus Lateinamerika wandern - manchmal mit ihren Kindern - als
Protagonisten aus (auch wenn die Entscheidung der Migration die Familie gemeinsam
getroffen hat), und holen, sobald sie sich in die Gesellschaft eingegliedert haben, ihren
Mann nach, dem dann die Migration im Rahmen des Familiennnachzugs erleichtert ist.
Abb.7: Lateinamerikanische Migranten in Spanien, nach prozentuellem Anteil von Männern (
und Frauen ( ) nach ausgewählten Staaten (2005)
1.3.1.3. Altersmäßige Zusammensetzung
Die lateinamerikanischen Migranten sind, vor allem im Vergleich mit den überalterten
Gesellschaften Europas, sehr jung. (Vergleiche Abbildung 8)
Hier liegt eine Chance für Europa; besonders, wenn es sich um höher qualifizierte
Migranten handelt.
15
ebda, S.6
-14-
)
61,5% der Einwanderer sind zwischen 25 und 44 Jahre alt, was allerdings nicht weiter
verwunderlich ist, da es sich großteils um Arbeitsmigration handelt, die in der Regel den
mobilsten und aktivsten Teil einer Gesellschaft betrifft. 16
Weitere 21% haben ein Alter von unter 20 Jahre; nur 2% der Migranten sind über 65 Jahre.
Das Durchschnittsalter der Einwanderer schwankt aber stark je nach Herkunftsland. So
haben etwa Migranten aus Ländern wie Argentinien und Uruguay mit 39 - 40 Jahren ein
im Vergleich höheres Durchschnittsalter als beispielsweise jene aus Ecuador und Honduras
mit 31 - 32 Jahren. 17
Abb.8: Altersverteilung im Vergleich: Spanische Bevölkerung (
Immigranten ( ) in den Jahren 1999-2001
16
17
Martínez Buján, Raquel (2003): S.25
Vicente Torrado, Trinidad (2006): S.8
-15-
) und lateinamerikanische
1.3.1.4. Verteilung im Staatsgebiet
In Spanien sind nicht alle Landesteile gleichmäßig Ziele der Migranten.
Abb.9: Ausländische Bevölkerung lateinamerikanischer Herkunft in Spanien, nach Provinzen,
Stand Jänner 2005
Die lateinamerikanischen Einwanderer lassen sich vorwiegend in einigen wenigen
Provinzen nieder: in der Hauptstadt Madrid und im Osten des Landes (von Katalonien,
Valencia bis in den Süden).
Die größte Konzentration findet man in Madrid, wo 470 000 Lateinamerikaner leben und
damit 42% aller in der Stadt sesshaften Migranten ausmachen. Danach folgt Valencia mit
rund 196 000 Einwanderern aus Süd- und Mittelamerika, die dort 29% der nicht aus
Spanien stammenden Bevölkerung stellen. 18
Dies hängt damit zusammen, dass die Migranten sich dort niederlassen, wo sie Arbeit
finden, und in den oben genannten Regionen gibt es viele Arbeitsplätze in der
Landwirtschaft und im Dienstleistungssektor. So arbeiten zum Beispiel in Madrid
83,7% der Einwanderer im Dienstleistungsbereich. 19
18
19
Martínez Buján, Raquel (2003): S.22
ebda
-16-
Ein weiterer auffallender Aspekt ist, dass die Konzentration der weiblichen Migranten in
den urbanen Regionen besonders hoch ist. Dies ist bedingt durch die ständig steigende
Nachfrage nach Hausangestellten. Etwa 23% der lateinamerikanischen Migrantinnen
arbeiten als Dienstmädchen in spanischen Haushalten. 20
Doch könnte es durchwegs sein, dass sich in absehbarer Zeit die Zahlen von Einwanderern
aus Süd- und Mittelamerika verändern. Grund dafür könnte ein Beschluss der EU sein, der
vor allem in Lateinamerika auf starke Ablehnung gestoßen ist.
1.3.2. Die neue EU-Regelung
Mitte Juni 2008 hat die Europäische Union in Straßburg eine neue Richtlinie zur
Migrationspolitik verabschiedet, die heftige Proteste in Lateinamerika hervorrief.
Laut dem neuen Gesetz haben illegale Einwanderer in der EU, wenn sie von den Behörden
erfasst werden, zunächst die Möglichkeit der „Rückkehrentscheidung“, das heißt, sie
können innerhalb von 7 – 30 Tagen freiwillig aus der EU ausreisen. Ansonsten sieht die
Regelung vor, dass der Migrant für maximal 18 Monate inhaftiert werden kann. Danach
wird er abgeschoben und kann ein Einreiseverbot von bis zu 5 Jahren erhalten. 21
Die Länder Lateinamerikas reagierten auf diese Regelung mit schwerster Kritik: Bolivien
und Ecuador drohten mit dem Abbruch der Verhandlungen zwischen der EU und der
Andengemeinschaft (der Ecuador, Peru, Bolivien und Kolumbien angehören), und
Venezuelas Präsident drohte sogar, kein Erdöl mehr nach Europa zu liefern.
Der EU wird vorgeworfen, lateinamerikanische Migranten wie Kriminelle zu behandeln
und mit dem Erlass dieses Gesetzes gegen die grundlegenden Menschenrechte zu
verstoßen.
Außerdem erinnern viele lateinamerikanische Politiker daran, dass in den letzten
500 Jahren viele Europäer nach Lateinamerika emigrierten und diese alle aufgenommen
wurden.
Besonders wortreich und emotional formulierte diese Kritik der bolivianische Präsident
Evo Morales in einer Rede unmittelbar nach der Bekanntgabe der neuen EU-Regelung:
(...) Los europeos han sido nuestros antepasados tan acojedores, soportando tanta obligación, saqueo
de los europeos. Y mas de 500 años nunca decidimos expulsar a nadie, a pesar que nos han
saboteado, nos han humillado, nos han odiado, nos han despreciado.
Yo pido a los presidentes de Europa, al parlamento europeo que no comentan una agresión a la
humanidad, una agresión a la vida. Lo que están haciendo es muy grave contra la humanidad.
20
21
Vicente Torrado, Trinidad (2006): S.11
EU-Parlament stimmt umstrittener Abschiebe-Richtlinie zu (August 2008): (URL)
-17-
Esto puede causar en algunos países de Latinoamerica que tambien decidimos: vamos a expulsar;
aquellos nos han saqueado, aquellos nos han robado, aquellos nos han puesto políticas de hambre y
miseria, aquellos nos han importado enfermedades, aquellos nos han importado explotación,
discriminación.
Y yo no puedo entender que algunos ministros y el parlamento europeo – no todos, felicitamos!
Tengo la información que algunos de los parlamentarios se rechazaron – pero que aprueban para
expulsar a mis hermanos, mis hermanas – son como 500 000 bolivianos, bolivianas que viven allá.
No se han ido a acaparar miles de hectarios, no se han ido a robar plata, oro, petroleo. No se han ido
a saquear los recursos naturales. Estan yendo a sobrevivir frente al saqueo en este continente, en
Bolivia. De este hecho yo estoy seguro que va a haber conflictos en Europa y en Latinoamerica.
Nosotros nunca pedimos visa a los europeos. Respetamos que ellos nos pidan visa. (...)
Yo le pido una profunda reflexión al parlamento europeo, a los presidentes de Europa que no seen
discriminadores, que no expulsen a mis hermanos, mis hermanas. (...)“ 22
(...) Die Europäer waren unsere Vorfahren, eng mit uns verbunden; wir haben so viel Zwang und so
viel Plünderei durch die Europäer ertragen. Und mehr als 500 Jahre lang haben wir nie beschlossen
jemanden zu vertreiben, obwohl sie uns geplündert haben, erniedrigt haben, gehasst haben und
verachtet haben.
Ich bitte die europäischen Präsidenten, das europäische Parlament, dass sie keine Aggression gegen
die Menschlichkeit begehen, keine Aggression gegen das Leben. Das, was sie tun, ist sehr
schwerwiegend gegen die Humanität.
Dies kann in einigen Ländern Lateinamerikas bewirken, dass wir auch beschließen: vertreiben wir
sie! Jene, die geplündert haben, jene, die uns beraubt haben, die uns Herrschaft von Hunger und
Elend gebracht haben, jene, die uns Krankheiten importiert haben, die uns Ausbeutung und
Diskriminierung gebracht haben.
Ich kann nicht verstehen, dass einige der Minister und das europäische Parlament – Nicht alle, das
beglückwünschen wir! Ich habe die Information, dass einige der Parlamentarier nicht zugestimmt
haben – aber dass sie beschließen, meine Brüder und Schwestern abzuschieben – es leben circa
500 000 Bolivianer und Bolivianerinnen dort. Sie sind ja nicht gegangen, um Tausende von Hektar
Land in ihren Besitz zu nehmen, sie sind nicht gegangen, um Silber, Gold oder Erdöl zu stehlen, sie
sind nicht gegangen, um die natürlichen Ressourcen zu plündern. Sie gehen, um zu überleben,
angesichts der Plünderei auf diesem Kontinent, in Bolivien. Angesichts dieser Tatsache bin ich
sicher, dass es in Europa und Lateinamerika Konflikte geben wird.
Wir haben von den Europäern nie ein Visum verlangt. Wir haben respektiert, dass sie von uns Visa
verlangen. (...)
Ich bitte das europäische Parlament, die Präsidenten von Europa, um eine tief greifende Überlegung,
dass sie nicht diskriminieren, dass sie nicht meine Brüder und Schwestern ausweisen. (...)
(Übersetzung Tamara Artacker)
Morales formuliert hier überspitzt, um der Rede größere Wirkung zu verleihen. Er versucht
Emotionen zu wecken, indem er die bolivianische Bevölkerung einerseits einend als
„Brüder und Schwestern“ bezeichnet, andrerseits die jahrhundertelange Rolle der
Lateinamerikaner als Opfer betont. Nicht sachliche Argumente stehen im Mittelpunkt,
sondern der Appell an das (schlechte) Gewissen und das soziale Mitgefühl der Europäer.
In der Position des Mächtigen, vor dessen “Vertreiben wir sie!“ europäische Politiker
erzittern würden, ist er auch nicht wirklich.
Dass allerdings die lateinamerikanische Gastfreundschaft, Offenheit und Freundlichkeit zu
dem vorsichtigen, distanzierten, ja oft feindselig ablehnenden Umgang der Europäer mit
Fremden in starkem Kontrast steht, habe ich selbst in diesem Jahr ständig erfahren. Dies
hebt Morales meiner Meinung nach mit Recht hervor.
22
Video: Evo Morales anuncia medidas contra la UE por la Directiva Retorno. Youtube (URL)
-18-
2. Push- und Pull-Faktoren
Die Beweggründe für Migration sind sehr unterschiedlich. Die Entscheidung
beeinflussende Faktoren können auf der einen Seite erschwerende (wirtschaftliche,
politische, soziale) Verhältnisse im Heimatland, auf der anderen Seite attraktiver
erscheinende Umstände im Zielland sein. Im ersten Fall spricht man von Push-, im zweiten
von Pull-Faktoren.
Im Zusammmenhang mit lateinamerikanischer Migration sind hauptsächlich folgende
Faktoren ausschlaggebend:
Tabelle: Übersicht Push- und Pullfaktoren 23
Push-Faktoren
•
Pull-Faktoren
Schlechte Arbeitsmarktsituation,
•
Gesicherte Arbeitsplätze
steigende Arbeitslosigkeit
•
Hohes Lohnniveau
•
Niedriges Lohnniveau
•
Gesellschaftliche Aufstiegschancen
•
Starkes soziales Gefälle
•
Gutes Bildungssystem
•
Unzureichendes Bildungssystem
•
Bessere humanitäre Versorgung
•
Mangel an Grundstoffen
•
Kinder als „Altersvorsorge“
•
Finanzielle Unterstützung
•
Instabilität des politischen Systems
•
Gesichertes politisches System
•
Naturkatastrophen
•
Nähe zur Heimat
•
Soziale Netzwerke
(z.B. Gesundheitswesen)
2.1. Push-Faktoren
2.1.1. Politische Migration
Bis in die 80er Jahre war die lateinamerikanische Migration geprägt von der Flucht vor
Militärdiktaturen und Bürgerkriegen.
Massive Auswanderungen gab es etwa zur Zeit der kubanischen Revolution (1959) und der
Bürgerkriege in Zentralamerika in den 80er Jahren (El Salvador, Guatemala und
Nicaragua). Die Migranten aus Nicaragua und Kuba flohen vor den revolutionären und
linksgerichteten Regimes in ihren Ländern.
23
vgl. Linnenbecker, Akko (1999): (URL)
-19-
Starke Flüchtlingsbewegungen gab es auch aus Ländern wie Chile, Argentinien und
Uruguay, wo sich rechtsgerichtete Militärdiktaturen etablierten. Die Auswanderer waren
großteils Vertreter oppositioneller Gruppierungen, die politisches Exil in Europa oder in
den USA suchten.
Unterschiedlich sind die Zielländer der Migranten. Während die Mehrheit der kubanischen
Flüchtlinge aufgrund der räumlichen Nähe nach Miami flüchtete, handelte es sich bei der
Auswanderung aus zentralamerikanischen Ländern hauptsächlich um Binnenmigration: In
den 80er Jahren flüchteten 15% der mittelamerikanischen Bevölkerung nach Costa Rica
und Mexiko. 24
Als in den 90er Jahren die Bürgerkriege in El Salvador, Guatemala und Nicaragua endeten,
endete damit zwar auch die politisch motivierte Fluchtbewegung, allerdings entwickelte
und verstärkte sich die internationale Arbeitsmigration.
2.1.2. Arbeitsmigration
Heute steht die Arbeitsmigration im Vordergrund. Hauptsächlich bestimmt ist sie durch
Faktoren wie Armut, hohe Arbeitslosenraten, ein niedriges Lohnniveau, keine oder nicht
ausreichende Sozialvorsorge und geringe berufliche und soziale Aufstiegschancen.
Hierzu kommen als gesellschaftliche und politische Faktoren hohe Kriminalität und
Zunahme von Gewalt sowie politisch instabile Verhältnisse, verbunden mit Rechtsunsicherheit und Korruption. 25
44% der Lateinamerikaner sind heute von Armut betroffen. Laut der „Federación
Internacional de Derechos Humanos“ (FIDH) leben von den 35 Millionen Einwohnern der
kleinen zentralamerikanischen Staaten 19 Millionen unterhalb der Armutsgrenze, davon
müssen 8 Millionen mit nur weniger als einem Dollar pro Tag auskommen.
Die meisten Familien in diesen Ländern sind abhängig von den „remesas“, den
Geldüberweisungen ihrer Angehörigen, die im Ausland arbeiten (siehe Kapitel 3).
Daher ist einer der Hauptgründe für die Entscheidung auszuwandern oft, aus dem Ausland
seine Familie stärker unterstützen zu können und seinen Angehörigen ein besseres Leben
zu ermöglichen.
24
25
Gratius, Susanne (2005): S.166
vgl. Bell, Ursula (2008): (URL)
-20-
Ein weiteres Problem ist die hohe Arbeitslosenrate. Laut der „International Labour
Organization“ (ILO) liegt sie in Lateinamerika und der Karibik im Durchschnitt bei 8,5%
(Angabe 2008). 26
Außerdem wächst der informelle Sektor, und die prekäre Beschäftigung nimmt zu
(darunter versteht man Arbeitsverhältnisse mit niedrigen Löhnen und ohne Absicherung
durch Sozialversicherung und arbeitsrechtlichen Schutz). Laut ILO stieg die Beschäftigung
in diesem Sektor in den letzten zehn Jahren von 31,4 auf 33,2 Prozent.
Vor allem in Ländern, die schwere Finanz- und Wirtschaftskrisen erlebten – wie
Mexiko (1995), Ecuador (1998) und Argentinien (2001) – war die Abwanderung in den
letzten Jahren sehr hoch.
2.2. Pullfaktoren
Die Migranten richten sich in der Wahl des Aufnahmelandes hauptsächlich nach der
geographischen Nähe zum Heimatland, nach bestehenden Verwandtschaftsbeziehungen
und sozialen Netzwerken, nach der Situation des Arbeitsmarktes und der Intensität der
Beziehungen zwischen dem Aufnahme- und dem Heimatland. 27
Faktoren in den Zielländern, die die Einwanderung begünstigen, sind überalterte
Gesellschaften, niedrige Geburtenraten und ein deutlicher Bevölkerungsrückgang, was, vor
allem in Bereichen der Landwirtschaft und des Billiglohnsektors, zu einem Arbeitskräftemangel führt.
2.2.1. Das Einkommen
Einer der wichtigsten Gründe, der Lateinamerikaner zur Migration bewegt, ist wohl der
Einkommensunterschied zwischen vielen Ländern. Dies lässt sich schon an
Wanderbewegungen innerhalb Lateinamerikas erkennen. So emigrieren zum Beispiel viele
Bolivianer oder Paraguayer in das wesentlich „reichere“ Nachbarland Argentinien, um von
den dortigen höheren Löhnen zu profitieren. Aus demselben Grund zieht es auch viele
Peruaner nach Chile. 28
Besonders groß ist der Einkommensunterschied auch zwischen den Nachbarländern
Mexiko und den USA: Erhält ein Arbeiter in Ciudad Juárez monatlich 106 US-Dollar, so
26
International Labour Organization: (URL)
Gratius, Susanne (2005): S.167
28
Klausing, Matthias (2006): (URL)
27
-21-
verdient er im gleichen Job nördlich der Grenze in El Paso (Texas) 1181 US-Dollar
(Angabe 2001). 29
In den Industrieunternehmen in Mexiko betrug die durchschnittliche Lohnhöhe 2004 nur
11% der in den USA gezahlten Beträge. 30
2.2.2. Soziale Netzwerke
Eine große Rolle bei der Migration spielen auch die Netzwerke von Freunden und
Verwandten, die schon im Ausland leben. Sie informieren die Zurückgebliebenen über
Land, Leute und Arbeitsmöglichkeiten. Sie können vor Ort eine Unterkunft ausfindig
machen, und häufig erwartet den Immigranten im Zielland dank dieses Netzwerkes schon
ein sicherer Arbeitsplatz. Dadurch ist auch verständlich, dass man in bestimmten
Gemeinden eines Ziellandes eine besonders hohe Anzahl von Migranten einer Volksgruppe findet.
Oft emigriert erst nur ein Familienmitglied, das nach einiger Zeit den Rest der Familie
nachholt. Durch die meist höheren Einkünfte im Zielland lassen sich so auch schneller die
Migrationskosten für die anderen Familienmitglieder aufbringen.
2.2.3. Geringe kulturelle Unterschiede zum Herkunftsland
Ein weiterer wichtiger Faktor in der Wahl des Ziellandes ist sicher auch die kulturelle
Nähe zum Herkunftsland. Das heißt, es werden Länder, in denen zum Beispiel die
Sprachbarriere geringer ist und im Vergleich zur eigenen Gesellschaft nicht so große
Differenzen bei Traditionen, Religion, Mentalität, Verständnis der Geschlechterrollen,
Bedeutung der Familienstrukturen und Formen des sozialen Kontaktes existieren,
bevorzugt. Um dem Sprachproblem auszuweichen, zieht es daher viele Lateinamerikaner,
die nach Europa kommen, nach Spanien, selbst wenn das BIP und die Löhne in anderen
europäischen Ländern für sie höher wären.
29
30
Berndt, Christian (2003): S.44
Berndt, Christian (2007): S.23
-22-
3. Folgen für das Herkunftsland
Die Auswirkungen der Migration in den Herkunftsländern sind vielfältig.
Auf der einen Seite sinkt mit hoher Migration die Arbeitslosigkeit, da eine große Zahl
Arbeitssuchender ihr Glück nun im Ausland versucht.
Außerdem werden viele der Familien durch die „remesas“ unterstützt, die meist einen
wesentlichen Teil des BIP ausmachen.
Weiters fördert Migration sogar den Export, nämlich der „productos de nostalgia“, also
von typischen Produkten aus der Heimat, die Migranten im Ausland kaufen.
Doch auf der anderen Seite zeigen sich Phänomene wie der sogenannte „Brain drain“, der
Verlust von gut ausgebildeten Fachkräften, der sich negativ auf die Entwicklung dieser
Länder auswirkt.
Auch dürfen die innen- und außenpolitischen Folgen nicht außer Acht gelassen werden:
Die Einwanderer gewinnen in den Zielländern immer mehr politischen Einfluss (dies ist
besonders bei den Hispanics in den USA wichtig, die dort die größte Minderheit stellen
und deshalb im Wahlkampf stark umworben werden), andererseits ist Migration oft
Anlass, dass die Ziel- und Herkunftsländer ihre Beziehungen mit bilateralen Verträgen
verstärken.
3.1. Remesas
3.1.1. Wirtschaftliche Bedeutung
Remesas sind regelmäßige Geldzahlungen, die Migranten an ihre Angehörigen im
Heimatland schicken, um diese finanziell zu unterstützen. 31
Normalerweise beruhen sie auf freiwilliger Basis und werden ohne direkte Gegenleistung
gezahlt. Häufig ist es aber auch so, dass die ganze Familie für die Auswanderung eines
Familienmitglieds zusammenlegt und somit die Migration ermöglicht. Dafür schickt
derjenige dann regelmäßig Beträge aus dem Ausland, sobald es ihm gelungen ist, dort Fuß
zu fassen und eine Anstellung zu finden.
Remesas werden in der ganzen Welt verschickt, doch Lateinamerika inklusive der Karibik
ist die Region mit dem größten Volumen und dem schnellsten Wachstum dieser Geldsendungen.
31
Nuhn, Helmut (2007): S.36
-23-
Laut BID (Banco Interamericano de Desarrollo) schickten im Jahr 2004 Migranten aus
aller Welt circa 175 Milliarden US-Dollar in ihre Herkunftsländer. Davon gelangten
45 Milliarden nach Lateinamerika.
In Lateinamerika sind Remesas heute unentbehrlich für das Überleben von Millionen von
Familien und stellen häufig auch einen äußerst wichtigen Faktor der Wirtschaft des Landes
dar: Sie verhindern, dass viele Familien unter die Armutsgrenze fallen. Würden die
Geldsendungen plötzlich abbrechen, wären viele der Staaten wirtschaftlich gefährdet, da
der Konsum im Land stark zurückgehen würde. 32
Abb.10: Erhaltene Remesas ausgewählter Länder Lateinamerikas, 2004 (in Millionen US-Dollar)
32
Suro, Roberto (2005): S. 25
-24-
Um die 20 Millionen Haushalte erhalten in Süd- und Mittelamerika regelmäßige
finanzielle Unterstützungen von ihren Angehörigen im Ausland. 33
Durchschnittlich werden monatlich 200 – 300 US-Dollar gesandt. Summiert man diese
Beträge, fließt auf diesem Wege mehr Geld nach Lateinamerika, als die Mehrheit der
Länder an offiziellen Geldern für Entwicklungshilfe erhält.
In diese Angaben sind Güter, die Migranten ihren Angehörigen schicken, noch nicht
einberechnet. Der Wert dieser Güter, hauptsächlich Computer und Haushaltsgeräte
(beispielsweise zur Unterstützung von kleinen Privatunternehmen), kann bis zu 25% der
Geldsendungen ausmachen. 34
3.1.2. Verwendung der Remesas
Der Großteil der Remesas (80% bis 85%) wird zur Befriedigung der Grundbedürfnisse
verwendet, wie für Lebensmittel, Unterkunft etc. Die Geldsendungen aus dem Ausland
bedeuten oft eine wichtige Absicherung für die Familie im Herkunftsland und tragen meist
stark zur Verbesserung des Lebensstandards bei.
Oftmals werden diese Geldbeträge auch in die Ausbildung der Kinder investiert, d.h. in die
Bezahlung des Schulgeldes in der Heimat, oder für Investitionsgüter wie Werkzeug,
Computer usw. verwendet.
In wieder anderen Fällen werden sie als Startkapital verwendet, um ein kleines
Unternehmen aufzubauen. Dabei sind für viele Familien, die durch zu geringe Einkommen
keine Möglichkeit haben, von einer Bank einen Kredit aufzunehmen, Remesas die einzig
mögliche Finanzierungsquelle.
Die Wichtigkeit dieser „Einnahmequelle“ lässt sich am Beispiel Jamaica erkennen: Dort
wird das Anfangskapital von 40% der kleinen Unternehmen mit Remesas finanziert. 35
Weiters werden Geldsendungen von einigen Familien für den Kauf von Grundstücken oder
Wohnungen gespart, unter anderem, da viele der Migranten vorhaben, nach einigen Jahren
wieder in ihr Herkunftsland zurückzukehren oder zumindest die Pension dort zu
verbringen.
Weiters gibt es sogenannte „Remesas colectivos“. Das sind Geldbeträge, die gemeinsam
von einer Gruppe von Migranten gesammelt werden, um damit die Herkunftsgemeinden
beim Bau von Straßen, Schulen, Kirchen, Parks etc. zu unterstützen. 36
33
Terry, Donald F. (2005): S.9
ebda, S.3
35
ebda, S.10
34
-25-
3.1.3. Remesas aus den USA
Die USA sind bei weitem das Hauptziel lateinamerikanischer Migration.
Über 60% der dort lebenden Lateinamerikaner schicken regelmäßig, meistens monatlich,
Geld in ihre Heimat. Insgesamt macht der Betrag, der auf diesem Weg jährlich aus den
USA nach Lateinamerika gelangt, circa 35 Milliarden US-Dollar aus; das sind drei Viertel
der insgesamt in diese Region gesandten Remesas. 66% der Remesas aus den USA fließen
allein nach Mexiko.
Die Sender der Geldbeträge sind vorwiegend Männer, wobei 60% der Empfänger im
Heimatland Frauen sind. Dies hängt damit zusammen, dass meistens die Männer der
Familie, wenn es notwendig ist, ins Ausland gehen, um dort Arbeit zu suchen und die in
der Heimat Gebliebenen finanziell zu unterstützen.
Nur 37% der Personen, die Remesas aus den USA schicken, halten sich legal im Land
auf. 37 Offenbar senden nicht nur hochqualifizierte Migranten, die auch eine
Aufenthaltsgenehmigung erhalten, den Zurückgebliebenen Geld, sondern auch Personen,
die keine andere Möglichkeit sehen, als illegal in den USA zu leben.
3.1.4. Remesas aus Spanien
Die Zahl der lateinamerikanischen Migranten in Spanien wächst laufend. In den letzten
5 Jahren hat sie sich verdreifacht, sodass heute 1,8 Millionen erwachsener Lateinamerikaner in diesem Land leben.
Laut einer Umfrage des „Banco Interamericano de Desarrollo“ (BID) schicken drei von
vier in Spanien lebenden Lateinamerikanern regelmäßig Geld an ihre Angehörigen im
Herkunftsland.
Allerdings variiert dies zwischen den verschiedenen Nationalitäten: Während zum Beispiel
neunzig Prozent der Migranten aus der Dominikanischen Republik ihre Familien mit
Remesas unterstützen, sendet nur knapp die Hälfte der Argentinier Geld in die Heimat.
Nach den USA ist Spanien das Land, aus dem die höchste Summe an Remesas nach
Lateinamerika fließt. Im Jahr 2006 sandten nach Angabe des BID lateinamerikanische
Einwanderer 3,7 Milliarden Euro (ca. 5 Milliarden Dollar) an Remesas aus Spanien in ihre
36
37
Nuhn, Helmut (2007) S.41
Bendixen, Sergio (2005): S.51ff.
-26-
Herkunftsländer, das bedeutet, dass die Migranten im Durchschnitt 15% ihrer Einnahmen
in ihre Heimat schicken. 38
3.1.5. Remesas als Grund für Migration
Allgemein gesehen sind die Remesas eine Folge der Migration, doch in einigen Fällen
kann die Möglichkeit, Geldsendungen in die Heimat zu schicken und somit die in der
Heimat Verbliebenen zu unterstützen, zu einem der wichtigsten Gründe für Migration
werden.
Dies lässt sich unter anderem am Beispiel Ecuador erkennen. Das Land erlebte von 1998
bis 2000 eine schlimme Wirtschaftskrise, ausgelöst unter anderem durch wirtschaftspolitische Fehlentscheidungen, starken Verfall des Erdölpreises und dadurch stark
sinkende Exporteinnahmen, weiters durch die Folgen einer Überschwemmung, hervorgerufen durch das Klimaphänomen El Niño.
Als Reaktion auf diese Krise emigrierten in dieser Zeit besonders viele Ecuadorianer, um
von außerhalb die Familien und damit die nationale Wirtschaft zu stützen. In diesem Fall
bewegten hauptsächlich die Schließung vieler Banken, die rasche Abwertung der
ecuadorianischen Währung Sucre (im Jahr 2000 wurde deshalb in Ecuador der US-Dollar
als offizielles Zahlungsmittel eingeführt) und die damit verbundene finanzielle Instabilität
des Landes die Menschen zu der Entscheidung, ihr Land zu verlassen. Demnach
emigrierten allein zwischen 1998 und 2000 etwa 200 000 Ecuadorianer. 39
Gleichzeitig gab es einen immensen Anstieg der Geldüberweisungen aus dem Ausland
nach Ecuador, in den folgenden sechs Jahren verdreifachte sich der Betrag sogar.
3.2. Brain Drain
Eine weitere Auswirkung der Migration, von der, wie auch viele andere Entwicklungsländer, die meisten der lateinamerikanischen Länder betroffen sind, ist der sogenannte
„Brain drain“.
Das bedeutet, dass nicht nur minder qualifizierte Menschen oder Studenten auswandern,
sondern auch hochqualifizierte Personen, vor allem Facharbeiter und Akademiker, in deren
Ausbildung der Staat Geld steckte.
38
39
Banco Interamericano de Desarrollo (2007): (URL)
Wikipedia: Ecuador (URL)
-27-
Wenn diese gut ausgebildeten Menschen die Heimat verlassen, verlangsamt dies die
Entwicklung des Landes.
Dies ist vor allem in Ländern gravierend, die viel Geld in die Bildung stecken und GratisAusbildungsstätten fördern. Wenn die Absolventen dann ihre Heimat verlassen, verliert
der Staat dadurch einen Teil seiner Investitionen.
Doch die besser entwickelten Länder bieten den qualifizierten Arbeitern mehr Sicherheit
und Stabilität in der beruflichen Situation, höhere Einkommen und eine Sozial- und
Arbeitsversicherung, wodurch es für viele verlockend ist, nach der Ausbildung zu
emigrieren.
Die drei von diesem Phänomen am stärksten betroffenen lateinamerikanischen Länder sind
Mexiko, Ecuador und Kolumbien: 10 – 15% ihrer Universitätsabsolventen leben außerhalb
des Landes. In Ecuador verließen zum Beispiel im Jahr 2002 rund 300 000 qualifizierte
Arbeitskräfte ihre Heimat und migrierten bevorzugt in die USA, nach Spanien und nach
Italien.
Der am meisten betroffene Bereich ist das Gesundheitswesen, wie man am Beispiel von
Ecuador erkennen kann: 7000 Ärzte aus Ecuador arbeiten allein im öffentlichen
Gesundheitswesen von Chile (2000 davon in Santiago). 40 Dort erwarten sie bessere
Arbeitsbedingungen und Lebensverhältnisse, doch verhindern sie mit ihrer Migration, dass
ihr Herkunftsland seine Probleme im medizinischen Bereich in den Griff bekommt.
40
Video: Fuga de cerebros. Youtube (URL)
-28-
4. Mexiko - USA
4.1. Entwicklung in Mexiko
Die verstärkte Migration von Mexiko in die USA hatte ihren Beginn im Jahre 1910
aufgrund der mexikanischen Revolution. Zu dieser Zeit war es hauptsächlich die
Bevölkerung der Ober- und Mittelschicht, die in die angrenzende USA floh.
Eine weitere Migrationswelle in diese Richtung setzte mit dem 1. Weltkrieg ein, als in den
USA die Arbeitskräfte, die in den Krieg geschickt worden waren, ersetzt werden mussten,
und daher eine hohe Nachfrage nach arbeitsfähigen Einwanderern bestand. 41
1917 legalisierte die amerikanische Regierung diesen Einwanderungszufluss im Rahmen
eines speziellen Programms und holte 70 000 mexikanische Vertragsarbeiter ins Land. 42
1929 schoben viele US-Politiker die Schuld für die Wirtschaftskrise auf die mexikanischen
Einwanderer, und daher wurden schätzungsweise 400 000 Mexikaner wieder in ihr
Heimatland zurückgeschickt, viele davon waren aufgrund ihrer Geburt in den USA sogar
US-Bürger!
Zwischen 1942 und 1964 war das sogenannte „Bracero-Programm“ (vom spanischen Wort
„brazo“, auf deutsch: Arm) in Kraft, ein Programm, mit dem mexikanische Arbeiter,
überwiegend aus dem Norden des Landes, mit einer offiziellen Arbeitsgenehmigung in die
USA geholt wurden.
Insgesamt waren es um die 5 Millionen Mexikaner, die als „Braceros“ einwanderten und
hauptsächlich in der US-Landwirtschaft arbeiteten.
Nach Auslaufen des Programms blieben viele von ihnen in den USA. Daher lebten 1970
circa 750 000 in Mexiko geborene Personen und zusätzlich 2 Millionen Arbeitskräfte
mexikanischen Ursprungs in den Vereinigten Staaten. 43
Seit dem Inkrafttreten des nordamerikanischen Freihandelsabkommens (NAFTA) 1994,
das die mexikanische Migration verringern sollte, hat sich der Handel zwischen Mexiko
und den USA verdreifacht. Allerdings sind mexikanische Bauern gegenüber der
amerikanischen Landwirtschaft, die vor allem durch hohe Subventionen der Regierung
41
Linnenbecker, Akko (1999): (URL)
Torres Hinojosa, Carlos: (URL)
43
Parnreiter, Christof (2007): S.58
42
-29-
gefördert wird, nicht konkurrenzfähig, wodurch sie sich erst recht gezwungen sehen in die
Vereinigten Staaten auszuwandern. 44
Nach Angaben der „Federación Internacional de Derechos Humanos“ mussten zwischen
1994 und 2004 1,3 Millionen mexikanische Bauern ihre Felder aufgeben, da sie durch die
starke Konkurrenz des subventionierten Getreides und Maises der USA nicht mehr
überlebensfähig waren. 45
Doch abgesehen von den Subventionen tragen auch die billigen Arbeitskräfte aus dem
Süden dazu bei, dass die US-amerikanische Agrarindustrie zu konkurrenzfähigen Preisen
produzieren kann.
Abb.11: Entwicklung des Anteils der legalen Einwanderer, der Kontraktarbeiter und der
deportierten Indocumentados in den USA, bezogen auf die Gesamtbevölkerung Mexikos
1940 - 1998
4.2. Die Maquiladora-Industrie
Durch die starke Bevölkerungszunahme in Mexiko wurden die Arbeitsplätze immer
knapper, was zu Massenarbeitslosigkeit führte. Um gegen diese anzukämpfen, wurde in
den 1960er Jahren die Maquiladora-Industrie im Norden Mexikos gegründet. Dies sind
Montagebetriebe, die importierte Einzelteile oder Halbfertigware zu Dreiviertel- oder
Fertigware für den Export zusammensetzen. 46
Sie sollten die örtliche Wirtschaft anregen und neue Arbeitsplätze schaffen und ziehen nun
Massen von Migranten an. In Anzeigen in den lokalen Medien werden Städte wie
Ciudad Juárez als Orte der unbegrenzten Möglichkeiten dargestellt, wo jeder, mit oder
44
Fitzgerald, David: (URL)
Jacques, Genevieve u.a. (2008): S.9
46
Wikipedia: Maquila (URL)
45
-30-
ohne Vorkenntnisse, Arbeit findet. 47 Vor allem aus dem Süden und den ländlichen
Gebieten Mexikos lockt Tausende die Hoffnung auf eine feste Anstellung in einem der
Maquiladora-Betriebe oder auf ein besseres Leben in den USA an die Nordgrenze.
15% der mexikanischen Maquiladora-Betriebe befinden sich in der Grenzstadt Ciudad
Juárez, wodurch die Einwohnerzahl der Stadt innerhalb der letzten 40 Jahre von 200 000
auf 2 Millionen stieg.
Ebenso wie Ciudad Juárez zieht die Stadt Tijuana viele Migranten an, die entweder auf der
Suche nach einem festen Arbeitsplatz sind oder sich nur vorübergehend dort aufhalten, bis
sich ihnen eine Möglichkeit der Grenzüberquerung in die USA bietet.
Auch wenn die Maquiladorisierung als Maßnahme gedacht war, die Migration in die USA
zu bremsen, wird nur ein kleiner Teil der Migranten in diesen Städten sesshaft, der
Großteil sind mobile Migranten, die Städte wie Ciudad Juárez und Tijuana als
Zwischenstation auf dem Weg nach Norden nutzen. Zeichen dafür ist, dass monatlich
10 - 15% der Arbeiter ihren Job aufgeben.
Doch in den Betrieben herrschen schlechte Arbeitsverhältnisse, und es gibt keine
Gewerkschaften, die für die Rechte der Arbeiter eintreten. Daher müssen diese für
Niedrigstlöhne arbeiten, die ohne zusätzliche Überstunden kaum zum Überleben reichen.
Deshalb kommt es häufig vor, dass ganze Familien, beide Elternteile und Kinder, in den
Fabriken arbeiten müssen, und das 12 Stunden pro Tag. Auch das gesetzliche Mindestalter
für Arbeiter von 16 Jahren wird meistens nicht eingehalten.
4.3. Binnenmigration innerhalb Mexikos
Innerhalb des Landes wandern die Menschen hauptsächlich von Süden nach Norden, in der
Hoffung, in den Maquiladora-Betrieben im Norden des Landes eine Anstellung zu
bekommen. Abgesehen von dieser Nord-Süd-Wanderung zieht der Großteil der Menschen
vom Land in die Stadt, hauptsächlich nach Mexiko-City. Gründe dafür sind die große
Armut am Land, die hohe Analphabetenrate, da die Schulbildung schlecht ist, und die
schlechten beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten. Es kommt zu einem Verstädterungsprozess, und durch die Überbevölkerung mangelt es wiederum an Arbeitsplätzen. Dadurch
steigt auch in den Städten die Armut, und es bilden sich schnell wachsende Slums.
Außerdem kommt es durch die starke Abwanderung der Bevölkerung auch in den
ländlichen Gegenden zu keiner Verbesserung der Lage und zu keinem Fortschritt.
47
Berndt, Christian (2003): S.41
-31-
4.4. Mexikanisch–US-amerikanische Grenze
In den USA leben um die 11 Millionen in Mexiko geborene Menschen, d.h. jeder zehnte
Mexikaner lebt in den Vereinigten Staaten. Davon sind ungefähr 6 Millionen
„indocumentados“, das heißt, sie haben keine Papiere.
Circa 500 000 Personen versuchen jährlich die Grenze zu überqueren mit dem Traum, ein
neues Leben zu beginnen.
Viele setzen dabei aber ihr Leben aufs Spiel, und in den letzten 13 Jahren sind laut der
staatlichen Kommission für Menschenrechte 4745 Menschen bei dem Versuch der
Grenzüberquerung umgekommen, allein im Jahr 2007 sollen 500 Menschen ihr Leben
verloren haben. 48
Sie folgen alle der verlockenden Vorstellung des „american dream“: eine feste Anstellung
erlangen, ein Haus erwerben, Geld an die Familie im Heimatland schicken und den
Kindern eine bessere Schulbildung ermöglichen zu können.
4.4.1 Grenzpolitik der USA
Die gemeinsame Grenze von den USA und Mexiko ist rund 3000 km lang und daher
schwer kontrollierbar.
Abb.12: Die US-amerikanisch-mexikanische Grenze
48
El comercio (25.11.2007): (URL)
-32-
Die Grenze verläuft im Westen zwischen Tijuana (Baja California) und San Diego
(Kalifornien) und im Osten zwischen Matamoros (Tamaulipas) und Brownsville (Texas).
Östlich von Ciudad Juárez bzw. El Paso folgt die Grenze dem natürlichen Verlauf des
Rio Grande bis zum Golf von Mexiko.
Gesichert wird die Grenze von der „United States Border Patrol“ (USBD), einer 1924
entstandenen Behörde mit über 11 000 Mitarbeitern.
Die starke Aufrüstung der amerikanischen Grenzsicherung begann 1993 im Sektor
El Paso, Texas, mit der „Operation Hold the Line“. Im Laufe dieses Programms wurde die
Zahl der Grenzbeamten stark erhöht und setzte man neue Geländefahrzeuge,
Hubschrauber, Scheinwerfer, Bewegungsmelder und Nachtsichtgeräte ein. Außerdem
wurden zum Beispiel an gefahrlos zu überquerenden Stellen Stahlwände errichtet.
Andere Grenzsektoren zogen in den darauf folgenden Jahren mit ähnlichen Maßnahmen
nach, bis das Programm 1996 als „Operation Guardian“ auf das gesamte Grenzgebiet
erweitert wurde. 49
Präsident Bush baute die Grenzsicherung noch aus und unterschrieb im Oktober 2006 ein
Gesetz zum Bau eines 1000 Kilometer langen Zaunes entlang der Grenzen der
Bundesstaaten Kalifornien, Arizona, New Mexiko und Texas, der die Regierung
1,6 Milliarden Dollar kostet und ein Drittel der Grenze schützt.
Außerdem wurde allein in Arizona die Zahl der Grenzschutzbeamten auf 18 000
verdoppelt. 50
Abb.13: Abschnitt des Grenzzauns
49
50
Berndt, Christian (2007): S.23
Rief, Norbert (13.12.2008): (Die Presse)
-33-
Abb.14: Straßenschild warnt vor querenden Flüchtlingen
Abb.15: Kreuze am Grenzzaun erinnern an umgekommene Migranten
Abb.16: Holzsärge als Mahnmale dokumentieren die jährlich steigende Zahl der Toten
-34-
4.4.2. Illegale Migration, „Schleuserindustrie“
Es gibt verschiedene Wege, auf denen die illegalen Migranten versuchen, die Grenze zu
überqueren.
Oft versuchen sie auf eigene Faust den Rio Grande zu durchqueren und die Grenzzäune zu
überwinden, oder sie durchwandern, was besonders gefährlich ist, die Wüste Arizonas. Vor
allem zwischen Mai und Juli werden viele Mexikaner von der beginnenden Erntesaison in
Texas, New Mexiko, Arizona und Kalifornien angelockt, allerdings steigen genau in dieser
Zeit die Temperaturen in den Wüsten auf über 40° C im Schatten. Viele Einwanderer, die
oft nichts weiter als eine Flasche Wasser mithaben, verdursten bei dem Versuch, diese
Trockengebiete zu überwinden.
Es entstand aber auch eine lukrative „Schleuserindustrie“, die meistens bis ins Detail
durchgeplant ist und aus einem weit vernetzten System aus Orten und Menschen nördlich
und südlich der Grenze besteht.
Als „pollos“ (Hühner) werden die illegalen Migranten bezeichnet, als „polleros“
(Geflügelzüchter) diejenigen, die ihren Lebensunterhalt mit dem Menschenschmuggel
verdienen.
Die „Pollos“ werden von den Organisationen auf Flughäfen oder Busbahnhöfen
angeworben, in größeren Gruppen in LKW-Anhängern über die Grenze zu einem
Treffpunkt in der Wüste gebracht, wo sie von anderen Fahrern entgegengenommen
werden, die sie in die nächsten Metropolen bringen. 51
Doch die Zahl der illegal in den USA lebenden Personen geht zurück. Waren es 2006
knapp 12 Millionen Menschen, so sind es heute nur noch 11,2 Millionen. 52
Außerdem schätzt das „Center for Immigration Studies“, dass knapp die Hälfte all dieser
Menschen ohne Aufenthaltserlaubnis legal mit einem zeitlich begrenzten Visum ins Land
kam, aber nach Ablauf des Visums dann blieb. 53
4.5. Mittelamerikanische Migranten in den USA
Fast 11% der US-Bevölkerung stammen aus Mittelamerika (Stand 2004). Über 70% der
Hispanics (Personen lateinamerikanischer Herkunft) und rund 56% aller illegalen
mittelamerikanischen Einwanderer kommen aus Mexiko. 54
51
Berndt, Christian (2007): S. 25
Rief, Norbert (13.12.2008): (Die Presse)
53
Seminara, David: (URL)
52
-35-
Durch die verglichen mit US-amerikanischen Familien überdurchschnittlich hohen
Geburtenraten und die weitere Immigration steigt die Anzahl der Hispanics, und seit dem
Jahr 2003 stellen sie sogar noch vor den Schwarzen die größte Minderheit in den USA. 55
4.5.1. Verteilung der mittelamerikanischen Einwanderer
Abb.17: Mittelamerikaner in den USA – Anzahl u.Verteilung in ausgewählten Bundesstaaten 2004
Wie in Abbildung 17 erkennbar, sind Kalifornien und Texas die beiden US-Bundesstaaten
mit der größten Anzahl an mittelamerikanischen Migranten, danach folgen Florida,
Arizona, Illinois und New York. In den genannten sechs Bundesstaaten leben heute
77% aller mittelamerikanischen Immigranten.
Auffällig ist, dass sich Einwanderer gleicher Nationalität in bestimmten Bundesstaaten
konzentrieren. In New York stellen zum Beispiel Dominikaner fast die Hälfte und in
Arizona Mexikaner sogar fast 99% aller Einwanderer Mittelamerikas.
Weiters leben 69% aller kubanischen Migranten in Florida und 64% aller mexikanischen
Einwanderer in Kalifornien und Texas. Den größten Anteil an Hispanics, gemessen an der
Bevölkerung des Bundesstaates, hat New Mexico mit 44%. 56
Diese Ballungen sind hauptsächlich durch familiäre und kulturelle Netzwerke, die
räumliche Nähe zu den Herkunftsländern und die Beschäftigungsmöglichkeiten bedingt.
54
Scharl, Peter (2007): S.29
Hitz, Harald u.a. (2004): S.49
56
Scharl, Peter (2007): S.29
55
-36-
4.5.2. Wirtschaftliche und politische Rolle der Immigranten
Der Großteil der Einwanderer arbeitet im Niedriglohnsektor, hauptsächlich in der
Landwirtschaft, in der Bauwirtschaft oder als Haushaltshilfe. Obwohl es sich nicht nur um
ungelernte, ungebildete Arbeitskräfte handelt, bleibt ihnen aufgrund ihres oftmals illegalen
Status nichts anderes übrig, als solche Jobs zu übernehmen, und sie können es sich
deswegen auch nicht erlauben, höhere Löhne einzufordern. 57
Lange Zeit war die Nachfrage in den USA nach diesen billigen Arbeitskräften groß, was
die Migration noch weiter anregte.
Doch im Laufe der derzeitigen Rezession und Wirtschaftskrise beginnen die Amerikaner
aus Sparsamkeit diese Arbeiten selbst zu übernehmen, anstatt jemanden dafür zu bezahlen.
Immer mehr Einwanderer finden nun keine Beschäftigung mehr und gehen zurück in ihr
Herkunftsland. Durch die sinkende Zahl der Illegalen steigen allerdings die Stundenlöhne
zum Beispiel in der Landwirtschaft, was wiederum zu einer Preiserhöhung der Lebensmittel führt. 58
Die Migranten erhöhen zwar einerseits die Steuern und Einnahmen der Gemeinden, in
denen sie in den USA sesshaft werden, andererseits steigt mit wachsendem Alter der
Einwanderer und der Zunahme der Geburtenrate auch die Belastung für den Staat, da sie
das öffentliche Gesundheitswesen in Anspruch nehmen. An den Schulen findet man einen
immer größeren Anteil spanischsprachiger Schüler, und die Integrationsbemühungen, die
Versorgung neu Eingewanderter, aber auch die Abschiebung und die Grenzsicherung
bedeuten hohe Kosten für die USA. 59
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist auch der politische Einfluss der Hispanics in den USA,
der mit Zunahme der Auswanderer stark wächst. Sie können einerseits für ihr Herkunftsland in den USA aktiv werden, werden andrerseits dadurch, dass sie die größte
US-Minderheit stellen, auch bei den US-Wahlkämpfen immer mehr umworben.
Durch das starke Bevölkerungswachstum der Hispanics steigt das Wählerpotenzial enorm.
Außerdem leben sie hauptsächlich in den großen Bundesstaaten, die die meisten Wahlmänner stellen und daher einen großen Einfluss besitzen (wie Kalifornien, New York und
Texas), oder in den sogenannten „Swing States“ (wie zum Beispiel Florida, Arizona und
New Mexico). 60
57
ebda
Rief, Norbert (13.12.2008): (Die Presse)
59
Scharl, Peter (2007): S.32
60
Wikipedia: Hispanics (URL)
58
-37-
5. Interviews
5.1. Carolina Rosales
Die 30-jährige aus der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá stammende Carolina Rosales
lebt seit fast 5 Jahren in Österreich. Ihr Vater studierte Jus und arbeitet nun in einem
Verlag, ihre Mutter ist selbstständige Architektin.
Carolina R. schloss in Kolumbien die Schule ab und studierte dann an der Universität
Internationale Beziehungen, wobei sie schon während dieses Studiums ein Auslandsjahr in
Frankreich verbrachte. Dort brachte sie ein Vorarlberger auf die Idee, sich in Österreich für
ein Stipendium zu bewerben, und tatsächlich erhielt sie kurz nach Abschluss ihres
Studiums eine Zusage der Universität Innsbruck.
Mit wenigen Vorkenntnissen der deutschen Sprache studierte sie in der Tiroler
Landeshauptstadt in den folgenden 3 Jahren Politikwissenschaften und beendete erfolgreich das Masterstudium „Friedensforschung und Konflikttransformation“. Anschließend
zog sie gemeinsam mit ihrem Vorarlberger Freund nach Wien, wo sie derzeit eine Tanzausbildung absolviert.
„Das Hauptproblem sind die Papiere“, erklärte sie mir. Allein mit dem Studentenvisum
bekomme man keine besser bezahlte Arbeit, also blieb ihr lange nichts anderes übrig, als
sich mit Jobs als Kellnerin und dem Unterrichten von Englisch und Spanisch „über Wasser
zu halten“.
„Es gibt nur zwei Möglichkeiten, eine Aufenthaltserlaubnis zu bekommen: entweder man
arbeitet in einer Schlüsselposition und verdient darin mehr als 2400 Euro oder man
heiratet.“
Also beschlossen die beiden zu heiraten, damit sie in Österreich bleiben und neben ihrer
Ausbildung auch arbeiten kann. „Wäre es nicht wegen der Aufenthaltserlaubnis gewesen,
hätten wir noch nicht jetzt geheiratet. Aber ich hatte Glück, dass ich meinen Freund habe.
Denn es gibt viele Migranten, die nur wegen der Papiere heiraten, gezwungenermaßen.
Daraus ist ein richtiges Geschäft geworden.“
Durch die Heirat hat sie nun ein Familienangehörigenvisum, doch um eine Arbeitsbewilligung zu bekommen, muss der Ehemann mindestens 1200 Euro netto verdienen.
Vor kurzem hat sie aber endlich eine Anstellung im „Büro Brunnenpassage“ gefunden,
einem Projekt der Caritas, in dem versucht wird, „durch Tanzprojekte Integration zu
schaffen“.
-38-
Ihrer Ansicht nach habe sie mit der Jobsuche hier Glück gehabt, da sie fließend die
deutsche Sprache beherrsche, drei Ausbildungen vorweisen könne und in Österreich
studiert habe. Ansonsten, meint sie, sei es auch mit Papieren nicht einfach eine Arbeit zu
bekommen.
Mit ihrem Freund will sie in 3 Jahren nach Kolumbien zurückkehren, um dort ähnliche
Projekte zur Förderung der Integration und des Friedens durchzuführen.
Auch wenn die Lebensbedingungen hier besser sein mögen, könne sie sich nicht
vorstellen, in Österreich zu bleiben. Sie sei lieber in Kolumbien bei ihrer Familie und ihren
Freunden. „Es ist schön in Kolumbien zu sein, wegen den Menschen, den
Umgangsformen, den Fiestas, solange man einen Job und etwas zu essen hat.“
Als wichtigste Gründe für die Migration der meisten Kolumbianer sieht sie die vielen
politischen und internen Konflikte im Land und die hohe Arbeitslosigkeit.
„Für viele Menschen ist die Migration ein „Traum“ von Möglichkeiten.“ Es fehle dann
aber häufig an Geld, oder die Menschen merken im Ausland schnell, dass es doch nicht das
ist, was sie sich vorgestellt haben und was ihnen gefällt. „Wenn sie nicht die gewünschten
Konditionen im Zielland vorfinden, dann passiert es oft schnell, dass sie in die Kriminalität
und den Drogenhandel abrutschen.“
Die meisten Menschen wandern deshalb nur für ein paar Jahre aus, häufig für das Studium
oder sonstige Ausbildungen, und kehren dann nach Kolumbien zurück. Das hängt
Carolinas Ansicht nach auch mit den Unterschieden in der Mentalität zusammen. „In
Südamerika kommen Leute immer auf einen zu, aber hier ist Eigeninitiative gefragt, man
muss selbst auf die Menschen zugehen, wenn man etwas will.“ Mit diesen Unterschieden
in den Umgangsformen falle es Latinos oftmals schwer sich in anderen Ländern zurecht zu
finden, und deshalb bevorzugen sie es, in die Heimat zurückzukehren.
(nach einem Interview am 4.2.2009)
5.2. Catalina Pérez
Ganz anders sind die Umstände der Migration der Kolumbianerin Catalina Pérez, die vor
20 Jahren als politischer Flüchtling nach Österreich kam.
Die heute 60-Jährige stammt aus der kolumbianischen Provinz Córdoba an der Atlantikküste und wuchs am Land in eher ärmlichen Verhältnissen auf. Ihre Eltern arbeiteten beide
als Bauern, wobei ihre Mutter daneben auch eine Ausbildung zur Schneiderin machte.
-39-
Catalina konnte die Schule nicht abschließen, da die einzige Lehrerin, die an der Schule in
ihrem Dorf unterrichtete, nach 3 Monaten kein Gehalt mehr vom Staat ausbezahlt bekam
und daher die Provinz verließ. So machte Catalina ebenfalls eine Lehre als Schneiderin.
Wie der Großteil der Bauern, wurden auch Catalinas Eltern im Laufe des Bürgerkriegs
Anfang der 50er Jahre von ihrem Land vertrieben und mussten dann für die Großgrundbesitzer arbeiten, die das Land in Besitz genommen hatten.
Sie besaßen nichts mehr außer einer kleinen Hütte und hatten keine andere Wahl, als für
einen Hungerlohn zu arbeiten.
Nach einer Agrarreform 1969, die allerdings nur auf dem Papier festgelegt war und von
der Regierung nicht umgesetzt wurde, begannen die Bauern in Córdoba sich zu
organisieren und sich in Komitees zusammenzuschließen. Sie erreichten die Einrichtung
von Instituten, die Studien anstellten und kontrollierten, welche Gebiete den
Großgrundbesitzern rechtmäßig wirklich zustanden. Diese Institute teilten die Ländereien,
die sich die Großgrundbesitzer widerrechtlich angeeignet hatten, wieder unter den Bauern
auf, deren Wert diese aber wie Kredite abbezahlen mussten. Auch Catalinas Vater war nun
endlich wieder Eigentümer eines Stück Landes und konnte für den Eigenbedarf und den
Verkauf am Markt anbauen.
„Wir hatten nun Land und ein Haus, aber es fehlte an allen anderen Dingen. Es gab keine
Ausbildung, kein Gesundheitswesen und keine landwirtschaftlichen Geräte und
Maschinen.“ Außerdem war die Analphabetenrate sehr hoch, der Großteil der Menschen
am Land konnte weder schreiben noch lesen.
Catarina engagierte sich schon früh in den Komitees und reiste bald als Vertreterin durch
Kolumbien, um auch die Bauern in anderen Regionen über die Vorteile der Reform
aufzuklären. „Das Schwierige war, die Leute zu überzeugen, dass Armut nicht
„gottgewollt“ oder die „Strafe Gottes“ war, und ihnen die Ungerechtigkeit vor Augen zu
führen.“ Die starre Lehrmeinung der Kirche, die Armen müssten ihr Schicksal akzeptieren
und würden dafür eines Tages in den Himmel kommen, wurde überall gepredigt und war
daher weit verbreitet.
Immer mehr Bauern im ganzen Land organisierten sich in Komitees und Gemeinden, und
zwischen 1971 und 1975 erreichten sie die ersten Landverteilungen.
Im Jahr 1973 begannen die Großgrundbesitzer, versteckte paramilitärische Organisationen
aufzubauen, um die Anführer der Bauernkomitees, die mittlerweile schon als Guerilla
bezeichnet wurden, einzuschüchtern, zu verfolgen, zu töten. Die Massaker dieser Truppen
-40-
häuften sich in den folgenden Jahren, die Gewalt nahm zu, selbst die Polizei war auf der
Seite der Großgrundbesitzer. „Die Großgrundbesitzer richteten sogar eigene Gefängnisse
auf ihren Fincas ein, wo sie Bauern einsperrten und folterten.“
Catalina erlebte all diese Massaker hautnah. 1974 wurde einer ihrer Freunde vor ihren
Augen erschossen, und auch für sie wurde die Situation zunehmend gefährlicher, da sie
ebenfalls wegen ihres Engagements für die Bauern von den Paramilitärs gesucht wurde.
Trotz ihrer Flucht in eine andere Provinz wurde sie aufgespürt und entführt. Dem Tod
entkam sie nur knapp, da 3500 Demonstranten der Regierung ein Ultimatum stellten und
ihre Freilassung erzwangen.
Bereits nach Europa geflüchtete Mitglieder ihrer Organisation schickten Catalina Geld für
den Pass und die Flucht, 1988 sandte ihr amnesty international schließlich die notwendigen
Papiere und das Flugticket. Obwohl sie sich lange geweigert hatte, nach Europa zu gehen,
flüchtete sie nun doch gemeinsam mit ihrem damals sechs Jahre alten Sohn nach
Österreich, wo sie bereits nach 2 Monaten politisches Asyl erhielt.
Die erste Zeit hier war besonders schwer für sie. „Ich hatte kein Geld für eine eigene
Wohnung oder einen Deutschkurs, ich hatte keine Arbeit, und ständig bekam ich
Nachrichten aus Kolumbien, dass wieder jemand aus meinem Bekanntenkreis ermordet
worden war oder verschwunden ist.“
Nach einem einjährigen Deutschkurs an der VHS bekam sie eine Anstellung in der Fabrik
von Eduscho. Gemeinsam mit dem nachgereisten Vater ihres Sohnes, einem Musiker, trat
sie auf dem Donauinselfest, dem Volksstimmenfest, bei Südwind oder im Augarten auf
oder verdiente etwas Geld mit dem Verkauf typisch kolumbianischen Essens.
Trotz der bereits nach 4 Jahren erhaltenen Staatsbürgerschaft hatte sie große Schwierigkeiten in der Arbeit und wurde wegen ihrer mangelnden Deutschkenntnisse gemobbt. Als
sie krank wurde, verlor sie ihre Anstellung. Auch an ihrer nächsten Arbeitsstelle als
Reinigungskraft im Rathaus wurde sie wegen ihrer ausländischen Herkunft oft schlecht
behandelt, sodass sie nach 5 Jahren kündigte. Nach einer Ausbildung als Heimhilfe
arbeitete sie die letzten sechs Jahre bei der Caritas, doch auch dort erlebte sie Mobbing.
Seit Jänner 2009 in Pension, engagiert sie sich aber noch immer in Projekten für
Kolumbien, bei den katholischen Frauen, teilt Essen für Obdachlose aus usw.
Für immer hier in Österreich zu bleiben, kann sie sich auch nach der langen Zeit hier nicht
vorstellen, sondern wünscht sich, wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Trotz der vielen
-41-
Dinge, die ihr dort angetan wurden, fühlt sie sich Kolumbien sehr verbunden und hat das
Land in den letzten Jahren auch einige Male in den Ferien besucht.
(nach einem Interview am 31.1.2009)
5.3. Moises Hernandez Pérez
Wieder andere Gründe für die Migration hatte Moises Hernandez Pérez, ein 36-jähriger
Kubaner aus Havanna, der erst vor einem Jahr nach Österreich kam.
Sein Vater ist Personalchef einer Baufirma in Kuba, aber Moíses wohnte seit dem Alter
von 13 Jahren allein mit seinen 5 jüngeren Geschwistern und musste damals schon die
Rolle des Familienoberhaupts übernehmen.
Er absolvierte die 12 Jahre Schulpflicht in Kuba und anschließend in 5 Jahren drei
verschiedene Ausbildungen: als Touristenanimateur, für Öffentlichkeitsarbeit und als
Bäcker und Konditor. „In Kuba ist die Ausbildung sehr gut, alles wird vom Staat bezahlt.
Die Leute werden sogar dazu ermutigt, möglichst viel zu studieren, und 60% des
Staatsbudgets fließen in Bildung und Gesundheit.“
Obwohl Moises sehr an seiner Heimat hängt, beschloss er, diese zu verlassen, als er in
Kuba die Bekanntschaft einer Österreicherin machte und sich ihm die Möglichkeit bot, mit
ihr hierher zu kommen. Um Kuba zu verlassen, braucht man allerdings eine
Ausreisegenehmigung und muss mindestens ein Mal im Jahr ins Land zurückkehren.
Daher war Moises in dem einen Jahr schon zwei Mal auf Besuch in der Heimat.
In Wien fand er nach circa zwei Monaten eine Anstellung als Lagerarbeiter, die er einige
Monate später für einen Job als Kellner in einer lateinamerikanischen Bar aufgab.
Die größten Schwierigkeiten bereiteten ihm Gesprächssituationen, da er die deutsche
Sprache noch immer nicht beherrscht. Englisch spricht er dafür sehr gut.
Er plant noch ein bis zwei Jahre in Österreich zu bleiben, dann aber nach Kuba
zurückzukehren, da es ihm sehr schwer fällt, sich hier einzuleben.
(nach einem Interview am 28.12.2009)
-42-
Zusammenfassung
Migration ist ein zentrales Thema in Lateinamerika, das Millionen von Familien betrifft.
Tausende Menschen treffen jährlich die sicher nicht leichte Entscheidung, ihre Heimat zu
verlassen und ihr Glück im Ausland zu suchen - weil sie sich ein besseres Leben erhoffen
oder weil sie keine andere Möglichkeiten sehen, ihre Angehörigen in der Heimat zu
erhalten.
Während den Großteil der lateinamerikanischen Migration die Binnenmigration ausmacht,
ist als Grund für die Wahl eines industrialisierten Ziellandes die geographische Nähe
(USA) ebenso bedeutend wie möglichst geringe Differenzen der Kultur, der Mentalität und
der Formen des sozialen Kontaktes (Spanien).
Doch kaum ein Migrant aus dieser Region wandert für immer aus, meist ist der Aufenthalt
im Ausland nur für einen bestimmten Zeitraum vorgesehen.
Vor allem in persönlichen Kontakten mit Lateinamerikanern wurde mir klar, wie sehr diese
an ihren Heimatländern hängen, und von allen Immigranten, mit denen ich in Wien
gesprochen habe, bekam ich auf die diesbezügliche Frage die klare Antwort, dass sie auf
jeden Fall wieder in ihr Herkunftsland zurückkehren wollen. Dieser Eindruck deckt sich
mit den Statistiken, nach denen beispielsweise 80% der lateinamerikanischen Einwanderer
in den USA nach einiger Zeit wieder in die Heimat gehen.
Auf Grund der wichtigen wirtschaftlichen Rolle der Migranten in den Herkunftsländern
und in den Zielländern erwarte ich für die nächsten Jahre leider keine allzu großen
Bemühungen der Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft, Lösungen zu finden, um
diesen Menschen (die mit ihren persönlichen Schicksalen hinter all den Zahlen der
Statistiken stehen) bessere Zukunftsaussichten zu ermöglichen.
-43-
Quellenverzeichnis
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Abb.5 aus: Vicente Torrado, Trinidad (2006): La inmigración latinoamericana en España.
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Desarrollo: Washington,D.C.
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Mittelamerika. In: Geographische Rundschau 59, Heft 1
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Abb.12 aus: Wikipedia: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Bild:Us-mexicoborder.jpg&filetimestamp=20060518033711, 5.1.2009
Abb.13 aus: http://floresiste.files.wordpress.com/2008/06/frontera-ee-uu-mexico.jpg
Abb.14 aus: http://muyinteresante.com.mx/wpcontent/uploads/2008/10/234829_00e618b105.jpg
Abb.15 aus: http://www.gbw.com.mx/__pap/asakhira/2005_09/fronteramexico.jpg
Abb.16 aus: http://www.noticiasdealava.com/ediciones/2006/05/19/politica/espanamundo/fotos/2083761.jpg
Abb.17 aus: Scharl, Peter (2007): Vamos al norte! Migration aus Mittelamerika in die
USA. In: Geographische Rundschau 59/2007, Heft 1, S.28-34
-47-
Erklärung
Ich, Tamara Artacker, erkläre hiermit, dass ich für meine Arbeit keine anderen als die von
mir angeführten Quellen und Hilfsmittel benutzt habe.
Wien, 12.2.2009,
-48-
ARBEITSPROTOKOLL
F B A Tamara Artacker
8A 2008/09
September 2008 Nach meinem elfmonatigen Schüleraustauschaufenthalt in Ecuador
bespreche ich mit meinem GWK-Lehrer Möglichkeiten meine
Erfahrungen in einer Fachbereichsarbeit einbringen zu können.
Wir besprechen verschiedene Fragestellungen
Letztlich kristallisiert sich das vorliegende Thema heraus
und wir grenzen die Fragestellung ein
Ich erstelle dazu eine Grobgliederung.
Oktober 2008
Ich beginne mit ersten Recherchen in der GWK-Sammlung
und Bibliothek
Wir besprechen anhand eines Formblatts den Umgang mit Zitierregeln.
Daneben recherchiere ich auch im Internet. Dabei kommen mir meine
im letzten Schuljahr erarbeiteten Spanischkenntnisse zu Gute.
Besuch des Lateinamerika-Instituts, 1090 Wien
Okt./Nov. 2008 In den Pausen nach den GWK-Stunden kläre ich
kleinere Fragen zur Literatur mit meinem GWK-Lehrer.
November 2008
In der schulautonomen Herbstferienwoche verfasse ich
die ersten Entwürfe von zwei Kapiteln.
Ich lege sie meinem GWK-Lehrer vor.
Danach kurze Besprechung, insbesondere formaler Kriterien.
Dezember 2008
Ich verfasse Entwürfe von allen Kapiteln und schreibe eine erste
Fassung zweier Kapitel.
Schon vor den Weihnachtsferien nehme ich Kontakt mit lateinamerikanischen Migranten in Wien auf
und führe in den Ferien das erste Interview.
Jänner 2009
Ich schreibe eine erste Fassung der weiteren Kapitel. –
bespreche den Einbau von Grafiken
und Quellenmaterial mit meinem GWK-Lehrer.
Ich führe zwei Interviews mit kolumbianischen Einwanderern.
Ich beginne, die Endfassung zu schreiben.
Februar 2009
In den Semesterferien überarbeite ich die Kapitel
und erstelle eine Endfassung.
Ich schließe die Arbeit am 11.2.2009 ab.
-49-

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