„Einfluss der Nadelung der Akupunkturpunkte Pc6 und He7 auf die

Transcrição

„Einfluss der Nadelung der Akupunkturpunkte Pc6 und He7 auf die
Klinisches Department für Kleintiere und Pferde
der Veterinärmedizinischen Universität Wien
(Departmentsprecher: o. Univ. Prof. Dr. med. vet. Tzt. Johann G.
Thalhammer)
EINFLUSS DER NADELUNG DER AKUPUNKTURPUNKTE
PERIKARDIUM 6 UND HERZ 7 AUF DIE
HERZFREQUENZVARIABILITÄT
DIPLOMARBEIT
zur Erlangung der Würde einer
MAGISTRA MEDICINAE VETERINARIAE
der Veterinärmedizinischen Universität Wien
Vorgelegt von
Anne-Marie Schmitt
Wien, im Oktober 2011
1
Betreuer
o. Univ. Prof. Dr. Johann G. Thalhammer
Gutachterin
Dr. Marion Müller
2
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung und Fragestellung................................................................... 8
1.1 Einleitung.......................................................................................... 8
1.2 Herzfrequenzvariabilität .................................................................. 11
1.2.1 Regulation der Herztätigkeit ..................................................... 11
1.2.2 Elektrokardiogramm ................................................................. 12
1.2.3 Definition und Analyse der Herzfrequenzvariabilität ................ 14
1.3 Akupunktur ..................................................................................... 17
1.3.1 Traditionelle Chinesische Medizin ........................................... 17
1.3.2 Akupunkturpunkte und Meridiane ............................................ 20
1.3.3 Instrumentarium und Technik der Akupunktur ......................... 22
1.3.4 Neurophysiologische Mechanismen der Akupunktur ............... 27
1.4 Elektroakupunktur .......................................................................... 29
1.5 Placeboakupunktur ......................................................................... 31
1.5.1 Definition Placebo und Placeboeffekt ...................................... 31
1.5.2 Placeboeffekt bei Tieren .......................................................... 31
1.5.3 Placeboakupunktur: Arten und Technik ................................... 33
1.6 Akupunkturpunkt Perikardium 6 ..................................................... 34
1.7 Akupunkturpunkt Herz 7 ................................................................. 37
1.8 Fragestellung.................................................................................. 39
2. Material und Methode .......................................................................... 39
2.1 Patienten ........................................................................................ 39
2.2 Elektrokardiogramm ....................................................................... 40
2.3 Vorbereitung ................................................................................... 41
2.4 Akupunktur ..................................................................................... 43
2.5 Elektroakupunktur .......................................................................... 43
2.6 Messungen ..................................................................................... 44
3 Ergebnisse ............................................................................................ 46
4 Diskussion............................................................................................. 49
4.1 Individuelle Reaktionen .................................................................. 49
4.2 Kritische Betrachtung der Ergebnisse ............................................ 50
4.3 Akupunktur als Placebo? ................................................................ 54
3
4.5 Einfluss des Versuchsaufbaus ....................................................... 56
4.6 Zukunftsperspektiven ..................................................................... 58
5 Zusammenfassung ............................................................................... 60
6 Extended Summary .............................................................................. 62
7 Literaturverzeichnis ............................................................................... 63
4
Abkürzungsverzeichnis
AMI
akute myokardiale Ischämie
EAP
Elektroakupunktur
EKG
Elektrokardiogramm
HF
High Frequency
HR
Herzfrequenz
HRV
Herzfrequenzvariabilität
He
Herz
LF
Low Frequency
LVSP
systolischer Druck des linken Ventrikels
M
Musculus
ms
Millisekunden
N
Nervus
NN50
Anzahl der Paare benachbarter RR-Intervalle, die
mehr als 50 ms voneinander in der gesamten
Aufzeichnung abweichen
Pe
Pericardium
pNN50
Prozentsatz der RR-Intervalle mit mindestens 50 ms
Abweichung vom vorausgehenden Intervall
RMSSD
Quadratwurzel des quadratischen Mittelwertes der
Summe aller Differenzen zwischen benachbarten RRIntervallen
RR-Intervalle
Schlag-zu-Schlag-Intervalle
SDANN
Standardabweichung
des
Intervalle
Fünf-Minuten
in
allen
Mittelwertes
der
Aufzeichnung
SDNN
Standardabweichung aller RR-Intervalle
TENS
Transkutante elektrische Nervenstimulation
VLF
Very Low Frequency
5
der
RR-
gesamten
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Ablauf der Messungen von HAKER et al. (2000) ........................... 9
Abb. 2: Ausbreitung der Erregung im Herzen und Entstehung der
einzelnen Wellen und Zacken im EKG ..................................................... 13
Abb. 3: Nomenklatur im EKG ................................................................... 14
Abb. 4: Meridianumläufe des Hundes ...................................................... 21
Abb. 5: Die neun antiken chinesischen Metallnadeln ............................... 23
Abb. 6: Prinzipieller Aufbau einer Akupunkturnadel ................................. 24
Abb. 7: Verschiedene Ausführungen von Akupunkturnadeln ................... 25
Abb. 8: Perikard-Meridian ........................................................................ 35
Abb. 9: Herz-Meridian .............................................................................. 37
Abb. 10: EKG-Gerät Televet 100 ............................................................. 41
Abb. 11: EKG-Elektrode F-55 .................................................................. 41
Abb. 12: Platzierung der EKG-Elektroden und des EKG-Gerätes............ 42
Abb. 13: Liegende Position des Hundes während der Messung .............. 42
Abb. 14: Elektroakupunkturgerät High-Frequency Electronic
Acupunctoscope WQ-6F .......................................................................... 43
Abb. 15: Ablauf der Messung des Kontrollversuchs................................. 44
Abb. 16: Ablauf der Messung des Versuchs A ......................................... 45
Abb. 17: Ablauf der Messung des Versuchs E ......................................... 45
Abb. 18: Werte der Standardabweichung aller RR-Intervalle (SDNN) der
drei verschiedenen Versuche................................................................... 48
Abb. 19: Werte der Quadratwurzel des quadratischen Mittelwertes der
Summe aller Differenzen zwischen benachbarten RR-Intervallen (RMSSD)
der drei verschiedenen Versuche ............................................................ 49
6
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Maße der Zeitreihenanalyse der Herzfrequenzvariabilität............ 16
Tab. 2: In die Studie aufgenommene Hunde ........................................... 40
Tab. 3: Standardabweichung aller RR-Intervalle (SDNN) und
Quadratwurzel des quadratischen Mittelwertes der Summe aller
Differenzen zwischen benachbarten RR-Intervallen (RMSSD) des
Kontrollversuchs ...................................................................................... 46
Tab. 4: Standardabweichung aller RR-Intervalle (SDNN) und
Quadratwurzel des quadratischen Mittelwertes der Summe aller
Differenzen zwischen benachbarten RR-Intervallen (RMSSD) des
Akupunktur-Versuchs............................................................................... 47
Tab. 5: Standardabweichung aller RR-Intervalle (SDNN) und
Quadratwurzel des quadratischen Mittelwertes der Summe aller
Differenzen zwischen benachbarten RR-Intervallen (RMSSD) des
Elektroakupunktur-Versuchs .................................................................... 47
7
1 Einleitung und Fragestellung
1.1 Einleitung
Akupunktur ist eine der bekanntesten Formen der Komplementärmedizin
und kann für die Behandlung einer Reihe von Krankheitszuständen
verwendet
werden.
Es
wird
vermutet,
dass
Akupunktur
einen
modulierenden Effekt auf das autonome Nervensystem des Körpers hat.
Zur Messung dieses Effektes kann die Herzfrequenzvariabilität (HRV)
herangezogen werden. Die Analyse der HRV wurde in letzter Zeit
vermehrt
als
Nervensystems
sensibler
genutzt
Index
(LEE
für
et
die
al.
Aktivität
2010).
Die
des
autonomen
im
Folgenden
beschriebenen Studien geben einen Einblick in die bereits bestehenden
Forschungen zum Thema Einfluss der Akupunktur auf die HRV.
GAO et al. (2009) untersuchten die Auswirkungen von Elektroakupunktur
(EAP)
verschiedener
Akupunkturpunktgruppen
auf
den
mittleren
arteriellen Blutdruck und die Herzfrequenz bei 70 Ratten mit Hypotension.
Während der 30 minütigen EAP wurden der mittlere arterielle Blutdruck,
die Herzfrequenz und das Elektrokardiogramm (EKG) erfasst. Aus dem
aufgezeichneten EKG errechnete man die very low frequency (VLF), low
frequency (LF) und high frequency (HF) Komponenten der HRV (GAO et
al. 2009). HF ist Folge der parasympathischen Aktivität im Sinusknoten,
während LF hauptsächlich Folge der sympathischen Modulation ist. Für
VLF gibt es noch keine endgültige physiologische Interpretation (WEHR
2001). Im Vergleich zur Kotrollgruppe stiegen der mittlere arterielle Druck
und die Herzfrequenz bei den Gruppen mit Akupunktur der Punkte
Perikardium 6 und 7 und Gallenblase 37 und 39 signifikant an. Ebenso
erhöhten sich die Komponenten der Herzfrequenzvariabilität LF, LF/HF
und VLF signifikant. Dies deutet darauf hin, dass EAP der Punkte
Perikardium 6 und 7 und Gallenblase 37 und 39 eine bessere Wirkung auf
die Aktivität der sympathischen und parasympathischen Nerven aufweist
als die EAP der anderen untersuchten Punkte (GAO et al. 2009).
8
Ziel einer Studie von HAKER et al. (2000) war es, zu untersuchen, wie
Akupunktur der Punkte Leber 4 und Lunge 1 das sympathische und
parasympathische Nervensystem bei gesunden Menschen beeinflusst.
Dabei wurden zwölf Freiwillige, sechs weibliche und sechs männliche
Probanden, im Durchschnittsalter von 34,4 Jahren für das Experiment
ausgewählt. Jeder Proband durchlief drei Versuche, ein Versuch mit
Akupunktur des Punktes Lunge 1, einer mit Akupunktur des Punktes
Leber 4 und einen Placeboakupunktur-Versuch. Bei allen Freiwilligen
wurde eine EKG- und Blutdruckmessung durchgeführt (Abb.1). Aus dem
EKG konnten die LF- und HF-Komponenten der HRV errechnet werden.
Die HF-Komponente spiegelte hierbei die parasympathische, die LFKomponente die sympathische und parasympathische Aktivität wieder.
EKG-Aufzeichnung, Blutdruckmessung
Während Akupunktur
(Stimulation)
15 min
Nach Akupunktur (poststimulatorische Periode)
60 min
Abb. 1: Ablauf der Messungen von HAKER et al. (2000)
Die Stimulation des Punktes Lunge 1 bewirkte während (15 min) und nach
der
Stimulation
(60
min)
einen
signifikanten
Anstieg
der
parasympathischen Aktivität. Die Akupunktur des Punktes Leber 4
bewirkte während und nach der Stimulation einen signifikanten Anstieg
der sympathischen und parasympathischen Aktivität. Ebenso konnte am
Ende der post-stimulatorischen Periode eine signifikante Erniedrigung der
Herzfrequenz festgestellt werden. Beim Placeboakupunktur-Versuch
zeigten sich während der Stimulation keine Veränderungen. Während der
post-stimulatorischen Periode von 60 min bemerkte man eine balancierte
Erhöhung in sympathischer und parasympathischer Aktivität. Fazit von
HAKER et al. (2000) war, dass Akupunktur mit den Veränderungen in HFund LF-Komponenten der HRV in Zusammenhang steht und somit das
autonome Nervensystem beeinflusst.
9
LEE et al. (2010) suchten in der Literatur nach Studien, die die Wirkung
von Akupunktur auf die Herzfrequenzvariabilität (HRV) analysieren. Dabei
wurden zwölf Studien, die bis zum Oktober 2009 veröffentlicht wurden,
verglichen. Fünf randomisierte klinische Studien zeigten signifikante
Unterschiede in der HRV zwischen Patienten, die mit Akupunktur und
Placeboakupunktur behandelt wurden. In diesen fünf Versuchen wurden
Menschen mit leichten depressiven Störungen, Angststörungen und
Migräne, gesunde Probanden unter Stressbedingungen, wie zum Beispiel
nach dreistündiger Autofahrt, und völlig gesunde Patienten untersucht.
Letztlich gab es variable Ergebnisse und keine klaren Beweise dafür, dass
Akupunktur spezifische Effekte auf die HRV hat. Deshalb sind weitere
Forschungen zur Gewinnung gesicherter Erkenntnisse gerechtfertigt.
Die Ergebnisse der beschriebenen Studien weisen auf einen positiven
Effekt der Akupunktur auf die Herzfrequenzvariabilität und somit auf das
autonome Nervensystem hin. Allerdings fehlen nach wie vor Studien, die
diese Wirkung objektiv, mittels Elektrokardiogramm (EKG)-Messung bei
Tieren, belegen. Da Tiere unter Allgemeinanästhesie immer wieder
Probleme mit verminderter Herzfrequenz, Hypotension oder Hypertension
zeigen, wäre die Validierung der Akupunktur von großer Wichtigkeit für
den Anästhesisten. Wie die Studien von JEN-HSOU et al. (2008) und
GAO
et
al.
(2009)
zeigten,
kann
Akupunktur
diesen,
oft
anästhesiebedingten, Problemen entgegenwirken.
In einer weiteren Untersuchung von BÄCKER et al. (2008) erzielte man
durch Akupunktur eine 50 prozentige Besserung der Schmerzen bei
Migräne-Patienten. Bei den Komponenten der HRV zeigten sich eine
Erniedrigung
der
LF-
und
unterschiedliche
Effekte
auf
die
HF-
Komponente. Somit könnte Akupunktur auch bei Tieren mit akuten oder
chronischen Schmerzen eingesetzt werden.
Akupunktur könnte ebenso zur Beruhigung der Tiere in Stresssituationen,
wie zum Beispiel bei der tierärztlichen Untersuchung, nützlich sein. Einen
10
Effekt der Akupunktur bei Patienten mit Angststörungen konnten
AGELINK et al. (2003) nachweisen.
Zur Überprüfung ob Akupunktur und Elektroakupunktur der Punkte
Perikardium 6 (Pe6) und Herz 7 (He7) bei gesunden Hunden einen
Einfluss auf die Herzfrequenzvariabilität haben, wurde diese hier
beschriebene Studie initiiert.
1.2 Herzfrequenzvariabilität
1.2.1 Regulation der Herztätigkeit
Das Herz vermag sich sehr schnell an unterschiedliche körperliche
Belastungen
anzupassen.
Dieser
Anpassungsprozess
wird
von
extrakardialen Signalen ausgelöst und von intrakardialen Mechanismen
verwirklicht. Ein intrakardialer Regulationsmechanismus ist der FrankStarling-Mechanismus.
Dieser
erlaubt
es
dem
Herzen,
seine
Pumpeigenschaften an wechselnde äußere Bedingungen anzupassen.
Bei erhöhter Vorlast (zunehmendem enddiastolischem Druck) werden die
Vorkammer und die Kammer stärker gefüllt und gedehnt. Das Herz
antwortet auf diese Dehnung mit einer stärkeren Kontraktion und einem
größeren Schlagvolumen. Bei einer erhöhten Nachlast nimmt die
Kammerfüllung ebenfalls zu und das Herz pumpt bei gleicher Frequenz
genau so viel Blut wie vorher, allerdings mit erhöhtem Druck. Typisch für
diese Art der Anpassung ist die konstante Herzfrequenz. Somit spielt der
Frank-Starling-Mechanismus bei der Anpassung an körperliche Arbeit
keine Rolle. Für diese Anpassung sind die extrakardialen Regulationen
von Bedeutung. Die von extrakardial kommenden Signale beeinflussen die
Schlagfrequenz (chronotrope Wirkung), die Kontraktionskraft (inotrope
Wirkung) und die Geschwindigkeit der atrioventrikulären Erregungsleitung
(dromotrope Wirkung). Diese extrakardialen Mechanismen werden durch
das vegetative Nervensystem und Hormone des Nebennierenmarks
gesteuert.
Sympathische
Reize
11
wirken
dabei
stimulierend,
parasympathische
inhibierend.
Überträgerstoffe
der
sympathischen
Fasern sind hauptsächlich Noradrenalin und in geringerem Umfang
Adrenalin. Die parasympathischen Fasern besitzen den Überträgerstoff
Acetylcholin. Der Parasympathikus wirkt direkt negativ chronotrop, inotrop
und dromotrop auf das Herz. Gleichzeitig dämpft er durch präsynaptische
Hemmung
den
Einfluss
des
Parasympathikus
wirken
die
Sympathikus.
Im
Gegensatz
Sympathikusstimulation
oder
zum
die
Hormonausschüttung aus dem Nebennierenmark auf das Herz positiv
chronotrop, inotrop, lusitrop (erschlaffend) und dromotrop. Das durch den
Sympathikus stimulierte Herz wird besonders effektiv parasympathisch
gehemmt. Somit kann das Herz seine Leistung durch extrakardiale
Einflüsse an körperliche Belastungen anpassen (HARMEYER 2005).
Zur
Messung
dieser
extrakardialen
Regulation
wird
die
Herzfrequenzvariabilität (HRV) herangezogen. Über die verschiedenen
Parameter
der
HRV
kann
zwischen
sympathischem
und
parasympathischem Einfluss unterschieden werden. Zur Berechnung
dieser Parameter ist die Aufzeichnung eines Elektrokardiogramms (EKG)
nötig.
1.2.2 Elektrokardiogramm
Im Elektrokardiogramm (EKG) kommen Potenzialdifferenzen elektrischer
Ströme, speziell die Aktionsströme des schlagenden Herzens, zum
Ausdruck. Die Herzstromkurve ist abhängig vom Weg, den die Erregung
zwischen ihrem Bildungsort, dem Sinusknoten und der Herzspitze
zurücklegt (NÖRR 1922). Die Amplitude der elektrischen Signale wird in
Millivolt und ihre Dauer in Sekunden angegeben. Das EKG kann
Informationen über die Herzfrequenz, den Herzrhythmus und die
intrakardiale Erregungsleitung liefern. Unter physiologischen Bedingungen
dient der Sinusknoten als Schrittmacher für die elektrischen Potenziale am
Herzen.
Die
Ausbreitung
der
Erregung
erfolgt
über
das
Reizleitungssystem. Die EKG-Wellen und Zacken entstehen durch die De-
12
und folgende Repolarisation der Herzmuskelzellen (WARE 2006). Die
einzelnen
Ausschläge
Funktionszustände
der
des
EKGs
Herzaktion
und
kennzeichnen
werden
mit
bestimmte
Buchstaben
charakterisiert (HARMEYER 2005). Die P-Welle entspricht einem Vorgang
an den Vorkammern, während der QRS-Komplex und die T-Welle einem
Vorgang an den Kammern entsprechen (NÖRR 1922).
Abb. 2: Ausbreitung der Erregung im Herzen und Entstehung der
einzelnen Wellen und Zacken im EKG (BAATZ 2002, Schattauer GmbH)
Die P-Welle ist nach oben gerichtet und entsteht während der
Depolarisation der Vorkammern. Zwischen den Punkten P und Q (PQStrecke) verläuft die EKG-Kurve in der Nähe der Nulllinie. Das
Aktionspotenzial der Vorkammermuskulatur hat die Plateauphase erreicht
und die Erregung gelangt von den Vorkammern in die Kammern. Nun
schließt sich der QRS-Komplex an. Dieser ist Ausdruck der Depolarisation
der Kammern. Die Erregung läuft vom Atrioventrikular-Knoten zunächst
13
gebündelt in Purkinjefasern auf der linken Seite des Kammerseptums und
dann in der Muskulatur zurück in Richtung Basis. Daraus resultiert die
negative Q-Zacke. Während der positiven R-Zacke wird die übrige
Kammermuskulatur von der Basis her in Richtung Spitze depolarisiert.
Nun erreicht die Erregung, von der Spitze kommend, Muskelpartien im
basalen Bereich der rechten Kammer. Dies äußert sich in der negativen SZacke. Im ST-Intervall ist das Ventrikelmyocard vollständig erregt und die
EKG-Kurve läuft wieder auf der Nulllinie. Die positive T-Zacke am Ende
des EKGs repräsentiert die Repolarisation der Kammern (Abb.2&3)
(HARMEYER 2005).
Abb. 3: Nomenklatur im EKG (BAATZ 2002, Schattauer GmbH)
Die Erregung des Herzens zeigt einen individuell gleich bleibenden Ablauf
und erzeugt daher ein gleichbleibendes elektrokardiales Bild (BAATZ
2002).
Für die Berechnung der Herzfrequenzvariabilität werden die Abstände in
Millisekunden zwischen den oben beschriebenen R-Zacken zweier
Herzschläge genutzt.
1.2.3 Definition und Analyse der Herzfrequenzvariabilität
Unter Herzfrequenzvariabilität (HRV) versteht man Schwankungen der
Herzfrequenz innerhalb kurzer Zeiträume. Die HRV wird vom autonomen
Nervensystem, von der Atmung, von emotionalen und physiologischen
14
Belastungen, von der Barorezeptorfunktion (Herz, Gefäße) und dem
Zentralnervensystem beeinflusst (LÖLLGEN et al. 2010). Es wird
angenommen, dass hauptsächlich die auf das Herz wirkende Aktivität des
sympathischen und parasympathischen Nervensystems für die Schlag-zuSchlag-Schwankungen und damit für den Herzzyklus verantwortlich ist.
Durch die Untersuchung der HRV kann somit indirekt die SympathikusParasympathikus Interaktion gemessen werden (WEHR 2001).
Ausgangspunkt der Analyse der HRV ist der Abstand zweier aufeinander
folgender Schlag-zu-Schlag-Intervalle (RR-Intervalle) im EKG. Es werden
Zeitreihen aus dem EKG erzeugt, deren periodische Änderungen sich im
Zeit- und Frequenzbereich berechnen lassen (TASK FORCE 1996).
Bei der Zeitreihenanalyse der HRV werden die Intervalle der Herzaktionen
über die Zeit gemessen und daraus Mittelwerte, Standardabweichung und
andere
Parameter
ermittelt
(LÖLLGEN
1999).
Eine
einfach
zu
berechnende Variable ist die Standardabweichung aller RR-Intervalle
(SDNN). Die SDNN gibt all die zyklischen Bestandteile wieder, die für die
Variabilität während der Messung zuständig sind. Das heißt die Variable
SDNN integriert sowohl kurz- als auch langfristige Schwankungen (TASK
FORCE 1996). Je größer die Variabilität aller RR-Intervalle ist, desto
größer ist die SDNN (LÖLLGEN 1999). Als weitere wichtige Variable ist
die Standardabweichung des Mittelwertes der RR-Intervalle in allen fünf
Minuten der gesamten Aufzeichnung (SDANN) zu erwähnen. Die SDANN
repräsentiert die Standardabweichung der Mittelwerte der RR-Abstände
der aufeinanderfolgenden fünf Minuten Abschnitte. Durch diese Art der
Mittelung werden kurzfristige Schwankungen mit einer Periodendauer von
weniger als fünf Minuten unterdrückt. Daher erfasst das Maß SDANN vor
allem langfristige, niederfrequente Schwankungen.
Die meistgenutzten Variablen, abgeleitet aus den Differenzen der
Intervalle, sind die Quadratwurzel des quadratischen Mittelwertes der
Summe
aller
Differenzen
zwischen
benachbarten
RR-Intervallen
(RMSSD), die Anzahl der Paare benachbarter RR-Intervalle, die mehr als
50 Millisekunden (ms) voneinander in der gesamten Aufzeichnung
15
abweichen (NN50), und der Prozentsatz der Intervalle mit mindestens 50
ms Abweichung vom vorausgehenden Intervall (pNN50). All diese
Messgrößen bewerten kurzfristige also hochfrequente Schwankungen der
HRV und sind folglich stark korreliert (TASK FORCE 1996).
Die Maße der Zeitreihenanalyse der HRV sind in der folgenden Tabelle
zusammengefasst:
Variable Einheit Definition
SDNN
ms
Standardabweichung aller RR-Intervalle
SDANN
ms
Standardabweichung
Intervalle
in
allen
des
fünf
Mittelwertes
Minuten
der
RR-
der gesamten
Aufzeichnung
RMSSD
ms
Quadratwurzel des quadratischen Mittelwertes der
Summe aller Differenzen zwischen benachbarten RRIntervallen
NN50
ms
Anzahl der Paare benachbarter RR-Intervalle, die
mehr als 50 ms voneinander in der gesamten
Aufzeichnung abweichen
pNN50
%
Prozentsatz der Intervalle mit mindestens 50 ms
Abweichung vom vorausgehenden Intervall
Tab. 1: Maße der Zeitreihenanalyse der Herzfrequenzvariabilität
Durch die Spektralanalyse wird die HRV als Funktion der Frequenz
abgeschätzt. Diese ist durch drei Hauptkomponenten charakterisiert: very
low frequency (VLF) im Frequenzbereich von 0-0,03 Hz, low frequency
(LF) im Frequenzbereich von 0,04-0,15 Hz und high frequency (HF) im
Frequenzbereich von 0,15-0,45 Hz. HF ist Folge der parasympathischen
Aktivität
im
Sinusknoten,
während
LF
hauptsächlich
Folge
der
sympathischen Modulation ist. Für VLF gibt es noch keine endgültige
physiologische
Interpretation
(WEHR
2001).
Das
Herz ist
umso
anpassungsfähiger, je besser es die sympathische und parasympathische
16
Aktivität im ausgeglichenen Verhältnis nutzen kann. Das Verhältnis LF/HF
und somit das Verhältnis zwischen Sympathikus und Parasympathikus
liegt bei 1,5 bis 2,0 in der Norm. Bei höheren Werten überwiegt die
Aktivität des sympathischen Nervensystems (POKAN et al. 2004).
1.3 Akupunktur
Akupunktur ist eine der bekanntesten Formen der Komplementärmedizin
und kann für die Behandlung einer Reihe von Krankheitszuständen
verwendet werden (LEE et al. 2010). Bei der Akupunktur werden Nadeln
in exakt lokalisierte Akupunkturpunkte eingestochen und für bestimmte
Zeit dort belassen (MATERN 2010). Obwohl die physiologischen
Mechanismen der Akupunktur noch nicht vollständig geklärt sind, wird
angenommen, dass die Akupunktur das autonome Nervensystem
moduliert und dadurch die Balance des körperlichen Metabolismus neu
belebt (LEE et al. 2010).
1.3.1 Traditionelle Chinesische Medizin
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird die Gesundheit als
Zustand der Harmonie zwischen dem Körper und seiner inneren und
äußeren
Umgebung
definiert.
Krankheiten
entstehen,
wenn
ein
Ungleichgewicht in der inneren Umgebung oder zwischen innerer und
äußerer Umgebung vorliegt. Wenn mehrere Faktoren zusammenkommen,
können
diese
den
homöostatischen
Mechanismus
des
Körpers
überlasten. Die Chinesen erklärten diese Beziehung mit der Yin-Yang
Theorie (LIMEHOUSE & TAYLOR-LIMEHOUSE 2009). Das ganze Sein
beruht auf Gegensätzen, die einerseits klar zu unterscheiden sind, sich
aber dennoch ergänzen (MÜLLER
2011). Yin und Yang stehen also
gleichzeitig im Gegensatz zueinander und sind voneinander abhängig. Yin
ist hierbei die passive oder negative, Yang die aktive oder positive Kraft.
Ein ausgeglichenes System besitzt gleiche Anteile von Yin und Yang.
Keine der beiden Kräfte kann isoliert existieren (LIMEHOUSE & TAYLOR17
LIMEHOUSE 2009). Ebenso ein Teil der chinesischen Philosophie ist der
Glaube, dass Substanz und Funktion des Körpers durch eine Kombination
von Lebenskräften entstehen und erhalten werden. Diese Substanzen des
Lebens sind die Essenz (Jing), das Blut (Xue), die Flüssigkeiten (JinYe),
die Lebenskraft (Qi) und der Geist (Shen) (SCHWARZ 2008). In der TCM
gibt es mehrere Systeme und Methoden für Diagnose und Behandlung.
Die wichtigsten sind die fünf Wandlungsphasen oder Elemente, die acht
Leitkriterien und die pathogenen Faktoren oder Krankheitsursachen
(LIMEHOUSE & TAYLOR-LIMEHOUSE 2009). Durch die Ähnlichkeiten
zwischen den Naturereignissen und den Vorgängen des Körpers
entwickelte sich das System der fünf Wandlungsphasen oder Elemente.
Diese fünf Elemente sind das Holz, das Feuer, die Erde, das Metall und
das Wasser. Jedem dieser Elemente wird ein Organsystem zugeordnet.
Um
das
harmonische
Ineinandergreifen
der
verschiedenen
Wandlungsphasen zu erklären, wurde ein komplexes System der
Kontrollen und der Förderung entwickelt. Neben dem mit den Meridianen
arbeitenden System der fünf Elemente, existiert das System der acht
Leitkriterien. Dieses befasst sich mit der Qualität, der Quantität und der
Lokalisation eines Problems (SCHWARZ 2008). Mit Hilfe der acht
Leitkriterien können Imbalancen von Yin und Yang erkannt werden. Die
acht Leitkriterien sind Yin und Yang, Innen und Außen, Kälte und Hitze,
Leere und Fülle. Yin und Yang beinhalten dabei als Oberbegriffe die
restlichen drei Unterkategorien (MÜLLER 2011). Yin und Yang, Kälte und
Hitze stellen die Qualität, Leere und Fülle die Quantität und Innen und
Außen die Lokalisation des Problems dar (SCHWARZ 2008). Ein weiteres
wesentliches Element der Chinesischen Medizin ist es, die Ursache für die
Disharmonie eines Patienten zu identifizieren. Hierbei unterscheidet man
innere,
äußere
und
andere
Krankheitsursachen.
Für
innere
Krankheitsursachen werden sieben Emotionen in Betracht gezogen: Zorn,
Traurigkeit, Sorge, Nachdenklichkeit, Freude, Angst, Schock. Äußere
Krankheitsursachen sind auf klimatische Bedingungen zurückzuführen:
Wind, Kälte, Sommer-Hitze, Feuchtigkeit, Trockenheit, Feuer. Als andere
18
Krankheitsursachen gelten: schwache Konstitution, Überanstrengung,
übermäßige sexuelle Aktivität, falsche Ernährung, Trauma, Parasiten,
Vergiftungen und falsche Behandlung (MACIOCIA 1994). Der Schlüssel
für eine erfolgreiche Behandlung liegt in der Fähigkeit zu erkennen,
welches der Systeme für die Störung der jeweiligen Patienten am besten
passt (LIMEHOUSE & TAYLOR-LIMEHOUSE 2009).
Die chinesische Diagnostik basiert auf dem grundlegenden Prinzip, dass
Symptome und Krankheitszeichen den Zustand der inneren Organe
widerspiegeln. Es wurde im Laufe der Jahrhunderte ein sehr komplexes
Entsprechungssystem zwischen äußeren Zeichen und den inneren
Organen aufgebaut. Dieser Idee entsprechend reflektiert beinahe alles
den Zustand der inneren Organe und kann daher diagnostisch verwertet
werden. Die chinesische Diagnostik umfasst vier Methoden: Sehen, Hören
und Riechen, Fragen, Fühlen (MACIOCIA 1994). Die Betrachtung des
Patienten in Ruhe und Bewegung kann wertvolle Rückschlüsse auf den
Energiefluss zulassen. In der Humanmedizin spielt die Gesichtsfarbe eine
entscheidende Rolle. In der Veterinärmedizin kann dafür die Farbe der
Maulschleimhaut, der Konjunktiven und Skleren wichtige Hinweise geben.
Die Zunge als sogenanntes Mikrosystem kann den Zustand des ganzen
Körpers wiederspiegeln. Weitere Mikrosysteme sind unter anderem
Ohren, Fußsohlen und Handflächen. Bei der Zungendiagnostik geben die
Farbe der Zunge, die Form des Zungenkörpers, die Beweglichkeit und der
Zungenbelag Hinweise auf Pathologien der einzelnen Organe (MÜLLER
2011). Beim Hören werden die Stimme, die Atmung und der Husten
beurteilt. Körpergeruch, Mundgeruch und Geruch von Harn und Kot
werden ebenfalls zur Diagnostik herangezogen. Die Befragung des
Patienten oder Patientenbesitzers ist ein sehr wichtiger Teil der Diagnostik
(MACIOCIA 1994). Die wichtigsten Fragen betreffen: Wärme- und
Kältebedürfnis, Durst und Trinken, Konsistenz von Kot und Harn sowie
das Schlafverhalten (MÜLLER 2011).
19
Die Diagnosemethode des Fühlens beinhaltet die Palpation von Puls,
Haut, Extremitäten, Thorax, Abdomen und Akupunkturpunkten. Die
Pulsdiagnose stellt dabei den wichtigsten Teil dieser Methode dar. Der
Puls vermittelt uns neben spezifischen Informationen auch ein Gesamtbild
des Organismus in Hinblick auf Qi, Blut und Yin und der Konstitution des
Patienten (MACIOCIA 1994). Es werden dabei in der TCM 28 Pulsformen
unterschieden. Die Pulsdiagnostik kann in der Veterinärmedizin nicht eins
zu eins übernommen werden. Dennoch kann die Qualität des Pulses
einen gewissen Aufschluss über die Art der Imbalance geben (MÜLLER
2011).
Bei
der
Palpation
von
Akupunkturpunkten
sind
Shu-
Zustimmungspunkte, Mu-Alarmpunkte, He-Untere Meer-Punkte und A-ShiPunkte von besonderer Relevanz (MACIOCIA 1994).
1.3.2 Akupunkturpunkte und Meridiane
Die Akupunkturpunkte sind bestimmte Orte entlang der Meridiane, an
denen
der
Hautwiderstand
durch
eine
höhere
Anzahl
von
Nervenendigungen und Kapillaren messbar erniedrigt ist (MATERN 2010).
Nach der Theorie der TCM kommuniziert jeder Akupunkturpunkt mit einem
Yin- oder Yang-Organ des Körpers und spiegelt den Zustand des Organs
wider. Die meisten Akupunkturpunkte befinden sich auf den Meridianen.
Diese sind die Meridianpunkte. Zusätzlich gibt es Punkte außerhalb der
Meridiane,
die
A-Shi-Punkte.
Es
gibt
zwölf
paarig
angelegte
Hauptmeridiane: Lungen-, Herz-, Perikard-, Dickdarm-, Dünndarm-,
Dreifacher Erwärmer-, Magen-, Blasen-, Gallenblasen-, Milz-, Nieren- und
Leber-Meridian. Daneben gibt es acht außerordentliche Gefäße, die nicht
direkt mit den Organen korrespondieren. Die bekanntesten sind das
Konzeptions- und das Lenkergefäß (HWANG & EGERBACHER 2009).
Auf jedem Meridian befinden sich besonders wichtige, therapeutisch
häufig eingesetzte und weniger wichtige Punkte. Besonders häufig werden
bestimmte Spezialpunkte als kybernetische Steuerpunkte verwendet, mit
denen Yin- und Yang-Störungen, Unter- oder Überfunktionen bzw. ein
20
erhöhter Parasympathikotonus oder Sympathikotonus beeinflussbar sind.
Dazu gehören Sedierungs-, Tonisierungs-, Quell-, Durchgangs-, Grenzund Kardinalpunkte. Außerdem gibt es Alarm- und Zustimmungspunkte,
Reunions-
und
Antike
Punkte.
Die
Zustimmungs-,
Quell-
und
Durchgangspunkte (Shu-, Yuan- und Lo-Punkte) werden hauptsächlich bei
chronischen
Erkrankungen
Facettendruckpunkte
(Mu-,
genadelt.
Xi-
und
Die
Alarm-,
Grenz-
Huatuojiaji-Punkte)
und
werden
vorwiegend bei akuten Störungen eingesetzt.
Zum Verständnis der Systematik der Punktkombinationen wie auch deren
Indikationen für organbezogene und gesamtorganismische Behandlungen
ist die Kenntnis der Meridiane unerlässlich. Meridiane sind fiktive Linien
zwischen Akupunktur-Loci ähnlicher therapeutischer Wirkung. Sie liegen
auf Bereichen der Körperoberfläche, die untereinander und mit inneren
Organen
sowohl
in
somatischer
als
auch
vegetativer
spinaler
Reflexbeziehung stehen. Die zwölf Hauptmeridiane stellen ein System von
gedachten Linien dar, die wie ein geordnetes Netzwerk den Körper
überziehen.
Abb. 4: Meridianumläufe des Hundes (MATERN 2010, Sonntag Verlag)
21
Nach der Vorstellung der TCM fließt die Lebensenergie Qi in dem
Meridiansystem in drei Teilkreisläufen (Abb.4). Alle drei Umläufe bestehen
aus vier verschiedenen Meridianen, wobei sich jeweils zwei auf der Yin(Innen-) und zwei auf der Yang- (Außen-) Seite befinden. Jeder Umlauf
beginnt und endet mit einem Yin-Meridian. Die Hauptmeridiane stellen ein
Verbindungssystem zwischen Yin-Yang, Unten-Oben, und Innen-Außen
dar. Sie stehen in enger wechselseitiger Beziehung zu den elf Organen
der TCM. Die sechs Yang-Organe sind die Hohlorgane Dickdarm, Magen,
Dünndarm,
Blase,
Dreifacher-Erwärmer
und
Gallenblase.
Die
parenchymatösen Organe Lunge, Milz, Herz (Perikard), Niere und Leber
sind die fünf Yin-Organe. Herz und Perikard werden als ein Funktionskreis
gesehen, obwohl es einen Herz- und einen Perikardmeridian gibt. Der
erste Meridianumlauf umfasst vier Meridiane, die in der Reihenfolge Lunge
(Yin), Dickdarm (Yang), Magen (Yang) und Milz (Yin) angeordnet sind. Der
zweite Umlauf besteht aus Herz (Yin), Dünndarm (Yang), Blase (Yang)
und Niere (Yin). Im dritten Meridianumlauf wird der Perikard- (Yin), der
Dreifache-Erwärmer-
(Yang),
der
Gallenblasen-
(Yang)
und
der
Lebermeridian (Yin) durchlaufen. Die zwei außerordentlichen Meridiane
Konzeptions-
und
Lenkergefäß
verlaufen
im
Gegensatz
zu
den
Hauptmeridianen unpaar in der vorderen oder hinteren Medianlinie des
Körpers. Sie enthalten viele wichtige Punkte, die einen regulatorischen
Einfluss auf die angestrebte Yin-Yang-Harmonie im Organismus haben.
Sie sind beide jedoch mit keinem inneren Organ direkt verbunden
(RICHTER & BECKE 1995).
1.3.3 Instrumentarium und Technik
Die ersten Metallnadeln, die in der Zeit der Han-Dynastie in Gebrauch
kamen, bestanden aus Gold, Silber oder Eisen und wurden in neun
verschiedenen Typen entwickelt. Die Nadelformen wurden für spezielle
Verwendungszwecke genutzt (Abb.5).
22
Abb. 5: Die neun antiken chinesischen Metallnadeln (RICHTER & BECKE
1995, Ullstein Mosby GmbH & Co. KG)
1: große Nadel: zur Behandlung von Arthritis oder schmerzhaften
Gelenken allgemein
2: lange Nadel: zur Nadelung dicker Muskeln
3: dünne Nadel: am häufigsten zur Akupunktur verwendet
4: spitze Nadel: für schnelles Stechen
5: schwertförmige Nadel: zum Ablassen von Eiter
6: dreikantige Nadel: zum Aderlass
7: stumpfe Nadel: zum oberflächlichen Stechen
8: runde Nadel: zur Punktmassage
9: pfeilförmige Nadel: zum oberflächlichen Stechen
In neuer Zeit sind in China vier Nadeltypen gebräuchlich. Sie bestehen
aus Edelstahl mit hoher Elastizität und Belastbarkeit. Die Dreikant-Nadel
ist eine Kombination von Nadel und Miniatur-Skalpell und dient zur
blutigen Nadelung bei entsprechenden Indikationen oder zur Vorbereitung
des blutigen Schröpfens. Druck-Nadeln sind nagelförmig ausgebildete
Druckstifte mit stumpfer Spitze zur Verwendung bei Akupressur. FlaumNadeln werden am häufigsten zur klassischen Akupunktur verwendet. Es
sind schlanke Nadeln, die entsprechend den anatomischen Situationen
der Punkte in den Längen 0,5-6 Zoll in Gebrauch sind. Riesen-Nadeln
entsprechen der Form der Flaum-Nadeln, sind jedoch 6-20 Zoll lang. Sie
23
haben in der modernen Akupunktur keine Bedeutung. Die gegenwärtig,
weltweit üblichen Akupunktur-Nadeln besitzen eine einheitliche Form
(Abb.6).
Abb. 6: Prinzipieller Aufbau einer Akupunkturnadel (RICHTER & BECKE
1995, Ullstein Mosby GmbH & Co. KG)
Die Länge des Corpus wird in Zoll oder Inch, die Stärke in Gauge
angegeben. Am häufigsten werden Nadeln von 1-1,5 Zoll Länge und 0,3
mm (~ 30 Gauge) Stärke verwendet. Der Griff der Nadeln ist meist
profiliert, um eine leichtere Insertion und bessere Manipulierbarkeit zu
gewährleisten
beschichtete
(RICHTER
oder
&
BECKE
unbeschichtete
1995).
Nadeln
Im
aus
Handel
werden
unterschiedlichen
Materialien wie Gold oder Silber, außerdem Nadeln mit Kunststoff- oder
Metallgriff angeboten (Abb.7) (MÜLLER 2011).
24
Abb. 7: Verschiedene Ausführungen von Akupunkturnadeln (MÜLLER
2011, Sonntag Verlag)
Um mögliche Infektionsübertragungen durch mangelhaft sterilisierte
Nadeln auszuschließen, kommen Einwegnadeln immer häufiger in
Gebrauch (RICHTER & BECKE 1995). Die Wahl der Nadel richtet sich in
erster Linie nach der Zielstruktur und der Tiefe des Punktes. Die Länge
der Nadel ist dabei sehr wichtig, da ein Einführen der Nadel bis zum Griff
ein Abbrechen der Nadel zur Folge haben könnte. Auch eine zu lange
Nadel kann in der Anwendung problematisch sein, da man, bedingt durch
die hohe Biegsamkeit, mitunter ungeschickt agiert (MÜLLER 2011).
Das Einführen der Nadel sollte glatt und schnell geschehen, da das
stärkste
Schmerzgefühl
beim
Durchstechen
der
oberflächlichen
Hautschichten auftritt. Der Nadelgriff wird zwischen Daumen und
Zeigefinger oder zwischen Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger gehalten
und die Nadel mit einem kurzen, schnellen Dreh eingestochen. Daraufhin
wird die Nadel auf die entsprechende Tiefe eingeführt. Die Stichtiefe hängt
von
der
beabsichtigten
Wirkung
und
den
Eigenschaften
des
Akupunkturpunktes ab. Für die speziellen Akupunkturpunkte wird meist
25
ein Einstichwinkel angegeben (ALTMAN 2009). Im Wesentlichen werden
drei Stichrichtungen empfohlen:

der senkrechte Stich (90° zur Haut),

der Schrägstich (45°) und

der Tangential- oder Querstich (maximal 20°).
Der senkrechte Stich ist über kräftiger Muskulatur oder fettreichen Partien
angezeigt. Der Schrägstich findet über dünnen Muskelschichten, über
inneren
Organen,
am
Kopf
oder
am
Thorax
Anwendung.
Bei
Behandlungen im und am Ohr, im Gesicht, an den Extremitäten, über
Nerven und Gefäßen wird der Tangentialstich empfohlen. Für einen
geplanten Durchstich von einem Punkt zu einem anderen ist die
Tangential- oder Querstichtechnik die Methode der Wahl (RICHTER &
BECKE
1995).
Die
Reaktion
des
Patienten
bei
Erreichen
des
Akupunkturpunktes wird als De Qi bezeichnet. Diese subtilen Reaktionen
können
sich
zum
Beispiel
durch
rasches
Einatmen,
leichtes
Zurückweichen oder Zucken des Ohres äußern. Die Nadelsensation ist
umso stärker, je tiefer gestochen wird (ALTMAN 2009). Das Auslösen des
De Qi Gefühls gilt als Beweis für die sichere Punktermittlung und als
Indikator
für
das
exakte
Treffen
der für
den
jeweiligen
Punkt
charakteristischen rezeptiven Struktur. Die Nadelsensation soll zugleich
Voraussetzung für eine optimale therapeutische Wirkung der Nadelung
sein. In der TCM ist diese Empfindung Ausdruck für das Auslösen und die
Strömung der Energie Qi (RICHTER & BECKE 1995).
Zusätzlich gibt es verschiedene manuelle Stimulationstechniken. Dazu
gehört das einfache Nadeln, die Streichtechnik, Heben und Senken und
Drehen oder Rotieren der Nadel (ALTMAN 2009). In der TCM gibt es
verschiedene therapeutische Techniken (MÜLLER 2011): die klassische
Nadelakupunktur, die Elektroakupunktur, die Moxibution, die Aquapunktur
und die Laserakupunktur (MATERN 2010). Moxibution ist die gezielte
Anwendung von Wärme mittels brennenden Beifußkrauts - entweder in
Zigarrenform oder als Kegel. Bei der Aquapunktur werden Flüssigkeiten,
wie homöopathische Mittel, Vitaminpräparate oder sterile Kochsalzlösung,
26
in Akupunkutrpunkte injiziert (MÜLLER 2011). Die Laserakupunktur wird
angewandt um Körperzellen oder Akupunkturpunkte mit Lichtenergie zu
stimulieren (MATERN 2010).
1.3.4 Neurophysiologische Mechanismen
Seit langem wird angenommen, dass Akupunktur und Elektroakupunktur
eine analgetische und anästhetische Wirkung aufweisen. Viele Studien
haben gezeigt, dass das Nervensystem, Neurotransmitter und endogene
Substanzen auf eine Nadelstimulation antworten (MA 2004). Beim Einstich
der Akupunkturnadel werden alle afferenten Nervenfasern, also Aδ- und
C-Fasern,
aktiviert.
Die
Signale
steigen
hauptsächlich
über den
ventrolateralen Funiculus des Rückenmarks zum Gehirn auf (ZHAO 2008).
Aδ-Fasern leiten insbesondere mechanischen und thermischen Schmerz
und aktivieren im Rückenmark Neuronen des Tractus spinothalamicus.
Die meisten Neurone des Tractus spinothalamicus enden im lateralen
Thalamus. Von dort werden die Signale zu anderen Gebieten des
Basalhirns und zum somatosensorischen Cortex weitergeleitet. Im
Gegensatz zu den Aδ-Fasern führen die C-Fasern die Schmerzinformation
in die Substantia gelatinosa der Rückenmarkes. Die Signale werden über
ein oder mehrere zwischengeschaltete, kurzfaserige Neuronen innerhalb
des Hinterhorns des Rückenmarkes geleitet und verbinden sich mit
einigen Fasern aus dem schneller leitenden Aδ-Pfad. Einige der Axone
führen ipsilateral weiter zum Gehirn und enden größtenteils im Hirnstamm.
Weniger als die Hälfte der Fasern erreichen den Thalamus, stattdessen
enden die meisten in der Formatio reticularis von Medulla und Pons, im
Tectum mesencephali und im periaquäductalen Grau. Kurzfaserige
Neuronen aus der Formatio reticularis leiten die Schmerzsignale an
Thalamus, Hypothalamus und andere Bereiche des Basalhirns weiter. Die
Lokalisation des Schmerzes ist bei diesem System nicht besonders gut.
Alle
Ebenen
des
zentralen
Nervensystems
sind
an
der
Schmerzmodulation beteiligt. Dennoch ist die Rolle des Hirnstamms,
insbesondere des periaquäductalen Graus im Mittelhirn und des Nucleus
27
raphe magnus in der Medulla oblongata, und die des Rückenmarkes am
besten erforscht (STEISS 2009). DU et al. (1985) konnten zeigen, dass
der Nucleus raphe magnus in Bezug auf die Auslösung einer Analgesie
durch verschiedene Manipulationen, wie zum Beispiel Akupunktur, eine
der wichtigsten neuralen Strukturen im unteren Hirnstamm ist. Die
elektrische Stimulation des Nucleus raphe magnus oder die Mikroinjektion
von Morphin in den Nucleus kann eine nociceptive Antwort der Neuronen
des Dorsalhorns des Rückenmarkes und nociceptive Reflexe verhindern
(DU et al. 1985). Das periaquäductale Grau sendet Axone zum Nucleus
raphe magnus, von dem aus wiederum Fasern zu den inhibitorischen
Arealen des Hinterhorns des Rückenmarkes laufen. Es kommt zu einer
präsynaptischen Hemmung der Aδ- und C-Fasern durch Blockade der
Kalzium-Kanäle in den sensorischen Nervenendigungen. Dadurch wird die
Freisetzung von Neurotransmittern, wie Endorphine, Serotonin und
Noradrenalin, unterbrochen. Somit können Schmerzsignale blockiert
werden, bevor sie zum Gehirn geleitet werden (STEISS 2009).
Einige Versuche zeigen, dass die analgetische Wirkung der Akupunktur
durch endogene Opioide aus dem periaquäductalen Grau ausgelöst wird
(MA 2004). Von diesen endogenen Opioiden existieren drei Gruppen: die
β-Endorphine, Enkephaline und die Dynorphine. β-Endorphine sind an der
Kontrolle von Schmerzempfinden, Blutdruck und Körpertemperatur
beteiligt. Sie liegen in höchster Konzentration in der Pars intermedia der
Hypophyse vor. Es ist jedoch umstritten wie die β-Endorphine von der
Hypophyse ins Gehirn gelangen, um dort eine Analgesie zu bewirken.
Enkephaline treten in höchster Konzentration entlang der Schmerzbahnen
auf, so auch im periaquäductalen Grau, Nucleus raphe magnus und in
der Substantia gelationsa. Enkephaline aktivieren das absteigende
Hemmungssystem des Nucleus raphe magnus. Im Rückenmark bewirken
die Enkephaline zusammen mit den Dynorphinen eine Blockade der
Schmerzleitung (STEISS 2009). Jüngere Aussagen deuten darauf hin,
dass Stickstoffmonooxid eine wichtige Rolle bei der Herbeiführung einer
kardiovaskulären Reaktion auf Elektroakupunktur über den Nucleus
28
gracilis-Thalamus-Pfad spielt. Ebenso wird vermutet, dass andere
Substanzen, einschließlich Serotonin, Katecholamine, anorganische Stoffe
und Aminosäuren wie Glutamate und α-Aminobuttersäure (GABA) den
kardiovaskulären und analgetischen Effekt der Akupunktur bewirken (MA
2004).
In einer aktuellen Studie von GOLDMAN et al. (2010) wurde festgestellt,
dass die schmerzlindernde Wirkung von Akupunktur auf das körpereigene
Molekül Adenosin zurückzuführen ist. Nach GOLDMAN et al. (2010)
veranlassen die durch die Nadeln hervorgerufenen Gewebeverletzungen
die
Ausschüttung
des
Signalstoffs
Adenosintriphosphat.
Adenosintriphosphat wird extrazellulär zu Adenosin abgebaut. Adenosin
wiederum wirkt analgetisch, indem es an A1-Adenosin-Rezeptoren auf
nicht myelinisierten C-Fasern bindet. Durch die an Mäusen durchgeführte
Akupunkturbehandlung stieg die Adenosinproduktion schlagartig um das
24-fache an und Schmerzen wurden deutlich gelindert. Allerdings nur
dann, wenn die Nadel regelmäßig, alle fünf Minuten, gedreht wurde.
Durch die Gabe von Wirkstoffen, die den Abbau von Adenosin im Gewebe
verzögern, konnten GOLDMAN et al. (2010) die Dauer des lindernden
Effekts verdreifachen. Bei Vergleichstests mit Mäusen, die genetisch
manipuliert waren und daher über kein Adenosin verfügten, zeigte die
Akupunktur hingegen keine Wirkung. Zu guter Letzt testeten GOLDMAN
et al (2010) die Akupunkturbehandlung noch in Kombination mit dem
Wirkstoff Deoxycoformycin, der in der Krebstherapie verwendet wird und
den Abbau des Signalmoleküls Adenosin im Gewebe bremst. Der
Adenosingehalt im Gewebe verdreifachte sich ebenso wie die Dauer der
schmerzlindernden Wirkung.
1.4 Elektroakupunktur
Bei der Elektroakupunktur (EAP) wird der Akupunkturpunkt durch
elektrischen Strom stimuliert. Dies kann entweder durch das Anbringen
elektrischer Geräte an die bereits eingeführte Nadel oder durch direkte
transkutane Stimulation erfolgen. Die EAP hat gegenüber der klassischen
29
Akupunktur den Vorteil, dass die elektrische Stimulation ein höheres und
kontinuierlicheres
Stimulationsniveau
erzeugen
kann
als
manuelle
Stimulation. Ebenso lässt sich das Ausmaß und die Qualität der
Stimulation durch das Einstellen von elektrischer Frequenz und Amplitude
bei der EAP objektiver, genauer und gleichmäßiger regulieren.
Zur Durchführung der EAP werden die Akupunkturpunkte lokalisiert und
die Nadeln eingeführt. Daraufhin befestigt man die Elektroden am
Nadelschaft in der Nähe der Haut. Je näher sich die Elektroden an der
Haut befinden, desto geringer ist die Gefahr, dass die Nadeln aus dem
Gewebe gezogen werden. Anschließend wird das Gerät eingeschaltet und
Wellenmodus und Frequenz gewählt. Während der langsamen Erhöhung
der Stromstärke sollte der Patient beobachtet werden, um die Schwelle
der sensorischen Wahrnehmung oder eines Muskelzuckens zu erkennen.
Ist diese Schwelle erreicht, sollte die Stromstärke über die Dauer der
Behandlung beibehalten werden. Gegebenenfalls kann diese, je nach
Toleranz des Patienten, erhöht oder erniedrigt werden. Am Ende der
Behandlung werden die Elektroden und die Nadeln entfernt. Die
physiologischen Wirkungen der EAP setzen sich aus Vasodilatation,
Elektrotonus (nach EAP), Anelektrotonus (während EAP), Elektrophorese,
medizinische Ionisation, Tonisierung und Sedierung zusammen. Wobei
eine schwache Stimulation, das heißt mit geringer Stromstärke und
niedriger Frequenz, tonisierend und eine Stimulation mit höherer Frequenz
und größerer Amplitude sedierend wirkt. Weitere Wirkungen sind
Veränderungen
der
Leukozytenzahl,
Immunreaktion
und
Phagozytenaktivität, Veränderungen der Uteruskontraktionen und der
gastrointestinalen Motilität, kardiovaskuläre Veränderungen und Analgesie
(ALTMAN 2009).
30
1.5 Placeboakupunktur
1.5.1 Definition Placebo und Placeboeffekt
Ein
Placebo
ist
jede
medizinische
Intervention
(einschließlich
Medikamente, Impfungen, Operationen, Behandlungsmethoden, Rituale,
Berührungen und physische Manipulationen, gesprochene Wörter und
Einsatz
von
Nahrung
unspezifischen,
und
Nahrungsergänzungen),
psychologischen
oder
die
einen
psychophysiologischen
therapeutischen Effekt hat. Oder eine Intervention, die für einen
mutmaßlichen spezifischen therapeutischen Effekt auf einen Patienten,
auf ein Symptom oder eine Krankheit genutzt wird, ohne dass sie eine
spezifische Wirkung auf die Kondition, die therapiert werden soll, hat. Der
Placeboeffekt
ist
die
unspezifische,
psychologische
oder
psychophysiologische therapeutische Wirkung, die durch ein Placebo
ausgelöst wird. Diese Wirkung kann positiv oder negativ, günstig oder
ungünstig sein (MCMILLAN 1999).
1.5.2 Placeboeffekt bei Tieren
Als Voraussetzungen für einen Placeboeffekt gilt die Mitwirkung von
übergeordneten kognitiven Fähigkeiten, wie Glaube, Gutgläubigkeit,
Beeinflussbarkeit, Vertrauen und Optimismus. Da generell angenommen
wird, dass es Tieren an solchen kognitiven Fähigkeiten mangelt, erscheint
die Existenz eines Placeboeffektes bei Tieren nicht eingängig. Es gibt drei
Theorien über die Wirkung von Placebos: die klassische Konditionierung,
die Erwartung und die endogenen Opiate. Bei Tieren gibt es noch eine
vierte Theorie, nämlich die Wirkung von menschlichem Kontakt.
Konditionierung:
Bei der Theorie der klassischen Konditionierung können alle umliegenden
neutralen Reize (Orte, Personen, Dinge, Prozeduren und Rituale) mit der
medizinischen Therapie verbunden werden. Der unbedingte Reiz, also die
medizinisch Intervention, vermindert Symptome oder Krankheitsprozesse
31
(unbedingte Reaktion). Die Konditionierung findet durch die wiederholte
Kombination von einem unbedingten Reiz mit einem neutralen Reiz statt.
Dies führt dazu, dass auf den neutralen Reiz eine unbedingte Reaktion
(Verminderung der Symptome, Heilung) folgt, ohne dass eine aktive
medizinische Behandlung stattgefunden hat. Konditionierte Placeboeffekte
können für die individuelle Gesundheit positiv oder negativ ausfallen.
Zweifellos haben viele der medizinischen Behandlungen bei Tieren eine
starke aversive (negative) Komponente.
Erwartung:
Die Erwartung ist definiert als eine kognitive Erwartung oder als der
Glaube, dass die Behandlung effektiv ist. Die Erwartung und die
klassische Konditionierung unterscheiden sich in ihrem Mechanismus,
dennoch bestehen auch Übereinstimmungen, da das Lernen durch
persönliche Erfahrung ein Hauptbestandteil der Erwartung ist. Auch wenn
die
Mechanismen
teilweise
ähnlich
sind,
stellt
die
klassische
Konditionierung einen stärkeren Mediator des Placeboeffektes dar. Die
genauen Mechanismen der Erwartung sind noch nicht geklärt. Es wird
aber angenommen, dass kognitive und emotionale Zustände von
Beherrschbarkeit, Aussichtslosigkeit und Bewältigung involviert sind. Ein
Zustand der Aussichtslosigkeit entsteht, wenn Menschen oder Tiere keine
Kontrolle über ihre Umwelt haben. Unbehagen ausgelöst durch eine
Krankheit
werden
als
unkontrollierbare
aversive
Vorgänge
wahrgenommen. Die Erwartung sich von diesem Unbehagen zu befreien,
führt zu einem Gefühl der Kontrolle und Hoffnung. Die Erwartung einer
Verbesserung kann also als ein Gefühl der Hoffnung wahrgenommen
werden und so den Heilungsprozess verbessern. Wenn Tiere eine
gelernte Assoziation zwischen den Behandlungsmethoden und dem
Befreien von Unbehagen ausbilden, könnte diese Assoziation eine
physiologische Veränderung herbeiführen. Genauso wie die klassische
Konditionierung, kann die Erwartung ebenfalls einen negativen Einfluss
haben.
32
Endogene Opiate:
Bei Menschen mit Schmerzen können endogene Opiate eine Rolle bei der
Auslösung des Placeboeffektes spielen. Dennoch sind die Berichte
uneinheitlich und oft widersprüchlich. Da Studien mit Tieren rar sind, ist
die Rolle von Neuropeptiden, besonders endogener Opiate, noch
ungeklärt.
Menschlicher Kontakt:
Zahlreiche Studien mit Tieren haben gezeigt, dass menschlicher Kontakt
physiologische und gesundheitliche Auswirkungen auf Tiere hat. Zum
Beispiel ist das Streicheln bei Hunden und Pferden mit einer erheblichen
Herabsetzung der Herzfrequenz verbunden. Einige Forscher vermuten,
dass
diese
Auswirkungen
auf
eine
Reduzierung
von
Stress
zurückzuführen sind. Da der Mensch-Tier-Kontakt ein wesentlicher
Bestandteil der Veterinärmedizin ist, können solche Effekte eine
bedeutende
Rolle
bei
der
Behandlung
von
Krankheiten
spielen
(MCMILLAN 1999).
1.5.3 Placeboakupunktur: Arten und Technik
In vielen Studien wird Scheinakupunktur als Placebo eingesetzt. Dies ist
auch
bei
allen
in
dieser
Arbeit
zitierten
Studien,
in
denen
Placeboakupunktur verwendet wurde, der Fall.
Bei der Scheinakupunktur wird die Nadelung an theoretisch irrelevanten
Orten, die entfernt von den klassischen Punktlokalisationen liegen,
ausgeführt. Die Tiefe der Insertion und die Stimulation bleiben dabei
dieselben, nur die Lokalisation ist unterschiedlich. Die meisten Forscher
vermuten, dass Scheinakupunktur ineffektiv und deshalb ideal als Placebo
einsetzbar ist. Dennoch konnten einige Wissenschaftler beweisen, dass
Akupunktur an verschiedenen Lokalisationen, egal ob an klassischen
Punktlokalisationen oder an anderen Orten, eine Analgesie bewirkt.
Andere Studien wiederum zeigen, dass die Punktlokalisation bei der
Behandlung von nicht-schmerzhaften Krankheitszuständen durchaus eine
33
Rolle
spielt.
Somit
ist
es
möglich,
dass
der
zugrundeliegende
physiologische Mechanismus bei nicht-schmerzhaften Zuständen anders
als bei schmerzhaften ist (VINCENT & LEWITH 1995).
Andere Formen der Placeboakupunktur stellen die Nachahmung der
transkutanen
elektrischen
Nervenstimulation
(TENS)
oder
die
Minimalakupunktur dar. Bei der Nachahmung der TENS wird diese in
üblicher Wiese benutzt, ohne dass elektrischer Strom zwischen den
Elektroden fließt. Diese Kontrolle kann sowohl in Versuchen mit TENS
selbst als auch bei Akupunkturversuchen als Placebo dienen. Bei der
Minimalakupunktur werden die Nadeln entfernt von den klassischen
Punktlokalisationen platziert, nur 1-2 mm in die Tiefe eingestochen und
extrem
leicht
stimuliert.
Dennoch
ist
es
möglich,
dass
die
Minimalakupunktur ebenfalls einen therapeutischen Effekt aufweist
(VINCENT & LEWITH 1995).
STREITBERGER & KLEINHENZ (1998) entwickelten eine spezielle
Placebonadel, mit der ein Akupunkturstich vorgetäuscht werden kann,
ohne dabei die Haut zu penetrieren. Die Spitze der Placebonadel ist
stumpf und verletzt dadurch die Haut nicht. Um einen tiefen Stich zu
simulieren, lässt sich die Nadel in den Nadelgriff zurückschieben. In einem
Versuch mit 60 Human-Patienten konnten folgende Ergebnisse erzielt
werden: 54 Patienten fühlten bei der klassischen Akupunktur eine
Penetration der Haut, 47 spürten diese auch bei der Placeboakupunktur.
Keiner der Placebo-Akupunktierten bemerkte, dass er in Wirklichkeit gar
nicht gestochen worden war.
1.6 Akupunkturpunkt Perikardium 6
Der Punkt Perikardium 6 (Pe6), auch Neiguan genannt, befindet sich in
der Muskelfurche kaudal des M. flexor carpi radialis und kranial des M.
flexor digitalis superficialis nach ca. 1/6 der Verbindungslinie zwischen
34
Karpus und medialem Ende der Ellbogenbeugefalte und 2 cun über der
Handbeugefalte zwischen M. flexor carpi radialis und M. flexor digitalis
superficialis (Abb.8) (HWANG & LIMEHOUSE 2009). 1 Cun ist eine
chinesische Maßeinheit, die bei Hund und Katze der Breite des Kalkaneus
entspricht (MATERN 2010). Die Akupunkturnadel wird in rechtwinkeliger
Stichführung auf 0,5 – 1 cm Tiefe eingeführt (HWANG & LIMEHOUSE
2009).
Abb. 8: Perikard-Meridian (MÜLLER 2011, Sonntag Verlag)
MACIOCIA (1994) beschreibt, dass der Punkt Pe6 einen stark
beruhigenden Effekt auf den Geist hat. Man kann diesen Punkt bei allen
Formen
von
ängstlich-unruhigen
Zuständen
aufgrund
von
Herz-
Syndromen einsetzen. Akupunktur von Pe6 öffnet den Brustkorb, reguliert
Herz-Qi und –Blut und beruhigt den Geist (MACIOCIA 1994). RICHTER &
BECKE (1995) beschreiben Pe6 als wichtigen Punkt bei Angst- und
Erregungszuständen.
HUANG et al. (2005) stellten im Rahmen einer Studie fest, dass die
Nadelung des Punktes Pe6 einen Effekt auf das parasympathische
35
Nervensystem hat. Dabei wurden 39 Personen mit Akupunktur von Pe6
und 38 Personen mit Placeboakupunktur behandelt. 34 Probanden
blieben ohne Behandlung. Die Aktivität des autonomen Nervensystems
wurde über Messung der Herzfrequenzvariabilität (HRV) ermittelt, wobei
eine Veränderung der high frequency (HF) Komponente die Aktivität des
Parasympathikus
und
das
low frequency (LF)/HF
Verhältnis die
sympathische und parasympathische Balance darstellten. Bei der Gruppe
mit Akupunktur des Punktes Pe6 konnte eine signifikante Erhöhung der
HF-Komponente festgestellt werden. HUANG et al. (2005) deuteten das
Ergebnis so, dass durch die Nadelung des Punktes Pe6 das autonome
Nervensystem in Richtung des parasympathischen Anteils erregt wurde.
CHANG et al. (2008) untersuchten im Rahmen einer Human-Studie den
Einfluss der Nadelung von Pe6 bei zwölf gesunden männlichen
Freiwilligen im Alter von 20-56 Jahren. Diese Probanden wurden in zwei
Gruppen zu je sechs Personen eingeteilt. Eine Gruppe behandelte man
mit manueller Akupunktur, die andere mit Placeboakupunktur. Während
der Behandlungen wurde ein Elektrokardiogramm (EKG) aufgezeichnet. In
der Placeboakupunktur-Gruppe zeigten sich keine statistisch signifikanten
Veränderungen. Bezüglich der Bandbreite der Herzfrequenzvariabilität
(HRV) konnten bei der Gruppe mit manueller Akupunktur signifikante
Veränderungen im low frequency (LF) und very low frequency (VLF)
Bereich festgestellt werden.
JEN-HSOU et al. (2008) untersuchten in einer weiteren Studie den
Einfluss von Elektroakupunktur von Pe6 auf die Herzfunktion von
gesunden Katzen unter Ketamin/Xylazin Anästhesie. Zur Erfassung der
Daten wurde die Magnetresonanztomographie der Herzens genutzt. Um
die Effekte von Elektroakupunktur auf das autonome Nervensystem und
das kardiovaskuläre System zu evaluieren, wurden ebenso Herzfrequenz,
Atemfrequenz, EKG und Pulsfrequenz gemessen. Ketamin/Xylazin
Anästhesie bewirkte bei Katzen eine vorübergehende Hypertension. Die
36
Elektroakupunktur verhinderte diese anästhesiebedingte Hypertension
und verkürzte somit die post-anästhetische Erholungszeit. Zudem hatte
die Akupunktur eine positive Wirkung auf das kardiovaskuläre System und
wirkte den negativen Effekten von Anästhetika entgegen.
Die ausgewählten Studien deuten darauf hin, dass Akupunktur des
Punktes Pe6 Einfluss auf das autonome Nervensystem und somit auch
auf die Herzfrequenzvariabilität hat.
1.7 Akupunkturpunkt Herz 7
Der Punkt Herz 7 (He7), auch Shenmen genannt, befindet sich im
kaudalen
Bereich
des
Unterarms
direkt
proximal
des Os
carpi
accessorium zwischen den Sehnen des M. flexor digitalis superficialis und
M. flexor carpi ulnaris (Abb.9). Die Akupunkturnadel wird in rechtwinkeliger
Stichführung auf 0,5 cm Tiefe eingeführt (HWANG & LIMEHOUSE 2009).
Abb. 9: Herz-Meridian (MÜLLER 2011, Sonntag Verlag)
37
Laut MACIOCIA (1994) ist der Punkt He7 ein Sedierungspunkt. Die
Wirkungen des Punktes sind die Beruhigung des Geistes, die Befreiung
der Herzöffnungen und die Nährung des Herz-Blutes. Der Punkt He7 ist
der beste Punkt, um den Geist im Falle sorgenvoller Unruhe und Stress zu
beruhigen (MACIOCIA 1994). RICHTER & BECKE (1995) beschreiben
He7 als Sedierungs- und Quell-Punkt des Herzmeridians, der eine
allgemein beruhigende Wirkung hat. Dieser Punkt wird laut RICHTER &
BECKE (1995) bei allgemeiner Unruhe, Angst und Aufregung genadelt.
HU et al. (2008) untersuchten in einer Studie die Effekte von
Elektroakupunktur
(EAP)
verschiedener
Akupunkturpunkte
auf
die
Herzfunktion von 60 Kaninchen mit akuter myokardialer Ischämie (AMI).
Es wurden EKG, maximal ansteigender Anteil (+ dp/dt max) und maximal
absteigender Anteil (- dp/dt max) des Drucks des linken Ventrikels und
systolischer Druck
des
linken Ventrikels (LVSP)
gemessen.
Die
Herzfrequenz, +dp/dt max, -dp/dt max und LVSP sanken nach AMI
signifikant ab. Zusammenfassend verbesserte die Elektroakupunktur der
Punkte Pe6, He7 und Dünndarm 7 die Leistung des ischämischen
Herzens, wobei der Effekt von Pe6 und He7 deutlich besser war. Die
Auswirkungen der EAP von Milz 6 und Lunge 9 auf die Funktion des
ischämischen Herzens waren mangelhaft.
Ähnliche Ergebnisse zeigten sich in einer Studie von WU et al. (2010)
über die Effekte von Elektroakupunktur der Punkte He7 und Niere 3. Es
wurden 40 Kaninchen mit akuter myokardialer Ischämie (AMI) untersucht.
Dabei konnte festgestellt werden, dass EAP von He7 das AMI-induzierte
Sinken der Herzfrequenz beseitigen konnte, während Placeboakupunktur
und Elektroakupunktur des Punktes Niere 3 diesen Effekt nicht hatte.
Die beiden Studien deuten darauf hin, dass die Akupunktur des Punktes
He7 Einfluss auf das Herz und dessen Frequenz hat.
38
1.8 Fragestellung
Der Einfluss der Akupunktur auf die Herzfrequenzvariabilität bei Tieren ist
nach Meinung der Autorin noch nicht ausreichend erforscht. Es sind zwar
diverse Studien zu diesem Thema vorhanden, jedoch konnten dabei kaum
übereinstimmende Ergebnisse erzielt werden. Zudem existiert keine
Studie, die die Änderung der Herzfrequenzvariabilität durch Akupunktur
bei gesunden Hunden untersucht.
Im Rahmen dieser Arbeit wird folgende Hypothese aufgestellt:
Durch Akupunktur und Elektroakupunktur der Punkte Pe6 und He7
verändert sich die Herzfrequenzvariabilität.
2. Material und Methode
2.1 Patienten
Als Patienten für die Studie dienten zwölf klinisch (auskultatorisch)
herzgesunde Hunde. Es handelte sich um Privathunde von Mitarbeitern
oder Studenten der Veterinärmedizinischen Universität Wien.
Hund
1
2
3
Rasse
Geschlecht Alter
Labrador
Weiblich,
Retriever
kastriert
Englischer
Weiblich,
Setter
kastriert
Pudel
Männlich,
Gewicht Schulterhöhe
(Jahre)
(kg)
(cm)
8
27,8
58
12
18,7
64
7
8,2
44
10
22,9
60
8
22,5
59
2
15,0
56
kastriert
4
Mischling
Weiblich,
kastriert
5
Mischling
Männlich,
kastriert
6
Whipet
Weiblich
39
7
Mischling
Weiblich,
14
21,5
55
13
26,9
58
1
22,3
59
6
27,9
65
7
5,8
32
5
23,0
58
kastriert
8
Mischling
Weiblich,
kastriert
9
Mischling
Weiblich,
kastriert
10
11
Deutscher
Weiblich,
Schäferhund
kastriert
Zwergpinscher Männlich,
kastriert
12
Mischling
Weiblich,
kastriert
Alter (Jahre)
Gewicht (kg)
Schulterhöhe
(cm)
Mittelwert
7,75
Standardabweichung 4,05
20,21
55,67
7,19
9,10
Tab. 2: In die Studie aufgenommene Hunde
2.2 Elektrokardiogramm
Zur Messung und Aufzeichnung des Elektrokardiogramms (EKG) wurde
das tragbare Gerät Televet 100 der Firma KRUUSE in Marslev, Dänemark
(Abb.10) genutzt. Dieses kann über Bluetooth drahtlos mit einem
Computer verbunden werden.
40
Abb. 10: EKG-Gerät Televet 100
Es wurden selbstklebende EKG-Elektroden F-55 der Firma Skintact in
Innsbruck, Österreich (Abb.11) verwendet.
Abb. 11: EKG-Elektrode F-55
2.3 Vorbereitung
Zur Vorbereitung wurden zwei EKG-Elektroden links und rechts unter dem
Ellbogen am Brustkorb befestigt. Die weiteren zwei EKG-Elektroden
wurden links und rechts je nach Hundegröße etwa eine Handbreit hinter
den ersten angebracht. Daraufhin verband man die Elektroden mit den
Kabeln nach der Standardableitung von Einthoven (Abb.12). Nun erfolgte
eine Testmessung, um die richtige Ableitung zu überprüfen. Wenn das
EKG ohne Artefakte abgeleitet und auf den Computer übertragen wurde,
41
konnte mit der eigentlichen Messung begonnen werden. Die Hunde sollten
dabei
liegen
(Abb.13).
Dies
stellte
eine
Vereinfachung für
den
Akupunkteur dar, da so das Einführen der Nadeln erleichtert wurde.
Zusätzlich schaffte diese Position für alle Hunde gleiche Bedingungen und
verminderte das Auftreten von Artefakten durch Bewegungen.
Abb. 12: Platzierung der EKG-Elektroden und des EKG-Gerätes
Abb. 13: Liegende Position des Hundes während der Messung
42
2.4 Akupunktur
Zur Nadelung der Punkte wurden Akupunkturnadeln mit einer Länge von
13 mm und einem Durchmesser von 0,25 mm verwendet. Es handelte sich
um sterile versilberte Akupunktur Einmalnadeln mit Wendelgriff. Diese
konnten sowohl für die klassische Akupunktur als auch für die
Elektroakupunktur genutzt werden.
Die Nadeln wurden mit einem kurzen Dreh an den Punkten Pe6 und He7
eingestochen und soweit in die Tiefe geführt, bis eine Reaktion des Tieres,
wie zum Beispiel rasches Einatmen, leichtes Zurückweichen oder Zucken
des Ohres, ausgelöst wurde. Die Nadeln wurden daraufhin in ihrer
Position belassen. Fiel eine Nadel vor Beendigung der 15 MinutenMessung von selbst heraus, wurde diese nicht mehr erneut eingeführt.
2.5 Elektroakupunktur
Zur
elektrischen
Stimulation
wurde
ein
Wechselstromgerät
der
Bezeichnung High-Frequency Electronic Acupunctoscope WQ-6F der
Firma Shanghai Xinhua EGM Co., Ltd. in Shanghai, China (Abb.14)
eingesetzt.
Abb. 14: Elektroakupunkturgerät High-Frequency Electronic
Acupunctoscope WQ-6F
43
Das Gerät wurde in ausgeschaltetem Zustand mit den Nadeln verbunden.
Man legte zwei getrennte Stromkreise auf je einer Extremität des Tieres
an, wobei der Punkt Pe6 mit dem Punkt He7 verbunden wurde. Der
Patient befand sich ebenfalls in liegender Position. Nach Ablauf der 15
Minuten Leermessung führte man die Nadeln wie oben beschrieben an
den Punkten Pe6 und He7 ein. Daraufhin wurden die Elektroden am
Nadelschaft in der Nähe der Haut befestigt. Bei diesem Versuchsablauf
wurde eine Amplitude mit der Frequenz 20 Hz (WYNN et al. 2009)
ausgewählt. Durch langsame Erhöhung der Stromstärke tastete man sich
an
die
Schwelle
des
Muskelzuckens
heran.
Beim
vorliegenden
Patientengut lag die Stromstärke zwischen 1,5 und 4 mA. Fiel eine Nadel
vor Beendigung der 15 Minuten-Messung heraus, wurde diese im
Gegensatz zur klassischen Akupunktur erneut eingeführt, wenn die
Nadeln aufgrund von Bewegungen des Hundes herausgezogen wurden.
2.6 Messungen
Jeder Hund durchlief im Folgenden beschriebene Untersuchungen. Der
Kontrollversuch (Versuch K) beinhaltete eine Kontrollmessung des EKGs
über 30 Minuten.
EKG-Aufzeichnung 30 min
Abb. 15: Ablauf der Messung des Kontrollversuchs
Beim Akupunktur-Versuch (Versuch A) wurde für 15 Minuten das EKG
gemessen, daraufhin wurden die Punkte Pe6 und He7 von einer IVAS
zertifizierten Veterinärakupunkteurin genadelt und das EKG nochmals für
15 Minuten aufgezeichnet. Nach Entfernung der Nadeln erfasste man
weitere 15 Minuten des EKGs.
44
EKG-Aufzeichnung 45 min
Vor AP
15 min
Während AP
15 min
Nach AP
15 min
Abb. 16: Ablauf der Messung des Versuchs A
Beim Elektroakupunktur-Versuch (Versuch E) wurde ebenso wie bei
Versuch A das EKG 15 Minuten vor, 15 Minuten während und 15 Minuten
nach der Elektroakupunktur-Behandlung aufgezeichnet.
EKG-Aufzeichnung 45 min
Vor EAP
15 min
Während EAP
15 min
Nach EAP
15 min
Abb. 17: Ablauf der Messung des Versuchs E
Die Hunde durchliefen die drei Versuche an verschiedenen Tagen. Es
lagen mindestens drei Tage zwischen den einzelnen Messungen. Die
Durchläufe der Hunde, bezogen auf die Versuche, wurden per Los
ermittelt.
2.7 Datenevaluierung und statistische Verfahren
Artefakte und Störsequenzen in der Herzfrequenzaufzeichnung mussten
zunächst manuell korrigiert werden. Mit Hilfe der Televet 100 Software
wurden die RR-Intervall-Zeiten in Millisekunden (ms) gemessen. Für die
Zeitreihenanalyse
der
Herzfrequenzvariabilität
nutzte
man
die
Standardabweichung aller RR-Intervalle (SDNN) und die Quadratwurzel
des quadratischen Mittelwertes der Summe aller Differenzen zwischen
benachbarten RR-Intervallen (RMSSD). Diese Kennzahlen wurden mit
dem Programm Kubios HRV Version 2.0 aus den RR-Intervall-Zeiten
berechnet. SDNN und RMSSD der 3 verschiedenen Versuche wurden
miteinander verglichen. Als Signifikanztests verwendete man Leven`s
45
Test, ein Signifikanztest, der auf Gleichheit der Varianzen prüft, und
ANOVA als Varianzanalyse.
3 Ergebnisse
Kontrollversuch
Tab.
Hund
SDDNN (ms)
RMSSD (ms)
1
132,4
100,8
2
92,1
74,2
3
157,1
156,7
4
124,0
98,7
5
150,5
89,9
6
189,0
212,1
7
158,3
119,0
8
160,5
159,8
9
187,6
192,6
10
295,9
366,0
11
109,9
90,0
12
144,6
104,4
3:
Standardabweichung
Quadratwurzel
Differenzen
des
aller
quadratischen
zwischen
RR-Intervalle
Mittelwertes
benachbarten
der
RR-Intervallen
(SDNN)
und
Summe
aller
(RMSSD)
des
Kontrollversuchs
Akupunktur-Versuch
Hund
SDDNN (ms)
RMSSD (ms)
1
104,5
90,7
2
34,9
27,5
3
192,1
215,8
4
134,9
119,0
5
201,5
147,2
6
188,4
149,7
46
Tab.
7
206,5
119,9
8
179,6
170,3
9
274,4
252,2
10
201,3
209,7
11
157,5
124,6
12
154,8
102,4
4:
Standardabweichung
Quadratwurzel
Differenzen
des
aller
quadratischen
zwischen
RR-Intervalle
Mittelwertes
benachbarten
der
RR-Intervallen
(SDNN)
und
Summe
aller
(RMSSD)
des
Akupunktur-Versuchs
Elektroakupunktur-Versuch
Tab.
Hund
SDDNN (ms)
RMSSD (ms)
1
135,0
111,3
2
93,6
80,1
3
165,2
133,9
4
153,2
157,1
5
158,6
111,4
6
123,2
72,0
7
174,4
120,5
8
163,6
129,2
9
283,1
236,6
10
231,4
233,3
11
168,0
132,5
12
103,0
64,0
5:
Standardabweichung
Quadratwurzel
Differenzen
des
aller
quadratischen
zwischen
benachbarten
Elektroakupunktur-Versuchs
47
RR-Intervalle
Mittelwertes
der
RR-Intervallen
(SDNN)
und
Summe
aller
(RMSSD)
des
Die
Standardabweichung
der
RR-Intervalle
(SDNN)
signifikanten Unterschiede zwischen den Werten des
zeigte
keine
Kontrollversuchs
und den Versuchen A und E.
Abb. 18: Werte der Standardabweichung aller RR-Intervalle (SDNN) der
drei verschiedenen Versuche
Ein
Vergleich
aufeinanderfolgender
der
Standardabweichung
RR-Intervalle
(RMSSD)
der
ergab
Differenzen
ebenso
signifikanten Veränderungen zwischen den drei Versuchen.
48
keine
Abb. 19: Werte der Quadratwurzel des quadratischen Mittelwertes der
Summe aller Differenzen zwischen benachbarten RR-Intervallen (RMSSD)
der drei verschiedenen Versuche
4 Diskussion
Ziel dieser Diplomarbeit war es, folgende Hypothese zu überprüfen:
Durch Akupunktur und Elektroakupunktur der Punkte Perikardium 6 (Pe6)
und Herz 7 (He7) verändert sich die Herzfrequenzvariabilität (HRV).
Mit der in dieser Studie verwendeten Methode, konnte kein signifikanter
Unterschied der HRV nachgewiesen werden. Die Gültigkeit der Hypothese
konnte somit nicht bestätigt werden.
4.1 Individuelle Reaktionen
Obwohl keine Unterschiede in der HRV festgestellt werden konnten,
zeigten vereinzelte Probanden besonders während der Elektroakupunktur
eine offensichtliche Beruhigung. Gerade bei vorher sehr ängstlichen und
aufgeregten Hunden war ein klarer Unterschied im Verhalten während der
Akupunktur und vor allem während der Elektroakupunktur sichtbar. Hund
10 zeigte hierbei den deutlichsten Verhaltensunterschied. Der Proband
zitterte und heulte vor Aufregung in den ersten 15 Minuten der EKG-
49
Aufzeichnung. Wohingegen er während und nach der Elektroakupunktur
entspannt und ruhig liegen blieb. Solch ähnliche, dennoch aber nicht so
deutliche, Verhaltensänderungen zeigten auch die Hunde 5, 7, 9 und 12.
Beim Menschen konnten diese Wirkungen von AGELINK et al. (2003)
bereits festgestellt werden. Dabei wurde die Beeinflussung der autonomen
kardialen Regulation durch Akupunktur an den Punkten He7, Pe6,
Lenkergefäß 20, Blase 62 und einem Punkt genannt „Extrapunkt 6“
untersucht. An dieser Studie nahmen 36 Personen mit leichten
depressiven Störungen oder Angststörungen teil. Das wichtigste Ergebnis
der Studie war, dass die, mit Akupunktur behandelten Patienten, eine
signifikante Abnahme der HRV im Vergleich zur PlaceboakupunkturGruppe zeigten. Die Spektralanalyse der HRV zeigte eine tendenzielle
Abnahme der low frequency (LF)-, eine Erhöhung der high frequency
(HF)-Komponente und eine signifikante Reduktion des LF/HF-Quotienten.
Dies deutete laut AGELINK et al. (2003) darauf hin, dass durch die
Akupunktur eine Verschiebung der autonom neurokardialen Balance
zugunsten der parasympathischen Modulation der Herzfrequenz stattfand.
Dieser Artikel liefert einen Hinweis darauf, dass Akupunktur der Punkte
Pe6 und He7 besonders bei depressiven und ängstlichen Individuen einen
beruhigenden Effekt hat. Dies konnte auch, wie bereits oben erwähnt, bei
fünf untersuchten Hunden festgestellt werden.
4.2 Kritische Betrachtung der Ergebnisse
In
der
hier
vorliegenden
Studie
konnten
keine
signifikanten
Veränderungen erzielt werden. Nun stellt sich die Frage woran dies liegen
könnte.
In einem Review von LEE et al. (2010) wurden zwölf Studien über die
Wirkung von Akupunktur auf die Herzfrequenzvariabilität (HRV) analysiert
50
und verglichen. Unter den ausgewählten Studien befanden sich zwei, die
Akupunktur an kranken Probanden durchführten. Die Patienten litten an
leichten depressiven Störungen, Angststörungen oder Migräne. Die HRV
Analyse zeigte eine signifikante Abnahme des LF/HF-Verhältnisses und
der LF-Komponente. Vier der zwölf Studien befassten sich mit gesunden
Probanden unter besonderen Stressbedingungen, wie nach dreistündiger
Autofahrt, unter mentalem Stress oder nach Koffein Konsum. Bei zwei
dieser Tests konnte eine signifikante Veränderung der HRV festgestellt
werden. Die restlichen sechs Studien wurden an gesunden Patienten
durchgeführt. Fünf dieser klinischen Versuche führten zu keinem
signifikanten Ergebnis. Insgesamt lieferten die Studien weder bei kranken,
bei gestressten noch bei gesunden Patienten überzeugende Beweise
dafür, dass Akupunktur einen Einfluss auf die HRV hat.
LEE et al. (2010) stellten vier Vermutungen auf, um die unterschiedlichen
Ergebnisse der einzelnen Studien zu erklären:
1. Akupunktur ist bezogen auf eine Modulation des kardialen
autonomen Nervensystems wirkungslos.
2. Akupunktur wirkt, wurde aber suboptimal ausgeführt.
3. Placeboakupunktur ist auch effektiv, weshalb kein signifikanter
Unterschied zwischen den Gruppen festgestellt werden konnte.
4. Akupunktur wirkt nur bei Krankheitszuständen.
Die Vermutung, dass Akupunktur bezogen auf die Modulation des
kardialen autonomen Nervensystems wirkungslos ist, konnte bereits durch
die oben beschriebenen Studien von GAO et al. (2009), HAKER et al.
(2000), CHANG et al. (2008), HUANG et al. (2005), JEN-HSOU et al.
(2008), HU et al. (2008), WU et al. (2010), AGELINK et al. (2003) und
BÄCKER et al. (2008) wiederlegt werden. Die Studien von GAO et al.
(2009), HU et al. (2008) und WU et al. (2010) sind dabei allerdings kritisch
zu
sehen,
da
die
Krankheitszustände
51
der
Probanden
künstlich
herbeigeführt wurden. Die Ergebnisse dieser drei Studien sind schwer in
die Praxis übertragbar, da die zugrundeliegenden Probleme bei
Hypotension und akuter myokardialer Ischämie sehr unterschiedlich sein
können. Es wurden in diesen Studien also nur alleine die Symptome
therapiert. Mit der Traditionellen Chinesischen Medizin wird allerdings die
zugrundeliegende Disharmonie des gesamten Körpers behandelt und
nicht allein ein oder mehrere Symptome.
Ob in den beschriebenen Studien die Akupunktur suboptimal ausgeführt
wurde, kann im Nachhinein nicht mehr überprüft werden. Somit hat die
zweite Vermutung von LEE et al. (2010) durchaus eine Berechtigung.
Allgemein sollte Akupunktur nur von gut qualifiziertem Fachpersonal
angewendet werden, da der Einstich der Nadeln gewisse Gefahren mit
sich bringt. Die Gefahren der Akupunktur sind laut ERNST (2006) die
Verletzung von inneren Organen, welche zum Beispiel zu einem
Pneumothorax oder zu einer Herztamponade führen könnten, oder beim
Menschen die Übertragung von Infektionen, wie Hepatitis C oder HIV. Es
ist zudem wichtig die genauen Lokalisationen der Akupunkturpunkte zu
kennen, damit eine Wirkung nach der Traditionellen Chinesischen Medizin
erzielt werden kann.
Die dritte Vermutung von LEE et al. (2010) bezieht sich auf die Wirkung
von Placeboakupunktur. Wie im Kapitel 1.3.5 beschrieben, gibt es
verschiedene Arten von Placeboakupunktur. In den meisten Studien wird
Scheinakupunktur verwendet, wie auch bei den untersuchten Studien von
LEE
et
al.
(2010). Da
schon
allein
der Einstich
einer Nadel
neurophysiologische Wirkungen im Körper hat (siehe Kapitel 1.3.4), ist die
Nutzung von Scheinakupunktur als Placebo kritisch zu sehen. Dass
Scheinakupunktur eine Wirkung bei Schmerzen hat, zeigt die Studie von
HAAKE et al. (2007).
Humanpatienten,
die
HAAKE et al. (2007) untersuchten 1162
an
chronischen
Kreuzschmerzen
litten.
Die
Probanden wurden in drei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe wurde mit
52
Akupunktur nach der Lehre der Traditionellen Chinesischen Medizin, eine
zweite Gruppe mit Scheinakupunktur und eine dritte Gruppe mit
konventioneller Therapie, bestehend aus Medikamenten, Physiotherapie
und Bewegung, behandelt. Nach sechs Monaten Therapie zeigte sich bei
der Behandlung mit klassischer Akupunktur ein Therapieerfolg von 47,6%,
bei Scheinakupunktur von 44,2% und bei konventioneller Behandlung von
27,4%. Dies bedeutet, dass Scheinakupunktur eine bessere Wirkung
aufweist als die konventionellen Therapiemethoden. Scheinakupunktur
wirkt aber auch fast so gut wie die klassische Akupunktur. Aufgrund der
Ergebnisse der Studie von HAAKE et al. (2007) kann davon ausgegangen
werden, dass allein der Einstich einer Nadel eine Analgesie bewirken
kann.
Im Gegensatz zu der Studie von HAAKE et al. (2007) zeigten FANG et al.
(2004) einen deutlichen Unterschied der Gehirnaktivität bei klassischer
Akupunktur und Scheinakupunktur. FANG et al. (2004) untersuchten 15
gesunde Human-Probanden, die mit Akupunktur und Placeboakupunktur
(Scheinakupunktur) behandelt wurden. Dabei wurde die Gehirnaktivität
über funktionelle Magnetresonanztomographie dargestellt. Während der
klassischen Akupunktur konnte ein Anstieg der Aktivität im sekundären
somatosensiblen Cortex, im Frontallappen, in der rechten Seite des
Thalamus und in der linken Seite des Kleinhirns festgestellt werden. Die
Rotation der Nadel konnte diese Wirkungen noch verstärken, allerdings
nur bei den wirklichen Akupunkturpunkten. Im Gegensatz dazu wurden bei
der Placeboakupunktur keine solchen Effekte erzielt.
Da Scheinakupunktur vor allem bei Schmerzzuständen eine Wirkung
zeigt, ist sie als Placebokontrolle nicht geeignet. Geeigneter erscheinen
die Nachahmung der transkutanen elektrischen Nervenstimulation und die
speziellen Placebonadeln, wie sie in Kapitel 1.5.3 beschrieben sind. Bei
diesen Kontrollen wird die Haut nicht penetriert und somit auch keine
Analgesie ausgelöst. Die Placebonadeln vermitteln den Patienten
zusätzlich den Eindruck wirklich akupunktiert zu werden. Womit die
53
psychische Komponente des Placeboeffektes ebenfalls ausgeschlossen
werden kann.
Wirkt Akupunktur nur bei Krankheit? Wie die Studie von LEE et al. (2010)
zeigt, gibt es bei gesunden Probanden keine überzeugenden Beweise für
den Einfluss der Akupunktur auf die HRV. In der hier vorliegenden Arbeit
konnte kein Gegenbeweis erfolgen, da hier ebenfalls mit gesunden
Individuen gearbeitet wurde. Somit stellt sich die Frage, ob Akupunktur nur
bei Krankheitszuständen wirkt.
Die Studien von GAO et al. (2009), CHANG et al. (2008), HU et al. (2008),
WU et al. (2010), AGELINK et al. (2003) und BÄCKER et al. (2008)
konnten eine Wirkung der Akupunktur auf die Herzfrequenzvariabilität
nachweisen. Bei diesen Studien wurden die Untersuchungen an kranken
Individuen durchgeführt. Im Gegensatz dazu stellten HAKER et al. (2000)
und HUANG et al. (2005) auch Wirkungen bei gesunden menschlichen
Probanden fest.
Die Tatsache, dass bei gesunden Individuen meist keine signifikante
Veränderung
der
HRV
messbar
ist,
entspricht
der
Ansicht
der
Traditionellen Chinesischen Medizin. Hier wird die Gesundheit als Zustand
der Harmonie zwischen dem Körper und seiner inneren und äußeren
Umgebung definiert. Krankheiten entstehen, wenn ein Ungleichgewicht in
der inneren Umgebung oder zwischen innerer und äußerer Umgebung
vorliegt (LIMEHOUSE & TAYLOR-LIMEHOUSE 2009). Durch Akupunktur
kann dieses Ungleichgewicht wieder ausgeglichen werden. Besteht kein
Zustand der Disharmonie, dann ist eine Behandlung mit Akupunktur nicht
effektiv.
4.3 Akupunktur als Placebo?
ERNST (2006) untersuchte verschiedene Reviews über die Wirkung von
Akupunktur. Die Frage wie Akupunktur wirkt bleibt nach ERNST (2006)
aber weiterhin strittig. Die derzeit besten Beweise der Effektivität der
54
Akupunktur
lieferten
die
symptomatischen
Behandlungen
von
Zahnschmerzen, Fibromyalgie, Übelkeit und Erbrechen, Knieosteoartritis,
Schlafstörungen, Epicondylitis, chronische Kreuzschmerzen, idiopatische
Kopfschmerzen, die Auflösung einer Steißlage und die Unterstützung bei
gestrointestinalen Endoskopien. Es ist aber möglich, dass diese
Ergebnisse aufgrund der inadäquaten Kontrolle eines Placeboeffektes
falsch positiv ausfielen (ERNST 2006). Nach Meinung von ERNST (2006)
deutete die Mehrheit der von ihm untersuchten Studien darauf hin, dass
die Wirkungen der Akupunktur hauptsächlich auf einen Placeboeffekt
zurückzuführen sind. In der Studie von HAAKE et al. (2007) zeigten sich
bei
klassischer
Akupunktur
und
Scheinakupunktur
ähnliche
Therapieerfolge. Es ist durchaus möglich dass diese Erfolge allein durch
einen
Placeboeffekt
hervorgerufen
wurden.
Die
Probanden
der
Untersuchungen wussten ja, dass sie mit Akupunktur/Scheinakupunktur
oder konventioneller Therapie behandelt wurden. Gerade bei chronisch
kranken
Patienten,
die
wahrscheinlich
schon
lange
konventionell
vorbehandelt wurden, sind die Erwartungen und der Glaube an einen
Therapieerfolg durch Akupunktur sehr groß.
Nach Meinung von ERNST (2006) sollte Akupunktur als eine wertvolle
Behandlungsmethode anerkannt werden, auch wenn sie Leid nur durch
einen starken Placeboeffekt, der die Wirkungen von konventionellen
Therapien übersteigt, vermindert.
Bei Tieren existiert, wie in Kapitel 1.5.2 beschrieben, auch ein
Placeboeffekt. Die Wirkung des menschlichen Kontaktes kann in den
meisten Studien jedoch ausgeschlossen werden, da es sich bei den
untersuchten Tieren hauptsächlich um Labortiere wie Mäuse, Ratten oder
Kaninchen handelte. So auch in den Studien von GAO et al. (2009), HU
et al. (2008) und WU et al. (2010). Die Wirkung der klassischen
Konditionierung spielt hingegen bei allen Tierarten eine Rolle, da hierbei
alle umliegenden neutralen Reize (Orte, Personen, Dinge, Prozeduren
und Rituale) mit der medizinischen Therapie verbunden werden können.
55
Dies
ist
sowohl
in
der
tierärztlichen
Praxis,
als
auch
unter
Laborbedingungen möglich.
Die
Untersuchungen
von
JEN-HSOU
et
al.
(2008)
wurden
an
anästhesierten Katzen durchgeführt. Hierbei kann ein Placeboeffekt
gänzlich ausgeschlossen werden.
Zusammenfassend ist es schwer möglich festzustellen, ob Akupunktur
allein auf einen Placeboeffekt zurückzuführen ist. Dafür bedarf es in
Zukunft mehr Forschungen mit Placebokontrollen, wie die Nachahmung
der transkutanen elektrischen Nervenstimulation oder die Nutzung von
speziellen
Placebonadeln.
Die
Untersuchung
von
anästhesierten
Patienten könnte auch ein wichtiges Hilfsmittel für weitere Studien
darstellen.
4.5 Einfluss des Versuchsaufbaus
Die
Versuche
der
hier
vorliegenden
Studie
fanden
in
einem
Behandlungsraum der Veterinärmedizinischen Universität Wien während
des laufenden Klinikbetriebes statt. Schon allein das Betreten eines
solchen Behandlungsraumes stellt für viele Hunde eine beängstigende
und aufregende Situation dar. Durch die Einbindung in den laufenden
Klinikbetrieb, war es oftmals nicht möglich für die Probanden eine ruhige
Umgebung zu schaffen. So wurden im Nebenraum kranke Artgenossen
behandelt oder Klinikmitarbeiter gingen ein und aus. Zusätzlich kannten
einige
der
Patienten
eine
Behandlung
mit
Akupunktur
und
Elektroakupunktur vorher nicht. Gerade die Lokalisation der Punkte
Perikardium 6 (Pe6) und Herz 7 (He7) an den Vorderbeinen, brachte viele
Hunde in eine Stresssituation. Diese Tatsache führte dazu, dass vereinzelt
durch die Nadelung der Akupunkturpunkte ein Abwehrverhalten ausgelöst
wurde. Besonders die Verbindung der Akupunkturnadeln mit den Kabeln
des Elektroakupunkturgerätes lies zwei Probanden (Hund 3 und 11) sehr
ängstlich reagieren. Bei diesen Hunden konnten die Messungen nur unter
56
Zwangsmaßnahmen, das heißt während Fixation, erfolgen. Bei den
Hunden 1, 4, 7, 8 und 12 konnte die Bezugsperson nicht anwesend sein,
was ebenso einen Stressfaktor darstellte. Aus diesen Gründen war es für
manche Hunde nicht möglich sich während der Behandlung zu
entspannen.
Zudem wurden die Versuche zu verschiedenen Tageszeiten durchgeführt.
Die früheste Messung fand um 9 Uhr statt die späteste um 16 Uhr. Da das
autonome Nervensystem und somit auch die Herzfrequenzvariabilität
(HRV) einen zirkadianen Rhythmus haben, könnten diese tageszeitlichen
Unterschiede die Ergebnisse der Studie beeinflusst haben.
FURLAN et al. (1990) stellten eine ausgeprägte und gleichmäßige
Erniedrigung der
Marker des sympathischen Nervensystems und eine
Erhöhung derer des parasympathischen Nervensystems während der
Nacht fest. Zum Zeitpunkt des Aufwachens stieg die sympathische
Aktivität verbunden mit einem Rücktritt der parasympathischen Aktivität
rasch an. Während des Tages überwog die low frequency (LF)
Komponente der HRV und somit die Aktivität des Sympathikus, während
in
der
Nacht
die
high
frequency
(HF)
Komponente,
also
die
parasympathische Aktivität dominierte.
NAKAGAWA et al. (1998) bewiesen, dass die Herzfrequenz, die HFKomponente und das LF/HF-Verhältnis einem zirkadianen Rhythmus
unterliegen. Die LF-Komponente wies keinen solchen Rhythmus auf. Die
HF-Komponente erhöhte sich in der Nacht und fiel während des Tages ab.
Im Gegensatz dazu waren die Herzfrequenz und das LF/HF-Verhältnis
während des Tages höher als in der Nacht. Die Graphiken in der Studie
von NAKAGAWA et al. (1998) zeigten einen Abstieg der HF-Komponente
und einen Anstieg der Herzfrequenz und des LF/HF-Verhältnisses
zwischen 6 und 15 Uhr. Zwischen 15 und 6 Uhr stieg die HF-Komponente
an, während Herzfrequenz und LF/HF-Verhältnis wieder sanken.
In einer Studie von MASSIN et al. (2000) wurde die zirkadiane Rhythmik
der HRV über die Zeitreihenanalyse bei Kindern zwischen einem Alter von
57
zwei Monaten und 15 Jahren ermittelt. Dabei zeigten die Werte der
Standardabweichung
aller
RR-Intervalle
(SDNN)
tageszeitliche
Schwankungen. Zwischen 6 und 9 Uhr sanken die SDNN von 200 auf 90
Millisekunden (ms) ab. Zwischen 10 und 11 Uhr stiegen die Werte wieder
auf 120 ms an. Die Werte schwankten daraufhin in der Zeit von 11 bis 17
Uhr zwischen 120 und 80 ms. Ab 17 Uhr stiegen die SDNN Werte wieder
kontinuierlich an.
Somit können in der Zeit von 9 bis 16 Uhr sehr unterschiedliche
Ergebnisse des SDNN Wertes gemessen werden. In der Studie von
MASSIN et al. (2000) schwankten die Werte in dieser Zeit zwischen 120
und 80 ms. Bei den Ergebnissen der hier vorliegenden Studie befinden
sich die SDNN-Werte vormittags, zwischen 9 und 12 Uhr, zwischen 104,5
und 206,5 ms. Mittags, zwischen 12 und 13 Uhr, schwanken die Werte
von 123,2 bis 295,9 ms und nachmittags, zwischen 13 und 16 Uhr, von
34,9 bis 231,4 ms. Bei der Quadratwurzel des quadratischen Mittelwertes
der Summe aller Differenzen zwischen benachbarten RR-Intervallen
(RMSSD) zeigen sich vormittags Werte zwischen 89,9 und 215,8 ms,
mittags 72 bis 366 ms und nachmittags 27,5 bis 212,1 ms. Dies bedeutet,
dass mittags eher höhere SDNN und RMSSD-Werte erzielt wurden.
4.6 Zukunftsperspektiven
Die hier vorliegende Studie kann als Basisuntersuchung für weitere
Forschungen mit kranken Hunden herangezogen werden. In zukünftigen
Arbeiten,
wäre
es
wünschenswert
Probanden
mit
Herz-Kreislauf-
Problemen, Schmerzen oder Angstproblematiken auszuwählen. Wie die
Studien von JEN-HSOU et al. (2008) und GAO et al. (2009) zeigten, kann
Akupunktur Problemen wie Bradykardie, Hypotension oder Hypertension
entgegenwirken. Diese Effekte könnten zum Beispiel bei Hunden unter
Anästhesie untersucht werden. Auf die positiven Auswirkungen von
Akupunktur bei Schmerzpatienten wiesen BÄCKER et al. (2008) und
HAAKE et al. (2007) hin. Somit wären weitere Untersuchungen von
58
Probanden mit akuten oder chronischen Schmerzen gerechtfertigt. Hunde
mit
Angstproblematiken
könnten
ebenfalls
für
zukünftige
Studien
herangezogen werden, da AGELINK et al. (2003) einen Effekt der
Akupunktur bei menschlichen Patienten mit Angststörungen feststellen
konnten.
Allgemein sollten die Messungen zu gleichen Tageszeiten durchgeführt
werden,
da
das
autonome
Nervensystem
und
somit
auch
die
Herzfrequenzvariabilität einem zirkadianen Rhythmus unterliegen, wie die
Studien von FURLAN et al. (1990), NAKAGAWA et al. (1998) und
MASSIN et al. (2000) zeigen. Zusätzlich sollten die Hunde bereits an
Akupunktur und Elektroakupunktur gewöhnt sein, da die Nadelung und
das Anbringen der Kabel für die Elektroakupunktur zu Abwehrverhalten
führen können. Allgemein sollte eine Placebogruppe mit geeigneten
Placebokontrollen, wie die Nachahmung der transkutanen elektrischen
Stimulation
oder
die
Verwendung
von
speziellen
Placebonadeln,
eingeführt werden. So kann ein möglicher Placeboeffekt ausgeschlossen
werden. Ebenso wünschenswert wäre eine größere Stichprobenanzahl.
59
5 Zusammenfassung
Hintergrund: Akupunktur ist eine der bekanntesten Formen der
Komplementärmedizin und kann für die Behandlung einer Reihe von
Krankheitszuständen
verwendet
werden.
Es
wird
vermutet,
dass
Akupunktur einen modulierenden Effekt auf das autonome Nervensystem
des
Körpers
hat.
Zur
Messung
dieses
Effektes
kann
die
Herzfrequenzvariabilität (HRV) herangezogen werden (LEE et al. 2010).
Fragestellung: Ziel der Studie war es, die Auswirkungen von Akupunktur
und Elektroakupunktur auf das autonome Nervensystem mittels Messung
der Herzfrequenzvariabilität (HRV) zu untersuchen. Dazu wurden EKGMessungen an Hunden durchgeführt. Die Hypothese dieser Arbeit lautet,
dass sich die HRV durch Akupunktur und Elektroakupunktur der Punkte
Perikardium 6 und Herz 7 verändert.
Methode: Insgesamt wurden zwölf gesunde Hunde für die Studie
ausgewählt. Jeder Hund durchlief einen Kontrollversuch (Versuch K),
einen
Versuch
mit
Akupunktur-
(Versuch
A)
und
einen
mit
Elektroakupunktur-Behandlung (Versuch E). Das Elektrokardiogramm
(EKG) wurde bei den Versuchen A und E 15 Minuten vor, 15 Minuten
während und 15 Minuten nach der Behandlung gemessen. Beim
Kontrollversuch zeichnete man ein EKG von 30 Minuten auf. Aus den
gespeicherten
EKG-Messungen
wurde
die
HRV
ermittelt.
Die
Standardabweichung aller RR-Intervalle (SDNN) und Quadratwurzel des
quadratischen Mittelwertes der Summe aller Differenzen zwischen
benachbarten RR-Intervallen (RMSSD) der HRV des Kontrollversuchs
wurden mit denen von Versuch A und Versuch E verglichen.
Ergebnisse: Die vorliegende Studie zeigte bei gesunden Hunden keinen
signifikanten Unterschied in der HRV. Die Behandlung mit Akupunktur und
Elektroakupunktur der Punkte Pe6 und He7 hatte also keinen signifikanten
60
Einfluss auf die HRV der Patienten. Dennoch konnte bei einigen Hunden
eine sichtbare Beruhigung während und nach der Behandlung festgestellt
werden.
Schlussfolgerung: Verschiedene bereits vorhandene Studien weisen auf
einen positiven Effekt der Akupunktur auf die HRV und somit auf einen
Einfluss auf das autonome Nervensystem hin. Mit der in dieser Studie
verwendeten Methode, konnte bei gesunden Hunden kein signifikanter
Einfluss
der
Akupunktur
und
Elektroakupunktur
nachgewiesen werden.
61
auf
die
HRV
6 Extended Summary
Background: Acupuncture is one of the most popular forms of
complementary medicine and can be used for a variety of health
conditions. Acupuncture is hypothesized to modulate the autonomic
nervous system. The analysis of heart rate variability (HRV) has recently
been used as a sensitive index of autonomic nervous system activity (LEE
et al. 2010).
Purpose: The purpose of the study was to test the hypothesis that HRV
can be modified by acupuncture and electroacupuncture of Pericardium 6
(Pe6) and Heart 7 (He7).
Methods: A total of twelve healthy dogs were chosen for this study. Each
dog runs through control-test (test K), acupuncture-test (test A) and
electroacupuncture-test (test E). In test A and E the ECG was recorded 15
minutes before, 15 minutes while and 15 minutes after treatment. The
ECG of test K was recorded for 30 minutes. The HRV was calculated from
the measured ECG. The standard deviation of all normal RR intervals
(SDNN) and the square root of the mean of the squared differences
between successive RR intervals (RMSSD) of control-test’s HRV were
compared to HRV of acupuncture-test and electroacupuncture-test.
Results: No significant effect on HRV in healthy dogs could be observed.
Neither acupuncture nor electroacupuncture of Pe6 and He7 has any
significant effect on HRV. Sedation was observed in a few dogs during
and after acupuncture and eletroacupuncture treatment.
Conclusion: Several clinical trials showed positive effects of acupuncture
on HRV and autonomic nervous system. The method used in this study
produced no significant effect of acupuncture and eletroacupuncture on
HRV in healthy dogs.
62
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