„Einfluss der Nadelung der Akupunkturpunkte Pc6 und He7 auf die
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„Einfluss der Nadelung der Akupunkturpunkte Pc6 und He7 auf die
Klinisches Department für Kleintiere und Pferde der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Departmentsprecher: o. Univ. Prof. Dr. med. vet. Tzt. Johann G. Thalhammer) EINFLUSS DER NADELUNG DER AKUPUNKTURPUNKTE PERIKARDIUM 6 UND HERZ 7 AUF DIE HERZFREQUENZVARIABILITÄT DIPLOMARBEIT zur Erlangung der Würde einer MAGISTRA MEDICINAE VETERINARIAE der Veterinärmedizinischen Universität Wien Vorgelegt von Anne-Marie Schmitt Wien, im Oktober 2011 1 Betreuer o. Univ. Prof. Dr. Johann G. Thalhammer Gutachterin Dr. Marion Müller 2 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung und Fragestellung................................................................... 8 1.1 Einleitung.......................................................................................... 8 1.2 Herzfrequenzvariabilität .................................................................. 11 1.2.1 Regulation der Herztätigkeit ..................................................... 11 1.2.2 Elektrokardiogramm ................................................................. 12 1.2.3 Definition und Analyse der Herzfrequenzvariabilität ................ 14 1.3 Akupunktur ..................................................................................... 17 1.3.1 Traditionelle Chinesische Medizin ........................................... 17 1.3.2 Akupunkturpunkte und Meridiane ............................................ 20 1.3.3 Instrumentarium und Technik der Akupunktur ......................... 22 1.3.4 Neurophysiologische Mechanismen der Akupunktur ............... 27 1.4 Elektroakupunktur .......................................................................... 29 1.5 Placeboakupunktur ......................................................................... 31 1.5.1 Definition Placebo und Placeboeffekt ...................................... 31 1.5.2 Placeboeffekt bei Tieren .......................................................... 31 1.5.3 Placeboakupunktur: Arten und Technik ................................... 33 1.6 Akupunkturpunkt Perikardium 6 ..................................................... 34 1.7 Akupunkturpunkt Herz 7 ................................................................. 37 1.8 Fragestellung.................................................................................. 39 2. Material und Methode .......................................................................... 39 2.1 Patienten ........................................................................................ 39 2.2 Elektrokardiogramm ....................................................................... 40 2.3 Vorbereitung ................................................................................... 41 2.4 Akupunktur ..................................................................................... 43 2.5 Elektroakupunktur .......................................................................... 43 2.6 Messungen ..................................................................................... 44 3 Ergebnisse ............................................................................................ 46 4 Diskussion............................................................................................. 49 4.1 Individuelle Reaktionen .................................................................. 49 4.2 Kritische Betrachtung der Ergebnisse ............................................ 50 4.3 Akupunktur als Placebo? ................................................................ 54 3 4.5 Einfluss des Versuchsaufbaus ....................................................... 56 4.6 Zukunftsperspektiven ..................................................................... 58 5 Zusammenfassung ............................................................................... 60 6 Extended Summary .............................................................................. 62 7 Literaturverzeichnis ............................................................................... 63 4 Abkürzungsverzeichnis AMI akute myokardiale Ischämie EAP Elektroakupunktur EKG Elektrokardiogramm HF High Frequency HR Herzfrequenz HRV Herzfrequenzvariabilität He Herz LF Low Frequency LVSP systolischer Druck des linken Ventrikels M Musculus ms Millisekunden N Nervus NN50 Anzahl der Paare benachbarter RR-Intervalle, die mehr als 50 ms voneinander in der gesamten Aufzeichnung abweichen Pe Pericardium pNN50 Prozentsatz der RR-Intervalle mit mindestens 50 ms Abweichung vom vorausgehenden Intervall RMSSD Quadratwurzel des quadratischen Mittelwertes der Summe aller Differenzen zwischen benachbarten RRIntervallen RR-Intervalle Schlag-zu-Schlag-Intervalle SDANN Standardabweichung des Intervalle Fünf-Minuten in allen Mittelwertes der Aufzeichnung SDNN Standardabweichung aller RR-Intervalle TENS Transkutante elektrische Nervenstimulation VLF Very Low Frequency 5 der RR- gesamten Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Ablauf der Messungen von HAKER et al. (2000) ........................... 9 Abb. 2: Ausbreitung der Erregung im Herzen und Entstehung der einzelnen Wellen und Zacken im EKG ..................................................... 13 Abb. 3: Nomenklatur im EKG ................................................................... 14 Abb. 4: Meridianumläufe des Hundes ...................................................... 21 Abb. 5: Die neun antiken chinesischen Metallnadeln ............................... 23 Abb. 6: Prinzipieller Aufbau einer Akupunkturnadel ................................. 24 Abb. 7: Verschiedene Ausführungen von Akupunkturnadeln ................... 25 Abb. 8: Perikard-Meridian ........................................................................ 35 Abb. 9: Herz-Meridian .............................................................................. 37 Abb. 10: EKG-Gerät Televet 100 ............................................................. 41 Abb. 11: EKG-Elektrode F-55 .................................................................. 41 Abb. 12: Platzierung der EKG-Elektroden und des EKG-Gerätes............ 42 Abb. 13: Liegende Position des Hundes während der Messung .............. 42 Abb. 14: Elektroakupunkturgerät High-Frequency Electronic Acupunctoscope WQ-6F .......................................................................... 43 Abb. 15: Ablauf der Messung des Kontrollversuchs................................. 44 Abb. 16: Ablauf der Messung des Versuchs A ......................................... 45 Abb. 17: Ablauf der Messung des Versuchs E ......................................... 45 Abb. 18: Werte der Standardabweichung aller RR-Intervalle (SDNN) der drei verschiedenen Versuche................................................................... 48 Abb. 19: Werte der Quadratwurzel des quadratischen Mittelwertes der Summe aller Differenzen zwischen benachbarten RR-Intervallen (RMSSD) der drei verschiedenen Versuche ............................................................ 49 6 Tabellenverzeichnis Tab. 1: Maße der Zeitreihenanalyse der Herzfrequenzvariabilität............ 16 Tab. 2: In die Studie aufgenommene Hunde ........................................... 40 Tab. 3: Standardabweichung aller RR-Intervalle (SDNN) und Quadratwurzel des quadratischen Mittelwertes der Summe aller Differenzen zwischen benachbarten RR-Intervallen (RMSSD) des Kontrollversuchs ...................................................................................... 46 Tab. 4: Standardabweichung aller RR-Intervalle (SDNN) und Quadratwurzel des quadratischen Mittelwertes der Summe aller Differenzen zwischen benachbarten RR-Intervallen (RMSSD) des Akupunktur-Versuchs............................................................................... 47 Tab. 5: Standardabweichung aller RR-Intervalle (SDNN) und Quadratwurzel des quadratischen Mittelwertes der Summe aller Differenzen zwischen benachbarten RR-Intervallen (RMSSD) des Elektroakupunktur-Versuchs .................................................................... 47 7 1 Einleitung und Fragestellung 1.1 Einleitung Akupunktur ist eine der bekanntesten Formen der Komplementärmedizin und kann für die Behandlung einer Reihe von Krankheitszuständen verwendet werden. Es wird vermutet, dass Akupunktur einen modulierenden Effekt auf das autonome Nervensystem des Körpers hat. Zur Messung dieses Effektes kann die Herzfrequenzvariabilität (HRV) herangezogen werden. Die Analyse der HRV wurde in letzter Zeit vermehrt als Nervensystems sensibler genutzt Index (LEE für et die al. Aktivität 2010). Die des autonomen im Folgenden beschriebenen Studien geben einen Einblick in die bereits bestehenden Forschungen zum Thema Einfluss der Akupunktur auf die HRV. GAO et al. (2009) untersuchten die Auswirkungen von Elektroakupunktur (EAP) verschiedener Akupunkturpunktgruppen auf den mittleren arteriellen Blutdruck und die Herzfrequenz bei 70 Ratten mit Hypotension. Während der 30 minütigen EAP wurden der mittlere arterielle Blutdruck, die Herzfrequenz und das Elektrokardiogramm (EKG) erfasst. Aus dem aufgezeichneten EKG errechnete man die very low frequency (VLF), low frequency (LF) und high frequency (HF) Komponenten der HRV (GAO et al. 2009). HF ist Folge der parasympathischen Aktivität im Sinusknoten, während LF hauptsächlich Folge der sympathischen Modulation ist. Für VLF gibt es noch keine endgültige physiologische Interpretation (WEHR 2001). Im Vergleich zur Kotrollgruppe stiegen der mittlere arterielle Druck und die Herzfrequenz bei den Gruppen mit Akupunktur der Punkte Perikardium 6 und 7 und Gallenblase 37 und 39 signifikant an. Ebenso erhöhten sich die Komponenten der Herzfrequenzvariabilität LF, LF/HF und VLF signifikant. Dies deutet darauf hin, dass EAP der Punkte Perikardium 6 und 7 und Gallenblase 37 und 39 eine bessere Wirkung auf die Aktivität der sympathischen und parasympathischen Nerven aufweist als die EAP der anderen untersuchten Punkte (GAO et al. 2009). 8 Ziel einer Studie von HAKER et al. (2000) war es, zu untersuchen, wie Akupunktur der Punkte Leber 4 und Lunge 1 das sympathische und parasympathische Nervensystem bei gesunden Menschen beeinflusst. Dabei wurden zwölf Freiwillige, sechs weibliche und sechs männliche Probanden, im Durchschnittsalter von 34,4 Jahren für das Experiment ausgewählt. Jeder Proband durchlief drei Versuche, ein Versuch mit Akupunktur des Punktes Lunge 1, einer mit Akupunktur des Punktes Leber 4 und einen Placeboakupunktur-Versuch. Bei allen Freiwilligen wurde eine EKG- und Blutdruckmessung durchgeführt (Abb.1). Aus dem EKG konnten die LF- und HF-Komponenten der HRV errechnet werden. Die HF-Komponente spiegelte hierbei die parasympathische, die LFKomponente die sympathische und parasympathische Aktivität wieder. EKG-Aufzeichnung, Blutdruckmessung Während Akupunktur (Stimulation) 15 min Nach Akupunktur (poststimulatorische Periode) 60 min Abb. 1: Ablauf der Messungen von HAKER et al. (2000) Die Stimulation des Punktes Lunge 1 bewirkte während (15 min) und nach der Stimulation (60 min) einen signifikanten Anstieg der parasympathischen Aktivität. Die Akupunktur des Punktes Leber 4 bewirkte während und nach der Stimulation einen signifikanten Anstieg der sympathischen und parasympathischen Aktivität. Ebenso konnte am Ende der post-stimulatorischen Periode eine signifikante Erniedrigung der Herzfrequenz festgestellt werden. Beim Placeboakupunktur-Versuch zeigten sich während der Stimulation keine Veränderungen. Während der post-stimulatorischen Periode von 60 min bemerkte man eine balancierte Erhöhung in sympathischer und parasympathischer Aktivität. Fazit von HAKER et al. (2000) war, dass Akupunktur mit den Veränderungen in HFund LF-Komponenten der HRV in Zusammenhang steht und somit das autonome Nervensystem beeinflusst. 9 LEE et al. (2010) suchten in der Literatur nach Studien, die die Wirkung von Akupunktur auf die Herzfrequenzvariabilität (HRV) analysieren. Dabei wurden zwölf Studien, die bis zum Oktober 2009 veröffentlicht wurden, verglichen. Fünf randomisierte klinische Studien zeigten signifikante Unterschiede in der HRV zwischen Patienten, die mit Akupunktur und Placeboakupunktur behandelt wurden. In diesen fünf Versuchen wurden Menschen mit leichten depressiven Störungen, Angststörungen und Migräne, gesunde Probanden unter Stressbedingungen, wie zum Beispiel nach dreistündiger Autofahrt, und völlig gesunde Patienten untersucht. Letztlich gab es variable Ergebnisse und keine klaren Beweise dafür, dass Akupunktur spezifische Effekte auf die HRV hat. Deshalb sind weitere Forschungen zur Gewinnung gesicherter Erkenntnisse gerechtfertigt. Die Ergebnisse der beschriebenen Studien weisen auf einen positiven Effekt der Akupunktur auf die Herzfrequenzvariabilität und somit auf das autonome Nervensystem hin. Allerdings fehlen nach wie vor Studien, die diese Wirkung objektiv, mittels Elektrokardiogramm (EKG)-Messung bei Tieren, belegen. Da Tiere unter Allgemeinanästhesie immer wieder Probleme mit verminderter Herzfrequenz, Hypotension oder Hypertension zeigen, wäre die Validierung der Akupunktur von großer Wichtigkeit für den Anästhesisten. Wie die Studien von JEN-HSOU et al. (2008) und GAO et al. (2009) zeigten, kann Akupunktur diesen, oft anästhesiebedingten, Problemen entgegenwirken. In einer weiteren Untersuchung von BÄCKER et al. (2008) erzielte man durch Akupunktur eine 50 prozentige Besserung der Schmerzen bei Migräne-Patienten. Bei den Komponenten der HRV zeigten sich eine Erniedrigung der LF- und unterschiedliche Effekte auf die HF- Komponente. Somit könnte Akupunktur auch bei Tieren mit akuten oder chronischen Schmerzen eingesetzt werden. Akupunktur könnte ebenso zur Beruhigung der Tiere in Stresssituationen, wie zum Beispiel bei der tierärztlichen Untersuchung, nützlich sein. Einen 10 Effekt der Akupunktur bei Patienten mit Angststörungen konnten AGELINK et al. (2003) nachweisen. Zur Überprüfung ob Akupunktur und Elektroakupunktur der Punkte Perikardium 6 (Pe6) und Herz 7 (He7) bei gesunden Hunden einen Einfluss auf die Herzfrequenzvariabilität haben, wurde diese hier beschriebene Studie initiiert. 1.2 Herzfrequenzvariabilität 1.2.1 Regulation der Herztätigkeit Das Herz vermag sich sehr schnell an unterschiedliche körperliche Belastungen anzupassen. Dieser Anpassungsprozess wird von extrakardialen Signalen ausgelöst und von intrakardialen Mechanismen verwirklicht. Ein intrakardialer Regulationsmechanismus ist der FrankStarling-Mechanismus. Dieser erlaubt es dem Herzen, seine Pumpeigenschaften an wechselnde äußere Bedingungen anzupassen. Bei erhöhter Vorlast (zunehmendem enddiastolischem Druck) werden die Vorkammer und die Kammer stärker gefüllt und gedehnt. Das Herz antwortet auf diese Dehnung mit einer stärkeren Kontraktion und einem größeren Schlagvolumen. Bei einer erhöhten Nachlast nimmt die Kammerfüllung ebenfalls zu und das Herz pumpt bei gleicher Frequenz genau so viel Blut wie vorher, allerdings mit erhöhtem Druck. Typisch für diese Art der Anpassung ist die konstante Herzfrequenz. Somit spielt der Frank-Starling-Mechanismus bei der Anpassung an körperliche Arbeit keine Rolle. Für diese Anpassung sind die extrakardialen Regulationen von Bedeutung. Die von extrakardial kommenden Signale beeinflussen die Schlagfrequenz (chronotrope Wirkung), die Kontraktionskraft (inotrope Wirkung) und die Geschwindigkeit der atrioventrikulären Erregungsleitung (dromotrope Wirkung). Diese extrakardialen Mechanismen werden durch das vegetative Nervensystem und Hormone des Nebennierenmarks gesteuert. Sympathische Reize 11 wirken dabei stimulierend, parasympathische inhibierend. Überträgerstoffe der sympathischen Fasern sind hauptsächlich Noradrenalin und in geringerem Umfang Adrenalin. Die parasympathischen Fasern besitzen den Überträgerstoff Acetylcholin. Der Parasympathikus wirkt direkt negativ chronotrop, inotrop und dromotrop auf das Herz. Gleichzeitig dämpft er durch präsynaptische Hemmung den Einfluss des Parasympathikus wirken die Sympathikus. Im Gegensatz Sympathikusstimulation oder zum die Hormonausschüttung aus dem Nebennierenmark auf das Herz positiv chronotrop, inotrop, lusitrop (erschlaffend) und dromotrop. Das durch den Sympathikus stimulierte Herz wird besonders effektiv parasympathisch gehemmt. Somit kann das Herz seine Leistung durch extrakardiale Einflüsse an körperliche Belastungen anpassen (HARMEYER 2005). Zur Messung dieser extrakardialen Regulation wird die Herzfrequenzvariabilität (HRV) herangezogen. Über die verschiedenen Parameter der HRV kann zwischen sympathischem und parasympathischem Einfluss unterschieden werden. Zur Berechnung dieser Parameter ist die Aufzeichnung eines Elektrokardiogramms (EKG) nötig. 1.2.2 Elektrokardiogramm Im Elektrokardiogramm (EKG) kommen Potenzialdifferenzen elektrischer Ströme, speziell die Aktionsströme des schlagenden Herzens, zum Ausdruck. Die Herzstromkurve ist abhängig vom Weg, den die Erregung zwischen ihrem Bildungsort, dem Sinusknoten und der Herzspitze zurücklegt (NÖRR 1922). Die Amplitude der elektrischen Signale wird in Millivolt und ihre Dauer in Sekunden angegeben. Das EKG kann Informationen über die Herzfrequenz, den Herzrhythmus und die intrakardiale Erregungsleitung liefern. Unter physiologischen Bedingungen dient der Sinusknoten als Schrittmacher für die elektrischen Potenziale am Herzen. Die Ausbreitung der Erregung erfolgt über das Reizleitungssystem. Die EKG-Wellen und Zacken entstehen durch die De- 12 und folgende Repolarisation der Herzmuskelzellen (WARE 2006). Die einzelnen Ausschläge Funktionszustände der des EKGs Herzaktion und kennzeichnen werden mit bestimmte Buchstaben charakterisiert (HARMEYER 2005). Die P-Welle entspricht einem Vorgang an den Vorkammern, während der QRS-Komplex und die T-Welle einem Vorgang an den Kammern entsprechen (NÖRR 1922). Abb. 2: Ausbreitung der Erregung im Herzen und Entstehung der einzelnen Wellen und Zacken im EKG (BAATZ 2002, Schattauer GmbH) Die P-Welle ist nach oben gerichtet und entsteht während der Depolarisation der Vorkammern. Zwischen den Punkten P und Q (PQStrecke) verläuft die EKG-Kurve in der Nähe der Nulllinie. Das Aktionspotenzial der Vorkammermuskulatur hat die Plateauphase erreicht und die Erregung gelangt von den Vorkammern in die Kammern. Nun schließt sich der QRS-Komplex an. Dieser ist Ausdruck der Depolarisation der Kammern. Die Erregung läuft vom Atrioventrikular-Knoten zunächst 13 gebündelt in Purkinjefasern auf der linken Seite des Kammerseptums und dann in der Muskulatur zurück in Richtung Basis. Daraus resultiert die negative Q-Zacke. Während der positiven R-Zacke wird die übrige Kammermuskulatur von der Basis her in Richtung Spitze depolarisiert. Nun erreicht die Erregung, von der Spitze kommend, Muskelpartien im basalen Bereich der rechten Kammer. Dies äußert sich in der negativen SZacke. Im ST-Intervall ist das Ventrikelmyocard vollständig erregt und die EKG-Kurve läuft wieder auf der Nulllinie. Die positive T-Zacke am Ende des EKGs repräsentiert die Repolarisation der Kammern (Abb.2&3) (HARMEYER 2005). Abb. 3: Nomenklatur im EKG (BAATZ 2002, Schattauer GmbH) Die Erregung des Herzens zeigt einen individuell gleich bleibenden Ablauf und erzeugt daher ein gleichbleibendes elektrokardiales Bild (BAATZ 2002). Für die Berechnung der Herzfrequenzvariabilität werden die Abstände in Millisekunden zwischen den oben beschriebenen R-Zacken zweier Herzschläge genutzt. 1.2.3 Definition und Analyse der Herzfrequenzvariabilität Unter Herzfrequenzvariabilität (HRV) versteht man Schwankungen der Herzfrequenz innerhalb kurzer Zeiträume. Die HRV wird vom autonomen Nervensystem, von der Atmung, von emotionalen und physiologischen 14 Belastungen, von der Barorezeptorfunktion (Herz, Gefäße) und dem Zentralnervensystem beeinflusst (LÖLLGEN et al. 2010). Es wird angenommen, dass hauptsächlich die auf das Herz wirkende Aktivität des sympathischen und parasympathischen Nervensystems für die Schlag-zuSchlag-Schwankungen und damit für den Herzzyklus verantwortlich ist. Durch die Untersuchung der HRV kann somit indirekt die SympathikusParasympathikus Interaktion gemessen werden (WEHR 2001). Ausgangspunkt der Analyse der HRV ist der Abstand zweier aufeinander folgender Schlag-zu-Schlag-Intervalle (RR-Intervalle) im EKG. Es werden Zeitreihen aus dem EKG erzeugt, deren periodische Änderungen sich im Zeit- und Frequenzbereich berechnen lassen (TASK FORCE 1996). Bei der Zeitreihenanalyse der HRV werden die Intervalle der Herzaktionen über die Zeit gemessen und daraus Mittelwerte, Standardabweichung und andere Parameter ermittelt (LÖLLGEN 1999). Eine einfach zu berechnende Variable ist die Standardabweichung aller RR-Intervalle (SDNN). Die SDNN gibt all die zyklischen Bestandteile wieder, die für die Variabilität während der Messung zuständig sind. Das heißt die Variable SDNN integriert sowohl kurz- als auch langfristige Schwankungen (TASK FORCE 1996). Je größer die Variabilität aller RR-Intervalle ist, desto größer ist die SDNN (LÖLLGEN 1999). Als weitere wichtige Variable ist die Standardabweichung des Mittelwertes der RR-Intervalle in allen fünf Minuten der gesamten Aufzeichnung (SDANN) zu erwähnen. Die SDANN repräsentiert die Standardabweichung der Mittelwerte der RR-Abstände der aufeinanderfolgenden fünf Minuten Abschnitte. Durch diese Art der Mittelung werden kurzfristige Schwankungen mit einer Periodendauer von weniger als fünf Minuten unterdrückt. Daher erfasst das Maß SDANN vor allem langfristige, niederfrequente Schwankungen. Die meistgenutzten Variablen, abgeleitet aus den Differenzen der Intervalle, sind die Quadratwurzel des quadratischen Mittelwertes der Summe aller Differenzen zwischen benachbarten RR-Intervallen (RMSSD), die Anzahl der Paare benachbarter RR-Intervalle, die mehr als 50 Millisekunden (ms) voneinander in der gesamten Aufzeichnung 15 abweichen (NN50), und der Prozentsatz der Intervalle mit mindestens 50 ms Abweichung vom vorausgehenden Intervall (pNN50). All diese Messgrößen bewerten kurzfristige also hochfrequente Schwankungen der HRV und sind folglich stark korreliert (TASK FORCE 1996). Die Maße der Zeitreihenanalyse der HRV sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst: Variable Einheit Definition SDNN ms Standardabweichung aller RR-Intervalle SDANN ms Standardabweichung Intervalle in allen des fünf Mittelwertes Minuten der RR- der gesamten Aufzeichnung RMSSD ms Quadratwurzel des quadratischen Mittelwertes der Summe aller Differenzen zwischen benachbarten RRIntervallen NN50 ms Anzahl der Paare benachbarter RR-Intervalle, die mehr als 50 ms voneinander in der gesamten Aufzeichnung abweichen pNN50 % Prozentsatz der Intervalle mit mindestens 50 ms Abweichung vom vorausgehenden Intervall Tab. 1: Maße der Zeitreihenanalyse der Herzfrequenzvariabilität Durch die Spektralanalyse wird die HRV als Funktion der Frequenz abgeschätzt. Diese ist durch drei Hauptkomponenten charakterisiert: very low frequency (VLF) im Frequenzbereich von 0-0,03 Hz, low frequency (LF) im Frequenzbereich von 0,04-0,15 Hz und high frequency (HF) im Frequenzbereich von 0,15-0,45 Hz. HF ist Folge der parasympathischen Aktivität im Sinusknoten, während LF hauptsächlich Folge der sympathischen Modulation ist. Für VLF gibt es noch keine endgültige physiologische Interpretation (WEHR 2001). Das Herz ist umso anpassungsfähiger, je besser es die sympathische und parasympathische 16 Aktivität im ausgeglichenen Verhältnis nutzen kann. Das Verhältnis LF/HF und somit das Verhältnis zwischen Sympathikus und Parasympathikus liegt bei 1,5 bis 2,0 in der Norm. Bei höheren Werten überwiegt die Aktivität des sympathischen Nervensystems (POKAN et al. 2004). 1.3 Akupunktur Akupunktur ist eine der bekanntesten Formen der Komplementärmedizin und kann für die Behandlung einer Reihe von Krankheitszuständen verwendet werden (LEE et al. 2010). Bei der Akupunktur werden Nadeln in exakt lokalisierte Akupunkturpunkte eingestochen und für bestimmte Zeit dort belassen (MATERN 2010). Obwohl die physiologischen Mechanismen der Akupunktur noch nicht vollständig geklärt sind, wird angenommen, dass die Akupunktur das autonome Nervensystem moduliert und dadurch die Balance des körperlichen Metabolismus neu belebt (LEE et al. 2010). 1.3.1 Traditionelle Chinesische Medizin In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird die Gesundheit als Zustand der Harmonie zwischen dem Körper und seiner inneren und äußeren Umgebung definiert. Krankheiten entstehen, wenn ein Ungleichgewicht in der inneren Umgebung oder zwischen innerer und äußerer Umgebung vorliegt. Wenn mehrere Faktoren zusammenkommen, können diese den homöostatischen Mechanismus des Körpers überlasten. Die Chinesen erklärten diese Beziehung mit der Yin-Yang Theorie (LIMEHOUSE & TAYLOR-LIMEHOUSE 2009). Das ganze Sein beruht auf Gegensätzen, die einerseits klar zu unterscheiden sind, sich aber dennoch ergänzen (MÜLLER 2011). Yin und Yang stehen also gleichzeitig im Gegensatz zueinander und sind voneinander abhängig. Yin ist hierbei die passive oder negative, Yang die aktive oder positive Kraft. Ein ausgeglichenes System besitzt gleiche Anteile von Yin und Yang. Keine der beiden Kräfte kann isoliert existieren (LIMEHOUSE & TAYLOR17 LIMEHOUSE 2009). Ebenso ein Teil der chinesischen Philosophie ist der Glaube, dass Substanz und Funktion des Körpers durch eine Kombination von Lebenskräften entstehen und erhalten werden. Diese Substanzen des Lebens sind die Essenz (Jing), das Blut (Xue), die Flüssigkeiten (JinYe), die Lebenskraft (Qi) und der Geist (Shen) (SCHWARZ 2008). In der TCM gibt es mehrere Systeme und Methoden für Diagnose und Behandlung. Die wichtigsten sind die fünf Wandlungsphasen oder Elemente, die acht Leitkriterien und die pathogenen Faktoren oder Krankheitsursachen (LIMEHOUSE & TAYLOR-LIMEHOUSE 2009). Durch die Ähnlichkeiten zwischen den Naturereignissen und den Vorgängen des Körpers entwickelte sich das System der fünf Wandlungsphasen oder Elemente. Diese fünf Elemente sind das Holz, das Feuer, die Erde, das Metall und das Wasser. Jedem dieser Elemente wird ein Organsystem zugeordnet. Um das harmonische Ineinandergreifen der verschiedenen Wandlungsphasen zu erklären, wurde ein komplexes System der Kontrollen und der Förderung entwickelt. Neben dem mit den Meridianen arbeitenden System der fünf Elemente, existiert das System der acht Leitkriterien. Dieses befasst sich mit der Qualität, der Quantität und der Lokalisation eines Problems (SCHWARZ 2008). Mit Hilfe der acht Leitkriterien können Imbalancen von Yin und Yang erkannt werden. Die acht Leitkriterien sind Yin und Yang, Innen und Außen, Kälte und Hitze, Leere und Fülle. Yin und Yang beinhalten dabei als Oberbegriffe die restlichen drei Unterkategorien (MÜLLER 2011). Yin und Yang, Kälte und Hitze stellen die Qualität, Leere und Fülle die Quantität und Innen und Außen die Lokalisation des Problems dar (SCHWARZ 2008). Ein weiteres wesentliches Element der Chinesischen Medizin ist es, die Ursache für die Disharmonie eines Patienten zu identifizieren. Hierbei unterscheidet man innere, äußere und andere Krankheitsursachen. Für innere Krankheitsursachen werden sieben Emotionen in Betracht gezogen: Zorn, Traurigkeit, Sorge, Nachdenklichkeit, Freude, Angst, Schock. Äußere Krankheitsursachen sind auf klimatische Bedingungen zurückzuführen: Wind, Kälte, Sommer-Hitze, Feuchtigkeit, Trockenheit, Feuer. Als andere 18 Krankheitsursachen gelten: schwache Konstitution, Überanstrengung, übermäßige sexuelle Aktivität, falsche Ernährung, Trauma, Parasiten, Vergiftungen und falsche Behandlung (MACIOCIA 1994). Der Schlüssel für eine erfolgreiche Behandlung liegt in der Fähigkeit zu erkennen, welches der Systeme für die Störung der jeweiligen Patienten am besten passt (LIMEHOUSE & TAYLOR-LIMEHOUSE 2009). Die chinesische Diagnostik basiert auf dem grundlegenden Prinzip, dass Symptome und Krankheitszeichen den Zustand der inneren Organe widerspiegeln. Es wurde im Laufe der Jahrhunderte ein sehr komplexes Entsprechungssystem zwischen äußeren Zeichen und den inneren Organen aufgebaut. Dieser Idee entsprechend reflektiert beinahe alles den Zustand der inneren Organe und kann daher diagnostisch verwertet werden. Die chinesische Diagnostik umfasst vier Methoden: Sehen, Hören und Riechen, Fragen, Fühlen (MACIOCIA 1994). Die Betrachtung des Patienten in Ruhe und Bewegung kann wertvolle Rückschlüsse auf den Energiefluss zulassen. In der Humanmedizin spielt die Gesichtsfarbe eine entscheidende Rolle. In der Veterinärmedizin kann dafür die Farbe der Maulschleimhaut, der Konjunktiven und Skleren wichtige Hinweise geben. Die Zunge als sogenanntes Mikrosystem kann den Zustand des ganzen Körpers wiederspiegeln. Weitere Mikrosysteme sind unter anderem Ohren, Fußsohlen und Handflächen. Bei der Zungendiagnostik geben die Farbe der Zunge, die Form des Zungenkörpers, die Beweglichkeit und der Zungenbelag Hinweise auf Pathologien der einzelnen Organe (MÜLLER 2011). Beim Hören werden die Stimme, die Atmung und der Husten beurteilt. Körpergeruch, Mundgeruch und Geruch von Harn und Kot werden ebenfalls zur Diagnostik herangezogen. Die Befragung des Patienten oder Patientenbesitzers ist ein sehr wichtiger Teil der Diagnostik (MACIOCIA 1994). Die wichtigsten Fragen betreffen: Wärme- und Kältebedürfnis, Durst und Trinken, Konsistenz von Kot und Harn sowie das Schlafverhalten (MÜLLER 2011). 19 Die Diagnosemethode des Fühlens beinhaltet die Palpation von Puls, Haut, Extremitäten, Thorax, Abdomen und Akupunkturpunkten. Die Pulsdiagnose stellt dabei den wichtigsten Teil dieser Methode dar. Der Puls vermittelt uns neben spezifischen Informationen auch ein Gesamtbild des Organismus in Hinblick auf Qi, Blut und Yin und der Konstitution des Patienten (MACIOCIA 1994). Es werden dabei in der TCM 28 Pulsformen unterschieden. Die Pulsdiagnostik kann in der Veterinärmedizin nicht eins zu eins übernommen werden. Dennoch kann die Qualität des Pulses einen gewissen Aufschluss über die Art der Imbalance geben (MÜLLER 2011). Bei der Palpation von Akupunkturpunkten sind Shu- Zustimmungspunkte, Mu-Alarmpunkte, He-Untere Meer-Punkte und A-ShiPunkte von besonderer Relevanz (MACIOCIA 1994). 1.3.2 Akupunkturpunkte und Meridiane Die Akupunkturpunkte sind bestimmte Orte entlang der Meridiane, an denen der Hautwiderstand durch eine höhere Anzahl von Nervenendigungen und Kapillaren messbar erniedrigt ist (MATERN 2010). Nach der Theorie der TCM kommuniziert jeder Akupunkturpunkt mit einem Yin- oder Yang-Organ des Körpers und spiegelt den Zustand des Organs wider. Die meisten Akupunkturpunkte befinden sich auf den Meridianen. Diese sind die Meridianpunkte. Zusätzlich gibt es Punkte außerhalb der Meridiane, die A-Shi-Punkte. Es gibt zwölf paarig angelegte Hauptmeridiane: Lungen-, Herz-, Perikard-, Dickdarm-, Dünndarm-, Dreifacher Erwärmer-, Magen-, Blasen-, Gallenblasen-, Milz-, Nieren- und Leber-Meridian. Daneben gibt es acht außerordentliche Gefäße, die nicht direkt mit den Organen korrespondieren. Die bekanntesten sind das Konzeptions- und das Lenkergefäß (HWANG & EGERBACHER 2009). Auf jedem Meridian befinden sich besonders wichtige, therapeutisch häufig eingesetzte und weniger wichtige Punkte. Besonders häufig werden bestimmte Spezialpunkte als kybernetische Steuerpunkte verwendet, mit denen Yin- und Yang-Störungen, Unter- oder Überfunktionen bzw. ein 20 erhöhter Parasympathikotonus oder Sympathikotonus beeinflussbar sind. Dazu gehören Sedierungs-, Tonisierungs-, Quell-, Durchgangs-, Grenzund Kardinalpunkte. Außerdem gibt es Alarm- und Zustimmungspunkte, Reunions- und Antike Punkte. Die Zustimmungs-, Quell- und Durchgangspunkte (Shu-, Yuan- und Lo-Punkte) werden hauptsächlich bei chronischen Erkrankungen Facettendruckpunkte (Mu-, genadelt. Xi- und Die Alarm-, Grenz- Huatuojiaji-Punkte) und werden vorwiegend bei akuten Störungen eingesetzt. Zum Verständnis der Systematik der Punktkombinationen wie auch deren Indikationen für organbezogene und gesamtorganismische Behandlungen ist die Kenntnis der Meridiane unerlässlich. Meridiane sind fiktive Linien zwischen Akupunktur-Loci ähnlicher therapeutischer Wirkung. Sie liegen auf Bereichen der Körperoberfläche, die untereinander und mit inneren Organen sowohl in somatischer als auch vegetativer spinaler Reflexbeziehung stehen. Die zwölf Hauptmeridiane stellen ein System von gedachten Linien dar, die wie ein geordnetes Netzwerk den Körper überziehen. Abb. 4: Meridianumläufe des Hundes (MATERN 2010, Sonntag Verlag) 21 Nach der Vorstellung der TCM fließt die Lebensenergie Qi in dem Meridiansystem in drei Teilkreisläufen (Abb.4). Alle drei Umläufe bestehen aus vier verschiedenen Meridianen, wobei sich jeweils zwei auf der Yin(Innen-) und zwei auf der Yang- (Außen-) Seite befinden. Jeder Umlauf beginnt und endet mit einem Yin-Meridian. Die Hauptmeridiane stellen ein Verbindungssystem zwischen Yin-Yang, Unten-Oben, und Innen-Außen dar. Sie stehen in enger wechselseitiger Beziehung zu den elf Organen der TCM. Die sechs Yang-Organe sind die Hohlorgane Dickdarm, Magen, Dünndarm, Blase, Dreifacher-Erwärmer und Gallenblase. Die parenchymatösen Organe Lunge, Milz, Herz (Perikard), Niere und Leber sind die fünf Yin-Organe. Herz und Perikard werden als ein Funktionskreis gesehen, obwohl es einen Herz- und einen Perikardmeridian gibt. Der erste Meridianumlauf umfasst vier Meridiane, die in der Reihenfolge Lunge (Yin), Dickdarm (Yang), Magen (Yang) und Milz (Yin) angeordnet sind. Der zweite Umlauf besteht aus Herz (Yin), Dünndarm (Yang), Blase (Yang) und Niere (Yin). Im dritten Meridianumlauf wird der Perikard- (Yin), der Dreifache-Erwärmer- (Yang), der Gallenblasen- (Yang) und der Lebermeridian (Yin) durchlaufen. Die zwei außerordentlichen Meridiane Konzeptions- und Lenkergefäß verlaufen im Gegensatz zu den Hauptmeridianen unpaar in der vorderen oder hinteren Medianlinie des Körpers. Sie enthalten viele wichtige Punkte, die einen regulatorischen Einfluss auf die angestrebte Yin-Yang-Harmonie im Organismus haben. Sie sind beide jedoch mit keinem inneren Organ direkt verbunden (RICHTER & BECKE 1995). 1.3.3 Instrumentarium und Technik Die ersten Metallnadeln, die in der Zeit der Han-Dynastie in Gebrauch kamen, bestanden aus Gold, Silber oder Eisen und wurden in neun verschiedenen Typen entwickelt. Die Nadelformen wurden für spezielle Verwendungszwecke genutzt (Abb.5). 22 Abb. 5: Die neun antiken chinesischen Metallnadeln (RICHTER & BECKE 1995, Ullstein Mosby GmbH & Co. KG) 1: große Nadel: zur Behandlung von Arthritis oder schmerzhaften Gelenken allgemein 2: lange Nadel: zur Nadelung dicker Muskeln 3: dünne Nadel: am häufigsten zur Akupunktur verwendet 4: spitze Nadel: für schnelles Stechen 5: schwertförmige Nadel: zum Ablassen von Eiter 6: dreikantige Nadel: zum Aderlass 7: stumpfe Nadel: zum oberflächlichen Stechen 8: runde Nadel: zur Punktmassage 9: pfeilförmige Nadel: zum oberflächlichen Stechen In neuer Zeit sind in China vier Nadeltypen gebräuchlich. Sie bestehen aus Edelstahl mit hoher Elastizität und Belastbarkeit. Die Dreikant-Nadel ist eine Kombination von Nadel und Miniatur-Skalpell und dient zur blutigen Nadelung bei entsprechenden Indikationen oder zur Vorbereitung des blutigen Schröpfens. Druck-Nadeln sind nagelförmig ausgebildete Druckstifte mit stumpfer Spitze zur Verwendung bei Akupressur. FlaumNadeln werden am häufigsten zur klassischen Akupunktur verwendet. Es sind schlanke Nadeln, die entsprechend den anatomischen Situationen der Punkte in den Längen 0,5-6 Zoll in Gebrauch sind. Riesen-Nadeln entsprechen der Form der Flaum-Nadeln, sind jedoch 6-20 Zoll lang. Sie 23 haben in der modernen Akupunktur keine Bedeutung. Die gegenwärtig, weltweit üblichen Akupunktur-Nadeln besitzen eine einheitliche Form (Abb.6). Abb. 6: Prinzipieller Aufbau einer Akupunkturnadel (RICHTER & BECKE 1995, Ullstein Mosby GmbH & Co. KG) Die Länge des Corpus wird in Zoll oder Inch, die Stärke in Gauge angegeben. Am häufigsten werden Nadeln von 1-1,5 Zoll Länge und 0,3 mm (~ 30 Gauge) Stärke verwendet. Der Griff der Nadeln ist meist profiliert, um eine leichtere Insertion und bessere Manipulierbarkeit zu gewährleisten beschichtete (RICHTER oder & BECKE unbeschichtete 1995). Nadeln Im aus Handel werden unterschiedlichen Materialien wie Gold oder Silber, außerdem Nadeln mit Kunststoff- oder Metallgriff angeboten (Abb.7) (MÜLLER 2011). 24 Abb. 7: Verschiedene Ausführungen von Akupunkturnadeln (MÜLLER 2011, Sonntag Verlag) Um mögliche Infektionsübertragungen durch mangelhaft sterilisierte Nadeln auszuschließen, kommen Einwegnadeln immer häufiger in Gebrauch (RICHTER & BECKE 1995). Die Wahl der Nadel richtet sich in erster Linie nach der Zielstruktur und der Tiefe des Punktes. Die Länge der Nadel ist dabei sehr wichtig, da ein Einführen der Nadel bis zum Griff ein Abbrechen der Nadel zur Folge haben könnte. Auch eine zu lange Nadel kann in der Anwendung problematisch sein, da man, bedingt durch die hohe Biegsamkeit, mitunter ungeschickt agiert (MÜLLER 2011). Das Einführen der Nadel sollte glatt und schnell geschehen, da das stärkste Schmerzgefühl beim Durchstechen der oberflächlichen Hautschichten auftritt. Der Nadelgriff wird zwischen Daumen und Zeigefinger oder zwischen Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger gehalten und die Nadel mit einem kurzen, schnellen Dreh eingestochen. Daraufhin wird die Nadel auf die entsprechende Tiefe eingeführt. Die Stichtiefe hängt von der beabsichtigten Wirkung und den Eigenschaften des Akupunkturpunktes ab. Für die speziellen Akupunkturpunkte wird meist 25 ein Einstichwinkel angegeben (ALTMAN 2009). Im Wesentlichen werden drei Stichrichtungen empfohlen: der senkrechte Stich (90° zur Haut), der Schrägstich (45°) und der Tangential- oder Querstich (maximal 20°). Der senkrechte Stich ist über kräftiger Muskulatur oder fettreichen Partien angezeigt. Der Schrägstich findet über dünnen Muskelschichten, über inneren Organen, am Kopf oder am Thorax Anwendung. Bei Behandlungen im und am Ohr, im Gesicht, an den Extremitäten, über Nerven und Gefäßen wird der Tangentialstich empfohlen. Für einen geplanten Durchstich von einem Punkt zu einem anderen ist die Tangential- oder Querstichtechnik die Methode der Wahl (RICHTER & BECKE 1995). Die Reaktion des Patienten bei Erreichen des Akupunkturpunktes wird als De Qi bezeichnet. Diese subtilen Reaktionen können sich zum Beispiel durch rasches Einatmen, leichtes Zurückweichen oder Zucken des Ohres äußern. Die Nadelsensation ist umso stärker, je tiefer gestochen wird (ALTMAN 2009). Das Auslösen des De Qi Gefühls gilt als Beweis für die sichere Punktermittlung und als Indikator für das exakte Treffen der für den jeweiligen Punkt charakteristischen rezeptiven Struktur. Die Nadelsensation soll zugleich Voraussetzung für eine optimale therapeutische Wirkung der Nadelung sein. In der TCM ist diese Empfindung Ausdruck für das Auslösen und die Strömung der Energie Qi (RICHTER & BECKE 1995). Zusätzlich gibt es verschiedene manuelle Stimulationstechniken. Dazu gehört das einfache Nadeln, die Streichtechnik, Heben und Senken und Drehen oder Rotieren der Nadel (ALTMAN 2009). In der TCM gibt es verschiedene therapeutische Techniken (MÜLLER 2011): die klassische Nadelakupunktur, die Elektroakupunktur, die Moxibution, die Aquapunktur und die Laserakupunktur (MATERN 2010). Moxibution ist die gezielte Anwendung von Wärme mittels brennenden Beifußkrauts - entweder in Zigarrenform oder als Kegel. Bei der Aquapunktur werden Flüssigkeiten, wie homöopathische Mittel, Vitaminpräparate oder sterile Kochsalzlösung, 26 in Akupunkutrpunkte injiziert (MÜLLER 2011). Die Laserakupunktur wird angewandt um Körperzellen oder Akupunkturpunkte mit Lichtenergie zu stimulieren (MATERN 2010). 1.3.4 Neurophysiologische Mechanismen Seit langem wird angenommen, dass Akupunktur und Elektroakupunktur eine analgetische und anästhetische Wirkung aufweisen. Viele Studien haben gezeigt, dass das Nervensystem, Neurotransmitter und endogene Substanzen auf eine Nadelstimulation antworten (MA 2004). Beim Einstich der Akupunkturnadel werden alle afferenten Nervenfasern, also Aδ- und C-Fasern, aktiviert. Die Signale steigen hauptsächlich über den ventrolateralen Funiculus des Rückenmarks zum Gehirn auf (ZHAO 2008). Aδ-Fasern leiten insbesondere mechanischen und thermischen Schmerz und aktivieren im Rückenmark Neuronen des Tractus spinothalamicus. Die meisten Neurone des Tractus spinothalamicus enden im lateralen Thalamus. Von dort werden die Signale zu anderen Gebieten des Basalhirns und zum somatosensorischen Cortex weitergeleitet. Im Gegensatz zu den Aδ-Fasern führen die C-Fasern die Schmerzinformation in die Substantia gelatinosa der Rückenmarkes. Die Signale werden über ein oder mehrere zwischengeschaltete, kurzfaserige Neuronen innerhalb des Hinterhorns des Rückenmarkes geleitet und verbinden sich mit einigen Fasern aus dem schneller leitenden Aδ-Pfad. Einige der Axone führen ipsilateral weiter zum Gehirn und enden größtenteils im Hirnstamm. Weniger als die Hälfte der Fasern erreichen den Thalamus, stattdessen enden die meisten in der Formatio reticularis von Medulla und Pons, im Tectum mesencephali und im periaquäductalen Grau. Kurzfaserige Neuronen aus der Formatio reticularis leiten die Schmerzsignale an Thalamus, Hypothalamus und andere Bereiche des Basalhirns weiter. Die Lokalisation des Schmerzes ist bei diesem System nicht besonders gut. Alle Ebenen des zentralen Nervensystems sind an der Schmerzmodulation beteiligt. Dennoch ist die Rolle des Hirnstamms, insbesondere des periaquäductalen Graus im Mittelhirn und des Nucleus 27 raphe magnus in der Medulla oblongata, und die des Rückenmarkes am besten erforscht (STEISS 2009). DU et al. (1985) konnten zeigen, dass der Nucleus raphe magnus in Bezug auf die Auslösung einer Analgesie durch verschiedene Manipulationen, wie zum Beispiel Akupunktur, eine der wichtigsten neuralen Strukturen im unteren Hirnstamm ist. Die elektrische Stimulation des Nucleus raphe magnus oder die Mikroinjektion von Morphin in den Nucleus kann eine nociceptive Antwort der Neuronen des Dorsalhorns des Rückenmarkes und nociceptive Reflexe verhindern (DU et al. 1985). Das periaquäductale Grau sendet Axone zum Nucleus raphe magnus, von dem aus wiederum Fasern zu den inhibitorischen Arealen des Hinterhorns des Rückenmarkes laufen. Es kommt zu einer präsynaptischen Hemmung der Aδ- und C-Fasern durch Blockade der Kalzium-Kanäle in den sensorischen Nervenendigungen. Dadurch wird die Freisetzung von Neurotransmittern, wie Endorphine, Serotonin und Noradrenalin, unterbrochen. Somit können Schmerzsignale blockiert werden, bevor sie zum Gehirn geleitet werden (STEISS 2009). Einige Versuche zeigen, dass die analgetische Wirkung der Akupunktur durch endogene Opioide aus dem periaquäductalen Grau ausgelöst wird (MA 2004). Von diesen endogenen Opioiden existieren drei Gruppen: die β-Endorphine, Enkephaline und die Dynorphine. β-Endorphine sind an der Kontrolle von Schmerzempfinden, Blutdruck und Körpertemperatur beteiligt. Sie liegen in höchster Konzentration in der Pars intermedia der Hypophyse vor. Es ist jedoch umstritten wie die β-Endorphine von der Hypophyse ins Gehirn gelangen, um dort eine Analgesie zu bewirken. Enkephaline treten in höchster Konzentration entlang der Schmerzbahnen auf, so auch im periaquäductalen Grau, Nucleus raphe magnus und in der Substantia gelationsa. Enkephaline aktivieren das absteigende Hemmungssystem des Nucleus raphe magnus. Im Rückenmark bewirken die Enkephaline zusammen mit den Dynorphinen eine Blockade der Schmerzleitung (STEISS 2009). Jüngere Aussagen deuten darauf hin, dass Stickstoffmonooxid eine wichtige Rolle bei der Herbeiführung einer kardiovaskulären Reaktion auf Elektroakupunktur über den Nucleus 28 gracilis-Thalamus-Pfad spielt. Ebenso wird vermutet, dass andere Substanzen, einschließlich Serotonin, Katecholamine, anorganische Stoffe und Aminosäuren wie Glutamate und α-Aminobuttersäure (GABA) den kardiovaskulären und analgetischen Effekt der Akupunktur bewirken (MA 2004). In einer aktuellen Studie von GOLDMAN et al. (2010) wurde festgestellt, dass die schmerzlindernde Wirkung von Akupunktur auf das körpereigene Molekül Adenosin zurückzuführen ist. Nach GOLDMAN et al. (2010) veranlassen die durch die Nadeln hervorgerufenen Gewebeverletzungen die Ausschüttung des Signalstoffs Adenosintriphosphat. Adenosintriphosphat wird extrazellulär zu Adenosin abgebaut. Adenosin wiederum wirkt analgetisch, indem es an A1-Adenosin-Rezeptoren auf nicht myelinisierten C-Fasern bindet. Durch die an Mäusen durchgeführte Akupunkturbehandlung stieg die Adenosinproduktion schlagartig um das 24-fache an und Schmerzen wurden deutlich gelindert. Allerdings nur dann, wenn die Nadel regelmäßig, alle fünf Minuten, gedreht wurde. Durch die Gabe von Wirkstoffen, die den Abbau von Adenosin im Gewebe verzögern, konnten GOLDMAN et al. (2010) die Dauer des lindernden Effekts verdreifachen. Bei Vergleichstests mit Mäusen, die genetisch manipuliert waren und daher über kein Adenosin verfügten, zeigte die Akupunktur hingegen keine Wirkung. Zu guter Letzt testeten GOLDMAN et al (2010) die Akupunkturbehandlung noch in Kombination mit dem Wirkstoff Deoxycoformycin, der in der Krebstherapie verwendet wird und den Abbau des Signalmoleküls Adenosin im Gewebe bremst. Der Adenosingehalt im Gewebe verdreifachte sich ebenso wie die Dauer der schmerzlindernden Wirkung. 1.4 Elektroakupunktur Bei der Elektroakupunktur (EAP) wird der Akupunkturpunkt durch elektrischen Strom stimuliert. Dies kann entweder durch das Anbringen elektrischer Geräte an die bereits eingeführte Nadel oder durch direkte transkutane Stimulation erfolgen. Die EAP hat gegenüber der klassischen 29 Akupunktur den Vorteil, dass die elektrische Stimulation ein höheres und kontinuierlicheres Stimulationsniveau erzeugen kann als manuelle Stimulation. Ebenso lässt sich das Ausmaß und die Qualität der Stimulation durch das Einstellen von elektrischer Frequenz und Amplitude bei der EAP objektiver, genauer und gleichmäßiger regulieren. Zur Durchführung der EAP werden die Akupunkturpunkte lokalisiert und die Nadeln eingeführt. Daraufhin befestigt man die Elektroden am Nadelschaft in der Nähe der Haut. Je näher sich die Elektroden an der Haut befinden, desto geringer ist die Gefahr, dass die Nadeln aus dem Gewebe gezogen werden. Anschließend wird das Gerät eingeschaltet und Wellenmodus und Frequenz gewählt. Während der langsamen Erhöhung der Stromstärke sollte der Patient beobachtet werden, um die Schwelle der sensorischen Wahrnehmung oder eines Muskelzuckens zu erkennen. Ist diese Schwelle erreicht, sollte die Stromstärke über die Dauer der Behandlung beibehalten werden. Gegebenenfalls kann diese, je nach Toleranz des Patienten, erhöht oder erniedrigt werden. Am Ende der Behandlung werden die Elektroden und die Nadeln entfernt. Die physiologischen Wirkungen der EAP setzen sich aus Vasodilatation, Elektrotonus (nach EAP), Anelektrotonus (während EAP), Elektrophorese, medizinische Ionisation, Tonisierung und Sedierung zusammen. Wobei eine schwache Stimulation, das heißt mit geringer Stromstärke und niedriger Frequenz, tonisierend und eine Stimulation mit höherer Frequenz und größerer Amplitude sedierend wirkt. Weitere Wirkungen sind Veränderungen der Leukozytenzahl, Immunreaktion und Phagozytenaktivität, Veränderungen der Uteruskontraktionen und der gastrointestinalen Motilität, kardiovaskuläre Veränderungen und Analgesie (ALTMAN 2009). 30 1.5 Placeboakupunktur 1.5.1 Definition Placebo und Placeboeffekt Ein Placebo ist jede medizinische Intervention (einschließlich Medikamente, Impfungen, Operationen, Behandlungsmethoden, Rituale, Berührungen und physische Manipulationen, gesprochene Wörter und Einsatz von Nahrung unspezifischen, und Nahrungsergänzungen), psychologischen oder die einen psychophysiologischen therapeutischen Effekt hat. Oder eine Intervention, die für einen mutmaßlichen spezifischen therapeutischen Effekt auf einen Patienten, auf ein Symptom oder eine Krankheit genutzt wird, ohne dass sie eine spezifische Wirkung auf die Kondition, die therapiert werden soll, hat. Der Placeboeffekt ist die unspezifische, psychologische oder psychophysiologische therapeutische Wirkung, die durch ein Placebo ausgelöst wird. Diese Wirkung kann positiv oder negativ, günstig oder ungünstig sein (MCMILLAN 1999). 1.5.2 Placeboeffekt bei Tieren Als Voraussetzungen für einen Placeboeffekt gilt die Mitwirkung von übergeordneten kognitiven Fähigkeiten, wie Glaube, Gutgläubigkeit, Beeinflussbarkeit, Vertrauen und Optimismus. Da generell angenommen wird, dass es Tieren an solchen kognitiven Fähigkeiten mangelt, erscheint die Existenz eines Placeboeffektes bei Tieren nicht eingängig. Es gibt drei Theorien über die Wirkung von Placebos: die klassische Konditionierung, die Erwartung und die endogenen Opiate. Bei Tieren gibt es noch eine vierte Theorie, nämlich die Wirkung von menschlichem Kontakt. Konditionierung: Bei der Theorie der klassischen Konditionierung können alle umliegenden neutralen Reize (Orte, Personen, Dinge, Prozeduren und Rituale) mit der medizinischen Therapie verbunden werden. Der unbedingte Reiz, also die medizinisch Intervention, vermindert Symptome oder Krankheitsprozesse 31 (unbedingte Reaktion). Die Konditionierung findet durch die wiederholte Kombination von einem unbedingten Reiz mit einem neutralen Reiz statt. Dies führt dazu, dass auf den neutralen Reiz eine unbedingte Reaktion (Verminderung der Symptome, Heilung) folgt, ohne dass eine aktive medizinische Behandlung stattgefunden hat. Konditionierte Placeboeffekte können für die individuelle Gesundheit positiv oder negativ ausfallen. Zweifellos haben viele der medizinischen Behandlungen bei Tieren eine starke aversive (negative) Komponente. Erwartung: Die Erwartung ist definiert als eine kognitive Erwartung oder als der Glaube, dass die Behandlung effektiv ist. Die Erwartung und die klassische Konditionierung unterscheiden sich in ihrem Mechanismus, dennoch bestehen auch Übereinstimmungen, da das Lernen durch persönliche Erfahrung ein Hauptbestandteil der Erwartung ist. Auch wenn die Mechanismen teilweise ähnlich sind, stellt die klassische Konditionierung einen stärkeren Mediator des Placeboeffektes dar. Die genauen Mechanismen der Erwartung sind noch nicht geklärt. Es wird aber angenommen, dass kognitive und emotionale Zustände von Beherrschbarkeit, Aussichtslosigkeit und Bewältigung involviert sind. Ein Zustand der Aussichtslosigkeit entsteht, wenn Menschen oder Tiere keine Kontrolle über ihre Umwelt haben. Unbehagen ausgelöst durch eine Krankheit werden als unkontrollierbare aversive Vorgänge wahrgenommen. Die Erwartung sich von diesem Unbehagen zu befreien, führt zu einem Gefühl der Kontrolle und Hoffnung. Die Erwartung einer Verbesserung kann also als ein Gefühl der Hoffnung wahrgenommen werden und so den Heilungsprozess verbessern. Wenn Tiere eine gelernte Assoziation zwischen den Behandlungsmethoden und dem Befreien von Unbehagen ausbilden, könnte diese Assoziation eine physiologische Veränderung herbeiführen. Genauso wie die klassische Konditionierung, kann die Erwartung ebenfalls einen negativen Einfluss haben. 32 Endogene Opiate: Bei Menschen mit Schmerzen können endogene Opiate eine Rolle bei der Auslösung des Placeboeffektes spielen. Dennoch sind die Berichte uneinheitlich und oft widersprüchlich. Da Studien mit Tieren rar sind, ist die Rolle von Neuropeptiden, besonders endogener Opiate, noch ungeklärt. Menschlicher Kontakt: Zahlreiche Studien mit Tieren haben gezeigt, dass menschlicher Kontakt physiologische und gesundheitliche Auswirkungen auf Tiere hat. Zum Beispiel ist das Streicheln bei Hunden und Pferden mit einer erheblichen Herabsetzung der Herzfrequenz verbunden. Einige Forscher vermuten, dass diese Auswirkungen auf eine Reduzierung von Stress zurückzuführen sind. Da der Mensch-Tier-Kontakt ein wesentlicher Bestandteil der Veterinärmedizin ist, können solche Effekte eine bedeutende Rolle bei der Behandlung von Krankheiten spielen (MCMILLAN 1999). 1.5.3 Placeboakupunktur: Arten und Technik In vielen Studien wird Scheinakupunktur als Placebo eingesetzt. Dies ist auch bei allen in dieser Arbeit zitierten Studien, in denen Placeboakupunktur verwendet wurde, der Fall. Bei der Scheinakupunktur wird die Nadelung an theoretisch irrelevanten Orten, die entfernt von den klassischen Punktlokalisationen liegen, ausgeführt. Die Tiefe der Insertion und die Stimulation bleiben dabei dieselben, nur die Lokalisation ist unterschiedlich. Die meisten Forscher vermuten, dass Scheinakupunktur ineffektiv und deshalb ideal als Placebo einsetzbar ist. Dennoch konnten einige Wissenschaftler beweisen, dass Akupunktur an verschiedenen Lokalisationen, egal ob an klassischen Punktlokalisationen oder an anderen Orten, eine Analgesie bewirkt. Andere Studien wiederum zeigen, dass die Punktlokalisation bei der Behandlung von nicht-schmerzhaften Krankheitszuständen durchaus eine 33 Rolle spielt. Somit ist es möglich, dass der zugrundeliegende physiologische Mechanismus bei nicht-schmerzhaften Zuständen anders als bei schmerzhaften ist (VINCENT & LEWITH 1995). Andere Formen der Placeboakupunktur stellen die Nachahmung der transkutanen elektrischen Nervenstimulation (TENS) oder die Minimalakupunktur dar. Bei der Nachahmung der TENS wird diese in üblicher Wiese benutzt, ohne dass elektrischer Strom zwischen den Elektroden fließt. Diese Kontrolle kann sowohl in Versuchen mit TENS selbst als auch bei Akupunkturversuchen als Placebo dienen. Bei der Minimalakupunktur werden die Nadeln entfernt von den klassischen Punktlokalisationen platziert, nur 1-2 mm in die Tiefe eingestochen und extrem leicht stimuliert. Dennoch ist es möglich, dass die Minimalakupunktur ebenfalls einen therapeutischen Effekt aufweist (VINCENT & LEWITH 1995). STREITBERGER & KLEINHENZ (1998) entwickelten eine spezielle Placebonadel, mit der ein Akupunkturstich vorgetäuscht werden kann, ohne dabei die Haut zu penetrieren. Die Spitze der Placebonadel ist stumpf und verletzt dadurch die Haut nicht. Um einen tiefen Stich zu simulieren, lässt sich die Nadel in den Nadelgriff zurückschieben. In einem Versuch mit 60 Human-Patienten konnten folgende Ergebnisse erzielt werden: 54 Patienten fühlten bei der klassischen Akupunktur eine Penetration der Haut, 47 spürten diese auch bei der Placeboakupunktur. Keiner der Placebo-Akupunktierten bemerkte, dass er in Wirklichkeit gar nicht gestochen worden war. 1.6 Akupunkturpunkt Perikardium 6 Der Punkt Perikardium 6 (Pe6), auch Neiguan genannt, befindet sich in der Muskelfurche kaudal des M. flexor carpi radialis und kranial des M. flexor digitalis superficialis nach ca. 1/6 der Verbindungslinie zwischen 34 Karpus und medialem Ende der Ellbogenbeugefalte und 2 cun über der Handbeugefalte zwischen M. flexor carpi radialis und M. flexor digitalis superficialis (Abb.8) (HWANG & LIMEHOUSE 2009). 1 Cun ist eine chinesische Maßeinheit, die bei Hund und Katze der Breite des Kalkaneus entspricht (MATERN 2010). Die Akupunkturnadel wird in rechtwinkeliger Stichführung auf 0,5 – 1 cm Tiefe eingeführt (HWANG & LIMEHOUSE 2009). Abb. 8: Perikard-Meridian (MÜLLER 2011, Sonntag Verlag) MACIOCIA (1994) beschreibt, dass der Punkt Pe6 einen stark beruhigenden Effekt auf den Geist hat. Man kann diesen Punkt bei allen Formen von ängstlich-unruhigen Zuständen aufgrund von Herz- Syndromen einsetzen. Akupunktur von Pe6 öffnet den Brustkorb, reguliert Herz-Qi und –Blut und beruhigt den Geist (MACIOCIA 1994). RICHTER & BECKE (1995) beschreiben Pe6 als wichtigen Punkt bei Angst- und Erregungszuständen. HUANG et al. (2005) stellten im Rahmen einer Studie fest, dass die Nadelung des Punktes Pe6 einen Effekt auf das parasympathische 35 Nervensystem hat. Dabei wurden 39 Personen mit Akupunktur von Pe6 und 38 Personen mit Placeboakupunktur behandelt. 34 Probanden blieben ohne Behandlung. Die Aktivität des autonomen Nervensystems wurde über Messung der Herzfrequenzvariabilität (HRV) ermittelt, wobei eine Veränderung der high frequency (HF) Komponente die Aktivität des Parasympathikus und das low frequency (LF)/HF Verhältnis die sympathische und parasympathische Balance darstellten. Bei der Gruppe mit Akupunktur des Punktes Pe6 konnte eine signifikante Erhöhung der HF-Komponente festgestellt werden. HUANG et al. (2005) deuteten das Ergebnis so, dass durch die Nadelung des Punktes Pe6 das autonome Nervensystem in Richtung des parasympathischen Anteils erregt wurde. CHANG et al. (2008) untersuchten im Rahmen einer Human-Studie den Einfluss der Nadelung von Pe6 bei zwölf gesunden männlichen Freiwilligen im Alter von 20-56 Jahren. Diese Probanden wurden in zwei Gruppen zu je sechs Personen eingeteilt. Eine Gruppe behandelte man mit manueller Akupunktur, die andere mit Placeboakupunktur. Während der Behandlungen wurde ein Elektrokardiogramm (EKG) aufgezeichnet. In der Placeboakupunktur-Gruppe zeigten sich keine statistisch signifikanten Veränderungen. Bezüglich der Bandbreite der Herzfrequenzvariabilität (HRV) konnten bei der Gruppe mit manueller Akupunktur signifikante Veränderungen im low frequency (LF) und very low frequency (VLF) Bereich festgestellt werden. JEN-HSOU et al. (2008) untersuchten in einer weiteren Studie den Einfluss von Elektroakupunktur von Pe6 auf die Herzfunktion von gesunden Katzen unter Ketamin/Xylazin Anästhesie. Zur Erfassung der Daten wurde die Magnetresonanztomographie der Herzens genutzt. Um die Effekte von Elektroakupunktur auf das autonome Nervensystem und das kardiovaskuläre System zu evaluieren, wurden ebenso Herzfrequenz, Atemfrequenz, EKG und Pulsfrequenz gemessen. Ketamin/Xylazin Anästhesie bewirkte bei Katzen eine vorübergehende Hypertension. Die 36 Elektroakupunktur verhinderte diese anästhesiebedingte Hypertension und verkürzte somit die post-anästhetische Erholungszeit. Zudem hatte die Akupunktur eine positive Wirkung auf das kardiovaskuläre System und wirkte den negativen Effekten von Anästhetika entgegen. Die ausgewählten Studien deuten darauf hin, dass Akupunktur des Punktes Pe6 Einfluss auf das autonome Nervensystem und somit auch auf die Herzfrequenzvariabilität hat. 1.7 Akupunkturpunkt Herz 7 Der Punkt Herz 7 (He7), auch Shenmen genannt, befindet sich im kaudalen Bereich des Unterarms direkt proximal des Os carpi accessorium zwischen den Sehnen des M. flexor digitalis superficialis und M. flexor carpi ulnaris (Abb.9). Die Akupunkturnadel wird in rechtwinkeliger Stichführung auf 0,5 cm Tiefe eingeführt (HWANG & LIMEHOUSE 2009). Abb. 9: Herz-Meridian (MÜLLER 2011, Sonntag Verlag) 37 Laut MACIOCIA (1994) ist der Punkt He7 ein Sedierungspunkt. Die Wirkungen des Punktes sind die Beruhigung des Geistes, die Befreiung der Herzöffnungen und die Nährung des Herz-Blutes. Der Punkt He7 ist der beste Punkt, um den Geist im Falle sorgenvoller Unruhe und Stress zu beruhigen (MACIOCIA 1994). RICHTER & BECKE (1995) beschreiben He7 als Sedierungs- und Quell-Punkt des Herzmeridians, der eine allgemein beruhigende Wirkung hat. Dieser Punkt wird laut RICHTER & BECKE (1995) bei allgemeiner Unruhe, Angst und Aufregung genadelt. HU et al. (2008) untersuchten in einer Studie die Effekte von Elektroakupunktur (EAP) verschiedener Akupunkturpunkte auf die Herzfunktion von 60 Kaninchen mit akuter myokardialer Ischämie (AMI). Es wurden EKG, maximal ansteigender Anteil (+ dp/dt max) und maximal absteigender Anteil (- dp/dt max) des Drucks des linken Ventrikels und systolischer Druck des linken Ventrikels (LVSP) gemessen. Die Herzfrequenz, +dp/dt max, -dp/dt max und LVSP sanken nach AMI signifikant ab. Zusammenfassend verbesserte die Elektroakupunktur der Punkte Pe6, He7 und Dünndarm 7 die Leistung des ischämischen Herzens, wobei der Effekt von Pe6 und He7 deutlich besser war. Die Auswirkungen der EAP von Milz 6 und Lunge 9 auf die Funktion des ischämischen Herzens waren mangelhaft. Ähnliche Ergebnisse zeigten sich in einer Studie von WU et al. (2010) über die Effekte von Elektroakupunktur der Punkte He7 und Niere 3. Es wurden 40 Kaninchen mit akuter myokardialer Ischämie (AMI) untersucht. Dabei konnte festgestellt werden, dass EAP von He7 das AMI-induzierte Sinken der Herzfrequenz beseitigen konnte, während Placeboakupunktur und Elektroakupunktur des Punktes Niere 3 diesen Effekt nicht hatte. Die beiden Studien deuten darauf hin, dass die Akupunktur des Punktes He7 Einfluss auf das Herz und dessen Frequenz hat. 38 1.8 Fragestellung Der Einfluss der Akupunktur auf die Herzfrequenzvariabilität bei Tieren ist nach Meinung der Autorin noch nicht ausreichend erforscht. Es sind zwar diverse Studien zu diesem Thema vorhanden, jedoch konnten dabei kaum übereinstimmende Ergebnisse erzielt werden. Zudem existiert keine Studie, die die Änderung der Herzfrequenzvariabilität durch Akupunktur bei gesunden Hunden untersucht. Im Rahmen dieser Arbeit wird folgende Hypothese aufgestellt: Durch Akupunktur und Elektroakupunktur der Punkte Pe6 und He7 verändert sich die Herzfrequenzvariabilität. 2. Material und Methode 2.1 Patienten Als Patienten für die Studie dienten zwölf klinisch (auskultatorisch) herzgesunde Hunde. Es handelte sich um Privathunde von Mitarbeitern oder Studenten der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Hund 1 2 3 Rasse Geschlecht Alter Labrador Weiblich, Retriever kastriert Englischer Weiblich, Setter kastriert Pudel Männlich, Gewicht Schulterhöhe (Jahre) (kg) (cm) 8 27,8 58 12 18,7 64 7 8,2 44 10 22,9 60 8 22,5 59 2 15,0 56 kastriert 4 Mischling Weiblich, kastriert 5 Mischling Männlich, kastriert 6 Whipet Weiblich 39 7 Mischling Weiblich, 14 21,5 55 13 26,9 58 1 22,3 59 6 27,9 65 7 5,8 32 5 23,0 58 kastriert 8 Mischling Weiblich, kastriert 9 Mischling Weiblich, kastriert 10 11 Deutscher Weiblich, Schäferhund kastriert Zwergpinscher Männlich, kastriert 12 Mischling Weiblich, kastriert Alter (Jahre) Gewicht (kg) Schulterhöhe (cm) Mittelwert 7,75 Standardabweichung 4,05 20,21 55,67 7,19 9,10 Tab. 2: In die Studie aufgenommene Hunde 2.2 Elektrokardiogramm Zur Messung und Aufzeichnung des Elektrokardiogramms (EKG) wurde das tragbare Gerät Televet 100 der Firma KRUUSE in Marslev, Dänemark (Abb.10) genutzt. Dieses kann über Bluetooth drahtlos mit einem Computer verbunden werden. 40 Abb. 10: EKG-Gerät Televet 100 Es wurden selbstklebende EKG-Elektroden F-55 der Firma Skintact in Innsbruck, Österreich (Abb.11) verwendet. Abb. 11: EKG-Elektrode F-55 2.3 Vorbereitung Zur Vorbereitung wurden zwei EKG-Elektroden links und rechts unter dem Ellbogen am Brustkorb befestigt. Die weiteren zwei EKG-Elektroden wurden links und rechts je nach Hundegröße etwa eine Handbreit hinter den ersten angebracht. Daraufhin verband man die Elektroden mit den Kabeln nach der Standardableitung von Einthoven (Abb.12). Nun erfolgte eine Testmessung, um die richtige Ableitung zu überprüfen. Wenn das EKG ohne Artefakte abgeleitet und auf den Computer übertragen wurde, 41 konnte mit der eigentlichen Messung begonnen werden. Die Hunde sollten dabei liegen (Abb.13). Dies stellte eine Vereinfachung für den Akupunkteur dar, da so das Einführen der Nadeln erleichtert wurde. Zusätzlich schaffte diese Position für alle Hunde gleiche Bedingungen und verminderte das Auftreten von Artefakten durch Bewegungen. Abb. 12: Platzierung der EKG-Elektroden und des EKG-Gerätes Abb. 13: Liegende Position des Hundes während der Messung 42 2.4 Akupunktur Zur Nadelung der Punkte wurden Akupunkturnadeln mit einer Länge von 13 mm und einem Durchmesser von 0,25 mm verwendet. Es handelte sich um sterile versilberte Akupunktur Einmalnadeln mit Wendelgriff. Diese konnten sowohl für die klassische Akupunktur als auch für die Elektroakupunktur genutzt werden. Die Nadeln wurden mit einem kurzen Dreh an den Punkten Pe6 und He7 eingestochen und soweit in die Tiefe geführt, bis eine Reaktion des Tieres, wie zum Beispiel rasches Einatmen, leichtes Zurückweichen oder Zucken des Ohres, ausgelöst wurde. Die Nadeln wurden daraufhin in ihrer Position belassen. Fiel eine Nadel vor Beendigung der 15 MinutenMessung von selbst heraus, wurde diese nicht mehr erneut eingeführt. 2.5 Elektroakupunktur Zur elektrischen Stimulation wurde ein Wechselstromgerät der Bezeichnung High-Frequency Electronic Acupunctoscope WQ-6F der Firma Shanghai Xinhua EGM Co., Ltd. in Shanghai, China (Abb.14) eingesetzt. Abb. 14: Elektroakupunkturgerät High-Frequency Electronic Acupunctoscope WQ-6F 43 Das Gerät wurde in ausgeschaltetem Zustand mit den Nadeln verbunden. Man legte zwei getrennte Stromkreise auf je einer Extremität des Tieres an, wobei der Punkt Pe6 mit dem Punkt He7 verbunden wurde. Der Patient befand sich ebenfalls in liegender Position. Nach Ablauf der 15 Minuten Leermessung führte man die Nadeln wie oben beschrieben an den Punkten Pe6 und He7 ein. Daraufhin wurden die Elektroden am Nadelschaft in der Nähe der Haut befestigt. Bei diesem Versuchsablauf wurde eine Amplitude mit der Frequenz 20 Hz (WYNN et al. 2009) ausgewählt. Durch langsame Erhöhung der Stromstärke tastete man sich an die Schwelle des Muskelzuckens heran. Beim vorliegenden Patientengut lag die Stromstärke zwischen 1,5 und 4 mA. Fiel eine Nadel vor Beendigung der 15 Minuten-Messung heraus, wurde diese im Gegensatz zur klassischen Akupunktur erneut eingeführt, wenn die Nadeln aufgrund von Bewegungen des Hundes herausgezogen wurden. 2.6 Messungen Jeder Hund durchlief im Folgenden beschriebene Untersuchungen. Der Kontrollversuch (Versuch K) beinhaltete eine Kontrollmessung des EKGs über 30 Minuten. EKG-Aufzeichnung 30 min Abb. 15: Ablauf der Messung des Kontrollversuchs Beim Akupunktur-Versuch (Versuch A) wurde für 15 Minuten das EKG gemessen, daraufhin wurden die Punkte Pe6 und He7 von einer IVAS zertifizierten Veterinärakupunkteurin genadelt und das EKG nochmals für 15 Minuten aufgezeichnet. Nach Entfernung der Nadeln erfasste man weitere 15 Minuten des EKGs. 44 EKG-Aufzeichnung 45 min Vor AP 15 min Während AP 15 min Nach AP 15 min Abb. 16: Ablauf der Messung des Versuchs A Beim Elektroakupunktur-Versuch (Versuch E) wurde ebenso wie bei Versuch A das EKG 15 Minuten vor, 15 Minuten während und 15 Minuten nach der Elektroakupunktur-Behandlung aufgezeichnet. EKG-Aufzeichnung 45 min Vor EAP 15 min Während EAP 15 min Nach EAP 15 min Abb. 17: Ablauf der Messung des Versuchs E Die Hunde durchliefen die drei Versuche an verschiedenen Tagen. Es lagen mindestens drei Tage zwischen den einzelnen Messungen. Die Durchläufe der Hunde, bezogen auf die Versuche, wurden per Los ermittelt. 2.7 Datenevaluierung und statistische Verfahren Artefakte und Störsequenzen in der Herzfrequenzaufzeichnung mussten zunächst manuell korrigiert werden. Mit Hilfe der Televet 100 Software wurden die RR-Intervall-Zeiten in Millisekunden (ms) gemessen. Für die Zeitreihenanalyse der Herzfrequenzvariabilität nutzte man die Standardabweichung aller RR-Intervalle (SDNN) und die Quadratwurzel des quadratischen Mittelwertes der Summe aller Differenzen zwischen benachbarten RR-Intervallen (RMSSD). Diese Kennzahlen wurden mit dem Programm Kubios HRV Version 2.0 aus den RR-Intervall-Zeiten berechnet. SDNN und RMSSD der 3 verschiedenen Versuche wurden miteinander verglichen. Als Signifikanztests verwendete man Leven`s 45 Test, ein Signifikanztest, der auf Gleichheit der Varianzen prüft, und ANOVA als Varianzanalyse. 3 Ergebnisse Kontrollversuch Tab. Hund SDDNN (ms) RMSSD (ms) 1 132,4 100,8 2 92,1 74,2 3 157,1 156,7 4 124,0 98,7 5 150,5 89,9 6 189,0 212,1 7 158,3 119,0 8 160,5 159,8 9 187,6 192,6 10 295,9 366,0 11 109,9 90,0 12 144,6 104,4 3: Standardabweichung Quadratwurzel Differenzen des aller quadratischen zwischen RR-Intervalle Mittelwertes benachbarten der RR-Intervallen (SDNN) und Summe aller (RMSSD) des Kontrollversuchs Akupunktur-Versuch Hund SDDNN (ms) RMSSD (ms) 1 104,5 90,7 2 34,9 27,5 3 192,1 215,8 4 134,9 119,0 5 201,5 147,2 6 188,4 149,7 46 Tab. 7 206,5 119,9 8 179,6 170,3 9 274,4 252,2 10 201,3 209,7 11 157,5 124,6 12 154,8 102,4 4: Standardabweichung Quadratwurzel Differenzen des aller quadratischen zwischen RR-Intervalle Mittelwertes benachbarten der RR-Intervallen (SDNN) und Summe aller (RMSSD) des Akupunktur-Versuchs Elektroakupunktur-Versuch Tab. Hund SDDNN (ms) RMSSD (ms) 1 135,0 111,3 2 93,6 80,1 3 165,2 133,9 4 153,2 157,1 5 158,6 111,4 6 123,2 72,0 7 174,4 120,5 8 163,6 129,2 9 283,1 236,6 10 231,4 233,3 11 168,0 132,5 12 103,0 64,0 5: Standardabweichung Quadratwurzel Differenzen des aller quadratischen zwischen benachbarten Elektroakupunktur-Versuchs 47 RR-Intervalle Mittelwertes der RR-Intervallen (SDNN) und Summe aller (RMSSD) des Die Standardabweichung der RR-Intervalle (SDNN) signifikanten Unterschiede zwischen den Werten des zeigte keine Kontrollversuchs und den Versuchen A und E. Abb. 18: Werte der Standardabweichung aller RR-Intervalle (SDNN) der drei verschiedenen Versuche Ein Vergleich aufeinanderfolgender der Standardabweichung RR-Intervalle (RMSSD) der ergab Differenzen ebenso signifikanten Veränderungen zwischen den drei Versuchen. 48 keine Abb. 19: Werte der Quadratwurzel des quadratischen Mittelwertes der Summe aller Differenzen zwischen benachbarten RR-Intervallen (RMSSD) der drei verschiedenen Versuche 4 Diskussion Ziel dieser Diplomarbeit war es, folgende Hypothese zu überprüfen: Durch Akupunktur und Elektroakupunktur der Punkte Perikardium 6 (Pe6) und Herz 7 (He7) verändert sich die Herzfrequenzvariabilität (HRV). Mit der in dieser Studie verwendeten Methode, konnte kein signifikanter Unterschied der HRV nachgewiesen werden. Die Gültigkeit der Hypothese konnte somit nicht bestätigt werden. 4.1 Individuelle Reaktionen Obwohl keine Unterschiede in der HRV festgestellt werden konnten, zeigten vereinzelte Probanden besonders während der Elektroakupunktur eine offensichtliche Beruhigung. Gerade bei vorher sehr ängstlichen und aufgeregten Hunden war ein klarer Unterschied im Verhalten während der Akupunktur und vor allem während der Elektroakupunktur sichtbar. Hund 10 zeigte hierbei den deutlichsten Verhaltensunterschied. Der Proband zitterte und heulte vor Aufregung in den ersten 15 Minuten der EKG- 49 Aufzeichnung. Wohingegen er während und nach der Elektroakupunktur entspannt und ruhig liegen blieb. Solch ähnliche, dennoch aber nicht so deutliche, Verhaltensänderungen zeigten auch die Hunde 5, 7, 9 und 12. Beim Menschen konnten diese Wirkungen von AGELINK et al. (2003) bereits festgestellt werden. Dabei wurde die Beeinflussung der autonomen kardialen Regulation durch Akupunktur an den Punkten He7, Pe6, Lenkergefäß 20, Blase 62 und einem Punkt genannt „Extrapunkt 6“ untersucht. An dieser Studie nahmen 36 Personen mit leichten depressiven Störungen oder Angststörungen teil. Das wichtigste Ergebnis der Studie war, dass die, mit Akupunktur behandelten Patienten, eine signifikante Abnahme der HRV im Vergleich zur PlaceboakupunkturGruppe zeigten. Die Spektralanalyse der HRV zeigte eine tendenzielle Abnahme der low frequency (LF)-, eine Erhöhung der high frequency (HF)-Komponente und eine signifikante Reduktion des LF/HF-Quotienten. Dies deutete laut AGELINK et al. (2003) darauf hin, dass durch die Akupunktur eine Verschiebung der autonom neurokardialen Balance zugunsten der parasympathischen Modulation der Herzfrequenz stattfand. Dieser Artikel liefert einen Hinweis darauf, dass Akupunktur der Punkte Pe6 und He7 besonders bei depressiven und ängstlichen Individuen einen beruhigenden Effekt hat. Dies konnte auch, wie bereits oben erwähnt, bei fünf untersuchten Hunden festgestellt werden. 4.2 Kritische Betrachtung der Ergebnisse In der hier vorliegenden Studie konnten keine signifikanten Veränderungen erzielt werden. Nun stellt sich die Frage woran dies liegen könnte. In einem Review von LEE et al. (2010) wurden zwölf Studien über die Wirkung von Akupunktur auf die Herzfrequenzvariabilität (HRV) analysiert 50 und verglichen. Unter den ausgewählten Studien befanden sich zwei, die Akupunktur an kranken Probanden durchführten. Die Patienten litten an leichten depressiven Störungen, Angststörungen oder Migräne. Die HRV Analyse zeigte eine signifikante Abnahme des LF/HF-Verhältnisses und der LF-Komponente. Vier der zwölf Studien befassten sich mit gesunden Probanden unter besonderen Stressbedingungen, wie nach dreistündiger Autofahrt, unter mentalem Stress oder nach Koffein Konsum. Bei zwei dieser Tests konnte eine signifikante Veränderung der HRV festgestellt werden. Die restlichen sechs Studien wurden an gesunden Patienten durchgeführt. Fünf dieser klinischen Versuche führten zu keinem signifikanten Ergebnis. Insgesamt lieferten die Studien weder bei kranken, bei gestressten noch bei gesunden Patienten überzeugende Beweise dafür, dass Akupunktur einen Einfluss auf die HRV hat. LEE et al. (2010) stellten vier Vermutungen auf, um die unterschiedlichen Ergebnisse der einzelnen Studien zu erklären: 1. Akupunktur ist bezogen auf eine Modulation des kardialen autonomen Nervensystems wirkungslos. 2. Akupunktur wirkt, wurde aber suboptimal ausgeführt. 3. Placeboakupunktur ist auch effektiv, weshalb kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen festgestellt werden konnte. 4. Akupunktur wirkt nur bei Krankheitszuständen. Die Vermutung, dass Akupunktur bezogen auf die Modulation des kardialen autonomen Nervensystems wirkungslos ist, konnte bereits durch die oben beschriebenen Studien von GAO et al. (2009), HAKER et al. (2000), CHANG et al. (2008), HUANG et al. (2005), JEN-HSOU et al. (2008), HU et al. (2008), WU et al. (2010), AGELINK et al. (2003) und BÄCKER et al. (2008) wiederlegt werden. Die Studien von GAO et al. (2009), HU et al. (2008) und WU et al. (2010) sind dabei allerdings kritisch zu sehen, da die Krankheitszustände 51 der Probanden künstlich herbeigeführt wurden. Die Ergebnisse dieser drei Studien sind schwer in die Praxis übertragbar, da die zugrundeliegenden Probleme bei Hypotension und akuter myokardialer Ischämie sehr unterschiedlich sein können. Es wurden in diesen Studien also nur alleine die Symptome therapiert. Mit der Traditionellen Chinesischen Medizin wird allerdings die zugrundeliegende Disharmonie des gesamten Körpers behandelt und nicht allein ein oder mehrere Symptome. Ob in den beschriebenen Studien die Akupunktur suboptimal ausgeführt wurde, kann im Nachhinein nicht mehr überprüft werden. Somit hat die zweite Vermutung von LEE et al. (2010) durchaus eine Berechtigung. Allgemein sollte Akupunktur nur von gut qualifiziertem Fachpersonal angewendet werden, da der Einstich der Nadeln gewisse Gefahren mit sich bringt. Die Gefahren der Akupunktur sind laut ERNST (2006) die Verletzung von inneren Organen, welche zum Beispiel zu einem Pneumothorax oder zu einer Herztamponade führen könnten, oder beim Menschen die Übertragung von Infektionen, wie Hepatitis C oder HIV. Es ist zudem wichtig die genauen Lokalisationen der Akupunkturpunkte zu kennen, damit eine Wirkung nach der Traditionellen Chinesischen Medizin erzielt werden kann. Die dritte Vermutung von LEE et al. (2010) bezieht sich auf die Wirkung von Placeboakupunktur. Wie im Kapitel 1.3.5 beschrieben, gibt es verschiedene Arten von Placeboakupunktur. In den meisten Studien wird Scheinakupunktur verwendet, wie auch bei den untersuchten Studien von LEE et al. (2010). Da schon allein der Einstich einer Nadel neurophysiologische Wirkungen im Körper hat (siehe Kapitel 1.3.4), ist die Nutzung von Scheinakupunktur als Placebo kritisch zu sehen. Dass Scheinakupunktur eine Wirkung bei Schmerzen hat, zeigt die Studie von HAAKE et al. (2007). Humanpatienten, die HAAKE et al. (2007) untersuchten 1162 an chronischen Kreuzschmerzen litten. Die Probanden wurden in drei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe wurde mit 52 Akupunktur nach der Lehre der Traditionellen Chinesischen Medizin, eine zweite Gruppe mit Scheinakupunktur und eine dritte Gruppe mit konventioneller Therapie, bestehend aus Medikamenten, Physiotherapie und Bewegung, behandelt. Nach sechs Monaten Therapie zeigte sich bei der Behandlung mit klassischer Akupunktur ein Therapieerfolg von 47,6%, bei Scheinakupunktur von 44,2% und bei konventioneller Behandlung von 27,4%. Dies bedeutet, dass Scheinakupunktur eine bessere Wirkung aufweist als die konventionellen Therapiemethoden. Scheinakupunktur wirkt aber auch fast so gut wie die klassische Akupunktur. Aufgrund der Ergebnisse der Studie von HAAKE et al. (2007) kann davon ausgegangen werden, dass allein der Einstich einer Nadel eine Analgesie bewirken kann. Im Gegensatz zu der Studie von HAAKE et al. (2007) zeigten FANG et al. (2004) einen deutlichen Unterschied der Gehirnaktivität bei klassischer Akupunktur und Scheinakupunktur. FANG et al. (2004) untersuchten 15 gesunde Human-Probanden, die mit Akupunktur und Placeboakupunktur (Scheinakupunktur) behandelt wurden. Dabei wurde die Gehirnaktivität über funktionelle Magnetresonanztomographie dargestellt. Während der klassischen Akupunktur konnte ein Anstieg der Aktivität im sekundären somatosensiblen Cortex, im Frontallappen, in der rechten Seite des Thalamus und in der linken Seite des Kleinhirns festgestellt werden. Die Rotation der Nadel konnte diese Wirkungen noch verstärken, allerdings nur bei den wirklichen Akupunkturpunkten. Im Gegensatz dazu wurden bei der Placeboakupunktur keine solchen Effekte erzielt. Da Scheinakupunktur vor allem bei Schmerzzuständen eine Wirkung zeigt, ist sie als Placebokontrolle nicht geeignet. Geeigneter erscheinen die Nachahmung der transkutanen elektrischen Nervenstimulation und die speziellen Placebonadeln, wie sie in Kapitel 1.5.3 beschrieben sind. Bei diesen Kontrollen wird die Haut nicht penetriert und somit auch keine Analgesie ausgelöst. Die Placebonadeln vermitteln den Patienten zusätzlich den Eindruck wirklich akupunktiert zu werden. Womit die 53 psychische Komponente des Placeboeffektes ebenfalls ausgeschlossen werden kann. Wirkt Akupunktur nur bei Krankheit? Wie die Studie von LEE et al. (2010) zeigt, gibt es bei gesunden Probanden keine überzeugenden Beweise für den Einfluss der Akupunktur auf die HRV. In der hier vorliegenden Arbeit konnte kein Gegenbeweis erfolgen, da hier ebenfalls mit gesunden Individuen gearbeitet wurde. Somit stellt sich die Frage, ob Akupunktur nur bei Krankheitszuständen wirkt. Die Studien von GAO et al. (2009), CHANG et al. (2008), HU et al. (2008), WU et al. (2010), AGELINK et al. (2003) und BÄCKER et al. (2008) konnten eine Wirkung der Akupunktur auf die Herzfrequenzvariabilität nachweisen. Bei diesen Studien wurden die Untersuchungen an kranken Individuen durchgeführt. Im Gegensatz dazu stellten HAKER et al. (2000) und HUANG et al. (2005) auch Wirkungen bei gesunden menschlichen Probanden fest. Die Tatsache, dass bei gesunden Individuen meist keine signifikante Veränderung der HRV messbar ist, entspricht der Ansicht der Traditionellen Chinesischen Medizin. Hier wird die Gesundheit als Zustand der Harmonie zwischen dem Körper und seiner inneren und äußeren Umgebung definiert. Krankheiten entstehen, wenn ein Ungleichgewicht in der inneren Umgebung oder zwischen innerer und äußerer Umgebung vorliegt (LIMEHOUSE & TAYLOR-LIMEHOUSE 2009). Durch Akupunktur kann dieses Ungleichgewicht wieder ausgeglichen werden. Besteht kein Zustand der Disharmonie, dann ist eine Behandlung mit Akupunktur nicht effektiv. 4.3 Akupunktur als Placebo? ERNST (2006) untersuchte verschiedene Reviews über die Wirkung von Akupunktur. Die Frage wie Akupunktur wirkt bleibt nach ERNST (2006) aber weiterhin strittig. Die derzeit besten Beweise der Effektivität der 54 Akupunktur lieferten die symptomatischen Behandlungen von Zahnschmerzen, Fibromyalgie, Übelkeit und Erbrechen, Knieosteoartritis, Schlafstörungen, Epicondylitis, chronische Kreuzschmerzen, idiopatische Kopfschmerzen, die Auflösung einer Steißlage und die Unterstützung bei gestrointestinalen Endoskopien. Es ist aber möglich, dass diese Ergebnisse aufgrund der inadäquaten Kontrolle eines Placeboeffektes falsch positiv ausfielen (ERNST 2006). Nach Meinung von ERNST (2006) deutete die Mehrheit der von ihm untersuchten Studien darauf hin, dass die Wirkungen der Akupunktur hauptsächlich auf einen Placeboeffekt zurückzuführen sind. In der Studie von HAAKE et al. (2007) zeigten sich bei klassischer Akupunktur und Scheinakupunktur ähnliche Therapieerfolge. Es ist durchaus möglich dass diese Erfolge allein durch einen Placeboeffekt hervorgerufen wurden. Die Probanden der Untersuchungen wussten ja, dass sie mit Akupunktur/Scheinakupunktur oder konventioneller Therapie behandelt wurden. Gerade bei chronisch kranken Patienten, die wahrscheinlich schon lange konventionell vorbehandelt wurden, sind die Erwartungen und der Glaube an einen Therapieerfolg durch Akupunktur sehr groß. Nach Meinung von ERNST (2006) sollte Akupunktur als eine wertvolle Behandlungsmethode anerkannt werden, auch wenn sie Leid nur durch einen starken Placeboeffekt, der die Wirkungen von konventionellen Therapien übersteigt, vermindert. Bei Tieren existiert, wie in Kapitel 1.5.2 beschrieben, auch ein Placeboeffekt. Die Wirkung des menschlichen Kontaktes kann in den meisten Studien jedoch ausgeschlossen werden, da es sich bei den untersuchten Tieren hauptsächlich um Labortiere wie Mäuse, Ratten oder Kaninchen handelte. So auch in den Studien von GAO et al. (2009), HU et al. (2008) und WU et al. (2010). Die Wirkung der klassischen Konditionierung spielt hingegen bei allen Tierarten eine Rolle, da hierbei alle umliegenden neutralen Reize (Orte, Personen, Dinge, Prozeduren und Rituale) mit der medizinischen Therapie verbunden werden können. 55 Dies ist sowohl in der tierärztlichen Praxis, als auch unter Laborbedingungen möglich. Die Untersuchungen von JEN-HSOU et al. (2008) wurden an anästhesierten Katzen durchgeführt. Hierbei kann ein Placeboeffekt gänzlich ausgeschlossen werden. Zusammenfassend ist es schwer möglich festzustellen, ob Akupunktur allein auf einen Placeboeffekt zurückzuführen ist. Dafür bedarf es in Zukunft mehr Forschungen mit Placebokontrollen, wie die Nachahmung der transkutanen elektrischen Nervenstimulation oder die Nutzung von speziellen Placebonadeln. Die Untersuchung von anästhesierten Patienten könnte auch ein wichtiges Hilfsmittel für weitere Studien darstellen. 4.5 Einfluss des Versuchsaufbaus Die Versuche der hier vorliegenden Studie fanden in einem Behandlungsraum der Veterinärmedizinischen Universität Wien während des laufenden Klinikbetriebes statt. Schon allein das Betreten eines solchen Behandlungsraumes stellt für viele Hunde eine beängstigende und aufregende Situation dar. Durch die Einbindung in den laufenden Klinikbetrieb, war es oftmals nicht möglich für die Probanden eine ruhige Umgebung zu schaffen. So wurden im Nebenraum kranke Artgenossen behandelt oder Klinikmitarbeiter gingen ein und aus. Zusätzlich kannten einige der Patienten eine Behandlung mit Akupunktur und Elektroakupunktur vorher nicht. Gerade die Lokalisation der Punkte Perikardium 6 (Pe6) und Herz 7 (He7) an den Vorderbeinen, brachte viele Hunde in eine Stresssituation. Diese Tatsache führte dazu, dass vereinzelt durch die Nadelung der Akupunkturpunkte ein Abwehrverhalten ausgelöst wurde. Besonders die Verbindung der Akupunkturnadeln mit den Kabeln des Elektroakupunkturgerätes lies zwei Probanden (Hund 3 und 11) sehr ängstlich reagieren. Bei diesen Hunden konnten die Messungen nur unter 56 Zwangsmaßnahmen, das heißt während Fixation, erfolgen. Bei den Hunden 1, 4, 7, 8 und 12 konnte die Bezugsperson nicht anwesend sein, was ebenso einen Stressfaktor darstellte. Aus diesen Gründen war es für manche Hunde nicht möglich sich während der Behandlung zu entspannen. Zudem wurden die Versuche zu verschiedenen Tageszeiten durchgeführt. Die früheste Messung fand um 9 Uhr statt die späteste um 16 Uhr. Da das autonome Nervensystem und somit auch die Herzfrequenzvariabilität (HRV) einen zirkadianen Rhythmus haben, könnten diese tageszeitlichen Unterschiede die Ergebnisse der Studie beeinflusst haben. FURLAN et al. (1990) stellten eine ausgeprägte und gleichmäßige Erniedrigung der Marker des sympathischen Nervensystems und eine Erhöhung derer des parasympathischen Nervensystems während der Nacht fest. Zum Zeitpunkt des Aufwachens stieg die sympathische Aktivität verbunden mit einem Rücktritt der parasympathischen Aktivität rasch an. Während des Tages überwog die low frequency (LF) Komponente der HRV und somit die Aktivität des Sympathikus, während in der Nacht die high frequency (HF) Komponente, also die parasympathische Aktivität dominierte. NAKAGAWA et al. (1998) bewiesen, dass die Herzfrequenz, die HFKomponente und das LF/HF-Verhältnis einem zirkadianen Rhythmus unterliegen. Die LF-Komponente wies keinen solchen Rhythmus auf. Die HF-Komponente erhöhte sich in der Nacht und fiel während des Tages ab. Im Gegensatz dazu waren die Herzfrequenz und das LF/HF-Verhältnis während des Tages höher als in der Nacht. Die Graphiken in der Studie von NAKAGAWA et al. (1998) zeigten einen Abstieg der HF-Komponente und einen Anstieg der Herzfrequenz und des LF/HF-Verhältnisses zwischen 6 und 15 Uhr. Zwischen 15 und 6 Uhr stieg die HF-Komponente an, während Herzfrequenz und LF/HF-Verhältnis wieder sanken. In einer Studie von MASSIN et al. (2000) wurde die zirkadiane Rhythmik der HRV über die Zeitreihenanalyse bei Kindern zwischen einem Alter von 57 zwei Monaten und 15 Jahren ermittelt. Dabei zeigten die Werte der Standardabweichung aller RR-Intervalle (SDNN) tageszeitliche Schwankungen. Zwischen 6 und 9 Uhr sanken die SDNN von 200 auf 90 Millisekunden (ms) ab. Zwischen 10 und 11 Uhr stiegen die Werte wieder auf 120 ms an. Die Werte schwankten daraufhin in der Zeit von 11 bis 17 Uhr zwischen 120 und 80 ms. Ab 17 Uhr stiegen die SDNN Werte wieder kontinuierlich an. Somit können in der Zeit von 9 bis 16 Uhr sehr unterschiedliche Ergebnisse des SDNN Wertes gemessen werden. In der Studie von MASSIN et al. (2000) schwankten die Werte in dieser Zeit zwischen 120 und 80 ms. Bei den Ergebnissen der hier vorliegenden Studie befinden sich die SDNN-Werte vormittags, zwischen 9 und 12 Uhr, zwischen 104,5 und 206,5 ms. Mittags, zwischen 12 und 13 Uhr, schwanken die Werte von 123,2 bis 295,9 ms und nachmittags, zwischen 13 und 16 Uhr, von 34,9 bis 231,4 ms. Bei der Quadratwurzel des quadratischen Mittelwertes der Summe aller Differenzen zwischen benachbarten RR-Intervallen (RMSSD) zeigen sich vormittags Werte zwischen 89,9 und 215,8 ms, mittags 72 bis 366 ms und nachmittags 27,5 bis 212,1 ms. Dies bedeutet, dass mittags eher höhere SDNN und RMSSD-Werte erzielt wurden. 4.6 Zukunftsperspektiven Die hier vorliegende Studie kann als Basisuntersuchung für weitere Forschungen mit kranken Hunden herangezogen werden. In zukünftigen Arbeiten, wäre es wünschenswert Probanden mit Herz-Kreislauf- Problemen, Schmerzen oder Angstproblematiken auszuwählen. Wie die Studien von JEN-HSOU et al. (2008) und GAO et al. (2009) zeigten, kann Akupunktur Problemen wie Bradykardie, Hypotension oder Hypertension entgegenwirken. Diese Effekte könnten zum Beispiel bei Hunden unter Anästhesie untersucht werden. Auf die positiven Auswirkungen von Akupunktur bei Schmerzpatienten wiesen BÄCKER et al. (2008) und HAAKE et al. (2007) hin. Somit wären weitere Untersuchungen von 58 Probanden mit akuten oder chronischen Schmerzen gerechtfertigt. Hunde mit Angstproblematiken könnten ebenfalls für zukünftige Studien herangezogen werden, da AGELINK et al. (2003) einen Effekt der Akupunktur bei menschlichen Patienten mit Angststörungen feststellen konnten. Allgemein sollten die Messungen zu gleichen Tageszeiten durchgeführt werden, da das autonome Nervensystem und somit auch die Herzfrequenzvariabilität einem zirkadianen Rhythmus unterliegen, wie die Studien von FURLAN et al. (1990), NAKAGAWA et al. (1998) und MASSIN et al. (2000) zeigen. Zusätzlich sollten die Hunde bereits an Akupunktur und Elektroakupunktur gewöhnt sein, da die Nadelung und das Anbringen der Kabel für die Elektroakupunktur zu Abwehrverhalten führen können. Allgemein sollte eine Placebogruppe mit geeigneten Placebokontrollen, wie die Nachahmung der transkutanen elektrischen Stimulation oder die Verwendung von speziellen Placebonadeln, eingeführt werden. So kann ein möglicher Placeboeffekt ausgeschlossen werden. Ebenso wünschenswert wäre eine größere Stichprobenanzahl. 59 5 Zusammenfassung Hintergrund: Akupunktur ist eine der bekanntesten Formen der Komplementärmedizin und kann für die Behandlung einer Reihe von Krankheitszuständen verwendet werden. Es wird vermutet, dass Akupunktur einen modulierenden Effekt auf das autonome Nervensystem des Körpers hat. Zur Messung dieses Effektes kann die Herzfrequenzvariabilität (HRV) herangezogen werden (LEE et al. 2010). Fragestellung: Ziel der Studie war es, die Auswirkungen von Akupunktur und Elektroakupunktur auf das autonome Nervensystem mittels Messung der Herzfrequenzvariabilität (HRV) zu untersuchen. Dazu wurden EKGMessungen an Hunden durchgeführt. Die Hypothese dieser Arbeit lautet, dass sich die HRV durch Akupunktur und Elektroakupunktur der Punkte Perikardium 6 und Herz 7 verändert. Methode: Insgesamt wurden zwölf gesunde Hunde für die Studie ausgewählt. Jeder Hund durchlief einen Kontrollversuch (Versuch K), einen Versuch mit Akupunktur- (Versuch A) und einen mit Elektroakupunktur-Behandlung (Versuch E). Das Elektrokardiogramm (EKG) wurde bei den Versuchen A und E 15 Minuten vor, 15 Minuten während und 15 Minuten nach der Behandlung gemessen. Beim Kontrollversuch zeichnete man ein EKG von 30 Minuten auf. Aus den gespeicherten EKG-Messungen wurde die HRV ermittelt. Die Standardabweichung aller RR-Intervalle (SDNN) und Quadratwurzel des quadratischen Mittelwertes der Summe aller Differenzen zwischen benachbarten RR-Intervallen (RMSSD) der HRV des Kontrollversuchs wurden mit denen von Versuch A und Versuch E verglichen. Ergebnisse: Die vorliegende Studie zeigte bei gesunden Hunden keinen signifikanten Unterschied in der HRV. Die Behandlung mit Akupunktur und Elektroakupunktur der Punkte Pe6 und He7 hatte also keinen signifikanten 60 Einfluss auf die HRV der Patienten. Dennoch konnte bei einigen Hunden eine sichtbare Beruhigung während und nach der Behandlung festgestellt werden. Schlussfolgerung: Verschiedene bereits vorhandene Studien weisen auf einen positiven Effekt der Akupunktur auf die HRV und somit auf einen Einfluss auf das autonome Nervensystem hin. Mit der in dieser Studie verwendeten Methode, konnte bei gesunden Hunden kein signifikanter Einfluss der Akupunktur und Elektroakupunktur nachgewiesen werden. 61 auf die HRV 6 Extended Summary Background: Acupuncture is one of the most popular forms of complementary medicine and can be used for a variety of health conditions. Acupuncture is hypothesized to modulate the autonomic nervous system. The analysis of heart rate variability (HRV) has recently been used as a sensitive index of autonomic nervous system activity (LEE et al. 2010). Purpose: The purpose of the study was to test the hypothesis that HRV can be modified by acupuncture and electroacupuncture of Pericardium 6 (Pe6) and Heart 7 (He7). Methods: A total of twelve healthy dogs were chosen for this study. Each dog runs through control-test (test K), acupuncture-test (test A) and electroacupuncture-test (test E). In test A and E the ECG was recorded 15 minutes before, 15 minutes while and 15 minutes after treatment. The ECG of test K was recorded for 30 minutes. The HRV was calculated from the measured ECG. The standard deviation of all normal RR intervals (SDNN) and the square root of the mean of the squared differences between successive RR intervals (RMSSD) of control-test’s HRV were compared to HRV of acupuncture-test and electroacupuncture-test. Results: No significant effect on HRV in healthy dogs could be observed. Neither acupuncture nor electroacupuncture of Pe6 and He7 has any significant effect on HRV. Sedation was observed in a few dogs during and after acupuncture and eletroacupuncture treatment. Conclusion: Several clinical trials showed positive effects of acupuncture on HRV and autonomic nervous system. The method used in this study produced no significant effect of acupuncture and eletroacupuncture on HRV in healthy dogs. 62 7 Literaturverzeichnis Agelink M.W., Sanner D., Eich H., Pach J., Bertling R., Lemmer W., Klieser E., Lehmann E. (2003): Beeinflusst Akupunktur die autonom kardiale Regulation bei Patienten mit leichten depressiven Episoden oder Angststörungen? Fortschr. Neurol. Psychiatr. 71, 141-149 Altman S. (2009): Techniken und Instrumente. In: Schoen, Allen M. (Hrsg.): Akupunktur in der Tiermedizin: 2. Auflage, Urban & Fischer Verlag, München, S. 89, 94-98 Baatz G. (2002): EKG bei Hund und Katze: Anfertigung, Auswertung, Interpretation. 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