Segg`t äs up Platt - Münsterland eV Wirtschaft

Transcrição

Segg`t äs up Platt - Münsterland eV Wirtschaft
Plattdeutschkursus
am Wochenende
Segg’t äs up Platt
Von unserem Redaktionsmitglied
JULIA GEPPERT
„Hiättlick willkummen“ beim
Plattdeutsch-Kursus der „Glocke
am Wochenende“. Gemeinsam
mit dem Ehepaar Rita und Rudolf
Averbeck sowie Dr. Markus
Denkler, Geschäftsführer der
Kommission für Mundart- und
Namenforschung Westfalens des
Landschaftsverbands WestfalenLippe (LWL), startet in der heutigen Ausgabe die Serie mit dem
Titel „Segg’t äs up Platt“.
Noch vor wenigen Jahrzehnten
war es üblich, dass man sich im
Münsterland und in Ostwestfalen-Lippe nicht nur auf Hochdeutsch unterhielt. Im Alltag war
Plattdeutsch als Mundart allgegenwärtig. Das ist heute anders.
Immer weniger Menschen sprechen und verstehen Plattdeutsch.
Genau da setzt die Serie der
„Glocke am Wochenende“ an. Mit
kleinen Lektionen zu unterschiedlichen Themen des Alltagslebens soll die Mundart aufleben
und in die Gegenwart transportiert werden. Denn: Plattdeutsch
ist keineswegs nur etwas für die
ältere Generation! Da es viele Variationen des Plattdeutschen gibt,
konzentriert sich die Serie auf die
Mundart, die der westfälische
Pfarrer und Dichter Augustin
Wibbelt, dessen Geburtstag sich
in diesem Jahr zum 150. Mal
jährt, gesprochen hat: das Vorhelmer Platt.
Monatlich werden in der „Glocke am Wochenende“ verschiedene Situationen erläutert und mit
Grammatik,
plattdeutschen
Sprichwörtern und Redensarten
sowie sprachkundlichen Texten
ergänzt. Ziel ist es nicht, nach einem Jahr perfekt Plattdeutsch zu
können. Vielmehr soll der Spaß,
die Mundart wieder aufleben zu
Samstag, 15. September 2012
Grammatik
lassen, im Vordergrund stehen.
Wer möchte, sammelt die zwölf
Lektionen und hat so einen Überblick über das Gelernte.
Übrigens: Die nächste Folge des
Plattdeutschkursus’ erscheint am
20. Oktober. Dann geht es im
Büro um „De niee Lährjung“.
Alle Texte gibt es auch zum Anhören und Nachsprechen. Unter
www.die-glocke.de, Rubrik Unterhaltung, können die Lektionen
kostenlos auf den Computer,
mp3-Player oder iPod geladen
werden.
1 www.die-glocke.de
Plattdeutsch ist
zwar keine
Fremdsprache im
klassischen Sinne,
trotzdem soll die
Serie „Segg’t äs up
Platt“ nicht nur
Könner ansprechen,
sondern gerade
auch Neulinge
ermuntern, die
westfälische
Mundart zu lernen.
Start ist heute mit
dem ersten Teil „Dat
füörmlicke Gespräök“. Es geht
also um förmliche
Gespräche zwischen
Fremden und
Bekannten.
Personalpronomen
Personalpronomen ersett’t Hauptwäörde (Personen, Gieggenstänne un Sakverhollde).
Personalpronomen ersetzen Hauptwörter (Personen, Gegenstände und Sachverhalte).
Singular
1. Person
2. Person
ick
du
3. Person
m/f/n
he/se/et
Plural
1. Person
2. Person
3. Person
wi
ji
se
Vokabeln
Wichtige Verben
In’t Plattdütske giff et in’n Plural för alle drei Personen (wi, ji, se)
ümmer bloß ene Verbfuorm. To’m Bispiell: wi fraogt, ji fraogt, se
fraogt (wir fragen, ihr fragt, sie fragen). Dat is de plattdütske „Einheitsplural“.
Im Plattdeutschen gibt es im Plural für alle drei Personen (wir/
ihr/sie) immer nur eine Verbform. Das ist der Plattdeutsche Einheitsplural.
a arbeiden (arbeiten): ick arbeide, du arbeidest, he/se/et arbeidet,
wi/ji/se arbeid’t
a dohen (tun): ick doh, du döhst, he/se/et döht, wi/ji/se doht
a drüewen (dürfen): ick draff, du draffs, he/se/et draff, wi/ji/se
drüft
a fraogen (fragen): ick fraoge, du fröggs, he/se/et frögg, wi/ji/se
fraogt
a gaohen (gehen): ich gaoh, du geihs, he/se/et geiht, wi/ji/se geiht
a giebben (geben): ick giff, du giffs, he/se/et giff, wi/ji/se giefft
a heeten (heißen): ick heet, du hetts, he/se/et hett, wi/ji/se heet’t
a kennen (kennen): ick kenn, du kenns, he/se/et kennt, wi/ji/se
kennt
a können (können): ick kann, du kanns, he/se/et kann, wi/ji/se
könnt
a lähren (lernen): ick lähr, du lährst, he/se/et lährt, wi/ji/se lährt
a mötten (müssen): ick mott, du moß, he/se/et mott, wi/ji/se mött’t
a seggen (sagen): ick segg, du seggs, he/se/et segg, wi/ji/se seggt
a seihen (sehen): ick seih, du sühst, he/se/et süht, wi/ji/se seiht
a wietten (wissen): ick weet, du wees, he/se/et weet, wi/ji/se wiett’t
Sprückwäörde und Redensaorten
a Dat steiht so fast äs Mönster: Das steht so fest wie Münster. Es ist
nicht zu ändern.
a Maote is üöwerall gutt för.: Maß halten ist immer gut.
a Dummheit un Stolt, de wasst up en Holt.: Dummheit und Stolz,
die wachsen auf einem Holz (=Baum).
a Kümp Tied, kümp Raot.: Kommt Zeit, kommt Rat.
a De Buck stinket.: Der Bock (=die Sache) stinkt.
Gutten Dag – so begrüßt man sich auf Plattdeutsch, wenn man einen Fremden oder Bekannten auf der Straße trifft.
Karikatur: Gehrmann
Zwischen Fremden
A: Gutten Dag. Ick heet Kalli
Brügge.
B: Angeneihm, Herr Brügge.
Min Name is Mia Brink.
A: Guten Tag. Ich heiße Kalli
Brügge.
B: Angenehm, Herr Brügge.
Mein Name ist Mia Brink.
A: Gutten Aobend. Draff ick mi
vörstellen, min Name is Jan
Kamp.
B: Schön, Ju kennentelähren.
Ick sin Rita Voss.
A: Angeneihm, Frau Voss.
Kummt Ji ut Üöle?
B: Nee, ick sin ut Beilen.
A: Ick häff kinne Tied mähr, ick
mott wieder. Schönen Aobend
noch.
B: Auk so.
A: Gutten Muorgen.
B+C: Gutten Muorgen.
A: Draff ick nao Jue Namens
fraogen?
B: Jau, wisse doch. Wi heet’t
beide Köster. Kai un Anja Köster.
Un wu heet’t Ji?
A: Ick heet Lüns.
C: Un de Vörname?
A: Oh, ick heet met Vörnamen
Uwe.
B: Wi häfft kine Tied mähr.
Gutt gaohen, Herr Lüns.
A: Jau, doht Ju wat hen.
So segg m’ ’t up Platt
a In Hauchdütsk wäert Personen met Vör- un Familgennamen beteekent. In de mehrsten Gieggenden in ’t Mönsterland stellt man in
Plattdütsk den Familgennamen vöran un hänk den Vörnamen ächten
an. An den Familgennamen hänk man dann en „s“ of en „n“ an. Utnahme: Wenn de Name met „s, ß, z“ endet, wät nich noch en „s“ dranhangen.
Im Hochdeutschen werden Personen mit Vor- und Familiennamen
bezeichnet. In den meisten Gegenden im Münsterland stellt man im
Plattdeutschen den Familiennamen voran und hängt den Vornamen
hinten dran. Am Familiennamen hängt man dann ein „s“ oder ein „n“
an. Ausnahme: Wenn der Name auf „s, ß, z“ endet, wird nicht noch ein
„s“ drangehängt.
Beispiele:
Kösters Martin (Martin Köster)
Brüggen Monika (Monika Brügge)
Lenz’ Olli (Olli Lenz)
a In’t Hauchdütske is de höflicke Anrede för ene of mährere Personen
de 3. Person Plural: „Sie“. Up Platt is dat de 2. Person Plural: „Ji“:
„Wu heet’t Ji?“
Im Hochdeutschen ist die höfliche Anrede für eine oder mehrere Personen die 3. Person Plural: „Sie“. Auf Platt ist das die 2. Person Plural:
„Ji“: „Wie heißen Sie?“ („Wie heißt Ihr?“)
Tüsken Bekannte
A: Gutten Dag, Frau Brügge.
B: Gutten Dag, Herr Lenz. Wu
geiht et Ju, Herr Lenz?
A: Danke de Naofraoge, gutt,
un Ju?
B: Mi geiht et auk gutt, danke.
A: Kick an, Frau Bolte.
B: Herr Naumann, schön Ju äs
maol wier te seihen!
A: Jau, dat mein ick auk. Wu
geiht et Ju?
B: Bestens, ick kann nich klagen – un wu häbbt Ji dat?
A: Auk bestens. Ji wiett’t jä,
schlechte Lüde geiht et ümmer
gutt.
B: Wo ick Ju jüst hier seih, wu
geiht et egentlick Kösters Martin?
De is doch so krank.
A: Em geiht et all wier heel
gutt. He fänk naichste Wiäcke
wier an te arbeiden.
A: Guten Abend. Darf ich mich
vorstellen, mein Name ist Jan
Kamp.
B: Schön, Sie kennenzulernen.
Ich bin Rita Voss.
A: Angenehm, Frau Voss. Kommen Sie aus Oelde?
B: Nein, ich bin aus Beelen.
A: Ich habe keine Zeit mehr, ich
muss weiter. Schönen Abend
noch.
B: Ebenso.
A: Guten Morgen.
B+C: Guten Morgen.
A: Darf ich nach Ihren Namen
fragen?
B: Ja, natürlich. Wir heißen beide Köster. Kai und Anja Köster.
Und wie heißen Sie?
A: Ich heiße Lüns.
C: Und der Vorname?
A: Oh, ich heiße mit Vornamen
Uwe.
B: Wir haben keine Zeit mehr.
Auf Wiedersehen, Herr Lüns.
A. Ja, auf Wiedersehen.
Zwischen Bekannten
A: Guten Tag, Frau Brügge.
B: Guten Tag, Herr Lenz. Wie
geht es Ihnen, Herr Lenz?
A: Danke der Nachfrage, gut,
und Ihnen?
B: Mir geht es auch gut, danke.
A: Sieh an, Frau Bolte.
B: Herr Naumann, schön Sie
mal wieder zu sehen!
A: Ja, das meine ich auch. Wie
geht es Ihnen?
B: Bestens, ich kann nicht klagen – und wie geht es Ihnen?
A: Auch bestens. Sie wissen ja,
schlechten Leuten geht es immer
gut.
B: Wo ich Sie gerade hier sehe,
wie geht es eigentlich Martin
Köster? Der ist doch so krank.
A: Ihm geht es schon wieder
ziemlich gut. Er fängt nächste
Woche wieder an zu arbeiten.
a Fragen:
Wu geiht Ju dat? (Wie geht es
Ihnen? Wie geht euch das?)
Wu häfft Ji dat? (Wie geht es
Ihnen? Wie habt ihr das?)
Wu is et met Ju? (Wie geht es
Ihnen? Wie ist es mit euch?)
a Antworten:
Mi geiht et (gar nich) gutt (Mir
geht es (gar nicht) gut.)
Danke, heele gutt. (Danke,
sehr gut.)
Danke, heele best. (Danke,
bestens.)
Et geiht so. (Es geht so.)
Nich so gutt. (Nicht so gut.)
Danke de Naofraoge. (Danke
der Nachfrage.)
Nu sin Ji dran
A: Sett dat Personalpronomen in!
a 1. _____ arbeide in Mönster.
a 2. _____ hetts Manfred.
a 3. Dat is Bernd. _____ heet met Huusnamen Beckmann.
a 4. Monika segg, dat _____ dat nich weet.
a 5. _____ sin ut Beilen.
a 6. Bis _____ ut Warenduorp?
a 7. Agnes un ick, ____ lährt beide Platt.
B: Sett dat Verb in de richtige
Konjugationsfuorm in!
a 1. Ick (fraogen) _____ Alfred, wu et em (gaohen) _____.
a 2. He (mötten) _____ wietten, wat ji (dohen) _____.
a 3. Se (lähren) _____ liäsen.
a 4. Dat Kind (drüewen) _____ dat nich.
a 5. Wi (kennen) _____ Mönster gutt.
a 6. Wu (heeten) _____ ji?
a 7. Dat (giebben) _____ et doch nich!
Lösungen
A: 1. Ick; 2. Ick; 3. He; 4. se; 5. Wi; 6. du; 7. wi.
Tüsken Frümde
So fragt man auf Plattdeutsch
nach dem Befinden:
B: 1. fraoge/geiht; 2. wietten/doht; 3. lährt, 4. draff; 5. kennt;
6. heeten; 7. giff.
Erster Kontakt: dat füörmlicke Gespräök
Wortschatz
Plattdeutschkursus
am Wochenende
Interview
Kirsch: „Tradition bewahren“
Von unserem Redaktionsmitglied
DIRK BALDUS
Als Direktor des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe in Münster zeichnet Dr. Wolfgang Kirsch
(Bild) unter anderem für die Pflege der regionalen Mundarten verantwortlich. „Die Glocke“ sprach
mit ihm über seine Beziehung zum
Plattdeutschen.
„Die Glocke“: Wu jeiht et Ju,
Doktor Kirsch?
Dr. Wolfgang Kirsch: Als gebürtiger Frankfurter kann ich Platt
wohl verstehen, aber ich kann es
nicht sprechen . . .
„Die Glocke“: Was haben Sie als
Hesse gedacht, als Sie aus dem
Rheinland ins Münsterland kamen und das erste Mal Plattdeutsch hörten?
Kirsch: Ich kannte die Sprache schon aus der Familie meiner
Frau, die aus Ochtrup stammt. Immer, wenn die Schwiegereltern in
meiner Anwesenheit etwas sagten, das ich nicht verstehen sollte,
wurde Platt gesprochen.
„Die Glocke“: Gefällt Ihnen Plattdeutsch?
Kirsch: Das Tolle ist: Man kann kritische Dinge sehr menschlich
ausdrücken. Auf Platt klingt vieles nicht so schlimm wie auf Hochdeutsch.
„Die Glocke“: Wie wichtig ist für Sie die Bewahrung sprachlicher
Tradition?
Kirsch: Sie spielt eine bedeutende Rolle. Es geht um den Erhalt
von kultureller Vielfalt. Der Landschaftsverband und der Westfälische Heimatbund haben eine Verantwortung, diese Sprache zu retten.
„Die Glocke“: In Schulen spielt das Plattdeutsche keine Rolle
mehr.
Kirsch: Das ist sehr bedauerlich. Die Landesregierung gibt dem
Plattdeutschen – anders als in Niedersachsen – keine Bedeutung. In
Ostfriesland beispielsweise ist das völlig anders. Nordrhein-Westfalen hat sich nur eingeschränkt der EU-Charta für Minderheitensprachen angeschlossen. Ich würde es sehr begrüßen, wenn es die
Charta in vollem Umfang umsetzt.
„Die Glocke“: Könnte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe
das ändern?
Kirsch: Ich habe in dieser Angelegenheit bereits mehrmals an die
Landesregierung geschrieben. Der Wunsch ist immer wieder abgelehnt worden.
„Die Glocke“: Was unternimmt der Landschaftsverband, um das
Plattdeutsche zu bewahren?
Kirsch: Zum einen unterstützen wir die Mundartkommission, in
der viele Wissenschaftler ehrenamtlich zusammenarbeiten. Zum
anderen unterhält der Landschaftsverband das Medienzentrum, in
dem sehr viele Tonbeispiele des Plattdeutschen archiviert worden
sind, um sie in die Zukunft zu retten.
„Die Glocke“: Wie wichtig sind die kleinen Heimatbühnen?
Kirsch: Sie leisten eine hervorragende Arbeit. Allein im Regierungsbezirk Münster haben wir 48 dieser Bühnen. Zudem gibt es in
ganz Westfalen etwa 70 Krinks, in denen die Sprache erhalten wird.
Das Problem dabei: Die meisten Aktiven sind über 50. Ich sehe die
große Gefahr, dass die Sprache ausstirbt, wenn wir nicht dagegensteuern.
„Die Glocke“: In diesem Jahr wäre Augustin Wibbelt 150 Jahre alt
geworden. Können Sie ein Wibbelt-Gedicht auswendig?
Kirsch: Pöggsken sitt in’n Sunnenschien, o, wat is dat Pöggsken
fien. Met de gröne Bücks . . .
„Die Glocke“: Respekt, Herr Dr. Kirsch. Was kann uns Wibbelt
heute noch geben?
Kirsch: Augustin Wibbelt ist unvergesslich. Ich habe vieles von
ihm gelesen und kann mir so auch die besonders innige Freundschaft zwischen Oelde und Beckum erklären. Und das Pöggsken ist
ein Gedicht, das meines Erachtens nach jeder Schüler in Westfalen
auswendig lernen muss. Diese wunderbare Geschichte, in der der
vermeintlich Schwächere sich durch Geschick rettet, muss heute
weiter gelehrt werden.
BuchTipp
Plattdeutsch lernen
Das Lehrbuch
„Dat
Mönsterlänner Platt“ ist
2007 im GutVerlag
erschienen. Verfasser sind Rita
und Rudolf Averbeck. Mit diesem Buch kann man ohne weitere Vorkenntnisse das münsterländer Platt so weit im Selbststudium erarbeiten, dass man
Texte von zum Beispiel Augustin Wibbelt lesen und verstehen
kann. 2010 erschien ebenfalls im
Gut-Verlag eine ErgänzungsCD. So kann der Leser das
münsterländer
Platt auch hören. Die CD
liegt dem Buch
bei.
(gl)
Rita und
Rudolf
Averbeck: Dat
Mönsterlänner
Platt, Gut-Verlag 2007, 278
Seiten, 24,95 Euro, ISBN:
978-3897144972
2
Tolest: en Dönken
Bekanntlick is dat Platt von
Duorp to Duorp unnerscheidlick. „Du“, frögg Bärnd ut Üöle
Wilm ut Warenduorp, „wat seggt
Ji up Platt in Warenduorp to’n
Telefonmast?“ „To’n Telefonmast? Jüst äs in’t Hauchdütske:
Telefonmast.“ antwaordet Wilm.
Tolest
„Wieso,
wat
seggt Ji dann
in Üöle to’n
Telefonmast?“
„Wi, in Üöle?“
gneest Bärnd,
„Gar nix! Wi küert nich met Telefonmasten!“
(Bild: dpa)
Samstag, 15. September 2012
Aus Liebe zur Mundart
Für Rita und Rudolf Averbeck
ist Plattdeutsch mehr als ein
Hobby – ihr Herz gehört der
westfälischen Mundart. Im Interview berichten sie, wie sie
auf die Idee gekommen sind,
ein Lehrbuch für das Plattdeutsche zu schreiben.
Von unserem Redaktionsmitglied
JULIA GEPPERT
„Die Glocke“: Wie sind Sie auf
die Idee gekommen, ein Lehrbuch
für das Plattdeutsche zu schreiben?
Rudolf Averbeck: Seit 1983 dokumentiere ich das Riesenbecker
Platt. Dazu gehören zum Beispiel
Vokabeln, Sprüche, Grammatik
und Redensarten. Mittlerweile
habe ich 36 000 Wörter des aktiven Wortschatzes gesammelt.
Rita Averbeck: Auf einer Familienfeier sagte plötzlich eins unserer Patenkinder, als es die Erwachsenen Plattdeutsch sprechen
hörte: „Opa ist glaube ich ein
Ausländer. Der spricht so komisch.“ Da haben wir uns gedacht, dass es doch ein Lehrbuch
geben muss, mit dem man Plattdeutsch lernen kann.
Rudolf Averbeck: Als wir herausgefunden hatten, dass es sowas nicht gibt, haben wir uns entschlossen, selbst ein solches Lehrbuch zu schreiben. Begonnen
habe ich 1999 mit ersten Entwürfen, bei denen ich mich auf meine
Dokumentation stützen konnte.
„Die Glocke“: Und wie ging es
dann weiter?
Rita Averbeck: 2003 bin ich mit
eingestiegen und gemeinsam haben wir Kurse an der Volkshochschule gegeben, um auszuprobieren, ob das alles so klappt, wie
wir uns das vorstellen. Der Stoff
muss ja vermittelbar sein. Ein
Ziel war, dass die Schüler leicht
lernen können. Lektionen und
Übungen haben sich durch Rückmeldungen der Kursusteilnehmer
eingeschliffen. So sind wir auch
zum Vorhelmer Platt – der Mundart,
die
Augustin
Wibbelt
sprach – gekommen.
„Die Glocke“: So ein Lehrbuch
zu schreiben bedeutet eine Menge
Arbeit. Was war Ihr Ansporn?
Rudolf Averbeck: Die Liebe
zum Plattdeutschen, ganz klar.
Man sagt ja auch, dass Platt für
uns Westfalen die am einfachsten
zu lernende Sprache ist. Ich habe
mit fünf Jahren angefangen Plattdeutsch zu reden. Ich verbinde die
Mundart mit der heilen Kinderwelt von früher.
Rita Averbeck: Auch ich verbinde meine Kinderjahre mit
Plattdeutsch. Als ich in die Schule kam, war es nicht chic, Plattdeutsch zu sprechen. Aber meine
Eltern und die beiden älteren
Brüder sprachen Platt. Ich habe
es immer nur gehört und kann es
deswegen besser verstehen als
sprechen. Außerdem möchten wir
die Sprache gerne wieder etwas
lebendiger machen. Sie soll nicht
verloren gehen.
„Die Glocke“: An wen richtet
sich das Lehrbuch?
Rita Averbeck: Es ist für alle,
die sich für diese Mundart inte-
Sie unterstützen die Serie „Segg’t äs up Platt“ in der „Glocke am Wochenende“ mit Beiträgen aus ihrem Lehrbuch „Dat Mönsterlänner
Platt“: Rita und Rudolf Averbeck aus Riesenbeck
Bild. Geppert
ressieren. Und zwar nicht nur für
diejenigen, die es lernen möchten,
sondern auch für Menschen, die
einfach etwas über das Plattdeutsche erfahren möchten. Außer den
Lektionen gibt es auch eine Menge Informationen, Rezepte und einiges mehr. Das Buch ist geeignet
für ältere Kinder und Erwachsene.
„Die Glocke“: Sprechen Sie zuhause Plattdeutsch im Alltag?
Rudolf Averbeck: Nein, so im
Alltag machen wir das nicht.
Wenn wir aber auf Reisen im Ausland sind, sprechen wir untereinander Plattdeutsch, wenn andere
dabei sind. Damit haben wir begonnen, als wir in Marokko waren
und bei einem Stop in einem Dorf
das Gefühl hatten, dass uns
Händler mit dem Verkauf von
Schmuck übers Ohr hauen wollten. Wir wussten zufällig, dass die
Jugendlichen in der Dorfschule
Deutsch lernen und wollten nicht,
dass jemand versteht, was wir sagen.
„Plattdeutsch fasziniert
mit vielen Varianten“
Es sind mehrere Aspekte, die
den Geschäftsführer der Kommission für Mundart- und Namenforschung Westfalens (KoMuNa) des Landschaftsverbands
Westfalen-Lippe (LWL), Dr. Markus Denkler dazu bewogen haben, das Projekt „Segg’t äs up
Platt“ zu unterstützen. Im Rahmen der Serie zeichnet der promovierte Germanist für die wissenschaftliche Begleitung verantwortlich.
„Die KoMuNa forscht zur
plattdeutschen Sprache in Westfalen-Lippe und begleitet und betreut auch Projekte, die sich mit
dem Plattdeutschen beschäftigen.
Da in der Serie der „Glocke“ das
Platt im Fokus steht, das Augustin Wibbelt gesprochen hat –
auch Vorhelmer Platt genannt –
ist es meine Aufgabe, die einzelnen Folgen der Serie mit genau
dieser Mundart-Variante abzugleichen“, erklärt Denkler.
Außerdem steuert der Dialek-
„Rund 1,5 Millionen Zettel lagern in mehr als
500 Kästen im
Archiv des Westfälischen Wörterbuchs“, sagt
Dr. Markus
Denkler, Geschäftsführer der
Kommission für
Mundart- und
Namenforschung Westfalens des Landschaftsverbands
Westfalen-Lippe
(LWL).
Bild: Geppert
tologe wissenschaftliche Aspekte
zur Serie bei. „Obwohl die Mundart mehr und mehr aus dem Alltag verschwindet, interessieren
sich doch noch viele Menschen
dafür, auch wenn sie selbst kein
Platt mehr sprechen oder verstehen können“, sagt der Wissenschaftler.
Es sind unter anderem die vielen Varianten des Plattdeutschen,
die Dr. Markus Denkler faszinieren. „Manchmal unterscheiden
sich die Mundarten in einem Abstand von wenigen Kilometern.
Es sind unterschiedliche Sprachsysteme auf engstem Raum“, sagt
er. Diese geografische Komponente verdeutliche, auf einer Karte
eingetragen, die Sprachbewegung
und auch den Sprachwandel im
Plattdeutschen. „Außerdem finde
ich die Frage interessant, wie
Plattdeutsch
unsere
heutige
Sprache beeinflusst. Da gibt es
noch ein weites Feld an Forschungen“, erklärt der Experte.
(jge)
Augustin Wibbelt und das
Westfälische Wörterbuch
Nach einer turbulenten Anfangszeit wurde das Westfälische
Wörterbuch im Jahr 1927 institutionalisiert, um den Wortschatz
der niederdeutschen Mundarten
in Westfalen-Lippe umfassend
dokumentieren zu können. Für
den Aufbau des Wörterbucharchivs war zunächst der Sprachwissenschaftler Erich Nörrenberg
zuständig. Auffällig ist, dass man
– im Unterschied zu anderen
Mundartprojekten – weniger auf
die Auskünfte „normaler“ Mundartsprecher als vielmehr auf studierte Mundartkenner setzte, wie
etwa auf den bekannten münsterländischen Mundartautor Augustin Wibbelt.
Zwischen Wibbelt und Nörren-
berg entwickelte sich ab 1931 ein
reger und freundschaftlicher
Briefverkehr. Am 5. Februar 1933
schreibt Nörrenberg: „Heute
morgen kam ein Fragebogen für
unser Archiv von Dr. Wibbelt und
Fräulein Johanna Wibbelt ausgefüllt, und zwar trotz Kilometerlänge so unermüdlich und sorgfältig, wie kaum ein anderer der
siebenhundert. [...] Wie hat mir
diese Sendung Freude gemacht!“
Auch bei gegenseitigen Besuchen haben sich die beiden eingehend über mundartliche Fragen
ausgetauscht. Auf diese Weise
sind vor allem in den Jahren 1937
bis 1942 für Wibbelts Geburtsort
Vorhelm mehr als 1000 lautschriftliche Belegzettel aus Nör-
renbergs Hand entstanden, die
Teil des etwa 1,5 Millionen Zettel
umfassenden Wörterbucharchivs
geworden sind.
Das Westfälische Wörterbuch
wird erstellt von der Kommission
für Mundart- und Namenforschung Westfalens des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Das Wörterbuch wird
in
fünf
Bänden
rund
100 000 Wörter von a (Ausruf) bis
Wutker (Schnapstrinker) behandeln. „Die ersten beiden Bände
liegen fast vollständig vor, der
Abschluss des Wörterbuchs ist für
2020 geplant“, sagt Dr. Markus
Denkler von der Kommission für
Mundart- und Namenforschung
Westfalens. Dr. Markus Denkler
Ein von Augustin Wibbelt ausgefüllter Fragebogen für das Westfälische Wörterbuch.
am Wochenende
Grammatik
Segg’t äs up Platt
Samstag, 15. Dezember 2012
Tweder Wiehnachtsdag
Substantiv met bestimmten Artikel Alle Jahre wieder
a In’t Hauchdütske giff et veer Kasus (Nominativ, Genitiv, Dativ,
Akkusativ); In’t Plattdütske giff et egentlick bloß twee: Nominativ
(N) un Akkusativ (Akk)
Den Genitiv giff et nich äs egene Fuorm, man ümschriff em:
a) met Possessivpronomen: Den Naohber sin Piärd is witt.
b) met „von“: De Koh von den Naohber is swatt.
a De bestimmte Artikel is in’n Dativ (Dat) un Akkusativ (Akk) ümmer gliek.
a Et giff bloß ene Pluralfuorm för den bestimmten Artikel: de.
m: Dat sind de Baim.
f: De Böker häört de Fraulüde. n: Ick sök
de Kinner.
a In’t Hauchdütske kann m’ in den Nominativ Singular endütig
dat grammatikaliske Geschlecht von de Substantive seihen: m: der
Baum, f: die Maus, n: das Haus
a In’t Plattdütske kann m’ dat grammatikaliske Geschlecht endütig faststellen in ’n Dativ/Akkusativ Singular: m: Ick segg den
Mann wat. / Ick seih den Baum. f: Du seggs de Frau wat./Du sühst
de Mus. n: Se segg dat Kind wat./He süht dat Hus.
a De mehrsten Substantive häfft in’t Plattdütske dat sölwige grammatikaliske Geschlecht äs in’t Hauchdütske. Owwer et giff Utnahmen: dat Kuffer (n) (der Koffer (m)), dat Üörgel (n) (die Orgel (f))
weihnachtet es.
Zum Fest der Liebe
trifft sich die
Familie neben dem
geschmückten
Tannenbaum und
zum festlichen Essen. Endlich ist Zeit,
die Seele baumeln
zu lassen und zu
entspannen.
a Deklination (Beugung) met bestimmten Artikel:
Singular, Nominativ: de Baum (m), de Mus (f), dat Hus (n)
Singular, Dativ/Akkusativ: den Baum (m), de Mus (f), dat Hus (n)
Plural, Nominativ: de Baim (m), de Müse (f), de Hüse (n)
Plural, Dativ/Akkusativ: de Baim (m), de Müse (f), de Hüse (n)
(m=maskulinum, f=femininum, n=neutrum)
Vokabeln
Well te erst kümmp, de mahlt te erst. (Wer zuerst kommt, mahlt
zuerst, kommt zuerst dran.)
Te Wiehnachten löpp de Düwel up Stelten. (Zu Weihnachten läuft
der Teufel auf Stelzen. Bedeutet: Zu Weihnachten passieren anscheinend mehr Unglücke als sonst.)
Well frögg, de giff nich gähn. (Wer fragt, der gibt nicht gerne.)
Bedeutet: Wer beim Bewirten fragt, ob noch jemand etwas möchte,
der gibt nicht gerne.
dat twede Gesicht häbben (hellsehen können)
Driäppen an Hilligaobend Tolest
Twee Mannslüde ut twee Naohberdüörp driäppt sick. Wu dat
so is, de Lüde ut de beiden Düörp könnt sick nich so recht ruken.
De ene meint, dat de anneren
dümmer sind äs Strauhspiere,
un de anneren meint, dat de
enen nich äs half so viell Verstand häfft äs ’ne Mügge. Up je-
den Fall, de
beiden Mannslüde
kummt
an’t Küern. De
ene
segg:
„Schön is dat
nich - düt Jaohr is Hilligaobend
up’n Friedag.“ „Dat mäck
nicks“, segg de annere, „Hauptsake, nich up’n diätteihnsten!“
Midden in’t Mönsterland ligg
de jaohrhunnerte aolle Buernhoff
Wiedkamp. Et is kinen Schultenhoff, owwer doch’n stolten, stäödigen Fachwiärkhoff met vielle
graute Eikenbaim ümto un ’ne
graute Niendüör an’n Giewwel.
Up de Diälle giff’t ümmer noch
dat uraolle Hädfüer, met gussiserne Platten. Düsse aolle Buernhoff
is siet jehiär de Familgenstammsitz von Familge Wiedkamp.
Alljäöhrlick dräpp sick an’n
tweden Wiehnachtsdag üm teihn
Uhr muorgens de ganze Familge
Wiedkamp up’n Hoff. Üm half elwen gaoht alle tosammen in de
Duorpkiärk in’t Hauchamt. Anschließend bekiekt sick de Kinner
de graute Wiehnachtskrippe. Donao giff’t ’n graut Middagiätten
tieggen een Uhr up Wiedkamps
graute Diälle. Lisa Wiedkamp
kann heel gutt kuocken. Se is
würklick ’ne gutte Küöckske.
Düt Jaohr sitt’t teihn Personen
an’n Disk to’t Wiehnachtsiätten:
von de Großtöllern is bloß noch
Opa Hinnik dobi. De Öllern Henrik un Lisa Wiedkamp bewirtschaftet ümmer noch den Hoff.
Iähr Suohn Frank un sine Frau
Karin sind drüm un dran, den
Hoff te üöwerniehmen un wieder
te föhren.
De beiden häfft twee Kinner,
Mara un Henrik. Franks Süster
Marlies hett vandage met Husnamen Kortevoss un kümp met iähren Mann Robin un iähren Suohn
Oliver.
Bi düsse Wiehnachtsfier kummt
domet veer Generationen von
Wiedkamps tosammen: Großöllern, Öllern, Kinner un Enkel.
Nao’t Middagiätten sitt m’ gemötlick an’t Hädfüer, et giff ümmer viell te vertellen. De Lüttken
könnt et nich afwaochten, dat naomdags dat Christkind kümp.
Owwer dat Christkind kümp erst,
wenn’t buten düster is un wenn de
Kärssen an’n grauten Wiehnachtsbaum löchtet.
För de Wiedkamps is de twede
Wiehnachtsdag ümmer een von de
schönsten Dage in’t Jaohr. Se beduert ümmer, dat’t kinen diädden
Wiehnachtsdag giff.
Übung I: Stimmt düsse Behauptungen?
1. Opa Hinnik Wiedkamp hät
drei Enkel: Mara, Henrik un Oliver.
2. Familge Wiedkamp dräpp
sick jede twede Jaohr to Wiehnachten.
3. Dat Hauchamt in’t Duorp
fänk üm half teihn an.
4. Wiedkamps häfft kinen egenen Wiehnachtsbaum.
So segg m’ ’t up Platt
a De Uhrtieden
fief Uhr
half säß
ene Minute nao fief
fief nao half säß
twee Minuten nao fief
twintig vör säß
fief nao fief
veerdel vör säß
teihn nao fief
teihn vör säß
veerdel nao fief
fief vör säß
twintig nao fief
säß Uhr
fief vör half säß
een Uhr nachts
een Uhr middaggs
twee Uhr nachts
twee Uhr middaggs/naomdags
drei Uhr nachts
drei Uhr naomdags
veer Uhr nachts/muorgens
veer Uhr naomdags
fief Uhr muorgens
fief Uhr naomdags
säß Uhr muorgens
säß Uhr aobends
siebben Uhr muorgens
siebben Uhr aobends
acht Uhr muorgens
acht Uhr aobends
nieggen Uhr muorgens
nieggen Uhr aobends
teihn Uhr muorgens
teihn Uhr aobends
elwen Uhr muorgens
elwen Uhr nachts
twiälf Uhr middaggs
twiälf Uhr nachts
Bi ’ne vulle Stunn segg man
auk: „Slag fiewe“ of „Klock fief“ .
a Ordinaltahlen:
erste, twede, diädde, veerte, fifte, säßte, siebbente, achte, nieggente, teihnte, elfte, twiälfte,
diätteihnste, vätteihnste, fifteihnste, säßteihnste, siebbenteihnste, achteihnste, nieggenteihnste, twintigste, eenuntwintigste, tweeuntwintigste,... diättigste, ... vättigste, ... hunnerste, ...
hunnerterste, ... tweehunnerste, ...
dusendste, ... teihndusendste, ...
hunnertdusendste, ... millionste.
Fraogen nao de Uhrtied
a Wu late is dat? Et is fief nao twee.
a Wu late häfft wi dat? Weet ick nich, ick häff kine Uhr bi.
a Könnt Ji mi de Uhrtied seggen? Natürlick. Et is ...
a Wat segg de Klock? Teihn nao veer.
a Häss du de genaue Tied? Et is jüst Klock veer.
a Wees du, wu late dat is? Owwer wisse doch.
Plattdeutsch im Übergangsgebiet
Hus oder Hous? Die Grenze zwischen den münsterländischen und
ostwestfälischen Mundarten verläuft durch die Kreise Warendorf
und Gütersloh.
Die westfälischen Mundarten
werden im Allgemeinen in das
Westmünsterländische,
das
Münsterländische, das Ostwestfälische und das Südwestfälische
unterteilt. Die Grenze zwischen
den münsterländischen und ostwestfälischen Mundarten verläuft in den Kreisen Warendorf
und Gütersloh. Man sollte aber
wohl besser von einem Übergangsgebiet sprechen, denn die
verschiedenen Sprachmerkmale,
die für die Grenzziehung verwendet werden können, fächern sich
vor allem im Süden der Region
auf.
Wenn man die Mundarten der
drei Orte Sendenhorst, Oelde und
Delbrück vergleicht, lässt sich der
Übergang vom Münsterländischen
zum
Ostwestfälischen
deutlich erkennen: Sendenhorst
(S) ist eindeutig münsterländisch,
Delbrück (D) ostwestfälisch, Oelde (O) liegt im Übergangsgebiet:
a alle: alle (S), alle (O), olle (D)
a Tisch: Disk (S), Disk (O), Diske
(D)
a Kleider: Kleer (S), Kleier (O),
Wichtige Verben
a bekieken: ick bekiek, du bekicks, he/se/et bekick, wi/je/se bekiekt
(betrachten). Imperativ: Bekiek! (Singular), Bekiek! (Plural)
a dräppen: ick driäpp, du dräpps, he/se/et dräpp, wi/je/se dräppt
(treffen). Imperativ: Driäpp! (Singular), Driäppt! (Plural)
a häbben: ick häff, du häss, he/se/et hät, wi/je, se häfft (haben). Imperativ: Häff! (Singular), Häfft! (Plural)
a ropen: ick rop, du röpps, he/se/et röppt, wi/je/se ropt (rufen). Imperativ: Rop! (Singular), Ropt! (Plural)
a söken: ick sök, du söchs, he/se/et söch, wi/je/se sökt (suchen). Imperativ: Sök! (Singular), Sökt! (Plural)
a (üöwer-)niehmen: ick (üöwer-)niehm, du nimmst, he/se/et nimp, wi/
je/se niehmt (übernehmen). Imperativ: Niehm! (Singular), Niehmt!
(Plural)
Kleier (D)
a fünf: fief (S), feïf (O), fuif (D)
a Haus: Huus (S), Hous (O), Hius
(D).
Mal hat Oelde die münsterländische Form (alle, Disk ohne Dativ-e), mal die ostwestfälische
(Kleier mit Zwielaut). Eigene
Übergangsformen sind die Zwielaute in feïf und Hous, die sowohl
von den einfachen Lauten im
Münsterland (fief, Huus) als auch
von den auffälligen Zwielauten in
Ostwestfalen (fuif, Hius) abweichen.)
Dr. Markus Denkler
Nu sin ji dran
Übung II
Übung III
Sett den feihlenden bestimmten Artikel in de richtige Fuorm
in!
Schrief de Uhrtied in vullstännige Sätze.
1. Ick seih __ Lährjungen.
2. Du röpps __ Kind.
3. Benno süht __ Kiärk.
4. __ Möers brengt __ Kinner in
__ Schole.
5. __ Köster spiellt up __ Üörgel.
Lösung:
1. den; 2. dat; 3. de; 4. De, de, de;
5. De, dat.
Sprückwäörde und Redensaorten
Wenn einem jemand frohe Wienachten wünscht, antwortet man am besten: „Ja, auk so, frohe Wiehnachten!“. Eine Woche später – zum Jahreswechsel – heißt es dann: „Glücksiälig Niejaohr!“.
Karikatur: Uwe Gehrmann
1. 15.15 Uhr
2. 2 Uhr
3. 16.35 Uhr
4. 4.26 Uhr
Lösung:
1. Et is drei Uhr naomdags.
2. Et is twee Uhr nachts.
3. Et is fief nao half fief.
4. Et is veer Uhr Säßuntwintig./
Et is säßuntwintig Minuten nao
veer./Et is veer Minuten vör half
fief muorgens.
Küöckske (f): Köchin
late: spät
liggen: liegen
löchten: leuchten
Lüttke, -n (m,f,n): (der, die, das)
Kleine (Kind)
Mannslüde (m): Männer
middaggs: mittags
Middagiätten (n): Mittagessen
midden: mitten
Moer, Möers (f): Mutter
Mügge (f): Mücke
muorgens: morgens
Mus, Müse (f): Maus
nao’t (= nao dat): nach dem
Naohber (m): Nachbar
Naohberduorp,
-düörp
(n):
Nachbardörfer
Naohberske (f): Nachbarin
naomdags: nachmittags
Niejaohr (n): Neujahr
Niendüör (f): Dielentor am Bauernhaus
owwer: aber
Piärd (n): Pferd
Rause, -n (f): Rose
raut: rot
ruken: riechen
Schultenhoff (m): Großbauernhof
siet: seit
Slag (m): Schlag
sölwige: selbe, gleiche
spiellen: spielen
stäödig: beständig
stolt: stolz
Strauhspier (m): Strohhalm
Stunne (f): Stunde
swatt: schwarz
tieggen: gegen
Uhrtied, -en (f): Uhrzeit
ümschrieben: umschreiben
ümto: drumherum
Üörgel (n): Orgel
uraolle: uralte
vertellen: erzählen
viell: viel
vulle: volle
wenn’t (= wenn et): wenn es
Wiehnachts-baum/-baim
(m):
Weihnachtsbaum
-dag, -e (m): Weihnachtstag
-fier (f): Weihnachtsfeier
-iätten (n): Weihnachtsessen
-krippe (f): Weihnachtskrippe
Wünske: Wünsche
würklick: wirklich
Lösungen:
1. Nee, dat stimmt nich. Opa
Hinnik hät twee Enkel: Frank
Wiedkamp un Marlies Kortevoss.
2. Nee, dat stimmt nich. Familge Wiedkamp dräpp sick jede
Jaohr to Wiehnachten.
3. Nee, dat stimmt nich. Dat
Hauchamt fänk üm half elwen an.
4. Nee, dat stimmt nich. Wiedkamps häfft ’n grauten Wiehnachtsbaum.
’ne (= ene): eine
afwaochten: abwarten
alljäöhrlick: alljährlich
an’n (= an den): hier: an den
an’t (= an dat): an das
anneren: anderen
aobends: abends
Baum, Baim (m): Baum, Bäume
beduern: bedauern
blao: blau
Böker: Bücher
Buernhoff (m): Bauernhof
buten: draußen
Diälle (f): Diele
Disk (m): Tisch
dobi: dabei
domet: damit
donao: danach
drüm: drum
Duorp, Düörp (n): Dorf, Dörfer
(Duorp)Kiärk (f): (Dorf)Kirche
endütig: eindeutig
Fachwiärkhoff
(m):
Fachwerk(bauern)hof
Familge (f): Familie
faststellen: feststellen
föhren: fahren
Fraulüde (f): Frauen
Friedag (m): Freitag
Fuorm (f): Form
gemötlick: gemütlich
giäl: gelb
Giewwel (m): Giebel
gliek: gleich
glücksiälig: glückselig
grammatikaliske: grammatikalische
graut: groß
grön: grün
Großöllern: Großeltern
gussiserne: gusseiserne
Hädfüer (n): Herdfeuer
half: halb
häören: hören, gehören
Hilligaobend (m): Heiligabend
Hus, Hüse (n): Haus
Jaohr (n): Jahr
Jaohrhunnerte: Jahrhunderte
jehiär: jeher
Kärsse, -n (f): Kerze
kinen: keinen
Klapperrause, -n (f): Klatschmohn
Klock (f): Glockenschlag (=
pünktlich)
Koh (f): Kuh
Köster (m): Küster
kuocken: kochen
Segg’t äs up Platt
am Wochenende
Grammatik
Konjunktiv (Müglickkeitsfuorm)
Samstag, 27. Juli 2013
Up dem Sportplatz
Alle Verbfuormen, de wi bes nu hento kennenlährt häfft, wören Indikativfuormen (Würklickkeitsfuormen). In’t Plattdütske giff et,
jüst äs in’t Hauchdütske, auk den Konjunktiv (Müglichkeitsfuorm).
Indikativ: Ick sin diärtig Jaohr aolt. (Ich bin dreißig Jahre alt.)
Konjunktiv: Ick wör gähn diärtig Jaohr aolt. (Ich wäre gerne dreißig
Jahre alt.)
a De Konjunktiv wät brukt, üm:
- Wünske uttedrücken:
Was he doch kummen!
Kamm he doch! Käme er doch!
Wäre er doch gekommen!
- wat vörsichtig uttedrücken:
Dat was ganz gutt!
Dat konn m’ so seggen!
Das wäre ganz gut!
Das könnte man so sagen!
- wat besonners höflick uttedrücken of te fraogen:
Konn ick Herrn Müller spriäken?
Könnte ich Herrn Müller sprechen?
a De Konjunktiv wät beldet
- entweder met de Verbfuorm von den Imperfekt Indikativ („daih,
gaff, wuss“):
Bispiell: Ick daih dat nich.
a) Ich täte das nicht. (= Konjunktiv)
b) Ich tat das nicht. (= Imperfekt Indikativ)
- of met de Verbfuorm von den Plusquamperfekt Indikativ.
Bispiell: Ick hadde dat nich dohen.
a) Ich hätte das nicht getan. (= Konjunktiv)
b) Ich hatte das nicht getan. (= Indikativ Plusquamperfekt)
Wu man düsse Sätze richtig üöwersett (Indikativ of Konjunktiv),
kann man bloß ut den Sinntesammenhang erkennen.
Man kann den Konjunktiv auk met „dohen” utdrücken.
Bispiell: Wi daihen dat nich maken. - Wir würden das nicht machen.
Vokabeln
Böcke, -n (f): Buche
Buk, Büke (m): Bauch
derbi: dabei
draffdohen: abmachen, lösen,
entfernen
faots: sofort
Gaitlink, Gaitlinge (m): Amsel
ha’ck: Kurzform von: hadde ick
= hatte ich
hauge: hoch
hiär: her
Hiemd, -e (n): Hemd
Kaore, -n (f): Karre
klaien, klaiede, klaiet: klettern
Knabberwiärks (n): Knabbersachen
kumplett: füllig, korpulent
Ledder, -n (f): Leiter
mehrstied: meistens
Naodeel, -e (m): Nachteil
Paohl, Päöhl (m): Pfahl
päöhlen, päöhlde, päöhlt: pfählen, hier: Fußball schießen
Päöterken, Päöterkes (m): Pater,
Pastor
Pastörs (m): Pastor
renommeeren, renommeerde,
renommeert: renommieren, angeben
sachte: sanft, vorsichtig
saor: Trocken, dürr
Schaopstall, -ställe (m): Schafstall
Schuer, -n (m): Schauer
Sülwerhochtied: Silberhochzeit
Spazeern, spazeerde, spazeert:
spazieren
Spiell, -e (n): Spiel
Stiähr, -n (f): Stelle
Strüpp, -en (f): Strick
Tofall, -fälle (m): Zufall
trummeln, trummelde, trummelt: trommeln
Twieg, -e (n): Zweig
üöwerdess: darüber hinaus
verännern, verännerde, verännert: verändern
vördem: vorher
wu’ck: Kurzform von: wull ick =
wollte ich
Ümmer dat Sölwige...
Gliek is’t wier sowiet: De
Bundesligasaison fänk an. Robin is bestens vörbereitet. Tieggen den Fernsehsessel steiht ‘ne
Kiste Beer, den Fan-Schal von
sine Mannschaft hät he üm den
Hals wickelt un links up den
Disk ligg dat Knabberwiärks.
Dann fällt em noch wat in:
„Claudia”, röpp he sine Frau,
„wuss du noch wat seggen, äher
äs de Bundesligasaison anfänk?”
Claudia kümp rin: „Geiht den
Blödsinn all wier laoß? Wat is
dat doch ‘n Elend met’n Käl, de
bloß Fußball in’n Kopp hät. De
naichste Tied is met di wier nix
antefangen, wieldat du bloß
Fußball in’n Kopp häss. Dat du
di dat ümmer ankieken kanns!
Et is doch ümmer dat sölwige,
een Spiell is doch äs dat annere!”
„Dat is de ganze Ahnunk, de
du von Fußball häss”, giff Robin
trügg”, nicks is spannender äs ‘n
Fußballspiell!”
„Spannend? Wat is dodran
Tolest
spannend? ‘n
Krimi, de is
spannend. Do
mott m’ naodenken, well
schuotten hät.
Bi Fußball süht doch jedereen,
well schuotten hät.”
Texte, Übungen und
2 Die
grammatischen Hinweise
sind ebenso wie die Sprichworte gibt es hier nachzulesen:
Rita und Rudolf Averbeck
(2007): Dat Mönsterlänner Platt.
Lehrbuch mit umfangreicher
Grammatik und zahlreichen Literaturbeispielen. Für Schule,
Studium und Selbststudium.
Gut-Verlag.
ISBN
3-89714-497-2
Zum Nachlesen und zum Hören gibt es die Lektionen im Internet. Die gesprochenen Texte
können auf der Webseite angehört oder auch als Podcast heruntergeladen werden.
1 www.die-glocke.de
Das Runde muss in Eckige: Diese Weisheit des ehemaligen Fußballbundestrainers Sepp Herberger bringt es auf den Punkt, worum es im Fußball
geht – auch wenn Schüler gegen Lehrer auf dem Grün antreten.
Karikatur: Gehrmann
Bernd (B) un Lena (L), en äöller
Ehepaar, wat de Sülwerne Hochtiet all lange ächter sick hät, owwer von de Goldene Hochtiet
noch wiet af is, gonk an enen
schönen Sunndagnaomdag dör
den Park von Schloss Loburg bi
Ostbiärm spazen. Et was en warmen Sommerdag. De Spechte
trummelden an de saoren Twiege
von de haugen Böken, un de Gaitlinge süngen, dat et hallde äs in
ene graute Kiärk.
Dat Sloss Loburg was in de
Naokriegstied to en Internat för
Jungs utbauet woren met en
Gymnasium derbi. Domols sind
in de Naigte von dat Sloss ene
ganze Riege Schol- un Internatsgebiude nie bauet wuerden: de
Sextanerbau, de Quartanerbau,
de Kiärk, de Primanerbau, de
Turnhalle un so wieder. Bernd
was domols äs Internatschöler
hier.
Vandage giff’t up de Loburg sogar een Hallenbad. Dao stonn domols – to Bernds Tied – noch’n
uraolt Wirtschaftsgebuide.
Lena un Bernd wören mittlerwiele an de Gräfte vör dat Sloss
vörbigaohen Richtung Sportplatz
un, well hadde dat dacht, dao wor
jüst Fußball spiellt. Bernd un
Lena stellden sick derbi un kiecken sick dat Spiell ‘n bittken an.
L: Du, Bernd, laot us nich so
lange staohen blieben. Ick daih
leiwer noch ‘n bittken laupen.
B: Ja, waochte, faots. Ick kiek
mi den Sportplatz noch ‘n bittken
an. Et hät sick jä alles wat verännert, owwer …
L: To, kumm, dat kanns mi auk
unnerwäggens vertellen.
B: Ja, häss rächt, Lena. Ick
kann auk nich so lange up ene
Stiähr staohen. Laot us äs wiedergaohen, hierhen Richtung
„Biomasseheizwerk”, of wat dat
dao is. Dat wull’ck mi all ümmer
äs ankieken. Fröher is dao ‘n aollen Schaopstall west. Schade,
dat’e wäg is.
L: Un wat wor nu met den
Sportplatz?
B: Mi foll dat jüst so in. Up düssen Sportplatz häfft, dat is all
lange hiär, usse Lährers gieggen
usse Erziehers Fussball spiellt. Bi
de Erziehers stonn de aolle Spiritual in’t Tor. Dat was ‘n fröndlicken, ‘n bittken kumpletten
Mann. Von Fussball verstonn he
nich viell, un he hadde sick bi düt
Spiell bloß deswiägen in’t Tor
stellen laoten, wieldat em alle fast
verspruocken hadden, bloß ganz,
ganz sachte up dat Tor to schaiten, domet he auk ‘ne gutte Chance hadde, den Ball to packen. Vör
dat Spiell hadde he vörsichtshalwer ‘ne lange Ledder metbracht.
He sagg, dat he vör de haugen
Bälle to klein was. Üöwerdess
hadde he sick auk noch ‘n Stohl
metbracht, dat he nich de ganze
Tied staohen moss.
L: Dat giff’t doch wull nich.
Dao häfft ji doch wull mächtig
üöwer lacht.
B: Dat kann man wull seggen.
Düsse Pastörs un Päöterkes, de
hädden richtig Humor!
L: Du bis doch auk fröher Torwart west?
B: Nä, bloß een Maol. Ick häff jä
ümmer Angst hatt vör de Bälle.
L: Dat kann’ck mi gutt vörstellen. Wenn dao so’ne richtige Bombe ankümp … dat kann auk ganz
schön weh dohen. Worüm bis du
dann üöwerhaupt in’t Tor gaohen,
wenn du doch Angst dovör
häddst?
B: Ganz enfach. Ussen Torwart
hadde sick acht Dage vördem de
Hand bruocken.
L: Wat hett „acht Dage vördem“? Acht Dage vör wat?
B: Acht Dage vör dat wichtigste
Fußballspiell üöwerhaupt: Untersekunda gieggen Obersekunda.
Dao gonk et üm alles, dat was
ümmer dat wichtigste Spiell von’t
ganze Jaohr!
L: Un dann bräck sick juen Torwart de Hand, un ji hädden kinen
Torwart mähr?
B: Dat was leige nog, owwer et
kamm noch leiger. Wi mossen natürlick ‘n annern Torwart häbben.
Wu de Tofall dat wull, wi hädden
kinen. Nicheen von us hadde bes
dohen in’t Tor staohen.
L: Aha. Un dann häfft se den
Dümmsten utkiecken, un de moss
dann in’t Tor. Un dat wörs du!
B: Jau – ick mein, nä. Jedenfalls
ick stonn män domet – ick was de
Ersatztorwart. De Obersekunda
hät vör Lachen baol an’n Grunde
liägen un meinde: Egentlick wör
dat Spiell all so gutt äs wunnen.
L: Ick an dine Stiähr, ick hadde
mi dao nich up inlaoten.
B: Du häss gutt küern, enen
moss’t män dohen.
L: Un, wu is?’t dann laupen?
B: Wat sall ick seggen? Ganz
an’n Anfank gaff’t ‘n Foulelfmeter. Ick stonn dao, un dat wor mi
warm vör de Bücks. Owwer wat
nicheen för müglick haollen hadde: Icke, ick häff den Elfmeter haollen! Donao wor’t ‘n richtig
schön Spiell.
L: Un häfft ji wunnen?
B: Dat wee’ck gar nich mähr.
Dat was ‘n richtig fein Spiell. Wi
häfft viell Spass hat.
Mundartgrenzen im
Bewusstsein der Nutzer
Die Mundarten zeichnen sich
dadurch aus, dass sich in ihnen
die größte räumliche Vielfalt
zeigt, die Sprache zu bieten hat:
Von einem Ort zum nächsten gibt
es manchmal kleinere, manchmal
auch größere Unterschiede. Ein
einzelnes Wort kann sich unterscheiden oder aber die Aussprache eines Lautes oder ein Merkmal des grammatischen Systems.
Diese Unterschiede werden zumeist dadurch untersucht, dass
man Übersetzungen ins jeweils
örtliche Platt miteinander vergleicht. Was die Plattsprecher
selbst über solche Unterschiede
wissen und wie sie die sprachliche
Landschaft gliedern, wurde in
der Forschung lange nicht berücksichtigt. Erst seit einigen
Jahren gibt es die „Sprecher-
dialektologie“, in der das Wissen
der
Mundartsprecher
über
sprachliche Unterschiede und die
Bedeutung dieses Wissens für den
Sprachgebrauch untersucht wird.
Eine solche Untersuchung für
den westfälischen Raum stammt
von Daniela Twilfer und hat den
Titel „Dialektgrenzen im Kopf.
Der westfälische Sprachraum aus
volkslinguistischer Perspektive“.
Twilfer hat eine Pfeilkarte vorgelegt (siehe Bild), die zeigt, wo
nach Meinung der Plattsprecher
genauso gesprochen wird wie in
ihrem eigenen Ort. Heraus kommt
eine (zum Teil auch verwirrende)
Karte mit zahlreichen Knäueln,
die enge Verbindungen zeigen,
und freien Zonen, die eher für
Sprachgrenzen stehen.
Dr. Markus Denkler
Nu sin ji dran
Übung I
Üöwerdriäg von de direkte in de
indirekte Rede (= Konjunktiv!)
Bispiell: He segg: “Ick gaoh nao
Hus.” – He segg, dat he nao Hus
gonk.
1. Se antwaordet: „Ick kann dat
nich verstaohen.”
2. Wi ropt: „Wi willt drei Beer
häbben.”
3. Dat Kind segg: „Ick mott nao
Schole hen.”
Übung II
Üöwerdriäg von den Indikativ in
den Konjunktiv un bruk dobi dat
Waort „dohen”.
Bispiell: Ick kaupe Kaffee. – Ick
daih Kaffee kaupen.
1. He döht dat nich.
2. Wi seggt kin Waort.
3. Se backt Pannkoken.
Lösungen
Egene Konjunktivfuormen äs in’t Hauchdütske (bispiellswiese täte,
gäbe, wisse) giff et in’t Plattdütske nich. Dat Plattdütske brück för
den Konjunktiv de all bekannten Konjugationsfuormen. Dat häff
den Naodeel, dat et för düsse Konjugationsfuormen twee Müglichkeiten to’t Üöwersetten giff.
Übung I
1. Se antwaordet, dat se dat nich
verstaohen konn.
2. Wi ropt, dat wi drei Beer häbben wullen.
3. Dat Kind segg, dat et nao Schole hen moss.
- de indirekte Rede uttedrücken:
Se segg, dat he verreist was. Sie sagt, dass er verreist wäre.
Se segg, se wuss dat nich. Sie sagt, sie wüsste das nicht.
Fußball fasziniert – auch Jahre
nach dem entscheidenden
Spiel schwelgt man gerne in
Erinnerungen.
Übung II
1. He daih dat nich (dohen).
2. Wi daihen kin Waort seggen.
3. Se daih Pannkoken backen.
- wat uttedrücken, wat nich würklick is:
Wenn he kamm, gaff ick em dat Bok.
Wenn er käme, gäbe ich ihm das Buch.
Wenn he kummen was, hadde ick em dat Bok giebben.
Wenn er gekommen wäre, hätte ich ihm das Buch gegeben.
Wenn he konn, dann daih he dat. Wenn er könnte, täte er das.
Verben
Dialektähnlichkeit im Urteil
westfälischer Mundartsprecher
(Ausschnitt), dargestellt am Altkreis Wiedenbrück. Karte: LWL
a laupen (laufen)
Präsens: ick laupe, du löpps, he/
se/et löpp, wi/ji/se laupet
Imperfekt: ick laip, du laips, he/
se/et laip, wi/ji/se laipen
Partizip Perfekt: loppt
a liggen (liegen)
Präsens: ick ligge, du liggs, he/se/
et ligg, wi/ji/se ligget
Imperfekt: ick lagg, du läggs, he/
se/et lagg, wi/ji/se läggen/liäggen
a schaiten (schießen)
Präsens: ick schaut, du schütts,
he/se/et schütt, wi/ji/se schait’t
Imperfekt: ick schüött, du schüöts, he/se/et schaut, wi/ji/se schüötten
Partizip Perfekt: schuotten
a singen (singen)
Präsens: ick singe, du sings, he/
se/et singt, wi/ji/se singt
Imperfekt: ick süng, du süngs, he/
se/et süng, wi/ji/se süngen
Partizip Perfekt: sungen
Sprückwäörde und Redensaorten
a Dann wi’ we äs de Strüppe
draffdohen. Dann wollen wir mal
das (gründlich mit einem Strick
zugebundene)
Portemonnaie
(sehr widerstrebend) zum Bezahlen öffnen.
a Dat (Geld) sitt’e draoh bi, äs de
Miälk bi’n Ossen – alle siebben
Jaohr en Drüppen, un dann noch
met de Knieptange. Das Geld
sitzt sehr fest, wie die Milch beim
Ochsen – alle sieben Jahre ein
Tropfen, und dann noch mit der
Kneifzange.
a Von Dank häfft wi de Tasken
all vull. Wir haben die Taschen
schon voller Dank. Von Dank
können wir uns nichts kaufen.
Wir brauchen Geld.
a Wat’e häss, dat häss’e, un wat’e
wierkriggs, dat wees’e noch lange
nich. Was du hast, das hast du,
und was du wiederkriegst, das
weißt du noch lange nicht. (Warnung vor riskanten Geschäften)
a Well hauge klaiet, de kann deip
fallen. Wer hoch klettert, der
kann tief fallen.
Segg’t äs up Platt
am Wochenende
Verben
a draimen (träumen)
Präsens: ick draim, du drömms, he/se/et drömmt, wi/ji/se draimt
Imperfekt: ick draimde, du draimdes, he/se/et draimde, wi/ji/se
draimden
Partizip Perfekt: drommt
a fleigen (fliegen)
Präsens: ick fleig, du flüggst, he/se/et flüggt, wi/ji/se fleigt
Imperfekt: ick flaug, du flüögs, he/se/et flaug, wi/ji/se flüögen
Partizip Perfekt: fluogen
a glaiben (glauben)
Präsens: ick glaif, du glöffs, he/se/et glöff, wi/ji/se glaift
Imperfekt: ick gloff, du gloffs, he/se/et gloff, wi/ji/se glöffen
Partizip Perfekt: glofft
a sniehen (schneiden)
Präsens: ick snied, du sniddst, he/se/et snitt, wi/ji/se sniet’t
Imperfekt: ick sneet, du sneets, he/se/et sneet, wi/ji/se snietten
Partizip Perfekt: snietten
Samstag, 24. August 2013
De lebennige Holtvugel
Sommerzeit ist
Schützenfestzeit.
Zum Abschluss
unserer Serie
„Segg’t äs up Platt“
dreht sich alles um
das traditionelle
Fest – und um eine
Wiederholung des
Gelernten.
Vokabeln
Sprückwäörde und Redensaorten
a Dat is ‘n schlechten Voss, well bloß een Lock hät. Das ist ein
schlechter Fuchs, der nur ein Fuchsloch (= einen Zugang zum
Fuchsbau) hat (= Wer sich kein Hintertürchen offenhält, der ist
dumm).
a De Koh hät vergiätten, dat se ‘n Kalf west is. Die Kuh hat vergessen, dass sie ein Kalb gewesen ist. (Sagt man zu Leuten ohne Verständnis für Kinder, aber auch zu Emporkömmlingen, die von ihrer
geringen Herkunft nichts mehr wissen wollen.)
a Vielle Hänne makt lichte Arbeit. Viele Händen machen leichte
Arbeit.
a Wenn man von ‘n Düwel spreck, dann sitt ‘e up ‘t Heck. Wenn
man vom Teufel spricht, dann sitzt er (schon) auf dem Wiesentor
(= wenn man den Teufel nennt, dann kommt er gerennt.).
a De dreihed mi den Puckel (to). Der drehte mir den Rücken zu
(= der wandte sich ab).
Een Banküberfall
En Bankräuber stüött’ in ene
kleine ländlicke Bankfiliale rin
un röpp: „Dies ist ein Banküberfall! Geld her!“ He hät ‘ne Müske üöwer dat Gesicht trocken,
met utsniettene Augen, so dat m’
em nich kennen kann.
In de kleine Bankfiliale is ene
äöllere Bankangestellte. Se
frögg em ganz ruhig un fröndlick: „Söllt dat graute of auk
kleine Geldschiene sien? Sall ick
dat in’e Plastiktute stoppen, of
häfft ji ‘ne egene Taske met?“ De
Bankräuber kick se met graute
Augen verwünnert an. He versteiht kin Waort.
Noch bevör he noch’n Waort
seggen kann, flügg de Inganksdüör laoß un en Sondereinsatzkommando von de Polzei stürmt
harin. Ene von de Polzisten bölket: „Polzei! Den Püster dahlleggen un de Hänne haug!“ De
Bankräuber steiht met wiet
upriettene Augen un röhrt sick
nich. De Polzist bölket all wier:
„Den Püster dahl up’n Grund un
de Hänne haug! Ick segg et
nich’n diärdet Maol!“ De Bankräuber röhrt sick ümmer noch
nich.
In’n naichsten Moment riättert de Maschinenpistolen von
dat
Sondereinsatzkommando
laoß. In düssen Moment häört
Tolest
man ene Stemme
seggen:
„Über 70 Millionen
Menschen
in
Deutschland
können nicht richtig Plattdeutsch.“ De Polzisten von dat
Sondereinsatzkommando staoht
üm den daut schuottenen Bankräuber rund-üm-to un kiekt von
buoben up em runner. En Polzist
segg in de Stille: „So’n Däöskopp!“ Dann kümp en Text:
„Schreib dich nicht ab – lerne
Plattdeutsch!“
Die Texte, Übungen und
grammatischen Hinweise
sind ebenso wie die Sprichworte gibt es hier nachzulesen:
Rita und Rudolf Averbeck
(2007): Dat Mönsterlänner Platt.
Lehrbuch mit umfangreicher
Grammatik und zahlreichen Literaturbeispielen. Für Schule,
Studium und Selbststudium.
Gut-Verlag.
ISBN
3-89714-497-2
Zum Nachlesen und auch zum
Hören gibt es die Lektionen im
Internet. Die gesprochenen Texte können auf der Webseite angehört oder auch als Podcast heruntergeladen werden.
2
1 www.die-glocke.de
Übung I
Üöwerdriäg de Sätze von „vandage“ (Präsens) nao „gistern“ (Perfekt) un nao „muorgen“ (Futur I)!
Bispiell:
Vandage: ...kiek ick in’t Bok.
Gistern: ... … häff ick in ‘t Bok
kiecken.
Muorgen: ... sall ick in ‘t Bok kieken.
1. … frätt de Rüe.
2. … do ick nicks.
3. … seggt wi nicks.
4. … ropt ji mi an.
5. … kummt wi nich.
Sagwörter: eine Eigenart des Plattdeutschen
Das Plattdeutsche ist auf allen
sprachlichen Ebenen durch Besonderheiten gekennzeichnet. Es hat
ein eigenes Lautsystem, eigene
grammatische Merkmale und besondere Wortschatzelemente. Darüber hinaus gibt es auch im Bereich der Sprichwörter und Redensarten interessante Eigenheiten.
Eine solche Eigenheit sind die so
genannten Sagwörter, die vor allem in den Mundarten Nordwest-
deutschlands vorkommen. Bei einem Sagwort wird jemandem ein
Sprichwort oder eine Redensart in
den Mund gelegt und in einen
überraschenden, komischen Zusammenhang eingeordnet. Hierdurch entsteht ein ironischer Gegensatz. So wird dem Sprichwort
die absolute Gültigkeit aberkannt
und das allzu Moralische genommen.
Münsterländische Beispiele:
a aus Ahlen: Ick mott de Sake
up‘n Grund kuemmen, sagg de
Buer, dao foll he in‘n Ahlkump.
(Ich muss der Sache auf den
Grund gehen, sagte der Bauer, da
fiel er in eine Jauchegrube.)
a aus Warendorf: Man kann sick
an alles gewüenen, sagg de Düwel,
dao satt he met de blaute Mäse
up’n gleinigen Uowen un smeikte
sin Piepken. (Man kann sich an alles gewöhnen, sagte der Teufel, da
saß er mit dem nackten Hintern
auf einem glühenden Ofen und
rauchte sein Pfeifchen.)
a aus Vorhelm: Alle Bate helpet,
sagg de Mügge, dao pissede se in’n
Rhin. (Jede Beigabe hilft, sagte die
Mücke, da pisste sie in den Rhein.)
a aus Ahlen: Ne Arme kann en
jüst so dull iärgern äs ‘ne Rieke,
sagg de Buer, dao friggede he nao
Geld. (Eine Arme kann einen genau so stark ärgern wie eine Reiche, sagte der Bauer, wählte er seine Frau nach dem Geld.)
Dr. Markus Denkler
Nu sin ji dran
Liebe Leserinnen und Leser, zum
Abschluss der „Glocke“-Serie
„Segg’t äs up Platt“ gibt es in dieser letzten Lektion die Möglichkeit, sich mit den folgenden kleinen Übungen selbst noch einmal
zu testen, was man von den vergangenen zwölf Lektionen behalten hat. Viel Spaß und gutes Gelingen! Oder wie man auf Platt
sagt: Gued goahn!
Übung II
Sett de richtige Verbfuorm in!
Bispiell: Ick häff de „Glocke“
_____(liäsen). – Ick häff de „Glocke“ luosen.
1. Ick häff mi’n Auto _______
(kaupen).
2. Martin hät sine Müske _______
(vergiätten).
3. Ji häbbt hellske gutt _______
(singen).
Übung III
Übung V
Wecke Verbfuorm is de richtige?
Bispiell: (Hadden, Häss, Häff) du
Duorst? – Häss du Duorst?
Sett de richtige Adjektivfuorm in!
Bispiell: Se spiellt up de __ (grön)
Wieske. – Se spiellt up de gröne
Wieske.
1. Wat (steihs, steiht, staoht) in ‘t
Lexikon?
2. Dat Kind (löpps, löppt, laupen)
den heelen Wäg lank.
3. Min Naober hät mi nich (kannde, kannt, kenns).
Übung IV
Sett dat Fraogewaort in!
Bispiell: Ick heete Manni. __ hetts
du? – Wu hetts du?
1. Sin Zug kümp nao acht. – __
kümp sin Zug?
2.Dat is min Lährer. – __ is dat?
3. De Blagen makt nix. – __ makt
de Blagen?
1. De __ (lüttke) Junge un dat __
(klein) Wicht göngen nao den __
(naichste) Naober to ’t Spiellen in
den __ (witt) Sand.
2. Fröher was alles __ (gutt) äs
vandage.
3. Vandage is __ (viell) Wind äs
gistern.
Übung VI
Verneine de folgenden Sätze!
Bispiell: Olaf süht mi. – Olaf süht
mi nich.
1. Maria hät een Auto.
2. Ick küer gutt Platt.
Lösungen:
Übung II
kofft/vergiätten/sungen
a De kamm wier up ‘t leste Knäppken. (Der kam wieder im letzten
Augenblick.)
Nu sin ji dran
Übung III
steiht/löppt/kannt
a Et wät Tied, dat dao maol ganz ächten ut ‘n Halse küert wät! (Es
wird Zeit, dass da mal ganz hinten aus dem Hals gesprochen wird!
[= dass kräftig die Meinung gesagt wird])
de gaff doch wull ‘nen gutten Künink af?
B: Ja wull, owwer in dinen
Draum konns du den Vugel nich
driäppen. Dat kann doch bloß
heeten, dat et een Problem met
dat Künink-wären giff.
A: Ja, wu dat so is.
L: Du kanns also nich schaiten?
A: Dumm Tüg. Natürlick kann
ick schaiten, dat is kine Kunst.
L: Also, schaiten kanns du.
Dann wuss du also nich Künink
wären?
A: Doch, worüm nich?
L: Ick glaif, ick verstaoh. Du
häss kine Künigin?
A: Jedenfalls – ohne Künigin
geiht’t nich.
B: Mann, is dat heet vandage.
A: Man meint baoll, et wät ümmer hetter.
L: Dat geiht mi egentlick nicks
an, Beate, owwer bis du all maol
Schützenkünigin west?
B: Nö, natürlick nich.
L: Wat sall ick seggen? Wör dat
nich vlicht de Geliägenheit för di?
A: Wat dügg di dovon, Beate?
Wenn du seggen daihs, dat du
Tied de Naut mine Künigin würs,
dann daih ick muorgen alles dran
setten, dat ick den Vugel afschait.
L: Dat wör doch wat! Dann
kaim usse Firma noch ganz graut
rut in den Schützenverein.
B: Dat kümp mi alle ‘n bittken
plötzlick.
L: Häss du’t haort, Alex? Direkt
aflehnt hät se’t nich!
Übung IV
Wann/Well/Wat
a Dat is e e n doon. (Das ist egal.)
was an’t Schaiten, Schuss up
Schuss. Un een Schuss nao den
annern dertieggen. Ick konn den
dämlicken Vugel nich driäppen.
Dann wor de Vugel up Maol lebennig! Ick was ümmer noch an’t
Schaiten un konn em ümmer noch
nich driäppen. Un de anneren
Schützenbröers stönnen dao un
kiecken. Jeder hadde sine egene
Flinte in’e Hand. In Würklichkeit
is dat bi’t Schaiten natürlick nich
so, owwer in minen Draum hadde
jeder sine egene Flinte von tehus
metbracht. Owwer de enzigste,
well schaut, was ick. Ick hadde all
‘ne ganze Kiste Munition lierig
schuotten, un de aolle Vugel flaug
ümmer noch dör de Lucht, un de
ganze Tied mok ‘ne Blaoskapell
Mussik doto.
L: Dunnerslag, Alex, wu normal is dann sowat?
B: Owwer würklick, dat lött ja
deip blicken. Du kanns jä froh
sien, dat Sigmund Freud dinen
Draum nich in’e Finger krieggen
hät. De giff jä nog hiär, dat’n Psychologiestudent sine Doktorarbeit dovon schrieben kann.
A: Laot gutt sien, dat reeket.
Verapen kann’ck mi söwst.
L: Wenn ick äs Lährjunge dat
richtig verstaoh met dinen
Draum, dann wuss du egentlick
doch ganz gähn Schützenkünink
wären.
A: Worüm dann nich? So’nen
stäödigen,
gutt
utseihenden
Schützenbroer äs icke enen sin,
Übung V
lütke/kleine/naichsten/witten/
biätter/mähr
a Den Patt unner de Föte niehmen. (Den Weg unter die Füße nehmen, sich zu Fuß auf den Weg machen.)
Et was de erste Arbeitsdag in’n
August. För den Lährjungen Leon
Lüning (L) hedde dat, dat he von
de Büroangestellten Geld insammeln moss, üm Pizzas te kaupen.
Leon daih dat gähn, wieldat he
dat Wesselgeld behaollen droff.
So sätten Leon, sin Utbilder Alex
Althoff (A) un de Büroangestellte
Beate Bült (B) tesammen in iähr
Büro un aiten Pizza.
B: Wat häfft wi düt Jaohr ‘n
heeten Summer. Ick sin heel froh,
dat wi all Friedag häfft un muo’n
Wiäckenende is. Dann kann
man’t doch ‘n bittken ruhiger angaohen laoten.
L: Dat maggs’e wull lut seggen.
Et geiht doch nicks üöwer ‘n Wiäckenende.
B: Wat is, Alex, du seggs jä gar
nicks?
A: So leige is dat met de Hitze
auk nich. Un üöwerhaupt: Düt
Wiäckenende is Schützenfest.
B: Aaaja – un dat bedütt för
‘nen richtigen Schützenbroer, äs
du enen bis, soviell äs Pinksten un
Wiehnachten up enen Dag.
A: Ja nu, Schützenfest is Schützenfest. Dat is wu’t is.
L: Dann wät muo’n auk de Künink schuotten?
A: Owwer wisse doch, met’n
Gewiähr up’n Holtvugel.
B: Bis du all maol Künink west,
Alex?
A: Nä, dat nich, owwer leste
Nacht häff ick dovon dromt. Ick
wull partuh Künink wären. Ick
Karikatur: Gehrmann
Übung VI
keen/nich gutt
So segg m’ ’t up Platt
Wer schießt den Vogel ab? Darum geht es in dieser Lektion.
Lösungen:
Pinksten: Pfingsten
Plastiktute, -n (f): Plastiktüte
Püster, -s (m): Gewehr
reeken, reekede, reeket: reichen
riättern, riätterde, riättert: rattern
rund-üm-to: rundherum
runner: herunter
Schützenbroer, -bröers (m):
Schützenbruder
Schützenkünink,
-künige:
Schützenkönig
Schützenkünigin, -nen: Schützenkönigin
Taske, -n (f): Tasche
tehus: zuhaus
Tüg (n): Zeug
verapen, verapede, verapt: veräppeln
1. … hät de Rüe friätten./… sall de
Rüe _friätten.
2. … häff ick nicks daohen./ …
sall ick nicks daohen.
3. … häfft wi nicks seggt./ … söllt
wi nicks seggen.
4. … häfft ji mi anroppt./ … söllt ji
mi anropen.
5. … sind wi nich kummen./ …
söllt wi nich kummen.
aflehnen, lehnde af, aflehnt:
ablehnen
bevör: bevor
dahl: herunter, nieder
deip: tief
Draum, Draime (m): Traum
Geldschien, -e (m): Geldschein
Geliägenheit, -en (f): Gelegenheit
haug: hoch
heeten, hedde, heeten: heißen
Holtvugel, Holtvügel (m): Holzvogel
Inganksdüör, -en (f): Eingangstür
lebennig: lebendig
Lucht (f): Luft
Lünink, Lüninge (m): Spatz
Müske, -n (f): Mütze

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