28. Oktober 2012 - altreformierte Kirche
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28. Oktober 2012 - altreformierte Kirche
ORGAN FÜR DIE EVANGELISCH-ALTREFORMIERTE KIRCHE IN NIEDERSACHSEN Nr. 21, 122. Jahrgang Sonntag, 28. Oktober 2012 3851. Folge. Jesus sprach zu dem Tauben: »Hefata!«, das heißt: »Tu dich auf!« Und sogleich taten sich seine Ohren auf, und die Fessel seiner Zunge löste sich, und er redete richtig. Markus 7, 34 –35 Okkultismus Beim Lesen des Lehrtextes für diesen Sonntag kommt mir ein Thema in den Sinn mit dem ich in »meiner« Gemeinde in Frieschepalen in letzter Zeit häufig konfrontiert werde: dem Thema »Okkultismus«. Mit diesem Wort werden unter anderem Praktiken wie Pendeln, Magnetisieren (durch Streichen) oder Augendiagnose bezeichnet, die sich wissenschaftlich nicht erklären lassen. Diese und andere Praktiken werden in Frieschepalen und Umgebung und auch in der Grafschaft Bentheim und in Ostfriesland getätigt. Ich habe innerhalb kurzer Zeit in Frieschepalen mehrere Gemeindeglieder gesprochen, die okkulten Praktiken offen gegenüberstehen und solche Praktiken in Anspruch genommen haben. Ich kenne auch in der Grafschaft Menschen, die dies getan haben. Gottes Macht und andere Mächte Ich stehe okkulten Praktiken kritisch gegenüber, aber ich möchte mich an dieser Stelle nicht weiter mit diesen Praktiken beschäftigen. Mir fällt allerdings auf, dass es unter Christen in Frieschepalen und möglicherweise auch in Quelle: chapelforpeace.net der Grafschaft Bentheim und in Ostfriesland scheinbar eine größere Offenheit für okkulte Wunder gibt als für die Wunder Gottes. Bei okkulten Praktiken höre ich oft, dass Menschen sie gutheißen und sagen: »Es hilft doch, und wenn nicht, dann schadet es zumindest nicht.« Manche sagen auch: »Wo soll man denn sonst noch hingehen, wenn die Ärzte einem nicht helfen können.« Wenn man allerdings von der Möglichkeit christlicher Heilung spricht, dann wird eher zurückhaltend oder ablehnend reagiert. »Kommt her zu mir...« Eine ähnliche Reaktion ist auch beim Lesen des obigen Lehrtextes zu erwarten. Ich habe sie schon im Ohr: »Der Taubstumme war gar nicht taubstumm, sondern war durch Ereignisse in seiner Vergangenheit so verstört, dass er wenig sprach und kaum reagierte auf das, was die Leute sagten. Jesus hat ihm geholfen, um seine Ängste zu überwinden.« Was ich nicht verstehe, ist, dass Menschen nicht glauben können, dass Jesus wirklich ein Wunder vollbracht hat, aber dass die gleichen Menschen wohl glauben können, dass das Grab an Ostern leer war und dass okkulte Praktiken Wunder bewirken können. Ich wünsche mir, dass wir Gott in dieser Hinsicht mehr Vertrauen schenken. Das bedeutet nicht, dass jeder, der Gott um Heilung bittet oder in einen Heilungsgottesdienst geht, auch geheilt wird. Es wäre aber ein Segen für uns, wenn wir uns bei Krankheit nicht okkulten Praktiken zuwenden würden, sondern dem Ruf unseres Heilands folgen würden, der zu uns sagt: »Kommt her zu mir, alle die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.« (Mat. 11, 28) Berthold Bloemendal, Frieschepalen NL I M S TR OM DE R Z EI T Europäische Union Der Europäischen Union werden Glückwünsche zum Empfang des Friedensnobelpreises 2012 übermittelt. Die EU wurde am 12. Oktober für ihren Beitrag zu Frieden und Demokratie in Europa ausgezeichnet, den sie über sechs Jahrzehnte hinweg geleistet hat. Gleichzeitig wird das nicht vorhandene Asylrecht in einigen EU-Ländern kritisiert. Warschau/Karlsruhe (9. Oktober 2012). Auf massive Behinderungen von Flüchtlingen in Polen und der Ukraine haben Fachleute zum Auftakt der 14. Europäischen Asylrechtskonferenz am Dienstag in Warschau hingewiesen. »Immer häufiger stranden Flüchtlinge auf der Suche nach Waving the European Flag. Quelle: CC/Rock Cohen Schutz in Europa in Haftanstalten an den Außengrenzen der Europäischen Union«, kritisierte Jürgen Blechinger, Jurist und Flüchtlingsexperte der Evangelischen Landeskirche in Baden. Etwa 70 Fachleute von kirchlichen Einrichtungen und Nicht-Regierungsorganisationen aus 13 europäischen Ländern – unter ihnen Teilnehmende der Evangelischen Kirchen und der Diakonie in Baden-Württemberg – beraten über die Situation an den EU-Außengrenzen, das polnische Asylsystem, die Rolle der europäischen Grenzschutzagentur Frontex mit Sitz in Warschau und die aktuelle EU-Asylgesetzgebung. Eine fünfköpfige Delegation hat sich vor der Konferenz sechs Tage lang im Grenzgebiet der Ukraine zu Polen und zu Un- Psalmen statt Weihrauch Erfahrungen eines Konvertierten Alfons und Mechthild Wenker gehören seit einigen Jahren der ev.-altref. Kirchengemeinde in Bad Bentheim an. Sie kommen ursprünglich aus der röm.-kath. Kirche und geben in diesem Bericht einen Blick in ihre kirchenbiografische Geschichte. (Redaktion) Im Herbst 2008 sind meine Frau Mechthild und ich nach Bad Bentheim gezogen. Vorher haben wir im Kreis Steinfurt gelebt. Nachdem die Kinder aus dem Haus ausgezogen waren bzw. die beiden letzten kurz vor ihrem Auszug standen, stellte sich die Frage, ob es sich lohnen würde, das aus den 50er Jahren stammende Haus einer teuren Grundrenovierung zu unterziehen oder einen Ortswechsel zu wagen. Wir haben uns für die zweite Alternative entschieden und den Schritt bis heute nicht bereut. Die gemietete Doppelhaushälfte in Bad Bentheim ist uns zu einem richtigen Zuhause geworden. Wie es sich für geborene Münsterländer gehört, sind wir beide katholisch getauft und so auch im jeweiligen Elternhaus erzogen worden. Als Jugendlicher war ich, wie es üblich war, Messdiener und später u.a. in einer DritteWelt-Gruppe engagiert. Ein Aufenthalt Seite 166 in Taizé hat mir die Kraft des Glaubens gezeigt. In den letzten zwanzig Jahren ging ich aber immer mehr auf Distanz zur katholischen Kirche. Gestört hat mich u.a. die dort herrschende Hierarchie über Priester, Bischof und Papst. Ich sah, wie schwer sich manche Ortspriester damit taten, die von Rom erdachten Regeln zu akzeptieren. Das fiel besonders bei der Frage auf, ob geschiedene Katholiken zu den Sakramenten, wie z.B. zur Kommunion zugelassen werden. Ich muss erwähnen, dass meine erste Frau 1995 an Krebs verstorben und meine jetzige Frau geschieden ist. Sie hat sich nicht nur um ihre beiden Kinder, sondern auch um meine vier Kinder gekümmert, was sicherlich keine leichte Aufgabe war. Auch bei der schweren Krankheit und beim Tod meiner Tochter war mir meine jetzige Frau eine große Stütze. Hier vermisste ich die Barmherzigkeit der katholischen »Amtskirche«. Gott sei Dank wa- garn/Slowakei informiert. »Offenbar gibt es eine Politik der Inhaftierung von Asylsuchenden, die mit einem fairen Asylverfahren nicht vereinbar ist«, fasste Blechinger die Erkenntnisse der Reise zusammen. Nach seinen Angaben werden im polnischen Przemysl bei der Einreise in die EU aufgegriffene Asylsuchende in Haft genommen. Derzeit seien dort 85 Personen inhaftiert. In Polen gebe es sechs solcher Haftzentren, die von der EU finanziert seien. Wer vom polnischen Grenzschutz aufgegriffen wird, muss laut Blechinger bis zu einem Jahr im Gefängnis verbringen und von dort aus das Asylverfahren betreiben. Dies gelte auch für Familien mit Kindern. Dramatisch sei auch die Situation in der Ukraine. Dort würden Menschen auf der Flucht ebenfalls für ein Jahr inhaftiert – auch dann, wenn sie Asyl beantragen wollten. »Hinzu kommt ein völlig undurchsichtiges Asylsystem, kein ausreichender Zugang zu qualifizierter Beratung und das Problem der Korruption«, sagte Blechinger. In Uzgorod traf die Delegation Flüchtlinge aus Eritrea, die von der Slowakei in die Ukraine zurückgeschoben wurden. Die slowakischen Grenzbeamten hatten den Asylantrag nicht aufgenommen. Quelle: epnn ren manche Ortspriester bereit, sich über diese Regeln hinwegzusetzen. In den 70er und 80er Jahren gab es engagierte Priester, die in der Lage waren, auf junge Menschen zuzugehen und sie dort abzuholen, wo sie waren. Mein Eindruck mag subjektiv sein, jedoch hatte ich in den letzten Jahren das Gefühl, dass immer mehr romtreue Priester in die Gemeinden geschickt wurden, die die Menschen nicht mehr erreichten. Hinzu kam der durch den Pflichtzölibat und die Nichtzulassung von Frauen zum Priesteramt teilweise selbst verschuldete Priestermangel, der zur Bildung von immer größer werdenden Gemeindestrukturen führt. Es gab auch noch mehr Gründe, über einen Wechsel zu einer der evangelischen Kirchen nachzudenken. Letztlich war der Umzug nach Bad Bentheim der Anlass, den Gedanken in die Tat umzusetzen. Zwar leicht irritiert, dass es dort drei verschiedene evangelische Kirchen gab, stießen wir auf die altreformierte Kirche. Uns fiel auf, dass zum Gottesdienst viele Familien mit Kindern kamen. Wir hatten sofort den Eindruck, dass hier eine lebendige Gemeinde ihren Glauben lebt. Im einfühlsam geführten Gespräch mit dem altreformierten Quelle: Karin Wobig/pixelio.de Pastor wurde uns Mut gemacht, einfach mal »hineinzuhorchen«. Wir haben es bis heute nicht bereut und freuen uns immer auf den sonntäglichen Gottesdienst, den wir zu katholischen Zeiten kaum noch besucht hatten. Einige Wochen später haben wir den »offiziellen« Schritt zum Wechsel vollzogen. Wir haben dann im Juni 2009 unsere damals seit zwölf Jahren bestehende Ehe kirchlich bestätigen lassen, was uns sehr viel bedeutet hat. Aus dem katholischen Gottesdienst waren wir es gewohnt, dass die Eucharistie im Mittelpunkt stand. In der evangelischen Kirche ist es die Predigt, also das Wort. Das kam uns sehr entgegen. Die in der katholischen Kirche mit schönen Gewändern, einer Schar von Messdienern und Weihrauch gefeierten großen Messen oder Hochämter hatten uns nie angesprochen. Erst jetzt erkannten wir die Bedeutung der Psalmen, sei es als Gebet oder als Lied. Seit vielen Jahren hatten wir nicht mehr in der Bibel gelesen. Dadurch, dass sie in der Kirchenbank auslag, wurden wir zum Lesen nicht nur dort, sondern auch Zuhause inspiriert. Erstaunt waren wir über die enormen Bibelkenntnisse der Gemeindemitglieder, was sich bei Versammlungen, in Bibelkreisen oder im Bibelquiz anlässlich der Gemeindefeste zeigte. Bald habe ich mich selbst einem Bibelkreis angeschlossen, der sich monatlich trifft, um Passagen aus der Bibel zu besprechen. Besonders gerne lese ich das Alte Testament, in welchem von Menschen die Rede ist, die Konflikte durchzustehen und auch ihre Schwächen haben und trotzdem von Gott angenommen und für besondere Aufgaben auserwählt wurden. Man denke an Jakobs Betrügereien oder daran, dass Mose ein Totschläger war oder mit welch fragwürdigen Mitteln David die Frau seines Nachbarn an sich zog. Im katholischen Elternhaus dagegen wurde das dicke Buch »Helden und Heilige« in Ehren gehalten. Die Geschichten haben mich irritiert, da sie Ideale vorga- ben, die kaum erfüllbar waren. In Bezug auf die Wissensvermittlung aus der Bibel hat die katholische Kirche sicherlich Nachholbedarf. Beim ersten Weihnachtsfest war ich irritiert, dass sich in der Kirche weder ein Weihnachtsbaum noch eine Krippe befand; jedoch habe ich beides nicht vermisst. Dafür beeindruckte mich der große leuchtende Herrnhuter Stern. Apropos Leuchten: Etwas vermisse ich: dass von Kerzen so wenig Gebrauch gemacht wird. Obwohl ich mehrfach bei der Vorbereitung der Feier der Ostermorgenmesse mitgewirkt habe, vermisse ich z.B. doch die Atmosphäre der katholischen Ostenachtmesse, in der die Osterkerze in die dunkle Kirche hineingetragen getragen und das Licht in den Bänken von den dort Sitzenden an die jeweiligen Sitznachbarn weitergereicht wird und erst beim Singen des »Gloria« die Orgel einstimmt und die Kirche erhellt wird. Dafür freut es mich, dass die Taufen im Gottesdienst und nicht im kleinen Kreis stattfinden. Ich engagiere mich gerne in der altreformierten Kirche, sei es bei der Gottesdienst-AG, in einem Bibelkreis oder im Gesprächskreis mit Gefangenen in der JVA Groß-Hesepe. Es kommt mir sehr entgegen, dass nicht mehr die feierliche Eucharistiefeier, sondern das Wort im Mittelpunkt steht, wobei ich sagen muss, dass es in den Predigten gelang, das Wort Gottes in die heutige Zeit zu übersetzen. Apropos Predigt: Einen Wunsch habe ich doch. Mich stört, dass die Gemeinde direkt nach der Predigt, also übergangslos, ein Lied singt. Ich wünschte mir dort eher eine kurze Zeit der Besinnung, in der gerne ein Instrumentalstück, sei es durch die Orgel oder durch ein »modernes Medium« gespielt wird. Zusammenfassend kann ich sagen, dass es für mich und für meine Frau ein Glücksfall war, die altreformierte Kirche gefunden zu haben. Mittlerweile kennen wir schon einen immer größer werdenden Anteil von Gemeindemitgliedern, wobei wir aber immer wieder erstaunt darüber sind, wer alles mit wem verwandt oder verschwägert ist. Das gleiche »Problem« werden aber auch die vielen Niederländer haben, die zur altreformierten Kirche gehören und zu denen wir auch einen guten Kontakt gefunden haben. Das Thema »Kirchenaustritt«, das uns fast zwanzig Jahre beschäftigt hat, ist für meine Frau und für mich absolut ins Undenkbare verschwunden. Alfons Wenker, Bad Bentheim Konzert »generationen« mit Jennifer und Martin Pepper Am 18.11.2012 spielt und singt der bekannte deutsche Musiker und Liedermacher Martin Pepper mit seiner Tochter in der altreformierten Kirche Veldhausen. Martin Pepper ist Pastor, Ehemann, Vater von zwei erwachsenen Kindern, Liedermacher und Sänger und seine Tochter Jennifer ist ausgebildete Sängerin. Lieder mit Tiefgang und geschliffene deutsche Sprache sind das Markenzeichen der Peppers. Texte aus der Bergpredigt und anderen Bibelpassagen formulieren Zuspruch und Ermutigung. Manches klingt wie ein Vermächtnis – eine Formulierung von dem, was eine Generation der nächsten zur Ermutigung weitergeben möchte. Diese Lieder laden ein zur Versöhnung mit einer Wirklichkeit, die nicht immer unsere Hoffnungen und Wünsche erfüllt. Poetisch gefasste Gebete neben hymnischen Popsongs im Stil einer neuen Generation – eine wohltuende Reise durch Momente des menschlichen Reifens. Toleranz und Verständnis, Weite und Liebe zeichnen die Grundfarben dieses Gemäldes der Begegnung von Generationen. Am 18. November 2012, um 19:30 Uhr sind sie nun in der altref. Kirche Veldhausen zu hören. Veranstalter des Konzertes ist der Arbeitskreis Kultur des Ev.-altref. Jugendbundes. Karten gibt es im Vorverkauf bei Mine in Uelsen, ten Brink in Veldhausen, Hannes Laden in Emlichheim, Gesine Odink in Bad Bentheim, K&K Bentheimer Str. in Nordhorn, der Buchhändlerin in Neuenhaus, bei den Arbeitskreismitgliedern oder unter [email protected] sowie an der Abendkasse. Die Preise liegen im Vorverkauf bei 8 Euro; an der Abendkasse: 10 Euro. Annegret Lambers, Veldhausen Seite 167 Kloster Brenkhausen, ein koptisches Zentrum Zwei Wochen Campingurlaub in Höxter an der Weser waren für uns in vielerlei Hinsicht reich an Erlebnissen und unerwarteten Begegnungen. Da ist zuallererst das altehrwürdige Kloster Corvey, eine Gründung des Kaisers Ludwig dem Frommen, dem Sohn Karls des Großen im neunten Jahrhundert. Es sollte für die Missionierung Norddeutschlands maßgebliche Bedeutung erlangen. Zugleich war es im Mittelalter eine Art Mutter für viele klösterliche Neugründungen. Weiter ging ein alter Wunsch in Erfüllung, das Kloster Bursfelde an der Oberweser kennenzulernen. Es war mir dem Namen nach bekannt, als ich in Göttingen studierte und erfuhr, dass mein neutestamentlicher Lehrer Joachim Jeremias den Titel Abt von Bursfelde führte. Es ist eine Benediktiner-Abtei, Ende des elften Jahrhunderts von Corvey aus gegründet. Schon vor der Reformation fast zum Erliegen gekommen, fiel es danach dem herrschenden Welfenfürsten zu, der dann einen evangelischen Abt einsetzte. Seit 1828 ist das jeweils ein Theologieprofessor der Landesuniversität Göttingen. Seit 1945 ist es Eigentum der Ev.- lutherischen Kirche Hannovers, und seit 1978 hat es den Charakter eines geistlichen Zentrums, vergleichbar mit unserem Kloster Frenswegen, aber mit dem Unterschied, dass ihm die ökumenische Vielfalt fehlt, die den Reichtum Frenswegens ausmacht. Aber die größte Überraschung war noch ein drittes, das mir bislang völ- Kloster Brenkhausen Seite 168 lig unbekannte Kloster Brenkhausen, nur ein paar Kilometer von Corvey entfernt. Seit 1991 ist es im Besitz der Koptisch-orthodoxen Kirche, die in Deutschland ungefähr 6000 Glieder zählt und hier ihr geistliches Führungszentrum mit dem für alle deutschen Gemeinden zuständigen Bischof hat. Wer es betritt und freundlich begrüßt und zu einem Rundgang eingeladen wird, wird in die Welt dieser ältesten Kirche der Christenheit versetzt. Sie geht auf die ersten Jahrhunderte zurück und nennt den Evangelisten Markus ihren Gründer und ersten Bischof. Die koptische Kirche umfasste in der vorislamischen Zeit einen großen Teil der ägyptischen Bevölkerung und zählt trotz aller Bedrängnisse und harten Prüfungen auch heute noch um die zehn Prozent und das heißt rund zehn Millionen Glieder. Übrigens führt der Patriarch von Alexandrien seit den ersten Jahrhunderten den Ehrentitel Papst, das heißt Vater. Ich las, dass der römische Bischof diesen Ehrentitel – mehr war es in den Anfängen nicht – erst nach dem Jahr 300 von der Koptischen Kirche übernommen hat. Im März dieses Jahres starb Papst Shenouda III., und die Kirche ist dabei, einen neuen Papst zu wählen. Unter Beteiligung vieler, unter ihnen auch Frauen, werden in einem komplizierten Verfahren einige Kandidaten aufgestellt. Aus ihnen soll dann der Papst gewählt werden. Aus den drei Kandidaten mit den meisten Stimmen soll dann nicht eine Synode von Wür- Quelle: koptisches-kloster-hoexter.de/Brenkhausen denträgern, sondern Gott selbst die Wahl bestimmen. Ein blindes Kind wird ausgewählt, um einer Schale einen der drei Zettel mit den Namen der Kandidaten zu entnehmen. Damit gilt dann der neue Papst (Papa) als von Gott selbst gewählt. Wir besuchten das Kloster im Anschluss an den Gottesdienst in Höxter. Es war ungefähr elf Uhr. Da hörten wir eine gesungene Litanei aus der Klosterkirche. Wir wurden ermuntert, ruhig einzutreten. Der sogenannte Liturgiegottesdienst hatte vor einer Stunde begonnen. Wir fragten: Wie lange dauert es noch bis zu seinem Ende? Die Antwort: Noch ungefähr zwei Stunden. Drei Stunden erfordert die sogenannte kurze Liturgie; es gibt auch eine längere. Es ist nicht ungewöhnlich, dass jemand raus und wieder reingeht, auch nicht, dass kleine Kinder ihr Spielzeug mitgebracht haben und munter damit spielen. Ob sie oder auch die Erwachsenen verstehen, was gesungen oder gesagt wird? Die koptische Kirche hat eine Kirchensprache, die nur wenige verstehen, vergleichbar mit dem Latein, das jahrhundertelang römisch-katholische Kirchensprache gewesen ist. Koptisch gehört zur Identität der christlichen Kirche Ägyptens in ihrer arabischsprachigen Umgebung. Wir fragten den jungen Mann, ob er auch Koptisch spräche. Nein, war seine Antwort, sprechen könne er es nicht, höchstens etwas verstehen. Koptisch lerne man nur in den Klosterschulen. Auch unter Christen ist Arabisch die Umgangssprache. Das Kloster Brenkhausen war im Zustand des Verfalls, als die Koptische Kirche es kaufte. Seitdem ist es in jahrelanger Eigenarbeit zu einem großen Teil völlig renoviert. Beeindruckend war, dass im Laufe der Jahre viele Christen aus Ägypten angereist waren, um einige Zeit mitzuhelfen. Was die Kathedralen von Alexandrien und Kairo für die Kopten Ägyptens bedeuten, das gilt für Kloster Brenkhausen in Deutschland, dem Sitz des Bischofs und geistlichen Zentrum für die Kopten in Deutschland. Es verdient unsere Sympathie und ökumenische Liebe. Als wir es danach wieder verlassen wollten, schenkte unser Begleiter einem jeden von uns ein ledernes Kreuz. Doch darüber möchte ich nächstes Mal ausführlicher erzählen, denn es steckt voller Symbolik. Heinrich Baarlink, Nordhorn Heidelberger-Katechismus-Konsultation Donau-Kirchen-Konferenz, Mittel- und Osteuropa in Ungarn Etwa zwanzig Personen aus zehn verschiedenen Ländern haben sich im Oktober in Berekfürdö in Ungarn drei Tage lang mit der Bedeutung des Heidelberger Katechismus von 1563 für unsere Zeit beschäftigt. Sie wollten »Den Heidelberger Katechismus neu entdecken.« Die Tagung weitete den Blick der Teilnehmer für die reformierten Kirchen in Polen, der Ukraine, der Slowakei, in Tschechien, Kroatien, Rumänien, Ungarn, Österreich, Italien oder Deutschland. Die Theologie des Heidelberger war erstes Thema. Matthias Freudenberg aus Saarbrücken stellte die Christologie des Heidelberger in den Mittelpunkt. Der Katechismus beschreibt den einzelnen Christen und die Kirche von Christus her. Er spricht die Menschen persönlich auf ihr eigenes Leben an. Freudenberg entfaltete den prophetischen, priesterlichen und königlichen Dienst der Kirche. »Selbstkritik nach innen und Wachsamkeit nach außen sind Kennzeichen einer politisch und sozial engagierten Kirche … Die Kirche lebt von der Vergebung und nimmt teil an Jesu Christi Dienst, an seiner liebenden Hinwendung zu den Menschen und an seinem Gebet für die Welt … Die christologische Bestimmung der Kirche ist in Zeiten, in denen nicht selten Tendenzen zur klerikalen Hochrüstung und Selbstbezogenheit wahrzunehmen sind, eine wichtige reformierte Erinnerung.« Diskutiert wurde auch die mindestens für Ungarn enge Bindung von Nation und Glaube, wie sie vielleicht nur in den Niederlanden im Kampf gegen das katholische Spanien bestanden hat. In immer mehr reformierten Kirchen in Ungarn hängt die Nationalfahne – für Deutschland völlig undenkbar, in den USA dafür durchaus üblich. Für alle bewegend war die Schilderung aus der Ukraine, wie dort bis an die 1990er Jahre der Katechismus in den Familien per Hand abgeschrieben und gelehrt wurde. Für die reformierte Ukraine ist der Katechismus bis heute ein wichtiges Lehrbuch, das auch Außenstehende anzieht. Die Frage 80 des Heidelberger verurteilt die katholische Eucharistie mit scharfen Worten. Sie ist die einzige »politische« Antwort im Katechismus – und erst in der zweiten Auflage auf Drängen des Kurfürsten eingefügt worden. Seit einigen Jahrzehnten heißt es dazu in einer Fußnote etwa vom Reformierten Bund in Deutschland: »Diese Verwerfung wurde vor 400 Jahren formuliert; sie lässt sich nach Inhalt und Sprache in dieser Form nicht aufrecht erhalten.« Die »vermaledeite Abgötterei« war in den ehemaligen sozialistischen Ländern auf staatlichen Druck jahrzehntelang gestrichen. In Ungarn gibt es über diese zwei Worte heute heftige Diskussionen. Die Worte »christliche Erziehung / Schulen« in Antwort 103 waren ebenfalls staatlich gestrichen. Bischof Prof. Dr. Gusztáv Bölcskei berichtete der Gruppe am zweiten Tag in Debrecen, dass der vollständige Text von Frage 80 in Zukunft wieder aufgenommen wird, aber auch eine neue ungarische Übersetzung des gesamten Heidelberger beschlossen wurde. Es kommen ebenfalls neue Übersetzungen auf Slowakisch, Serbisch, Kroatisch und Rumänisch. Im Gespräch mit dem Bischof ging es vor allem um die manchmal mühsamen Fragen der Ökumene. Debrecen mit seiner Großkirche und dem Kollegium mit seiner langen Geschichte war für die meisten Teilnehmer beeindruckend. Dieser zweite Tag der Konsultation war der Ethik des Heidelberger gewidmet. Árpád Ferencz, Oberassistent an der Theologischen Fakultät in Debrecen, suchte Richtlinien für die mora- lische Urteilsbildung. Die Ethik des Heidelberger gründet in der Gotteslehre und der Christologie. Diese Ethik hat eine eschatologische Ausrichtung und findet sich vor allem im Teil von der Dankbarkeit bei der Auslegung der Gebote. Gute Werke sind nach HK 91 »allein solche, die aus wahrem Glauben … Gott zur Ehre geschehen«. Der Referent sprach vom Gehorsam, die Versammlung fragte nach der Freiheit. »Freiheit ist Verantwortlichkeit« hieß es, oder »Die einzige gute Tat des Menschen ist der Glaube, und selbst der ist das Geschenk Gottes«. Es ist leicht, Verbote zu benennen, aber schwerer zu erklären, was Gott denn positiv gebietet. Ein christologisches Nachdenken über ethische Fragen wurde angemahnt: Wenn Christus etwa nach HK 37 »unseren Leib und unsere Seele von der ewigen Verdammnis erlöst« hat, welche Folgen hat das dann für unser Leben und Denken? Am dritten Tag beschäftigte Martin Filitz aus Halle sich mit dem Katechismus als Glaubens- und Lehrbuch der Gemeinde. »Es geht nicht darum, was wir über Gott denken … Es geht darum, dass ich in Beziehung zu Gott bin und bleiben werde.« Der Katechismus regt zu aktuellem Bekennen an. Er kann unser eigenes Bekennen nicht ersetzen. Die Ethik der Dankbarkeit ist kein theologischer Besitz. Freiheit gibt es nicht ohne Auseinandersetzung mit dem, was unfrei macht. Vorne von links: Gerrit Jan Beuker, Jiri Tengler, Endre Iszlai, Aranka Csáti-Szabó, Vinczéné Pálfi Judit, Katalin Pólya, Zoltán Niederhoffer Hinten von links: Emanuele Fiume, Thomas Hennefeld, János Heder, Martin Filitz, Endre Szücs, Roman Lipiski, Joachim Metten, Matthias Freudenberg, Tamás Juhász, Ulrich Barniske, Bernd Roters Seite 169 Der Katechismus ist ein theologischer Orientierungsrahmen, so Filitz. In der Diskussion sah man Parallelen zwischen dem Text des Katechismus und dem der Psalmen. In beiden kommt das gebrochene und getröstete »Ich« zur Sprache. Die Tagung war hervorragend von Endre Iszlai aus Debrecen vorbereitet. Als junger Pfarrer arbeitet er als Theologiereferent der Kirche und ist Missionspfarrer in Debrecen. Trotz unterschiedlicher Herkunft waren alle Teilnehmer sich über die großen Chancen für den Heidelberger Katechismus einig. Sie feierten zum Abschluss einen Gottesdienst in deutscher, italie- nischer, kroatischer, slowakischer und ungarischer Sprache. Der polnische reformierte Vertreter in der Konferenz war Pfarrer Roman Lipiski. Er arbeitet seit zwei Jahren in Zelów und möchte gerne kirchliche Kontakte in die Grafschaft pflegen. Zelów ist offizieller Partner der Stadt Neuenhaus. Für mich persönlich war es auch schön, alte Freunde und Bekannte aus der Partnerschaft der altreformierten Gemeinde Hoogstede mit zwei reformierten Gemeinden in Budapest vor und nach dieser Tagung nach sechs Jahren das erste Mal wieder zu besuchen. Die Große Reformierte Kirche von Debrecen Für die Ev.-reformierte Kirche nahmen P. Joachim Metten, Herbishofen, P. Bernd Roters, Veldhausen und der Verfasser teil. Gerrit Jan Beuker, Laar Herbstversammlung des Frauenbundes am 29. September 2012 in Emlichheim Gesine Wesselink begrüßte viele Frauen an diesem Nachmittag. Sie las aus Apostelgeschichte 4, 1–12 und hielt eine Andacht aus dem Buch: Wohin soll die Reise gehen? Sie begrüßte ganz herzlich Frau Dicky Bouwman aus Westerbur, die ein Referat zum Thema: »Das Leben: Ein Spiel ohne Grenzen? Grenzen erkennen und Grenzen benennen«, hielt. Hier eine Zusammenfassung: Wie war Ihr Tag heute? Haben Sie gelebt oder wurden Sie heute gelebt? Quälen Sie sich manchmal auch mit der Frage: Wann sage ich »Ja«, wann sage ich »Nein«? Mache ich mich schuldig, wenn ich klare Grenzen setze? Haben wir jemals gelernt »Nein« zu sagen? Und darum möchte ich gerne mit Ihnen über Grenzen nachdenken. Grenzen geben unserem Leben etwas Besonderes. Inwiefern bestimmen Menschen über unser Leben? Wenn unsere Grenzen nicht klar sind, gibt es Verwirrung und Verletzung. Die Bedingung für einen gesunden und ausgeglichenen Lebensstil ist: Klare Grenzen zu haben. Und nur wir selbst können sie setzen. Fest steht, dass wir für uns selbst und auch für die anderen verantwortlich sind. Die Bibel gibt uns eine klare Antwort: »Einer trage des Anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.« Aber es gibt einen Unterschied. Wenn Menschen in Not sind, in Schwierigkeiten, dann ist es unsere Verantwortung, für diese Menschen da zu sein. Aber wenn es um die alltäglichen Mühseligkeiten geht, das sind die alltäglichen Seite 170 Dinge, dafür haben wir selber Verantwortung. Warum sagen wir manchmal »Ja«, wenn wir »Nein« meinen? Aus Angst, Menschen zu verlieren? Im Stich gelassen zu werden? Dass Menschen böse auf uns sind? Das Geheimnis, für andere mit einem frohen Herzen da sein zu können, lautet: «Wer gut für sich selbst sorgt, kann auch gut für andere sorgen!« Wie sieht es mit unseren eigenen, inneren Grenzen aus? Wo fehlt die Disziplin in unserem Leben? Essen, Geld, Zeit usw. Bin ich bereit das zu ändern, was ich ändern muss? Oder glauben Sie, dass Sie es nie schaffen? Jemand hat mal gesagt: »So wie du denkst, so bist Du!« Darin liegt eine tiefe Wahrheit. Denken wir, dass wir etwas nicht können, dann können wir es oft auch nicht. Wenn ich die Entscheidung treffe und sage, dass ich das mit Gottes Hilfe und vielleicht mit Menschenhilfe schaffe, dann werden wir es schaffen. Laura Wilkinson hat es am 24. September 2000 erlebt. Sie gewann bei den Olympischen Spielen für Amerika Gold. Es sah aus, dass sie ihr Training unterbrechen musste. Sie hatte sich den Fuß verletzt. Sie glaubt an Jesus Christus. Bei einem Interview nahm sie freudestrahlend ihre Medaille in die Hand und sagte: »Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus.« Gott segne Sie alle im Alltag. Während der Kaffeepause entwickelte sich eine rege Diskussion zum Thema. Nach der Kaffeetafel wurde Gina Brünink, die sechs Jahre verantwortlich für die Durchführung des Weltgebetstags der Frauen war, verabschiedet. Johanne Paus übernimmt jetzt diese Aufgabe. Nach Lied und Gebet wünschte uns die Vorsitzende einen guten Nachhauseweg. Johanne Gerritzen, Schriftführerin Schriftleiterwechsel In den Monaten November und Dezember 2012 übernimmt Pastor Hermann Teunis die Schriftleitung Ihrener Straße 12 26810 Westoverledingen Die nächste Ausgabe erscheint am 11. November 2012. Der Grenzbote Erscheint vierzehntägig, in den Sommerferien einmal in drei Wochen. Herausgeber: Evangelisch-altreformierte Kirche in Niedersachsen Redaktion: Pastor Hermann Teunis, Ihrener Straße 12, 26810 Westoverledingen Schriftleitung: September und Oktober 2012: Pastorin Nina Oltmanns, Ehm-Schipper-Weg 2, 26736 Campen, Tel. 0 49 27 / 329, E-Mail: [email protected] Redaktionsschluss: Am Dienstag nach dem Erscheinen der vorigen Ausgabe; namentlich gekennzeichnete Artikel werden von den Autoren selbst verantwortet. Druck: A. Hellendoorn KG, Stettiner Straße 1, 48455 Bad Bentheim Bestellmöglichkeiten: Bei den Kirchenräten für den Bezug über die Kirchengemeinde; für den Postbezug bei Gesine Wortelen, Buchenstraße 32, 48465 Schüttorf, E-Mail: [email protected] Bezugsgebühren: EURO 25,– bei Bezug über Kirchengemeinden, EURO 40,– bei Postzustellung Anzeigen: EURO 0,50 je Millimeterzeile bei halbseitiger Breite Auftaktversammlung der Männer-, Haus- und Gesprächskreise Am Donnerstag, den 27. September 2012 fand die Auftaktversammlung der Männer-, Haus- und Gesprächskreise in Laar statt. Um 20.00 Uhr begrüßte Hindrik Wesselink etwa 100 Glaubensgeschwister zum Thema »Brauchen wir als Christen das Alte Testament?« Besonders begrüßt wurden Dr. Walter Hilbrands als Referent und Albert Arends an der Orgel. Nach dem Gebet wurde Lied 198, 1+2 angestimmt. Es folgte die Lesung aus Matt. 5, 17– 20. Ein Manuskript zum Verfolgen des Vortrages wurde verteilt und danach Dr. Hilbrands das Wort erteilt. Dr. Hilbrands lebt seit ca.15 Jahren mit seiner Familie (Ehefrau und zwei Kindern) in der Nähe von Gießen. Dort ist er Dozent und Studiendekan an der Freien Theologischen Hochschule (ca.140 Studierenden) und lehrt das Alte Testament. Er ist in Ostfriesland aufgewachsen und gehörte zur altreformierten Gemeinde in Bunde. Er hat in Gießen und in Kampen/NL Theologie studiert. Als erstes bezog sich Dr. Hilbrands auf Frage 21 des Heidelberger Katechismus: »Was ist wahrer Glaube?« und betonte die Aussage: »Alles für wahr halten, was uns Gott in seinem Wort geoffenbart hat.« Es gab immer wieder Zeiten in der Kirchengeschichte, in denen die Frage nach dem Alten Testament eine Bekenntnisfrage war. So wurde das AT vom Irrlehrer Markion im 2. Jahrhundert und von den sog. »Deutschen Christen« abgelehnt. Wenn im Neuen Testament die Rede von »dem Gesetz und den Propheten« ist, dann ist immer das Alte Testament gemeint. Es gab nie nur das Neue Testament. Das AT war die Bibel Jesu, der Apostel und der ersten Christen, die ihr altes Buch neu gelesen haben, nämlich im Licht des Christusereignisses. Für sie war wesentlich, dass der Gott des AT der Vater Jesu Christi ist, Jesus der im AT verheißene Messias ist und die neue Gemeinde das Israel Gottes aus Juden und Christen ist. Jesus hat das AT nicht abgeschafft und es wurde auch nichts herausgenommen. Jesus ist allerdings das letzte Wort Gottes (Hebr. 1, 1) und die Erfüllung des AT. Gott selbst ändert sich nicht und ist unwandelbar, hat sich aber neu offenbart. Für die ersten Christen war aber ebenso deutlich, dass das AT in drei Bereichen seine unmittelbare Gültigkeit durch Jesus verloren hat. Erstens, die Opfer des AT gelten durch den Sühnetod Jesu als abgelöst. Zweitens, die äußere Beschneidung ist nicht mehr Zeichen der Zugehörigkeit zum Gottesvolk, sondern die innere Beschneidung, die Bekehrung und die Taufe. Drittens, das Gesetz des Mose hat seine Kraft verloren. Dennoch ist das AT weiterhin Heilige Schrift und Grundlage des Neuen Testamentes. »Brauchen wir als Christen das Alte Testament?« Hilbrands illustrierte an drei Beispielen, dass diese Frage im persönlichen Bereich und in der Wirkung nach außen vor offene Fragen stellen und sogar Nöte bereiten kann. So werde die Formel »Auge um Auge« immer wieder missverstanden, obwohl körperliche Verstümmelung an keiner Stelle in der Bibel erlaubt sei. Weitere umstrittene Themen des AT sind der Krieg und die Vielehe. Auch hier gab der Referent Hinweise, wie mit diesen schwierigen Fragen umzugehen sei. Der Abend machte deutlich: Wir brauchen das AT für historische und theologische Informationen über Schöpfung, das Wesen Gottes und das Wesen des Menschen, über Sünde, die Notwendigkeit der Opfer, Gott als Richter, die Heiligkeit Gottes und das Handeln Gottes mit dem Einzelnen und mit seinem Volk. Wir brauchen E das AT zur Illustration, insbesondere die Erzähltexte der Erzväter und der Geschichtsbücher: Mose, Richter, Propheten usw. 40 Prozent des AT sind Erzählungen. Wir brauchen das AT zur Lehre, zentral die Zehn Gebote. Wir brauchen das AT zur Anbetung Gottes – wer lehrt es uns dies besser als die Psalmen! Wir brauchen das AT zur Ermutigung und Erbauung über Gottes Zusagen und Verheißungen. Nach dem gemeinsamen Singen von Psalm 119 Vers 1 gab es Zeit für eine Fragerunde. Es gab sehr viele Nachfragen, was auf großes Interesse gedeutet werden darf. Hauptpunkte der Nachfrage waren das Verhältnis von Kirche und Israel sowie das Thema Gewalt im AT. Zum Schluss bedankte sich Hindrik Wesselink besonders bei Dr. Hilbrands und bei Albert Arends und dankte der Laarer Kirchengemeinde für die Nutzung der Räumlichkeiten. Er wies auf die Kassetten hin, die aufgenommen wurden, und informierte, dass am 26. Januar 2013 das Seminar mit Pastor Wiekeraad in Nordhorn stattfinden soll. Vor der Kollekte, die am Ausgang für den Blekkerhof in Uelsen gehalten wurde, sprach Dr. Hilbrands noch ein Gebet und es wurden die Verse 3 und 4 von Psalm 119 angestimmt. Jan Robbert E Seite 171 Veldhausen: Jazz in der Kirche Weihnachten im Schuhkarton Gospelchor Uelsen – Singing for Presents – Sonntag, 4. November 2012 19.00 Uhr Ev.-altref. Kirche, Paul-Gerhardt-Straße 2 Nordhorn Als Eintrittskarte gilt ein gefüllter Schuhkarton, ansonsten 5 Euro Eintritt. Zum Abschluss der ökumenischen Bibelwoche laden die Veldhauser Kirchengemeinden für Donnerstag, den 8. November ein zu einem Konzert mit der Organistin Francien Janse-Balzer (Weener) und dem Saxophonisten Uwe Heger (Leer/Oldenburg). Unter dem Motto »Jazz in der Kirche« werden die Zuhörer eingeladen, sich auf einen zeitgenössischen Musikstil einzulassen, der wie kaum eine andere Epoche zuvor den Höhen und Tiefen menschlicher Lebenserfahrungen, Fragestellungen und Gefühle ihren Ausdruck finden lässt. Von Dur bis Moll, von jauchzend bis betrübt, von leichtfüßig bis nachdenklich, von glaubend bis zweifelnd geben die Arrangements all jenen Gedanken Ausdruck, die gerade auch in der Kirche und im Gottesdienst der Gemeinde ihren Platz haben – wie der Klagegesang und der lobende Hymnus. Gerade deshalb gehört (auch) der Jazz-Stil mit seinen Klangfarben in den Kirchenraum. Das Konzert – mit Gelegenheiten zum Mitsingen – findet in der altreformierten Kirche statt und beginnt um 19.30 Uhr, der Eintritt ist frei. Foto: Martina Nagel Fritz Baarlink, Veldhausen Der Herr behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele. Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit! Psalm 121, Vers 7 und 8 Der Herr über Leben und Tod hat heute meinen lieben Mann, Vater, Schwiegervater, unseren Großvater, Urgroßvater, Bruder und Schwager im gesegneten Alter von 87 Jahren aus unserer Mitte heimgerufen. Hindrik Jan Baarlink * 6. Dezember 1924 † 21. September 2012 Der Herr ist mein Hirte. Psalm 23, 1 Mit einem Herzen voller Trauer, aber dankbar für unsere gute gemeinsame Zeit, müssen wir Abschied nehmen von meinem innigst geliebten Mann, unserem herzensguten Vater, Schwiegervater, unserem lieben Opa, Bruder, Schwager, Onkel, Neffen und Vetter Steven Lambers * 1. März 1935 In liebevoller Erinnerung Gesien Lambers geb. Stroers Heinrich und Annegret Lambers mit Hannes und Jette Geeske, Anna, Steffen, Jan-Luca Martin und Helga Baarlink Frank und Inga Brünink Linda Baarlink und Gerwin Kaalmink Nico Baarlink und Anke Boerrigter Marco Baarlink Hermannus und Johanna Baarlink Hindrik-Jan und Alberdina Hessels Jan Hermann und Henriette Lambers 49824 Emlichheim, Volzel Coevordener Straße 39 Seite 172 † 13. Oktober 2012 In stiller Trauer Jantiena Baarlink geb. Hessels Hermann und Gertraud Baarlink Anne und Jens Baarlink Lisa, Simon, Jonas Swenna und Jörg Warmer Sina, Hannah Sigrid und Dietmar Stegink-ter Bahne Phila, Jan-Eike, Rebekka, Jasper und alle Angehörigen 49828 Osterwald, Rheine Brookstraße 11