Kutschen, Kleider, Kultobjekte der Kaiserin Elisabeth von Österreich.
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Kutschen, Kleider, Kultobjekte der Kaiserin Elisabeth von Österreich.
SISI AUF DER SPUR Kutschen, Kleider, Kultobjekte der Kaiserin Elisabeth von Österreich. Eine Ausstellung der Wagenburg des Kunsthistorischen Museums, 1130 Wien, Schloss Schönbrunn 30. Mai 2008 bis Ende 2009 Im Rahmen dieser Ausstellung werden in der Wagenburg ab 30. Mai einmalige authentische Erinnerungsstücke an Kaiserin Elisabeth zu sehen sein. Durch die Schausammlung wird ein „Sisi-Pfad“ führen, der den Lebensweg der Kaiserin von ihrer Hochzeit bis zu ihrem tragischen Tod anhand ihrer Fahrzeuge nachvollziehbar macht. Präsentiert werden diese Kutschen gemeinsam mit Portraits, Gemälden und weltweit einmaligen Objekten aus Sisis persönlichem Besitz: Gleich zu Beginn kann man neben ihrer Hochzeitskutsche die wunderbare goldbestickte Schleppe bewundern, die Sisi 1854 zu ihrem Brautkleid trug. Kultstatus hat auch der einzig erhaltene Sattel der Kaiserin, dem die Portraits ihrer Lieblingspferde gegenüber gestellt sind. Eine wahre Ikone für Sisi-Fans ist ein prachtvolles schwarzes Kleid mit meterlanger Schleppe, das ihre eindrucksvolle Erscheinung auf einzigartige Weise wieder lebendig macht. SISI AUF DER SPUR Kutschen, Kleider, Kultobjekte der Kaiserin Elisabeth von Österreich. Kaiserin Elisabeth im Frisiermantel Gemälde von Eberhard Riegele (1923) nach einem Original von Franz Xaver Winterhalter (1864) Regensburg, Fürst Thurn und Taxis Museen, Inv.-Nr. StE 492 Winterhalter gehörte zu den wenigen Malern, denen Elisabeth Porträtsitzungen gewährte. Winterhalter, seinerzeit einer der meistgefragten Porträtmaler, fertigte vom Kaiserpaar die beiden offiziellen Staatsportraits an. Franz Joseph bestellte bei ihm aber auch zwei private Bildnisse der Kaiserin, die sie beide mit offenen Haaren zeigen. Jenes im Frisiermantel war das Lieblingsbild des Kaisers von seiner Gemahlin. Er hatte es auf einer Staffelei direkt vor seinem Schreibtisch in der Hofburg stehen. Der Kaiser war der Meinung, dass es überhaupt kein gutes Bild seiner Gemahlin gegeben habe, doch zu den Porträts von Winterhalter meinte er: Die „Bilder, die er von Sisi machte, sind ganz scharmant geworden und sind die ersten ähnlichen Porträts von ihr.“ Die Wagenburg des Kunsthistorischen Museums und das ihr angeschlossene Monturdepot zählen weltweit zu den wenigen Museen in Wien, die eine große Anzahl authentischer Erinnerungsstücke der Kaiserin Elisabeth von Österreich besitzen. Dazu gehören die eindrucksvollen Roben der Kaiserin und Objekte ihres persönlichen Gebrauchs wie ihr roter Damensattel. Aus konservatorischen Gründen können die meisten dieser einzigartigen Stücke doch nur ganz selten der Öffentlichkeit präsentiert werden. Hinzu kommen zahlreiche „Portraits“ von Elisabeths Reitpferden, die sie in ihrer „Reitkapelle“ versammelt hatte, sowie Darstellungen einiger ihrer Hunde. Darüber hinaus können die wichtigsten Ereignisse im Leben der Kaiserin und Königin von ihrer Hochzeit bis zu ihrem tragischen Tod anhand der von ihr benutzen Fahrzeuge nachvollziehbar gemacht werden. Das betrifft ihren (ursprünglich für Napoleon gebauten) Einzugswagen als kaiserliche Braut, den goldenen Imperialwagen, in dem sie zu ihrer Krönung in die Matthiaskirche von Budapest gefahren wurde, ihr zuletzt vor ihrer Ermordung benutztes Leiblandaulett und schließlich den imposanten schwarzen Leichenwagen, mit dem sie zur Kapuzinergruft geführt wurde. Gezeigt werden außerdem die bezaubernden Kinderkutschen ihrer Tochter Gisela und des Kronprinzen Rudolf. Insgesamt acht Themenschwerpunkte zu Elisabeths Leben sind anlässlich dieser Ausstellung in die allgemeine, nun neu angeordnete Schausammlung der Wagenburg integriert und führen den Besucher auf Sisis Spur. So wird, ausgehend von ihren Kutschen, ein neuer und ungewöhnlicher Blick auf die Person der berühmten Monarchin ermöglicht, in deren Leben bereits vor über 100 Jahren heute aktuelle Themen wie Mobilität, Sport und Schlankheitskult eine bedeutende Rolle gespielt haben. 2 ZEITTAFEL ZUR KAISERIN ELISABETH 24. Dezember 1837 Juni 1848 2. Dezember 1848 18. August 1853 24. April 1854 5. März 1855 15. Juli 1856 29. Mai 1857 21. August 1858 19 November 1860 14. August 1862 Februar 1863 November 1864 27. August 1865 8. Jänner 1866 8. Juni 1867 22. April 1868 Um 1868/1869 1. Mai 1873 Dezember 1873 26. Juni 1875 11. September 1875 März 1876 April 1879 März 1882 Februar 1885 Oktober 1885 April 1886 13. Juni 1886 Dezember 1886 Jänner 1887 Februar 1888 November 1888 Elisabeth Amalia Eugenia wird in München als viertes Kind von Herzog Maximilian in Bayern und Herzogin Ludovika geboren Fahrt nach Innsbruck: erstes Zusammentreffen von Sisi und ihren Cousins; Franz Joseph ist aber nicht anwesend Regierungsantritt Kaiser Franz Josephs Kaiser Franz Joseph hält in Ischl an seinem 23. Geburtstag um die Hand der fünfzehnjährigen Elisabeth an Trauung des Paares in der Augustinerkirche in Wien Geburt der ersten Tochter Sophie in der Wiener Hofburg Geburt der zweiten Tochter Gisela in Laxenburg Tod der ersten Tochter Sophie in Buda(pest) Geburt des Kronprinzen Rudolf in Laxenburg; Sisi leidet unter chronischem Husten, Appetitlosigkeit und Kopfschmerzen Abfahrt nach Madeira zur Erholung von einem Lungenleiden; nachfolgend Aufenthalte in Korfu, Venedig und Bad Kissingen Nach Genesung Rückkehr in die Residenzstadt Wien Elisabeth beginnt, systematisch Ungarisch zu Lithographie nach einem Entwurf von M. lernen Streicher, 1888. Ida von Ferenczy wird „Vorleserin Ihrer Majestät“ (ÖNB/Bildarchiv, Pg II 47.) und engste Vertraute der Kaiserin, die in der Widmungsblatt zum Regierungsjubiläum am Ungarnfrage als Vermittlerin fungiert 2. Dezember 1888. Tableau mit den Bildnissen Im so genannten Ischler Ultimatum Forderung an des Kaiserpaares sowie mit denjenigen von den Kaiser nach freier Entscheidung in dessen Eltern, Kindern und Schwiegerkindern. Erziehungsfragen und freier Wahl ihres Marie Valérie war damals noch unverheiratet. Aufenthaltsortes; beides wird gewährt Erstes Treffen mit dem ungarischen Landtagsabgeordneten Gyula Graf Andrássy; in der Folge immer stärkere Befürwortung der ungarischen Interessen Nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich Krönung Franz Josephs und Elisabeths zum König und zur Königin von Ungarn; dem Königspaar werden Schloss Gödöllö und das dortige Jagdrevier zur Verfügung gestellt Geburt der jüngsten Tochter Marie Valérie in Buda(pest) Letzte Porträtphotos der damals 30/31-jährigen Die Wiener Weltausstellung wird eröffnet 25-jähriges Regierungsjubiläum des Kaisers; nach 1873 übernimmt Elisabeth kaum noch Repräsentationspflichten in Wien Tod des Ex-Kaisers Ferdinand I., dessen Haupterbe Kaiser Franz Joseph ist. Erhöhung der Apanage Elisabeths von 100.000 auf 300.000 Gulden pro Jahr Schwerer Reitunfall in Sassetôt (Normandie) Erstmalige Teilnahme an Parforcejagden in England Feier der Silbernen Hochzeit; letztes Porträt Elisabeths: die „nach der Natur“ geschaffene Büste von Victor Tilgner Beendigung des letzten Reitaufenthalts in England und Verkauf ihrer dortigen Pferde; im selben Jahr Beginn der Ausübung des Fechtsportes unter Anleitung der Fechtmeister Friedrich und Schulze Der Gedichtzyklus Nordsee Lieder wird begonnen Große Orientreise; unter Anleitung von Alexander von Photographie von Ludwig Angerer, Warsberg intensive Auseinandersetzung mit der 1868/69. griechischen Kultur (ÖNB/Bildarchiv, NB 504.279-B.) Beginn der systematischen Auseinandersetzung mit Heine, im Gegenzug Einschränkung des Reitsports Tod König Ludwigs II. von Bayern, der bei Elisabeth eine nicht mehr endende Todessehnsucht auslöst Komplette Auflösung ihres Reitstalles und Entlassung der Bereiter Gedichtzyklus Winterlieder, der 140 Gedichte umfassen sollte; im selben Jahr erste spiritistische Neigungen und Vorsorge für ein Exil in der Schweiz Beginn des dritten Gedichtzyklus, Vermischte Gedichte, der im November unvollendet abgebrochen wird Entschluss, auf Korfu eine Villa errichten zu lassen; Beginn des Studiums der neugriechischen Sprache 3 24. Dezember 1888 30. Jänner 1889 31. Juli 1890 Ab 1892 März und April 1896 Mai und Juni 1896 14. Juni 1896 1896/1897 15. Juli 1898 10. September 1898 17. September 1898 Verlobung der Lieblingstochter Marie Valérie Selbstmord des Kronprinzen Rudolf; Elisabeth verfällt in schwere Depressionen und trägt (fast) nur mehr schwarze Kleidung; der Fechtsport wird aufgegeben, die Reiseaktivitäten werden hingegen weiter intensiviert Anlässlich der Trauung Marie Valéries nicht in Schwarz gekleidet; das Kleid hat eine taubengraue Farbe Elisabeth ist kaum noch in Wien, Gödöllö oder Ischl; die Wintermonate werden im Süden verbracht; die Reisen erfolgen zum Teil ungeplant und spontan, so dass der Kaiser oft genug nur aus den Zeitungen erfährt, wo sich seine Gemahlin gerade aufhält Letzter Aufenthalt auf Korfu; das Achilleion wird zum Verkauf freigegeben Millenniums-Feierlichkeiten in Ungarn; letzte öffentliche Auftritte Zweites Testament Elisabeths, ausgestellt in Lainz Aufgrund anhaltender Unterernährung treten Hungerödeme auf Abreise von Ischl; der Kaiser sollte seine Gemahlin nicht mehr lebend wiedersehen Ermordung in Genf durch den Anarchisten Luigi Lucheni Beisetzung in der Kapuzinergruft in Wien Büste von Kaiserin Elisabeth von Victor Tilgner, 1879 Anonyme Photographie. (ÖNB/Bildarchiv, Pf E 115 E.) SISI, DIE BRAUT DES KAISERS VON ÖSTERREICH „Als 15-jähriges Kind wird man verkauft […]“ Elisabeth 1889 zu ihrer Tochter Marie Valérie. Tagebuchnotiz von Marie Valérie, Tochter der Kaiserin, 1889: Mama sagte, „die Ehe sei eine widersinnige Einrichtung. Als 15-jähriges Kind wird man verkauft und tut einen Schritt, den man nicht versteht und dann 30 Jahre länger bereut und nicht lösen kann.“ Als Kaiser Franz Joseph im August 1853 zu seinem 23. Geburtstag nach Ischl fuhr, war seitens seiner Mutter beabsichtigt, ihm seine Cousine Helene als Braut zu präsentieren. Helene kam daher mit ihrer Mutter Ludovica und in Begleitung ihrer jüngeren Schwester Sisi nach Ischl. Der Kaiser verliebte sich aber statt in Helene Hals über Kopf in die damals erst fünfzehnjährige Sisi und hielt an seinem Geburtstag um ihre Hand an. Sisi willigte verunsichert ein. Sie hatte sich zwar in den Kaiser verliebt, doch ängstigte sie seine Stellung. „Wenn er nur kein Kaiser wäre!“, soll Sisi gesagt habe, und gleichzeitig auch: „Ich bin ja so unbedeutend!“ Dem Kaiser gefiel aber gerade ihre schüchterne Mädchenhaftigkeit. Graf Hans Wilczek, der bei der Verlobung anwesend war: „Sie war damals noch sehr jung […] und noch lange nicht so schön, wie sie später wurde. Damals sah man noch gar nichts davon, dass sie so wunderbar schönes Haar hatte. Sie war eben noch ganz Knospe und ihre Gestalt eher unansehnlich und doch wurde sie später die schönste Frau in Österreich.“ Photographie von Alois Löcherer, 1852/53. (ÖNB/Bildarchiv, E 22.267-D.) Elisabeth im Alter von 14 oder 15 Jahren. Nach der Verlobung kehrte der Kaiser zu seiner „papierenen Schreibtischexistenz“ zurück, wie er es selbst formulierte. Sisi hingegen musste ihr Mädchendasein aufgeben und ein immenses Lernprogramm bewältigen, um sich auf ihre zukünftige Rolle vorzubereiten. Der Kaiser war mit den „Lernfortschritten“ seiner Braut zufrieden. Ein besonders Anliegen war ihm auch die Beschaffung eines möglichst authentischen Porträts von Sisi. Brief Kaiser Franz Josephs an seine Mutter vom 17. Oktober 1853. „Alle Tage liebe ich Sisi mehr und immer überzeuge ich mich mehr, daß keine für mich besser passen kann als sie. […] Ich habe hier das erste gut aufgefaßte und wirklich ähnliche Bild von ihr, von einem gewissen Dürck gemalt, gesehen […].“ Zur Hochzeit am 24. April 1854 fuhr Sisi am 20. April mit ihrer Familie per Kutsche bis Straubing und am nächsten Tag per Schiff bis Linz. Dort empfing der Kaiser am 22. April seine Braut, die anschließend mit dem Raddampfer Franz Joseph nach Wien fuhr, wo sie nachmittags ankam und die folgende Nacht im Schloss Schönbrunn verbrachte. 4 Galvanographie von Leo Schöninger (1854) nach einem Gemälde von Friedrich Dürck von 1853. (ÖNB/Bildarchiv, NB 500.825-B.) Der Einzug der Braut in die Stadt Wien fand am 23. April über die damit zugleich eingeweihte Elisabeth-Brücke statt. Die Braut saß mit ihrer Mutter im vergoldeten Galawagen, der mit acht Schimmeln bespannt war. Am nächsten Tag, dem 24. April, traute Erzbischof Rauscher das Paar in der Augustinerkirche. Zum Weg dorthin wurden übrigens keine Wägen verwendet. Es gibt also keinen „Hochzeitswagen“. Objekte Einzugswagen für Sisi als kaiserliche Braut − ursprünglich „Mailänder Krönungswagen“ Napoleons I. Paris, um 1789/90 Wien, Kunsthistorisches Museum, Wagenburg, Inv.-Nr. W 003 Der ursprünglich ganz vergoldete Wagen wurde um 1790 in Paris gebaut und 1805 von Napoleon bei seiner Mailänder Krönung zum König von Italien verwendet. Kaiser Franz I. brachte ihn nach seinem endgültigen Sieg über Napoleon nach Wien, wo der Wagen − mit österreichischen Kronen und Wappen versehen − zu einem der wichtigsten Fahrzeuge des Hofes wurde. So entstand die Tradition, dass kaiserliche und erzherzogliche Bräute im „Mailänder Wagen“ ihren Einzug in Wien hielten. Auch Sisi zog am 23. April 1854 in diesem Wagen in ihre künftige Heimatstadt ein. Allerdings war sie keine „strahlende“ Braut: Erschöpft und verängstigt saß sie neben ihrer Mutter, Herzogin Ludovika. Bei der Ankunft in der Hofburg blieb sie mit ihrem Diamantendiadem an der Türfassung des Wagens hängen und strauchelte. Entsetzt über dieses Missgeschick, kam sie schluchzend in ihrem neuen Heim an. Sisis Hochzeitsschleppe Wien, 1854 Wien, Kunsthistorisches Museum, Monturdepot, Inv.-Nr. N 207 Bei ihrer Hochzeit am 24. April 1854 trug Sisi ein weißes Seidenkleid mit reicher Stickerei in Gold und Silber sowie eine lange, goldbestickte „Courschleppe“, die als selbständiges Element um die Taille über dem Kleid fixiert wurde. Diese Schleppe wurde als besonderes Erinnerungsstück von Sisis Lieblingstocher Erzherzogin Marie Valérie aufbewahrt. 1989 konnte sie aus dem Besitz der Nachfahren der Erzherzogin für das Monturdepot erworben werden. Ausfahrt von Franz Joseph und Sisi am 19. August 1853, dem Tag ihrer Verlobung, von Bad Ischl nach Hallstadt. Graf Grünne lenkt den Landschützer mit Schecken-Sechserzug im Wildgang Johann Gottlieb Prestel, um 1853/54 Wien, Kunsthistorisches Museum, Wagenburg, Inv.-Nr. Z 037 Franz Joseph-Zitat (Brief an seine Mutter, dat. Ischl. 1. Juli 1865): "Liebe Mama, [...] Vorgestern habe ich allein mit Sisi beim herrlichsten Wetter eine sehr hübsche Partie gemacht. Wir sind um 10 Uhr zum Steg gefahren und von dort zu Fuß auf der Solenleitung auf den Rudolphsturm und dann noch nach Hallstatt gegangen, wo wir schon um 1 Uhr waren und um 2 Uhr auf dem Balkon des Wirtshauses speisten. Nach Tisch sind wir zum Waldbachstrub gegangen. Das Tal war herrlich beleuchtet und vom frischesten Grün; nur durch eine Menge von Trotteln, wie immer, und durch eine neue, in dieser Gegend höchst unpassende Zivilisation verunstaltet. Es sind nämlich am ganzen Wege eine Menge Butiken mit Schnitzereien und Steinen aufgestellt und sogar ein Kaffeehaus ist entstanden, so daß ich schon erwartete, man müsse wie in der Schweiz beim Wasserfall Entree zahlen. Allein das ist denn doch noch nicht der Fall. Wir waren beide seit unserem Verlobungstage nicht in dem schönen Tale gewesen und gedachten recht viel der damaligen Zeit. ...“ 5 Das Kaiser- und Kronprinzenpaar im Schlosspark von Laxenburg Karl Schweninger d. Ä., 1887 Wien, Wien Museum, Inv.-Nr. 16.865 Elisabeth ist auf dem Bild in einer Victoria sitzend dargestellt. Die Kaiserin fuhr aber auch gerne in sogenannten Selbstkutschierwägen, das heißt, sie kutschierte den Wagen selbst. Hinweis: Dieses Bild ist nur bis 26.1.2009 in der Ausstellung zu sehen. DIE JUNGE KAISERIN „Ich bin erwacht in einem Kerker […]“ Aus einem Gedicht der Kaiserin Gedicht der Kaiserin, laut Elisabeth-Biograph Corti nur vierzehn Tage nach ihrer Hochzeit verfasst, möglicherweise aber erst später entstanden. „Ich bin erwacht in einem Kerker, Und Fesseln sind an meiner Hand. Und meine Sehnsucht immer stärker – Und Freiheit! du, mir abgewandt!“ Schon bald nach ihrer Trauung wurde Elisabeth bewusst, dass eine Ehe mit dem österreichischen Kaiser und persönliche Freiheit unvereinbar waren. Den Hauptgrund dafür bildete das streng reglementierte Hofleben, das kaum Privatheit erlaubte. Dennoch erfüllte Elisabeth in den ersten Ehejahren die Pflichten einer Kaiserin und begleitete ihren Gemahl auf den Reisen, nahm an Festlichkeiten teil, besuchte Spitäler, und das Wichtigste: Sie gebar − nach zwei Mädchen − am 21. August 1858 einen Thronfolger. Als sie dennoch am Wiener Hof weiterhin ständiger Kritik ausgesetzt war und zu guter Letzt noch Gerüchte über außereheliche Beziehungen ihres Gemahls hinzukamen, führte dies schließlich im Jahre 1860 zum körperlichen und seelischen Zusammenbruch. Ihre Reaktion war eine zweifache: Zum einen floh sie vom Wiener Hof, zum anderen schuf sie ein „Gegenzeremoniell“ mit einem Kreis persönlicher Vertrauter vorzugsweise ungarischer Herkunft. Photographie von Ludwig Angerer. (ÖNB/Bildarchiv, NB 509.044-B.) Bilder Die Kaiserin vor ihrer „Flucht“ nach Madeira im November 1860. Elisabeth trug damals noch häufig die weit ausladenden Krinolinen. Elisabeth mit ihrem Bruder Carl Theodor in Kissingen, wo sie sich von Mai bis Juli 1862 zur Kur aufhielt, die nun endlich die lang ersehnte Besserung brachte. Am 14. August 1862 kehrte Elisabeth nach Wien zurück. Die fast zweijährige Abwesenheit vom Wiener Hof hatte sie sowohl äußerlich als auch wesensmäßig verändert: Sie hatte an Schönheit und Selbstbewusstsein gewonnen. Lithographie von Emil Hartitzsch. (ÖNB/Bildarchiv, NB 511.421-B.) 6 Objekte Leib-Victoria à la Daumont Laurenzi & Comp. (Wien), 1852/53 Wien, Kunsthistorisches Museum, Wagenburg, Inv.-Nr. W 030 Die nach der englischen Königin benannte Victoria war um 1850 ein eleganter Modewagen. Sie diente als reines Schönwetterfahrzeug für zwei Personen, die ein Faltdach vor plötzlich einsetzendem Regen schützte. Da der Kasten auf Türen verzichtete, konnten die Insassen besonders gut gesehen werden. Dies machte die Victoria zu einem beliebten Damenwagen, mit dem die Besitzerinnen ihre Garderobe bei der Ausfahrt wirkungsvoll zur Geltung bringen konnten. Die hier vorgestellte, 1852 von Ludwig Laurenzi gebaute Victoria ist für eine Bespannung à la Daumont eingerichtet: Sie hat keinen Bock, da sie von berittenen Kutschern oder Jockeys gelenkt wurde. Als Leibwagen war sie ausschließlich für den Kaiser und seine Gemahlin bestimmt und somit eines jener Fahrzeuge, die die frisch vermählte Kaiserin Elisabeth regelmäßig benützte. Viersitzige Leib-Kalesche à la Daumont Cesare Sala (Mailand), 1857 Wien, Kunsthistorisches Museum, Wagenburg, Inv.-Nr. W 029 Als „Daumont“-Wagen bezeichnete man Kutschen ohne Bock, die von berittenen Jockeys gelenkt wurden. Offene Daumont-Wägen galten als besonders elegant, da die Aussicht der Fahrgäste weder durch ein Dach noch durch einen Kutschbock behindert wurde. Das lederne Klappverdeck, das die Insassen vor plötzlichen Regenschauern schützen sollte, war normalerweise zurückgeschlagen. In Wien wurden Daumont-Wägen bei schönem Wetter für Ausfahrten in der Stadt oder im Prater verwendet. Der Hof besaß naturgemäß zahlreiche Fahrzeuge dieser Art, darunter diese elegante Kalesche, die Franz Joseph und Elisabeth drei Jahre nach ihrer Hochzeit beim berühmten Mailänder Wagenbauer Cesare Sala bestellten. Sie wurde von sechs weißen Kladruber Hengsten gezogen und diente als sommerlicher Alltagswagen für die kaiserliche Familie. „Chenillekleid“ der Kaiserin Elisabeth Fanny Scheiner (Wien), um 1880, nach 1890 verändert Wien, Kunsthistorisches Museum, Monturdepot, Inv.-Nr. N 124 Dieses Kleid aus hellem Satin und Seidentüll mit Chenille-Applikationen wurde um 1880 von Sisis Lieblingsschneiderin Fanny Scheiner für sie entworfen. Es wurde im Dezember 1889 wie die meisten hellen Kleider der Kaiserin im Familienkreis verschenkt und nach 1890 für eine neue Trägerin verändert. 1962 gelangte es als Schenkung einer Nachfahrin des Kaiserhauses an das Kunsthistorische Museum. Campagne-Uniform eines österreichischen Feldmarschalls in deutscher Adjustierung, getragen von Kaiser Franz Joseph I. Anton Uzel (Wien), 1889 (Rock), 1916 (Hose) Wien, Kunsthistorisches Museum, Monturdepot, Inv.-Nrn. N 260, N 261 Der Leibkammerdiener des Kaisers, Eugen Ketterl, berichtet von der Bescheidenheit und Sparsamkeit des Kaises bei den täglich in Gebrauch stehenden Uniformen des Kaisers: Statt einer Erneuerung wünschte der Kaiser eher eine "Egalisierung". "Der Waffenrock ist noch ganz gut, lassen S' ihn neu egalisieren ...“ 7 Livree eines Vorreiters vom Daumontzug für Schimmel Wien, Kunsthistorisches Museum, Monturdepot, Inv.-Nrn. U 321 (Rock), U 242 (Perücke) Getragen vom Leibkutscher und Leibpostillon Franz Hengge (1837-1904), der von 1885 bis 1898 im Dienst der Kaiserin Elisabeth stand. DIE KAISERIN ALS MUTTER „[…] sie ist ja doch so eine hingebende Gattin und Mutter!“ Der Kaiser über seine Gemahlin im September 1856. Mit zwanzig Jahren hatte Elisabeth bereits drei Kinder geboren und den Tod ihrer erstgeborenen Tochter erleben müssen. Dabei war sie selbst noch ein halbes Kind, zumal sie durch ihre frühe Verehelichung in ihrer eigenen Persönlichkeitsentfaltung behindert wurde. Die Mutter des Kaisers, Erzherzogin Sophie, entwickelte in ihrer Zuneigung für Elisabeth und ihre Enkelkinder eine zwar gut gemeinte, aber zugleich bevormundende Fürsorglichkeit. Die Kaiserin konnte unter diesen Umständen kaum ein Selbstwertgefühl als Mutter entwickeln. Im Jahr 1867, als der Ausgleich Österreichs mit Ungarn nicht zuletzt durch Elisabeths Engagement zustande kam, fühlte sich Elisabeth offenbar so gestärkt, dass sie nach fast zehn Jahren wieder Mutter werden wollte. Diesmal traute sie sich zu, die Erziehung ihres vierten Kindes, Marie Valérie, ganz allein zu übernehmen, mit dem Ergebnis, dass sie dieses Kind mit ihrer Liebe fast erdrückte. Photographie von Ludwig Angerer, 1859. (ÖNB/Bildarchiv, Pf 332.) Das Familienphoto von 1859 hat Seltenheitswert. Es ist das einzig bekannte Photo der kaiserlichen Familie, auf dem auch Elisabeth (hier mit Gisela und Rudolf) zu sehen ist. Kaiser Franz Joseph im September 1856 an seine Mutter: „Ich bitte Sie jedoch inständigst, Sisi nachsichtig zu beurteilen, wenn sie vielleicht eine zu eifersüchtige Mutter ist, – sie ist ja doch so eine hingebende Gattin und Mutter! […] Übrigens fällt es Sisi gar nicht ein, Ihnen die Kinder entziehen zu wollen, und sie hat mir eigens aufgetragen, Ihnen zu schreiben, daß dieselben immer ganz zu Ihrer Disposition sein werden, wie es ja auch immer in Schönbrunn und Laxenburg der Fall war.“ Elisabeth über ihre damals vierjährige Tochter Marie Valérie im Juni 1872: „Jetzt weiß ich es, was für eine Glückseligkeit ein Kind bedeutet […].“ Tuschzeichnung von A. Fischel, Prag um 1875. (ÖNB/Bildarchiv, Pg II 44.) Tableau mit der kaiserlichen Familie. 8 Objekte Die Kutschen der Kaiserkinder Kutschen hatten einen festen Platz in allen Bereichen des höfischen Lebens: Es gab Prunkfahrzeuge, die ausschließlich der Repräsentation fürstlicher Macht dienten, und Gebrauchsfahrzeuge für Alltag und Reise sowie Lust- und Freizeitwägen, die der Kaiser und die Kaiserin gerne auch selbst kutschierten. So war es selbstverständlich, dass auch die kaiserlichen Kinder schon früh den Umgang mit Pferd und Wagen lernten, wobei die für sie angefertigten Kutschen das ganze Spektrum zeitgenössischer Gefährte vom höchstrangigen Repräsentationsfahrzeug bis hin zur sportlichen Freizeitkutsche widerspiegeln. Angefertigt wurden die kaiserlichen Kinderwägen von den bedeutendsten Kutschenfabrikanten ihrer Zeit, die sie als exakte Miniaturausgaben der Fahrzeuge für Erwachsene konzipierten. So kostbar die kleinen Fahrzeuge auch waren – sie wurden tatsächlich von den Kindern für Ausfahrten in den kaiserlichen Parks benützt. Gezogen wurden sie je nach Art und Größe von eigens dafür abgerichteten Schafen, Ziegen oder Ponys. Kinderwagen der Erzherzogin Gisela Österreich, um 1858/59 Wien, Kunsthistorisches Museum, Wagenburg, Inv.-Nr. W 070 Diese elegante kleine Kalesche wurde für Erzherzogin Gisela, die 1856 geborene Tochter des Kaiserpaares gebaut. Wie bei hochrangigen Kinderwägen üblich, zeigt sie den gleichen technischen und gestalterischen Luxus wie Kutschen für Erwachsene: Der modisch schiffförmige Kasten ist direkt auf die Druckfedern des reich vergoldeten Gestells montiert. Er trägt eine „hofgrüne“ Lackierung und eine Bordüre aus goldenen Ranken. Am Wagenschlag ist das Monogramm der kleinen Erzherzogin angebracht. Briefen der Großmutter, Erzherzogin Sophie, zufolge wurde der kleine Wagen bereits 1859 von Gisela und ihrem Bruder Rudolf im kaiserlichen Schloss Laxenburg verwendet. Schilderung eines Besuches bei Sisi am 28. Juni 1859 in Laxenburg von Erzherzogin Sophie, mit Erwähnung von Giselas Wagen. „Dienstag, wo wir abends nach Laxenburg fuhren, Papa, Onkel Ludwig, Ludwig [Victor] und ich, fanden wir abermals den Kleinen mit einem großen Stück Semmel, aber in Gisela's Wägelchen, oder vielmehr Calesche, sitzend durch den Esel gezogen. Gisela saß bei ihm, und beide Kinder sahen so glücklich aus. Gisela lächelte beständig und küßte ihr Brüderchen, denn beide Kinder lieben sich so zärtlich. Sie wurden vor dem Hause auf- und abgefahren.“ Kinderwagen des Kronprinzen Rudolf Cesare Sala (Mailand), um 1860 Wien, Kunsthistorisches Museum, Wagenburg, Inv.-Nr. W 069 Dieser bezaubernde kleine Kinderwagen wurde vom berühmten Mailänder Wagenfabrikanten Cesare Sala für den heiß ersehnten Kronprinzen Rudolf, gebaut. Der Wagen für den kleinen Prinzen ist eine Miniaturausgabe eines Luxusfahrzeuges für Erwachsene, die verschwenderisch mit allen technischen und künstlerischen Raffinessen der Zeit ausgestattet ist. Den offenen Kasten, in dem zwei Kinder einander gegenüber sitzen konnten, ziert gemaltes Flechtwerk. Elegante längliche Kotflügel schützten die kleinen Passagiere vor aufspritzendem Staub und Schlamm. Ein Steckdach mit Seidenvorhängen und kleinen rudolfinischen Kronen spendete Schatten. All dies betonte ebenso wie das reich skulptierte und vergoldete Fahrgestell den hohen Rang des noch im Kindesalter befindlichen Eigentümers. Gezogen wurde das elegante Gefährt von zwei Ponys. 9 IHRE MAJESTÄT DIE KAISERIN VON ÖSTERREICH „[…] der reizendste Gast in der Wiener Hofburg.“ Neues Wiener Tagblatt, 3. März 1870 Kaiserin Elisabeth war seitens des Wiener Hofes und der Presse häufig heftiger Kritik ausgesetzt, denn sie vernachlässigte die repräsentativen Pflichten innerhalb des höfischen Zeremoniells und als Landesfürstin. Die Kaiserin wollte sich jedoch nicht einem Reglement unterwerfen, das vor allem der Befriedigung von Eitelkeiten und Sicherung ungerechtfertigter Privilegien diente. Hinzu kommt, dass sie die Wiener Hofaristokratie als überheblich empfand und ihr im Laufe der Zeit mit immer mehr Spott und Verachtung begegnete. Soweit sich dies an den Briefen des Kaisers an seine Gemahlin nachvollziehen lässt, warf ihr der Kaiser kaum mangelnden Eifer in der Erfüllung repräsentativer Aufgaben vor, zumal er selbst diesen Pflichten nur ungern nachkam. Er gestattete der Kaiserin vielmehr das Privatleben, das er sich teils selbst vorenthielt und das ihm zum Teil auch von der Kaiserin aufgrund ihrer immer häufigeren Abwesenheit vorenthalten wurde. Bemerkung Elisabeths zu ihrem Griechisch-Lehrer Christomanos (1892): „Oft komme ich mir vor wie dicht verschleiert, ohne es zu sein, wie in einer innerlichen Maskerade: im Kostüm einer Kaiserin.“ Erzherzogin Sophie an ihren Sohn Ferdinand Maximilian im Dezember 1856: „Der liebe Gott hat mit der Kaiserin Schönheit und unvergleichlichem Anstand ein Kapital in des Kaisers Hände gelegt, das die reichsten Zeichen trägt und auf’s Neue den Glücksstern des Hauses Österreich bewährt.“ Objekte Reicher zweisitziger Leib-Stadtwagen (Coupé) der Kaiserin Elisabeth Cesare Sala (Mailand), 1857 Wien, Kunsthistorisches Museum, Wagenburg, Inv.-Nr. W 026 Der außerordentlich elegante Wagen wurde 1857 beim Mailänder Wagenfabrikanten Cesare Sala angekauft. Mit dem ungewöhnlich hohen Kaufpreis von 15.000 Gulden war er – nach derzeitigem Wissensstand − bei weitem der teuerste Personenwagen, der im 19. Jahrhundert für den Wiener Hof entstand. Das reich skulptierte Langwiedgestell mit doppelter Federung betont ebenso wie die aufwendige Ausstattung mit 5 Fenstern, 4 prächtig verzierten Laternen, Dachgalerie und vergoldeten Ornamentleisten an Oberkasten und Bodenschwellen den besonders hohen zeremoniellen Rang des Fahrzeuges. Seiner Bedeutung entsprechend wurde es mit acht weißen Kladruber Hengsten bespannt. Der prunkvolle Wagen wurde bei Staatsangelegenheiten von Kaiserin Elisabeth benützt. Erst nach deren Tod verwendeten ihn auch andere Mitglieder des Kaiserhauses. Reicher viersitziger Leib-Stadtwagen (Berline) Carl Marius (Wien), 1865 Wien, Kunsthistorisches Museum, Wagenburg, Inv.-Nr. W 017 1865 wurde diese prunkvolle Berline als Galawagen für das Kaiserpaar angekauft. Franz Joseph und Elisabeth (und in späteren Jahren auch der Kronprinz) verwendeten sie bei wichtigen Anlässen wie dem alljährlichen Fronleichnamsfest. Den hohen Rang des Fahrzeuges erkennt man am reich geschnitzten und vergoldeten Fahrgestell mit acht Federn, der vollständigen Verglasung des Kastens, der Ausstattung mit vier kostbaren Laternen und der bekrönenden Dachgalerie. Aufgrund ihrer außerordentlichen Qualität wurde die Berline 1873 auf der Wiener Weltausstellung präsentiert und von Beobachtern als Glanzpunkt der österreichischen Wagenabteilung bezeichnet. Besonders bewundert wurden die feinen gestalterischen Details, wie die Ausführung von Türschnallen und Hängestützen des Kastens in Form von kaiserlichen Doppeladlern. 10 Schwarzes Hofkleid der Kaiserin Elisabeth Fanny Scheiner, Wien, um 1885 Wien, Kunsthistorisches Museum, Monturdepot, Inv.-Nr. N 123 Dieses prachtvolle Kleid aus schwarzer Moireeseide mit Spitzenbesatz und reicher Jetperlen-Stickerei ist vollkommen unverändert erhalten geblieben. So dokumentiert es eindrucksvoll die hohe, schlanke Gestalt der Kaiserin mit der unglaublich schmalen, längsovalen „Wiener Wespentaille“. Als kostbares Erinnerungsstück wurde es im Kaiserhaus aufbewahrt und schließlich 1962 dem Kunsthistorischen Museum übergeben. Fächer aus dem Besitz der Kaiserin Elisabeth Franz Krejci (Wien), um 1890 Wien, Kunsthistorisches Museum, Monturdepot, Inv.-Nr. N 287 Gala-Uniform eines österreichischen Feldmarschalls in deutscher Adjustierung, getragen von Kaiser Franz Joseph I. A. Uzel & Sohn (Wien), 1910 Wien, Kunsthistorisches Museum, Monturdepot, Inv.-Nr. N 471 HINWEIS: ZU DEN GARDEROBEN DER KAISERIN GIBT ES EINEN EIGENEN VIDEOFILM! Aus dem „Neuen Wiener Tagblatt“ erschien kurz nach dem Tod der Kaiserin im September 1898 (gekürzt) " [...]Die herrliche Gestalt der Kaiserin war seit Jahrzehnten das Ideal aller Modekünstler. Schlank, biegsam, fein, graziös; die Taillenmitte umspannte leicht ein Maß von 48 Centimetern, die Büste hob sich frei und weit, die Hüften waren von vollendetem Ebenmaß. [...] Ihr künstlerischer Sinn einerseits, und das Bedürfniss, auf ihren grossen, oft mühevollen Spaziergängen bequem und unbeengt ausschreiten zu können, hielten sie stets von allen Excentricitäten der Mode fern. So wurde denn für ihre Alltagskleidung bald eine Norm geschaffen: der Rock musste fußfrei sein, eng um die Hüften schließen und dabei doch ein freies Gehen gestatten; die Taille war blousonförmig weit, oft auch mit Jäckchenteilen und Figaros versehen und ein -- je nach laufender Mode -- breiterer oder schmälerer Gürtel umspannte knapp die zarte Taille. Zu kleinen Details wurde dann doch der Rath der Mode herangezogen, ein Lieblingswort der Kaiserin bei Anordnung ihrer Toilette lautete sogar: 'hochmodern'. [...] Wie allgemein bekannt, trug sich die hohe Frau seit dem Tode ihres Sohnes, des Kronprinzen Rudolph, stets in tiefstem Schwarz. Auch die wenigen Hoffestlichkeiten, die sie seitdem besuchte, sahen sie nur in dieser düsteren Trauergewandung. [...] Doch auch in früheren Zeiten war sie kleine Freundin des Farbenreichthums in der Toilette. Schwarz-weiß oder weiß mit schwarzem Aufputz, hellgrau, eventuell auch lila waren ihre Farben, unter denen damals gewählt wurde. Seit dem Tode des Kronprinzen gab es nur einen Tag im Jahre, an dem die hohe Frau in diesen Farben erschien: am 18. August, dem Geburtstag des Kaisers. Zum Kirchgang in Ischl, zur Feier des Geburtstages ihres Gemals, umgaben wieder lichte Farben die ideale Schönheit Elisabeths von Oesterreich." 11 ERZSÉBET, A MAGYAROK KIRÁLYNÉJA KRÖNUNG IN BUDA 1867 „Alles ist von ihr und ihrer ungarischen Sprache enthusiasmiert.“ Der Kaiser über seine Gemahlin im Februar 1866. Elisabeth bemühte sich seit Anfang 1866, ihren Ehemann dazu zu bewegen, die seit der gewaltsamen Niederschlagung der Revolution in Ungarn 1848/49 offenen Forderungen der Ungarn zur Wiederherstellung ihrer Autonomie zu erfüllen. Über ihre Vertraute und „Vorleserin“ Ida von Ferenczy kam Elisabeth in Kontakt mit den ungarischen Liberalen, insbesondere mit Gyula Graf Andrássy. Elisabeth konnte sich schließlich gegen die Einwände Franz Josephs durchsetzen. Am 18. Februar 1867 wurde mit geringen Modifikationen die ungarische Verfassung von 1848 wiederhergestellt, nachdem Andrássy tags zuvor zum ungarischen Ministerpräsidenten gewählt worden war. Die Krönung am 8. Juni 1867 besiegelte die Versöhnung der Ungarn mit den Habsburgern. Bilder Das Krönungskleid ist eine Kreation des Pariser Modesalons von Charles Frederick Worth und zeigt Elemente der ungarischen Nationaltracht mit Perlenverschnürungen. Nach der Krönung schenkte Elisabeth das Kleid und den Schleier dem Bischof von Veszprém zur Aufbewahrung in der dortigen Domkirche. Elisabeth fuhr am Krönungstag, dem 8. Juni 1867, im Imperialwagen, dem „Krönungswagen“ des Wiener Hofes, von der königlichen Burg von Buda(pest) zur Krönungskirche. Er wurde für diesen Anlass neu vergoldet, was den enormen Kostenaufwand von 5.000 Gulden verursachte. Außerdem wurde er eigens für die Krönung mit 100.000 Gulden versichert. Der Transport des Krönungswagens von Wien nach Budapest erfolgte per Schiff. Photographie von Emil Rabeding. (ÖNB/Bildarchiv, NB 511.080-B.) Die Krönungsfeierlichkeiten begannen um 7 Uhr morgens, als sich der Zug von der königlichen Burg zur Krönungskirche – der Matthiaskirche -- in Bewegung setzte. Von enthusiastischem Jubel begrüßt erschien Kaiserin Elisabeth im achtspännigen goldenen Imperialwagen, der zu beiden Seiten von Leiblakaien begleitet wurden. Dem Wagen der Kaiserin folgte der sechsspännige goldene Galawagen mit der Obersthofmeisterin Gräfin Königsegg. Gräfin Königsegg erschien wie die Kaiserin im ungarischen Kostüm. Im Anschluß daran fuhren die Hofwägen mit den zur Dienstleistung in der Kirche bestimmten Palastdamen. Kaiser Franz Joseph fuhr traditionellerweise nicht im Wagen, sondern begab sich zu Pferd zur Matthiaskirche. Franz Joseph reitet in ungarischer Marschallsuniform hinter dem Bischof und dem ungarischen Oberststallmeistervertreter, der das gezückte Reichsschwert hält. Elisabeth wurde unmittelbar nach Franz Joseph am selben Tag gekrönt, eine große Auszeichnung ihrer Person. Ihre Krönung erfolgte, indem der Fürstprimas die Stephanskone über Elisabeths Schulter hielt. Während dieser für die ungarischen Königinnen typischen Form der Krönung trug Elisabeth die österreichische Hauskrone. Anonyme Xylographie. (Reproduktion; ÖNB/Bildarchiv, 146.813-B.) HINWEIS: EIN EIGENER VIDEOFILM ZEIGT DEN GESAMTEN ABLAUF DER KRÖNUNGSFEIERLICHKEIT AM 8. JUNI 1867 IN HISTORISCHEN DARSTELLUNGEN. Rasterdruck nach einer anonymen Lithographie. (ÖNB/Bildarchiv, 420.602-B.) 12 Objekte Imperialwagen – Sisis ungarischer Krönungswagen Wien, um 1735 Paneelmalereien von Franz Xaver Wagenschön, 1763 Wien, Kunsthistorisches Museum, Wagenburg, Inv.-Nr. W 001 Beim „Imperialwagen“ handelt es sich um die vornehmste Kutsche des Wiener Hofes. Als kaiserlicher Paradewagen war er ein „Thron auf Rädern“, also gleichsam eine Insignie, die die Macht der Dynastie repräsentierte und nur bei höchstrangigen Ereignissen wie Krönungen, Hochzeiten oder Einzügen Verwendung fand. Auch Kaiserin Elisabeth benützte den (eigens zu diesem Zweck nach Ungarn transportierten) barocken Prunkwagen, als sie am 8.6.1867 unter dem Jubel der Bevölkerung zu ihrer Krönung in die Budapester Matthiaskirche fuhr. Fast fünfzig Jahre später (1916) wurde der Imperialwagen im Zuge der ungarischen Krönung Kaiser Karls zum letzten Mal verwendet, um Kaiserin Zita und Kronprinz Otto zur Kirche zu fahren. Ungarisches Krönungsreitzeug Budapest, um 1867 Wien, Kunsthistorisches Museum, Wagenburg, Inv.-Nrn. S 006, S 098, G 083 Verwendet von Kaiser Franz Joseph I. bei seiner Krönung zum König von Ungarn DIE KAISERIN ALS REITERIN „Sisi sieht allerliebst zu Pferde aus […]“ Erzherzogin Sophie im Mai 1855. Kaiserin Elisabeth war eine der besten und mutigsten Reiterinnen ihrer Zeit. Die Reitleidenschaft wurde sicherlich durch ihr Elternhaus gefördert. Im Münchner Palais ihres Vaters Herzog Max in Bayern gab es sogar eine Zirkusmanege, in dem ihre Eltern mit Reitdarbietungen auftraten. Einen eigentlichen Reitunterricht nahm Elisabeth aber erst im Alter von fünfzehn Jahren. Als Sisi die Braut Franz Josephs wurde, konnte sie – wie der Kaiser sagte – sehr „scharmant“ reiten. Die Mutter des Kaisers, Erzherzogin Sophie, im Mai 1855: „Sisi sieht allerliebst zu Pferde aus und reißt alles zur freudiger Aufregung und Bewunderung hin. Alles läuft durcheinander […] es ist der Ausdruck des Entzückens. Doch lange bleiben Franzi und Sisi nicht in der Allee, sondern wenden sich bald auf die Wiesen, um ungestört zu sein.“ Lithographie nach einem Gemälde von Eduard Kaiser, 1854/55. (ÖNB/Bildarchiv, Pk 2.983.) Die Leidenschaft für das Reiten war sicher eine der größten Gemeinsamkeiten des Kaiserpaares, solange Elisabeth diesen Sport betrieb. Die Kaiserin litt jedoch schon in den frühen achtziger Jahren an Ischiasschmerzen, die ihr fallweise das Reiten unmöglich machten. Den Auftrag, ihre Stallungen aufzulösen, erteilte sie schließlich im November 1886. Allerdings gab sie die Anweisung, in England drei sichere Damenjagdpferde anzukaufen, die hauptsächlich ihrer Tochter Gisela, bei Gelegenheit aber auch ihr selbst zur Verfügung stehen sollten. Die Kaiserin nach ihrem Reitunfall in Sassetôt im September 1875. „Ihr wollt, ich soll nicht mehr reiten. Ob ich’s thu oder nicht, ich werde so sterben, wie es mir bestimmt ist.“ Kaiserin Elisabeth und Kronprinz Rudolf in einem Hofschlitten, 1876. Xylographie von Eduard Hallberger nach einer Zeichnung von Theodor Breidwiser, 1876. (ÖNB/Bildarchiv, 213.134-B.) 13 Die Reitkleidung Elisabeths wurde seinerzeit nicht nur von der Öffentlichkeit, sondern auch von ihrem Gemahl viel beachtet. Ihm gefielen die etwas weiter geschnittenen Modelle besser. Die von ihr besonders in den späteren Jahren bevorzugten hautengen Reitkostüme nannte er „gräuliche Hülsen“. Diese Kleider waren zumeist aus schwarzem Samt. Als Elisabeth einmal ein Reitdress in Schwarz und Weiß trug, meinte der Kaiser: „Sisi, Du siehst ja aus wie ein Zebra!“ Objekte Auf der Empore Reiterporträt der Prinzessin Elisabeth in Bayern vor Schloss Possenhofen Franz Adam und Karl Piloty, 1853 Regensburg, Fürst Thurn und Taxis Museen, Inv.-Nr. StE 2720 Gebrauchssattel der Kaiserin Elisabeth Casimir Foltz, Wien, um 1855 Wien, Kunsthistorisches Museum, Wagenburg, Inv.-Nr. G 297 Kaiserin Elisabeth war eine der berühmtesten Reiterinnen ihrer Zeit. Der Wiener Hofsattelmacher Casimir Foltz, der schon für Kaiser Franz I. gearbeitet hatte, fertigte für die junge Monarchin diesen prachtvollen Sattel in Form einer englischen Pritsche an. Er ist mit drei Halt gebenden Hörnern, einem Steigriemen und einem Steigbügel in Form eines Pantoffels ausgestattet. Als einziger erhaltener Gebrauchssattel der Kaiserin wurde das kostbare Stück bereits kurz nach Sisis Tod an die „Reiche Sattelkammer“ des Kaiserhauses abgegeben, von der es schließlich in die Wagenburg gelangte. Porträts von Pferden aus dem Besitz der Kaiserin Elisabeth Wilhelm Richter, 1865/77 Wien, Kunsthistorisches Museum, Wagenburg, Inv.-Nr. Z 051-074 Als leidenschaftliche Reiterin war Sisi auch eine große Pferdeliebhaberin, die lange Zeit einen exquisiten Stall mit rund 30 eigenen Reit- und Zugtieren unterhielt. Viele dieser Pferde wurden von den Malern des Hofes für die Kaiserin porträtiert. Ein besonderes Kuriosum bildete die so genannte „Reitkapelle“ der Monarchin, ein Salon, der ganz mit Pferdeporträts ausgekleidet war. Nur besondere Gäste, die auch selbst Pferdeliebhaber waren, wurden von der Kaiserin in diese „Kapelle“ geführt. Einer von ihnen war Sisis Vorleser Constantin Christomanos. „Sehen Sie“, erklärte sie ihm vor den Pferdebildern, „so viele Freunde habe ich schon verloren und keinen einzigen gewonnen. Viele davon sind für mich in den Tod gegangen, was kein Mensch je getan haben würde; eher würden sie mich ermorden.“ 14 Herren-Reitpeitsche mit dem Porträt Kaiserin Elisabeths Österreich, 1891 Wien, Kunsthistorisches Museum, Wagenburg, Inv.-Nr. G 401 Damen-Reitpeitsche mit dem Porträt Kaiser Franz Josephs Österreich, 1891 Wien, Kunsthistorisches Museum, Wagenburg, Inv.-Nr. G 402 Wilhelm Richter: "Haltan", "Selma" und "Black", die SchweißHunde der Kaiserin Elisabeth; Öl auf Leinwand, signiert und datiert 1874. Wien, Kunsthistorisches Museum, Wagenburg, Inv.-Nr. Z 067 Objekte Bei den JagdJagd- und Lustwägen Großer gefederter Leib-Schlitten Armbruster (Wien), 1897 Wien, Kunsthistorisches Museum, Wagenburg, Inv.-Nr. W 086 Dieser elegante Leib-Schlitten war für winterliche Lustfahrten der kaiserlichen Familie bestimmt. Zur größeren Bequemlichkeit ist der zweisitzige Kasten für die Herrschaft mit Hilfe von Lederriemen in C-Federn eingehängt. Die an Vorder- und Rückseite angebrachten Sitzbänke für Kutscher und Lakaien sind hingegen ungefedert. Als Hoffahrzeug ist der Schlitten grün lackiert, gold beschnitten und mit rudolfinischen Kronen verziert. Um auch nachts ausfahren zu können, hat er zwei Laternen. Kaiserin Elisabeth liebte es schon als junge Frau, im Winter mit Schlitten im Schönbrunner Schlosspark auszufahren, wobei sie gerne auch selbst kutschierte. In späteren Jahren benützte sie vorwiegend große Schlitten wie diesen, die von ihrem Leib-Kutscher gelenkt wurden. Ausseer Jagdanzug Kaiser Franz Josephs I. Franz Bubácek (Wien), um 1900 Wien, Kunsthistorisches Museum, Monturdepot, Inv.-Nr. WS A 2213 Livree („Jagdquäker“) eines k. k. Büchsenspanners (Leibjägers) für den Jagddienst Österreich, um 1900 Wien, Kunsthistorisches Museum, Monturdepot, Inv.-Nr. U 171 15 REISEN UND TOD DER KAISERIN „[…] nur nicht so lang an einem Fleck sitzen.“ Elisabeth an Karl Graf Grünne, 1861. Die Aufenthalte Elisabeths in Wien reduzierten sich im Laufe ihres Lebens immer mehr. Auch in der Sommerresidenz Ischl und im Jagdschloss Gödöllö verbrachte sie ab 1892 nur mehr kurze Perioden. Die Kaiserin nahm nun vorwiegend in ihren verschiedenen Reisedomizilen Quartier, doch hatte Elisabeth schon seit ihrer Eheschließung am 24. April 1854 kein richtiges Zuhause mehr. Neben Familienbesuchen in Bayern waren zunächst Kuraufenthalte Anlass für Elisabeths Reisen. Es galt dabei, Elisabeths eigene Gesundheit wiederherzustellen oder die Konstitution von Elisabeths jüngster Tochter Marie Valérie zu stärken. Zwischen 1876 und 1882 gab es eine Reihe von Aufenthalten in England und Irland mit waghalsigen Parforcejagden. Da die Kaiserin zunehmend an Rheuma und Herzbeschwerden litt, standen ab 1883 wieder Kur- und Erholungsaufenthalte im Mittelpunkt. 1885 unternahm sie mit der großen Orientfahrt eine Art Bildungsreise. Ab 1892 wurde das Reisen praktisch zu ihrer Hauptbeschäftigung. Kaum war sie irgendwo angelangt, zog es sie schon wieder weg. Wirkliche Sehnsucht hatte sie jedoch nur nach dem Meer. Dort fühlte sie sich frei und unbeschwert und kannte keinerlei Angst, nicht einmal diejenige vor dem Tod. Elisabeth zu ihrem Griechisch-Lehrer Christomanos, 1892: „Die Reiseziele sind nur deswegen begehrenswert, weil die Reise dazwischen liegt. Wenn ich irgendwo angekommen wäre und wüßte, daß ich nie mehr mich davon entfernen könnte, würde mir der Aufenthalt selbst in einem Paradies zur Hölle werden.“ Anonyme Photographie. (ÖNB/Bildarchiv, Pf 6.639:E 112/1.) Am 3. September 1898 in Genf mit ihrer Hofdame Irma Sztáray. Letzte bekannte Aufnahme der Kaiserin vor ihrer Ermordung. Elisabeth fuhr nicht gerne in Kutschen, wie sie zu ihrem Architekten Raffaele Carito sagte, „denn die Wagen machen mich nervös, man verliert ja seine ganze Individualität dabei“. Auch das Eisenbahnfahren liebte die Kaiserin nicht, berichtet ihre Hofdame Irma Sztáray, „weil sie der Bewegung und der reinen frischen Luft entbehren mußte. Sie schritt im Gange des Schlafwagens auf und nieder […].“ Die Kaiserin liebte hingegen das Reisen auf dem Schiff. Zu ihrem Griechisch-Lehrer Christomanos meinte sie im März 1892: „Das Leben auf dem Schiff ist doch mehr als bloßes Reisen. Es ist ein verbessertes, wahres Leben […] ohne Wunsch und Zeitempfindung. Das Gefühl der Zeit ist immer schmerzhaft, denn es gibt uns das Gefühl des Lebens.“ Am 10. September 1898 verstarb die Kaiserin in Genf an den Folgen des Attentats von Luigi Lucheni. Elisabeth hatte den Tathergang nicht in seiner Tragweite realisiert. Sie nahm an, der Mann wollte ihr die Uhr entwenden. Sie konnte noch ohne Hilfe die etwa 150 Meter bis zum Schiff gehen, sank dort aber in Bewusstlosigkeit. Man brachte sie auf einer Bahre wieder zurück zum Hotel Beau Rivage, wo sie die Nacht zuvor verbracht hatrte. Dort starb sie knapp nach zwei Uhr nachmittags. ZUM HERGANG DES ATTENTATS WIRD EIN EIGENER VIDEO-FILM MIT HISTORISCHEM BILDMATERIAL GEZEIGT. Objekt Leib-Landaulett der Kaiserin Elisabeth − der letzte von ihr in Genf benützte Wagen Carl Marius jun. (Wien), 1885 Wien, Kunsthistorisches Museum, Wagenburg, Inv.-Nr. W 040 Während Sisi als junge Frau noch häufig mit der Kutsche reiste, konnte die reife Kaiserin bereits auf ein gut ausgebautes Eisenbahnnetz zurückgreifen. Auch wenn sie die großen Distanzen mit der Bahn zurücklegte, führte sie jedoch stets eine bequeme Hof-Kutsche mit sich, um am Ankunftsort keinen Wagen mieten zu müssen. Das hier gezeigte Landaulett war eines jener Fahrzeuge, die die Kaiserin gerne auf Reisen mitnahm. Es ist ein kleines, ebenso komfortables wie unauffälliges Stadtfahrzeug, dessen Dach bei schönem Wetter geöffnet und bei Schlechtwetter geschlossen werden kann. Auch auf Sisis letzter Reise in Genf war dieser Wagen im Einsatz, weshalb er nach ihrer Ermordung als besonderes Erinnerungsstück aufbewahrt wurde. 16 BESTATTUNG DER KAISERIN „Nun ist es gekommen, wie sie es immer wünschte […].“ Marie Valérie, Tochter der Kaiserin, zum Tod ihrer Mutter im September 1898. Tagebuchnotizen von Marie Valérie, Tochter der Kaiserin: Drei Monate nach dem Selbstmord des Kronprinzen Rudolf, am 30. April 1889. „Mama wird wohl nie mehr, die sie ehemals war; sie neidet Rudolf den Tod und ersehnt ihn Tag und Nacht.“ Und nach dem tödlichen Attentat auf ihre Mutter am 10. September 1898: „Nun ist es gekommen, wie sie es immer wünschte, rasch, schmerzlos, ohne ärztliche Beratungen, ohne lange, bange Sorgentage für die Ihren […].“ Photographie. (ÖNB/Bildarchiv, Pf 6639:E 128 b, Abs. D.) Leichenbegängnis am 17. September 1898. Im Hintergrund die Albertina mit der damals noch bestehenden Albertinarampe. Nachdem Kaiserin Elisabeth am 10. September 1898 in der Suite des Hotel Beau Rivage verstorben war, wurde der neben dem Sterbezimmer liegende Salon schwarz ausstaffiert. Dort wurde der Leichnam aufgebahrt und am 13. September eingesegnet. Am 14. September 1898 wurde der Sarg mit dem Leichnam der Kaiserin in einem örtlichen Leichenwagen vom Hotel Beau Rivage zum Genfer Bahnhof geführt, wo der Hofwagenzug zur Überstellung nach Wien bereitstand. Der Hofwagenzug kam am Abend des 15. September um 10 Uhr am Wiener Westbahnhof an. Nach der Einsegnung wurde der Sarg auf den mit sechs Rappen bespannten schwarzen Leichenwagen gehoben. Der Leichenkondukt zur Burgkapelle führte über die Mariahilfer Straße und die Ringstraße durch das Äußere Burgtor bis zum Schweizertrakt der Hofburg. Dort wartete der Kaiser mit seinen beiden Töchtern Gisela und Marie Valérie. Wie im Tagebuch der Marie Valérie beschrieben, schritt der Kaiser in aufrechter Haltung bis zur Burgkapelle hinter dem Sarg her. Dort kniete er am Kopfende des geschlossenen Sarges nieder und küsste ihn. Nachdem der geschlossene Sarg zwei Tage lang in der Burgkapelle aufgebahrt worden war, fand am 17. September 1898 dessen Überführung in die die Kapuzinergruft statt. Der schwarze Leichenwagen war nun mit acht Rappen bespannt. Dabei wurde die für Hofleichen übliche Route von der Burgkapelle über den Inneren Burgplatz, den Michaelerplatz und den Josephsplatz sowie über die Augustinerstraße und Tegetthoffstraße bis zur Kapuzinerkirche genommen. Bei dieser Zeremonie des Leichenbegängnisses begleitete der Kaiser den Sarg selbst bis hinunter in die Gruft, eine Besonderheit. Am 29. Oktober 1898 erfolgte die definitive Beisetzung des Leichnams in einem Sarkophag, der ursprünglich direkt neben dem von Kronprinz Rudolf stand und diesem in der Ausführung gleicht. Mathilde, eine der Schwestern Elisabeths, ließ sich am 18. September, also einen Tag nach der Beisetzung, den Außensarg öffnen, um durch das in Kopfhöhe angebrachte Fenster des Innensarges das Gesicht Elisabeths ein letztes Mal zu sehen. Es soll bereits ziemlich entstellt gewesen sein, wie Marie Valérie in ihrem Tagebuch vermerkt. Leichenwägen und Hofbegräbnisse Dem Spanischen Zeremoniell zufolge gab es am Wiener Hof eine „große“ und eine „kleine“ Hoftrauer. Beim Tod eines ungekrönten Familienmitglieds galt die „kleine“ Trauer: Die Trauerfarbe war in diesem Fall Rot, weshalb beim Begräbnis ein roter Leichenwagen verwendet wurde. Auch die begleitenden Lakaien trugen nicht Schwarz, sondern die gewöhnliche Campagne-Livree des Hofes. Beim Tod von Kaiser oder Kaiserin galt hingegen die „große“ Trauer: Hier war die Trauerfarbe das Schwarz, weshalb der 1876/77 neu erbaute, schwarze Leichenwagen zum Einsatz kam. Er wurde von acht mit schwarzen Federbuschen geschmückten Rappen gezogen und von Lakaien und Edelknaben in schwarzer Trauerlivree begleitet. Bei der „großen“ Trauer mussten auch alle Trauergäste ganz in Schwarz erscheinen. Selbst die Knöpfe, Hutschlingen und Degengriffe der Herren mussten mit schwarzem Stoff überzogen werden. Die Damen hingegen trugen bei Kaiserbegräbnissen bodenlange schwarze Schleier, so genannte „Clochen“, die ihre Gestalt ganz verhüllten. Unter Kaiser Franz Joseph wurde dieses strenge Trauerzeremoniell dreimal durchbrochen: Seine Eltern, Erzherzog Franz Karl und Erzherzogin Sophie, und sein Sohn, Kronprinz Rudolf, wurden ausnahmsweise mit dem Schwarzen Leichenwagen zur kaiserlichen Gruft bei den Kapuzinern gefahren. 17 Objekte Objekte Schwarzer Leichenwagen Hofsattlerei (Wien), 1876/77 Wien, Kunsthistorisches Museum, Wagenburg, Inv.-Nr. W 005 Der imposante Schwarze Leichenwagen des Wiener Hofes wurde 1876/77 für die gekrönten Mitglieder des Kaiserhauses gebaut. Nur für sie galt nach Spanischem Hofzeremoniell die „große Trauer“ mit der Trauerfarbe Schwarz. Für alle übrigen Familienmitglieder gab es die „kleine Trauer“ mit der Trauerfarbe Rot und einem eigenen roten Leichenwagen. Als Gemahlin des regierenden Kaisers wurde Sisi im am 17. September 1898 mit dem Schwarzen Leichenwagen zu Grabe getragen. Bei dieser letzten Fahrt war der prachtvolle Wagen mit acht Rappen bespannt und wurde von Edelknaben und Laternenträgern in schwarzer Trauerkleidung flankiert. Achtzehn Jahre später (1916) wurde auch Elisabeths Gemahl Franz Joseph in diesem Wagen zur Kapuzinergruft gefahren. 1989 fand der Schwarze Leichenwagen beim Begräbnis der im Exil verstorbenen Kaiserin Zita zum letzten Mal Verwendung. Trauer-Uniform für k. k. Edelknaben Wien, 2. Hälfte 19. Jahrhundert Wien, Kunsthistorisches Museum, Monturdepot, Inv.-Nrn. U 668, 669, 676, 679 (Röcke), U 691, 692, 694, 695 (Hosen) 18 ALLGEMEINE INFORMATIONEN ÖFFNUNGSZEITEN WAGENBURG November – März täglich 10 bis 16 Uhr April - Oktober täglich 9 bis 18 Uhr EINTRITTSPREISE Erwachsene Erwachsene ermäßigt Gruppen ab 10 Pers., p. P. Schüler von 6 – 18 Jahren Sc hüler im Klassenverband Familienkarte (2 Erwachsene, bis zu 3 Kinder) Audio Guide Deutsch, Englisch, Italienisch, Französisch Änderungen vorbehalten. € € € € € € 4,50 3,-3,-2,50 2,-9,-- € 2,-- FÜHRUNGEN Jeden Sonntag um 11 Uhr Führungspreis: € 3,-Buchung von Sonderführungen: Tel. + 43/1/525 24-5202| Fax + 43/1/525 24-5299 | [email protected] Führungen für Kinder Es finden in der Wagenburg regelmäßig Kinderführungen statt: “pferdenärrisch, reiselustig und immer top gestylt!” Aktuelle Informationen finden Sie unter www.khm.at oder Sie rufen an unter: Tel. + 43/1/525 24-5202| Fax + 43/1/525 24-5299 | [email protected] Kinder gratis, Erwachsene ermäßigter Eintritt- € 3,Anmeldung nicht erforderlich TOURISMUSTOURISMUS-INFORMATION Tel.: + 43 1 525 24– 4031 e-mail: [email protected] Mag. Maria Gattringer Tel.: + 43 1 525 24– 4028 Mobil: + 43 664 605 14– 4028 Fax: + 43 1 525 24– 4098 e-mail: [email protected] Mag. Markus Kustatscher Mobil: + 43 664 605 14– 4031 Fax: + 43 1 525 24– 4098 e-mail: [email protected] KOMBITICKETS „Schätze der Habsburger“: Kunsthistorisches Museum und Schatzkammer: € 18,— pro Person; Gruppen ab 10 p. P. € 12,— „Imperiale Sammlungen“ : Kunsthistorisches Museum, Schatzkammer und Wagenburg: € 21,— pro Person; Gruppen ab 10 p. P. € 15,— INHALT / GLIEDERUNG DER AUSSTELLUNG ZEITTAFEL ZUR KAISERIN ELISABETH ..................................................................... 3 SISI, DIE BRAUT DES KAISERS VON ÖSTERREICH ................................................. 4 DIE JUNGE KAISERIN ................................................................................................. 6 DIE KAISERIN ALS MUTTER ....................................................................................... 8 IHRE MAJESTÄT DIE KAISERIN VON ÖSTERREICH ................................................10 ERZSÉBET, A MAGYAROK KIRÁLYNÉJA - KRÖNUNG IN BUDA 1867 ....................12 DIE KAISERIN ALS REITERIN ....................................................................................13 REISEN UND TOD DER KAISERIN.............................................................................16 BESTATTUNG DER KAISERIN ...................................................................................17 Texte zu Kaiserin Elisabeth: Dr. Elisabeth Hassmann Texte zu den Objekten: Dr. Monica Kurzel-Runtscheiner Änderungen vorbehalten, Stand Jänner 2009 kunsthistorisches museum mit mvk und ötm wissenschaftliche anstalt öffentlichen rechts A-1010 Wien, Burgring 5 Phone +43 1 525 24/4031 Fax +43 1 525 24/4098 www.khm.at, [email protected]