Nr. 167, Juli-Sept. 2012 - Albrecht-Bengel-Haus
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Nr. 167, Juli-Sept. 2012 - Albrecht-Bengel-Haus
No.167: Juli – September 2012 TO Beten THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : Unsortierte Gedanken zum Vaterunser : Wofür beten wir eigentlich? : Mit den Psalmen beten, mit den Psalmen leben : Wenn Gott unser Gebet nicht erhört : Beter fallen nicht vom Himmel : Das Gebet in den Religionen : Die dankbare Ergebung in Gottes Willen : Anregungen für die Gestaltung und das Bittgebet des Gebetslebens editorial Liebe Freunde des Albrecht-Bengel-Hauses, 12 Beter fallen nicht vom Himmel 24 Wie beten wir im Gottesdienst? inhalt Biblische Besinnung 7 Unsortierte Gedanken zum Vaterunser (Matthäus 6,9-13) D r. C l e m e n s H ä g e l e Them a: Beten 9 12 15 17 19 21 24 26 28 29 Mit den Psalmen beten, mit den Psalmen leben D r. U w e R e c h b e r g e r Beter fallen nicht vom Himmel Von der Schwierigkeit und der Übung des Gebets D r. R o l f S o n s Die dankbare Ergebung in Gottes Willen und das Bittgebet D r. C l e m e n s H ä g e l e Wofür beten wir eigentlich? Von der Kunst, Spannungen auszuhalten M ar k us Weimer Wenn Gott unser Gebet nicht erhört Nicole Mutschler Beten wie die Heiden. Das Gebet in den Religionen D r. P a u l M u r d o c h Wie beten wir im Gottesdienst? D r. R o l f S o n s Anregungen für die Gestaltung des Gebetslebens Nicole Mutschler Beten heißt für mich… Simon Blatz Was das Gebet eines Kindes vermag D r. P a u l M u r d o c h ( Ü b e r s e t z u n g ) 28 32 Die Mission des Gebets für die Mission Der ABH-Missionsgebetskreis stellt sich vor D o m i n i k F r a n k , S r. A n n e R e n t s c h l e r, Rosalie Baumann Herzliche Einladung zum TurmTreff 2013 zum Bengelhaus-Café zur ABH-Gemeindeakademie IMPRESSUM Herausgegeben von Dr. Rolf Sons im Auftrag des Vereins Albrecht-Bengel-Haus e.V. Redaktion: Dr. Uwe Rechberger Ludwig-Krapf-Str. 5, 72072 Tübingen Telefon 07071/7005-0 Fax 07071/7005-40 brauchen wir überhaupt eine TO zum „Gebet“? Diese Gedanken begleiten mich beim Verfassen dieses Editorials. Gibt es nicht schon zu viele gute Bücher, Seminare und theologische Abhandlungen zu diesem wichtigen Thema? Findet sich in unseren Bücherregalen nicht schon genügend Hilfreiches zum Gebet? Sollten wir uns daher nicht viel eher an den Rat eines geistlichen Vaters halten, der gesagt hat „weniger von den Büchern abhängen, mehr beten“? Tatsächlich kann man über das Gebet wie über jedes andere theologische Thema auch Vieles lesen, nachdenken und sogar darüber streiten. Dies hat sein Recht und angesichts vieler Fragen, die mit dem Gebet zusammenhängen, auch seine Notwendigkeit. Gleichzeitig soll uns dieses Nachdenken über das Gebet zum Gebet selbst hinführen. Oder um es mit Karl Barth zu sagen: „Der erste und grundlegende Akt theologischer Arbeit, der dann in der Art eines anhaltenden Grundtons auch in den folgenden weitergehen wird, ist das Gebet.“ Barth hat völlig richtig erkannt: Das Gebet ist das Erste und Ursprüngliche. Es geht allem Nachdenken, Forschen und allem Reden über die großen und bedeutenden Dinge des Glaubens voraus. Beten heißt: Wir reden nicht über Gott, sondern zu ihm als unserem Vater. Ohne das Gebet fehlt unserem Denken die frische Luft. Es fehlt das Licht von oben. Ohne das Gebet bleiben wir bei uns und kreisen um uns selbst. Wir können an dieser Stelle sehr viel von unseren orthodoxen Glaubensgeschwistern lernen. Eine unserer Studentinnen aus Weißrussland begann einen Vortrag mit einem tiefgehenden Gebet aus dem Schatz ihrer Kirche. Sie begründete dies damit, dass es an den theologischen Fakultäten ihres Landes üblich sei, so zu beginnen. Wir wollen es in unserem Lehren und Studieren hier im Haus und anderswo genauso halten. Ich bin mir sicher, dass das Gebet unserem beruflichen oder gemeindlichen Arbeiten eine neue Richtung verleihen kann. Es öffnet unser Arbeiten nach oben. Gott kann seinen Segen hineinlegen. Die vorliegende TO soll uns ein Anstoß sein, vom Nachdenken über das Gebet zur Erneuerung unserer Gebetspraxis zu kommen. In diesem Sinne bin ich überzeugt, dass es die vorliegende TO braucht. Dass Sie gute Impulse daraus empfangen und dann auch gute Erfahrungen Ihr Beten begleiten, wünscht Ihnen Ihr Rolf Sons E-Mail: [email protected] Internet: www.bengelhaus.de Layout und Satz: agentur krauss GmbH, Herrenberg Druck: Zaiser, Nagold Fotos: Titel, Yuri Arcurs/shutterstock.com; abh/shutterstock.com/photocase.de Autorinnen- und Autorenportraits: privat Die Theologische Orientierung des Albrecht-Bengel-Hauses erscheint vierteljährlich. Nachdruck – auch auszugsweise – 2 Aus dem Albrecht- Bengel- Haus nur mit Einwilligung der jeweiligen Autoren und des 3 4 6 Herausgebers. Editorial NEU! Die ABH-Gemeindeakademie Verabschiedung Markus Weimer Neu im ABH Soirée 2012 – ein großartiger Festabend T HEO LO GISCHE ORIENT IERUNG : Jul i – S eptember 2012 Der Bezug ist mit keinen Verpflichtungen verbunden. Wir freuen uns über jede Spende: ABH-Verein Dr. Rolf Sons Rektor EKK Stuttgart, Konto 41 90 01, BLZ 520 604 10 3 NEU ABH GEMEINDE AKADEMIE Seminare Studientage 1) Das Alte Testament. Entstehung, Botschaft, geschichtliche Hintergründe 1) Konkret verkündigen Dozent: Dr. Uwe Rechberger Wintersemester Okt. 2012 – Febr. 2013 ftakt Der Au 2 Beginn: Dienstag, 16.10.2012 bst 201 r e im H Zeit: Dienstags, 20.00 – 21.30 Uhr Das Seminar bietet eine Einführung in das Alte Testament. Behandelt werden die alttestamentlichen Bücher (bes. 1-5Mose, Jesaja, Amos, Psalmen, Hiob u.a.), wesentliche Themen alttestamentlicher Theologie (z.B. Schöpfung, Erwählung, Bund, Exodus, Königtum, Prophetie, Messias u.a.) sowie Hintergrundinformationen zur Geschichte Israels. 2) Die Unterscheidung der Geister in Seelsorge und Gemeindeleitung „Gut zu wissen“ Die ABH Gemeindeakademie Biblische Lehre. Theologische Orientierung. Praktische Kompetenz. Denken Sie manchmal auch über der aufgeschlagenen Bibel: Da wüsste ich jetzt gerne mehr? Fühlen Sie sich in der Vielzahl theologischer Ansichten gelegentlich auch etwas verloren und fragen sich: Was hat denn nun Bestand? Möchten Sie sich gerne mehr einbringen, fragen sich aber: Wie macht man eine Andacht? Wie bereitet man eine Predigt oder Bibelarbeit vor? Möchten Sie sich theologisch auch gerne weiterbilden, sehen aber keinen Spielraum für den Besuch einer Bibelschule? Wer bei diesen Fragen nicht stehen bleiben will, für den gibt es ein neues, attraktives Angebot: Die ABH-Gemeindeakademie bietet unter dem Motto „Gut zu wissen“ biblische Lehre, theologische Orientierung und praktische Kompetenz. Das erste Kursangebot von Oktober 2012 bis Juli 2014 beinhaltet vier Seminare mit je zehn Doppelstunden sowie zwei Studiensamstage. Die Seminare und Studientage können einzeln oder als Komplettpaket besucht werden. 4 T HEO LO GISCHE ORIENT IERUNG : Jul i – S eptember 2012 Dozent: Dr. Rolf Sons Sommersemester Apr. – Juli 2013 Beginn: Dienstag, 16.04.2013 Zeit: Dienstags, 20.00 – 21.30 Uhr Was meint „Unterscheidung der Geister“ und wie kann diese heute geschehen? Wie sehen Unterscheidungskriterien aus und wie lassen sie sich anwenden? Diesen Fragen wollen wir in unserem Seminar nachgehen. Leiten sollen uns die biblischen Texte, aber auch die sog. Wüstenväter, Ignatius von Loyola und Martin Luther. 3) Wie kommen wir zum Neuen Testament? – Wie und warum die Texte entstanden sind Dozent: Dr. Paul Murdoch Wintersemester Okt. 2013 – Febr. 2014 Beginn: Dienstag, 15.10.2013 Zeit: Dienstags, 20.00 – 21.30 Uhr Die Evangelien erzählen nur einen kleinen Ausschnitt aus dem Leben Jesu. Wie kam es dazu, dass die Jesusgeschichte in dieser Form aufgeschrieben wurde? Was für Hinweise geben die neutestamentlichen Texte selbst zu ihrer Entstehung und zur Entstehung der jungen Kirche, die uns wiederum das Neue Testament als Gottes Wort bewahrt hat? 4) Wie handle ich gut? Eine Einführung in die Ethik Dozent: Dr. Clemens Hägele Sommersemester Apr. – Juli 2014 Beginn: Dienstag, 08.04.2014 Zeit: Dienstags, 20.00 – 21.30 Uhr In diesem Seminar geht es darum, welche Maßstäbe dem glaubenden Menschen gegeben sind, um sein Handeln daran auszurichten. Wie muss ich, darf ich, kann ich als Christ handeln – und warum? Dozent: Dr. Rolf Sons Samstag, 27. April 2013; 10.00 – 16.00 Uhr Wie können unsere Andachten, Predigten und Bibelarbeiten konkreter und lebensbezogener werden? Wie können sie mehr sein als nur die Reproduktion von Altbekanntem? – Theoretische Impulse und viele praktische Beispiele prägen diesen Studientag. 2) Gut zu wissen, dass wir Glaubensväter haben Dozent: Sebastian Schmauder Samstag, 5. April 2014; 10.00 – 16.00 Uhr Glaubensväter prägen Kirchengeschichte. Von ihnen sollen wir lernen und ihrem Beispiel nachfolgen. Deshalb wollen wir Spuren einiger zentraler Gestalten des württembergischen Pietismus und der Erweckungsbewegung verfolgen: Wer sind diese Menschen? Wie und womit haben sie unsere Kirche (bis heute) geprägt? Was können wir von ihnen lernen? Neben anderen werden uns dabei Bengel, Hofacker und Blumhardt begegnen. Ort Albrecht-Bengel-Haus Ludwig-Krapf-Str. 5 72072 Tübingen. Anfahrtsskizze: www.bengelhaus.de Kosten Unsere Theologiestudentenarbeit finanziert sich ausschließlich durch Spenden. Wir bitten Verdienende deshalb, sich an folgenden Richtwerten zu orientieren. Sie unterstützen und ermöglichen damit unsere Arbeit. Einzelne Seminare: 75,- Euro Einzelne Studientage: 30,- Euro (inkl. Mittagessen und Kaffee) Gesamtes Kursangebot (4 Seminare + 2 Studientage): 250,– Euro Anmeldung Für die Teilnahme am gesamten Kursprogramm sowie an den Studientagen bitten wir um eine Anmeldung vorab, telefonisch oder per email. Telefon: 07071/7005-0; Email: [email protected] Bei den Seminaren genügt eine Anmeldung bei der ersten Sitzung. Zertifikat Die Teilnahme wird mit einem Fortbildungszertifikat bescheinigt. Wir freuen uns auf Sie! 5 Verabschiedung von Studienassistent Markus Weimer „Schön, Dich zu sehen!“ – Mit diesen Worten hat Markus Weimer mich und viele andere im Haus in den vergangenen vier Jahren immer wieder begrüßt. Dabei hat man es ihm angemerkt, dass diese Worte für ihn keine Floskel sind. Die Freude an der Begegnung mit Menschen gehört zu seinen Markenzeichen. Vier Jahre lang war Markus Weimer nun Teil unseres Lehrerteams. Zusammen mit seiner Familie, seiner Frau Anja und den Buben Leo, Tim und Jona, gehörte er zu unserer Hausgemeinschaft. Unterrichtet hat er das Fach Neues Testament und vor allem sein großes Herzensthema Gemeindeaufbau und Leiterschaft. Markus war uns ein wertvoller Impulsgeber. Er stieß Diskussionen an und brachte Themen ein. Er suchte die Innovation und liebte die Herausforderung. Mit den Studierenden ging er intensive Wege der Begleitung bzw. des „Coaching“, wie er es sagen würde. In seinen Lehrveranstaltungen war sowohl Kompetenz wie auch Begeiste- rung für die Sache zu spüren. In den Gemeinden und auch bei Vorträgen war er ein geschätzter Redner. Ich persönlich bin sehr dankbar für die gemeinsam zurückgelegte Wegstrecke. Deshalb sei ihm an dieser Stelle auch ein ganz großes und herzliches Dankeschön gesagt! Eines muss hier unter allen Umständen noch erwähnt werden, weil es zu Markus Weimer gehört: Mit einer großen Portion Selbstironie betonte er häufig seine badische Herkunft. Seine „Badener Seele“ hat uns allen sehr gut getan. So hat er uns„schaffigen“ Schwaben ins Stammbuch geschrieben, dass das Leben nicht nur aus Arbeiten, sondern auch aus Genießen und anderen schönen Dingen besteht. Wenn Markus Weimer nun in seine badische Heimat zurückkehrt, um dort ein Gemeindepfarramt zu übernehmen, begleiten ihn unsere herzlichen Segenswünsche und Gebete. Matthäus 6,9-13 Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen. ein groSSartiger Festabend Im Rahmen des Tübinger Bezirkskirchentages veranstalteten die Bengelinnen und Bengel am 19. Mai einen fröhlichen bunten Abend im vollen Festsaal des ABH unter dem Motto „Lach- und Sachgeschichten – Die Soirée mit der Maus“. Neu im ABH Zum Sommersemester 2012 konnten wir acht neue Mitglieder aufnehmen. Wir wünschen ihnen Gottes Segen für ihr Studium. T HEO LO GISCHE ORIENT IERUNG : Jul i – S eptember 2012 Unsortierte Gedanken zum Vaterunser Dr. Rolf Sons, Rektor Soirée 2012 6 Biblische Besinnung Mein Vater wuchs in einer Freikirche auf. In dieser Freikirche war es nicht üblich, in den Gottesdiensten das Vaterunser zu beten. Als Jugendlicher fragte er einmal bei seinen Ältesten nach, warum dies so sei. Sie antworteten ihm, dass das Vaterunser im Laufe der Kirchengeschichte doch schon so oft missbraucht worden sei. Schade, dass diese Freikirche deshalb die Konsequenz gezogen hat, das Vaterunser aus ihrem Gottesdienst auszuscheiden. Denn das Vaterunser ist eine Gabe Jesu. Sie trotzdem, aus welchen Gründen auch immer, abzuweisen, kann deshalb nur zu einer gefährlichen geistlichen Verarmung der Gemeinde führen. Außerdem: Was ist nicht schon alles aus dem Schatz des christlichen Glaubens missbraucht worden? Müssen wir deswegen alles zur Seite stellen? So ein Unsinn! Das Gegenteil muss der Fall sein: Lasst es uns nehmen und gut gebrauchen, so wie Jesus es gedacht hat. „Dein Name werde geheiligt!“ Es ist eigenartig: Konfirmanden haben oft von den 10 Geboten anfangs noch wenig Ahnung, aber dass man den Namen Gottes nicht missbrauchen soll, das wissen in jedem Jahrgang schon erstaunlich viele. Vielleicht haben sie ein noch unverdorbenes Gespür für die Hei- ligkeit Gottes, wenn sie es auch vielleicht nicht weiter benennen könnten. Aber es geht ja nun nicht nur darum, mit Gottes Namen nicht unbedacht umzugehen. Er soll ganz aktiv „geheiligt“ werden. Was aber bedeutet das? Lassen wir Martin Luther in seiner Auslegung dieser Vaterunserbitte zu Wort kommen: „Das ist nun die Meinung und die Summe dieser Bitte: Ach! Lieber Vater, dein Name werde geheiligt in uns; das bedeutet, dass ich bekenne, dass ich, leider! deinen Namen oft verunehrt habe, und auch noch mit Hoffart durch meine eigene Ehre und Namen deinen Namen lästere. Darum, durch deine Gnade hilf mir, dass in mir mein Name weniger wird, und ich zunichte werde, auf dass du allein und dein Name und Ehre in mir sei. Ich hoffe, dass der Leser genügend verstanden hat, dass das Wort »dein Name« so viel bedeutet wie »deine Lesedauer 5 – 10 min 7 Biblische Besinnung „Dein Reich komme...“ Wörtlich übersetzt lautet diese Bitte: „Deine Königsherrschaft komme!“ Aber: Ist Gott nicht schon der Herrscher? Er ist doch der Gott Israels und des ganzen Universums? Wozu dient dann aber diese Bitte des Vaterunsers um das „Kommen“ seiner Herrschaft? Stellen wir uns ein Königreich im Mittelalter vor, dessen Herrscher gewechselt hat. Der neue Herrscher setzt neue Mitarbeiter ein, erlässt neue Gesetze usw. Er ist der Herrscher, ihm gehört das Reich, er hat das Sagen. Aber: Es dauert seine Zeit, bis sich das durchsetzt. Denn: Viele Menschen an den Rändern des Reiches haben vom Wechsel noch gar nichts mitbekommen. Sie leben, als wäre ihr alter Herrscher noch am Leben. Andere wissen zwar um den neuen Herrscher, aber sie lehnen ihn innerlich ab, scheren sich nicht um seine Neuerungen. Das Reich ist also einerseits schon da, andererseits muss es sich noch durchsetzen. Diese Bitte des Vaterunsers hat also ihren guten Sinn. „Unser Vater“, „unser tägliches Brot“, „unsere Schuld“,„unsern Schuldigern“, „führe uns nicht“, „erlöse uns“ Uns, uns, uns... Das Vaterunser ist kein Gebet eines Einzelnen. Und das ist nicht nur eine grammatikalische Beobachtung. Das Vaterunser ist ein Gebet der Gemeinde, des Leibes Christi. Schon die ersten beiden Worte des Vaterunser verbieten einen Glaubensindividualismus. Sie erinnern uns an die Tatsache, dass wir alle Glieder eines Leibes sind und alle einen Vater haben. Wir sind Geschwister. Jede Bitte aus dem Vaterunser ist darum immer zugleich auch eine Fürbitte für die Geschwister. Sie ist immer auch eine Fürbitte für die Geschwister der eigenen Gemeinde, und für diejenigen aus der weltweiten Gemeinde Jesu, die Hungernden und Verfolgten. „ . . . wie au c h wir vergeben unsern Schuldigern“ Kummer machen, die er nicht versteht, sondern diejenigen, die er versteht. Diese Worte aus dem Vaterunser könnten zu letzterer Gruppe gehören. Jesus verbindet die Bitte um Vergebung mit unserer Bereitschaft, selbst anderen zu vergeben. Er tut das übrigens nicht nur hier, sondern auch an anderer Stelle. Das ist hart und fordernd. Aber überlegen wir doch einmal, was wäre, wenn Jesus unserem Empfinden entgegengekommen wäre, und das Ganze abgeschwächt hätte. Wenn er uns also zu beten gelehrt hätte: Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir – wenn es gerade passt, wir uns dazu imstande sehen und die Sache auch nicht allzu schlimm war – vergeben unsern Schuldigern. Dann wäre der Damm gebrochen. Vergebung wäre dann keine heilige Pflicht mehr, sondern abhängig davon, wie es uns gerade geht. Der zurückbehaltene Hass hätte eine Rechtfertigung bekommen. Die Welt würde noch dunkler. Es ist eine bewährte Methode, sich solche Konsequenzen dadurch deutlich zu machen, dass man einmal im Gedankenexperiment die harten Forderungen Jesu abschwächt. Das macht sie in der Realität natürlich nicht weniger herausfordernd. Aber man erkennt vielleicht besser, wo auch in dieser Härte die Gnade leuchtet. Mark Twain hat einmal gesagt, dass ihm nicht diejenigen Bibelstellen Mark Twain hat einmal gesagt, dass ihm nicht diejenigen Bibelstellen Kummer machen, die er nicht versteht, sondern diejenigen, die er versteht. T HEO LO GISCHE ORIENT IERUNG : Jul i – S eptember 2012 Mit den Psalmen beten, mit den Psalmen leben „Ich habe die Nacht einsam hingebracht [...] und habe [...] schließlich die Psalmen gelesen, eines der wenigen Bücher, in dem man sich restlos unterbringt, mag man noch so zerstreut und ungeordnet und angefochten sein.“ (Rainer Maria Rilke) Was zeichnet die Psalmen aus, dass ich mich restlos in ihnen unter- und vor Gott bringen kann? Die Psalmen – ein Gebetbuch Dr. Clemens Hägele St u d i e n le i te r 8 In 10 Worten: Gedicht, Offenheit, Bilder, Gebetsvorlage, Aktualität, Klage, Vertrauen, Lob, Volk, Gottes Wort FOTO: S. 7 Patrick Loedel/photocase Ehre und Lob«. Denn einen guten Namen nennt die Schrift Ehre und Lob; einen bösen Namen nennt sie eine Schande und ein böses Gerücht. Also, darauf läuft alles hinaus, dass dieses Gebet nichts anderes will, als dass Gottes Ehre vor allen und über allen und in allen Dingen gesucht wird, und unser ganzes Leben ewiglich allein zu Gottes Ehre gelangen soll, nicht zu unserem Nutzen, auch nicht zu unserer Seligkeit oder irgendetwas Gutem, es sei zeitlich oder ewig, außer, wenn es zu Gottes Ehre und Lob verordnet ist.“ Es geht also bei der Heiligung des Gottesnamens nicht lediglich um ein Vermeiden unbedachter Rede; es geht um die Gestaltung unseres ganzen Lebens. Schon die ersten beiden Worte des Vaterunser verbieten einen Glaubensindividualismus. Aufschlussreich ist die Frage nach der Entstehung der Psalmen. Wann wurden sie erstmals gebetet? Und wozu wurden sie gedichtet? Schauen wir uns z.B. Ps 25 an: „Von David. Nach dir, HERR, verlanget mich. Mein Gott, ich hoffe auf dich; lass mich nicht zuschanden werden [...].“ Im ersten Moment könnte man angesichts der Lutherübersetzung meinen: Hier leidet ein Mensch und wendet sich inmitten seiner Not an Gott. Schaut man in den hebräischen Text, dann fällt auf, dass der Psalm alphabetisch aufgebaut ist, also der Anfangsbuchstabe eines jeden Verses sich am Alphabet orientiert. Deutlich wird: Die Psalmen sind Gedichte. Kunst. Und vermutlich knieten die wenigsten von uns einmal tränenüberströmt auf dem Boden und haben spontan in gedichteten kunstvollen Reimen gebetet. Natürlich haben die Psalmen einen konkreten persönlichen Hintergrund. Sicher haben sich die Psalmisten in persönlichen Notsituationen klagend und bittend an Gott gewendet. Dann aber brachten sie diese persönlichen Gebete in eine poetische Form und haben sie verallgemeinert. Dahinter steht die Idee, dass zum einen andere Menschen im Gemeindegottesdienst bzw. der Gemeinde-Dankopferfeier (siehe TO 165, Jan-März 2012, S.15-27) miteinstimmen können in den Lobpreis Gottes für seine Erhörung und Hilfe, und zum anderen wir uns noch heute diese Gebetsvorlagen zu eigen machen können, um unsere je eigene Person und Notsituation hineinzulegen und vor Gott zu bringen. Lesedauer 10 – 15 min Öffentliches Zeugnis im Rahmen einer Dankopferfeier der Gemeinde Persönliche Gebete poetische Form Allgemeine Gebetsvorlage für zukünftige Beter 9 Mit den Psal men beten, mit den Psal men leben Die Aktualität der Psalmen Was den Psalmen ihre Aktualität verleiht, ist allem voran die Offenheit ihrer Sprache und ihrer Bilder. Etwas vereinfacht: In keinem Psalm liest man von Arbeitslosigkeit, Eheproblemen oder einer Grippe. Wäre dem so, könnte sich niemand diesen Psalm zu eigen machen, es sei denn, genau dieses Problem wäre auch das eigene. Die Psalmen sind als Gebetsvorlagen so konzipiert, dass es jedem Menschen möglich sein soll, sich mit der eigenen Person und Situation in diese Texte hineinzubergen. Dazu hilft nicht zuletzt die Bildsprache. Zwei Beispiele: a) „Gott, errette mich [...], dass mich [...] die Tiefe nicht verschlinge und das Loch des Brunnens sich nicht über mir schließe“ (Psalm 69,16). Jeder kann hier seine ganz persönliche „Tiefe“ in diesen Vers hineinlegen, der trotz seiner inhaltlichen Offenheit sehr konkret ist in seiner bedrängenden Aussagekraft. b) Ähnlich ist es, wenn Psalmen – wie z.B. der bekannte Psalm 51 – uns einen Sprachraum anbieten, um unsere Schuld vor Gott zu bringen und ihn um Vergebung zu bitten. Seine Überschrift Abb. aus Keel, O., Die Welt der altorientalischen Bildsymbolik und das Alte Testament, Göttingen 51996, 61. 10 legt es nahe, den ganzen Psalm 51 unter dem Blickwinkel „Ehebruch“ zu lesen. Lässt man – wie beim Psalmgebet üblich – die Überschrift zunächst außen vor, ist der Psalm plötzlich für alles offen, was sich zwischen Gott und mich geschoben hat, und wofür ich ihn um Vergebung bitten will. Psalm 51 will mich nicht nur an die Sünde eines Menschen vor 3000 Jahre erinnern, sondern mir eine Hilfe sein, um meine ganz persönliche Schuld Gott zu bekennen und Vergebung zu erfahren: „Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte, und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit“ (Psalm 51,2). Von der Klage zu neuem Vertrauen Beispielhaft zeigt uns Psalm 22 ganz konkrete Schritte für einen Weg von der Klage zu neuem Vertrauen und zum Lob Gottes, wenn er klagend und bittend beginnt und ab Vers 22 Gott dankt, ihn lobt und ihn anbetet. Wenn Psalm 22 mit den Worten beginnt „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“, lernen wir von ihm: Du darfst klagen. Klagen ist bei Gott erlaubt. Doch schon die Anrede „mein Gott“ offenbart den Unterschied zwischen manchem Gejammer und einer biblischen Klage. Ersteres bleibt bei sich stehen. Letztere wendet sich an Gott. Nach der Bereitschaft zum Gebet, wird uns die Anrede, die auch nicht nur mit „Du Gott“ beginnt, sondern noch in der Krise an Gott als „meinem Gott“ festhält zur zweiten Hilfestellung für unseren Weg aus der Klage zum neuen Vertrauen. Dann wagt der Psalmist einen ersten Blickwechsel: Nach zwei Versen der Klage hebt er seine Augen auf zu Gott: „Du aber bist heilig, der du thronst über den Lobgesängen Israels“ (Psalm 22,4). Eine weitere Hilfe zu neuem Vertrauen ist der Blickwechsel von der Not auf Gott: „Du aber“. David ermutigt uns, auf den zu schauen, der auf dem Thron sitzt und der auch meine Not wenden kann. Direkt im Anschluss folgt eine weitere Hilfestellung: die Erinnerung an Gottes Heilshandeln im Leben der Väter. „Unsere Väter hofften auf T HEO LO GISCHE ORIENT IERUNG : Jul i – S eptember 2012 dich; und da sie hofften, halfst du ihnen heraus [...]“ (Psalm 22,5f). Der Psalmbeter vergleicht sich und seine Situation mit den Vätern: „Sie haben vertraut. Ich vertraue. Sie haben geschrien. Ich schreie. Sie hast du gerettet, also rette auch mich...“ Wer sich mitten im Leid daran erinnert, was Gott schon Gutes getan hat – nicht zuletzt in den biblischen Überlieferungen –, der hat einen weiteren großen Schritt aus der Klage heraus getan. Die Not ist immer noch da, doch sind uns Gott (V.4) und seine Wunder ( V.5f ) groß geworden. Im Sinn von V.5f sagte der Maler Michelangelo einmal: „Gott hat der Hoffnung einen Bruder gegeben. Er heißt Erinnerung“. Nach einem erneuten Rückfall in die Klage (V.7) geschieht etwas Eigenartiges: „»Er klage es dem Herrn, der helfe ihm heraus und rette ihn, hat er Gefallen an ihm«“ (Psalm 22,9). Für sich genommen, könnte es sich bei diesem Vers um eine Verheißung handeln. Nun zitiert David hier aber die Spottrede seiner Feinde, die jenes ursprüngliche Verheißungswort hämisch ins Gegenteil verkehren und er vergeblich auf Gottes Hilfe wartet. Was David nun unternimmt, ist eine weitere Hilfe auf dem Weg zu neuem Vertrauen: Er reibt Gott sein Verheißungswort unter die Nase, das im Mund der Feinde zum Spottwort wurde. Indirekt argumentiert er damit gegenüber Gott: „Jetzt geht es nicht mehr nur um mich. Jetzt geht es um dich und dein Wort. Wenn du jetzt nicht eingreifst, dann haben die Feinde Recht behalten.“ Wir lernen von David, dass wir Gott seine Verheißungen vorhalten dürfen – erst recht, wenn sie durch Menschen oder Leiderfahrungen in Frage gestellt werden. Nach der Erinnerung an die Heilserfahrungen der Väter, erinnert sich David in V.10f an Heilserfahrungen im eigenen Leben: „Du hast mich aus meiner Mutter Leibe gezogen; du ließest mich geborgen sein an der Brust meiner Mutter. Auf dich bin ich geworfen von Mutterleib an, du bist mein Gott von meiner Mutter Schoß an“ (Psalm 22,10f). Zusammengefasst sehen wir an Psalm 22: Beten lässt sich üben. Es gibt ganz konkrete Schritte für einen Weg aus der Klage zu neuem Vertrauen. Und doch haben wir es letztlich nicht im Griff. Glaube und Vertrauen bleiben ein Geschenk Gottes. So bekennt es auch David in V.22: „Du hast mir geantwortet.“ Im Mitbeten dieses Bekenntnisses nach den vorausgegangenen Klagen, Bitten und Vertrauensschritten dürfen wir festhalten: Gott erhört Gebet. Auch wenn die biografische Situation noch unverändert schwierig sein sollte, vergewissert uns Gottes Psalmwort: Gott hat mit seiner „Antwort“ die „Verantwortung“ für mich übernommen. Entsprechend kann Wilhelm Bruners unter dem Titel „Ergebnis" dichten: Nach dem morgendlichen Gang über die Psalmbrücke drehe ich mich nicht mehr um die eigene Achse ich atme die alten Heilworte in meine Tagängste und bin guter Hoffnung. Wilhelm Bruners Als Volk vor Gott FOTO: S. 9 Zurijeta/shutterstock Beispielhaft macht sich Jesus Christus am Kreuz die Worte von Psalm 22 zu eigen und füllt sie mit seiner ganz eigenen Anfechtung, wenn er betet: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Die Psalmen ermutigen uns aber nicht nur zum persönlichen Gebet, sondern erinnern uns mit Klage- und Lobliedern des Volkes auch an unser Volk. Israel wendet sich mit „Klagepsalmen des Volkes“ anlässlich konkreter Bedrängnisse an Gott (z.B. Psalm 44). Die Nöte sind ganz unterschiedlich: Naturkatastrophen, Feindeinfall oder vor allem die Zerstörung Jerusalems und des Tempels, verbunden mit der Wegführung nach Babylon im Jahr 587 v.Chr., sind Anlässe zur gemeinsamen gottesdienstlichen Klage. Ein Gebetsanliegen ist die Bitte um Vergebung für das Volk, das von Gott abgewichen ist und sich nun in der babylonischen Gefangenschaft befindet: „Errette uns und vergib uns unsere Sünden um deines Namens willen“ (Psalm 79,9). Die „Volksklagepsalmen“ mahnen uns, miteinander nicht nur für uns oder notleidende Einzelne aus unserer Gemeinschaft vor Gott einzustehen, sondern auch für unsere Gesellschaft und diejenigen, die eine besondere Verantwortung tragen. Und sie erinnern uns: Wir sind ein Teil unseres Volkes, auch mit all seiner Schuld. Wenn die Israeliten mit Worten der Volksklagepsalmen um Vergebung bitten oder Gottes Hilfe erflehen, dann tun sie dies als solidarische Gemeinschaft und in dem Bewusstsein: Ich bin nicht besser als die anderen. Auch ich lebe allein von Gottes Gnade. Die Psalmen – so bunt wie das Leben Zu den Klage- (z.B. Psalm 13), Dank(z.B. Psalm 30) und Lobliedern (z.B. Psalm 8), mit denen ein Mensch oder ein ganzes Volk zu Gott kommt, prägen den Psalter Lieder, die den Zion besingen (z.B. Psalm 46; 48) oder die Schöpfung (z.B. Psalm 104) oder Gottes Handeln in der Geschichte (z.B. Psalm 78). Andere Psalmen leiten zum Gebet für den König an (z.B. Ps 72), und erinnern damit auch uns, für unsere Obrigkeit zu beten (vgl. 1.Timotheus 2,2). Wieder andere beten JHWH als König an (z.B. Psalm 47). Weiter sind Weisheits- und Torapsalmen (z.B. Psalm 73; 119) zu nennen, oder die Wallfahrtslieder (z.B. Psalm 121). Angesichts dieser Vielfalt mag es auf den ersten Blick verwundern, weshalb die einzelnen Psalmen bei ihrer Aufnahme in den Psalter thematisch nicht genauer sortiert wurden. Es wäre ja naheliegend gewesen, alle Loblieder zusammenzunehmen, alle Klagepsalmen, alle Zionslieder usw. Deutlich wird daran: Die Psalmen sind ein Buch aus dem Leben und für das Leben. Sie sind ein Spiegel der manchmal widersprüchlichen Vielfalt des Lebens. Trotzdem sind sehr bewusste Platzierungen erkennbar, nicht zuletzt ein Weg von vielen Klagepsalmen im ersten Teil des Psalters bis zum großen Schlusslobpreis am Ende. Der Psalter – „Eine kleine Biblia“ In seiner Vorrede zu den Psalmen fasst Martin Luther unsere Beobachtungen zusammen und nennt den Psalter eine „kleine Biblia“: „Der Psalter sollte allein deshalb teuer und lieb sein [...] dass er wohl möchte eine kleine Biblia heißen, darin alles aufs schönste und kürzeste, wie in der ganzen Biblia stehet, gefasset.“ Der Psalter ist eine „kleine Biblia“, weil er Gottes Wort ist. Daneben fasziniert ihn am Psalter die Beobachtung, dass „ein jeglicher, in welcherlei Sache er ist, Psalmen und Worte drinnen findet, die sich auf seine Sache reimen und ihm so eben sind, als wären sie allein um seinetwillen also gesetzt“. Beides kommt in den Psalmen zusammen: Hier verbinden sich die unterschiedlichsten Erfahrungen von Menschen und Gottes lebendiges Wort. Menschen wenden sich mit ihren verschiedenen Lebensbezügen an Gott und Gott wendet sich an sie und spricht in ihr Leben hinein. 150 Gebete und 150 mal Gottes Wort Diese Beobachtung hat Konsequenzen. Wenn die Psalmen nicht nur menschliche Gebete und Lieder sind, wie andere Gebete und Lieder auch, sondern unser menschliches Wort an Gott – vor allem durch die Aufnahme der Psalmen in die Bibel – auch zu Gottes eigenem Wort an uns Menschen wird, dann drängt sich für unser Beten die Frage auf: Welche Lieder und Gebete sollte Gott eigentlich lieber annehmen und erhören sollte als seine eigenen? Dr. Uwe Rechberger Stu di en l e ite r 11 Beter fallen nicht vom Himmel Von der Schwierigkeit und der Übung des Gebets In 10 Worten: Unkonzentriertheit, Gedanken, Aktivismus, Sammlung, keine Zeit, Nachlässigkeit, Stimmung, Regelmäßigkeit, Übung, Wiederholung Lesedauer 10 – 15 min 12 Das Gebet ist eines der größten Geschenke, die Gott uns Menschen gemacht hat. Durch seinen Sohn Jesus Christus hat er uns eine offene Türe geschenkt. Jederzeit dürfen wir zu ihm kommen und mit allen Anliegen vor ihn treten. Die Verheißungen des Gebetes geben uns die Zuversicht, dass wir nicht leer ausgehen. Wir wissen, dass der Vater uns nur gute Gaben gibt. Warum tun wir uns dennoch mit dem Gebet so schwer? Weshalb lassen wir uns so leicht ablenken? Warum fehlt uns angeblich die Zeit zum Beten? Und schließlich: Warum fehlt uns manchmal regelrecht die Lust, die Hände zu falten und mit unserem Vater im Himmel zu reden? C.S. Lewis, der für seinen humoristisch-bissigen Stil bekannt ist, schreibt dazu: „Beten ist schwer! Eine Entschuldigung, die dazu dient, dem Gebet auszuweichen, ist uns eigentlich immer willkommen. Wenn wir unser Gebet am Morgen beendet haben, macht sich für den Rest des Tages das Gefühl der Erleichterung und Entspannung breit, denn es ist uns schließlich gelungen, mit dem Beten anzufangen, und wir sind dann froh, wenn wir es zu Ende gebracht haben. Ist es nicht so: Wenn wir beten, dann reicht schon die kleinste Kleinigkeit aus, um uns abzulenken, was uns beim Lesen eines Buches oder beim Lösen eines Kreuzworträtsels niemals passieren würde.“ Ähnlich sieht es Romano Guardini: „Im allgemeinen betet der Mensch nicht gern. Er empfindet dabei leicht eine T HEO LO GISCHE ORIENT IERUNG : Jul i – S eptember 2012 Langeweile, eine Verlegenheit, einen Widerwillen, geradezu eine Feindseligkeit. Alles andere erscheint ihm reizvoller und wichtiger.“ Ist es wirklich so schlimm? Wer sich selbst beobachtet, wird merken, wie raffiniert unser Herz ist und welche Wege es findet, um der Gegenwart Gottes auszuweichen. Er wird feststellen, wie gerade an dieser Stelle unser Charakter schwach und unser Wille angefochten ist. Sollte das große Privileg des Gebets zugleich ein so großes Problem sein? Wir wollen zunächst genauer anschauen, was unser Gebet so schwierig macht. In einem zweiten Schritt überlegen wir, wie wir dieser Schwierigkeit begegnen können: Ein erstes Problem ist die Unkonzentriertheit. Während wir versuchen, mit Gott ins Gespräch zu kommen, durchkreuzen tausend Dinge unsere Gedanken. Am Ende können wir nur darüber erschrecken, was uns alles beschäftigt hat, obwohl wir mit Gott reden wollten. Martin Luther hat diese Erfahrung auch gemacht. Daher schreibt er: „Und man hüte sich mit Fleiß vor falschen, betrügerischen Gedanken, die sagen: Warte ein wenig, in einer Stunde will ich beten; ich muss dieses oder jenes zuvor erledigen. Denn mit solchen Gedanken kommt man vom Gebet in die Geschäfte, die einen dann halten und umfangen, so dass aus dem Gebet den ganzen Tag nichts wird.“ In unserer Zeit gewinnt dieses Problem immer mehr an Bedeutung. Die Allgegenwart der Medien, unsere Hektik und Eile erschweren es, sich zu konzentrieren und ganz und gar bei der Sache des Gebets zu sein. Ein zweites Problem ist der Aktivismus: Zwar gehören Beten und Tun untrennbar zusammen. Dennoch scheint es so, dass das Tun ein immer größeres Eigengewicht bekommt. Auch in der Kirche ist das so. Es gibt so viele Dinge, die uns beanspruchen und die es gleichzeitig zu tun gilt, dass kaum Zeit bleibt, um in Ruhe und innerer Sammlung vor Gott zu treten. Wie Martha sind wir mit dem Vielen so überlastet, dass wir für das Notwendige keine Zeit finden, nämlich ruhig zu den Füßen Jesu zu sitzen (Lukas 10,38-42). Ein Drittes ist die eigene Nachlässigkeit. Wir meinen, es reiche vollkommen, wenn wir nur dann beten, wenn wir in der Stimmung dazu sind oder Lust dazu haben. Beten sei doch etwas Spontanes und Ursprüngliches, das aus dem Herzen nur so heraussprudeln müsse. Pflicht oder gar Zwang aber sei in diesem Fall völlig unangebracht. Beten sei eine Sache der Begeisterung oder des Ergriffenseins, nicht aber der Treue und des Gehorsams. Nun könnten wir weitere Schwierigkeiten beim Beten anführen. Manch einer kann einfach nicht mehr beten, weil er zu erschöpft ist, weil er krank ist oder schlicht deshalb, weil er vom Gebet nichts mehr erwartet. Doch wollen wir uns nicht länger mit den Schwierigkeiten aufhalten, sondern vielmehr sehen, wie man diese überwinden kann. Das Gebet verlangt Entscheidung Wenn unser Gebet nicht nur auf gelegentliche Stoßgebete oder spontanes Danken für gute Erfahrungen beschränkt bleiben soll, dann bedarf es der Regelmäßigkeit. Wenn wir es nicht nur dem Zufall überlassen wollen, dann braucht es eine bestimmte Zeit und einen bestimmten Ort. Deshalb ist es wichtig, dass wir dem Gebet täglich eine bestimmte Zeit widmen. Jesus hatte seinen Jünger empfohlen, in die Vorratskammer des Hauses zu gehen und die Türe hinter sich zu schließen. In einem galiläischen Hause war die Vorratskammer der einzige abschließbare Raum im Hause. Wenn Jesus diesen Rat erteilt, setzt dies eine Entscheidung voraus. Man zieht sich aus dem Alltagsgeschäft zurück, um mit dem himmlischen Vater alleine zu sein. Jetzt sind nicht die Menschen und die Arbeit wichtig, sondern Gott allein. Eine solche Entscheidung für das Gebet muss man nicht täglich neu treffen. Hat man sie einmal getroffen, so wird Während wir versuchen, mit Gott ins Gespräch zu kommen, durchkreuzen tausend Dinge unsere Gedanken. 13 Beter fallen nicht vom him mel Das Gebet verlangt Sammlung Das Gebet verträgt keinen „Kaltstart“. Deshalb bedarf es der Sammlung. Sammlung aber bedeutet, dass der Mensch ruhig wird. Er soll von dem Vielen zu dem Einen, aus der Zerstreuung zur Mitte, zu Gott finden. Wie dringlich die innere Sammlung zum Gebet ist, schreibt Martin Luther an seinen Freund Peter, den Barbier (Friseur). Dieser hatte Luther um Rat gefragt, wie er denn beten könne. Luther gibt ihm daraufhin verschiedene praktische Tipps. Eindrücklich aber ist, wie Luther die Notwendigkeit der inneren Sammlung hervorhebt: „Darum ist es die Hauptsache, dass sich das Herz zum Gebet frei und geneigt mache, wie auch Sir 18,23 sagt: Bereite dein Herz vor dem Gebet, auf dass du nicht Gott versuchst. Was ist’s anders als Gott versuchen, wenn das Maul plappert und das Herz anderswo zerstreut ist? Wie jener Pfaff, der auf diese Weise betet: Gott lass mir Hilfe zukommen – Knecht, hast du angespannt? – Herr, eile mir zu helfen – Magd, geh und melke die Kuh! – Ehr sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste – Lauf Bube, dass dich das Fieber schüttle. (...) Denn in einem rechten Gebet denkt man fein aller Worte und Gedanken vom Anfang an bis zum Ende des Gebets. So auch ein guter fleißiger Barbier: Er muss seine Gedanken, Sinne und Augen gar genau auf das Messer und auf die Haare richten und nicht vergessen, woran er sei, am Rasieren oder am Schneiden. Wenn er aber zugleich viel will plaudern und anderswohin denken oder gucken, würde er einem wohl Maul und Nase, die Kehle dazu abschneiden. So will auch jedes Ding, wenn es gut gemacht werden soll, den Menschen ganz haben mit allen Sinnen und Gliedern, wie man sagt: Ein auf vielerlei bedachter Sinn taugt weniger fürs Einzelne. Wer mancherlei denkt, denkt nichts, macht auch nichts Gutes. Wie viel mehr will das Gebet das Herz einzig, ganz und allein haben, soll´s anders ein gutes Gebet sein.“ Gott, zu dir rufe ich am frühen Morgen. Hilf mir beten und meine Gedanken sammeln. Ich kann es nicht allein. In mir ist es finster, aber bei dir ist Licht, ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht. Ich bin kleinmütig, aber bei dir ist die Hilfe. Ich bin unruhig, aber bei dir ist Frieden. In mir ist Bitterkeit, aber bei dir ist die Geduld. Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weißt den rechten Weg für mich. Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung, München 1951, 79. 14 T HEO LO GISCHE ORIENT IERUNG : Jul i – S eptember 2012 Zur Sammlung kommen wir, indem wir uns mit unseren vagabundierenden Gedanken immer wieder zurückholen in die Gegenwart Gottes. Weil Gott ganz da ist, wollen auch wir ganz in der Gegenwart sein. Die dankbare Ergebung in Gottes Willen und das Bittgebet Das Gebet verlangt Übung Innerhalb der geistlichen Tradition der Kirche gibt es eine Fülle von Übungen zum Gebet, wie etwa das Auswendiglernen oder auch das Bibelteilen. Es ist schön, dass diese Übungen gegenwärtig wieder entdeckt werden. Der Sinn solcher Übungen besteht darin, dass sich durch Wiederholung eine selbstverständliche Praxis ausbildet und diese verinnerlicht wird. Übungen helfen, in der Gottesbeziehung zu wachsen. In der bereits zitierten Schrift Luthers an Meister Peter empfiehlt er die Methode des „vierfach gedrehten Kränzleins“. Hierbei empfiehlt er im Anschluss an einen Gebetstext, etwa die Gebote oder auch den Katechismus, diesen unter vier Fragerichtungen zu betrachten: a) Was lehrt mich dieser Text? b) Wofür habe ich zu danken? c) Wofür muss ich um Vergebung bitten? d) Worum muss ich bitten? Da eine solche Übung relativ stark vorstrukturiert ist, rät Luther, dass es „genug sei, wenn du ein Stück oder ein halbes kannst kriegen, daran du in deinem Herzen ein Feuerlein kannst aufschlagen“. Beter fallen nicht vom Himmel. Beten ist uns auch nicht angeboren. Doch dürfen wir es mit Hilfe des Heiligen Geistes lernen (Römer 8,26). Dabei machen wir die Erfahrung, dass das Gebet uns immer kostbarer und Gott uns immer vertrauter wird. Zur Sammlung kommen wir, indem wir uns mit unseren vagabundierenden Gedanken immer wieder zurückholen in die Gegenwart Gottes. FOTO: S. 14 jock+scott/photocase sie zu einer guten Gewohnheit. Dann ist klar, dass etwa der Morgen vor Arbeitsbeginn für das Gebet reserviert ist. John Wesley hat seinen vielen Tagebüchern das Motto vorangestellt: „Ich entscheide mich dazu, eine Stunde am Morgen und eine weitere am Abend dem Gebet und der Stille zu widmen, ohne dass ich jemals eine Ausnahme mache oder irgendeine Ausrede erfinde.“ Entscheidend ist hier nicht die Zeitdauer, sondern der Vorsatz. Die Jünger bitten Jesus: „Herr, lehre uns beten!“ Beten ist offensichtlich etwas, wofür man einen Lehrer braucht. Beten versteht sich nicht von selbst. Beten wirft Fragen auf. Eine Frage, die sich manche stellen, ist die, welches Beten denn nun das bessere ist: dasjenige, das sich dankbar ganz dem Willen Gottes ergibt, egal, was er für uns bedeutet, oder dasjenige, das wir Bittgebet nennen, das Gebet, in dem wir Gott unsere Anliegen nennen. Ist das erste nicht offenkundig das bessere, höherstehende? Schauen wir uns die Sache noch einmal an: Zwei der bekanntesten Gebete der Bibel enthalten jeweils eine Wendung, mit der sich der Beter ganz dem Willen Gottes unterwirft. Diese beiden Gebete sind das Vaterunser, in dem Jesus uns zu beten lehrt: „Dein Wille geschehe!“ (Matthäus 6,10), und das Gebet Jesu im Garten Gethsemane, kurz bevor ihn die Tempelwache verhaftet: „Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst.“ (Matthäus 26,39). Wer so betet wie in diesen beiden Gebeten, der schränkt seine eigenen Bitten in gewisser Weise ein. Er spricht sie zwar vor Gott aus, so wie auch Jesus seinen Vater gebeten hat, dass der Kelch an ihm vorübergehen möge, aber er stellt sie gleichzeitig unter einen GlaubensVorbehalt. Er betet, dass letztlich nur das geschehen solle, was Gott will, auch dann, wenn der göttliche Wille ein anderer Wille sein sollte als der eigene. Dass diese beiden Wendungen sowohl in dem Gebet stehen, das uns zu beten geboten ist, im Vaterunser, als auch in dem Gebet, das der heiligste aller Beter, Jesus selbst, gebetet hat, – das sollte uns zu denken geben. Es geht um nichts Nebensächliches, sondern um Wesentliches. Was heißt das aber nun für unser Beten? Man könnte aus dieser Ergebung in Gottes Willen z.B. die praktische Folgerung ziehen, das Bittgebet in seiner Bedeutung gegenüber der Ergebung in den göttlichen Willen tatsächlich ein wenig herabstufen. Die höhere Stufe des Betens wäre dann die dankbare Ergebung in den göttlichen Willen, in den Willen dessen, der ohnehin weiß, was wir bedürfen, noch bevor wir es aussprechen. Die niedrigere Stufe des Betens wäre dann das schlichte Lesedauer 5 – 10 min Der Pharisäer dankt, der Zöllner bittet. Dr. Rolf Sons Re k to r 15 Die dankbare Ergebung in Got tes Willen und da s Bit tgebet Bitten. Und da ist ja auch erst einmal etwas Wahres dran. Der Tübinger Theologe Adolf Schlatter (1852 - 1938) hat den Glauben an Gott des Öfteren als „Willenseinigung“ bezeichnet, also als eine wachsende Übereinstimmung des menschlichen Willens mit dem göttlichen Willen: Ich lerne zu wollen, was Gott will. Und was läge da näher, als nur noch die dankbare, Gott lobende Ergebung in den göttlichen Willen als eigentliches Gebet gelten lassen zu wollen, es wenigstens als ein höheres und wichtigeres Gebet anzusehen als das Bittgebet? Ein berühmter Theologe des 19. Jahrhunderts, Albrecht Ritschl, hat tatsächlich das Bittgebet nicht als Gebet im eigentlichen Sinne gelten lassen wollen. Das Gebet sei, so Ritschl, „als Ganzes und unter allen Umständen auf Dank, Lob und Preis, Anerkennung, Anbetung Gottes gestellt“. Die Bitte kommt in dieser Reihe nicht vor. Ich meine aber, dass Ritschl da etwas übersehen hat. Wir müssen zwar unbedingt daran festhalten, dass wir uns als Christen dem Willen Gottes dankbar ergeben sollen. Aber entsteht daraus die notwendige Konsequenz, dem Bittgebet einen geringeren Platz anzuweisen, es gar ganz aus dem Gebetsleben wegzulassen? Ich meine nein. Das Neue Testament zieht diese Konsequenz auf jeden Fall nicht. Jesus lehrt uns zu bitten, u.a. durch das Vaterunser. – In Klammern bemerkt: Ritschl musste deshalb das Vaterunser etwas künstlich zu einem reinen Lob- und Dankgebet umdeuten. – Wir sollen den Vater bitten um unser Brot, um Vergebung, um Bewahrung vor Versuchung usw. Jesus erzählt weiter das Gleichnis vom bittenden Freund, in dessen Mitte die Worte stehen: „Bittet, so wird euch gegeben...“ (Lukas 11,9). Der Apostel Paulus leistet selbstverständlich Fürbitte für die Gemeinde: „Darum lassen wir auch von dem Tag an, da wir´s gehört haben, nicht davon ab, für euch zu beten und zu bitten“ (Kolosser 1,9). Überall im Neuen Testament ist das Gebet in der Form der Bitte präsent. Für Jesus und die Apostel ist die Bitte selbstverständlicher Teil des Betens; des Betens, wie Gott es will und verheißt. Auch sollten wir vorsichtig sein, das eine Beten gegen das andere auszuspielen und dem einen einen geistlich höheren Rang einzuräumen als dem anderen. Martin Kähler schreibt: „Wir halten denen, welche den Christen [...] lediglich den Dank statt der Bitte auf die Lippe legen wollen, das Urteil des Herzenskündigers entgegen: Der Pharisäer dankt, der Zöllner bittet.“ Wer das Bittgebet lediglich als eine kindliche Art des Betens ansieht, eine Art, mit der ich eben von Gott nur etwas will, anstatt mich ganz seinem Willen zu ergeben, der denkt vom Bitten viel zu gering. Es mag Beter geben, die sich von Gott tatsächlich lediglich einen Vorteil erhoffen und ihm etwas abtrotzen wollen. Aber, wer im Glauben bittet, der nimmt damit den einzigen Platz gegenüber Gott ein, der Gott gegenüber angemessen ist, nämlich den des Empfangenden. Er weiß, dass er gegenüber Gott nur der Empfangende ist und sein kann. Die hebräische Bibel nennt den Menschen eine „Näfäsch“, was unter anderem „Kehle“ bedeuten kann. Damit betont sie die Bedürftigkeit des Menschen. Am kürzesten und berührendsten hat das der Zöllner in einem Bittgebet vorgebetet: „Herr, sei mir Sünder gnädig!“ (Lukas 18,13). Es hat durchaus mit geistlicher Reife zu tun, das kindliche Bitten wieder zu lernen und damit den Platz einzunehmen, der uns allein gebührt, nämlich den des Empfangenden. Wie ist es aber nun mit den Worten „Dein Wille geschehe“? Sind die nicht doch etwas ganz anderes als das Bittgebet? Ich meine nein. Die dankbare Ergebung in den Willen Gottes steht mit dem Bittgebet Seite an Seite. Sie gibt zum einen Gott die Ehre, indem sie seine Souveränität anerkennt; Gott ist von nichts abhängig. Zum anderen vertraut sie darauf, dass ich auch dann, wenn der Wille Gottes meinem eigenen Bitten vielleicht gar nicht entspricht, Gutes empfangen werde, vielleicht nicht jetzt, aber ich werde es empfangen. Dieses Beten ist keine leere Schicksalsergebenheit, sondern ein Beten im Wissen, dass Gottes Wille alles zu einem guten Ziel führen wird. Wofür beten wir eigentlich? Von der Kunst, Spannungen auszuhalten Hoffnung macht sich breit, wenn ich mich unter Tränen und Trauer dazu durchringe zu sagen: Gott, ich verstehe dich nicht, aber ich will dir vertrauen. FOTO: S. 15 biletskiy/shutterstock Dieses Beten ist keine leere Schicksalsergebenheit, sondern ein Beten im Wissen, dass Gottes Wille alles zu einem guten Ziel führen wird. Etwas unruhig rutschte ich in der abgedunkelten Halle auf meinem Stuhl hin und her. Kann man denn so etwas behaupten? Ist das nicht ein bisschen zu steil? Sollte es denn falsch sein, dafür zu beten, dass Gott meine Kinder in dieser Nacht schützend umgibt? Ist es falsch, persönliche Bedürfnisse im Gebet auszusprechen? Vor einigen Wochen hätte ich noch mit Nein geantwortet. Mittlerweile lautet meine Antwort eindeutig: Ja und Nein! Sind Sie nun auch ein wenig verwirrt? Dann geben Sie mir ein paar Minuten Zeit, diesen Gedanken zu erklären und dann bin ich auf Ihre Reaktion gespannt. Gebete in der Wiederholungsschleife Dr. Clemens Hägele St u d i e n le i te r Wenn man als Familie mit dem Auto unterwegs ist und die Kinder ein Lieblingslied dabei haben, dann kann das mitunter die Nerven der Erwachsenen erheblich strapazieren. Immer und immer wieder hört man dann vom Rücksitz: „Nochmal, bitte nochmal...“. Je nach Stimmungs- oder Verkehrslage lassen sich die Eltern erneut darauf ein, die Wünsche der Kleinen zu erfüllen. Aber anstrengend ist es schon. Spätestens ab der dritten Wiederholung. So muss es Gott auch ergehen, meint Andy Stanley, Pastor der NorthpointGemeinde in Atlanta, wenn wir immer und immer wieder mit den gleichen Gebetsanliegen bei ihm ankommen. Widerspruch! Sofort fiel mir das Gleichnis der bittenden Witwe ein, die dem ungerechten Richter tagelang mit ihrem Anliegen auf die Nerven ging (Lukas 18,1-8). Dieser Text ermutigt uns doch dazu, nicht müde zu werden, unsere Anliegen bei Gott im Gebet vorzubringen. Kurz darauf war ich gedanklich wieder zurück beim Vortrag. Die Provokation ging weiter. Stanley sagte: „Wenn du herausfinden möchtest, wie es deiner Gemeinde geht, dann achte darauf, worüber geklagt und vor allem, wofür gebetet wird.“ Wieder durchzuckte mich ein Unwohlsein. Ich möchte mich doch nicht zum Richter erheben. Aber ganz langsam dämmerte mir, worum es hier ging. Lesedauer 5 – 10 min Eine provozierende Frage: Wofür bete ich eigentlich? Plötzlich unterbrach Stanley seine Ausführungen mit einer kleinen Geschichte. Er erzählte, dass neulich ein Freund zu ihm kam und darüber klagte, dass er morgens wieder mal keinen Parkplatz vor der Kirche bekommen habe. Darauf konterte er: Dann geh doch einfach in eine der umliegenden Gemeinden. Da findest du ganz sicher einen freien Platz. Nur wenig später kam ein anderer Freund, dessen Anliegen ihn wirklich nachdenklich machte. Dieser sagte Dorothea Hille 16 T HEO LO GISCHE ORIENT IERUNG : Jul i – S eptember 2012 17 Wofür beten wir eigentlich? Probleme lösen oder Spannungen aushalten? Mir wurde in diesem Vortrag eines klar: Beim Beten geht es nicht zuerst darum, meine Probleme zu lösen, sondern die Probleme von mir wegzuwerfen. „Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch“ (1.Petrus Beim Beten geht es nicht darum, meine Probleme zu lösen, sondern meine Probleme von mir wegzuwerfen. 5,7). Indem ich dies tue, wird mein Kopf plötzlich frei, dass ich wieder sehen kann, was in meinem Umfeld wichtig ist. Plötzlich entdecke ich die Nöte des Obdachlosen, an dem ich tagtäglich mit dem Rad vorbeifahre. Oder ich sehe die Tränen in den Augen der Mutter, die mit zwei Kindern durch die sonnige Innenstadt läuft. Die Tagesschau ist plötzlich nicht mehr mein vorabendliches Unterhaltungsprogramm, sondern öffnet ein Fenster, das mir die Bedürfnisse und Nöte der Welt aufs Herz legt. Doch dann merke ich: Nicht alle Probleme lassen sich lösen. Viele Herausforderungen sind um einiges zu groß für mich. Dennoch will ich es nicht lassen, mich ernsthaft damit auseinanderzusetzen, betend und handelnd. Beten bedeutet immer, auch Spannungen auszuhalten. Auch die bittende Witwe lebte in dieser Spannung. Göttliche Daumenschule Spannungen können wertvoll sein. Am Beispiel unserer Hand lässt sich das leicht erklären. Nur weil mein Daumen auf die anderen Finger Gegendruck ausübt, kann ich überhaupt Dinge anpacken. Spannungen sind Teil unseres Lebens. Die Spannung zwi- Spannungen machen uns nicht diesseitsflüchtig, sondern lebenstüchtig. 18 T HEO LO GISCHE ORIENT IERUNG : Jul i – S eptember 2012 schen Familie und Beruf lässt sich nie ganz lösen, genauso wenig, wie die Spannung, die durch unterschiedliche Bedürfnisse von älteren und jüngeren Gemeindegliedern entsteht. Auch die Spannung zwischen dem Gebet für mich und für mein Umfeld bleibt bestehen. Diese Spannung ist wichtig, um nicht einseitig zu werden. Spannungen machen mich nicht diesseitsflüchtig, sondern lebenstüchtig. Im Gebet setze ich mich dieser Spannung bewusst aus in dem Wissen, dass Gott am Werk ist und die Dinge in der Hand hält. Wenn Gott unser Gebet nicht erhört Zeit für eine Inventur des Gebets Ein letzter Einwand: Hat nicht die bittende Witwe auch wiederholt um Schutz vor ihrem Widersacher gebeten? Sicher, aber liest man das Gleichnis bis zum Ende, dann wird folgendes klar: Die Pointe liegt nicht darauf, dass wir Gott in der Wiederholungsschleife mit unseren Sorgen unterhalten. Das scheint mir nur ein (wichtiger) Aspekt des Gebets zu sein. Das ist der Kerngedanke: Wenn sich sogar der böse Richter von der Witwe erweichen lässt, um wie viel mehr wird unser Vater im Himmel eingreifen und für Gerechtigkeit sorgen. Gott ist mit uns und er greift in die Zusammenhänge dieser Welt ein. Sollten wir daher im Gebet nicht öfters unseren Blick weiten lassen? Es tut uns gut, von Zeit zu Zeit eine Gebets-Inventur durchzuführen und zu prüfen, wofür wir eigentlich immerzu beten. „Gott wird Recht schaffen in Kürze“ (Lukas 18,8). Diese Verheißung gilt nicht nur für private Anliegen! Markus Weimer St ud i e n a s s i s te n t Kennen Sie das auch? Da haben Sie lange und inbrünstig für eine Sache gebetet. Es war Ihnen wirklich ernst damit. Sie haben auf Gott und sein Eingreifen vertraut. Aber es ist nichts passiert. Gott hat Ihr Gebet nicht erhört. FOTO: S. 17 3format/photocase zu ihm: „Andy, mein Nachbar ist heute zum ersten Mal mit in die Gemeinde gekommen und leider waren bereits alle Parkplätze belegt. Er musste leider wieder gehen – können wir da etwas verbessern?“ Damit war er beim Kern der Botschaft angekommen. Worüber klagen wir, wofür beten wir? Welche Bitten dominieren das Gespräch mit Gott? Drehe ich mich im wesentlichen um mich selbst oder habe ich meine Mitmenschen, meine Stadt, meine Umwelt im Blick? Stanley hatte durchaus vor, die 7500 Zuhörer zu provozieren. Bei mir jedenfalls klappte das ausgezeichnet. Der innere Widerstand führte dazu, dass ich noch während des Vortrags darüber zu grübeln begann, wofür ich in den letzten Tagen gebetet hatte. Und tatsächlich. Die meisten meiner Gedanken und Gebete drehten sich rein um mich und meine persönlichen Bedürfnisse. Wir glauben aber doch nicht an einen „Wohlfühl-Gott“, der nur dafür da ist, meine individuellen Bedürfnisse zu befriedigen. Gott ist viel größer. Er ist der Schöpfer des Universums, der mit uns sein Reich schon in dieser Welt aufrichtet. Natürlich können hier meine innersten Bedürfnisse zur Sprache kommen. Natürlich darf ich um Schutz und Bewahrung beten. Aber wo liegt eigentlich der Schwerpunkt? Was ist das Herz meines Gebetes? Das Problem mit unerhörten Gebeten Ich denke, jeder Christ kennt solche unerhörten Gebete. Und das Problem mit ihnen ist ein Doppeltes: Zum einen ist es schon schwer genug, wenn das Gebetsanliegen an sich nicht erhört wird. Wenn man nicht geheilt wird, wenn die Ehe doch zerbricht, wenn das Kind doch den falschen Weg einschlägt. Und zum Anderen gesellt sich zu diesem Gefühl der Enttäuschung oft noch ein zweites Gefühl: Unverständnis gegenüber Gott. Warum hat er mein Gebet nicht erhört? War mein Anliegen falsch oder nicht wichtig genug? Oder bin vielleicht ich Gott nicht wichtig genug? Ist ihm mein Leben etwa egal? Oder soll ich etwas aus dem unerhörten Gebet lernen? All diese Fragen führen dazu, dass wir uns von Gott allein gelassen fühlen, dass wir an seiner Liebe und Fürsorge zweifeln. Oder an seiner Allmacht. Vielleicht hat Gott doch nicht alles in der Hand? Und ganz ehrlich: manchmal verschlimmert in so einer Situation das Bibellesen zum Thema Gebet das Problem noch. Denn dort werden Verheißungen gemacht, die Gott in unserem Leben auf den ersten Blick so nicht hält: „Bittet, so wird euch gegeben.“, „Wer an mich glaubt, der wird dieselben Dinge tun, die ich getan habe.“, „Bittet um was ihr wollt, Gott hat das Ganze im Blick. in meinem Namen, und ich werde es tun.“ Ich zumindest merke in meinem Gebetsleben oft nichts davon, dass Gott genau das tut, was ich in Jesu Namen erbitte. Dann frage ich mich, ob meine Motive nicht stimmen, ob ich auf unangemessene Art bete oder ob etwas mit meinem Glauben nicht in Ordnung ist. Nein, Gott lässt sich nicht in die Karten schauen, warum er das eine Gebet erhört und das andere nicht. Gott darf auch nicht degradiert werden zu einer Art himmlischer Wunscherfüllungsmaschine. Gott hat im Gegensatz zu uns, die wir oft nur einen Teil der Situation erkennen können (und zumeist den, der uns persönlich betrifft), das Ganze im Blick: die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Beruhigend finde ich, dass auch in der Bibel nicht alle Gebete erhört werden. Selbst Jesus musste als Sohn Gottes die Erfahrung unerhörter Gebete machen. Er hat im Garten Gethsemane gebetet: „Lass diesen Kelch an mir vorübergehen.“ Und trotzdem musste er den schmerzvollen Tod am Kreuz erleiden. Eben weil Gott das große Ganze im Blick hatte – in diesem Fall unsere Erlösung. Lesedauer 5 – 10 min Ein paar Gedankenanstöße, die mir im Umgang mit unerhörten Gebeten schon geholfen haben: 19 Wenn got t unser gebet nicht erhört Du bist bei mir alle Tage alltags Du bist mein Gott des Alltags dann darf ich dir bitte schön auch meinen Ärger über die hohe Reparaturrechnung die Freude über den Fischreiher meine Einsamkeit heute abend und den zerrissenen Schuhbändel übergeben und jetzt beschwer dich nicht so sieht mein Alltag aus Andrea Schwar z Das Neue Testament gibt uns keine vorschnellen Ant wor ten zu unbeantworteten Gebeten. Es fordert uns aber dazu auf, im Gebet auszuharren. Die Ausdauer der bittenden Witwe zahlte sich aus: Sie machte den Richter mürbe. Am Ende gab er ihrem Antrag nach, damit sie ihn in Ruhe ließ. Unbeantwortete Gebete scheinen ein Vertrauenstest zu sein. Wir bestehen diesen Test, wenn wir weiterbeten. Jesus fordert uns mehrmals zur Beharrlichkeit im Gebet auf. Denn Beharrlichkeit treibt uns zu Gott und stärkt unsere Beziehung zu ihm. Schließlich geht es beim Gebet in erster Linie um die Beziehung zu Gott und nicht um die Dinge, die wir aus dieser Beziehung bekommen. Beharrlichkeit führt zu einem reiferen Gebetsleben. Wir fangen an, Gott unserer höchsten Liebe und Zuneigung würdig zu erachten, weil die Beziehung zu Gott das Ziel unserer Gebete ist und nicht nur der Erwerb der Dinge, die wir von Gott wollen. Wir fangen an, Gott als Gott zu schätzen. Der größte Fehler beim Beten ist der, zu früh damit aufzuhören. Wir wollen gerne unmittelbaren Erfolg und unmittelbare Ergebnisse. Gebet aber braucht Zeit. Mangel an Geduld und Ausdauer hindern uns daran, in der Kunst des Betens zu reifen (Jerry Sittser). Warten Beim Gebet geht es um die Beziehung zu Gott und nicht um das, was wir aus dieser Beziehung bekommen. Vi e l l e i c h t g i b t e s g a r k e i n e unbeantworteten Gebete: Was wir als „nein“ interpretieren, könnte auch „noch nicht“ oder „nicht auf diese Art“ bedeuten. Vielleicht hat Gott sich aus Gründen, die wir nicht kennen, dazu entschieden, unsere Gebete nicht oder anders als erwartet zu erhören. Das Warten selbst kann notwendig, kreativ und nützlich sein. Durch das Warten können sich Umstände ändern, Menschen zu Neuem bewegt werden und der Beter selbst verändert werden oder neue Impulse bekommen. Ein unbeantwortetes Gebet nach unserem Verständnis heißt nicht, dass es auch nach Gottes Verständnis unbeantwortet ist. Klagen Wi r d ü r fe n G o t t a u c h u n s e r Unverständnis klagen. Der Psalter besteht zur Hälfte aus Klagen, und die Psalmisten zögern nicht, vor Gott zu klagen, zu weinen oder sogar ihn für ihr Leid verantwortlich zu machen. Johannes Calvin sagt in seinem Psalmenkommentar:„Der Heilige Geist hat hier jeden Kummer, jedes Leid, alle Ängste, Zweifel, jede Hoffnung, allen Kummer und Ratlosigkeit, kurz, alle Gefühle, mit denen der Verstand des Menschen nicht aufgeregt werden will, hervorgeholt.“ Gott erlaubt uns, unsere Gefühle vor ihm auszuschütten und wirklich ehrlich zu sein. Gott hält unsere Klagen aus. Ein zorniges Gebet ist besser als gar kein Gebet. Denn so kann uns das, was uns eigentlich hinunterziehen und von Gott wegbringen will, hinaufziehen zu Gott und die Beziehung zu ihm stärken. In 10 Worten: Gebet, allgemeines Bedürfnis, Religionen, Bitte, Fürbitte, Lob, Manipulation, Unterwerfung, rituelles Gebet, freies Gebet Vertrauen Am wichtigsten ist es mir aber, mein Vertrauen in jeder Situation auf Gott zu setzen. So habe ich in manch schwieriger Lebenssituation schon wie ein trotziges Kind ein „ich will aber!“ ausgestoßen: „Ich will aber“ an diesem Gott festhalten, auch wenn gerade alles so aussieht, als ob er mich vergessen hat. „Ich will aber“ auf seine Liebe zu mir vertrauen, die er schon so oft bewiesen hat, auch wenn ich in dieser Situation gerade nichts davon spüre. „Ich will aber“ mein Leben an diesem Gott festmachen und mich nicht von ihm abbringen lassen. Das Eheversprechen „in guten wie in schlechten Tagen“ gilt für mich auch für die Lebensbeziehung zu meinem Herrn. „Ich will aber bei Gott bleiben – in guten wie in schlechten Tagen.“ Und in letzteren sogar ganz besonders. Beten wie die Heiden Das Gebet in den Religionen Not lehrt beten FOTO: S. 21 Aaron Amat/shutterstock Beharren Das Gebet ist etwas zutiefst Menschliches. Es scheint ein allgemeines Bedürfnis der Menschheit zu sein, sich an Gott zu wenden. Der Mensch ist seit jeher auf der Suche nach Gott. Selbst im säkularisierten Deutschland geben ein Drittel der Befragten an, regelmäßig zu beten. In anderen Ländern, Kulturen und Religionen gibt es dieses Grundbedürfnis in gleicher Weise. Menschen aller Zeiten haben sich an Gott gewandt. Meistens geschah und geschieht das aus der „Not-Wendigkeit“: Menschen versuchen eine höhere Macht für sich in Anspruch zu nehmen, weil das eigene Vermögen nicht ausreicht, die Problematik des Lebens zu bewältigen. Der Mensch weiß um seine Unvollkommenheit und um seine Bedürftigkeit. Das muss ihm nicht erzählt werden, das Leben selbst lehrt ihn das. Darum gibt es das Gebet in den Religionen als Appell an höhere Mächte bzw. die höchste Macht. Gerade in dieser Bedürftigkeit ahnt der Mensch, dass es etwas Größeres als ihn selbst gibt, etwas, wozu er sich hingezogen fühlt, wovor er aber auch Ehrfurcht oder gar Angst hat. Der französische Naturwissenschaftler und Philosoph Blaise Pascal, der die physikalische Existenz eines Vakuums experimentell nachwies, nannte diese Bedürftigkeit „das Gott-förmige Vakuum“ im Herzen des Menschen. Daneben gibt es aber auch ein universelles Staunen über Gott, bzw. über seine Schöpfung, das zum Lobpreis animiert. In den verschiedenen Religionen äußert sich das als Lob für den Schöpfer oder als Lob an die Schöpfung, die göttliche Qualitäten in diesen Religionen annimmt. Manchmal ist es geradezu die Ahnung von der unbeschreiblichen Größe Gottes, die dazu führt, dass Mächte angerufen werden, die als leichter „zugänglich“ erscheinen. Lesedauer 10 – 15 min Nicole Mutschler St u d i e n le i te ri n 20 T HEO LO GISCHE ORIENT IERUNG : Jul i – S eptember 2012 21 Beten wie die heiden Was für eine Religion vermuten Sie hinter dem folgenden Auszug aus einem Gebet? 1. Wir rufen dich, den Herrn der Heerscharen, an, den Weisen, dich, der Weisen hochberühmtesten, als der Gebete Fürsten, dich, Herr des Gebets, mit Huld uns hörend setze dich auf deinen Sitz. 8. Dich, den Beschützer unsrer Leiber, rufen wir, Erretter, du, der holder Gesinnung für uns sprichst; die Götterhasser stürz herab, Herr des Gebets; nicht Bösgesinnte lass erlangen höhere Huld. Der indo-chinesische Raum Was in manchen Zügen fast an einen Psalm des Alten Testaments erinnert, kann erst durch weitere Gebetsstrophen als hinduistisches Gebet richtig eingeordnet werden, gerichtet an„den Herrn des Gebets“ Brihaspati, Begleiter des Donnergottes Indra, „Priester der Götter“ und einer der neun Planeten(götter). Hier sehen wir, dass, obwohl das menschliche Anliegen im Gebet der Religionen ähnlich gelagert sein kann, die Gottesvorstellung, die damit einhergeht, grundlegend anders ausfallen kann! So etwa im chinesischen Volksbuddhismus, wo Menschen Ihre Gebetswünsche in eine Aussparung zwischen den Schulterblättern der häuslichen Buddha-Statue stecken, damit es den Buddha unablässig jucke und er an ihre Gebete denke. Nur wenig aufgeklärter ist die Praxis der Lama-Buddhisten, Stofffetzen, Plastiktüten, Flaschen und Dosen in die seltenen heiligen Bäume der tibetischen Hochebene als Erinnerungen an ihre Gebete zu stecken. Der Herr Buddha soll durch das Wedeln der Fetzen und das Klirren der Flaschen – wie durch das Drehen der Gebetsmühlen u.a. auch – an die Gebete seiner Verehrer erinnert werden. Auch die altchinesische Volksreligion und Philosophie kennt das Gebet, selbst wenn letztere – wie der philosophische Buddhismus im Gegensatz zur Volksreligion – diese auch in Frage stellt. Texte des „Himmelsopfers“ sowie des „Erdopfers“ aus der Han-Zeit richten sich an den „Himmel“, bzw. im zweiten unten angeführten Gebet den Erdboden bzw. die Scholle: Das Gebet in den nach-christlichen Religionen »O erhabener, hoher Himmel! Leuchte herab auf die niedere Erde, sammle die Seele der Erde und sende süßen Wind und Regen, dass alle Wesen üppig wachsen und jedes seinen Ort finde. Vor dir gibt es kein einst und heute. Ich, der König (N.), bete verehrend an des erhabenen Himmels Segen.« Das Christentum hat im Alten Testament eine gemeinsame Gebetstradition mit dem nachchristlichen Judentum. Deswegen gehen wir hier nicht darauf ein, sondern beschränken uns auf den Islam als größte nach-christliche Religionsgemeinschaft, zu der sich etwa ein Viertel der Weltbevölkerung zählt. Das Gebet im Islam »O weiter, weiter Boden! Der du aufnimmst des Himmels Geist, erhebe süßen Wind und Regen, dass alle Pflanzen und die hundert Körnerfrüchte üppig gedeihen mögen und alles in Frieden und Ruhe kommt! Ich, der König (N.), bete ehrfurchtsvoll die Seele der Erde an.« Der Islam unterscheidet sich von den alten Weltreligionen darin, dass er eine eingebaute implizite und explizite Kritik an die bereits bestehenden Religionen und ihre Praktiken hat. Das betrifft auch das Gebet. Beispielhaft wird im Islam zwischen rituellem und freiem Gebet strengstens unterschieden. Daneben hat der Islam Gebetshaltungen und Rituale sowohl aus dem Judentum, dem syrischen Christentum als auch aus dem altarabischen Heidentum übernommen. Die Umrundung der Kaaba etwa geht auf die alte heidnische Praxis der Umrundung der Götzenbilder in Mekka – etwa bei Pfeilorakeln – zurück. Das gemeinschaftliche, rituelle Gebet übernimmt die Elemente der Erhebung der Hände, des Stehens vor Gott, des Niederkniens vor Gott und der Prostration (der Verneigung zu Boden/der Niederwerfung), die aus dem Alten wie aus dem Neuen Testament bekannt sind. Ahnenkulte und Animismus Die diversen Ahnenkulte unterschiedlichster Kulturen gehen von einer Ansprechbarkeit der verstorbenen Ahnen aus. Hier ist allerdings der Horizont des Beters bereits deutlich eingeschränkt. Vermutlich hatten die Menschen aller Kulturen ursprünglich eine Erinnerung an den allmächtigen Schöpfergott. Diese ist aber durch animistische Vorstellungen von Geistern (der Ahnen) und Dämonen immer weiter in den Hintergrund gedrängt worden, wie es in vielen afrikanischen und amerikanischen Stammesreligionen und dem Schamanismus allgemein deutlich erkennbar ist. Im Taoismus ist die Verneigung vor dem Räucheraltar mit brennenden Weihrauchstäbchen zwischen den Händen beim bai-bai-Ritual sowie das Verbrennen von „Geistergeld“ (Zahlungsmittel wie Papiergeld, das richtigem ähnelt, inzwischen auch nachgemachte Kreditkarten) für die Ahnen eher mit einem Opfer als mit einem Gebet zu vergleichen. Gebete und Opfer sind oft der Versuch, die Götter oder Geistesmächte zu manipulieren. Keine Religion kennt die christliche Gewissheit, voller Zuversicht und als sein Kind im Gebet vor den allmächtigen Gott treten zu dürfen. „Salāt“ – das rituelle Gebet FOTO: S. 23 chonlapoom/shutterstock Das Gebet in den vorchristlichen Religionen Im rituellen islamischen Gebet sind diese Gesten und die dazu gehörenden arabisch-sprachigen Gebetssprüche sowohl in Form als auch in der Reihenfolge streng vorgeschrieben. Es gibt keinen Spielraum für Abwechslung oder Abweichungen, auch nicht für die Übersetzung der Gebetssprüche in die jeweiligen Landessprachen. Das rituelle, formelle Gebet heißt im Islam„Salāt“. Während des Gebetsrituals steht, kniet und verneigt sich der Betende zum Boden in wiederholten Gesten. Der Begriff Salāt kommt – wie vieles im Koran bzw. Islam – aus dem Syrisch/Aramäischen und meint die Verbeugung vor Gott. Der fromme Muslim „wirft sich vor Allah im Gebet nieder“, und zwar im Verlauf der fünf Gebetszeiten in 17 Gebetsgängen täglich insgesamt 34mal. Dabei berührt er den Boden mit der Stirn als Zeichen der Unterwerfung.„Islam“ heißt ja wörtlich„Unterwerfung“, und dies wird im fünfmal täglichen Pflichtgebet ganz praktisch geübt. Im Islam naht sich der Mensch Gott nicht – auch nicht im Gebet – das wäre in den Augen eines Muslims vermessen. (Eine gewisse Ausnahme bilden mystische Sekten im Islam, die von christlichem oder östlichem Gedankengut beeinflusst sind und ansatzweise eine innere Verbindung zu Gott annehmen). Gebete sind oft der Versuch, die Götter zu manipulieren. Muslime, die durch den wiederholten Druck der Stirn auf den Boden den „Gebetsfleck“ – eine ständige Blessur an der Stirn – haben, tragen diesen stolz zur Schau. Es gibt aber unter Muslimen auch schon seit der Zeit Mohammeds Kritik daran. In den Hadithen wird negativ von einer Frau gesprochen, die„ein Schafsknie zwischen den Augen“ hatte. In Ägypten wird der Gebetsfleck heute auch spöttelnd Zabība (deutsch „Rosine“, schwäbisch „Zibeba“) genannt. In einem Land wie Pakistan hingegen versteht man solch einen „Spaß“ nicht… „ Duʿa “ – das persönliche Gebet als Bitte oder Fürbitte Immer wieder bin ich als Christ von Muslimen gebeten worden, für sie zu beten. Neben den rigiden rituellen Gebetsvorschriften gibt es unter Muslimen auch die Vorstellung, dass der Mensch als Privatperson „seine Sache“ vor Gott bringen kann. Zumindest im Volksislam spielt darum das persönliche Gebet eine wichtige Rolle. Trotzdem gilt allgemein, dass beim Duʿa es für wichtig erachtet wird, religiöse Bedingungen und Pflichten (farḍ) sowie die von der Religion vorgeschriebenen Verhaltensweisen/Manieren (adāb) einzuhalten. Ausblick Menschen suchen Gott. Menschen ersuchen Gott mit ihren Bitten, unabhängig davon, wie sie sich ihn vorstellen. In manchen Religionen wird „Gott“ mit der Natur gleichgesetzt. In anderen beten Menschen lieber zu den „Geistern“, den Ahnen oder anderen Kräften und Mächten, in der Erwartung, von Ihnen Hilfe zu bekommen – oder aber auch von ihnen in Ruhe gelassen zu werden! Im Islam hat das rituelle Gebet, fünfmal am Tag, die Bedeutung der Unterwerfung unter Allah. In keiner Religion gibt es die christliche Gewissheit, voller Zuversicht und als Gottes Kind im Gebet vor den Allmächtigen treten zu dürfen. Nur Christen haben Zutritt zum Vater durch den Mittler Jesus Christus. Nur Christen können sich an das Wort Jesu halten „Bittet, so wird euch gegeben“. Nur Christen wissen, dass der Heilige Geist ihre Anliegen mit „unaussprechlichen Seufzern“ vor den Vater bringt. Bei Christen ist das Gebet ganz anders, weil sie darin nicht Gott suchen, sondern darin auf das UrWort Gottes, der sie gesucht und gefunden hat, antworten. Dr. Paul Murdoch Stu di enlei ter 22 T HEO LO GISCHE ORIENT IERUNG : Jul i – S eptember 2012 23 Wie beten wir im Gottesdienst? 5 – 10 min In unserer Gemeinde bat ich gelegentlich eine ältere Dame, das Fürbittengebet im Gottesdienst zu übernehmen. Sie wusste zwischen dem persönlichen Gebet im Kämmerlein und dem öffentlichen Gebet eines Gottesdienstes zu unterscheiden. In Wortwahl, Inhalt und Sprache besaßen ihre Gebete Niveau. Sie verstand es, mit ihren Gebeten die Gemeinde mitzunehmen und ihre Anliegen aufzunehmen. Als Einzelner kam man in ihren Gebeten vor. Am meisten hat mich jedoch ihre Echtheit und ihre Hingabe an Christus beeindruckt, die in ihren Gebeten zum Ausdruck kam. Ihre Gebete verliehen dem Gottesdienst Tiefe. Im Gottesdienst zu beten stellt eine sehr hohe und verantwortungsvolle Aufgabe dar. Unsere Fragestellung lautet daher: Wie können wir im Gottesdienst beten? Worauf ist zu achten? Weil das gottesdienstliche Gebet immer öffentlich ist, bedarf es wie jede andere öffentliche Rede auch der Vorbereitung. Die Vorbereitung des Gebets Da das gottesdienstliche Gebet immer öffentlich ist, bedarf es wie jede andere öffentliche Rede auch der Vorbereitung. „Wie sollte ausgerechnet das »öffentliche« Reden mit Gott weniger Sorgfalt verdienen, weniger Vorbereiten, weniger Nachdenken als das »öffentliche« Reden mit Menschen?“, fragt Gerhard Hennig zu Recht. Es gehört sich ganz einfach, dass man dort, wo man öffentlich das Wort ergreift, vorbereitet ist. Dies gilt auch für das Gebet im Gottesdienst. Sich unvorbereitet auf die eigene Intuition oder Spontaneität zu verlassen, kann zu Peinlichkeiten führen. Es spricht daher sehr viel dafür, das gottesdienstliche Gebet auch inhaltlich vorzubereiten. Das Eingangs- oder Kollektengebet Dies gilt zunächst für das Eingangsgebet. Mit diesem bittet die Gemeinde Gott um seine Gegenwart und Nähe. Vor allem aber dankt sie Gott für das Geschenk des Sonntags und bittet ihn um seinen Segen für den Gottesdienst. Das Eingangsgebet schlägt die Brücke von draußen nach drinnen. Es sammelt die Gedanken. Es sollte daher prägnant und nicht ausufernd sein. Fürbitten haben an dieser Stelle keinen Platz. Eine Möglichkeit des Eingangsgebets stellt das sogenannte Kollektengebet dar. Der Name kommt von dem lateinischen Wort für „sammeln“: colligere. Typisch für ein Kollektengebet ist seine klare, feststehende Struktur, weshalb man es auch als ein Modellgebet bezeichnet. Folgende Elemente sind konstitutiv: ein zuverlässiger Begleiter in Angst und Not. In diesem Glauben können wir uns bergen. Darauf setzen wir unsere ganze Hoffnung.“ Bit te: „Wir bitten dich. Gib uns ein Wort, das uns Mut macht. Komm uns zur Hilfe, wo wir nicht mehr weiterwissen.“ S chl uss: „Um Jesu Christi willen.“ G em ein de: Amen. Die klare Struktur durch Anrede, Prädikation, Bitte und Schluss verleiht dem Gebet Prägnanz. Die wenigen Worte dienen der Sammlung. Die Gefahr eines freieren Eingangsgebetes liegt in seiner Verselbständigung. Das Eingangsgebet kann ausufern oder zur gesellschaftlichen oder psychologischen Analyse missbraucht werden. Eine Hilfe kann es sein, auf dem Boden eines Bibelwortes zu beten. Sei es der Wochenspruch oder ein Leitgedanke des Sonntages. Das Gebet bekommt dadurch ein Fundament und einen Inhalt. „Lass in Furcht mich vor dich treten, heilige du Leib und Geist, dass mein Singen und mein Beten ein gefällig Opfer heißt. Heilige du Mund und Ohr, zieh das Herze ganz empor. Benjamin Schmolck , Tut mir auf die schöne Pfor te, EG 166,3 24 T HEO LO GISCHE ORIENT IERUNG : Jul i – S eptember 2012 Das Allgemeine Kirchen- oder Fürbittengebet E in l a dun g z um G ebet: „Lasst uns beten.“ An rede: „Herr, unser Gott.“ P rä dik a t ion : „Du bist unsere Zuversicht und Stärke, FOTO: S. carölchen/photocase Lesedauer Wir sollten es wieder lernen, gesammelter und knapper, anbetender und demütiger, gottesbewusster und christusorientierter zu beten. Das Fürbittengebet kann man auch als ein „Allerweltsgebet“ bezeichnen, denn die ganze Welt kommt darin vor. Das Allgemeine Kirchengebet kann von der Predigt gegebene Themen und Anliegen aufnehmen. Aber das Gebet ist predigtunabhängig. Es hat seinen geistlichen Selbstwert und ist liturgisch selbständig. Das Gebet darf zu keiner Zusammenfassung der Predigt in Gebetsform werden. Ebenso falsch ist es, durch das Gebet die Gemeinde zu informieren oder sie zu indoktrinieren. Nein, das Allgemeine Kirchengebet ist um seiner selbst willen da, geboten und sinnvoll. Die Fürbitten bewegen und ordnen sich in drei Dimensionen: 1. Die Fürbitte für die Kirche und ihre Glieder, insbesondere für die um des Evangeliums willen Verfolgten, für die Ausbreitung des Evangeliums, für alle Dienerinnen und Diener Jesu Christi. 2. Die Fürbitte für die Welt, sowohl für die politische Welt und die, die in ihr Verantwortung tragen, als auch für die kreatürliche Welt, um „Gesundheit der Luft, Fruchtbarkeit der Erde und friedliche Zeiten“ (so Johannes Chrysostomos). 3. Die Fürbitte für die Menschen, die sich nicht selber vertreten und helfen können: für die Not leidenden, für die nach Brot und Gerechtigkeit hungernden, die Kinder, die Kranken, die Alten, Witwen und Waisen, für die Sterbenden und für unser aller letzte Stunde. Sprachliche Gestaltung des Gebets Am Anfang eines Gebets muss klar sein, worum es geht. Dazu gehört die gezielte Anrede Gottes. Das Gebet bekommt auf diese Weise eine Richtung. Es erhält seine Adresse. Neuerdings hörte ich ein „Gebet“, das sich allerdings überhaupt nicht an Gott richtete. Ein Beispiel: „Lasst uns träumen, es gäbe das gelobte Land. Kinder kommen auf die Welt und spielen Frieden. Sie reißen die Alten mit. Die gedrückt waren, fangen an zu singen, tanzen und lachen. Arbeit wird Spaß machen, denn die Ernte ist gut. Alle werden sich freuen am Leben. Die Freude wird anstecken.“ Der Schwerpunkt wird eindeutig verschoben. Anstatt sich an Gott zu wenden bleibt der Betende bei sich, bei der Gemeinde und bei ihren Träumen. Das gottesdienstliche Gebet träumt nicht, sondern redet Gott an. Es erwartet, dass Gott handelt. Schließlich sollte ein Gebet sprechbar sein. Zur Sprechbarkeit aber tragen kurze Sätze bei. Schachtelsätze stiften eher Verwirrung. Es kostet Mühe dranzubleiben. Hier ein Beispiel: „Wenn Menschen unter uns verachtet werden, weil sie anders denken und anders glauben, dann zeige uns, wie wir ihnen in deinem Geiste beistehen können.“ Wir sollten es wieder lernen, gesammelter und knapper, anbetender und demütiger, gottesbewusster und christusorientierter zu beten. Dr. Rolf Sons Rektor 25 Anregungen für die Gestaltung des Gebetslebens 5 – 10 min „Gebet ist ein Reden des Herzens mit Gott.“ So beschreibt Martin Luther das Beten in seinem kleinen Katechismus. Eigentlich ein Privileg für uns Christen – wir dürfen mit Gott über das reden, was unser Herz bewegt. Trotzdem gibt es manchmal Phasen im Glaubensleben, in denen einem das Beten schwerfällt. Weil man zu müde ist, weil Sorge und Last einen niederdrücken, weil man von Zweifeln geplagt wird, weil das Beten schon zur Routine geworden ist. Vielleicht finden Sie die eine oder andere Anregung, um wieder Schwung in das Reden Ihres Herzens mit Gott zu bringen. Gebetsecke Suchen Sie sich Ihre spezielle „Gebetsecke“, einen ganz bestimmten Platz, an dem Sie sich regelmäßig mit Gott treffen können: der Lieblingssessel, die Sofaecke, der Platz am Fenster, die Bank im Park o.a. Auch wenn Sie Gott natürlich immer und überall ansprechen können, tut es manchmal gut, einen ganz speziellen Rückzugsort zu haben, an dem man mit Gott alleine sein kann. Gebetsbücher, eine Bibel, Lieblingslieder, eine Kerze etc. machen die Gebetsecke komplett, um die Gebetszeit ganz individuell und abwechslungsreich zu gestalten. Eigene Gebetsliturgie Um etwas Regelmäßigkeit in das Gebet zu bringen, können Sie sich z.B. eine eigene Gebetsliturgie entwerfen, an der Sie sich beim Beten orientieren, und die Ihren Gebeten einen vertrauten Ablauf gibt. Diese Liturgie könnte z.B. aus einer bestimmten Reihenfolge von Dank, Anbetung und Fürbitte bestehen, aus einem immer wiederkehrenden Text oder einem vorformulierten Gebet wie dem Vaterunser, aus einem bestimmten Lied, das Sie jedes Mal am Beginn oder am Ende Ihrer Gebetszeit singen, aus einem Psalm, der Sie über eine gewisse Zeit begleitet, etc. Eine bereits vorstrukturierte Möglichkeit dazu sind die „Perlen des Glaubens“, ein Büchlein mit Perlenarmband, an dem jede Perle für einen anderen Gebetsbereich steht. 26 T HEO LO GISCHE ORIENT IERUNG : Jul i – S eptember 2012 Wartezeiten nutzen Wie oft sitzt man im Wartezimmer und wartet auf die Sprechstunde? Tauschen Sie doch in der Wartezeit Ihre Neuigkeiten mit Gott aus. Denn bei ihm müssen Sie nie im Warteraum sitzen. Gott hat durchgehend Sprechzeit! Mit ihm kann man immer reden, im Supermarkt an der Schlange, am Bahnsteig oder an der roten Ampel. Egal wo Sie warten, Gott wartet immer auf ein kurzes Gespräch mit Ihnen. Beten ist ein Reden des Herzens mit Gott. Gebetskärtchen Gebetsspaziergang Überlegen Sie sich vor dem Beten verschiedene Anliegen, für die Sie gerne beten möchten, und schreiben Sie jedes dieser Anliegen auf ein Kärtchen. Sie können die Kärtchen farblich sortieren nach den Bereichen, die Ihnen wichtig sind, wie z.B. „Persönliche Anliegen“, „Fürbitte für andere“, „Gebet für die Welt“, „Dank“, „Anbetung“, etc. Das bringt schon mal äußerlich Farbe in Ihr Gebetsleben. Sie können dabei auch für jeden Freund, Kollegen etc., für den Sie beten wollen, ein eigenes Kärtchen anlegen, auf das Sie die speziellen Gebetsanliegen für diese Person schreiben. Um das Ganze noch persönlicher zu gestalten, können Sie anstelle der Kärtchen auch Fotos nehmen. Ein netter Nebeneffekt ist auch, dass man die Kärtchen mit den Anliegen, die „sich erledigt haben“, in eine „Dankschachtel“ legen und sich immer wieder darüber freuen kann, sobald man den Deckel hebt. Um wieder frischen Wind in Ihr Gebetsleben zu bringen, lassen Sie sich doch tatsächlich den Wind um die Nase wehen und gehen Sie mit Gott spazieren. Unterwegs hat man manchmal mehr Abstand zu den eigenen Problemen, einen weiteren Blick und ist offener für das, was Gott einem zu sagen hat. Man kann außerdem auch gleich für die Dinge beten, die man sieht: Gottes Schöpfung, Menschen, die einem begegnen, die Nachbarn, an deren Häusern man vorbeigeht... . Beten beim Autofahren Mein persönlicher Geheimtipp ist, einfach mal das Autoradio abzuschalten. Gerade längere Autofahrten können ohne musikalische Dauerberieselung zu den intensivsten Gebetszeiten werden. Denn im Auto hat man zum einen wirklich mal die Zeit und die Ruhe, um still zu werden und mit Gott zu reden, und man wird zum anderen nicht dauernd durch all die „unglaublich wichtigen Dinge“ aus dem Gebet gerissen, die sonst natürlich sofort erledigt werden müssen. Der Vorteil des Autos ist auch, dass man dort wirklich allein und ungestört ist und so laut oder leise singen und mit Gott reden kann wie man will. Vorformulierte Gebete Wenn uns mal die Worte zum Gebet fehlen, müssen wir den Kontakt mit Gott nicht abbrechen. Wir können stattdessen die Worte anderer Menschen gebrauchen, um mit Gott zu reden. Beten Sie Psalmen, Gebete oder Lieder aus dem Gesangbuch oder einem anderen Liederbuch oder nehmen Sie Gebetsbücher zu Hilfe. Gebetstagebuch Gebetszweierschaft Manchmal hat man das Gefühl, dass das eigene Gebet ziemlich kraftlos ist, sich im Kreis dreht oder nur bis zur Zimmerdecke reicht. Mir hat es in so einer Phase geholfen, mit einer Freundin eine Gebetszweierschaft zu beginnen. Wir haben uns jede Woche an einem festen Termin für eine Stunde getroffen, in der wir zuerst einmal ausgetauscht haben, wie es uns geht, was uns beschäftigt, für welche Leute und Dinge wir beten wollen. Danach haben wir das, was wir besprochen haben, Gott erzählt und unseren Dank und unsere Bitten vor ihn gebracht. Ich fand es zum einen hilfreich, diesen festen Gebetstermin zu haben, und zum anderen zu wissen, dass ich nicht alleine für etwas bete, FOTO: Sorin Popa/shutterstock Lesedauer sondern dass wir gemeinsam beten. Wenn der Freund, mit dem man gerne beten möchte, zu weit weg wohnt, kann man sich auch am Telefon „treffen“ und dort zusammen beten. Literaturtipps: Amt für Öffentlichkeitsarbeit der Nordelbischen Ev.-Luth. Kirche in Zusammenarbeit mit der Pastoralen Dienststelle im Erzbistum Hamburg (Hg.), Mit den Perlen des Glaubens leben, Kiel 2005. Hans Peter Royer, Nach dem Amen bete weiter. Im Alltag mit Jesus unterwegs. Holzgerlingen 2004. Schreiben Sie doch mal Ihre Gebete auf. Das Schreiben hilft, sich über manche Dinge klar zu werden und das Eigentliche deutlicher zu fassen. Außerdem kann man später immer wieder zurückblättern und nachsehen, wo Gott ein Gebet erhört hat, wo sich eine Situation und somit auch das Gebetsanliegen verändert hat, wie man selbst in seiner Beziehung zu Gott gewachsen und gereift ist, und wie Gott im eigenen Leben gewirkt hat. Nicole Mutschler Stu di enlei teri n 27 Die Mission des Gebets für die Mission Der ABH-Missionsgebetskreis stellt sich vor D a s M i s s i o n s g e b et s k re i s te a m : Sr. Anne Rentschler, Dominik Frank und Rosalie Baumann Weltweit erdulden viele Christen um ihres Glaubens willen schlimme Verfolgungen. Sie werden von ihren Familien verstoßen oder sogar mit dem Tod bedroht! Um Gottes Missionsbefehl zu erfüllen, verlassen viele ihren geschützten Rahmen und nehmen Unbequemes auf sich. Sie sind besonders auf Gottes Beistand angewiesen. Deutlich sehen gerade sie, dass alle unsere Bemühungen vergeblich sind, wenn nicht Gott selbst dahintersteht, und dass unsere menschlichen Kräfte schnell verbraucht sind, wenn nicht er durch seine Kraft in uns wirkt. „Alle Dinge sind möglich bei Gott!“ Davon gehen wir aus! Deshalb treffen wir uns einmal in der Woche, um gemeinsam für unsere weltweiten Geschwister vor Gott einzutreten und ihn um Kraft für sie zu bitten. Es ist eine wunderbare Sache zu erfahren, wie Gott Gebet erhört, Gefängnistüren öffnet und Menschen die rettende Botschaft annehmen, oder auch von Christen zurückgemeldet zu bekommen, wie dankbar sie für Gebetsunterstützung sind. Wir selbst können Beten heiSSt für mich… 28 dabei lernen, nicht nur um uns und unsere Probleme zu kreisen, sondern unseren Blick auch über den Horizont unserer kleinen Welt zu heben und die zu sehen, für die die Bitte um das tägliche Brot noch eine ganz andere Bedeutung hat. So erleben wir, wie Gott seine Kinder, egal wo sie sich auf dem Globus befinden, durch seinen Geist miteinander verbindet. Neben Anliegen aus den verschiedensten Ländern beten wir in jedem Semester ganz besonders für ein konkretes Missionswerk. Im Rahmen unseres Missionsfestes wird dieses Werk dann durch den jeweiligen Leiter vorgestellt. In diesem Semester beten wir vor allem für Indien mit seinen vielen unerreichten Bevölkerungsgruppen. Wir wollen einüben, die Kraft des Gebets beständig in Anspruch zu nehmen; schließlich wendet es sich an den, der alle Dinge wenden kann! Bruder Andrew, der Gründer von „Open Doors“ berichtet in seinem Buch „Der Schmuggler Gottes“ von einem Erlebnis während seiner Bibelschulzeit. Er war auf Grund von Studiengebühren in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Nicht einmal das Geld für Zahnpasta hatte er noch zur Verfügung. In dieser Phase wurde ihm etwas bewusst: Wenn Gott tatsächlich der Herr der Welt ist, ihm etwas an mir liegt und er mich in diese Situation geführt hat, dann kann, und dann wird er sich auch um Zahnpasta kümmern. Dieser Gedanke hat mein Gebetsleben revolutioniert. Schon seit einiger Zeit war ich frustriert über meine kläglichen Versuche, mit Gott ins Gespräch zu kommen. Während ich Anliegen um Anliegen herunterleierte, brachen immer wieder Zweifel durch. Was nützt es eigentlich, wenn ich nur Dinge ausspreche, die Gott sowieso längst weiß? Warum soll ich ihn um etwas bitten, wenn er doch viel T HEO LO GISCHE ORIENT IERUNG : Jul i – S eptember 2012 besser überblicken kann, was ich und andere brauchen? Mir war etwas Wichtiges entgangen: Beten lebt nicht von einem stumpfen Bitte-Danke-Schema, sondern von Abhängigkeit. Es geht über das ständige Mitteilen der eigenen Bedürfnisse hinaus. Es nimmt das ganze Leben in die Pflicht und es verlangt, sich jeden Tag neu auszuliefern und gleichzeitig alles von Gott zu erwarten. Da bleibt nichts außen vor, und da hat alles seinen Platz, vom Höchstheiligen bis zum zutiefst Nebensächlichen. Gebet ist deshalb in erster Linie Ausdruck einer Lebenshaltung, einer Haltung, die sich selbst zurückstellt und bereit ist, das eigene Leben von Jesus her zu denken. Was das Gebet eines Kindes vermag Die englische Missionsärztin Dr. Helen Roseveare gab am 4. Februar 1976 vor einer Gemeinde folgenden Bericht von ihrer Arbeit in Zaire (Kongo): „Ich hatte im Kreissaal hart gearbeitet in jener Nacht, um das Leben einer Mutter zu retten. Trotz aller Anstrengungen starb sie jedoch. Sie hinterließ uns ein winziges Frühchen und eine zweijährige, weinende Tochter. Es sollte sich als schwierig erweisen, dass Frühchen am Leben zu erhalten, hatten wir doch keinen Wärmekasten und keine Einrichtung für die Fütterung einer solchen Frühgeburt. Obwohl wir am Äquator lebten, waren die Nächte kühl und es gab oftmals einen gefährlichen Luftzug. Eine Hebammenschülerin holte die Kiste mit der Baumwollwatte, die wir für solche Notfälle hatten. Eine andere hatte Feuer gemacht, um Wasser für eine Heißwasserflasche zu erwärmen. Aufgebracht kam diese zurück und berichtete, dass die Bettflasche beim Befüllen geborsten war. Gummi wird eben in den Tropen schnell spröde. „Und das war unsere letzte Blattflasche!“, gab sie gequält von sich. „Okay!“ sagte ich, „deine Aufgabe wird es sein, das Kind warm zu halten. Stelle die Kiste so nah es geht ans Feuer und leg dich zwischen das Kind und die Tür, um es vor Zugluft zu schützen.“ Am folgenden Mittag traf ich mich, entsprechend meiner Gewohnheit, mit den Waisenkindern, die das Verlangen hatten, zu beten. Ich nannte verschiedene Gebetsanliegen und erzählte dabei auch von dem Frühchen und von dem weinenden Zweijährigen, das seine Mutter verloren hatte. Während der Gebetszeit betete die zehnjährige Ruth mit der für unsere afrikanischen Kinder üblichen Direktheit:„Bitte lieber Gott, schicke uns eine Bettflasche. Wir brauchen sie aber heute. Morgen wird sie uns nichts mehr nützen, denn das Baby würde dann bereits tot sein. Also schicke sie gleich heute Nachmittag!“ Innerlich erschrak ich vor der Anmaßung der Bitte, aber sie fuhr fort: „und wo du dabei bist, würdest Du bitte auch eine Puppe für das kleine Mädchen mitschicken, damit sie es begreift, dass du sie wirklich lieb hast.“ Wie so oft bei Kindergebeten, war ich völlig perplex. Konnte ich ehrlich zu diesem Gebet „Amen“ sagen? Ich weiß schon, dass Gott alles vermag. Aber es gibt doch Grenzen, oder nicht? Ich war schon vier Jahre in Afrika und hatte noch kein einziges Paket von zuhause erhalten. Und sollte jemand mir ein Paket schicken, würde keiner auch nur im Traum daran denken eine Wasserflasche beizulegen, nachdem ich ja am Äquator wohne, geschweige denn eine Puppe… Am späteren Nachmittag, als ich beim Unterricht für die Schwesterschülerinnen war, erhielt ich die Nachricht, etwas läge auf der Veranda vor meiner Wohnung. Als ich nach Hause kam, lag tatsächlich eine große, zehn Kilogramm schwere Schachtel vor der Türe. Ich fühlte schon die Tränen in den Augen und mit wachsender Aufregung rief ich die Waisenkinder zusammen. 30 bis 40 Augenpaare starrten auf das Paket, als ich die Schnüre vorsichtig löste, um herauszufinden, was das das Paket enthielt. Obendrauf waren Lesedauer 5 – 10 min Simon Blatz St ud e n t 29 Bücher aus dem Bengelhaus sie unten ankam und schließlich eine wunderschön angezogene Puppe hervorzog. Sie hatte nie daran gezweifelt. Sie schaute zu mir hoch und bat mich: „Mama, darf ich mit dir hinüber gehen und diese Puppe dem kleinen Mädchen geben, damit sie erfährt, dass Jesus sie wirklich liebt?“ Das Paket war schon fünf Monate unterwegs nach Afrika. KinderkirchKinder hatten es gepackt. Ihre Mitarbeiterinnen waren einer inneren Stimme gefolgt, eine Bettflasche beizugeben – und diese an den Äquator zu schicken. Und eines der Mädchen hatte eine Puppe hineingelegt – als Gebetserhörung auf das Gebet einer Hier könnte Ihre Anzeige stehen! Zehnjährigen, ihr Gebet doch noch am selben Tag zu erhören; ein Gebet, das erst fünf Monate später ausgesprochen werden sollte.“ Die Missionarin Helen Roseveare, die zuvor einen grausamen Überfall der Simba-Rebellen überlebt hatte, bei dem sie selbst schwer misshandelt und vergewaltigt worden war und der Dorfhäuptling zerstückelt und aufgegessen wurde, schließt ihren Bericht mit einem Wort aus Jesaja 65,24 „Und es soll geschehen: Ehe sie rufen, will ich antworten; wenn sie noch reden, will ich hören.“ Versandkostenfrei zu bestellen im ABH unter: email: [email protected] fon.: 07071 7005-0 Rolf Hille Ungelöste Fragen ... ein Hindernis für den Glauben? Denkanstöße von Karl Heim FOTO: S. 29 sylvi.bechle/photocase farbenfrohe Strickjacken, darunter gestrickte Binden für die Leprakranken, weiter unten eine Schachtel Rosinen und Sultaninen. Ich tauchte meine Hand erneut in die Kiste und… konnte es sein? Ich holte es heraus und – ja! Eine nagelneue Bettflasche aus Gummi! Ich musste weinen. Ich hatte Gott nicht darum gebeten, die Bettflasche zu senden. Ich hatte auch nicht wirklich geglaubt, dass er es konnte. In der vordersten Reihe der Waisenkinder saß Ruth. Sie sprang zur Kiste nach vorne und rief laut aus: „Wenn Gott die Wasserflasche geschickt hat, dann muss er die Puppe mitgeschickt haben!“ Sie durchwühlte die Kiste bis Aus dem Englischen übersetzt von 5 stenfrei Versandko 8 stenfrei Versandko Reisen 2012 Große Sommer Kreuzfahrt im Mittelmeer zusätzli JETZT NEU! 3 Tage Hamburg mit Jubiläumsfest „10 Jahre Bibel TV“ 499 bis 17 Jahre Kinderfestpreis 2. bis 15. Oktober 2012 4-Sterne Hotel mit Frühstücksbuffet Bibel-TV-Jubiläumsprogramm mit Tag der offenen Tür Fakultatives Angebot: Stadt- und Hafenrundfahrt mit Auswanderermuseum „Ballinstadt“, Musicalbesuch Bus-, Bahn- oder Eigenanreise Den Sommer verlängern: Vom Mittelmeer in den Atlantik Kreuzfahrt mit MS ATHENA nach Spanien und Marokko Nizza - Cartagena - Tanger - Casablanca - Agadir - Arrecife/Lanzarote - Santa Cruz/ Teneriffa - Funchal/Madeira - Gibraltar - Alicante - Mahón/Menorca - Nizza Mit an Bord: Pfarrer Horst Punge, Kirchenrat i. R. 1.699 nur 30 2.299 Glückskabine* nur : Jul i – S eptember Glückskabine* (außen) T HEO LO GISCHE (innen) ORIENT,IERUNG 2012 pro Person, Alleinbenutzung nur 3.499,- € 12 x 18,6 cm, €8,95 (D) Christian Lehmann Einfach von Gott reden. Liebevoll, praktisch und kreativ predigen 20. bis 23. September 2012 Glückskabine* Steffen Kern / Uwe Rechberger Eine Taufe – Tausend Fragen. 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Warum müssen wir überhaupt sterben? Wie ist das mit dem „Jüngsten Gericht“? Gibt es einen „doppelten Ausgang“ dieses Gerichtes, also neben dem Himmel auch die Hölle, oder schenkt Gott einmal eine „Allversöhnung“? Was dürfen wir von der himmlischen Ewigkeit erwarten, außer dass sie zeitlos sein wird? Sehen wir in der Ewigkeit unsere Lieben wieder? Und wo sind unsere Toten jetzt? Uwe Rechberger verzichtet bewusst auf Spekulationen. Biblisch fundiert, humorvoll und mit geistlichem Tiefgang versteht er es, dieses Thema verständlich zu entfalten und so Dankbarkeit, Vorfreude und Hoffnung über den Tod hinaus zu wecken. rger 192 Seiten, Taschenbuch 12 x 18,8 cm, €9,95 (D) stenfrei Versandko welche kreativen und kom Wort an Bord: Pfarrer Hanspeter Wolfsberger, Pastor Dr. Hansjörg Bräumer, 1.980 9 Besser predigen! 500cher RaLAbaSTttMINUTE VENEDIG KORFU KANAL VON KORINTH PIRÄUS/ATHEN KUSADASI/EPHESUS FETYJE/MYRA ANTALYA LIMASSOL/ZYPERN HAIFA/GALILÄA ASHDOD/JERUSALEM HERAKLION/KRETA KANAL VON KORINTH KORINTH VENEDIG außen, pro Person, Alleinbenutzung nur 2.980,- € 192 Seiten, Taschenbuch dem Tod ? Wa s kom mt nac h ISBN 978-3-7655-4011-0 „Guten Morgen, liebe Sorgen, seid ihr auch schon alle da?“ Können Sie dieses Lied mitsingen? R. Sons schildert mit vielen Beispielen, tiv und krea tisch prakeinen Sorgen Menschen so leicht besetzen und wie man aus bevoll, Liewarum piele e Beisfindet igt! Viel PredBei dem Kreislauf herausfinden kann. Luther er frische und Vorbild für eine gute tig Die Bibel ist das beste Buch zeigen, wie wich em dies in eil ngst Übu wie dasVerk geht: unbeschwert, gelassen und und ist g ein praktischer Ratschläge, hau igun undanschauliche ünd liche und ansc einfache, verständliche . einevertrauensvoll zu mun leben. ikativen Formen es gibt Auf biblischen Spuren bis ins Heilige Land Mit dem ehemaligen ZDF-Traumschiff MS FTI BERLIN – exklusiv gechartert nur ISBN 978-3-7655-1413-5 Rolf Sons Lass die Sorgen nicht bei dir wohnen. Unbeschwert glauben mit Martin Luther Kreuzfahrten & 18. bis 31. August 2012 13,8 x 20,8 cm, €5,99 (D); Dr. Paul Murdoch St ud i e n le i te r Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt. Uwe Rechberger Willkommen im Himmel. Was kommt nach dem Tod? 192 Seiten, Paperback; Karl Heim war einer der profiliertesten theologischen Denker des 20. Jahrhunderts. „Glauben und Denken“ war sein Hauptthema. Er hat u.a. gezeigt, wie neuzeitlicher Atheismus und Säkularismus überwunden werden können, und er hat dabei besonders die großen Fragen der modernen Naturwissenschaft aufgenommen. Seine interdisziplinären Fragestellungen wirken bis heute anziehend. Anlässlich seines 50. Todestages würdigt Rolf Hille dessen Lebenswerk und zeigt, wie es gelingen kann, von der Bibel her zu denken und dabei die neuzeitliche Kritik am christlichen Glauben zu verstehen und zu überwinden. Für weitere Informationen und Anfragen wenden Sie sich bitte an: Uwe Rechberger [email protected] fon: 07071/7005-57 Uw e Rec hbe rge r 1 ISBN 978-3-7751-4798-9 Uhr 19.10.2007 15:40:28 Das Buch für Eltern, Kirchengemeinderäte und Mitarbeiter/innen Kaum ein Thema ist in der christlichen Gemeinde mit so vielen Emotionen und gegensätzlichen Positionen behaftet wie die Taufe. Wie legitim ist die Taufe von Säuglingen? Was ist von einer Kindersegnung zu halten? Wie hängen Taufe und Glaube zusammen? Wie ist eine Wiedertaufe zu beurteilen? Welche Verantwortung haben Eltern und Paten, welche die Gemeinde? Wie kann Tauferinnerung gestaltet werden? Uwe Rechberger und Steffen Kern antworten in diesem Taschenbuch auf 40 ausgewählte Fragen, die in der Gemeinde immer wieder begegnen. Ihre Antworten sind kurz, prägnant und persönlich. Die Bibel ist das beste Vorbild für eine gute Predigt! Viele Beispiele unde ein praktischer Übungsteil in diesem Buch zeigen, www.scm-shop.d 4-177 eine einfache, 741wichtig haus.de verständliche und anschauliche Telefon: 07031wie www.scm-brock hop.at h | A: bestellen@scm-s CH: [email protected] Verkündigung ist und welche kreativen und kommunikahändler oder bei Buch Bestellen Sie bei Ihrem tiven Formen es gibt. 31 ZKZ 10403 PVSt, Deutsche Post inladung E e h c i l z r e H lhaus-Café zum Benge Albrecht-Bengel-Haus e.V., Ludwig-Krapf Str. 5, 72072 Tübingen zu einem u uns ins ABH, Kommen Sie z und einem Kaffee n, he c Ku k üc St . gegnungen fröhlichen Be immer -Café findet us ha el ng Be Das ag im und 3. Sonnt am jeweils 1. 0 Uhr). (14.30 - 17.3 t at st at on M : Termine sind n e t hs c ä n Die i 1. und 15. Jul st u g u A 5. und 19. ember t p 2. und 16. Se ober 7. und 21. Okt ABH GEMEINDE AKADEMIE NEU Denken Sie manchmal auch über der aufgeschlagenen Bibel: Da wüsste ich jetzt eigentlich gerne mehr? Fühlen Sie sich in der Vielzahl theologischer Ansichten gelegentlich auch etwas verloren? Möchten Sie sich gerne mehr einbringen, fragen sich zum Beispiel aber: Wie macht man eigentlich eine Andacht? Die ABH-Gemeindeakademie bietet unter dem Motto „Gut zu wissen“ biblische Lehre, theologische Orientierung und praktische Kompetenz. Wenn Sie jetzt neugierig geworden sind: Dann schauen Sie gleich auf Seite 4 und melden sich am besten schnell an, denn im Oktober beginnen wir mit dem ersten Seminar. ns auf Sie. Wir freuen u Mensch, wer bin ich? Selbstbild.Weltbild.Ebenbild 2013 2012 Turm treff Die ABH-Benefizveranstaltung Freitag, 18. Januar, im Tübinger Restaurant „Reefs“ 19.00 Uhr Nach erfolgreichem Start 2012 nun die zweite Turmtreff-Lounge 2013: Ein leckeres Menü in kanadisch-karibischem Flair, Live-Musik, ein kompetenter Referent, ein Thema, das herausfordert: Impulse und Gedanken zum Thema des Turmtreffs „Mensch, wer bin ich?“ Es soll an diesem Abend auch darum gehen, die Arbeit des Bengelhauses vorzustellen und Sie für die Unterstützung des Hauses zu gewinnen. Eingeladen sind alle, die am Thema und an der Arbeit des Hauses interessiert sind. Turm treff Classic Programm für alle Generationen Samstag, 19. Januar, im Albrecht-Bengel-Haus von 9.30 Uhr bis 16.00 Uhr Ein herausfordernder Tag mit Referaten und Seminaren rund um das Thema "Mensch, wer bin ich?". Wertvolle Begegnungen, gemeinsames Essen, Singen und Beten runden den Tag mit seinen Impulsen ab. Ein Tag für alle Gemeindeglieder, Mitarbeiter und Freunde des Bengelhauses. Ein Tag für Sie! Der TurmTreff für junge Leute Samstag, 19. Januar, im Albrecht-Bengel-Haus ab 19.00 Uhr Der Abend gehört der jungen Generation. Wieder dabei ist die kreative Tower-Hour! Daneben gibt es viele spannende Seminarthemen, einen tollen Imbiss sowie einen inspirierenden Nachtgottesdienst. Ausklingen wird der Abend mit leckeren Cocktails. Ein Abend für Dich!