Katolicki Uniwersytet Lubelski Jana Pawła II Lublin, Polen WS 08/09

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Katolicki Uniwersytet Lubelski Jana Pawła II Lublin, Polen WS 08/09
Katolicki Uniwersytet Lubelski Jana Pawła II
Lublin, Polen
WS 08/09
Fachbereich 8: Integrierte Europastudien
Vorbereitung
Im Rahmen meines Studiengangs Integrierte Europastudien gehört ein Auslandssemester zum
Pflichtprogramm und angesichts meiner kulturhistorischen Ausrichtung mit Schwerpunkt
Ostmitteleuropa/Polen war ein Auslandsaufenthalt in Polen die logische Konsequenz. Ich habe
mich entschieden, nach Lublin zu gehen, da ich die Stadt bereits gut kannte, mag und noch einige
Bekanntschaften dort habe.
Da die Katholische Universität Lublin (im folgenden kurz „KUL“) bereits zu den Partneruniversitäten
der Uni Bremen gehört, war die Vorbereitung eher eine Sache des Ausfüllens verschiedener
Formulare (wie z.B. der Annahmeerklärung), für die ich keine spezielle Zeit einplanen musste,
sondern eher nebenbei mal erledigen konnte.
Für die KUL war noch ein Bewerbungsformular auszufüllen, welches zusammen mit einem
Krankenversicherungsnachweis, Passfotos und ähnlichem eingeschickt werden sollte. Dabei
konnte ich gleich mit angeben, ob ich in einem der Studentenwohnheime der Uni, einem privaten
Studentenwohnheim oder einer privaten Wohnung unterkommen wollte.
Für Fragen jeglicher Art war die Ansprechpartnerin für Erasmus-Studierende jederzeit per Mail
erreichbar und die Antworten kamen teilweise binnen weniger Minuten, vor allem wenn ich ihr
vormittags schrieb, während sie vermutlich in ihrem Büro saß.
Zusammen mit der Annahmebestätigung seitens der KUL wurde mir eine umfangreiche
Informationsbroschüre über die Uni und die Stadt zugeschickt, die kaum Fragen offen lies.
Anreise
Nach Lublin kommt man am besten über Warschau, von wo aus etwa alle zwei Stunden ein Zug
fährt, der etwa 2,5 Stunden braucht. Es gibt auch Busse von Warschau nach Lublin, die in der
Regel etwas schneller und vor allem öfter fahren, da man aber zumindest die vielen privaten
Busunternehmen keine Internetseiten haben und man vorher telefonisch einen Platz reservieren
sollte, gestaltet sich die Organisation von Deutschland aus etwas schwierig und ich würde doch
eher dazu raten, einfach einen Zug zu nehmen.
In Lublin am Bahnhof kann man sich dann von seinem „Guardian Angel“ (Studierende der KUL, die
sich während des Auslandssemesters um einen kümmern sollten oder wollten -der Kontakt wird
über das International Office der KUL vermittelt) abholen und zu seiner Unterkunft begleiten
lassen.
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Allgemeine Informationen zur Partnerhochschule
Die KUL liegt etwa 30 Minuten Fußweg von der Altstadt Lublins entfernt und lässt sich -je nach
dem, wo man wohnt- gut zu Fuß oder mit dem Bus erreichen.
Die Mensa ist nicht so der Brüller, aber immerhin gibt es eine. Über Geschmacksfragen lässt sich
streiten, wer auf viel Fett steht, dem wird’s gefallen. Angesichts der Preise, die nicht wesentlich
niedriger sind, als an der Uni Bremen, würde ich aber fast empfehlen, sich von selbst Gekochtem
oder in einer der vielen Bars und Restaurants in der Umgebung, die recht günstig sind, zu
ernähren.
Mit dem Studentenausweis, den man kurz nach der Ankunft in Lublin erhält, kann man sich ein
Konto für die Bibliothek der Uni, die zu Fuß etwa 15 Minuten von der Uni entfernt in der ul.
Chopina liegt, eröffnen. Neuere Bücher kann man auf der Internetseite der Bibliothek bestellen,
ältere Bücher kann man im Kartenkatalog der Bibliothek finden. In jedem Falle müssen die Bücher
bestellt werden und können ein bis zwei Tage später abgeholt werden, es gibt leider nicht die
Möglichkeit, selber durch die Regale zu stöbern und sich interessante Bücher raus zu suchen.
Wenn man in seiner Unterkunft keinen Internetzugang haben sollte, besteht an der Uni die
Möglichkeit, das Internet zu nutzen. Dafür steht ein Computerraum zur Verfügung, für den man
sich die Schlüssel im International Office abholen kann.
Akademisches Leben
Das Wintersemester beginnt an der KUL am 01.10., an den letzten zwei Septembertagen werden
Infomationsveranstaltungen für Erasmus-Studentierende organisiert, bei denen man
die
Möglichkeit hat, sich mit der Uni, den Ansprechpartnerinnen vorm International Office, anderen
Erasmus-Studierende sowie polnischen Studierenden (den „Guardian Angels“) bekannt zu machen
und eventuell erste Fragen zu klären.
Die Betreuung der Erasmus-Studierende an der KUL ist unglaublich gut. Dies hängt vermutlich vor
allem damit zusammen, dass es kaum Erasmus-Studierende gibt (zu meiner Zeit 25) und die
Ansprechpartnerinnen vom International Office jeden gut kennen und fast immer Zeit für einen
haben. Außerdem gibt es ja wie bereist erwähnt noch die Guardian Angels, die um Hilfe gebeten
werden können. Zu Semesterbeginn wurden an den Wochenende Ausflüge in nahe gelegene Orte
(Kazimierz Dolny und Zamość) organisiert und während des Semesters immer wieder
verschiedene Treffen.
Das englische Kursangebot für Erasmus-Studierende ist dagegen etwas traurig, für Soziologie
zum Beispiel gab es zwei Kurse, für Geschichte vier. Soweit ich weiß gibt es auch die Möglichkeit
individueller Lösungen für Studierende, die nicht polnisch sprechen: zum Beispiel, dass man
„offiziell“ an einer polnischen Veranstaltung teilnimmt, tatsächlich aber einfach eine Hausarbeit zu
Hause schreibt oder so in der Richtung. Ich selbst habe diese Möglichkeit nicht in Anspruch
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genommen und das nur von anderen mitbekommen, daher kann ich dazu nichts Genaues sagen.
Für ausländische Studierende gab es noch ein Angebot von vier englischen Kursen über Polen an
sich: über polnische Geschichte, sozioökonomische Probleme,Literatur und Kultur. Diese Kurse
waren mit jeweils 2 Credit Points bedacht. Außerdem konnte man an einem Polnischkurs
teilnehmen. Es gab einen Kurs für Anfänger und einen für Fortgeschrittene, die jeweils 2 Mal
wöchentlich stattfanden (4 SWS) und für die es 4 Credit Points gab. Die Polnischkurse würde ich
sehr empfehlen, ich habe nochmal viel gelernt und die Lehrerinnen sind nicht nur äußerst
kompetent sondern auch sehr nett.
Da ich die meisten Kurse auf polnisch belegen wollte war die geringe Auswahl an Kursen auf
Englisch für mich kein großes Problem, aber wer ein Auslandssemester in Lublin machen will und
wenig oder kein polnisch spricht, sollte sich bewusst sein, dass er bei den Kursen kaum noch
Wahlmöglichkeiten hat.
Außerdem ist ein Auslandssemester in Lublin nur empfehlenswert, wenn man kein Problem damit
hat, den größten Teil seiner Zeit an der Uni oder hinter dem Schreibtisch zu verbringen oder auf
den Erwerb von 30 Credit Points verzichten kann. An der KUL ist man mit der Vergabe von Credit
Points tendenziell eher geizig. Für eine Vorlesung mit abschließender Prüfung habe ich im
Durchschnitt etwa 2 Credit Points bekommen. Außerdem verläuft die Punktevergabe offensichtlich
recht willkürlich, sie hat definitiv nichts damit zu tun, wie viel Arbeit einem abverlangt wird. Für eine
Vorlesung von 2 SWS sollte zum Beispiel ein Buch gelesen und auf ca. 5 Seiten
zusammengefasst werden und es gab noch eine Abschlussprüfung -dafür gab es dann einen (!)
Credit Point, für eine andere Vorlesungsverzeichnis, die ebenfalls 2 SWS betrug und eine mit einer
Prüfung endet und übrigens bei dem gleichen Dozenten stattfand, gab es dagegen 4 Credit Points.
Zudem sollte man darauf gefasst sein, dass sich die Ansprüche der Dozenten gegen Ende des
Semesters auch noch mal ändern können, zwei Wochen bevor ich abreisen wollte hat sich eine
Dozentin entschieden, dass wir statt eine mündliche Prüfung abzulegen, eine Hausarbeit
schreiben sollten, dafür fand in einem anderen Seminar zusätzlich zu den Referaten, die wir halten
und in schriftlicher Form abgeben mussten, plötzlich noch eine mündliche Prüfung statt, von der
ich bis dahin nichts wusste.
Trotzdem muss ich sagen, dass die Dozenten immer hilfsbereit und nett waren und mir mit großem
Interesse und vor allem Verständnis für eventuelle sprachliche Probleme, auch während den
Prüfungen, begegnet sind. Dies gilt auch für die polnischen Studierenden, die ebenfalls sehr an
mir interessiert waren, so dass ich keine Probleme hatte, ins Gespräch mit ihnen zu kommen und
Kontakte aufzubauen und die mir auch in vielerlei Hinsicht geholfen haben. So konnte ich mir zum
Beispiel ohne Probleme Notizen von Mitstudierenden ausleihen, um noch mal in Ruhe durch zu
lesen, was ich während der Vorlesung vielleicht nicht verstanden hatte und meine Notizen zu
ergänzen.
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Unterkunft
Wie bereits erwähnt, kann man bereits mit der Bewerbung für den Erasmusplatz an der KUL
angeben, ob man im Studentenwohnheim der Uni, in einem privaten Studentenwohnheim, oder
einer privaten Wohnung wohnen möchte.
Die Studentenwohnheime der KUL sind nach Geschlecht getrennt und liegen etwas außerhalb des
Zentrums. Man teilt sich in der Regel zu zweit ein Zimmer und zahlt etwa 300 PLN (je nach Lage
des Wechselkurses etwa 80 €). Besuche des anderen Geschlechts sind zumindest bei den
Mädchen nicht erwünscht, bzw. nicht erlaubt. Bis 23:00 Uhr kann man abends ausgehen, ohne
sich vorher abgemeldet haben zu müssen. Im Studentenwohnheim für Mädchen muss man
einfach Bescheid sagen, wann man wiederkommt, wenn man länger ausbleiben will, dann wird
man auch später noch rein gelassen. Bei den Jungs scheint das etwas anders auszusehen, wenn
meine Bekannten nicht gelogen haben, dürfen sie nur Donnerstags und Samstags später nach
Hause kommen.
Ich habe im privaten Studentenwohnheim gewohnt, welches nahe der Uni (15 Minuten zu Fuß) im
„Miastecko Akademickie“ liegt. Das Miastecko Akademickie ist ein Viertel, in dem hauptsächlich
Studentenwohnheime der staatlichen Uni, der UMCS, liegen und alles was man so braucht
(Supermärkte, Apotheken, Post, Kneipen etc.) vorhanden ist. Eigentlich ist es fast wie eines
kleines Städtchen in einer großen Stadt. Das private Studentenwohnheim gehört zu keiner der
beiden Unis, sondern ist vielmehr wie ein Wohnblock, in dem eben (fast) nur Studierende wohnen.
Man wohnt in Wohnungen mit jeweils vier bis fünf Zimmern , einer Küche und zwei Bädern. Jeder
hat sein eigenes kleines Zimmer mit Internetzugang, für das man monatlich etwa 500 PLN (also
ca. 130 €) zahlt. Es gibt niemanden, der aufpasst, wann man abends nach Hause kommt und man
kann uneingeschränkt Besuch empfangen, der ohne weiteres auch ein paar Tage oder länger bei
einem übernachten kann. Es gibt zwar eine Administration, die ist aber nicht zur Überwachung da,
sondern für Mietverträge, Fragen, Probleme, kaputte Möbel, die man gern repariert hätte,
Probleme mit dem Internet usw. Also eigentlich ideal: man hat alle Freiheiten und wenn man
irgendwelche Probleme hat, hat man trotzdem einen Ansprechpartner vor Ort. Der Nachteil ist
allerdings, dass in diesem Studentenwohnheim viel gefeiert wird und es oft sehr laut ist.
Wenn man lieber in einer privaten Wohnung wohnen möchte, kann einem das International Office
der KUL auch dabei helfen. Die können eine Wohnung suchen und man wird dort zusammen mit
anderen Erasmus-Studierenden, die in einer privaten Wohnung wohnen wollen, zusammenleben.
ÖPNV
In Lublin gibt es keine Straßenbahnen, dafür aber Trolleybusse und natürlich normale Busse, mit
denen man überall hinkommen kann. Fahrkarten für die Busse kann man als Student für 1,10 PLN
(ca. 30 Cent, je nach Wechselkurs) am Kiosk oder beim Busfahrer kaufen. Taxifahrten sind in
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Polen auch erschwinglich, vor allem so genannte Radio-Taxen (erkennbar am Taxischild auf dem
Auto) sind recht günstig.
Mit dem Zug oder Bus kommt man aus Lublin auch gut weg, der Hauptbahnhof liegt etwa 2,2 km
von der Altstadt entfernt, ist mit dem Bus gut zu erreichen, Fahrpläne gibt es unter www.pkp.pl
und als Student zahlt man für Fahrkarten ca. 30% weniger, wobei Zugfahren in Polen eh nicht
teuer ist. Unterhalb der Altstadt, gegenüber des Schlossplatzes liegt der PKS, der Busbahnhof. Die
Busse fahren beinahe in alle Richtungen, auch nach Lemberg, in die Ukraine, kann man von hier
aus gut kommen.
Hinter dem PKS, in der ul. Ruska, fahren dann noch private Busse, die meistens noch günstiger
sind und häufiger fahren. Nach Warschau zum Beispiel fährt hier fast jede halbe Stunde ein Bus,
man sollte aber -vor allem am Wochenende- einen Platz reservieren. Fahrpläne und
Telefonnummern der Busunternehmen, um sich einen Platz zu reservieren, sind an einer großen
Mauer an der Straße aufgehängt.
Formalitäten
Eigentlich müsste man sich ja bei einer Aufenthaltsdauer, die über drei Monate hinausgeht, in
Lublin anmelden (wie's geht steht auch ausführlich in der Broschüre für Erasmus-Studierende von
der KUL beschrieben) -ich hab mich nicht angemeldet und hatte keine Probleme deswegen.
Ein Konto habe ich mir in Polen auch nicht extra eröffnet, wenn man seine monatlichen Ausgaben
etwa einschätzen kann, muss man auch nicht so oft abheben und die Abhebegebühr bezahlen
oder man hat eben eine Visa-Karte, wo man keine Abhebegebühr an ausländischen Automaten
zahlen muss. Die Miete kann man bei der Post auf das Bankkonto des Empfängers einzahlen,
auch dafür ist ein polnisches Bankkonto also nicht notwendig.
Kurz gesagt...
Lublin ist eine schöne Stadt, die es sich lohnt, kennen zu lernen. Da Lublin von noch nicht von
Touristen und ausländischen Studenten überlaufen ist, hat man hier beste Chancen, sich von den
Obsthändlern noch in aller Ruhe das Lebensmittelvokabular beibringen zu lassen und mit
Einheimischen in Kontakt zu kommen.
Das kulturelle Leben hat hier auch einiges zu bieten und für Reisen in die Ukraine ist Lublin ein
guter Startpunkt. Da kommt einem dann leider die Uni in die Quere.
Wenn man aber keine Mühe und Arbeit scheut oder einfach zu der glücklichen Sorte von Mensch
gehört, die sich von Stressgefühlen nicht beeindrucken lassen und selbst am Abend vor der
Prüfung noch unbeschwert feiern gehen können, würde ich Lublin als Ziel für ein
Auslandssemester sogar empfehlen.
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