Glaubensbegründung nach der Aktion (1893) von Maurice Blondel
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Glaubensbegründung nach der Aktion (1893) von Maurice Blondel
Geisteswissenschaft Michael Köster Glaubensbegründung nach der Aktion (1893) von Maurice Blondel Diplomarbeit Rheinische Friedrich – Wilhelms – Universität Bonn Fundamentaltheologisches Seminar Arbeit zum Erwerb des Diploms im Fach Katholische Theologie mit dem Thema: Die Begründung des Glaubens nach der Aktion (1893) von Maurice Blondel Vorgelegt von: Michael Köster Collegium Albertinum 77 Inhalt Vorwort....................................................................................................... 1 Einleitung.................................................................................................... 2 Erstes Kapitel: Leben und Werk Maurice Blondels (1861-1949) 1. Kindheit und Studienjahre............................................................................ 3 2. Geistesgeschichtlicher Horizont der Aktion (1893)........................................... 6 Zweites Kapitel: Die Aktion (1893) – Versuch einer Kritik des Lebens und einer Wissenschaft der Praktik 1. Aufbau und Methode................................................................................... 11 2. Durchführung............................................................................................... 16 2.1 Das Problem des Dilettantismus............................................................... 16 2.2 Der Nihilismus......................................................................................... 25 2.2.1 Der Pessimismus Schopenhauers................................................... 25 2.2.2 Die Prüfung des Nihilismus durch Blondels Untersuchung................ 27 78 2.3 Der Kern des Blondelschen Ansatzes: „Die Erscheinung der Aktion“....................................................................35 2.4 Die Bedeutung des „Einen Notwendigen“..................................................... 40 2.5 Die Bedeutung der Begriffe Offenbarung, Vinculum und Panchristismus in Blondels Werk....................................................................................49 Drittes Kapitel: Die Bedeutung des Ansatzes Maurice Blondels für die Fundamentaltheologie 1. Blondels Ansatz zur Glaubensvermittlung...................................................... .56 2. Blondel und die neuere katholische Theologie in Deutschland.......................... 62 2.1 Blondel als Vorbereiter des Rahnerschen Begriffs „Anonymes Christentum“........................................................................ 62 2.2 Balthasars „existenthafte Vorbedingung des Glaubens“ bei Blondel.............................................................................................65 2.3 Die Aktion und ihr Einfluß auf die neuere Fundamentalheologie .............................................................................68 Schlußwort.....................................................................................................74 Inhalt..............................................................................................................77 Literaturverzeichnis.......................................................................................79 1 Vorwort Während meiner Studienzeit an der Theologisch-Philosophischen Hochschule der Steyler- Missionare in St. Augustin, bin ich erstmals mit der Person Maurice Blondels und seinem Ansatz, den er in seinem Hauptwerk Aktion darlegt, in Berührung gekommen. Schon damals war ich von seinem Gedankengang in besonderer Weise angesprochen. Gefreut habe ich mich daher, als es um die Planung der Diplomarbeit ging, daß Professor Sonnemans mir vorschlug, im Rahmen einer Glaubensbegründung, das Werk von Maurice Blondel zu bearbeiten. Während der Monate, in denen ich mich mit dem Thema intensiv beschäftigt habe, ist mein Interesse an Blondel noch gewachsen. Seine Ausführungen sind es auf jeden Fall wert, einmal kennenzulernen. Vielleicht sind seine Gedanken in der Lage, auch denjenigen einen Zugang zum Glauben zu liefern, die sich damit schwer tun. Blondel setzt zumindest an Erfahrungen an, die jeder Mensch in seinem Leben macht. An dieser Stelle möchte ich allen danken, die mich während der Zeit des Studiums und auch während der Monate der Diplomarbeit begleitet haben und mir nicht zuletzt auch durch ihr Gebet eine große Stütze waren. Abschließend möchte ich Herrn Prof. Dr. Dr. Heino Sonnemans danken für die Begleitung meiner Diplomarbeit. Bonn, den 28. Januar 2000 am Fest des Hl. Thomas v. Aquin Michael Köster 2 Einführung Die folgenden Ausführungen befassen sich mit dem grundlegenden Thema der Fundamentaltheologie: der Glaubensbegründung. Der erste Petrusbrief sagt: „ Seid jederzeit bereit, allen Rechenschaft zu geben, über die Hoffnung, die euch erfüllt.“ Diesen Gedanken hat sich die Fundamentaltheologie stets zu eigen gemacht und er ist auch für die heutige Zeit von nicht unerheblicher Bedeutung. Eine Begründung des christlichen Glaubens hat gerade dann ihre Berechtigung, wenn durch verschiedene Umstände, der Glaubensvollzug gestört wird. Das Christentum, das immer auch geprägt ist durch die jeweilige Geschichte, muß sein Bekenntnis bewahren, um sich selbst nicht zu verlieren und um auch andere Menschen für den Glauben gewinnen zu können. Dabei gibt es verschiedene Ansätze, die für die Rechtfertigung des Glaubens benutzt werden. Heute sieht eine fundamentaltheologische Methode ohne Zweifel anders aus, als noch vor einigen wenigen Jahrzehnten. Dies liegt auch an den anderen Auseinandersetzungen und Problemen, die uns gegenüber früheren Zeiten beschäftigen. Die Gesellschaft ist heute nicht mehr einheitlich christlich, beziehungsweise kirchlich eingestellt. Die Sinnfragen des Menschen werden zwar auch weiterhin gestellt, doch werden verschiedene Antworten auf diese Fragen gegeben. Man findet auch im Bereich des Geistigen demnach einen Pluralismus vor. In dieser Situation, in der sich zudem einige Menschen auch ausdrücklich von der Kirche abgewandt haben, soll nun, entsprechend dem Auftrag, die Botschaft von Jesus Christus, der der einzige Heiland und Erlöser ist, verkündet werden. Aufgabe der vorliegenden Arbeit soll es nun sein, anhand des Werkes und der Gedankengänge Maurice Blondels, die Wichtigkeit und Notwendigkeit des Glaubens für den Menschen darzulegen. Er hat es in seiner Zeit erreicht, auf die Schwierigkeiten, die durch die damaligen Geistesströmungen entstanden waren, eine Antwort zu finden. Die Frage nach dem Verhältnis von Glaube und Vernunft, war, ist und wird auch noch in Zukunft von Bedeutung sein. 3 Erstes Kapitel: Leben und Werk Maurice Blondels (1861 – 1949) 1. Kindheit und Studienjahre Nach P. Henrici ist der „ Angelpunkt des ganzen Denkens Blondels sein eigenes Leben und Erleben als praktizierender Katholik“. Geboren ist Maurice Blondel am Allerseelentag 1861 in Dijon, als Sohn einer alten burgundischen Bürger- und Magistratenfamilie. Fühlte er sich schon früh zum Priestertum hingezogen, so hat er auf Anraten eines geistlichen Begleiters, diesen Weg nicht eingeschlagen. Bereits während seiner Gymnasialzeit kam Blondel mit der Philosophie in Berührung und zwar durch Alexis Bertrand, der Herausgeber und Kommentator von Maine de Birans und eines philosophischen Lexikons war. Auf diese Weise kam Blondel mit Aristoteles, Descartes, Leibniz und Hauptvertretern des französischen Spiritualismus, sowie Kant und Spencer in Berührung.1 Bertrand führte Blondel auch in die Philosophie Leibniz´ein. Über diesen hatte Blondel bereits eine Arbeit verfasst, als er an der philosophischen Fakultät von Dijon in den Jahren 1879-1881 eine Vorlesung Henri Jolys über Leibniz`Theorie des „ vinculum substantiale“ hörte. Diese Idee prägte Blondel sehr stark. Er widmete ihr seine Doktorarbeit und sie ist zur eigentlichen Keimzelle seines sowohl philosophischen, als auch theologischen Denkens geworden. 1881 erfolgte Blondels Bewerbung und Aufnahme an der Ecole Normale Supérieure in Paris. Diese Lehranstalt galt als „ die höchste Stufe der wissenschaftlichen Ausbildung“2. Hier vollendete Blondel seine philosophischen Studien. Über seine Kindheit bis hin zu seiner Studienzeit äüßert er sich selbst wie folgt: „ Von Kind auf frommen Einflüssen ausgesetzt, von einer tiefchristlichen Mutter und Tante erzogen, umhegt von der Zuneigung der guten Schwestern des Klosters, wohin ich an jedem Ferientag ging, um einen Teil der Freizeit zu verbringen, mit einem jungen Priester spazierengehend und spielend, der eifrig nach Berufungen Ausschau hielt, frühzeitig „ernst und beschaulich“: so fand ich in mir den 1 2 Henrici, P.: Deutsche Quellen der Philosophie Blondels? In: Theologie und Philosophie 43 ( 1968 ) 542-561, hier: 555-557. so Hansjürgen Verweyen in: Maurice Blondel – Zur Methode der Religionsphilosophie, Einsiedeln 1974, S. 26.