Im alten Mercedes-Diesel nach Mauretanien

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Im alten Mercedes-Diesel nach Mauretanien
GN vom 19.12.2011
Im alten Mercedes-Diesel nach Mauretanien
Eiko Breuker aus Hardingen fiebert seinem „dust-and-diesel“-Roadmovie
entgegeben
Der Spaß ist dem 24-Jährigen aus Hardingen rund 4000 Euro wert. Direkt nach Weihnachten
geht Eiko Breuer für die Organisation „dust-and-diesel“ an den Start. Er will einen alten
Mercedes 124 W Kombi nach Mauretanien überführen. Dort wird das Fahrzeug verkauft –
der Erlös geht an die „AEPN Mauretanienhilfe“.
Von Susanna Austrup - Hardingen. Anfangs wirkt der
Kfz-Meister noch etwas verschlossen, doch im Laufe
des Gesprächs taut Eiko Breuker richtig auf. Vor fünf
Jahren habe er von der Organisation „dust-and-diesel“
und den spektakulären Rallyes der Organisation
erfahren, erzählt der Grafschafter. Schon damals stand
für ihn fest, dass er eines Tages an solch einer Tour
teilnehmen würde. „Ich habe unter meinen Kollegen
nachgefragt, ob jemand mitmachen möchte. Begeistert
waren sie ja, aber stets lautete die Antwort: Nicht in diesem Jahr.“ Irgendwann wollte Eiko
Breuker nicht länger warten und meldete sich für die Dezemberrallye 2011 an.
Den ersten Vorgeschmack holte Breuker sich bei einem Videoabend in Rheine. Mitglieder
der Organisation gaben Eindrücke der letzten Fahrt. Noch am selben Abend besuchte
Breuker die „dust-and-diesel“-Homepage im Internet. „Kurz darauf habe ich mir die alte
Rostlaube gekauft, die jetzt vor der Haustür steht“, erzählt der junge Mann lachend. Alt ist
der Mercedes mit Dieselmotor wirklich, aber inzwischen topfit für eine ausgiebige
Wüstentour. Breuker hat sämtliche Verschleißteile erneuert, die Karosserie rund zehn
Zentimeter höher gelegt – „damit ich mir auf den steinigen Straßen nicht gleich die Ölwanne
wegfahre“ – und einen Unterfahrschutz aus dicken Stahlplatten angeschweißt. Außerdem
hat Eiko Breuker in „super Reifen“ investiert und einen Tempomaten gebastelt, damit er auf
den langen Strecken keinen Bleifuß bekommt. Dafür hat der Fahrzeug-Freak den Gas-Zug
festgestellt und kann die Geschwindigkeit bequem manuell beim Lenken regulieren.
Was Eiko Breuker da vorhat, klingt nach Abenteuer pur. Und genau das reizt den
Grafschafter an der ganzen Aktion. „Leben ist endlich, lebe endlich“ steht dick und fett auf
der Heckseite seines Autos. Das ist Breukers Motto und er möchte gern viel erleben. Was er
auch aktiv angeht. Mit 18 Jahren ist Heiko Breuker auf eigene Faust nach Weißrussland
gefahren. Seine Eltern sind schon seit Jahren Gasteltern für die Grafschafter TschernobylHilfe. „Ich habe die Familie unseres Gastkindes einfach besucht“, sagt Breuker trocken. Ein
Besuch, für den er mal eben 10000 Kilometer zurückgelegt hat, in einem „100 Euro-Wagen“.
Mit seinem Lebenshunger passt der junge Mann perfekt in das Profil von „dust-and-diesel“.
Aufheulende Motoren, Wüstensand, bei der Wintertour lange Strandpisten „offroad“ bis nach
Nouakchott, „jeden Tag garantiert ein festgefahrenes Fahrzeug“, denn Pannen und
Nervenkitzel gehören bei jeder Tour dazu. Ganz am Ende steht dann auch noch ein guter
Zweck. Wenn die Fahrzeuge einigermaßen heil in St. Louis im Senegal ankommen, werden
sie dort oft noch für viel Geld verkauft. Das übernimmt ein Autohändler vor Ort, der mit der
Organisation zusammen arbeitet. Der Erlös kommt einem Waisenhausprojekt in der
islamischen Republik Mauretanien zugute.
Bei Eiko Breuker steht auf jeden Fall der Spaß im Vordergrund. „Man muss ja mal komplett
was anderes sehen“, sagt er. Der Abenteuerfaktor sei ihm schon wichtig, gibt er zu. Darum
hat er die Mai-Tour 2012 auch schon gebucht. In diesem Jahr sei für ihn eine geplante
Amerikareise geplatzt, so Breuker. Aus diesem Grund habe er noch seinen ganzen
Jahresurlaub 2011 für die Wintertour zur Verfügung. Die Mai-Rallye wird dann sein UrlaubsHighlight im nächsten Jahr. Während jetzt im Winter noch angenehme Temperaturen
zwischen 18 und 24 Grad Celsius auf den Grafschafter warten, wird das im nächsten Jahr
völlig anders sein. Dann geht es im Konvoi durch die Westsahara auf den Spuren der ParisDakar. Von großer Hitze bis zur Eiseskälte muss er dann mit allen Extremen rechnen. Aber
das schockt Breuker kein bisschen.
Keine Angst, überhaupt nicht nervös? Ja doch, aufgeregt sei er schon, antwortet Eiko
Breuker, der am liebest schon gestern losgefahren wäre. Die notwendigen Impfungen hat er
alle erledigt, viel Gepäck brauche er nicht, sagt er – eigentlich könnte es losgehen. Das wird
am 25., 26. oder 27. Dezember der Fall sein. „Je nach Wetter“, schätzt Eiko Breuker, denn
bei Schneetreiben oder Glatteis wolle er nicht unbedingt starten.
Ausgangspunkt für den 18-tägigen Roadmovie ist Tarifa in Südspanien. „Von hier kann man
schon nach Marokko hinübersehen“, freut sich Breuker. Nach der Überfahrt geht es weiter
nach Tanger, Fes, Marrakesch, Dakhla bis nach Mauretanien. Laut Plan soll die Tour am 18.
Tag – nach guten 7500 Kilometern Fahrt – mit einer Barbecueparty in Zebrabar enden.
„Wenn alles glatt geht und wir unterwegs nicht länger hängen bleiben“, hofft Eiko Breuker,
denn am 19. Januar will er wieder im Betrieb stehen.
Ausführliche Informationen über „dust-and-diesel“ und das Waisenhausprojekt in
Mauretanien“ sind im Internet zu finden unter www.dust-and-diesel.com.

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